Nur langsam wurde sie wach. Der Traum wollte sie einfach nicht gehen lassen. Oder sie den Traum? Sie war angebunden, die Hände links und rechts an einem Rahmen fixiert. Jemand stand hinter ihr, oder war da überhaupt wer? Sie spürte das Leder, als es ihre Haut traf. Nein, eigentlich spürte sie es nicht. Sie erinnerte sich daran. Dann war da dieses wohl bekannte Ziehen im Unterleib. Sie dachte, es würde nie wieder kommen. War sie deswegen aufgewacht? Das Ziehen war auch noch da, als sie die Augen endlich öffnete. Erschrocken stellte sie fest, dass ihre Hand zwischen ihren Beinen war und in ihrer Nässe spielte. Das hatte er verboten. Hastig stand sie auf und ging ins Bad. Der Spiegel zeigte eine verwirrte, zerzauste Gestalt. Die roten Locken standen in allen Richtungen ab und sahen stumpf aus, ihre grünen Augen blickten ihr aus rot geränderten, dunklen Höhlen entgegen, ihre Lippen waren rau, ihre Haut blass. Stumm sah sie sich an. Das erste Mal, seitdem es passiert ist, nahm sie sich selbst wieder war. Er würde schimpfen und sie bestrafen, wenn er sie so sehen könnte. So durfte es nicht bleiben, beschloss sie und ging ins Wohnzimmer. Sie würde mit Nadja und Joey reden müssen. Die beiden mussten ihr einfach helfen. Eilig schrieb sie eine SMS an Nadja: “kannst du herkommen? bring bitte auch joey mit. hdl” So, das muss reichen, sagte sie sich und sprang unter die Dusche.
Sie musste eine ganze Weile dort gestanden haben, auf einmal hörte sie einen Schlüssel in der Tür. Nadja und Joey waren da. “Süße? Alles ok? Wo bist du? Was ist los?” hörte sie die panische Stimme von Nadja. Dann sah sie den schwarzen Wuschelkopf von Joey in der Badezimmertür. “Hab sie” sagte sie beruhigend, dann wandte sie sich an Emma und fragte: “Alles ok bei dir?” Sie kam aus der Dusche und stand tropfend vor ihren Freundinnen. Traurig-trotzig sah sie die beiden an und meinte fast weinerlich: “Ich sehe schrecklich aus.” Dann zog sie eine Flunsch. Nadja und Joey sahen sie an, sahen sich an und brachen in schallendes Gelächter aus. Sie konnte nicht anders und lachte mit. Sie lachte so sehr, dass ihr die Tränen das Gesicht runter liefen. Es fühlte sich an wie eine Befreiung. Seitdem es passiert ist, hat sie nicht mehr gelacht, nicht mal mehr gekichert. Und jetzt konnte sie nicht mehr aufhören.
Joey beruhigte sich als erstes wieder und ging ins Schlafzimmer. Dort legte sie Emma Sachen hin, ein Ritual, was sich in den letzten Monaten so eingeschlichen hat. Dabei dachte sie nach. Fast sechs Monate war dieser schreckliche Unfall jetzt her. Sie erinnerte sich noch genau an den Tag. Sie saßen, wie so oft, bei Emma auf der Terrasse, als es klingelte. Emma ging zur Tür, sie und Nadja sahen sie durch die Glasscheibe. Sie öffnete, davor standen zwei Polizisten, sie sagten etwas, dann brach die Freundin zusammen. Zwei Tage kam sie nicht wieder zu sich, lag im Krankenhaus, angeschlossen an Monitore und Flaschen mit Nährlösung. Sie dachten beide, sie würde ihm einfach folgen. Dann schlug sie die Augen auf, war ansprechbar und reagierte, aber sie wirkte eher wie ein Roboter. Nadja und Joey blieben bei ihr. Auf der Beerdigung brach sie zusammen, weinte lautlos und reagierte auf nichts, nicht mal auf Schmerz. Sie lag einfach da und weinte. Niemand konnte sie beruhigen. Sie wurde in die Psychiatrie gebracht und ruhig gestellt. Einen Monat später wurde sie entlassen. Und die Freundinnen waren immer da. Seit 6 Wochen konnte sie sogar nachts allein bleiben. Und jetzt saß sie in ihrem Badezimmer und lachte so herzhaft und konnte sich kaum beruhigen. Sollte die Freundin wirklich wieder wach geworden sein? Tränen trat ihr in die Augen. Sie hoffte es so sehr. Dann ging sie in die Küche und bereitete das Frühstück für die drei Freundinnen vor.
Nach einer Weile beruhigte sich Emma wieder, ihr Gesicht war tränennass, der Bauch tat ihr weh und sie fühlte sich... ja wie eigentlich? Und was überhaupt? Sie fühlte etwas. Nicht mehr nur der dumpfe Schmerz der letzten Monate. Es fühlte sich an, als würde etwas großes, positives den Schmerz überstrahlen.
Langsam ging sie ins Schlafzimmer. Verwirrt und ängstlich stand sie vor dem Bett. War sie dabei, ihn zu vergessen? Fühlte sie deswegen den Schmerz nicht mehr so übermächtig? Sie wollte ihn nicht vergessen. Er ist alles gewesen für sie. Er hatte in ihr entdeckt, was sie war und sie hatte es bei ihm gesehen. Sie haben sich gegenseitig zu dem gemacht, was sie waren.
Ihre Freunde wussten, dass sie anders liebten, hatten es aber nie in Frage gestellt.
Seit seinem Tod hat sie außer Schmerz nichts mehr gefühlt. Nicht weil sie sich andere Gefühle verboten hat, da war einfach nichts anderes. Jetzt fühlte sie Lust. Sie fühlte sich schrecklich. Verriet sie ihn dadurch nicht? Würde sie ihn dadurch nicht betrügen? Wie konnte sie Lust empfinden, wenn er sie nie wieder würde stillen können?
Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie es war, als sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten. Es war in der Nacht vor dem Unfall. Dann kam plötzlich die Erkenntnis. Der Traum, sie hatte von ihrer letzten gemeinsamen Nacht geträumt. Lächelnd schloss sie die Augen. Eine einzelne Träne lief ihr die Wange hinunter und tropfte auf ihren nackten Fuß. Sie hatte ihn nicht verraten, nicht betrogen. Sie hatte von ihm geträumt.
Erleichtert zog sie sich die Sachen an, die Joey ihr hingelegt hat. Nachdenklich ging sie in die Küche, wo Nadja und Joey schon auf sie warteten. Gespannte Ruhe herrschte, als sie sich hinsetzte und auf die Tasse starrte, die vor ihr stand. Seit seinem Tod hat sie ihren Kaffee so getrunken, wie er, ohne dass sie drüber nachgedacht hatte. Jetzt stand die Tasse mit der dunkelbraunen, bitteren Flüssigkeit vor ihr und schien so gar nicht dahin zu gehören. Schweigend stand sie auf, ging an den Schrank und holte Milch und Zucker. Hinter sich hörte sie, wie Besteck auf den Boden fiel. Aber keiner machte Anstalten, es aufzuheben. Fragend drehte sie sich zu ihren Freundinnen um und sah, dass die beiden sie mit offenem Mund anstarrten. Emma fragt erstaunt: “Was habt ihr denn?” Immer noch erstaunt fragt Nadja zurück: ”Ist alles ok mit dir, Süße?” “Natürlich, warum fragst du?” Joey entgegnet: “Du tust Milch und Zucker in deinen Kaffee.” “Ich weiß.” Nadja meint: ”Das hast du schon lange nicht mehr getan.” Leise antwortet Emma: “Ich weiß.” Sie setze sich zu den beiden an den Tisch zurück und holte tief Luft. Die beiden haben ihr das Leben gerettet. “Danke” murmelt sie leise. Dann tropft eine Träne vor ihr auf den Tisch. “Wenn ihr nicht wärt, wäre ich ihm gefolgt.” “Das hättest du für uns auch getan.” sagte Nadja beruhigend. “Ja sicher. Aber ich war schon ziemlich kaputt in letzter Zeit, nicht war?” “Das ist mehr als verständlich, meine Kleine.” meinte Joey daraufhin. Emma schaute die beiden Frauen an. Dann lächelte sie und trank einen großen Schluck Kaffee.
“Ich sehe immer noch schrecklich aus. Kriegen wir das wieder hin oder muss ich ewig wie eine Vogelscheuche rumlaufen?” sagte sie plötzlich. Joey und Nadja lachten erleichtert auf und schlugen dann abwechselnd vor, was zu tun wäre. Da kam einiges zusammen. Friseur, Wellness-Studio, Nagel-Studio, Kosmetik-Studio, diverse Läden, wo die unterschiedlichsten Dinge zu kaufen wären. Die beiden machten sogar schon einen Zeitplan, wann sie wo sein müssten und in welcher Reihenfolge sie welche Läden aufsuchen müssten, damit sie alles schaffen würden. Emma wusste nicht mehr, wo ihr der Kopf stand, als die beiden fertig waren.
Der Zeitplan sah vor, dass sie zuerst in den neuen Wellness-Tempel am Park fuhren. Sie nahmen Emmas Geländewagen, aber Joey fuhr. Das beste am Wellness-Tempel war, dass er alles in sich vereinte, dort wurde Frau von oben bis unten verwöhnt. Als sie nach Stunden wieder rauskamen, fühlte Emma sich wieder viel besser. Die Haare waren wieder vernünftig geschnitten und in Form gebracht, die Nägel waren verlängert und glänzten schwarz und sämtliche Körperbehaarung vom Hals abwärts gehörte der Vergangenheit an, zumindest für eine Weile. Die beiden schleiften sie dann von Laden zu Laden. Zum Schluss hatte sie einiges an Geld weniger und die Ladefläche ihres Autos war voll.
Zu Hause angekommen, probierte sie unter den Augen ihrer Freundinnen alles noch einmal an. Dabei fiel ihr ein Satz ein. Er hätte es jetzt auch wieder gesagt. “Passt im Laden, passt auch zu Hause.” Sie musste schmunzeln, als sie an diese Diskussionen dachte. Sie hatte dann immer entgegnet: “Das Licht ist aber anders.” Woraufhin von ihm immer kam: ”Schwarz ist immer schwarz, egal in welchem Licht.” Ihre Antwort war immer: “Aber der Schattenwurf ist immer anders.” Meistens endeten diese Diskussionen damit, dass sie festgebunden am Rahmen stand und er hinter ihr mit der Peitsche stand und sie für ihre dauernden Widerworte bestrafte. Wehmütig seufzte sie auf und sah zu der Tür rüber, die sie seitdem nicht wieder geöffnet hatte. “Ich denke, ich muss mich dem stellen.” sagte sie leise und ging hin. Als sie die Hand auf der Türklinke hatte, zögerte sie. Nadja stand neben ihr und meinte nur: “Wir sind da. Du schaffst das.” Dann drückte sie die Klinke runter und die Tür schwang auf. Sie sah in den Raum, den sie seit fast sechs Monaten nicht mehr betreten hat. Er sah noch genau so aus wie früher nur sehr staubig. Das große Fenster wurde von dem schweren violetten Vorhang verdeckt. Auch an ihm hing der Staub. Das große Himmelbett hinten in der Ecke mit den vielen Haken und Ösen sah immer noch so aus, wie sie es verlassen hatten. Der Rahmen, der mitten im Zimmer von einer Wand zur anderen reichte und wie ein Tor wirkte, war ebenfalls unverändert. An der Wand hingen die beiden Peitschen und die Gerte so, wie er sie das letzte Mal hingehängt hatte. Im Regal lagen die anderen Spielzeuge, mit denen er sie so gut zu quälen wusste. Auch sie sind vom Staub nicht verschont geblieben. Was solls, sie würde sie sowieso nie wieder benutzen. Dennoch fasste sie einen Entschluss: “Hier muss dringend sauber gemacht werden.” “Wir helfen dir, wenn du möchtest.” meinte Joey. “Nein, das muss ich allein machen.” “Ok, aber sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.” kam von Nadja. Die beiden Frauen sahen sich unsicher an, während Emma durch das Zimmer ging und mal das eine, mal das andere berührte. Dann blieb sie vor dem großen Spiegel stehen. An einem Haken hingen ihre Manschetten, zwei für die Arme, zwei für die Beine und das Halsband. Zärtlich strichen ihre Finger darüber. Ruckartig drehte sie sich um und lächelte ihre beiden Freundinnen an. “Ich will ausgehen.” “Wie? Jetzt?” Die Verwirrung war Joey deutlich anzuhören. “Ja, jetzt.” ”Dann aber ins Black Moon.” schlug Nadja vor. “Das gibts noch?” fragte Emma erstaunt. “Ja natürlich.” “Dann gehts ins Black Moon. Was soll ich nur anziehen?” Emma klang verzweifelt wie ein Kind, dessen Lieblingskleid zu klein geworden ist. “Lass mich mal machen.” sagte Nadja entschlossen und ging zu dem Berg Klamotten, die sie heute gekauft hatten. Nach kurzem Wühlen fand sie, was sie suchte: ein Korsett mit Spitzenbesatz, einen langen, weit fallenden Rock mit viel Tüll und passende Schuhe. “Anziehen.” sagte sie und drückte Emma, die mittlerweile wieder im Wohnzimmer stand, die Sachen in die Hand.
Als diese sich ins Schlafzimmer verzog, um sich umzuziehen, fragte Joey: “Meinst du, sie ist übern Berg?” “Ich hoffe es. Hast du ihre Augen gesehen? Sie sieht nicht mehr durch alle durch.” “Ja, ich habs gesehen. Ich hab nur Angst, dass sie einen Rückfall erleidet.” “Wird sie nicht, vertrau ihr.” “Das tue ich.” Dann sah sie an sich und Nadja runter. “Was ziehen wir beiden hübschen eigentlich an?” “Nehmt euch einfach was aus dem Haufen.” meinte Emma, die fertig in der Tür stand. Joey sagte theatralisch: “Wow, du siehst aus wie eine schwarze Prinzessin. Ach was rede ich, wie eine Königin.” Nadja toppte das ganze kichernd: “Du meinst, wie eine Göttin.” Lachend entgegnete Emma nur: “Ihr spinnt ja.” Dann ging sie noch mal zum Spiegel.
Ihm würde gefallen, was sie trug, da war sie sich sicher. Aber er war nicht da. Nie wieder würde er da sein. Dumpf bohrte sich der Schmerz in ihr Herz. War das wirklich eine gute Idee? Was wäre, wenn sie im Club zusammenbrechen würde? Schließlich war sie mit ihm auch ein paar Mal dort gewesen. Nein, sie würde nicht zusammenbrechen, sie würde stark sein. Das hatte sie sich vorgenommen. Er würde stolz auf sie sein, wenn er sie sehen könnte. Und sie wollte, dass er stolz auf sie war. Auch wenn er es ihr nicht mehr sagen konnte.
Aufrecht mit einem Lächeln auf den Lippen ging sie zu den beiden, die sich mittlerweile ins Bad vor den Spiegel verzogen hatten. “Braucht ihr noch lange? Ich bin schon ganz ungeduldig.” “Wir müssen nur noch ein wenig das Make Up zurecht rücken, Kleine. Dann gehts los.” war Joeys Antwort. Joey trug noch ihre schwarze Hose, hatte sich aber ein fast durchsichtiges Top von Emma angezogen. Tja, mit Hosen konnte sie halt nicht dienen und Joey trug keine Röcke. Nadja hat sich ein kurzes Kleid mit Schnürungen an allen Seiten ausgesucht. Beide sahen toll aus.
Im Black Moon angekommen, sah Emma sich erstmal um. Es sah noch genau so aus wie immer. Langsam ging sie hinter den beiden her Richtung Bar. Ein wenig mulmig fühlte sie sich schon. Doch sie wollte wieder leben, für sich, für ihn. Und hier im Black Moon fühlte sie sich wohl. Die Musik, die Menschen, sie waren ihr so ähnlich und doch waren alle anders. Nur wenige wussten, wer sie war und doch fühlte sie sich zugehörig. Hier konnte sie eine unter vielen und doch einzigartig sein.
Die vorherrschenden Farben waren schwarz und rot. Sowohl bei den Menschen als auch bei der Dekoration. Die Wände waren mit Tüchern verhangen, Balken wurden hervorgehoben, sind vielleicht auch zusätzlich eingebaut worden. An diesen Balken hingen Ketten mit Haken. Sie musste ein wenig schmunzeln, als sie daran dachte, was er ihr für Dinge ins Ohr geflüstert hat, was er an diesen Balken alles mit ihr tun könne. Ihre Hand ging unbewusst zu ihrem Hals. Hier war früher ein Halsband. Sie hatte mehrere, einige waren zum ausgehen und sahen fast wie Modeschmuck aus. Die fielen nicht auf und passten zu ihrem Stil. Keiner stellte Fragen. Aber seit dem Unfall hatte sie keins mehr getragen. Es erschien ihr nicht passend.
Wer weiß, wenn sie in der Szene Bekannte hätte, die hätten sie vielleicht bestätigt oder auch gesagt, dass sie es tragen müsse, bis sie einen neuen Herrn hätte oder was auch immer. Aber genau deswegen hatten sie sich meist von der Szene fern gehalten. Bei den ganzen Regeln, Bestimmungen und dem ganzen wäre ihnen vielleicht der Spaß daran verloren gegangen. Sie haben einfach beide gelebt und geliebt, wie sie es wollten.
Wie sie da so stand, mitten im Club, sich umsah und nachdachte, war ihr nicht aufgefallen, dass ihre beiden Freundinnen irgendwo in der Menge verschwunden sind. Als sie sich wieder in die Richtung wandte, in die die beiden gegangen waren, konnte sie sie nicht sehen. Also versuchte sie, sie zu finden. An der Bar angekommen, erkannte sie den jungen Mann dahinter wieder. Er war schon immer hier gewesen, schon als sie das erste Mal hier war. Alle anderen hatten in kleineren oder größeren Abständen gewechselt, aber er war immer da. Als er sie sah, strahlte er und kam zu ihr. “Schön dich wieder zu sehen. Ich hatte schon Angst, mein liebster Gast würde mich im Stich lassen.” strahlte er sie an. “Ich hab meine Zeit gebraucht, Leon. Wie gehts dir?” “Bestens, meine Schöne, jetzt wo du wieder da bist.” “Charmeur.” lachte Emma. “Wie gehts Paula?” “Wir haben uns getrennt.” “Wie kams? Ihr ward doch so glücklich.” “Ja, waren wir. Aber wir sind immer noch Freunde. Sie braucht jemanden, der immer für sie da ist, ich hab aber noch den Club und hatte nur wenig Zeit für sie.” Dann zwinkerte er ihr zu und meinte: “Außerdem hab ich schon jemanden gefunden. Er heißt Max und arbeitet auch hier.” “Du lässt auch nichts anbrennen, oder?” “Aber nein, meine Schöne, warum auch?” grinste er breit. “Hast du eigentlich Nadja und Joey gesehen, sie haben mich verloren.” “Die beiden sitzen da hinten und winken schon ganz aufgeregt, ich soll dich wohl rüberschicken.” Sie drehte sich um und sah sie in einer der Sitzgruppen. Einige ihrer alten Freunde waren auch da. Sie ging rüber und fragte sich, was die anderen wohl von ihr dachten. Die meisten hatten sie das letzte mal gesehen, als er beerdigt wurde. Vielleicht dachten sie, sie wäre übergeschnappt, drogensüchtig, depressiv, oder was auch immer. Ganz kurz versuchte sie, eine Ausrede zu finden, um nach Hause gehen zu können. Nein, das würde sie nicht tun. Sie wollte leben, also konnte sie sich nicht vor ihren Freunden verstecken. Als sie an der Sitzgruppe ankam, wurde sie stürmisch begrüßt, wie jemand der lange weg war. Das war sie ja auch gewesen. Sie war weg, für niemanden erreichbar, wollte niemanden sehen. Das hatte sie nicht erwartet. Erstaunt, verwirrt und doch sehr froh, dass sie hergekommen ist, konnte sie den Abend genießen, wenn auch nicht ganz ohne Wehmut. Sie war wieder da.
Drei Monate waren seitdem vergangen. Emma kam mittlerweile ganz gut zurecht. Nadja und Joey brauchten nicht mehr jeden Tag nach ihr zu sehen, und ihre Sachen suchte sie sich auch wieder allein raus.
Das Zimmer hatte sie sauber gemacht, kein Staub mehr, die Vorhänge vom Fenster und vom Himmelbett waren gewaschen und hingen wieder an Ort und Stelle. Die Spielzeuge hatte sie weg geworfen.
In der ganzen Zeit ist sie nicht mehr mit der Hand zwischen den Beinen wach geworden. Sie hat fast jede Nacht von ihm geträumt, aber keine Träume mehr, in denen sie miteinander geschlafen haben, nur der eine, der sie nach fast sechs Monaten aus ihrem Schmerz-Koma geweckt hat. Sie unternahm viel mit ihren Freunden, redete, lachte, nahm am Leben teil. Immer wieder kam es vor, dass sie Anekdoten aus ihrer gemeinsamen Zeit erzählte. Beim ersten Mal, als ihr eine rausgerutscht ist, merkte sie, dass ihre Freunde erst ein wenig betreten schauten, aber als sie merkten, ihr ging es gut dabei, konnten sie mit ihr lachen. Manchmal saß sie in ihrem Bett, sah sich alte Fotos an und weinte. Dann fragte sie sich, ob das jemals aufhören würde.
Einmal war sie wieder im Zimmer und wischte Staub, als ihr Blick auf eines ihrer Halsbänder fiel. Sehnsüchtig griff sie sich an den Hals. Wie lange hatte sie dort schon kein Halsband mehr gespürt? Würde sie je wieder eins tragen? Langsam ging sie mit dem Halsband in der Hand zum Spiegel. Zögernd legte sie es sich um und bewunderte ihr Spiegelbild. Sie hatte ganz vergessen, wie gut es sich anfühlte. Sie dachte daran, wie er es ihr umgelegt hatte, wie stolz sie war, wie er sie angelächelt hat, wie er sie geküsst hat. Seine weichen Lippen, zärtlich und fordernd zugleich, seine Hände, die ihren Körper erkundeten, als wäre es das erste Mal, selbst nach neun gemeinsamen Jahren. In Gedanken sah sie sich ans Bett gefesselt, ihm und seiner Lust ausgeliefert. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie er sich in ihr angefühlt hat. Es gelang ihr nicht. Wieder traten ihr Tränen in die Augen. Plötzlich klingelte es an der Tür. Sie ging hin und sah durch den Spion. Ein Mann im Anzug stand davor und hielt etwas in der Hand. Als sie öffnete, fiel ihr das Halsband wieder ein, aber da war es schon zu spät. Blieb nur zu hoffen, dass es ihm nicht auffiel.
Natürlich fiel es ihm auf. Seine Augen blitzten kurz auf, als er es sah. Eigentlich wollte er den Brief, den der Postbote bei ihm eingeworfen hat, nur wieder in den richtigen Briefkasten werfen. Aber weil das irgendwie alle paar Wochen wieder passierte, wollte er den eigentlichen Empfänger informieren, damit dieser dem Postboten Bescheid sagen konnte. Was er dem Kerl erzählte, schien ja nichts zu bringen. Also suchte er die Tür mit dem richtigen Namen. Und jetzt stand sie da. Er wohnte jetzt schon sieben Monate in diesem Haus, hatte sie aber noch nie gesehen. Sie musste neu eingezogen sein. Aber es gab in letzter Zeit keine Neuzugänge im Haus. “Ich habe Post für Sie. Also eigentlich für Ihren Mann. Ist der da?” fragte er. Warum starrte sie ihn an, als wäre er ein Geist? “Mein Mann ist nicht da. Also nicht mehr.” Sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen. “Ist alles ok mit Ihnen?” fragt er besorgt. “Ja. Natürlich, entschuldigen Sie. Es tut nur immer noch weh.” “Hat er sie verlassen?” “Sowas in der Art, ja. Er ist... ist... er lebt nicht mehr.” erwiderte sie zögernd. “Das tut mir leid.” “Ja, mir auch.” Da stand sie, sah ihn an. Er sah, dass sie am liebsten weinen würde. Dann flog ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht. Sie sah wirklich bezaubernd aus. “Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten? Oder einen Tee?” “Gern einen Kaffee, wenn es keine Umstände macht.” “Ich wollte mir selbst gerade einen machen, also macht es keine.” Dann ging sie vor in Richtung Küche. Er hatte die Wohnung oben drüber, also kannte er den Schnitt und wusste, wo die Küche ist. Als sie an dem einen Zimmer vorbei ging, schloss eilig sie die Tür, aber er konnte noch erkennen, dass irgendeine Holzkonstruktion darin aufgebaut war. Vielleicht hatte er später noch Gelegenheit, dort rein zu sehen. Er war von Hause aus sehr neugierig.
Was hatte sie geritten, dass sie einem wildfremden Mann einen Kaffee anbot? Noch dazu, wo sie das Halsband trug. Zum Glück hatte sie die Tür zum Zimmer schließen können, bevor er reinsehen konnte. Er musste ja sonstwas von ihr denken. “Ich heiße übrigens Emma.” meinte sie zu ihm, als sie sich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte. “Alex.” “Wohnen Sie schon lange hier? Ich hab Sie noch nie gesehen.” “Seit sieben Monaten. Und Sie?” “Wir sind vor sechs Jahren hier eingezogen. Seit dem Unfall lebe ich allein hier. Wobei man es erst seit kurzem wieder leben nennen kann.” Warum erzählte sie ihm das? Er kannte sie doch gar nicht. “Wie meinen Sie das?” “Nach dem Unfall war ich irgendwie in mir selbst gefangen. Wie in einem Schmerz-Koma. Und vor drei Monaten etwa bin ich eines morgens wach geworden und war wach. Ich hab mich wieder gesehen, hab meine Freunde wieder gesehen. Und ich hab wieder angefangen zu leben.” “Einfach so?” “Naja, nicht einfach so. Er fehlt mir immer noch, es tut immer noch weh, ich weine immer noch seinetwegen, aber ich lebe wieder.” Er lächelte sie an. “Wie war er?” “Er war toll, wir haben uns perfekt ergänzt. Er hat Saiten in mir zum klingen gebracht, von denen ich nicht mal wusste. Die Zeit mit ihm war die schönste meines Lebens.” Dann sah sie ihn an. “Ich weiß nicht, warum ich Ihnen das erzähle, aber es tut gut... irgendwie.” “Unsereins erkennt sich und hilft sich, denke ich.” “Unsereins?” Ihr Herz schlug plötzlich schneller. “Meine Frau ist vor einigen Jahren an Krebs gestorben. Ich kenne dieses Schmerz-Koma, wie Sie es nannten.” “Das tut mir leid.” sagte sie. Das meinte er mit Unsereins, dachte sie und atmete innerlich auf. Sie wollte nicht, dass jemand fremdes wusste, wie sie tickt. Und schon gar nicht wollte sie Kontakt zu einem Mann, der dachte, ihr neuer Herr werden zu können. Aber trotzdem kam sie nicht umhin, ihn genauer zu betrachten. Er war groß, einen Kopf größer als sie selbst. Seine langen, dunklen Haare zeigten an den Schläfen bereits graue Strähnen. Seine Figur war stattlich, breite Schultern, zur Taille wurde er schmaler, aber nicht zu schmal. Mehr konnte sie wegen des Anzuges nicht erkennen. Seine Hände waren groß und kräftig. Die können sicher gut zupacken, dachte sie, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Sie wollte nicht, dass er zupackte.
Sie schien fast erleichtert, als er gesagt hat, dass er Witwer war. Als er sie anlächelte, wurde sie ein wenig rot und senkte den Kopf. Er wusste, warum sie ihm das alles erzählt hat. Ihm ging es ja damals ähnlich, nachdem seine Frau gestorben war. Er hatte sich bewusst an jemand Vertrauten gewandt, an jemanden, der verstand, dass er nicht nur seine Frau, seine Geliebte, seinen besten Freund verloren hat, sondern auch seine ergebene Sklavin. Nie wieder würde er das alles in einer Person finden, dachte er. Sklavinnen hatte er danach noch einige, er hatte sie auch alle gern gehabt, und respektiert, aber geliebt hatte er sie nicht. Hier saß eine kleine Sklavin vor ihm, die ihren Herrn verloren hatte. Sie wußte nicht, was er war und hat es ihm dennoch gesagt. “Wie wäre es, wenn wir zum Du übergehen?” “Gern.” sagte sie und lächelte ihn an. Sie war wirklich bezaubernd, ihre roten Locken, die grünen Augen, das schmale Gesicht, die zierliche Gestalt. Er hatte das Bedürfnis, sie zu beschützen. Gleichzeitig wollte er, dass sie sich offenbarte. Sie sollte zu dem stehen, was sie war. Nur so konnte sie wieder glücklich werden.
“Seit wann trägst du dein Halsband wieder?” fragte er sie und sah sie dabei fest an. Sie riss die Augen auf und starrte ihn nur an. “Sag schon, ich beiße nicht.” Und mit einem Zwinkern fügte er hinzu: “Ich verrats auch niemandem.” “Heute das erste Mal seit dem Unfall.” sagte sie mit leiser Stimme. “Es steht dir, passt zu deinem Stil.”
Verdammt, was ist das? Ich rede mit ihm, als wäre er mein Psychiater, dabei kenne ich ihn vielleicht 10 Minuten, schimpfte sie sich in Gedanken aus. Ihr schien es, als könnte er in ihre Seele blicken, als wüsste er, wer und was sie ist. “Ich wohne übrigens genau über dir, falls du mal Hilfe brauchst oder reden willst.” “Sehr gern, danke dir.” Verlegen sah sie in ihre Tasse. Er verwirrte sie. Sie würde wahrscheinlich voll ins Fettnäpfchen treten, aber sie musste das jetzt fragen. “War sie deine Sklavin?” Sie sprach so leise, dass sie hoffte, er würde sie nicht hören. “Ja, das und viel mehr.” antwortete er. Seine Stimme hatte so etwas beruhigendes, tief, dunkel, samtig, fast hypnotisch. Leise sprach sie wieder: “Ich weiß noch, wie es sich angefühlt hat, als die Polizei vor der Tür stand und mit gesagt hat, dass er einen Unfall hatte. Ein anderes Auto hatte ihm die Vorfahrt genommen und er ist gegen einen Baum gefahren.” Sie wollte es erzählen. Noch nie war das Bedürfnis, darüber zu reden, so stark. “Er war noch bei Bewusstsein, als der Notarzt kam, sagten sie, aber auf dem Weg ins Krankenhaus ist er plötzlich kollabiert. Sie konnten nichts mehr für ihn tun.” Sie wurde immer leiser. “Meine Freunde sagten, ich wäre zwei Tage ohne Bewusstsein gewesen, sie hatten Angst, dass ich ihm folgen würde. Auf der Beerdigung bin ich zusammengebrochen. Danach weiß ich von fast sechs Monaten nur noch Bruchstücke. Ich war im Krankenhaus. Dann war ich wieder zu Hause. Nadja und Joey sind für kurze Zeit sogar hier eingezogen, damit ich nicht allein blieb. Eines Tages bin ich aufgewacht und hab mich selbst wieder gespürt. Das ist jetzt drei Monate her.” Dann sah sie wieder auf. Er lächelte sie an und sagte: “Danke.” “Warum dankst du mir?” “Ich danke dir für dein Vertrauen, Emma.” Jetzt war sie völlig perplex. Mit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte sie ihn an.
Er musste sich ein wenig das Kichern verkneifen. Sie sah zu süß aus, wie sie ihn anstarrte. “Entschuldige. Ich bin sowas nicht gewohnt.” meinte sie. Er nahm ihre Hand und drückte sie leicht. “Ich weiß, wie es ist, wenn man einfach nur reden will und keiner da ist, der zuhören kann.” “Meine Freunde sind da, aber sie wissen schon alles. Ihnen brauche ich das nicht erzählen. Sie kennen meinen Schmerz.” “Wissen sie, was du bist?” “Ja. Und sie haben es vorbehaltlos akzeptiert. Einmal meinte Joey: ‘Es ist ja nicht so, dass er mit der Peitsche hinter mir her rennt.’ und er meinte lachend: ‘Sei dir nicht zu sicher. Frechheiten werden bestraft.’” Bei dem Gedanken musste sie lachen. Ihr Lachen klang so hell, so frisch. “Nadja wollte einmal wissen, wie es ist, im Rahmen zu hängen. Wir haben es ihr gezeigt. ‘Nix für mich, ich schlaf lieber auf der Couch, wenn ich hier bin.’ hat sie uns kichernd erklärt.” “Rahmen?” War das dieses Holzding, was er in dem Zimmer gesehen hat? “Ein Holzgestell von einer Wand zur anderen mit einem Balken oben drüber. Sieht aus wie ein Tor oder Rahmen. Er hat ihn gebaut. Eine ganze Woche durfte ich nicht in das Zimmer. Und als er fertig war, ist er fast geplatzt vor Stolz. Und ich musste ihm immer wieder versichern, dass es großartig war und er ein toller Mann.” Grinsend fügte sie noch hinzu: “Selbstverständlich musste er mich noch am selben Abend bestrafen. Ich habe es wohl ein wenig am Respekt fehlen lassen.” Er war schon sehr neugierig. Sollte er es wagen? “Darf ich mal sehen?” Sie zögerte ein wenig. Dann streckte sie sich und meinte: “Na gut. Aber sieh dich nicht um, dieses Zimmer wird seit neun Monaten nicht mehr genutzt.” Und schon ging sie zur Tür. Zögernd hielt sie die Hand an der Klinke. “Noch nie war ein anderer Mann in diesem Zimmer.” sagte sie leise. “Wenn du nicht möchtest, ist es auch in Ordnung.” meinte er. “Nein, es ist schon ok. Ich werde nur manchmal noch etwas wehmütig. Hört das eigentlich irgendwann auf?” “Es wird leichter, aber vergessen wirst du nie.” Sie atmete durch, dann drückte sie die Klinke runter und die Tür schwang auf. Es duftete nach Vanille und Lavendel, nur ganz leicht. Die Wände waren in einem dunklen Violett gestrichen, die Vorhänge am Fenster und am großen Himmelbett hinten passten perfekt dazu. Als er das Bett sah, musste er schmunzeln. Dort konnte man einiges mit einer Frau anstellen. Dann sah er sich den Rahmen an. Sehr gut gearbeitet, Es konnte nicht kippen, der Balken oben drüber war perfekt passend eingearbeitet. An den seitlichen Balken und am Querbalken waren eine Menge Ösen und Haken angebracht. “Dein Mann hat wirklich ganze Arbeit geleistet. So ein Schmuckstück hätte so mancher wohl gern in seinem Spielzimmer.” Dann sah er sie an. Zitterte sie etwa?
Was tat dieser Mann dort? Er ging durch das Zimmer und sah so aus, als würde er hier rein gehören. Es war fast, als wäre das Zimmer für jemanden wie ihn gemacht. Natürlich, das war es ja auch, nur das derjenige nicht mehr da war. Sie sah Alex mit großen Augen an. Wie es wohl wäre, wieder im Rahmen zu hängen? fragte sie sich und zuckte wie ertappt zusammen. Es zog wieder zwischen ihren Beinen. Wenn das so weiterging, müsste sie sich doch wieder Spielzeug kaufen, dachte sie sich, verwarf es aber gleich wieder. Er hatte es ja verboten. Und sie hielt sich dran, auch wenn er nicht mehr da war. Sie musste etwas unternehmen, jedes Mal, wenn sie hier im Zimmer war, bekam sie Lust. Aber der, der ihre Lust stillen konnte, war nicht mehr da und würde nie wieder kommen. “Ich überlege, dieses Zimmer vielleicht leer zu räumen und für was anderes zu nutzen.” sagte sie. “Aber ich bin mir noch nicht sicher. Er hat es ja extra für mich gemacht.” “Behalte es. Irgendwann wirst du es vielleicht wieder brauchen.” “Niemals.” antwortete sie mit fester Stimme. “Ich kann mir nicht vorstellen, noch mal mit jemand anderem... zu spielen.” Stimmt nicht, erinnerte sie sich selbst. Eben gerade noch hatte sie sich vorgestellt, im Rahmen zu hängen, während er mit der Peitsche hinter ihr stand. Bei dem Gedanken wurde sie rot. Er lachte leise und sah sie an, als wüsste er ganz genau, was sie dachte. “Du siehst mich an, als könntest du meine Gedanken lesen.” sagte sie. Ihre Stimme zitterte leicht vor Erregung und Angst. “Vielleicht kann ich das auch.” meinte er und kam langsam auf sie zu. Mit jedem seiner Schritte verstärkte sich das Kribbeln und Ziehen zwischen ihren Beinen. Verdammt, sie musste etwas tun, um die Situation aufzulösen. Sie ging einen Schritt zurück, dann noch einen. Dann klingelte plötzlich ihr Telefon. Erleichtert und ein wenig zu schnell ging sie in den Flur und nahm das Mobil-Teil aus der Station. “Ja bitte?” “Ich bins, Nadja. Ich wollte nur mal fragen, ob alles ok ist bei dir.” “Ja, klar, mir gehts gut. Ich hab mich gerade mit einem Nachbarn unterhalten. Er kam, um Post abzugeben, die versehentlich bei ihm gelandet ist.” “Ist er nett?” “Nein, ein Menschenfresser, der gerade in der Küche steht und den Backofen ausmisst. Er will wohl wissen, ob ich reinpasse.” “Ja, ok, also ist er nett.” “Ja.” “Und?” “Was und?” “Wie ist er so?” “Er steht mir gerade gegenüber und grinst mich an, ich kann dir schlecht von seinen Vorzügen und Makeln erzählen, wenn er noch zuhört.” “Schon gut, schon gut. Melde dich bitte, wenn du wieder allein bist.” “Mach ich, Nadja. Danke dir.” “Nicht dafür, süße, nicht dafür.” Dann legte sie auf. “Vorzüge kann ich ja noch verstehen, aber was meintest du mit Makeln?” meinte er gespielt entrüstet. “Ach nichts, ab in die Küche, Menschenfresser. Der Kaffee wird kalt.”
Humor hatte sie. Menschenfresser, na warte, dachte er grinsend. Er war zwiegespalten. Einerseits war es gut, dass das Telefon geklingelt hat. Er fand sie bezaubernd, aber er wollte sie nicht drängen. Außerdem wusste er nicht, ob sie schon bereit wäre für einen neuen Herrn. Andererseits konnte er ihre Erregung deutlich sehen. Und sie seine, da war er sich sicher. Hätte es nicht geklingelt, hätte sie sich nicht gewehrt gegen ihn, im Gegenteil. Und er hätte sie sich genommen. Aber sie hätte es bereut. Jetzt ging sie leicht beschwingt vor ihm her zur Küche. Sie kam ihm ein wenig ausgelassen vor, wie ausgewechselt. “Du kannst aber nicht wirklich Gedanken lesen, oder?” fragte sie ihn plötzlich. Er muss reichlich perplex ausgesehen haben, denn sie fing auf einmal schallend an zu lachen. “Das war ein Scherz, Alex.” sagte sie immer noch lachend. “Na warte, wenn dir das mal nicht irgendwann auf die Füße fällt.” meinte er und grinste sie frech an. Sie wurde schon wieder rot und sah verlegen zu Boden. Jetzt musste er lachen. Sie knuffte ihn leicht am Arm und setzte sich dann auf ihren Stuhl. Dann war es an ihr, ihn anzugrinsen. “Dir ist schon klar, dass das gemerkt ist?” sagte er und lächelte süffisant. “Na und?” gab sie ebenfalls süffisant lächelnd zurück. Das konnte noch ein Spaß werden mit ihr.
Er war charmant, das musste sie ihm lassen. Sie unterhielten sich noch eine Weile über belangloses, dann musste er wieder gehen. Er reichte ihr seine Karte und sagte sanft: “Wenn irgendwas ist, ruf mich an.” Sie lächelte ihn an. “Danke.” Dann beugte er sich zu ihr runter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Verwirrt stand sie im Flur und sah ihm hinterher, als er die Tür hinter sich schloss.
Schlagartig war sie sich ihrer Einsamkeit bewusst. Sie hätte ihn beinahe betrogen, so fühlte sie sich. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie beschloss, dass sie sich nie bei Alex melden würde. Er konnte sie dazu bringen, ihren Mann zu hintergehen. Das würde sie nie zulassen. Sie schrieb Nadja noch kurz eine SMS, dass es ihr gut ginge, sie aber jetzt ins Bett wolle, dann ging sie ins Schlafzimmer. Es war das erste Mal seit einigen Monaten, dass sie sich in den Schlaf weinte.
Sie sah ihn vor sich. Er stand da und lächelte sie an. “Ich liebe dich.” Seine Stimme strich wie Samt über ihre Haut, über ihre Seele. Langsam ging sie auf ihn zu. Sie wollte ihn nicht erschrecken, wollte nicht, dass er wieder ging. Als sie ihn fast erreicht hat, sah er plötzlich anders aus, unmerklich hatte er sich verwandelt. Alex stand vor ihr. “Was hast du mit ihm gemacht?” fragte sie ihn. Er lächelte nur. “Was hast du mit ihm gemacht?” Sie schrie ihn an, war verzweifelt. Und er lächelte weiter. Sie schlug mit den Fäusten gegen seine Brust. “Was hast du mit ihm gemacht?” Immer verzweifelter schrie sie ihn an und schlug auf ihn ein. Dann packte er plötzlich ihre Hände und hielt sie fest. “Lass ihn gehen.” “Ich kann nicht. Ich brauche ihn doch.” Sie schluchzte nur noch.
Dann wachte sie auf. Ihr Kissen war nass von ihre Tränen. Ihr Gesicht fühlte sich aufgequollen an. Sie hatte das Bedürfnis, mit jemandem zu reden, aber ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie darauf wohl verzichten musste. Es war gerade mal 2:49 Uhr und sie konnte nicht mehr schlafen. Leise ging sie in das Zimmer. “Bist du hier?” fragte sie in den Raum. “Natürlich bist du nicht hier. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich so tue, als wärst du es.” fuhr sie fort. “Ich vermisse dich so sehr. Du warst alles, was ich hatte. Und dann warst du plötzlich weg. Warum habe ich das Gefühl, ich würde dich ein zweites Mal verlieren? Wie kann ich verlieren, was ich längst verloren habe? Halte ich dich hier fest, weil ich dich nicht loslassen kann? Hatte mein Traum recht? Muss ich dich gehen lassen? Ich habe so viele Fragen an dich. Aber vielleicht kenne ich die Antworten ja bereits. Ich habe Angst davor. Was, wenn ich dann jeden Halt verliere?” Sie hat geflüstert, trotzdem hatte sie das Gefühl, als würde sie schreien.
Ihr Hals schmerzte. Nach einer Weile murmelte sie vor sich hin: “Was mach ich hier eigentlich?” und ging in die Küche. Es war mittlerweile halb vier und an Schlaf war nicht mehr zu denken. Mit einem frischen Kaffee stellte sie sich auf die Terrasse und versuchte, den Horizont zu erkennen.
Er war ziemlich erstaunt, als er sie unten stehen sah. Oft war er um die Zeit auf dem Balkon und genoss die Stille. Nur selten hat er so früh jemand anderen gesehen. Jetzt stand sie da unten und starrte in die Ferne. Sie konnte wohl nicht schlafen. Er wusste ja in etwa, wie es ihr ging. Sie stand einfach da und hielt sich an der Tasse fest. Ihr Anblick gefiel ihm. Der schwarze Bademantel umhüllte ihren Körper, die roten Haare hingen wild über ihren Rücken. Sehr viel mehr sah er nicht, dazu war es zu dunkel. „Ja, wirklich bezaubernd.“ murmelte er lächelnd und ging so leise wie möglich wieder rein.
So vergingen weitere Wochen. Alex kam ab und zu zum Kaffee und sie verstanden sich gut. Allerdings blieb sie auf Abstand. Situationen, die für sie gefährlich werden konnten, vermied sie. Nadja und Joey hatten ihn auch schon kennen gelernt und mochten ihn. Sie schienen zu spüren, dass er ihr gut tat. Nur Emma wollte davon nichts wissen. Sie wich allen eindeutigen und zweideutigen Gesprächen über ihn aus.
Dann kam der Tag, an dem sie nicht mehr ausweichen konnte. Sie saß mit Nadja, Joey und noch ein paar Freunden auf ihrer Terrasse. Sie hörten Musik, unterhielten sich und lachten viel. Nadja mixte ihre speziellen Cocktails. Keiner wusste, was drin war, aber alle liebten sie. Emma hatte das erste Mal wieder Alkohol getrunken und fühlte sich toll. Joey fragte sie, ob Alex auch runter kommen würde. Vor Schreck fiel ihr das Glas aus der Hand. „Ich hab ihn gar nicht gefragt. Oha. Ich bin gleich wieder da.“ rief sie und rannte schnell zu ihm. Der Alkohol hatte sie mutig gemacht. Als er ihr die Tür öffnete, verbeugte sie sich förmlich und säuselte: „Bitte, würde der Herr uns mit seiner Anwesenheit in meinem bescheidenem Heim beglücken?“ Dann kicherte sie und nahm seine Hand. „Moment, moment. Gehts dir auch wirklich gut?“ Er klang belustigt. „Ja, wieso?“ „Nur so, du wirkst so beschwingt.“ „Beschwipst meinst du wohl.“ „Ja, das auch.“ „Kommst du bitte, bitte, bitte mit runter?“ „Darf ich wenigstens noch die Tür abschließen?“ fragte er lachend. „Na gut, aber nur ausnahmsweise.“ Dann packte er sie plötzlich am Arm und flüsterte ihr ins Ohr: „Betteln steht dir.“ Sie stand da wie vom Blitz getroffen, lief rot an und starrte ihn einfach nur an.
Wie sie so vor ihm stand, diese zarte Röte im Gesicht, das Zucken um ihre Lippen, die leicht glasigen Augen, sie war schon eine Versuchung. Als er anfing zu lachen, hatte sie sich schnell wieder im Griff und ging mit ihm runter. Nur die Röte wollte nicht weichen. Auf ihrer Terrasse angekommen, wurde er freundlich begrüßt und setzte sich zu Joey. Emma war wie aufgezogen und lief die ganze Zeit umher. „Wenn sie nicht mal still steht, werde ich sie eigenhändig an ihr Bett fesseln.“ brummte Joey und verdrehte die Augen. “Das überlass mal lieber den Leuten, die was davon verstehen.” meinte er grinsend zu ihr. “Du wieder.” grummelte sie und knuffte ihn leicht. Dann mussten sie beide lachen. Der Abend wurde sehr unterhaltsam, nur hatte er das Gefühl, sie würde vor ihm weg laufen. Er beobachtete sie. Immer wieder hat sie verstohlen zu ihm rüber geschaut. Als Nadja ihr erklärt hatte, sie würde noch besinnungslos unter dem Tisch landen, hatte sie kurz gemault, beschränkte sich seitdem aber auf Saft. Nach einigen Stunden verabschiedeten sich die ersten ihrer Freunde, dann weitere, irgendwann waren nur noch Nadja und Joey da. Aber die beiden gähnten auch schon. Emma sagte mit einem fast schon panischen Gesichtsausdruck: “Ihr könnt gern hier schlafen.” “Nein, schon ok. Ich muss morgen früh raus.” antwortete Nadja. “Ich kann euch morgen früh rausschmeißen.” “Nein, lass mal, ist schon ok.” Es kam ihm fast so vor, als wollte sie nicht mit ihm allein sein. Na warte, ich hab Zeit, dachte er und lehnte sich lächelnd zurück. Dabei sah er ihr in die Augen. Diese Röte stand ihr verdammt gut.
Dass sie gleich mit ihm allein war, wollte ihr gar nicht gefallen. Seitdem er sie oben gepackt hatte, kribbelte es in ihrem ganzen Körper. Die ganze Zeit hat sie versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Er sollte nicht merken, welche Wirkung er auf sie hatte. Als sie seinen Blick auf sich spürte, das Glitzern in seinen Augen sah und das wissende Lächeln, wusste sie, dass sie ihn nicht hatte täuschen können. Wenn die beiden jetzt gingen, würde sie sich nicht rausreden können. Wollte sie es denn? Wie lange war es her, dass sie diese Lust empfunden hatte? Wie lange war es her, dass ihre Lust gestillt wurde? Ruckartig wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Nadja und Joey aufstanden. Sie wollte sie zum Bleiben bewegen, sah aber, wie er fast unmerklich den Kopf schüttelte. Warum sollte sie auf ihn hören, fragte sie sich, brachte die Freundinnen aber dann doch zur Tür. Je näher sie der Tür kamen, um so lauter schlug ihr Herz. Nach einer herzlichen Verabschiedung waren die beiden dann weg und sie stand im Flur und atmete schwer. Wenn sie sich jetzt umdrehte, würde er sie packen und ins Zimmer schleppen, dachte sie. Sie wollte das nicht, oder doch? Aber nicht jetzt, oder doch? Sie war verwirrt und schwankte zwischen Erregung und Panik. Dann spürte sie plötzlich seine Hand auf ihrer Schulter. “Was hast du?” fragte er sanft. “Ich weiß nicht.” sagte sie leise. “Sieh mich an.” “Ich kann nicht.” “Warum nicht?” Sie zuckte mit den Schultern. “Weil ich dann nicht mehr zurück kann.” Er drehte sie um und schob ihr einen Finger unters Kinn. Dann zwang er sie, ihn anzusehen. “Wohin zurück?” Sie versuchte, ihr Gesicht weg zu drehen, aber er war unnachgiebig. “Sag mir, wohin du nicht mehr zurück kannst.” sagte er sanft aber bestimmt. Ihre Knie wurden weich. “Zu... zu... “ stotterte sie. “Ja?” “Ach egal.” Sie fühlte sich wie ein Schulkind, das eine ganz leichte Aufgabe nicht wusste. Trotz stieg in ihr auf. Sie war kein Schulkind. Und wenn sie etwas nicht wusste oder sagen wollte, dann war das in Ordnung. Sie straffte sich und griff nach seiner Hand, die immer noch ihr Kinn hielt. Sie würde nicht vor ihm kuschen. Er war nicht ihr Herr.
Als sie nach seiner Hand griff, blitzte es in ihren Augen auf. Trotzig sah sie ihn an. “So gefällst du mir schon besser.” sagte er und ging einfach ins Wohnzimmer.
Sie stand immer noch da. Ihre Verwirrung konnte er förmlich spüren. Er saß mit dem Rücken zur Tür. Wenn sie etwas von ihm wollte, müsste sie zu ihm kommen. Sie bestimmte jetzt, wie es weiter ging. Entweder sie schickte ihn weg oder sie riskierte es. Er hörte ihre Schritte, langsam und zögernd kam sie auf ihn zu. Kaum an ihm vorbei wurde sie etwas schneller und ging in die Küche. Er konnte sehen, wie sie sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holte. Wegschicken würde sie ihn nicht, soviel wusste er jetzt. Sein Blick wurde dunkler, bestimmender. “Komm her.” Sie rührte sich nicht. “Hast du Angst?” Ein leichtes Kopfschütteln kam als Antwort. “Dann komm her.” Wieder schüttelte sie den Kopf. Ihre Augen blitzten auf, als er aufstand und auf sie zu ging. Krampfhaft hielt sie sich an der Flasche fest. Sie sah fast ein wenig panisch aus, wenn nicht das Zucken ihrer Mundwinkel und das Glänzen ihrer Augen gewesen wäre.
Er kam auf sie zu, einfach so. Ihr Unterleib bebte. Seine Augen nagelten sie förmlich fest. Dann war er bei ihr. Aber er machte nichts, er stand vor ihr und sah auf sie herab. Minutenlang geschah nichts weiter. Dann fragte er sie ruhig: “Willst du das wirklich?” Sie hatte die Wahl? Ja, natürlich hatte sie die. Aber wollte sie die haben? Schüchtern nickte sie und sah ihn dabei an. “Gut. Du wirst gehorchen. Ungehorsam wird bestraft. Ist dir das bewusst?” Seine Stimme klang so entspannt. Wieder nickte sie. “Du hast heute getrunken. Also wirst du jetzt in dein Bett gehen und schlafen. Ich gehe wieder hoch.” Wie bitte? Das konnte nicht sein Ernst sein. “Sieh mich nicht so ungläubig an, Emma. Ich möchte, dass du völlig klar bist, sonst muss ich ja alles doppelt erklären.” sagte er und lachte leise. Dann nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich. “Vertrau mir, kleine Sklavin.” Ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper, als er das sagte. Ganz sanft berührte er mit seinen Lippen die ihren. Sie konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. “Ich bring dich jetzt ins Bett, damit du dort auch wirklich ankommst.” sagte er ganz sanft. Dann hob er sie einfach hoch und brachte sie ins Schlafzimmer. Dort angekommen stellte er sie ab. “Sieh morgen früh in deinen Briefkasten.” sagte er leise aber streng. Sofort pochte es zwischen ihren Beinen. Dann ging er raus. Sie hörte noch, wie die Tür hinter ihm zuging. Dann zog sie sich aus, ganz verwirrt davon, dass nichts passiert ist. Naja, fast nichts, dachte sie und strich sich über ihre Lippen. Der erste Kuss seit langem, so zart und leicht. Alex war so verwirrend. Manchmal war er der geborene Dominus, dem man anmerkte, dass er keinen Fehltritt zuließ und dann der zärtliche, fürsorgliche Mann, der sie auf Händen tragen wollte.
Wehmütig dachte sie an ihn. Er war genau so. Er hat ihr jeden Wunsch erfüllt und war dennoch unnachgiebig als ihr Herr. Seufzend legte sie sich hin und löschte das Licht.
Als er vom Balkon aus sah, dass das Licht in ihrem Schlafzimmer ausging, schmunzelte er. Wie sie ihn angesehen hat, als er ihr gesagt hat, dass sie schlafen gehen soll, war einfach nur herrlich. Leise lachte er vor sich hin. Dann ging er in sein Arbeitszimmer und schaltete den Laptop ein. Es dauerte nicht lange, bis er hochgefahren war. Er öffnete ein neues Word-Dokument und schrieb.
Guten Morgen, kleine Sklavin.
Ich möchte, dass du überlegst, ob du wirklich meine Sklavin werden willst. Bedenke, dass ich dann über dich verfügen kann, wie es mir gefällt. Ich möchte erkennen können, wenn du für etwas nicht bereit bist, daher brauche ich dein volles Vertrauen. Wenn du bereit bist, dich mir anzuvertrauen, erwarte ich dich morgen um 17Uhr vor meiner Tür auf Knien. Bist du nicht da, ändert das nichts an unserer Freundschaft. Bist du da, erwarte ich folgendes:
1. Schreibe deine Tabus auf ein Blatt und stecke es in ein Kuvert.
2. Ziehe ein trägerloses Kleid an. Unterwäsche ist nicht notwendig, überlasse ich aber diesmal deinem Empfinden.
3. Keine Schuhe. Langes Knien kann mit Schuhen sehr unbequem sein, wenn man es nicht (mehr) gewohnt ist.
Das soll für den Anfang genügen. Alles weitere wird der morgige Tag bringen.
Er unterschrieb mit Absicht nicht. Was hätte es auch gebracht außer der unnötigen Überlegung, ob er mit seinem Namen oder seiner gewünschten Anrede unterschreiben sollte? Er suchte noch schnell ein Kuvert und legte sich dann ebenfalls ins Bett. Er musste ja morgen arbeiten, auch wenn er wusste, dass er sich kaum drauf konzentrieren können würde.
Sie kniete auf einer Wiese. Vor ihr stand er. "Kleine Sklavin, sieh mich an." Seine Worte flossen durch sie hindurch, ließen sie erschaudern. Erwartungsvoll sah sie nach oben. Da war er. Sein Lächeln, seine Augen, so voller Liebe zu ihr. Dann tat er etwas, mit dem sie nie gerechnet hätte. Er nahm ihr das Halsband ab. Sie wollte fragen, warum, aber er legte nur einen Finger auf ihren Mund. "Scht." Dann nahm er ihr die Manschetten von den Armen und Beinen ab. "Du darfst dich nicht ewig an mich binden, kleine Sklavin." sagte er und sah sie voller Liebe an. "Du musst weiterleben." "Aber du bist doch..." Wieder legte er einen Finger auf ihren Mund. "Ich bin nicht mehr da, mein Engel." Tränen liefen über ihr Gesicht. Wollte er sie jetzt verlassen? "Niemals werde ich dich verlassen. Ich werde für immer ein Teil von dir bleiben. Aber jetzt ist es Zeit für einen neuen Anfang." Dann verschwand er langsam. Sie rief ihn, aber er kam nicht wieder. Als sie aufstehen wollte, um ihn zu suchen, fiel sie. Sie weinte ununterbrochen und rief nach ihm. Dann wachte sie in ihrem Bett auf, das Gesicht nass von ihren Tränen.
Verwirrt stand sie auf. Die Uhr zeigte gerade 5:36 Uhr. Jetzt brauchte sie auch nicht mehr an weiterschlafen zu denken. Ihr Traum hatte sie sehr aufgewühlt. Er hat sie freigegeben. Aber er war nicht mehr da. Hatte sie ihn freigegeben? Verwirrt versuchte sie zu erfassen, was gerade geschehen ist.
Nach einigen Minuten warf sie sich ihren Bademantel über und ging auf die Terasse. Wenn sie sowieso schon wach war, konnte sie auch aufräumen. Das lenkte ein wenig ab. Da ihre Freunde keine Vandalen waren, brauchte sie nur eine halbe Stunde, um alles in die Küche zu bringen und die Terrassen-Möbel wieder ordentlich hinzustellen. Sie sah sich ihre rechte Hand an, ihr Ehering war immer noch an ihrem Ringfinger. Ohne es wirklich zu registrieren ging sie auf die Knie. 'Soll ich?' überlegte sie kurz, dann fasste sie einen Entschluss. Sie trug ihn im Herzen und das bis an ihr Lebensende. Dafür brauchte sie den Ring nicht als Symbol. Langsam zog sie ihn vom Finger. Es war Qual und Befreiung zugleich. Ein kleiner Teil von ihr hatte immer noch das Gefühl, ihn zu verraten. Dann lag der kleine, goldene Ring in ihrer Hand und sie hatte plötzlich das Gefühl, er wäre unglaublich stolz auf sie. Lächelnd stand sie auf und ging wieder rein, um den Ring zu seinem zu legen, damit beide wieder vereint waren. Sie würde sich was einfallen lassen, vielleicht beide zusammen in eine Acryl-Kugel legen lassen, mit einem Sockel, auf dem der eingravierte Spruch steht. Die Idee gefiel ihr.
Als er nur in Boxershorts mit seiner Kaffeetasse auf den Balkon ging und seinen Blick schweifen ließ, sah er sie auf ihrer Terrasse knien. Gerade wollte er sich bemerkbar machen, als er sah, dass sie sich ihren Ehering vom Finger zog. Sie kniete seitlich, so dass er ihr Lächeln sehen konnte, als der Ring in ihrer Handfläche lag. Es kam ihm fast vor wie ein Ritual. Als sie aufstand, machte er einen Schritt zurück und war so im Schatten verborgen. Es war ihr Ritual, da hatte er nichts zu suchen. Als sie drinnen war, ging er ebenfalls in seine Wohnung zurück. Jetzt war er sich fast sicher, dass sie kommen würde.
Langsam war es an der Zeit. Einige wichtige Termine warteten auf ihn, der erste schon in zwei Stunden. Also beeilte er sich unter der Dusche und beim Anziehen. Als er die Wohnung mit dem Briefumschlag verließ, war es sieben Uhr. Unten warf er den Umschlag in ihren Briefkasten und ging leise vor sich hin summend zu seinem Auto. Er war gespannt, was die nächsten Tage und Wochen bringen würden. Das mit ihr würde anders sein als mit seinen vorangegangenen Sklavinnen, da war er sich sicher. Würde sie heute wirklich da sein? Würde er wirklich zu ihr passen? Und sie zu ihm?
Sie war gerade im Flur und wischte den Boden, als sie ihn die Treppe runter schlendern hörte. Als er unten war, lief sie schnell zum Fenster und beobachtete, wie er in sein Auto stieg und losfuhr. Sie wartete noch kurz und rannte dann runter zum Briefkasten. Aufgeregt nahm sie den Umschlag an sich und rannte schnell wieder hoch, die irrationale Angst vor Entdeckung im Nacken. Oben warf sie die Tür zu und lehnte sich schwer atmend mit dem Rücken dagegen, den Umschlag presste sie die ganze Zeit gegen ihre Brust.
Nach ein paar Minuten hatte sie sich wieder beruhigt und ging ins Wohnzimmer. Mit zitternden Händen öffnete sie den Umschlag und fischte den Brief heraus. Nachdem sie das durchgelesen hatte, überlegte sie. Was verstand er unter Tabus? Trägerloses Kleid? Würde er sie nackt sehen wollen? 'Oh mein Gott!' Aufgeregt wie ein Schulmädchen vor dem ersten Date rief sie Joey an. "Hm?" kam es verschlafen aus dem Telefon. "Hab ich dich geweckt?" "Hm." "Tut mir leid." "Schon gut, was gibts, Süße?" "Ich brauch deine Hilfe." "Wobei?" "Ich treff mich heute mit Alex." "Ja, und?" "Naja, ich treff mich wohl heute richtig mit ihm." Am anderen Ende polterte etwas. "Joey?" "Man, warne mich doch vor, wenn du sowas sagst." "Was?" "Süße, pass auf, ich bin in einer halben Stunde bei dir. Dann erklärst du mir alles in Ruhe, ok?" "Da gibts eigentlich nicht viel zu erklären." "Egal, ich wills trotzdem wissen." "Na gut. Dann bis gleich." "Bis gleich, Süße." Dann schrieb sie noch eine SMS an Nadja, dass sie sich melden solle, wenn ihr Termin vorbei wäre und ging in die Küche. Joey wollte in einer halben Stunde hier sein. Das hieß, dass sie zu Hause keinen Kaffee trinken würde. Und Joey ohne Kaffee ging gar nicht, also setzte sie eine große Kanne an.
Dann nahm sie sich noch mal den Brief von Alex vor. 'Tabus...' grübelte sie. Dann nahm sie sich einen Block und schrieb.
Herr,
ich bin nicht ganz sicher, was du unter Tabus verstehst, daher schreibe ich dir einfach auf, was ich darunter verstehe. Es sind zum Teil grundsätzliche Dinge, die ich dennoch erwähnen möchte.
- Kinder
- Tiere
- Exkremente
- Verstümmelungen
- Klinik- und Tier-Spiele
- Blut
Ich hoffe, ich konnte deine erste Aufgabe zufriedenstellend lösen.
Als sie fertig war, klingelte es auch schon an der Tür. Seufzend ging sie zur Tür. Seit es ihr wieder gut ging, benutzten Joey und Nadja nicht mehr ihren Schlüssel. Warum eigentlich? Sie drückte auf den Türöffner und öffnete ihre Wohnungstür. Dann ging sie in die Küche, wo der Kaffee schon fertig in der Maschine stand. Sie hörte die Tür ins Schloss fallen, als sie den Kaffee gerade in zwei Tassen goss.
"So, Süße, jetzt erzähl." Emma musste lachen, als sie die Neugier ihrer Freundin hörte. "Wir waren gestern noch kurz allein, als ihr gegangen seid, aber es ist nichts passiert. Er wollte, dass ich schlafen gehe und ist gegangen." "Im Ernst? Ihr habt nicht..." "Nein, wirklich nicht. Naja, und jetzt hab ich hier ein paar Aufgaben, die ich erfüllen soll, wenn ich es mit ihm versuchen möchte." Nervös kaute sie an ihrer Unterlippe. Wenn sie es so ausdrückte, klang es mehr nach Beziehung als nach ... Ja, wie nennt man sowas eigentlich? Sie zuckte mit den Schultern und beschloss, dass sie der Sache erstmal keinen Namen geben wollte. Nur weil etwas keinen Namen hat, heißt es ja nicht, dass es nicht existiert. Nachdenklich spielte Emma mit einer Haarsträhne. "Woran denkst du, Süße?" "Es klingt so groß, wenn ich das so sage." "Ist es das nicht?" "Aber nein, im Gegenteil, viel unkomplizierter, glaube ich zumindest. Wir mögen uns. Und ich glaube auch, dass ich ihm vertrauen kann. Aber mit Beziehung im eigentlichen Sinn hat das nichts zu tun." "Nicht?" "Nein, das ist irgendwie anders. So... ähm... das lässt sich schwer erklären. Wie eine andere Ebene." "Andere Ebene? Du verwirrst mich." "Was meinst du, wie es mir geht." schnaufte Emma verzweifelt. "Ok, also alle Klarheiten beseitigt, dann kanns ja losgehen." Joey schlürft ihren Kaffee. Nach ein paar Minuten fragt sie: "Was ist dein Plan?" "Ich soll heute nachmittag in einem trägerlosen Kleid und ohne Schuhe zu ihm kommen." "Ohne Schuhe?" Joey zog eine Augenbraue hoch. "Ja, ist so ne DS-Sache." "Ah, ok. Deine Baustelle." grinst sie dann. "Und jetzt?" Emma sah ihre Freundin mit großen Augen an und jammerte: "Ich weiß nicht, welches Kleid und zum Enthaaren muss ich auch noch und Maniküre und Pediküre und Friseur und..." "Stop, stop, stop, Süße. Nicht übertreiben. Friseur ist nicht nötig, Maniküre und Pediküre hattest du wann?" "Ende letzter Woche." sagte Emma kleinlaut. "Wir haben Montag. Also auch nicht nötig. Zeit gespart. Bleibt das Kleid und das Enthaaren. Los mitkommen." Mit diesen Worten zog Joey Emma hinter sich her ins Schlafzimmer. Zielsicher suchte sie nach einem bestimmten Kleid. Als sie es gefunden hat, hielt sie es hoch. Ein schwarzer Hauch aus Chiffon, fast bodenlang und trägerlos. Unter der Brust war es gerafft und hatte vorne einen Schlitz bis zu den Oberschenkeln, den man allerdings wegen des raffinierten Schnittes so nicht sehen konnte. "Meinst du wirklich?" "Süße, das ist perfekt." "Ok, wenn du das sagst." "So. Jetzt gehst du in die Wanne und rasierst dich. Das muss für heute genügen." "Ja, Mami." lachte Emma jetzt. Langsam aber sicher schlug die Panik in angespannte Vorfreude um.
In der Wanne fand sie die Ruhe, um über die ganze Situation nachzudenken. Und wieder stieg die Panik an. Wird es anders mit ihm als mit früher? Natürlich würde es anders sein. Würden sie heute schon spielen? Oder wollte er erst mehr wissen? Welche Regeln würde er aufstellen? Bekam sie ein Saveword? Brauchte sie eins? Was, wenn ihr Körper ihm nicht gefiel? Oder wenn er nicht auf Tattoos stand? Sie wurde von Minute zu Minute unsicherer. Sollte sie es wirklich wagen? Was, wenn sie seinen Ansprüchen nicht genügen würde?
"Hast du dich schon aufgelöst?" Die gedämpfte Stimme ihrer Freundin holte sie ins Hier und Jetzt zurück. "Ich komm ja schon."
Einige Minuten später stand sie tropfend vor Joey. "Ich werd das nicht machen." "Warum?" "Was, wenn das schief geht? Wenn ich nicht zu ihm passe oder er zu mir? Oder wenn er mich doch nicht will?" "Du machst dir zu viele Gedanken. Wenn er nicht auf dich stehen würde, hätte er dir doch nicht den Brief geschrieben." "Und wenn ich nicht devot genug bin? Oder zu devot? Oder..." "Jetzt halt doch mal die Luft an, Süße." "Aber..." "Kein aber. Du beruhigst dich jetzt erstmal." Dann zog sie Emma einfach hinter sich her ins Wohnzimmer. "Hinsetzen." befahl sie knapp. Brav setzte sich Emma in den Sessel.
"Und jetzt hörst du mal zu. Du gehst da nachher hoch. Und du wirst aufhören, dich in der Luft zu zerreißen. Sonst sehe ich mich gezwungen, ihm das zu sagen. Dann kannst du dich schon mal dran gewöhnen, ein paar Stunden im Rahmen zu hängen und das nicht zum Spaß." "Das ist Erpressung!" jammerte Emma. "Das ist mir egal." erwiderte Joey.
"Ist ja gut, ich geh nachher hoch. Aber wenns schief geht, bist du Schuld." "Damit kann ich leben, Süße."
Emmas Handy unterbrach die beiden in ihrer Diskussion. Eine SMS von Nadja kündigte ihr Kommen in einer halben Stunde an. Froh über die Unterbrechung und die kommende Ablenkung zog Emma sich ein einfaches Trägerkleid über, ging in die Küche und nahm etwas Gemüse und den Feldsalat aus dem Kühlschrank. Joey meinte: "Gute Idee, ich mach das Dressing." Damit war das Thema Alex vorerst vom Tisch und die Zeit verging schneller.
Als Nadja dann da war, ließen sich die drei den Salat schmecken. Während des Essens übernahm Joey die Aufgabe, Nadja über alles zu informieren und Emma hing ihren Gedanken nach. Nach dem Essen meinte Emma, sie müsste noch einkaufen, der Kühlschrank war nahezu leer. Also wurden die letzten Stunden auch noch halbwegs sinnvoll überwunden. Nachdem der Einkauf dann auch endlich verstaut war, war die letzte viertel Stunde angebrochen. "Ich kann das nicht." "Süße, was soll denn schief gehen?" "Alles, Nadja. Was, wenn ich noch nicht so weit bin? Oder wenn wir nicht zusammen passen? Oder..." "Das wirst du nie wissen, wenn du nicht hochgehst. Wir beide gehen jetzt und du gehst hoch zu ihm." "Aber..." "Wir gehen jetzt und du auch." Mit diesen Worten drückte Nadja ihr den Brief für Alex in die Hand, schob die zierliche Gestalt durch die Wohnungstür und wies ihr den Weg nach oben. "Wenn doch was ist, du hast ja unsere Nummern, Süße." rief Joey noch lachend und dann waren die beiden weg.
Unsicher ging sie Stufe für Stufe zu ihm hoch. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Dann stand sie vor seiner Tür und überlegte. Sollte sie klingeln oder klopfen? Nein, in dem Brief stand nichts davon. Also kniete sie sich hin und wartete.
Sie war da. Sie kniete dort und wartete darauf, dass er öffnete. Als er sie durch den Spion gesehen hat, war er versucht, sofort die Tür zu öffnen. Aber er wollte sie noch ein wenig zappeln lassen. Der Brief in ihren Händen machte ihn neugierig. Das Papier zitterte leicht, sie war wohl nervös. Er lächelte leicht, schließlich hatte er gehofft, dass er das in ihr auslösen würde.
Ihre Gedanken überschlugen sich. 'Was passiert heute?' 'Will ich hier sein?' 'Gehöre ich hier her?' 'Bin ich überhaupt eine echte Sklavin?' 'Was, wenn ich nicht bin, was er sich vorgestellt hat?' 'Was, wenn er Dinge verlangt, die ich nicht will?'
Sie war so versunken, dass sie zusammen zuckte, als die Tür aufging. Als sie ihn ansah, fiel ein großer Teil ihrer Angst von ihr ab. Sein Blick war warm und beruhigend. Sie wusste, sie war sicher bei ihm.
Er hielt ihr die Hand entgegen. Als sie denn Brief hinein gelegt hat, meinte er zu ihr: "Steh auf und folge mir." Dann ging er rein. Sie folgte ihm und beobachtete ihn dabei. Er trug wie üblich eine Anzugshose und dazu ein hellblaues Hemd. Das Jackett und die Krawatte hatte er bereits abgelegt. Seine Haare waren offen und fielen leicht über seinen Nacken.
Im Wohnzimmer angekommen setzte er sich in einen Sessel und deutete auf eine Stelle vor sich. Sie verstand sofort und kniete sich hin. Gespannt sah sie zu ihm hoch, als er den Brief öffnete und las. Er verzog keine Miene, zeigte durch nichts, ob ihm gefiel, was da stand. Dann legte er ihn beiseite und sah sie an. Sie hatte das Gefühl, es würden Minuten vergehen, in denen nichts geschah. Dann sprach er endlich mit ihr. Seine Stimme blieb dabei ruhig, keine Spur eines Befehlstons, dennoch war klar, was er sagte, musste befolgt werden.
"Du wirst mir zuhören. Unterbrichst du mich, sorge ich dafür, dass du schweigst." Sie nickte. Dann sprach er weiter: "Es wird Regeln geben, nicht viele, aber du wirst sie befolgen. Wenn du etwas nicht willst, werde ich es nicht von dir verlangen. Ich werde dich nur so weit bringen, wie du es ertragen kannst. Es werden Dinge dabei sein, die für dich neu sind." Er hielt kurz inne und sah sie an. Dann sprach er weiter: "Bevor ich dir die Regeln nenne, möchte ich noch etwas mehr von dir wissen. Du hast noch keine Erfahrungen in der Szene gemacht, keine Club-Besuche, keine Bekanntschaften im Bereich BDSM, soweit ich weiß. Warum?"
Warum wollte er das wissen? Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
"Emma, warum?" Seine Stimme wurde fordernder, sein Blick eindringlicher. Sie würde um eine Antwort nicht herumkommen. Leise sagte sie: "Wir haben es vermieden, weil wir die Regeln der Szene nicht kannten und uns ihnen auch nicht unterwerfen wollten. Wir dachten, wenn es zu viele Regeln gäbe, könnte uns der Spaß daran verloren gehen." Dann etwas fester: "Ich wollte nie hören, dass ich keine richtige Sklavin wäre oder nicht devot genug. Ich wollte nicht irgendjemandem genügen oder irgendjemandem gefallen. Nur wir waren wichtig, nicht was andere von uns denken könnten." "Das kann ich verstehen, auch, wenn es nicht nötig war." meinte er schmunzelnd. Dann wurde er wieder ernst. "Kommen wir zu den Regeln. Erste und wichtigste Regel: Bleib du selbst. Ich möchte kein unterwürfiges Hündchen." Sie musste schmunzeln und konnte sich ein kleines "Wuff!" nicht verkneifen. Er zog eine Augenbraue hoch. "Zweitens: Alles, was du tust, wird Konsequenzen haben." Dann grinste er breit. "Also pass auf, wen du anbellst." Ihr Herz schlug plötzlich schneller und sie hatte das Gefühl, Ihren Herzschlag auch zwischen den Beinen zu spüren. "Drittens: Ich entscheide, wann das Spiel beginnt, du, wann es endet." Die Verwirrung musste ihr deutlich im Gesicht gestanden haben. "Du wirst zu Anfang zwei Codeworte bekommen. Eines beendet das aktuelle Spiel, das andere alles. Wir werden dann immer noch Freunde sein, aber mehr nicht." Sie verstand und nickte. "Viertens: Deine Lust gehört mir. Befriedigst du dich selbst oder lässt du dich von jemand anderem befriedigen, ohne dass ich es erlaube, wirst du bestraft." Gut, diese Regel kannte sie. Das war nichts neues. Moment, von jemand anderem? Wie meinte er das?
Text: Autor
Images: Autor
Publication Date: 11-18-2012
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