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der ADldventskalender des phantoms



 
Und da lag dieses Paket vor der Türe. Um punkt Mitternacht, adressiert an meine Tochter und ohne Absender. Wie ein Film lief vor meinen Augen alles nochmal ab. Nun wusste ich es: Es ist zu ende

20 Jahre zuvor


Es war der 29.11 und ich war gerade einmal 14 Jahre alt. Meine Mutter war an einem Konzert und mein Vater auf Geschäftsreise, deshalb war ich allein zu Hause. Gerade lief im TV der Film Scream, den ich zwar schon x-mal gesehen habe, aber ich liebte Horrorfilme. Um punkt Mitternacht klingelte es an der Türe. Zuerst dachte ich hätte mir das nur eingebildet doch als es zum zweiten Mal klingelte, stand ich vorsichtig auf und schlich zur Tür. Es war eine kalte, windige und neblige Nacht. Ich öffnete die Türe einen Spalt und spähte hinaus. Doch da draussen sah ich niemanden. Also wagte ich einen Schritt aus dem Haus heraus. Gleich darauf ertönte ein lauter Knall und die Türe fiel hinter mir ins Schloss. Erst da bemerkte ich, dass ein grosses Paket vor der Tür lag. Es war an mich adressiert, jedoch ohne Absender. Gerade wollte ich wieder ins Haus hinein gehen, da merkte ich, dass ich den Schlüssel drinnen vergessen hatte. „Verdammte Scheisse“, fluchte ich. Also setzte ich mich neben das Paket auf die Türschwelle. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein. Denn als ich die Stimme meiner Mutter vernahm, war es schon hell. Sie sagte: „Oh Gott Joy! Was machst du denn hier draussen? Du bist ja ganz kalt mein Kind!“
Wir gingen zusammen in die Küche und meine Mutter machte mir einen Kaffee. Dabei erzählte ich ihr auch was ich geträumt hatte. Ich stand in einem grellen Licht und alles um mich herum war weiss, als plötzlich eine schwarze Gestalt vor mir und sprach mit einer tiefen und rauen Stimme zu mir:“ The end“ Meine Mutter lächelte bloss und sagte mir, dass das alles nur ein Traum war und ich solle mich ein wenig hinlegen. Das tat ich auch, aber zuerst wollte ich das Paket von draussen holen gehen. Aber es war nicht mehr da. Erleichtert dachte ich, dass wohl doch alles nur ein Traum war.
Als ich jedoch meine Zimmertüre öffnete sah ich das Paket auf meinem Bett. Mit schweissnassen Händen öffnete ich das Packet. Nach einigen Minuten gelang mir das auch. In dem Paket lagen viele weitere kleine Pakete und obendrauf ein Brief, geschrieben auf blutrotem Papier. Vorsichtig Nahm ich den Brief an begann zu lesen:
Nun ist alles zu spät, das Spiel hat begonnen!
Halte dich an die Regeln und dir wird nichts passieren.
Jeden Tag ein Packet
Das soll dein Geheimnis bleiben
Versuch nicht zu entkommen
Viel Spass

Mein erster Gedanke war der Traum von letzter Nacht. Doch er verschwand schnell wieder.
Am nächsten Morgen war ich schon sehr früh wach, obwohl Sonntag war. Ich nahm den Karton unter meinem Bett hervor, wo ich ihn am Abend zuvor versteckt hatte. Das oberste Päckchen war mit einer dicken fetten „1“ beschriftet. Ich habe gleich gemerkt, dass es sich sehr weich anfühlte. Während dem auspacken zitterte ich so fest, dass es mir bestimmt dreimal aus den Fingern glitt. Als ich es endlich geschafft hatte, war ich wie gelähmt. Ich hielt ein Auge so blau wie das weite Meer in meinen Händen und es starrte mich an. Ich stiess einen schrillen Schrei aus und liess es zu Boden fallen. Von diesem Moment an war nichts mehr so wie vorher.
Jeden Tag hatte ich den gleichen Schock und die einzige Frage die ich hatte war: „Wer ist das?“

Am 23.12 stand ich morgens auf und nahm mit einem tiefen Seufzer das zweitletzte Paket aus der Kartonschachtel heraus. Gerade als ich es öffnen wollte kam meine Mutter hinein. Sie kam zu mir, gab mir einen Kuss auf die Stirn und flüsterte mir ins Ohr:“ Bald hast du es geschafft“ Wie schon erwartet war auch in diesem Paket wieder ein Leichenteil drinnen. Eine Hand, aber nicht eine ganze. Nein, denn vier Finger davon waren schon in den Paketen vom 6, vom 10, vom 11 und vom 16 drin. Eine Träne lief mir über die Wange. „Morgen ist alles vorbei nur noch ein Paket.“, dachte ich. Dieser Tag war gleich wie alle 22 vorher auch. Nur dass dieser winzige Hoffnungsfunke, dass danach alles wieder in Ordnung sein wird, noch da war.
Abends konnte ich fast nicht einschlafen. Das einzige Körperteil, das noch fehlte, war der Kopf. Ich würde also erfahren wem alle diese Teile gehört haben. Doch zu der Neugierde kam noch ein anderes Gefühl, das Gefühl der Angst. Diesem Kopf wird ein Auge fehlen und ich wusste nicht wie er sonst zugerichtet war. Als ich doch endlich eingeschlafen war wurde ich von schrecklichen Albträumen geplagt.

Am nächsten Morgen wachte ich schweissgebadet auf. Ich wollte das letzte Päckchen nicht öffnen. Aber ich hatte keine andere Wahl. Also nahm ich auch das letzte Paket aus der Kartonschachtel raus. Noch im Stehen packte ich es aus. Ich schrie und sackte zusammen. Es war der Kopf meines Vaters! Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich wusste später nicht mehr genau wie lange ich auf dem Boden sass und heulte. Ich konnte den Kopf nicht mehr ansehen. Ein Auge fehlte und das Gesicht war voller Schnittwunden. Nur mit grosser Mühe schaffte ich es, nicht auf den Boden zu kotzen.
 
20 Jahre danach
Nach und nach nur konnte ich dieses Erlebnis verarbeiten und jetzt das. „Nein, ich lasse das nicht zu.“ Meine kleine Julia war gerade mal zehn Jahre alt. Ich ging ins Wohnzimmer und rief sie zu mir. Als sie vor mir stand sah ich sie eine Weile nur an. Dann forderte ich sie auf, sich zu setzen. Aus dem Schrank nahm ich die Pistole und versteckte sie hinter meinem Rücken. Ich kniete mich vor sie hin und sagte zu ihr: „Mein Schatz ich, liebe dich und will nur das Beste für dich!“ Ich nahm die Pistole hinter meinem Rücken hervor und zielte auf ihren Kopf. Niemals werde ich ihr Gesicht vergessen doch ich konnte nicht zulassen dass sie dasselbe wie ich durchmachen musste.
Und nun war ich an der Reihe…

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Publication Date: 12-20-2012

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