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AUTORENINTERVIEW

 

Liebe Freunde der KG-Gruppe. Viele von euch nehmen regelmäßig an unseren Wettbewerben teil, lesen und bewerten die eingereichten Geschichten und haben auch den einen oder anderen User auf ihrer Freundschaftsliste.

So wird man über neue Veröffentlichungen informiert und liest auch mal zwischendurch auf der Seite seiner Freunde.

Da wir allerdings alle auch selber schreiben, bleibt oft nicht genug Zeit, um sich mit einzelnen Freunden auszutauschen, zumal die Liste der Freunde immer länger wird.

 

Aus diesem Grund haben wir die Autorenpresse ins Leben gerufen. Wir möchten euch hier einzelne User besser vorstellen. Euch einen kleinen Einblick in den Schreiber verschaffen, um so deren Texte und Beweggründe noch besser verstehen zu können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In diesem Sinne freuen wir uns, euch heute

 

JHD SPREEMANN

 

Erstplatzierter ex aequo mit Brigitte Voss im Dezemberwettbewerb des Kurzgeschichten-Wettbewerbes zum Thema „Das Geschenk“ etwas näher vorstellen zu dürfen.

Hallo Jürgen, würdest du dich bitte kurz vorstellen?

 

Ich bin 66 Jahre alt, wohne seit 1990 in Norwegen, werde aber in anderthalb Jahren nach Deutschland zurückkehren. Von Beruf bin ich Lehrer. Ich habe eine große Familie mit vielen Kindern und Enkelkindern.

Das Buch, mit dem du im Dezember-Wettbewerb die Leser begeistern konntest, heißt „Das schwarze Geschenk“. Erzählst du uns, um was es in dieser Geschichte geht?

 

Die Handlung spielt im Jahre 1810 in Norwegen. Ein junger Mann, Espen, ist voller Energie und Tatendrang und möchte am liebsten nach Amerika auswandern, denn sein Heimatland, eines der ärmsten Länder Europas zu jener Zeit, bietet ihm keine Zukunft. Doch er muss Rücksicht auf seinen armen, alten und kranken Vater nehmen. In seine Situation spielt auch der Aberglaube hinein, der in Norwegen zu jener Zeit noch eine große Rolle spielte. Es gibt nur eine Lösung für diese Situation, wie man sich denken kann, nämlich den Tod des Vaters.

Wie bist du auf die Idee gekommen, das Thema auf diese Weise umzusetzen?

 

Ich habe mich lange mit den mythologischen Vorstellungen der Norweger und dem immer noch existierenden Glauben an Übersinnliches beschäftigt. Das hat mich inspiriert, mich mal probeweise in einen Menschen früherer Zeiten hineinzuversetzen und seine seelische Situation zu schildern.

Mit welchem Programm erstellst du deine Cover und vor allem, wo nimmst du die Bilder dazu her?

 

Manchmal benutze ich eigene Bilder, manchmal freie Bilder, die ich im Internet finde. Zur Bearbeitung benutze ich Microsoft Paint.

Wann hast du angefangen zu schreiben?

 

Ich habe beruflich immer schon viel schreiben müssen, aber das waren dann meistens Artikel für Zeitschriften. Gedichte habe ich allerdings schon seit meinem zwanzigsten Lebensjahr gemacht. Mit Erzählungen habe ich erst vor wenigen Jahren angefangen.

Auf BookRix treffen immer wieder neue „Autoren“ ein, die ganz am Anfang stehen und dort nach Tipps fragen, auf welche Art sie beginnen sollen. Wie war das damals bei dir? Wie hast du angefangen?

 

Ich denke, das Beste ist, das zu schreiben, was einen bewegt, also wo man starke Gefühle empfindet. Während des Schreibens tauchen dann unwillkürlich die Formprobleme auf, also wie man die Handlung aufbaut, welche Sprache man benutzt, welche Blickwinkel man hat usw. Mit der Zeit entwickelt jeder seine eigene Technik, das Formproblem zu lösen.

Ich habe schon einige deiner Geschichten bei den Wettbewerben in der Kurzgeschichten-Gruppe gelesen und du warst immer ganz vorne mit dabei. Welcher deiner Wettbewerbsbeiträge hat dich persönlich am meisten berührt?

 

Das war wohl der Letzte, die Erzählung „Das schwarze Geschenk“. Der Tod des Vaters ist ein freier Tod. Er stirbt, weil er seinem Sohn nicht mehr im Wege stehen will. So etwas gibt es tatsächlich im Leben.

„Der Mann, der vergaß, wen er liebte“ war für mich eine Geschichte, die verschiedene Empfindungen in mir ausgelöst hat. Zum einen musste ich herzhaft lachen, zum anderen aufpassen, dass mir nicht die Tränen kommen. Du dürftest mit dieser Geschichte wohl vielen Angehörigen von Betroffenen aus der Seele gesprochen haben. Wie bist du auf die Idee zu dieser Geschichte gekommen?

 

Nun, wenn man alt wird, bemerkt man, dass das Gedächtnis schlechter wird. Es gibt zwei Möglichkeiten zu reagieren: mit der Angst, Alzheimer zu entwickeln, oder mit gelassenem Humor. Ich habe mich für das Zweite entschieden. Man muss lernen, sein Schicksal, egal, was es bringt, positiv zu nehmen. Auch das Schlimme und Unangenehme kann seine lustigen Seiten haben. Heute lache ich nur noch darüber, wenn ich mal wieder was Wichtiges vergessen habe und es mir so geht wie dem Emil.

Es gibt aber noch eine deiner Geschichten, die mir in Erinnerung geblieben ist. „Das geheime (Spar-)Buch“ Du beschreibst darin die Landschaft und das Leben in Norwegen so lebendig und naturverbunden, dass man beim Lesen beinahe das Gefühl bekommt, selbst dort zu sein. Kennst du das Land? Bist du oft dort?

 

Nun ja, ich habe jetzt über zwanzig Jahre hier gelebt und bin viel in diesem Land herumgereist. Es ist schon ein sehr spezielles Land. Besonders die Natur ist überwältigend. Die Einsamkeit in Norwegen ist eine „sprechende“ Einsamkeit, keine „schweigende“. Ich will damit sagen, dass man, wenn man sich in der Natur befindet, das Gefühl hat, von irgendwelchen Wesen umgeben zu sein.



Ich brauche Musik zum Schreiben. Wie ist das bei dir?

 

Musik kann gut sein, wenn man sich einstimmen will. Aber während des Schreibens muss ich mich ganz auf die Sprache konzentrieren. Ich „höre“ gewissermaßen innerlich das, was ich zu Papier bringe.

Was machst du tagsüber? Bist du im Berufsleben ebenfalls mit dem Schreiben verbunden?

 

Ja, mein Beruf ist, norwegischen Jugendlichen die deutsche Sprache beizubringen. Ohne meine Liebe zur deutschen Sprache könnte ich das gar nicht zuwege bringen. Gerade im Umgang mit den Jugendlichen und während des Unterrichts fallen mir viele Geheimnisse der deutschen Sprache auf, so dass ich sie eigentlich von Jahr zu Jahr mehr bewundere. Es ist schön zu sehen, wie die Jugendlichen in das fremde Element eintauchen und es sich langsam zu eigen machen.

Liest du nur bei deinen eigenen Freunden oder siehst du dich auch mal öfters nach neuem Lesestoff um?

 

Ich bin in dieser Hinsicht sehr offen und sehe mich, wenn ich Zeit habe, überall nach guten Geschichten um.

Was ist/sind dein/e bevorzugtes/n Genre/s?

 

Irgendwie habe ich allmählich bemerkt, dass mir Humor und Satire am besten liegen. Aber melancholische oder poetische Inhalte bringe ich auch gerne zu Papier.

Könntest du dir vorstellen, auch mal etwas ganz anderes zu schreiben?

 

Ja, ich würde gerne mehr gesellschaftskritische Sachen schreiben, denn ich glaube, man hat eine Verantwortung und sollte mit seinen Buchstaben, die man in die Welt hinausschickt, vielleicht auch etwas verändern wollen.

Wie lange brauchst du für eine Geschichte?

 

Wenn es nach mir geht, dann setze ich mich morgens hin und schreibe die Geschichte in einem Zuge fertig. Aber das Leben setzt da oft Hindernisse in den Weg, und dann erstreckt sich das Schreiben über mehrere Tage.

Hast du ein Vorbild? Jemanden, der dich beim Schreiben beeinflusst?

 

Nicht dass ich glaube, ich könnte den Klassikern nacheifern, aber ich lasse sie gerne auf mich wirken. Unter den großen Erzählern bewundere ich am meisten Conrad Ferdinand Meyer.

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen deinen Büchern? Etwas, dass sich immer wieder wiederholt? Wie der sagenumwobene „Rote Faden“?

 

Ja, es ist der Mensch in seiner Begrenztheit. Ich betrachte gerne die Situation des sogenannten „kleinen Mannes“ oder des „Menschen wie du und ich“. Wir sind alle fehlbar, haben unsere Schwächen und streben alle nach Glück, obwohl wir längst verstanden haben müssten, dass das Glück entweder nicht zu erreichen oder vergänglich ist. Der sogenannte „Verlierer“ ist ein Thema, das mich besonders reizt. Unter den Verlierern gibt es oft die stärksten Charaktere, während die „Gewinner“ oft gesichtslos sind.



Was war der witzigste Fehler, den du in deinen Texten gefunden hast?

 

Einen Fehler im Text hab ich nicht direkt gefunden. Aber ich will die Frage etwas anders und lieber humoristisch beantworten. Ein Fehler war zu glauben, dass, wenn ich eine Geschichte schreibe, wo der letzte Vampir stirbt – wie ich es getan habe in meiner Geschichte „Wo sind deine Zähne, Vampir?“ – es danach keine Vampirgeschichten mehr geben würde. Aber die Kunde vom Tod des letzten Vampirs ist noch nicht an die Ohren der Vampirgeschichtenschreiber gedrungen, so dass wir immer noch fast täglich mit diesen düsteren und blutigen Geschichten aus einer Welt, die es nicht gibt, belästigt werden.

Wie sieht bei dir die Recherche aus? Recherchierst du überhaupt, oder kreierst du in deinen Geschichten eine eigene Welt?

 

Oh ja, das Recherchieren ist eine wichtige Vorarbeit. Es ist mir wichtig, dass meine Geschichten in den Zusammenhang der Wirklichkeit hineinpassen und dass eventuell genannte Fakten wirklich stimmen. Aber im Internet ist es ja sehr leicht, zu allen Themen die richtigen Quellen zu finden.

Von wem oder was lässt du dich inspirieren? Hast du eine Muse? Oder sind es ganz banale Dinge, die dich dazu motivieren, dir immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen?

 

Ja, meine Frau ist meine Muse und auch mein strengster Richter. Oft kommen wir im Gespräch auf Dinge, über die man Geschichten schreiben könnte, und das notiere ich mir dann. Besonders wenn wir gemeinsam herumalbern, fallen uns tolle, witzige Dinge für humoristische Geschichten ein. Genau genommen enthält das Leben selbst Tausende von Dingen, die erzählt werden sollten.

Bist du eher ein abenteuerlicher oder mehr der romantische Schreiber? Welchen Charakter finden wir eher in deinen Geschichten?

 

Schwer zu sagen. Manchmal gibt es schon romantische Gestalten, doch meistens eher solche, die in Konflikte verwickelt werden und dadurch irgendeine Niederlage erleiden, selten auch mal als Sieger daraus hervorgehen. Das Leben ist voller Konflikte, deswegen schreibe ich gerne darüber.

Was hältst du von den teilweise doch recht abwertenden Bemerkungen über Self-Publisher, die oftmals von den „Großen Schreibern“ hingeworfen werden?

 

Das ist eine lustige Fragestellung, denn die gab es schon zu Goethes Zeiten. Goethes Werke hatten zwar Qualität, aber es war ein anderer, nämlich sein Schwager Christian August Vulpius, der mit seinem Räuberroman „Rinaldo Rinaldini“ viel größere Verkaufszahlen erreicht hat als Goethe. Mit anderen Worten: Wenn heute jemand einen Bestseller landet, heißt das noch lange nicht, dass das Buch Qualität hat. Und das hat es tatsächlich oft nicht. Die wirklich guten Erzählungen sind meistens nicht auf den Bestseller-Listen zu finden. Für mich gibt es also keine „großen Schreiber“, bevor ich nicht in dem Buch selbst eine Qualität finde, die das Adjektiv „groß“ rechtfertigt. Ich finde BookRix gut, denn das ist ein ganz neues Modell der Literatur. Hier sind Schreiber und Leser in direktem Kontakt, wie das ja oft bei unseren Wettbewerben der Fall ist. Der Autor, dessen Geschichten ich auf BookRix lese, ist mir oft näher, als der Autor, dessen Papierbuch ich in der Hand halte. Und ich finde es toll, dass hier eine Gemeinschaft von Menschen ist, die künstlerisch aktiv sein wollen und miteinander üben und sich gegenseitig ermutigen und korrigieren. Das ist doch echte Kultur, gelebte und lebendige Kultur!

In welchen Gruppen bist du auf BX am aktivsten?

 

Der Kurzgeschichten-Wettbewerb ist meine bevorzugte Gruppe, aber die Gruppe mit den erotischen Geschichten finde ich auch interessant.

Wie hältst du es mit deiner Freundesliste? Wer darf dir eine FA schicken?

 

Im Prinzip jeder, doch ich schau mir schon an, wer mein Freund sein will. Man sollte schon irgendwie, so wie das im Leben ja auch ist, ungefähr auf derselben Wellenlänge sein.

Hast du auch Bücher im Verkauf?

 

Ja, ich habe jetzt drei Bücher mit Erzählungen im Verkauf und eines mit Theaterstücken für Jugendliche. Außerdem habe ich ein philosophisches Buch herausgegeben.

Über BX oder über einen Verlag?

 

Die ersten vier über BookRix, das Letztere über einen Verlag in Norwegen.

Nennst du uns einige Bücher, die du veröffentlicht hast?

 

„Wer lacht, statt zu weinen“, „Was Leiden schafft“, „Lulu in Luxuria“, „Theaterstücke für die Schule“, und das philosophische Buch heißt „Von der Seele zum Geist“.

Bist du auch noch in anderen Self-Publischer Foren?

Nein.

Bist du auch auf Facebook oder Twitter?

 

Ich bin auf Google+

Hast du eine eigene Homepage oder einen Blog?

 

Ich blogge in der Huffington Post.

Wirbst du dort für deine Bücher?

 

Ja, das tue ich.

Wenn du ein Angebot für ein Interview erhalten würdest, bei dem aber nicht du, sondern einer deiner Protagonisten eingeladen wird: Wen würdest du hinschicken?

 

Ich würde „Nolle“ hinschicken. Er ist ein echter Verlierer. Er hat es verdient, dass er aus seiner kleinbürgerlichen Existenz mal ins Rampenlicht geschickt wird.

Was ist dein Lieblingsspruch/Zitat?

 

Und so lang du das nicht hast, dieses: Stirb und werde!, bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde. (Goethe)

Gibt es etwas, das du uns gerne noch sagen möchtest?

 

Ja. Zwei Dinge: Seid kreativ! Und seid gut zueinander! Im Schöpfertum und in der Liebe kommen des Menschen beste Fähigkeiten zum Ausdruck.

Lieber Jürgen – herzlichen Dank für das angenehme Gespräch. Es hat wirklich Spaß gemacht, sich mit dir zu unterhalten. Wir wünschen dir viel Erfolg mit deinen Büchern und dass wir noch oft von dir zu lesen bekommen.

 

R.Deter/Traumfaenger/Individuum

Autorenpresse der KG-Gruppe

 

 

 

 

Und zum Abschluss noch

 

 

UNSER QUICKIE – 5 Fragen – 5 Sekunden

 

 

1. Welches Buch ist dir deiner Meinung nach am Besten gelungen?

 

Wiedersehen nach 33 Jahren

 

2. Was würdest du tun, wenn du heute einen Sechser im Lotto landen würdest?

 

Es auf meine sechs Kinder und alle meine Stiefkinder verteilen.

 

3. Wann ist für dich ein Tag perfekt?

 

Wenn ich das Gefühl habe, ein ordentliches Stück Arbeit geleistet zu haben.

 

4. Für was bist du dankbar?

 

Für meine große Familie und die Gesundheit der Kinder und Enkelkinder und alles, was ich in einem langen Leben lernen durfte.

 

5. Wenn würdest du mitnehmen, wenn du dir ab morgen eine Auszeit auf einer einsamen Insel nehmen könntest?

 

Meine Frau, sonst niemand!

 

Imprint

Text: JHD Spreemann und Autorenpresse der KG-Gruppe
Images: JHD Spreemann
Editing: Phil Humor
Publication Date: 01-11-2015

All Rights Reserved

Dedication:
Dieses Interview ist dem Kurzgeschichten Wettbewerb im Dezember sowie JHD Spreemann und Brigitte Voss gewidmet.

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