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Inhalt:

Erinnerungen

Unerwartet und unverhofft

Eine Affäre?

Hassen und Lieben

Karmische Liebe?

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Funkstille

Wie nah ist nah?


Kapitel 1 - Erinnerungen

Es sollte das letzte Mal sein, dass ich ihn sah. So wie er vor mir stand. Von einem Fuß zum anderen tretend. Lächelnd. Fast so, als täte es ihm leid, dass er nicht mehr Nähe zulassen konnte. Hätte ich geahnt, dass dies unsere letzte Begegnung sein sollte, hätte ich ihn noch einmal ganz fest in meinen Armen gehalten und mir seinen Geruch eingeprägt. Das Gefühl seines Herzschlags an meiner Brust gespürt und ihm gesagt, wie sehr ich ihn liebe. Aber ist das nicht oft so im Leben? Man bereut doch immer die Dinge, die man nicht getan hat? Zumindest war das in meinem Falle soso. Noch heute füllen sich meine Augen mit Tränen, wenn ich an ihn denke. Wenn ich an seine humorvolle, aber sarkastische Art dachte. Er hatte mich oft zum Lachen gebracht, aber genauso oft zum Weinen und noch häufiger zur Verzweiflung und zur Weißglut. Durch ihn durfte ich zum ersten Mal in meinem Leben erfahren, was Leidenschaft und Liebe bedeutete. Liebe und Leidenschaft, die in einem so stark brennt, dass man meint daran zu verglühen und manches Mal auch beinahe einen Menschen zugrunde macht.

Ich hatte mich in jüngeren Jahren schon desöfteren mit dem ein oder anderen Mann vergnügt, und meine arme Mutter, würde sich sicherlich im Grabe umdrehen, wenn sie dies je erfahren hätte. Dennoch hatte es keiner von ihnen vermocht, mich so empfinden und fühlen zu lassen wie er. Wie Nicholas es getan hatte. Nicholas...

An diesem kalten, verschneiten Tag stehe ich nun nach vielen Jahren wieder an seinem Grab und es schockiert mich immer wieder, wie sehr er mir fehlt. Leise weine ich in mein Stofftaschentuch, das ich die ganze Zeit fest in meiner Faust hielt. Unzählige Male habe ich um ihn geweint. Um Nicholas und um eine Chance, die mir nicht gewährt wurde. Er war mein Lichtblick, mein Leben. Auch wenn wir nie ein gemeinsames Leben hatten, nach dem ich mich so gesehnt habe, verging kein Tag an dem ich nicht an ihn dachte. Das war bis heute so.

Es waren wahrhaftig aufregende Jahre, die wir auf die uns nur mögliche Art miteinander verbringen durften. Der Gedanke an diese glücklichen Momente, versetzt mir einen Stich und ich spüre wieder die Hoffnungslosigkeit in mir aufsteigen und mein ganzer Körper schmerzt, sehnt sich nach Nicholas. Ein Schluchzen entringt sich aus meiner Kehle. Es ist ein fürchterlicher Gedanke, dass ich mein Leben ohne ihn verbringen musste.

„Granny? Ist alles in Ordnung? Wem gehört das Grab?“
Unbemerkt hat sich meine Enkelin Lilly genähert und mich aus meinen Gedanken gerissen. Sie schaut mich nun mit großen Augen verwundert an. Ich lächle sie an, bin aber nicht in der Lage zu antworten.
„Nicholas Hansard, geboren 1872, gestorben 1907.“ Laut liest Lilly seinen in Holz geschlagenen Namen und Geburts- und Sterbedatum vor. Ich nicke nur und bemerke, wie mir Lilly einen seltsamen Blick von der Seite zuwirft.
„Er muss dir einmal viel bedeutet haben“, stellt Lilly zögerlich fest.
Mit einem Taschentuch, den ich aus meinem braunen Mantel herausziehe, putze ich mir hastig die Nase und hake mich bei ihr ein.
„Großmutter? Ist wirklich alles in Ordnung?“
Ich blicke Lilly an und schüttele langsam den Kopf. Lilly scheint etwas ratlos, drückt meinen Arm etwas fester, fast so als wollte sie mir damit sagen, dass sie mich versteht.
„Nicholas stand mir vor langer, langer Zeit sehr nahe, mein Schätzchen. Ja, man kann fast sagen, dass wir so etwas wie Seelenverwandte waren.“
Verwirrt blickt mich Lilly an. „Aber… aber ich dachte, Großvater und du….“
„Nein, mein Schatz.“
Lilly begann zu rechnen. „Aber wie kann das sein? Du warst doch zu diesem Zeitpunkt schon längst mit Großvater verheiratet!“
Ich lege meine freie Hand auf ihre Wange. „Komm, mein Engel, ich muss Dir eine Geschichte erzählen, die sich vor vielen, vielen Jahren zugetragen hat. Eine Geschichte von dem Mann, der meine Seele gefangen nahm und sie für immer kennzeichnete."


--- to be continued ---
:-)


Imprint

Text: Copyright: Midsummer Eve
Publication Date: 11-26-2009

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