Cover

Love of my life

2010

Ich bin stark!
Ich kann das!

Wem mache hier eigentlich etwas vor?
Ich bin nicht stark und ich kann das auch nicht! Ich will weg, so weit weg wie nur irgendwie möglich. Das hier ist nicht mein Leben. Das ist nicht das, was ich will!
Man bekommt das, was man verdient, aber nur selten das, was man will… Aber was in aller Welt habe ich angestellt, um das zu bekommen, was ich bekommen habe?
Ich sinke auf meine Knie. Der kalte Regen fällt geräuschlos vom Himmel und ich sehe hinauf, dunkle Wolken hängen über der Stadt und tauchen sie in ein unwirkliches Grau.
Mein Far kommt zu mir und hilft mir aufzustehen. Ich sinke in seine Arme.
Ich kann nichts tun….

 

1999


„Jo! Herrgott noch mal! So lange wie du braucht kein normaler Mensch!“ Mein Bruder haut mit der flachen Hand gegen die Tür und ich lache leise.
Selber Schuld!
„Dann hättest du früher aufstehen müssen!“ rufe ich durch die geschlossene Tür und überprüfe mein Gesamtkunstwerk ein letztes Mal im Spiegel.
Ich bin eine ganz normale 16-jährige, ich habe die langen, braunen, lockigen Haare von meiner Mor und die tiefblauen Augen von meinem Far. Ich bin 1,68m und hoffe inständig, ich wachse noch ein wenig. Ich habe eine schöne weibliche Figur, ich bin nicht zu dünn aber auch nicht dick, ich kann mir erlauben ein bauchfreies Top zu tragen ohne dass sich Speckröllchen abzeichnen. Das verdanke ich zum einen meinen ausgezeichneten Genen und zum anderen meiner Liebe zum Volleyball. Ich liebe Volleyball und es ist eines der Dinge, die mich mit meinem großen und meinem kleinen Bruder verbindet.
Ich zupfe ein letztes Mal mein schwarzes Top zu Recht und rücke mein Dekolletee ins rechte Licht. Ich habe Körbchengröße B und versuche so wie alle in meiner Klasse gerne etwas mehr heraus zu holen. Dann ziehe ich mir meinen kurzen Jeansrock an und beschließe, dass sich Mads nun lange genug geduldig war.
Ich werfe meinem Spiegelbild einen Handkuss zu und entriegle die Tür. Sofort stürmt Mads an mir vorbei und seine Flüche begleiten mich bis runter in die Küche, wo mich meine Mor strafend ansieht.
„Jo…“ setzt sie an und ich setze mich an den Tisch.
„Was denn Mor? Er hat getrödelt! Selber Schuld.“ Ich beiße von meinem Toast ab und sehe sie an.
Sie versucht mich streng anzusehen, aber scheitert wie eigentlich immer kläglich daran. Ihre Haare umrahmen ihr freundliches Gesicht und ihre grünen Augen strahlen mich an.
Sie kann mir nicht böse sein…
Nein mir nicht, ich bin ihre einzige Tochter und sie liebt mich!
„Jo?“ Mein kleiner Bruder Oliver kommt verschlafen in die Küche und sieht mich fragend an.
„Was denn, Krümel?“ Ich ziehe ihn auf meinen Schoß und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn.
Oliver ist unser kleiner Unfall. Er kam zur Welt als meine Mor und mein Far das Thema Kinder schon lange abgeschlossen hatten. Als Oliver geboren wurde, war ich 11 und Mads 13, aber wir lieben unseren kleinen Sonnenschein über alles und er findet es toll zwei so große Geschwister zu haben.
„Holst du mich heute ab?“ Oli schaut mich mit seinen großen grünen Augen an und ich nicke.
„Klar doch!“ Ich gebe ihm einen weiteren Kuss und er springt von meinem Schoß und läuft zu Mor.
„So, ich und Mads müssen.“ Ich angele mir eine Toastscheibe aus dem Brotkorb und bestreiche sie mit Butter. In diesem Moment kommt Mads die Treppe hinunter gestürmt. Ich halte den Toast hoch und er schnappt ihn sich. Ich sehe lachend zu meiner Mor und folge ihm zu seinem Auto. Wir sind richtig gut auf einander eingespielt…
Mads hat seit drei Wochen seinen Führerschein und wir müssen endlich nicht mehr mit dem Bus zur Schule fahren. Wir gehen beide auf ein Gymnasium in Frederiksberg obwohl wir in Hvidrove einem benachbarten Stadtteil wohnen. Es gibt in Kopenhagen unzählige Gymnasien, aber da wir schon die Grund- und die weiterführende Schule in Frederiksberg besucht haben, war es selbstverständlich, dass wir auch das Gymnasium dort besuchen. Wir haben alle unsere Freunde da und fühlen uns wohl. Die 20 Minuten zur Schule nehmen wir dafür gerne auf uns.
Kurz vor knapp, wie eigentlich jeden Morgen, kommen wir an der Schule an und werden sofort von unseren Freunden erwartet. Ein langes Wochenende liegt hinter uns und wir haben uns eine ganze Menge zu erzählen.
Linda meine beste Freundin kommt sofort auf mich zu gestürmt und nimmt mich in den Arm.
„Gott Jo, ich muss dir was erzählen.“ Sie sieht mich mit ihren großen braunen Augen an.
„Guten Morgen Linda.“ Ich sehe sie nachsichtig an und sie lacht auf.
„Sorry! Guten Morgen!“ Sie nimmt mich erneut in den Arm.
„Morgen Tim!“ begrüße ich ihren Bruder der sich angeregt mit Mads unterhält.
Dieser grinst mich an, beugt sich zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Wir kennen uns schon solange ich denken kann. Wir waren alle zusammen im gleichen Kindergarten, in der gleichen Grundschule und es ist nur konsequent dass wir auch das gleiche Gymnasium besuchen.
„Morgen Jo!“ Er grinst verschmitzt und ich wende mich wieder Linda zu.
„Also pass auf, am Samstag war ich doch wieder mit Emil aus und stell dir vor, er hat mich gefragt ob ich mit ihm schlafen will.“ Sie sieht mich an und ich ziehe meine Augenbrauen hoch. Ich vernehme ein Räuspern neben mir und sehe in Tims geschocktes Gesicht.
„Ganz ruhig Tim, ich habe es ja nicht getan…“ Linda boxt ihren Bruder und sieht dann zu mir und formt ein lautloses ‚noch nicht’ und ich grinse. Tim und Linda sind wie Mads und ich … doch wirklich, die beiden lieben sich heiß und innig, aber können sich auch streiten, wie die Kesselflicker. Ich sehe immer noch zu Tim, der seine kleine Schwester mit einem bösen Blick ansieht, dann sieht er zu mir und ich lächle. Er kann nicht anders und erwidert es. Ihm ist irgendwie wohl schon klar, dass Linda keine 12 mehr ist…
Ich war früher die einzige, die Tim zu ihm gesagt hat, denn eigentlich heißt er Timo, aber ich konnte das o nicht aussprechen, mittlerweile nennen wir ihn alle Tim und Timo nennt ihn kaum noch einer. Sehr zum Leidwesen seiner Mor, denn schließlich hat sie sich ja was dabei gedacht, ihn Timo zu nennen.
Mein Tim… ich grinse und sehe zu Mads, der sich mit Lars unterhält. Lars ist der dritte der unschlagbaren Drei…
Das Klingeln der Schulglocke lässt uns gemeinschaftlich aufstöhnen und wir begeben uns zu unseren Klassenräumen.
Gott, Geografie am frühen Montagmorgen…
Die ersten drei Stunden ziehen sich wie jeden Tag in die länge und ich bin froh, als wir endlich große Pause habe und uns auf dem Schulhof ein wenig die Beine vertreten können. Mit Lou, unserer Dritten im Bunde steuern wir zielstrebig auf Mads, Tim und Lars zu.
Wir setzen uns zu ihnen und stecken die Köpfe zusammen. Wie die Hühner, wie Mads es immer so schön nennt…
Hin und wieder kichern wir leise vor uns hin und die Jungs haben für uns nur ein Kopfschütteln übrig.
Wir verbringen die Pausen meistens damit uns unsere neusten Jungs-Geschichten zu erzählen, aber ich habe seit zwei Monaten nichts mehr beigetragen, denn nach dem Aus meiner “Beziehung“ mit Lasse bin ich erst einmal kuriert.
Aber ich bin ja auch erst 16, alles liegt noch vor mir. In zwei Wochen werde ich 17 und ich freue mich auf meine Geburtstagsparty, die durch den Umstand, dass ich Anfang Juni Geburtstag habe am Strand gefeiert wird. In diesem Jahr passt alles wirklich perfekt, ich habe an einem Samstag Geburtstag und am Tag davor beginnen die Sommerferien. Das sind meine letzten beiden Wochen mit Mads zusammen auf der Schule, er hat sein Abi quasi in der Tasche und ich habe noch 3 Jahre vor mir. Ich sehe zu ihm und er lächelt mich an. Mads hat so ein Siegerlächeln. Egal wie du dich fühlst, er schafft es, dass du alles für einen Moment vergisst. Ich erwidere sein Lächeln und wir Mädels setzen uns nun so, dass wir die Jungs anschauen können.
„Mann, in zwei Wochen gehört das der Vergangenheit an.“ Ich sehe zu Linda und Lou und deute auf Mads und Co.
„Wahnsinn, mein Bruder hat sein Abi tatsächlich so gut wie bestanden, da mache ich mir um mich keine Sorgen“, lacht Linda und streckt Tim ihre Zunge raus.
„Werde mal nicht frech Linda Seeberg!“ Er hält sie fest und sie quiekt.
„Lass mich los Tim, oder…“ Sie sieht ihn drohend an und ich und Lou fangen an zu lachen.
Was will sie ihrem Bruder androhen?
Tim ist über einen Kopf größer, als ich und überragt auch Linda ein ganzes Stück. Er spielt zusammen mit Mads, mir und Lars Volleyball und ist verdammt gut durchtrainiert. Dass sie ihm Schmerzen zufügen kann, ist eher unwahrscheinlich.
„Oder was?“ Nun lacht auch Tim und sieht seine kleine Schwester gespannt an.
„Oder ich hole meinen großen Bruder.“ Sie grinst.
„Herzchen, ich bin dein großer Bruder“, lacht Tim und entlässt sie nicht aus seinem Griff.
„Dich meine ich nicht, ich sage es Nico.“ Sie streckt ihm die Zunge raus und er lässt sie lachend los. Nico, eigentlich Nicolaj, ist der älteste der drei Seeberg Geschwister, er ist nicht besonders kräftig, aber anlegen möchte ich mich mit ihm auch nicht.
Ich stehe auf und strecke mich ein wenig, ich lehne mich an Mads und sehe ihn an.
„Was mache ich nur ohne dich?“ Ich ziehe eine Schnute.
„Komm schon Jo!“ Er zieht mich in die Arme und ich grinse leicht.
„Nein ganz ehrlich, das wird komisch sein.“ Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, strubbel ihm durch seine blonden Haare und die anderen lachen.
„Noch haben wir zwei Wochen und dann sehen wir weiter. Wenn alles klappt, dann gehen Tim und ich zum Militär und machen unser Studium. Wenn wir bei der Marine angenommen werden, dann bleiben wir doch hier und gehen nicht weg.“ Er stupst mir auf die Nase und das unbarmherzige Klingeln stört unsere Gemütlichkeit.
Linda, Lou und ich trotten zu einer weiteren Einheit Mathematik und ich verfluche dieses Fach. Rechnen war und wird nie meine Stärke sein. Meine Stärken sind eher Biologie und Chemie…
Dann geht es schnell und ehe ich mich versehe, sitze ich mit Mads im Auto auf dem Weg nach Hause.
„Heute ist das letzte Training vor der Sommerpause, ab nächster Woche geht dann Beachvolleyball los.“ Ich sehe zu Mads als wir aussteigen und er nickt.
„Bist du diese Saison noch voll dabei?“ Ich sehe ihn fragend an, denn die Beachvolleyballsaison geht von Mitte Juni bis Ende August und sein Studium soll am 1. August anfangen.
„Klar, die Saison bin ich noch voll dabei. Was soll Tim denn ohne mich auf dem Feld?“ er grinst mich an und wir gehen ins Haus.
Wir sind wie fast immer allein und ich hole uns den Salat aus dem Kühlschrank, den meine Mor für uns fertig gemacht hat. Sie arbeitet als Floristin und mein Far als Lagerarbeiten, aber wir sind alt genug um damit klar zu kommen. Wir finden es nichts schlimm, nein im Gegenteil wir genießen die Stunde, die wir so für uns haben.
Ich stelle jedem eine Schale hin, hole Saft aus dem Kühlschrank und schenke ein.
„Wahnsinn! Schau mal Jo!“ Mads kommt in die Küche gelaufen und wedelt mit einem Brief vor meiner Nase herum.
„Was ist das?“ Ich sehe ihn verständnislos an.
„Meine Zusage von der Luftwaffe. Sie nehmen mich und finanzieren mein Ingenieursstudium!“ jubelt er und ich nehme ihn in den Arm.
„Das ist wirklich toll, Mads!“ Ich sehe ihn strahlend an.
Keine zwei Minuten später klingelt das Telefon. Auch Tim wurde bei der Luftwaffe angenommen und die beiden sind für den Stützpunkt Karup auf dem Festland eingeteilt. Das heißt, mein Bruder zieht bald 200 km weg von mir, soviel dazu, dass er hier bleibt. So sehr ich mich auch für ihn freue, er zieht weg und wird mir furchtbar fehlen. Ich war noch nie länger als eine Nacht von meinem großen Bruder getrennt.
Komisch, oder?
Und jetzt soll er weg ziehen?
„Das heißt du gehst weg.“ Ich sehe ihn nun traurig an und er nimmt mich fest in den Arm, nachdem er aufgelegt hat.
„Jo, ich bin nicht aus der Welt, ich komme sooft es geht nach Hause“, versucht er mich zu trösten.
„Nun weg mit den Tränen…“ Er streicht mir eine Träne weg, die langsam über mein Gesicht läuft und stupst mich an. Ich reiße mich zusammen. Ich will seine Freunde nicht trüben und er freut sich wirklich…
Wir essen unseren Salat und dann sieht er mich an. „Hol deine Trainingssachen wir müssen los.“ Er schubst mich quasi die Treppe rauf und ich packe meine Sportsachen ein.
Als ich nach unten komme strahlt Mads immer noch und ich beginne mich langsam wirklich für ihn zu freuen. Es ist eine tolle Chance sein Studium finanziert zu bekommen und er hat nebenbei die Möglichkeit sich hochzuarbeiten. Ich beschließe, dass es eine gute Sache ist und wir fahren fröhlich zur Trainingshalle vor der schon Lars und Tim auf uns warten. Linda und Lou haben es nicht so mit Volleyball. Die beiden sind eher die Passivsportlerinnen und feuern mich und die Jungs bei Wettkämpfen immer an. Wir haben unseren eigenen Fanblock.
Ich laufe zu Tim und er wirbelt mich herum.
„Herzlichen Glückwunsch.“ Ich sehe ihn an und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
„Danke, Jo.“ Er lächelt mich an und wir gehen in die Halle.
Unsere Trainer meinen es heute wirklich nicht gut mit uns und nach zwei Stunden bin ich völlig am Ende. Ich meine wirklich richtig am Ende. Mann, nachdem Tim und Mads es ihm gesagt haben, hat er beschlossen uns schlimmer als sonst zu quälen… Danke Jungs!
Draußen treffen wir vier wieder auf einander und ich sehe auf meine Uhr.
„Mads, fährst du mich zum Kindergarten? Ich habe Oli versprochen ihn abzuholen.“ Ich sehe ihn bittend an und er nickt. Ich verabschiede mich von Lars und Tim und wir steigen in Mads Auto.
„Ist alles in Ordnung, Jo?“ er sieht mich fragend von der Seite an.
„Ja, Mads.“ Ich sehe zu ihm, aber er schaut mich immer noch skeptisch an. Ich nehme seine Hand und drücke sie leicht „Es ist nicht einfach, dass ihr weg geht“, gebe ich zu.
„Wir kommen ganz oft nach Hause. Versprochen.“ Er drückt ebenfalls kurz meine Hand und lässt mich am Kindergarten raus.
Ich gehe durch die große Glastür und sofort kommt Oli auf mich zu gestürmt.
„Jo!“ jubelt er und ich gehe in die Hocke um ihn aufzufangen.
„Krümel“, age ich leise und drücke ihn fest an mich. Dann lässt er von mir ab.
„Wollen wir los?“ Ich sehe ihn fragend an und er nickt eifrig.
Er liebt es, seine große Schwester mal ganz alleine für sich zu haben und wir albern auf dem Nachhauseweg herum. Er ist so ein lieber kleiner Kerl und ich kann mir ein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen.
Als wir zu Hause ankommen, sind Mor und Far schon da und ich gehe in mein Zimmer um meine Schulaufgaben zu erledigen. Zum Glück sind bald Sommerferien, dieses Jahr hatte es in sich.
Als wir dann beim Abendessen alle zusammen sitzen, erzählt Mads unseren Eltern die tollen Neuigkeiten. Unser Far ist furchtbar stolz auf ihn. Wir feiern ihn ein wenig und Mads sonnt sich in unseren Lobeshymnen. Ich kann mich ehrlich für ihn freuen… Mads hat es geschafft!
Die nächsten zwei Wochen vergehen wirklich wahnsinnig schnell und plötzlich ist schon Freitag, der Freitag vor unseren Sommerferien. Wow 6 Wochen kein Lernen, keine Schulaufgaben, keine Referate… einfach mal nichts tun!
Mads und Tim haben Bescheid bekommen, dass sie am Montag auf dem Stützpunkt sein müssen und mein Geburtstag morgen ist das letzte Mal, dass wir zusammen feiern, ehe sie gehen.
Das heißt auch, dass unsere Volleyballmannschaft ohne die beiden auskommen muss. Es klappt eben nicht immer so wie man sich das vorstellt.
Linda und ich werden unsere beiden großen Brüder vermissen, aber wir wissen, dass sie diese Chance nur einmal in Leben bekommen werden.
Wir bekommen gleich in der ersten Stunde unsere Jahreszeugnisse und ich bin ganz zufrieden. Ich habe in fast allen Fächern eine 10 oder 12, nur in Mathe hat es mal wieder nur für eine 7 gereicht. Linda und ich werden uns hinsetzen müssen. Dieser Schandfleck muss weg von meinem Zeugnis. Ich möchte gerne Medizin studieren und weiß, dass ich einen sehr guten Schnitt haben muss, um zugelassen zu werden.
In der ersten großen Pause kommen meine Mor und mein Far und wir werden Stolz Zeuge, wie mein großer Bruder sein Studentenexamen bekommt. Wir sitzen alle in der Aula und ich kann nicht fassen, was hier gerade passiert… Gott, ich war noch nie so stolz auf ihn.
Sein Notendurchschnitt mit 10,4 kann sich sehen lassen und ich falle ihm in die Arme, als endlich alles vorbei ist.
Auch Linda fällt ihrem Bruder sofort um den Hals und dann tauschen wir. Ich sehe Tim an und lege meinen Kopf leicht schief.
„Nein, Josie Jensen, du heulst jetzt nicht“, sagt er streng und zieht mich in seine Arme. Ich kuschele mich an seine starke Brust.
„Ich bin unheimlich stolz auf dich“, flüstere ich ihm zu und er lächelt.
Wir gehen alle nach draußen und Lindas Eltern betrachten nun auch meines und Lindas Zeugnis.
„Sehr gut Ladies, hier und da noch ein wenig arbeiten und ihr habt es dann in drei Jahren auch geschafft.“ Karen, Lindas Mor, strahlt uns an.
Dann werden unzählige Fotos gemacht und endlich, als alle zufrieden sind, fahren wir zu uns.
Nico wartet schon bei uns auf seinen kleinen Bruden und gratuliert ihm und Mads.
Ich mache mich mit Linda auf den Weg, um Oli vom Kindergarten abzuholen und wir schwelgen in Erinnerungen. Es ist wirklich nicht zu glauben, dass Tim und Mads es tatsächlich geschafft haben.
Oli hat für Mads und Tim jeweils ein Bild gemalt, um zu zeigen wie stolz er auf die Beiden ist.
Als wir endlich wieder zu Hause sind, sind die Zwei sichtlich gerührt von dieser Geste.
Wir machen nicht ganz so lange, weil ja morgen mein großer Tag ist. Ich werde 17!
Wow 17! Ehrlich ich freue mich auf diesen Geburtstag und ich hoffe inständig, meine Eltern behandeln mich dann nicht mehr wie ein kleines Kind. Allerdings hatte ich diese Hoffnung auch schon bei meinem 16. Geburtstag…
Am Morgen werde ich von meiner ganzen Familie geweckt, sie kommen mit einem Kuchen in mein Zimmer und singen Happy Birthday…. So schief und so schön!
Dann bekomme ich eine ganze Menge Geschenke. Wir setzen uns auf mein Bett und essen alle ein Stück Kuchen. Das machen wir immer so und ich liebe dieses Picknick im Bett. Der Tag könnte nicht schöner anfangen.
Zum Mittag kommen meine Großeltern und nachdem wir alle satt und zufrieden sind, fahren Mads und ich an den Strand, um alles vorzubereiten.
Meine Eltern halten sich aus allem raus, Mads und ich haben ein Budget bekommen und sie vertrauen uns. Klar wissen sie, dass wir was trinken werden, aber sie kennen uns gut genug um zu wissen, dass wir es nicht übertreiben. Wir haben ihnen oft genug bewiesen, dass wir alt genug sind und ich bin ehrlich dankbar, solche Eltern zu haben. Wir haben gerade alles an Essen und Getränken an den Strand gebracht, als Emil und Linda als erste ankommen. Dann geht es Schlag auf Schlag…
Ich habe früh beschlossen nur meine engsten Freunde einzuladen und bin nun froh, denn mit 15 Leuten sind wir genug und es ist schön zusammen am Lagerfeuer zu sitzen und zu lauschen wie Lou auf ihrer Gitarre spielt. Sie spielt wirklich richtig gut und ich beneide sie ein wenig um ihr musikalisches Talent… an mir ist dieser Kelch komplett vorbeigegangen.
Ich bekomme so viele, so tolle Geschenke. Irgendwann im Laufe des Abends drückt mir Tim ein kleines Päckchen in die Hand und ich sehe ihn erstaunt an. Ich habe doch schon von allen Seebachs ein gemeinsames Geschenk bekommen.
Verwirrt sehe ich ihn an und er lächelt.
Ich öffne das Geschenk vorsichtig und halte eine silberne Kette mit einer rosa Perle mit roten Einschlüssen in den Händen. Ich sehe ihn sprachlos an.
„Wow, die ist wunderschön“, sage ich nach einer Weile.
Er nimmt sie mir aus der Hand und legt sie mir vorsichtig um.
„Du bist was ganz Besonderes, Jo und diese Kette zeigt das. Das ist die seltenste Perle der Welt…“ Er beugt sich zu mir „Ich gebe zu es ist eine Nachbildung, aber ich möchte, dass du weißt, dass du noch seltener bist als diese Perle. Jo, du bist einzigartig.“ Er haucht mir einen Kuss auf die Stirn und ich bekomme eine Gänsehaut.
Ich nehme ihn in den Arm und sehe ihn mit Tränen in den Augen an.
„Ich danke dir.“ Ich hauche ihm einen Kuss auf die Wange und wir gehen zu den anderen, die uns rufen.
Weit nach 3 Uhr morgens fangen wir an, die Sachen aufzuräumen und Mads spielt nun den Chauffeur, um die anderen sicher nach Hause zu bringen. Er hat extra nichts getrunken, weil man nachts hier nicht wirklich weg kommt. Als letztes verabschiede ich mich von Linda und Lou und die beiden stiegen zu Mads ins Auto. So sind nur noch Tim und ich übrig, weil er bei uns schlafen will.
„Wollen wir nicht laufen? Ich meine wenigstens bis zum großen Parkplatz? Dann kann uns Mads da in einer Stunde abholen, er muss ja noch quer durch die Stadt.“ Ich sehe zu Tim und er nickt.
Er ruft Mads an und dann gehen wir schweigend nebeneinander am Strand entlang. Unterm Arm habe ich die letzte Decke die noch am Strand lag, nichts deutet mehr auf unsere Party hin. Ich atme die kühle, salzige Luft ein und genieße den sternenklaren Himmel.
Vor nicht ganz einer Stunde habe ich mit Linda über ihr erstes Mal gesprochen, das sie nun doch noch mit Emil hatte und sie berichtete mir in allen Einzelheiten davon, immer wieder kicherte sie dabei und Lou pflichtete ihr bei.
Nun war ich die einzige Jungfrau in unserer kleinen Mädchenrunde. Komisch finde ich…
„Du, Tim?“ Ich sehe zu ihm und erkenne seine Gesichtszüge im Mondschein. Tim hat braune strubbelige Haare, wunderschöne braune Augen mit langen Wimpern, eine für einen Mann zierliche Nase und wunderbare volle Lippen… Moment, habe ich das gerade wirklich gedacht?
Ich schüttle unmerklich den Kopf.
„Na was, Jo?“ er sieht mich an und legt seinen Arm um meine Taille.
„Wie war dein erstes Mal?“ Ich bleibe stehen und merke wie er mich fixiert.
„Warum willst du das wissen?“ Er grinst und ich verfluche mich schon dafür, dass ihn gefragt haben.
„Ich bin die Einzige die noch…“ Ich fange an zu stottern, er nimmt mich in den Arm und lacht leise.
„Jo“, setzt er an und ich sehe ihn an. Ich hoffe, er kann in meinem Gesicht sehen, dass ich es nicht lustig finde.
„Nein ehrlich, Tim. Wie war es?“ Ich entwinde mich seiner Umarmung und sehe ihn ernst an.
„Es war schön, aber leider habe ich sie nicht geliebt. Das Wichtigste ist, dass du den Menschen liebst mit dem du dieses einmalige Erlebnis teilst.“ Er sieht mich ernst an.
Ich überlege einen Moment, dann setze ich alles auf eine Karte.
„Würdest du mit mir schlafen?“ Ich sehe zu Boden und merke wie er langsam Luft holt.
„Jo, wie meinst du das?“ will er nun wissen und zwingt mich ihn anzusehen.
„Bitte, schlaf mit mir. Ich möchte nicht mit irgendjemand schlafen und es später bereuen, weil ich ihn nicht liebe. Du weißt, ich liebe dich.“ Ich nehme seine Hand.
„Jo, du liebst mich wie deinen Bruder.“ Er drückt sanft meine Hand und will weiter gehen.
„Ja, Tim, aber ich liebe dich und ich vertraue dir! …“ Ich ziehe ihn zu mir. „Bitte Tim!“ Ich flehe ihn an und seine Augen weiten sich.
„Jo, ich kann das nicht.“ Seine Stimme ist brüchig und ich weiß, dass er mit sich kämpft.
„Bitte, Tim“, sage ich erneut und lasse die Decke fallen „Ich verspreche dir, ich sage niemandem etwas davon. Es bleibt unser Geheimnis.“
Ich habe keine Ahnung, warum ich das gerade mache, aber es fühlt sich richtig an. Ich liebe ihn wirklich und er liebt mich, egal auf welche Art und Weise.
„Jo, ich weiß nicht.“ Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und sieht mich an, dann nickt er ganz leicht und ich atme erleichtert aus.
Ich breite die Decke aus und wir legen uns hin.
„Jetzt? Hier?“ er sieht mich erstaunt an und nun nicke ich.
Ich ziehe langsam mein Kleid aus und er sieht mich immer noch leicht verunsichert an. Dann stehe ich nur noch in meinem Bikini vor ihm, ich öffne langsam mein Bikinioberteil und nun scheint er alle seine Bedenken über Board zu werfen. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich sanft. Seine Lippen fühlen sich kühl auf meinen an und ich genieße diesen Moment. Seine Zunge fordert meine heraus und ich nehme die Herausforderung an, so weit kenne ich das Spiel schon.
Er streichelt sanft meine Brüste, meine Brustwarzen richten sich auf und ich stöhne leicht auf.
„Wenn ich irgendetwas mache, was dir nicht gefällt, dann sagst du es mir“, haucht er mir ins Ohr und ich nicke.
Er beugt sich runter und küsst sanft meine Brüste. Es fühlt sich so schön an und ich wuschle ihm durch die Haare.
„Was soll ich tun?“ wispere ich und er kommt hoch und küsst mich.
„Nichts Kleines, lass dich einfach fallen“, sagt er leise und öffnete die beiden Seiten meiner Bikinihose. Langsam gleitet seine Hand zu meiner Körpermitte und ich stöhne erneut auf. Das ist Neuland für mich und ich zittere leicht. Er verwöhnt mich einen Augenblick und ich stöhne auf, diese Gefühle sind völlig neu für mich. Dann dringt er vorsichtig mit einem Finger in mich ein und ich stöhne erneut auf.
„Alles okay?“ fragt er besorgt und ich bringe ein Nicken zustande.
Er küsst weiterhin meine Brüste und knabbert leicht an meinen Brustwarzen. Dann kommt er leicht hoch und zieht sich sein Shirt über den Kopf und seine Shorts aus. Das erste Mal in meinem Leben sehe ich einen erigierten Penis und bin leicht eingeschüchtert. Er nimmt meine Hand und führt sie an sein Glied.
„Sanft umschließen“, haucht er mir ins Ohr und ich gehorche ihm. Sein Glied pulsiert in meiner Hand und seine Hand legt sich ebenfalls darum und bewegt meine leicht auf und ab. Ich beuge mich zu ihm und küsse nun ebenfalls seine Brust. Nun stöhnt er wohlig auf und ich freue mich, dass ich es anscheinend richtig mache. Dann dreht er mich auf den Rücken, er holt ein Kondom aus seiner Hosentasche und zeigt mir, wie er es sich überstreift, dann legt er sich auf mich.
„Pass auf Kleines, das kann einen ganz kleinen Moment wehtun“, haucht er mir ins Ohr und wieder nicke ich. Dann dringt er langsam in mich ein und ich schließe meine Augen. Es stimmt, es tut weh und ich halte die Luft an.
„Alles okay?“ fragt er besorgt und ich sehe ihn an.
Dann fängt er langsam an sich in mir zu bewegen und der Schmerz wird durch ein neues mir unbekanntes Gefühl ersetzt. Es ist toll und ich entspanne mich und passe mich seinem Rhythmus an. Mein Becken bewegt sich wie von allein ihm entgegen und ich stöhne laut.
Das ist gut, das ist toll!
Er sieht mich an und kommt hoch, um sich auf den Rücken zu legen. Ich setze mich auf ihn und spüre ihn nun viel tiefer in mir. Wieder bleibt mir einen Moment die Luft weg und ich setze mich aufrecht hin und er legt seine Hände auf meine Brüste um sie zu massieren.
Ich beuge mich zu ihm und küsse ihn innig. Ich wünsche mir, dieser Moment würde nie enden.

Ich zusammen mit ihm…

Etwas, was mir vor einer Stunde noch unwirklich erschien, nimmt in meinem Kopf immer mehr Gestalt an…
Ich habe mich Hals über Kopf in ihn verliebt.
Nicht gerade eben, schon vor so langer Zeit, aber nie hätte ich unsere Freundschaft auf Spiel gesetzt.
„Ich liebe dich!“ stöhne ich leise.
„Ich dich auch, Kleines!“ Nun stöhnt er auf und ich beginne mich immer schneller und schneller zu bewegen. Der Wind lässt meine langen Haare um meinen Kopf fliegen. Er kommt hoch umarmt mich und ich habe den ersten Orgasmus meines Lebens zusammen mit ihm.
Ich sinke auf seine Brust und versuche meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
„Danke“, sage ich kaum hörbar.
Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich.
„Ich danke dir“, sagt er ebenso leise.
Wir liegen noch eine Weile so da, ehe wir uns besinnen und anfangen, uns anzuziehen. Ich fühle mich, als würde ich auf Wolken schweben.
Gemeinsam gehen wir weiter und Tim nimmt meine Hand.
„Unser Geheimnis.“ flüstert er und ich nicke.
„Unser Geheimnis.“ Ich sehe zu ihm und küsse ihn ein letztes Mal. Ein sanfter Kuss und ich schließe die Augen. Wenn dieser Moment hier alles ist, was ich jemals von ihm bekommen werde, dann hat es sich gelohnt.
Als wir am Parkplatz ankommen, wartet Mads schon und wir fahren nach Hause. Er bemerkt nicht die Veränderung an mir, obwohl ich der Meinung bin, ich glühe immer noch und man muss mir ansehen, was passiert ist.
Als wir zu Hause ankommen, verkriechen wir uns alle in unsere Betten, aber an Schlaf ist bei mir nicht zu denken. Meine Gedanken kreisen um die heutige Nacht und um meines und Tims Geheimnis.
Meine Nacht wird dementsprechend kurz und als die Seebergs gegen Mittag auf der Matte stehen, sehe ich noch ziemlich erschöpft aus.
Wir wollen heute alle zusammen einen schönen Nachmittag verbringen, denn morgen müssen Tim und Mads los.
Ich genieße den Tag in vollen Zügen und wir haben wirklich schon lange nicht mehr so einen Spaß gehabt.
Dann ist plötzlich der Montagmorgen da, schnell und unbarmherzig… es fließen Tränen als wir sie zum Bus bringen und ich kann es kaum ertragen, sie gehen zu sehen.
Linda und ich können es nur schwer aushalten, unsere Brüder nicht mehr um uns zu haben. Mein ganzes Leben waren Mads und Tim immer um mich und ich weiß nicht, wie es ohne sie wird. Lars versucht verzweifelt uns zu trösten, aber auch ihm fällt es schwer, dass seine beiden besten Freunde weg ziehen und er hier in Kopenhagen bleibt. Er hat eine Lehrstelle als Tischler bekommen und freut sich darauf seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Aber so ganz ohne Mads und Tim?
Noch können wir uns das alle nicht vorstellen…

 

2002

 

„Juhu endlich geschafft!“ ich falle Linda glücklich um den Hals, endlich haben auch wir unsere Studentenexamen in den Händen und ich falle nun Mads um den Hals. Er und Tim sind extra gekommen und sehen in ihren Uniformen verboten gut aus.
Mein Bruder hat es in nur drei Jahren zu Major Mads Jensen geschafft und Tim ist nun Kaptajn Tim Seeberg. Die beiden sehen wirklich gut aus und machen das, was sie machen richtig gut. Ich weiß noch wie wir vor knapp drei Monaten in Karup waren als Mads und Tim ihre Abzeichen bekommen haben. Wow, so viele gut aussehende Männer in ihren Uniformen. Ich und Linda fühlten uns, wie im Paradies! Unsere Eltern sind fast geplatzt vor Stolz. Mads und Tim haben sich für 10 Jahre verpflichten lassen und sind am überlegen, ob sie Berufskampfpiloten werden. Ich habe ein wenig Angst um sie, aber Mads erzählt und versichert mir immer und immer wieder, dass alles gut ist.
Ich glaube ihm! Er ist mein großer Bruder!
Immer wenn ich ein Flugzeug am Himmel sehe, stelle ich mir gerne vor, dass Mads drin sitzt und mir zuzwinkert. Ich weiß, das ist albern… Aber so ist er wenigstens ab und zu bei mir auch wenn er 200 km weit weg ist.
Oli ist stolz wie Oskar wenn er Mads in seiner F16 fliegen sieht, sein Berufswunsch steht fest... Er will Pilot der Luftwaffe werden wie sein großer Bruder. Er ist jetzt 7 und ein ausgezeichneter Schüler und ich bin sicher, wenn er sein Ziel weiter so verfolgt, dann kann er es schaffen. Er ist so fleißig und ausdauernd, ich staune wirklich darüber… So waren ich und Mads leider nie.
Tja nun haben Linda und ich es tatsächlich auch geschafft… Juhu! Und alle sind da. Wir fahren wieder zu meinen Eltern und grillen alle zusammen. Es ist so schön und ich kann es nicht fassen…
Nachdem wir alle ein wenig zu Ruhe gekommen sind, setze ich mich neben Tim auf die Hollywoodschaukel.
Wir haben uns in den letzten drei Jahren nicht sooft gesehen, wie wir es gewollt haben.
Klar, wir waren ein paar Mal alle zusammen weg, nachdem Linda und ich 18 geworden waren und sie versuchen wirklich oft zu kommen, aber sie haben Regeln und Dienste an die sie sich halten müssen. Das heißt im Klartext, sie kommen alle 8 Wochen für ein Wochenende. Aber das ist in Ordnung. Wir haben uns darauf eingestellt.
Ich vermisse die beiden immer noch schrecklich, aber Linda, Lou, Lars und ich unternehmen viel gemeinsam. Wir haben uns damit abgefunden, dass die beiden so weit weg sind.
Ich sehe zu Tim… wir beide haben seit der Nacht nach meinem 17. Geburtstag nie wieder alleine miteinander geredet. Ich weiß nicht, vielleicht wollten wir es nicht oder es hat sich einfach nicht ergeben.
Ich habe in der Zwischenzeit mehrere kurze Beziehungen gehabt, aber immer wieder habe ich mich dabei ertappt wie ich anfing, die Jungs mit Tim zu vergleichen. Und ich muss ja wohl nicht erwähnen, dass sie den Kürzeren gezogen haben.
Irgendwo tief in meinem Herzen liebe ich ihn und das nicht nur wie einen Bruder, aber ich möchte nicht darüber nachdenken. Im Moment bin ich eher damit beschäftigt, mein Leben zu genießen. Im Herbst fange ich an der Erasmus mein Medizinstudium an und Linda beginnt ihr Marketingstudium an einer Privatuniversität. Tja, wir werden alle erwachsen.
„Wie geht es dir?“ Ich sehe zu ihm und er grinst mich an.
Seine braunen Augen leuchten und ich lege meinen Kopf schief. Mein Herz schlägt bis zum Hals.
„Gut und dir?“ Er schubst mich leicht.
„Ich habe meine Studienzulassung bekommen“, sage ich stolz und er lächelt.
„Ich habe es schon gehört. Das ist toll, Jo.“ Er sieht mich an und ich schlucke.
„Was machst du heute Abend noch?“ Er sieht mich fragend an.
„Nichts weiter. Warum fragst du?“ Ich lege erneut meinen Kopf schief und er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich trage meine Haare jetzt auf Kinnlänge mit einem langen Pony und er betrachtet mich einen Augenblick.
„Hast du Lust noch mit an den Strand zu kommen und dann fahren wir noch ein wenig in die Stadt?“ Er legt seine Hand auf meine Wange und mein Atem beschleunigt sich.
„Wer sind ‚wir’?“ frage ich leise.
„Mads, Linda, Lou und Lars wollen mit.“ Er grinst leicht und ich atme aus.
Was hatte ich erwartet?
Ein Date?
„Klar“, sage ich und stehe langsam auf. „Dann mache ich mich mal fertig.“
Ich gehe in mein Zimmer, schließe die Tür hinter mir und atme tief durch. Herrgott Josie Jensen, reiß dich zusammen. Du bist 19 und keine 12, ermahne ich mich selbst und ziehe meinen neuen weißen Bikini an. Ich drehe mich vor dem Spiegel um die eigene Achse.
Ob er ihm gefällt?
Wieso denke ich darüber nach, ob mein Bikini ihm gefällt?
Meine Brust hat mir den Gefallen getan und hat sich noch zu einem guten D Körbchen entwickelt und auch Größenmäßig kann ich ein Wachstum von 5 cm verzeichnen.
Ich angle mir ein kurzes, enges weißes Strandkleid aus dem Schrank und ziehe es über. Das Kleid lässt mich schön braun aussehen und ich ziehe meine FlipFlops dazu an. Ich nehme mir eine Tasche und packe meine Riemchensandalen und eine Strickjacke ein, so kann ich es auch heute Abend im Club anziehen.
Ich setze meine Sonnenbrille auf und packe mein Schminktäschchen, nachdem ich Wimperntusche, Lipgloss und Rouge aufgetragen habe, ebenfalls ein.
Ich komme die Treppe runter und Mads wartet schon auf mich. Er hat sich mittlerweile umgezogen und er sieht so verdammt erwachsen aus. Er trägt seine Haare jetzt kürzer und seine grünen Augen haben zwar ein wenig von seinem Lausbubencharme eingebüsst, aber das macht ihn umso interessanter.
„Wow, Jo.“ Er nimmt mich in den Arm „Du siehst zauberhaft aus.“ Er grinst mich an und ich merke wie ich rot werde.
„Mads“, sage ich lang gezogen und er gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Komm wir fahren zu Linda und Tim. Die beiden machen sich auch nur kurz fertig.“ Er zieht mich hinter sich her und Oli kommt uns entgegen.
„Nehmt ihr mich mit?“ Er sieht uns mit großen grünen Augen an. Er sieht aus wie eine Minikopie von Mads. Unsere Männer sind alle blond und haben die grünen Augen meiner Mor. Ich dagegen falle schon ziemlich aus dem Raster mit meinen brauen Haaren und den blauen Augen. Aber wie er mich jetzt anschaut… Oh Mann, Kleiner!
„Heut nicht Krümel, aber morgen gehen wir zusammen an den Strand. Versprochen!“ Ich halte ihm meine Hand hin und er schlägt ein.
„Ganz fest versprochen?“ Er sieht mich ein wenig skeptisch an.
„Hey Krümel…“ Ich nehme ihn in den Arm, „Indianerehrewort“, flüstere ich ihm ins Ohr und er hüpft zufrieden die Treppe rauf.
„Mads?“ Mein Far kommt von der Terrasse und wir bleiben stehen. „Wolltest du uns nicht noch was sagen?“
„Das mache ich morgen, okay?“ Er sieht zu ihm und mein Far nickt.
Im Auto ist Mads ein wenig abwesend, aber ich weiß, dass es nichts bringt, ihn dazu zu drängen, mir etwas zu sagen, wenn er noch nicht bereit ist. Er wird es mir schon sagen…
Wir fahren zu Linda und Tim und beide warten schon. Wir beschließen, mit zwei Autos zu fahren und ich und Tim holen Lars ab, während Mads und Linda Lou einsammeln.
Der Nachmittag und der Abend sind wirklich schön. Wir spielen Volleyball und toben uns richtig aus. Es tut gut mal den Kopf frei zu bekommen. Die letzten Wochen waren von Prüfungen und Lernstress geprägt, da kommt so ein Abend genau richtig.
Dann ziehen wir uns um und staunen nicht schlecht. Irgendwie hatten wir Mädels alle den gleichen Gedanken und die Jungs bestaunen uns von allen Seiten.
„Los kommt. Wenn wir ins Blue wollen, dann müssen wir los.“ Mads deutet auf seine Uhr. Es ist schon kurz nach 23 Uhr und er hat Recht, wir müssen langsam los. Wir haben noch 30 Minuten mit dem Auto vor uns.
„Alles klar. Wer fährt wo mit?“ Lou sieht zu ihm und steigt sogleich in sein Auto dicht gefolgt von Lars und Linda.
„Tja du musst wohl mit mir Vorlieb nehmen.“ Ich sehe zu Tim und er hält mir die Tür auf.
„Gerne.“ Er grinst mich an und ich lächle.
„Fahr ja vorsichtig!“ warnt ihn Mads und fährt mit quietschenden Reifen los.
Tolles Vorbild, Mads!
Tim lässt sich neben mir auf den Fahrersitz fallen und ich sehe ihn an. Ich denke eine Sekunde nach und studiere sein Gesicht. Dann beuge ich mich zu ihm und küsse ihn sanft. Seine Arme umschlingen mich und ich drücke auf den Knopf seitlich an seinem Sitz, seine Lehne geht nach ganz hinten und er grinst mich leicht an.
„Woher?“ Er zieht fragend eine Augenbraue hoch und ich lächle.
„Ich habe das gleiche Auto, wenn du dich erinnerst und ich habe schon das eine oder andere Mal darin geschlafen.“ Ich zwinkere ihm zu, bringe meinen Sitz ebenfalls in die Liegeposition und beuge mich wieder zu ihm und küsse ihn. Es fühlt sich vertraut und doch neu an.
„Jo“, stöhnt er auf, als ich seinen Reißverschluss öffne.
„Tim ich will dich! Ich will dich jetzt und hier“, hauche ich ihm ins Ohr und knabbere leicht daran.
Ich schaffe es, seine Hose auf zu bekomme und ziehe sie zusammen mit seinen Shorts runter. Ich nehme sein Glied in die Hand und beginne ihn leicht zu massieren, dann rutsche ich ein Stück runter und nehme vorsichtig seine Eichel in den Mund. Er stöhnt auf und ich umschließe sein Glied nun ganz mit dem Mund und bewege mich langsam auf und ab. Ich hole ein Kondom aus meiner Tasche und streife es ihm geschickt über.
„Gott, Kleine“, stöhnt er und ich komme wieder hoch, ich öffne selbst die beiden kleinen Schleifen meines Bikinihöschens und klettere auf ihn. Erstaunt sieht er mich an.
„Ich habe dazu gelernt“, sage ich leise und er nickt zustimmend.
„Das merke ich.“ Seine Stimme klingt atemlos und rau und ich beuge mich nach vorn.
Er öffnet meinen Bikini und mein Kleid im Nacken und meine Büste springen im quasi entgegen. Sofort beginnt er an meinen Brustwarzen zu knabbern und ich stöhne auf. Er weiß wie er eine Frau anturnen kann. Ich führe seinen Penis an meine Vagina und lasse mich mit einen Stöhnen fallen. Oh das ist so gut. Alle anderen Männer und es waren zwei an der Zahl, haben nie mit ihm mithalten können…
Wenn bei deinem ersten Mal die Latte so hoch gelegt wird, dann ist es schwer da heran zu kommen.
Ich genieße es mit ihm zu schlafen und ich bewege mich langsam rhythmisch auf ihm. Er sieht mich an und ich lächle leicht, in seinem Gesichtsausdruck liegt so viel und ich küsse ihn.
„Jo, du hast mir gefehlt“, stöhnt er leicht auf und ich nicke verhalten.
„Du mir auch“, flüstere ich fast.
Ich bewege mich schneller und schneller und komme schließlich mit einem erleichterten Schrei zum Höhepunkt. Gott, Sterne tanzen vor meinen Augen und mir ist ganz schwindelig. Also ehrlich so etwas habe ich bisher noch nicht erlebt. Tim hält mich an der Hüfte fest und lässt mich einen kleinen Moment durchatmen, dann gibt er einen neuen Rhythmus vor, hart und ungestüm und ich erreiche einen weiteren Höhepunkt.
Was macht er nur mit mir?
Ich bin froh, dass er nun auch kommt und lasse mich auf ihn sinken.
„Gott Kleine, woher kannst du so etwas?“ Er grinst mich verschmitzt an.
„Wie ich schon sagte, ich habe dazu gelernt.“ Ich zwinkere ihm zu.
„Kleine?“ Seine Stimme ist ganz leise und ich merke wie er mit sich kämpft mir etwas zu sagen. Ich habe keine Ahnung was jetzt kommt, aber ich bekomme ein wenig Angst. Er wirkt unsicher und ich habe Angst, dass ich mir alles nur einbilde… Das darf nicht sein!
Doch er sagt gar nichts. Wir steigen beide aus, ziehen uns wieder an und er nimmt mich fest in den Arm.
„Kleine?“ flüstert er mir erneut ins Ohr und ich sehe ihn an.
„Wir haben unseren Einsatzbefehl bekommen. Mads und ich müssen in einer Woche in den Irak.“ Er hält mich fest und ich sehe ihn schockiert an.
Klar haben auch wir die Anschläge auf das World Trade Center im September letzten Jahres mitbekommen, aber es erschien mir so weit weg und jetzt sollen mein Bruder und der Mann den ich wahrscheinlich liebe in einen Krieg?
„Ich habe Angst.“ Ich sehe ihn an und merke wie mir Tränen in die Augen steigen.
„Brauchst du nicht!“ Tim küsst mich sanft. „Wir kommen wieder und wenn ich wieder da bin und wir beide meinen, dass unsere Beziehung es wert ist ein Risiko einzugehen, dann Kleine, legen wir die Karten auf den Tisch. Okay?“ Er sieht mich an und ich nicke benommen.
„Wie lange müsst ihr weg?“ Ich streichle ihm über die Wange.
„Keine Ahnung. Der Einsatzbefehl sieht fürs Erste ein halbes Jahr vor.“ Er streicht mit seinem Daumen über meine Wange und ich schmiege mich an seine Hand.
Er zieht mich zu sich und küsst mich innig. Ja, ich bin bereit dieses Risiko einzugehen. Ich liebe ihn, nicht nur wahrscheinlich sondern ganz sicher!
Und er zieht in den Krieg!
In einen Krieg mit dem wir hier eigentlich gar nichts zu tun haben.
„Tim ich liebe dich!“ Ich sehe ihm in die Augen und er beginnt zu strahlen.
„Ich dich auch, Kleines!“ Er küsst mich innig und wir steigen in sein Auto.
Als wir am Club ankommen, stellt keiner Fragen und ich bin dankbar dafür. Ich betrinke mich das erste Mal seit langer Zeit und bereue es schon auf dem Weg nach Hause. Mein Magen dreht sich und ich will so gerne meine Augen schließen, aber dann geht das Karussell von vorne los.
Auch Mads hat ziemlich einen sitzen und ich bin froh, dass Tim einen klaren Kopf hat und uns in unsere Betten verfrachtet. Tim hält mich fest bis ich eingeschlafen bin.
Der nächste Morgen kommt hart, unerbittlich und viel zu schnell. Ich quäle mich, nachdem ich feststellen muss, dass Tim nicht mehr in meinem Bett ist. Und als Mads seinen Einsatzbefehl am Frühstückstisch bekannt gibt, ist der letzte Rest der guten Stimmung dahin. Tim weiß nicht, was er sagen soll, denn das alles steht ihm bei seiner Familie auch noch bevor. Meine Mor weint und mein Far versucht ihn abzuhalten zu gehen.
„Far, ich habe mich verpflichtet für mein Land zu kämpfen.“ Mads klingt fast trotzig und ich sehe zu Tim der mich besorgt anschaut.
„Das ist nicht unser Krieg.“ Meine Mor sieht ihn verzweifelt an.
„Nicht direkt, aber in eurem Innersten wisst ihr, dass ich es tun muss…“ er sieht zu Tim „… Das wir es tun müssen.“
Ich gehe am Nachmittag wie versprochen mit Oli an den Strand und Linda gesellt sich zu uns. Sie sieht nicht ein Stück besser aus als ich und wir versuchen uns Mut zu machen.
„Ich kann es nicht glauben…“ Linda sieht mich traurig an „Sie gehen wirklich, oder?“ Ihre Stimme klingt verzweifelt und ich kann nur nicken.
Ja, sie gehen…
„Linda es gibt etwas was ich dir sagen muss.“ Ich sehe zu Oliver der eine Sandburg baut und streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Was, Jo?“ Sie nimmt meine Hand und ich sehe sie an.
„Ich liebe Tim“, sage ich leise und sie hält meinem Blick stand, ein kleines lächeln huscht über ihr Gesicht.
„Das weiß ich, Jo. Das weiß ich schon lange.“ Sie drückt kurz meine Hand.
„Aber…“ setze ich an.
„Nein Jo, du musst mir nichts erklären. Ich weiß es schon lange und ich freue mich für euch.“ Sie zieht mich in ihre Arme.
„Es ist komisch…“ Ich versuche nicht zu weinen, doch ich könnte den ganzen Tag weinen.
Ich will einfach nicht, dass er geht!
„Nein Jo, das ist nicht komisch, es ist schön.“ Linda zieht mich in ihre Arme und schaut zur Uhr. „Wir müssen los. Die Beiden müssen in zwei Stunden am Flughafen sein.“
Ich rufe Oliver zu mir und wir fahren nach Hause. Ich setze Linda bei ihren Eltern ab und beobachte wie Mads seine Sachen zusammen packt. Er zieht sich seine Uniform an. Ich realisiere ganz plötzlich das er wirklich geht… ich springe auf und nehme ihn in den Arm.
„Geh nicht!“ Es ist mehr ein Wimmern als eine Bitte.
„Jo.“ Er zwingt mich ihn anzusehen. „Ich bin bald wieder da. Versprochen.“ Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und wir gehen runter zu unseren Eltern.
Meine Grosseltern sind gekommen und passen auf Oli auf während wir Mads zum Flughafen bringen. Oli klammert sich an Mads Bein und fängt fürchterlich an zu weinen. Er hat keine Ahnung worum es hier wirklich geht, aber er will seinen großen Bruder nicht loslassen.
„Hey Krümel…“ Mads beugt sich runter und reicht ihm seine Kette, die er von meinen Eltern zu seinem 18. Geburtstag bekommen hat. Glaube, Liebe & Hoffnung. Drei ganz einfache Anhänger an einer silbernen Kette. „… „Meinst du, du kannst auf sie aufpassen bis ich wieder komme?“ Er streicht ihm über den Kopf und Oli nickt leicht.
„Du kommst wieder, ja?!“ Er sieht ihn mit großen Augen an.
„Aber sicher!“ Er drückt ihn und wir steigen alle ins Auto. Am Flughafen treffen wir auf Tim, Linda und ihre Eltern.
Eine ganze Weile stehe ich schweigend neben meinem Far und er hat seinen Arm um meine Taille gelegt, dann wird der Flug von Mads und Tim aufgerufen. Erst jetzt nehme ich die ganzen anderen Familien wahr, die sich von ihren Söhnen, Männern oder Vätern verabschieden.
Ich sehe zu meinem Far und er nickt mir aufmunternd zu.
„In ein paar Monaten ist er wieder hier“, flüstert er mir ins Ohr.
„Bye, Jo!“ Mads nimmt mich in den Arm und so sehr ich mich auch bemühe, ich kann meine Tränen nicht zurück halten.
„Bye, Mads, ich hab dich lieb!“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und er nickt leicht.
„Du weißt wie sehr ich dich lieb habe.“ Er zwinkert mir zu und ich grinse leicht.
„Bis zum Mars und zurück“, lächle ich.
„Genau, bis zum Mond kann jeder.“ Er gibt sein Ticket ab und tritt durch die Sicherheitsschleuse.
Tim winkt mir zu und tritt ebenfalls hindurch.
Mein Far drückt mich fest an sich, plötzlich mache ich mich von ihm los und laufe Mads und Tim hinterher.
Ich muss es ihm jetzt sagen!
Jetzt sofort!
Ich muss zu ihm!
„Du kannst hier nicht durch.“ Ein Sicherheitsbeamter versucht mich fest zu halten, aber ich schaffe es mich aus seinem Griff zu befreien. Mads und Tim drehen sich um und Tim beginnt zu lächeln. Ich laufe zu ihm und werfe mich in seine Arme.
„Ich liebe dich!“ flüstere ich und küsse ihn.
„Ich liebe dich auch, Kleine!“ Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und versucht meinen Tränen Einhalt zu gebieten.

Vergeblich, aber der Versuch ist nett.
„Ha, ich habe es gewusst.“ Mads grinst uns an.
„Kleine, ich muss jetzt.“ Tim nimmt meine Hände in seine und sieht mir in die Augen „Ich komme zurück. Ich verspreche es dir.“ Er küsst mich ein letztes Mal innig und geht dann zu den anderen, die ihm zujubeln. Er verbeugt sich und dreht sich dann zu mir um.
„Ich liebe dich, Josie Sophie Jensen!“ ruft er und lächelt mich an.
Ich schicke ihm einen Handkuss „Ich liebe dich auch Tim Christian Seeberg!“ rufe ich mit tränenerstickter Stimme.
Dann packen mich ziemlich unsanft zwei riesige Hände und führen mich bestimmt zurück zu meiner Familie.
„Mann, Mann, Mann.“ Mein Far lächelt mich an.
„Was?“ schniefe ich.
„Das war so klar.“ Er zieht mich in seine Arme und küsst meine Stirn.

 

2004


Aus dem halben Jahr Einsatz sind mittlerweile schon fast 2 Jahre geworden, genauer gesagt 20 Monate und ein Ende ist nicht in Sicht. Ich vermisse ihn so schrecklich und bin für jeden Brief, der mich erreicht unendlich dankbar.
Ja, mit einem Freund bei der Armee in einem Kriegsgebiet fängt man wieder an ganz traditionell Briefe zu schreiben. Ganz altmodisch mit Papier und Stift.
Ich komme mit meinem Studium sehr gut voran. Ich wohne zusammen mit Lou in einer WG in Uninähe und wir beide ergänzen uns wirklich prima…
Chaos trifft auf Überchaos…
Aber wir kommen klar. Unsere Wohnung ist nicht halb so chaotisch wie man es jetzt vermuten würde.
Linda geht bei uns ein und aus, wie sollte es auch anders sein? Sie ist seit ein paar Monaten mit einem netten jungen Mann zusammen, Chris, eigentlich Christian, und er spielt sich zu gern als unser großer Beschützer auf.
Goldig wie kleine Jungs denken, sie sind soooo groß…
Oli hatte letzte Woche seinen 9. Geburtstag und als ich seinen Wunschzettel las, wurde mir ganz warm ums Herz. Ganz oben steht wie immer: Ich wünsche mir, dass mein Bruder nach Hause kommt.
Er ist zu jedem Geburtstag, zu Weihnachten und allen anderen Feiertagen todtraurig, wenn sein Wunsch mal wieder nicht in Erfüllung geht.
Wir vermissen ihn alle… wir haben gelernt damit umzugehen, aber an manchen Tages ist es okay und an anderen nicht.
Wir haben jetzt noch knapp eine Woche bis Weihnachten und ich sehe aus dem Fenster und muss mit Freude feststellen, dass es schneit!
Es schneit wirklich!
Sollen wir wirklich mal eine weiße Weihnacht haben? Das wäre so schön für Oli! Er liebt Schnee!
„Na Jo. Hast du es jetzt? Wir müssen los!“ Lou umarmt mich von hinten und sieht ebenfalls hinaus.
„Mann, es schneit!“ jubelt sie und ich grinse sie an.
„Wahnsinn“, stimme ich ihr zu.
„Na komm, dann haben wir wenigstens eine kleine Chance, dass die Stadt nicht zum Erbrechen voll ist.“ Sie zwinkert mir zu und ich lache.
Das glaubt sie doch wohl selber nicht!
Wir laufen zu Fuß in die Stadt und es ist wirklich unglaublich, was hier los ist. Ich glaube fast alle haben mit den Weihnachtseinkäufen bis zur letzten Minute gewartet.
Als Erstes machen wir uns auf die Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für Oli und ich werde ziemlich schnell fündig. Ich kaufe ihm ein großes Flugzeug von Lego Techniks. Er wird es lieben, er liebt alles was mit Flugzeugen zu tun hat. Ich lasse es mir gleich einpacken und dann suchen Lou und ich noch weitere Geschenke für unsere Familien. Mann, das ist echt ätzend sich durch die Menschenmengen zu arbeiten und nirgendwo richtig ran zu kommen. Ich mag das nicht…
An Heilig Abend kommen Linda und ihre Eltern zu uns, wir machen dass jetzt schon solange die Jungs weg sind und Karen und Jon sind zu meinen Pflegeeltern geworden. Wenn meine Eltern mal keine Zeit haben, dann weiß ich, kann ich jederzeit zu ihnen kommen. Ich bin ja auch quasi ihre Schwiegertochter, wie sie immer wieder gerne betonen.
Als wir wieder bei uns ankommen, sind wir so voll bepackt, dass ich mit meinen Tüten quasi in den Flur falle. Lou grinst mich an und klettert über mich, um ihre Sachen im Wohnzimmer abzustellen.
Als ich mich aufrapple, fällt mein Blick auf einen Brief der im Flur liegt und mein Herz macht einen Satz. Ich erkenne Tims Handschrift und hebe ihn auf.
„Na von Tim?“ Lou lächelt und ich nicke selig.
„Dann lies du mal fein deinen Liebesbrief. Ich mache uns einen Glühwein!“ Sie nimmt mir meine Jacke ab, hängt sie zusammen mit ihrer auf und geht in die Küche. Ich öffne vorsichtig den Brief und entfalte ihn, wie immer eine Seite.

Kaptajn Timo Seeberg
Kampfpilotengeschwader DK I
Alpha Einheit/Stützpunkt 643
02.11.2004

Hallo meine Kleine!
Ich vermisse dich so sehr! Ist es bei euch kalt? Mads und ich ersticken hier fast, es ist unerträglich heiß und wir versuchen uns so gut es geht im Schatten aufzuhalten. Wir sind vor zwei Wochen in Karbala eingerückt und laufen täglich Patroullien. Es ist hier ruhiger als in Bagdad, aber ich freue mich so sehr, dich irgendwann wieder in meine Arme schließen zu können. Du bist mein erster Gedanke jeden Morgen und mein letzter jeden Abend. Dein Foto ist immer bei mir und ich kann es nicht fassen, eine so schöne Freundin zu haben. Ich liebe dich so sehr, meine Kleine! So, Mads ruft mich, wir müssen wieder los. Das heißt wieder die komplette Ausrüstung anziehen. Oh Mann, ich schwitze schon beim Gedanken daran!
Ich küsse Dich!
In ewiger Liebe
Tim

Ich drücke den Brief an mich und seufze. Ich vermisse ihn so schrecklich, denn eigentlich haben wir, obwohl wir schon fast 2 Jahre zusammen sind noch nie die Möglichkeit gehabt wie ein ganz normales Paar mal Essen zu gehen oder ins Kino, oder in einen Club. Meine Mor und mein Far sind froh, dass ich glücklich bin, obwohl sie sich das für ihre Tochter anders vorgestellt haben.
„Na, wie geht es ihm?“ Lou reicht mir einen Glühwein und setzt sich zu mir.
„Es ist heiß, aber sie sind endlich aus Bagdad raus.“ Ich atme tief durch und puste in meinen Glühwein.
„Das ist gut“, stimmt mir Lou zu.
Einen Moment lang schweigen wir Beide und sie beobachtet mich.
„Ist das nicht unheimlich schwer für dich?“ Sie sieht mich besorgt an.
„Manchmal schon, du weißt wie oft ich mir wünschte, er wäre hier…“ Ich sehe sie an und sie nickt „… Aber ganz ehrlich Lou, ich habe noch nie einen Menschen so geliebt, wie ihn. Ich glaube ich liebe ihn schon mein ganzes Leben.“
Sie lächelt und nimmt meine Hand.
„Er ist bald wieder da“, sagt sie sicher und ich lächle nun ebenfalls.
„Ja“, sage ich nur.
Wir trinken beide unseren Glühwein aus und dann machen wir uns ans Geschenke einpacken.
Herrlich chaotisch, wie immer! Geschenkpapier und Bänder liegen überall verstreut und Lou und ich sitzen mitten im Chaos. Ich liebe es…
Ich habe natürlich auch ein Geschenk für Tim gekauft. Ein kleines Medallion mit einem Bild von mir an einer silbernen Kette. Ich packe es in eine kleine Schatulle und lege meinen Brief für ihn dazu. Nochmals überfliege ich die Zeilen.


Mein liebster Tim!
Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr du mir fehlst. Auch du bist mein erster Gedanke am Morgen und mein letzter am Abend… Ich liebe Dich so sehr!
Ich komme mit meinen Vorlesungen gut voran, bisher bin ich absolut im Zeitplan. Es macht echt Spaß auch wenn ich Latein verfluche, aber dafür hatte ich ja schon in der Schule nichts übrig.
Passt bitte auf euch auf und kommt gesund nach Hause.
Wie sehr wünsche ich mir, dass du an Weihnachten zu Hause sein kannst, bei mir… ich vermisse dich so sehr! Pass mir immer gut auf Mads auf. Du weißt ja, dass er ohne dich verloren ist. ;-) So, Lou und ich werden uns jetzt was zu Essen zaubern und dann muss ich noch eine Examensarbeit schreiben… Latein, ach wie schön!
In ewiger Liebe
Deine Kleine


Ich nicke zufrieden und packe alles fest ein. Nach den Feiertagen werde ich es zur Post bringen. Wenn alles gut geht, dann hat er es Mitte Januar. Die Armeepost ist nicht die schnellste, aber immerhin bekomme ich so meine sehnsüchtig erwarteten Briefe. Wenn es alles Mal zusammen kommt, dann können wir auch mal telefonieren, aber das war bisher nur dreimal der Fall. Ich versuche mich, an den Klang seiner Stimme zu erinnern und beginne zu lächeln. Seine warme, tiefe Stimme hallt in meinem Kopf wieder.
„Erde an, Jo!“ Lou fuchtelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum.
„Was denn?“ Ich grinse sie an.
„Also da wir jetzt fertig sind, würde ich sagen wir machen Stapel, dann geht es an Heilig Abend einfacher.“ Sie sieht zu mir und ich befolge ihren Vorschlag.
Nachdem wir auch diese Hürde gemeistert haben gehe ich mit Lou in die Küche und wir zaubern uns ein leckeres indisches Essen. Ich bin eine ziemlich gute Köchin und es macht Spaß mit Lou zusammen zu kochen. Ich bin froh mit ihr zusammen zu wohnen.
Nachdem wir uns den Bauch voll geschlagen haben, setzten wir uns ins Wohnzimmer und nehmen unsere Laptops, um noch die Essays für die Uni fertig zu bekommen, denn wir möchten irgendwann richtig Ferien haben.
Auch am Abend vor Weihnachten sitzen wir schon seit Stunden über unseren Arbeiten. Mann kaum zu fassen, dass wir jetzt schon seit 4 Tagen daran hängen. Draußen schneit es immer noch und alles ist schön weiß. Ich sehe nach draußen und lächle leicht… dieses Weihnachten wird wirklich schön.
„Na, wie weit bist du?“ Ich sehe von meinem Bildschirm auf und Lou stöhnt.
„Noch einen Absatz, dann hab ich keine Lust mehr.“ Sie starrt konzentriert auf ihren Bildschirm, ich hingegen lese mir meine letzten Sätze durch, speichere ab und klappe den Laptop zu.
Gegen 23 Uhr gehen wir beide zu Bett, der Tag war einfach echt anstrengend gewesen.
Wir schlafen beide aus und treffen uns am nächsten Morgen um 11 Uhr in der Küche. Ich soll gegen Mittag bei meinen Eltern sein und belade nachdem ich mich umgezogen habe mein Auto. Ich trage meine gestern erste neu gekaufte dunkelblaue, enge Jeans, eine weiße Bluse und einen schwarzen Pullunder. Lou und ich gehen seit fast einem Jahr mindestens 4 Mal die Woche joggen und haben gestern beschlossen uns mal dafür zu belohnen.
Als ich die erste Fuhre im Auto verstaut habe, ziehe ich mir meinen Wintermantel an und bin stolz alles in meinem doch relativ kleinen Auto unterbekommen zu haben.
„Wir sehen uns nach den Feiertagen!“ Ich umarme Lou fest und reiche ihr ein kleines Päckchen. „Nicht dass du denkst, ich habe dich vergessen.“
„Nein du doch nicht!“ Sie reicht mir ebenfalls ein kleines Päckchen und ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
„Fahre bitte vorsichtig“, ermahne ich sie und sie nickt.
„Dito! Grüße an alle!“ Sie winkt mir zu und ich trete in den Hausflur.
„Mach ich!“ rufe ich ihr noch zu und laufe die Treppe runter.
Ich lasse mich hinters Lenkrad fallen und starte den Motor. Als ich bei meinen Eltern auf die Auffahrt fahre öffnet mir Oli sofort die Tür. Kaum das ich ausgestiegen bin springt er mich schon förmlich an.
„Hey Krümel!“ Ich beuge mich zu ihm runter und nehme ihn fest in den Arm.
„Jo.“ Er strahlt mich an und ich küsse seine Haare.
„Lass doch Jo erst einmal rein.“ Mein Far kommt zu mir und nimmt mich in den Arm.
„Hey Far.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich trage immer noch einen Bobschnitt, ich habe mich daran gewöhnt und es gefällt mir, auch wenn mein Pony mir ständig ins Gesicht fällt, aber das nervt eher meine Mor als mich.
„Hilfst du mir beim Reintragen?“ Ich deute auf meinen Kofferraum und er fängt an zu lachen.
„Was hast du denn gemacht? Eine Bank überfallen?“ Er nimmt sich die ersten Päckchen und trägt sie ins Haus.
„Nein, nein.“ Ich winke lachend ab und drücke auch Oli welche in die Hand. Als sie alle unterm Baum liegen, komme ich endlich dazu meine Mor zu begrüßen.
„Na, meine Kleine.“ Sie zieht mich in ihre Arme.
„Hallo Mor.“ Ich gebe ihr einen Kuss und sie strahlt mich an.
„So ich fahre dann jetzt Mal Oma abholen.“ Mein Far sieht zu uns und wir nicken. Heute Abend wird das Haus voll und ich freue mich wie ein kleines Kind!
„Wann kommen denn die Seebergs?“ Ich sehe zu meiner Mor.
„In einer halben Stunde.“ Sie zieht mich hinter sich her in die Küche.
„Hast du mal wieder was von Tim gehört?“ Sie sieht mich fragend an. Ich muss immer grinsen wenn sie ihn Tim nennt, das klingt so ungewohnt. Aber das ist wohl bei den Eltern so, Lindas und Tims Eltern nennen mich auch immer Josie…
Seitdem mein Bruder und Tim weg sind, macht sie sich eigentlich ständig Sorgen und ich kann sie so gut verstehen, umso mehr in den Nachrichten über den Irak gebracht wird, umso größer werden unsere Sorgen. In den letzten vier Monaten vergeht eigentlich kein Abend an dem nicht über den Krieg berichtet wird.
„Ja ich habe vor 4 Tagen einen Brief bekommen.“ Ich strahle sie an.
„Das ist gut.“ Sie atmet erleichtert aus.
Wir bereiten den Kaffee und den Kuchen vor als auch schon die Seebergs hupend in die Auffahrt einbiegen. Ich lächle meine Mor an und laufe nach draußen, um Linda um den Hals zu fallen.
„Linda!“ jubele ich und sie fängt mich mit einem Quieken auf.
„Jo!“ sagt sie lachend und Karen, Jon und Nico schütteln nur den Kopf.
„Mädels ihr seid jetzt 21, benehmt euch auch so.“ Jon sieht mich grinsend an.
„Hallo, Jon.“ Ich nehme ihn in den Arm und er lacht auf.
„Na Josie, alles gut bei dir?“ er sieht mich fragend an und ich nicke lächelnd.
Dann nehme ich auch Karen und Nico in den Arm und durcheinander erzählend setzen wir uns alle ins Wohnzimmer. Ich gehe in die Küche um den Kuchen und den Kaffee zu holen. Nico und Linda albern herum und werden von Karen zu Recht gewiesen. Ich lächle, herrlich normal das Ganze…
Plötzlich ist es still, ich komme gerade mit ein paar Tassen wieder rein als Linda mit großen Augen aus dem Fenster sieht. Ich folge ihrem Blick und lasse die Tassen mit einem lauten Knall fallen. Mads und Tim steigen aus dem Auto meines Fars.
Tim!
Mein Tim!
Lebendig und gesund!
Ich laufe los, barfuss durch den Schnee und falle Tim um den Hals. Ich schlinge meine Beine um ihn und beginne ihn zu küssen!
Gott, er ist es wirklich!
Er sieht mich an und küsst mich innig, sofort fangen die Tränen an sich ihren Weg zu bahnen.
„Du bist da“, schluchze ich und er lächelt.
„Ja, meine Kleine.“ Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich erneut.
Plötzlich höre ich Oli aufschreien und ihn auf Mads zu laufen. Mads nimmt ihn auf den Arm und Oli strahlt übers ganze Gesicht.
Ich halte mich an Tim fest und will ihn gar nicht wieder los lassen.
Gott, er hat mir so gefehlt!
Ich sehe ihn an. Seine brauen Augen strahlen mich an, seine Haare sind viel kürzer, aber er sieht gut aus und das Wichtigste ist, er ist unverletzt!
Schluchzend hänge ich an ihm wie eine Klette.
„Komm Jo, wir gehen rein.“ Mein Far legt seine Hand auf meine Schulter und ich nicke und klettere aus Tims Umarmung. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe laufe ich zu Mads und drücke ihn an mich und gebe so den Weg für Tims Familie frei.
„Hey, Jo!“ flüstert mir Mads ins Ohr und ich sehe ihn an.
Gott er wirkt so schrecklich erwachsen.
Es ist fast ein wenig unheimlich…
„Mads.“ Ich drücke ihn fester an mich und er lacht leise.
„Hey, Jo, ich bin es wirklich“, flüstert er mir wieder ins Ohr und ich lächle.

Ja er ist hier, er und Tim.
Wir gehen endlich ins Haus und meine Mor fällt Mads weinend um den Hals. Nach über einer Stunde haben wir uns soweit beruhigt, dass wir es in Worte fassen können.
„Ich liebe dich so sehr!“ Ich streiche Tim über die Wange und er lächelt.
„Ich dich erst.“ Er küsst mich und ich strahle. Es fühlt sich so wahnsinnig gut an.
Ich sitze bei ihm auf dem Schoß und kann mich gar nicht an ihm satt sehen.
„Meinst du ich kann erst einmal duschen?“ Er sieht mich grinsend an und ich stehe auf.
„Du kennst dich ja aus.“ Meine Mor zwinkert ihm zu und er geht mit seiner Tasche nach oben.
„Wie lange bleibt ihr?“ stelle ich die Frage, die wir uns alle schon die ganze Zeit stellen. Wir wissen alle, dass der Krieg noch nicht vorbei ist…
„Fünf Monate und dann bekommen wir neue Einsatzbefehle.“ Mads sieht mich an und ich nicke leicht. Egal, fünf Monate zusammen mit Tim sind mehr als ich mir zu erträumen gewagt habe.
Ich gehe in die Küche um neue Getränke zu holen und Mads folgt mir.
„Alles klar, Jo?“ Er sieht mich besorgt an.
„Ihr müsst wieder los, oder?“ Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage und er nickt langsam.
„Jo…“ setzt er an und nimmt mich in den Arm.
„Ich vermisse euch so“, schluchze ich und er streicht mir über den Kopf.
„Du meinst wohl, du vermisst Tim.“ Ich kann ihn nicht sehen, aber ich weiß dass er grinst.
„Dich vermisse ich auch“, sage ich fast trotzig und er lacht leise.
„Wenn du ihn nur halb so sehr vermisst wie er dich...“ Er zwingt mich ihn anzusehen „… dann vermisst du ihn sehr. Jo, er liebt dich wirklich und ich verspreche dir, ich werde ihn immer wieder gesund und munter zu dir zurück bringen.“ Er küsst meine Stirn.
Ich glaube ihm…
Ich will ihm so sehr glauben…
Tim kommt frisch geduscht und umgezogen die Treppe wieder runter und ich sehe ihn lächelnd an. Mein Herz schlägt so heftig in meiner Brust als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen und ich wage es kaum zu atmen. Er sieht gut aus, verdammt gut, er ist wahnsinnig durchtrainiert und sieht so erwachsen aus. Wenn ich mir Lars im vergleich ansehe, liegen Welten dazwischen.
„Kann ich heute Abend mit zu dir kommen?“ Er kommt zu mir und zieht mich in seine Arme.
„Sicher“, sage ich und lehne mich an seine Brust.
„Ich habe dich so sehr vermisst“, sagt er leise und ich kann nur nicken.
„Jo, du bist so wunderschön.“ Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und küsst mich.
„Geht das jetzt die ganze Zeit so?“ Mads räuspert sich und ich sehe grinsend zu ihm.
„Hmm…“ Ich tue als müsste ich nachdenken „… Ich denke... ja.“, sage ich schließlich lachend.
„Oh Mann.“ Mads verdreht die Augen und Tim und ich lachen auf.
Ich mache mich von Tim los und greife nach meinem Handy, das auf der Anrichte liegt.
„Ich telefoniere kurz mit Lou“, sage ich zu ihm und er lächelt mich an und geht zu den anderen.
Ich erzähle Lou von meiner Weihnachtsüberraschung und sie ist sofort einverstanden, in den nächsten Monaten zu Linda zu ziehen, sie hat eine große Wohnung und ich bin sicher, die beiden werden sich blendend verstehen.
So können Tim und ich unsere Zweisamkeit genießen.
Endlich zusammen…
Am Abend werden die Geschenke ausgepackt und ich habe Oli noch nie so glücklich wie an diesem Abend gesehen. Er darf seine Geschenke immer als Erster auspacken und als sich dann Tim, Chris und Mads auch noch mit ihm hinsetzen und seine Lego Sachen zusammen bauen ist er wahrscheinlich der glücklichste Junge auf der ganzen Welt.
Dann wird es gemütlich und wir Großen bekommen unsere Geschenke, nichts Weltbewegendes… Gutscheine, Geld und was man als Studentin sonst noch so braucht.
Plötzlich steht Tim auf und kommt zu mir. Ein wenig unsicher sehe ich ihn an. Er reicht mir seine Hand und ich stehe von Sessel auf, dann tut er etwas, womit ich nie gerechnet habe.
Er geht vor mir in die Knie.
„Meine Kleine! Meine Jo…“ Er schluckt und mir treten Tränen in die Augen „… Ich liebe dich so sehr und möchte nie wieder in meinem Leben ohne dich sein. Bitte Josie Sophie Jensen werde meine Frau.“ Er holt eine Schatulle aus seiner Tasche und klappt diese auf. Ein wunderschöner Ring strahlt mich an.
Ich ziehe ihn hoch und küsse ihn sanft.
„Ja.“, hauche ich und er streift mir lächelnd den Ring an den Finger.
Nun werden wir von allen Seiten bestürmt und beglückwünscht und ich kann gar nicht mehr aufhören zu grinsen.
Um 22 Uhr lösen wir dann unsere traute Runde auf und ich fahre mit Tim zu mir.
Kaum zu Hause angekommen lässt er seine Tasche im Flur fallen und nimmt mich in den Arm. Wir brauchen jetzt keine Worte, wir brauchen uns… Haut an Haut…
Ich ziehe ihm seinen Pullover über den Kopf und er mir meinen Pullunder, dann knöpft er langsam meine Bluse auf und ich küsse ihn unablässig. Ich merke, dass ihm das alles viel zu lange dauert und schubse ihn auf die Couch.
Gott ich will ihn!

Ich will ihn mehr als alles andere!
Ich ziehe ihm seine Jeans und die Shorts runter und setze mich auf ihn. Einen Moment lang sehe ich Sterne. Ich habe es so sehr vermisst, ihn in mir zu spüren. Ich bewege mich leicht und er stöhnt auf. Wir sind wild und ungestüm und immer wieder hält er mich fest, um nicht gleich zu kommen und ich kann mich kaum beherrschen.
Endlich kommt er warm und pulsierend in mir und ich weiß jetzt schon, dass die Nacht lang wird und das hier nur der erste “Akt“ war, im wahrsten Sinne des Wortes.
Es fühlt sich toll an, ihn bei mir zu haben, ihn um mich zu haben und eine ganz normale Beziehung zu führen. Die Wochen ziehen an uns vorbei und mir graut davor ihn wieder gehen lassen zu müssen.
Wir ergänzen uns so super, dass es mit schwer fällt daran zu denken, dass er zurück muss. Wir planen unsere Hochzeit und ich freue mich so sehr darauf, seine Frau zu werden, aber ich weiß, er muss zurück…
Zurück in einen Krieg der nicht unserer ist!
Ehe ich mich versehe flattert sein neuer Einsatzbefehl ins Haus.
Afghanistan… Alles hätte es sein können, aber nicht das Gebiet in dem jetzt die Hölle ausbricht! Ich weine, bitte, flehe und bettle aber es ändert nichts daran… Er muss zurück.
Wieder einmal stehe ich am Flughafen und muss meinen Freund, ich korrigiere mich meinen Verlobten und meinen Bruder verabschieden. Es zerreißt mir fast das Herz und ich kann mich kaum beruhigen, vor allen Dingen nicht nachdem ich gestern etwas erfahren habe, was unser Leben von Grund auf verändert.
Ich liege in Tims Armen und er versucht mich zu beruhigen. Sie sollen für sechs Monate da bleiben, aber die letzten sechs Monate haben fast 2 Jahre gedauert!
„Kleine! Ich muss jetzt los!“ Er versucht sich von mir zu lösen und ich klammere mich an ihm fest. „Bitte, Kleine!“ haucht er mir ins Ohr und ich sehe ihn an.
„Versprich mir, dass du zurückkommst.“ Ich sehe ihn unter Tränen an.
„Ich verspreche es dir. Ich muss dich doch zu einer ehrbaren Frau machen.“ Er sieht mich an und küsst mich innig.
„Versprich es uns.“ Ich sehe ihn an und drücke ihm ein Bild in die Hand.
Er sieht auf das Bild und dann zu mir.
Ich nicke leicht und er wirbelt mich herum.
„Gott Kleine! Ich liebe dich so sehr!“ Er geht vor mir in die Knie und küsst meinen Bauch „Ich liebe euch!“ flüstert er an meinen Bauch und ich ziehe ihn zu mir hoch und küsse ihn ein letztes Mal. Mads kommt zu uns und sieht mich an.
„Bis bald, Jo!“ er zieht mich in seine Arme.
„Bis bald, Mads und pass auf, dass er heile zurückkommt. Unser Baby braucht seinen Papa.“ Ich sehe ihn an und seine Augen weiten sich.
„Wie bitte?“ Er schiebt mich ein Stück von sich weg und betrachtet mich.
„Mads. Tim und ich bekommen ein Baby.“ Ich grinse ihn an und er zieht mich in seine Arme.
„Gott Jo, das ist toll!“ Er küsst mich.
„Major Jensen? Wir müssen.“ Ein Soldat kommt und Mads sieht ihn an.
Er küsst mich ein letztes Mal und auch Tim zieht mich in seine Arme und küsst mich innig.
„Pass mir gut auf das Baby auf!“ Er streichelt mir über den Bauch und dann verschwinden die beiden zusammen mit den anderen. Ich gehe zurück zu meiner und Tims Familie.
„Habe ich das richtig verstanden?“ Linda sieht mich perplex an.
„Ja. Tim und ich bekommen ein Baby. Ich bin in der 9. Woche.“ Ich sehe in die Runde und wir fallen uns um den Hals.
„Das ist so toll!“ jubelt Linda und ich grinse breit.
Ja, es ist toll!

Das tollste was mir jemals passiert ist!

Seine und auch meine Eltern sind total aus dem Häuschen und drücken mich fest an sich. Ich gehe an die große Scheibe und sehe wie sein Flugzeug abhebt.
„Ich liebe dich so sehr“, sage ich leise und drehe mich dann wieder zu Linda um.
„Er liebt dich auch Jo. Er hat dich schon immer geliebt und er wird dich immer lieben“, sagt sie und drückt kurz meine Hand.

 

2007

 

„Mama?“ Lilly strahlt mich an und ich nehme sie auf den Arm.
„Na, Prinzessin?“ Ich kitzele sie und setze sie in die Sandkiste.
Ich sehe einen Moment zu, wie sie einträchtig spielt und gehe dann zurück ins Haus.
„Jo?“ Oli kommt die Treppe hinunter gestürmt und sieht mich fragend an.
„Was ist los, Krümel?“ ich strubble ihm durch seine blonden Haare und er stöhnt gequält auf.
„Jo…“ Er sieht mich entrüstet an.
Oh heute sind wir wieder empfindlich. Er ist 14 und zurzeit launisch hoch 10. Schlimm diese Teenager in der Pubertät.
„Also was ist?“ Ich nehme meine Hand runter und er sieht zu mir auf. Na ja aufsehen ist gut, er ist fast so groß wie ich und braucht wenn überhaupt nur 3 Zentimeter aufzusehen.
„Kannst du mich nachher zu Frederik fahren?“ Er setzt sein Welpenschutzgesicht auf und ich lache.
„Klar, wenn Mor wieder da ist und auf Lilly aufpasst, dann fahre ich dich schnell rum“, verspreche ich ihm und sehe zu meiner kleinen Maus. Sie ist jetzt 18 Monate alt und sie ist so lieb.
In den letzten Monaten haben Tim und ich es geschafft uns über das Sattelitentelefon regelmäßig zu unterhalten und ich schicke ihm ständig Fotos von Lilly. Sie ist so goldig. Sie hat braune lockige Haare, die ich ihr heute zu zwei Zöpfchen gebunden habe, sie hat strahlend blaue Augen und ein Lächeln, das Eisberge zum Schmelzen bringt. Sie ist ein Wirbelwind und quatscht mich an die Wand.
Ich bin vor zwei Jahren in ein kleines Haus in die Nähe meiner Eltern gezogen. Sie und auch Tims Eltern unterstützen mich, wo sie nur können und ich bin ihnen wirklich dankbar. Ich habe nur ein Semester aussetzen müssen und bin schon wieder ganz gut dabei.
Ich vermisse Tim so wie immer. Es ist traurig, dass er seine Kleine noch nie live gesehen hat. Wenn es mal ganz gut läuft, dann können wir über ein Sattelitensignal mit einem Bildtelefon sprechen und es ist toll. Die kleine Maus weiß ganz genau, wer ihr Papa ist und sie vermisst ihn schrecklich.
Morgen kommt er endlich nach Hause. Das erste Mal seit 23 Monaten, 3 Wochen und 6 Tagen.
So langsam verfluche ich die Armee, diese Fliegerei und diesen Krieg.
Er kommt morgen allein, Mads kommt erst nächsten Monat nach und erst einmal darf er in Ballerup, nur 4 km von Kopenhagen auf dem Ausbildungsstützpunkt der Flieger als Ausbilder arbeiten.
Ich bin so unendlich dankbar.
Ich fahre Oli wie versprochen zu Frederik und fahre dann mit Lilly nach Hause, sie geht pünktlich um 18:30 Uhr in ihr Bett und wie immer klappt alles problemlos.
Am nächsten Morgen bin ich so aufgeregt. Ich mache Frühstück für uns beide und ziehe Lilly an. Ich mache sie schick für ihren Papa und sie ist so wahnsinnig brav, ich glaube sie merkt, dass ein ganz besonderer Tag ist. Dann fahren wir zum Militärflughafen und dann sieht sie ihren Papa zum ersten Mal, sie läuft auf ihn zu und er umschließt sie fest mit seinen Armen und beginnt zu weinen.
Er sieht seine kleine Maus das erste Mal!
Nach 18 Monaten!
Niemand der so etwas nicht selbst erlebt hat, kann nachvollziehen was gerade in mir vorgeht. Er kommt mit ihr auf dem Arm zu mir und strahlt mich an. Ich küsse ihn innig und bin so wahnsinnig froh, dass er wieder da ist.
Wir heiraten einen Monat später und für Lilly ist es so, als wäre ihr Papa schon immer da gewesen.
Ich bin mit meinem Studium fertig und fange im Krankenhaus als Assistenzärztin an.
Es ist schön ein ganz normales Familienleben zu haben und ein Geschwisterchen für Lilly lässt nicht lange auf sich warten, unser kleiner Ben wird geboren.

 

2010

 

„Nein, bitte sag mir dass es nicht wahr ist.“ Ich sehe flehend zu Tim und er nimmt mich in den Arm.
In zwei Monaten ist seine Zeit bei der Armee vorbei und sie ziehen ihn tatsächlich erneut nach Afghanistan ein.

Ich kann es nicht fassen!
Wir genießen die letzten Tage mit unseren Kindern und ich versuche mir nicht anmerken zu lassen wie sehr mich das belastet. Ich will nicht dass er geht, er hat hier auch eine Verantwortung, er hat die Verantwortung für mich und unsere drei Kinder. Ich habe endlich meinen Doktortitel in der Tasche und will nach meinem Erziehungsurlaub von Kim endlich arbeiten gehen, aber wenn er wieder weg ist, dann kann ich das nicht. Ich will endlich eine normale glückliche Familie haben. So wie jeder andere auch.
Auch Mads muss los und Lou ist todtraurig. Die beiden sind seit zwei Jahren ein Paar und nun kann sie noch mehr nachempfinden, wie ich mich fühle, wie ich mich jedes Mal fühle, wenn sie wieder los müssen.
Ich bringe ihn allein zum Flughafen und wieder verspricht mir Mads, meinen Mann an einem Stück und gesund zurück zu bringen.
Doch ich habe ein komisches Gefühl…
Es lässt mich nicht los!
Ich halte ihn fest an mich gedrückt und er flüstert mir Liebesschwüre ins Ohr.
„Ich liebe dich so sehr!“ Ich sehe ihn an und er küsst mich.
„Ich dich auch, meine Kleine! Ich liebe dich schon immer und werde dich auch immer lieben!“ Er schickt mir noch einen Handkuss zu und betritt dann mit Mads die Maschine.
Lou und ich liegen uns in den Armen.

 

2010 6 Monate nach Abflug

 

Ich sitze mit Lou und Linda im Garten. Lilly ist jetzt schon 4 ½, Ben ist 2 und Kim ist 1 Jahr alt. Sie spielen mit ihrer zweijährigen Cousine Ella und es ist süß, sie alle zusammen zu sehen.
„Ich hole mal schnell die Wickeltasche aus dem Auto.“ Linda sieht mich an und sieht zu ihrer Tochter, die unter einem Busch steht und einen knallroten Kopf hat, ich lache und grinse Lou an.
„Jo!“ schreit Linda und ich sehe verwirrt zu Lou. Ich springe auf, laufe durchs Haus und in den Vorgarten.
Ich sehe wie ein Auto der Militärpolizei anhält und mein Atem beschleunigt sich.
Bitte nicht!
Bitte, bitte nicht!
Ich flehe dich an Gott!
Ein Soldat steigt aus dem Auto und ich erkenne Mads und laufe auf ihn zu. Er sieht auf, ich bleibe abrupt stehen und sinke auf meine Knie.
Nein!
Nein!
Nein!
Die Stimme in meinem Kopf schreit aber aus meinen Mund kommt nicht ein Ton. Mads kommt zu mir, setzt sich neben mich und wiegt mich in seinen Armen.
An mehr kann ich mich von diesem Tag nicht erinnern…

 

2010 neue Zeitrechnung

 

Heute ist seine Beerdigung…
Lilly, Ben und Kim weinen schon den ganzen Vormittag als wir auf dem Friedhof ankommen.
Ich kann sie nicht trösten, ich kann nicht mehr, ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Mads stützt mich und wir gehen zu seinem Grab. Eine dänische Flagge liegt ausgebreitet auf seinem Sarg und ich lege meine Hand darauf.
Ich fühle mich so allein und so hilflos.
Was soll ich nur ohne ihn tun?
Wie soll mein Leben weiter gehen?
Er war immer an meiner Seite, immer!
Ich nehme alles wie durch einen Schleier wahr.

Lilly klammert sich an mich, Ben ist bei meiner Mor auf dem Arm und schreit ganz fürchterlich und Kim weint so herzzerreißend, dass ich immer wieder zu ihr schaue ob auch alles in Ordnung ist.

Ich merke, dass ich für meine Kleinen stark sein muss.

Ich darf mich nicht aufgeben.
Nach der Beerdigung bleibe ich allein zurück. Es fängt an zu regnen und ich sinke auf die Knie.
Ich bin so verzweifelt wie noch nie in meinem Leben!
Mein Far hilft mir beim Aufstehen.
Er ist in einem Krieg gestorben, der nicht einmal unser Krieg war!
Mads hat sich verändert und versucht gerade sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Lou weicht ihm nicht von der Seite und ich weiß nicht, was er ohne sie tun würde. Lars kommt fast jeden Tag vorbei und schaut, genauso wie meine und Tim seine Familie, nach ob ich zu Recht komme.
Ich lebe weiter…
Aber was ist das für ein Leben?
Ohne ihn…
Ohne die Liebe meines Lebens?

 

2016 Epilog


Obwohl es schon 6 Jahre her ist, kann und will ich nicht vergessen. Ich will nicht den wunderbaren Mann vergessen, der mir drei zauberhafte Kinder geschenkt hat und der für seinen Glauben an Gerechtigkeit gestorben ist.
Ich lebe zusammen mit Lars. Wir haben vor zwei Jahren geheiratet.

Er weiß, dass ich ihn zwar liebe, aber ihn nie so sehr lieben kann wie ich Tim geliebt habe.
Wir haben vor 1 ½ Jahren Zwillinge bekommen.
Tim und Ann.
Ich weiß, er ist immer bei mir und er wird in meinem Herzen und in den Herzen unserer Kinder weiter leben!
Für immer!
Ich sehe wie Lilly, Ben, Kim, Ann und Tim Blumen auf sein Grab legen, ich spüre wie Lars mich in den Arm nimmt und mich sanft küsst.
Es ist in Ordnung, aber nie wieder gut….

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Publication Date: 07-03-2012

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