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„Miss Madsen?“ Alfred Parker, mein Chef erhebt sich von seinem Schreibtischstuhl, ich stehe auf und nehme die Unterschriftenmappe gleich mit.
„Was kann ich für sie tun Mr. Parker?“ ich stehe in der Tür und er deutet mir an die Tür zu schließen.
Ich ziehe leise die Tür ins Schloss und trete weiter in das Büro herein.
„Setzen sie sich.“ Sagt er freundlich aber bestimmt und ich nehme auf dem Stuhl gegenüber seinem Platz. Auch er setzt sich wieder und sieht konzentriert auf seinen Computermonitor.
„Wie lange arbeiten sie jetzt schon für mich?“ er sieht mich fragend an.
„5 Jahre Sir.“ Antworte ich leicht verwirrt.
„Ich habe eine Bitte an sie…“ er lehnt sich leicht zurück und sieht mich prüfend an. „… Mein Sohn Christopher wird in den nächsten Wochen anfangen, das Unternehmen zu übernehmen.“ Beginnt er und ich sehe ihn mit großen Augen an.
Gut, er ist nicht mehr der Jüngste, aber das Unternehmen ist sein Leben.
„Er hat erst seit 2 Jahren seinen Abschluss in Betriebswirtschaft und ich möchte sie bitten, ihm auf die Finger zu schauen. Ich möchte, das er das Unternehmen in meinem Sinne weiter führt und nicht irgendwelchen neumodischen Schnickschnack einführt.“
„Neuerungen werden sich langfristig nicht umgehen lassen.“ Erwidere ich schulterzuckend.
„Dessen bin ich mir bewusst Miss Madsen…“ er lächelt leicht „Es geht um die allgemeine Firmenpolitik. Ich habe es in den 45 Jahren, die ich diese Firma jetzt leite, geschafft nicht einen meiner Angestellten zu Unrecht zu kündigen. Ich habe es immer geschafft, dass sich Sterling Industries steigert und wir heute eine Marktführende Position in Sachen Mikroprozessoren und Sicherheitstechnologie haben. In Nordeuropa sind wir unangefochten die Nummer eins und ich will das es so bleibt.“ Er sieht mich ernst an.
Natürlich weiß ich das alles, deshalb arbeite ich auch gerne für Sterling Industries. Hier in Kopenhagen ist die Firma einer der beliebtesten Arbeitgeber, die Arbeitsplätze sind sicher und die Löhne sehr fair. Mr. Parker, ein gebürtiger Ire, hat sich vor 10 Jahren entschlossen seine Firmenzentrale hier zu errichten, denn die nordeuropäischen Märkte sind sicher und ausbaufähig. Englisch ist aber die uneingeschränkte Firmensprache, mir kam zu Gute, das ich in englisch ausgezeichnete Noten hatte und an einer Londoner Business School meinen Abschluss gemacht habe. Er ist ein guter Chef, auch wenn er durch seine unterkühlte Art wahrscheinlich in der Geschäftswelt, sowie im Privaten nicht sehr viele Freunde hat.
Er hat nur einen Sohn und ich bin nicht überrascht, dass dieser Sterling Industries übernehmen wird.
Meine Rolle ist mir allerdings noch schleierhaft.
„Miss Madsen, ich würde sie bitten als Assistentin meines Sohnes anzufangen und mich über alle seine Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten. Natürlich wird er nicht wissen, das sie vorher für mich gearbeitet haben und er soll auch nichts von unserem Arrangement erfahren.“ Er sieht mich durchdringend an.
„Aber alle in der Büroabteilung wissen, dass ich ihre Assistentin bin.“ Erwidere ich zweifelnd.
„Ja, alle hier in der 22. Etage. Aber mein Sohn wird sein Büro im 18. Stock haben und die Leute kennen sie nicht, vielleicht haben sie mal ihren Namen aufgeschnappt, aber sie werden sie nicht mit mir in Verbindung bringen.“ Er sieht mich zufrieden mit sich an.
„Mr. Parker…“ ich halte mich an meiner Unterschriftenmappe fest. „Wie wollen sie es den Leuten vom Vertrieb und vom Marketing verkaufen, das ich zwar schon mehrer Jahre in Haus bin, aber keinen Posten bekleidet habe?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Laut Lebenslauf haben sie in der Poststelle gearbeitet, Computerarbeit.“ Er sieht mich an.
„Laut Lebenslauf?“ echoe ich.
„Ja, Christopher soll das Gefühl haben, das er sie selbst auswählt…“ er nickt mir zu „Keine Angst Miss Madsen, ich bin schon bei der Wahrheit geblieben. Ausgezeichnete Englischkenntnisse, sehr gut in Terminkoordination, Abschluss an der Business School in London.“ Wieder nickt er mir zu.
„Das stimmt ja alles.“ Gebe ich zu.
„Genau deshalb habe ich mich damals entschieden, sie trotz ihren jungen Alters, zu meiner Assistentin zu machen und ich bin mir sicher Christopher wird genauso handeln. Sollte er es nicht tun, so werden die Personalabteilung und ich einen Weg finden, dass er es tut. Ich kenne Christopher, er ist mein einziger Sohn und ich will wirklich das Beste für ihn, nur weiß er manchmal einfach nicht, was das Beste für ihn ist. Er ist erst 28, er steht noch am Anfang seiner Karriere, ich möchte ihn davor schützen Fehler zu begehen.“ Seine grau blauen Augen blitzen schelmisch auf und ich grinse. „Also Miss Madsen. Was sagen sie?“
„Klingt nach firmeninterner Spionage.“ Gebe ich zu.
„In gewisser Weise schon…“ gibt er mir Recht „…Aber sehen sie es mal so, wenn sie seine Assistentin sind, dann ist ihr Job sicher. Ich werde in ein bis zwei Jahren aus der Firma verschwinden und sie? Ich meine, sie sind 26. Denken sie an ihre Zukunft.“ Er verschränkt seine Hände und ich atme tief durch.
„Wann soll ich anfangen?“ sage ich schließlich.
„Am Montag, Christopher kommt am Sonntag mit dem Flieger aus den USA und er möchte sich Montag nach einer geeigneten Kandidatin umschauen.“ Erklärt er mir „Ihr Arbeitsvertrag bleibt wie gehabt, lediglich wird mein Name durch den meines Sohnes ersetzt. Das heißt auch, sie werden Konferenztermine in China, den USA oder sonst wo mit ihm wahrnehmen müssen, denn meine Frau möchte er sicherlich nicht dabei haben. Alles Weitere müssen sie mit Christopher abklären.“
„Okay.“ Ich stehe auf und reiche ihm die Unterschriftenmappe „Die Verträge vom Voss und Blomberg sind da, die müssen heute Abend noch wieder raus.“ Erkläre ich ihm.
„Danke.“ Er nimmt sich die Mappe und ich gehe zurück zu meinem Schreibtisch.
- Worauf hast du dich da eingelassen Josephina Madsen? – ich fahre mir durch meine langen braunen Haare und seufze tief. Ich war froh, dass ich mit Mr. Parker nicht durch die Weltgeschichte fliegen musste, da er für solche Termine immer seine Frau mit genommen hat, aber nun würde auch noch das auf mich zukommen…
Ich nehme mir meine Arbeitsmappe und tippe die diktierten Briefe, dann mache ich Termine für die nächsten Tage aus und habe gar keine Zeit darüber nachzudenken, das ich schon in 5 Tagen in einem anderen Vorzimmer sitze.
Um 16 Uhr lege ich Mr. Parker alle Unterlagen in sein Büro und ziehe mir meinen Mantel über. Er sitzt noch in einer Besprechung, aber das hält mich nicht davon ab Feierabend zu machen.
Wenn die Besprechung meine Anwesenheit gefordert hätte, dann wäre er nicht allein gegangen.
Ich fahre mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage und steige in meinen, zugegebener Maßen ziemlich alten, Volvo Kombi und starte den Motor.
Hey, mein Baby mag zwar alt sein, aber es schnurrt wie ein Kätzchen. Ich schiebe meine Karte in den Schlitz an der Schranke und fahre auf die Straße.
Super, Kopenhagen im Feierabendverkehr.
So werde ich mindestens 40 Minuten nach Hause brauchen. Ich bin vor zwei Jahren aus der Innenstadt weg gezogen, weil ich es in der Stadt selber nicht mehr ausgehalten habe. Ich habe wirklich nichts dagegen am Wochenende die Stadt unsicher zu machen, aber wenn ich von der Arbeit komme, dann habe ich es gern ein wenig ruhiger. Ich wohne in einem Vier Parteien Haus in Charlottenlund, ein etwas gehobener Stadtteil von Kopenhagen, aber es ist nicht so, dass sich hier die Reichen und Schönen tummeln. Ich glaube in Kopenhagen gibt es so einen Stadtteil gar nicht. Ein Stück weiter die Küste entlang kommt man nach Klompenburg, wenn man einen Stadtteil als Stadtteil der Reichen und Schönen bezeichnen möchte, dann diesen. Die Häuser da sind riesig.

Ehrlich, ich frage mich immer wieder wofür man ein so großes Haus braucht. Ich stelle mir später zwar schon ein eigenes Haus vor, aber dann doch eher in einer Größe die ich überschauen kann und wo ich kein Navi brauche um mich zu Recht zu finden.
Ich fahre nach sage und schreibe 45 Minuten auf unseren kleinen Parkplatz und steige aus. Sofort begrüßt mich meine Untermieterin Frau Jensen, eine alte, furchtbar neugierige Dame. Sie hängt wieder einmal halb aus ihrem Küchenfenster und ich frage mich, ob sie auch noch etwas anderes macht.
„Josephina.“ Sie strahlt mich an und ich muss grinsen. Im Grunde genommen weiß ich, dass sie eine herzensgute Frau ist, aber sie eben verdammt neugierig.
„Hallo Susann!“ begrüße ich sie ebenfalls und nehme meine Aktentasche vom Rücksitz.
„Wie geht es dir denn heute? Das Wetter ist ja für Anfang Mai wirklich wunderbar, findest du nicht?“ sie deutet zum Himmel. Tatsächlich ist nicht eine einzige Wolke am Himmel und es ist angenehm warm.
„Ja, das Wetter ist wirklich traumhaft. Geht es ihrem Rheuma nicht immer viel besser bei einem solchen Wetter?“ ich schließe meinen Briefkasten auf und nehme meine Post von heute raus.
„Ja Kindchen, meine Knochen tun heute kaum weh.“ Sie lächelt erleichtert.
„Das freut mich wirklich. Ich werde mir jetzt mal Dexter ausleihen und das Wetter für eine Joggingrunde nutzen.“ Ich zwinkere ihr zu und betrete unser Haus.
„Viel Spaß Josephina.“ Ruft sie mir hinterher.
„Danke Susann.“ Erwidere ich und stiege in den zweiten Stock.
Ich schließe meine Wohnungstür auf und lege meine Post auf die Kommode. Ich werde sie später irgendwann durch sehen. Ich ziehe meinen Mantel aus und kicke meine Highheels in die Ecke. Ich strecke mich ein wenig und ziehe meinen Blazer aus um ihn über die Stuhllehne meines Esstisches zu hängen. Dann schalte ich mit der Fernbedienung meine Anlage an und gehe durch mein Wohnzimmer in mein Schlafzimmer. Die Wohnung hat eine etwas gewöhnungsbedürftige Aufteilung, aber ich mag das. Wenn man herein kommt befindet man sich in einem kleinen Flur, von dem aus das Bad, die Küche und das Wohn- und Esszimmer abgehen. Aus dem Fenster hat man einen wunderbaren Blick hinaus aufs Meer, ich glaube, das war der ausschlaggebende Punkt, als ich zur Besichtigung hier war. Durch das Wohnzimmer gelangt man in mein Schlafzimmer und auf der anderen Seite geht noch eine Tür ab, dort habe ich mir mein kleines Arbeitszimmer eingerichtet. Ich ziehe meine Jogginghose und einen Pullover aus meinem Kleiderschrank und tausche die gegen meinen Rock, meine halterlosen Strümpfe und meine Bluse. Ich nehme mir ein Haargummi von der Kommode in meinem Schlafzimmer und binde mir meine Haare locker am Hinterkopf zusammen. Dann angele ich mir meine I-Pod aus meiner Anlage und stöpsele meine Kopfhörer an. Ich ziehe mir gerade meine Turnschuhe an, als es klingelt.
Grinsend öffne ich die Tür, es kann eigentlich nur eine Person sein, die jetzt bei mir klingelt. Mein grinsen wird noch breiter als sich meine Vermutung als richtig heraus stellt. Oliver, mein Nachbar von Gegenüber sieht mich abgehetzt an.
„Na Oli, was gibt es?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch und er deutet auf den braunen Labrador neben sich.
„Kannst du bitte? Ich muss Addy von seiner Mutter abholen.“ Er sieht mich bittend an und ich lache leise.
„Ich wollte mir sowieso Dex ausborgen. Ich will eine Runde am Strand joggen und Dex ist mein liebster Begleiter.“ Ich kraule den gutmütigsten Rüden auf der ganzen Welt und er leckt meine Hand ab.
„Du bist ein Schatz!“ Oli drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Willst du heute Abend mit mir und Addy essen? Ich habe Lasagne gemacht.“ Er sieht mich gespannt an.
„Wieso eigentlich nicht…“ ich zucke mit den Schultern „… Ich habe heute noch nichts Anständiges gegessen, da kommt mir deine Lasagne gerade recht.“ Ich zwinkere ihm zu.
„Super, Addy freut sich bestimmt…“ er sieht auf seine Uhr „… Verdammt ich muss los.“ Er winkt mir kurz zu und drückt mir Dexter seine Leine in die Hand. „Danke noch mal Josie!“ schon springt er die Stufen runter und ich sehe Dex an.
„Na komm mein Großer!“ ich ziehe die Tür hinter mir ins Schloss und wir gehen die Treppen runter. Kaum draußen gibt es für Dex kein Halten mehr.
„Ganz ruhig mein Großer.“ Lache ich und wir gehen erst einmal im gemütlichen Tempo die 5 Minuten bis wir am Strand sind.
Ich kenne Oli jetzt seitdem ich hier wohne, er ist 3 Monate vor mir ins Haus gezogen. Er hat eine ziemlich schmutzige Scheidung hinter sich und Adam, sein Sohn, kommt ihn jedes zweite Wochenende besuchen, manchmal sogar ein paar Tage länger. So wie diese Woche, er bleibt von heute bis Montagabend, das hat mir Oli vor zwei Tagen strahlend berichtet. Fast immer wenn Addy das ist, bin ich bei den Beiden. Wir spielen Brettspiele oder manchmal auch mit der Wii und ich mag Addy und Oli wirklich sehr. Die Sache zwischen mir und Oli ist rein platonisch, darüber waren wir uns von Anfang an klar.

Er braucht weiß Gott keine neue Freundin und ich fühle mich als Single ganz wohl. Ich bin nicht so der Beziehungsmensch.

Es ist schön zu sehen wie sehr Addy von Oli geliebt wird…
Dex und ich erreichen den Strand und ich dehne mich ein wenig ehe wir los laufen. Dex ist völlig in seinem Element und da ich ihn kenne und weiß, wie gut er hört, mache ich seine Leine los. Brav läuft er neben mir her und ich genieße den leichten Wind in meinem Gesicht.
Ich hatte als Kind nie das Glück, mich geliebt zu fühlen. Mein Mutter starb, als ich gerade einmal 3 Jahre alt war, an den Folgen ihres Drogenkonsums und ab da an begann meine Odyssee durch verschiedene Waisenhäuser, Heime und Pflegefamilien bis ich endlich mit 18 aus dem System gefallen bin. Von da an stand ich auf eigenen Beinen und damals beschloss ich, nach meinem leiblichen Vater zu suchen. Ich fand ihn zu meinem Erstaunen schnell und musste erschüttert fest stellen, dass ich für ihn nur das Produkt einer außerehelichen Affäre war. Es kümmerte ihn nicht wie es mir geht und es interessiert ihn bis heute nicht. Das Einzige was er jemals für mich getan hat… Er hat mir die Business School in London bezahlt und mir das Vorstellungsgespräch bei Sterling besorgt, seit dem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Dabei wohnt er gerade einmal 15 Minuten von mir entfernt, in Klompenburg… muss ich mehr sagen?
Er hat dort seine perfekte Familie und da passe ich, als uneheliche Tochter einfach nicht rein.
Ich erreiche mit Dex einen Strandabschnitt an dem sich noch mehr Hunde tummeln und ich lasse ihn eine Weile mit ein paar anderen wasserverrückten Hunden im Wasser spielen. Dex liebt das Wasser, klar er ist ein Labrador und die können gar nicht genug von dem nassen Element bekommen.
„Dex!“ rufe ich ihn und sofort kommt er angelaufen „Zeit zurück zu laufen.“ Ich sehe ihn an und er legt seinen Kopf schief. „Schau mich nicht so an, wenn morgen auch so ein schönes Wetter ist, dann nehme ich dich wieder mit.“ Verspreche ich ihm und er schüttelt sich ausgiebig. Quietschend springe ich zur Seite und sehe ihn belustigt an.
„Danke Dex.“ Ich schüttele leicht meinen Kopf. „Na komm!“ ich laufe ein paar Schritte und schon ist er wieder an meiner Seite.
Nach knapp 1 ½ Stunden sind wir wieder zu Hause und ich winke Susann und Alice, meine anderen Nachbarin zu. Die beiden haben sich gesucht und gefunden und wohnen schon seit fast 15 Jahren hier zusammen. Beide sind nach dem Tod ihrer Ehemänner hier her gezogen und teilen eine Leidenschaft: Neugier.
„Hallo Josephina!“ Alice winkt mir zu und ich nicke lächelnd. „Na, warst du mit Dexter wieder am Strand?“ sie sieht auf den mittlerweile trockenen Dex und ich nicke wieder.
„Das gute Wetter muss ich doch ausnutzen.“ Erkläre ich ihr und schließe die Tür auf.
„Oliver und Adam sind auch gerade erst eine halbe Stunde hier.“ Informiert sie mich und ich verdrehe die Augen.
„Gut zu wissen.“ Gebe ich zurück und die Tür klickt leise wieder ins Schloss als ich und Dex schon auf halber Höhe oben sind.
Noch bevor ich meine Haustür erreiche wird bei Oli die Tür aufgerissen und Adam stürmt auf mich und Dex zu. Wie immer begrüßt er zuerst Dex.
„Dexie!“ er umarmt ihn fest und Dex schleckt ihm übers Gesicht.
Dann sieht er auf dun seine hellblauen Augen strahlen. Er liebt seinen Dexie, wie er ihn nennt, abgöttisch und es hat ihm fast das Herz gebrochen als seine Eltern sich scheiden ließen und Dex zu Oli kam. Dex ist wie Adam 6 Jahre alt, die beiden sind zusammen aufgewachsen und teilen alles und mit alles, meine ich wirklich alles.
„Josie!“ er steht auf und umarmt mich, na ja eher meinen Bauch.
„Hey mein Süßer!“ ich struvele ihm durch seine hellblonden Haare und er sieht mich grinsend an.
„Kommst du zum Essen zu uns?“ er legt, ebenso wie Dex es immer tut, seinen Kopf schief und ich grinse.
„Du kennst mich doch.“ Gebe ich zurück. „Aber erst einmal muss ich duschen und mich umziehen.“
„Super!“ er reckt einen Daumen in die Höhe „Bis gleich!“ er nimmt Dex seine Leine und geht zu Oli, der in der Tür steht.
„Bis gleich.“ Lacht auch er und ich gehe erst einmal in meine Wohnung. Meine Joggingsachen landen im Wäschekorb und wenn ich schon dabei bin, dann stelle ich auch gleich eine Maschine an. Ich trete in die Dusche und genieße es, das warme Wasser über meinen Rücken laufen zu lassen. Dann wasche ich mir die Haare und greife nach einem Handtuch als ich die Dusche wieder ausgestellt habe. Ich wickele es mir mehr schlecht als recht um den Kopf und greife mir ein weiteres Handtuch um mich abzutrocknen. Ich wische den Dunst vom Spiegel und meine braunen Augen sehen mich groß an. Ich finde meine Augen etwas zu groß für mein Gesicht, meistens wird mir gesagt, ich sehe aus wie ein aufgescheuchtes Reh. Ich rubbele mir meine Haare trocken und lasse sie nass über meine Schultern fallen, sie gehen mir bis zur Mitte meines Rückens und ich bin Stolz auf meine lange Mähne. Sie wellt sich ganz leicht, aber wenn ich sie gleich nach dem Duschen oder Baden durchkämme, dann sind sie glatt. Ich gehe nur mit dem Handtuch in mein Schlafzimmer und ziehe die erstbeste Jeans raus. Ich trockene mich schnell zu Ende ab, hänge das Handtuch über die Heizung und schlüpfe in meine Unterwäsche. Ich werfe meinem Spiegelbild in Unterwäsche einen skeptischen Blick zu. Ich wiege aktuell 66 kg bei 1,70 m, ich trage Kleidergröße 34 bis 36 und trotzdem komme ich mir zwischen unseren Sekretärinnen Barbies vor wie ein Fremdkörper, denn es fängt ja schon bei der Haarfarbe an. Ich bin eben nicht blond, wie 90 Prozent meine Kolleginnen und der Sekretärinnen und ich trage eben nicht Size Zero.
Aber mal ehrlich, will man das?
Ich jedenfalls nicht, denn ich besitze so etwas wie weibliche Rundungen. Ich habe einen schön geformten Busen und einen Po der diese Bezeichnung auch verdient. Mein Bauch ist flach und das reicht mir eigentlich schon, ich schlüpfe in die Jeans, nehme mir ein rosanes Poloshirt von meinem T-Shirt Stapel und schlüpfe ebenfalls hinein. Ich ziehe mir dicke Wollsocken an und werfe mir sicherheitshalber eine graue Strickjacke über.
Dann bin ich soweit fertig, auf dem Weg nach draußen nehme ich mir ein neues Haargummi und mache mir wieder einen neuen Zopf. Einmal die Woche muss ich grundsätzlich alle Haargummis in der Wohnung einsammeln, denn dann liegen sie überall verstreut. Meine Freundin Maja macht sich immer lustig darüber.
A pro pro Maja, ich greife zum Handy und wähle sie an.
„Na, lebst du noch?“ begrüßt sie mich strafend.
„Sorry.“ Gebe ich zerknirscht zurück, wir haben schon Donnerstag und ich hatte am Montag versprochen anzurufen.
„Schon gut, wie sieht es am Wochenende aus? Hast du Lust mit mir und Tobi ins Quatro zu gehen?“ fragt sie hibbelig.
„Mir ist nicht so nach Tanzen, aber wenn ihr Lust habt, dann kommt doch morgen Abend vorbei. Ich mache uns Pizza und wir trinken ein Glas Wein.“ Biete ich ihr an.
„Klingt gut, Tobi hat 17 Uhr Feierabend, dann machen wir uns, wenn er geduscht hat, auf den Weg.“ Erwidert sie fröhlich.
„Klingt super. Ich freue mich auf euch. Bis dann.“ Ich mache mir eine Notiz auf meinem Memoboard im Flur.
„Bis dann!“ flötet Maja und legt auf.
Maja ist meine einzige richtige Freundin. Ich meine, ich war nie lange an einem Ort, dadurch das ich ewig rum gereicht wurde und Maja und ich haben uns durch Zufall in einem Supermarkt kennen gelernt. Ich habe ihr die letzte Mango vor der Nase weg geschnappt und irgendwie sind wir ins Gespräch gekommen. Das ist jetzt schon fast 7 Jahre her und ich mag sie wirklich gern. Sie nennt mich immer noch im Spaß Mangodiebin, obwohl wir damals die Mango schlussendlich zusammen gegessen haben. Sie ist eine Art Familienersatz für mich und ich bin öfter bei ihren Eltern zum Essen eingeladen. Frederik und Ida sind immer um mich besorgt und haben mich quasi adoptiert. Seit 3 Jahren ist Maja mit Tobias zusammen und anfangs hielt ich nicht wirklich viel von ihm, mittlerweile mag ich auch ihn und wir sind richtig gute Freunde geworden.

Die beiden sind wie zwei Geschwister, die ich nie hatte.
Nachdem ich aufgelegt habe stecke ich mein Handy in meine Hosentasche, nehme meinen Schlüsselbund und gehe über den Flur. Ich klopfe nur kurz an und gehe dann rein, Oli hat damit kein Problem und muss nicht alles stehen und liegen lassen, wenn ich komme. Ich habe seinen Schlüssel schon über ein Jahr, weil ich Dex manchmal hole, wenn er noch auf Arbeit ist. Er hat auch einen Schlüssel von mir, das hat sich schon manches Mal als lebensrettend heraus gestellt, wenn ich meinen eigenen vergessen hatte.
„Da bist du ja.“ Empfängt mich Addy strahlend „Die Lasagne ist in 10 Minuten fertig.“ Er nimmt seinem Papa Teller ab und wir decken zusammen den Tisch.
10 Minuten später steht die dampfende Lasagne auf dem Tisch und ich merke erst jetzt, wie hungrig ich bin. Oli füllt uns allen auf und dann lassen wir es uns schmecken. Oli hat uns beiden ein Glas Rotwein hingestellt und ich grinse ihn an. Manchmal weiß er einfach, was ich brauche.
„Sag mal Addy, wie ist deine Mathearbeit letzte Woche gelaufen?“ ich sehe ihn fragend an.
„Ganz gut denke ich. Wir bekommen sie erst morgen wieder.“ Er verzieht das Gesicht.
„Wenn du wieder weniger wie die Hälfte aller Punkte hast, dann müssen wir uns am Wochenende noch mal hinsetzen.“ Sage ich milde und er nickt geknickt. „Komm schon Süßer!“ versuche ich ihn ein bisschen aufzumuntern „Als ich so alt war wie du, da war ich auch eine Niete in Mathe. Wir müssen einfach immer schön üben, dann klappt das auch.“ Ich zwinkere ihm zu.
„Okay.“ Sagt er etwas besser gestimmt „In Englisch habe ich letzte Woche eine 2 bekommen.“ Strahlt er plötzlich und ich lache leise, sein zweites Problemfach und auch da helfe ich ihm, immer wenn er hier ist beim lernen.
„Super!“ ich halte meine Hand hoch und er schlägt ein.
„Und weil du so super bist mein Sohnemann…“ Oli grinst ihn an „hilfst du mir jetzt bei Geschirrspüler einräumen, dann machen wir deine Hausaufgaben und dann spielen wir alle eine Runde Uno.“
Addy sieht ihn geschockt an.
„Muss das sein Papa?“ er setzt seinen Dackelblick auf.
„Deiner Mutter mag es egal sein, ob du deine Hausaufgaben machst und ob du im Haushalt mithilfst, aber wie du gut weißt, ist es mir nicht egal.“ Oli nickt ihm zu und Addy räumt die Teller zusammen.
„Warte, ich helfe dir schnell und dann machen wir deine Hausaufgaben zusammen.“ Ich zwinkere ihm zu „Dann sind wir mit Beidem schneller fertig und können spielen, ehe du ins Bett musst.
„Danke Josie.“ Er strahlt mich an. Manchmal ist er so leicht glücklich zu machen. Natürlich bekommt Dex noch ein paar Reste der Lasagne und bedankt sich auf Dexter Art mit einem feuchten Kuss.
Eine viertel Stunde später sitzen wir über seinen Hausaufgaben und da es sich weder um Mathe noch um Englisch handelt geht es ihm schnell von der Hand. Ich finde es traurig, dass sich Lone, seine Mutter, so wenig darum kümmert.
Kurz nach 19 Uhr sind wir fertig und er packt seine Schulsachen für den nächsten Tag während Oli das Kartenspiel holt und ich die Weingläser an den Wohnzimmertisch bringe.
„Danke Josie.“ Er sieht mich dankbar an.
„Kein Problem.“ Winke ich ab „Ich mache es gerne, das weißt du.“ Ich setze mich im Schneidersitz auf den Fußboden gegenüber der Couch und Dex legt sich sofort zu mir.
Wir spielen mit Addy noch eine knappe Stunde, ehe er sich bettfertig machen muss.
„Kannst du Addy morgen an der Schule absetzen? Ich muss raus nach Holte und du fährst ja fast daran vorbei.“ Oli sieht mich zögerlich an.
„Ja sicher, Punkt 7.30 Uhr hole ich dich ab.“ Ich sehe zu Addy der uns im Pyjama Gute Nacht sagen will.
„Super.“ Strahlt er.
Oli nimmt ihn fest in den Arm „Schlaf gut mein Kleiner.“ Er gibt ihm einen Kuss und Addy kommt zu mir.
Ich umarme ihn ebenfalls und er sieht auf mich runter, da ich immer noch auf dem Fußboden sitze.
„Schlaf schön mein Süßer.“ Sage ich grinsend.
„Du auch Josie, bis morgen früh.“ Er hüpft in Richtung Kinderzimmer davon und schließt die Tür hinter sich.
„Warum ist er dieses Mal eigentlich so lange bei dir?“ ich rappele mich auf und setze mich zu Oli auf die Couch. Er in der einen und ich in der anderen Ecke mit unseren Weingläsern in den Händen.
„Lone ist ab heute Abend mit ihrem neuen Freund auf der Stena Line unterwegs.“ Erklärt er mir und ich sehe einen Moment den Schmerz in seinen Augen aufblitzen.
„Komm schon Oli, du hast was Besseres wie sie verdient und das weißt du auch.“ Erkläre ich ihm eindringlich.
„Ja ich weiß, aber wie soll ich bitte jemanden kennen lernen? Ich meine, entweder bin ich die ganze Woche wegen meinen Außenterminen unterwegs oder ich sitze bis spät abends im Büro. An den Wochenende habe ich Addy und Dex braucht mich auch ab und zu.“ Er krault Dex, der er sich zwischen uns bequem gemacht hat. Oli ist Architekt in einem großen Büro in der Innenstadt und es stimmt, er ist beruflich viel eingespannt, aber warum sollte es ihm anders gehen wie mir.
„Da hast du mit mir die falsche Ansprechpartnerin. Ich bin auch entweder auf Arbeit, auf dem Weg von und zur Arbeit, auf Konferenzen oder ich schlafe. Wenn mich Maja am Wochenende nicht ab und zu mitschleppen würde, dann wüsste ich nicht, was in der Welt abgeht.“ Ich zucke mit den Schultern.
„Wir sind schon zwei hoffnungslose Exemplare.“ Lacht Oli und erhebt sein Glas.
„Im Moment bin ich ganz glücklich so, Beziehungen bringen doch bloß Probleme mit sich.“ Ich lasse unsere Gläser sachte aneinander klingen.
„Na, na…“ er lacht auf „So schwarz musst du das ja nun auch nicht sehen.“
„Komm schon Oli, du bist 29 und geschieden. Du zeigst mir nicht gerade, das es funktionieren kann.“ Ich hebe mahnend meine Augenbraue.
„Schon gut, aber nimm nicht mich als auserwähltes Beispiel.“ Gibt er zu Bedenken „Die Liebe ist was wunderschönes, irgendwann merkst du das auch.“
„Irgendwann vielleicht, obwohl ich nicht einmal weiß was Liebe wirklich ist.“ Ich drehe das Weinglas in meinen Händen.
„Josie, jetzt komm nicht wieder mit deiner armen Waisenkind Nummer…“ sagt er mahnend und ich grinse ihn an.
„Okay, Okay.“ Winke ich ab.
„Glaub mir, wenn es so weit ist, dann weißt du es und das musst du nicht lernen, du weißt sehr wohl was Liebe ist.“ Er nickt mir zu.
„Ja Oli.“ Erwidere ich brav.
„Das ist mein Mädchen.“ Erwidert er stolz und nun lache ich.
Dann erzähle ich ihm von dem Auftrag den ich von Alfred Parker bekommen habe und er grinst.
„Wow Josie, in dir steckt eine Spionin.“ Er schüttelt ungläubig seinen Kopf.
„Ich weiß noch nicht, wie ich das finden soll.“ Gebe ich zu „Das wird sich dann wohl am Montag raus stellen.“ Er sieht auf die Uhr und ich erschrecke, es ist schon fast 23 Uhr.
„Ich muss ins Bett Oli.“ Ich stelle mein leeres Glas ab und Dex springt auf. „Und scheint, las müsstest du Dex noch mal raus lassen.“ Ich kraule ihn an seinen weichen Ohren und er schließt genießerisch die Augen.
„Scheint so.“ pflichtet mir Oli bei und bringt die beiden Gläser in die Küche, ehe wir in den Flur gehen.
„Gute Nacht Josie!“ er küsst mich auf die Wange und ich erwidere es mit einem Kuss auf seine Wange meinerseits.
„Gute Nacht Oli. Morgen früh Punkt 7:30 Uhr.“ Erinnere ich ihn und er geht mit Dex die Treppe runter, während ich in meine Wohnung gehe.
Ich ziehe mir ein langes T-Shirt zu meiner Unterhose an und krabbele unter meine Bettdecke. Ich schlafe schnell ein und verfluche meinen Wecker als er schrill klingelt.
Ich rappele mich auf, suche mir ein neues Kostüm aus meinem reichhaltigen Angebot und gehe ins Bad. Nach einer ausgiebigen Morgentoilette trage ich ein wenig Make up auf und stecke meine Haare hoch, ehe ich mir das von mir ausgesuchte dunkelblaue Kostüm und die weiße Bluse mit einer großen Schleife am Ausschnitt anziehe. Ich schlüpfe in halterlose Strümpfe die meine Beine etwas brauner erscheinen lassen, als sie es in Wirklichkeit sind und schlüpfe in meine weißen Highheels. Ich esse schnell ein wenig Obst und mache mir einen Kaffee, den ich in einem Thermobecher umfülle und auf die Kommode im Flur stelle. Dann gönne ich mir eine Tasse Kaffee und entscheide mich heute Morgen noch eine kleine Schale Müsli zu essen. Wie versprochen klopfe ich um 7:30 Uhr an Olis Tür und Addy kommt mit Sack und Pack in den Flur.
„Na, ausgeschlafen?“ ich struvele ihm durch die Haare und er sieht mich murrend an.
„Nein.“ Gibt er zurück und ich lächele, jeder der denkt, das ich schon ein Morgenmuffel bin, der kennt Addy nicht.
„Na komm Süßer.“ Ich sehe ihn aufmunternd an.
„Danke noch mal Josie.“ Ruft mir Oli zu und ich winke ihm zu.
„Schönen Tag.“ Wünsche ich ihm und ziehe meine Tür ins Schloss, ehe ich Addy nach unten folge. Die Fahrt verläuft eher schweigend, denn Addy ist immer noch nicht wach und als ich absetze sieht er mich geknickt an.
„Komm schon Süßer. Hab einen richtig schönen Tag.“ Ich drücke ihm einen Kuss auf die Stirn und er steigt aus.
„Bye Josie!“ ruft er mir noch zu und ich winke ihm zu ehe ich meinen Weg fort setze.
Im Büro angekommen wundere ich mich, dass meine Sachen, von meinem Schreibtisch in einem Karton davor stehen.
„Was ist denn hier los?“ ich sehe Jette, eine der Sekretärinnen fragend an.
„Da sind sie ja Miss Madsen.“ Begrüßt mich Mr. Parker und deutet mir an in sein Büro zu kommen.
„Setzten sie sich doch.“ Bittet er mich und ich ziehe meinen Mantel aus und stelle der Thermobecher auf seinen Schreibtisch ab, ehe ich mich setze.
„Was ist denn da los?“ ich deute zur geschlossenen Tür, hinter der sich mein Schreibtisch befindet.
„Mrs. Anders wird deinen Job übernehmen, da du ja ab Montag nicht mehr hier oben bist.“ Er sieht mich an und ich ziehe zweifelnd eine Augenbraue hoch. „Ich weiß, dass sie dir nicht das Wasser reichen kann, aber Christopher wird ab Montag den Löwenanteil der Termine wahr nehmen und mit den restlichen Terminen zu jonglieren traue ich ihr zu.“ Er nickt mir zu und ich erwidere es schwach.
Ich mag Jette, aber sie ist nicht das, was ich effizient nenne…
„Arbeiten sie sie bitte ein wenig ein.“ Sagt er bittend und wieder nicke ich. „Im übrigen habe ich gestern meine Frau in unseren Plan eingeweiht…“ er sieht mich an und ich grinse leicht. Wie ich Evelyn Parker kenne, wird sie es nicht gut finden. „Sie fand es anfangs nicht gut…“ bestätigt er meine Annahme „…aber ich habe es ihr erklärt und sie steht voll hinter meiner Entscheidung. Das heißt, sie müssen sich keine Sorgen machen, wenn sie bei uns zu Hause sind. Christopher wird vorerst bei uns wohnen und es kann sein, das sie Evelyn mal begegnen.“ Er sieht mich prüfend an.
„Gut zu wissen.“ Gebe ich zu.
„Sie wissen, dass ich ihnen sehr dankbar bin.“ Er sieht mich fragend an.
„Ja Sir.“ Antworte ich.
„Evelyn hat mich dazu angehalten ihnen eine Bonuszahlung zukommen zu lassen, sie findet 50.000 Kronen wären durchaus angebracht. Legen sie es an oder machen sie sich ein paar schöne Tage, wenn sie Urlaub haben…“ er sieht zu mir und ich reiße meine Augen auf. 50.000 Kronen sind eine ganze Menge Geld. Wirklich eine Menge…. „Ich überweise es ihnen mit dem nächsten Gehalt.“
„Vielen Dank.“ Erwidere ich immer noch ein wenig geschockt.
„So Miss Madsen, arbeiten sie jetzt Mrs. Anders ein und dann machen sie sich ein langes Wochenende. Sie melden sich bei mir, sobald etwas sein sollte…“ er sieht mich durchdringend an „Ich verlasse mich auf sie.“ Fügt er hinzu und ich schlucke.
„Aber sicher Sir.“ Ich stehe auf und nehme meinen Mantel sowie meinen Kaffee.
Jette sieht mich fragend an.
„Hat er dich raus geschmissen?“ fragt sie geschockt.
„Nein, nein…“ ich winke ab und hänge meinen Mantel auf „Ich bin ab Montag in einer anderen Abteilung.“ Erkläre ich ihr „Dann komm mal her, ich weihe dich in die Geheimnisse von Parkers Terminkalender ein.“ Ich hole einen weiteren Schreibtischstuhl und sie setzt sich neben mir, während ich ihr ausführlich, das von mir erdachte System erkläre. Gegen Mittag habe ich es dann soweit vollbracht, das ich denke sie kommt klar.
„Ich gebe dir meine private Handynummer, solltest du gar nicht zu Recht kommen, dann ruf mich an.“ ich schreibe ihr meine Nummer auf einen Zettel und gebe ihn ihr. „So, jetzt habe ich Wochenende. Bis bald Jette!“ ich winke ihr zu, schnappe mir meine Sachen und schon bin ich im Fahrstuhl verschwunden.
Ich lehne mich gegen die Fahrstuhlwand und atme tief durch. Als ich vorhin zwei Mal bei Parker im Büro war habe ich mich mal unauffällig nach einem Bild von seinem Sohn umgesehen, aber die einzigen Fotos von ihm, stammen aus seiner Kindheit. Nicht wirklich aufschlussreich. Ich weiß nur, das er die letzten 6 Jahre in den USA war, ich glaube New York oder in der Nähe. Ich erinnere mich ihn einziges Mal am Telefon gehabt zu haben und da kam er mich nicht gerade sehr freundlich vor. Ich erschaudere…
Bitte lass ihn wenigstens so nett wie seinen Vater sein, ich erwarte ja gar keine übertriebene Höflichkeit, nur einen netten Umgangston. In der Tiefgarage angekommen packe ich meine Kiste und meine Tasche auf den Rücksitz und schwinge mich hinters Lenkrad. Als ich aus dem Parkhaus fahre erinnere ich mich daran, das ich ja heute Abend für Maja, Tobi und mich eine Pizza machen will und ich steuere, kaum aus der Innenstadt heraus den nächsten Supermarkt an und kaufe alles was ich benötige und zwei Flaschen von Majas und meinem Lieblingswein. Wir sind nicht die Weinkenner, aber wir wissen welcher uns schmeckt und von welchem wir lieber die Finger lassen sollten. Gut gelaunt komme ich zu Hause an und verstaue, nach einem kurzen Gespräch mit Susann und Alice meine Einkäufe. Auch heute ist wieder herrliches Wetter und ich setze mich ein wenig auf meinen kleinen Balkon und beobachte die Leute, die am Strand spazieren gehen. Ich entschließe mich Dex zuliebe noch joggen zu gehen und ziehe mich um. Mit Medina auf den Ohren laufe ich meine große Runde und lasse Dex dann wieder im Wasser toben.
Ich lege Oli einen Zettel in die Küche, damit er sich nicht wundert warum Dex nach nassem Hund riecht und dann bereite ich bei mir die Pizza vor, dreiviertel mit Hawaii und ein viertel mit allem Fleisch, was mein Kühlschrank hergibt.
Dann gehe ich duschen und schlüpfe in meine Jeans und mein Shirt von gestern und mache es mir vor dem Fernseher gemütlich. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so gemütlich vor dem Fernseher gesessen habe. Der Nachmittag rennt an mir vorbei und als es klingelt springe ich auf, doch statt Maja und Tobi grinst mich Oli an.
„Hier, ich war heute einkaufen. Den mochtest du letztens so gerne.“ Er reicht mir eine Flasche Weißwein und ich grinse. Ich weiß, das er sie mir schenkt um sich zu bedanken, obwohl das nicht nötig ist.
„Danke Oli.“ Ich lächle ihn an und dann kommen auch schon Maja und Tobi die Treppe hoch.
„Alice hat uns rein gelassen.“ Maja nimmt mich in den Arm als ich sie fragend ansehe. „Schön dich zu sehen.“
„Ich freue mich auch.“ Gebe ich zurück und streiche ihr eine Strähne ihrer blonden Locken hinter das Ohr.
Dann nimmt sie Oli in den Arm und Tobi mich, wir tauschen quasi, obwohl sie Oli und Tobi sich niemals in den Arm nehmen würden.
„Na Kleine, alles gut bei dir?“ Tobi grinst mich an.
„Aber sicher und du brauchst dich nicht einschleimen, ich habe eine Viertel Pizza Tobi spezial.“ Griene ich.
„Du bist heute definitiv meine Heldin.“ Lacht er.
„Dann wünsche ich euch einen schönen Abend!“ Oli winkt uns zu.
„Willst du nicht rüber kommen?“ Maja sieht ihn fragend an.
„Nein, nein. Ich habe Addy hier und ich habe ihm hoch und heilig versprochen heute Abend mit ihm Wii zu spielen.“ Er zwinkert ihr zu und wir gehen in meine Wohnung. Wie immer wenn die Beiden mich besuchen, reden wir alle erst einmal eine Weile wie aufgezogen und ich stelle die Pizza an.
Nach dem Essen sitzen wir auf meiner Couch, einer Eckcouch, wo jeder seinen angestammten Platz hat und Majas Blick fällt auf den Karton mit meinen Bürosachen.
„Hat er dich raus geschmissen?“ fragt sie schockiert.
„Nein, ich wechsele von Senior zu Junior.“ Ich zucke mit den Schultern und erkläre ihr die Geschichte.
„Na, das guck ich mir ja an.“ feixt Tobi und ich werfe ihm einen bösen Blick zu.
„Mir ist schon ganz anders, wenn ich nur an Montag denke. Was, wenn er mich gar nicht als Assistentin will?“ ich sehe zu Maja und sie lacht auf.
„Dann wird sein Vater schon dafür sorgen, dass er dich will.“ Sie zuckt mit den Schultern und ich schnaufe.
So ganz wohl fühle ich mich immer noch nicht.
„Weißt du schon, was du mit den 50.000 Kronen anfangen willst?“ Tobi nippt an seinem Wasser und sieht mich gespannt an.
„Nein noch nicht, ein paar neue Klamotten und ein paar Schuhe werden wohl drin sein.“ Ich sehe zu Maja und sie klatscht in die Hände. Sie ist die absolute Shopping Queen und ich freue mich darauf mit ihr los zu gehen.
„Oh ja, ich bin dabei.“ Jubelt sie und nimmt mich in den Arm.
„Dachte ich mir fast.“ Lache ich „Und dann werde ich mein Baby mal auf den neusten Stand bringen.“ Ich sehe zu Tobi und er grinst.
„Ich frage mal, wann Rick einen Termin in der Werkstatt frei hat. Was muss noch mal gemacht werden?“ er sieht mich fragend an.
„Die Bremsen und die Kupplung und noch so ein paar Kleinteile, die Liste hat Rick aber bei sich.“ Ich zucke mit den Schultern und er nickt lachend. Wann immer etwas mit meinem Baby nicht stimmt, dann bringe ich ihn zu Rick. Ich glaube er kennt mein Auto besser wie ich.
Wir reden noch eine Weile über Tobis Job, er ist Polizist in Inner By und über Majas Job in einer kleinen Tagesklinik, dann ist es plötzlich schon 2 Uhr nachts und die beiden brechen auf.
„Ruf mich am Montag an.“ Maja nimmt mich in den Arm.
„Versprochen.“ Gebe ich zurück und sie grinst schief.
„Ich meine den richtigen Montag und nicht wieder Donnerstag.“ Sie sieht mich abwartend an.
„Ich verspreche mal lieber nichts, ich weiß nicht, was mich am Montag erwartet, aber wenn du dich mit Dienstag anfreunden kannst?“ ich lege meinen Kopf schief und sie lächelt.
„Aber klar. Schlaf schön Josie!“ sie drückt mich an sich und ich erwidere ihre Umarmung.
„Zeig ihm einfach was in dir steckt.“ Tobi nimmt mich nun auch in den Arm und ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange.
„Danke.“ Ich lächele leicht und die beiden steigen die Treppe hinunter.
Ich räume die Weingläser und die Schüsseln vom Knabberzeug weg und gehe dann ins Bett. Fast erwarte ich, wie die letzten Tage von der Sonne in meinem Zimmer begrüßt zu werden, als ich aufwache, aber als ich meine Vorhänge öffne muss ich fest stellen, das es bewölkt ist und die Sonne es nicht schafft sich durch die dichte Wolkendecke zu kämpfen.
Ich mache mein Bett und genehmige mir ein kleines Frühstück, dann nehme ich mir ein Buch und mache es mir auf der Couch gemütlich. Ich befeuere auch meinen Kamin und genieße die angenehme Wärme die das Feuer versprüht. Nichts ist vergleichbar mit der Wärme eines Feuers und ich kuschele mich in Jogginghose und Schlabberhose in die Ecke meiner Couch. Nachdem ich etwas gelesen habe, lasse ich meinen Blick durch mein Wohnzimmer schweifen. An den Wänden hängen Bilder von Maja, Tobi, Oli und Addy. Tja sie sind eben meine Familie, eine richtige habe ich ja nicht. Ich betrachte die Bilder, da sind welche vom Strand, als wir ein Picknick gemacht haben, eines von Addy in seinem Fußballtrikot und eines von Oli als ich ihn auf einer seiner Baustellen besucht habe. Maja und Tobi auf ihrer Verlobungsfeier und auf einem bin ich sogar mit drauf, die Feier zu meinem 25. Geburtstag letztes Jahr im Februar. Wir waren alle zusammen im Yachtclub essen und anschließend waren wir tanzen. Ich meine so richtiges Tanzen und es hat echt Spaß gemacht, damals hatte ich mir vorgenommen mir Tanzstunden zu gönnen, aber bisher habe ich es nicht in die Tat umgesetzt. Na ja, ist ja auch noch nicht lange her, mal abgesehen davon das ich vor drei Monaten 26 geworden bin. Ich rappele mich auf, werfe meine Wäsche in den Trockner und stelle gleich eine neue Maschine an.
Mittlerweile regnet es draußen und ich schnaufe, ich überlege kurz und ziehe mir dann meine dicke Jogginghose und einen meiner Kapuzenpullover an, dann schlüpfe ich in meine Joggingschuhe an und werfe mir meine Regenjacke über.
Voller Elan klingele ich bei Oli und Addy sieht mich ein paar Sekunden später erstaunt an.
„Wo willst du denn hin?“ grinst er.
„Ich will mir Dex ausleihen und wir wollen eine Runde an den Strand.“ Ich sehe ihn an und Dex kommt bei der Erwähnung seines Namens um die Ecke geprescht.
„Hey mein Großer.“ Ich kraule ihn und Addy gibt mir seine Leine.
„Danke Josie, Addy und ich müssen gleich nämlich noch zu einem Spiel. Ich denke, wir sind erst heute Abend wieder da.“ Oli sieht mich an und ich nicke.
„Ich nehme Dex mit zu mir, dann ist er nicht alleine.“ Ich kraule Dex und Oli sieht mich dankbar an.
„Bis später!“ ich winke den beiden zu und mache mich mit Dex auf den Weg.
Bei Regen am Strand zu laufen ist herrlich, man ist alleine und niemand kommt einem in die Quere. Dex und ich sind fast 2 Stunden unterwegs und wie versprochen nehme ich ihn mit zu mir. Nachdem ich ihm und mir eine Dusche gegönnt habe sitzen wir auf der Couch und sehen fern. Dex ist ein toller Gesprächspartner und genießt es, das ich ihm den Kopf und den Bauch kraule.
Mein Handy piept und ich nehme es zur Hand, Oli fragt mich ob Dex noch ein wenig bei mir bleiben kann, da er und Addy noch zur Siegesfeier in eine Pizzeria gehen und anschließend sind sie noch bei einer Spielmutter eingeladen.
Ich antworte ihm, dass es kein Problem ist und kuschele weiter mit Dex auf der Couch. Irgendwann meldet sich mein Magen und ich mache mir eine Gemüsesuppe mit den Zutaten die ich in meinem Vorratsschrank und in meinem Kühlschrank finde. Sie schmeckt echt gut und auch Dex bekommt einen Teller. Heute gehe ich früher ins Bett und genieße die Wärme von Dex als wir im Bett liegen, allerdings schnarcht er so laut, das ich mir nach 20 Minuten Oropax aus dem Bad hole.
Der Sonntag wird ruhig und ich bin bei Addy und Oli, die mir vom Spiel und dem gestrigen Abend erzählen. Augenscheinlich findet Oli die Mutter eines Mitspielers von Addy wirklich nett.
„Wie ist deine Trine denn so?“ ich sehe ihn grinsend an.
„Sie ist nicht meine Trine.“ Erwidert er gespielt schockiert.
„Gut, wie ist Trine denn so?“ stelle ich meine Frage erneut.
„Sie ist wirklich nett, ihr Sohn Lucas ist nur ein paar Tage älter wie Addy und die beiden verstehen sich sehr gut.“ Erklärt er mir.
„Ich will nicht wissen wie Addy Lucas findet, ich will wissen wie du Trine findest.“ Gebe ich belustigt zu.
„Sie ist hübsch, ich meine wirklich hübsch, sie hat lange rotblonde Haare, sie ist nicht zu dünn und wenn sie lächelt, dann erstrahlt der ganze Raum.“ Er sieht mich verschmitzt grinsend an.
„Und Vorgeschichte?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Sie ist 28, seit drei Jahren vom Vater von Lucas getrennt und sie wohnt in Frederiksberg.“ Erklärt er mir kurz und knapp.
„Das klingt wirklich gut, triff dich mal öfter mit ihr und irgendwann will ich sie dann auch kennenlernen.“ Ich zwinkere ihm zu „Ich muss ja wissen in wessen Hände ich meine beiden Lieblingsmänner gebe.“
„Danke Josie!“ er nimmt mich in den Arm.
„So ihr Zwei, ich muss ins Bett. Ich habe morgen einen wichtigen Termin.“ Ich sehe gequält zu Oli und er lacht leise.
„Viel Glück!“ wünscht er mir noch, ehe ich die Tür ins Schloss ziehe und über den Flur gehe.
Ich schlafe, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, wirklich schlecht und unruhig in dieser Nacht und als mein Wecker klingelt, da verfluche ich ihn und hätte ihn am liebsten aus dem Fenster geworfen.
Dennoch rappele ich mich auf und sehe auf meine Uhr, ich habe um 10 Uhr den Termin und es ist kurz nach 8. Ich genehmige mir einen Toast, Obst und Müsli zum Frühstück, dann springe ich unter die Dusche, stecke meine Haare locker hoch und schminke mich dezent. Ziemlich unschlüssig stehe ich vor meinem Kleiderschrank und entschließe mich schließlich mein Lieblingskostüm anzuziehen. Es besteht aus einem schwarzen kurzen Rock und einem eng geschnittenen Blazer, dazu entscheide ich mich für eine türkise Bluse mit weitem Kragen und einem etwas gewagteren Ausschnitt.
Ich lege meine weißen Perlenohrringe und die passende Kette an und binde meine Uhr um. Dann packe ich ein paar Unterlagen zu meiner Ausbildung und den, von Mr. Parker erstellten, Lebenslauf in meine Tasche und mache mich mit einem Blick auf die Uhr auf den Weg.
Als ich eine halbe Stunde später im 18. Stock ausstiege muss ich mich erst einmal orientieren, aber als ich sechs platinblonde, junge Frauen in einer Sitzgruppe sitzen sehe, da weiß ich zum einen, dass ich richtig bin und zum anderen, das ich augenscheinlich die falsche Haarfarbe habe.
Ich grüße mit einem Nicken in die Runde, ziehe meinen Mantel aus und hänge ihn auf ehe ich mich dazu setze. Aus den Augenwinkeln mustere ich meine Mitbewerberinnen, alle sehen aus, als hätten sie seit Wochen nichts Anständiges gegessen, sie haben allesamt perfekt manikürte Fingernägel und tragen Kostüme, die mehr frei lassen, wie sie bedecken…
Und ich habe mir ernsthaft über meinen Ausschnitt Gedanken gemacht?
Ich halte mich an meiner schwarzen Aktentasche fest und nach und nach werden die Bewerberinnen von einer weiteren Frau in ein Büro gebracht. Dann bin nur noch ich übrig und ich sehe auf meine Uhr, schon kurz nach 11 Uhr. Für was hat er mich um 10 Uhr hierher bestellt?
„Miss Madsen?“ die Frau kommt zu mir und ich stehe unsicher lächelnd auf.
- Das endet in einer Katastrophe… -
„Ich bin Emilie, die Assistentin von Mr. Andrews, dem Leiter der Marketingabteilung. Sie wurden uns von der Personalabteilung wärmstens empfohlen.“ Sie lächelt mich selbstsicher und freundlich an.
„Ich bin Josephina, ich habe bisher in der Postabteilung gearbeitet.“ Erwidere ich ebenfalls lächelnd.
„Viel Glück.“ Flüstert sie mir zu und öffnet eine schwere Holztür.
Ich trete ein und stelle zuerst einmal fest, dass sich Mr. Parker Junior und Senior augenscheinlich in Sachen Geschmack nicht sehr ähnlich sind. Das Büro von Mr. Parker Senior ist in hellen Holztönen und warmen Farben eingerichtet, während dieses Büro hier so viel Wärme ausstrahlt wie die Antarktis. Glas, Chrom und schwarzes Leder dominieren den Raum und ich schlucke. Er sitzt auf seinem Schreibtischstuhl mit dem Rücken zu mir und langsam dreht er sich auf seinem Stuhl um.
Ich halte meine Luft automatisch an, als ich ihn das erste Mal erblicke. Die Ähnlichkeit mit seinem Vater ist durchaus vorhanden, aber Christopher Parker sieht ehe aus wie aus einem Modemagazin entsprungen, während sein Vater zwar stehst gut gekleidet ist, aber keinem Ideal nacheifert.
Seine funkelnden grünen Augen mit, für einen Mann, deutlich zu langen, dichten schwarzen Wimpern mustern mich eingehend und mein Herz springt mir fast aus der Brust. Er hat sein Jackett über die Stuhllehne gehängt, sein weißes Hemd schmiegt sich eng an seine Brust, die obersten Knöpfe hat er geöffnet und seine schwarze Krawatte gelockert. Er hat die Ärmel bis zum Ellenbogen hoch gekrempelt und seine starken Hände lenken mich einen Moment ab. Seine dichten dunkelbraunen Haare fallen ihm etwas ins Gesicht, ansonsten hat er sie nach hinten gekämmt und die weichen Wellen schmeicheln seinem Gesicht. Er sieht gut aus, verdammt gut… Seine vollen Lippen lenken meine Aufmerksamkeit auf sich und seine schön geschwungene Nase rundet das Bild ab.
Meine Güte, es müsst wirklich unter Strafe verboten sein so gut auszusehen.
„Und sie sind Miss Madsen?“ er zieht eine Augenbraue hoch und ich nicke leicht.
„Ja Mr. Parker, ich bin Josephina Madsen.“ Sage ich mit aller an mir zu Verfügung stehenden Sicherheit in meiner Stimme.
„Nehmen sie Platz.“ Er deutet auf den Stuhl gegenüber dem seinen und ich setze mich.
„Ihr Referenzen sind wirklich ausgesprochen gut…“ er überfliegt meine Papiere ehe er mich wieder ansieht „… Aber sie entsprechen nicht dem Bild, welches ich von meiner Assistentin habe.“ Fährt er fort und mustert mich wieder eingehend.
„Ich bin eben nicht blond.“ Gebe ich zurück.
„Das auch, aber auch ansonsten…“ er fährt sich durch die Haare „Ich möchte sie nicht kränken, aber ein paar Kilo weniger könnten sie schon vertragen.“ Er zieht seine Augenbrauen hoch und ich schnappe nach Luft.
„Wie bitte?“ entfährt es mir.
„Sie wissen schon, ein paar gezielte Übungen hier und da und sie würden wie ein anderer Mensch aussehen.“ Fährt er ungerührt fort.
„Ich will nicht wie ein anderer Mensch aussehen…“ ich atme tief durch „… ich wurde auf diese Stelle aufmerksam gemacht, weil sie meinen Qualifikationen entspricht, nicht um ihrem Idealbild einer Frau nachzueifern. Entweder sie möchten eine Assistentin die etwas von ihrem Job versteht, oder sie möchte eine die ihren Wunschträumen entspricht und nichts auf dem Kasten hat. Ich denke keine meine Mitbewerberinnen kann einen Abschluss an einer Business School nachweisen und schon gar nicht an der Besten in ganz Europa. Sie sollten ihre Prioritäten überdenken.“ Damit stehe ich auf und verlasse das Büro.
Das ich muss ich mir von ihm nicht bieten lassen! Ich bin fast am Fahrstuhl als mein Handy klingelt und mein Klingelton, You spin my head right round, durch die fast leeren Flure ertönt. Mühsam um Beherrschung ringend gehe ich, ohne aufs Display zu schauen ran.
„Ja.“ Melde ich mich immer noch wütend.
„Miss Madsen, ich würde es begrüßen, wenn sie Besprechungen nicht vor Beendigung verlassen würden.“ Ertönt die Stimme von Christopher Parker und ich schnaube. „Gut Miss Madsen, sie haben mich überzeugt. Ich werde es mit ihnen probieren. Sie haben zwei Monate um sich zu beweisen und mir vielleicht ein wenig entgegen zu kommen. Dann sehen wir weiter. Ich erwarte sie morgen früh um 8 Uhr im Büro.“ Damit legt er auf und ich würde vor Wut am liebsten mein Handy an die Wand werfen.
- Was glaubt dieser reiche Schnösel eigentlich wer er ist? -
Noch wütender wie zuvor steige ich in den Fahrstuhl und fahre in die Tiefgarage. Ich werfe meine Tasche auf den Rücksitz und als ich hinter dem Steuer sitze muss ich erst einmal ein paar Mal tief durch atmen. Ich fahre auf direktem Weg nach Hause und sehe auf die Uhr, kurz nach 13 Uhr, Maja hat heute Spätschicht, das heißt, sie ist noch zu Hause. Ich wähle ihre Nummer und sie geht auch sofort ran.
„Dieser Typ ist das Letzte! Der sagt mir tatsächlich ich soll ein paar Kilo abnehmen um in sein Idealbild einer Assistentin zu passen.“ Schimpfe ich sofort los und Maja lacht am anderen Ende.
„Ist wohl nicht so gut gelaufen.“ Bemerkt sie.
„Doch, ich habe eine Probezeit von zwei Monaten und soll mich beweisen und ihm entgegen kommen.“ Schnaufe ich.
„Und was willst du tun, um ihm entgegen zu kommen?“ erwidert Maja ernst.
„Keine Ahnung…“ schnaube ich „Wenn er meint ich bin zu dick, dann sollte er mal an seinem Weltbild arbeiten.“ Gebe ich gereizt zurück, obwohl mir seine Worte nicht aus dem Kopf gehen.
„Du bist nicht zu dick Josie, der Typ hat ja wohl echt einen Knall.“ Ereifert sie sich. „Und wie ist er sonst so? Siehst er wenigstens ansprechend aus?“
„Ja, er sieht gut aus… Zu gut für meinen Geschmack und er weiß, dass er gut aussieht und das verdirbt ja bekanntlich den Charakter. Ansonsten ist er arrogant und eingebildet und für diese Meinung über ihn habe ich weniger wie fünf Minuten gebraucht.“ Ich setze mich auf meine Couch und knöpfe meinen Blazer auf. „Arschloch.“ Fluche ich.
„Du überstehst das schon und wenn alle Stricke reißen, dann gehst du zurück zum Senior.“ Beruhigt sie mich.
„Du hast Recht.“ Pflichte ich ihr bei, denn Mr. Parker Senior hat mir sofort gesagt, sollte das nicht funktionieren bekomme ich meinen alten Job zurück, selbst wenn der nur noch eine Zeit lang aktuell ist. „Danke Maja.“ Sage ich etwas beruhigter und atme tief aus.
„Kein Problem Kleine und denk nicht so viel darüber nach, was das Goldbübchen von sich gegeben hat.“ Ich kann fast sehen wie sie grinst.
„Goldbübchen?“ lache ich.
„Ja, du weißt schon, mehr Geld wie ihm gut tut, mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen und keine Ahnung von der großen, weiten Welt.“ Erklärt sie mir.
„Dann werde ich mich mal moralisch auf meinen ersten Tag beim Goldbübchen einstellen.“ Grinse ich „Ciao Maja.“
„Ciao, Ciao Josie!“ damit legt sie auf und ich ziehe endlich meinen Blazer aus.
Ich setze mich an meinen Computer und schreibe Mr. Parker Senior eine E-Mail in der ich ihm mitteile, das zumindestens der erste Teil unseres Planes funktioniert hat. Dann gehe ich mit Dex joggen und anschließend gönne ich mir ein heißes Bad. Ich gehe nur mit einem Handtuch bekleidet in mein Schlafzimmer und sehe in den großen Spiegel, langsam lasse ich das Handtuch zu Boden gleiten und betrachte mich.
Ich fühle mich nicht zu dick und trotzdem denke ich über seine Worte nach. Mein Blick geht über meine 75 D Brüste, über meinen Bauch hin zu meinem Po, leicht drehe ich mich und schüttele meinen Kopf.
„Ich bin nicht zu dick.“ Sage ich zu mir selber.
Trotzdem gönne ich mir zum Abendbrot nur einen Salat und sehe dann zu, dass ich ins Bett komme, der Tag morgen wird anstrengend und ich will wenigstens ausgeschlafen sein.
Am nächsten Morgen entscheide ich mich für ein marineblaues Kostüm und eine weiße, einfache Bluse. Ich schlüpfe in meine weißen Highheels und nehme meine Aktentasche. Ich habe gestern noch mein I-Pad und mein MacBook eingepackt und denke, damit sollte ich hinkommen. Ich habe Kopien von meinem selbst entwickelten Terminprogramm von Mr. Parker Senior drauf gespielt und hoffe so, die Termine vom Junior auch koordinieren zu können.
Ich ziehe mir meinen weißen Mantel über und fahre zum Büro, es ist befremdlich nicht auf die 22 sondern auf die 18 zu drücken und als ich aussteige begrüßt mich Emilie freundlich.
„Ich freue mich, dass er sich für dich entschieden hat.“ Sie lächelt und ich erwidere es.
- Ich weiß noch nicht, ob ich mich darüber freuen soll… - denke ich missmutig.
„Danke Emilie.“ Gebe ich zurück.
„Nenn mich ruhig Em.“ Sie hält mir ihre Hand hin.
„Josie.“ Gebe ich zurück und sie grinst.
„Kennst du dich soweit aus?“ sie sieht mich fragend an.
„Ja, ich denke ich werde klar kommen.“ Erkläre ich ihr und betrete mein Büro, bzw. das Vorzimmer von Mr. Parker Junior seinem Büro. Ich hänge meinen Mantel auf, fahre den Computer hoch, schließe mein MacBook an und synchronisiere beide Geräte mit meinem I-Pad. Ein paar Termine sind schon eingetragen und ich blättere mich durch die nächsten Tage.
„Guten Morgen Miss Madsen, in 10 Minuten in meinem Büro.“ Christopher Parker geht schnellen Schrittes an meinem Schreibtisch vorbei und wirft mir seinen Mantel auf den Tisch „Bringen sie einen großen Kaffee mit, schwarz.“ Sagt er noch, ehe die Tür hinter ihm ins Schloss fällt und ich stehe auf. Ich hänge seinen Mantel auf und mache mich auf die Suche nach der Kaffeemaschine.
„Em?“ ich sehe in ihr Büro und sie sieht mich fragend an „Wo finde ich die Kaffeemaschine?“
„Letzte Tür linke Seite.“ Antwortet sie fröhlich und ich finde den Pausenraum dann auch ziemlich schnell. Ich nehme mir irgendeine Tasse aus dem Schrank und fülle sie mit dem Kaffee. Als ich denk Kaffee rieche, bin ich froh, dass ich meinen eigenen in meinem Thermobecher mit habe.
Gott, die Brühe würde ich für nichts in der Welt trinken.
Mit meinem I-Pad unter dem einen und den Kaffeebecher in der anderen Hand betrete ich wenig später das Büro.
„Ihr Kaffee Sir.“ Ich stelle die Tasse ab und er sieht mich an. „Möchten sie jetzt ihre Termine für heute koordinieren?“ ich halte seinem Blick stand.
Er schiebt seinen BlackBerry über den Tisch. „Da sind auch noch einige Termine drauf.“ Sagt er kühl.
Ich nehme das Gerät an mich „Ich werde sie eintragen.“ Gebe ich zurück und er nippt an seinem Kaffee.
„Das schmeckt ja widerlich.“ Er verzieht das Gesicht und ich muss mich zusammen reißen nicht schadenfroh zu grinsen. „Gibt es hier in der Nähe einen Starbucks?“ er sieht mich fragend an.
„In der Nähe nein, aber in der Innerby gibt es, glaube ich, einen.“ Beantworte ich seine Frage.
„Gut, ab morgen bringen sie mir jeden Morgen einen großen Caffè Americano mit.“ Er sieht mich durchdringend an.
„Dann werde ich jeden Morgen 5 Minuten später hier sein, denn das liegt nicht auf meinem Weg.“ Erkläre ich ihm gelassen.
Heute Abend haben wir um 16:30 Uhr einen Termin mit meinem Vater. Ich will das sie die Augen auf halten, ich bin mir sicher er lässt mich hier nicht mein Ding machen und wird jemanden schicken, der auf mich aufpassen soll. Kümmern sie sich darum.“ Er beugt sich über seine Tastatur und sieht dann kurz zu mir „Das war es.“ Sagt er im scharfen Ton und ich gehe raus.
- Oh ja und wie ich mich um das Problem mit ihrem Vater kümmern werde, denn ich bin ihr Problem. – Ich grinse schadenfroh.
Ich versuche das BlackBerry mit meinem I-Pad zu verbinden und scheitere, diese beiden Geräte mögen sich anscheinend nicht und ich bin gezwungen die Termine einzeln zu übertragen. Neben seinen Terminen mit seinem Personal Trainer muss ich auch noch einige private Termine eintragen. Ich erfahre mehr über ihn wie mir lieb ist. Er kauft seine Anzüge bei Berg, einer Maßschneiderei und augenscheinlich braucht er jeden Monat einen Neuen. Man, die kosten 22.000 Kronen das Stück.
Schon mal was von waschen oder reinigen gehört?
Mein I-Pad piept leise, ich nehme es zur Hand und klopfe an die Bürotür.
„Sie haben in 30 Minuten einen Termin mit Eric Hartmann im Klompenburger Yachtclub.“ erinnere ich ihn.
„Danke.“ Gibt er zurück „Sie werden mich begleiten.“ Fügt er hinzu und ich schließe seufzend die Tür.
Jeden anderen Termin hätte ich wahr nehmen wollen, aber gerade Eric Hartmann?
Warum ausgerechnet er?
Ich mag ihn nicht, dabei bin ich ihm noch nie begegnet…
Ich schicke noch einige E-Mails für Terminbestätigungen ab und warte darauf, dass er heraus kommt.
Dann fliegt die Tür auf und ich reiche ihm seinen Mantel und ziehe mir meinen über. Dann reiche ich ihm seinen BlackBerry und nehme mein I-Phone und mein I-Pad.
Ja, ja ich gebe es zu ich bin ein Apple Junkie…
„Jeden Mittwoch werde ich ab 12 Uhr keine Termine wahrnehmen.“ Teilt er mir mit und ich tippe auf meinem I-Pad herum. „Liegen heute noch andere Termine an?“
„Nur noch der Termin mit ihrem Vater.“ Erkläre ich ihm und wir steigen in der Lobby aus. Draußen wartet schon ein Wagen und ich gehe herum und nehme hinten neben ihm Platz.
„Was liegt die Woche an großen Terminen an? Ich möchte das sie einen Termin mit der Personalabteilung machen, wir müssen unsere Peronalkosten senken.“ Er sieht zu mir rüber.
Ich erkläre ihm die Termine der restlichen Woche und schreibe dann Mr. Parker Senior eine E-Mail bezüglich der Pläne seines Sohnes Personalkosten zu sparen.
Sein BlackBerry klingelt und er geht ran. Ich sehe aus dem Fenster und sehe die Straßen vorbei ziehen, die ich jeden Morgen und Abend sehe.
„Sie waren wohl noch nie in Klompenburg?“ er sieht mich fast spöttisch an.
„Doch, nur zu ihrer Information, ich wohne in Charlottenlund und bin des Öfteren in Klompenburg. Mein…“ setze ich an und verstumme.
Was geht ihn das an?
„Ihr was? Miss Madsen?“ er sieht zu mir rüber.
„Das müssen sie nicht wissen.“ Gebe ich zurück und da halten wir auch schon vor dem Yachtclub. Während man ihm die Tür aufhält, bin ich ganz gut in der Lage selber auszusteigen.
Wir betreten den schicken Yachtclub mit den gold verzierten Tischen und den passenden Barockstühlen und werden zu einem Tisch geleitet. Man nimmt uns die Mäntel ab und ich setze mich, ohne mein I-Pad aus der Hand zu legen in einigem Abstand zu ihm.
Ein Mann etwa in dem Alter von Parker Junior kommt herein und die beiden begrüßen sich freundschaftlich.
- Warum wollte er mich dabei haben? - schießt es mir sofort durch den Kopf.
„Das ist meine Assistentin Miss Josephina Madsen.“ Stellt er mich vor und ich reiche dem jungen Mann die Hand.
„Ich bin Eric Hartmann.“ Er nickt mir freundlich zu.
„Freut mich sehr.“ Erwidere ich höflich.
Komisch, ich habe ihn mir immer ganz anders vorgestellt. Schon komisch was das Gehirn für ein Bild macht, wenn nur wenig Informationen hat.
„Haben sie schon gewählt und möchten sie etwas trinken?“ ein Kellner kommt an unseren Tisch.
„Wir hätten gerne zwei Gläser 2008er Batard Montrachet Grand Cru von Père & Fils und dazu das Fischgericht des Tages.“ Bestellt Christopher Parker ohne einen Blick in die Karte zu werfen.
„Und für die junge Frau ebenfalls?“ der Kellner sieht mich an.
„Ich nehme nur ein Zitronenwasser. Vielen Dank.“ Ich sehe ihn und er nickt.
„Wollen sie nicht mit uns Essen?“ Eric Hartmann sieht mich fragend an.
„Nein danke.“ Ich lächle höflich.
Ich hasse Fisch, ich habe ihn noch nie gemocht.
Das Fischigste was meinen Teller je gesehen hat, waren Fischstäbchen.
„Miss Madsen, ich wünsche, das sie mit uns Essen.“ Mr. Parker funkelt mich an.
„Und ich habe bereits dankend abgelehnt.“ Erwidere ich und tippe auf meinem I-Pad herum.
- Wir sind hier nicht bei Wünsch dir was! -
„Miss Madsen…“ setzt er an.
„Lass gut sein Chris, wenn sie nichts essen möchte.“ Ergreift Eric Hartmann für mich Partei.
„Ich denke sie sind alt genug zu entscheiden, wann sie etwas essen möchten.“ Sagt er auf Dänisch zu mir und ich nicke ihm dankbar zu.
Er ist nett, richtig nett…
Verdammt, das Bild in meinem Kopf muss andauernd berichtigt werden…
„Gut, dann besprechen wir zu Erst den geschäftlichen Teil…“ fährt er englisch fort und lehnt sich nach hinten. „Also Hartmann möchte die Zusammenarbeit mit euch gerne ausweiten. Bisher beliefern wir euch lediglich mit 47,2 % eurer notwendigen Rohstoffe und wir würden gerne mindestens 70 % erreichen.“ Erklärt er Parker und dieser zieht eine Augenbraue hoch.
„Ein sehr gewagter Plan.“ Gibt er zu. „Miss Madsen, wer sind unseren anderen Zulieferer?“ er sieht mich an und ich lese sie ihm vor.
„Wenn Hartmann uns bessere Preise wie Logan Enterprise und Johannsen machen kann, dann könnt ihr deren Sektor mit übernehmen und ihr hättet somit einen Zuwachs von…“ er denkt nach.
„Von 28,7 % und somit wäre Hartmann Industries bei 75,9 %.“ Erkläre ich lächelnd.
„Danke Miss Madsen, aber ich habe sie nicht gefragt.“ Fährt er mich unwirsch an.
„Entschuldigung.“ Ich sehe wieder auf mein Tablet und die beiden machen einen weiteren Termin aus, bei dem sie die Preise besprechen wollen.
Dann wird das Essen aufgetragen und die beiden fangen an sich privat zu unterhalten.
„Ich werde im Wagen warten und noch weitere Termine koordinieren.“ Ich erhebe mich „Es hat mich gefreut sie kennen zu lernen Herr Hartmann.“ Ich nicke ihm zu, nehme meinen Mantel.
Statt gleich zum Wagen zu gehen, gehe ich ein bisschen die langen Stege entlang und schaue mir die Boote an. Boote haben mich schon immer fasziniert und ich wünschte mir, ich hätte auch eins um einfach zu verschwinden. Das arbeiten mit Parker Junior ist wesentlich anstrengender als mit seinem Vater. Wir verstanden uns mittlerweile fast blind und ich wusste worauf ich zu achten habe. Hier ist alles neu und manches Mal legt Christopher Parker ein verhalten an den Tag, bei dem ich ihm am Liebsten den Hals umdrehen würde. Ich setze mich auf eine Holzstufe und beginne zu telefonieren und meinen Job zu erledigen, der Rest der Woche ist schon voll gestopft und ich muss viele Termine verschieben um jedem gerecht zu werden. Mein I-Phone habe ich neben mir liegen und ich telefoniere mit meinem Head-Set, damit ich beide Hände frei habe um das I-Pad zu bedienen.
„Sie wollten im Wagen warten.“ Ertönt eine dunkle Stimme hinter mir und ich fahre herum.
Augenscheinlich haben die Beiden ihr Mittagessen beendet und Mr. Parker sieht mich mit einem düsteren Blick an.
„Ich kann genauso gut hier arbeiten.“ Gebe ich zurück, packe meine Sachen zusammen und steige ins Auto. Die beiden Männer verabschieden sich und wir fahren schweigend ins Büro.
„Wir werden am nächsten Donnerstag nach Tokio fliegen. Jamataci möchte mit mir über die Abnahme von Mikroprozessoren sprechen.“ Er sieht mich an und ich tippe es in den Kalender ein.
Super, jetzt muss ich wieder Termine hin und her schieben. Im Moment will jeder mit dem Junior Chef sprechen, da es sich in der Geschäftwelt herum gesprochen hat, dass er Sterling Industries übernimmt.
Ich seufze leise und er sieht mich kurz an. „Haben sie damit ein Problem Miss Madsen?“
„Nein.“ Gebe ich zurück und bin froh als wir wieder vor dem Firmengebäude von Sterling halten und ich aussteigen kann. Endlich kann ich der quälenden Enge des Autos entfliehen, wenn er eine noch unterkühltere Ausstrahlung hätte, dann muss ich mir bald meinen Wintermantel wieder raus holen.
Ich erreiche den Fahrstuhl und warte geduldig bis er sich neben mich stellt um dann auf den Knopf zu drücken. Zur gleichen Zeit möchte auch er den Knopf drücken und unsere Hände berühren sich kurz. Erschrocken ziehe ich meine Hand zurück und sehe zu Boden. Mein Herz schlägt so heftig in meiner Brust, das ich denke, er müsste es eigentlich hören… aber anscheinend überdeckt die schlechte Auswahl der Fahrstuhlmusik meinen Herzschlag…
Endlich wieder hinter meinem Schreibtisch beginne ich die Reise zu organisieren, ich buche den Firmenjet, ein Hotel und spreche Details mit Jamataci Corp. ab. Das Meeting findet am Freitagmorgen um 11 Uhr im Hauptsitz der Firma 80 km von Tokio entfernt statt und Mr. Parker und ich werden mit einem Helikopter von unserem Hotel abgeholt.
Mein Telefon klingelt kaum das ich aufgelegt habe.
„Warum sagen sie mir nicht, dass in 5 Minuten das Meeting mit meinem Vater ist?“ ertönt die wütende Stimme von Parker und ich zucke schuldbewusst zusammen.
„Entschuldigung.“ Stammele ich und da steht er auch schon in der Tür.
„Kommen sie.“ Herrscht er mich an und ich folge ihm.
- Aufgeblasenes Arschloch! – denke ich missmutig während ich ihm hinter laufe.
Mr. Parker Senior wartet schon auf uns und wir nehmen in Konferenzraum des 22. Stocks Platz.
„Hast du dich ein wenig eingearbeitet?“ erkundigt sich Mr. Parker Senior und sieht zu seinem Sohn, selten habe ich seine Gesichtszüge so weich gesehen wie in diesem Moment und ich staune über ihn.
„Ja Dad, ich denke ich komme ganz gut zu Recht.“ Gibt dieser kühl zurück.
„Die Personalabteilung hat angefragt, warum du einen Termin ausmachen möchtest?“ fragt Parker Senior gerade heraus und ich sehe überrascht von meinem I-Pad auf.
„Woher weißt du das?“ fragt er skeptisch und ich sehe schnell wieder auf meinen Computer.
„Mrs. Groth, die Leiterin der Personalabteilung hat mich gefragt.“ Gibt er zurück.
„Ich denke darüber nach auf dem Personalsektor einige Einsparungen vor zu nehmen.“ Sagt Christopher Parker, als sei es das selbstverständlichste der Welt.
„Das wirst du nicht…“ Alfred Parker sieht seinen Sohn durchdringend an „Sterling Industries hat einen Reingewinn von 160.000.000 Dollar im letzten Jahr. Das Personal wird nicht gekürzt.“
- Wow, so viel Geld!- schießt es mir durch den Kopf und ich schlucke.
„Es geht nur darum Einsparpotenzial auszuloten.“ Wehrt sich sein Sohn.
„Nein Christopher, du weißt, dass ich gerade in Personalfragen eine sehr gradlinige Politik fahre. Dass du Hartmann mehr von unseren Zuliefererkapazitäten zur Verfügung stellen möchtest, das finde ich gut. Umso weniger Zulieferer wir haben, umso besser.“ Er nickt ihm zu.
„Gut, dann haben wir das geklärt…“ sein Sohn winkt ab „Ich habe nächsten Freitag einen Termin mit Jamataci Corp. in Tokio, Miss Madsen wird mich begleiten.“ Er sieht zu seinem Vater und dieser nickt erfreut.
„Bist du zufrieden mit deiner Wahl.“ Mr. Parker Senior deutet auf mich.
„Na ja.“ Antwortet sein Sohn zögernd und ich merke wie ich vor Wut rot werde „Sie ist nicht das, was ich mit vorgestellt habe, aber sie scheint in der Lage zu sein zusammenhängende Sätze zu formulieren und eins und eins zusammen zu zählen.“ Ich merke wie er mich spöttisch ansieht.
„Christopher, Miss Madsen befindet sich im gleichen Raum.“ Rügt ihn sein Vater.
„Schon gut Dad.“ Er lacht leise. „Wir sehen uns in einer Stunde zu Hause zum Dinner.“ Er steht auf und ich tue es ihm gleich. Ich werfe Mr. Parker Senior einen vernichtenden Blick zu.
Er zuckt entschuldigend mit den Achseln und ich folge meinem neuen Herrn und Meister zu den Fahrstühlen.
„Ich nehme die Treppe.“ Sage ich unwirsch und stoße die Tür zum Treppenhaus auf.
„Nehmen sie doch die Sache mit den überflüssigen Kilos in Angriff?“ ertönt es schadenfroh hinter mir und ich muss mich wirklich zusammen reißen um nicht laut los zu schreien.
Ich bin vor ihm im Büro, ich packe meine Sachen zusammen und verlasse das Büro noch bevor er da ist, immerhin habe ich schon seit 1 ½ Stunden Feierabend.
Ich bin froh ihn nicht noch einmal sehen zu müssen und fahre wütend nach Hause, wo ich zu allererst Maja anrufe und ihr von meinem Tag erzähle. Allerdings findet sie das alles eher amüsant und ich bin am Ende sogar böse auf sie, weil ich denke, dass sie mich nicht ernst nimmt.
Eine Stunde später ruft sie erneut an und entschuldigt sich. Wir können uns nicht lange böse sein und ich kann sogar ein wenig über mich selbst lachen. Wieder esse ich nur einen Salat zum Abendbrot ehe ich zu Bett gehe.
Am nächsten Morgen fahre ich bei Starbucks vorbei und hole den von Parker bestellten Kaffee, dann fahre ich ins Büro.
„Ihre Termine für die nächsten zwei Stunden und ihr Kaffee.“ Ich stelle den Kaffee auf den Tisch und lege einen ausgedruckten Zettel daneben. „Sie werden sie ohne mich wahr nehmen, ich werde sie erst zu dem 11 Uhr Termin ins Belaccio begleiten.“ Damit drehe ich mich um und gehe an meinen Schreibtisch zurück.
„Miss Madsen.“ Er folgt mir und berührt mich leicht am Oberarm. „Ich möchte mich für mein Verhalten gestern Abend entschuldigen, das gehört sich nicht.“ Gibt er zu und ich sehe ihn erstaunt an. Seine grünen Augen sehen mich zwar nicht gerade sehr reuevoll an, aber ich schlucke meinen Stolz, wie schon sooft die letzten Tagen, runter.
„Gut.“ Sage ich nur und mache mich von ihm los.
„Können sie Golf spielen?“ fragt er mich unvermittelt.
„Nein.“ Gebe ich zurück.
„Dann möchte ich sie bitten es zu lernen, ich kann beim golfen am Besten nachdenken und möchte, das sie mich einmal die Woche begleiten. Lassen sie sich bei Sport Index auf meinen Namen mit allem was sie brauchen eindecken und Sorgen sie dafür, das sie Dienstag Nachmittags zwei bis drei Stunden frei haben.“ Er sieht mich an und ich nicke als er mir die Karte auf den Tisch legt und wieder in sein Büro geht.
Eine viertel Stunde später erinnere ich ihn an seinen ersten Termin und dann heißt es für mich Präsentationsmappen ausarbeiten und zu einem Übersetzer schicken. Ich beherrsche zwar die Hauptumgangsformen der japanischen Sprache aber japanisch schreiben…
Nein, nein beim besten Willen nicht.
Der 11 Uhr Termin wird länger wie erwartet und es ist schon 14 Uhr als wir im Büro ankommen und der nächste Termin auf uns wartet. So vergeht die ganze restliche Woche und ich bin froh, wenn ich mal zum durchatmen komme. Am Freitagabend gehe ich mit Maja und Tobi essen und Maja sieht mich skeptisch an, als ich mir einen Salat bestelle.
„Nimmst du dir etwa wirklich zu Herzen was das Goldbübchen sagt?“ sie zieht eine Augenbraue hoch und ich zucke mit den Schultern.
„Komm schon Josie, das kann nicht dein ernst sein.“ Tobi sieht mich geschockt an.
„Ich achte lediglich ein wenig auf meine Ernährung.“ Gebe ich nicht sehr überzeugend zurück.
Auch wenn ich nach außen hin taff und selbstsicher wirke, so bin ich im Inneren immer die kleine Josephina die niemand wollte und die immer versucht hat, es allen Recht zu machen.
„Ehrlich Josie, nimm eine Steak und iss mal wieder was Richtiges.“ Bittet mich Tobi doch ich winke ab.
„Mein Salat ist wirklich gut.“ Gebe ich zurück und die beiden sehen sich nur an und zucken mit den Schultern.
Am Samstag mache ich mich auf in das von Christopher Parker empfohlene Sportgeschäft und werde für mehrer tausend Kronen golftechnisch eingedeckt. Richtig gefallen tun mir die Sachen anfangs nicht, aber der Verkäufer nimmt sich viel Zeit und am Ende bin ich ganz zufrieden. Tja, in meinem Flur steht jetzt ein weißer Golfbag mit allen Schlägern von Legend, eine sehr gute Firma wie ich belehrt wurde und mein Kleiderschrank hat eigenes Fach für meine Golfsachen bekommen, hier habe ich mich für eine Marke entschieden die ich kenne, Nike und damit bin wirklich zufrieden. Na, ja jetzt sollte ich nur noch golfen können…
Am Sonntag gehe ich lange mit Dex spazieren und versuche die Woche irgendwie zu verarbeiten. Christopher Parker schafft es mich in 5 Sekunden auf die Palme zu bringen und ich habe seinem Vater allein in dieser Woche schon mindestens 5 Mails geschickt in denen ich ihn bitte, mich von seinem Sohn zu erlösen. Aber ich habe zu gestimmt und den neuen Vertrag unterschrieben und so gern hat er mich auch nicht…
- Da musst du jetzt durch! – rede ich mir immer wieder zu.
Dex trottet gemächlich neben mir her und ich beschließe ihn ein bisschen heraus zu fordern und werfe ihm einen Stock zu, sofort ist er mit Feuereifer bei der Sache und wir kommen beide total kaputt nach Hause. Da Oli das ganze Wochenende fast ausschließlich im Büro verbringt nehme ich Dex mit zu mir und liefere ihn Montagmorgen vor der Arbeit bei Oli ab.
Ehe ich mich versehe ist Donnerstag und da der Flug erst um 11 Uhr geht, habe ich noch ein paar Stunden im Büro mit unzähligen Terminen vor mir.
Gott, hat dieser Vormittag denn gar kein Ende?
Im Auto liegt meine Tasche für die nächsten zwei Tage und ich mache drei Kreuze als wir zum Flughafen fahren und die dunkelblaue Gulfstream G550 mit dem silbernen Firmenlogo besteigen, es ist das erste Mal das ich mit dem Firmenjet fliege, ich lasse mich erschöpft in den beige bezogenen Ledersitz fallen und schließe kurz meine Augen.
„Schnallen sie sich bitte an.“ ertönt die Stimme der Flugbegleiterin und ich schnalle mich an.
„Wann werden wir in Tokio landen?“ ich sehe sie fragend an und sie geht zum Piloten während es sich Mr. Parker auf einem der 8 anderen Sitze gemütlich macht.
„Wir werden um 7 Uhr Ortszeit landen.“ Erklärt sie mir und ich nicke, vor uns liegen 10 Stunden Flug und dann die Besprechung, ich hoffe ich kann ein wenig schlafen.
„Bringen sie mir bitte ein Glas Landy wenn wir in der Luft sind.“ Weist Christopher Parker die Stewardess an und sie nickt ihm zu.
„Wir haben Startfreigabe.“ Erklärt sie uns wenig später und setzt sich auf ihren Sitz um sich anzuschnallen.
Ich schließe meine Augen als wir abheben und ich versuche gleichmäßig zu atmen. Ich mag fliegen eigentlich gerne, wenn nur das Starten und Landen nicht wären. Als wir in der Luft sind bekommt er sein Glas Cognac und ich schnalle mich ab und reiche ihm die Präsentationsmappe in Englisch und die in Japanisch. Er liest sie aufmerksam durch und ich mache mir Notizen und übersetze sie ins japanische, Vorbereitung ist alle und ich habe ja an der Business School nicht umsonst japanisch, spanisch, finnisch und englisch gehabt. Für irgendetwas muss es ja gut sein…
Nach drei Stunden reibe ich mir den Nacken und die Stewardess, Amy wie ich zwischenzeitlich weiß, schenkt mir Wasser nach.
„Geht es?“ fragt sie besorgt.
„Ja danke.“ Ich lächle sie an und sehe wieder zu Mr. Parker, der mir verschiedene Termine diktiert und mich beauftragt E-Mail zu schreiben. Nach zwei Stunden hat er wohl genug davon.
„Legen sie sich etwas hin.“ Er deutet auf die beiden Sofas im hinteren Teil und ich nicke. Amy bringt mir ein Kissen und eine Decke und obwohl ich dachte ich kann nicht schlafen, so schlafe ich erstaunlich schnell ein.
„Miss Madsen?“ jemand rüttelt sanft an meiner Schulter und ich öffne meine Augen. Sekundenbruchteile später sehe ich in das Gesicht von Christopher Parker und will mich schnell aufsetzen. Plötzlich fliegt das Flugzeug eine scharfe Kurve und ehe ich mich versehe liege ich auf ihm im Gang.
„Ich wollte nur sagen, dass wir in ein paar Minuten landen, wir begeben uns jetzt in die Landeposition.“ Sagt er und grinst leicht.
„Oh mein Gott.“ Ich rappele mich so schnell ich es in dem schmalen Gang auf und streiche meinen Rock glatt. Auch er steht auf und ich flüchte in die Toilette. Mein Gesicht sieht mich gerötet mit Kissenfalten auf der rechten Seite an und ich schließe gedemütigt meine Augen.
Ich richte meine Haare und lasse sie mir offen über die Schultern fallen, dann frische ich mein Make up ein wenig auf und als ich wieder nach vorne komme ist er schon wieder in seine Zeitung vertieft.
„Schnallen sie sich bitte an, wir landen gleich.“ sagt Amy zu mir und ich greife nach meinem Gurt um mich anzuschnallen. Ich atme tief durch und spüre ein paar Minuten später den Ruck der Landung.
„Ein Wagen steht für sie bereit.“ Amy öffnet die Flugzeugtür und ich kann das Flugzeug gar nicht schnell genug verlassen. Ich brauche nur daran denken wie ich auf ihm lag und schon steigt mir die Röte wieder ins Gesicht.
„Bis morgen früh Mr. Parker.“ Verabschiedet sie sich von Parker und er nickt ihr zu, ehe er zu mir ins Auto steigt.
„Ins Park Hyatt in Shinokubo.“ Weise ich den Fahrer an und wir setzen uns in Bewegung.
„Warum das Park Hyatt? Gibt es hier kein Four Seasons?“ Mr. Parker sieht mich von der Seite an.
„Doch, aber auf dem Dach des Four Seasons ist kein Hubschrauberlandeplatz und auf dem des Park Hyatt schon.“ Antworte ich ihm.
„Hubschrauberlandeplatz?“ echot er.
„Ja, Mr. Jamataci lässt uns in 2 Stunden mit einem Helikopter abholen und uns in den Firmenhauptsitz nach Yamanashi bringen und wir brauchen jetzt eine halbe Stunde ins Hotel. Der Flughafen Haneda war der Einzige bei dem wir eine Landeerlaubnis bekommen haben.“ Erkläre ich ihm und er nickt leicht.
„Möchten sie noch irgend etwas besprechen?“ frage ich nach einer Weile des Schweigens.
„Nein, ich denke wir haben alles im Flugzeug besprochen.“ Er sieht weiter nach draußen.
Tokio ist eine atemberaubende Stadt, sie ist so groß, das ich es mir nicht einmal vorstellen kann und selbst jetzt am frühen morgen sind mehr Menschen unterwegs, als wie Dänemark Einwohner hat. Ich betrachte die bunten Leuchtreklamen und bin wirklich dankbar als wir endlich im Hotel sind und unsere Zimmerschlüssel bekommen. Ich wohne in einem normalen Zimmer, während ich für Mr. Parker die Juniorsuite gebucht habe.
„Ich hole sie in 50 Minuten ab und wir fahren nach oben.“ Sage ich kurz angebunden zu ihm und nehme meinen Schlüssel von der Rezeption.
„Ich gebe ihnen die Anweisungen.“ Sagt er bedrohlich leise und ich drehe mich zu ihm um.
„Haben sie sich mit den Einzelheiten dieser Reise beschäftigt, oder ich?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch und steige in den Fahrstuhl. Ehe sich die Türen ganz schließen schlüpft auch er noch in die Kabine.
„Ich warne sie Miss Madsen, machen sie mich vor unseren Geschäftspartnern lächerlich und sie waren die längste Zeit bei Sterling angestellt.“ Droht er mir.
„Dann reißen sie sich bitte auch zusammen.“ Gebe ich zurück und verlasse im 29. Stock den Fahrstuhl.
Ich gehe in mein Zimmer und genieße einen Augenblick den Ausblick über Tokio, ich war noch nie hier und die Lebendigkeit der Stadt erschlägt mich fast. Ich nehme mein japanisches Kleid mit dem typischen hohen Kragen und den Satinknöpfen aus dem Koffer und gehe ins Bad. Das Kleid ist bodenlang und bis kurz über das Knie geschlitzt, es ist schwarz mit weinroten Blumenverzierungen und weinroten Knöpfen. Ich stecke mir meine Haare hoch und arbeite zwei Stäbe ein die aussehen wie Essstäbchen. Ich weiß, dass Japaner es als eine Geste des guten Willens ansehen, wenn man versucht sich ihnen anzupassen und als ich mich um meine eigene Achse drehe, da stelle ich fest, dass ich wirklich ganze Arbeit geleistet habe. Ich habe mir das Kleid vor zwei Jahren bei Milanoo gekauft und es bisher nur ein einziges Mal angehabt, zu meinem 25. Geburtstag im Charlottenlunder Yachtclub. Ich finde es steht mir gut, es betont meine Rundungen und meinen flachen Bauch. Ich schminke mich bestimmt schon zum 5. Mal an diesem Tag und sehe auf meine Uhr. Ich will ihn nicht zu spät abholen und schlüpfe in meine schwarzen Highheels und nehme meine Aktentasche. Dann ziehe ich mir meinen schwarzen Mantel an und gehe in Richtung des Fahrstuhls, ich muss hoch in den 42. Stock und auf dem Gang muss ich scharf nachdenken, welches seine Zimmernummer war.
Dann klopfe ich an und plötzlich steht er mit nacktem Oberkörper vor mir, unvermittelt ziehe ich sofort scharf Luft ein.
„Ich warte hier auf sie.“ Sage ich schnell und gehe in Richtung der Sitzgruppe, die zu meinem Glück im Gang steht, denn meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Er mustert mich kurz und ich wage auch einen Blick über meine Schulter. Seine Haare sind noch leicht feucht und er hat sich frisch rasiert. Er nickt mir zu und seine blitzen einen kleinen Moment auf. Ich setze mich und versuche meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
Wie kann ein Mann so verdammt gut aussehen und dabei so einen furchtbaren Charakter haben?
Ich sehe wieder hinaus und ein paar Minuten später kommt er in einem schwarzen Anzug und blauer Krawatte aus seinem Zimmer, seine Augen leuchten schon fast magisch grün und er zieht sich seinen Mantel über während ich zu ihm gehe.
Dann fahren wir aufs Dach und werden dort schon erwartet. Wir besteigen einen Helikopter und bekommen den Ohrenschutz, dann sehe ich Tokio von ganz oben. Ich kann es nicht fassen, ich kann nicht einmal sehen wo die Stadt aufhört, auch von hier oben nicht. Meine Augen werden groß und ich fühle mich wie ein kleines Kind, welches die Wunder der Welt entdeckt. Ich sehe zu Mr. Parker und plötzlich merke ich etwas, was ich niemals gedacht hatte zu spüren.
Er ist unsicher…
Er ist wirklich unsicher…
Ehe ich weiter darüber nachdenke nehme ich seinen Hand und drücke sie leicht, er sieht mich überrascht an.
„Sie bekommen das hin.“ Verspreche ich ihm.
„Danke.“ Erwidert er und das allererste Mal denke ich, er meint es auch.
Dann landen wir auf dem Dach von Jamataci Corp. und werden von Mr. Jamataci persönlich empfangen.
Wir entsteigen dem Heli und gehen mit leicht eingezogenen Köpfen zu ihm rüber.
„Guten Tag Mr. Jamataci, es ist uns eine Ehre, das sie uns empfangen und mit Sterling Industries Geschäfte machen wollen.“ Sage ich auf Japanisch, ich falte meine Hände und verbeuge mich leicht.
„Das Vergnügen ist auf meiner Seite. Miss Madsen nehme ich an.“ er sieht mich fragend an und ich nicke lächelnd.
„Dann sind sie Mr. Parker.“ Er reicht ihm die Hand und dieser nickt erleichtert, weil er englisch mit ihm redet.
„Ich würde sagen, wir klären zuerst das geschäftliche und dann würde ich sie sehr gerne zum Essen einladen.“ Er sieht uns beide abwechselnd an und ich verbeuge mich leicht.
„Sehr gerne Mr. Jamataci.“ Erwidere ich höflich.
„Dann kommen sie bitte.“ Er deutet auf eine Tür und wir betreten einen Fahrstuhl der uns ein paar Etagen nach unten befördert. Wir steigen in einem großen Büro aus und werden in einen Konferenzraum geführt. Ich ziehe meinen Mantel aus und sehe wie mich Mr. Parker erstaunt ansieht.
„Sie sehen wunderschön aus Miss Madsen.“ Mr. Jamataci nickt mir anerkennend zu und ich setze mich lächelnd neben meinen Chef.
Ich nehme mein I-Pad heraus und plötzlich merke ich, das Parker keine Ahnung hat, wie er das Ganze hier in Gang bringen soll, also ergreife ich das Wort.
„Wir freuen uns, wie schon erwähnt, sehr, das sie mit Sterling Industries geschäftlich zusammen arbeiten wollen…“ beginne ich lächelnd „Wie sie uns mit geteilt haben sind sie an Mikroprozessoren der Reihe Beta4 interessiert.“ Fahre ich fort „Ich bin mir sicher Mr. Parker möchte sie ihnen einmal ausführlich vorstellen und damit sie ein besseres Bild haben…“ ich schiebe ihm eine Präsentationsmappe rüber und breite eine vor Parker aus.
„Los.“ Sage ich leise, er fängt sich und beginnt an mit Jamataci zu fachsimpeln. Ich mache mir erst bei der Verhandlung der Preise und bei den Lieferkonditionen Notizen und schon eine Stunde später ist das Geschäft unter Dach und Fach.
„Es freut mich sehr mit ihnen Geschäfte zu machen.“ Mr. Jamataci reicht Parker die Hand.
„Glauben sie mir Mr. Jamataci, die Freude ist ganz unsererseits.“ Erwidert er erleichtert.
„Dann fliegen wir jetzt zurück nach Tokio, ich hoffe sie mögen Sushi.“ Er sieht uns an und ich nicke leicht.
- Warum immer Fisch und dann auch noch roh? - schießt es mir verzweifelt durch den Kopf.
„Ich liebe Sushi.“ Sagt Parker in diesem Moment und ich stöhne innerlich, das war so klar…
Wir fliegen gemeinsam mit Mr. Jamataci zurück und er führt uns in eines der besten Sushirestaurants der Stadt und ich versuche wirklich zu lächeln und mir nichts anmerken zu lassen.
Er bestellt Unmengen an Sushi für uns und ich suche mir ein paar Stücke aus, die für mich nur nach reis aussehen und tunke sie in die Sojasauce, vielleicht schafft sie es ja den Geschmack zu überdecken. Ich zwinge mir so ein paar Happen rein und wir stoßen mit Sake auf den erfolgreichen Abschluss an.
Um 23 Uhr verabschieden wir uns und werden von einem Fahrer ins Hotel gefahren.
„Sie haben sehr wenig gegessen Miss Madsen.“ Sagt Mr. Parker nachdenklich.
„Das müsste doch ganz in ihrem Sinne sein.“ Erwidere ich.
„Nehmen sie mir das immer noch übel?“ fragt er schockiert.
„So etwas vergisst man nicht so leicht.“ Gebe ich zurück und bin froh als wir vor dem Hotel halten.
„Bis morgen früh.“ Sage ich schnell, als ich meinen Schlüssel entgegen genommen habe. Doch statt auf meine Etage zu fahren, fahre ich hoch aufs Dach. Ich stelle mich auf den Hubschrauberlandeplatz und lasse meinen Blick über die Stadt schweifen.
Christopher Parker löst so viele Gefühle in mir aus, das ich denk ich ersticke daran. Er hat eine Ausstrahlung die mich vom ersten Moment an in seinen bann gezogen hat und dennoch benimmt er sich sooft so daneben, das ich ihm am liebsten eine Scheuern würde.
„Ein wahnsinniger Ausblick, nicht wahr?“ ertönt seine Stimme hinter mir und ich schließe gequält meine Augen.
„Was machen sie hier?“ frage ich leicht gereizt.
„Ich genieße den Ausblick und ich wollte mich bei ihnen bedanken….“ Sagt er leise und ich drehe mich zu ihm um.
„Dafür sind Assistentinnen da.“ Ich wage es nicht ihm in die Augen zu sehen und sehe zu Boden auf meine Schuhe.
„Nein Josephi

na, das war nicht selbst verständlich.“ Erwidert er und ich sehe nun doch auf. „Ich danke ihnen wirklich.“ Fügt er mit Nachdruck hinzu.
„Gern geschehen.“ Ich gehe an ihm vorbei und drücke auf den Fahrstuhlknopf.
„Schlafen sie gut.“ Ich verstehe ihn durch den Wind kaum und drehe mich erneut um.
„Sie auch Mr. Parker.“ Antworte ich und steige in den Fahrstuhl.
Endlich im Bett schlafe ich sofort ein, die 10 Stunden Zeitumstellung machen mir zu schaffen und ich will gar nicht wissen wie es mir morgen geht, wenn wir in Kopenhagen landen.
Am nächsten Morgen genehmige ich mir ein Frühstück auf dem Zimmer, welches im Preis inbegriffen ist und dann treffe ich in der Lobby wieder auf Mr. Parker. Er trägt, ebenso wie ich, eine Jeans und dazu ein weißes Poloshirt und einen grauen Pullover, während ich mich für eine weiße einfache Bluse und eine dunkelblaue Strickjacke entschieden habe.
Schweigend fahren wir zum Flughafen und besteigen die Maschine. Wir werden freundlich von Amy begrüßt und nachdem wir in der Luft sind, schalte ich den kleinen Monitor in meiner Armlehne an und suche mir einen Film raus. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich Mr. Parker irgendwann hinlegt und ich beschließe auch ein wenig zu schlafen. Wir werden um 16 Uhr Ortszeit wieder in Kopenhagen landen und ich weiß nicht, ob es so gut ist jetzt zu schlafen, aber ich fühle mich wie erschlagen. Ich stelle meinen Sitz zurück und Amy bringt mir eine Decke.
Als ich wach werde und das Rollo an meinem Fenster öffne, sehe ich die Wolken, die aussehen wie Zuckerwatte und sehe auf den Monitor auf dem unsere Flugstrecke angezeigt wird.
„Mr. Parker, ich habe ihren Vater für ein Gespräch in der Leitung.“ Amy weckt ihn vorsichtig und er kommt verschlafen hoch. Seine Haare stehen ihm wirr vom Kopf ab und ich grinse leicht. Plötzlich erscheint das Gesicht von Alfred Parker auf den großen Monitoren und ich setze mich automatisch aufrecht hin.
„Wie ist es gelaufen?“ fragt er sogleich.
„Sehr gut Dad, Jamataci ist mit 20 Millionen im Jahr dabei.“ Erklärt Christopher Parker seinem Vater sofort stolz.
„Sehr gut gemacht Chris.“ Lobt er ihn und ich lächle als ich sehe, wie stolz beide auf sich sind. Natürlich weiß sein Vater schon alles von mir, aber ich habe ihm nicht erzählt, dass sein Sohn anfangs Schwierigkeiten hatte in das Gespräch rein zu kommen.
Die beiden unterhalten sich noch eine Weile und ich sehe meinen Film weiter.
„Wann landet ihr?“ höre ich Mr. Parker Senior fragen.
„In knapp 2 Stunden, ich werde Miss Madsen rum fahren und komme dann nach Hause.“ Antwortet er ihm.
„Bring sie doch zum Abendessen mit. Deine Mutter würde sich freuen sie kennen zu lernen.“ Gibt Alfred Parker zurück und ich sehe wie erstarrt auf meinen Monitor. Ich hoffe er nimmt mir ab, dass ich nichts höre.
„Ich frage sie, aber ich denke du kannst sie mit einplanen. Dafür bekommt sie dann den Montag frei.“ Erwidert er sicher und ich ärgere mich über ihn.
- Wie kann ein Mann sich seiner Sache so sicher sein? -
„Bis später!“ Alfred Parker zwinkert seinem Sohn zu und dann ist wieder unsere Flugroute zu sehen.
„Miss Madsen?“ er berührt mich leicht an der Schulter und ich zucke zusammen. Ich nehme meine Kopfhörer runter und sehe ihn fragend an.
„Ich möchte sie bitten mich heute Abend zum Essen bei meinen Eltern zu begleiten. Sie haben mich in Japan gerettet und ich möchte mich gerne mit einem Essen revanchieren.“ Er sieht mich an und ich staune.
So nette Worte aus seinem Mund?
„Ich bin ziemlich müde.“ Gebe ich zurück.
So einfach will ich es ihm ja auch nicht machen…
„Ich bitte sie.“ Sagt er leise und ich sehe ihm in die Augen, mein Magen macht sofort einen Salto rückwärts und ich nicke schließlich leicht.
Seine Augen sind der Wahnsinn und ich muss mich wirklich hüten sie anzusehen!
Verdammt!
Als wir in Kopenhagen landen hilft er mir die Gangway runter und wir fahren zu seinen Eltern, ich war schon öfter im Haus von Alfred und Evelyn Parker, aber jetzt bin ich quasi das erste Mal da…
- Tief durch atmen Josephina! – sage ich leise zu mir selbst.
„Bin ich überhaupt passend angezogen?“ ich sehe an mir runter.
„Machen sie sich keine Gedanken, das ist ein einfaches Abendessen. Nicht dramatisches.“ Erwidert er und lächelt.
Ich sehe ihn das erste Mal lächeln und das erste Mal sieht er auch aus wie 28 und nicht wie Mitte 30.
Wahnsinn was ein lächeln aus einem Gesicht machen kann…
Wir werden von Alfred Parker empfangen.
„Schön sie wieder zu sehen Miss Madsen.“ Begrüßt er mich freundlich.
„Die Freude ist auf meiner Seite.“ Lächele ich.
„Darf ich ihnen meine Mum Evelyn Parker vorstellen?“ Mr. Parker deutet auf seine Mutter und ich lächle erneut.
Diese ganze Situation ist surreal…
„Freut mich sehr Mrs. Parker.“ Ich reiche ihr meine Hand.
„Dann kommt mal rein, wir haben schon zum Dinner gedeckt. Es ist zwar erst 17 Uhr, aber ihr müsst am verhungern sein.“ Sie führt uns, nachdem uns die Mäntel abgenommen wurden ins Speisezimmer.
Wir setzen uns an den wundervoll gedeckten Tisch.
„Was hat Marie denn heute für uns gekocht?“ Mr. Parker Senior sieht gespannt zu seiner Frau.
„Steinbutt mit Champagnercreme und Herzoginnen Kartoffeln.“ Sie erstrahlt übers ganze Gesicht und mein lächeln verschwindet.
Fisch?
Ernsthaft?
„Entschuldigung, aber ich esse keinen Fisch.“ Sage ich kleinlaut und Mr. Parker Junior sieht mich erstaunt an.
„Aber gestern…“ setzt er an.
„Ich wollte nicht unhöflich sein.“ Unterbreche ich ihn.
„Das macht doch nicht, wir haben bestimmt noch Hühnchen in der Küche.“ Mrs. Parker steht auf, entschuldigt sich kurz und sieht mich Augenblicke später strahlend an.
„Sehen sie, wir haben auch Hühnchen. Marie bereitet es für sie zu.“ Sie setzt sich wieder und ihr Sohn starrt mich immer noch an.
Das Essen wird Wiedererwartend nett und ich unterhalte mich gut mit den Gastgebern. Nach dem Essen gehen wir in den Salon und Mrs. Parker reicht mir ein Glas Champagner.
„Chris, bitte versuch dir nicht zu viel auf einmal zu zumuten.“ Sie streicht ihrem Sohn leicht über die Wange.
„Mum, ich bitte dich. Ich bin keine 12 mehr.“ Erwidert er ein wenig zu schroff für meinen Geschmack.
„Deine Mum hat Recht, Chris…“ sein Vater sieht ihn milde an „… Ich bin nicht übermorgen aus der Firma weg.“ Fügt er hinzu und klopft seinem Sohn leicht auf die Schulter.
„Nicht du auch noch Dad…“ er sieht seinen Vater strafend an. „Könnt ihr endlich aufhören mich wie einen 12jährigen zu behandeln?“ fährt er die beiden an und ich verschlucke mich an meinem Champagner.
„Ich glaube, ich werde jetzt nach Hause.“ Sage ich leise.
„Ich fahre Miss Madsen rum.“ Mr. Parker Junior stellt sein unberührtes Cognacglas auf den Tisch und führt mich hinaus. Er reicht mir meinen Mantel und wir steigen in einen SUV von BMW. Es ist das erste Mal, das er selbst fährt und eine Weile schweigen wir.
„Sie sollten nicht so streng zu ihren Eltern sein.“ Sage ich vorsichtig.
„Was verstehen sie schon davon? Wissen sie, wie es ist immer wie ein kleines Kind verhätschelt zu werden?“ er funkelt mich an.
„Nein Mr. Parker, ich wurde weder als Kind geliebt, noch liebt mein Vater mich jetzt. Nein, ich habe wirklich keine Ahnung, aber ich weiß, das ihre Eltern es nur gut mit ihnen meinen und selbst wenn ihr Vater jemanden beauftragt hat, um sie im Auge zu behalten, dann nicht aus böser Absicht, sondern weil er sich um sie sorgt.“ Meine Stimme ist leise und trotzdem dröhnt jedes Wort in meinen Ohren.
„Wie meinen sie das? Sie wurden nie geliebt?“ er hält an einer roten Ampel und ich sehe auf meine Hände.
„Meine Mutter starb an ihrem Drogenkonsum als ich 3 Jahre alt war. Ich bin in mindestens 4 Pflegefamilien und unzähligen Waisenhäusern und Kinderheimen aufgewachsen.“ Erkläre ich ihm leise.
„Und ihr Vater?“ seine Stimme klingt warm und weich und ich schlucke.
- Warum erzähle ich ihm das alles? -
Ganz einfach, weil ich will das er die Liebe seiner Eltern zu schätzen weiß.
„Er lebt in Klompenburg und ich bin für ihn nur das Produkt einer außerehelichen Affäre.“ Ich zucke leicht mit den Schultern. „Hier müssen sie rechts rein, da vorne ist es.“ Lotse ich ihn die letzten Meter zum Haus.
„Danke fürs nach Hause bringen.“ Ich steige aus und nehme meine Tasche vom Rücksitz.
Zu meiner Verwunderung steigt er aus und kommt zu mir.
„Das tut mir wirklich leid.“ Sagt er mitfühlend und ich nicke schwach.
„Ich will kein Mitleid.“ Sage ich abwehrend.
„Ich bemitleide sie nicht.“ Wehrt er sich und legt seine Hand unter mein Kinn, sodass ich gezwungen bin ihm in die Augen zu sehen. Im Schein der Straßenlaternen wirken sie so grün wie Moos und ich schlucke.
„Sie sind keine Frau die man bemitleiden muss.“ Sagt er sanft und haucht mir einen Kuss auf die Lippen.
Ich bin wie versteinert und wage es kaum zu atmen. Vorsichtig löst er sich von mir und sieht mich lange an.
„Gute Nacht Mr. Parker.“ Sage ich leise, als ich meine Stimme wieder gefunden habe.
„Gute Nacht Miss Madsen.“ Erwidert er und ich stakse mit wackligen Beinen ins Haus.
Christopher Parker hat mich geküsst!
In meiner Wohnung lasse ich mich auf die Couch fallen und brauche bestimmt eine halbe Stunde um zur Besinnung zu kommen.
Ich fühle noch immer seine warmen, weichen Lippen die leicht salzig schmecken auf meinen und ich berühre sie immer wieder mit meinem Zeigefinger die Stellen die sie berührt haben.
Wie kann ein einziger Kuss mich so aus der Bahn werfen?
- Er hat sich einfach nicht im Griff! - Rede ich mir unter der Dusche zu und schlüpfe dann in mein Bett.
Ich bin froh, dass ich den Montag frei habe, denn mein Zeitgefühl hat erheblich gelitten und als ich mit Dex am Strand laufe, da muss ich mindestens 20 Mal auf die Uhr sehen um zu begreifen wie spät es ist.
Am Abend muss ich Maja anrufen und ihr erzählen was passiert ist.
„Ich wusste von Anfang an, dass du ihn magst.“ Giggelt sie.
„Bitte hör auf Maja. Ich mag ihn nicht, er ist mein verdammter Chef. Er ist arrogant, eingebildet und hat keine Manieren.“ Kontere ich.
„Mach dich ruhig was vor Josephina Madsen.“ Erwidert sie vielsagend und ich wechsele lieber das Thema. Ich erzähle ihr von Tokio und meinen Eindrücken.
„Hast du am Wochenende mal wieder Zeit für mich und Tobi?“ fragt sie als wich fertig bin.
„Sorry, Addy ist hier und ich habe ihm und Oli versprochen zu seinem Fußballspiel am Sonntagmorgen zu kommen und Freitag weiß ich nicht, wie lange ich arbeiten muss. Ein anderes Mal.“ Verspreche ich ihr und sie stimmt mir brummend zu.
Als ich am Dienstag im Büro ankomme, lässt sich Mr. Parker nichts anmerken und auch ich tue als ob nicht geschehen wäre. Wir spielen uns immer besser auf einander ein und am kommenden Dienstag nimmt er mich das erste Mal mit auf den Golfplatz.
Ich ziehe mir meine neuen Sachen an und er nickt mir anerkennend zu, als ich ihn im Golfclub treffe.
„Sie sehen gut aus.“ Stellt er fest.
„Tja, jetzt muss ich nur noch spielen lernen.“ Gebe ich zurück.
„Wir gehen zuerst zur Driving Range und üben Abschläge.“ Schlägt er vor und ich folge ihm.
Die einzelnen Boxen sind durch Netze abgetrennt und vor uns liegt eine große Wiese.
„So, ich habe uns für heute die Nummer 9 reserviert. Erinnern sie mich daran, das ich ihnen später ihren Clubausweis gebe.“ Er stellt sein Golfbag ab und ich tue es ihm gleich. „Nehmen sie das 7er Eisen, das ist ein Allrounder und ist für den Anfang am Besten und dann kommen sie her.“ Er sieht mich an und ich nehme das Eisen, welches eine Abdeckung mit der Nummer 7 trägt und packe es aus, ehe ich zu ihm gehe.
Er zeigt mir den Schwung ein paar Mal und dann soll ich selber ran. Manche Bälle bekomme ich ganz gut weg und andere treffe ich erst beim 3. oder 4. Anlauf.
„Kommen sie.“ Er stellt sich hinter mich und bringt meine Arme, meine Hüfte und meine Beine in die richtige Position. Ich wage es kaum zu atmen und habe wirklich Mühe ihm zu folgen.
„… Und jetzt schön durchziehen.“ Sagt er leise an meinem Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut. Dennoch führe ich den Schlag aus und der Ball fliegt erstaunlich weit.
„Ganz genau so.“ lobt er mich und tritt einen Schritt zurück.
Ich vermisse seine Wärme an meinem Körper und zwinge mich, mich auf meinen Ball zu konzentrieren.
Diese Golfstunden werden in den nächsten 8 Wochen die einzige Zeit in der wir uns ein wenig Nahe kommen und Maja geht mir auf den Wecker, das ich ihn wirklich mag und es mir nur nicht eingestehen will.
Arbeitsmäßig kommen wir sehr gut miteinander aus und es liegen auch erst einmal keine Auslandstermine an, sehr viele Firmen sind in der Sommerpause, da wir schon Ende Juli haben und der Sommer Dänemark im Griff hat. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel und die Luft ist schon fast unmöglich warm. Es ist Freitagmittag als ich mich um 12 Uhr verabschiede.
„Schönes Wochenende.“ Rufe ich ins Büro „Denken sie an den Termin mit Eric Hartmann in 30 Minuten.“ Füge ich hinzu.
„Vielen Dank Miss Madsen, wir sehen uns am Montag. Ihnen auch ein schönes Wochenende.“ Erwidert er beschwingt und mein Herz macht einen kleinen Satz, als ich sehe wie er mich anlächelt.
- Gott Josephina, er ist dein gottverdammter Chef und er steht ausnahmslos auf blond. – die kleine Stimme in meinem Kopf ist hartnäckig. Zu oft habe ich in den letzten Wochen irgendwelche Mittag und Abendessen mit irgendwelchen Modelpüppchen in seinen Kalender eintragen müssen…
Ich winke ihm kurz zu und fahre dann in die Tiefgarage. Mein Baby ist endlich wieder heil, ich habe wirklich den größten Teil meiner Sonderzahlung darin investiert mein Auto wieder Straßensicher zu machen. Natürlich war ich auch mit Maja shoppen und habe dabei fest gestellt, dass ich jetzt Kleidergröße 32 habe.
Wow, das ich auf meine Ernährung achte zahlt sich wirklich aus, auch wenn ich mich manchen Tag schlapp und müde fühle.
Maja hingegen war geschockt und hat mir zugeredet, endlich wieder vernünftig zu essen.
Ich habe es ihr versprochen…
Na, ja vor drei Wochen schon und bisher halte ich mich ehrlich gesagt nicht daran.
Ich möchte ihm gerecht werden, auch wenn ich weiß, das es total dumm von mir ist.
Gut gelaunt komme ich zu Hause an und werfe mich in meinem neu erstandenen weißen Bikini und ein türkises Strandkleid.
Maja hat heute Geburtstag und wir veranstalten eine kleine Strandparty. Ich nehme ihr Geschenk und schlüpfe in meine FlipFlops. Ich summe leise vor mich hin als ich bei Oli und Addy klingele.
„Na startklar?“ ich grinse Oli breit an.
„Aber immer.“ Lacht er „Komm Addy!“ ruft er nach seinem Sohn und dieser kommt zusammen mit Dex aus dem Wohnzimmer.
„Wow Josie, du siehst wirklich schick aus.“ Addy grinst mich an.
„Danke.“ Ich mache einen kleinen Knicks. „Nimmst du deinen Volleyball mit?“ frage ich ihn grinsend und er läuft sofort in sein Zimmer.
„Du weißt, das das einem Versprechen gleichkommt mit ihm zu spielen, oder?“ Oli nimmt mich in den Arm und ich nicke.
„Ja, dessen bin ich mir bewusst.“ Gebe ich zurück.
„Ehrlich Josie, du musst wieder mehr Essen, nur weil der Schnösel sagt du sollt ein paar Kilo abnehmen…“ er schüttelt seinen Kopf und umschlingt meine Taille „Du bist zu dünn Süße!“ er gibt mir einen Kuss auf die Wange.
„Komm schon, ich wiege 52 kg.“ Gebe ich zurück „Ich bin nicht zu dünn.“ Füge ich hinzu und er zieht eine Augenbraue hoch.
„Wann kommt Trine?“ ich sehe ihn fragend an und er beginnt zu strahlen.
Er hat mir Trine vor drei Wochen bei einem Abendessen vorgestellt und ich muss sagen, ich finde sie wirklich nett und sie und Oli passen gut zusammen. Ihr Sohn Lucas ist ebenso aufgeweckt wie Addy und ich kam an dem Nachmittag kaum zum durchatmen.
„Sie kommt mit Luc um 16 Uhr an den Strand.“ Erklärt er mir und Addy scheint endlich seinen Volleyball gefunden zu haben.
„Luc spielt dann aber mit.“ Sagt er sicher und ich nicke.
„Klar doch.“ Gebe ich zurück und wir steigen die Treppe hinunter.
„Wo wollt ihr denn alle hin?“ Alice sieht uns grinsend an und krault Dex.
„Wir gehen auf eine Strandparty, ein wenig den Strand runter.“ Erklärt ihr Addy und sie lächelt.
„Das ist schön, genießt das Wetter und amüsiert euch.“ Sie winkt uns zu und wir treten in die Julisonne hinaus.
Es ist herrlich, ich schließe meine Augen und atme tief durch.
„Du arbeitest zu viel in den letzten Wochen.“ Oli sieht mich an als ich meine Augen wieder öffne.
„Ach was, der Stress legt sich bald.“ Ich winke ab, dass ich 140 Überstunden auf meiner Karte habe, erzähle ich ihm lieber nicht. Es ist mittlerweile eher so, das es fast unnatürlich ist nicht bis 18 oder 19 Uhr im Büro zu bleiben, aber ich hoffe wirklich es ändert sich bald.
Wir gehen runter zum Strand und ich nehme Dexters Leine, während Oli die beiden Geschenke und Addy seinen Volleyball fest hält. Nach 15 Minuten kommen wir zu einer kleinen Strandbar und werden von Maja und Tobi, sowie von weiteren Freunden begrüßt.
„Oh Josie!“ Maja umarmt mich ein weiteres Mal stürmisch, als sie mein Geschenk, ein sündhaft teures Kleid, ausgepackt hat. Sie hatte es bei unserem Einkaufsbummel anprobiert, es aber aufgrund des Preises nicht gekauft.
„Ich hoffe, es gefällt dir immer noch.“ Ich zwinkere ihr zu.
„Es ist der Wahnsinn.“ Sie drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Dann unterhalte ich mich ein wenig mit Tobi und ein paar anderen.
„Hey Josie! Kommst du?“ Addy greift nach meiner Hand und ich sehe ihn grinsend an.
„Hallo Josie!“ Begrüßt mich nun auch Luc und ich struvele ihm durch seine hellbraunen Haare.
„Wann seid ihr denn gekommen?“ ich sehe ihn fragend an.
„Gerade eben, Mor ist bei Oli.“ Er deutet auf die Beiden die sich augenscheinlich gerade begrüßen.
„Bäh…“ Addy sieht mich gespielt geschockt an „Warum müssen sich Erwachsene küssen?“
„Weil man das macht, wenn man sich gerne hat.“ Gebe ich zurück und gehe zu den Beiden rüber.
„Hallo Trine.“ Begrüße ich Lucs Mor fröhlich und sie nimmt mich in den Arm.
„Hallo Josie! Luc hat sich schon den ganzen Tag darauf gefreut dich zu sehen.“ Sie strahlt ihren Sohn an.
„Dann werde ich mal mit den Monstern Volleyball spielen.“ Ich zwinkere ihr zu „Volleyball?“ rufe ich laut in die Runde und Tobi und zwei weitere Freunde kommen zu mir.
„Die beiden Jungs spielen mit mir.“ Ich deute auf Addy und Luc.
„Oh, da hast du dann wohl keine Chance.“ Brian, ein Freund von uns grinst mich herausfordernd an.
„Warts ab.“ Ich ziehe meine Augenbrauen hoch, dann gehe ich zu Luc und Addy.
„Also Jungs…“ ich sehe beide an „Machen wir sie fertig?“ frage ich und beide beginnen zu jubeln. „Bereit?“ ich halte meine Hand hin und beide schlagen ein.
Dann gehen wir zum Volleyballfeld und ich ziehe mein Kleid aus, mit Genugtuung merke ich wie mich Brian anstarrt und bringe den ersten Ball ins Spiel, der an seinem Kopf abprallt und in den Sand fällt.
„Tja 1 zu 0 für uns.“ Grinse ich.
Das Spiel wird wirklich lustig und die Jungs sind mit Feuereifer dabei, natürlich weiß ich, das uns Tobi, Brian und Jon gewinnen lassen, aber ich würde es den Jungs gegenüber niemals zugeben.
Langsam beginnt es zu dämmern und ich sehe auf mein Handy. Wow schon kurz nach 8.
„Addy? Luc? Lucs Papa ist da!“ ruft Oli über den Strand und die beiden Jungs umarmen mich zum Abschied. Die beiden schlafen heute bei Lucs Vater, er hat Oli und Trine großzügiger Weise einen Abend frei gegeben.
„Viel Spaß!“ rufe ich den Beiden hinterher.
„Man, die Jungs haben ja einen Narren an dir gefressen.“ Maja taucht neben mir auf.
„Ich bin gut, oder?“ grinse ich und nehme ihr ihren Cocktail ab. „Hmm lecker, was ist das?“ ich sehe sie an und lecke mir über meine Lippen.
„Tequila Sunrise….“ Sie nimmt mir das Glas wieder weg „Gibt es an der Bar.“ Grinst sie.
Ich gehe zur Bar und bestelle mir ebenfalls einen Tequila Sunrise, ehe ich mich zu Maja in den Sand setze.
„Und wie gefällt dir dein Geburtstag?“ ich grinse sie an.
„Super.“ Sie lächelt „Übrigens muss ich dich noch was fragen.“ Sie sieht mich prüfend an.
„Raus mit der Sprache.“ Ich knuffe sie leicht.
„Tobi und ich haben endlich einen Hochzeitstermin…“ sie strahlt.
„Wow, herzlichen Glückwunsch.“ Ich erwidere ihr Strahlen.
„Ja, wir wollen am 24. Februar nächsten Jahres heiraten und ich möchte dich bitten meine Trauzeugin zu sein.“ Sie sieht mich ernst an und mir steigen die Tränen in die Augen.
„Aber sicher. Es wäre mir eine Ehre.“ Sage ich ergriffen.
„Danke Josie.“ Sie nimmt mich in den Arm. „Aber bitte nimm nicht noch mehr ab, sonst finde ich dich auf meiner Hochzeit nicht.“ Sie knufft mich in meinen nicht vorhandenen Bauchspeck.
„Was habt ihr nur alle?“ ich sehe sie kopfschüttelnd an.
„Komm Josie, du warst immer wunderhübsch mit deinen Kurven und nun hast du kaum noch welche.“ Sie sieht mich traurig an „Das bist nicht du.“ Fügt sie leise hinzu.
„Vielleicht bin ich das ja doch.“ Gebe ich zurück und ich habe noch Kurven, füge ich in Gedanken trotzig hinzu.
„Vielleicht willst du es aber nur für ihn sein.“ Maja zuckt mit den Schultern.
„Nicht schon wieder Maja…“ ich fahre mir durch meine Haare „… Das Thema hatten wir zu oft und ich habe dir gesagt, er geht jede Woche mit mindestens einem Model aus und er steht auf blond. Außerdem mag ich ihn nicht. Ich mag ihn schon, aber eben nur wie man seinen Chef mag und ich spioniere ihn aus, vergiss das bitte nicht.“
„Ist klar.“ Sie zwinkert mir zu und steht auf.
Ich lege meine Stirn in Falten.
„Hör auf zu schmollen.“ Sie hält mir ihre Hand hin „Und komm tanzen.“
Ich lächele leicht und folge Maja auf die kleine provisorische Tanzfläche. Wir genehmigen uns einen Cocktail nach dem anderen und ich merke nach dem 5. das mir das augenscheinlich nicht so gut bekommt.
„Du kannst ja gar nichts mehr ab.“ Maja grinst mich an und ich habe meine Mühe und Not sie zu fixieren. „Hast du heute überhaupt irgendetwas gegessen?“ sie betrachtet mich fragend.
„Mit den Jungs Stockbrot.“ Gebe ich zurück.
„Das war vor 6 Stunden und danach?“ sie hält mich leicht fest, weil mein Gleichgewichtssinn nicht mehr existent zu seien scheint.
„Nö.“ Gebe ich zurück. „Wo ist meine Tasche?“ ich sehe sie an und entdecke sie auf einem der Barhocker.
„Was hast du denn jetzt vor?“ sie folgt mir.
„Ich werde ihn jetzt anrufen und ihn fragen warum er mich damals geküsst hat und dann nicht mehr…“ schnaube ich und ziehe mein I-Phone aus der Tasche.
„Das halte ich nicht für eine gute Idee, du hast zu viel getrunken und morgen wird es dir nur leid tun.“ Sie versucht mir das Telefon aus der Hand zu nehmen, während ich in meinem Telefonbuch nach seiner Nummer suche.
… Goldbübchen …
Endlich habe ich es gefunden und fange an zu kichern.
„Den Namen hast du ihm gegeben.“ Ich halte Maja mein Telefon vor die Nase und drücke auf anrufen.
„Josie, es ist bereits kurz nach 1 Uhr.“ Maja versucht wieder nach meinem Telefon zu greifen.
„Lass mich.“ Wehre ich mich störrisch.
„Christopher Parker.“ Meldet sich eine verschlafene Stimme.
- Habe ich ihn etwa geweckt? Oh das tut mir ja leid… -
„Warum hast du mich geküsst und nie wieder ein Wort darüber verloren?“ ich versuche so deutlich wie möglich zu sprechen.
„Josephina?“ kommt er überrascht vom anderen Ende.
„Wie viele Frauen küsst du denn und lässt sie dann links liegen?“ frage ich spöttisch.
„Josie leg auf und mach es nicht noch schlimmer.“ Fleht mich Maja an und ich deute ihr an den Mund zu halten.
„Ich rede mit dem großen Christopher Parker.“ Sage ich lallend und sie verdreht die Augen.
„Hast du getrunken Josephina?“ kommt es besorgt von anderen Ende.
„Ja.“ Sage ich wahrheitsgemäß und lache „Warum auch nicht?“
„Du hast zu viel getrunken.“ Entgegnet er.
„Ich muss mir die ganze Woche von dir vorschreiben lassen, was ich zu denken, was ich zu schreiben, was ich zu fühlen und was ich zu essen habe. Ich habe Wochenende.“ Gebe ich gereizt zurück. „Ich muss nach Hause.“ Sage ich schließlich.
„Wo bist du?“ fragt Christopher Parker besorgt.
„Am Strand.“ Gebe ich zurück und kichere wieder.
„Bleib wo du bist, ich hole dich ab und bringe dich nach Hause.“ Erwidert er und legt auf.
„Er holt mich ab?“ frage ich eher mich selbst und Maja sieht mich mit großen Augen an.
„Wie er holt dich ab?“ sie legt ihren Kopf schief.
„Ach was…“ ich winke ab und nehme mir einen neues Cocktail. „… Was der den ganzen Tag erzählt, damit könnte ich Bücher füllen.“
Ich sehe sie an und sie fängt an zu lachen. „Du hast echt einen Knall Josephina Madsen.“ Sie umarmt mich und wir beide tanzen über den Strand. Ich beschließe die Cocktails erst einmal Cocktails sein zu lassen und greife nach einem Wasser, suchend sehe ich mich nach Maja um und entdecke sie bei Tobi.
„Baden?“ ich sehe sie, Tobi und die anderen an.
„Josie, es ist stockdunkel.“ Lacht Tobi.
„Und?“ ich ziehe mir mein Kleid über den Kopf und laufe den langen Steg entlang ehe ich mit einem Platsch im Wasser lande.
- Scheiße ist das kalt! -
Ich ignoriere meine innere Eingebung zu schreien und versuche an die Oberfläche zurück zu kommen. Oh man, es ist wirklich stockdunkel und ich habe Schwierigkeiten mich zu orientieren.
Plötzlich packen mich zwei starke Arme und ziehen mich mit sich.
„Was in aller Welt denkst du, was du hier machst?“ ich sehe kaum wieder am Strand angekommen in Christopher Parkers vor Wut funkelnde Augen.
„Was ich mache?“ ich unterdrücke mein Zähneklappern und Maja reicht mir ein Handtuch, welches ich um mich schlinge.
„Ja, verdammt noch mal. Was machst du?“ fährt er mich an.
„Schrei mich nicht an, dazu hast du kein Recht.“ Erwidere ich trotzig. In meinem Kopf dreht sich alles und ihn hier in seinen nassen Klamotten, mit dem weißen T-Shirt das an seiner Brust klebt zu sehen, trägt nicht dazu bei, dass ich einen klaren Gedanken fassen kann.
„Sie hat einfach ein bisschen Spaß.“ Nimmt mich Tobi in Schutz.
„Spaß? Sie ertränkt sich beinahe und ihr nennt das Spaß? Wenn sie keinen Alkohol verträgt, dann sollte man ihr auch keinen geben.“ Er sieht vernichtend zu Tobi.
„Wenn du sie nicht auf die schwachsinnige Idee gebracht hättest, dass sie abnehmen muss, dann hätte sie heute vielleicht mehr wie nur ein halbes Brötchen gegessen und wäre nicht auf die glorreiche Idee gekommen baden zu gehen.“ Blafft Maja nun Christopher Parker an und er sieht sie geschockt an.
„Mir ist schlecht.“ Sage ich plötzlich und dann dreht sich wirklich alles um mich herum. Ich meine nicht nur in meinem Kopf, nein die ganze Welt dreht sich um mich.
Nicht gut, gar nicht gut. Ich falle in den weichen Sand und finde mich Sekunden später in Christopher Parkers Armen wieder. Er hebt mich vorsichtig hoch.
„Wo ist ihr Schlüssel?“ fragt er in die Runde.
„Hier. Ich komme mit, ich bin ihr Nachbar.“ Kommt es von Oli und lege meinen Kopf erschöpft an Christopher Parkers Brust.
Ich komme erst langsam wieder zu mir, als wir das Treppenhaus betreten und die Treppen hoch steigen. Meine Wohnungstür wird aufgestoßen und wir betreten den Flur.
„Das Bad ist gleich da rechts und ihr Schlafzimmer ist durch das Wohnzimmer durch.“ Erklärt Oli ihm „Brauchen sie noch Hilfe?“ fragt er besorgt nach.
„Nein, ich denke ich werde sie alleine ins Bett legen können.“ Gibt Mr. Parker gepresst zurück und ich hebe leicht meinen Kopf.
„Nacht Oli.“ Nuschele ich „Ich hab dich lieb.“
„Ich dich auch Süße.“ Er haucht mir einen Kuss auf die Stirn „Ich dich auch.“ Wiederholt er.
Dann höre ich wie meine Wohnungstür wieder ins Schloss fällt.
„Mir ist kalt.“ Murmele ich.
„Kannst du stehen?“ fragt Christopher Parker sanft und ich nicke schwach.
Er stellt mich auf meine Beine und ich halte mich am Türrahmen fest.
„Komm.“ Er stützt mich und bugsiert mich ins Bad. „Geh duschen, ich bin direkt vor der Tür, wenn was ist.“ Er lehnt die Tür an.
Ich ziehe meinen Bikini aus und setze mich auf den Boden meiner Dusche, das warme Wasser taut meine unterkühlten Muskeln auf und ich schließe meine Augen.
- Was zur Hölle hast du getan? – schreit eine Stimme in meinem Kopf.
Nach ein paar Minuten stelle ich das Wasser aus und schlinge ein frisches Handtuch um mich, langsam trete ich in den Flur und er sieht mich besorgt an.
„Ist dir wieder warm?“ fragt er leise und ich nicke beschämt.
„Darf ich auch eben schnell duschen?“ er sieht mich fragend an und wieder nicke ich. Es klopft leise und er geht zur Tür.
Oli reicht ihm einen Jogginganzug.
„Ich denke sie brauchen trockene Sachen.“ Erklärt er ihm.
„Vielen Dank Herr…“ er sieht ihn fragend an und erst jetzt bemerke ich wie gut er dänisch spricht.
„Oliver Kampmann. Oli.“ Er grinst ihn an und zu meinem erstaunen reicht ihm Mr. Parker die Hand.
„Vielen Dank Oli, ich bin Chris.“ Stellt er sich vor.
„Das weiß ich und wie ich das weiß.“ Grinst Oli und geht wieder zu sich in die Wohnung.
„Legen sie sich endlich ins Bett Miss Madsen.“ Sagt er streng zu mir und ich schleiche den Flur entlang.
Ich ziehe mir ein kurzes Top und Hotpants an und krieche mit der Hoffung, das alles nur ein schlechter Traum ist unter meine Decke.
Die Sonne die in mein Schlafzimmer scheint weckt mich am nächsten Morgen und ich komme hoch um mich gleich wieder fallen zu lassen. Mein Kopf dröhnt und ich habe einen eigenartigen, abgestandenen Geschmack im Mund. Ich sehe auf meinen Wecker, kurz nach 8 Uhr und ich habe unbändigen Durst. Vorsichtig rappele ich mich auf und sehe mich um.
War ja vielleicht doch ein schlechter Traum…
Ich gehe in mein Wohnzimmer und mein Blick fällt auf die schlafende Gestallt auf meiner Couch.
- Scheiße, doch kein Traum! Christopher Parker liegt auf meiner Couch! -
Ich schleiche mich in die Küche, genehmige mir zwei Aspirin und ein Glas Orangensaft.
„Haben sie einen Kaffee für mich?“ ertönt eine belustigte Stimme hinter mir und ich zucke zusammen. Ich schließe gequält meine Augen und drehe mich langsam um.
„Es tut mir so leid.“ Sage ich leise und kneife meine Augen zusammen als mich das Sonnenlicht trifft.
„Kopfschmerzen?“ fragt er leise und ich nicke schwach.
Ich stelle meinen Kaffeeautomaten an.
„Espresso?“ frage ich immer noch peinlich berührt wegen der ganzen Situation.
„Gerne.“ Ich spüre seinen Blick auf mir.
Ein paar Minuten später stelle ich mit zitternden Händen seine Tasse auf den Tisch.
„Warum hast du mich angerufen?“ fragt er leise und ich sehe auf, seine Augen sehen mich forschend und mit einem seltsamen Ausdruck an.
„Ich weiß nicht.“ Gebe ich ausweichend zurück und will in mein Schlafzimmer gehen, um mir etwas mehr anzuziehen. Ich fühle mich quasi nackt.
„Sieh mich an.“ er hält mich fest und dreht mich zu sich. „Warum hast du angerufen?“ fragt er erneut.
„Ich war verwirrt und betrunken.“ Gebe ich kleinlaut zu.
Er legt seine Hand unter mein Kinn und zwingt mich ihn anzusehen „Du weißt, das das was du heute Nacht getan hast, sehr, sehr dumm war und ich rede nicht von dem Anruf, sondern von deiner schwachsinnigen Aktion um halb 2 Uhr nachts in die Ostsee zu springen.“ Ein lächeln umspielt seine Lippen „Du tust so etwas nie wieder, sonst…“ er sieht mich lange an.
„Sonst was Mr. Parker?“ mein Herz schlägt bis zum Hals und meine Stimme versagt fast.
„Sonst versohle ich dir deinen Hintern.“ Erwidert er heiser.
„Das wagen sie nicht.“ Gebe ich zurück.
Er zieht mich mit einer schnellen Bewegung zu sich und hält mein Gesicht in seinen Händen.
„Und wie ich das wage.“ Seine Stimme klingt rau am meinem Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut. Er sieht mich an und ich schlucke schwer. Dann beugt er sich zu mir und küsst mich sanft.
„Oh und wie ich das wage Josephina Madsen.“ Nuschelt er und seine Hände wandern über meinen Rücken während ich meine Hände um seinen Nacken schlinge.
Seine weichen Hände suchen die nackte Haut zwischen meinem Top und meinen Hotpants, als er sie findet streichelt er sanft darüber und ich küsse ihn erneut.
„Warum bist du an den Strand gekommen?“ frage ich atemlos.
Er betrachtet mich und drückt mich fester an sich „Weil ich nicht wollte, dass irgendjemand deine Situation ausnutzt.“ Gesteht er leise und ich sehe ihn überrascht an.
„Du hast dir Sorgen um mich gemacht?“ ich streichele sanft über seine Wange.
„Ja.“ Er beugt sich vor und haucht mir einen Kuss auf die Lippen.
„Aber ich meine… du… Mr. Parker?“ stottere ich.
„Was?“ er lächelt leicht und feine Fältchen bilden sich um seine wunderschönen Augen. „Chris.“
„Na ja, diese Treffen mit den Frauen die ganze Zeit.“ Druckse ich herum und sein lächeln wird breiter.
„Die habe ich beruflich getroffen, Sterling sucht ein neues Werbegesicht und nach Ansicht unserer Marketingstrategen machen sich blonde, junge Frauen am Besten.“ Er streicht mir eine Strähne hinters Ohr „Wobei ich das ganz und gar nicht nachvollziehen kann.“ Fügt er hinzu und nun lächle ich leicht.
„Ach ja?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Ach ja? Was?“ grinst er.
„Deswegen also die Barbieausstellung, als ich mich vorgestellt habe.“ Ich sehe ihn herausfordernd an und er lacht auf.
„Ich wollte nicht, dass mich bei der Arbeit jemand ablenkt.“ Wieder finden sich unsere Lippen zu einem Kuss. Er schmeckt so gut, leicht nach Kaffee und herrlich nach ihm.
„Ich sehe ja was dabei raus kommt.“ Er hebt mich leicht hoch und ich schlinge meine Beine um ihn.
„Was denn?“ necke ich ihn.
„Ich habe mich Hals über Kopf in so eine biestige, zickige Dänin verliebt.“ Gesteht er mir und ich sehe ihn empört an.
„Na danke, ich dachte auch nicht, dass ich dem Charme eines arroganten und selbstherrlichen Schnösels erliegen würde.“ Gebe ich zurück.
„Schnösel?“ er lässt mich auf die Couch sinken.
„Ja.“ Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und küsse ihn herausfordernd „Mein Schnösel.“ Lache ich leise.
Er küsst mich grinsend und ich winde mich unter ihm. Langsam gleiten seine Hände unter mein Top und ich stöhne leise auf. Ich öffne den Reißverschluss seiner Trainingsjacke und streife sie ihm von den Schultern, mit meinem Zeigefinger fahre ich über seine Brust und nun ist er derjenige, der leise aufstöhnt.
Als es klingelt fahren wir auseinander und ich seufze leise während ich meine Haare, auf dem Weg zur Tür, in Ordnung zu bringen versuche.
„Maja?“ ich sehe meine beste Freundin überrascht an, nie im Leben hätte ich gedacht, das sie jetzt schon auf den Beinen ist.
„Ich wollte nachschauen, ob Goldbübchen dich in einem Stück nach Hause gebracht hat.“ Sie sieht mich betreten an.
Ich gehe ein Stück zur Seite und sie tritt ein.
„Mit dem Goldbübchen bin dann wohl ich gemeint.“ Chris dreht sich auf der Couch nach ihr um und ihr Gesicht nimmt die Farbe einer sehr reifen Tomate an.
„Entschuldigung.“ Stammelt sie und er lacht breit.
„Kein Problem, für die einen bin ich ein Schnösel und für die anderen Goldbübchen. Im Übrigen sehr interessant, so hat mich bisher noch niemand genannt.“ Er hält ihr die Hand hin „Chris.“
„Maja.“ Stottert sie und ich muss mir ein lachen verkneifen.
Sie sieht mich böse an und ich hebe meine Hände.
„Geht es dir denn gut Josie?“ sie legt ihren Kopf schief.
„Ja Maja, danke. Zum Glück ist der Kater ziemlich klein ausgefallen und ich habe ihn mit Aspirin in den Griff bekommen.“ Ich nehme sie in den Arm. „Schau mich nicht so an.“ bitte ich sie.
„Gott Josie, das hätte echt schlimm ausgehen können.“ Wieder legt sich ein betretener Ausdruck auf ihr Gesicht.
„Haltet mich bei der nächsten Party einfach von Gewässern fern.“ Ich zwinkere ihr zu.
„Ich will dich nicht verlieren Josie.“ Sie sieht mir in die Augen und ich sehe, dass sie sich wirklich Sorgen um mich gemacht hat.
„Hey Maja…“ ich ziehe sie wieder in meine Arme „Du wirst mich nicht verlieren. Niemals.“ Verspreche ich ihr.
„Ehrlich?“ sie wischt sich verlegen über die Augen.
„Ganz ehrlich.“ Ich lächele leicht. „Wo hast du deine bessere Hälfte gelassen?“
„Der sitzt unten im Auto und hat ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil wir gestern irgendwie alle daneben waren und dich einfach haben springen lassen. Gott, da standen 4 Polizisten am Strand und haben dich einfach so ins Wasser springen lassen…“ Gibt sie zu und ich grinse.
„Bestell Tobi bitte, das es mir gut geht und das er keine Schuld hat. Wenn überhaupt einer Schuld hat, dann bin ich das. Ich hätte auf dich hören müssen und mehr essen sollen, oder im Gegenzug weniger trinken dürfen. Es tut mir leid.“ Ich setze mich auf die Rückenlehne meiner Couch und Chris sieht mich an. Sanft streiche ich ihm eine Strähne aus der Stirn und lächle ihn scheu an.
„Ich glaube ich störe.“ Wieder wird Maja rot und ich lache leise.
„Na ja…“ setze ich an.
„Ein wenig schon.“ Antwortet Chris und ihr Gesicht wird noch eine Spur dunkler.
„Ich bringe dich zur Tür, danke dass du nach mir geschaut hast.“ Ich gehe mit ihr in den Flur und sie sieht mich mit großen Augen an.
„Echt jetzt?“ fragt sie leise und ich nicke grinsend.
„Ja Maja, echt jetzt.“ Gebe ich zurück und sie umarmt mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
„Normale Freundinnen würden jetzt sagen: Tue nichts, was ich nicht auch tun würde. Aber da ich nicht normal bin…“ sie zwinkert mir zu „Ran an den Mann.“ Lächelt sie und ich schließe kopfschüttelnd die Tür.
Starke Arme umarmen mich von hinten und ich lehne mich an seine kräftige Brust.
Langsam wandern seine Hände unter mein Top und ich drehe mich in seinen Armen um, um ihn zu küssen. Langsam schiebe ich ihn in Richtung Couch als es wieder klingelt.
„Verdammt.“ Fluche ich leise und öffne schwungvoll die Tür.
Oli und Trine sehen mich mitleidig an.
„Geht es dir gut Süße?“ fragt Oli besorgt. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
Chris erscheint hinter mir. „Es geht ihr gut, den verdienten Kater hat sie nicht und ich denke, alles was sie jetzt braucht ist eine Runde Schlaf.“ Er zwinkert Oli zu und dieser nickt eifrig.
„Kann ich Dex bei dir lassen?“ er sieht mich bittend an und ich lasse Dex in meine Wohnung.
„Bis später!“ die beiden winken mir zu und ich schließe wieder meine Tür.
„Erwartest du jetzt noch jemanden?“ Chris sieht mich fragend an.
„Nein. Du?“ ich grinse ihn an, gehe an ihm vorbei und lasse Dex auf den Balkon wo er sich sofort in die Sonne legt.
„Ich erwarte jetzt einfach nur, dich endlich hier auf der Couch zu nehmen…“ er nimmt mich in seine starken Arme und ich grinse ihn an.
„Dann nur zu Mr. Parker.“ Lächele ich süffisant.
Er zieht mir mit einer geschickten Bewegung das Top über den Kopf und meine langen Haare fallen nun über meinen nackten Rücken.
„Gott, du machst mich wahnsinnig.“ Er küsst mich leidenschaftlich.
Ich ziehe ihm seine Trainingsjacke wieder aus und schmiege mich an ihn.
Haut an Haut, das fühlt sich so schön an. Ich knabbere leicht an seinem Ohrläppchen und ich merke wie er eine Gänsehaut bekommt.
Bestimmt schiebe ich ihn in mein Schlafzimmer.
Warum die Couch nehmen, wenn das Bett viel bequemer ist?
Rücklings fällt er auf Bett und ich liege auf ihm, sanft küsse ich seine Brust und er stöhnt wohlig auf. Ich nestele an der Jogginghose herum und stelle fest, dass er nichts drunter trägt.
„Meine Sachen waren alle nass.“ Sagt er atemlos und macht sich an meinem Höschen zu schaffen. Mit einer schnellen Bewegung liege ich unter ihm und er sieht mir in die Augen.
„Du hast so faszinierende Augen.“ sage ich leise.
„Du bist so wunderschön.“ Er küsst einen Pfad entlang meines Halses hinunter zu meinen Brüsten und ich recke ihm mein Becken entgegen, ich vergehe vor Sehnsucht nach ihm.
Die ganzen letzten Monate konnte ich nur daran denken, wie es ist mit ihm zusammen zu sein und nun will ich keine Sekunde länger warten.
„Geduld.“ Haucht er und küsst sanft meine Brüste und saugt sich an meinen Brustwarzen fest. Ich stöhne auf und ziehe ihn zu mir hoch.
„Bitte.“ Wispere ich.
„Kondom?“ fragt er leise und ich greife in meine Nachttischschublade und gebe es ihm.
Er steift es sich über und schiebt mit seinem Knie meine Beine auseinander. Dann endlich dringt er in mich ein und ich schließe meine Augen. Es fühlt sich so wunderbar an, endlich vereint.
„Sieh mich an.“ sagt er sanft und ich öffne meine Augen.
Langsam bewegt er sich in mir.
Er füllt mich aus und ich zergehe unter ihm.
Er fängt an sich schneller zu bewegen und ich stöhne immer wieder auf. Dann umschlinge ich ihn mit meinen Beinen und nun ist er wieder einmal derjenige, der stöhnt. Seine Bewegungen werden schneller und unser beider Atem beschleunigt sich ebenfalls.
„Oh mein Gott.“ Stöhne ich leise und merke wie mich eine Welle der Erlösung überrollt.
Ich merke wie seine Rückenmuskeln sich anspannen und auch er kommt. Erschöpft schließe ich meine Augen und er verharrt in mir.
„Gott?“ er grinst mich an.
„Bilde dir ja nichts ein.“ Lächele ich.
Er rollt sich von mir runter und geht ins Bad um das Kondom zu entsorgen.
Dann krabbelt er wieder unter meine Decke.
Sanft krault er meinen Bauch und ich sehe ihn selig lächelnd an.
„Du musst wirklich ein bisschen mehr essen, ich beobachte das schon eine ganze Weile mit Sorge.“ Er küsst mich. „Mir zu Liebe.“ Bittet er mich und ich nicke leicht.
„Ich versuch es.“ Verspreche ich ihm.
„Verhütest du eigentlich nicht?“ er zieht eine Schnute und ich lache leise.
„Was wäre ich denn für eine Frau, wenn ich beim ersten Mal nicht auf ein Kondom bestehen würde?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch und er sieht mich verständnislos an „Ich nehme die Pille, aber nach meinem Alkoholkonsum der letzten Nacht möchte ich kein Risiko eingehen. Ich bin noch weit davon entfernt mich bereit zu fühlen, ein Kind zu bekommen.“ Ich streiche über seine Brust.
„Aber irgendwann willst du schon Kinder, oder?“ er fährt mit seiner Hand über meinen Rücken.
„Irgendwann schon.“ Sage ich leise.
Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich es nicht…
Bin ich in der Lage, ein Kind zu lieben?
Bin ich in der Lage, ihm alles zu geben was es braucht?
Ich habe nie wirklich Mutterliebe erfahren und habe Angst davor zu versagen…
Eine Weile liegen wir schweigend im Bett als sich plötzlich Chris sein Magen meldet und ich ihn grinsend ansehe.
„Hunger?“ grinse ich.
„Hmm.“ Er nickt leicht.
„Dann komm, ein Stück den Strand entlang gibt es die besten Hotdogs in ganz Kopenhagen.“ Ich stehe auf und gehe zu meinem Kleiderschrank.
Ich spüre seine Hand, die über meinen Rücken streicht und ich drehe mich mit einem strafenden Blick zu ihm um.
„Ich denke du hast Hunger?“ ich lege meinen Kopf schief.
„Hmm ich habe es mir gerade anders überlegt.“ Er hält eine Kondompackung hoch und ich lächle.
„Was machen wir, wenn sie aufgebraucht sind?“ grinse ich.
„Wir besorgen gleich auf dem Weg noch Neue, das Risiko will ich nicht eingehen.“ Lacht er und zieht mich auf seinen Schoß, sofort merke ich wie bereit er schon wieder ist und sehe ihn überrascht an.
„Komm schon Honey, ich bin seit Wochen scharf auf dich, ich will jede Sekunde auskosten.“ Er küsst mich und ich nehme ihm das Kondompäckchen aus der Hand. Er rutscht ein bisschen das Bett rauf und ich umfasse sein Glied. Er schließt seine Augen und ich fahre mit meinem Finger über seine Eichel. Dann beuge ich mich leicht vor und küsse sanft die Spitze.
„Honey.“ Stöhnt er und ich grinse.
Sanft umschließen meine Lippen seine Eichel und er zieht scharf Luft ein. Meine Lippen und meine Zunge massieren seinen Penis sanft und herausfordernd.
„Bitte.“ Sagt er um Beherrschung ringend.
Ich lasse mit meinem Mund von ihm ab und streife ihm das Kondom über. Dann klettere ich auf ihm und lasse mich auf seine Erregung fallen.
Seine Hände kneten hart meine Brüste und ich stöhne auf als ich beginne mich zu bewegen.
Das ist wirklich gut…
Nein, gut trifft es nicht annährend…
Das ist der Wahnsinn!
Seine Hände wandern an meine Hüften und er gibt das Tempo vor, während ich meinen Kopf in den Nacken werfe.
Plötzlich hebt er mich von sich runter und ich sehe ihn enttäuscht an.
„Vertrau mir.“ Er küsst mich und drückt mich so aufs Bett, das ich auf dem Rücken liege.
Mit hauchzarten Küssen arbeitet er sich über meine Brust, meinen Bauch hinunter zu meinem Lustzentrum. Als ich seine Zunge an meinem Kitzler spüre bäume ich mich auf und mein Atem geht schnell und flach. Kurz bevor ich Erlösung finde kommt er hoch und dringt hart in mich ein. Ich sehe ihn an und sehe meine eigene Lust und mein Verlangen in seinen Augen.
Wir beide erreichen unseren Höhepunkt und er sinkt auf mich.
Er küsst mich und ich schmecke mich vermischt mit ihm, eine sinnliche Mischung.
„Jetzt habe ich aber wirklich Hunger.“ Er grinst mich ein paar Minuten später an.
„Okay, dann lass mich mir meine Sachen anziehen.“ Lächele ich und nehme Jeansshorts und eine weiße leichte Bluse aus meinem Schrank, statt meines BHs ziehe ich mein Bikinioberteil an und drehe mich vor ihm im Kreis.
„Und?“ grinse ich.
„Perfekt.“ Er zieht mich in seine Arme. „Aber ehrlich Honey, hast du mal daran gedacht was ich anziehe?“ er zieht eine Augenbraue hoch.
„Moment.“ Ich greife nach meinem Handy und wähle Olis Nummer.
„Hey mein aller, aller liebster Nachbar.“ Flöte ich ins Telefon und ernste Gelächter seinerseits.
„Was willst du Nervensäge?“ fragt er nach ein paar Sekunden belustigt.
„Kann Chris sich ein paar Sachen von dir borgen?“ bettele ich.
„Ja sicher, du findest dich ja zu Recht.“ Antwortet er wie selbstverständlich.
„Danke! Ich hab dich lieb!“ damit lege ich auf.
Ganz ehrlich, das ist keine große Sache, wenn er mich anrufen würde um zu fragen, ob sich Trine von mir Sachen ausborgen kann, dann würde ich auch ohne zögern ja sagen.
„Ich hole dir schnell was.“ Ich gebe Chris einen schnellen Kuss und gehe dann über den Flur in Olis Wohnung. Vor seinem Kleiderschrank stehe ich einen Moment ziemlich unschlüssig rum…
- Oh Man Oli, wir müssen dringend einkaufen gehen! -
Ich ziehe ein hellgrünes T-Shirt von Nike und Jeansshorts von Hummel aus dem Schrank. Es ist so das Beste was sein Kleiderschrank zu bieten hat, dann angele ich mir noch ein paar Boxershorts und beschließe, dass das reichen muss. Immerhin bin ich hier nicht einem Geschäft in dem ich mir aussuchen kann was ich will, ich stehe lediglich vor Olis Kleiderschrank und in einen Anzug will ich Chris ja nun nicht stecken.
Ich schließe Olis Tür wieder ab und drücke Chris die Sachen in die Hand.
Er verschwindet daraufhin im Bad und kommt ein paar Minuten später umgezogen wieder.
Hmm, es steht ihm besser wie gedacht…
„Heiß.“ Grinse ich.
„Sonst vielleicht nicht ganz mein Stil.“ Gibt er zu und umarmt mich.
„Komm, wir wollen jetzt los.“ Ich knuffe ihn „Dex!“ rufe ich durchs Wohnzimmer und er kommt angetrottet.
„Was legst du dich auch in die Sonne?“ ich schüttele mit dem Kopf als er mich anhechelt. „Na komm mein Süßer.“ Ich gehe in die Küche und hole sein Napf aus dem Schrank unter der Spüle, ich fülle ihm kaltes Wasser ein und er schlabbert erst einmal die halbe Schüssel leer.
„Wann kümmerst du dich so um mich?“ Chris haucht mir einen Kuss in den Nacken.
„Tue ich das denn nicht?“ ich drehe mich um und nehme ihn in den Arm „Ich habe dir was zum anziehen besorgt.“
„Du bist zu gut zu mir.“ Lächelt er.
Ich mache Dex seine Leine fest und nehme mir nur etwas loses Geld in meine Jeansshorts.
Ich ziehe die Tür hinter uns ins Schloss und wir steigen die Treppen hinunter.
„Wie war denn eure Party gestern? Ich habe dich gar nicht nach Hause kommen gehört Kindchen.“ Susann steht unten vor der Tür und ist einen Plausch mit Alice vertieft.
„Es war spät oder früh. Je nachdem wie man es betrachtet.“ Ich zwinkere ihr zu „Aber die Party war sehr nett.“
„Und der junge Mann ist?“ sie sieht zu Chris und ich lache leise, ihre direkte unverblümte Art ist irgendwie erfrischend.
„Darf ich euch Christopher Parker vorstellen? Chris das ist Susann Jensen meine Nachbarin und Alice Holm, ebenfalls ihres Zeichens Nachbarin. Die beiden haben alles im Auge, damit hier niemand rein und raus läuft, der hier nichts zu suchen hat.“ Nun zwinkere ich Alice zu und sie lacht.
„Es freut uns sehr Christopher, dürfen wir davon ausgehen, dass sie unsere Josephina jetzt öfter besuchen?“ Alice sieht ihn an und er lächelt.
„Ja Ma’am, das dürfen sie.“ Antwortet er höflich.
„Wir sind wirklich entzückt.“ Susann strahlt ihn an und Dex zieht an der Leine.
„Wir müssen, macht es euch noch schön!“ ich winke den beiden zu und ziehe Chris mit mir.
„Was war das denn?“ lacht er, als wir außer Hörweite sind.
„Das sind unsere Hausomas. Die sind handzahm.“ Erwidere ich fröhlich und als wir am Strand sind mache ich Dex von der Leine und nehme meine FlipFlops in die Hand.
Chris greift nach meiner Hand und ich grinse ihn an.
„Also auch in der Öffentlichkeit?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Sicher Honey.“ Er gibt mir einen Kuss und in meinem Magen beginnen tausend Schmetterlinge mit den Flügeln zu schlagen.
Plötzlich durchbricht ein Klingeln die Stille und Chris geht schuldbewusst an sein Handy.
„Sorry Hon.“ Er gibt mir einen kurzen Kuss ehe er ans Telefon geht und sich ein wenig von mir entfernt.
Mittlerweile habe ich Dex wieder fest gemacht, denn wir sind in sichtweite des Hot Dog Standes und Dex ist nun einmal ein Labrador. Egal wie gut er hört, bei Essen hört der Spaß auf.
„Das war Eric, Eric Hartmann.“ Er legt seinen Arm um mich und ich seufze leise. „Er fragt, ob wir heute Abend nicht zu einer kleinen Party zu ihm kommen wollen.“ Er sieht mich fragend an.
„Wohnt er auch noch bei seinen Eltern?“ ich lege meinen Kopf schief.
„Nein, nein…“ Chris schüttelt lachend seinen Kopf „Nur weil ich immer noch bei meinen Eltern wohne, gilt selbiges nicht für meine Freunde.“
„Ich weiß nicht.“ Ich kaue auf meiner Unterlippe.
„Komm schon Hon. Was hast du zu verlieren?“ er zieht mich in seine Arme und küsst mich „Ich möchte mit der hübschesten Frau des Abends angeben.“ Grinst er.
„Kenne ich sie?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch und er kneift mir in den Hintern.
„Gut möglich, im Übrigen habe ich schon zu gesagt.“ Er küsst mich erneut und mir bleibt vor Verwunderung der Mund offen stehen. „Schau nicht so, die Party ist ganz ungezwungen und fernab jeder Gewässer.“ Er zieht mich weiter „Und jetzt würde ich wirklich gerne etwas Essen.“
Ich bestelle uns jeweils einen Hotdog und ein Wasser und wir setzen uns in den Sand ein Stück weiter weg.
„Ich weiß nicht, ob ich da hin will.“ Gebe ich zu, als wir den Hot Dog aufgegessen haben und Dex mein letztes Stück von Brötchen ergattert hat.
„Magst du Eric nicht?“ er legt seinen Kopf schief.
„Was heißt hier nicht mögen? Ich kenne ihn nicht…“ ich atme tief durch.
- Soll ich ihm jetzt sagen, dass Klaus Hartmann, Erics Vater auch mein Vater ist? Soll ich ihm sagen, dass ich das uneheliche Kind bin, was fast die Ehe von Klaus und Linda Hartmann zerstört hat? -
„Komm schon Honey, es bedeutet mir echt viel, dass du meine Freunde magst. Ich habe deine ja auch heute alle schon im Schnelldurchlauf kennen gelernt und im Übrigen sind wir morgen zum Mittag bei meinen Eltern eingeladen.“ Sagt er wie selbstverständlich und ich verschlucke mich an meinem Wasser.
„Alles in Ordnung?“ fragt er besorgt und klopft mir leicht auf den Rücken.
„Ist das nicht alles ein wenig…. Voreilig?“ ich sehe ihn skeptisch an.
„Nein.“ Er zieht mich in seine Arme „Ich meine, du hast mir den Kopf verdreht, warum warten?“
- Weil ich die Spionin bin, die dein Vater auf dich angesetzt hat? -
„Okay.“ Sage ich leise, ich muss morgen unbedingt einen Moment allein mit Evelyn Parker sprechen, sie wird am ehesten wissen was ich machen soll…
Er lehnt sich nach hinten an eine Düne und ich lege meinen Kopf auf seine Brust.
Ich habe so viele Geheimnisse vor ihm, aber ich weiß nicht, was schlimmer ist… Das ich die Halbschwester seines besten Freundes bin, oder die Spionin seines Vater?
„Hey meine Hübsche. Woran denkst du?“ holt mich seine sanfte Stimme aus den Gedanken.
„Nichts…“ weiche ich aus und kuschele mich enger an ihn.
„Komm schon Hon.“ Er zieht mich hoch und ich sehe ihn an.
Er sieht so anders aus, mal ohne Anzug und mit strubbeligen Haaren. So wunderbar normal…
Ach, wenn es doch nur normal wäre.
„Was hat es denn mit diesem Hon auf sich?“ ich lächle leicht.
„Hon sowie Honey.“ Grinst er „Du bist das Süßeste was mir je begegnet ist.“ Er küsst meine Stirn und ich schmelze wie Eis in der Sonne…
Eine Weile genießen wir unsere neu gewonnene Zweisamkeit, dann stehen wir auf und toben mit Dex durch das flache Wasser. Es macht Spaß und ich kann mich an dem jugendlichen, ausgelassenen Chris gar nicht satt sehen.
Arm in Arm schlendern wir zurück zum Haus und ich bringe Dex in Olis Wohnung.
„Hat ihr eigentlich jeder von jedem den Schlüssel?“ er sieht mich fragend an als ich Olis Tür abschließe.
„Nein, aber ich habe Olis und er meinen, du glaubst gar nicht wie oft mir dass schon das Leben gerettet hat.“ Ich zwinkere ihm zu.
„Jetzt rette ich dich!“ lacht er und hebt mich hoch kaum dass ich meine Tür aufgeschlossen habe.
„Sag mal, hast du auch noch was anderes im Kopf?“ ich schlinge meine Beine um ihn und er lächelt süffisant.
„Nein, wenn ich ehrlich bin nicht.“ Gesteht er.
Ich küsse ihn stürmisch und wir fallen auf die Couch, seine Hände erkunden jeden Zentimeter meine Haut und ich genieße seine Hände auf meiner von der Sonne erhitzten Haut. Er umfasst meinen Nacken um mich noch härter zu küssen und ich stöhne überrascht auf. Als wir zueinander finden bäume ich mich unter ihm auf.
Dieser Mann bringt mich um den Verstand…
„Hon? Komm schon wir müssen duschen und ich muss mich kurz umziehen, ehe wir zu Eric fahren.“ Langsam streicht er über meinen Rücken und ich seufze wohlig. „Bitte.“ Fügt er hinzu und küsst meine Schulter. Widerwillig erhebe ich mich und gehe ins Bad, als ich unter der Dusche stehe lasse ich meinen Kopf gegen die kühlen Fliesen sinken.
- Ich muss es ihm sagen! – brüllt mein schlechtes Gewissen.
Ich merke wie er zu mir in die Dusche steigt und drehe mich zu ihm um. Das Wasser der Dusche vermischt sich mit meinen Tränen.
„Hey.“ Er zwingt mich ihn anzusehen.
„Womit habe ich dich verdient?“ frage ich leise und er sieht mich erstaunt an.
„Du hast von allem das Beste verdient.“ Grinst er.
„Ich habe noch nie das Beste bekommen.“ Flüstere ich.
„Ich will mir gar nicht ausmalen, wie dein Leben in jungen Jahren verlaufen ist. Josie, du bist so wundervoll und dein Vater ist ein Idiot, wenn er das nicht sieht. Er hat dich nicht verdient.“ Er küsst mich hingebungsvoll.
„Oh Chris.“ Schluchze ich.
Eine halbe Stunde später stehe ich in ein Handtuch gewickelt unschlüssig vor meinem Kleiderschrank.
„Na komm schon.“ Lächelt Chris und rubbelt sich seine Haare trocken.
„Das hier?“ ich halte ein rot geblümtes, kurzes Kleid hoch.
„Perfekt.“ Er nickt mir zustimmend zu.
Ich ziehe mir einen schwarzen BH an und ziehe mir das Kleid über, dann ziehe ich mir meine schwarzen Highheels dazu an.
„Du siehst atemberaubend aus.“ Er küsst mich, ich schminke mich dezent und ich stecke meine Haare locker hoch, einzelne Strähnen fallen heraus und als ich sie mühsam hochstecken will nimmt Chris meine Hand.
„Jetzt siehst du wunderschön aus.“ Er küsst meine Fingerknöchel.
„Charmeur.“ Lächele ich und küsse ihn.
Ich nehme meinen dünnen schwarzen Blazer und meine Sonnenbrille von der Garderobe und wir verlassen mein Haus. Wir gehen zu seinem Auto, welches noch bei der Strandbar steht und schlagen den Weg zu seinen Eltern ein.
„Kommst du kurz mit?“ er sieht mich fragend an als wir vor dem riesigen Haus halten.
„Ja.“ Lächele ich. Vielleicht ergibt sich ja eine Möglichkeit kurz mit seiner Mutter zu sprechen.
„Mum? Dad?“ ruft Chris als wir Hand in Hand das Haus betreten.
„Wo warst du denn?“ seine Mutter kommt um die Ecke und als sie uns sieht, kann sie sich ein lächeln nicht verkneifen.
„Josephina, schön sie zu sehen.“ Begrüßt sie mich strahlend.
„Das Vergnügen ist auf meiner Seite Mrs. Parker.“ Erwidere ich leicht verunsichert.
„Ich ziehe mich eben schnell um.“ Chris gibt mir einen Kuss „Mum, ich bitte dich inständig…“ er sieht zu seiner Mum „…Lass sie an einem Stück und halte dich ein ganz kleines bisschen zurück.“ Er macht eine verdeutlichende Geste und dann sprintet er die Treppe hoch.
„Mrs. Parker…“ setze ich an.
„Nenn mich Evelyn und komm.“ Sie deutet mir an ihr zu folgen.
Wir betreten einen kleinen Raum und nehmen in einer Sitzgruppe Platz.
„Darf ich ihnen was bringen?“ eine junge Bedienstete erscheint.
„Möchten sie einen Eistee?“ Evelyn sieht mich an und ich schüttele mit meinem Kopf.
„Nein Danke Pia.“ Sagt sie zu dem jungen Mädchen und dieses verneigt sich, ehe sie den Raum verlässt.
„Mrs. Parker…“ Ich seufze leise „Evelyn…“ ich atme tief durch „Ich weiß, das du wegen allem… dem Vertrag und was daran hängt, informiert bist. Ich weiß einfach nicht, ob ich es Christopher sagen soll.“ Ich sehe sie verzweifelt an.
„Josephina…“ beginnt sie.
„Josie.“ Ich lächele gequält.
„Also gut. Josie, natürlich bin ich im Bilde und ich habe mich schon eine ganze Weile gefragt, wie lange mein Sohn dir widerstehen kann.“ Sie zwinkert mir zu. „Ich kenne ihn, schon als ich euch das erste Mal zusammen sah, da wusste ich, das es nur eine Frage der Zeit ist.“ Sie nimmt meine Hand „Warte damit es ihm zu sagen, im Moment ist er noch etwas paranoid was Alfred angeht. Wenn sich das alles gelegt hat, dann rede in Ruhe mit ihm darüber. Ich für meinen Teil rede mit Albert, du wirst ihm nicht mehr Rede und Antwort stehen müssen.“ Sie drückt sanft meine Hand und ich atme erleichtert aus.
Ich weiß, welche Macht Evelyn über Alfred Parker hat.
„Danke Evelyn.“ Ich atme erleichtert aus.
„Es ist schön ihn so zu sehen.“ Sie strahlt übers ganze Gesicht.
„Ja.“ Gebe ich zu.
„Danke.“ Sie nickt mir zu „Weißt du, er hatte in New York eine schwere Zeit, es war für uns alle nicht einfach.“ Sagt sie vieldeutig und ich lege meinen Kopf schief.
„Er wird es dir sagen, wenn die Zeit reif ist.“ Verspricht sie mir.
„Na Hon, hat meine Mum dich vergrault?“ Chris kommt ins Zimmer und küsst mich auf die Haare. Ich drehe mich zu ihm um, er trägt eine helle Jeans mit Waschungen und Abnutzungen an manchen Stellen und ein weißes Polo Shirt. Verdammt sieht er gut aus! Er hat seine Haare leicht nach hinten gegeelt und seine Sonnenbrille hängt an der Knopfleiste des Shirts, dazu hat er weiße Turnschuhe an und ich kann es einen Augenblick nicht fassen, das dieser Mann der gleiche Mann ist wie mein Chef.
„Nein, ganz im Gegenteil.“ Ich lächele ihr zu „Sie ist toll.“ Ich stehe auf und Chris legt seinen Arm um meine Taille.
„Danke Mum, ich denke nicht, dass ich heute wieder komme, wir sehen uns morgen zum Essen?“ Er beugt sie zu ihr und gibt ihr einen Kuss auf die Wange.
„Aber sicher Schätzchen, aber du hast doch gar keine Sachen um dich frisch zu machen?“ sie sieht ihn mit großen Augen an.
„Ich habe Lars eine Tasche mit ein paar Sachen die ich so brauche, ins Auto legen lassen.“ Erklärt er ihr lächelnd.
„Viel Spaß Chris. Seid vorsichtig.“ Sie nimmt ihn in den Arm und anschließend, zu meiner Verwunderung, auch mich.
„Viel Spaß Josie.“ Lächelt sie.
„Danke Evelyn.“ Gebe ich gerührt zurück.
Wir steigen in seinen Geländewagen von BMW und ich sehe ihn fragend an, sind wir nicht mit einem Audi gekommen?
„Ich habe drei.“ Erklärt er mich lächelnd.
„Ich habe eins und das ist toll.“ Gebe ich zurück und er lacht leise.
„Dein Baby.“ Er zieht eine Augenbraue hoch.
„Sag ja nichts gegen mein Baby.“ Wehre ich mich lachend.
„Ich werde mich hüten.“ Verspricht er mir.
Wir fahren eine Weile durch die Straßen Klompenburgs und ich werde nervös, diese Strecke bin ich schon einmal gefahren, als ich mich das erste und einzige Mal mit meinem Vater getroffen habe.
„Wo wohnt denn Eric?“ frage ich und versuche nicht so angespannt zu klingen.
„Sein Vater hat ihm vor drei Jahren ein Haus in der Nähe seines Elternhauses bauen lassen. Ich weiß nicht ob du Klaus Hartmann kennst, aber wenn er was macht, dann macht er es richtig. Das Haus ist toll, manchmal wünschte ich mir, mein Dad wäre ein wenig mehr wie Klaus. Er lässt Eric alle Freiheiten die er braucht.“ Er sieht mich strahlend an und ich lächele gezwungen.
- Sei vorsichtig mit dem was du dir wünschst! -
Schließlich halten wir vor einem echt schicken und großen Haus und Chris drückt auf die Klingel vor dem Tor.
„Ja?“ ertönt eine tiefe Männerstimme.
„Christopher Parker und Begleitung.“ Sagt Chris gelassen und das Tor schwingt auf.
„Ungezwungen?“ ich blicke zweifelnd hoch zum Haus. Dieses Haus hier übertrifft sogar noch das von Chris’ Eltern.
„Ganz ruhig…“ er nimmt meine Hand „Du kennst Eric doch schon und ich hatte das Gefühl, das du ihn magst.“ Er nickt mir zu und ich schlucke schwer.
Na, ja…
In meinen Augen hat er alles bekommen, was mir verwehrt wurde.
„Ja.“ Sage ich schließlich leise.
Chris parkt und kommt dann um das Auto um mir beim aussteigen zu helfen.
Er zieht mich fest in seine Arme und wir folgen der Musik in den Garten. Das was ich sehe, habe ich so nicht erwartet und ich verlangsame automatisch meinen Schritt.
Es sind nur noch 4 andere Leute neben Eric da und dieser steht in Bermudashorts und T-Shirt an einem Grill und winkt uns zu.
Das hier sieht aus wie ein x-beliebiger Garten eines Einfamilienreihenhauses und er erinnert mich an Oli, wenn wir im Garten grillen.
„Da bist du ja.“ Begrüßt er Chris und dieser schiebt seine Sonnenbrille in die Haare.
„Hey Eric.“ Er zieht mich hinter sich her zu ihm.
„Und schau mal einer an wen du uns mitbringst.“ Er grinst mich an „Ist sie endlich deinem Charme erlegen?“
„Endlich?“ ich sehe leicht lächelnd von ihm zu Chris und dieser wird tatsächlich ein bisschen rot.
„Ich habe sie ganz heldenhaft gerettet und zum Dank hat sie mich endlich erhört.“ Chris küsst meine Hand und ich lache.
„Oh du bist also ein strahlender Held? Aus welches prekären Situation hat sie Ritter Christopher denn gerettet my Lady?“ Eric verbeugt sich vor mir und ich muss wirklich zugeben, dass ich ihn mag.
Egal welches Bild ich immer von ihm gehabt habe, es passt nicht zu dem Eric der sich hier gerade vor mir verbeugt. Dieser Eric ist lustig und man muss ihn einfach mögen.
„Der holde Ritter Christopher hat mich vor meinem nahen, durch Alkoholkonsum verursachten, Tod durch Ertrinken gerettet.“ Ich mache einen Knicks und Eric lacht auf.
„Echt jetzt?“ er sieht zu Chris und dieser nickt.
„Ja, my Lady meinte sie müsste mitten in der Nacht von irgendeinem Steg in die wirklich kalte Ostsee hüpfen.“ Er sieht mich strafend an.
„Also entweder Alkohol oder schwimmen.“ Ich zucke mit den Schultern.
„Hmm….“ Eric sieht sich um „Also schwimmen wird schlecht, aber ich kann dir was zu trinken anbieten. Ein Champagner?“
„Bier?“ ich lächele leicht.
„Also du hast Geschmack, das muss ich dir lassen.“ Er klopft Chris auf die Schulter und reicht mir ein Bier.
Ich öffne es an der Kante des aus Stein gemauerten Grills und Eric sieht mich mit einem Flaschenöffner in der Hand an. Verlegen lächele ich.
„Gut, und schlau ist sie auch.“ Lacht dieser und dreht das grillgut um, ehe er uns zu den anderen bringt.
„Also Leute, das ist Josephina.“ Er deutet auf mich.
„Josie.“ Verbessere ich ihn.
„Also gut…“ lacht er „Das ist Josie, sie hat es geschafft, das Herz des stattlichen Ritters Christopher zu erobern und wir heißen sie herzlich in unserer Mitte willkommen.“ Er prostet mir zu „Das sind Alex, Kev, Rob und meine Herzdame Anna.“ Stellt er mir die Runde vor und alle reichen mir die Hand.
„Wann gibt es denn was zu essen?“ Anna stellt sich fragend neben ihren Freund und dieser eilt zurück zum Grill.
„Gleich Prinzessin.“ Ruft er ihr zu und sie sieht mich an.
„Freut mich wirklich dich kennen zu lernen.“ Sagt sie grinsend.
„Ich lasse euch Frauen mal euer Frauending machen.“ Chris küsst mich und geht zu den Männern.
„Unser Frauending?“ Anna legt ihren Kopf schief.
„Na ja, über uns Männer reden und so.“ winkt Chris lachend ab.
„Du denkst wohl wirklich die ganze Welt dreht sich um dich, oder?“ frage ich ihn neckend und er kommt zu mir zurück.
„Höre ich da Zweifel an meiner Person?“ er bleibt vor mir stehen.
„Glauben sie mit Mr. Parker, so toll sind sie auch nicht.“ Gebe ich grinsend zurück.
„Glauben sie mir Miss Madsen, wenn sich auch nicht die ganze Welt um mich dreht, ihre Welt tut es.“ Er küsst mich innig „Und das reicht mir vollkommen.“ Er legt seine Stirn an meine und ich lächle.
„Damit könnten sie Recht haben.“ Bestätige ich ihm.
„Schatz?“ ruft Anna zu Eric rüber und der blickt fragend auf „Die beiden sind so süß zusammen. Warum bist du nicht so süß zu mir?“
„Weil man nach 6 Jahren ein wenig an Süße einbüsst.“ Grinst er.
„Hmm…“ sie sieht zu mir „Schau dir deine Zukunft an.“ grinst sie.
„Ich lasse euch jetzt alleine und Anna, sie hat meine Mum überlebt, also sei lieb.“ Er drückt ihr einen Kuss auf die Wange.
„So kenne ich ihn ja gar nicht.“ Anna sieht mich an und ich zucke leicht mit den Schultern „Weißt du was Josie, ich mag dich…“ sie legt ihren Arm um meine Schulter „… Endlich bin ich nicht mehr die einzige Frau in diesem Haufen.“ Sie deutet auf die Jungs die es sich vor einem Fernseher gemütlich gemacht haben.
Ein Fernseher im Garten?
„Du wirst es nicht glauben, aber das sitzt die Elite Kopenhagens. Bei deinem Chris weißt du das ja selber und ganz ehrlich du bist seine Assistentin?“ sie sieht mich lächelnd an.
„Ja. Wieso fragst du so komisch?“ ich lege meinen Kopf schief und wir setzen uns auf zwei Sonnenliegen. Ich streife meine Schuhe ab und sie betrachtet mich genau.
„Ich kenne Chris jetzt schon eine Weile, ich kannte ihn schon in New York…“ sie sieht mich an, als würde sie etwas erwarten, aber ich nicke nur leicht „Jedenfalls alle seine Sekretärinnen waren ausnahmslos blond und sagen wir es mal nett, nicht sehr helle. Ich habe ihn irgendwann einmal gefragt warum und er sagte er will etwas in seinem Vorzimmer haben, was so gar nicht seinem Typ entspricht. Er will sich auf die Arbeit konzentrieren…“ sie zwinkert mir zu „Als mir Eric dann gesagt hat, wie seine Assistentin aussieht, da dachte ich mir gleich, das da etwas nicht stimmt.“ Sie lächelt „Und ich habe Recht behalten, ihr Beide seid wirklich süß zusammen.“
„Danke.“ Ich merke wie mir die Röte ins Gesicht steigt.
„Hatte Chris viele Freundinnen?“ ich merke wie mein Herz schneller schlägt als ich die Frage stelle.
Ganz ehrlich kann so ein Mann lange alleine sein?
„Nein eher nicht, ein oder zwei Beziehungen.“ Sie zuckt mit den Schultern und ich atme erleichtert aus.
„Er ist kein Mann für kurze, schnelle Nummern…“ sie nimmt an ihrem Eistee und gießt mir auch ein Glas aus dem Krug ein „Wenn er sich mit jemandem einlässt, dann ganz.“
„Danke Anna.“ Sage ich erleichtert.
„So, ich will dir ja den Rest ein wenig näher bringen.“ Sie deutet wieder auf die Jungs,

die augenscheinlich und den wilden Flüchen nach zu urteilen, irgendein Fußballspiel sehen. „Also Kev ist der Staranwalt der Runde, Alex ist superschlau…“ sie lacht leise „Er arbeitet für die Regierung und Rob ist Pilot bei der Luftwaffe, in vierter oder fünfter Generation und hat schon mehr Belobigungen bekommen wie noch keiner zuvor in seinem Alter.“
„Wow, ich bin Assistentin des Geschäftführers.“ Grinse ich.
„Und? Ich bin Krankenschwester am Rigshospitalet.“ Sie zuckt wieder mit ihren Schultern „Das sind eh alles große Kinder.“
Ich sehe sie genau an, sie erinnert mich ein wenig an Maja. Sie ist ebenso wie sie blond mit einem kleinen Rotstich und auch sie scheint eher eine aufgedrehte Person zu sein. Ich mag sie, doch ehrlich ich mag sie wirklich…
„Wohnst du schon immer in Kopenhagen?“ wendet sie sich nun den allgemeinen Smalltalk Themen zu.
„Nicht direkt.“ Sage ich leise.
„Wie darf ich das verstehen?“ sie legt ihren Kopf schief.
„Na, ja meine ersten drei Lebensjahre habe ich mit meiner Mutter in Inner By gewohnt, dann ist sie gestorben. Ich bin in Pflegefamilien in Frederiksberg, Køge, Faxe, Ejby und Roskilde und in verschiedenen Heimen in du um Kopenhagen aufgewachsen.“ Erkläre ich leise und sie sieht mich geschockt an.
„Hast du keinen Vater?“ fragt sie zögerlich.
„Doch, aber ich habe ihn nur ein einziges Mal gesehen, da war ich 18 und er hat mir unmissverständlich klar gemacht, ich solle aus seinem Leben fern bleiben.“ Nun zucke ich mit den Schultern. „Das ist Okay, wirklich. Ich meine, ich bin 26 ich habe mir meine Familie selbst zusammen gestellt. Ich habe nicht furchtbar viele Freunde, aber die, die ich habe sind meine Familie.“ Ich lächle sie an.
„Dann ist deine Familie wohl heute etwas größer geworden.“ Nun lächelt sie auch wieder.
„Ja, ich denke schon.“ Ich proste ihr mit meinem Bier zu und leere die Flasche.
„Essen!“ ruft Eric und alle begeben sich zum großen Esstisch.
„Ich mag sie.“ Verkündet Anna Chris stolz und ich lache leise.
„Ich sie auch.“ Sage ich und alle am Tischen sehen von mir zu Anne.
„Dann ist ja alles klar.“ Alex angelt sich ein Steak vom großen Teller „Weißt du, wenn du den Anne Test bestehst, dann mögen wir dich auch.“ Erklärt er mir und Chris nimmt meine Hand.
„Ich mag dich auch.“ Grinst er.
„Mögen?“ ich ziehe zweifelnd eine Augenbraue hoch.
„Okay Hon, ich liebe Dich.“ Sagt er mit einem sanften Ausdruck in den Augen.
- Hat er gerade ich liebe dich zu mir gesagt? -
„Ich dich auch.“ Antworte ich verträumt lächelnd.
„Hört auf mit dem Quatsch, Anna will sonst auch nur so etwas.“ Schimpft Eric mit uns und Chris küsst mich.
„Essen. Jetzt.“ Sagt Eric streng und wir füllen uns beide die Teller voll.
Der Abend ist wirklich lustig und entspannt, ich bin froh dass wir hier her gekommen sind.
„So, wir verabschieden uns!“ Alex und Kev winken in die Runde und wir winken alle zurück.
„Wollt ihr auch los?“ Anna, die mir gegenüber sitzt sieht mich fragend an.
„Was meinst du?“ ich sehe zu Chris und er zuckt mit den Schultern.
„Müde bin ich noch nicht.“ Er sieht wieder zum Fernseher, auf dem er, Rob und Eric sich gerade eine imaginäre Weltraumschlacht liefern.
„Tja, wenn da so ist…“ Anne grinst mich an „Noch ein Bier?“ während sie mich fragt reicht sie mir schon eine weitere Flasche.
„Sicher.“ Ich nehme ihr die Flasche ab.
„Komm, dieses Geballere geht mir auf die Nerven.“ Sie steht auf und deutet auf die Sonnenliegen, auf denen wir schon am Nachmittag gelegen hatten. Jetzt liegen sie im sanften Mondlicht und ich erhebe mich ebenfalls.
„Das Haus ist wirklich schön.“ Gebe ich zu.
„Du kennst doch nur den Garten.“ Lacht Anna.
„Hey, ich kenne auch das Bad, auch wenn ich dafür fast einen Lagenplan brauchte.“ Erwidere ich grinsend.
„Ja, das haus ist der Wahnsinn, Klaus hat es Eric letztes Jahr geschenkt…“ sie sieht sich um „… Er sagt immer zu mir, ich bin die Tochter, die er nie hatte.“ Strahlt sie und ich verschlucke mich an meinem Bier.
„Alles gut?“ fragt sie besorgt und ich winke ab.
- Klaus Hartmann hat eine Tochter: MICH! -
„Geht es dir gut? Du bist auf einmal so blass?“ sie sieht mich fragend an.
„Alles gut, wirklich. Vielleicht sollte ich mich mit dem Bier zurück halten.“ Gebe ich zurück uns stelle meine halbvolle Flasche neben mich auf den Tisch.
In meinem Inneren brodelt es und ich versuche sie anzulächeln.
„Jedenfalls haben Eric und ich mit entschieden was hier wie umgebaut wird und ich muss sagen, wir sind zufrieden.“ Grinst sie und ich gewinne langsam wieder Überhand über meine Innere Stimme.
„Ja, es ist wirklich toll.“ Bestätige ich sie. „Wohnt deine Familie weit weg?“
„Nein, nein sie wohnen in Frederiksberg. Quasi einen Katzensprung.“ Lacht sie „Manchmal zu nah.“ Sie zwinkert mir zu „Weißt Du Josie, ich habe drei große Brüder und die übertreiben es manchmal ganz schön.“ Erklärt sie mir.
„Nehme es ihnen nicht übel, sie machen sich Sorgen. Ich hätte alles dafür gegeben wenn ich Geschwister gehabt hätte.“ Ich sehe sie an und sie nickt.
„Du hast Recht, vielleicht sollte ich manchmal mehr Verständnis haben…“ denkt sie laut nach „Ich werde ihnen morgen beim Essen sagen, wie lieb ich sie habe.“ Nimmt sie sich vor.
„Gute Idee.“ Pflichte ich ihr bei und erschaudere, so langsam wird es kühl.
„Ist dir kalt?“ fragt Anna besorgt und ich nicke, sie will aufspringen, aber ich halte sie zurück.
„Lass nur, wir sollten los, wir haben eure Gastfreundschaft lange genug beansprucht.“ Ich lächele leicht und sie nickt mit einem Blick auf die Uhr.
„Wir sollten auch mal langsam ins Bett, wir sind morgen zum Mittag bei meinen Eltern.“ Sie streckt sich.
„Wir sind morgen bei Chris’ Eltern.“ Ich schlinge meine Arme um mich.
„Sie sind nett.“ Anna nickt mir zu.
„Ich weiß.“ Gebe ich zurück und wir gehen zu den Männern.
Ich setze mich provokativ bei Chris auf den Schoß und er sieht mich empört an.
„Wir sollten zu mir.“ Flüstere ich ihm ins Ohr und knabbere sanft an seinem Ohrläppchen.
„Man Chris pass auf.“ Kommt es von Rob und Chris grinst mich an.
„Ich bin raus Jungs.“ Er legt den Kontroller auf den Tisch und umarmt mich.
„Kaum taucht eine Frau auf, gibt Chris auf.“ Lacht Rob.
„Nicht irgendeine Frau…“ er küsst mich erneut „Meine Frau.“ Grinst er.
„Deine Frau würde jetzt gerne in ihr Bett, mir ist kalt und ich bin müde.“ Quengele ich und Eric lacht.
„Damit vereinen sich zwei der größten Probleme der Frauen, fehlt nur noch Pipi und dann hättest du sie alle versammelt.“ Er grinst mich breit an.
Ich strecke ihm die Zunge raus und stehe auf.
Auch Chris steht auf und ich nehme meine Schuhe in die Hand.
„Bis bald Josie!“ ruft mir Anna hinterher und ich winke ihr zu.
„Ganz bestimmt.“ Erwidere ich.
Endlich sitzen wir im Auto und ich stelle die Heizung an, Chris hat den ganzen Abend nichts getrunken und ich kuschele mich in den Sitz mit Sitzheizung, also daran könnte ich mich gewöhnen…
„Hey Hon! Wir sind da.“ Weckt mich Chris sanft und ich sehe ihn verschlafen an.
Er steigt aus und kommt ums Auto herum, er schnallt mich ab und nimmt mich auf den Arm. Zufrieden kuschele ich mich an ihn und vor der Tür beuge ich mich leicht nach vorne und schließe auf.
„Die Treppen schaffe ich.“ Sage ich leise und er setzt mich im Hausflur ab.
Endlich zu Hause, ich lege meinen Schlüssel auf die Kommode und lasse meine Schuhe fallen.
Chris umarmt mich und ich kuschele mich an ihn, meine Hände gleiten unter sein Poloshirt und fahre ihm mit meinen Fingernägeln über den Rücken, ich stelle mich auf meine Zehenspitzen und knabbere leicht an seinem Ohr.
Sein Schwachstelle und das weiß ich…
„Oh Hon.“ Flüstert er und hebt mich mühelos hoch.
Vor meinem Bett stellt er mich ab und hebt den Saum meines Kleides hoch, breitwillig strecke ich meine Arme in die Höhe. Seine Hände gleiten über meinen nackten Rücken und öffnen den Verschluss meines BHs, ich ziehe ihm sein Poloshirt über den Kopf und betrachte ihn im Mondlicht.
„Was?“ er legt seinen Kopf schief und sieht mich an.
„Du bist wunderschön.“ Andächtig wandert meine Hand über seine nackte Brust.
„Ich liebe Dich.“ Sagt er leise und ich sehe ihn lächelnd an.
Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und ziehe ihn zu mir runter „Ich dich auch mein Schatz.“ Flüstere ich.
Langsam sinken wir aufs Bett und versinken in einem schier endlosen Kuss.
„Ich. Will. Dich.“ Raunt er mir ins Ohr.
Ich öffne die Knöpfe seiner Jeans, das Vorspiel dauert schon lange genug…
Ziemlich ungeduldig ziehe ich ihm seine Jeans und seine Shorts aus und er zieht mir mein Höschen aus. Ich greife in die Schublade und hole ein Kondom heraus. Ich streife es ihm über und ein paar Sekunden später dringt er mir einem kehligen stöhnen in mich ein. Er ist unbeherrscht und wild und ich gebe mich ihm völlig hin.
Eine halbe Stunde später liegen wir nackt unter meiner dünnen Decke und ich sehe ihn an. Sein Gesicht sieht so wundervoll im Mondlicht aus und ich kann mir nicht vorstellen jemals einen anderen Mann so sehr zu lieben wie ihn.
„Woran denkst du?“ er streicht mir eine Strähne hinters Ohr.
„Wie sehr ich dich liebe und wie sehr ich mich dagegen gewehrt habe.“ Ich lege meinen Kopf auf seine Brust.
„Frag mich mal…“ er lacht leise „Gott, du warst wie eine Erscheinung, als du in mein Büro gekommen bist.“ Er küsst meinen Schopf.
„Und dann hast du nichts besseres zu tun, als wie an meiner Figur rum zu mäkeln?“ ich stütze meinen Kopf ab und sehe ihn gespielt strafend an.
„Ich war so verdammt unsicher, ich meine ich bin es gewohnt mir Barbiepuppen vom Hals zu halten, von denen ich eh nichts will, aber du?“ er schüttelt leicht seinen Kopf.
„Ich sah dich und dachte, wow sieht der gut aus und dann hast du deinen Mund aufgemacht…“ ich verziehe das Gesicht „Ich glaube das Netteste was ich in diesem Moment gedacht habe war Arschloch.“ Gebe ich zu.
„Ich habe es verdient.“ Lächelt er. „Dafür bin ich noch nie sooft wie in den letzten Wochen kalt duschen gegangen, wenn ich nach Hause gekommen bin.“
Ich merke, wie sich etwas unter der Decke regt und sehe ihn überrascht an.
„Ich habe Nachholbedarf.“ Grinst er.
Ich greife wieder in meine Schublade und er seufzt leise.
„Was?“ ich sehe ihn fragend an.
„Wie lange müssen wir die Regencapes benutzen?“ er zieht eine Augenbraue hoch. „Ich meine, wir treiben den Umsatz bestimmt in die Höhe, aber ich will dich nehmen wenn mir danach ist ohne nachzudenken, ob ich die entsprechende Schutzausrüstung dabei habe.“ Erklärt er mir lächelnd.
Ich schließe die Schublade wieder und streiche ihm über seine Lippen. „Ich hielt es gestern für angebracht, da ich nicht weiß ob ich mich übergeben habe oder nicht…“ ich verziehe leicht das Gesicht „Aber ich denke, ich kann dich von deiner Regencapepflicht befreien. Ich habe brav meine Pille genommen und nicht viel getrunken.“ Erkläre ich nun ihm und klettere auf ihn.
Sanft lasse ich ihn in mich gleiten und seufze leise. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl mit ihm eins zu sein und ich hoffe ich werde jedes Mal dieses Gefühl haben…
Ich werde von einem penetranten Klingeln geweckt und ziehe mir ein langes T-Shirt über. Verschlafen öffne ich die Tür und sehe in Addys strahlendes Gesicht. Er trägt seine weiß rote Fußballausrüstung und grinst mich mit einem Fußballball in den Händen breit an.
„Hast du etwa verschlafen?“ nun sieht er mich strafend an.
„Dein Spiel.“ Sage ich mehr zu mir wie zu ihm.
„Ja, komm schon Josie, ich freue mich schon die ganze Woche drauf.“ Er sieht mich bittend an und Oli kommt aus der Wohnungstür.
„Sorry Josie.“ Er sieht mich entschuldigend an.
„Nein, nein…“ ich winke ab „Ich habe es ihm versprochen. Wo spielt ihr?“ ich sehe wieder zu Addy.
„Strandpark.“ Kommt es wie aus der Pistole geschossen.
„Wann ist Anpfiff?“ ich sehe zu Oli.
„Um 12:30 Uhr in einer Stunde.“ Er sieht mich an und ich sehe zu Addy.
„Ich bin da, versprochen.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Bis gleich!“ er winkt mir zu und hüpft die Treppen runter.
Oli winkt mir kurz zu und ich gehe wieder in meine Wohnung. Chris ist zwischenzeitlich aufgestanden und macht sich an dem Kaffeeautomaten zu schaffen.
„Ich habe es gehört, ich habe meine Mum angerufen, wie fahren zum Abendessen hin.“ Er gibt mir einen Kuss und ich nehme ihn in den Arm. „Ich weiß, wie wichtig dir der Kleine ist.“ Fügt er hinzu.
„Danke.“ Gebe ich gerührt zurück. „Also duschen, anziehen und los.“ Ich zwinkere ihm zu und gehe ins Bad.
45 Minuten später verlassen wir die Wohnung und machen uns auf den Weg zum Strandparken, zum Glück sind es zu Fuß nur 10 Minuten und ich werde mein Versprechen einhalten.
Als wir im Strandparken ankommen laufen überall kleine Jungs in rot-weißen und grün-blauen Trikots herum und ich sehe mich nach Oli um, ich entdecke ihn mit Trine am Rand und ich ziehe Chris hinter mir her.
„Da bist du ja!“ Addy strahlt mich an.
„Klaro, habe ich doch versprochen.“ Ich struvele ihm durch die Haare.
„Hey Josie!“ auch Luc strahlt mich an.
„Wer bist du?“ Addy sieht Chris fragend an und sieht auf unsere ineinander verschlungenen Hände.
„Das ist Chris.“ Stelle ich ihm Chris lächelnd vor.
„Chris, das sind Addy und Luc.“ Stelle ich die beiden Jungs vor und Addy sieht mich skeptisch an.
„Dein fester Freund?“ er sieht zu Chris.
„Ja. Was dagegen?“ ich lasse Chris los und hocke mich vor Addy hin.
„Nein, nein aber ihr dürft nicht immer knutschen, das machen Far und Trine schon… Bäh.“ Er schüttelt sich.
„Versprochen.“ Chris hebt lachend seine Hand zum Schwur.
„Okay.“ Addy nickt mir und ihm zu.
„Jungs ihr müsst.“ Oli klatscht in die Hände.
„Josie?“ Addy sieht mich bittend an.
„Was denn?“ ich sehe ihn lächelnd an, ich weiß genau was er will.
„Mein Glückskuss.“ Grinst er und sieht mich an.
Ich beuge mich zu ihm und drücke ihm einen Kuss auf die Wange, dann nehme ich meinen Zeigefinger und berühre mein Herz und die Stelle auf die ich ihn geküsst habe. „Alles Glück der Welt.“ Flüstere ich und er stürmt davon.
„Er glaubt tatsächlich, dass er ohne dich nie wieder gewinnen wird…“ lacht Oli „Du musst jetzt zu jedem Spiel mit, oder wir kommen zu dir und er holt sich seinen Glückskuss ab.“
„Hauptsache er glaubt daran.“ Ich komme hoch und wir stellen uns hinter das Absperrgeländer. Wir stellen Trine und Chris kurz einander vor und dann wird das Spiel auch schon angepfiffen. Ich lehne mich gegen das Geländer und Chris stellt sich hinter mich und umarmt mich fest.
„Los Addy!“ jubele ich meinem kleinem Stürmerstar zu und er schießt tatsächlich ein Tor. „Super!“ schreie ich zu ihm rüber und er sieht mich glücklich an.
„Ich hole uns was zu trinken.“ Chris küsst meinen Nacken und ich sehe den Jungs weiter zu.
„Los Luca, lauf, lauf!“ kreischt Trine neben mir und ich feuere Luc mit an, er schießt das 2 zu 0 für unsere Jungs und Trine, Oli und ich klatschen ab.
„Die machen sich echt gut.“ Bemerkt Chris als er wieder kommt und uns jedem ein Wasser in die Hand drückt.
„Ja, der Wahnsinn, oder?“ lache ich und nehme einen großen Schluck Wasser.
Zum Glück spielen die Jungs eine verkürzte Zeit und 1 ½ Stunden später ist das Spektakel vorbei, “unsere“ Jungs haben die Gegner mit 5 zu 1 vom Platz gefegt.
Ich fange einen glücklichen Addy auf und wirbele ihn durch die Luft.
„Ich bin so wahnsinnig stolz auf dich.“ Ich sehe ihn an und sein lächeln wird noch breiter.
„Danke Josie, ich habe dich lieb.“ Er zieht mich zu sich runter und drückt mir einen Schmatzer auf die Lippen.
Chris sieht uns lächelnd an und Addy schaut zu ihm „Sie ist auch meine Freundin.“ Erklärt er Chris ganz ernst und Chris hebt abwehrend die Hände.
„Ich weiß.“ Sagt er lächelnd.
„Ich hatte sie vor dir.“ Addy nimmt meine Hand und ich lache.
- Kämpft er hier gerade um mich? -
„Ich werde immer deine Freundin bleiben.“ Verspreche ich ihm.
„Kommt ihr noch mit Burger essen?“ Oli sieht mich und Chris fragend an.
„Nein, nein. Wir sind noch zum Essen eingeladen.“ Erkläre ich ihm.
„Dann danke fürs kommen und viel Spaß. War nett dich kennen zu lernen.“ Er reicht Chris die Hand, die beiden haben sich etwas unterhalten und scheinen sich wirklich gut leiden zu können.
Ich verabschiede mich auch und dann schlendern wir Arm in Arm durch den Park zurück.
„Meinst du ich bekomme auch mal einen Glückskuss von dir?“ er grinst mich an.
„Hmm, wenn du mal Fußball spielst, dann bestimmt.“ Ich sehe ihn an „Aber einen normalen Kuss kannst du auch so haben.“ Ich stelle mich auf Zehenspitzen und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Hmm, ich habe schon mehr Glück wie Verstand.“ Er beugt sich nun zu mir und küsst mich leidenschaftlich.
Als wir am Haus ankommen, werden wir, wie soll es auch anders sein von Alice und Susann begrüßt. Nach einem kurzen Plausch über das Wetter gehen wir hoch zu mir.
„Wann erwarten deine Eltern uns?“ ich sehe ihn fragend an.
„Ich habe gesagt wir sind gegen 17 Uhr da.“ Er streckt sich auf der Couch und ich lege mich zu ihm.
„Da haben wir ja noch Zeit.“ Lächele ich und meine Hand wandert in den Bund seiner Hose.
„Miss Madsen? Was machen sie da?“ er sieht mich gespielt schockiert an.
„Nichts was sie nicht wollen würden Mr. Parker.“ Gebe ich zurück und er lächelt.
Tatsächlich wird die Zeit mal wieder ganz schön knapp und ich schlüpfe in ein lilanes, schulterfreies, bodenlanges Kleid und meine Ballerinas. Meine Haare lasse ich offen und stecke mir eine lilane Blume hinein.
Chris steht in seiner Jeans und einem schwarzen, kurzärmeligen Hemd in der Tür und wartet auf mich.
„Frauen.“ Stöhnt er.
„Was denn? Ihr wollt doch, das wir gut aussehen.“ Ich nehme meinen Schlüssel und dränge mich an ihm vorbei.
„Du siehst immer wunderschön aus.“ Erklärt er mir lächelnd und küsst mich.
Wir sind überpünktlich bei seinen Eltern und Alfred Parker bittet mich darum, einen Moment allein mit mir sprechen zu können. Chris ist zwar verwirrt, aber er lässt mich wohl oder übel mit seinem Vater gehen.
„Miss Madsen…“ er setzt sich in einen Korbsessel auf der Veranda und ich nehme auf der dazu gehörigen Couch Platz. „Ich habe mit meiner Frau gesprochen, natürlich müssen sie mir keine weiteren Auskünfte geben und ich denke Chris hat das ganz gut im Griff.“ Er sieht mich durch dringend an „Ich möchte sie aber darauf hinweisen, dass ich mich zu drastischen Schritten genötigt fühle, sollte ich merken, dass ihre Absichten nicht ernsthaft sind.“
„Mr. Parker, ich kann ihnen versichern, dass meine Absichten ehrlich sind und ich mich wirklich in ihn verliebt habe. Danke, das sie mich aus dem Vertrag entlassen.“ Ich atme erleichtert aus.
„Sie verstehen das falsch, ich werde sie nicht aus unserem beidseitigen Vertrag entlassen und ich werde ihn auch nicht annullieren…“ er beobachtet meine geschockte Reaktion „Ich werde lediglich nicht mehr auf die Einhaltung bestehen.“
„Aber…“ setze ich an.
„Nein, auch ich brauche, gerade wenn es um Christopher geht, eine gewisse Sicherheit.“ Erklärt er mir und ich nicke zögerlich.
„Ich dachte mir schon, dass sie mich verstehen.“ Zufrieden mit sich steht er auf.
Ich erhebe mich ebenfalls. „Da sie meine Frau wie ich gehört habe duzen, da sollte ich ihnen im Privaten auch das Du anbieten. Alfred.“ Er hält mir seine Hand hin.
„Josie.“ Sage ich leise.
„Mach dir keine Gedanken Josie, ich gebe nicht gerne die Kontrolle aus der Hand, aber ich sehe auch wie glücklich er ist. Ich werde nichts tun, um das zu Gefährden.“ Verspricht er mir.
Wir gehen zurück zu Chris und Evelyn und das Essen wird heute auf der Terrasse serviert. Es gibt Kalbsrücken und ich habe selten so gut gegessen.
Wir verabschieden uns nicht allzu spät, da morgen das Büro auf uns wartet.
„Vielen Dank für den Abend. Das Essen war ausgezeichnet und ich habe eine Menge über Wein gelernt.“ Ich sehe zu Albert und er nickt mir zu.
„Gern geschehen Josie.“ Er reicht mir seine Hand und Evelyn nimmt mich wieder in den Arm.
„Ist alles in Ordnung?“ flüstert sie mir zu und sieht zu ihrem Mann.
„Ja.“ Sage ich leise und sie drückt mich erneut.
„Wir sehen dich hoffentlich bald wieder.“ Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange.
„Bestimmt.“ Antwortet Chris für uns.
Kaum das wir im Auto sitzen sieht mich Chris lange an.
„Was wollte mein Dad von dir?“ fragt er vorsichtig.
„Ich denke er wollte sich absichern, dass ich es Ernst mit dir meine.“ Ich lächele leicht.
Das entspricht ja auch der Wahrheit, ich erwähne nur nicht mit welchen Mitteln er das sicher stellen will…
„Oh Dad.“ Chris seufzt.
„Nein Schatz, es ist Okay.“ Ich nehme seine Hand. „Wirklich.“ Füge ich mit Nachdruck hinzu.
„Dann ist gut.“ Er gibt mir einen Kuss und wir fahren zu mir.
Der nächste Morgen ist hektischer und vollkommen anders wie sonst.
Klar, wann bin ich sonst zusammen mit meinem Chef ins Büro gekommen?
Als wir in den Flur kommen sieht uns Oli entgeistert an.
„Wohnst du jetzt hier?“ er sieht grinsend zu Chris.
„Könnte man so sagen.“ Gibt er zurück.
„Kannst du…“ setzt Oli an.
„Komm Addy, sonst kommst du zu spät.“ Rufe ich in die Wohnung und Addy kommt angelaufen.
„Du rettest mich.“ Oli drückt mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedet sich dann von Addy.
Wir gehen zu Chris’ Auto und Addy staunt nicht schlecht.
„Woho, das ist mal ein Auto.“ Grinst er und krabbelt auf den Rücksitz.
„Cool, oder?“ lächele ich und steige zu Chris nach vorne.
Wir halten vor Addys Schule und ich steige aus um ich zu verabschieden, ich werde ihn erst in drei Wochen wiedersehen, die nächsten Wochen verbringt er bei seiner Mor.
„Machs gut Kleiner und wenn was ist, du hast meine Nummer.“ Ich gehe vor ihm in die Hocke und er sieht mich traurig an.
„Ich will so gerne bei Far wohnen.“ Seine Augen füllen sich mit Tränen.
„Ich weiß mein Süßer!“ ich nehme ihn fest in den Arm. „Ich habe dich lieb.“ Flüstere ich ihm zu und wische ihm seine Tränen weg.
„Ich dich auch!“ er löst sich von mir und winkt mir zu ehe er das Schulgebäude betritt.
„Was hatte er denn?“ Chris sieht mich fragend an, als wir weiter fahren.
„Er ist die nächsten drei Wochen bei seiner Mor, er will so gerne bei Oli wohnen, aber er bekommt nicht das alleinige Sorgerecht.“ Ich seufze. „Ich weiß, das Addy bei Oli viel besser aufgehoben wäre. Er ist jedes Mal todtraurig, wenn er Oli ein Wochenende nicht sehen kann und Dex fehlt ihm ganz fürchterlich.“
„Rosenkrieg?“ fragt Chris leise.
„Ja, der allerschlimmsten Sorte. Sie hat nur um Addy gekämpft um Oli eins auszuwischen.“ Ich sehe ihn kurz von der Seite an.
- Bitte lass uns nie so enden! – bete ich still.
„Wir werden niemals so enden.“ Sagt Chris sanft und ich sehe ihn erstaunt an. „Kannst du Gedanken lesen?“
„Nein Hon, aber ich kann dich manchmal schon recht gut durchschauen.“ Gibt er zu und küsst meine Hand.
Als wir in die Tiefgarage fahren sehe ich ihn fragend an.
„Wie halten wir das hier?“ ich ziehe meine Augenbrauen hoch.
„Chef und Assistentin, außer in den Pausen und wenn wir alleine sind.“ Er zwinkert mir zu.
„Gute Idee.“ Stimme ich zu.
Ich habe keine Lust, dass sich die Tratschtanten der Firma das Maul über uns zerreißen…
Wir gehen zum Fahrstuhl und steigen alleine ein, kaum das ich den Knopf der 18. Etage gedrückt habe und sich die Türen schließen, drückt mich Chris an sich und küsst mich stürmisch.
„Hey.“ Wehre ich mich halbherzig.
„Was?“ er grinst mich an „Wir sind allein.“ Er beugt sich vor und küsst mich erneut.
„Chris.“ Rüge ich ihn sanft, schiebe ihn leicht von mir weg und im nächsten Moment halten wir in der 7. Etage und jemand steigt dazu. Nun stehen wir jeder in einer Ecke des Fahrstuhls und grinsen uns an.
„Einen schönen Tag.“ Wünscht uns die junge Frau als wir im 18. Stock den Fahrstuhl verlassen.
„Danke gleichfalls.“ Erwidere ich freundlich und wir gehen zum Büro.
„Josie?“ Em kommt um die Ecke und sieht mich hilfesuchend an.
Chris bleibt ebenfalls stehen, sieht mich kurz an und geht dann lächelnd in sein Büro.
„Was gibt es?“ ich lege meine Aktentasche ab und sehe zu Em, sie hat gerötete Wangen und sieht ansonsten ein wenig blass um die Nase aus.
„Mr. Andrews will einen Bilanzbericht, ich habe ihn ja fertig, aber mein Computer druckt ihn einfach nicht.“ Ihre großen hellgrauen Augen sehe mich panisch an.
„Ganz ruhig Em.“ Ich lege ihr beruhigend meine Hand auf den Unterarm. „Ich komme eben mit und schau mir das mal an.“
„Aber du kannst doch Mr. Parker nicht alleine lassen.“ Sie fährt sich durch die Haare.
„Warte mal.“ Ich nehme mir mein I-Pad und suche mir die Termine für heute Vormittag raus, dann klopfe ich an die Bürotür von Chris.
„Ja bitte?“ ertönt es von innen.
Ich öffne die Tür und bleibe im Türrahmen stehen. „Ich möchte ihnen kurz ihre Termine für heute Vormittag geben…“ ich sehe ihn an und kann mir ein lächeln nicht verkneifen „Um 9 Uhr Konferenzschaltung mit Mr. Hoang in Hongkong, 9:30 Uhr Termin mit Claus Albertsen wegen der neuen Werbelayouts, 11 Uhr Alina Brecht von Lux Industries wegen neuen Vertragskonditionen. Brauchen sie mich jetzt? Alle Termine sind auf ihrem BlackBerry und dieser erinnert sie 10 Minuten bevor der Termin anfängt.“ Ich sehe ihn fragend an.
„Nein Miss Madsen, ich bitte sie nur um 9 Uhr im Konferenzraum zu sein.“ Er nickt mir zu und konzentriert sich dann wieder auf seinen Computer.
„Danke.“ Sage ich grinsend und drehe mich zu Em um. „Wo ist denn dein Sorgenkind?“ frage ich breit lächelnd und wir gehen in ihr Büro.
Das Problem ist größer wie ich befürchtet habe und am Ende habe ich einen Fleck schwarzer Druckertinte auf meiner weißen Bluse, aber der Drucker spuckt endlich den Bericht aus.
„Gott Josie, das tut mir so leid.“ Em sieht mich zerknirscht an, als ich mir meine Bluse ausziehe und meinen Blazer wieder anziehe, gut der Anblick ist jetzt schon sehr gewagt. Aber ich weiß ja, mit wem ich es zu tun habe…
„Mach dir keinen Kopf.“ Ich betrachte meine Bluse, die ist hinüber.
„Ich nehme sie mit, vielleicht bekommt meine Reinigung das hin.“ Sie nimmt sie mir ab und ich sehe auf die Uhr. Kurz vor 9 Uhr.
„Ich muss.“ Ich winke ihr kurz zu, laufe in mein Büro, schnappe mir meinen I-Pad und die Akte von Hoang Inc. Im letzten Moment komme ich zum Übersetzer und Chris in den Konferenzraum.
„Das sind sie ja.“ Er sieht mich fragend an.
„Entschuldigung.“ Ich setze mich ihm gegenüber und beginne auf meinem Tablet das Gespräch auf die Projektionswand zu werfen. Augenblicke später steht die Verbindung und der Übersetzer fängt an.
„Glauben sie wirklich wir brauchen einen Übersetzer Mr. Parker?“ fragt Mr. Hoang leicht irritiert.
„Nein, wenn sie es nicht wünschen wird uns Mr. Thiessen verlassen.“ Er nickt unserem Sprachgenie zu.
„Ich würde es begrüßen.“ Kommt es steif von Mr. Hoang und ich schalte mich ins Gespräch und spule ein paar meiner erlernten Höflichkeitsfloskeln runter. Mr. Hoang beruhigt sich schnell und die Verhandlungen laufen gut an.
„Ich denke ich werde sie zum gegebenen Zeitpunkt einladen um die genaueren Vertragskonditionen zu besprechen Mr. Parker, ich bedanke mich für ihre Zeit.“ Mr. Hoang nickt ihm zu und Chris erwidert es.
Dann ist der Bildschirm schwarz und ich lasse meine Schultern leicht hängen.
Chris geht zur Tür und schließt diese von innen ab.
„Was genau hast du vor?“ er sieht mich funkelnd an.
„Gar nichts…“ gebe ich zurück und tippe eifrig auf meinem I-Pad herum.
Chris steht hinter mir, seine Hand fährt von meiner Schulter abwärts in meinen Ausschnitt und ich sehe ihn überrascht an.
„Du kannst nicht ernsthaft glauben, das du mir eine halbe Stunde diesen Ausblick präsentierst und dann ungeschoren davon kommst?“ er zieht mich schnell hoch und setzt mich auf dem Tisch ab.
„Schatz…“ setze ich an.
„Nein Hon…“ er legt mir unwirsch seinen Zeigefinger auf die Lippen, dann zerreißt er mein Höschen und zieht sich seine Hose runter. Ehe ich wirklich weiß, was hier vor sich geht, dringt er mich ein und ich umklammere ihn mit meinen Beinen.
Ich stöhne leise und er hält mir meinen Mund zu.
„Psst…“ zischt er und küsst mich. Seine Bewegungen sind fordernd und hart und es dauert nicht lange bis wir beide unseren Höhepunkt erreichen.
Ich halte mich an ihm fest und versuche meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen.
„Mach das nicht noch mal.“ Sage ich nach Atem ringend.
„Oh doch Hon, das werde ich immer dann machen, wenn es mir passt…“ er zieht sich seine Hose an und ich stehe auf um mir mein Kostüm zu richten, er beugt sich zu mir runter und gibt mir einen sanften Kuss „… Vergiss nicht, ich bin der Chef.“ Er zwinkert mir zu und geht dann raus.
- Toll, jetzt habe ich den Rest des Tages kein Höschen mehr an! – fluche ich in Gedanken.
Ich mache mich auch auf den Weg ins Büro und den nächsten Termin nimmt Chris alleine wahr, während ich seinen Terminkalender voll stopfe. Irgendwie scheinen alle aus ihren Sommerferien zurück zu sein und Chris ist jetzt schon die nächsten 5 Wochen ausgebucht.
Als er von dem Termin mit Claus Albertsen wieder kommt, nehme ich das I-Pad und gehe zu ihm in sein Büro. Ich schließe die Tür hinter mir.
„Chris?“ ich beobachte ihn und er sieht auf, als er in meine Augen sieht beginnt er zu lächeln.
„Du musst mit deinem Dad sprechen, du bist auf 5 Wochen ausgebucht, ich musste sogar unsere Golfzeit kürzen oder ganz streichen…“ ich setze mich ihm gegenüber „Ich kann beim besten Willen keine Termine mehr unterbringen. Ich musste auch deinen ansonsten freien Mittwochnachmittag zum Teil mit Terminen belegen. Ich weiß, da gehst du immer mit Eric Tennis spielen, aber ich bekomme keine Termine mehr unter, du brauchst auch Mittagspausen und länger wie bis 17 Uhr möchte ich nicht, das du arbeitest.“ Ich sehe ihn entschuldigend an
„Du sorgst dich um mich?“ er sieht mich mit großen Augen an.
„Natürlich Chris…“ nun sehe ich ihn erstaunt an „Ich liebe Dich.“
„Du bist so süß Hon…“ er steht auf und kommt um den Tisch herum „… Ich vertraue dir. Du machst das schon und vergiss nicht uns an den Wochenenden frei zu halten. Wir wollen doch dieses Wochenende etwas mit Maja und ihrem Freund unternehmen, oder?“ er gibt mir einen kurzen Kuss.
„Die Wochenenden bleiben frei.“ Ich hebe meine Hand zum Schwur. „Ich muss das alles noch eintragen, dann spiele ich es auf mein I-Phone und dann muss ich es für dein BlackBerry umwandeln.“ Ich stehe auf und er grinst mich an.
„Geh in die Stadt und kaufe mir auch ein I-Phone, da sparst du dir Arbeit mit.“ Er küsst mich auf die Stirn „Diesen Termin mit Frau Lux bekomme ich alleine hin.“ Er deutet auf die Mappe auf seinem Schreibtisch „Meine Assistentin hat hervorragende Arbeit geleistet.“
„Gut zu wissen, dann kann ich mir ja auch eine neue Bluse kaufen und…“ ich stelle ich auf Zehenspitzen „ein neues Höschen.“ Flüstere ich ihm ins Ohr.
„Nein, mach das nicht…“ er hält mich kurz fest „… Du hast keine Vorstellung davon wie sehr es mich anmacht, das du ohne Höschen herum läufst.“ Er küsst mich innig. „Ich kaufe dir eine ganze Wagenladung Höschen, aber heute ziehst du keins mehr an.“ er gibt mir einen Klaps auf den Po und ich verlasse lachend sein Büro.
Ich komme erst drei Stunden später wieder, da in der Stadt die Hölle los ist und lege ihm sein neues Handy auf den Tisch. Dann setze ich mich an die Briefe und werde erst unterbrochen, als Albert und Chris von ihrer Besprechung wieder kommen.
„Eigentlich habe ich erwartet sie auf der Vorstandsitzung zu sehen Miss Madsen.“ Albert Parker sieht mich verwirrt an.
„Der nächsten Vorstandssitzung werde ich wieder beiwohnen, aber ich musste Besorgungen machen und die Termine koordinieren, sagen sie Jette ich habe ihr eine Liste mit Namen geschickt, mit denen sie Termine mit ihnen ausmachen muss. Ich bekomme in Christophers Kalender in den nächsten 5 Wochen nichts mehr rein.“ Ich sehe ihn an und er nickt.
„Jedenfalls haben sie ihre Zeit nicht vertrödelt.“ Er zwinkert mir zu und ich grinse. „Dann werde ich Jette mal die frohe Botschaft übermitteln. Wir sehen uns am Freitag zur Wochenbesprechung.“ Erinnert er mich und Chris und geht dann wieder.
Chris setzt sich auf meine Schreibtischkante. „Was liegt heute noch an?“
„Du musst noch deine Mappe unterschreiben und du hast drei Telefontermine, dann ist es für heute geschafft.“ Ich seufze leicht.
„Hast du was zu Mittag gegessen?“ er sieht mich fragend an.
„Ja, ich habe mir in der Stadt eine Kleinigkeit gekauft.“ erkläre ich ihm. Er will gerade etwas erwidern als das Telefon klingelt und im selben Moment kommt Em herein. Chris steht auf und sieht mich an.
„Kommen sie dann bitte in mein Büro Miss Madsen.“ Er nickt mir streng zu und ich nicke ebenfalls während ich ans Telefon gehe und Em andeute einen kleinen Moment zu warten. „Sterling Industries, Büro von Christopher Parker, mein Name ist Josephina Madsen, Assistentin der Geschäftsführung. Was kann ich für sie tun?“ spule ich meinen Standarttext runter und am anderen Ende ist mal wieder eine Firma, die dringend einen Termin mit Chris haben möchte. „Tut mir wirklich leid Frau Holmbeck, aber ich kann ihnen in absehbarer Zeit keinen Termin bei Mr. Parker Junior anbieten, bitte wenden sie sich an die Assistentin von Mr. Parker Senior, vielleicht kann sie etwas für sie tun.“ Entschuldige ich mich „Auf wiedersehen.“ Damit lege ich auf und sehe zu Em. „Sag mir jetzt bitte nicht, der Drucker streikt schon wieder.“
„Nein, nein…“ sie winkt lachend ab. „Andrews will einen Termin mit Parker, irgendetwas wegen der neuen Werbekampagne.“
„Die beiden haben nächsten Dienstag um 14 Uhr einen Termin.“ Ich sehe auf mein I-Pad. „Ich habe es dir vor 20 Minuten an deine Mail Adresse geschickt.“ Ich zwinkere ihr zu.
„Du bist gut Josie.“ Sagt sie anerkennend.
„Ich weiß, aber trotzdem danke.“ Grinse ich.
„Wie läuft es denn mit dir und New York?“ sie deutet auf die Bürotür.
Irgendwie scheint es ihr zu Gefallen Chris New York zu nennen und ich finde es, ehrlich gesagt, auch ganz amüsant.
„Sehr gut.“ Antworte ich wahrheitsgemäß.
Wie gut, muss sie ja nicht wissen.
„Das freut mich wirklich, du siehst auch nicht ganz so abgehetzt aus.“ Sie lächelt mir leicht zu, während sie dabei ist mein Büro zu verlassen.
„Danke.“ Ich stehe auf und nehme eine weitere Mappe zum unterschreiben für Chris mit.
„Bis morgen Josie!“ Em winkt mir zu und ich erwidere ihr winken und betrete Chris sein Büro, es ist bereits kurz nach 16 Uhr und so langsam leert sich das Bürogebäude.
„Komm mal her.“ Lächelt er und rollt mit seinem Stuhl ein Stück zurück. Er hat seine Krawatte abgenommen, sein Jackett hängt über der Stuhllehne und seine Ärmel sind hoch gekrempelt. Fast das gleiche Bild, als wie ich ihn das erste Mal gesehen habe, nur weiß ich jetzt, das ich diesen Mann mit jeder Faser meines Körpers liebe…
Ich setze mich auf seinen Schoß und er zieht meine Haarspange aus meinen Haaren.
„So sieht es viel besser aus.“ Er fährt mir mit den Fingern durch die Haare.
„Aber ich mag es im Büro lieber, wenn ich meine Haare nicht im Gesicht habe.“ Erkläre ich ihm und bewege mich leicht auf seinem Schoß.
„Machen sie das nicht Miss Madsen, ich weiß genau, dass sie unter ihrem kurzen Rock nichts außer halterlosen Strümpfen tragen. Spielen sie also nicht mit dem Feuer Miss Madsen.“ Raunt er mir zu.
„Nein wirklich?“ frage ich gespielt schockiert. „Mr. Parker.“ Tadele ich ihn und rutsche weiter auf seinem Schoß hin und her.
Er schließt einen Moment verzweifelt seine Augen und will gerade meinen Blazer aufknöpfen, als ich aufstehe.
„Ich hoffe es stört sie nicht, wenn ich für heute Feierabend mache Mr. Parker.“ Ich sehe ihn mit meinem gekonntesten Augenaufschlag an und er seufzt verzweifelt.
„Aber natürlich nicht, ich bin gleich soweit.“ Er rückt wieder an seinen Schreibtisch und nimmt das Telefon in die Hand. „5 Minuten.“
Ich gehe an meinen Schriebtisch und packe meine Sachen ein.
Er kommt schnellen Schrittes aus seinem Büro und zieht mich quasi mit sich.
„Nun warte doch.“ Ich nehme mir meine Aktentasche und da schubst er mich auch schon in den Fahrtstuhl.
Kaum das dieser sich in Bewegung setzt, drückt er auf den Not Aus Schalter und sieht mich lüsternd an. Er packt mich und hebt mich hoch, wir lieben uns stürmisch und heftig. Ich denke ich zerspringe in tausend Einzelteile als ich meinen Höhepunkt erreiche.
„Ich habe dir gesagt, du sollst nicht mit dem Feuer spielen.“ Er grinst mich an und wir richten unsere Sachen, ehe er den Schalter wieder aus stellt. Mit zittrigen Beinen stehe ich neben ihm und als im 9. Stock ein junger Mann dazu steigt sieht er uns besorgt an.
„Da haben sie ja Glück gehabt, als ich das letzte Mal im Fahrstuhl fest hing, da dauerte es geschlagene 90 Minuten ehe ich befreit wurde.“ Er sieht mich lächelnd an.
„Da haben wir ja echt Glück gehabt.“ Gebe ich zurück und versuche meiner Stimme einen gleichgültigen Klang zu geben.
Dann sitzen wir endlich im Auto und ich nehme seine Hand als wir aus der Tiefgarage fahren.
Er sieht zu mir und schenkt mir eines seiner schönsten Lächeln.
„So macht das arbeiten gleich doppelt so viel Spaß.“ Er küsst meine Hand.
„Ja.“ Erwidere ich ebenfalls lächelnd. „Aber wenn du heute Abend noch etwas essen möchtest, dann müssen wir kurz am Supermarkt halten. Mein Kühlschrank gähnt mich an…“ ich zucke entschuldigend mit den Schultern und er steuert den erstbesten Supermarkt an und wir decken uns für ein paar Tage ein.
„Sag mal wohnst du jetzt eigentlich bei mir?“ frage ich ihn grinsend als wir das Auto beladen.
„Immer noch besser wie bei meinen Eltern, oder? Wir können uns ja irgendwann nach was Richtigem umschauen.“ Er gibt mir einen Kuss und wir steigen ein.
„Ich mag meine Wohnung.“ Fast trotzig sehe ich ihn an.
„Ich auch, deswegen wohne ich ja ab jetzt quasi bei dir.“ Lächelt er „Ich rede davon, wenn wir einen Schritt weiter denken.“ Fügt er hinzu und mein Magen krampft sich zusammen.
- Schon wieder das Thema Kinder, meine Güte wir sind ein paar Tage zusammen… ich will noch nicht darüber nachdenken! – meine innere Stimme windet sich um das Thema.
„Warum fällt es dir so schwer über unsere Zukunft nach zu denken?“ er sieht mich an und macht keine Anstalten los zu fahren.
„Chris bitte.“ Ich lege meine Hand auf seine „Ich genieße es viel zu sehr mit dir zusammen zu sein.“
„Warum willst du nicht weiter denken?“ er lässt mich nicht aus den Augen und ich sehe zu Boden.
„Chris, ich weiß nicht ob ich der Verantwortung eines Kindes jemals gerecht werden kann. Was weiß ich schon von Kindererziehung? Ich habe nur gespürt, wie es nicht sein soll.“ Erkläre ich ihm leise.
„Hey Hon…“ er zwingt mich ihn anzusehen „Du bist toll mit Addy und Luc, die beiden vergöttern dich. Mach dir nicht so viele Gedanken darüber. Ich rede nicht von heute und morgen, ich rede von irgendwann.“ Er beugt sich zu mir und küsst mich sanft.
„Danke.“ Erwidere ich ein wenig beruhigt.
Wir fahren nach Hause und nachdem ich mich umgezogen habe, mache ich uns eine selbstgemachte Pizza zum Abendbrot.
Komisch, Chris ist er vor zwei Tagen hier quasi “eingezogen“ und trotzdem fühlt es sich schon herrlich normal an.
Die Woche wird stressig und wir fahren vom einen Ende der Stadt zum anderen und manchmal sogar rüber nach Oslo. Ich bin mehr wie froh als wir Freitagabend zu Hause sind.
„Die Woche war lang.“ Stöhnt Chris und lässt sich auf die Couch fallen.
„Oh ja, mein Chef ist ein Sklaventreiber.“ Ich lege mich zu ihm und lege meinen Kopf auf seinen Bauch.
„Ich glaube mit dem muss ich mal ein erstes Wörtchen wechseln.“ Grinst er und küsst meine Haare. „Wann treffen wir uns morgen mit Maja und…“ er überlegt fieberhaft nach Tobis Namen.
„Tobias.“ Sage ich schließlich „Die beiden wollen uns um 21 Uhr abholen, dann wollen wir ins Bella und dann noch ins Quatro.“ Ich sehe zu ihm hoch.
„Eine Bar und ein Club? Scheint als hätten wir was vor.“ Er lehnt sich nach hinten. „Heute bekommen mich keine 10 Pferde mehr von der Couch.“
Tatsächlich lümmeln wir den ganzen Abend auf der Couch herum und ich stehe nur auf um unser bestelltes chinesisches Essen entgegen zu nehmen und zu bezahlen.
Der Samstag ist ein typischer Schlumi Tag, wir beide laufen in Jogginghose und T-Shirts durch die Wohnung und wenn Oli uns nicht Dex gegeben hätte, dann hätten wir bis zum Abend keine frische Luft gerochen. Nachdem wir meine Runde gejoggt sind, fährt Chris kurz zu seinen Eltern und ich fange an mich fertig zu machen, dadurch das es im Sommer so lange hell ist, verliert man manchmal die Zeit aus den Augen.
„Hon?“ Chris kommt in die Wohnung und ich komme in Unterwäsche aus dem Bad.
„Ja?“ ich sehe ihn an und er grinst süffisant. „Unterstehe dich, wir haben nur noch eine halbe Stunde.“ Ich hebe meine Hände und er nimmt mich in den Arm.
„Ich tue dir nichts.“ Er küsst mich und ich lächle. „Ich wollte nur sagen, dass meine Eltern uns nächsten Sonntag zum Essen erwarten.“ Er sieht mich an und ich nicke.
„Zieh dich um.“ Ich gebe ihm einen kurzen Kuss und gehe zurück ins Bad, nachdem ich mich geschminkt habe ziehe ich mir einen kurzen dunkelblauen Jeansrock und eine schwarze halbtransparente Bluse an. Ich schlüpfe in meine Highheels und komme ins Wohnzimmer, Chris trägt eine schwarze Stoffhose und ein weißes Hemd, klassisch und dennoch steht es ihm so ungemein gut, er hat seine haare leicht nach hinten gegeelt und ich grinse ihn an.
„Fertig?“ frage ich und er sieht von seinem Handy auf.
„Ja…“ er betrachtet mich „Ich werde dich ganz genau im Auge behalten müssen, du siehst atemberaubend aus.“ Er nimmt mich in den Arm als mein Handy piept und ich lese, dass Maja und Tobi unten sind.
Der Abend wird ein voller Erfolg, genau wie ich von seinen freunden aufgenommen wurde, so wird auch er von meinen aufgenommen.
Ganz langsam verläuft mein Leben mit Chris in neuen Bahnen und ich bin erstaunt wie beziehungsfähig ich augenscheinlich bin. Und wie gut wir meistens das berufliche vom Privaten trennen können.
Zwei Monate später kommt Oli am Abend aufgeregt zu uns und drängt sich an mir vorbei in die Wohnung, noch ehe ich ein Wort sagen kann.
„Danke Chris.“ Er geht zu Chris, der am Esstisch an seinem Laptop sitzt und dieser sieht ihn lächelnd an.
„Kein Problem.“ Erwidert er und nimmt die angebotene Hand.
„Was ist denn los?“ ich sehe zwischen den Beiden hin und her.
„Ich hatte heute Nachmittag einen Termin mit Kevin Andresen, einen der besten Anwälte in Kopenhagen und wir werden noch einmal wegen dem Sorgerecht von Addy vor Gericht ziehen.“ Oli strahlt mich an und ich nehme ihn in den Arm.
„Oh Oli, das freut mich so.“ ich drücke ihn fest an mich.
„Danke noch mal Chris, ich weiß, das Kevin ein Freund von dir ist und tausend Dank, das er es unentgeltlich macht. Ansonsten könnte ich ihn mir niemals leisten.“ Er nickt Chris noch einmal zu und winkt uns zu, ehe er wieder aus meiner Wohnung geht.
„Ich danke dir so sehr.“ Ich gehe zu Chris und streiche ihm über die Wange.
„Du brauchst mir nicht danken, ich habe einfach mit Kev gesprochen und er hat mir erklärt welche Möglichkeiten Oli noch hat, dann habe ich ihn gebeten Oli zu unterstützen und er macht es gerne, dafür will er aber drei Monate lang, mindestens einmal im Monat deine selbst gemachte Pizza.“ Er zwinkert mir zu.
Ich sehe ihn liebevoll an und setze mich rücklings auf seinen Schoß.
„Du hast dir eine Belohnung verdient.“ Hauche ich ihm ins Ohr und er lächelt.
„Alles?“ fragt er leise.
„Alles mein Schatz.“ Bestätige ich ihm.
Zwei Stunden später liegen wir verschwitzt und nach Luft ringend in meinem Bett und er grinst mich an.
„Also, wenn ich für jeden Gefallen eine solche Belohnung bekomme, dann mach ich das ab jetzt jeden Tag.“ Er küsst mich. „Ich liebe dich Hon.“
„Ich dich auch.“ Erwidere ich und kuschele mich an ihn.
Die ganze Gerichtssache zieht sich in die Länge und der endgültige Termin wird erst für den 29. Januar angesetzt. Die Mühlen der Justiz mahlen langsam…
„Josie? Buch den Firmenjet, wir müssen heute Nacht noch nach Hongkong, Mr. Hoang will endlich das Geschäft abschließen und sage Bescheid, dass wir von da aus gleich nach New York fliegen. Ich werde in der Zweigstelle gebraucht und wir werden nicht vor Dienstag zurück sein.“ Er sieht mich an und ich greife zum Telefon.
Ich verschiebe Termine und informiere Mr. Parker Senior, auch wenn ich meine “Spionagedienst“ eingestellt habe, so muss ich ihn über solche Sachen informieren. Nachdem ich alles geklärt habe gehe in Chris sein Büro.
„Der Flieger steht in 2 Stunden bereit, ich fahre nach Hause und packe ein paar Sachen für uns.“ Ich sehe ihn an und er nickt abwesend.
Irgendetwas macht ihm Sorgen…
Ich nehme sein Auto und packe uns jeweils eine Tasche, kaum zu glauben, dass er nun schon fast 4 Monate bei mir wohnt. Wir haben schon Anfang Dezember und nach einem echt tollen Sommer, kam ein richtig verregneter Herbst und nun sind wir im entschieden zu kalten Winter.
Als ich zum Bürogebäude zurück komme erwartet er mich schon und steigt gleich ein.
„Hast du alle Unterlagen für Hoang?“ er sieht mich fragend an und ich nicke.
„Alles ausgedruckt und in meiner Tasche.“ Erkläre ich ihm und er sieht aus dem Fenster.
Ich parke auf dem Privatparkplatz von Sterling Industries und wir werden schon von der Flugcrew empfangen.
„Wir haben Startfreigabe und werden 16 Uhr Ortzeit in Hongkong landen.“ Teilt uns der Pilot mit und ich greife zum Telefon um das Meeting mit Mr. Hoang um eine Stunde zu verschieben, vom Flughafen brauchen wir noch eine halbe Stunde in seine Firma und ich kann den Verkehr in Hongkong schlecht einschätzen.
„Wir brauchen keine Flugbegleiterin.“ Sagt Chris fahrig und wir besteigen die Maschine. Es ist das erste Mal seitdem wir zusammen sind, das wir geschäftlich weg müssen und dann auch noch zwei Termine auf verschiedenen Seiten der Welt.
Chris ist schweigsam und ich mache mir ein wenig Sorgen um ihn, so kenne ich ihn nicht…
Nachdem wir unsere Reiseflughöhe erreicht haben gehe ich zu ihm.
„Hey Schatz.“ Ich streiche ihm sanft über die Wange und er sieht mich müde an. „Was ist los?“ frage ich leise.
„Ich erkläre es dir, wenn wir den Termin mit Hoang hinter uns haben. Komm lass uns schlafen.“ Er zieht mich hoch und wir gehen in den hinteren Teil der Maschine, in dem ich bisher noch nicht war und dieser stellt sich als ein kleines Schlafzimmer heraus. Ein Bett und zwei Kommoden. Aber mehr braucht man ja auch nicht.
„Ich sage eben dem Piloten Bescheid.“ Er geht noch mal nach vorne und ich ziehe mich aus und ein T-Shirt über.
Er legt sich neben mich und kuschele mich an ihn heran, wir sind beide so geschafft, das uns schon kurze Zeit später die Augenzufallen. 7 Stunden später fühle ich mich annähernd ausgeruht und wir machen uns fertig, die eigentliche Flugzeit beträgt nur 9 Stunden und wir müssen noch einmal die Papiere durch gehen.
Als wir alles durch gesprochen haben sieht er mich lange an.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, das du an meiner Seite bist.“ Er kommt zu mir und küsst mich. Er setzt sich auf meine Lehne und hält mich fest, während ich meinen Kopf an seine Brust lege.
„Ich liebe dich.“ Sage ich leise, irgendwie habe ich das Gefühl, das das was ihn so fertig macht, etwas mit mir zu tun hat…
„Ich liebe Dich auch Hon, das darfst du niemals vergessen.“ Er küsst meinen Schopf und ich sehe ihn kurz an.
„Nein, ich vergesse es nicht.“ Verspreche ich ihm.
Sein Handy klingelt und als er auf Display sieht verfinstert sich einen Augenblick sein Gesichtsausdruck.
„Wie geht es Isabell?“ fragt er sofort und ich sehe kurz zu ihm, ehe ich mich weiter auf die Unterlagen konzentriere, dennoch lausche ich seinem Gespräch.
„Ich werde morgen Abend in New York sein. Sagen sie ihr, das ich komme.“ Sagt er aufgebracht „Und sorgen sie endlich dafür, dass sie in die Melchioresen Klinik nach Kopenhagen verlegt werden kann. Ich werde sie am Dienstag mitnehmen, ob es ihnen passt oder nicht.“ Nun schreit er fast und ich erschrecke mich, so kenne ich ihn wirklich nicht… Bisher war er der ausgeglichenste Mensch den ich kenne, das er sich jetzt so aufregt, muss einen triftigen Grund haben.
Ich entscheide mich dagegen ihn zu fragen, denn wir befinden uns schon im Landeanflug auf Hongkong und müssen uns auf den Geschäftsabschluss konzentrieren.
Als wir endlich landen werden wir von Regen erwartet und zum Hauptsitz von Hoangs Firma gefahren, ich trage wieder das Kleid, welches ich auch schon in Tokio anhatte und als wir endlich da sind, da merke ich mal wieder wie unsicher Chris sein kann.
„Du schaffst das mein Schatz.“ Ich gebe ihm einen schnellen Kuss und wir betreten das imposante Gebäude.
Die Vertragsverhandlungen sind lang und zäh, aber schließlich finden wir weit nach Mitternacht eine Einigung, die beiden Seiten entspricht.
„Darf ich sie morgen zum Essen einladen?“ Mr. Hoang reicht Chris die Hand.
„Vielen Dank für das Angebot, aber unsere Maschine wartet auf uns, wir müssen noch weiter nach New York.“ Entschuldigt sich Chris und Mr. Hoang sieht uns erstaunt an.
„Da haben sie ja noch einen langen Flug vor sich.“ Er reicht auch mir die Hand.
„Ja Sir, aber die Geschäfte schlafen nicht.“ Erkläre ich ihm freundlich lächelnd.
„Sie haben eine sehr nette Assistentin Mr. Parker und es war mir ein Vergnügen mit ihnen Geschäfte zu machen.“ Er nickt uns zu und wir nehmen unsere Mäntel, Chris hilft mir in meinen und sieht Mr. Hoang an.
„Das weiß ich Mr. Hoang, denn Miss Madsen ist nicht nur meine Assistentin sondern auch meine Freundin.“ Er grinst und Mr. Hoang erwidert es.
„Ich wünsche ihnen einen angenehmen Flug.“ Er begleitet uns zur Tür und wir steigen in den Wagen.
„Du warst wunderbar.“ Flüstert er mir ins Ohr als wir los fahren.
„Du hast mich zum Ersten Mal einem Geschäftspartner als deine Freundin vorgestellt.“ Lächle ich.
„Es war an der Zeit, nicht das noch jemand auf dumme Ideen kommt.“ Er küsst mich.
„Ich liebe dich.“ Sage ich ein paar Augenblicke später.
„Ich dich auch Hon.“ Erwidert er und wir sehen in die Nacht Hongkongs. Ich habe wirklich nichts von der Stadt gesehen, wir kamen im Dunklen und fliegen im Dunklen wieder los.
Na ja, es ist ja auch geschäftlich und nicht zum Vergnügen. Der Pilot erwartet uns, da Chris ihn schon aus dem Auto angerufen hat. Vor uns liegt ein 14 Stunden Flug und ich unterdrücke ein Gähnen, meine innere Uhr ist total aus dem Rhythmus und in New York kommt noch einmal eine Zeitumstellung von 5 Stunden hinzu… an dänischer Zeit gemessen und mal Ausnahmsweise ins Plus und nicht ins Minus.
Kaum das wir uns hingesetzt und angeschnallt haben, rollen wir auch schon auf die Startbahn.
„Mr. Parker, wir haben eine Landeerlaubnis auf dem JFK um 14 Uhr Ortszeit bekommen.“ Teilt uns der Pilot via Lautsprecher mit.
Chris nickt nur und widmet sich dann seinem Laptop, ich höre wie er mit seinem Dad spricht, aber ich bin viel zu müde um dem Gespräch zu folgen.
„Komm mit ins Bett Hon.“ Chris streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und zieht mich aus dem Sessel hoch.
Müde sehe ich ihn an und fahre ihm durch die Haare.
„Hey.“ Flüstere ich und er lächelt.
„Na Hon.“ Er bugsiert mich zum Bett. „Komm schon, ausziehen.“ Sagt er sanft und hilft mir mein Kleid auszuziehen.
Auch er zieht sich aus und als wir im Bett liegen drückt er mich fest an sich.
„Ich. Brauche. Dich. Jetzt.“ Sagt er leise und seine Stimme klingt rau.
Seine Arme umschließen mich, er küsst mich hart und fordernd und drückt mich in die Kissen. Dann nimmt er meinem Po in seine Hände und dringt mit einem kräftigen Stoß in mich ein. Ich kann einen Schrei nur gerade so unterdrücken und er funkelt mich begierig an.
Seine Bewegungen sind hart, unnachgiebig und kraftvoll und ich halte mich erschrocken an ihm fest.
Schon kurze Zeit später kommt er pulsierend in mir und ich sehe ihn mit Tränen in den Augen an.
„Gott Hon, habe ich dir weh getan?“ er nimmt mich beschützend in den Arm.
„Nein, nein…“ Stammele ich „Aber ich kenne dich so nicht.“
„Es tut mir so leid.“ Er haucht mir kleine Küsse auf die Stirn.
„Was ist nur los?“ frage ich verzweifelt.
„Es ist kompliziert.“ Beginnt er und setzt sich leicht auf und lehnt sich gegen das gepolsterte Rückenteil des Bettes.
„Erzähl es mir bitte, ich sehe doch wie fertig es dich macht.“ Bitte ich ihn und setze mich ebenfalls auf.
„Die Zweigstelle in New York braucht mich nicht…“ er seufzt und sieht mich an „Meine Schwester Isabell braucht mich…“
„Deine Schwester? Du hast eine Schwester?“ ich sehe ihn geschockt an.
Ich habe nicht gewusst das er eine Schwester hat, ich bin davon ausgegangen, das er Einzelkind ist… nirgendwo taucht eine Schwester in den Unterlagen auf.
„Ja, sie ist 4 Jahre älter wie ich und sie lebt in New York in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt…“ er reibt sich die Augen „… Bevor ich in die USA gegangen bin, hat sie in einer Einrichtung nicht weit von unserem Haus in Dublin gewohnt und als ich vor 8 Jahren in die Staaten gegangen bin, da ist sie mitgekommen. Als ich in New York gewohnt habe ging es in Ordnung. Ich konnte sie regelmäßig besuchen, ich bin der Einzige aus der Familie den sie akzeptiert. Mum und Dad gegenüber wird sie ausfällig. Ich werde sie nach Kopenhagen holen, sie hat niemanden in New York.“ Seine Stimme wird leise.
„Schatz…“ ich zwinge ihn mich anzusehen „Wir bekommen das hin.“ Verspreche ich ihm.
Wie?
Keine Ahnung….
„Was hat Isabell? Seit wann ist sie in solchen Einrichtungen?“ frage ich zaghaft.
„Sie leidet an einer schweren Form von dissoziativer Identitätsstörung, sie hat eine gespaltene Persönlichkeit und kann sehr gefährlich werden. Sie hat Störungen des Denkens, der Wahrnehmung und der Affektivität. Sie hat starke Schübe und mein weggehen aus New York hat einen ihrer bisher stärksten Schübe ausgelöst, deshalb will ich sie in der Nähe haben. Ihre Schübe werden zum Teil auch durch veränderte Umgebungssituationen ausgelöst, mein Umzug war wohl eine solche Situation…“ er fährt sich durch die Haare „Mum und Dad haben so lange versucht an sie heran zu kommen, aber sie lässt nur mich an sich heran. Ihren ersten Schub hatte sie mit 20, damals hat eine ihrer Persönlichkeiten versucht mich zu töten…“
Ich zucke zusammen und sehe ihn erschrocken an.
„Sie hat versucht mich im Schlaf zu erwürgen…“ seine Stimme ist nicht mehr wie ein Flüstern. „… Ich war gerade 16 und nur weil mein Dad eingegriffen hat, bin ich mit einem gehörigen Schrecken davon gekommen. Die Ärzte Sagen, das sie die Anzeichen schon früher gehabt haben muss, unsere gesamte Familiengeschichte wurde auf den Kopf gestellt, da Schizophrenie in den meisten Fällen vererbt ist, aber sie haben nichts gefunden und gehen von einem Einzelfall aus.“
„Oh Schatz.“ Ich werfe mich ihm an den Hals und heiße Tränen laufen über mein Gesicht.
„Bitte nicht weinen Hon.“ Flüstert er mir ins Ohr „Ich bin hier.“
„Ich liebe dich so sehr.“ Schluchze ich.
„Ich dich auch. Du kannst dir gar nicht ausmalen wie sehr ich dich liebe.“ Seine Stimme klingt wie ein Gebet, ich nehme sein Gesicht in meine Hände und küsse ihn sanft.
„Ich will dich niemals verlieren.“ Sage ich leise zwischen zwei Küssen.
„Du wirst mich niemals verlieren.“ Verspricht er mir und zieht mich auf sich.
Sanft küsst er meinen Halsbeuge und ich schließe meine Augen, ich will ihn spüren, ich will ihm zeigen, dass ich für ihn da bin und dass wir das irgendwie überstehen.
Irgendwann schlafen wir erschöpft ein und ich werde erst wach, als er sich aufsetzt.
„Sind wir da?“ frage ich verschlafen.
„Nein Hon, schlaf du noch ein wenig, ich muss ein paar Anrufe machen.“ Er küsst meine Stirn und ich sehe ihn an.
„Wegen Isabell?“ ahne ich und er nickt. „Lass mich dir helfen, es ist besser, wenn ich einige Anrufe machen, dich nimmt das zu sehr mit.“ Ich setze mich auf und ziehe mir sein Hemd über und schlüpfe in einen Slip und in meine Jeans.
Dann gehen wir nach vorne.
„Wo musst du noch anrufen?“ ich sehe ihn an und wir setzen uns an den Tisch.
„Ich muss noch mit den Ärzten in der Melchioresen Klinik sprechen, ob sie sie am Dienstag aufnehmen können.“ Er fährt sich wieder durch die Haare „Und ich muss mit der Klinik in New York sprechen.“
„Pass auf Schatz, ich rufe in Kopenhagen an und frage was sie noch an Unterlagen brauchen und worauf wir achten sollen. Du rufst in New York an und versuchst es ruhig mit den Ärzten zu klären. Gibst du mir Isabells Daten?“ ich streichele seine Wange, er nickt und gibt mir einen Kuss.
Dann schiebt er mir eine Akte rüber.
Ich überfliege die Akte, das meiste verstehe ich nicht, aber ich schwöre mir, mich von den Ärzten in Kopenhagen genau informieren zu lassen, denn ob ich will oder nicht, Isabell wird ein teil meines Lebens werden…
Ich nehme das Bord Telefon und erreiche tatsächlich den Oberarzt der Melchioresen Klinik.
„Prof. Dr. Filip Rasmussen.“ Meldet er sich freundlich.
„Guten Tag Prof. Dr. Rasmussen, mein Name ist Josephina Madsen, ich rufe für Familie Parker an. Es geht um Isabell Marie Parker, geboren am 12.08.1978.“ beginne ich und schildere ihm die Situation, das Gespräch dauert fast eine Stunde.
„Ich werde das mit meinen Kollegen besprechen, die Fornsworth Klinik aus New York soll uns anrufen und wir besprechen die Einzelheiten. Ich denke, wir werden alles bis Dienstag geregelt haben.“ Teilt er mir mit und mir fällt ein Stein vom Herzen.
„Ich bedanken mich vielmals bei ihnen. Ich denke, wir werden uns am Dienstag sehen.“ Meine Stimme klingt unsagbar erleichtert.
„Bis dann Frau Madsen.“ Verabschiedet er sich.
„Bis dann Prof. Dr. Rasmussen.“ Verabschiede auch ich mich und lege auf.
„Hast du jemanden in New York erreicht? Die Melchioresen Klinik gibt grünes Licht.“ ich sehe zu Chris und er nickt.
„Sie werden ihre Krankenakte rüber schicken.“ Er reibt sich die Schläfen und ich setze mich auf seinen Schoß.
„Wie machen wir das eigentlich auf dem Rückflug? Ich meine, wenn sie nur dich akzeptiert?“ ich sehe ihn fragend an.
„Ich werde dich mit zu ihr nehmen. Der Arzt meint, schon aus dem Zustand heraus, das du meine Freundin bist haben wir gute Chancen, das sie dich akzeptiert.“ Er küsst mich sanft. „Danke Hon.“
„Ich danke dir.“ Gebe ich zurück und er sieht mich verwirrt an.
„Wofür dankst du mir?“ er zieht eine Augenbraue hoch.
„Dafür, das du mich in alles einweihst.“ Sage ich nur und kuschele mich an ihn.
- Du bist ein Feigling… Sag ihm endlich alles! – schreit die kleine Stimme in meinem Kopf.
Ich meine, er breitet sein Innerstes vor mir aus und ich habe ihm immer noch nicht die Wahrheit wegen des Deals mit seinem Vater gesagt und von meinem Vater ganz zu schweigen…
Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, jetzt müssen wir uns um seine Bedürfnisse und seine Sorgen kümmern…
Zwei Stunden später landen wir in New York und werden ins Four Seasons gebracht, wir bringen nur unsere Taschen hoch, machen uns frisch und dann fahren wir zur Klinik.
Ich bin aufgeregt und angespannt und Chris nimmt meine Hand.
„Wir sprechen erst einmal mit Isabells Arzt, Dr. Patrick Ford ist ein Spezialist auf dem Gebiet der Schizophrenie und wird uns erklären, wie wir vorzugehen haben.“ Er küsst mich liebevoll.
Ich nicke nur und wir passieren das große Tor hinter dem die Klinik in einem Randgebiet von New York liegt. Das Anwesen ist sehr gepflegt und hier und da sieht man Menschen mit ihren Betreuern herum laufen.
Wir halten vor dem Haupteingang und werden schon von einer Schwester empfangen.
„Mr. Parker und Miss Madsen?“ sie sieht uns fragend an und Chris reicht ihr die Hand.
„Ja.“ Sagt er schließlich.
„Ich bin Schwester Angelique. Dr. Ford erwartet sie.“ Sie deutet uns an mitzukommen.
„Bist du von ihnen geschickt worden? Von denen die das Böse bringen?“ ein älterer Mann spricht mich bedrohlich von der Seite an, packt mich am Arm und ich sehe ihn erstaunt an.
„Nein, nein…“ sage ich beruhigend und deute Chris an sich zurück zu halten „Ich komme aus freien Stücken.“ Ich weiß nicht, warum das hinzu füge, aber es scheint zu funktionieren. Er entspannt sich und umarmt mich, Chris steht wie angewurzelt neben mir.
„Sie schicken immer die bösen Leute zu uns. Nur die guten Leute kommen von selber.“ Der Mann sieht mich an.
„Allan, komm jetzt bitte, die anderen wollen zeichnen und warten nur auf dich.“ Ein Pfleger kommt und nimmt ihn an die Hand.
„Wie heißt die gute Frau.“ Er sieht mich noch einen Moment an und ich lächle.
„Josephina.“ Erwidere ich und er strahlt.
„Danke Josephina.“ Er sieht mich dankbar an und ich winke ihm zu.
„Es tut mir furchtbar leid Miss Madsen.“ Entschuldigt sich Schwester Angelique und ich winke ab.
Chris legt seinen Arm um mich und drückt mich beschützend an sich.
„Es ist Okay.“ Sage ich leise zu ihm und er verstärkt den Druck um meine Hüfte.
„Dr. Ford, Mr. Parker und Miss Madsen sind hier.“ Wir werden in ein Büro geführt und ein älterer Mann erwartet uns.
„Nehmen sie bitte Platz.“ Bittet er uns und wir setzten uns.
„Wie geht es Isabell?“ fragt Chris sobald er sitzt.
„Es geht ihr besser, viel besser. Der letzte Schub hat fast drei Wochen gedauert.“ Er sieht zu mir „Darf ich offen sprechen?“ sein Blick wandert zurück zu Chris.
„Ja Dr. Ford, das können sie. Versuchen sie Josie bitte alles zu erklären.“ Er nickt ihm zu.
„Isabell leidet an der schwersten Form der dissoziativen Identitätsstörung, sie hat eine in drei Personen gespaltene Persönlichkeit. Zum einen ist da Isabell, die eigentliche Isabell. Sie ist eine warmherzige, sehr kluge Frau, sie ist gebildet und man kann sich völlig normal mit ihr unterhalten. Dann gibt es Kelly, das ist die aggressive Seite von Isabell, wenn Kelly die Oberhand hat, dann sind uns die Hände gebunden. Sie ist sehr gewalttätig und lässt kaum mit sich reden, wir haben jedoch in den letzten Jahren fest gestellt, das merkwürdiger Weise französisch eine beruhigende Wirkung auf sie hat. Und dann haben wir…“ er sieht in seine Akte „Olivia. Olivia ist die ihrer Persönlichkeiten, mit der sie am Meisten kommuniziert. In sie zieht sie sich zurück, wenn sie in Stresssituationen gerät. Sie neigt dazu unrealistisch zu denken und zu handeln. Sie ist die die kindliche Seite, aber sie ist keineswegs zu unterschätzen. Sie kann sehr schnell zwischen ihren Persönlichkeiten springen und das macht sie unberechenbar. Jegliche Einstellung mit Medikamenten zeigte nicht den gewünschten Erfolg, wir bekämpfen nur die Begleiterscheinungen der Schizophrenie, die Depressionen, den Antriebsmangel und die Angstattacken.“ Erklärt er mir ganz ruhig und ich nicke.
„Welche der Persönlichkeiten ist die Dominante?“ frage ich und sehe ihn an.
„Haben sie sich mit dem Thema beschäftig?“ fragt er erstaunt.
„Ich hatte im Flugzeug Zeit etwas zu lesen und Dr. Rasmussen von der Melchioresen Klinik hat mir ein wenig erklärt.“ Gebe ich zu.
„Sie hat Phasen wo sie sehr lange eine Persönlichkeit halten kann, in den besten Fällen ist es Isabell selber. Im Moment hat sie sehr ausgeprägte Isabell Phasen, seitdem sie weiß, das Christopher kommt.“ Er nickt Chris zu „In vielen Fällen gewinnt aber auch Olivia die Oberhand und ihr Handeln und Denken ist dann hochgradig eingeschränkt, sie finden sich dann plötzlich einem Kind gegenüber.“ Er atmet tief durch.
„Ich werde jetzt mit Christopher zu ihr gehen und wenn ich der Meinung bin, das sie gut auf sie reagieren wird, dann hole ich sie. Sind sie einverstanden?“ er sieht zu mir und ich nicke.
„Bis gleich Hon.“ Chris gibt mir einen Kuss und ich bleibe allein im Büro zurück. Ich gebe zu, das klingt alles ziemlich einschüchternd und ich habe ein bisschen Angst.
Dr. Ford kommt eine halbe Stunde später wieder und führt mich in ein Zimmer in den abgesicherten Trakt des Krankenhauses, als wir die mehreren Sicherheitstüren passieren sieht er mich von der Seite an.
„Wir machen das zu unserem Schutz und zum Schutz der Patienten, auch Isabell weiß manchmal nicht was sie tut. Wir haben beschlossen sie für den Flug in eine leichte Narkose zu legen, sie wird den Flug zu ihrer eigenen und ihrer Sicherheit verschlafen.“ Er nickt mir aufmunternd zu und wir betreten ein großzügiges Zimmer. Es ist hellgelb gestrichen mit einem großen Bett in der Mitte, des Weiteren ist ein Schreibtisch und ein Stuhl im Zimmer und Unmengen von Büchern. Alle Möbel sind am Boden verschraubt und Chris sitzt einer jungen Frau in einem der beiden Sessel gegenüber. Sie sieht anders aus wie ich es mir vorgestellt habe, sie ist augenscheinlich ein Stück größer wie ich, sie hat eine kräftige Statur und kinnlange blonde Haare. Aber als sie mich ansieht, da erkenne ich die Ähnlichkeit der Beiden, auch sie hat grasgrüne Augen mit langen dichten Wimpern, sie hat eine Stupsnase und schmale aber schöne Lippen.
„Isabell?“ fragt Dr. Ford und sie steht auf.
„Und du hast also meinem Chris den Kopf verdreht?“ sie sieht mich lächelnd an und ich nicke leicht unsicher.
„Josie.“ Sage ich und halte ihr meine Hand hin.
„Wir sind hier nicht bei unseren Eltern.“ Sie nimmt mich in den Arm und ich bin einen Moment wie erstarrt. „Es freut mich, dass Chris so glücklich mit dir ist. Das Wichtigste ist, das er glücklich ist.“ Sie sieht zu ihm und ich sehe wie sehr sie ihn lieben muss.
„Ja, ich gebe alles damit er glücklich ist.“ Erkläre ich ihr und sie lächelt wieder.
„Setz dich doch zu uns. Chrissie hat mir gerade von Kopenhagen erzählt.“ Sie deutet auf die Bettkante und ich setze mich.
„Ich freue mich auf Kopenhagen, Dr. Ford hat mir Bilder der neuen Klinik gezeigt, sie haben sogar eine Bibliothek, ich hoffe nur, dass sie auch englische Bücher haben.“ Sie sieht mich mit großen Augen an.
„Wenn nicht, dann kann ich dir ein paar leihen. Ich habe eine ganz ordentliche Sammlung. Was liest du denn gerne?“ ich entspanne mich etwas. Es kommt mir nicht vor, als würde ich mit einer hoch gefährlichen Frau reden.
„Ich lese gerne Geschichtsbücher und ja ich gebe es zu…“ sie lacht leise „Auch Liebesgeschichten.“
„Dann habe ich genau die richtigen Bücher für dich.“ Ich zwinkere ihr zu und sie strahlt mich an.
Plötzlich ist es, als ob ein Schatten über Gesicht huscht und der Ausdruck verändert sich von einer auf die andere Sekunde.
„Ich will mit dir spielen Chrissie.“ Ihre Stimme klingt auf einmal weinerlich und wie ein kleines Kind und ich sehe zu Dr. Ford.
„Olivia?“ fragt er und sie sieht zu ihm.
„Ja? Ich möchte mit Chrissie und Josie ein Brettspiel spielen. Dürfen wir?“ sie sieht ihn mit großen, dunkelgrünen Augen an.
„Aber nur eine Runde, ja?“ sagt Dr. Ford und geht hinaus um mit einem Brettspiel wieder zu kommen.
„Kommt schon!“ sie sieht mich und Chris übermütig an und wir setzen uns auf den Boden

.
Ich beobachte Isabell genau und als wir fertig sind und sie sich aufs Bett setzt, da huscht wieder ein Schatten über ihr Gesicht.
„Was machst du denn in Kopenhagen so?“ sie sieht mich an und ich spreche plötzlich wieder mit der eigentlichen Isabell.
Gott ist das verwirrend.
„Ich bin die Assistentin von Chris.“ Erkläre ich ihr.
„Das ist schön, dann hat er dich den ganzen Tag um sich. Weißt du, Chris braucht die Menschen die er liebt um sich.“ Erklärt sie mir und ich nicke.
„Ja, das weiß ich. Ich habe ihn auch gerne um mich.“ Gestehe ich und Chris nimmt meine Hand.
„Wir müssen jetzt los Bella.“ Er gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich komme übermorgen wieder und in 3 Tagen holen wir dich ab, ja?“ er sieht sie an und sie nickt lächelnd.
Ich winke ihr kurz zu und dann stehen wir im Gang und die Tür wird hinter uns abgeschlossen.
„Das ist sehr gut gelaufen, aber ich habe ein wenig nach gedacht.“ Er sieht zu Chris „Wir sollten Isabell mit einer medizinisch ausgestatteten Maschine nach Dänemark fliegen. In ihrer Privatmaschine sind sie nicht auf alle Eventualitäten eingestellt.“
„Wahrscheinlich haben sie Recht.“ Chris nickt leicht „Können sie sich darum kümmern?“
„Aber sicher, ich sage ihnen übermorgen Bescheid.“ Er begleitet uns die langen Flure entlang und plötzlich stehen wir wieder in der Eingangshalle.
„Vielen Dank Dr. Ford.“ Chris reicht ihm die Hand.
„Kein Problem.“ Erwidert dieser und sieht zu mir „Sie sollten froh sein, das ihre Freundin ein solches Fingerspitzengefühl für Isabell an den Tag legt. Das ist nicht selbstverständlich.“ Er reicht auch mir die Hand.
„Vielen Dank.“ Ich merke wie ich erröte.
„Glauben sie mir Dr. Ford, ich weiß, was ich an ihr habe.“ Er legt seinen Arm um meine Taille.
Dr. Ford nickt uns ein letztes Mal zu und wir steigen in den Wagen.
Als wir das Klinikgelände verlassen haben sieht mich Chris zaghaft lächelnd an.
„Ich hoffe, es war nicht allzu schlimm für dich.“ Beginnt er, sich vorsichtig an das Thema heran tastend.
„Nein, ich mag sie.“ Ich sehe ihn an und er legt seinen Kopf schief, ein Zeichen dafür, das er nicht versteht was ich meine „Weißt du, sie ist schon verwirrend, aber wenn sie Isabell ist, dann ist sie wirklich nett und auch Olivia ist auf ihre Art niedlich.“ Gebe ich zu.
„Was möchtest du jetzt machen?“ er nimmt meine Hand.
„Weiß nicht, ich meine wir sind in New York, du hast hier eine lange Zeit gelebt. Zeig mir was von der Stadt.“ Grinse ich.
„Gut, also das Touristenprogramm.“ Lacht er und beugt sich nach vorne zum Fahrer „Zur Statue of Liberty.“ Weist er ihn an. „Das ist Pflicht Hon.“ Er gibt mir einen Kuss.
„Meinst du, wir können später noch ein wenig shoppen gehen? Ich passe nicht mehr in meine Jeans, weil du mich dazu nötigst regelmäßig zu essen.“ Ich lächele ihn schüchtern an.
„Natürlich Hon, alles was du willst.“ Er küsst meine Hand.
Die Statue of Liberty ist wirklich einen Besuch Wert und der Ausblick von ihr ist atemberaubend. Ich ziehe meinen Mantel enger um mich als wir zurück zum Auto gehen.
„Ist dir kalt?“ Chris presst mich an sich und ich lächle.
„Nein, geht schon.“ Wiegele ich ab und wir erreichen den Wagen.
Er hält mir die Tür auf und ich steige ein, ich reibe meine Hände aneinander und als er ebenfalls einsteigt nimmt er sie in seine.
„Deine Hände sind ja eiskalt.“ Er sieht mich erschrocken an.
„Ich habe meine Handschuhe vergessen.“ Ich zucke mit den Schultern.
Er beugt sich wieder zum Fahrer und erklärt ihm wo wir als nächstes hin wollen.
„Wir fahren jetzt in ein großes Einkaufscenter und du kaufst alles wonach dir der Sinn steht.“ Er lächelt mich an.
„Das kann ich nicht Chris.“ Wehre ich mich.
„Doch Hon, tu es für mich. Ich helfe dir auch bei deiner Auswahl.“ Er küsst mich „Und du weißt, wie sehr ich Shopping hasse.“ Fügt er hinzu und legt seine Stirn an meine.
Ich ringe einen Moment mit mir und schließlich nicke ich leicht, ich weiß ja was ich brauche und das ist eher überschaubar.
Sage und schreibe 6 Stunden später kommen wir wieder im Hotel an und die 20 Einkaufstüten zeugen davon, dass ich wohl doch mehr brauchte wie gedacht und das Chris mich zu einigen Teilen überredet hat. Man, ich kann meinen Kleiderschrank ausräumen und völlig neu einräumen.
Aber die Schuhe sind der Wahnsinn…
Ich ziehe meinen Mantel aus und hänge ihn an die Garderobe in der Suite.
Ich ziehe meine Stiefel aus und befreie mich von meinem Pullover.
„Was machst du?“ Chris grinst mich an.
„Also wenn dieses Bad nur halb so schön ist, wie auf den Bildern, dann möchte ich es auf der Stelle ausprobieren.“ Ich grinse ihn an und ziehe mir auch mein Top über den Kopf.
„Bist du noch nicht müde? Oder hungrig?“ Er schüttelt lächelnd seinen Kopf.
„Nein und nein.“ Gebe ich zurück und streife meine Jeans ab. „Du?“ ich lächele ihn ebenfalls an.
Er beginnt sein Hemd aufzuknöpfen und nimmt mich in den Arm, verlangend küsst er mich und das ist mir Antwort genug.
Wir lieben uns in dieser Nacht oft und an allen möglichen Orten die diese Suite zu bieten hat und die Auswahl ist quasi grenzenlos. Irgendwann liegen wir mit Champagner und Erdbeeren im Bett und ich strahle ihn an. Unsere Haare sind noch feucht von der Regendusche und ich lache leise bei der Erinnerung daran, was wir darunter angestellt haben.
„So was will ich für mein Haus auch mal.“ Gebe ich zu.
„Was genau?“ lächelt er und steckt sich eine Erdbeere in den Mund.
„So eine Dusche.“ Lache ich leise.
„Warum?“ er liebkost meine Hand und ich merke wie ich leicht rot werde.
„Weil ich dieses Erlebnis immer und immer wieder haben will.“ Gestehe ich.
„So, so Miss Madsen. Sind sie etwa auf den Geschmack gekommen?“ er zieht mich zu sich und öffnet meinen Bademantel.
„Ich kann nie genug von dir bekommen.“ Gestehe ich und fahre mit meiner Hand über seine Brust „Allerdings glaube ich, dass ich nicht mehr in der Lage bin einen Fuß von den anderen zu setzen, wenn wir uns nicht eine kleine Ruhepause gönnen.“
„Müde?“ er zieht mich an seine Brust und breitet die Decke über uns aus.
„Hmm.“ Nuschele ich und er küsst mich.
Hmm er schmeckt so gut, nach Erdbeeren, nach Champagner und unverkennbar nach ihm.
Die Sonne die durch die riesigen Panorama Fenster scheint weckt mich und ich stelle fest, dass ich alleine im Bett liege. Ich hebe den Bademantel vom Boden auf und gehe in das Nebenzimmer, Chris sitzt am Frühstückstisch und studiert die Zeitung.
„Guten Morgen Hon.“ Er steht auf und nimmt mich in den Arm. „Geht es dir gut?“ er sieht mich beunruhigt an.
„Ich fühle mich wie erschlagen.“ Gebe ich zu. Der Jetlag hat mich eiskalt erwischt.
„Wollen wir heute hier bleiben?“ er bugsiert mich auf einen Stuhl.
„Nein, ich bleibe hier und du besuchst deine Freunde.“ Bestimme ich und er sieht mich prüfend an „Bitte Schatz, tu es für mich.“ Ich sehe ihn bittend an.
„Und was machst du den ganzen Tag?“ fragt er besorgt.
„Ich werde mich ins Bett legen, Tee trinken und schlafen. Glaub mir, zu mehr bin ich heute nicht in der Lage.“ Gebe ich zurück und knabbere an einem Stück trockenem Toast.
„Sicher?“ harkt er nach und ich nicke.
„Ganz sicher. Du warst so lange nicht hier. Triff dich mit deinen Freunden.“ Ich mache eine Handbewegung, dass er sich endlich verziehen soll.
Er kommt zu mir und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. „Ruf mich an, wenn was ist.“ Bittet er mich und ich nicke.
„Mach ich.“ Gebe ich zurück.
„Ich liebe Dich Hon.“ Er zieht sich seinen Mantel über und winkt mir zu.
„Ich dich auch mein Schatz.“ Antworte ich ihm und gieße mir Tee ein.
Ich genieße einen Augenblick die Aussicht über New York und beschließe mich dann wieder ins Bett zu legen, ich fühle mich wirklich wie erschlagen und habe das Gefühl ich brauche mindestens 20 Stunden Schlaf.
Ich bekomme vom restlichen Tag nicht wirklich viel mit und als Chris gegen Abend wieder kommt, habe ich mich bis auf ein paar Toilettengänge nicht wirklich bewegt.
„Wie geht es dir Hon?“ er setzt sich auf die Bettkante und sieht mich besorgt an.
„Ich bin immer noch müde.“ Gebe ich zu.
„ich gehe schnell duschen und dann komme ich zu dir ins bett.“ Er küsst zart meine Stirn und 15 Minuten später legt er sich zu mir und zieht mich in seine Arme. Ich schlafe auf seiner Brust, mit dem Rhythmus seines Herzschlages ein und fühle mich am nächsten Morgen wirklich viel besser.
Wir fahren zu verschiedenen Ämtern und erledigen den nötigen Papierkram um Isabell mit nach Dänemark nehmen zu dürfen. Wir fahren gegen Abend in die Klinik, aber Chris geht allein zu Isabell, sie hatte am Vortag einen kleinen Schub und es ist besser wenn ich warte.
Zwei Stunden später fahren wir wieder ins Hotel, Chris wirkt angespannt und ich sehe ihn nachdenklich an.
„Flieg doch morgen mit ihr mit. Ich kann auch alleine mit dem Firmenjet fliegen. Ich warte dann zu Hause auf dich, es ist vielleicht besser für Isabell, wenn nur du dabei bist.“ Ich nehme seine Hand in meine.
„Nein, ich will dich nicht alleine 15 Stunden fliegen lassen.“ Er sieht mich an und ich winke ab.
„Glaub mir, im Büro ist so viel liegen geblieben, ich werde meinen Laptop zum glühen bringen und schauen, das ich Schadensbegrenzung betreibe. Mach dir nicht immer Gedanken um mich, kümmere dich jetzt um deine Bella.“ Ich gebe ihm einen Kuss.
„Ist es wirklich in Ordnung?“ fragt er nach und ich nicke.
„Ja Schatz, sonst würde ich es nicht sagen.“ Erwidere ich beruhigend.
„Du bist mein Engel.“ Er zieht mich halb über den Rücksitz und küsst mich leidenschaftlich.
Wir erreichen unser Hotel und er bestellt ein kleines Abendessen an der Rezeption auf unser Zimmer.
Unseren letzten Abend verbringen wir vor dem Kamin und ich wünschte mir, ich könnte die Zeit anhalten. Es ist so schön und ich fühle mich so frei in diesen Stunden.
Am nächsten Tag verabschieden wir uns um 11 Uhr am Flughafen und er küsst mich ausgiebig. Sein Flug startet 1 Stunde vor meinem und ich nutze die Zeit um mich durch die liegen gebliebenen E-Mails zu lesen. Im Flieger verwende ich tatsächlich die meiste Zeit damit seine Termine umzulegen, E-Mails zu schreiben und dafür zu Sorgen, das wir am Mittwoch nicht im Chaos enden.
Ein Fahrer fährt mich nach Hause und ich hieve meine Taschen aus dem Auto. Mit einer kleinen Tasche hin geflogen und mit drei Koffern wieder zu kommen schafft auch nur eine Frau.
Oli eilt mir zur Hilfe und ich berichte ihm ein wenig von Hongkong und New York. Er kommt auf einen Kaffee mit zu mir und ich erzähle ihm auch von Isabell. Dex liegt auf meinen Füßen und weicht nicht einen Zentimeter von meiner Seite.
„Wow Josie, das ist heftig.“ Er sieht mich mit einer Spur Besorgnis an.
„Es ist in Ordnung, ich werde lernen damit umzugehen und ich werde Chris beistehen, wenn es erforderlich ist.“ Erkläre ich ihm.
„Und wann willst du ihm endlich sagen, das du die Spionin warst, die sein Vater auf ihn angesetzt hat und das Klaus Hartmann dein Vater ist?“ er sieht mich fragend an.
„Keine Ahnung, ich hatte die Hoffnung das es einfacher wird mit der Zeit, aber es wird immer schwieriger es ihm zu sagen.“ Gebe ich zu.
„Einen Schritt nach dem anderen. Ich hoffe für euch, das sich Isabell schnell hier einlebt.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn „Ich muss ins Bett Süße.“ Er gähnt herzhaft.
„Danke fürs Zuhören.“ Ich bringe ihn und Dex zur Tür.
„Ach was, dafür doch nicht.“ Winkt er ab und die beiden betreten die gegenüber liegende Wohnung.
Als am nächsten Morgen mein Wecker klingelt bin ich restlos verwirrt, ich bin alleine in meinem Bett und meine innere Uhr gibt mir zu verstehen, dass es für sie noch Mitten in der Nacht ist. Ich greife nach meinem Handy und muss erkennen, dass keine Nachricht von Chris gekommen ist.
Ich gehe duschen und ziehe mir eines meiner neuen Kostüme an, dann nehme ich den Schlüssel von meinem Baby von der kommode und greife nach meiner Aktentasche.
Als ich endlich im Büro bin sieht mich Em mitleidig an.
„Du liebe Güte Josie, du siehst fix und fertig aus.“ Sie reicht mir einen Becher Kaffee und ich winke ab und deute auf die Thermobecher von Starbucks.
„Die Zeitumstellungen machen mich fertig.“ Gebe ich zu und nehme mir meinen Kaffee aus dem Halter.
„Wollen wir zusammen Mittag essen? Wir haben schon lange nicht ehr zusammen gegessen.“ Sie sieht mich fragend an und ich werfe einen Blick in meinen Terminkalender.
„12:30 Uhr?“ frage ich.
„Passt super, ich hole dich ab.“ Sie winkt mir zu und ich fahre die Computer hoch und beginne damit die heutigen Termine zu ordnen und ein System rein zu bringen.
So langsam merke ich, dass ich wirklich sauer auf Chris bin. Er hätte sich ja wenigstens kurz melden können… Es kann ja auch was passiert sein und ich sitze hier und weiß von nichts.
- Was, wenn das Flugzeug abgestürzt ist? – plötzlich spielen sich hunderte Schreckensszenarien vor meinem inneren Auge ab und ich merke wie Panik in mir aufsteigt.
Um 9 Uhr hat er seinen ersten Termin und Herr Jacobsen ist pünktlich. Ich begleite ihn in den Konferenzraum und versorge ihn mit Kaffee.
5 Minuten später steigt Chris aus dem Fahrstuhl und sieht mich entschuldigend an.
„Herr Jacobsen wartet.“ Ich nehme seinen Mantel und seine Tasche und drücke ihm die Akte in die Hand.
„Hon…“ setzt er an.
„Er wartet.“ Sage ich mit Nachdruck und gehe an meinen Schreibtisch.
Chris beschließt wohl, dass es das Beste ist erst einmal den Termin wahr zu nehmen und dann geht es Schlag auf Schlag, erst zum Mittag haben wir eine Pause.
„Ich gehe zu Mittag.“ Sage ich kurz angebunden und nehme meinen Mantel. Noch eher er eine Frage stellen kann bin ich weg.
Ich will ihn schmoren lassen, ich will, dass er begreift, dass man so etwas nicht macht…
Ich komme so wieder, dass ich weiß, dass er schon in seinem nächsten Meeting ist.
Plötzlich steht Alfred Parker in meinem Büro.
„Josie? Hast du einen Moment?“ bittet er mich und schließt meine Tür.
„Aber sicher.“ Ich sehe ihn abwartend an.
„Ich kann mir vorstellen, das du womöglich böse auf Chris bist…“ setzt er an und ich schnaube „Dachte ich es mir, ich will mir nicht ausmalen wie Evelyn reagiert hätte, wenn ich mich nach einem Flug nicht gemeldet hätte und die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen wäre.“ Er lacht leise und ich sehe ihn an.
„Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Erwidere ich fast trotzig, was ihm ein weiteres kleines Lachen entlockt.
„Ich verstehe dich Josie, doch wirklich das tue ich. Aber Evelyn ging es gestern sehr schlecht. Wir waren bei Isabell und sie hat uns mal wieder ihre Ablehnung spüren lassen. Wir sind als Eltern völlig hilflos und Chris hat sich um sie gekümmert. Glaub mir, er hatte ein schlechtes Gewissen, erst recht als er fest stellen musste, das sein Akku vom Handy leer ist.“ Er sieht mich prüfend an „Lass ihn nicht zu lange schmollen, er ist kein Mensch der gut damit umgehen kann, wenn jemand auf ihn böse ist.“ Er zwinkert mir zu und verlässt mein Büro wieder.
Auf der einen Seite finde ich es rührend, das er so um Chris besorgt ist, auf der anderen Seite frage ich mich bestimmt schon zum 100. Mal warum er nicht einfach unseren Vertrag vernichtet, zu mindestens wäre ich dann eines meiner Probleme los…
Ich organisiere den Rest der Woche und bin gerade fertig als Chris zurück kommt. Ein riesiger Strauß roter Rosen erscheint in meinem Gesichtfeld und ich sehe ihn an.
„Hon, es tut mir so leid.“ Sagt er zerknirscht und ich nehme die Rosen in die Hand.
„Du hättest mir keine Blumen kaufen müssen.“ Gebe ich zurück.
„Doch Hon, ich muss dir viel öfter Blumen kaufen.“ Er kniet sich neben meinen Stuhl „Es tut mir so unendlich leid.“ Er sieht mich an und ich schlucke.
Kann ich ihm wirklich böse sein?
Seine grasgrünen Augen sehen mich voller Bedauern an.
„Komm her.“ Ich ziehe ihn hoch und küsse ihn „Ich bin nur froh, das dir nichts passiert ist.“
„Es kommt nie wieder vor.“ Verspricht er mir und ich lächle leicht.
„Versprich nichts, was du vielleicht nicht halten kannst.“ Lächele ich.
Ich stelle die Blumen ins Wasser und wir fahren in die Tiefgarage.
„Du bist mit dem Volvo hier?“ er sieht erstaunt auf mein Auto.
„Ja natürlich, das ist mein Auto.“ Gebe ich zurück.
„Hon ehrlich, ich will nicht mehr, dass du mit dem Auto fährst. Nimm bitte den das nächste Mal den Audi.“ Er sieht mich durchdringend an und gibt mir den Schlüssel vom Audi.
Ich sehe ihn verständnislos an. „Ich schenke ihn dir, bitte Hon. Ich habe sonst immer Angst um dich, nichts gegen dein Baby, aber der Audi ist hundert Mal sicherer.“ Er gibt mir einen Kuss.
„Ich kann mein Baby jetzt ja wohl schlecht hier einfach stehen lassen.“ Ich sehe auf meinen geliebten Volvo.
„Ruf von zu Hause Rick an und bitte ihn sich darum zu kümmern, um die Bezahlung soll er sich keine Gedanken machen, die geht an mich.“ Er gibt mir einen Keine – Widerrede - Kuss und wir gehen zum Audi.
„Du schenkst mir deinen Audi Q8?“ ich ziehe eine Augenbraue hoch und er lacht.
„Ist ja nicht so, das ich jetzt ohne Auto da stehe und ich denke du wirst mich ab und zu mal damit fahren lassen.“ Er zwinkert mir zu und steigt auf der Beifahrerseite, des zugegebener Maßen, richtig geilen dunkelblauen Audis ein und ich setze mich hinters Steuer.
Zu Hause angekommen bestellen wir eine Kleinigkeit beim Chinesen und sprechen kurz die Woche durch.
„Morgen Abend kommen Maja und Tobi und am Samstag sind wir bei Eric und Anna eingeladen.“ Ich sehe ihn an und er stöhnt leicht.
„Nächste Woche keine Verabredungen an den Abenden und am Wochenende.“ Verspreche ich ihm und wir gehen früh zu Bett.
„Kommst ihr Silvester?“ fragt Eric mich am Telefon und ich schüttele mich um wieder ins hier und jetzt zu kommen.
„Wir wollten eigentlich was mit Maja und Tobi machen.“ Gebe ich zurück.
„Bringt sie mit.“ Erwidert er und ich lache.
Eric kann so wunderbar praktisch sein.
„Ich spreche mit ihnen. Frohe Weihnachten.“ Wünsche ich ihm.
„Wünschen wir euch auch. Seid ihr heute bei Alfred und Evelyn?“ fragt er nach.
„Ja und morgen auch.“ Erkläre ich ihm und er lacht.
„Viel Spaß.“ Wünscht er uns.
„Euch auch.“ Erwidere ich und lege auf.
„Bist du fertig Schatz?“ rufe ich ins Bad und streiche mein dunkelblaues, bodenlanges Kleid glatt. Ich überprüfe mein Make up und ob meine Hochsteckfrisur noch an Ort und stelle sitzt.
„Ja.“ Chris kommt aus dem Bad und sieht mich strahlend an.
„Du siehst so wunderschön aus.“ Er küsst mich innig.
Heute ist Heilig Abend und seine Eltern veranstalten eine kleine Party. Ich habe erst zugesagt, als ich erfahren habe das Klaus und Linda Hartmann abgesagt haben.
Ich weiß nicht, wie lange ich ihm das noch verschweigen kann…
Die Party ist im vollen Gange als wir kommen und wir überreichen Alfred und Evelyn unsere Geschenke.
Sie bedanken sich vielmals und Chris fordert mich nach einem opulenten Mahl zum tanzen auf.
„Du bist mit Abstand die schönste Frau hier.“ Flüstert er mir ins Ohr und ich lächele.
„Du mit Abstand der bestaussehenste Mann.“ Grinse ich.
Ein Streichquartett spielt wunderbare Musik und ich erinnere mich nicht daran, jemals einen so schönen Heilig Abend erlebt zu haben.
„Morgen wird es erst richtig schön.“ Sagt Chris leise und ich sehe ihn an. „Das hier ist nur das Pflichtprogramm.“ Fügt er hinzu.
Er löst sich plötzlich von mir und verschwindet zwischen den Menschen.
- Was ist denn jetzt los? -
„Darf ich kurz um ihre Aufmerksamkeit bitten?“ ertönt plötzlich seine Stimme von dem Podium her, auf dem das Streichquartett sitzt und ich drehe mich zu ihm um.
„Ich möchte mich in meinem Namen, im Namen meiner Eltern und im Namen von Sterling Industries dafür bedanken, das sie heute Abend alle hier erschienen sind. Für mich ist es das erste Weihnachtsfest in Dänemark und ich muss sagen, ich genieße es in vollen Zügen.“ Er lächelt und die Leute prosten ihm zu. „Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um einer ganz besonderen Person zu danken. Diese Person hat mein Leben hier in Dänemark erst lebenswert gemacht. Sie gibt mir so viel, wie ich es niemals erwartet hätte. Josie?“ ruft er leise und vor mir bildet sich ein Spalier, mit zögerlichen Schritten gehe ich zu ihm „Da ist sie ja, meine Damen und Herren Miss Josephina Madsen, Liebe meines Lebens.“ Stellt er mich vor und die Menschen applaudieren. „Danke Hon, nur du alleine machst Kopenhagen zu einem zu Hause für mich. Ich liebe dich und möchte dich immer an meiner Seite wissen…“ er geht in die Knie und ich halte den Atem an.
- Das macht er nicht! Das macht er nicht! – bete ich mantraartig vor mich hin.
„Doch Hon, genau das mache ich…“ er lächelt mich an „Josephina Madsen, willst du meine Frau werden?“ er hält mir einen wunderschönen Ring hin, ich schlage die Hände vor meinen Mund und Tränen steigen in meine Augen.
„Ja.“ Hauche ich nach ein paar Sekunden und er atmet erleichtert auf.
Er kommt hoch und streift mir den Ring über den Finger.
„ich liebe Dich.“ Sagt er andächtig und küsst mich. Wieder flammt Applaus auf und ich merke wie ich rot werde.
„Ich liebe Dich auch.“ Erwidere ich leise und er wirbelt mich herum.
Alfred und Evelyn kommen zu uns und Evelyn nimmt mich glücklich in den Arm.
„Ich freue mich so für euch Beide.“ Sie strahlt mich an und ich kann nicht anders wie es zu erwidern.
„Meine herzlichsten Glückwünsche.“ Alfred nimmt mich ebenfalls in den Arm und ich sehe ihn prüfend an.
„Der Vertrag ist schon lange vernichtet.“ Flüstert er mir ins Ohr und ich sehe ihn mit großen Augen an. „Alles Gute.“ Sagt er nochmals und ich nehme ihn erneut in den Arm.
„Danke.“ Flüstere ich.
Ich kann es nicht fassen, ich bin mit Chris verlobt!!!
Ich muss sofort Maja anrufen. Ich entschuldige mich kurz und gehe mit meinem Handy nach draußen.
Ich wähle Majas Nummer und sie kichernd ans Telefon.
„Ich nehme mal an, deine Mor konnte dich nicht vom Eierpunsch fern halten.“ Lache ich.
„Nein, aber ihre Versuche werden von Jahr zu Jahr kläglicher.“ Erwidert sie fröhlich.
„Ich muss dir was erzählen.“ Meine Stimme klingt quietschig und ich muss über mich selbst lachen.
„Was ist denn los?“ fragt Maja nun ebenfalls lachend.
„Chris hat mich gerade gefragt, ob ich seine Frau werden will.“ Jubele ich.
„Und?“ fragt sie.
„Was und?“ echoe ich.
„Was hast du gesagt?“ kichert sie und ich lache auf.
„Na was wohl Maja?“ ich drehe mit den Augen, obwohl ich weiß, das sie mich nicht sieht.
Chris kommt und nimmt mir das Telefon aus der Hand.
„Sie hat ja gesagt Maja, aber sie hat eine schöne Anstandspause gemacht und mir ist das Herz in die Hose gerutscht.“ Sagt er und ich höre Maja am anderen Ende kreischen. Chris reicht mir wieder mein Handy.
„Sie gehört dir.“ Er küsst mich und geht wieder rein.
„Alles, alles Gute Chris.“ Sagt sie nach ein paar Sekunden.
„Mein Verlobter ist vor deinem Gekreische geflüchtet.“ Erkläre ich ihr grinsend.
„Wow, ich freue mich wirklich für euch. Wahnsinn, du wirst Frau Josephina Parker.“ Ich kann die Ehrfurcht in ihrer Stimme hören.
„Abgefahren, oder?“ lache ich.
„Das müssen wir Silvester feiern.“ Jubelt sie.
„A pro, pro Silvester, Eric hat uns alle zu sich eingeladen. Nicht großartiges, also keine Abendgarderobe oder so.“ erkläre ich ihr.
„Super, klingt toll.“ Sagt sie zu und ich freue mich, das sich alles so gut unter einander verstehen.
„Klasse, bestell allen liebe Grüße von mir.“ Ich schicke ihr einen Kuss durchs Telefon.
„Mach ich! Genieß deinen Abend!“ erwidert sie fröhlich und ich lege auf.
„Na, fertig?“ Chris steht in der Terrassentür und lächelt mich liebevoll an.
„Ja und sie hat für Silvester bei Eric zu gesagt.“ Ich gehe langsam zu ihm und er zieht mich in seine Arme. Gedankenverloren sehe ich mir meinen Verlobungsring an, er ist aus weißgold mit kleinen Diamanten besetzt, er sieht einfach wunderschön aus. Ich sehe zu ihm auf und küsse ihn sanft.
„Ich liebe Dich so sehr.“ Sage ich leise.
„Ich dich auch Hon.“ Erwidert er und wir gehen wieder zu den anderen Gästen, die uns von allen Seiten beglückwünschen.
Bis fast zwei Uhr schwebe ich mit Chris übers Parkett und wir beschließen bei seinen Eltern zu schlafen. Zum ersten Mal bin ich in seinem Zimmer und sehe mich lächelnd um.
Es hängen viele Bilder an den Wänden, das Zimmer wirkt gemütlich und so überhaupt nicht nach Mann… Eher nach einem Jugendlichen.
„Komm ins Bett.“ Flüstert er mir ins Ohr und drehe mich zu ihm um, um ihn begierig zu küssen. Danach sehne ich mich schon den ganzen Abend. Ich öffne den Krawattenknoten und die Knöpfe seines Hemdes.
„So stürmisch?“ Chris grinst mich an.
„Nimm mich.“ Ich sehe ihm in die Augen und so eine Aufforderung muss ich ihm nicht zwei Mal geben. Er öffnet den Reißverschluss meines Kleides und hebt mich hoch, um mich dann auf dem Bett abzusetzen. Es gluckert leicht unter mir und ich sehe ihn erstaunt an.
„Es wird dir gefallen.“ Verspricht er mir und öffnet meinen BH „Ich kann nicht fassen, wie schön du bist.“ Sagt er andächtig und küsst mich. Ich zerre an seinem Hemd herum und fünf Minuten später liegen unsere Kleidungsstücke um uns herum verstreut.
Er liegt unter mir und ich sehe ihn voller Verlangen an, ich setze mich auf seinen Schoß und nehme ihn in mich auf.
Ich fange an mich schnell zu bewegen und er sieht mich mit großen Augen an, ansonsten bin ich eher diejenige, die es langsamer angehen lässt. Aber ich will jetzt nicht langsam, ich will es schnell und hart.
Er hebt mich leicht hoch und ich liege plötzlich unter ihm.
„Was wird dass denn Miss Madsen?“ grinst er.
„Gott Chris… Nimm. Mich.“ Ich ringe nach Atem.
Er stößt hart zu und ich kralle mich an ihm fest, er hat Recht, das Wasserbett ist wirklich toll… es federt seine Stöße ein wenig ab und macht es intensiver für mich. Ich recke ihm mein Becken immer noch ein Stück weiter entgegen und als ich meinen Höhepunkt erreiche, da zerspringe ich in Millionen einzelne Teile und er sinkt kurze Zeit später mit einem heftigen Stöhnen auf mir zusammen.
Ich schaffe es kaum meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen und halte mich an ihm fest.
„So kenn ich dich ja gar nicht.“ Er lächelt mich an und streicht mir eine Strähne, die sich aus meiner kunstvollen Hochsteckfrisur gelöst hat, hinter mein Ohr.
„Ich wollte dich einfach ganz intensiv spüren.“ Sage ich leise.
„Hey, ich habe nicht gesagt, dass es mir nicht gefallen hat.“ Er küsst mich innig. „Sie stecken voller Überraschungen Miss Madsen…“ er zieht mich in seine Arme und ich lege meinen Kopf auf seine Brust.
„Sie sind perfekt Mr. Parker.“ Meine Stimme ist nicht mehr wie ein Flüstern.
„Oh Hon.“ Er küsst meine Stirn.
Ich drehe mich auf die Seite und er kuschelt sich von hinten an mich heran, so schlafe ich am liebsten ein, denn so habe ich das Gefühl in ihn rein kriechen zu können. Er strahlt so eine ungeheuere Ruhe und Wärme aus, dass es mir fast die Kehle zu schnürt.
„Danke.“ Haucht er mir ins Ohr.
„Wofür?“ frage ich leise.
„Dafür, das du mich zu deinem Mann nehmen willst.“ Flüstert er.
Tränen der Rührung stehen in meinen Augen und ich drehe mich in seinen Armen zu ihm um.
„Warum liebst du mich?“ schluchze ich und kann meine Tränen nicht aufhalten.
Ich meine, ich bin seit frühster Kindheit verkorkst und ich glaube unsere Beziehung funktioniert nur, weil er mich so sehr lieben muss, das er über meine Unzulänglichkeiten hinweg sieht.
Was wird passieren, wenn er alles von mir weiß?
Wenn er weiß, das mich sein Vater auf ihn angesetzt hat?
Das ich nur deswegen seine Assistentin geworden bin?
Wenn er erfährt, wer mein Vater ist?
Und dann erkennen muss, das der Mann, den er so gerne in den höchsten Tönen lobt, der Mann ist, der mich verstoßen hat?
„Nicht weinen Hon…“ bittet er mich inständig „Ich liebe Dich, weil du bist, wer du bist und weil du bist, wie du bist. Du hast mich verzaubert. Wenn deine wunderbaren braunen Augen mich ansehen, dann kommt mein Herz aus dem Takt. Wenn du mich anlächelst, dann geht für mich die Sonne auf und wenn du den Raum betrittst, dann ist mein Tag gerettet.“ Er küsst mich sanft.
„Ich liebe Dich so sehr und ich habe Angst dich eines Tages zu verlieren.“ Wimmere ich, unfähig meiner Gefühle Herr zu werden.
„Du wirst mich nie verlieren, niemals Josephina.“ Verspricht er mir und legt seine Stirn an meine „Du bist mein Leben.“
Ich kuschele mich an ihn und finde irgendwann unruhig in den Schlaf. Der nächste Morgen kommt viel zu schnell und nach einem kurzen Frühstück fahren wir zu mir, um uns umzuziehen. Wir wollen noch bei Isabell vorbei und ich habe ihr ein Geschenk gekauft. Na ja, eigentlich habe ich eines für die richtige Isabell und eines für Olivia gekauft. In den letzten drei Wochen, waren Chris und ich jede Woche drei Mal bei ihr und sie wechselt dann immer sehr schnell zwischen ihren beiden dominanten Persönlichkeiten, zum Glück ist der erwartete Schub nach dem Umzug ausgeblieben und es geht ihr wirklich gut hier.
Als wir in der Klinik ankommen, empfängt uns Dr. Rasmussen, den wir in den letzten Wochen sehr gut kennen gelernt haben und den wir mittlerweile duzen.
„Frohe Weihnachten Filip.“ Wünsche ich ihm und er strahlt uns an.
„Das wünsche ich euch auch.“ Er reicht uns die Hand, dabei fällt sein Blick auf meinen Ring. „Oh, was sehe ich denn da?“ grinst er.
„Josie hat meinen Antrag angenommen.“ Erklärt ihm Chris und ich sehe zwischen den Beiden hin und her. Chris fährt, wenn er mal eine Stunde zeit hat auch alleine hier her und es wundert mich im Grunde genommen nicht, das Filip Bescheid weiß, denn schließlich muss er Isabell ein wenig darauf vorbereiten.
„Wir haben darüber gesprochen.“ Bestätigt Filip meine Annahme. „Isabell wartet schon auf euch, ihr geht es heute wirklich gut, wir waren schon eine große Runde spazieren und sie hat ein neues Buch angefangen.“ Berichtet er uns, als wir uns auf den Weg in ihr Zimmer machen. Dieses ist längst nicht so sehr abgesichert wie in New York, dennoch stelle ich mir ein raus kommen sehr schwer vor.
Filip klopft an und wir betreten das großzügige Zimmer. Auch hier ist ein großes Bett der Mittelpunkt, aber alles in allem sind hier mehr Möbel und persönliche Dinge drinnen. Wir haben Isabell beim einrichten geholfen, natürlich musste wir uns an sehr viele Regeln halten, aber ich finde es ist wirklich schön geworden. Neben ihrem Bett hängt an der Wand ein Foto von Chris und mir, welches wir extra für sie machen lassen haben. Unsere beiden Hände vereinen sich in der Bildmitte zu einem Herz und ich muss jedes Mal lächeln, wenn ich es sehe.
„Josie! Chris!“ sie nimmt uns überschwänglich in den Arm.
„Frohe Weihnachten Bella.“ Chris gibt ihr einen Kuss und reicht ihr sein Geschenk.
Sie packt es mit strahlenden Augen aus und fällt ihm erneut um den Hals, als sie das Buch entdeckt, welches er für sie gekauft hat.
„Danke Chris.“ Sagt sie gerührt.
„Frohe Weihnachten.“ Ich reiche ich mein kleines Päckchen und sie packt es vorsichtig aus. Ich habe ihr ein Armband gekauft und es gravieren lassen. Auf der Vorderseite steht Isabell und auf der Rückseite von deiner Freundin Josie. Sie liest die Inschrift und Chris hilft dabei es ihr anzulegen.
„Danke Josie.“ Sie nimmt mich mit Tränen in den Augen in den Arm. „Du bist meine erste richtige Freundin.“ Gibt sie zu und ich lächele.
Wir verbringen ein paar wirklich schöne Stunden mit Isabell, sie wechselt erst gegen Ende unseres Besuches ihre Persönlichkeit und ich schenke Olivia einen Stoffteddy auf dessen Bauch You rock steht. Sie ist begeistert und wir spielen eine Runde Halma zusammen. Wenn sie Olivia ist, dann fühlst sie sich immer ein bisschen mehr zu mir hin gezogen und Chris wird so manches Mal auf den Zuschauerplatz degradiert.
„Wir müssen los Kleines.“ Chris küsst Isabell auf die Stirn. Diese ist immer noch in Olivia gefangen und winkt ihm fröhlich zu.
„Bis bald Olivia.“ Ich lächle sie an und sie drückt ihren Stoffteddy an sich.
Im Flur sieht mich Filip an. „Das hast du wirklich sehr gut gemacht.“ Lobt er mich „Es war gut für Olivia auch etwas dabei zu haben, manchmal kann Isabell sich nicht daran erinnern, was Olivia gemacht hat und kleine Erinnerungen helfen ihr sehr gut dabei.“
Wieder bei seinen Eltern, erzählen wir von unserem Besuch und ich sehe wie sehr Evelyn das mitnimmt. Als die Männer raus gehen um irgendetwas Geschäftliches zu besprechen, setze ich mich zu ihr auf die Couch.
„Ich habe mich in den letzten Wochen belesen, was Isabells Krankheit angeht. Es ist nicht ungewöhnlich, das sie sich gerade von den Personen abwendet, die sie am meisten lieben. Sie will euch beschützen und ich denke, sie lässt Chris nur so sehr an sich heran, weil sie das Gefühl hat, sie muss etwas wieder gut machen.“ Erkläre ich ihr und sie sieht mich traurig an.
„Sie ist doch mein kleines Mädchen.“ Ihr stehen Tränen in den Augen.
„Sie wird auf eine Art immer dein kleines Mädchen sein, aber ihre Krankheit lässt es nicht zu, dass sie euch an sich heran lässt. Mich lässt sie nur an sich heran, weil ich zu Chris gehöre.“ Ich nehme sie in den Arm „Du bist eine wundervolle Mum.“
„Ich danke dir Josie.“ Gibt sie gerührt zurück „Ich bin froh, das Chris jemand so wundervolles wie dich gefunden hat.“
„Ich danke Gott jeden Tag dafür.“ Erkläre ich ihr und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
Der Abend wird wunderbar, wir sitzen alle zusammen und ich bekomme ein Gefühl dafür, wie es ist, zu einer Familie zu gehören. Klar, Rick und Ida, Majas Eltern haben mich auch toll aufgenommen, aber in diese Familie werde ich einheiraten…
Ich kann es immer noch nicht glauben.
Zwischen den Feiertagen müssen wir arbeiten, denn die Wirtschaft schläft nicht und gerade zum Jahresende hin, wollen viele Firmen noch einmal die Vertragskonditionen mit ihren Partnern besprechen.
Ich bin unendlich froh, als wir am 31.12 um 12 Uhr das Büro verlassen können und nach Hause fahren.
Kaum zu Hause, falle ich quasi über Chris her und er lächelt verschmitzt, als wir fertig neben einander auf der Couch liegen.
„Du bist ja wie eine Raubkatze seitdem ich dir den Antrag gemacht habe.“ er küsst mich leidenschaftlich.
„Keine Ahnung wo das herkommt.“ Gebe ich zu und fahre durch seine Haare.
„Komm, wir müssen uns langsam fertig machen. Maja und Tobi wollen uns in zwei Stunden abholen.“ Er steht auf dun zieht mich von der Couch.
Ich ziehe eine Flunsch und er küsst mich grinsend. „Wollen wir duschen?“ er nimmt meine Hand und ich lächle wieder.
Knappe zwei Stunden später stehe ich immer noch in Unterwäsche vor meinem Kleiderschrank.
„Hon, du musst dich beeilen, in 10 Minuten sind Maja und Tobi hier.“ Chris knöpft sich sein Hemd zu und sieht kopfschüttelnd zu mir „Komm schon Hon.“
„Ja Moment.“ Gebe ich leicht entnervt zurück und ziehe mein schwarzes, kurzes Kleid heraus. Es ist schulterfrei und ich ziehe meinen BH wieder aus.
- Saß das schon immer so eng? – ich drehe mich vor dem Spiegel und betrachte mich eingehend von allen Seiten.
„Du siehst toll aus.“ Chris nimmt mich in den Arm und küsst mich.
Ich zupfe das Kleid zu Recht und ziehe mir meine halterlosen Strümpfe an, dann schlüpfe ich in meine Highheels und schminke mich schnell ein wenig. Keine Sekunde zu früh komme ich aus dem Bad und Chris hält mir meinen Mantel hin.
„Maja und Tobi warten unten.“ Er gibt mir einen Kuss und wir verlassen unsere Wohnung.
Im Auto umarmt mich Maja erst einmal bestimmt 5 Minuten und betrachtet eingehend meinen Ring.
„Wow, ich kann es nicht fassen.“ Sie grinst mich an. Wir beide haben uns auf die Rückbank verzogen, während unsere Freunde in ein Gespräch über Fußball vertieft sind.
„Ich auch nicht…“ ich sehe sie an und plötzlich wird mein Gesicht ernst.
„Hey Süße, was ist denn?“ Maja sieht mich besorgt an.
„Ich denke manchmal einfach er ist zu gut für mich.“ Gebe ich zu, dann beuge ich mich zu ihr rüber „Ich habe es ihm immer noch nicht gesagt.“ Flüstere ich.
„Du wirst schon den richtigen Zeitpunkt abpassen und er wird dir auch nicht böse sein, er liebt dich viel zu sehr.“ Beruhigt sie mich.
„Hey Ladies, wir sind da.“ Chris dreht sich strahlend zu uns um.
Dann steigen er und Tobi aus und helfen mir und Maja beim aussteigen.
Als wir das Haus betreten ist schon eine Menge los und Anna nimmt mich sofort in Beschlag.
„Was habe ich gehört?“ sie greift nach meiner Hand „Ich fass es nicht.“ Jubelt sie und drückt mich an sich.
Dann sieht sie zu Maja und diese winkt ab „Ich hatte auch keine Ahnung. Man, Chris lässt echt nichts anbrennen. Wie lange seid ihr jetzt zusammen?“ sie sieht zu mir.
„Seit 5 Monaten.“ Grinse ich.
„Den hat es echt erwischt.“ Lacht Anna „Ich wusste es, als ich euch das erste Mal zusammen gesehen habe.“ Sie zwinkert mir zu. „Und Mädels, was wollt ihr trinken? Champagner oder lieber einen Cocktail?“ sie sieht mich und Maja abwechselnd an.
„Ich nehme einen Tequila Sunrise.“ Sagt Maja gleich und ich nicke.
„Das letzte Mal als ich dieses Teufelszeug getrunken habe, musste Chris mich aus der Ostsee fischen und dann auf meiner Couch schlafen.“ Grinse ich.
„Ach ja Ritter Christopher.“ Lacht Anna und macht sich auf den Weg um uns was zu trinken zu besorgen.
„Sagt mal Mädels, habt ihr am 14.02. schon was vor?“ Anna sieht uns fragend an, als sie uns unsere Cocktails bringt.
„So weit plane ich nicht im Voraus und meine bessere Hälfte schon gar nicht.“ Lacht Maja „Warum denn?“
„Eric wird 30 und ich will eine kleine Überraschungsparty machen.“ Erklärt sie uns geheimnisvoll.
„Ich trage es in unsere Kalender ein.“ Verspreche ich und beide lachen los.
„Was macht ihr ohne Kalender?“ Maja zieht provokativ eine Augenbrauche hoch als ich mein Handy aus der Tasche hole.
„Vermutlich dumm im Kreis laufen und nicht wissend wo wir hin müssen.“ Ich strecke ihr meine Zunge raus. „Wann?“ ich sehe wieder zu Anna.
„Am 14.02. um 19 Uhr.“ Sagt sie und ich trage es in meinen Kalender ein.
„Soll ich es Chris sagen? Ich meine, er hat 2 Tage später Geburtstag, aber wir planen nichts. Ich meine er wird ja auch “erst“ 29.“ ich sehe sie fragend an „Ich denke, die Beiden spielen ab und zu Tennis und ich weiß nicht, wie gut er so etwas für sich behalten kann.“ Gestehe ich.
„Nein lieber nicht. Sag es ihm kurz vorher und Eric und ich werden zu seinem Geburtstag aber trotzdem kommen.“ Sie zwinkert mir zu.
„Also Tobi und mich könnt ihr auch einplanen und vergesst nicht…“ setzt Maja an.
„Ja, ja…“ lachen Anna und ich „Ihr heiratet am 24. Februar.“ Vervollständigen wir ihren Satz „Wir werden da sein.“ Sagen Anna und ich gleichzeitig.
Ein toller Song ertönt aus dem Wohnzimmer in dem die Tanzfläche und die Bar unter gebracht sind.
„Tanzen?“ Maja strahlt uns an, Anna und ich nicken sofort begeistert.
Gemeinsam stürmen wir die Tanzfläche und tanzen als ob es für uns kein Morgen gibt.
„Hey Leute es ist gleich so weit.“ Ruft Eric in die Runde und alle gehen raus auf die Terrasse.
Chris nimmt meine Hand und zieht mich mit sich.
„Was hast du vor? Ich will das Feuerwerk sehen.“ Ich sehe ihn verwundert an.
Er bugsiert mich ins Bad und nimmt mich in den Arm, er sieht mich an und küsst mich stürmisch. Er schiebt mir mein Kleid hoch und meinen Slip runter. Ich stöhne leise auf und er hebt mich hoch um mich auf dem Badezimmerschrank abzusetzen. Er nestelt an seiner Hose herum und dringt dann kraftvoll in mich ein. Draußen hören wir, wie von 10 runter gezählt wird und ich halte mich an ihm fest.
„Ich liebe Dich so sehr.“ Flüstert er mir ins Ohr ehe wir beide unser eigenes Feuerwerk erleben. Ich lehne meinen Kopf erschöpft an seine Schulter. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich liebevoll.
„So wollte ich schon immer Mal Silvester feiern.“ Lächelt er.
„Frohes neues Jahr.“ Wünsche ich ihm und ziehe ihn an seinem Hemdkragen zu mir um ihn erneut zu küssen.
„Auf das beste Jahr in unserem Leben.“ Haucht er mir ins Ohr und wir richten unsere Sachen. Als wir befinden uns wieder unter Menschen wagen zu können gehen wir wieder zu den anderen.
„Frohes Neues!“ Maja nimmt mich in den Arm „Wo warst du denn? Erst warst du hinter mir und plötzlich warst du weg.“ Sie sieht mich fragend an und ich sehe zu Chris, er prostet mir mit einem Glas Champagner zu und ich erwidere es lächelnd.
„Das habt ihr nicht gemacht.“ Maja sieht mich strafend an und ich merke wie ich rot werde.
„Was haben sie nicht gemacht?“ Anna sieht mich an „Frohes neues Jahr!“ sie nimmt mich nun auch in den Arm.
„Josie und Chris sind auf eine “spezielle“ Art und Weise ins neue Jahr gerutscht.“ Erklärt Maja ihr und Anna sieht mich an.
„Gott du Glückskind.“ Grinst sie und sieht zu Chris.
„Könnt ihr bitte aufhören.“ Flehe ich die beiden an.
„Da bist du ja! Ein wunderschönes neues Jahr!“ Tobi nimmt mich in den Arm.
„Danke Tobi dir auch.“ Wünsche ich ihm mit einem Kuss auf die Wange.
„Da ist sie ja wieder…“ Eric kommt zu uns und nimmt mich auch in den Arm „Ich frage mal lieber nicht, wohin mein bester Freund und seine Verlobte verschwunden sind. Frohes Neues Josie!“ er nimmt mich grinsend in den Arm.
„Glaub mir, es ist besser wenn du das nicht weißt.“ Lächele ich. Dann kommen auch die anderen und wir wünschen uns quer durcheinander ein schönes neues Jahr.
„Tanzen!“ jubelt Anna und zieht mich mit sich zurück auf die Tanzfläche.
„Ich spüre meine Füße nicht mehr.“ Jammere ich, als Chris und ich im Taxi nach Hause sitzen.
„Anna, Maja und du ihr wart ja auch nicht von der Tanzfläche runter zu bekommen.“ Grinst er und nimmt meine Hand. „Ich massiere dir gleich wenn wir zu Hause sind die Füße.“ Verspricht er mir.
Ich schnalle mich ab und krabbele rittlings auf seinen Schoß.
„Fräulein, sie müssen sich bitte wieder hinsetzen.“ Sagt der Taxifahrer mahnend.
„Hier.“ Chris drückt ihm einen 500 Kronen Schein in die Hand „Fahren sie noch ein bisschen rum und wenn die Polizei sie anhalten soll, dann regele ich das.“ Sagt er und küsst mich wieder „Gott Hon, du machst mich wahnsinnig.“ Raunt er mir ins Ohr.
- Was ist nur mit mir los? Ich benehme mich wie ein hormongesteuerter Teenager. -
Seine Hände wandern unter mein Kleid und ich sehe ihn atemlos an.
„Nach Hause.“ Sage ich leise.
„Hvidørevej 17. So schnell sie können.“ Sagt Chris zu dem Fahrer und knetet meinen Po.
Ich kann gar nicht aufhören ihn zu küssen und bin froh als der Fahrer uns mitteilt, dass wir da sind.
Chris drückt ihm Geld in die Hand und zieht mich aus dem Taxi, im Hausflur küssen wir uns ununterbrochen und ich ermahne ihn leise zu sein.
Wir fallen quasi in die Wohnung und er räumt mit einer schnellen Handbewegung die Kommode im Flur ab und hebt mich hoch. Er zieht mir mein Kleid über den Kopf und küsst meine Brüste, ich knöpfe ihm sein Hemd auf und sehe ihn atemlos an, ich gleite vom Schrank und gehe in die Knie, ich öffne seinen Gürtel und ziehe seine schwarze Stoffhose runter. Ich umschließe sein Glied mit meinen Lippen und sauge leicht daran, er stöhnt auf und meine Hände gleiten seine Schenkel entlang.
„Hon ich komme, wenn du nicht sofort aufhörst.“ Ermahnt er mich und ich sauge weiter und umspiele mit meiner Zunge seine Eichel.
„Oh. Mein. Gott. Ich. Komme.“ Presst er hervor und ich nehme seinen Samen begierig in mich auf.
Er zieht mich hoch und küsst mich hart. Ich schmecke nur noch ihn und sehe ihn atemlos an. Er steigt aus seiner Hose und hebt mich wieder hoch um mich wieder auf der Kommode abzusetzen, dieses Mal geht er in die Knie und küsst zuerst meinen Bauch und wandert dann weiter abwärts, als seine warme Zunge meinen Kitzel berührt stöhne ich auf und kralle mich an seinen Haaren fest.
Er nimmt zwei Finger und dringt in mich ein, damit habe ich nicht gerechtet und schnappe erstaunt nach Luft. Ich denke ich zergehe unter seinen Händen und ich muss mich an der Kommode fest halten um nicht runter zu fallen. Als ich meinen Höhepunkt erreiche tanzen Sterne vor meinen Augen und ich ziehe ihn hoch.
Ich halte mich an ihm fest, denn ansonsten würde ich ungebremst vom Schrank auf den Boden gleiten, denn ich glaube, ich habe keine Kontrolle über mich. Er nimmt mich auf den Arm und trägt mich ins Bett. Er legt mich ab und befreit mich von meinen Strümpfen und den Highheels. Dann legt er sich zu mir und küsst meinen Hals.
„Jetzt will ich aber noch richtig mit dir schlafen.“ Sagt er mit rauer Stimme und ich bekomme eine Gänsehaut.
Nachdem am späten Vormittag Oli und Addy kurz rein geschaut haben, verbringen Chris und ich den Neujahrstag im Bett, wir sehen fern und füttern uns mit Kuchen, den ich eigentlich zur Party gebacken und dann zu Hause vergessen habe.
Dann hat uns das neue Jahr auch schon vollkommen im Griff und ich weiß so manchen Tag nicht wo hinten und wo vorne ist.
„Hon? Wir müssen los, die Gerichtsverhandlung fängt in 30 Minuten an.“ Chris kommt aus seinem Büro und ich reiche ihm seinen Mantel, während ich mir meinen überziehe. Heute ist die Neuverhandlung wegen dem Sorgerecht für Addy und ich habe Oli versprochen dabei zu sein. Als wir vor dem Gerichtssaal ankommen sitzen Oli und Kev schon davor und ich nehme Oli in den Arm.
„Alles wird gut.“ verspreche ich ihm und drücke ihn fest an mich.
„Wir sind jedenfalls Bestens vorbereitet.“ Kev nimmt mich ebenfalls in den Arm, nachdem er Chris begrüßt hat.
„Die Verhandlung Kramer gegen Eggerstedt bitte.“ Ein Gerichtsdiener kommt in den Flur und ich sehe zum ersten Mal Olis Ex-Frau als sie an mir vorbei stolziert. Ich mag sie auf den ersten Blick nicht und frage mich was Oli an ihr gefunden hat. Sie hat lange schwarze Haare und sie ist wirklich dürr, ich meine dürr im Sinne von, ich gebe ihr gleich Mal einen Keks. Sie würdigt Oli keines Blickes und geht in den Gerichtssaal.
„Tut mir leid, Ausschluss der Öffentlichkeit.“ Sagt der Gerichtsdiener an mich und Chris gewandt und ich sehe angstvoll zu Kev.
„Das ist nichts Schlimmes.“ Beruhigt er mich und nickt mir zu, dann sitzen ich und Chris alleine auf der Holzbank vor den Gerichtssälen.
„Seid ihr nicht mit dabei?“ Trine kommt mit Addy and er Hand und ich schüttele meinen Kopf.
„Ausschluss der Öffentlichkeit.“ Erkläre ich ihr und nehme Addy in den Arm.
„Wie war die Schule heute?“ frage ich ihn.
Er setzt seinen Rucksack ab und kramt darin herum. „Schau Mal!“ er hält mir seine letzte Englischarbeit hin und eine dicke fette 2 prangt oben in der Ecke.
„Wow, ich bin so stolz auf dich.“ Ich gebe ihm einen dicken Kuss.
Er scheint erst jetzt Chris zu entdecken und nimmt ihn auch strahlend in den Arm „Die habe ich nur Dank euch.“ Freut er sich.
Am letzten Wochenende war er bei Oli und Chris und ich haben mit ihm für diese Arbeit gelernt, Chris ist ein wirklich geduldiger Lehrer und Addy hängt ja quasi an seinen Lippen.
„Hast du deine Leumundaussage abgegeben?“ Trine sieht mich nervös an.
„Klar doch, schon vor Wochen und Chris auch.“ Ich nehme ihre Hand.
„Mich hat der Richter letzte Woche ausgefragt.“ Addy setzt sich zwischen uns. „Weißt du Josie…“ er sieht mich mit großen Augen an. „Wenn ich endlich bei Far wohnen darf, dann ziehen er und ich im Sommer mit Trine und Luc zusammen.“
„Ehrlich?“ ich sehe zu Trine und sie nickt lächelnd.
„Ja, Oli und ich wollen uns nach einem kleinen Haus umschauen, damit die beiden Jungs eigene, große Zimmer bekommen und der Weg zur Schule für Addy nicht so weit ist.“ Erklärt sie mir.
„Das ist wirklich toll, auch wenn ich meinen einzigartigen Nachbarn fürchterlich vermissen werde.“ Ich lächele sie an.
„Wir kommen euch besuchen.“ Verspricht sie.
Während Chris mit Addy seine Hausaufgaben macht kriecht der Zeiger nur langsam vorwärts und Trine und ich werden immer nervöser. Dann endlich geht die Tür auf und als Erstes kommt Lone, die Ex-Frau von Oli heraus gestürmt und dann sehe ich Olis strahlendes Gesicht und Trine und ich springen auf.
„Und?“ frage ich lächelnd.
Oli sieht zu Addy und dieser läuft zu seinem Far.
„Ich denke, wir werden im Sommer zu Trine und Luc ziehen.“ Strahlt Oli.
„Super!“ jubelt Addy und springt seinem Far in die Arme.
Mir stehen Tränen in den Augen und ich nehme Oli zusammen mit Trine in den Arm. „Herzlichen Glückwunsch.“ Flüstere ich ihm ins Ohr.
„Danke Josie, danke für alles.“ Er sieht mich kurz an, ehe Trine und er sich küssen und ich zu Kev laufe.
„Danke Kev!“ ich nehme auch ihn in den Arm und drücke ich fest an mich „Ich danke dir so sehr.“ Wiederhole ich und er sieht mich lächelnd an.
„Dafür nicht, ich habe es wirklich gern gemacht. Adam wollte die ganze Zeit zu Oli und hat das auch bei der Befragung angegeben. Er darf seine Mutter sehen wenn er will, aber er muss nicht.“ Er nickt mir zu.
Chris umarmt mich nun und ich sehe ihn dankbar an. „Du hast etwas wirklich Großes für die Beiden getan.“ Sage ich ergriffen und sehe zu Addy, Oli und Trine.
„Jetzt ist es so, wie es sich gehört.“ Sagt er leise und küsst mich.
„Ich finde, das muss gefeiert werden.“ Sagt er in die Runde „Ich lade euch alle zum Italiener ein.“ Verkündet er und wir nicken alle zustimmend.
„Luc ist bei seinem Far, wir holen ihn schnell ab und treffen uns im Belaccio.“ Oli sieht uns an und ich nicke.
„In einer halben Stunde?“ frage ich.
„Habt ihr heute keine Termine mehr?“ Kev sieht zu mir und Chris.
„Nein, wir haben einen freien Nachmittag.“ Verkündigt Chris stolz, eine wirkliche Seltenheit, aber manchmal muss man einfach Prioritäten setzen.
Das Essen ist schön, selten habe ich so viel gelacht und Oli und Addy so glücklich gesehen, wir kommen erst am späten Abend zurück nach Hause und natürlich warten Susann und Alice auf uns. Sie freuen sich auch, das Addy endlich zu Oli ziehen darf und händigen uns Dex aus, der den Nachmittag und den Abend mit ihnen verbracht hat.
Chris und ich fallen wie erschlagen ins Bett und ich schlafe glaube ich schon, noch bevor mein Kopf das Kissen berührt.
„Denkst du daran, das wir am Donnerstag eingeladen sind?“ ich sehe zu Chris, der gerade seine Tennistasche packt.
„Ja, ich habe schon gesehen, dass du uns den ganzen Tag frei gehalten hast. Denkst du bitte daran, dass Eric Geburtstag hat? Wir müssen noch das Geschenk abholen und ich wollte den Tag auch noch bei Isabell vorbei.“ Er sieht auf und ich nicke.
„Habe ich alles eingeplant. Wir fahren vormittags zu Isabell und am Nachmittag kurz zu Eric, unsere Verabredung ist erst am Abend. Das Geschenk habe ich gestern schon abgeholt.“ Erkläre ich ihm lächelnd und er küsst mich innig.
„Was würde ich nur ohne dich machen?“ grinst er.
„Vermutlich alle deine Termine vergessen und völlig aufgeschmissen sein.“ Griene ich.
„Vermutlich.“ Gibt er zu und drückt mich an sich, bevor er sich auf den Weg macht.
Man, nur noch zwei Tage bis zu Erics Geburtstagsparty…
Wo ist die Zeit nur hin?
Als Chris weg ist beginne ich ein wenig Ordnung zu schaffen. Ich stelle meinen Laptop an und hole mir meine Akten aus der Tasche. Wenn ich meinen Hausputz beendet habe, dann muss ich unbedingt noch zwei Akten zum Übersetzer schicken und Mails abschicken.
Ich beginne in der Küche und als ich zufrieden bin, mache ich mich übers Bad her. Meine leere Pillenpackung fällt mir in die Hand und ich überlege angestrengt, wann ich meine letzte Pille genommen habe. Verwirrt gehe ich zum Kalender und rechne nach. Ich müsst schon seit 3 Tagen meine Periode haben.
Sofort steigt Panik in mir auf.
- Das kann nicht sein, ich habe nie auch nur eine Pille vergessen! – versuche ich mich selbst zu beruhigen.
Dennoch schnappe ich mir meinen Autoschlüssel und fahre in die nächste Apotheke. Ich kaufe vor lauter Panik 6 verschiedene Schwangerschaftstests und sitze eine halbe Stunde später mit dem ersten in der Hand auf der Toilette.
Zwei Striche…
Ich nehme den Beipackzettel.
… Bei zwei deutlich angezeigten Linien kann von einer Schwangerschaft ausgegangen werden. Zu ihrer Sicherheit suchen sie bitte ihren Gynäkologen auf…
Ich schlucke schwer und nehme mir den nächsten Test, eigentlich sollten die Dinger immer erst nach 5 Minuten was anzeigen, aber irgendwie schlagen die alle gleich an. Der letzte Test soll auch anzeigen in welcher Woche man ist und als ich ihn in den Händen halte laufe ich zum Kalender.
- Das kann nicht sein… - bete ich still vor mich hin.
11 – 12 Woche steht in dem kleinen Feld und ich rechne zurück. Unsere Reise nach Hongkong und nach New York.
Voller Panik greife ich zum Telefon und rufe Maja an.
„Hilfe.“ Sage ich panisch.
„Was ist los Süße?“ fragt sie beunruhigt.
„Kann ich zu dir kommen?“ ich merke wie mir kalter Schweiß auf die Stirn tritt.
„Aber sicher. Wann?“ ich merke wie beunruhigt sie ist.
„Jetzt?“ frage ich und versuche die Panik ein wenig zu unterdrücken.
„Ich bin zu Hause.“ Sagt sie und ich lege auf.
Ich packe mein Sammelsurium an Schwangerschaftstests in meine Tasche, verstaue die Verpackungen uns alle weiteren verdächtigen Utensilien in einer schwarzen Plastiktüte und werfe sie in den Müll. Dann lege ich Chris einen Zettel hin, dass ich bei Maja bin.
Ich fahre viel zu schnell durch die Stadt und parke völlig schief vor dem Haus. Ich habe den Audi jetzt ja schon länger, aber einparken wird wohl nie meine Stärke werden.
Ich springe aus dem Auto und schnappe mir meine Tasche, völlig außer Atem klingele ich bei Maja und als sie die Tür aufmacht, stürme ich an ihr vorbei in die Wohnung.
„Was ist denn los?“ sie läuft mir hinterher und ich leere meine Handtasche auf ihrem Couchtisch. Ich nehme mir einen Schwangerschaftstest in die Hand und halte ihn hoch.
„Das ist los.“ Ich bin den Tränen nahe.
„Komm her Süße.“ Sie nimmt mich in den Arm und ich beginne zu weinen. „Hey, alles wird gut. Chris wird sich so sehr freuen.“ Sie zwingt mich sie anzusehen „Es gibt nichts wovor du Angst haben musst.“ Sagt sie eindringlich.
„Was kann ich denn schon für eine Mutter sein?“ schluchze ich.
„Eine ganz Wunderbare.“ Ihre Stimme klingt so sicher und ich sehe sie an.
„Wie soll ich denn eine gute Mutter sein? Ich weiß doch gar nicht, was eine Mutter macht, wie sie sich verhält und was Richtig oder Falsch ist.“ Weine ich.
„Quatsch Süße, bis vor einem halben Jahr warst du dir auch noch sicher niemals eine glückliche Beziehung führen zu können und jetzt sieh dich an. Du bist mit Chris verlobt und ihr beide passt gespenstisch gut zusammen.“ Sie wischt mir die Tränen weg. „Warst du schon beim Arzt?“
„Wann denn?“ ich grinse schief „Ich bin sofort zu dir.“
„Ich rufe Anna an, sie hat heute Spätdienst, vielleicht kann sie dich irgendwo rein schieben.“ Sie greift nach ihrem Handy.
„Was wenn sie es Eric sagt?“ ich sehe sie zweifelnd an.
„Du musst es Chris ja auch irgendwann sagen…“ sie lächelt „Ich glaube, das wird sein schönster Geburtstag den er jemals hatte.“
Sie geht in die Küche und kommt 5 Minuten später wieder.
„Komm Josie, wir sollen gleich hin kommen. Anna wartet auf uns.“ Sie packt meine Hand und meine Schwangerschaftstests und wir gehen zu ihrem Auto. Als wir am Rigshospitalet ankommen wartet Anna an der Anmeldung auf uns und nimmt mich in den Arm, sofort fange ich wieder an zu weinen.
„Hey Kleine, Chris wird überglücklich sein.“ Versucht sie mich zu trösten und führt mich in einen Behandlungsraum.
„Dr. Jacob Dahms wird gleich hier sein. Hast du deinen Schwangerschaftstest dabei?“ sie sieht mich fragend an und Maja drückt ihr meine 6 Tests in die Hand.
„Wow, du wolltest auf Nummer sicher gehen, oder?“ lächelt sie und legt sie auf den Tisch.
„Ich weiß nicht, was ich denken soll… ich weiß nicht, was ich fühlen soll.“ Ich sehe sie verzweifelt an.
In diesem Moment kommt ein junger Arzt herein und Anna spricht kurz mit ihm.
„Wartet ihr bitte draußen?“ er sieht zu Maja und Anna und die beiden gehen eher unwillig in den Flur.
„Hallo ich bin Jacob.“ Er reicht mir seine Hand. „Wie hast du denn bisher verhütet Josephina?“ er sieht in meine Akte.
„Mit der Pille und ich habe nie auch nur eine vergessen.“ Ich merke wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen.
„Hattest du Stress? Hattest du eine Magen-Darm-Krankheit oder warst du auf Reisen?“ er sieht zu mir und reicht mir ein Taschentuch.
„Ich war Anfang Dezember letzten Jahres in Hongkong und in New York.“ Erkläre ich leise.
„In welchem Abstand?“ er macht sich Notizen und sieht wieder zu mir.
„Innerhalb von 48 Stunden.“ Ich versuche meiner Tränenflut Einhalt zu gebieten.
„Das hat anscheinend deinen Biorhythmus völlig aus der Bahn geworfen.“ Er sieht mich prüfend an. „Mach dich frei, ich werde erst einmal nachschauen.“ Er nickt mir aufmunternd zu und ich gehe in die kleine Kabine und mache mich frei.
„Ich versuche erst einmal einen normalen Ultraschall.“ Erklärt er mir und verteilt ein kaltes Gel auf meinem Bauch.
„Versuch dich zu entspannen.“ Sagt er ganz ruhig und fährt mit dem Ultraschallkopf über meinen Bauch, einen Moment lang herrscht ein angespanntes Schweigen.
„Deine Tests hatten Recht…“ er drückt auf ein paar Knöpfe „… Du bist in der 11. Woche. Herzlichen Glückwunsch Josephina.“ Er lächelt mich an und ich versuche sein lächeln zu erwidern, aber alles in mir schreit nach Flucht und Verdrängung.
„Schau mal hier, hier kannst du das kleine Herz schlagen sehen.“ Er deutet auf den Monitor und ich sehe einen kleinen pulsierenden Punkt und ein Gebilde, das aussieht wie ein kleiner Gummibär.
Das soll mein Baby sein?
Mein Gott, das ist mein Baby…
Mein und Chris’ Baby!
„Du kannst dich wieder anziehen, alles sieht sehr gut aus. Ich drucke noch ein paar Bilder aus und fülle die Unterlagen aus.“ Erklärt mir Jacob und ich stehe wie in Trance auf.
Ich ziehe mich wieder an und setze mich zu ihm an den Schreibtisch.
„Der errechnete Geburtstermin ist der 24. August.“ Er strahlt mich an und plötzlich kriecht ein warmes Gefühl in mir hoch.
- Ich werde ein Mum sein, so wie Evelyn eine für Chris ist und so wie Pia für Maja… und Chris wird ein Daddy sein. Ein wunderbarer Dad! -
So langsam scheint mein Gehirn von Abwehr auf Freunde umzusteigen und ich lächle tatsächlich.
„Wenn du Fragen hast oder etwas sein sollte, dann melde dich sofort und wenn alles in Ordnung ist, dann sehen wir uns in 4 Wochen zur Kontrolle.“ Er reicht mir seine Hand „Ich schicke jetzt Anna und deine Freundin wieder rein, ja?“ er sieht mich fragend an, ich nicke abwesend und starre auf das Bild in meiner Hand.
„Hey Süße!“ Maja und Anna kommen rein und Maja nimmt mich in den Arm.
„Ich bin schwanger.“ Ich gebe ihr das Bild und sie lächelt.
„Sieht aus wie du.“ Scherzt sie und ich muss leise lachen, ob ich will oder nicht.
„Wann willst du es Chris sagen?“ Anna sieht mich an und ich zucke leicht mit den Schultern.
„Geburtstagsgeschenk?!“ frage ich unsicher.
„Find ich gut, die Idee könnte glatt von mir sein.“ Maja zwinkert mir zu und ich grinse.
„Kommt, wir gehen ins Schwesternzimmer, ich braue einen Kaffee und du einen Tee.“ Sie sieht mich an und wir verlassen den Behandlungsraum.
Wir setzten uns in das eher spärlich eingerichtete Schwesternzimmer und Anna sagt ihren Kollegen Bescheid, wo sie sie finden können.
Als sie sich wieder zu uns setzt sehe ich zu Maja und sie nickt leicht.
„Anna, ich muss dir was sagen…“ beginne ich.
„Was ist los Kleine?“ sie nimmt meine Hand und ich atme tief durch.
„Hat dir Eric davon erzählt, wie die Ehe seiner Eltern vor ein paar Jahren auf der Kippe stand und warum?“ ich sehe sie an und sie nickt.
„Ja, er sagte nur, dass sein Vater wohl eine Affäre gehabt haben muss und dass dabei ein Kind entstanden ist. Eine Tochter soviel ich weiß, sie muss circa 4 Jahre jünger wie Eric sein. Wieso?“ ich sehe ihren verständnislosen Blick.
„Ich bin dieses uneheliche Kind.“ Sage ich leise und Anna wird blass.
„Du?“ fragt sie schockiert.
„Ja ich… Ich schwöre es dir, ich wusste nichts von Eric als ich bei Chris angefangen habe. Als sein Name das erste Mal fiel, da habe ich mir vorgenommen ihn nicht zu mögen…“ ich sehe sie verzweifelt an „…Er hat in meinen Augen all das bekommen, was mir verwährt wurde, eine glückliche Kindheit und Eltern die da sind.“ Ich sehe sie an, aber ihr Gesicht ist Ausdruckslos „Als ich mit Chris zusammen gekommen bin und euch kennen gelernt habe, da habe ich gemerkt wie sehr ich ihn mag und irgendwie wurde es immer schwieriger etwas zu sagen.“ Gestehe ich.
„Du hättest es sagen müssen Josie.“ Sie sieht mich an und ich nicke leicht.
„Ich weiß.“ Sage ich leise.
„Aber mir ist es egal, den Einzigen den ich verurteile, das ist Klaus. Wie kann er seine Tochter nur so fallen lassen?“ sie nimmt erneut meine Hand.
„Es gibt noch etwas, was Chris nicht von mir weiß…“ ich seufze „Ich habe schon fünf Jahre als Assistentin für seinen Vater gearbeitet und dieser hat mich auf ihn angesetzt, ich habe ihn die ersten Monate ausspioniert.“ Ich starre in meine Tasse Tee.
„Autsch.“ Sagt Anna und Maja nimmt mich in den Arm.
„Alfred hat alles vernichtet, was darauf hin weisen kann… Aber ich habe ihn angelogen. Das wird er mir niemals verzeihen. Das sind keine kleinen Notlügen, das sind große Lügen, die mein Leben und unsere Beziehung betreffen.“ Ich drehe den Verlobungsring um meinen Finger.
„Er wird geschockt sein, aber glaub mir Josie, er liebt dich viel zu sehr, um zuzulassen, das euch das auseinander bringt.“ Redet sie mir gut zu „Ich danke dir, dass du so ehrlich zu mir bist.“ Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Und jetzt fährst du erst einmal zu Maja und machst dich frisch, ehe du nach Hause fährst. Ich will dich übermorgen strahlend und frisch sehen und ich würde vorschlagen, du verkaufst Chris die Wahrheit Häppchenweise. Und nimm dir Alfred zur Seite, auf seinem Mist ist das Ganze ja schließlich gewachsen.“ Muntert sie mich auf.
„Danke Anna…“ ich stehe auf und nehme sie in den Arm „Ich hoffe das ändert nicht allzu viel zwischen uns.“
„Nein Josie, du bist meine Freundin und ob du nun noch zusätzlich Erics Halbschwester bist, das ändert gar nichts.“ Sie lächelt mich an und mir fällt ein Stein vom Herzen.
Auf dem Weg zu Maja nach Hause hält sie an einem kleinen Laden und bittet mich zu warten. Ein paar Minuten später kommt sie mit einer Tüte wieder raus und wir setzen unseren Weg fort. Bei ihr angekommen gehe ich erst einmal ins Bad und mache mich frisch.
„Was machst du denn da?“ ich sehe sie fragend an, sie sitzt inmitten ihrer Bastelsachen und strahlt mich an, als ich endlich aus dem Bad komme.
„Ich arbeite an Chris’ Geschenk.“ Erklärt sie mir und hält mir Augenblicke später einen Bilderrahmen hoch. Auf dem Rand steht in Scrabble Buchstaben Hallo Daddy und ich grinse. Maja war schon immer äußerst kreativ… Ganz im Gegensatz zu mir.
„Gib mir mal ein Ultraschallbild.“ Weist sie mir an und ich reiche ihr eines der Bilder, als sie es einsetzt, lächle ich. Es passt perfekt und sie wickelt es kunstvoll ein.
Kurz nach 18 Uhr verabschiede ich mich und fahre nach Hause, bevor ich die Tür aufschließe atme ich tief durch.
„Hey Hon!“ begrüßt mich Chris strahlend und nimmt mich in den Arm.
„Hey Schatz.“ Ich küsse ihn sanft.
„Was ist denn das?“ er sieht mich grinsend an und deutet auf die Tüte, die ich auf der Kommode abgelegt habe.
„Wehe du schaust rein, das ist dein Geburtstagsgeschenk.“ Ermahne ich ihn.
„Ich habe alles was ich brauche.“ Er küsst mich liebevoll. „Hast du bei Maja gegessen?“ fragt er und ich schüttele mit dem Kopf.
„Wie gut das du so einen tollen Verlobten hast, ich habe dir eine Portion Lasagne von Oli gerettet. Ich war zum Essen drüben.“ Er grinst mich an und stellt die Mikrowelle an.
„Du bist der Beste.“ Lache ich und setze mich an den Esstisch.
„Wolltest du nicht heute noch Büroarbeit machen?“ er sieht zu meinem Laptop im Arbeitszimmer, die Mikrowelle piept und er reicht mir Besteck und den Teller.
„Ja, eigentlich schon…“ ich schlucke einen Bissen runter „Aber Maja brauchte mich dringend… Hochzeitskrise.“ Rede ich mich raus. „Ich mache das Morgen im Büro.“
Die nächsten beiden Tage gehen schneller vorbei wie gedacht und ehe ich mich versehe will ich in meine Jeans schlüpfen, weil wir zu Eric und Anna wollen und ich muss zu meinem Entsetzen fest stellen, das ich sie nicht mehr zu bekomme.
„Verdammt.“ Fluche ich und ziehe sie wieder aus.
„Was ist los Hon?“ fragt Chris belustigt.
„Nichts weiter.“ Wehre ich ab. „Isabell war heute richtig gut drauf, findest du nicht?“ lenke ich ihn ab.
„Ja, ihr geht es richtig gut hier.“ Bestätigt er mich.
Ich angle mir einen schwarzen, glockenförmigen Rock und eine hellblaue Bluse aus dem Schrank und sie passen sogar. Na ja, fast… der Rock hat Gummizug und die Bluse spannt ein wenig über der Brust. Ich ziehe mir noch einen schwarzen Pullunder über und bin ganz zufrieden. Meine Haare lasse ich offen und schlüpfe in meine geliebten schwarzen Highheels.
„Und?“ ich komme aus dem Schlafzimmer und Chris applaudiert.
„Ich werde die schönste Frau des Abends an meiner Seite haben.“ Lächelt er und küsst mich.
„Charmeur.“ Grinse ich. „Lass uns los, Anna wartet auf uns.“
„Anna?“ echot er und ich lache.
„Ja, es steigt eine Überraschungsparty für Eric.“ Erkläre ich ihm und er grinst.
„Seit wann weiß du es? Und warum weiß ich es nicht?“ er zieht mich mit einer schnellen Bewegung in seine Arme.
„Seit Silvester und weil du deinen Mund nicht halten kannst.“ Ich sehe ihm in die Augen und diese blitzen verschmitzt auf.
„Das wirst du mir büßen.“ Verspricht er mir.
„Ich kann es kaum erwarten.“ Gebe ich zurück und wir machen uns auf den Weg.
Als wir ankommen sind schon unzählige Menschen da und ich bin froh als ich endlich Maja und Tobi gefunden habe.
„Na Maja, hast du deine Hochzeitskrise in den Griff bekommen?“ Chris grinst sie an und sie nickt perplex.
„Ja sicher, Josie hat mir je geholfen.“ Erwidert sie. Zum Glück schaltet sie schnell und ich atme erleichtert aus.
„Frauen!“ Tobi leiert mit den Augen und ich knuffe ihn.
Dann suchen wir das Geburtstagskind… es war schwer Chris heute von Eric fern zu halten, zum Glück waren wir so lange bei Isabell, das die Zeit knapp wurde. Ich entdecke ihn und Anna und wir gehen zu ihnen.
„Alles, alles Gute zum Geburtstag!“ ich nehme Eric in den Arm.
„Danke Josie, es ist schön, das ihr hier seid.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und ich lächele ihn an.
„Du glaubst doch nicht, dass wir deinen 30. vergessen würden.“ Chris nimmt ihn auch in den Arm und gibt ihm unser Geschenk.
„Was zur Hölle hast du hier zu suchen?“ ertönt eine scharfe Stimme hinter mir und mir weicht sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Langsam drehe ich mich um und sehe in das wutverzerrte Gesicht von Klaus Hartmann.
„Was ist denn los Far? Das ist Josie, die Verlobte von Chris.“ Eric sieht mich und seinen Far verwirrt an.
„Das da….“ Er zeigt mit dem Finger auf mich „Ist der uneheliche Blag, der fast mein Leben zerstört hat.“ Schreit er.
Ich fühle mic

h einer Ohmacht nahe und sehe mich verzweifelt um, alle starren mich an und ich merke, wie ich anfange zu zittern.
„Das diese Person es wagt hier aufzutauchen ist eine Frechheit. Schließlich habe ich ihr vor sechs Jahren die Ausbildung in England finanziert und ihr einen Job als Assistentin von Alfred Parker verschafft.“ Er sieht mich abschätzig an und ich merke, wie ich noch blasser werde, falls das überhaupt möglich ist.
„Aber sie scheint eine genauso gute Hure zu sein, wie ihre Mutter…“ Klaus Hartmann sieht mich durchdringend an „… Augenscheinlich hat sie es ja geschafft sich den Sohn vom Chef zu angeln.“
„Warum tust du das?“ meine Stimme zittert und ich sehe ihn mit Tränen in den Augen an.
„Weil du in meinen Augen nur eine Nutte bist, so wie deine Mutter eine war.“ Schleudert er mir ins Gesicht. „Du warst nur hinter meinem Geld her, aber jetzt hast du es ja geschafft, dir einen neuen Versorger zu suchen.“ Er sieht zu Chris und ich wage es auch ihn anzusehen.
Er steht wie erstarrt neben mir und meine Augen suchen die seinen, er weicht meinem Blick aus.
„Verlass auf der Stelle dieses Haus.“ Donnert Klaus Hartmann nun und ich zucke zusammen.
„Sie ist das Kind, welches du mit deiner Affäre gezeugt hast?“ findet Eric seine Sprache wieder.
„Ich wollte dich vor diesem Abschaum beschützen.“ Wieder zeigt Klaus Hartmann mit dem Finger auf mich.
„Abschaum? Wie kannst du so über sie reden? Josie ist eine eigenständige, nette, kluge junge Frau. Sie hat sich alles, was sie hat, selbst erarbeitet.“ Eric sieht zu mir und einzelne Tränen laufen über meine Wangen.
„Tu das nicht Eric.“ Sage ich leise und drehe mich auf dem Absatz um.
Ich laufe durch die Menschen hindurch nach draußen und atme tief durch, mein Herz springt mir gleich aus der Brust und mir ist speiübel.
„Meinst du nicht, du bist mir eine Erklärung schuldig?“ Chris kommt zu mir und funkelt mich an. „Ich weiß nicht, in welchem Punkt ich mich mehr verarscht fühlen soll…“ sagt er zornig und ich mache einen Schritt zurück „In dem Punkt, dass du die Tochter von Klaus Hartmann bist und in dem Punkt, das du jahrelang für meinen Vater gearbeitet hast und es mir nicht gesagt hast. Wahrscheinlich hat er dich auf mich angesetzt und du hast mich die ganze Zeit nur benutzt.“
„Das ist nicht wahr.“ Weine ich „Ich liebe Dich.“
„Es ist mir egal, ich glaube dir nicht.“ Sagt er kalt und ich zucke zusammen als ob er mich geschlagen hätte.
„Bitte Chris, ich flehe dich an.“ wimmere ich. „Es tut mir so leid.“
„Geh mir aus den Augen, ich bin fertig mit dir...“ Seine Augen sehen mich kalt und durchdringend an. „Du bist für mich gestorben Josephina Madsen.“
Ich weiß, wann ich verloren habe und eben gerade habe ich ihn verloren…
Mein Vater hat mein Leben ein weiteres Mal zerstört.
Ich ziehe den Verlobungsring vom Finger und halte ihm den hin.
„Auch wenn du mir nicht glaubst…“ ich bin schon vor Tränen blind, als er mir den Ring abnimmt „… Ich liebe dich, du bist das Beste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist. Ich wollte das alles nicht.“
Ich drehe mich um und laufe die lange Einfahrt entlang, endlich an der Straße angekommen, winke ich mir ein Taxi heran und bin froh meine Handtasche bei mir zu haben. So habe ich wenigstens Taxigeld und meinen Haustürschlüssel.
Ich stürme an einer verwirrt aussehenden Alice die Treppe hoch und verbarrikadiere mich in meiner Wohnung. Ich stelle mein Handy und mein Telefon aus und stelle auch meine Klingel ab.
Mein Leben ist vorbei…
Mein Herz ist in Millionen Einzelteile zerborsten und jeder Gedanke an ihn schmerzt.
Tag 1 nach Tag X…
Unendliche Schmerzen und eine neue Zeitrechnung ohne Chris.
Ich liege die ganze Zeit in einem Hemd von ihm auf dem Bett und weine, ich dürfte eigentlich keine Tränen mehr haben, aber sie versiegen einfach nicht. Ich vermisse ihn so sehr, das es mich fest zerreißt.
Wie kann man einen Menschen so sehr lieben?
Ich kann nicht einmal zu Oli gehen, denn er und Trine sind mit den Jungs und Dex eine Woche in Trines Sommerhaus.
- Was mache ich jetzt bloß? Ich bin schwanger und arbeitslos… -
Tag 2 nach Tag X
Tränen und immer noch mehr Tränen…
Ich weine und weine, Tag und Nacht verschwimmen, manchmal klopft es stundenlang an meiner Tür. Aber ich schaffe es nicht sie zu öffnen…
Ich will alleine sein, ich will niemanden sehen.
Für Chris bin ich gestorben und genauso fühle ich mich…
Leer und tot…
Am Abend raffe ich mich auf und zwinge mich eine Kleinigkeit zu essen. Ich darf nicht nur an mich denken, als es wieder klopft gehe ich zur Tür. Maja, Anna und Eric sehen mich besorgt an.
„Gott Josie, ich bin vor Angst um dich fast ungekommen.“ Maja sieht mich an und ich werfe mich in ihre Arme.
„Ich will sterben.“ Flüstere ich leise und wir sinken im Flur auf den Boden.
„Sag doch so etwas nicht.“ Bittet sie mich eindringlich.
„Hey Kleine, komm mal her.“ Eric hilft mir hoch und hebt mich auf seine Arme. Behutsam trägt er mich zur Couch und setzt mich ab. Besorgt studiert er mein Gesicht. „Du siehst furchtbar aus Kleines.“ Er streicht mir eine Strähne meines strähnigen Haares hinters Ohr.
„Es tut so weh.“ Ich verberge mein Gesicht in meinen Händen.
„Er beruhigt sich wieder.“ Sagt er sanft und will mich in den Arm nehmen.
Ich mache mich von ihm los und springe auf.
„Nein…“ sage ich lauter wie beabsichtigt „Ich weiß, wie es ist verloren zu haben. Er hat gesagt ich bin für ihn gestorben und diesen Ausdruck in seinen Augen habe ich schon zu oft in meinem Leben gesehen…“ ich halte mich an der Tischkante fest „… So haben sie mich jedes Mal angesehen.“ Ich schlucke schwer.
„Wer Josie?“ Maja macht einen Schritt auf mich zu, doch ich weiche zurück.
„Die Pflegeeltern bei denen ich war. So haben sie mich immer angesehen, bevor sie mich wieder ins Heim zurück gebracht haben. Sie waren fertig mit mir, sie haben mich aufgegeben und genau so…“ ich sehe zu Maja „Genau so hat er mich angesehen. Er ist fertig mit mir, ich bin für ihn gestorben.“ Ich sinke auf meine Knie „Ich habe ihn einfach nicht verdient.“
„So etwas darfst du nicht denken.“ Eric springt von der Couch auf und zieht mich in seine Arme.
Ich sehe ihn an und wische meine Tränen beiseite „Ich habe mein ganzes Leben so denken müssen, ich war niemals für eine Familie gut genug. Ich war nie länger wie ein halbes Jahr an einem Ort. Sie haben gesagt, ich sei schwer vermittelbar und sie waren froh, als ich endlich aus dem System gefallen bin. Die Tochter einer drogensüchtigen Hure, das ist nicht das, was sich die Leute als Pflegekind oder als potenzielles Adoptivkind vorstellen.“ Sage ich abweisend.
„Es tut mir so leid Josie…“ seine Stimme zittert und ich sehe ihn an, sein Blick ist verzweifelt und verwirrt. „Ich habe niemals gedacht, das mein Vater ein so schlechter Mensch sein kann.“
„Ich glaube nicht, dass er ein schlechter Mensch ist…“ erwidere ich resigniert „… Vielleicht bin ich auch der schlechte Mensch.“
„Nein.“ Anna ist sofort an meiner Seite „Josephina, du bist kein schlechter Mensch, Klaus ist derjenige der Fehler gemacht hat. Er hätte sich seiner Verantwortung stellen müssen, nicht erst als du 18 warst, sondern viel früher. Er hätte verdammt noch mal zu seiner Tochter stehen müssen.“
„Nein, ich bin nur die Tochter der Hure, die fast sein Leben zerstört hat.“ Sage ich kraftlos.
„Nein, nein, nein…“ Anna zwingt mich sie anzusehen „Bitte Josie tu dir das nicht an.“ bittet sie mich „Denk an das Baby, es braucht dich, es braucht seine Mami.“
„Du bist schwanger?“ Eric sieht mich an und Anna nickt ihm zu.
Ich stehe auf und gehe in den Flur, erschöpft sehe ich mich um, alle sitzen auf dem Fußboden und sind fertig mit unseren Nerven, die letzten Tage haben uns mehr abverlangt, wie wir alle ertragen können…
Ich gleite an der Wand zu Boden „Bitte lasst mich alleine.“ Sage ich eindringlich.
„Kleines…“ setzt Eric an, nachdem er sich gefangen hat.
„Nein Eric, du bist mir nichts schuldig, genauso wenig wie dein Vater. Ich habe nicht in deinem und auch nichts in seinem Leben zu suchen.“ Ich schließe everzweifelt meine Augen. „Ich will dich nicht mehr sehen. Und euch auch nicht.“ Ich sehe zu Maja und Anna und beide sehen mich unter Tränen an.
„Bitte tu mir das jetzt nicht an.“ bittet Maja mich unter Tränen.
„Ich kann nicht anders, es ist besser für euch und für mich. Bitte geht.“ Antworte ich verzweifelt.
„Ich lasse dich nicht alleine. Du bist meine Schwester.“ Eric steht auf dun will zu mir kommen.
„Nein verdammt noch mal. Ich bin nicht deine Schwester.“ Schreie ich mit letzter Kraft „Ich bin nur die Tochter einer Hure, nichts weiter.“ Ich stehe mit zittrigen Beinen auf „Geht alle! Ich will euch nicht sehen. Nie wieder“ meine Stimme ist kalt und gefühllos.
„Mach das nicht.“ Maja sieht mich unendlich traurig und geschockt an.
„Raus hier!“ meine Stimme überschlägt sich fast.
„Josie…“ Anna schüttelt den Kopf.
„Raus! Sofort!“ wiederhole ich und Anna geht an mir vorbei in den Flur, Eric sieht mich an und ich sehe zu Boden. „Raus verdammt!“ zische ich.
Auch er geht und Maja will meine Hand nehmen, ich ziehe sie weg und sie stürzt unter Tränen die Treppe runter. Ich lasse die Tür krachend ins Schloss fallen.
- Es ist besser, wenn du sie nicht mehr um dich herum hast. – meine innere Stimme klingt trotzig und ich weiß schon in diesem Augenblick, dass es falsch war. Sie haben mit ihre Hände gereicht und ich habe sie weg gestoßen…
Aber ich kenne es nicht anders, immer wenn ich eine helfende Hand gebraucht habe, dann wurde ich weg gestoßen, außer von…
Chris…
Oh mein Chris…
Ich kauere mich in Flur in eine Ecke und weine.
Jetzt habe ich alles verloren…
Tag 3 nach Tag X
Alles ist verloren…
Ich habe es geschafft zu meiner Couch zu kriechen und ich habe mich in meine Wolldecke eingewickelt. Ich trage immer noch Chris sein Hemd, es riecht nach ihm und hilft mir, das mein Herz nicht endgültig zerspringt.
Ich vermisse ihn so sehr.
Ich vermisse seine Nähe.
Ich vermisse seine Wärme.
Ich vermisse sein lächeln.
Ich. Vermisse. Ihn…
Das klopfen ist penetrant und ich rappele mich auf, ich ziehe mir eine Jogginghose über und öffne die Tür.
„Isabell?“ ich sehe sie mit großen Augen an und das nächste was ich sehe, ist ihre Faust und ich gehe zu Boden.
„Ich habe dir gesagt, du darfst ihm nicht weh tun.“ Ihre Stimme klingt viel tiefer wie sonst und ich sehe sie geschockt an.
„Kelly?“ wispere ich.
„Wer denn sonst? Ich werde dafür sorgen, das du die gerechte Strafe dafür bekommst, das du Chris, meinem Chris, so weh getan hast, du Miststück.“ Sie zieht mich an den Haaren auf die Beine und schleift mich die Treppen runter.
Ich versuche mich los zu machen, ich schreie und weine aber sie ist stärker wie ich und schubst mich auf die Ladefläche eines Kleinlasters.
- Wo hat sie das verdammte Auto her? Wie ist sie raus gekommen? -
Wir fahren eine ziemlich lange Strecke und sie zerrt mich brutal aus dem Auto. Immer wieder schlägt sie auf mich ein und schleift mich in ein altes Fabrikgebäude. Sie fesselt mich an Armen und Beinen und ich versuche mir krampfhaft ins Gedächtnis zu rufen, was uns ihr behandelnder Arzt in New York erklärt hatte.
…Isabell selbst ist gebildet und klug, Olivia ist das Kind, was nicht nachdenkt und Kelly die Psychopatin die zu allem fähig ist…
Er sagte doch irgendetwas, was sie immer ein wenig beruhigt. Ich versuche nachzudenken, aber ich habe fürchterliche Kopfschmerzen, die Schläge in mein Gesicht haben Spuren hinterlassen, ich schmecke Blut und meine rechte Gesichtshälfte brennt.
- Denk nach Josephina! Denk verdammt noch mal nach! – beschwöre ich mich selber.
… akute Schübe treten häufig in besonders belastenden und veränderungsträchtigen Lebenssituationen auf, etwa Auszug aus dem Elternhaus, Heirat, Arbeitsplatzwechsel, Renteneintritt, Todesfall in der Familie usw. Zusammenfassend bezeichnet man diese als “belastende Lebensereignisse“… erklingt die Stimme des Arztes in meinem Kopf … Kelly ist sehr gewalttätig und lässt kaum mit sich reden, wir haben jedoch in den letzten Jahren fest gestellt, das merkwürdiger Weise französisch eine beruhigende Wirkung auf sie hat…
„Je n'ai jamais voulu lui faire de mal.“ krame ich mein Französisch Kenntnisse hervor. (Ich wollte ihm niemals weh tun.)
„Das hast du aber.“ ein weiterer Schlag landet in meinem Gesicht.
„Je suis ton ami. Regardez sur votre bracelet.“ bitte ich sie eindringlich und sie sieht mich verwirrt an. (Ich bin deine Freundin. Sieh auf dein Armband.)
Wieder trifft mich ein Schlag und ich gehe in die Knie, weil sie dieses Mal nicht auf mein Gesicht, sondern auf meinen Magen gezielt hat.
„J'ai un bébé de lui. Ne me frappe pas s'il vous plaît.“ Ich sehe sie mit Tränen in den Augen an. (Ich bekomme ein Baby von ihm. Schlag mich bitte nicht.)
Sie lässt tatsächlich von mir ab und sieht mich an.
„Das hätte er mir gesagt.“ Schreit sie und ich schließe meine Augen.
Meine Arme sind über meinem Kopf fest gebunden und ich sitze in einer Pfütze, mir ist kalt und ich habe keine Kraft mehr.
„Il ne le sait pas encore. Je voulais lui dire pour son anniversaire.“ Sage ich leise und ihr Blick trifft den meinen, ihre grünen Augen sind ausdruckslos und scheinen durch mich hindurch zu sehen. (Er weiß es doch noch nicht. Ich wollte es ihm an seinem Geburtstag sagen.)
„Ich muss mir überlegen, was für eine Strafe für dich angebracht ist. Niemand verletzt ihn ungestraft.“ Sie schlägt mir mit der flachen Hand ins Gesicht und mein Kopf pendelt hin und her, dann entfernen sich ihre Schritte „Übrigens kannst du dir das Schreien ersparen, es hört dich hier draußen keiner.“ Sie lacht höhnisch und ich beginne zu weinen. Jeder Knochen tut mir weh und ich habe solche Angst um mein Baby.
- Ich will so nicht sterben! Bitte rette mich! - bete ich still vor mich hin.
Mein ganzes Körpergewicht hängt an meinen Armen und ich spüre sie schon nicht mehr, genauso wenig meine Knie, denn sie haben direkten Kontakt zu dem kalten Betonboden.
Irgendwann wird es dunkel draußen und ich versuche mich zusammen zu kauern, es ist kalt, so bitterkalt…
Ich versuche nicht zu schlafen, weil ich weiß, dass es falsch ist zu schlafen, wenn der Körper unterkühlt ist. Ich versuche mich wach zu halten und mir Mut zu machen.
- Irgendjemand muss dich vermissen. Irgendjemand wird die Polizei einschalten. Isabells verschwinden kann nicht unbemerkt bleiben… -
Als es schon wieder hell wird kommt sie zurück und schlägt ohne Vorwarnung auf mich ein.
„Arrête! S'il vous plaît Isabell! Arrête! S'il vous plaît! S'il vous plaît!“ flehe ich sie an. (Hör auf! Bitte Isabell! Hör auf! Bitte! Bitte!)
„Ich bin nicht Isabell!“ schreit sie und der nächste Schlag trifft mich so hart, das ich ohnmächtig werde.
Als ich langsam zu mir komme dämmert es schon wieder.
„Ist unser kleines Dornröschen endlich aufgewacht?“ Sie zerrt meinen Kopf nach hinten.
„Arrête! S'il vous plaît Isabell! Arrête! S'il vous plaît! S'il vous plaît!” flehe ich erneut.
„Dein wimmern und winseln wird dir nichts nützen, wenn ich mit dir fertig bin, dann wirst du es bereuen ihn jemals getroffen zu haben.“ Sagt sie eisig und ich schließe gequält meine Augen.
Eine weitere Nacht in der ich mich wach halten muss folgt und meine Kraftreserven sind aufgebraucht, ich kann einfach nicht mehr und schließe meine Augen.
Warum erlöst sie mich nicht endlich?
Draußen scheint die Sonne, einzelne Licht und Schattenmuster Bilder sich auf dem nassen Boden um mich herum und ich versuche aufzustehen, alles in meinem Körper wehrt sich dagegen aber irgendwie schaffe ich es.
Gerade als ich auf meinen Beinen stehe kommt sie herein, in der einen Hand hat sie einen Hammer und ich beginne zu weinen.
„Faites-le à la fin! Tue-moi! Ma vie est tellement ou si sur! Faites-le à la fin! Tue-moi! Ma vie est tellement ou si sur! Faites-le à la fin! Tue-moi! Ma vie est tellement ou si sur! Faites-le à la fin! Tue-moi! Ma vie est tellement ou si sur!“ (Mach es doch endlich! Töte mich! Mein Leben ist so oder so vorbei!)sage ich immer wieder vor mich hin. Sie soll es beenden…

Mein Leben ist vorbei.

So oder so…
Dann höre ich mehrere Autos und sehe zur Tür, Isabell scheint völlig in ihrer Welt zu sein und starrt mich nur an, ihre Hand mit dem Hammer schnellt in die Höhe und ich schließe meine Augen.
So soll es also enden?
Gut, ich bin sowieso innerlich tot, ich habe alles verloren…
„Faites-le enfin! Tuez-moi! Lâchez-moi!” sage ich leise. (Mach es doch endlich! Töte mich! Erlöse mich!)
„Kelly?“ ertönt Chris seine Stimme und ich hebe leicht meinen Kopf.
„Was machst du hier?“ sie sieht zu ihm und lässt den Hammer sinken, ich lasse meinen Kopf wieder hängen und die Tränen laufen mir übers Gesicht.
„Leg den Hammer hin Kelly.“ Sagt Chris behutsam.
„Nein, sie muss ihre Strafe dafür bekommen, dass sie dich verletzt hat.“ Sagt sie eisig und zieht meinen Kopf nach hinten „Sieh sie dir an, sie ist nichts wert.“ Verhöhnt sie mich.
„S'il vous plaît Isabell!“ flüstere ich.
„Genau Kelly…“ er atmet tief durch „Sie ist es nicht wert, dass du dir die Hände an ihr schmutzig machst. Bitte sei nicht dumm.“ Chris macht einen Schritt auf sie zu und ich schluchze, als sie mich los lässt.
„Aber sie muss ihre Strafe bekommen.“ Sagt sie bedrohlich ruhig.
„Die wird sie bekommen, ich sorge dafür.“ Verspricht er ihr.
Ich höre wie der Hammer zu Boden fällt und dann geht plötzlich alles ganz schnell, mehrere Polizisten stürmen den Rau und ich höre Filips Stimme, aber ich bekomme nicht mit was sie sagen. Das Blut rauscht so laut in meinen Ohren, das ich alles wie durch Watte höre.
„Hörst du mich Honey?“ Chris seine Stimme klingt ganz nah „Macht sie los verdammt noch mal!“ ruft er und ich sinke kurz darauf ganz zu Boden.
„Sprich mit mir, ich flehe dich an.“ ich fühle wie sich Wärme langsam in meinem Körper ausbreitet.
„S'il vous plaît Isabell! Laissez-moi mourir!“ wispere ich. (Bitte Isabell! Lass mich sterben!)
„Sie ist nicht mehr hier, sie wird dich nicht weh tun.“ Seine Stimme klingt so weit weg.

„J'ai tout perdu! S'il vous plaît me tuer!“ (Ich habe alles verloren! Bitte töte mich!“ flüstere ich.

„Nein, nein, nein… Oh bitte nicht! Bleib bei mir!“ redet Chris weiter auf mich ein und plötzlich merke ich wie ich mich in die tröstliche Schwärze zurück ziehe.
Ich will nur schlafen…
Ich will nicht mehr ich sein…
Ich will weg…
Ich versuche meine Augen zu öffnen, aber mein Körper will mir einfach nicht gehorchen. Mir tut alles weh und ich schaffe es nicht einmal meine Hand zu bewegen, nicht einmal einen einzelnen Finger.
Warum gehorcht mein Körper mir nicht?
„Defi fertig machen! Alle weg vom Tisch.“ Höre ich eine Stimme die ich nicht kenne.
„Rettet sie! Bitte! Rettet sie!“ höre ich eine weitere Stimme rufen und versuche mich zu erinnern, wem sie gehört.
Ein gleißendes Licht umfasst mich für den Bruchteil einer Sekunde, dann ist es wieder schwarz.
„Noch mal Adrenalin, mehr Blut und Defi laden auf 300.“ Höre ich wieder eine Stimme und wieder umfasst mich das gleißende Licht einen kurzen Moment…
Ich werde von den piependen und summenden Geräten um mich herum geweckt und versuche erneut meine Augen zu öffnen, ich gewinne langsam die Kontrolle über meinen Körper wieder, aber es strengt mich so sehr an, dass ich schon nach einem kurzen Augenblick aufgebe.
- Beim nächsten Mal. - rede ich mir selber gut zu.
Ich treibe in einem grauen Fluss aus Gefühlen, Schmerzen und Angst dahin und schaffe es nur manchmal mein Gesicht an die Oberfläche zu heben, mein Körper fühlt sich taub und leer an.
Plötzlich spüre ich etwas und sehe an mir herunter, ein kleiner roter Punkt ist in meinem Bauch und pulsiert schnell.
„Bitte Mami.“ Flüstert die Stimme eines kleinen Jungen eindringlich „Für mich Mami.“
Ich entscheide mich zu schwimmen, ich will kämpfen… ich schaffe es mich an die Oberfläche zu retten und atme tief ein. Dann schaffe ich es meine Augen zu öffnen und helles Licht blendet mich.
Ich bin verwirrt und plötzlich sind alle Erinnerungen wieder da, ich will meine Arme bewegen.
Sie darf mich nicht länger fest halten!
Panisch schlage ich meine Hände vor mein Gesicht und ignoriere dabei den Schmerz der von ihnen ausgeht.
„Ganz ruhig Josephina.“ Ertönt eine Stimme neben mir „Ganz ruhig, du bist in Sicherheit. Ich bin Linda.“
Ich will sprechen, aber meine Stimme gehorcht mir nicht. Nur ein krächzen kommt aus meinem Hals.
„Immer langsam Josephina…“ ich sehe die Frau, die in einem grünen Kittel steckt, eine Mundschutz und eine Haube trägt an. „Lass dir ein bisschen Zeit mit dem sprechen. Pass auf…“ sie sieht mich an und ich nicke leicht. Mein Kopf tut so unendlich weh.
„Ich schließe jetzt deine Infusionen und die Schmerzmittel wieder an und dann geht es dir gleich besser.“ Verspricht sie mir.
Ich nehme ihre Hand in meine und lege sie auf meinen Bauch, meine Augen flehen sie stumm an.
„Deinem Baby geht es gut, es hat alles überstanden.“ Sagt sie beruhigend und ich merke wie eine einzelne Träne über mein Gesicht läuft.
Ich lasse mir neue Zugänge legen und schließe erschöpft meine Augen.
„Hier trink, das tut deinem Hals gut.“ Linda hält mir ein Glas Wasser mit einem Strohalm hin und ich trinke dankbar ein paar Schlucke.
„Danke.“ Krächze ich.
„Kein Problem Josephina.“ Sie drückt kurz meine Hand „Ich sage Dr. Dahms bescheid, er schaut dann gleich nach dir.“ Verspricht sie mir. „Willkommen zurück.“ Fügt sie hinzu und geht aus dem Zimmer.
Ich sehe mich um, überall um mich herum stehen Geräte, draußen ist es dunkel und nur das Neonlicht erhellt alles in einem unwirklichem Lila Ton.
„Hey Josephina.“ Jacob betritt mein Zimmer und strahlt mich an „Wie fühlst du dich?“ er stellt sich neben mein Bett.
„Bescheiden.“ Flüstere ich.
„Kann ich mir vorstellen…“ gibt er zu „Kannst du dich an etwas erinnern?“ fragt er mich vorsichtig.
Ich schließe meine Augen und zucke zusammen.
„Isabell.“ Sage ich mit etwas kräftigerer Stimme. „Was ist mir ihr?“
„Ihr geht es gut. Es wird sich gut um sie gekümmert.“ Erklärt er mir und nimmt meine Hand „Du hattest wirklich Glück…“ er setzt sich auf meine Bettkante „Deine linke Schulter war ausgerenkt, du hast schwere Prellungen am ganzen Körper, dein rechtes Fußgelenk ist gebrochen und warst sehr stark unterkühlt.“ Er spricht ganz langsam, wahrscheinlich um sicher zu gehen, das ich ihm folgen kann.
„Wir haben deine Schulter eingerenkt, wir haben deine Prellungen so gut wie möglich versorgt und den Bruch gerichtet. Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, dein Herz hat zwei Mal aufgehört zu schlagen und wir mussten dich zurück holen.“ Erklärt er mir weiter und ich nicke. „Deinem Baby geht es gut, es hat ein Kämpferherz, genau wie seine Mami.“ Er drückt kurz meine Hand und ich schließe gequält meine Augen, als mich eine neue Flut von Erinnerungen trifft.
„Ruh dich aus. Ich komme morgen früh wieder und dann schauen wir, wie du dich fühlst.“ Er drückt erneut meine Hand und lässt sie dann los. „Versuch ein wenig zu schlafen.“ Sagt er eindringlich und dimmt das Licht.
Ich sinke in meine Kissen zurück, jeder Atemzug schmerzt und ich fühle mich schlapp und kraftlos.
Als ich wieder wach werde, ist das Zimmer von der Sonne, die draußen scheint, erhellt.
Ich brauche eine Weile um richtig wach zu werden und Linda erstrahlt als sie rein kommt. Ich bemerke, dass sie nicht mehr die grünen Sachen trägt sondern dass ich ihre weiße Schwesternuniform sehen kann.
„Ausgeschlafen?“ fragt sie mich besorgt und reicht mir einen Becher mit Wasser. Ich fühle mich besser und schaffe es sogar den Becher in die Hand zu nehmen und selber einen Schluck zu trinken.
„Ja, ich denke schon.“ Antworte ich mit leiser Stimme auf ihre Frage. „Welchen Tag haben wir heute?“ ich sehe sie fragend an.
„Donnerstag den 27. Februar, du hast 9 Tage geschlafen.“ Sie nimmt mir den Becher wieder ab.
„Maja.“ Sage ich leise und sie grinst.
Majas und Tobis Hochzeit…
Oh nein, ich habe sie verpasst… ich wollte mich doch entschuldigen, ich war so dumm, sie weg zu schicken.
„Sie ist draußen und auch noch ein paar andere Menschen, die sich wirklich um dich Sorgen machen.“ Sie sieht mich an und ich merke wie mir eine Träne über die Wange rinnt.
„Er ist hier, er möchte dich gerne sehen.“ Sagt sie behutsam.
„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Sage ich leise.
„Weiß du was Josephina? …“ sie legt meine Hand in ihre „Ich spreche mit ihm und schicke ihn dann rein. Er muss dich wenigstens kurz sehen dürfen…“ sie sieht mich lange an „Er war die ganze Zeit hier, er macht sich solche Sorgen.“
„Okay.“ Ich nicke leicht.
„Braves Mädchen.“ Sie zwinkert mir zu.
Ich sehe aus dem Fenster, am Himmel hängen vereinzelte Wolken und ich versuche mich zu erinnern, wie das Wetter an dem Tag war, an dem Isabell zu mir kam. Aber ich weiß es nicht mehr, einige Sachen wollen mir einfach nicht mehr einfallen. Ich weiß auch nicht mehr, welche Sachen ich anhatte oder ob ich ihr die Tür geöffnet habe… ich erinnere mich nur noch an den kalten Boden, ihre Schläge, meine kläglichen Versuche sie aufzuhalten und ihr kalten grünen Augen.
Verzweifelt schließe ich meine Augen und Tränen bahnen sich ihren Weg.
Ist es besser, wenn ich nicht alles weiß?
„Hon.“ Seine Stimme klingt schwach und zittrig und ich sehe zur Tür. Er sieht schlimm aus, unrasiert und als ob er tagelang nicht geschlafen hat. Seine Augen suchen die meinen und ich schaffe es einfach nicht, ihm in die Augen zu sehen. Das Letzte was er zu mir gesagt hat war: Du bist für mich gestorben Josephina Madsen… und anscheinend bin ich das auch fast.
Er kommt zum Bett und nimmt sich einen Stuhl.
„Bitte sieh mich an.“ fleht er mit leiser Stimme und ich schluchze.
Er nimmt meine Hand und ich zucke zusammen. „Oh bitte Hon..“ seine Stimme bricht und ich drehe meinen Kopf ganz langsam zu ihm. Er sieht mich an und Tränen laufen über sein Gesicht.
Er weint?
Ja, er weint und er zerreißt mir das Herz.
„Es tut mir so leid.“ Wimmere ich und er sieht mich erstaunt an.
„Nein Hon, mir tut es leid…“ er fährt sich durch die Haare und greift erneut nach meiner Hand, wieder zucke ich zusammen, aber er hält sie fest „… Ich liebe Dich so sehr und ich bin vor Angst um dich fast durch gedreht. Ich war dumm und ich habe falsch reagiert. Ich hätte es Isabell nicht sagen dürfen.“ Er küsst unter Tränen meine Hand und ich schließe meine Augen.
„Ich bin fast gestorben, weil ich dich verloren habe. Sie hätte mich umbringen können, es hätte keinen Unterschied gemacht.“ Sage ich leise und er sieht mich mit großen Augen an.
„Bitte sag so etwas nicht, ich hätte es mir niemals verzeihen können, wenn sie dich…“ er bricht ab und sieht mich an „Ich kann ohne dich nicht leben. Ich liebe dich so sehr, dich und unser Baby.“ Er küsst meine Handfläche und ich schluchze erneut.
„Ich war feige.“ Gestehe ich ihm leise.
„Nein Hon, oh Gott nein. Was redest du denn da?“ er umklammert meine Hand mit seinen beiden Händen.
„Ich hätte dir alles viel früher sagen müssen. Es ist meine Schuld.“ Ich entziehe ihm meine Hand „Ich trage die Konsequenzen für mein Handeln selber.“
Er steht auf und setzt sich auf meine Bettkante „Sieh mich an.“ sagt er leise und ich sehe ihn an, seine Augen sehen mich voller Liebe an.
„Ich liebe Dich. Egal wer du bist und was du getan hast. Ich liebe dich mehr, wie es Worte jemals ausdrücken können. Du wirst meine Frau werden und du wirst niemals mehr alleine sein. Lass mich dich lieben, bitte.“ Fleht er mich an „Bitte Hon, ich brauche dich.“
„Ich dachte mein Herz ist in kleine Einzelteile zerbrochen, als du mich bei Eric angesehen hast. Ich ertrage so etwas nicht ein weiteres Mal.“ Ich verberge mein Gesicht in meinen Händen.
„Es wird nie wieder passieren…“ er nimmt meine Hände runter „Ich schwöre es dir bei meinem Leben.“ Er beugt sich über mich und seine Lippen berühren ganz sanft meine.
Ich zucke kurz zusammen und schließe meine Augen, langsam lege ich meine Hand in seinen Nacken und halte mich an ihm fest.
„Verlass mich nicht.“ Wimmere ich.
„Niemals Honey.“ Er sieht mich an und streichelt zart meine Wange. „Niemals.“
„Ich liebe dich.“ Schluchze ich und es scheint aus dem Innersten meiner Seele zu kommen.
„Ich dich auch.“ Sagt er unter Tränen und küsst mich erneut.
Ich halte mich an ihm fest und lege meinen Kopf an seine Brust. Ich höre seinen Herzschlag, mein eigener scheint sich seinem anzupassen und ich beruhige mich langsam. Er krabbelt, auf die Kabel und Infusionen achtend, in mein Bett und hält mich einfach nur fest.
Behutsam legt er seine Hand auf meinen Bauch „Ich danke Gott, das ihr es überstanden habt.“ Haucht er mir ins Ohr.
„Es hat mit mir gesprochen.“ Sage ich leise und er sieht mich kurz an „Als ich geschlafen haben, da habe ich seine Stimme gehört. Er hat einfach nur gesagt: Bitte Mami, für mich Mami.“ Ich sehe ihn an und er lächelt, einzelne Tränen laufen über sein Gesicht und er küsst mich sanft.
„Da habe ich angefangen zu kämpfen und ich habe es endlich geschafft meine Augen zu öffnen.“ Ich lege meine Hand auf seine, die immer noch auf meinem Bauch liegt.
„Ein kleiner Junge?“ er lächelt immer noch.
„Ja, ein kleiner Junge.“ Ich lehne meinen dröhnenden Kopf an seine Brust. „Jonathan.“ Sage ich leise.
„Geschenk Gottes?“ Chris sieht mich an und ich nicke leicht.
„Ja, er ist ein Geschenk Gottes.“ Ich lächle leicht und er küsst meine Stirn. „Ein wundervoller Name…“ er streichelt meinen Bauch
„Jonathan.“ Er spricht den Namen ganz langsam aus und ich schließe glücklich meine Augen.
„Das sehe ich nicht gern, aber ich toleriere es…“ Linda kommt wieder rein. „Dennoch sollten sie jetzt aufstehen Mr. Parker, Josephina muss etwas essen und sie sollten sich eine Dusche und eine frische Rasur gönnen.“ Sie sieht ihn abwartend an. „Ich erlaube ihnen erst ihre Freundin wieder zu sehen, wenn sie vernünftig aussehen.“ Erklärt sie ihm und er steht auf.
„Sie ist meine Verlobte.“ Er lächelt mich an, holt meinen Ring aus seiner Hosentasche und steckt ihn mir wieder an. Sanft küsst er mich.
„Verlobte hin, Verlobte her. Sie fahren jetzt nach Hause, machen sich frisch und dann sehen wir weiter.“ Sie bugsiert ihn aus der Tür.
„Ich bin in einer Stunde wieder da.“ Sagt er grinsend.
„Machen sie zwei Stunden draus. Josephina wird nach dem Mittag noch einmal gründlich untersucht und das Wartezimmer für sie ist voll. Von mir aus können sie auch gerne drei Stunden draus machen, dann fahren vielleicht endlich alle nach Hause…“ sie sieht mich an „So langsam bekomme ich Angst, sie beobachten mich alle und nachts habe ich das Gefühl ihre Augen leuchten im Dunkeln.“ Sie schüttelt sich leicht und ich lache leise.
„Lass dir Zeit Schatz. Ich verspreche dir, ich laufe nicht weg.“ Ich deute auf meinen eingegipsten Fuß, sehe Chris an und er schickt mir einen Handkuss.
„Ich liebe Dich.“ Sagt er noch schnell, eher er wirklich hinaus geht.
„Ich dich auch.“ Rufe ich ihm leise hinterher.
„So Mädchen, jetzt isst du endlich mal was.“ Sie holt ein Tablett von draußen herein und lüftet den Deckel. Eine grüne, eine graue und eine gelbliche Pampe kommen zum Vorschein.
„Was ist das?“ frage ich beunruhigt, das sieht nicht Mal essbar aus.
„Das ist Erbsenpüree, Kartoffelpüree und Hähnchen…“ sie sieht mich an.
„Lass mich raten… Püree?“ ich verziehe das Gesicht.
„Schlaues Mädchen.“ Lobt sie mich ironisch „Die nächsten Tage wirst du nur sehr gut püriertes Essen bekommen, dein Magen ist nach allem was passiert ist sehr empfindlich und wir müssen dich erst wieder an feste Nahrung gewöhnen.“ Erklärt sie mir „Du wurdest künstlich ernährt und dein Magen muss erst wieder lernen richtige Nahrung zu verdauen.“ Sie nickt mir zu und deutet auf den Teller. „Ich gebe zu, es ist kein Drei Gänge Menü, aber wie sind hier auch nicht im Ritz.“ Lächelt sie und ich probiere einen Löffel der grünen Pampe. Gut, es schmeckt nach Erbsen, aber ansonsten nach gar nichts.
„Ohne Gewürze?“ rate ich mal einfach so ins Blaue.
„Du bist wirklich schlau Josephina.“ Sie grinst und stellt meine Infusion neu ein „Aufessen, ich entscheide nämlich, wann es an der Zeit ist. wieder etwas Richtiges zu Essen.“ Sie sieht mich mahnend an und ich nehme einen weiteren Löffel.
„Hmm lecker.“ Sage ich nicht sehr überzeugend.
„Ich komme in 10 Minuten wieder und dann hast du besser aufgegessen.“ Sie sieht mich ein weiteres Mal mahnend an und geht hinaus.
- Das schmeckt wie schon Mal gegessen. – schießt es mir durch den Kopf.
Aber ich esse brav auf, ich habe Hunger und meinen Geschmacksnerven ist es egal, dass alles irgendwie gleich fad schmeckt.
Als Linda wieder kommt ist sie zufrieden mit mir, sie stellt noch einmal meine Infusionen ein und Jacob kommt herein.
„Wie geht es dir heute?“ er sieht mich fragend an und nickt Linda zu, die leicht lächelt.
„Besser.“ Sage ich wahrheitsgemäß.
„Das klingt doch wunderbar. Wir werden deinen Fuß morgen noch einmal röntgen und dich langsam wieder an festes Essen gewöhnen. Ich denke, wenn alles weiterhin so gut verläuft, dann können wir dich in 10 bis 14 Tagen entlassen.“ Er zwinkert mir zu „Meinst du, du bist bereit deinen Besucheransturm zu empfangen?“
„Alle auf einmal?“ ich sehe ihn überrascht an.
„Ich denke sie reichen im Doppelpack.“ Lacht er „Aber bitte sage ihnen, dass sie dann nach Hause gehen sollen. Sie machen Linda Angst.“
„Mach ich. Danke Jacob.“ Ich sehe ihn dankbar an „Hast du was von Isabell gehört?“
„Ich habe mit Filip von der Melchioresen Klinik telefoniert, sie ist immer noch ruhig gestellt und sie versuchen sie so lange ruhig zu halten, bis der Schub vorbei ist.“ Erklärt er mir „Aber du solltest dich jetzt auf dich und dein Baby konzentrieren.“ Weist er mich an und ich nicke. „Wir sehen uns morgen.“ Er grinst und geht dann raus.
Die Tür ist noch gar nicht ganz ins Schloss gefallen, als Maja und Tobi herein gestürmt kommen. Tobi trägt immer noch seine Polizei Uniform und beide sehen, um es nett zu sagen, Scheiße aus.
„Gott Josie!“ Maja nimmt mich vorsichtig in den Arm und ich spüre ihre Tränen auf meiner Wange.
„Es geht mir gut.“ Sage ich behutsam „Es tut mir so leid.“
„Ich bin so froh, dass du wach bist.“ Sie sieht mich an und streicht über meine Wange „Du siehst schlimm aus.“ Sagt sie leise.
„Hast du dich mal angeschaut?“ ich grinse sie schief und sie erwidert es.
„Gott Josie…“ Tobi setzt sich auf die andere Seite meines Bettes. „Als ich dich da gesehen habe, da habe ich echt gedacht, wir kommen zu spät.“ Seine Augen sehen mich müde an. „Ich hatte echt Angst um dich.“
Ich sehe von ihm zu Maja…
Moment mal, wollten die beiden nicht vor ein paar Tagen geheiratet haben.
„Was ist mit eurer Hochzeit?“ frage ich leise.
„Glaubst du ehrlich Maja heiratet ohne ihre beste Freundin?“ Tobi sieht mich an und zieht eine Augenbraue hoch „Wir haben sie auf den 28. Juni verschoben. Maja will plötzlich eine Sommerhochzeit.“ Er lächelt Maja an und sie nickt.
„Wer heiratet denn schon im Winter?“ sie sieht zu mir. Diese Frage habe ich mindestens 100mal gestellt, als wir mein Kleid ausgesucht haben und ich daran gedacht habe, wie sehr ich frieren würde.
„Das hättet ihr nicht tun müssen.“ Erkläre ich ihr.
„Doch Josie, ich kann nicht ohne dich heiraten und glaub mir, von uns wäre keiner im Stande gewesen zu feiern. Ich will eine fröhliche Hochzeit haben und ich wollte, verdammt noch mal, keine Hochzeit, wenn meine beste Freundin um ihr Leben kämpft.“ Sie nimmt meine Hand und ihr treten wieder Tränen in die Augen.
„Bist du mir noch böse?“ frage ich sie leise.
„Nein, ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast.“ Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange „Deshalb wollte ich auch am nächsten Tag wieder kommen. Als ich bei dir ankam, da stand Tobi schon mit seinen Kollegen vor deinem Haus.“ Sie sieht zu ihm.
„Deine Nachbarin hat uns angerufen und uns erzählt, dass du aus dem Haus gezerrt wurdest und deine Entführerin mit einem dunkelblauen Kleinbus davon gefahren ist. Sie hat sich sogar das Kennzeichen aufgeschrieben.“ Erklärt er mir und ich bin dankbar, das Susann oder Alice aufgepasst haben.
„Wie habt ihr uns gefunden?“ ich sehe Tobi an und er seufzt leise.
„Wir haben sofort eine Fahndung nach dem Fahrzeug raus gegeben. Es war ein paar Straßen weiter gestohlen worden, dann tauchte Chris auf und wir versuchten uns alle irgend einen Reim auf alles zu machen, dann bekam er einen Anruf, das Isabell weg gelaufen sei und wir wussten sofort Bescheid. Wir sind dann hoch in deine Wohnung gegangen und die Spurensicherung war gerade dabei alles zu sichten und sichern. Die Blutlache im Flur war nicht groß, aber sie alarmierte uns. Chris bestand sofort darauf, über jeden Schritt informiert zu werden. Er sollte zu erst mit Isabell reden, wenn wir euch finden…“ er atmet tief durch und ich schließe meine Augen.
„Geht es Süße?“ Maja drückt leicht meine Hand und ich nicke leicht. Ich sehe wieder zu Tobi und er fährt fort.
„Chris hat dann dein Geschenk ausgepackt, obwohl er noch gar nicht Geburtstag hatte…“ Tobi grinst schelmisch und ich erwidere es. „…Als er das Bild sah, da ist er weiß wie eine Wand geworden.“ Sein Gesicht wird wieder ernst „Ich dachte er kippt mir um.“ Seine Augen sind groß.
Chris kurz vor einer Ohnmacht, das hätte mich, an seiner Stelle, auch geschockt.
„Er lief zu unserem Einsatzleiter und redete wie wild auf ihn ein. Wir verstärkten unsere Fahndungssuche, aber wir wussten nicht wohin sie mit dir gefahren ist. Wir haben am Abend einen Aufruf im Fernsehen gemacht, das sich jeder, der einen dunkelblauen Kleintransporter gesehen hat, bei uns melden sollte…“ er fährt sich durch die Haare „Es wurde zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Erst zwei Tage später bekamen wir den entscheidenden Hinweis und sind sofort mit allen Einsatzkräften nach Farum gefahren. Die Beschreibung passte perfekt und wir setzen alle Hoffnungen drauf.“ Er sieht mich an „Chris ist fast durch gedreht, die Statistiken sagen, ein Entführungsopfer wird in den ersten 48 Stunden getötet, wenn keine Lösgeldforderung eingeht und du warst schon seit über 72 Stunden vermisst.“ Er atmet tief durch „Dann haben wir euch endlich gefunden.“ Er drückt meine Hand „Noch nie in meinem Leben war ich so froh, das Statistiken nur Statistiken sind.“
„Danke Tobi und danke, dass du auf Chris aufgepasst hast.“ Ich sehe ihn dankbar an.
„Kein Thema, die Hauptsache ist, dass du wieder da bist und dass es dir und dem Baby gut geht.“ Er grinst mich an.
„Fahr Maja nach Hause, schlaft euch aus und geht duschen.“ Ich sehe ihn milde lächelnd an. „Bitte.“ Füge ich hinzu.
„Wir kommen morgen wieder…“ Maja steht auf und drückt mir einen Kuss auf die Stirn „Versprochen.“
„Ich hab dich lieb.“ Sage ich leise und sie sieht mich prüfend an.
„Ich dich auch Süße.“ Sie nimmt Tobis Hand und dieser grinst mich an.
„Ich hab dich auch lieb Josie.“ Sein grinsen wird noch eine Spur breiter. Er findet es eigentlich total kitschig, wenn Maja und ich uns das sagen.
„Ich dich auch Tobi, du ahnst nicht wie lieb ich dich habe.“ Erwidere ich und er winkt lachend ab.
„Ich glaube, ich habe so eine ungefähre Vorstellung davon.“ Er zwinkert mir zu und ich lächle.
Ein paar Minuten später klopft es leise und Anna kommt herein.
„Hey.“ Sie setzt sich neben mein Bett auf den Stuhl.
„Hey.“ Ich sehe sie an, auch sie sieht völlig übernächtigt aus.
„Du gehörst in ein Bett.“ Sage ich milde.
„Nein, nein…“ sie winkt ab „Ich muss dich wenigstens kurz sehen.“ Sie sieht zu Boden.
„Komm schon Anna…“ ich lege meine verkabelte Hand unter ihr Kinn „Was ist los?“
„Du bist fast gestorben.“ Sie sieht mich mit großen Augen an und die Tränen glitzern darin, ein Blinzeln wird reichen und sie laufen ihr über die Wangen.
Haben wir nicht alle genug geweint?
„Bitte Anna, weine nicht. Es geht mir gut.“ Sage ich sanft.
Sie tut mir so leid, sie wirkt so zerbrechlich und verletzlich.
Dachte ich anfangs noch, sie und Maja sind sich ähnlich, so wurde ich in den letzten Monaten eines Besseren belehrt. Die beiden mögen sich zwar rein äußerlich ähneln, aber ansonsten sind sie wie Feuer und Wasser. Maja ist aufgedreht und wild und manchmal ist das wohl auch Anna, aber ich kenne auch die Stille und Verletzliche Anna. Gerade wenn es um Eric geht…
„Wie geht es ihm?“ frage ich leise.
„Nicht gut…“ sie verschlingt ihre Hände ineinander „…Er war bis gestern hier, aber dann musste er in die Firma. Ich habe vorhin kurz mit ihm gesprochen, als Chris raus kam.“
„Er soll sich nicht mit seinem Vater streiten.“ Meine Stimme klingt bittend.
Es reicht, wenn ich keine Familie habe.
Er soll seine nicht zerstören…
„Zu spät…“ sie schnaubt leicht „… Er redet nicht mehr mit Klaus, sie schreien sich nur noch an.“ sie zuckt mit den Schultern „Ich kann es irgendwie verstehen, auch ich habe mich in Klaus getäuscht.“ Gibt sie zu.
„Nur weil er sich mir gegenüber so verhält, so ändert es nichts an der Tatsache, dass er euch liebt.“ Gebe ich nüchtern zurück.
„Aber ich finde, wie er dich… seine Tochter behandelt, das sagt viel über ihn als Menschen aus.“ Ihre Stimme klingt müde. Wahrscheinlich at sie sich viel zu viel darüber den Kopf zerbrochen.
„Hör auf Anna, ich bitte dich.“ Sage ich langsam und nehme ihre Hand in meine „Eric soll sich in Ruhe mit seinem Vater zusammen setzen. Sie sollen über alles sprechen und vielleicht wird er ihn verstehen.“ Schlage ich vor.
„Ich werde es Eric sagen.“ Verspricht sie mir.
„Bitte Anna, schenk mir ein lächeln…“ bitte ich sie inständig „Ich kann keine weinenden Menschen mehr sehen. Ich würde am Liebsten selber den ganzen Tag weinen und darauf hoffen, das alle meine schlimmen Erinnerungen damit aus meinem Kopf verschwunden sind.“ Ich atme tief durch „Aber das funktioniert nicht.“
Sie lächelt scheu „Chris freut sich riesig darauf Papa zu werden.“ Wechselt sie das Thema.
„Ja.“ Grinse ich. „Das wird ein Abenteuer für uns Beide.“
„Ihr Beide übersteht das.“ Sagt sie sicher „Ich bin gespannt ob das Baby deine braunen oder seine grünen Augen hat.“ Sie zwinkert mir zu.
„Josie?“ Eric kommt wie ein Wirbelwind herein, durchquert das Zimmer und nimmt mich in den Arm. „Gott Josie.“ Flüstert er.
„Ganz ruhig. Anna und ich haben gerade beschlossen, keine Tränen mehr.“ Sage ich leise und er sieht mich an.
„Ich bin so…“ setzte er an und lächelt ganz zaghaft.
„Ja, ihr seid froh, dass es uns gut geht.“ Vervollständige ich seinen Satz.
„Ja.“ Er grinst schief.
„Bringst du jetzt deine zauberhafte Freundin nach Hause? Sie braucht ehrlich ein wenig Schlaf.“ Ich sehe in Annas gerötete Augen „Ich muss auch schlafen, ich fühle mich, milde ausgedrückt wie von einem Güterzug überfahren.“
„Wir kommen morgen wieder.“ Verspricht Eric mir.
„Macht übermorgen draus, Maja und Tobi werden morgen nicht von meiner Seite weichen.“ Ich lächle leicht.
„Gut, schlaf schön.“ Eric beugt sich über mich und küsst meine Stirn.
„Du auch und rede mit deinem Vater.“ Sage ich eindringlich und er sieht zu Anna. „Ich bitte dich Eric, er ist dein Vater.“
„Ja, aber auch deiner.“ Seine Stimme bekommt einen scharfen Unterton.
„Nein, er ist mein Erzeuger, aber dein Vater.“ Erkläre ich ihm.
Unterschied…
Großer Unterschied…
Himmelweiter Unterscheid…
„Aber…“ setzt er erneut an.
„Nein, kein aber Eric.“ Ich hebe meine Hand und er nickt leicht.
Dann bin ich endlich einen Moment allein und schließe meine Augen, sofort überfluten mich Bilder und ich reiße meine Augen auf.
Ich will nicht daran erinnert werden.
Ich will nicht ständig diese Bilder sehen.
Ich schalte den Fernseher, der in einer Ecke des Raumes and der Decke hängt ein und lasse mich berieseln. Nur nicht nachdenken…
Chris kommt ein paar Stunden später wieder, es ist schon wieder dunkel draußen.
„Hey Hon.“ Er zieht sich seine Schuhe aus und legt sich zu mir ins Bett. „Warum schläfst du denn nicht?“ fragt er besorgt.
„Ich kann nicht.“ Sage ich leise.
„Warum?“ er sieht mich prüfend an.
„Dann sind sofort alle Bilder wieder da.“ Meine Stimme ist nur noch ein flüstern und ich fange wieder an zu weinen.
Ich habe mir den ganzen Tag so viel Mühe gegeben stark zu sein, aber bei ihm fehlt mir einfach die Kraft dazu.
„Ich bin da.“ Haucht er mir ins Ohr und ich schmiege mich an ihn. Ich schließe meine Augen und schlafe tatsächlich ein.
„Nein!“ Mitten in der Nacht schrecke ich hoch und Chris legt seinen Arm um mich. Ich zittere am ganzen Körper und mein Gesicht ist nass von Tränen.
„Sie ist weg, sie wird dir nichts mehr tun. Ich bin da.“ Chris zieht mich zurück in seine Arme.
Ich bin verwirrt und versuche mich tatsächlich einen Moment gegen ihn zu wehren, aber er hält mich einfach fest und ich gebe auf, als ich erkenne, wer mich im Arm hält.
Mein Chris…
Chris weicht die nächsten Tage nicht von meiner Seite, er sorgt dafür, dass ich mich ausruhe und regelmäßig esse. Er und Linda werden richtig gute Freunde…
Wie versprochen kommen alle die nächsten Tage wieder, aber sie haben sich unter einander abgesprochen. Sie kommen nicht alle auf einmal und nach vier Tagen sehe ich auch Oli und Addy endlich wieder. Auch Alfred und Evelyn besuchen mich und sind von der Nachricht eines Enkelkindes völlig aus dem Häuschen.
„Ich soll also meine Lieblingspatientin heute wirklich entlassen?“ Jacob sieht mich grinsend an, als ich in Jeans und Pullover auf dem Bett sitze.
„Bitte. Ich will nach Hause.“ Gebe ich zu.
„Deine Werte sehen alle gut aus. Deine Wunden sind gut verheilt…“ er sieht in meine Akte „Achte auf dich, nimm deine Eisentabletten und schone dich.“ Ermahnt er mich.
„Ich sorge schon dafür.“ Chris kommt rein und Jacob lacht.
„Daran zweifele ich keine Sekunde.“ Er gibt Chris die Hand „Pass auf sie auf, ich fürchte sonst reißt mir Anna den Kopf ab.“
„Ich werde es nicht soweit kommen lassen.“ Verspricht er ihm und hilft mir aufzustehen. Ich habe einen Laufgips bekommen und kann so auf die lästigen Krücken verzichten.
Chris hilft mir in meinen Mantel, nimmt meine Tasche und stützt mich.
„Ciao Linda!“ rufe ich meiner Lieblingskrankenschwester zu.
„Du verlässt mich?“ sie sieht mich grinsend an.
„Ja.“ Lache ich.
„Oh, dann ist dieses Prachtexemplar von Mann ja auch nicht mehr da.“ Sie grinst nun Chris an.
„Danke für alles Linda.“ Sagt er lächelnd „Ich denke fast, ich werde dich vermissen.“
„Passt aufeinander auf.“ Sagt sie eindringlich und Chris und ich nicken.
Dann sitze ich endlich im Auto und lasse das Krankenhaus hinter mir. Mittlerweile kommen schon die Krokusse überall durch und ich atme tief durch, als wir der Innenstadt raus sind.
„Wo fährst du hin?“ ich sehe Chris perplex an, als er nicht den Weg zu meiner Wohnung einschlägt.
„Überraschung.“ Erwidert er lächelnd und 20 Minuten später halten wir vor einem großen Einfamilienhaus.
Es scheint gerade renoviert worden zu sein, auf dem Bürgersteig steht noch ein kleiner Bagger und ich sehe Chris fragend an.
Er steigt aus und hilft mir beim ausstiegen, er hebt mich auf seinen Arm und schließt die Tür auf.
„Was soll das?“ ich sehe ihn skeptisch an.
„Jon möchte bestimmt einen Garten zum spielen haben und seine Mum hat mir mal erzählt, sie will ein kleines Haus und keinen Palast. Das hier ist zwar jetzt nicht gerade klein, aber es hat einen tollen Garten und es sind nur 15 Minuten zum Strand.“ Erklärt er mir und setzt mich ab.
Das Haus ist komplett eingerichtet und ich entdecke einige meiner Sachen.
„Du hast das Haus gekauft?“ ich sehe ihn mit großen Augen an.
„Ja, aber sicher. Meine Familie braucht ein schönes Nest.“ Grinst er und küsst mich. „Gefällt es dir denn?“ er sieht mich gespannt an.
„Ja… Ja.“ Sage ich völlig überrascht „Wie hast du das in 10 Tagen geschafft?“ ich sehe mich sprachlos um.
„Maja, Anna und meine Mum haben sich um die Möbel gekümmert. Oli, Tobi, Eric und ich um die praktischen Sachen, wie Farbe und Fußböden.“ Er zuckt mit den Schultern. „Aber du hast freie Hand, ändere was dir nicht gefällt und mache es zu deinem Zuhause.“
„Solange du da bist, ist es mein Zuhause.“ Ich nehme ihn in den Arm „Du bist völlig übergeschnappt.“
„Nein, nein…“ er sieht mich grienend an „Aber ich muss sagen, das Geld auch hier einiges Möglich macht.“
„Ich bin die Verlobte eines durch geknallten Millionärs.“ Lache ich leise.
„Na ja, in dänischen Kronen bin ich schon längst ein Multi Milliardär.“ Grinst er.
„Macht nichts.“ Winke ich ab und er küsst mich innig.
„Du bist auch bald eine Multi Milliardärin. Was hast du denn so vor mit deinem Reichtum?“ fragt er mich und legt seinen Kopf schief.
„Ich weiß nicht, ich bin es nicht gewohnt so viel Geld zu haben.“ Ich zucke mit den Schultern „Können wir das Haus kaufen in dem meine alte Wohnung ist?“ ich sehe ihn fragend an.
„Klar doch. Was willst du mit dem Haus?“ er bugsiert mich auf die helle Wildledercouch.
„ich möchte das Susann und Alice mietfrei da wohnen können und die oberen Wohnungen möchte ich an Leute vermieten die es Wert sind dort zu wohnen.“ Erkläre ich ihm ernst und er lächelt „Und…“ setze ich an und sein lächeln wird breiter „Ich will einen Hund und ich will ein Kind adoptieren.“
„Du bekommst alles mein Schatz, aber erst einmal bekommen wir unseren Jon.“ Er legt seine Hand auf meinen Bauch, eine kleine Wölbung ist schon deutlich auszumachen und ich lache leise.
„Jon?“ ich sehe ihn an und nun lacht er.
„Ja sicher, wenn ich jedes Mal Jonathan durchs Haus rufen muss, dann ist er weg, ehe ich fertig bin.“ Erklärt er mir ernsthaft.
„Okay.“ Ich lege meine Hände nun auch auf meinen Bauch „Dein Daddy hat einen Knall Jon, aber wir bekommen das schon hin.“ Sage ich zu dem Baby und Chris zieht mich in seine Arme.
Er küsst mich leidenschaftlich und ich genieße jede seiner Berührungen. Ein paar Minuten später liegen wir auf dem flauschigen Teppich vor dem Kamin und lieben uns.
Es ist wie ankommen…
Endlich bin ich zu Hause!
Als ich in unserem neuen Schlafzimmer im Bett liege und das schlafende Gesicht von Chris betrachte muss ich lächeln. Die letzten Wochen waren die Schönsten und zugleich die Schlimmsten in meinem Leben. Aber wir haben es geschafft, wir haben es vorerst überstanden.
„Woran denkst du?“ fragt er verschlafen.
„An uns.“ Sage ich lächelnd und streiche ihm über die Wange.
„Ich liebe Dich.“ Erwidert er andächtig.
„Ich dich auch.“ Ich küsse ihn sanft und lege meinen Kopf neben seinen auf sein Kissen. Eine Weile sehen wir uns einfach nur an und ich versinke in seinen wunderschönen grünen Augen.
- Hoffentlich bekommt Jonathan seine Augen. -
„Wann müssen wir eigentlich wieder ins Büro?“ frage ich leise und er lächelt.
„Wenn wir meinen, wir sind bereit.“ Gibt er zurück und ich sehe ihn fragend an. „Dad hat meine Termine der letzten beiden Wochen übernommen und ich denke ihm ist aufgefallen wie sehr es ihm fehlt. Er möchte, das ich mich auf meine Verlobte und unser Kind konzentriere.“ Er küsst mich innig.
„Aber…“ setze ich an und er legt mir seinen Zeigefinger auf die Lippen.
„Kein aber Hon, wir gönnen uns jetzt noch ein paar Tage Ruhe, dann gehe ich wieder ins Büro und ihr Zwei…“ er küsst mich erneut „… kommt erst wieder, wenn dein Gips ab ist und ich das Okay von Jacob und Hendrik habe.“
Hendrik ist mein Psychologe, zu dem mich Jacob geschickt hat und ich muss sagen, auch wenn ich mich anfangs gewehrt habe, so bin ich doch mittlerweile froh, dass ich zu ihm gehen kann. Er hilft mir nicht nur das Erlebte zu verarbeiten, sondern wir arbeiten an meiner inneren Einstellung zu mir und meinem Leben.
Das ist gut.
Es ist schwer, aber es ist gut.
„Was soll ich denn den ganzen Tag machen?“ ich ziehe eine Schnute.
„Plan mit Maja ihre Sommerhochzeit. Richte das Kinderzimmer ein. Lese ein Buch…“ er streicht über meinen Bauch „Bereite dich auf das vor, was uns erwartet.“
„Und du?“ lächle ich.
„Ich lasse mir alles von dir erzählen. Du bist meine Assistentin.“ Grinst er.
Langsam lichtet sich der Schleier den der Winter über Kopenhagen gelegt hat, es wird bunter auf den Straßen und ehe ich mich versehe laufe ich schon wieder mit einem T-Shirt draußen rum.
„Wo ist Josie?“ Maja dreht sich im Kreis und ich hieve mich hoch.
„Hier.“ Ich winke ihr zu.
„Meine Güte…“ sie kommt mit großen Schritten zu mir „… Bitte Josie, können wir uns einen Moment alle auf das gleiche Ziel konzentrieren?“ sie sieht mich bittend an.
„Aber sicher.“ Gebe ich grinsend zurück.
Heute ist der 27. Juni, Maja und Tobi heiraten morgen uns sie ist ein nervliches Wrack.
„Ganz ehrlich Süße, wie oft sollen wir das jetzt noch durch gehen?“ ich sehe sie zweifelnd an.
„Bis es klappt.“ Jammert sie.
„Morgen wird alles reibungslos klappen…“ verspreche ich ihr „Aber ich kann mich keine Sekunde länger auf den Beinen halten.“ Gebe ich zu.
„Meinst du wirklich, morgen ist alles so, wie ich es mir vorstelle?“ sie lässt sich auf den Stuhl neben mich plumpsen.
„Nein Maja…“ ich nehme ihre Hand „Es wird besser als du es dir jemals vorgestellt hast.“ Ich lächle.
„Danke Josie.“ Gibt sie grührt zurück.
„So Leute…“ ich klatsche in die Hände und die Blumenmädchen und Trauzeugen des Bräutigams, sowie Majas andere beiden brautjungfern sehen mich an „… Schluss für heute, fahrt nach Hause und wir sehen uns morgen um 10 Uhr.“ Sage ich und alle stürmen davon.
„Aber Tobi, Chris und Eric waren heute nicht dabei und Anna hat Dienst.“ Sie schüttelt verzweifelt den Kopf.
„Die Männer stehen schon vorne, ganz ehrlich, die können nicht viel falsch machen und Anna hat an den letzten fünf Proben teil genommen. Sie verläuft sich nicht.“ Ich lache leise „Komm Maja, trink ein Glas Champagner und eins für mich mit.“ Ich reiche ihr ein Glas und sie lächelt nun auch wieder.
„Was würde ich ohne dich machen?“ sie nimmt mir das Glas ab und leert es in einem Zug.
„Durchdrehen.“ Sage ich sicher.
„Sind wir zu spät?“ Tobi, Chris und Eric kommen herein.
Ich winke ab. „Alles gut, verlauft eich morgen nicht und du…“ ich deute auf Tobi „Vergiss nicht ja zu sagen und alles ist Bestens.“
„Hallo Hon.“ Chris gibt mir einen Kuss und legt seine Hand auf meinen kugelrunden Bauch. „Hey Baby.“ Flüstert er.
„Hey Schatz. Wie war’s?“ ich stehe schwerfällig auf.
„Super, ich denke Tobi fängt bald an mir und Eric Konkurrenz zu machen.“ Lacht er.
Die Jungs waren heute alle Tennis spielen, seit ein paar Monaten hat sich Tobi bei Eric und Chris eingeklinkt und manchmal glaube ich, sie gehen gar nicht Tennis spielen, sondern gehen in irgendeine Sportsbar und schauen Fußball.
Gerade heute werde ich das Gefühl nicht los, ich ziehe Chris zu mir.
„Wie hat Dänemark gespielt?“ ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch.
„2:1.“ Antwortet er grinsend. „Sorry Hon…“ setzt er an.
„Hey, ich wäre heute auch lieber woanders gewesen.“ Grinse ich.
„Verpfeif die anderen Jungs nicht.“ Bittet er mich und ich schüttele lachend meinen Kopf.
„Nach Hause?“ ich sehe ihn ein paar Minuten später fragend an.
„Klar doch! Tschau Jungs und Maja!“ er winkt in die Runde.
Ich gehe zu Maja und nehme sie in den Arm „Ich bin morgen früh um 8 Uhr bei dir. Alles wird gut Süße!“ ich nehme ihr Gesicht in meine Hände „Versprochen.“ Füge ich hinzu.
Als wir zu Hause ankommen, lassen wir uns auf die Couch fallen und Chris massiert meine Füße.
„Wann hast du eigentlich vor mich zu heiraten?“ ich sehe ihn grinsend an.
„Wann du willst.“ Gibt er zurück.
„Im Oktober.“ Sage ich sicher.
„Hey, da ist Jon erst 2 Monate alt. Meinst du wir bekommen das hin?“ er sieht mich ein wenig zweifelnd an.
„Aber natürlich.“ Erwidere ich sicher.
„Gut, im Oktober.“ Lächelt er und sieht wieder zum Fernseher.
„Du weißt schon, das du mich dann nei wieder los wirst, oder?“ ich schubse ihn mit meinem Fuß leicht an.
„Hatte ich nicht vor.“ Gibt er zurück und massiert mir weiter die Füße.
Ich betrachte sein Profil und lehne mich zurück. Alles geht langsam seinen gewohnten Gang und ich bin so dankbar dafür.
„Wollen wir am Sonntag zu Isabell?“ er sieht mich fragend an.
Seit ein paar Wochen gehe ich sie wieder besuchen, anfangs noch mit Begleitung von Filip, aber mittlerweile fühle ich mich wieder sicher in ihrer Gegenwart. Sie weiß nicht mehr, was damals passiert ist und ich habe mich dagegen entschieden es ihr zu sagen. Sie hat genug mit ihrem Leben zu tun, ich will nicht, dass sie ein schlechtes Gewissen hat. Sie freut sich darauf bald Tante zu sein, an ihren guten Tagen schreibt sie für Jonathan. Sie ist außer mir und Chris die Einzige die weiß, dass es ein Junge wird. Alle anderen lassen wir im Dunklen tappen…
Als wir am nächsten Morgen das Haus verlassen und bei Maja ankommen, ist es hektischer, lauter und chaotischer als wie ich gedacht habe.
Tobi ist bei Eric und ich schicke auch Chris dort hin. Anna kommt 10 Minuten zu spät und Maja ist kurz vor einem endgültigen Nervenzusammenbruch.
Doch schlussendlich stehen wir alle Drei pünktlich, na ja fast vor der Kirche und Anna und ich schreiten zusammen mit zwei weiteren Freundinnen voran in die Kirche. Ich trage ein pfirsichfarbendes Kleid und ehrlich, ich sehe ziemlich verboten darin aus. Ich sehe zu Chris und er zwinkert mir zu. Als wir vier dann endlich vorne sind, betritt Maja mit ihrem wunderschönen Brautkleid die Kirche und alle halten den Atem an. Sie sieht wirklich zauberhaft aus und ich kann eine Träne nicht unterdrücken. Sie reicht mir ihren Brautstrauß und nimmt Tobis Hand.
„Ich wünsche euch alles Glück der Welt!“ wir stehen draußen vor der Kirche und ich nehme die frisch gebackene Ehefrau in den Arm.
„Ich danke dir Josie. Du hattest recht, es war alles perfekt.“ Sie strahlt mich überglücklich an.
„Dafür ist Familie da.“ Lächele ich.
Am nächsten Wochenende helfen wir Oli, Trine, Addy und Luc alle beim Umzug in ihr Haus Mitten in Frederiksberg und Addy ärgert mich, weil ich meine Füße nicht mehr sehen kann. Er hat jetzt eine Freundin und damit ärgere ich ihn.
Zu Annas Geburtstag Anfang Juli treffe ich das erste Mal seit Erics Geburtstag auf Klaus Hartmann.
Chris hält meine Hand fest umschlungen, als wir auf der Gartenparty ankommen und ich atme tief durch. Ich habe lange mit Eric geredet, er hat sich mit seinem Vater versöhnt und ich bin stolz auf ihn.
Ja, so langsam nehme ich ihn als meinen großen Bruder wahr. Komisch, oder?
„Hey Kleine!“ kaum denke ich an ihn, da kommt er auch schon auf uns zu. „Wie geht es euch?“ er sieht auf meinen Bauch.
„Danke gut.“ Gebe ich zurück. Klar sind die letzten Wochen einer Schwangerschaft nicht gerade die Schönsten, aber ich habe mir fest vorgenommen jeden Tag zu genießen und bisher tue ich das auch.
Evelyn und Alfred kommen kurz nach uns an und begrüßen usn ebenfalls herzlich.
„Alfred, schön dich zu sehen.“ Klaus Hartmann kommt zu uns.
„Klaus.“ Sagt Alfred nur und ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu.
Tatsächlich wollte Alfred nach der ganzen Sache im Februar Hartman Industries sämtliche Aufträge entziehen, aber ich habe ihm klar gemacht, dass er damit auch Eric schadet und das wollte er dann doch nicht.
„Schön dich zu sehen.“ Fügt Alfred schließlich hinzu und ich nicke ihm zufrieden zu.
Evelyn legt ihren Arm um mich und ich lächele sie an.
„Du siehst gut aus Kindchen.“ Sagt sie liebevoll.
„Du auch, das Kleid steht dir phantastisch.“ Ich sehe an ihr runter, sie trägt ein braunes Kleid mit großen weißen tupfen. Ich kenne nicht viele Frauen denen Punkte so gut wie ihr stehen.
„Dein Kleid ist auch wunderschön.“ Sie betrachtet mein türkises Kleid und ich lache leise.
„In der Zeltabteilung ist die Auswahl nicht mehr so groß.“ Gebe ich zurück.
„Josephina, meinst du, ich könnte dich einen Moment unter vier Augen sprechen?“ Klaus Hartmann sieht mich an und ich blicke überrascht auf.
„Ich denke, das ist…“ setzt Chris an.
„Komm Schatz. Ich bleibe in der Nähe, ja?“ ich gebe ihm einen Kuss und folge Klaus Hartmann durch die Menschen, hin zu einem kleinen Tisch.
„Ich denke, du möchtest dich setzen.“ Er bietet mir einen Stuhl an und ich nehme Platz.
Er setzt sich mir gegenüber und verknotet nervös seine Hände in einander.
Eine weile schweigt er, dann holt er tief Luft. „Ich weiß nicht, was ich sagen oder machen kann… Eine Entschuldigung wird meine Fehler niemals ausräumen können. Ich weiß, wie viel ich dir zu verdanken habe.“ Er sieht mich kurz an „Ich weiß, das Eric nicht mehr mit mir reden würde, von Anna ganz zu schweigen und ich weiß auch, das Alfred uns sämtliche Aufträge entziehen wollte, was einem bankrott gleich gekommen wäre.“ Er atmet erneut tief durch. „Ich habe mich meiner Verantwortung nicht gestellt. Ich hätte dich niemals so behandeln dürfen…“ er schüttelt den Kopf „Du bist meine Tochter, egal unter welchen Umständen du entstanden bist und ob ich deine Mutter geliebt habe oder nicht. Du bist mein Kind.“ Er fährt sich durch die Haare „Ich hätte für dich da sein müssen, als ich vor 7 Jahren von dir erfahren habe, wer du bist, da hätte ich alles daran setzen müssen, die eine sichere Zukunft zu bieten, statt dessen habe ich dich davon gejagt und dich verleugnet… Ich kann nur erahnen, wie schlimm deine Kindheit war und es tut mir aufrichtig leid. Es gibt leider kein Wort, welches es ausdrücken kann, wie sehr.“
„Herr Hartmann…“ setze ich an „Klaus…“ meine Stimme klingt sicher und fest und ich fühle mich bei dem was ich tue auch sicher „Ja, ich hatte eine nicht sehr schöne Kindheit, aber ich werde meinem Kind alles bieten können. Ich bin hier, weil ich mir meinen Weg erarbeitet habe und das ist auch nicht schlimm. Weißt du, ich habe damals kein Geld von dir erwartet. Ich hätte eine Familie gebraucht…“ Ich sehe zu ihm und sehe seinen traurigen Gesichtsausdruck „Ich habe mir meine eigene Familie zusammen gestellt und es ist gut so. Ich will nicht, dass du eine Vaterrolle übernimmst. Dazu ist es in meinen Augen zu spät. Ich kann dir nur anbieten ein Freund meiner Familie zu werden.“ Erkläre ich ihm und er sieht mich überrascht an.
„Du kannst mir verzeihen?“ fragt er ungläubig.
„Ich habe einen wunderbaren Mann, ich habe wundervolle Schwiegereltern, ich habe die besten Freunde auf der ganzen Welt, ich habe einen großen Bruder…“ ich lächele leicht „Ich habe alles was ich brauche, aber Freunde kann man nie genug haben. Die Vergangenheit liegt hinter uns und wir können sie nicht mehr ändern, wir können nur dafür sorgen, dass die Zukunft besser wird. Ich möchte, das du mein und Chris’ Kind kennen lernen kannst. Diesem Kind wird es nie an irgend etwas fehlen und ich möchte das es alle Facetten meines Lebens kennen lernt.“ Erkläre ich ihm.
„Danke Josephina.“ Sagt er gerührt.
„Josie.“ Ich halte ihm meine Hand hin. „Meine Freunde nennen mich Josie.“
„Danke Josie.“ Wiederholt er.
„Ich werde jetzt zurück zu Chris, er dreht durch, wenn er mich nicht alle 5 Minuten fragen kann, ob alles in Ordnung ist.“ Erkläre ich ihm lächelnd und stehe auf.
Er kommt auf mich zu und sieht mich unsicher an.
„Darf ich dich umarmen?“ fragt er leise.
„Ja.“ Erwidere ich und er zieht mich in seine Arme.
„Danke Josie, danke für alles.“ Flüstert er mir ins Ohr.
„Okay.“ Gebe ich zurück und gehe wieder zu Chris.
Er lächelt mich nur an und küsst mich sanft.
„Du bist wundervoll.“ Sagt er andächtig.
„Das bin ich wirklich, oder?“ grinse ich.
„Ja, in der Tat.“ Bestätigt er mir und küsst mich erneut.


Epilog (ja, da ist er ja wieder :-)


„Jon? Wann meinst du bist du heute zu Hause?“ Chris sieht unseren Großen an und er stöhnt leicht genervt.
„Lass das.“ Ermahne ich ihn lächelnd.
„Mum, ganz ehrlich…“ er seufzt.
„Dein Dad hat dich lediglich gefragt, wann du zu Hause bist. Milly und Paul wollen heute auch kommen und wir müssen nun leider wissen, ob wir das Abendessen für 10 Personen oder für 12 bestellen müssen.“ Erkläre ich ihn und nehme ihn in den Arm.
„Ich habe bis 15 Uhr Vorlesungen, dann fahre ich zu Pernille und ja Dad…“ er sieht zu seinem Vater „… Dann komme ich mit ihr vorbei. Okay?“ er schnappt sich seine Tasche und Chris nickt lächelnd.
„Hat nicht weh getan, oder?“ grinst er ihn an.
„Nein, Ciao Mum, Ciao Dad!“ Jon winkt uns zu “Hab euch lieb!” damit ist er aus der Tür raus.
„Wann trudeln die anderen hier ein?“ Chris nimmt mich in den Arm.
„Am späten Nachmittag.“ Gebe ich zurück und stelle unseren beiden bisher Jüngsten das Frühstück hin. „Hailey! Mason!“ rufe ich die Beiden und die Zwei 9jährigen kommen polternd die Treppe runter.
„Los ihr Beiden, Frühstück essen. In 20 Minuten fahre ich los.“ Chris sieht sie an und sie gehen zu ihm und geben ihm den obligatorischen Guten Morgen Kuss ehe sie mich in den Arm nehmen und küssen.
„Morgen Mummy.“ Mason strahlt mich an und ich lächle.
„Beeilt euch.“ Sage ich milde und gehe ins Wohnzimmer.
„Wann bist du heute im Büro?“ Chris folgt mir und packt die Papiere vom Tisch ein.
„Ich denke ich bin so gegen 10 Uhr da, ich muss noch die Adoptionspapiere bei Gericht abgeben und Kev will mit dem Richter sprechen. Wenn alles klar geht, dann fliegen wir nächste Woche nach Kolumbien.“ Ich strahle ihn an.
„Ich freue mich.“ Sagt er ehrlich und küsst mich liebevoll.
"Wann wollen wir es Isabell erzählen?" ich lege meinen Kopf an seine Schulter.
Unsere Kinder sind alle mit dem Wissen aufgewachsen, das Isabell sehr krank ist und dennoch besuchen sie sie alle regelmäßig. Es geht ihr gut, aber sie bekommt immer noch in unregelmäßig Abständen ihre Schübe. Ich habe ihr verziehen. Ich meine, was auch sonst... sie ist ein Teil meiner Familie.
Ebenso wie Maja, Tobi und ihre 3 Kinder und Eric und Anna und ihre Rasselbande, selbst Klaus gehört dazu, ja manchmal stellt dir das Leben Herausforderungen und du musst sie meistern. Chris und ich haben das wahrlich Perfektioniert...
Mein Blick fällt auf das Foto vom letzten Jahr, als Evelyn 77 geworden ist. Unsere Kinderschar bildet einen schönen Rahmen um sie herum.
Jon ist letzte Woche 23 geworden, Milly ist 21, Jack ist 19, Corey ist 15, Peter ist 11 und Hailey und Mason sind 9. Jon, Milly, Peter und Mason sind unsere leiblichen Kinder, Jack, Corey und Hailey sind adoptiert. Jack stammt aus Brasilien, Corey aus Bolivien und Hailey hier aus Dänemark. Wenn alles gut geht, dann kommen in zwei Wochen noch Ana und Mario aus Kolumbien zu uns. Sie sind beide 4 und wir haben uns alle auf den ersten Blick in sie verliebt…
Wir haben uns unsere Familie selber zusammen gepuzzelt und ich bereue keine Sekunde.


Man ist immer selbst verantwortlich wie das Leben weiter geht, selbst wenn der Start nicht so schön war… die Ziellinie die du überquerst, die erschaffst du dir selbst.

 

 

Imprint

Text: Stephanie Muhs
Images: me
Publication Date: 02-17-2013

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