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Kapitel 1


Ich heiße Claire, Claire Bubbles. Ich weiß...das erinnert einen an Speech-Bubbles aus dem Englischen, aber diesen Witz habe ich schon tausendmal gehört.
Naja, wie dem auch sei. Ihr denkt bestimmt, dass ich verrückt bin und die Geschichte, die ich euch jetzt erzählen werde. Aber sie ist wahr. Sie fing so an:
Ich schaute gerade bei einer Xaxinxu-Stunde bei meiner Mutter zu. Irgendwann wollte ich auch einmal Xaxinxu können, deshalb schaute ich gerne bei meiner Mutter Chlara zu… Xaxinxu ist euch wahrscheinlich nicht bekannt, da meine Mutter es sozusagen von ihrer Mutter geerbt hat und dieses bisher eine sehr seltene Kraft ist. Also…ich versuch es euch zu erklären:
Bei Xaxinxu befördert man dem helfenden Menschen sozusagen in eine andere Welt. Wenn man in dieser Welt angelangt ist, hat man sehr große Chancen seine momentane Krankheit, Schmerzen und anderes von sich zu nehmen. Naja, jedenfalls so ähnlich.
Da ich nicht wollte, dass dieses Talent aus unserer Familie verschwindet und ich auch noch die Möglichkeit hatte es zu können, schaute ich meiner Mutter bei ihren Stunden, die sie anderen gibt, um ihnen zu helfen, zu. Natürlich wollte ich das nicht als Hauptberuf machen, sondern Menschen auch noch auf einer anderen Art und Weise helfen; am liebsten als Arzt. Damit ich mein Abitur auch schaffen konnte, versuchte ich mich in der Schule auch anzustrengen, was bis dahin ganz gut lief mit 1,5 Notendurchschnitt. Aber ich will ja nicht prahlen… Wichtig für mich war und ist aber auch, mich auf meine Freunde zu verlassen und für sie, dass sie sich auf mich verlassen konnten und können…
Ach ja…die Geschichte. Ich hatte mich ja für heute mit Kayla verabredet. Wir wollten uns für ein Referat vorbereiten, indem wir im Gebäude A im zweiten Stock Raum 2 üben wollten… Da wir auf einem Internat wohnten, war es jetzt nicht schwierig schnell zu Raum A22 zu kommen, aber knapp wurde es schon.
„Mama, ich muss schnell zu Kayla, weil wir unser Referat in Geschichte vorbereiten wollen“, flüsterte ich ganz leise, um ihren Patienten nicht zu stören.
„Okay.. Dann bis später. Hab dich lieb.“
Ihr wundert euch bestimmt darüber, dass meine Mutter auch auf dem Internat wohnte. Sie war Lehrerin an unserer Schule. Meine Zwillingsschwester Caroline ging mit mir aufs Internat. Ich hatte mit meiner besten Freundin Kayla ein Zimmer im anderen Wohntrakt als meine Mutter als Lehrerin. Caroline hatte das Zimmer zwei Türen weiter von mir mit ihrer besten Freundin Victoria. Manchmal konnten die beiden ganz schön nerven, aber gut in der Schule waren sie trotzdem. Deshalb kamen sie später mit zu A22, um Kayla und mir die letzten nötigsten Tipps zu geben. Natürlich konnte meine Schwester nirgendwo hingehen, wo nicht gerade ihr Freund Evan war. Der wiederum hatte einen Zimmergenossen, der Steven heißt. Und die beiden Kumpels machten auch alles zusammen. Das bedeutet, Kayla und ich hatten später vier Zuschauer, während wir übten.
Nachdem ich ganz kurz geklopft habe, erklang auch schon ein fröhliches „Herein!“ von Kayla‘ s piepsigen Stimme. Sie hatte schon alle Sachen einpackt, die wir für unsere Probe gebraucht hätten.
„Können wir dann los?“, fragte sie eifrig.
„Kayla, wir treffen Sammy bestimmt nicht auf dem Weg zu A22!“
Kayla war schon eine halbe Ewigkeit in Sammy Angel verknallt. Nicht nur, weil er ja „den Namen eines Engel hat...“. Kayla hat ihn zum ersten Mal in der siebten Klasse gesehen, als er auf unser Internat gekommen ist. Seitdem war Sammy immer ihr aktuellstes Thema.
„Wer weiß, wer weiß“, antwortete sie nur. Das war ihre typische Antwort und wenn wir ihn dann nicht getroffen haben, war sie beleidigt.
Da klopfte es auch schon an unserer Tür. Ich machte auf und sah Caroline, Victoria, Evan und Simon vor mir stehen.
„Wo bleibt ihr denn? Wir warten uns schon seit 10 Minuten Löcher in den Bauch!“, empörte sich Evan. Ich meine, Evan sah wirklich nicht schlecht aus, aber seine Arroganz stieg mir bis über den Kopf.
„Wir sind ja schon fertig. Es hat ein wenig länger gedauert, weil meine Mutter heute einen interessanten Patienten bei sich hatte!“
„Was für ′nen Patienten?“, fragte er verwirrt. Er bekam aber auch nichts auf die Reihe. Das hatte ihm Caroline schon so oft erzählt!
„Einen Patienten, der Xaxinxu benötigt.“
„Was ist Xaxinxu?“ Was für‘ n hirnloser Trottel!
„Das wurde dir doch schon tausendmal erklärt! ...“
„Okay Claire, ist schon gut. Evan, Darling, ist nicht so wichtig was Xaxinxu ist. Ich erkläre es dir ein anderes Mal. Nur bitte hört auf zu streiten.“, sagte Caroline mit ihrer sanften Stimme. Wenn sie etwas sagt, kann man ihr einfach nicht widersprechen. Deshalb kann ich mich auch nicht mit meiner kleinen Schwester (zwar nur mit einigen Stunden Differenz) streiten.
„Können wir dann los?“, meldete sich Kayla genervt zu Wort.
„Ja, find‘ ich auch.“, sagte Steven.
Als wir endlich in A22 waren, kam uns Schildi entgegen. Schildi heißt eigentlich Frau Schildenhauer. Sie sieht wie ein eingehauenes unnötiges Verkehrsschild, deshalb nennen wir sie, abgeleitet von Schild, Schildi.
„Och nö, ich hab‘ kein Bock auf Schildi. Die fragt gleich sicher wieder wie ich heiße, denn das kann sie sich nie merken. Diese Frau lebt einfach nur in den Tag hinein. Wobei ich mich frage, warum man sie noch nicht raus geschmissen hat. Als Schüler lernt man doch sowieso nicht, was mich nicht stört. Aber trotzdem kann sie einem total auf den Senkel gehen‘… Guten Tag Frau Schildenhauer.“
„Guten Tag…äh…“
„Evan, mein Name ist immer noch Evan“
„Ach ja genau, Evan“
„Guten Tag Frau Schildenhauer“, sagten auch wir Restlichen zur Begrüßung.
„Guten Tag…äh…ihr anderen.“, sagte sie verunsichert.
„Kommt wir gehen in A22.“, sagte Steven.
„Ja“, sagten wir alle aus einem Munde gesprochen erleichtert und eilten schnell in A22.
„Ach so… Ciao Frau Schildenhauer.“
„Tschüss … Claire?“
„Ja“, sagte ich höflich und schenkte ihr ein kleines Lächeln.
Sie lächelte zurück. Eigentlich konnte ich ganz gut sie leiden. Doch leider stimmt es, was Evan vorhin erzählt hatte.
„Claire, können wir dann endlich anfangen?“, fragte Evan ungeduldig.
„Ja, ich komme ja schon“

Kapitel 2


Als ich endlich in A22 war, kam mir Kayla mit traurigem Gesichtsausdruck entgegen
„Kommst du eben mit mein Kaugummi wegschmeißen?“, fragte Kayla mich und schaute mich mit großen traurigen Augen an.
„Ja, ich komme mit. Ich stelle nur eben meine Tasche ab, ja?“ Sie nickte nur als Antwort. Nachdem ich meine Tasche abgestellt hatte, taumelte mir Steven entgegen. Als ich schnell zur Seite ging, fiel er hin und zog mich mit. Wahrscheinlich wollte er sich nur an mir festhalten, um nicht umzufallen. Aber ich war nicht darauf vorbereitet und lag nun auf ihm.
„Oh..tut mir leid“, sagte Steven verlegen.
„Eh…macht doch nichts.“, antwortete ich ihm und schaute ihm dabei tief in die Augen. Da ich ihm sonst nie richtig in die Augen geguckt hatte, stellte ich erst jetzt fest, dass er schöne blaue Augen hatte…genauso wie ich. Ich war wie hypnotisiert, was auch der Grund dafür war, warum ich irgendwie nicht von Steven runtergegangen bin, aber ich glaubte ihn vorher noch nie richtig gesehen zu haben. Total in ihn versunken kam mir Evan‘ s Stimme ins Ohr: „Uhh, was sehe ich denn da. Seid ihr etwa verliebt?“ Wobei er „verliebt“ wie ein heiliges Wort aussprach und es genoss es zu sagen.
Auf einmal war ich wieder in der Wirklichkeit. Da merkte ich, dass Kayla wohl schon auf mich wartete und sprang von Steven auf.
Ich war sofort bei Kayla, die auch schon auf mich wartete. Natürlich ging es um Sammy.
„Ich war 100 prozentig sicher, dass wir ihn auf dem Weg sehen. Glaubst du überhaupt, dass er weiß, dass ich existiere?“
„Kayla...Das haben wir doch schon hundert Mal besprochen…“ Sie schmiss ihr Kaugummi weg. Auf einmal blieb sie stehen.
„Was ist?“, fragte ich verwirrt.
„Hast du es gehört? Ich nämlich nicht!“
„Was gehört?“
„Na, den Aufprall vom Kaugummi!“
„Den Aufprall vom Kaugummi? Ich bitte dich, Kayla. Den Aufprall …“
„Ja, den Aufprall vom Kaugummi. Ja verdammt noch ‚mal!“
„Alles okay?“
„Ja! Und ?“
„Was, und?“
„Na; hast du ihn gehört; den Aufprall vom Kaugummi?“
„Nein, ich hab‘ ihn nicht gehört.“ Ich verdrehte die Augen so, dass sie es nicht sah. „Warum fragst du?“
„Ach, nur so!“ Ich schaute sie misstrauisch an.
„Kommt ihr endlich?“, fragte Evan genervt.
„Ja, wir kommen ja schon!“
Nachdem wir endlich im Raum waren und der Computer von Steven schon hochgefahren wurde, konnten wir endlich anfangen.
„Also…“, fing Kayla an. „Wir halten heute ein Kurzreferat über die Konzentrationslager unter Hitler“
„Die Konzentrationslager, auch KZs genannt, wurden zwischen…“, fuhr ich fort wobei ich nicht mehr ganz beim Thema war und mir der Text einfach so über die Lippen ging.
Ich dachte an so vieles: an Steven, an Kayla‘ s Kaugummi, an meine Mutter…. Aber ich wusste auch, dass ich mir erst so richtig Gedanken machen konnte, wenn wir endlich fertig sind und ich in Ruhe in meinem Bett lag.
„Das war eigentlich schon ganz gut, nur das du, Kayla, noch ein bisschen deutlicher reden kannst. Aber sonst hab‘ nichts zu bemängeln“, sagte Caroline ernst, aber freundlich.
„Ja, das stimmt; Kayla könnte deutlicher reden, aber Claire könnte noch ein bisschen langsamer reden“, sagte auch Victoria ernst.
„Vielen Dank, dass ihr uns geholfen habt.“, bedankte ich mich höflich. Und auch Kayla nickte den Kopf zur Anerkennung. Sie war wahrscheinlich auch nicht ganz bei der Sache; mit ihren Gedanken immer noch bei Sammy.


Imprint

Images: Linda Müller
Publication Date: 05-09-2012

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