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Kapitel 1 Der Apfel fällt nicht...

Eigentlich hätte ich ein Apfel werden sollen. Ich sehe auch entfernt so aus. Irgend wann in der Reife ist allerdings was schief gegangen und ich bin so geworden wie ich bin. Vielleicht liegt das am Klimawandel oder der Ozonschicht oder es war einfach Schicksal. Ich heiße Jona. Meine Großmutter Granny hat immer erzählt, dass manche Sprichwörter nicht immer stimmen, z. B. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm", das stimmt für mich gar nicht. Ich hänge am liebsten im Apfelbaum, Birnbaum, oder überhaupt herum. Erstaunlich sind meine Fähigkeiten. Trotz der kurzen Beine, ich vergleiche sie mit den Schülern neben meinem Lieblingsbaum, renne ich schneller als alle anderen. Mit meinen Armen kann ich tagelang hängen, meinen Augen sehen 100 m weit und können dabei noch die Sommersprossen auf deiner Nase zählen und meine Ohren , die aussehen, wie Blätter hören auf diese Entfernung noch jedes Wort. Das ist praktisch, so verstehe ich auch auf meinem Baum jedes Wort, was der Lehrer oder die Lehrerin den Schülern erzählen. Denn mein Lieblingsbaum steht, wie ihr wahrscheinlich schon erraten habt, direkt vor einer Schule und ich hänge gegenüber eines Klassenzimmers, 5. Klasse der Realschule. 
Leider ist das nicht immer so einfach. Manchmal muss ich etwas aufpassen. Letzten Winter habe ich mal verschlafen und der Hausmeister wollte mich vom Baum schütteln. Erst als er eine Stange holen wollte um mich herunter zu stoßen konnte ich verschwinden. Gut, dass ich so schnell bin.
Dann habe ich mich auf meinen Zweitbaum gerettet. Da ich in Biologie aber die Bäume noch nicht hatte, wusste ich nicht, das mein Zweitbaum ein Zwetschgenbaum ist. Wer soll das auch erkennen, wenn es Winter ist und weder Blätter noch Früchte auf dem Baum wachsen. Allerdings steht der Baum im Garten von der Bio-Lehrerin, Frau Blum, gern von den Schülern unter sich auch Blümchen genannt. Die hat sich nicht schlecht gewundert, als sie auf ihrem abgeernteten Zwetschgenbaum einen Apfel entdeckt hat. Am nächsten Tag hat sie dann allerdings an sich gezweifelt, da ich wieder verschwunden war. Ich habe natürlich sofort gemerkt, dass ich da nicht bleiben sollte. Ich wäre zu einer Biologischen Neuentdeckung geworden. Die winterliche Mutation eines Zwetschgenbaumes oder so. Schön für den wissenschaftlichen Ruf von Frau Blum, als Biologin, auf Dauer aber nicht aufrecht zu halten. Das Frau Blum seit dem das kleine Glas Wein zum Abendessen weg lässt, ist bestimmt Zufall.

Auf meinem Lieblingsbaum vor der Schule träume ich oft davon, was wäre denn, wenn es noch mehr solche Ausnahmefrüchte wie mich gäbe. Wir könnten uns zusammen tun und eine eigene Schule gründen. Es gibt so viel zu lernen und alles ist spannend. Na ja für alle Schüler ist nicht alles spannend. Ehrlich gesagt gibt es auch Schüler, für die ist fast gar nichts spannend oder alles andere außerhalb der Schule. Dabei hängt da viel von dem Zuhause der Schüler ab und den Freunden denen sie sich anschließen oder die sie bewundern. Ups, das klingt jetzt zu kompliziert. Also einfach ein paar Beispiele:
Von den 24 Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse sind 6 davon die die das Sagen haben. Auf mir unerklärlicher Weise bestimmen die, was angesagt ist und was nicht. Welcher Lehrer okay ist und welcher nicht. Was "man" anziehen kann oder was total out ist. Ich übertrage die 6 Schüler gerne in meiner Phantasie auf meine Obst-Klasse. Damit die Geschichte nicht zu verwirrend wird, erzähle ich sie so, als wäre alles in meiner Obstklasse passiert. Ähnlichkeiten der Verhaltensweisen von Menschen sind durchaus gewollt. 

Ganz vorne sitzen die zwei Lieblingsschüler aller Lehrer. Cox und Elena. Elena, die für mich eine Zwetschge ist, ist sehr aufmerksam und hat jeden Tag eine zu ihrem T-Shirt passende Schleife im Haar, leicht und dezent geschminkt sieht sie wirklich zum anbeißen aus. Es gibt so gut wie kein Fach in dem sie nicht die Beste ist, außer in Sport glänzt sie mit Einser und Zweier, aber in Sport hat sie immer eine gut gemeinte Drei. Ihr Nachbar und Freund Cox hat in den Fächern auch überwiegend Zweier, nur in Sport nicht. Cox hat eine eher rundliche Figur und erinnert mich an mich selbst als Apfel. Während er als Junge überall der beste ist, hängt er in Sport hoffnungslos durch. Beim Fußball versucht er grundsätzlich so weit weg wie möglich vom Ball zu stehen. Immer von der Angst verfolgt, mit dem Ball verwechselt zu werden, dabei ist der Fußball viel kleiner. Schlimmer wäre es beim Basketball, der ist größer. Rollt er ihm mal versehentlich vor die Füße, schubst er ihn so schnell als möglich von sich weg, egal wohin.
Noch schlimmer ist es beim Völkerball. Aufgrund seiner Figur ist er das beste Ziel für alle Werfer. Da er weder fangen noch sich schnell weg ducken kann, bleibt er nie länger als die ersten 5 Sekunden im Spiel.
Das die Mannschaftsführer alles versuchen ihn nicht in ihre Mannschaft zu bekommen erklärt sich von selbst. Der Pechvogel, der ihn zum Schluss doch nehmen muss, weiß das das Spiel nur noch mit viel Glück zu gewinnen ist. Das hebt nicht gerade die Stimmung und Cox ist damit in der Klasse

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Publisher: BookRix GmbH & Co. KG

Publication Date: 06-11-2023
ISBN: 978-3-7554-4429-9

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Dedication:
Für alle Eltern, deren Kinder so etwas nicht tun. Für die "Äpfel" die am Stamm liegen und doch aufgehoben werden.

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