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Goodbye Heimat

"Wir ziehen schon ÜBERMORGEN um?!"


Schreie ich meine Mutter wutentbrannt an. Meine Hände gleiten orientierungslos durch den Raum. Er ist voller Kisten und Papier. Noch heute Morgen war alles so vertraut. Die Stirn legt sich mir in Falten und meine Wangen glühen, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass mein ganzer Körper in Flammen steht. Mir ist heiß, zu heiß.  
Doch sie ignoriert meinen lauten Ausbruch und macht da weiter wo sie vor meinem Auftauchen aufgehört hatte. Sie nimmt die kleine Keramik Vase aus dem hoch gebauten Eichenwandschrank, packt sie in altes Zeitungspapier und legt es in die graue offene Umzugskiste. Die Diskussion die noch gar keinen Anfang gefunden hat, ist schon vorbei. Im Keim erstickt. Mit zusammengebissenen Zähnen, die einen Druck auf meinen Kiefer ausüben, starre ich sie voller Entsetzen an. Sie macht einfach weiter, ohne sich von mir irritieren zu lassen. Eine Erinnerung nach der anderen verschwindet in der grauen Kiste. Es ist furchtbar, ich versuche mich selbst zu beruhigen, doch mein Körper bebt vor Wut. Ich wusste es ja, dass es bald so kommen würde. Nur dachte ich, sie würde mir noch mehr Zeit geben.

Mum nimmt nur das Wichtigste mit. Aus dem Wohnzimmer packt sie einige Erbstücke und Fotos ein. Materielle Sachen haben für sie noch nie einen hohen Wert gehabt. Ihre Bewegungen werden langsamer. Ihre zierliche, weiße Hand gleitet grazil hinab und sie dreht sich behutsam zu mir. Das Mitleid, das sie mir gegenüber hegt, steht ihr ins Gesicht geschrieben.


"Jenny...Schatz... ich habe es dir doch erklärt..."


Ihre sonst so strahlenden Augen schließen sich für einen Moment, ein gedämpfter Schleier liegt auf ihnen, dann fährt sie fort.


"...nach deinen 17 Geburtstagen wird sich alles ändern. Wir sind nicht so wie die Menschen die du kennst, wir sind anders."

Ich gehe einen Schritt auf sie zu, mit der Bemühung möglichst entschlossen aufzutreten.

"Ja Mum ich habe es verstanden, aber ich werde mich beherrschen können und ich kann doch auch so wie du Bluttorox trinken!"

Mein Körper fängt an zu zittern. Die Fingerspitzen bohren sich immer fester in meine Handballen. Ich spüre wie mir die Tränen in die Augen steigen, der Versuch sie zurück zu halten ist zwecklos. Die salzige Flüssigkeit, die sich in meinen Augenwinkeln sammelt, formt sich zu einer Träne, die mir leise die Wange herab wandert.

Ich weiß wie aussichtslos der Ansatz einer Diskussion ist. Mein Blick senkt sich. Ich will nicht von hier weg, hier bin ich Zuhause, hier sind meine Freunde, hier bin ich groß geworden, hier unter Menschen! Und ich bin frisch verliebt, verdammt ich will nicht gehen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich meine Mutter einige Schritte auf mich zu kommen, bis sie endlich vor mir stillsteht. Ihre Finger greifen liebevoll nach mir und ziehen mich in ihre Arme. Sie umschließt mich und streichelt mir sanft über den Rücken, um meinen zittrigen Körper zu beruhigen. Doch ihre Worte bewirken das Gegenteil.

"Schätzchen, Bluttorox kann dir nicht helfen, wenn dein Blutverlangen erst einmal angefangen hat, wird es immer schlimmer, du wirst dich nicht unter Kontrolle haben. Du brauchst jahrelange Übung, um dich dauerhaft in der Gegenwart von Menschen beherrschen zu können. Bluttorox wird deinen Durst anfänglich nicht stillen können. Deswegen müssen wir auch aus dieser Gegend raus. Wir haben es die ganzen letzten Wochen aufgeschoben, doch das geht nicht mehr. Einige Tage nach deinem siebzehnten Geburtstag bist du komplett gewandelt und damit eine große Gefahr, auch für die Menschen die du liebst."

Die Menschen die ich liebe? Als könnte ich sie jemals verletzen...Ich kann es nicht mehr zurückhalten und fange laut an zu weinen. Die warmen Tränen laufen mir über das Gesicht. Die Nase füllte sich mit Wasser. Ich bemühe mich, das Schluchzen zu dämpfen, ohne Aussicht auf Erfolg. Mein Körper bebt nicht mehr vor Wut, nein er bebt vor Trauer.

Mein Verstand ist durcheinander. Ich kann es nicht fassen. Wieso bin ich bloß so? Wieso können wir nicht normal sein? Wieso muss alles so kompliziert verlaufen?  In meinem Kopf formen sich so viele unbeantwortete Fragen, die nur für noch mehr Tränen sorgen.


Wir stehen einige Minute zusammen, bis ich mich langsam beruhige. Das Zittern lässt ein wenig nach. Die Tränen versickern und das Schluchzen ist fast schon komplett verstummt. Ich muss mich meinem Schicksal wohl oder übel fügen. Ihre Meinung werde ich nicht ändern können. Sie ist sich sicher, dass ich eine Gefahr darstellen werde und mir menschliches Blut hole. Mit Gewalt. Ein Funke Wut loderte wieder auf.

Weil sie kein Vertrauen in mich hat. Aber bin ich mir denn tatsächlich so sicher, dass sie nicht doch Recht hat? Das alles bringt mich durcheinander. Ich weiß es einfach nicht. Werde ich mich so sehr verändern? Werde ich zu einer skrupellosen Mörderin? Niemand kann es mir beantworten. Nicht einmal ich!

Das Lodern in meiner Magengrube erstickt schnell. Mir wird bewusst, dass sie alles für mich aufgibt. Sie gibt ihr jetziges Leben für mich hin, ihre Freunde, ihren Job, die netten Nachbarn, einfach alles. Das tut sie nur für mich. Und ich wage es auch noch auf sie wütend zu sein? Wie selbstsüchtig. Die einzige Person für die ich nun Wut empfinde, bin ich selber!

"Ok, ich gehe hoch in mein Zimmer, ich möchte ein wenig alleine sein und dann meine Sachen packen."

Mit diesen Worten verlasse ich das Wohnzimmer. Der ruhende Blick meiner Mutter ist auf meiner gesamten Haut zu spüren. Schleppend erklimme ich die Treppen zur oberen Etage. In meinem Zimmer angekommen, lasse ich die dunkle Holztür ins Schloss fallen. Mein Leib sackt entlang der Tür in sich zusammen. Unbewusst schlinge ich die Arme um mich herum. Erneut entweichen die salzigen Tropfen meinen Augen.

Nach einigen Minuten mache ich mich mit geröteten Augen ans Werk. Die Sachen müssen gepackt werden.

Eine Weile vergeht. Genauso wie mein Wille, heute alles zu schaffen. Ich kann nicht mehr. Für heute reicht es mir. Ich steige auf mein flauschiges vertrautes Bett und schmiege mich in die weiche Decke hinein. Die Müdigkeit überkommt mich augenblicklich und ich spüre wie ich langsam in meine Träume entführt werde.


Durch die sanften Sonnenstrahlen, die sich auf meiner Haut niederlassen, werde ich behutsam aus dem Schlaf geholt. Ich richte mich im Bett auf und strecke meine Arme. Ein leises Gähnen entweicht meinem Rachen. Die Erinnerung an gestern Abend macht sich in meinem Kopf breit. Ich frage mich ob alles vielleicht nur ein böser Traum war. Doch als meine Augen den Raum erforschen und mir die Kisten in das Blickfeld fallen, wird es mir schlagartig klar.


''Scheiße ich muss Morgen wegziehen!''

 

Und alle hier zurücklassen, Lisa meine beste Freundin und Alan mit dem ich noch nicht einmal eine Woche zusammen bin. Ich muss heute von ihnen Abschied nehmen, denn Morgen geht es schon los. Es geht morgen früh los?? Und wo geht es eigentlich hin?? Meine Ma hat mir ja noch gar nicht gesagt wo wir hinziehen und ich habe noch keinen Gedanken daran verschwendet. Aber jetzt, wo es nur noch eine Frage von Stunden ist, würde es mich schon interessieren, an welchem Ort wir uns niederlassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein abgelegener und sehr langweiliger Ort sein wird. Nun ja, diese Frage kann mir nur Mum beantworten.


Nach einer schönen warmen Dusche, geht es mit einem Handtuch in den Haaren, das ich zum trocken rubbeln benutze, runter. Wo ich Mum mit ihrem neuen Freund John antreffe. Die beiden sind fast einen Monat zusammen. Sie sitzen am Esstisch und trinken Kaffee... also Mum trinkt einen Kaffee, John bevorzugt andere Getränke, frischere. Ich weiß nicht viel über ihn, da es mich recht wenig interessiert mit welchen Typen sich meine Mutter abgibt. Es hält eh nie lange. Er ist nur ein Spielzeug, das nach einer gewissen Zeit uninteressant für sie wird. Es ist immer das gleiche. Sie hat mir mal erzählt, dass mein Vater der einzige Mann war, den sie je wirklich mit Leib und Seele geliebt hat. Leider starb er als ich noch sehr klein wahr. Zurück zu John. Er kommt mir ziemlich arrogant und dazu auch noch nervig vor. Das einzige was ich weiß ist, dass John einer von uns ist und seinem Auto nach zu urteilen muss er ein nettes Sümmchen, für ein sehr schönes Leben, auf seinem Konto haben. Das war es, mehr fällt mir zu dieser Person nicht ein.

"Hey Mum... John."

Von John kommt nur ein Kopfnicken, da meine Mutter sofort das Wort ergreift.

"Hallo Schätzchen, John möchte uns Morgen beim Umzug helfen."

Ohhh musst du den armen Johniii zurücklassen. Dieser schadenfreudiger Gedanke, zaubert mir ein verschmitztes Lächeln auf die Lippen. Ich liebe meine Mutter und mag es auch nicht sie traurig zu sehen, aber John hat was an sich, dass ich überhaupt nicht leiden kann. Es ist nicht definierbar, ich mag ihn einfach nicht. Punkt, Ende, aus.

"Da du gerade vom Umzug anfängst, wo ziehen wir eigentlich hin?"

Zurzeit wohnen wir in einem schönen Vorort von New York. Also sind hier immer viele Menschen um uns herum, was ja das Problem ist.

"Ehmm in ein schönes altes Haus welches abgelegen von Arizona liegt."

In der Stimme meiner Mutter kann ich eindeutig hören, dass sie mir etwas verschweigt. Etwas sehr wichtiges, denn dieses beben in ihrem Ton hat sie nur wenn es schlimme Nachrichten zu berichten gibt.

"Mum? Wolltest du noch etwas hinzufügen?"

Frage ich mit zusammengezogenen Augenbrauen.

"Jenny lass uns das Gespräch auf später verlegen, wir wollen jetzt die Sachen in die Autos Packen."

Sie winkt mich ab.

"Wieso Autos? Ich dachte wir fahren nur mit unserem?"

Verwirrt und fragend blicke ich sie an.

"Später!"

 

Mit einer scharfen Stimme, beendet sie abrupt das Gespräch.

Ach, soll mir doch recht sein, ich muss jetzt erst zu meinen Freunden. Geschwind laufe ich wieder die Treppen hinauf. Oben im meinem 'noch' Zimmer föhne ich meine Haare trocken, trage etwas Schminke auf und mache mich auf den Weg zu Lisa. Auf den Zehn Minütigen Fußmarsch verliere ich mich in der Vergangenheit.

Ich bin mit Lisa schon seit dem Kindergarten befreundet, wir sind immer durch dick und dünn gegangen. Haben uns immer alles erzählt. Bis auf die Tatsache, dass ich ein Vampir bin. Diese Kleinlichkeit habe ich für mich behalten, als ich es vor einem Jahr von meiner Mutter erfahren habe. Ich kann mich noch genau an diese Unterhaltung erinnern. Es war ein ganz normaler Tag, bis mir auffiel wie komisch sich meine Mum auf einmal verhielt. Sie war so nervös und tollpatschig. Ständig rieb sie sich die Hände. Relativ schnell merkte ich, dass sie das Gespräch mit mir suchte. Und dann setzte sie an, dass sie mir etwas über unsere Herkunft verschwiegen hatte. Anfangs dachte ich sie würde mich auf den Arm nehmen und glaubte ihr nicht, bis sie mir das Gegenteil bewies. Sie warnte mich vor, ich solle keine Angst vor ihr haben und dann zeigte sie ihre Fangzähne, die blitzartig länger wurden. Im Unterbewusstsein wusste ich schon immer, dass an meiner Mutter etwas anders war. Sie hatte immer diese kühle Haut, war nie krank oder verletzt. Ihr Gesicht strahlte immer zu. Ohne jegliche Creams oder Schminke. Ich begriff dann, dass ich mein ganzes Leben mit einer Lüge gelebt habe. Es dauerte einige Wochen, bis ich wieder anfing normal mit ihr zu reden. Ich weiß es noch, wie sie ein paar Abende später ganz aufgelöst in der Küche saß. Sie dachte, dass ich mich vor ihr fürchtete und deshalb die meilenlange Distanz zu ihr hielt. Schnell stellte ich es grade. Es gab keine Angst. Ich war einfach nur verletzt wegen der Lüge. Ich erklärte ihr, dass ich nur etwas Zeit für mich brauchte. Natürlich habe ich ihr verziehen, sie ist meine Mutter und hat mich immer liebevoll behandelt.

Die Tür von Lisas Elternhaus reißt mich wieder in die Gegenwart. Ich klingle an. Schon öffnet sich prompt der Durchgang. Lisa hat noch keine Ahnung was sie erwartet. Am Telefon teilte ich ihr nur mit, dass ich ihr etwas Wichtiges zu erzählen habe.

Der Abend verging schnell, doch der Abschied fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Wir waren beide am Weinen und suchten einen Weg, dass ich hier bleiben konnte doch wir fanden keinen Ausweg (natürlich kennt sie nicht den wahren Grund von unserem Umzug. Ich habe ihr erzählt, dass meine Mutter ein tolles Arbeitsplatzangebot bekommen hat.) Nach neun Stunden Verabschiedung von meiner besten Freundin ist nun Alan an der Reihe.
Ich winke Lisa ein letztes Mal und gehe in Richtung Straße. Schnell krame ich mein Handy aus der Tasche und rufe Alan an, teile ihm mit, dass wir uns treffen müssen, es sei wichtig. Am Verabredeten Ort steht er schon bereit.

Der Abschied ist schnell und schmerzlos über die Bühne gegangen. Nachdem ich ihm erzählt habe, dass ich morgen weg bin und auch nicht wieder zurückkomme, gehen wir als Freunde auseinander. Wir waren uns sofort einig, dass wir keine Fernbeziehung versuchen wollen. 

Ich muss zugeben, dass ich etwas enttäuscht darüber bin, wie leicht er es genommen hat. Er hörte sich meine Worte an und nahm es einfach hin, ohne zu diskutieren, ohne um mich zu kämpfen. Ich weiß ja, dass es noch nicht so ernst zwischen uns war aber etwas Trauer habe ich schon erwartet. Die Frage, wie eine Beziehung zwischen uns überhaupt entstanden ist, keimt in mir auf. Ich dachte, ich sei in ihn verliebt und er auch in mich, jedoch fällt uns dafür der Abschied einfach viel zu leicht. Vielleicht habe ich mich auch nur auf ihn eingelassen um auch mal sagen zu könne, dass ich einen Freund habe. Ich weiß es einfach nicht, aber so war es schon immer bei mir mit den Jungs gewesen. Ich bin durchaus hübsch und auch kein Biest aber die Leute halten immer eine gewisse Distanz zu mir. Ich glaube es ist ihr Instinkt der sie vor mir schützen will. Ohne es zu wissen spüren sie, dass ich eine Gefahr sein könnte. Ihr Tod.


Es fängt schon an dunkel zu werden als ich Zuhause ankomme. Ist ja auch verständlich immerhin haben wir schon halb zehn. Das versprochene Gespräch mit meiner Mutter habe ich nicht vergessen und jetzt kann sie mir auch nicht ausweichen, da John schon weg ist. Ich falle mit der Tür ins Haus und lege sofort los.

"Also Mum."

Fange ich mit einem drängenden Ton an.

"Ja dir auch erst mal ein >Hallo
Sagt sie mit einer hochgezogenen Augenbraue. Ich ignoriere ihre Worte und mache einfach weiter.                       

"Du wolltest mir noch etwas erzählen?!"

Dränge ich sie.

"Das stimmt. Du solltest mich bitte erst anhören und dann deinen Senf dazugeben! Also.."

Sie schnappt einmal ganz tief Luft und spricht mit einer entschuldigenden Mine weiter. Ihre Hände vergraben sich ineinander.

"... wir ziehen zu John.."

 

Meine Augen weiten sich. Es fällt mir schwer die Aussage zu verinnerlichen. Ihre Worte ertönen ganz langsam und in Länge gezogen in meinem Kopf. Das kann nicht sein ich muss mich verhört haben.

"WAAASSSS?????"

Unterbreche ich sie, angeekelt von dem Gedanken John rund um die Uhr zu sehen und dann auch noch unter seinem Dach zu wohnen. Es reicht mir ja schon, dass er hier so oft rumhängt! Außerdem wollten wir nicht weiter weg? Abgelegen? Wo wohnt der Typ überhaupt? So viele Fragen die in meinem Kopf herumschwirren. Meine Hände legen sich reflexartig auf mein glühendes Gesicht.

"Lass mich ausreden, wir ziehen zu John. Es ist sehr praktisch, da du in zwei Tagen Geburtstag hast, fängt dein Blutdurst an, rundherum um das Haus wohnt keine Menschen Seele. Außerdem ist deine neue Schule, also das Internat nicht weit entfernt.''

 

''Aber da musst du erst in 7 Wochen hinziehen."

 

Fügt sie schnell hinterher. Jetzt geht sie aber aufs Ganze! Will sie mich loswerden?

"DAHINZIEHEN??? Wohin?? MUM hör auf so rätselhaft zu sprächen, sag mir was Sache ist."

 

Mein Gehirn kann diese ganzen Neuigkeiten nicht verarbeiten. Aufgebracht erblicke ich ihre Augen. Ich versuche ihre Worte zu verarbeiten, zu verstehen, aber sie ergeben für mich keinen Sinn. 

"Nun es ist Pflicht von jedem Vampir auf eines der Internate zu gehen, da sollt ihr alles lernen, vor allem die Regeln unserer Kultur. Die meisten Kinder sind schon vom zehnten Lebensjahr an dort, da sie zwischen den Vampiren aufwachsen und fast alle Vampireltern das Blutverlangen schon früher erzwingen, aber ich wollte, dass du eine normale menschliche Kindheit hast, doch nun kann ich es nicht mehr verhindern, ich kann dich nicht verstecken, denn du fängst an nach einem Vampir zu riechen. Es tut mir so Leid meine Kleine."

Mein Körper erstarrt vor Entsetzen. Ich muss erst einmal alles verarbeiten, setze mich auf unser Sofa und schweige eine halbe Stunde lang. Meine Mum nimmt mir gegenüber auf dem alten Leder Sessel Platz. Still mustert sie jede Faser meines Körpers und wartet auf meine Antwort. Langsam erwache ich aus der Starre. Ohne meinen Kopf zu heben setze ich den Versuche an, einen Satz zu bilden. Ihr gesagtes zu rekonstruieren.

"A- Also ziehen wir morgen zu John und nach 7 Wochen muss ich aufs Internat für..?"

 

Meine Stimme klingt leise und gebrochen. Ihre klingt hingegen ruhig.

"Für zwei Jahre Schätzchen aber John und ich wohnen nur eineinhalb Stunden vom Internat entfernt. Dass ist ja das gute du kannst jedes Wochenende kommen, oder ich komme um dich zu besuchen."

Meine Gedanken sammeln sich wieder. Der Blick hebt sich und eine neue Frage liegt mir auf der Zunge.

"Moment mal wenn John in Arizona wohnt, wie kommt er jeden Tag hier her?"

Ich fühle mich wie beim Puzzeln, wo kein Teil zusammen passt.

"Als wir uns vor einigen Monaten kennenlernten war er hier auf Geschäftsreise und dann telefonierten wir ständig und er kam wieder rüber und hat sich ein Hotelzimmer gemietet wo er jetzt schon einen Monat haust. Es hat für ihn zeitlich gut gepasst, da er hier noch einiges zu erledigen hatte. Er möchte so gerne, dass wir mit ihm mitkommen und aufgrund deiner Situation passt es sehr gut."

Mir fehlen die passenden Worte. Soll ich wütend sein? Es ist ihr gutes Recht nicht vollkommen alles für mich aufzugeben, es wäre selbstsüchtig es ihr vorzuwerfen. Ich darf niemals vergessen, dass sie ihr Leben für mich geben würde, dessen bin ich mir ohne jeden Zweifel bewusst. Ich weiß nicht was ich ihr sagen soll. Also beende ich das hier. Ich erhebe mich von dem Sofa. Mit einem letzten Satz verabschiede ich mich für heute.

"Mum es war ein langer Tag und der morgige wird noch länger, ich möchte jetzt nur noch schlafen, bis morgen."

Mit einem leichten traurigen Nicken lasse ich sie stehen und gehe erschöpft in mein Zimmer hoch, wo ich geschafft vom Tag ins Bett falle. Was soll ich machen? Nichts? Ich kann nichts machen ich bin machtlos ...
Mum hat es ja gesagt, es steht nicht in ihrer Macht, dann bin ich die letzte die etwas dagegen ausrichten kann...
Ich muss es so hinnehmen wie es ist. Einfach das ganze mal positiv sehen. Ich mag zwar John nicht besonders aber wenn ich im Internat bin ist Mum wenigstens nicht so alleine. Vielleicht finde ich sogar gute Freunde, schließlich sind sie ja genauso wie ich... Vampire. Mitten im Gedankengang schlafe ich ein.


Das laute klirren des Weckers schallt durch den kleinen Raum. Das nervige Geräusch reißt mich unsanft aus meinen Träumen. Ein genervtes Stöhnen entfährt mir, bei dem Versuch meine Augen zu öffnen.

Heute ist es soweit, heute ist der große Tag. Heute beginnt ein neuer Abschnitt meines Lebens. Es ist so unvorstellbar, dass es die letzte Nacht in meinem alten Haus war. Mit einer energischen Bewegung schmeiße ich meine Decke zu Boden und springe aus dem Bett hinaus. Ein leichter Windstoß, von der Bettdecke die auf dem Boden landet, streicht mir über die Unterbeine. Die meisten Sachen, die wir kaum benutzen oder die wir nicht mehr brauchen, bleiben hier.
(Eine Freundin meiner Mutter kümmert sich um die Sachen und um den Verkauf des Hauses, Vorort).
Langsam ziehe ich mich an und packe die letzten Sachen, die ich brauche, in meine Handtasche. Ein letztes Mal blicke ich aus meinem Fenster bis ich aus dem Zimmer gehe und die Tür zu meiner Kindheit für immer schließe. Ein neuer Abschnitt fängt jetzt an und ich bin bereit ihn mit erhobenem Haupt gegenüber zu treten.
Unten, vor der ersten Stufe erblicke ich eine gut gelaunte Mum. Die sich lächelnd an ihren liebsten schmiegt. Kotz. Neben ihr einen lächelnden John, der ihr zärtlich über ihren Arm streichelt. WAS? John und lächeln??? Ich glaub die Welt steht auf dem Kopf.

"Na Schätzchen bist du bereit? Kann es losgehen?"

Fragt Mum mich liebevoll. Mit Hoffnung und Verzweiflung im Blick. Ich erzwinge ein kleines Lächle und nicke zustimmend.

"Dann lasst uns endlich losfahre."

Meldete sich John zu Worte. Und stößt im selben Atemzug die Haustür auf. Der Weg aus dem Haus kommt mir endlos lang vor. Ein letztes Mal betrachte ich das Gebäude, dass ich in und auswendig kenne, bis meine Augen John folgen. Er steigt in sein Auto, Mum und ich gehen zu unserm herüber. Nun geht die lange Fahrt los.

Doch sie ist kürzer als ich es mir vorgestellt habe, denn nach einer guten halben Stunde fahren wir auf den Flugplatz, wo wir zum Stehen kommen. Ich verstehe nicht? Was sollen wir hier?

"Mum ich dachte wir fahren dahin?!"

Ich betone das Wort fahren.

"Ja hatte ich auch vor, aber John fand, es wäre doch angenehmer mit dem Flugzeug."

Ein kleines Lächeln umspielt ihre vollen rosafarbenen Lippen.


"Und die Autos?"

 

Hake ich nach. Wobei ich schnell das Interesse an der Antwort verliere.

"Die kommen mit dem Transportflieger hinterher."

Beschämt schaut sie zur Seite, denn sie hat mir beigebracht immer sparsam mit meinem Geld umzugehen. Aber was soll ich mich denn beschweren? Umso angenehmer wird die Fahrt oder besser gesagt der Flug und ist ja auch nicht mein Geld was da so verschwenderisch ausgegeben wird. Nach dem Check-In geht es auch los in den Flieger. Ich habe nur meine Handtasche mitgenommen.

 
Im Flugzeug haben wir First Class Plätze bekommen. Für John scheint es selbstverständlich zu sein. Langsam fange ich an John zu mögen...
nur ein kleiner Scherz, meine Meinung wurde nur bestärkt.
Trotz allem hat es seine Vorteile, dass Mum sich für ihn entschieden hat (Ihr letzter Freund hat sie ständig nach Geld angepumpt).

Nach der Landung werden wir von einer langen schwarzen Limousine abgeholt, die uns dann zu Johns 'Haus' fährt. Die Fahrt dauert eine gute Stunde.

Beim Anblick des 'Hauses' klappt mir der Unterkiefer herunter und ich kann vor Staunen nicht mehr klar denken. Mein erster Gedanke ist, dass wir an dem falschen Haus stehen, dass das Auto gleich weiter fährt. Ja, ich habe mir schon gedacht, dass er ein großes Haus besitzt. Aber das? Nun gut hätte ich mir so was nicht denken können? First Class, Limo,..


"Das? Das soll ein Haus sein?? Das ist doch mindestens eine Villa, wenn nicht sogar ein Schloss!?!?"

Bringe ich hervor, als mir der Gebrauch meiner Stimme wieder klar wird.

Ein hoch gebautes elektrisches Tor, mit verschnörkelten weißen Metallstangen, die ein faszinierendes Muster ergeben, öffnet sich und lässt uns zu der Villa hindurch. Ein Breiter Weg aus Kieselsteinen führt uns zum Vorhof des Hauses. Rechts und links ist eine riesige offene und perfekt gemähte Wiese. Wie schafft er das bloß, dass alles so perfekt aussieht? Natürlich mit Angestellten. In der Mitte des Vorhofs steht ein dreistöckiger Brunnen. Die unterste Platte ist die breiteste und dann geht es immer schmaler nach oben, das Wasser spritzt oben hinaus und gleitet von einer Ebene zur Anderen hinunter. An der rechten Seite ist Platzt für zehn, zwanzig Autos und auf der linken Seite ist ein Weg der zu den Garagen des Hauses führt. Eine riesige Treppe führt zu der hohen Eingangstür. Das Haus ist rechteckig mit weißen Außenwänden und einem schwarzen Dach. Alles sieht so edel aus und so unfassbar teuer, ich fühle mich wie in einem Traum.
Das Gesicht meiner Mutter muss im Moment meinem sehr ähneln, denn sie bekommt kein Wort raus. Von der anderen Seite wo John steht kommt nur ein leichtes auflachen.

"Juliette, Schatz warum schaust du so erstaunt ich habe dir doch gesagt, dass das Haus groß genug für uns alle ist."

Erklärt er belustigt.


"Uns alle?"

Sein 'uns alle' hört sich komisch an. Als ob nicht nur wir drei gemeint sind. Verwirrt schaue ich zu John rüber, der mir mit einem Lächeln auf den Lippen die Antwort gibt.

"Hat deine Mutter vergessen es dir zu sagen.."

Bei dem Wort >Mutter< drehe ich mein Kopf mechanisch in ihre Richtung und sehe wie sie mich wieder einmal entschuldigend anblickt. Da fährt John mit seinem Satz schon fort.

 

"...ich habe drei Söhne."

 

Sein Grinsen wird größer. Ich wusste, dass dieser Tag nur noch schlimmer werden kann. Ich bekomme nur noch eine Frage zustande.

 

''Du hast was?''

 

Auch das noch...

 

Der Geschmack des Blutes

Die erste Nacht in meinem neuen Zimmer ist überraschend gut gewesen, bis auf diesen komischen Traum. Ich war in vollkommener Finsternis, nur ein Rotes Band war zu sehen. Ich hielt es fest und jemand am anderen Ende des Bandes zog daran, zog mich zu sich. Ich hatte keine Angst denn diese Person strahlte etwas aus, das ich noch nie zuvor gespürt habe. Eine Wärmer, ein Zuhause, meine Ziel, der Grund meiner Existenz. Mit der Decke in meinen Schoß, richte ich mich auf und Mustere das Zimmer. Diesen komischen Traum schiebe ich fix bei Seite. John hat das Zimmer für mich schon einrichten lassen und es sieht wundervoll aus, ja ich glaube es selber kaum aber John hat meinen Geschmack perfekt getroffen. Das Zimmer ist riesig, eigentlich viel zu groß für mich alleine. In der Mitte des Raumes steht ein großes Bett aus dunklem Holz, mit Verzierungen an den Seiten des Bettes, ich kann mir gut vorstellen, dass es Handarbeit ist. Es sieht sehr edel und teuer aus. Unter dem Bett liegt ein runder flauschiger, weißer Teppich, als ich ihn gestern Abend gesehen habe, konnte ich es einfach nicht sein lassen und lies mich in ihn hinein fallen. Es war fabelhaft, es hat sich angefühlt als würde ich auf einer Wolke schweben.                                                                                                                                                    Zurück zum Zimmer, es ist fast alles weiß-braun gehalten, bis auf ein paar einzelne ausdrucksstarke Akzente, wie die orangene kleine Nachttischlampe oder das große Bild wo eine Allee in den Tönen des Herbstes festgehalten ist. Es ist alles schlicht und edel zugleich. Links von meinem Bett steht ein weißes Ledersofa mit einem passenden Tisch davor, auf einem braunen Teppich und an der Wand ein großer Flachbildschirm Fernseher. Im Zimmer befinden sich zwei große Fenster, die mit weißen Gardinen geschmückt sind. Durch die Fenster wird der ganze Raum hell erleuchtet. Rechts vom Bett steht ein wunderschöner brauner Kleiderschrank, daneben ist eine Tür, die zu meinem Badezimmer führt. Und vor dem rechten Fenster steht noch eine Schminkkomode. Überall im Zimmer sind kleine Dekorationen verteilt, die ich nicht für hässlich, zu viel oder übertrieben halte, nein ganz im Gegenteil ich finde sie passen perfekt in dieses Zimmer. In mein neues Zimmer. Ich kann es nicht zurückhalte. Mein Mundwinkel spitzt sich nach oben und ich grinse vor mich hin.

Ich fühle mich heute Morgen so komisch. Meine Augen sind schärfer denn je. Mein gesamter Körper fühlt sich anders an. Mein Blick ruht auf meiner Hand die sich zu einer Faust ballt. Stärker. Es ist wie Mum es mir erklärt hat. Meine Sinne sind viel ausgeprägter. Und... ich habe Durst. Aber es ist noch nicht so stark, dass ich mich nicht beherrschen kann. Es ist nur ein leichtes kratzen in meiner Kehle und ein unangenehmes Verlangen. Es ist vergleichbar mit der Gier nach Süßigkeiten wenn das Haus leer ist und alle Läden geschlossen sind. Mum hat gesagt, dass das Verlangen in den ersten Tagen noch wächst. Die soeben noch geballte Hand, legt sich auf meiner Brust nieder. Ich spüre auch, dass mein Herz viel langsamer schlägt. Es dauert 5 Tage bis zu meiner vollkommenen Erwachung als Vampir. Dann werden meine Sinne um das 10 fache schärfer sein und mein jetziger langsamer Herzschlag wird für immer verstummen.

Ich sollte mal lieber runter in die Küche zu Mum und John, die beiden warten sicher schon. Um zu erfahren wie meine erste Nacht war.

Johns Söhne sind zum Glück noch nicht hier. Als wir Gestern im Haus angekommen sind, erzählte er mir, bei einem Rundgang durch sein Reich, dass er drei Söhne hat. Der älteste heißt, Conner und ist zurzeit am Reisen, er kommt in vier Tagen hier her, zu sich oder besser gesagt zu uns nachhause. Die anderen beiden heißen Adam und Jayden die haben noch eine Woche Schule und dann fahren die auf direktem Wege nach Italien für vier Wochen, also dauert es glücklicherweise noch bis ich die beiden kennenlernen muss.

Geschwind sammele ich meine Haare zu einem Zopf zusammen, gehe mir mit kaltem Wasser durchs Gesicht und putze mir fix die Zähne. Ein Jogger und ein einfaches T-Shirt sollten für die beiden reichen. Unten angekommen, kommt Mum sofort mit offenen Armen und einem breitem Lächeln im Gesicht, auf mich zu gestürmt. Ihre liebevollen Hände umfangen meinen Körper.

 

"Happy Birthday mein Schätzchen"

 

Kreischt sie mir ins Ohr und drückt mir im gleichen Augenblick einen Kuss auf die Wange. Langsam lässt sie wieder von mir ab und holt eine kleine kirschrote Schachtel hervor. Gefühlvoll und besonnen reicht sie es mir rüber. Behutsam, als könnte ich die Schachtel zerstören, öffne ich das kleine Ding. Eine wunderschöne goldene, alte Kette liegt innen.

 

"Das ist für dich mein Schatz, diese Kette hatte mal meiner Mutter gehört."

 

Als sie meine Großmutter erwähnt, sieht man kurz die Trauer in ihrem Gesicht. Ich habe meine Großmutter nie kennengelernt, da vor ungefähr einhundert Jähren die Familie meiner Mutter von Jägern ausgelöscht worden ist. Nur sie schaffte es zu fliehen. Aber darüber möchte ich jetzt nicht nachdenken, denn trotz allen Umständen ist heute mein Geburtstag und ich liebe Feiertage. Mum scheint derselben Ansicht zu seine, denn der kleine Funke Trauer ist schon aus ihrem Gesicht gewischt und sie Strahlt wieder bis über beide Ohren als sie mir die Kette anlegen möchte. Sie deutet mir, mich umzudrehen. Ich lege noch meinen Zopf zur Seite, damit sie besser an meinen Nacken herankommt. 

 

"Danke Mum. Sie ist wunderschön."

 

Mit einem Küsschen auf die Wange, bedankte ich mich bei ihr. Und schlinge ihr gleichfalls meine Arme um den Hals. Als wir uns aus der Umarmung lösen, kommt auch schon John auf mich zu. Entspannt wie immer, bleibt er einen knappen Meter vor mir stehen. Er sieht wie gewohnt, perfekt gestylt aus. Selbst so früh am Morgen trägt er eine Anzughose und ein schwarzes Hemd mit einer Krawatte. Wenn ich ihn so betrachte, kommt mir mein Outfit etwas schlabberig vor. Seine Lippen bilden ein leichtes Lächeln, dass Grübchen aus seinen Wangen hervor lockt.

 

"Ich gratuliere dir Jenny. Ich habe auch eine Kleinigkeit für dich."

 

Sagt er so freundlich es für ihn geht. Nach einem schnellen Griff in seine Hosentasche, reicht er mir ebenfalls eine kleine Schachtel. Diese ist schwarz. Noch eine Kette? Ich nehme sie an mich und öffnete es, voller Spannung. Nach dem ersten Blick verstehe ich aber nicht ganz ob das sein ernst ist oder ob es nur ein schlechter Scherz sein soll. Solch ein Geschenk habe ich wirklich nicht erwartet. Nein das kann nur ein Witz sein. Gleich lacht er mich mit Sicherheit aus und sagt so was wie >reingelegt<. Doch bevor ich weiter denken kann, bin ich schon am sprächen.

 

"Ein Autoschlüssel?? Du hast mir doch nicht ein A.."

 

Ich kann es nicht einmal aussprechen doch John hilft mir auf die Sprünge. Er kommt einen Schritt näher und tippt mit seinem Finger auf den Schlüssel, der in der Schachtel liegt.

 

"Ja ein Auto. Es steht in der Garage, ich hoffe es gefällt dir. Es ist ein BMW 325 i Cabrio."

 

Ich kann es nicht glauben. Mein Blick verharrt immer noch auf der Schatulle. So ein teures Geschenk habe ich noch nie erhalten. Ich fühle mich etwas schlecht es einfach zu nehmen. Ich bin immer so ignorant zu John und er scheint eigentlich ganz nett zu sein. Er hat uns bei sich aufgenommen, ist immer gut zu meiner Mutter und jetzt macht er auch noch so was. Tue ich ihm vielleicht unrecht wenn ich so schlecht über ihn denke?

Ich schließe den Deckel. Blicke zu John und reiche sie ihm wieder zurück.

 

''Ich danke dir. Aber ich kann es leider nicht annehmen. Das ist wirklich zu viel des Guten.''

 

Seine Hand gleite zu der Schachtel. Doch er greift nicht wie erwartet danach. Er drückt sie, mit meiner Hand, wieder zurück in meine Richtung.

 

''Es ist ein Geschenk und ich würde mich wirklich freuen wenn du es annimmst. Außerdem, dachte ich mir du bräuchtest eins um später auch von der Schule weg zu kommen ohne auf andere angewiesen zu sein. Also kannst du es auch so sehen, dass ich mir selber ein Geschenk mach, indem ich dich nicht fahren muss.''

 

Er fängt an zu lachen. Es ist sehr seltsam ihn so ungehemmt zu sehen. Aber er hat schon Recht. So bin ich unabhängiger. Auf der anderen Seite hätte ein einfaches altes Auto es auch getan.

 

''Jenny! Hör schon auf nachzudenken und nimm mein Geschenk einfach an.''

 

Was soll's?!

 

"Ich weiß nicht was ich sagen soll, ein danke kommt mir nicht genug vor."

 

Mit einer Hand Gestik signalisiert er, dass es nicht der Rede wert ist und fängt gleich ein neues Thema an.

 

"Ach ist schon ok. Kommen wir jetzt lieber zu etwas wichtigerem, du musst sicherlich schon Durst haben?"

 

Seine Augen glänzen vor Neugierde. Ich habe es ganz verdrängt aber jetzt wo er es laut ausgesprochen hat kommt das drängende Gefühl wieder hoch. Ein brennender Schmerzt, der in meiner Kehle hervor kriecht. Es ist stärker als zuvor. Ich komme mir so ekelhaft vor, wenn ich daran denke, dass ich Blut trinken will. Ich meine muss, um diesen Schmerz los zu werden. Menschliches Blut.

 

"Emm nein, ich habe noch keinen Durst."

 

Lüge ich.

 

"Wie du meinst."

 

Kommt es von John. Er geht zurück zu seinem Platzt am Tisch, zieht sich den Stuhl nach hinten und lässt sich nieder. Daneben hatte meiner Mutter, die sich in der Zwischenzeit auch schon wieder zurückgesetzt hat, den Platz für sich beansprucht. Ok Jenny setzt dich erst mal hin und versuche es mit einem leckeren Tee, vielleicht habe ich nur normalen Durst. Jeder hat doch mal Durst.

Grade als ich nach der Teekanne greifen möchte, stocke ich in der Bewegung. Ein wohlriechender Duft dringt mir in die Nase. Plötzlich bemerke ich, dass dieser köstliche Geruch in der gesamten Küche liegt. Was ist es? Es ist mir so unbekannt und so anziehend. Wo kommt es her? Hier am Tisch ist es am intensivsten. Mein Blick fällt auf das Glas vor John.

Oh nein das ist der Geruch von Blut.

Es fällt ihm auf, dass ich sein Glas anstarre. Prompt stellt er mir die erwartete Frage.

 

"Soll ich dir auch was einschenken?"

 

Seine Brauen ziehen sich fragend nach oben. Meine Antwort lässt einen Moment auf sich warten. Wieso schaffe ich es nicht meinen Blick von diesem Verdammten Glas abzuwenden und warum lässt meine Körper mich nicht laut >Nein< ausrufen.

 

"Schätzchen wenn du Durst hast dann muss du auch etwas trinken. Es ist schon Ok."

 

Kommt es dann leise von meiner Mutter.

Endlich gelingt es mir meine Augen abzuwenden. Meine Hände ballen sich unter dem Tisch zu Fäusten. Ich spüre wie sich meine Nägel ins Fleisch bohren. Es hilft mir, mich abzulenken. Ich will kein Blut trinken, ich bin doch kein Tier. Was denke ich da eigentlich, natürlich bin ich ein Tier, ich bin ein scheiß Vampir, ein gefährliches, Mord durstendes Raubtier. Wir wurden so geschaffen, dass wir die Menschen als unsere Nahrungsquelle sehen. Ich sehe zu meiner Mutter herüber.

 

"Mum Kann ich Bluttorox trinken?"

 

Bluttorox ist ein künstlicher Blutersatz den die Vampire zu sich nehmen um ihr Verlangen zu stillen. Mit traurigen Augen schaut mich meine Mum an.

 

"Du weißt doch, dass es dir nicht reichen wird, ich hol dir ein Glas richtiges Blut."

 

Mit diesen Worten steht sie auf. Leise schreitet sie herüber zum Kühlschrank. Wo sie eine Flasche heraus zückt. Kein Wunder das John so was im Kühlschrank hat, Bluttorox ist eben nichts für 'echte' Vampire. Ich hoffe nur, dass die Vampire an meiner Schule nicht auch so ticken. Ich weiß ich wollte besser über ihn denken, aber es lässt sich einfach nicht abstellen.

 

Meine Ma schüttet mir ein Glas ein, was sie vor mir abstellt. Ich kann es nicht glauben aber es riecht so lecker, dass es mich kurz erschreckt. Ich muss es einfach probieren. Der Drang danach ist zu groß als das ich dagegen ankämpfen könnte. Ich kann mich nicht dagegen währen was ich bin. Ist das nur eine Ausrede? Außerdem ist kein Mensch zu Schaden gekommen, denn das ist Spenderblut. Das hatte John gestern mal erzählt, als er mir, dass Blut trinken schmackhaft machen wollte.

 

Meine Finger bewegen sich schon hypnotisch auf das Glas zu, um es zu packen. Ich spüre wie meine Fangzähne länger werden. Sie wachsten in meinem Kiefer. Ich kann mich nicht mehr wehren. Ich will mich nicht mehr währen. Ich möchte es trinken. Es ist ok. Es ist meine Natur. Mit dem Glas zwischen den Fingern bewege ich meine Hand zum Mund und lege die Lippen auf dem Rand nieder. Jetzt ist es so weit, es wird der erste Tropfen sein. Und lange nicht der letzte. Die Flüssigkeit läuft in meinen Mund hinein und es ist wie eine geschmackliche Explosion. Ich höre mich selber leicht aufstöhnen und schäme mich dafür, doch es ist so befriedigen das Blut zu trinken, es ist so köstlich. Mein gesamter Körper verlangt nach mehr von diesem metallisch süßem Nektar. Ich dachte es würde wie eine Droge für mich werden, doch jetzt weiß ich es besser, es wird noch schlimmer.

 

"Ich möchte mehr."

 

Sprudelt es aus mir heraus, noch bevor ich das leere Glas abgestellt habe.

 

"Ja natürlich Schätzchen, bediene dich."

 

Die Stimme meiner Mum hört sich jetzt viel entspannter an. Ich nehme die Flasche an mich und mache mein Glas randvoll. Ich bin so gierig. Am liebsten würde ich sofort aus der Flasche trinken, doch so viel Beherrschung habe ich noch. Nach dem zweiten Glas hört der Durst auf und ich stelle die Flasche beiseite. Das sollte fürs erste reichen. Ich will gar nicht wissen wie stark dieser Drang noch wird, wenn ich erst komplett erwacht bin.

 

 

Es sind nun vier Tage vergangen und mein Durst wird immer größer und größer ich brauche jetzt viel mehr Blut als am ersten Tag um das Verlangen zu stillen. Mein Herz schlägt jetzt sehr selten. Kaum noch. Und Morgen bleibt es für immer stehen. Als ob mir meine 'Vampir' Probleme nicht reichen würden, kommt heute auch ein Teil der bösen Brut von John. Der älteste Sohn soll gleich nach Hause kommen. Ich hoffe nur er wird mir nicht zu viel Stress bereiten, das kann ich mir leider nur schwer vorstellen bei so einem Vater. Ich habe meine Meinung zwar ein wenig geändert in Bezug auf John, trotz dem nervt er mich noch immer. Die ganze Situation nervt mich. Die ganzen letzten Tage habe ich meine Zeit in diesem Haus verbracht und das wird nicht so schnell anders werden.

 

Zwei Stunden später, als ich in meinem Zimmer etwas auf dem Sofa faul liege und im Fernseher herum Switch. Wobei ich die makellose Qualität des TVs genieße, nehme ich Geräusche von unten aus dem Flur war. Durch meine neuen Sinne ist es für mich möglich aus meinem Zimmer die Stimmen zu hören. Geschwind setzte ich mich aufrecht hin und lasse die Glotze verstummen. Das muss Johns Sohn sein.

Oh NEIN! Stimmen? Er ist nicht alleine. Doch das ist nicht das schlimmste an der Situation, das schlimmste ist, ich höre einen Herzschlag. Unfassbar er hat einen Menschen dabei, bitte nicht. Ich kann mich nicht dagegen wehren und laufe, wie benommen aus meinem Zimmer raus. Da ist sie. Da unten steht sie. Meine Augen weiten sich. Ich kann nur sie wahrnehmen alles um mich herum ist schwarz ich sehe nur sie. Ihr Herz schlägt so regelmäßig und pumpt ihr Blut durch ihren Körper. Ihr Blut, es riecht so gut. Viel besser als das Blut aus der Flasche was schon alt und abgestanden ist. Ich sehe wie es sich bewegt, das Blut in ihren Adern, ich spüre sogar die Wärme die von ihrem Körper ausgeht. Die Wärme die mir zeigt, dass sie noch lebt.

 

Die Dunkelheit übernimmt die Oberhand über meinen Verstand. Meine Fangzähne fahren raus und ich kann es nicht mehr beherrschen. Kein rationaler Gedanke hat noch Platz in meinem Kopf. Meine Beine machen was sie wollen. Mit einer Vampirischen Geschwindigkeit springe ich die Treppen hinunter und stürze mich geradewegs auf das überraschte Mädchen. Ihre Haare fallen nach hinten. Ich höre sie aufschreien, die Worte sind mir unklar doch das Geschrei stochert mich nur noch mehr an mich von ihr zu nähren. Sofort ramme ich ihr meine Zähne in den Hals bis ich ihr süßes und leckeres Blut in meinem Mund schmecke. Ich bin wie in Trance, bis ich von dem süßen Nektar weggerissen werde. Mit voller Wucht donnere ich gegen die Wand. Es macht mich so wütend, wer wagt es mich bei solch einem Genuss zu stören! Mein genervter Blick umkreist den Raum. Die Dunkelheit löst sich langsam auf. Erst jetzt sehe ich es. Sie ist in Begleitung von einem Jungen. Der mich jetzt fest mit seinen Händen an meinen Schultern an der Wand hält. Der Schmerz, durch seinen Griff, durchzieht meinen Körper. Mit einem wütenden Gesicht knurrt er mich an. Seine Augen sind voller Hass. Mein Kopf wird klarer und die Gier verschwindet langsam.

 

"Verdammte Scheiße was fällt dir ein!"

 

Schreit er mich an und fletscht mit den Zähnen, bis sich eine bekannte Stimme meldet, die ich sofort John zuordne.

 

"CONNER!! Lass sie sofort los, sonst fliegst du gleich gegen die Wand."

 

Der Junge dreht sich zu seinem Vater. Immer noch hat er mich fest im Griff.

 

"Was? Dad was soll das? Und wer ist sie?"

 

Er nickt mit seinem Kopf in meine Richtung und lockert allmählich seine Hände an mir.

Conner? Ach so, dass ist Conner! Oh nein ich habe gerade seine Freundin angegriffen, ist doch klar, dass er wütend ist. Doch er lässt mich auf einmal los. Er wirft mir noch einen vernichtenden Blick zu und geht auf seinen Vater zu. Moment mal.

 

"John, wo ist das Mädchen das ich gerade angegriffen habe?"

 

Ich schaue suchend im Flur herum. Sie ist nicht mehr da.

 

"Deine Mutter bringt sie weg von hier."

 

Er deutet auf dir Haustür.

 

"WAS?"

 

Kommt es jetzt von Conner.

 

"Dad kannst du mir mal bitte erklären was hier los ist?"

 

John erhebt eine Hand und zeigt in meine Richtung.

 

"Das ist Jenny die Tochter von meiner Freundin sie wohnen jetzt hier und Jenny ist vor einigen Tagen erst 17 geworden, deshalb kann sie sich noch nicht beherrschen."

 

Sagt er etwas gelangweilt. Als sei es doch offensichtlich.

 

"Da ist man drei Monate weg und schon suchst du dir eine neue Familie."

 

Conner fängt laut an zu lachen. Geht einige Schritte auf John zu, bis er vor ihm zum Stehen kommt. Er schließt seinen Vater in die Arme. Und lacht erneut auf.

Ok habe ich was nicht mitbekommen oder wieso hat er jetzt so gute Laune, hab ich gerade nicht seine Freundin fast getötet?? Ich verstehe nur Bahnhof. Toll jetzt kommt er auch noch auf mich zu. Seine Augen wandern an mir herab und wieder hinauf, wo sie an meinen Augen kleben bleiben. Ein süßes Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht und er hat dieselben Grübchen wie John. Nur sieht es bei ihm süßer aus. Ich tue es ihm gleich und betrachte ihn von unten nach oben. Wow ich habe gar nicht mitbekommen wie sexy er ist. Jenny reise dich zusammen. Er ist Johns Sohn und du hast gerade versucht seine Freundin zu killen. Er reicht mir seine Hand entgegen.

 

"Tut mir wirklich leid, dass ich so grob zu dir war, mein Name ist Conner."

 

Seine Augen bringen mich aus dem Konzept. Er ist auf einmal so freundlich.

 

"I-Ich bin Jenny"

 

Mehr kommt einfach nicht raus. Er schenkt mir noch ein größeres Lächeln. Dann geht der groß gebaute Kerl ganz unbekümmert an mir vorbei und die Treppen hinauf.

 

"Bis später."

 

Ruft er noch hinterher. Bis seine Schritte verstummen und eine Tür im oberen Stockwerk ins Schloss fällt.

Conner

Ich starre immer noch zu der Treppe, auf der Conner verschwunden ist. Das ist zu viel für mich. Ich verstehe ihn nicht. Er lässt uns hier einfach so stehen? Einfach so? Nachdem was ich seiner Freundin angetan habe? Macht er sich keine Sorgen? Geht einfach grinsend weg. Wie Gefühlskalt ist der denn?? Er sucht sie noch nicht einmal. Und ich? Ich bin ein Tier... ein Monster, ich kann mich nicht einmal selbst beherrschen. Ich kann nie wieder in die Nähe eines Menschen. Ich schäme mich so sehr dafür was ich gerade getan habe und doch weiß ich, dass ich bei der nächsten Gelegenheit genau dasselbe tun würde und das ist das unverzeihliche an mir. Mein Blick löst sich. Langsam wandert er zu John, doch ich kann ihm nicht ins Gesicht schauen. Zu groß ist mein Scharm im Moment. Meine Hände vergraben sich ineinander.

 

"John? Es tut mir so leid. Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Ich war nicht mehr ich selbst. Es tut mir..."

 

Noch bevor ich meinen Satz beenden kann, unterbricht John meinen erbärmlichen Entschuldigungsversuch und kommt zwei Schritte auf mich zu.

 

"Da gibt es nichts zu entschuldigen, es sind deine Instinkte die da gehandelt haben. Du musst dich nur gedulden. Morgen ist der letzte Tag deines Erwachens und dann kannst du anfangen deine Beherrschung zu erlernen. Du könntest dir von Conner einige Tipps holen, er hat seinen jüngeren Brüdern auch durch diese Phase geholfen. Jetzt entschuldige mich bitte ich habe noch Geschäfte zu erledigen."

 

Er wendet sich ab und geht in die Richtung von seinem Arbeitszimmer.

 

"Ok."

 

Sage ich vor mich hin, doch John ist schon weg.

Er sieht das als ganz normal, dass man einem Menschen fast das Leben nimmt. Aber ich fühle mich so schwach. Schwach weil ich nichts in der Hand habe. Wenn ich noch nicht einmal über meinen Körper bestimmen kann, worauf kann ich dann noch einen Einfluss nehmen? Ich fühle mich so jämmerlich und alleine und ich hab keinen zum Reden, nicht einmal Mum ist da. In den letzten Tagen sehe ich sie immer seltener, sie ist ständig mit John unterwegs.

Nach geschlagenen zwanzig Minuten die ich unten im Flur alleine und regungslos verbracht habe, gehe ich, noch immer benommen von den Ereignissen, hoch in mein Zimmer. Langsam verkrieche ich mich in meinem Bett. Ziehe mir die weiche Decke über meinen Kopf und lasse mir das Geschehen wiederholt durch den Kopf gehen. Obwohl ich nicht müde bin, finde ich mich recht schnell in einem Traum wieder. In einem Albtraum. Blitzartig richte ich mich in meinem Bett auf und bin völlig verwirrt. Schweißtropfen bedecken meinen Körper.

Wo bin ich? nach einem Blick, der an der linken Seite meines Zimmers anfängt und an der rechten Seite endet. Verstehe ich, dass ich sicher in meinem Bett liege. Ich muss wohl tatsächlich eingeschlafen sein. In meinem Traum lag ich auf einer großen flachen grünen Wiese, und blickte in den Wolken freien Himmel, die Sonne schien hell und wärmte meine kalte blasse Haut, ich hatte keine Herzschlag mehr und war ein vollkommener Vampir. Eine leichte Brise wehte mir eine Strähne ins Gesicht, beim wegstreichen der Strähne bemerkte ich es. Meine Hand, da war Blut, aber ich spüre keine Schmerzen, nein es waren kein Schmerzen da, weil es sich nicht um mein Blut handelte.

Erst als ich von der Wiese aufstand, bemerkte ich die ganzen toten Menschen um mich herum, alle waren voll mit Blut und ich verstand, dass es mein Werk war. Meine Hände waren Blutverschmiert, das weiße Kleid das ich am Leibe trug, war mit roten Flecken übersät und ich konnte das Blut noch auf meinen Lippen schmecken, den metallischen leicht salzigen und doch süßen Geschmack. Der süße Geruch lag in der Luft und ich genoss es. Ich genoss es? Das bin doch nicht wirklich ich? Nein es war nur ein dummer Traum, ich werde es lernen und ich werde mich beherrschen, ich werde es schaffen. Ich werde niemanden Töten. Ich verspreche es mir selber, dass kein Mensch für meinen Durst jemals sterben wird. Ich weiß, dass ich es schaffen kann!

Es klopft an der Tür, die sich sofort öffnet. Meine Mutter späht hinein. Als sie sieht, dass ich wach bin, betritt sie das Zimmer.

 

"Hallo Schätzchen."

 

Engelsgleich gleitet sie herüber und setzt sich zu mir aufs Bett. Ohne ein weiteres Wort nimmt sie mich ganz feste in den Arm. Die Tränen kullern mir über die Wangen und ich kann es nicht aufhalten. Schon wieder kann ich mich gegen meinen Körper nicht wehren. Sie durchbricht die Stille. Sie weiß genau, dass ich mir Vorwürfe mache. Ich habe ihr schon vor Monaten erzählt, dass es meine größte Angst ist, einen Menschen zu verletzen. Und nun ist es geschehen.

 

"Jenny, es ist ok. Dem Mädchen geht es gut. Die Wunden sind nicht der Rede wert und ich habe ihr befohlen zu vergessen. Es war nicht deine Schuld. John hätte seinen Sohn vorher warnen sollen. Und es tut mir so leid, dass ich dir so wenig helfen kann, aber für mich ist es schon so lange her, dass ich mich nur vage daran erinnern kann wie ich da durch gekommen bin... nur eins weiß ich, ich war anfangs nicht so stark wie du, ich habe mich leider nicht gegen meine Natur gewehrt. In meinen ersten Tagen mussten viele Menschen ihr Leben lassen, was ich heute sehr bereue."

 

Ich nickte nur. Es ist mir unangenehm, wenn meiner Mutter so über sich spricht. Sofort taucht das Bild aus meinem Traum in meinem Kopf auf. Bei mir war es bislang nur ein Traum, meine Mum hat diese Dinge wirklich getan. Ich vertreibe diese Gedanken wieder.

Ich weiß, dass Ma nicht gerne über die ganze 'Vampir-Sachen' redet. Denn sie hasste sich dafür eine Mörderin zu sein. Ich bin mir sicher, sie ist genauso ungern ein Vampir, wie ich. Doch ich bin es nun mal. Ein Vampir. Und weiß kaum etwas über uns.

 

"Es gibt gleich Abendessen."

 

Sagt sie beim Aufstehen. Gibt mir noch ein Kuss auf die Stirn und verlässt anschließend das Zimmer.

>Jenny es ist nur eine Phase, dass stehst du schon durch.<

Sage ich mit neuem Selbstvertrauen zu mir selbst. Ich schwinge meinen Körper vom Bett runter und laufe ins Bad. Prompt springe ich unter die Dusche, denn ich habe noch angetrocknetes Blut im Gesicht und am Körper, was ich leider erst jetzt bemerke. Nun ja ich muss positiv denken, die anderen haben Recht, es hätte schlimmer kommen können. Nach der warmen Dusche ziehe ich mir eine frische Jogginghose und ein Spaghetti Top über und wage es mein Zimmer zu verlassen. Um mich beschämt zu den anderen zu gesellen.

Mum, John und Conner, den ich erst jetzt richtig betrachten kann, sitzen am großen Esstisch, wozu haben Vampire überhaupt einen Esstisch? Ob mir das normale Essen immer noch schmecken wird, auch wenn meine Vampir Seite vollkommen erwacht ist? Also Conner scheint es eindeutig noch zu schmecken, denn er stopft sich förmlich das Stückchen Pizza in den Rachen als das er es am Essen ist.

Und trotz dem sieht er sehr sexy dabei aus, seine hell braunen Haare, fallen ihm dabei in seine Markenloses, maskulines Gesicht und seine Eisblauen Augen ziehen wahrscheinlich jede Frau in seinen Bann. Aber nicht mich! Stumm setzte ich mich auf den freien Platz, wo ich auch schon die Tage zuvor saß, hin. Und senkte meinen Blick auf den Tisch.

 

"Willst du auch ein Stück oder lieber ein Glas?"

 

Kommt es von Conner fragend, der mir gegenüber sitzt.

 

"Emm.."

 

Ich bin mir nicht sicher was ich möchte.

 

"Conner hör auf so dumme Fragen zu stellen, natürlich will sie Blut und nicht diesen Fraß den du als 'Essen' bezeichnest."

 

Mischte sich John ein und reichte mir schon parallel ein rot gefülltes, wohlriechendes Glas. Was ich mit Freude und Hass Annahme.

 

"Danke, aber ich hätte auch gerne ein Stuck Pizza?!"

 

Sage ich schon fast fragend, worauf ein breites Grinsen mit einem Stückchen Pizza von Conner folgen. Und ein etwas genervter John sich wieder auf seinen Platz pflanzt. Nach dem Essen gehe ich mal wieder hoch in mein Zimmer, wo ich wiederholt einen Film schaue. Es ist so langweilig und erdrückend immer und immer wieder dasselbe langweilige Zeug zu machen. Ich denke über mich nach, bis mir einige Fragen zu meinem neuen Dasein einfallen und ich sie unbedingt beantwortet haben möchte.  Hmm ob ich Conner fragen kann? John meinte ja ich soll mich an ihn wenden. Nun gut ein Versuch ist es wert, es wird mich schon nichts kosten und ein Gespräch werden wir sowieso mal führen müssen, schließlich wohnen wir zusammen. Noch bevor ich mich komplett entschieden habe, zu ihm zu gehen, stehe ich schon im Flur. Forschend suche ich nach seinem Zimmer. Die übernächste Tür rechts von meiner, dass müsste seine sein soweit ich das noch richtig in Erinnerung habe. Ich klopfe an. Warte geduldig auf eine Reaktion. Doch es kommt nichts zurück. Ich lege meine Handflächen flach auf die Tür und drücke mein Ohr dagegen. Nichts zu hören. Ob es sehr dreist wäre da mal rein zu spähen? Wieso auch nicht ich hab ja geklopft. Da ist doch nichts dabei, wenn ich kurz reinschaue. Bedacht, öffne ich die Tür. Zu meiner Überraschung kann ich ihn nirgendwo entdecken. Soll ich unaufgefordert in sein Zimmer Reingehen oder nicht? Nach einem kurzen Zögern, ist die Entscheidung gefallen. Reingehen! Ein fieses Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus (ich liebe es verbotene Sachen zu tun). Gespannt erforsche ich den Raum vor mir. Die Abendsonne scheint durch das große Fenster ins Zimmer hinein und erhellt es. Sein Zimmer ist sehr ordentlich und es riecht auch angenehm frisch. Ein altes Kästchen was auf einer neumodischen Kommode steht, zieht meinen Blick und meine Neugierde sofort auf sich. Ich kann mich nicht zusammenreißen und will es unbedingt öffnen. Also gehe ich auf das Kästchen zu und lege auch schon meine Hand drauf. Zögernd drehe ich das kleine Schloss. Doch bevor ich sie öffnen kann, ertönt plötzlich eine Stimme hinter mir.

 

"Süße, hat man dir nicht beigebracht, nicht in den Sachen von anderen zu schnüffeln?"

 

Mein Körper fährt ruckartig hoch. Wie Peinlich, er hat mich beim Stöbern erwischt.

 

"Ich schnüffle doch gar..."

 

Grade als ich mich verteidigen möchte, drehe ich mich in seine Richtung und verharre in der Bewegung. Da steht ein halbnackter Conner vor mir. Nur mit einem braunem Handtuch, das es sich um die Hüfte geschlungen hat, bekleidet. Meine Augen weiten sich. Ich schnappe unbewusst einmal tief nach Luft und halte sie ein. Mit nassen Harren und Wasser Tröpfchen bedecktem Körper, legt er fragend seinen Kopf in Schräglage. Ich versuche mich wieder zu fassen. Mein Augen von ihm zu lösen. Schaffe es dann endlich weiter zu sprechen.

 

"gar nicht."

 

Beende ich meinen angefangenen Satz. Er sieht mich eindringlich an zieht eine Braue nach oben und spricht mit einem spöttischem Ton weiter.

 

"Ach so und wie nennst du es dann, dass du unaufgefordert in mein Zimmer kommst und an meine Sachen gehst?"

 

Seine Finger fahren hinauf zu seinem Kopf. Am Haaransatz vertiefen sie sich in seinen nassen Haaren und gleiten zeitlupenartig nach hinten. Einige Wasser Tröpfchen fallen von seinem Haar herab. Gespannt wartet er immer noch auf meine Erklärung. Ich fühle mich komisch ihn so zu sehen. Noch nie zuvor habe ich mich alleine mit einem fast Nackten Mann in einem Zimmer aufgehalten. Es macht mich komischerweise nervös. Ich betrachte meine Hände, die anfangen leicht zu zittern, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen.

 

"Tut mir leid ich habe geklopft aber du hast nicht geantwortet, da dachte ich mir ich könnte ja nachsehen wo du bist."

 

Ich riskiere einen Blick und schaue ihm ins Gesicht. Immer noch verharrt seine Hand in seinen Haaren. Nun breitet sich ein dreckiges Grinsen auf seinen Lippen aus. Seine Grübchen kommen wieder zu Vorschein. Ein leichter Schauer läuft meinen Rücken hinunter. Seine Augen sehen nach Gefahr aus. Er betrachtet mich von ober bist unten. Als sei er auf der Jagd und ich bin die Beute.

 

"Darf ich fragen was der Anlass für deinen Besuch bei mir ist?"

 

Fragt er mit einer arroganten Stimme. Seine Hand gleite hinunter und er stützt sie beide hoffnungsvoll in die Hüfte.

 

"Ich wollte mit dir reden."

 

Antworte ich knapp.

 

"Reden? Schade."

 

Sein Blick normalisiert sich wieder. Mit einer Hand kratzt er sich am Kopf. Atmete laut aus und fährt fort.

 

"Worüber?"

 

Kommt es jetzt gelangweilt von ihm. Ich glaub das einfach nicht. Was denkt er denn was ich in seinem Zimmer will? Er kann doch nicht glauben, dass ich vorhabe mit ihm in die Kiste zu hüpfen. Aber seine Körpersprache hat genau das signalisiert.

 

"Also echt du bist ein Schwein! Denkst du ich habe deinen Andeutungen nicht verstanden?? Ich gehe jetzt lieber!"

 

Empört will ich gerade das Zimmer verlassen. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Er bekommt nicht noch eine wiederholte Bestätigung von mit, dass es etwas in mir auslöst ihn so zu sehen. Stampfend bewege ich mich in dir Richtung seiner Tür. Als ich an ihm vorbei dränge, packt er mich sanft an meinem Armgelenk und hält mich davon ab hinaus zu gehen. Mein Herz klopft stärker als die ganzen Tage zuvor. Er dreht mich mit einer Leichtigkeit in seine Richtung, so dass ich ihn ansehen muss. Sein Gesicht strahlt plötzlich eine Wärme aus, als er beginnt zu sprechen.

 

"Sorry kleines, so war das nicht gemeint, setzt dich auf das Sofa ich ziehe mir nur eben was an und dann können wir reden."

 

Seine Stimme ist auf einmal ganz sanft und auch ernst. Er ist wie ausgewechselt. Seine Hand löst sich von mir und er deutet auf das schwarze Sofa, das vor dem Fenster steht. Ich tue was er sagt und setze mich hin. Er kramt fix ein paar Kleidungsstücke aus seiner Kommode und verschwindet rasch hinter einer Tür. Die muss wohl zu seinem Bad führen. Immer noch ist mein Körper ganz angespannt. Es beruhigt sich ein wenig, als er wieder mit einem Grauen T-Shirt und einer dunklen Jeans bekleidet zurückkommt. Mit etwas Abstand setzt er sich neben mich.

 

"Also was liegt dir auf der Seele?"

 

Er stützt seine Ellbogen an seinem Knien ab. Ich spüre wie seine Augen mich mustern und den Kontakt zu meinen suchen. Langsam fühle ich mich wieder wohler in seiner Nähe. Jetzt wo er was anhat und es den Anschein hat, dass er sich wirklich auf ein normales Gespräch mit mir einlassen möchte. Ich beginne mit meinem Anliegen.

 

"Ich hatte einfach ein paar Fragen über Vampire und John meinte ich könnte mich an dich wenden."

 

Ich konzentriere mich auf meine Hände, die gefaltet in meinem Schoss pausieren. Währen ich geduldig auf eine Reaktion warte. Wird er mich auslachen? Es kommt mir so komisch vor mit ihm darüber zu sprechen. Ich kenne ihn ja kaum und 'verlangte' seine Hilfe, mich 'aufzuklären'. Wenn ich so darüber nachdenke, finde ich es ein klein wenig peinlich.

 

"Dann fang an zu fragen."

 

Seine Stimme klingt so gelassen. Das hätte ich nicht erwarten. Ich sehe in seine Richtung. Er lächelte mich sanft an. Er will mir tatsächlich meine Fragen beantworten. Jede Hemmung meine Fragen zurückzuhalten bricht. Es kommt ganz von alleine aus mir herausgebrochen.

 

"Wie ist es mit dem Essen? Ich habe dich heute beobachtet wie du Pizza gegessen hast und John haben ich noch nie etwas essen gesehen."

 

Ich spüre wie meine Wangen erröten. Als ich ihm gestehe, dass ich ihn beim Essen beobachtet habe. Doch es scheint ihn nicht zu stören oder zu überraschen. Ob er es bemerkt hatte, dass ich ihn so oft angesehen habe.

 

"Also das Essen schmeckt immer noch, nur leider machte es kein bisschen satt. Also wirst du nicht drum herum kommen Blut zu trinken. Nächste Frage."

 

Ich schaue nachdenklich zur Seite. Es waren so viele, als ich noch alleine und gelangweilt in meinem Zimmer saß. Er stupst mich drängend an.

 

"Ok. Und wie sieht es mit dem Älter werden aus, also ich weiß ja aus Erzählungen auch, dass meine Mutter mal jünger wahr nur so lange ich mich erinnern kann hat sich Mum kein bisschen verändert, sie könnte als meine große Schwester durchgehen."

 

Frage ich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er lacht leicht auf und setzt zur Antwort an.

 

"Ja wir altern auch, nur eben langsamer als die Menschen. Bis zu unseren 20 Lebensjahren altern wie genauso wie die Menschen, doch dann altern wir mit jedem Jahr langsamer. So ist es aber nur bei Geborenen, die Erschaffenen altern nie, deshalb werden sie auch nie mächtiger, denn die Stärke kommt mit dem Alter."

 

Meine Pupillen werden größer. Ich richte mich auf. Nehme meine Hände aus meinem Schoß und lege sie flach auf das Sofa links neben mir, in seine Richtung. Mein Mund öffnet sich einen Spalt. Meint er das ernst?

 

"Ernsthaft? Die Erschaffenen? Also können wir wirklich, durch ein Biss aus einem Menschen einen Vampir machen?"

 

Er lässt sich mit dem Rücken, lachend nach hinten Fallen.

 

''Dein Blick grade ist der Hammer!''

 

Seine Hände legen sich parallel auf seinen Bauch. Lachend krümmt er sich über meine Unwissenheit. Bis er sich wieder fasst und ernster weiter spricht. Er hebt einen Finger in die Luft. So als würde er mich warnen wollen.

 

"Oh nein so einfach geht es nicht einen Menschen zu wandeln und um es an dieser Stelle fest zu halten es ist Verbote! Du brauchst eine Genehmigung vom Rat oder du musst zur Königsfamilie angehören. Also zur Umwandlung zurück, erst muss ein Bluttausch geschehen, der Mensch muss fast Blutleer sein und dann etwas von deinem Blut trinken, dann muss der Mensch sterben worauf er nach einigen Stunden ins neue Leben kommt und nun kommt das wichtigste, er muss schnellstens Menschenblut trinken, sonst wird er einfach wieder sterben."

 

Ich starre ihn Wissens hungrig an und bin geschockt über mein Faszination dem Thema gegenüber, doch es ist mir egal ich will jetzt alles wissen.

 

"Was ist mit Knoblauch und der Sonne?"

 

Meine Arme entspannen sich wieder. Conner kann einfach nicht aufhören zu grinsen. Jede meiner Fragen scheint ihn zu belustigen. Er legt seinen Kopf nach hinten in den Nacken. Er bemüht sich mir entspannt zu antworten. Ich sehe wie schwer es ihm fällt nicht wieder zu lachen. Doch das Interessiert mich nicht. Ich möchte einfach alles wissen. Immer noch nach hinten gelehnt dreht er seinen Kopf zu mir und gibt mir die Antwort.

 

"Alles Märchen, nur das mit dem Holz stimmt, wenn man uns verletzen möchte, sollte man Holz benutzen."

 

Gut zu wissen. Also sollte ich zukünftig mit Zahnstochern besser aufpassen.

 

"Und gibt es noch andere Wesen?"

 

Will ich von ihm wissen. Er grübelt einen Moment lang über meine Frage nach. Bis er wieder spricht. Immer noch in derselben Position sitzend. 

 

"Es gibt viele Gerüchte über verschiedene Wesen, aber ich habe bisher nur Wölfe, Hexen und Gestaltenwandler getroffen."

 

Der Wahnsinn. Mein Mum hatte mir solche Sachen nie erzählt. Wiederholt richte ich meine Arme auf und rücke ganz unbewusst ein Stück näher an Conner heran. Es scheint ihn zu überraschen.

 

"Wölfe?? So richtige die sich bei Vollmond verwandeln?"

 

Will ich wissen.

 

"Nein ein Wolf kann sich immer wandeln, dass mit dem Mond ist wieder nur ein Märchen der Menschen."

 

Erst jetzt bemerke ich, wie nahe ich ihm gekommen bin. Es scheint ihn zu beunruhigen, denn er richtet sich auf um eine Distanz zwischen uns zu schaffen. Prompt rücke ich wieder ein Stück zurück. Und führe das Gespräch fort.

 

"Du hast gerade ein Rat erwähnt, wer ist das?"

 

Wieder entspannter nimmt er sein Gesicht in die Hand. Den Arm stützt er erneut auf sein Knie. Ohne den Blickkontakt zu brechen.

 

"Sie sind das Gesetz der Vampire, denn bei uns gibt es viele Spielregeln. Du darfst keine Menschen wandeln, nie deine Existenz preisgeben, keine zivilen Menschen oder Vampire töten und dann gibt es noch die Rangfolge und noch vieles mehr, was du in der Schule lernen wirst."

 

Er soll mich bloß nicht an diese Schule erinnern. Ich spüre, dass meine Mimik bedrückt wirkt. Trotzdem habe ich noch einige Fragen.

 

"Was denn für eine Rangfolge?"

 

Hinterfrage ich. Immer noch hält er diese Distanz zu mir. Was ist auf einmal los mit ihm. Bin ich vielleicht vorhin zu nahe an ihn heran gerückt. Ich ziehe meinen Hände wieder in meinen Schoß.

 

"Ganz oben stehen die vier Königsfamilien. Sie haben die direkte Blutlinie des ersten Vampirs. Dann kommt der Rat, nach denen kommen die Wächter, sie führen die Anweisungen des Rates und der Könige durch, nun als nächstes kommen wir die Geborenen und zum Schluss die Gewandelten."

 

Wiederholt schaue ich nachdenklich zur Seite. Es sind so viele Informationen. Ich hatte doch noch mehr Fragen im meinem Kopf und jetzt fällt mir keine mehr ein, verdammt. Zum dezentem mal am heutigem Abend schaue ich in seine eisblauen Augen.

 

"Wie alt bist du eigentlich?"

 

"ich bin 119 Jahr jung."

 

Seine süßen Grübchen sind wieder da. 119? Er könnt mein Ururgroßvater sein. Jung? Von wegen. Alter Sack. Ein kichern kann ich mir nicht verkneifen. Trotzdem bin ich erstaunt.

 

"Wow ich hätte dich auf 28 geschätzt."

 

Er setzt einen gespielten bösen Blick auf.

 

"Hast du mich grade ausgelacht? Wie gesagt wir altern langsamer."

 

Beschwichtigend bewege ich meine Hände ab und auf. Schenke ihm noch ein Lächeln. Setze meine Fragestunde dann wieder fort.

 

"Und deine Brüder?"

 

Er gähnt. Wodurch seine weißen Zähne zum Vorschein kommen. Ob er schon mal jemanden mit diesen Zähnen getötet hat? Das frage ich ihn aber ein anderes Mal.

 

"Adam ist 18 und Jayden ist 19."

 

Die sind ja fast in meinem Alter.

 

"Ihr habt aber einen großen Altersunterschied?"

 

Stellte ich fragend fest. Seine Arme landen verschränkt hinter seinem Kopf. Anmutig streckt er seine Beine aus und schiebt sein Becken ein Stückchen nach vorne. Ich sollte dringend aufhören ihn so anzustarren.

 

"Ja sie sind auch nur meine Halbbrüder, wir haben verschiedene Mütter."

 

"Ach so und wo sind eure Mütter?"

 

Au. Bin ich blöd. Ich bereue es sofort diese Frage ausgesprochen zu haben. Das wollte ich nicht laut sagen. Es muss schon einen Grund geben wieso sie bei ihrem Vater leben und John jetzt mit meiner Mutter zusammen ist. Manchmal könnte ich mir selber eine reinhauen. Und das ist einer dieser Momente. Doch er geht auf meine Frage ein und bestärkt meine Dummheit.

 

"Sie sind tot.''

 

Ich kann sein Gesicht nicht deuten. Er sagt das mit so einer kalten Stimme. Was soll ich der Aussage entgegensetzen. Nervös reibe ich mir über meine Hand und wende mein Gesicht ab. Bis er seine Geschichte fortsetzt und die Ruhe, die sich im Raum gelegt hatte, durchbricht.

 

''Meine Mutter starb vor ungefähr 40 Jahren. Ich hatte auch lange nichts mit meinem Vater zu tun gehabt weil ich einfach für mich sein wollte nach ihrem Tod. Er fand recht schnell eine neue Frau, die er nach 10 Jahren Heiratete. Ich hasste ihn dafür, dass er meine Mutter so schnell vergessen hatte. Du musst verstehen, die Zeit läuft anders, wenn du so ein langes Leben hast. Da sind 10 Jahre nichts. Ich erfuhr, dass sie schwanger wurde. Es war gemein von mir, dass ich den kleinen nicht einmal sehen wollt. Dann bekamen sie ein weiteres Kind. Und mein Hass wuchs mit der Zeit. Ich versank Förmlich darin. Ich hasste sie alle. Diese Frau, diese Kinder und vor allem meinen Vater, der sich einfach eine neue Familie aufbaute, nachdem er vor Jahrhunderten meiner Mutter seine Liebe schwor. Mein einziger Wunsch war es, das sie alle sterben. Doch als ich hörte das die neue Frau meines Vaters tatsächlich gestorben sei. Kam ich mir Dreckig vor. Ich hatte mir ihren Tod von Anfang an gewünscht. Ich verstand, dass sie nicht der Grund meiner Wut war. Etwa ein Jahr nach ihrem Tod, raufte ich mich zusammen und ging zu meinem Vater. Er war gebrochen. Und alleine nur mit zwei kleinen Jungs, mit meinen kleinen Brüdern. Als ich die Zwerge sah, begriff ich, dass ich sie nicht weiterhin mit einem Wrack alleine lassen kann. Also blieb ich."

 

Erzählt er mir, ohne sich zu rühren. Er ist wie erstarrt. Ich bin so wütend auf mich, dass ich so blöd bin und das Thema angesprochen habe. Ich sollte echt lernen, vorher nachzudenken. Ich versuche mich nicht zu rühren. Muss die Stille doch brechen.

 

"E-es tut mir leid, ich wollte dich nicht daran erinnern."

 

Zögernd peile ich ihn wieder an. Er dreht seinen Kopf in meine Richtung. Der Düster Blick schwindet und das freundlich Gesicht von eben erscheint wieder.

 

"Es ist ok ich habe mich damit abgefunden und hab keine Angst ich habe keine Problem mit deiner Mum, mein Vater muss nun mal seine Leben weiter Leben. Das habe ich schon längst eingesehen."

 

Ganz kann ich ihm das nicht glauben, aber ich spüre wie sich die Erleichterung in mir ausbreitet. Schnell versuchte ich das Thema zu wechseln.

 

"Wie ist es eigentlich mit dem Kinderkriegen? Können Vampire ihr Leben lang Kinder bekommen?"

 

"Es ist etwas komplex, sie können theoretisch in jedem alter Kinder bekommen aber es kommt eher selten vor, dass sie schwanger werden. Dass die zweite Frau meine Vaters zwei Kinder zur Welt gebracht hat und das auch noch zwei Jahre hintereinander ist ein Wunder. Es ist vergleichbar mit eineiigen Vierlingen bei einer menschlichen Schwangerschaft."

 

Das hätte ich nicht gedacht. Hoffentlich schwängert John nicht auch noch meine Mutter. Gedankenvorlehren von der Vorstellung eines kleinen Geschwisterchens antworte ich knapp.

 

"Ach so."

 

Erneut schaue ich zu Conner herüber. Der sich zu mir vorbeugt. Er stützt sich auf dem Arm den er vor mir platziert hat und Mustert mich ganz intensiv. Er ist wirklich hübsch. Mein Herz Pocht wieder, wie vorhin. Ein warmes lächeln schmückte sein Gesicht.

 

"Und kleines, hast du noch mehr Fragen?"

 

Fragen? Habe ich noch Fragen. Wieso kann ich mich nicht konzentrieren, wenn er mir so nahe kommt. Moment. Da war noch was ganz wichtiges, was ich ihm unbedingt sagen wollt. Ich stütze mich in seine Richtung. Und er macht es schon wieder, er geht ganz plötzlich auf Abstand.

 

"Conner ich habe mich noch gar nicht entschuldigt, wegen dem Vorfall heute Morgen. Ich wollte sie wirklich nicht verletzen und verjagen."

 

Er winkt nur mit seiner Hand ab. Zuckt mir seinen Schultern und spricht.

 

"Ist nicht der Rede wert, ich hab sie auf dem Weg hier her auf gegabelt. Sie war nur zum Vergnügung gedacht, also vergiss es einfach. Apropos Vergnügen ich muss unser Gespräch jetzt leider beenden, da ich gleich Besuch bekomme, wenn du verstehst was ich meine."

 

Das dreckige Grinsen ist wieder da. Ich verstehe ganz genau was er meint!

 

"Ohh ja natürlich, ich gehe jetzt mal lieber."

 

Ich erhebe mich. Nach einem Schritt Richtung Tür bleibe ich stehen. Doch eines Verstehe ich nicht. Ich muss es ihn einfach Fragen. Mein Kopf dreht sich in seine Richtung.

 

''Conner?''

 

''Hmm?''

 

Erwidert er ohne sich zu rühren.

 

''Ich hoffe, dass ich dir vorhin nicht zu nahe gerückt bin. Du warst auf einmal so komisch.''

 

Er steht auf. Kommt mir bedacht näher, aber nicht zu nahe. Dann lächelt er etwas verstohlen. Seine Grübchen zaubern ihm eine Kindliche Niedlichkeit ins Gesicht. Er neigt sich etwas nach vorne und verschränkt dabei seine Hände hinter dem Rücken.

 

"Nein auf keinen Fall. Um ehrlich zu sein, ich habe Hunger und du riechst verdammt lecker.''

 

Erschrocken schaffe ich Raum zwischen uns. Mit einigen Schritten zum Ausgang. Ich denke, dass ich keine Angst vor ihm haben muss. Aber sicher bin ich mir nicht. Anscheinend bemerkt er es. Er lacht.

 

''Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich habe John versprochen dich nicht anzufassen. In keiner Hinsicht.''

 

Er Grinst wieder dreckig. Mensch muss er wieder solche Anspielungen machen? Kann er es nicht einfach sein lassen.

 

''Ach und Jenny, trink dich bitte voll, meine Bekanntschaft die gleich kommt, lebt noch."

 

Das hat er nicht wirklich gesagt. Hat er ein Kurzzeitgedächtnis? Er kann doch nicht schon vergessen haben, was erst heute Morgen Geschehen ist. Ich hätte dieses Mädchen getötet, wenn er mich nicht aufgehalten hätte!

 

"WAS? Ein Mensch kommt her? Aber ich kann mich doch noch nicht beherrschen! Erinnere dich an heute Morgen."

 

Er scheint ganz unbeeindruckt. Er stellt sich neben mich. Legt mir eine Hand auf die Schulter.

 

"Jenny, bleib locker, nimm dir eine Flasche mit auf dein Zimmer und lass sie offen stehen damit sich der Geruch im Zimmer verteilt und du nur noch den Geruch des Bluts aus der Flasche wahrnimmst. Wenn du wieder ausflippen solltest bin ich ja auch noch da, also gute Nacht und bis Morgen."

 

Als ob das was bringen würde. Mein Blut kocht bei dem Gedanken an sie. Allein das Wissen, dass hier gleich ein Mensch sein wird, weckt die Gier in mir.

 

''Ich schaffe es nicht ruhig zu bleiben. Bitte sag ihr, dass sie nicht kommen soll.''

 

Seine Stirn legt sich in Falten. Er schaut mich nachdenklich an. Seine Hand ruht immer noch auf meiner Schulter. Dann setzt er zu einem Satz an. Ich habe Angst, dass ich das Mädchen angreife oder gar töten könnte.

 

''Ich mache dir zwei Vorschläge und du kannst wählen. Erster Vorschlag: Sie kommt her und du verziehst dich in dein Zimmer und lernst es, dich zu beherrschen. Zweiter Vorschlag: Ich sag ihr ab, du bleibst bei mir, lässt mich von dir trinken und machst all die Dinge, die sie gleich für mich machen wird.''

 

Ich schmeiße seine Hand runter. Bemerke dann aber schnell, dass er mich nur wieder aufziehen möchte. Er lässt einfach nicht mit sich verhandeln. Er wird ihr nicht absagen. Er lacht ziemlich oft. Das hätte ich von Johns ältestem Sohn nicht erwartet. Ich muss zugeben das ich selber Grinsen muss, weil er es geschafft hat mich kurz so zu schockieren. Lächelnd zeige ich ihm den Mittelfinger und haue aus der Tür ab.

Er zwinkert mir noch zu und verabschiedet mich mit einer Handbewegung. Ich befolge seinen Rat und hole mir gleich zwei Flaschen Blut von unten aus dem Kühlschrank. Oben schlisse ich die Tür zu meinem Zimmer ab. Mitten im Zimmer, noch im stehend umfasse ich gierig eine der beiden Flasche mit beiden Hände. Meine Finger drücken an einander, sofort leere ich sie bis auf den letzten Tropfen. Ich spüre wie meine Fangzähne immer noch ihre volle Größe haben. Forschend gleite ich mit meiner Zunge über sie. Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren. Die andere Flasche öffne ich und stelle sie auf mein Nachtschränkchen neben meinem Bett. Ich muss mich zügeln sie nicht sofort auszutrinken. Der wunderbare Geruch des Blutes verteilt sich im gesamten Zimmer. Im Schneidersitz hocke ich mich auf das Bett. Ich bin so nervös. Aus der Schublade, krame ich Kopfhörer heraus, die ich mit meinem Handy verbinde, damit ich Musik hören kann. Einige Lieder später höre ich wie Conner mit dem Mädchen die Treppen hoch geht und ich spüre den Drang in mir, auf zu springen und mir den Menschen zu schnappen. Jede Faser meines Körpers spannt sich an. Ich drehe die Musik noch lauter auf und nehme die Flasche an mich um den Geruch ganz tief einzusaugen. Tatsächlich es hilf, das Verlangen wird immer weniger. Ein Lied nach dem anderen vergeht. Die Spannung in meinem Körper hört nicht auf. Ich bekomme kein Auge zu, bis ich beim Morgenaufbruch höre wie sie endlich das Haus verlässt. Meine Augen schließen sich. Mein Körper sackt nach hinten. Der Schlaf überkommt mich Augenblicklich. Endlich kann ich mich entspannen und schlafen. Ich bin wieder in der Dunkelheit und spüre wie er mich versucht zu sich zu ziehen. Wieder derselbe Traum wie jede Nacht seit meinem Geburtstag.

Durch das laute Klopfen an meiner Tür, parallel mit der Stimme von Conner werde ich aus meinen Träumen gerissen.

 

"Kleines stehe auf deine Mum fragt nach dir."

 

"Gehe weg ich schlafe."

 

Murmelte ich genervt. Was bildet er sich ein mich die ganze Nacht wach zu halten und jetzt auch noch so dreist zu sein mich in der frühe zu wecken? Mein Blick fährt zur Uhr die an der Wand hängt. Was schon halb sechs Abends? Ich höre wie Conners Schritte sich von meiner Tür wegbewegen und bekomme direkt ein schlechtes Gewissen. Er war gestern so nett zu mir gewesen und ich motze ihn an. Mühsam ziehe ich mich aus dem Bett. Stehe auf und bemerke es. Erst bin ich mir nicht ganz sich. Sitzend auf dem Bett und mit der Hand auf der Brust, warte ich. Doch nichts passiert. Mein Herz es schlägt nicht mehr, es ist stehen geblieben. Das heißt, dass ich jetzt offiziell ein Vampir bin. Mein Geruchssinn und der Hörsinn haben ihre Perfektion erreicht und meine Geschwindigkeit ist abnormal. Ich stehe auf und schaue mich im Zimmer um. Jedes Staubkörnchen im Raum ist für mich zu erkennen. Draußen hat sich grade eine Spinne abgeseilt und ich kann sehen wie sich die Härchen auf ihren Beinen bewegen. Unfassbar. Schnell ziehe ich mir was Frisches an und laufe zu Conner herüber. An seiner Tür bleibe ich stehen und klopfe. Diesmal bittet er mich hinein und ich erzähle ihm von meinem Zustand.

 

"Können wir zusammen raus in den Wald? Ich möchte sehen wie schnell ich bin?"

 

Voller Vorfreude schaue ich ihn an. Doch er blickte etwas skeptisch und bleibt still. Ich schiebe meine Unterlippe nach vorne und versuche möglichst große Augen zu machen. Etwas Honig um sein Maul, hoffentlich gibt er dann nach.

 

"Es wird schon nichts passieren, du bist doch dabei!"

 

Nach einem tiefen Atemzug kommt seine Antwort. Er klatscht einmal in die Hände und richtet drohend den Zeigefinger auf mich.

 

"Na gut, aber wenn ich sage das es reicht, kommst du ohne wiederrede mit zurück."

 

"Einverstanden."

 

Ich grinse ihn aus vollem Munde an und laufe geschwind hinunter zu meiner Mutter um auch ihr zu berichten. Nach dem Essen kommt endlich Conner runter. Wie versprochen gehen wir hinaus auf die Trasse und Laufen in die Richtung des anliegenden Waldes. Endlich darf ich mal raus. John und Mum vertrauen darauf, dass Conner auf mich achten kann. Ich bin unglaublich schnell, doch Conner überholt mich mit Leichtigkeit. Ich bemerkte, dass er noch nicht alles gibt. Das kann man wohl nicht ändern er ist nun mal älter als ich.

Die große Überraschung!?

 

Es sind nun drei Wochen vergangen. Ich habe mich an das Haus gewöhnt. Es ist schön hier. Ich finde es auch nicht mehr so schlimm mit John unter einem Dach zu wohnen. Er lässt mich normalerweise in Ruhe. Conner hat sich als ein guter Freund und noch besserer Lehrer erwiesen. Er hat mich in so kurzer Zeit gelehrt meinen Durst unter Kontrolle zu halten. Alle waren ganz aus dem Häuschen, dass ich es so schnell geschafft habe, mich einigermaßen zurückzuhalten. Ich muss gestehen, dass Conners Methode, fast täglich Frauen nachhause einzuladen, mir was gebracht hat. Auch wenn er bei den Einladungen nicht an erster Stelle an mich dachte. Er meinte zu mir, es sei eine win win Situation. Wir waren sogar schon draußen unter Menschen, nur kurz um das Glück nicht über zu strapazieren. Ich war so Glücklich mal wieder raus zu kommen, auch wenn ich nur mit Beobachtung raus darf, finde ich es toll. Da ich hier noch keine Freunde, außer Conner habe, bin ich sehr froh, wenn er Zeit für mich findet. Es war faszinierend, ich konnte mich gegen das Verlangen stellen und mich beherrschen. Es fiel mir schwer mich zu konzentrieren, denn der süße Geruch des Blutes brannte mir in der Nase und schnürte mir die Kehle ab, doch Conner stand mir zur Seite und gab mir den Mut an meinem Willen festzuhalten. Er hat mir gezeigt wie ich meine Sinne einsetzen kann, wie zum Beispiel die Manipulation der Menschen angewandt wird. Ich habe auch noch andere Dinge über Vampirkräfte erfahren. Viele Vampire haben spezifische Kräfte, sie werden damit geboren doch nicht alle entdecken ihre wahre Kraft. Die meisten schaffen es nicht ihre Kraft zum Vorschein zu bringen und sie einzusetzen. John zum Beispiel kann die Angst verstärken er kann den stärksten Mann (Vampir) heulend in die Knie bezwingen ohne sich auch nur einen Finger krumm zu machen. Mit seiner Kraft ist nicht zu spaßen, er hat schon viele bis zum Tode verzweifeln lassen. Aber genug von John... also Conner ist ganz anders als ich ihn im ersten Moment eingeschätzt habe. Es stimmt schon das er zu gewissen Personen Gefühlskalt ist, er hat es mir selber gesagt, um es mit seinen Worten zu wiederholen

"Wenn mir die Person nichts bedeutet, könnte ich ihr auch, ohne mit der Wimper zu zucken das Herz raus reisen."

Das hört sich etwas brutal an, aber er wollte damit nur den unterschied verdeutlichen, denn für seine Freunde und Familie würde er durch die Hölle gehen. Und ich darf mich glücklicherweise zu den Freunden und fast zur Familie zählen. Er selber ist eher eine ruhige und geduldige Person, ganz anders als John, der will immer alles schnell und sofort und Mum macht das auch noch mit (mal sehen wie lange sie es noch aushält). Conner hat etwas an sich was auf mich sehr beruhigend wirkt, ich fühle mich bei ihm sicher und geborgen. Er sagt, dass er es von seiner Mutter hat. Das schlechte, er hat auch eine andere Seite, die kalte Seite. Wie schon erwähnt, er hat fast täglich Mädchen bei sich um sein Vergnügen zu stillen. Er hält wenig von Menschen, nach seiner Meinung sind sie nieder Geschöpfe. Er sagt zwar, dass er niemanden ohne einen Grund tötet, doch die Tatsache, dass er die Mädchen zum Trinken und für Sex benutzt finde ich nicht gut. Da lässt er sich aber nicht reinreden, das ist sein DING und er bricht ja keine Gesetze, wie er es sagt. Immer noch habe ich jede Nacht diesen Traum, anfangs habe ich es niemanden erzählt, doch nach einigen Tagen konnte ich es nicht mehr für mich behalten und erzähle Conner davon. Er sah leicht erschrocken aus, setzte jedoch schnell sein Pokerface wieder auf und meinte es sei nicht der Rede wert und er würde der Sache mal auf den Grund gehen und es beheben. Mehr wollte er nicht dazu sagen. Ich frage mich immer nach was dieser Traum zu bedeuten hat, wer mich zu sich ruft und warum Conner mir ausweicht wenn ich ihn darauf anspreche.

Das abgekühlte Badewasser reist mich aus meinen Gedanken. Ich erhebe meinen nassen Körper, nachdem ich den Stöpsel aus der Badewanne gezogen habe.

Als Vampir friere ich nicht mehr. Das warme Wasser empfinde ich jedoch als äußerst angenehmer. Dieses Gefühl, der mir früher nur zu gut bekannten Wärme die nicht mehr von meinem toten Körper ausgeht, ist sehr vertraut und friedlich. Ich schnappe mir das große Handtuch, was ich mir schon raus gelegt habe und wickele es mir um den Körper, mit einem zweitem Handtuch rüste ich meine Haare aus und begebe mich auf mein weiches Bett, welches mich mit ihren flauschigem Federn empfängt und zum Schlaf verführt. Doch das Schicksal mein es heute nicht gut mit mir und es klopft an meiner Tür. Noch bevor ich den Störenfried herein bitten kann. Kommt ein aufgeweckter Conner in mein Zimmer.

 

"Hey kleines, was machst du?"

 

Mit einem gelangweilten Gang tritt er näher. Die Arme verschränkt über dem Kopf. Es scheint ihn kein Fitzelchen zu interessieren, dass ich hier fast nackt und ohne Decke auf meinem Bett liege. Sein Gesichtsausdruck verändert sich kein bisschen. Er nimmt Platz am Fuße meines Bettes und lässt sich auf den Rücken fallen. Ein empörter Blick meinerseits trifft auf den Mann neben mir.

 

"Nun ja, ich versuche zu schlafen?"

 

Genervt verdrehe ich die Augen und lasse meine Hände über dem Bett schwanken. Es ist doch eindeutig, was ich mache. Was für eine dumme Frage.

 

"Du musst ja nicht gleich mit so einem angepissten Ton anfangen. Juliette und John möchten, dass wir runter kommen, sie möchten mit uns sprechen, also komm."

 

Er bleibt auf meinem Bett liegen, während ich mich inzwischen aufgerichtet habe. Mit einer Hand halte ich oben das Handtuch fest. Es muss ja nicht sein, dass es mir runterrutscht und ich alles entblöße. In den letzten Wochen hat Conner mich schon öfter so mit einem Handtuch gesehen, da er einfach immer in mein Zimmer reinkommt. Am Anfang habe ich mich sehr geschämt. Aber er macht diese sexuellen Anspielungen nicht mehr. Er lässt sich von meinem Outfit nicht stören und ich habe mich inzwischen auch an seinen Anblick gewöhnt. Zum Glück bringt es mich nicht mehr aus dem Konzept ihn fast nackt zu sehne. Er läuft öfter mal so im Haus herum und John schimpft dann immer. Meistens beachten Conner ihn dann einfach nicht oder zeigt ihm den Stinkefinger. Die beiden führen eine Hass Liebe. Es bringt mich immer zum Lachen, die beiden so beim Zanken zu sehen.

 

"Ja tut mir leid. Ich ziehe mir nur eben was drüber. Kannst gerne schon mal runter gehen, bin in einer Minute da."

 

Er holt Schwung und springt in einem Satz auf.

 

"Ok."

 

Sagt er beim Verlassen des Zimmers. Ich bekomme immer so ein schlechtes Gewissen wenn ich ihn grundlos boshaft behandele. Schnell hüpfe ich in meinen Pyjama rein und schlendere die Treppen zur Küche hinunter. Am Esstisch, wo wir uns immer treffen setze ich mich auf meinen Platz. Alle drei sitzen schon am Tisch und warten nur noch auf meine Wenigkeit. Inzwischen haben sich die Sitzplätze eingelebt, ganz oben am Kopf sitzt John, links daneben Mum zwei Sitze weiter rechts von John sitzt Conner und gegenüber sitze ich. An meinem Platz steht schon ein volles Glas mit Blut und der Stuhl ist vorgerückt. Anfangs dachte ich, dass es meinen Mum für mich macht. Doch an einem Tag habe ich zufällig beobachtet, dass es John ist, der mir das Glas bereitstellt. Er kann sehr fürsorglich sein. Das hätte ich nie von ihm erwartet. Ich tue weiterhin so, als ob ich es nicht wüsste. Denn ich denke es wäre ihm unangenehm seine weiche Seite zu zeigen. Er tut immer so distanziert und kalt. Aber ich denke, dass er ein netter Typ ist.

 

"Hallo Mum, John."

 

Begrüße ich die Beiden, die grade eine hitzige Debatte führen. Die beiden unterbrechen ihr Gespräch und grüßen mich zurück. Ich weiß nicht was es ist, aber etwas stimmt nicht an diesem Bild. Forschen beobachte ich sie. Sie geben sich irgendwelche Zeichen, die ich nicht deuten kann.

 

"Also ihr wolltet etwas mit uns besprechen?"

 

Bemerkt Conner. Der teilnahmslos seien Kopf in seine verschränkten Arme, die auf dem Tisch ruhen, gelegt hat. 

 

"Weniger besprechen als es euch mitteilt mein Sohn."

 

Antwortet John mit einem leichten Lächeln. Ooh je, wenn John lächelt bedeutet es nichts Gutes. Gespannt und skeptisch geht eine meiner Brauen hoch. Mein Körper spannt sich an und suche den Augenkontakt zu meiner Mutter.

 

"Mum."

 

Spreche ich sie mit einer bedrohenden Stimme an. Doch sie schaut mich immer noch nicht an. Ihre Augen fahren etwas hektisch in Johns Richtung. Was ist nur los mit ihr. Sie zappelt hin und her auf ihrem Stuhl und benimmt sich wie ein Kind, das etwas verbrochen hat. Da Schiebt John seine Hand zu der meiner Mutter und stellte mit einer gesenkten Stimme, die für uns aber hörbar ist, eine Frage.

 

"Möchtest du oder soll ich meine Liebe?"

 

Ich betrachte das Bild vor mir. Meine Arme halte ich verschränkt vor meiner Brust. Es stimmt etwas nicht. Was haben die beiden zu sagen. Die sollen uns nicht so auf die Folter spannen und endlich mit der Sprache raus rücken. Erneut sehe ich mir die beiden, die sich immer noch schweigend anblicken, ganz genau an. Der Atem bleibt mir im Hals stecken. Ihre Hand. Nein es ist auch an John's Hand. Sie tragen beide links den zueinander passenden goldenen Ring. Sagte ich doch, dass Schicksal mein es heute nicht gut mit mir.

 

"Ihr habt doch nicht ..."

 

Ich springe auf. Mein Stuhl gleitet nach hinten und fällt letztendlich krachend auf den Boden. Meine Hände klatschen Flach auf den Tisch. Conner, zuckt zusammen und setzt sich aufrecht hin. Ich kann es nicht aussprechen es ist so unfassbar. Das kann nicht seine. Das ist sicherlich ein Missverständnis. Conner folgt meinem Blick auf die Ringe und Versteht jetzt auch.

 

"...geheiratet?"

 

Vervollständigte er fragend meinen Satz. Seine Augen sind geweitet doch sein Ton ist im Vergleich zu meinem sehr ruhig. Skeptisch mustert er die beiden. Ich bin immer noch am Stehen und kann dem Blick von ihnen nicht abwenden.

 

"Ja das haben wir mein Schatz."

 

Meldete sich jetzt auch meine Mutter zu Wort. Endlich schafft sie es mich anzuschauen. Mit der Antwort mehr an mich gewendet als an Conner, um unsere Vermutung zu bestätigen. Mein Kopf arbeitet und es bricht alles aus.

 

"Und wann?? Wie? Wieso? Mensch ihr seid doch keinen kleinen Kinder die solch eine Entscheidung einfach leichtsinnig fällen! Was habt ihr euch dabei gedacht?"

 

Erneut schlage ich auf den Tisch und schreie die beiden mit einer lauten Stimme an. Das Gesicht meiner Mutter legt sich in Zornesfalten, sie atmet tief ein und fängt lautstark an. Auch sie erhebt sich jetzt. Tadelnd hebt sie ihre Hände und beugt sich in meiner Richtung vor.

 

"Also wirklich junge Dame ich muss dich doch Bitten. Dies ist wohl unsere Entscheidung. Das ist unser Leben, außerdem sind John und ich Erwachsene Personen. Wir leben schon lange genug auf der Erde um zu wissen wann wir etwas Richtiges tun und wann nicht. Wir haben beide Beziehungen hinter uns und wir wissen das es alles schnell geht aber wieso sollen wir warten wenn wir uns mehr als sicher sind, dass wir es beide zu hundert Prozent wollen?"

 

Ich drehe mich um, hebe den Stuhl vom Boden. Setze mich wieder hin und lege meinen Kopf in meine Hände. Ich muss nachdenken. Ich kann nicht Antworte, auf der einen Seite kann ich es überhaupt nicht verstehen wie sie solch eine Entscheidung so leichtsinnig treffen kann, so war sie sonst doch auch nie. Doch auf der anderen Seite hat sie recht, ich hab sie noch nie so glücklich mit einem Mann gesehen und sie ist ja wirklich mehr als alt genug um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, sie ist die Mutter und ich das Kind und das 'Kind' ist alt genug um einen festen Mann in dem Leben der Mutter zu akzeptieren. Ich blicke zu Conner herüber, sein Gesicht ist ganz entspannt und ruhig so wie immer, es scheint für ihn ok zu sein. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, was soll das jetzt? Er kratzt sich am Kopf, steht auf und geht zu meiner Mutter herüber.

 

"Willkommen in der Familie Mum."

 

Nach dem letzten Wort gibt er ihr ein Kuss auf die Wange und wendet seinen Blick auf mich. Mein Magen zieht sich zusammen, als er sie Mum nennt. Es scheint auch John zu überraschen. Ich bemerke, wie er Conner für einen Moment fassungslos ansieht. Er hätte nach seiner letzten Hochzeit wahrscheinlich nicht gedacht, dass Conner so reagieren würde. Ein leichtes lächelt umspielt Johns Lippen. Ich höre seinem Sohn zu.

 

"Jenny überlege doch mal. Es ändert nichts an der Situation in der wir uns zur Zeit befinden, ihr wohnt doch schon hier, das deine Mum John liebt und er sie auch liebt, ist ebenfalls nicht neues, dass einzige was neu dazugekommen ist, ist die Tatsache, dass sie ein Blatt Papier unterschrieben haben und sich jetzt Mann und Frau nennen können. Wenn es die beiden glücklich macht dann ist es doch was gutes, dann müssen wir es einfach so hinnehmen wie es ist. Wenn es nicht klappt können sie sich immer noch trennen. Aber das Beste darfst du nicht vergessen, jetzt habe ich ne kleine Schwester auf die ich Acht geben muss, also hast du auch was davon, wenn dich jemand belästigt kannst du ja deinen großen Bruder holen."

 

Grinsend Ballt er seine Fäuste und hebt die Arme um seine Muskeln zu präsentieren. Es scheint ihn nicht zu stören. Er wirkt sogar glücklich darüber. Mit dem ersten Teil hatte er ja Recht, im zweitem versuchte er mich schon aufzuziehen. Nach einigen Minuten Nachdenkzeit finde ich es gar nicht mehr so schlimm.

Der Schock ist weg, es hätte schlimmer sein können, es ist ja niemand gestorben und von der Hochzeit wird die Welt schon nicht untergehen. Sie lassen mich in Ruhe sitzen  und quatschen zu dritt oder besser gesagt zu zweit, John hält sich aus der Unterhaltung von deren geheimen Hochzeit raus.

 

"Dann... gratuliere ich euch."

 

Endlich schaffe ich es mit einem normalen Ton. Ich stehe auf. Bei denen angekommen nehme ich John und Mum nacheinander in den Arm. Sie scheinen erstaunt über meinen plötzlichen Sinneswandel. Das bin ich ja auch. Aber Conners Worte ergeben für mich Sinn. Ich habe es schon mal erwähnt, er schafft es immer wieder mich schnell zu beruhigen. Eine Stunde später, nachdem sie uns alles haargenau erzählt haben, kommt mir eine Frage in den Kopf, die ich sofort laut ausspreche.

 

"Wann sind die Flitterwochen?"

 

Auch Conner blickt neugierig. Wieder schauen sie sich gegenseitig an und führen ein stummes Ehegespräch.

 

"Ach jetzt hätten wir das wichtigste beinahe vergessen, wir wollte mit euch genau aus diesem Grund sprechen, unser Flieger geht morgen früh um halb 7. Wir wollten erst nächste Woche fahren wenn Adam und Jayden wieder da sind und wir auch ihnen die Nachricht mitgeteilt haben, aber das Hotel ist so ausgebucht, dass wir für Morgen zusagen mussten ansonsten hätten wir es dieses Jahr nicht mehr bekommen. Wir hatten so schon Glück, dass ein Pärchen wohl kurzfristig abgesprungen ist."

 

Erneut schaffen sie es mich umzuwerfen. Doch nach der Nachricht, dass sie geheiratet haben, kann mich nichts mehr so aus der Fassung bringe. Also versuche ich es mit Humor.

 

"Morgen Mum?? Wie oft möchtest du mich heute noch schocken? Hast du vielleicht auch einen Braten in der Röhre?"

 

Ich frage es zwar aus Spaß. Zuzutrauen ist es den beiden aber. Meine Mutter lacht auf und beginnt mit der Antwort.

 

"Nein Schätzchen ich habe keinen 'Braten in der Röhre.''

 

Theatralisch lasse ich mich, mit einer Hand aufs Herz gelegt, erleichtert in den Stuhl fallen.

 

"Ich bin erfreut es zu hören."

 

Mum kichert wieder. Ein räuspern von John zieht die Aufmerksamkeit auf ihn. Während er aufsteht, deutet er mit einem Finger in den Flur.

 

"Schatz ich gehe meine sieben Sachen packen und ich möchte noch etwas Schlaf bekommen, also eine gute Nacht wünsche ich dir Jenny. Conner richte deinen Brüdern einen schönen Gruß aus, denn wie ich dich kenne wirst du unsere Abreise verschlafen."

 

Ein lautes Lachen entfährt Conner. Der sich ebenfalls erhebt. Er streckt seine Arme in die Luft.

 

"Ja Dad richte ich aus und mit dem Verschlafen hast du wahrscheinlich Recht."

 

John nimmt mich und Conner kurz in den Arm und verschwindet schnell in Richtung seines Zimmers.

 

"Ich denke ich sollt jetzt auch hoch gehen und die Damen des Hauses etwas alleine lassen."

 

Conner gibt meiner Mum zum Abschied noch einen Kuss auf die Wange und wünscht ihr eine angenehme Reise. Ich bekomme eine Lächeln und ein bis morgen. Nun sind wir beide alleine. Wir verlagern unser Gespräch auf die große Ledercouch im Wohnbereich wo wir, in einer gemütlichen Decke, kuschelnd das Gespräch fortsetzte.

 

"Also? Bist du mir sehr böse wegen der Hochzeit."

 

Fragt sie und zieht mich näher an sich heran. Ihr schlanker Arm ruht auf meinen Schultern. Mein Kopf lehnt an ihrer Brust.

 

"Ehrlich gesagt nein bin ich nicht. Ich gebe zu, dass ich im erst Moment geschockt war und auch wütend aber ihr habt recht und ihr habt mich überzeugt es positiv zu sehen. Nur eins Mum! Wenn du noch einmal Heiratest und du lädst mich wieder nicht ein, dann spreche ich kein Wort mehr mit dir!"

 

Mein Kopf geht hoch und ich grinse sie an. Sie erwidert mein Lachen mit ihren kaum erkennbaren Grübchen.

 

"Einverstanden Schätzchen. Tut mir Leid dass ich nicht da sein werde wenn du in die Schule kommst. Ich hätte dich zu gerne zum Campus gebracht."

 

Ich weiß, dass es sie traurig macht. Eigentlich ist es nichts besonderen. Sie kann auch nach ihren Flitterwochen zu mir kommen.

 

"Das ist nicht schlimm ich hab doch meine Brüder."

 

Meine Brüder? Ha wie sich das anhört und ich kenne nur einen davon und genau der kommt nicht mit zur Schule, aber wie schlimm könne die beiden anderen denn schon sein? Schließlich sind wir jetzt eine Familie auch wenn die es noch nicht wissen und wenn die frech werden, dann wird Conner die schon zu recht weisen. Ich bin mir sehr sicher, dass er mich Verteidigen würde. Das hat er mir schon versprochen.

 

"Es freut mich dass du dich mit Conner so gut verstehst. Du hast dich doch nicht etwa in ihn... na du weißt schon... verliebt?"

 

Sie lächelt mich verstohlen an. Und ich reiße mich aus der Umarmung um sie besser ansehen zu können.

 

"Ohh Mum nein, wirklich nicht. Ich mag ihn, sehr sogar und ich glaube man könnte schon fast sagen, auch wenn ich ihn nicht lange kenne, dass ich ihn liebe aber nicht auf die Weise die du meinst, ich liebe ihn wie einen Bruder."

 

Erleichterung breitet sich in ihrem Gesicht aus. Was denkt sie sich nur? Selbst wenn das geht sie doch nichts an. Also echt ey.

 

"Ok das freut mich, ich möchte nicht, dass du dich in deinen jungen jähren in eine Liebe stürzt."

 

Sagt die richtige! Ich sollte sie besser beruhigen, sie soll ja einen schönen Urlaub haben und sich nicht um mich sorgen.

 

"Mr. Perfekt ist noch nicht gekommen und er kann auch noch warten."

 

Sie löst sich von mir. Schweift die Decke ab und steht Gazellen artig auf.

 

"Ich wünsche dir einen schönen Start in der Schule und du kannst mich jederzeit anrufen."

 

Das ist der Abschied. Mum weiß genau das ich heute Nacht nicht aufstehe, denn ich bin genauso ein Penner wie Conner. Die Welt könnte untergehen, wir beiden würden ruhig weiter schlafen. 

 

"Danke Mum und dir schöne Flitterwochen. Wann fährt ihr denn aus dem Haus?"

 

Möchte ich noch wissen. Stehe jetzt auch von dem Sofa auf. Falte dabei die Decke und lege sie zurück auf ihren Platz.

 

"So um vier, also denke ich, dass du auch noch schlafen wirst."

 

"Stimmt das denke ich auch."

 

Wir umarmen uns zum Abschied. Ich gehe hoch in mein Bett und Mum in ihr Zimmer.

 

 

 

 

Ärger²

 

Gegen vier Uhr Nachts werde ich von dumpfen Geräuschen die von unten kommen aus meiner Traumwelt, in das durch den Mond beleuchtete Zimmer gerissen. Sicherlich machen Mum und John sich gerade auf den Weg. Ich kann sie noch flüstern hören und meine auch noch Conners Stimme zu hören, ist er doch aufgestanden um sich zu verabschieden? Die Worte sind für meinen schlaftrunkenen Geist nicht zu verstehen. Gähnend richte ich mich im Bett auf und lasse meine gute und meine böse Seite in meinem Kopf darüber diskutierte, ob ich noch einmal aufstehen soll um mich von den beiden zu verabschieden. Oder mich doch lieber wieder ins Bett fallen lassen und mich unter die gemütliche Decke wieder kuscheln soll. Da meine gute Seite zu müde für einen Streit ist, gewinnt die böse Seite eine nicht begonnen Schlacht. Mein Körper sinkt hinab auf das warme, zerknitterte Bettlaken. Die Augenlider ziehen sich wieder zusammen. Ich kümmere mich um den Zauber, macht euch keine Sorgen. Sind das wirklich Conners Worte? Was soll das bedeuten? Welcher Zauber? Und schon wird es wieder dunkel. Meine Träume füllen friedlich die restliche Nacht, wie immer träume ich von ihm, wer auch immer er sein mag. Durch die hellen Sonnenstrahlen, die Wärme in mein Zimmer bringen, werde ich erneut geweckt. Bei diesem Mal kann ich friedlich aufwachen. Das Haus hört sich sehr ruhig an. Kein Kichern meiner Mum aus der Küche. Auch kein lautes Knallen von Türen. John schafft es einfach nie Türklinken zu benutzen. Immerzu lässt er die Türen einfach ins Schloss fallen. Endlich schaffe ich es aus dem Bett zu kriechen. Ich schnappte mir frische Unterwäsche mit einem Top und einer kurzen Hose aus meinem Kleiderschrank. Schweren Schrittes schlendert mein Leib ins Badezimmer, wo ich unter die Dusche hüpfe und mein morgendliches warmes Wasser genieße. Nach der kleinen Entspannung fühle es sich gleich besser an. Rasch ziehe ich die frischen Sachen an und gehe trällernd aus meinem Zimmer Richtung Küche. Ich fühle mich heute sehr entspannt. Unten ist keine Menschen Seele oder um genauer zu sein keine Vampirische Person, die auf mich wartet. Es ist so ein schöner Morgen und ich habe das Gefühl, dass heute ein noch schöner Tag auf mich wartet. Mit einer Tasse starken Kaffee und einem Schuss Blut, lasse ich mich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen. Wo ich mir Cartoons rein ziehe und mich in meine jüngere Tage zurück versetzt fühle. Immer wenn ich diese Sendungen von damals schaue, erinnert es mich wieder an früher, wo noch alles normal war, wo ich noch nichts von Vampiren und dem ganzen Zeug wusste. Wo ich Mum morgens nur mit dem Fernseher und einer Tasse Kaffee teilen musste.

 

"Hey sind wir nicht schon etwas zu alt für solche Sendungen? Ich dachte du seist schon 17?"

 

Ein grinsender Conner tauchte neben dem Sofa auf. Er beugt sich über der Lehne vor und schaut zum Fernseher. Sein mir inzwischen gut bekannter Duft dringt in meine Nase. Sofort fühle ich mich geborgen.

 

"Nein, Cartoons sind Klassiker man kann nie zu alt für sie sein."

 

Antwortete ich ihm mit einem Augenzwinkern. Eine Drehung meines Kopfes erlaubt es mir ihn besser zu erblicken. Er schmeißt ein lächeln in meiner Richtung. Ich klapse auf den freien Platz neben mir und mache ihm einen Vorschlag.

 

"Wieso setzte du dich nicht dazu und ich mach dir auch eine Tasse Kaffee?"

 

Gespielt nachdenklich kratzt er sich am Hinterkopf.

 

"Klingt verlockend."

 

Gibt er mir als Antwort und hüpft über die Lehne zu mir. Ein leichtes beben des Sofas ist zu spüren. Ich richte mich auf. Schnell begebe ich mich in die Küche und bereite ihm eine Tasse Kaffee zu. So sitzen wir einige Minuten schlürfend und lachen vor dem Fernseher. Immer wieder macht er sich über die Cartoons lustig. Worauf hin er einige Stöße von mir einstecken muss. Da fällte es mir wieder ein.

 

''Hast du heute Morgen Mum und John noch verabschiedet? Ich meinte deine Stimme gehört zu haben?''

 

Ein kurzes zucken in seinem Gesicht ist wahr zu nehmen.

 

''Nein ich hab gepennt. Musst es dir wohl eingebildet haben.''

 

Er lächelt freundlich. Doch ich habe das ganz starke Gefühl, dass er mich soeben angelogen hat. Aber wieso sollte er? Ich kümmere mich um den Zauber. Hallt es in meinem Kopf. Habe ich es mir eingebildet?

 

"Sag mal Jenny was hast du am Wochenende vor?"

 

Er hat keinen Grund mich an zu lügen. Damit ist es für mich abgeschlossen. Ich verdrehe meine Augen, was für einer Frage. Die Antwort liegt klar auf der Hand.

 

"Ich denke so wie jeden Tag 'nichts'."

 

Sage ich fragend. Ziehe meine Schultern hoch und hebe meine Hände geöffnet in die Luft.

 

"Na ja ich wollte Samstagabend auf eine kleine Hausparty und wenn du möchtest kannst du gerne mit kommen. Nur musst du bitte in meiner Nähe bleiben, denn da werden auch Menschen sein. Und hast du Lust?"

 

Ganz locker legt er einen Arm um mich und zuckt beiläufig mit seinen Schultern.

 

"Eine Party? Das hört sich echt toll an aber ich weiß nicht ob ich es unter den Menschen so lange schaffe ohne jemanden an zu springen, wir haben bisher immer nur kurze Ausflüge unter Menschen gemacht und das wahr schon schwer genug für mich. Dann kommt noch das zweite Problem dazu, ich habe nichts zum an zuziehen für eine Party."

 

Ich blicke ihn mit meinen großen Hundeaugen an worauf er mir mit Verwunderung entgegen kommt. Zaghaft zieht er seinen Arm wieder weg und dreht sich ein weiteres Stück in meine Richtung.

 

"Du fragst dich ob du es schaffst dort zu seine ohne jemanden zu töten und trotzdem denkst du schon über dein Outfit nach?? Also echt so was können nur Frauen. Die Antwort auf deine erste Frage bin ich, du weist das ich auf dich aufpassen werde und wenn ich sehe, dass du deine Beherrschung verlierst, bringe ich dich unverzüglich da raus. Um auf deine zweite Frage zu kommen, wir gehen heute einfach einkaufen. Es ist auch eine gute Übung für deine Selbstbeherrschung, und da beziehe ich mich nicht auf die Beherrschung Geld für Schrott auszugeben, sondern auf die Beherrschung keinem Menschen an die Kehle zu springen."

 

Freude erfüllt mich. Das wäre einen wohltuende Abwechslung. Eine Party. Ich war bislang noch nicht auf vielen Partys.

 

"Also der Vorschlag mit dem Schoppen hört sich unbestreitbar an."

 

Grinse ich ihn an. Ein leichter Schauer läuft ihm über das Gesicht. Als hätte er es erst jetzt verstanden, dass er vorgeschlagen hat mit mir einkaufen zu gehen, mit einem Mädchen Schoppen gehen.

 

"Dann sollten wir gleich losfahren ich weiß ja nicht wie lange es dauert."

 

Schlage ich ihm vor. Worauf er mich erschrocken anblickt. Er zieht sich ein Stück zurück.

 

"Du willst jetzt schon los um heute Abend fertig mit dem einkaufen zu seine? Wir haben gerade mal zehn Uhr!"

 

Er deutet auf seine Armbanduhr.

 

"Ja ich weiß aber wenn wir wieder zurück sind müssen wir noch was essen und uns fertig fürs Bett machen und dies und das, es braucht alles seine Zeit!"

 

Zähle ich ihm alles auf. Währen ich die Sachen an meinen Fingern verdeutliche. Er sitzt immer noch gebannt mit einer Unglaubwürdigen Mine da.

 

"Kleines, bitte lass es mich nicht bereuen dir den Vorschlag gemacht zu haben."

 

Seine Stimme hört sich Fragend an. Eine Strähne fällt ihm ins Gesicht, die er sich geschmeidig wieder zurück fährt.

 

"Conner das ist echt fies von dir."

 

Erst macht er mir die Party schmackhaft und nun zweifelt er an seiner Entscheidung. Schmollend drehe ich mich weg. Er stöhnt auf.

 

"Ja ist ja schon ok, lass mir nur zwei Stunden Zeit ich muss noch paar Geschäfte für meinen Vater erledigen."

 

Er gibt es auf mich weiter zu ärgern und ist schon dabei aufzustehen.

 

"Na gut.. aber Conner?"

 

Ich halte ihn in seiner Bewegung mit meinen Worten.

 

"Ja?"

 

"Was für Geschäfte sind es eigentlich die John betreibt? Wenn ich überhaupt fragen darf."

 

Ein Lachen entfährt aus Conners Richtung.

 

"Natürlich darfst du fragen wieso auch nicht?"

 

Er beugt sich zu mir vor und tätschelt mir den Kopf wie einem kleinen Kind. Ich schiebe seine Hand bei Seite und Blicke ihn finster an. Er soll mich nicht verhöhnen.

 

"Naja ihr redet immer so geheimnisvoll von euren Geschäften, da komme ich mir manchmal wie in einem Action Film vor. So als ob ich sterben müsse wenn ich die Geschäfte kenne."

 

Nun kann ich mir das Lachen auch nicht mehr verkneifen. Stimmt ausgesprochen hört es sich Kindisch an.

 

"Nun Dad arbeitet als Auftrags Mörder. Leute bezahlen ihn und er bringt dafür andere um. Seine Regel lautet keine Kinder unter 18. Aber ich nehme es nicht so genau wie er. Ein Auftrag ist nun mal ein Auftrag.''

 

Mein Lachen erstickt. Die Luft bleibt mir weg. Ich ziehe meine Beine an und drücke die Fließdecke ganz nah an mich heran. Ich wusste es! So was habe ich schon vermutet. Aber wie soll ich damit umgehen. Conner tötet auch? Er ist immer so lieb zu mir. Ich spüre wie es in mir aufkeimt. Als Conner anfängt zu geiern, er kann sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. Er hat mich also verarscht. Trotz der Erkenntnis, kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie kullern meine Wange entlang. Ich wische sie schnell weg, doch er bemerkt es und hört sofort auf mit dem Gelächter. Er macht einen Sprung und kniet schon vor mir. Sanft streicht er meine Wange.

 

''Jen, süße, es tut mir leid. Das war nur ein blöder Witz. Ich wollte dich damit nicht zum Weinen bringen.''

 

Erneut lässt er seine zarten Finger über mein Gesicht fahren.  

 

''John ist ein Inhaber von dem Bluttoroxunternehmen, er muss in der Firma vieles organisieren und mit den anderen Inhabern wichtige Entscheidungen treffen, das ist schon das ganze große Geheimnis."

 

Das Zeug verkaufen sie auf der gesamten Welt. Verständlich, dass John so nach Kohle stinkt. Er muss mehr besitzen als ich dachte. Ich bin nicht sauer oder traurig. Sein Witz hat mich nur so schockiert, dass ich die Tränen nicht mehr zurück halten konnte das ist alles. Aber was mich noch mehr Wundert ist die Tatsache, dass es ein gewöhnlicher Job ist. Meine Augen weiten sich vor Verwunderung.

 

"Wow.. er hat ja einen fast ganz normalen Job.''

 

Stelle ich laut fest. Er lächelt mich an. Die Sorge hat sein Gesicht verlassen. Er scheint froh darüber zu sein, dass ich ganz normal weiter Rede.

 

''Was dachtest du denn, als was John arbeitet?''

 

Seine Augen fixieren mich, während er langsam von mir ablässt und sich wieder aufrichtet.

 

''Ich weiß auch nicht. Ich dachte an etwas mit vielen Toten. Ach ist jetzt auch egal. Ok, lass dich nicht länger von mir aufhalten."

 

Lachend geht er nach oben. Wo er sich in kurzer Zeit umzieht.

Mit dem schicken Anzug sieht er aus, wie eine jüngere und hübschere Ausgabe von John. So ordentlich gekleidet habe ich Conner noch nie gesehen. Es sieht gut an ihm aus. Also alles sieht gut an ihm aus, aber der Anzug lässt ihn reifer wirken.

 

"Gut Jen wir sehen uns später und bleib Zuhause."

 

Conner verschwindet durch die Eingangstür nach draußen. Ich höre nur noch seinen Wagen weg fahren, dann bin ich ganz alleine in dem großen stillen Haus. Ich überlege was ich jetzt die zwei Stunden machen soll und entschied mich in den Pool zu hüpfen. Die Sonne ist so schön strahlend und ich will sie nur genießen. Geschwind ziehe ich mich um und schwimme einige Bahnen. Nach Minuten im Wasser lege ich mich auf die gelbe Liege und lasse mich von der Sonne zum Träumen verzaubern. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug und ich höre Conners Auto zurück in die Auffahrt fahren. Toll und ich bin immer noch im Bikini, jetzt aber schnell nach ober und umziehen. In meinem Zimmer angekommen, höre ich unten die Tür ins Schloss fallen. Diese neue Geschwindigkeit hat nette Vorzüge. Eine mir nur zu gut bekannte Stimme ertönte im Flur.

 

"Jenny, komm runter. Lass und fahren!"

 

Den Rock und die Bluse hab ich schon am Leib, nur noch ein wenig schminke auftragen.

 

"Komme."

 

Gebe ich zur Antwort und laufe auch schon in Vampir Geschwindigkeit runter.

 

"Und hast du alles erledigt, was du erledigen musstest?"

 

Will ich von ihm wissen, währen ich meine Schuhe anziehe. Er lehnt wartend an der Tür.

 

"Ja ja das hab ich... und du? Was hast du so getrieben?"

 

"Ach ich habe nur faul in der Sonne gelegen."

 

Während wir sprechen gehen wir zu seinem Auto. Er hat einen sportlichen Mercedes mit einem matten schwarzen Lack. Mit Autos kenne ich mich zwar nicht so gut aus, aber seines sieht super gut aus.

 

"Darf ich fahren?"

 

Will ich wissen. Erschrocken über so eine absurde Frage, winkt er mich ab.

 

"Und mein Auto kaputt fahren? Nein danke heute nicht."

 

Er schüttelt sein Kopf. Für ihn ist die Diskussion beendet. Auf so was lässt er sich nicht ein. Aber ich würde gerne mal wieder am Steuer sitzen. Ich laufe zu ihm herüber zur Fahrerseite und bleibe vor ihm stehen.

 

"OK dann lass mit meinem Auto fahren!"

 

Aus meiner Handtasche zucke ich einen Schlüssel heraus.

 

"Du hast ein Auto? Einen Käfer oder was?"

 

Conner musste sich vor Lachen seinen Bauch halten. Er kann so fies sein. Mein böser Blick lässt ihn verstummen.

 

"Nein! John hat mir ein Cabrio geschenkt!"

 

Verkündige ich ganz Stolz, dass ich auch ein Auto besitze, auch wenn es sein Vater war, der es mir geschenkt hat. Unbeeindruckt deutet er auf den Beifahrersitz.

 

"Jetzt steige ein und hör auf zu streiten."

 

Ich lasse mich immer so leicht provozieren und er lacht nur, das ist so unfair. Stumm steige ich in sein Auto ein und schmolle die ganze fahrt vor mich hin. Ab und zu hörte ich Conner leicht auflachen und dann wieder verstummen. Mehrmals mustert er mich von der Seite, doch ich beachte ihn nicht.

 

"Na kleines genug geschmollt? Wir sind jetzt da."

 

Er parkt das Auto, vor einer kleinen Boutique.

 

"Ich schmolle doch gar nicht, ich rede nur nicht mehr mit dir!"

 

"Ach so ok, dann sollten wir am besten wieder zurück fahren."

 

Spricht er immer noch mit einer Belustigung in der Stimme. Er kann es nicht sein lassen sich über mich lustig zu machen.

 

"Von mir aus!"

 

Bleibe ich stur. Obwohl ich zu gerne shoppen würde.

 

"Ach komm schon benimm dich nicht so kindisch, tut mir Leid das ich dich ausgelacht habe, was kann ich tun, damit du wieder lachst?"

 

Jetzt sehe ich ihm wieder in die Augen. Er hat einen Dackelblick aufgesetzt und versucht süß daher zu schauen. Ich muss zugeben, dass beherrscht er sehr gut. Ich würde sogar behauten, besser als ich.

 

"Lass mich später zurück fahren!"

 

Sein süßer Blick verschwindet.

 

"Nein!"

 

Ich wende mein Gesicht traurig wieder zur Fensterscheibe ab. Zwei weiche Hände packen es und drehen es wieder zu ihm.

 

"Meine Güte bist du Kindisch, wenn es dir sooo viel bedeutet, dann fährst du eben zurück und jetzt steige aus und suche dir ein Outfit aus."

 

Er verdreht seine Augen. Mit einem Seufzer verlässt er den Wagen. Glücklich und mit einem Grinsen über meinen Sieg steige ich aus dem Auto und folgte Conner, der uns zu der Boutique führte.

 

"Hier kannst du dir was Passendes aussuchen."

 

Er hält mir die Tür offen. Wir betreten die hell erleuchtete Boutique und ich bin von der Atmosphäre überwältigt. Alles ist in warmen Farben gehalten und sofort kommt eine junge Frau in einem blauen Kleid auf uns zu und begrüße uns mit einem breiten Lächeln. Alleine würde ich mich nicht trauen in so einen noblen Laden zu gehen. Aber in Conner Anwesenheit fühlt es sich gut an. Er wirkt unbeeindruckt. Bestimmt war er schon öfter in solchen Läden.

 

"Guten Tag, darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?"

 

Sie führt uns weiter hinein.

 

"Danke für mich nichts."

 

Antwortete Conner gelangweilt.

 

"Und für die Dame?"

 

Sie blickt nur kurz zu mir. Verständlicherweise schaut sie sich lieber Conner an. Der anmutig in seinem Anzug vor ihr steht. Ich bin so überrascht über solch einen Service, dass ich nichts sagen kann und nur fragend zu Conner blicke. Der zum Glück das Wort übernimmt.

 

"Die Dame bekommt ein stilles Wasser, danke."

 

Die Frau Inspizient ihn von unten nach oben und errötet. Sie scheint gefallen an ihm zu finden. Doch er ignoriert es. Er zieht mich näher an sich heran und legt mir seinen Arm um die Hüfte. Schaut mich liebevoll an. Was macht er da? Mein Körper versteift sich. Ich fühle mich wieder so wie am Anfang als ich ihn kennenlernte. Sein Blick wandert zu der Verkäuferin und wird finster.

 

''Ist noch was?''

 

Sagt er barsch daher.

 

"Das Wasser kommt sofort, schauen sie sich doch schon einmal um."

 

Erschrocken deutet sie auf die Kleidungen. Sie erzwingt sich noch ein Lächeln und verschwindet in dem Nebenraum.

 

"Los Jenny, stehe da nicht so herum sondern suche dir etwas aus."

 

Grinst er mich wieder freundlich an. Entsetzt schaue ich ob die Frau außer hör weite ist.

 

''Was sollte das denn? Wieso hast du dich an mich heran gekuschelt?''

 

Ich deute auf uns.

 

''Und warum hast du in so einem Ton mit ihr gesprochen?''

 

Er zuckt mit seinen Schultern. Immer noch verwirrt warte ich auf eine Erklärung.

 

''Ich hatte kein Bock von ihr an geschmachtet zu werden. Sie ist nicht mein Typ. Menschen sind immer so anhänglich, wie Hunde. Sie sollte uns in Ruhe lassen. Und findest du es nicht auch unverschämt von ihr, dass sie mich so ansah obwohl ich mit einem hübschen Mädchen in ihr Geschäft gekommen bin? Ziemlich unprofessionell von ihr. Jetzt mach dich ans aussuchen.

 

Nicht sein Typ? Die Frau ist heiß! Sie hat lange blonde Haare und strahlend helle Augen. Sie ist jedermanns Typ. Aber gut belassen wir es dabei. Ich nickte ihm zu und gehe zu einem Ständer mit Tops. Ich hebe eines hoch und schaute auf das Preisschild. Ich glaub mich trifft der Schlag! 165$ nur für ein Top?? Wo bin ich hier gelandet? Geschwind gehe ich zurück zu Conner und flüstere ihm leise zu.

 

"Hast du auf die Preise geguckt?"

 

Er steht immer noch teilnahmslos an derselben Stelle. Ich zeige ihm das Preisschild von dem Top in meiner Hand.

 

"Ja und?"

 

Er guckt nicht überrascht auf das kleine weiße Schildchen, wo der Preis abgebildet ist.

 

"Davon könnte ich ne ganze Woche gut leben."

 

Ich deute erneut mit meinen Augen auf das Schildchen.

 

"Mensch Jenny, du gehörst jetzt zur Familie und unsere Familie kann es sich leisten für solches Geld zu Schoppen und jetzt los such dir was aus!"

 

Langsam wirkt er genervt. Ich belasse es dabei und stöbere mich durch die Kleider. Nach über einer Stunde anziehen, ausziehen zurück bringen, neue Sachen holen, finde ich endlich ein Kleid in das ich mich verliebe. Und es sitzt wie angegossen. Ich betrachte mich im großen Spiegel, der in der Umkleide hängt. Das ist es. Das will ich haben.

Conner sitzt die meiste Zeit im Sessel und sagt zu allen Sachen die ich ihm zeige, toll, super, steht dir.

 

''Ich hab es, das möchte ich haben.''

 

Sage ich durch die verschlossene Kabine hindurch. Ich kann hören, dass er aufgestanden ist.

 

"Willst du es mir nicht vorführen?"

 

Fragte er überrascht.

 

"Nein möchte ich nicht."

 

Leicht öffne ich die Tür. Nur einen Spalt, sodass nur mein Gesicht zu sehen ist. Grinsend führe ich meinen Satz fort.

 

"Du wirst es dann Samstagabend zu Gesicht bekommen und jetzt gib mir die Karte, damit ich bezahlen kann und wir endlich nachhause kommen ... ich bekomme langsam Hunger. Also vorher müssen wir natürlich noch Schuhe kaufen gehen."

 

Er holt sein Portmonee heraus und zieht eine von vielen Karten aus einem der Fächer, eine schwarze. Er geht Richtung Ausgang. Bleibt an der Tür jedoch stehen. Er muss wohl fürchten, dass mein Hunger die Oberhand übernimmt.

 

"Danke."

 

Sage ich knapp. Nachdem ich mich wieder angezogen habe, gehe ich zur Kasse. Aus dem Seitenblick sehe ich ihn die Boutique jetzt doch verlassen. Wir bummeln noch einige Stunden durch die Stadt. Endlich habe ich alles zusammen. Kleid, Schuhe, Schmuck und Accessoires. Wir müssen nachhause, denn lange halte ich es nicht mehr aus. Ich hätte im letzten Laden beinahe die Beherrschung verloren, als die Verkäuferin mir eine Kette anlegen wollte und ihr Handgelenk ganz nahe an meinem Mund war. Conner schob sie bei Seite und übernahm ihre Aufgabe. Als wir am Auto ankommen, kann ich es kaum glauben er schmeißt mir die Schlüssel vom Auto zu und geht zum Beifahrersitz, wo er schlussendlich Platz nimmt.

 

"Ich darf echt fahren?"

 

Schreie ich begeistert. Im gleichen Moment schwinge ich mich hinters Steuer. Ich habe nicht erwartet, dass er mich fahren lässt. Ich dachte er tut nur so, damit ich wieder gute Laune habe. 

 

"Kleines, wenn du meinem Schätzchen etwas antust, haben wir beide ein großes Problem und jetzt fahre los."

 

Die ganze Fahrt über sprechen wir kein Wort, da ich so fasziniert von dem Gefühl bin so ein tolles Auto zu fahren. Und Conner beobachtet, dass ich auch alles richtig mache. Es ist unglaublich, vergleichbar mit fliegen. Ich kann keinen Boden spüren und die Geschwindigkeit fühlte sich wie Freiheit an. Der Wagen beschleunigt so schnell, dass ich nicht mitbekomme welche Geschwindigkeit ich schon erreicht habe.

 

"Jen, du bist bei 210 km/h und ich habe dir gesagt das mein Schätzchen heile zuhause ankommen soll."

 

Kommt es von der Beifahrerseite.

 

"Oh tut mir leid, ich habe es gar nicht bemerkt."

 

Ich gehe runter auf 130 km/h.

Nach einer knappen Stunde Autofahrt kommen wir endlich zuhause an. Wir essen noch zusammen. Er erzählt mir was von seiner letzten Reise nach Europa. Anschließend verschwindet jeder auf seinem Zimmer. Es ist mittlerweile schon spät geworden und ich Wette Conner muss sich noch frisch machen. Denn wie ich ihn kenne bekommt er Besuch, um was Frisches zu trinken und um zu Vögeln.

Ich steige aus der Badewanne aus und rubbele mir meine Haare handtuchtrocken, da fallen mir die Geräusche auf. Sie sind unmittelbar vor unserem Haus. Es kann nicht Conner sein. Ich weiß wie er sich anhört. Es ist auch nicht seine Besucherin, wieso sollte sie sich im Garten herumschleichen? Panik breitet sich in mir aus. Ohne den Versuch zu starten mir noch frische Sachen aus der Kommode zu holen, schlinge ich mir das große Handtuch um den Körper und laufe in Richtung Conners Zimmer. Ohne Anzuklopfen, reiße ich seine Tür auf. Das Wasser tropft meinen Arm herunter. Er ist nicht zu sehen.

 

"Conner?"

 

Rufe ich leise, aus Angst jemand anders könnte mich hören. Ich blicke durch den Raum, doch kann ihn nicht entdecken.

 

"Ja bin hier!"

 

Kommt es aus seinem Badezimmer. Die Tür seines Bades öffnet sich. Conners Gesicht ist zu sehen.

 

"Was los?"

 

Verkrampft aus Furcht stehe ich da. Mit einer Hand winke ich ihn zu mir.

 

"Komm bitte her."

 

Er bemerkt wohl die Angst in meinen Augen und das Flehen in meiner Stimme. Sofort reißt er die Tür auf und schlingt sich hindurch. Er kommt nur mit einer Boxersthort bekleidet aus dem Bad. Keine Frage ich finde ihn immer noch unglaublich Attraktiv aber ich habe mich inzwischen an den Anblick gewöhnt, sodass ich ganz normal weiter reden kann ohne mich von seinem Prachtkörper irritieren zu lassen. Es stört mich nicht einmal so vor ihm zu stehen. Denn wie schon gesagt, er platzt immer unaufgefordert in mein Zimmer herein. Er sah mich auch schon mehr als einmal in Unterwäsche. Seit dem ersten Abend machte er aber nicht mehr so eine Show draus, deshalb stört es mich nicht mehr. Wir wohnen im selben Haus, also sollte es auch kein Problem darstellen auch mal in Unterwäsche im Haus herum zu laufen. Auch wenn ich bislang nur in meinem Zimmer so gekleidet war.

 

"Conner ich habe Geräusche vor unserem Haus gehört."

 

Er wirkt erleichtert. Als habe er was Schlimmeres erwartet.

 

"Du bildest dir bestimmt was ein.."

 

Conner kommt mir blitzschnell nahe und hält mir einen Finger vor den Mund, damit ich nichts Weiteres sage.

 

"Tsch."

 

Flüsterte er mit leise ins Ohr. Sein Atem ist auf meiner Haut zu spüren. Gänsehaut bildet sich auf meinem Körper. Ok jetzt bereue ich es, dass ich mir nicht die Zeit genommen habe mir etwas anzuziehen. 

 

"Du hast Recht! Da ist jemand im Haus!"

 

Durcheinander über die Situation, dass tatsächlich jemand im Haus sein soll und über die Nähe seines Körpers an meinem, wo nur ein Handtuch zwischen ist, versuche ich genau hinzuhören. Und tatsächlich die Person ist schon im Haus.. nein es ist mehr als nur eine.

 

"Es sind Zwei."

 

Beendet Conner meinen Gedankengang. Sein Griff lockert sich. Er schiebt mich ein Stück von sich, um mich ansehen zu können. Seine großen Hände liegen auf meinen Armen.

 

"Jenny du bleibst hier und verhältst dich ruhig, ich sehe nach wer das ist. Ich weiß nicht ob es menschliche Einbrecher sind oder Vamp's, aber ich glaube das zweite, für Menschen sind sie viel zu ruhig."

 

Ich setze mich lautlos in die Mitte seines Bettes und warte unruhig auf das kommende Eintreten. Ich kann nicht ahnen was als nächstes geschehen wird. Es geht plötzlich alles so schnell. Conner bewege sich mit anmutiger Sicherheit auf die Tür zu. Knappe zwei Meter bevor er die dunkle Holztür erreicht, wird sie schon lautstark aufgerissen und zwei Gestalten stürzten sich blitzschnell auf ihn. Er ist so perplex über die Situation, dass er in den ersten Sekunden nicht im Stande ist sich zu wehren, somit haben die Angreifer ein leichtes Spiel mit ihm. Mit Gebrüll stürzen sie Conner auf den leicht abgedunkelten Korkboden und halten ihn fest, der eine hält Conners Beine und der andere seine Arme. Ich höre nur noch wie jemand knurrte und etwas zu Bruch geht. Wahrscheinlich die große antike Vase die neben der Tür steht.

Was soll ich bloß tun? Ich will ihm helfen, doch ich kann meinen Körper nicht rühren, wie soll ich ihm helfen? Ich weiß, dass ich stark bin, doch habe ich keine Erfahrung im Kampf und wenn selbst Conner gegen sie nicht ankommt, dann werde ich nichts ausrichten können. Ich traue meinen Augen kaum, ich male mir schon unseren tot, schmerzhaft und langsam, vor dem inneren Auge aus. Da schafft Conner es sich zu befreien und die beiden Angreifer gegen die Wand zu schleudern und sich wieder auf die Beine zu raufen. Doch er greift sie nicht an! Wieso greift er sie nicht an? Wieso lässt er die beiden Aufstehen? Oh Nein!

Ein lautes Gelächter ertönt im ganzen Raum und ich sehe nur noch alle drei sich lachend umarmen. Sie wirken so vertraut miteinander und die ganze Kampfstimmung ist wie weggeblasen. Was soll das? Erst jetzt begreife ich wer die beiden sind. Ja natürlich die Ähnlichkeit ist eindeutig. Es ist verblüffend wie schön sie aussehen. Der eine hat auch hellbraune Haare so wie Conner nur etwas kürzer mit derselben hellen Augenfarbe, die sicherlich schon viele Frauenherzen gebrochen haben. Er ist etwas kleiner als der zweit aber trotzdem hat er einen tollen Körperbau. Der andere hat dunkel schwarze Haare und auch dunkle Augen, sie sehen fast schwarz aus, tief und geheimnisvoll und doch genauso anziehend wie die hellen Augen seiner Brüder. Sie passen perfekt in sein Gesicht und zu seinem fantastischem Körper, ich weiß nicht wieso aber ich kann nicht aufhöre ihn Anzustarren, bis sein Blick durch den Raum gleitet und an mir haften bleibt. Ein dreckiges Grinsen bildet sich auf seinem Gesicht, was mich sofort an Conner erinnert, wenn er seine "Freundinnen" mit nachhause bringt. Sein Blick bleibt auf mir ruhen.

 

"Conner mein Lieblings Bruder.."

 

Setzt der dunkelhaarige an. Raubtier artig fixiert er meine Gestalt und mustert jeden Zentimeter meines Körpers, der immer noch nur mit einem Handtuch bedeckt auf dem Bett ruht. Er streicht sich langsam durch die dunklen Haare und leckt genüsslich über seine volle Oberlippe. Was hat er vor? Wieso schaut er mich so an?

 

"Eyyy.. ich dachte ich sei dein Lieblings Bruder."

 

Ertönte es von dem anderen, der sich jetzt schmollend wie ein kleines Kind auf das dunkle Sofa gesetzt hat. Mein Blick gleitet zurück zum Psycho.

 

"...was für ein schönes Willkommensgeschenk."

 

Spricht er weiter zu Conner, ohne ihn an zu sehen. Denn seine Augen fixieren weiterhin mich.

 

"Wolltet ihr nicht erst nächste Woche kommen?"

 

Interessiert sich Conner. Und Ignoriert die Aussage des dunkelhaarigen. Der es endlich schafft seinen Blick von mir zu lösen um seinem Bruder Aufmerksamkeit zu schenken.

 

"Was und das hier verpassen?"

 

Das dreckige Grinsen wird noch breiter. Ich studiere sein Gesicht. Oh ne nicht schon wieder diese Grübchen. Hat die jeder außer mir? Er schwingt mit einer Handbewegung in meine Richtung. Das ist doch wohl nicht wahr, er behandelt mich wie ein Stück Fleisch. Und ich sitze hier, wie auf dem Präsentierteller. Dieser aufgeblasene Arsch.

 

"Jayden, ich würde an deiner Stelle so was nicht sagen, die kleine Lady ist ganz schön empfindlich und wenn sie sauer wird kann es auch auf den Keks gehen."

 

Grinst Conner seinen Bruder warnend an. Er klapst ihm auf die Schulter.

 

"Wie? Du kennst eine Frau länger als drei Stunden?"

 

Ganz verwunderte schaut er zwischen Conner und mir.

 

''Die muss ja richtig gut sein.''

 

Kommentiert er mit einem erstaunten Kopfnicken. Nach einer Drehung kommt er immer näher auf mich zu, bis er vor dem Bett stehen bleibt. Sein Kopf legt sich schräg. Die Finder gleiten an seinem Körper hinauf, bis sie am Kragen zum Stillstand kommen. Einzeln öffnet er einen Knopf nach dem anderen, bis sein Hemd offen steht. Er präsentiert mir seinen nackten durchtrainierten Oberkörper. Meine Lunge füllt sich brechend voll mit Luft. Erst muss ich Conners Anblick ertragen und jetzt auch noch den hier? Wieso sind die Jungs hier so heiß? Fuck er ist ein Arsch, ein ganz schön heißer Arsch! Schleichend führt er seine schlanken Finger an seinen Hosenbund und öffnet den Knopf.

 

"Süße, sollen wir nicht lieber in meinem Zimmer weiter machen oder stehst du auf Zuschauer?"

 

Spricht er mit ruhiger Stimme. Seine Kopfbewegung deutet Richtung Tür. Doch bei dem Satz platzte mir endgültig der Kragen. Endlich finde ich wieder meine Stimme. Was denkt er eigentlich wer ich bin? Nur weil er gut aussieht, darf er noch lange nicht alles mit mir machen was er will und schon gar nicht DAS. Aufgebracht springe ich von Conners Bett hinab. Direkt vor ihm baue ich mich auf. Er ragt, mit mehr als einer Kopfgröße über mir. Zuletzt kontrollierte ich nochmal den Knoten in meinem Handtuch und fang lautstark an. Conners Stimme ist kaum zu hören, der sich in der Zwischenzeit zu seinem andern Bruder auf das Sofa gesellt hat etwas leise murmeln.

 

"Pass auf, das wird jetzt witzig."

 

Meine ich aus deren Ecke zu verstehen. Ich gebe keinerlei Reaktion darauf und schreie einfach drauf los.

 

"DU EINGEBILDETER SCHNÖSEL! WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?"

 

Ich vergesse meine noch neue Kraft die ich seit dem Vampir Dasein habe. Hole überraschenderweise mit voller Wucht aus und treffe ihn genau in den Magen, worauf er ein gutes Stück nach hinten fliegt und auf dem Boden landet. Mit einer Erschrockenen Mine hockt er an der Wand. Das hat er bestimmt nicht erwartet. War so auch nicht geplant, doch seine Spöttischen Augen haben förmlich darum gebettelt. Seine Brüder brechen in Gelächter aus. Ich drehe mich nur um und verlasse schnaufend das blöde Zimmer.

 

"Brüderchen ich habe dich doch vorgewarnt!"

 

 

Höre ich Conner noch lachend sagen. Verdammt, was ist das für ein Idiot? Ich schließe die Tür zu meinem Zimmer hinter mir und bleibe einige Minuten an ihr angelehnt stehen. Wobei in meinem Kopf, nochmal alles Revue passiert. Das sind also meine neuen Brüder!? Während der Überlegung ziehe ich mir erst einmal etwas über und lasse mich ins Bett fallen. Ich muss mich wieder entspannen. Minuten vergehen.

Ich entscheide mich in die Küche zu gehen, etwas trinken. Denn die Aufregung hat meinen Appetit angeregt. Unten entdecke ich die Drei Trottel an der Küchentheke sitzen. Ja Conner ist auch ein Trottel. Er hat mir nicht geholfen. Saß nur da und hat sich über das Schauspiel amüsiert. Als ich in den Raum trete, drehen sich alle drei Köpfe in meine Richtung und der mit den hellen Haaren, der Adam sein muss, fängt an zu sprechen.

 

"Sage mal Conner willst du uns die kleine mit dem Pfeffer im Arsch nicht mal vorstellen? Wieso irrt sie immer noch bei uns Zuhause herum? Ist es was Ernstes zwischen euch?"

 

Jayden wendet seinen Blick wieder von mir ab und schaute uninteressiert aus dem Fenster während er aus der Flasche einen Schluck nimmt und sich mit einem Arm auf die Theke stützt.

 

"Ach ja ihr wisst ja noch nichts von ihr!?"

 

Meint Conner lächelnd und kommt auf mich zu. Er legte einen Arm um meine Schulter gibt mir einen Kuss auf die Wange und spricht weiter.

 

"Das ist unsere Schwester!"

 

Er präsentiert mich mit einer Handbewegung.

 

"WAS?"

 

Beide Jungs sind geschockt und selbst Jayden schenkt mir wieder Aufmerksamkeit. Seine Augen sind weit aufgerissen.

 

"Wann hat Dad das den geschafft?"

 

Fragte Adam schon fast lachhaft.

 

''Ich wusste schon immer, dass John ein Spermamoster ist.''

 

Kommentiert Jayden.

 

Conner nimmt seinen Arm wieder runter und fuchtelt beschwichtigend damit herum. Er schüttelt seinen Kopf. Die Jungs horchen ihm gespannt zu.

 

"Nein, Jenny ist nicht wirklich mit uns verwandt, sie ist unsere Stiefschwester, sie ist an geheiratet."

 

"An geheiratet??"

 

Rufen sie im Chor. Adam ist schon vom Hocker aufgestanden. Jayden hängt noch zur Hälfte auf seinem.

 

"Ja Dad hat wieder geheiratet, wir beide haben es auch erst gestern erfahren... die beiden wollte mit der Verkündung eigentlich warten bis ihr wieder da seid, was ja geplant nächste Woche wäre aber ihr seid jetzt schon da. Wieso eigentlich?"

 

Adam sammelt sich bevor er zur Antwort ansetzt. Sein Blick gleitet ganz wirr über mich.

 

"Naja nachdem wir zum 6-mal aus einem Hotel geflogen sind, hatten wir keine Lust wieder ein neues zu suchen! Und wo sind jetzt Dad und die Braut?"

 

Will er wissen. Immer noch nicht ganz klar bei Sinnen.

 

"Flitterwochen."

 

Mische ich mich mit ins Gespräch ein. Conner drehte sich zu mir und zeigte mit einer Hand auf seinen Bruder.

 

"Ich stelle euch mal vor, Jenny das ist unser liebenswerter Jayden und keine Angst er ist nicht immer so drauf wie du ihn erlebt hast."

 

Ja natürlich, dass perverse Schwein vögelt doch sicherlich alles was bei drei die Hose noch nicht mit einem Schloss verriegelt hat. Denke ich grade vor mich hin. Da hörte ich ein Lachen von Adam. Wieso lacht der Holzkopf? Ich glaube der ist nicht ganz normal da oben. Die sind hier doch alle bekloppt. Trottel!

 

"Ey, die ist ganz schön gemein!"

 

Adam zieht seine Augenbrauen zusammen. Verschränkt seine Arme vor der Brust und schaut mich vorwurfsvoll an. Ich verstehe nicht wie er zu so einer Schlussfolgerung kommt. Er hat doch kaum mit mir gesprochen. Und zu ihm war ich doch noch nicht fies.

 

"Wieso? Ich habe dir doch nichts getan."

 

Verteidige ich mich, da mischte sich Conner ein.

 

"Ja und das ist Adam... beachte seine Bemerkung einfach nicht, so ist Adam eben."

Der Nebel

Die letzte Nacht konnte ich kaum Schlaf finden. Ununterbrochen wälzte ich mich von einer Seite auf die Andere. Immer wieder muss ich an diesen eingebildeten und arroganten Jayden denken. Die halbe Nacht tauchte sein Spöttisches Gesicht vor meinem inneren Auge auf. Alle paar Minuten brodelte die Wut wiederholt in mir auf. Was denkt er sich eigentlich, so mit mir zu reden. Diese Frage stellte ich mir immer und immer wieder, bis mich glücklicherweise doch der Schlaf holte. Zu meiner Überraschung Träume ich nicht von dem Mann der versucht mich zu sich zu ziehen. Es ist weg, dass Verlangen ihn zu erreichen, bei ihm zu sein, endlich sein Gesicht zu sehen, es ist einfach verschwunden, das rote Band und auch er. Ist es Trauer die ich fühle? Weil der Traum weg ist? 

Die warmen Wassertropfen gleiten meinen Körper entlang. Normalerweise finde ich das Wasser immer sehr beruhigend, doch es scheint mich nichts zu schlichten. Hoffentlich begegne ich ihm heute nicht! Da habe ich echt keine Lust zu. Mit einer Handbewegung drehe ich den Hahn zu. Lass das Wasser verstummen. Gedankenvorlehren lege ich beim Aussteigen beinahe einen Sturz hin. Nach dem erklimmen des Randes, der Wanne trockne ich mich mit dem weichen Handtuch, das ich mir schon raus gelegt habe, ab und ziehe mir meinen schwarzen BH mit dem passenden String dazu an. Hoffnungsvoll wage ich den Versuch mich zu beruhigen. Ich öffne, die mit Holzmustern verzierte Tür, die aus meinem Bad in mein Zimmer führt und bleibe nach wenigen Schritten fassungslos wieder stehen. Der Atem bleibt mir im Hals stecken. Er treibt mich zur Weißglut. Da ist doch tatsächlich der Psycho in meinem Zimmer. Er liegt mit, hinter dem Kopf verschränkten Armen auf meinem Bett und guckt seelenruhig Fernsehen. Als sei es selbstverständlich, einfach in fremde Zimmer hinein zu spazieren und sich eine Runde Ruhe zu gönnen. Er bemerkt mich im selben Moment. Erhebt grazil seine Oberkörper. Stützt sich auf einen Ellbogen und dreht seinen Blick auf mich. Wutendbrand öffne ich meinen Mund. Doch bevor Worte herauskommen können, wird mir bewusst, was ich gerade am Leib trage. Wie schon zuvor, leckt er über seine vollen Lippen. Knabbert leicht an der unteren. Seine Mundwinkel zucken anzüglich in die Höhe.

 

"Hmm, nicht schlecht aber süße ich habe jetzt wirklich keine Lust, später vielleicht ok? Jetzt wollte ich nur mit dir reden."

 

Mir fallen einfache keine passenden Worte zu ihm ein. Außerdem möchte ich in dem Outfit, keinen Streit mit ihm führen. Entschlossen mache ich einige Schritte wieder nach hinten und lasse die Badezimmertür mit voller Wucht, krachend ins Schloss fallen. Brodelnde Hitze steigt in meinem kalten Körper auf. Ich kann ihn nicht ausstehen. Hier muss doch noch einen Mantel sein? Richtungslos erblicke ich das großzügige Badezimmer. Und ja tatsächlich da ist er. Zügig werfe ich ihn mir über. Einige Atemzüge später, begebe ich mich zurück in die Höhle des Löwen.

 

"Jayden! Was willst du in meinem Zimmer? Und hast du schon mal was von anklopfen gehört?"

 

Er denkt nicht einmal daran sich von meinem Bett zu erheben. Das einzige was er bewegt nach seiner Kopfdrehung, ist seine Augenbraue die er nachdenklich nach oben zieht. Dann setzt er zur Antwort an.

 

"War dir das grade etwa unangenehm?"

 

Mein Abbild entgleitet. Die untere Mundpartie klappt hinab. Ich glaube es nicht, will der Junge mich veräppeln? Noch bevor ich meine Wut in Worte fassen kann spricht er weiter.

 

"Keine Angst süße ich habe schon genug Frauen mit weit weniger angesehen. Ich wollte nur noch mal mit dir reden, denn ich glaube wir hatten einen unpassenden Start in unser zukünftiges Leben."

 

Unpassenden Start? Versucht er mich so zu besänftigen? Das macht die Sache doch nicht besser! Aber ok, es ist anscheinend, auf seine Vollidiotenart, ein Ansatz sich zu entschuldigen. Also ignoriere ich die erste Bemerkung und lasse mich auf sein Gespräch ein. Ich schreite auf ihn zu. Lasse am Ende doch genügend Abstand zwischen uns.

 

"Ach das glaubst du? Wann ist es dir denn aufgefallen? Als du dich vor mir ausziehen wolltest? Oder jetzt gerade wo du einfach so in mein Zimmer hinein spaziert bist?"

 

Mit gestemmten Händen an meinen Hüften, starre ich ihm wartend ins Gesicht. Seine Finger wirbeln hinauf, versenken sich in den dunklen Haaren. Kratzend am Kopf, scheint er nachzudenken.

 

"Wenn ich ehrlich bin hab ich an deinen Schlag gedacht, dass fand ich unpassend, denn schau mich an..."

 

Überbetont präsentiert er mit einer Handbewegung, die entlang seines Körpers verläuft, was er zu bieten hat. Nicht schlecht, dass muss ich zugeben.

 

"...es ist wirklich keine Belästigung wenn ich mich ausziehe, also bisher hat sich noch keine beschwert."

 

Was ist das bloß für eine selbst verliebte Person? Ja er sieht gut aus aber dennoch ist so was unangebracht. Mit gefasster Stimme will ich es richtigstellen.

 

"Nun dann sage ich es dir jetzt klar und deutlich, ICH MÖCHTE NICHT DAS DU DICH VOR MIR AUSZIEHST!"

 

Den letzten Satz schreie ich beinahe. Sichtlich hat ihn das zum Aufstehen bewegt, denn er stürmt von meinem Bett auf und steuert die Tür zum Flur an. Kurz bevor er mein Zimmer verlässt, kommt er zum Stehen. Seine Hand ruht schon auf der Klinke und ist bereit sie herunter zu drücken, um die Tür aus dem Rahmen springen zu lassen. Ein letztes Mal schaut er selbstgefällig über seine Schulter zu mir herüber.

 

"Süße, es wird der Tag kommen, da wirst du mich sogar selber Ausziehen."

 

Mit einem Augenzwinkern und einem breiten Grinsen auf den Lippen verlässt er das Zimmer. Bemüht ringe ich nach Worten, um ihm noch etwas Gemeines hinterherrufen. Mein Vokabular versagt. Stumm bleibe ich im Raum stehen.

Den größten Teil des weiteren Tages halte ich mich gelangweilt in meinem Zimmer auf. Es verlangt mich nicht nach unten zu gehen und diesem Spinner über den Weg laufen. Das Klingeln meines Handys lässt mich suchend danach greifen. Es ist Conner. Er löchert mich aus, ob ich denn nicht langsam runter zum Essen kommen will. Da fällt mir ein, dass ich mich heute noch nicht genährt habe. Beiläufig verrät er mir, er habe etwas Wichtiges mit mir zu besprechen. Also spring ich über meinen Schatten, schlüpfe aus meinem Bademantel, den ich immer noch trage in einen Jogger und ein Top. Wagemutig betrete ich den Raum. Die anderen sind wie immer in der Küche, nur von Jayden fehlte jegliche Spur. Zum Glück.

 

"Hey ihr beiden."

 

Begrüßte ich die Jungs. Conner zieht mir einen Stuhl vor und signalisiert, dass ich mich setzten soll.

 

"Ist etwas Passiert?"

 

Fragte ich skeptisch. Öffne nebenbei die Flasche, die schon an meinem gewohnten Platz steht. Die Flüssigkeit erforscht meinen Rachen, stillt das Brennen in mir.

 

"Nein Jen, alles ist ok, ich wollte nur mit dir reden... über Sport."

 

Er lächelt mich einfühlsam an und ich fühlte mich wieder ganz wohl, dass musste an seiner Gabe liegen. Er schafft es immer, mir meine Wut zu nehmen. Ich bin überzeugt, dass er Einfluss auf die Gefühle andere nehmen kann. So in der Art wie John. Aber John kann nur Ängste verstärken.

 

"Sport?"

 

Wiederhole ich das letzte Wort.

 

"Ja oder besser gesagt ich wollte mit dir über das Kämpfen reden, ich möchte dir keine Angst machen aber es ist sehr wichtig in unserer Welt, kämpfen zu können. Das gestern war nur ein schlechter Scherz von meinen Brüdern, aber es ist nicht ungewöhnlich das so etwas passiert, dass wir angegriffen werden. Wir alle haben Feinde und anders als bei den Menschen, klären es viele bei uns mit Mord. Es gibt außerdem noch Jäger die immer wieder mal auftauchen und ich möchte, dass du lernst dich selber zu schützen. Du wirst auch noch im Internat mindestens ein Fach mit Kampf belegen müssen, also Drumherum kommst du sowieso nicht und da du ab Montag in der Schule den anderen hinterher hängen wirst wollte ich dich wenigstens ein bisschen darauf vorbereiten."

 

Was? Kämpfen und ich? Ja ich habe jetzt mehr Kraft als früher aber ich weiß doch nicht wie ich sie einsetzen muss. Oh ne kann ich mich bei Gefahr nicht einfach tot stellen? Ich sehe es vor meinem inneren Auge... es kommt ein böser Vampir rein und ich falle einfach um und bewege mich nicht, das wird sicherlich klappen und es tut nicht weh.

Adam den ich schon ganz vergessen habe beginnt urplötzlich lautstark an zu lachen und reist mich aus meiner genialen Vorstellung von Selbstverteidigung.

 

"Ha Ha.. Conner du musst dir unbedingt ihren Plan anhören.. sie will..."

 

Adam musste immer wieder vor Lachen stocken und vom neu ansetzen.

 

"..sie will sich tot stellen ... einfach wie ein Sack Kartoffeln umfallen wenn sie Gefahr sieht."

 

Jetzt verstehe ich nichts mehr.

 

"Was? Woher... weißt du das? Ich habe es doch nur gedacht? Ich habe es doch nicht etwa laut ausgesprochen?"

 

Oder? Adams Lachattacke wird immer größer, bis letztlich sein Stuhl mit ihm zu Boden geht. Lachend wälzt er sich auf den Fliesen und gibt keine Antwort zur Aufklärung. Conner erlöst mich aus meiner Unwissenheit.

 

"Es ist seine Gabe, wenn du deine Gedanken nicht schützt, hört er sie genau so deutlich wie deine Worte."

 

In diesem Haus werde ich immer wieder aufs Neue Überrascht. Ich habe nicht erwartet, dass er so eine coole Gabe besitzt.

 

"Und das hättet ihr mir nicht etwas früher sagen können?"

 

Conners große Hand legt sich mir auf die Schulter.

 

"Was hättest du davon gehabt? Das dauert bist du es gelernt hast deine Gedanken zu verschließen und jetzt komm iss was und wir fangen mit dem Training an. Ach und bevor ich es vergesse. Hattest du heute wieder diesen Traum?"

 

Die Frage klingt so beiläufig und ohne jede Wichtigkeit, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass er mir etwas ganz wichtiges verheimlicht und es hat auf jeden Fall etwas mit diesem Traum zu tun.

 

''Nein hatte ich nicht.''

 

Antworte ich wahrheitsgemäß wobei ein übler Nachgeschmack bleibt. Ich habe nicht einmal mehr Zeit ihn zu fragen ob er etwas damit zu tun hat, dass der Traum auf einmal weg ist. Denn er verlässt bereits mit Adam das Haus durch die Terrassentür, in den Garten. Erst jetzt bemerke ich Jayden draußen. Er scheint zu Trainieren. Schnell trinke ich die Flasche leer. Stopfte mir noch ein Butterbrot mit Käse in den Mund, bis ich mich dann zu den anderen nach draußen geselle. Und wieder verwerfe ich einfach meinen Gedanke. Er hat keinen Grund mir etwas zu verheimlichen.

 

"So ich bin da und bereit."

 

Während ich noch das letzte Wort ausspreche, werde ich blitzschnell angegriffen. Eine Hand umfasst mein Fußgelenk und zieht es nach vorne weg. Mein Gleichgewicht versagt, sodass ich nach hinten auf den Rücken falle. Wäre mein Körper noch Menschlich, gäbe es später einige ordentliche Flecken oder Prellungen. Ein eingebildeter Jayden steht arrogant über mir. Dreckig grinst er mich an.

 

"Tja süße so bereit warst du dann doch nic.."

 

Er will mir gerade seine Überlegenheit präsentieren, da kommt Adam von hinten angesprungen und befördert ihn mit wenigen Handgriffen direkt neben mich auf den Boden. Adam lacht wieder mal aus voller Seele.

 

"Bruder so unkonzentriert? Lass dich doch nicht so ablenken, nur weil unsere hübsche Schwester da ist."

 

>Danke Adam<

Denke ich nur in Gedanken und stehe wieder auf. Ich bin mir sicher, dass er mich hören kann. Das Training macht Spaß. Jayden starte wiederholte Versuche mich zu ärgern oder mir eine Rein zu würgen, doch Adam und ich rächen uns immer wieder an ihn. Conner will ständig, dass wir uns besser konzentrieren und uns nicht so kindisch aufführen. Da merke ich zum ersten Mal, dass er sich wie ein älterer Bruder verhält, der die jüngeren zurecht weisen muss. Wir trainieren den ganzen Tag bist die Sonne über dem Horizont verglüht und noch etwas länger. Nach dem Conner endlich verkündet, dass es für heute reicht, suche ich schnellstmöglich meine Dusche auf. Ob man es glaubt oder nicht, aber auch Vampire schwitze. Anschließend treffen sich alle wieder unten zum Essen ein.

Was für eine Überraschung, es hat keiner gekocht. Dafür gibt es wieder mal bestellte Pizza. Es scheint Conners Leibspeise zu sein. Ich frage mich langsam ob Vampire auch zunehmen und so richtig fett werden können. Und schon bekomme ich die Antwort auf meine unausgesprochene Frage.

 

"Ja natürlich nehmen wir auch zu. Nur wie du es heute schon gemerkt hast trainieren wir die meiste Zeit und deshalb haben wir es uns einfach nur verdient jetzt Pizza zu essen."

 

Adam beißt genüsslich in sein Pizzastück hinein. Nach langer Stille die nur von schmatzenden Männern gestört wird, meldete sich Conner zu Wort. Er schließt seine Schachtel und schmeißt sie in die Tonne.

 

"Jungs ich muss gleich noch zur Firma, bleibt ihr heute Zuhause? Ich will Jen nicht alleine hier lassen."

 

Er betrachte seine jüngeren Brüder.

 

"Hab heute ein Date."

 

Antwortete Adam mit vollen Backen, wie aus der Pistole geschossen, damit Jayden keine Zeit mehr hat einen Grund zu finden um abzuhauen. Einige Krümel vom der Pizza fallen beim Sprechen aus seinem Mund.

 

"Zu mir kommen ein paar Freundinnen, also bin ich da und kann auch Babysitter für die kleine spielen."

 

Er zuckt gleichgültig mit den Schultern und nickt in meine Richtung. Ich kann mich jetzt auf sein provokantes Spielchen einlassen, lasse es aber lieber sein. Denn genau das will er. Mich wieder Wütend machen. Man kennt das ja aus der Kinderpsychologie, manche Kinder stellen etwas Böses an und wieder holen es immer wieder, damit sie Aufmerksamkeit bekommen, doch wenn man darauf nicht reagiert, wird es den Kindern zu langweilig. Sie sehen, dass es nichts bring und hören auf. Ich widme ihm einfach keine Beachtung mehr.

Nach dem Essen macht Conner sich sofort auf den Weg zur Firma. Ich gehe mit Adam noch ins Wohnzimmer, wo wir zusammen einen Film anschauen. Seine Verabredung ist später. In der Zwischenzeit sind die beiden "Freundinnen" von Jayden gekommen, auf direktem Wege nach oben, versteht sich. Die beiden scheinen sich im Haus aus zu kennen, jedenfalls kennen die den Weg zu seinem Zimmer. Ich weiß nicht, ob er die beiden bezirzt hat oder nicht. Aber ich vermute eher nicht, denn die sehen nicht grade hartnäckig aus, wenn es darum geht "NEIN" zu sagen. Beide tragen Miniröcke, sodass die Ärsche fast zu sehen sind, oben herum bedecken kleine Stofffetzen die Titten. Ist ja auch nicht so das Jayden, rein nach seinem Aussehen zu urteilen, es nötig hätte Frauen mit seinen Vampirkräften zu bezirzen.

Noch während der Film läuft verabschiedete sich Adam von mir.

 

"Nun ich muss jetzt auch langsam los, denn Jayden ist nicht der Einzige in diesem Haus, der Verabredungen hat."

 

Zwinkert er mir zu. Ein Augenrollen kann ich mir bei solch einer Aussage nicht verkneifen.

 

"Du bist also auch so ein Schürzenjäger wie deine Brüder?"

 

Frage ich mit einer hörbaren Enttäuschung in der Stimme. Außer Frage ist er ebenfalls ein gut aussehender Mann und ich weiß nicht ob es an seinem Vampir da sein oder es einfach an dieser Familie liegt. Doch er kommt mir nicht wie so ein Aufreißer, wie Jayden rüber. Jayden wirkt Teuflisch und gefährlich. Adam hingegen hat sanft, fast schon kindliche Züge, was ihn sehr vertrauensvoll und fürsorglich wirken lässt. Trotzdem heiß.

 

"Erstens danke für das Kompliment. Zweitens, ja es liegt in unsere Familie, denn du wirst spätestens auf unserer Schule sehen, dass es auch weniger schöne Vampire gibt und drittens, es ist eine Verabredung mit einer guten Freundin und nicht so wie Jayden's 'Freundinnen' die er sicherlich erst heute auf gegabelt hat. Also hast du recht ich bin nicht so einer und jetzt muss ich los. Wenn was sein sollte, kannst du mich jederzeit anrufen, ich werde auch zwischendurch mal in deine Gedanken rein hören ob noch alles ok ist."

 

Er tippt mir noch seine Nummer in mein Handy ein, zieht sich rasch um und verschwindet lautlos durch die große Eingangstür. Alleingelassen schaue ich den Film noch zu Ende. Direkt im Anschluss fängt auch schon ein neuer an. Ein Blick, auf die große Uhr über dem Kamin, verrät mir, dass es schon halb zwölf ist. Zugern würde ich in mein Zimmer gehen und mich in die weiche Decke schmiegen. Doch ich habe keine Lust nach oben. Dort muss ich dann Jayden bei seinen kleinen dreckigen Spielchen zuzuhören, denn er hat das Zimmer rechts direkt neben meinem und mein Gehör ist wie schon erwähnt, sehr viel besser als das Menschliche. Ich vermute ich könnte die Drei auch von hier hören, wenn ich mich konzentrieren würde. Das will ich mir aber echt nicht antun, das ganze Gestöhne. Ob die hohlen Nüsse überhaupt ganze Sätze bilden können? Sollte mir auch egal sein! Wieso denke ich überhaupt darüber nach?

Mitten im Film verspüre ich ein Hungergefühl. Meine Hand reibt wie von selbst über meinen Hals. Es ist nicht der menschlichen Hunger mit Magen knurren. Es ist der Durst nach Blut! Erst jetzt, nachdem ich den Gedanken in meinem Kopf aufgewirbelt habe, spüre ich das starke trockene Kratzen in meiner Kehle. Es ist beinahe beißend. Das ist gefährlich, wenn Menschen im Haus sind und ich diesen Drang nicht gestillt habe. Auch wenn das blöde Hühner sind, habe ich nicht vor die beiden abzumurksen. Während der nächsten Werbepause, bin ich auf dem Weg in die Küche. Nur das Licht des Kühlschrankes, erhellt die Küche. Die Fingerkuppeln meiner Hand umfassen die Flasche Blut und ziehen sie hinaus. Mein Gesicht ist noch zum Kühlschrank gewandt. Als mich ein Schaue überkommt. Das Gefühl, dass jemanden direkt hinter mir stehen brodelt hoch. Ich muss mich beruhigen. Dieser verdammte Film, wegen dem bekomme ich noch Paranoia. Doch es ist keine Einbildung. In einer 180 c° Drehung schließe ich die Tür zum Kühlschrank. Im selben Augenblick, werde ich mit einem deutlichen Druck auch schon an sie heran gedrückt. Ein kurzer, stumpfer Schrei entfährt mir vor schrecken. Mechanisch presse ich meiner Lieder gegeneinander. Meine Augen verschließen die Sicht. Zwei starke Hände, die mich an meinen Schultern halten, pressen mich fester gegen die Tür. Trotz des felsenfesten Griffes, spüre ich keine Schmerzen. Die großen Hände umklammern mich behutsam. Ohne mich zu verletzen. Zögernd öffnete ich wieder meine Augen und kann ihnen nicht ganz trauen. Mein Blick fährt langsam an der Person vor mir hinab. Es ist Jayden. Nur mit einer schwarzen Jogginghose bekleidet steht er vor mir. Seine nackte Brust hebt sich, als er tief Luft holt. Mit einem seltsamen Blick, starrt er mich anhaltend an. Ich kann seine Augen nicht deuten. Sie sind so ernst und nicht zu zuordnen. Zaghaft löse er seine rechte Hand von meiner Schulter. Seine dunklen Pupillen fixieren mich. Mit seinen Fingern streicht er mir ganz leicht über meine Wange. Mein Atem setzt aus, seine kalten Finger hinterlassen eine warme Spur auf meiner Haut. Ich weiß nicht, was es für ein Gefühl ist, dass sich in diesem Moment durch meinen ganzen Körper zieht. So etwas habe es noch nie zuvor gespürt. Es ist unbeschreiblich. Ich möchte schreien und doch ruhig sein, ich will lachen oder doch weinen? Tanzen, singen, hüpfen oder auch nur ruhig sitzen. Ich verstehe die Welt nicht mehr und das alles im selben Augenblick. Was macht er mit mir? Wieso will ich diesen Augenblick nicht durchbrechen. Genieße ich seine Berührung so sehr? Das Gefühl macht mir Angst und ich lasse die Flasche aus meiner Hand gleiten. Er reagiert weder auf die zerbrochen Flasche, noch auf das Blut, was uns auf die Füße spritzt. Sein Blick ist weiterhin ohne Unterbrechung auf mich gerichtet. Er sieht mir noch tiefer in die Augen, seine Hand fährt weiterhin meine Wange hinauf und hinab. Sein Leib drängt sich noch näher an mich heran. Die Starre in meinem Körper löst sich und ich versuchte ihn von mir zu schieben, hoffnungslos. Er ist zu stark ich kann nichts gegen ihn ausrichten oder will ich nichts gegen ihn ausrichten? Er verwirrt mich! Was hat er vor? Widerstandslos sacken meine Arme hinab. Unsere Körper schmiegen aneinander. Jeden Zentimeter, jede Wölbung seines Körpers kann ich an meinem spüren. Besonders die im Schritt. Ich vergesse wieder zu atmen. Er hört auf meine Wange zu streicheln, legt seine Hand ganz sanft drauf und umfasst sie. Vorsichtig zeichnet er mit seinem Daumen die Konturen meiner Wangenknochen nach. Sein Blick wandert an meinem Gesicht nach unten zu meinen Lippen. Die Sekunden, die vergehen, fühlen sich wie Minuten an. Als würde er gründlich nachdenken, schließen sich seine Lieder. Als seine tief schwarzen Augen sich öffnen, rückt seine Gesicht näher heran. Ein Finger gleitet unter mein Kinn, deutet mir es anzuheben. Seine Lippen kommen meinen ganz nahe. Ich kann spüren, wie er leise atmet. Millimeter trennen seine sinnlich vollen Lippen von meinem Mund Rand. Will er mich wirklich küssen? Wieso? Ich suche nach meiner Stimme und finde sie endlich.

 

"Jayden, hör auf damit."

 

Krächze ich vor mich hin. Er rührt sich nicht.

 

"Wir sind allein hier unten und du willst mich wieder abweisen?"

 

Sagt er mit einer ruhigen Stimme. Fast schon flüsternd. Es klingt nicht arrogant oder eingebildet wie sonst immer. Und doch macht es mich wütend. Ich stemme meine Hand gegen seine entblößte Brust um Raum zwischen uns zu schaffen. Es fühlt sich so gut an ihn zu berühren, dass es mich erschreckt.

 

"Was willst du von mir? Gehe doch nach oben da hast du sogar zwei Weiber."

 

Zicke ich ihn an. Wieso zicke ich so herum? Es geht mich doch nichts an, ob er jemanden oben hat oder nicht.

 

"Und wenn ich keine von den beiden will?"

 

Er startet den Versuch wieder näher zu kommen.

 

"Dann ist es wohl dein Problem."

 

Poltere ich. Grade als er etwas zu sagen versucht, fängt sein Handy an zu klingeln. Es dauert einen Moment bis er seine Hand, die er wieder an meiner Wange hatte, wegzieht um ans Telefon ran zu gehen. Die andere Hand hält weiterhin meine Schulter an der Kühlschranktür, um eine Flucht zu verhindern.

 

"Adam, was los?"

 

Ich kann nur Jayden hören, da Adam absichtlich so leise spricht, dass ich nichts mitbekomme.

 

"Nein habe ich nicht vor...woher soll ich wissen wieso sie das denkt."

 

Sein Blick hebt sich und die Hand verschwindet abrupt von meiner Schulter. Er schaut mich leicht erbost an und geht hinaus aus der Küche. Seine Schritte werden mit der Entfernung immer leiser, bis sie in seinem Zimmer verstummen. Das Blut was ich verschüttet habe wurde durch seine Füße im Raum verteilt. Ich hörte ihn noch einen Satz am Telefon an Adam sagen, bevor er verschwand.

 

"Du hältst die Klappe, sonst kennt Dad bald auch schon dein kleines Geheimnis!"

 

Wie und jetzt geht er einfach weg? Ohne Erklärung? Ohne ein weiteres Wort? Dieser Arsch, dieser aufgeblasener Arsch!! War das ein blöder Witz von ihm. Meine Hand legt sich auf meinen Mund. Mir wird bewusst, dass ich es beinahe zugelassen hätte, dass er mich Küsst.

Ich schaue mir den Boden an und mir wird klar, dass er sicherlich nicht zurück kommt um mir beim sauber machen zu helfen.

Schön, dass ich jetzt auch noch hinter ihm her wischen muss, während er oben weiter seinen Spaß hat. Es ist seine Schuld, dass mir die Flasche zu Bruch gegangen ist! Und ich blöde Kuh, was denke ich mir dabei, wie ein kleines Mädchen, da angewurzelt am Kühlschrank zu stehen. Sicherlich wird er mich bei der nächsten Gelegenheit damit aufziehen, dass er mich ganz sprachlos machen kann oder er bildet sich ein er wäre der beste. Verdammt. Was habe ich mir dabei gedacht, mich so von ihm überrumpeln zu lassen.

Während ich den Boden aufwische und die Wut sich immer mehr und mehr in mir auflodert, höre ich die beiden Mädels die Treppe hinunter kommen und kichern. Mein ungestillter Durst meldet sich wieder, der Kopf fährt hoch. Ich horche wie sie fast unten ankommen. Ich bin nicht in der Stimmung mich dagegen zu wehren sie beide auszusaugen. Was ich will ist Blut, frisches Blut. Jetzt. Der Lappen fällt mir aus der Hand, landet in der roten Pfütze. Und ich spüre, dass mein Körper nach langer Zeit wieder macht was er will. Ich erhebe mich aus der Hocke, bin in blitze Eile vor der Eingangstür und warte bis die beiden unten ankommen und mich bemerken. Ich versperre den Mädels den Weg nach draußen. Meine Gedanken vernebeln sich. Ich spüre wie die Freude in mir auflodert und ein Grinsen sich in mein Gesicht einspielt. Die eine sagte noch etwas, doch es interessiert mich recht wenig, welche Worte ihren Mund verlassen.

 

"Hey wir wollen da raus!"

 

Ich kann mich noch soweit beherrschen, dass ich ihnen nicht sofort die Kehle aufreiße, doch ich kann ihnen den Weg nicht frei machen, ich will ihnen den Weg nicht frei machen. Sie sagen noch einige Sätze, doch ich höre nichts mehr, nur ihre Herzen. Die immer schneller schlagen. Sie pochen hart gegen ihre Brust. Meine Fangzähne fahren hinaus. Ein spöttisches schnaufen kommt von mir. Genüsslich lecke ich über meine spitzen Zähne, um sie besser zu präsentieren. Die Hühner laufen Kreischend wieder nach oben, versuchen zu fliehen. Das ist ein Fehler, denn es weckt meinen Jagdinstinkt. Es reizt mich noch mehr, dass meine Beute versucht vor mir wegzulaufen. Jämmerlich das sie denken, sie könnte vor mir oben ankommen. Ich nehme gerade Schwung um mich auf eine von den beiden zu stürzen. Mitten im Sprung, taucht er wieder auf und versaut alles. Jaydens Arme umklammern meinen Körper. Er reißt uns beide zum Boden. Unsanft stützt er sich auf mich, seine Hände packen meine Gelenke. Er hält mich fest um mich von meine Vorhaben aufzuhalten. Ich versuche mich zu währen, er verdirbt mir den ganzen Spaß. Was soll das? Er durfte auch seinen Spaß mit ihnen haben. Ein lautes Knurren, was an Jayden gerichtet ist, entfährt mir aus der Kehle. Meine Augen funkeln ihn voller Wut an. Daraufhin hält er mich nur noch fester bis es schon anfängt zu schmerzen, doch es macht mir nichts aus. Zu groß ist die Ekstase in der ich mich befinde. In einem unvorsichtigen Moment von ihm, schaffe ich es mich aus seinem Griff zu befreien. Krachend schleudert er gegen den Flurtisch. Der Tisch zerbricht unter Jayden's Körper. Ein Schmerzes Schrei erfüllt den Raum. Jayden bemüht sich wieder auf die Beine zu kommen. Ich weiß jetzt an wem ich meine Wut auslassen kann und will. Meine Beine bewegen sich wie von selbst auf ihn zu. Ein wimmern ist von der Treppe zu hören. Das ich ignoriere. Egal wie groß mein Hunger ist, mein Zorn auf ihn ist größer. Jede meiner Fasern will sich auf Jayden stürzen. Kurz bevor ich meinen Willen stillen kann, wird die Haustür aufgerissen. Ein besorgter Conner stürmt herein und greift augenblicklich in die Situation ein. Erneut werde ich von Armen umschlungen. Mein Gesicht wird an seine Brust gedrückt. Er wendet seine Fähigkeit, Personen zu beruhigen, an. Ich spüre die Geborgenheit die von ihm ausgeht. Anfangs hält er mich noch mit starkem Druck fest, doch je ruhiger ich werde, desto sanfter wird die Umarmung. Meine Gedanken werden wieder klarer, der Nebel verschwindet und nimmt die Wut mit. Was bleibt ist der Hunger. Conner weist Jayden an, die Mädchen zu bezirzen, sie sollen vergessen und auf der Stelle gehen.

 

"Jenny Beruhige dich, alles ist ok."

 

Spricht Conner ruhig aus. Seine Hand fährt sanft über mein Haar. Mein Gesicht vergräbt sich vor Scharm noch tiefer in ihm.

 

"Es..es tut mir Leid."

 

Stottere ich vor mich hin. Mit mir in dem Arm wendet Conner sich an Jayden. Die Haustür schließt sich, die Herztöne sind wieder ruhig und werden leiser, während sie sich immer weiter vom Haus entfernen.

 

"Was ist hier passiert? Verstehst du das unter aufpassen?"

 

Fragt er zornig. Ich kann spüren, wie sich sein Körper anspannt. Jayden ruht noch an der großen Tür. Ich kann riechen, dass er Blutet. Sein Blut duftet lecker. Ich traue mich nicht ihn anzusehen. Hoffentlich habe ich ihn nicht zu sehr Verletzt. Zaghaft löse ich mich aus Conners Umarmung um ihn mir doch an zu sehen. Ein Schnitt zieht seinen Arm hinab, wo das Blut entlang seiner Finger, auf den Boden tropft. Meine Augen weiten sich. Ich wollte ihn doch nicht verletzen. Zu meinem Glück verschließt sich die Wunde schon, der Blut lauf stoppt.

 

"Ich weiß nicht genau... die Mädels wollten gehen und ich hörte dann nur noch Gekreische von unten. Dann bin ich runter und hab Jenny festgehalten, damit sie nichts tut was sie später bereut, ja und dann hat sie mir eine verpasst und du bist zum Glück reingekommen."

 

Erzähle Jayden ganz ruhig, sieht seinen Bruder dabei eindringlich an. Doch Conner scheint von seiner Geschichte nicht überzeugt zu sein. Er wirft einen Blick in die Küche, wo immer noch Blut auf dem Boden verteilt ist und fragt wieder nach.

 

"Was ist mit dem Blut?"

 

Sein Zeigefinger deutet in die Küche. Die Frage ist an Jayden gerichtet. Als er nicht antwortete, hebe ich meinen Kopf an um Conner besser ansehen zu können und gebe ihm die Antwort.

 

"Ich hatte Durst und habe die Flasche fallen lassen... als die Mädels runter kamen konnte ich mich nicht mehr zurückhalten... es tut mir Leid."

 

Seien Augen Mustern mich nicht überzeugt. Wieso hat er bedenken mir zu glauben. Ohne sich zu rühren, hinterfragt er meine Aussage. Sein Ton wird drängender. Mir wird bewusst, wie autoritär er sich verhält. Er ist immer hin über hundert Jahre älter als ich, trotzdem sehe ich ihn normalerweise wie einen gleichaltrigen an.

 

"Sicher das da nicht mehr passiert ist? Du kannst doch deinen Durst sonst auch kontrollieren, es war schon seit Tagen kein Problem mehr für dich."

 

Ich gebe ihm keine Antwort mehr und er lässt es auch zum Glück gut sein. Wieso fühle ich mich so schuldig, als hätte ich Conner belogen. Es war fast alles die Wahrheit, nur das wir das Szenario in der Küche ausgelassen haben.

 

"Jenny hol dir was zu trinken und dann lege dich ins Bett, du musst dich etwas beruhigen und ausruhen."

 

Ich tue was er sagte, gehe aus dem Flur und lasse die beiden Jungs stehen. Trinke, lege mich ins Bett und schlafe recht schnell ein.

Die nächsten Tage verlaufen ganz ruhig. Jayden ist wieder ganz normal, also ein richtiger Arsch. Er lässt bei sich jeder bietenden Gelegenheit einen blöden Spruch, doch nie auf den Abend bezogen. Er erwähnt ihn nicht und tut auch so als ob nie etwas geschehen ist. Conner hat sich mit unserer Erklärung am Ende doch abgefunden und auch nicht mehr hinterfragt. Ich bin mir sicher, dass Adam alles weiß, doch ich kann ihn nicht darauf ansprechen.

 

Die Hausparty

Heute ist Samstagmorgen, es sind ein paar Tage vergangen. Mum und John haben sich einige Male telefonisch bei uns gemeldet. Mum schwärmt von ihren Flitterwochen, die noch zwei Wochen anhalten werden. Es soll dort Traumhaft sein und das Hotel erst. Bei uns läuft alles seinen gewohnten Gang. Ein Alltag hat sich bei uns vier inzwischen eingelebt. Conner haut immer mal wieder ab um in der Firma nach dem Rechten zu sehen oder verzieht sich ins Arbeitszimmer um Sachen zu erledigen, natürlich findet er noch immer Zeit für seine Frauen. Adam ist ein netter, lebensfreudiger Kerl. Ständig bringt er mich zum Lachen oder bricht selber in Lachanfällen aus, die mich erheitern. Die Jungs sind gar nicht so schlimm, wie ich es anfangs befürchtet habe. Nur mit Jayden mache ich es mir noch schwer, wir werden einfach nicht warm miteinander. Er kann keine normale Unterhaltung mit mir führen, immerzu verspottet er mich, lacht mich aus oder ignoriert mich einfach wenn ich ihn etwas Frage. Aber ich fühle mich sehr glücklich die drei um mich zu haben. Ja ich bin hier tatsächlich Glücklich nur ein kleiner Schatten in meinem Inneren bleibt. Ein Schatten den ich mir nicht erklären kann. Immer wenn ich morgens aufwache und nicht mehr meinen Traum habe, etwas fehlt. 

Ich bin auf dem Weg nach unten, wir werden jetzt wahrscheinlich wie jeden Tag trainieren, ob man es glaubt oder nicht aber ich bin etwas besser geworden und Jayden ist auch noch etwas geknickt, dass ich es geschafft habe ihn gegen den Tisch zu schleudern, dass ist das einzige was von dem Abend meines Ausbruchs erwähnt wird.

Ich schlendere die Treppen runter und stolpere in die Küche hinein wo alle drei schon am Frühstücken sind. Ich geselle mich dazu und schnapp mir ein Brötchen. Nach dem Essen gehen wir wie gewohnt trainiert. Gegen 19 Uhr hören wir endlich auf, es fühlt sich nicht so schlimm an, wie ich anfangs dachte die meiste Zeit zu trainieren. Die Zeit vergeht schnell und es tut mir gut. Oben springe ich rituell unter die Dusche. Ich föhne meine Haare und begebe mich wieder runter.

Conner schaute mich an. Er ist immer als erste fertig. Kurz darauf taucht der Rest hinter mir auf.

 

"Jenny hatten wir heute nicht noch was vor? Du siehst nicht so aus als ob du schon fertig bist und ich möchte gleich los."

 

Mit hochgezogenen Brauen erblickt er mich. Was meint er? Seine Einladung kommt mir in den Sinn. Ah die Party! Sie ist ja schon heute.

 

"Oh ja klaro ich habe es schon fast vergessen. Ich brauche 30 Minuten und dann können wir los."

 

Nicht einmal richtig im Raum angekommen, wirbele ich herum um rasch in mein Zimmer zu rennen.

 

"Wohin geht ihr?"

 

Will Adam wissen. Ich bleibe kurz stehen um ihr Gespräch zu verfolgen.

 

"Zu einer Party von Gabriel."

 

Lüftet Conner. Seine Hand greift nach der Flasche vor ihm, die er genüsslich an seine Lippen presst. Er streckt sich in seinem Stuhl. Adam grinst Jayden über beide Ohren an. Öffnet erfreut seine Arme.

 

"Jayden da sind wir doch auch dabei oder?"

 

Voller Vorfreude schaut er seinen Bruder an, seine Lippen entblößen seine weißen Zähne. Jayden zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.

 

"Wieso nicht."

 

Erwidert er. Genug gehört, meine Beine führen mich hoch.

Oben mache ich mich geschwind zurecht. Ziehe mir das neulich erworbene creme farbige Cocktailkleid mit den passenden Pumps an. Schminken, Haare bürsten und ein letzter Blick in den Spiegel. Ich bin durchaus zufrieden. Das enganliegende Kleid lässt meinen Körper vorteilhaft zur Geltung kommen, der samtige Stoff schmiegt sich an meine Kurven. Das make up habe ich dezent gewählt. Die langen dunklen Haare, die ich meistens als Zopf trage, fallen mir glatt bis zur Mitte meines Rückens hinab. Die hohen Schuhe lassen meine Beine noch länger wirken. Ich greife nach einem Jäckchen und laufe so schnell ich es mit diesen Absätzen kann, die Treppe hinunter. Ich liebe hohe Schuhe, doch hab ich schon meine Tollpatschigkeit erwähnt? Und das mit einer Treppe kombiniert, kann ja nicht gut gehen! Fast am Ende der Treppe übersehe ich eine Stufe und bin schon mitten im Fall als ich es überhaupt bemerke, dass ich stürze. Mein Gesicht verzieht schon vorab eine schmerzende Mine. Kurz bevor ich mit dem Boden aufpralle, werde ich sanfte in zwei starke Arme gezogen und aufgefangen. Ich hätte mir sicherlich keine schwere Verletzung durch diesen Sturz zugezogen, aber auch als Vampir spürt man Schmerzen. Ein herrlicher Duft ragt in meine Nase, den ich sofort zuordnen kann. Wieso muss er so gut riechen. Ob mir sein Blut schmecken würde? Mein Blick geht nach oben und ich schaue in tief dunkle Augen die mich hypnotisch anziehen. Leider lässt er zu schnell wieder von mir ab, noch bevor ich danke sagen kann. Leider?? Jen reise dich zusammen!

Er sieht mich noch kurz an und versuchte sich zu rechtfertigen.

 

"Das war nur ein Reflex, dass ich dich aufgefangen habe. Gewöhne dich nicht daran!"

 

Ich bemerke wie sich seine Augen im nächsten Moment weiten, als er meinen Körper betrachtet. Ein Biss auf seine Unterlippe verrät mir, dass jetzt was Obszönes von ihm kommen muss oder eine Beleidigung, wie lächerlich ich aussehe. Meist fängt er nach dieser Gestik an zu lachen. Doch es kommt nichts. Er dreht sich um und verlässt das Haus. Ich habe nicht lange Zeit um mir darüber noch länger den Kopf zu zerbrechen, denn Conner und Adam kommen auch schon die Treppe hinunter. Beide stocken in ihrem Gang als sie mich entdecken. Adam kommt einen schnellen Schritt auf mich zu, nimmt meine Hand, führt sie nach oben und verdreht sie leicht, sodass ich eine Drehung um mich selber mache. Seine Augen scheinen fasziniert zu sein. Was er mir sofort betätigt.

 

''Prinzessin, du siehst ja hammerhart aus. Du wirst allen Vampiren den Kopf verdrehen.''

 

Er lacht vor sich hin. Conner tritt zu uns heran.

 

"Also kleines, können wir los?"

 

"Klaro."

 

Grinse ich Conner aus vollem Munde an. Wir fahren zu dritt, Jayden ist mit seinem Auto dahin gefahren. Während der Fahrt frage ich Conner noch etwas über die Party aus.

 

"Ist dieser Gabriel auch ein Vampir?"

 

Ich drehe mich auf dem Beifahrer Sitz zu Conner herüber. Adam lehnt sich währenddessen hinten gemütlich in die Rücklehne.

 

"Ja, das ist er und eins noch, ich möchte, dass du dich mit keinem von ihnen alleine aufhältst."

 

Ein Warnender Ton liegt in seiner Stimme.

 

"Wieso?"

 

Verwirrt warte ich auf die Antwort.

 

"Weil noch keiner weiß, dass du unsere kleine Schwester bist und manche Vampire probieren gerne von unsersgleichen hübschen Frauen. Vor allem von solchen, die so verlockend riechen wie du."

 

Hübschen Frauen? Und verlockend? Ich spüre eine leichte Hitze in meinem Kopf aufsteigen, obwohl es gar nicht möglich sein sollte. Sofort muss ich an Jayden denke. Zu gerne würde ich von seinem Blut kosten, es riecht aus meiner Sicht sehr verlockend. Ob er schon mal von sich jemanden hat trinken lassen?

 

"Du meinst sie wollen mich dann beißen?"

 

Nun durchzieht Verwunderung mein Gesicht, die Stirn legt sich mir in Falten. Rieche ich anders als andere? Ein Hand von hinter greift nach meinen Haaren, sanft lässt er sie durch seine Finger gleiten.

 

''Würde ich auch zu gerne.''

 

Er saugt meinen Duft ein. Adams hellen Augen funkeln lächelnd. So hat er noch nie von mir gesprochen. Conner wirft ihm einen Warnenden Blick zu, woraufhin er sich wieder nach hinten fallen lässt und mit einem bedrückten Ausdruck hinzufügt.

 

''Was ich natürlich niemals wagen werde.''

 

"Genau."

 

Belehrt Conner ihn. Stille kehrt in das Auto ein. Was soll ich denn überhaupt bei solch einer Party? Ich will nicht, dass mich jemand beißt! Aber ich kann mich auch nicht Zuhause einsperren und auf den Tod warten. Ich muss auch mal andere Vampire kennen lernen und ich habe ja meine Brüder und bei Conner und Adam bin ich mir schon mal sicher, dass die es nicht zulassen das mir was passiert. Auch wenn Adam grade so einen blöden Kommentar gelassen hat.

 

Sind alle Vampire hier so reich? Das Anwesen ist riesig und sieht wunderschön aus. Das Große Weiße Haus ist von einem Garten umzingelt, der sich im zarten grün zeigt, bedeckt mit Büschen voller roter Rosen. Vor der großen Eingangstür stehen zwei Säulen auf denen Löwenköpfe abgebildet sind. Adam geht einfach rein ins Getümmel und lässt mich und Conner hinten zurück.

 

"Also kleines haue von mir nur ab wenn du zu Adam oder Jayden gehst, ok?"

 

Fragt er mich mit einer hochgezogener Augenbraue wie ein kleines Kind, was die Regeln nochmal aufsagen muss bevor es auf den Spielplatz darf...ich darf nicht treten, nicht kneifen, spucken oder beißen... na ja dass mit dem beißen trifft ja auf mich jetzt auch zu.

 

"Nein mache ich schon nicht Brüderchen ich bin nicht scharf darauf gebissen zu werden!"

 

Ich falte meine Hände aneinander und setze ein Engelsgesicht auf. Seine Hand greift nach oben, wo er seinen Hinterkopf kratzt.

 

"Wer weiß?"

 

Leicht belustigt wartet er auf meine Reaktion. Seine Hand ruht weiterhin am Kopf. Mein Gesicht verzieht sich zu einer fragenden Mine.

 

"Was meinst du damit?"

 

Die Augen legen sich mir in schmale Streifen. Sein leichtes schmunzeln, verzieht sich zu einem breitem Grinsen. Was deutet er da an?

 

"Nun ja hast du noch nie jemandem beim Sex gebissen? Und bei Vampiren gehört es dazu, wir beißen nicht nur um uns zu nähren, es steigert auch unsere Lust und wenn einer von uns mit einem Menschen im Bett landet kann es für den Menschen ziemlich gefährlich werden."

 

Mein Unterkiefer klappt leicht nach unten, das habe ich aber nicht erwartet, dass er jetzt mit mir über Sex redet und dabei hatte ich noch gar keinen. Muss er ja nicht wissen. Ich sammele mich rasch und versuche ganz entspannt zu klingen.

 

"Emm nein habe ich noch nicht und das habe ich auch nicht vor. Lass uns rein gehen."

 

Wäre ich noch ein Mensch und mein Herz würde noch Blut durch meinen Körper pumpen, hätte ich jetzt sicherlich einen Tomaten roten Kopf. Beim Betreten des Hauses muss ich staunen, es ist noch prunkvoller als von außen. Im Eingang werden wir von einer Bediensteten begrüßt, die uns die Jacken abnehmen und uns zum Saal führen. Mir wird flaumig im Magen, als sich einige Leute nach uns umdrehen und zu tuscheln beginnen. Conner nimmt meine Hand und führt mich weiter hinein. Ein junger Mann mit hellen Haaren, die schon fast weiß wirken, kommt mit offenen Armen auf uns zu. Er nimmt seinen Freund zur Begrüßung in die Arme. Er scheint nett zu sein.

 

''Conner mein lieber, wie schön dich zu sehen. Ich freue mich, dass du es geschafft hast. Ich habe deine Brüder hier schon herumstreunen gesehen und darauf gewartet, dass du endlich auch eintriffst.''

 

Seine Augen strahlen sichtlich vor Freude Conner zu sehen. Der freundlich das lächeln des Mannes erwidert.

 

''Danke Gabriel, ich freue mich auch dich zu sehen.''

 

Gabriel entzieht Conner seinen Blick und widmet sich mir. Mit großen Augen, die voller Begeisterung sind, mustert er mich von Kopf bis Fuß.

 

''Und wer ist dieses Wunderschöne Geschöpf neben dir? Hat sie es tatsächlich geschafft dich zu zähmen?''

 

Spöttisch gleiten seine Pupillen neben mich, zu dem hochgewachsenem Mann. Conner verdreht die Augen und deutet mit seinen Hand auf mich.

 

''Nein, das schafft wohl keine. Das ist Jenny, meine kleine Stiefschwester. Jenny, das ist Gabriel ein guter und alter Freund von mir.''

 

 

Die beiden Männer lachen amüsiert auf. Gabriels gebräunte Hand greift nach meiner, die nicht mehr von meinem Bruder gehalten wird. Elegant führt er sie zu seinen Lippen und lässt sie sanft auf meinem Handrücken nieder.

 

''Ich freue mich dich kennen zu lernen. Bitte sei willkommen in meinem Haus.''

 

Zögernd entziehe ich ihm meine Hand, die er nicht los zu lassen vermag. Wir trinken was, ich genehmige mir einige Gläser Sekt. Die Runde wird immer größer und Conner stellte mich einigen Freunden vor. Ich spüre viele Blicke auf mir, habe ich mich vielleicht doch zu aufreizend gekleidet. Im Augenblick bereue ich das enge Kleid. Conner legt mir wiederholt behutsam seine Hand auf meinen Rücken, um seinen Freunden zu symbolisieren, dass ich tabu bin. Ich kann dem Gesprächen der Freunde nicht folgen, sie unterhalten sich über alte Zeiten, wie sich die Welt in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Und über den Rat und seine Zukünftigen Ratsmitglieder, dieser Gabriel soll wohl auch in die Mitte des Rates aufsteigen, genauso wie Conner eines Tages. Es schockiert mich für einen kurzen Moment. Ich sehe ihn Fragen an.

 

''Ich habe das Anrecht auf den Platz von John, wenn er eines Tages aussteigen oder sterben sollte.''

 

Das ist neu für mich. John ist also ein Ratsmitglied. Ich verstehe noch nicht so viel von dieser Welt aber ich denke, dass er dann eine bedeutende Persönlichkeit sein muss. Das war leider das einzige Interessante an dieser Unterhaltung für mich. Schnell verliere ich wieder das Interesse weiter zu zuhören. Meine Augen schweifen durch den Raum, nahe der Bar entdecken sie, was sie suchen. Jayden, der sich gerade mit zwei hübschen Mädels unterhält, müssen es immer gleich zwei sein? Sie umwerben ihn, berühren seinen Arm und lächeln ihn amüsiert an. Also wirklich, so charmant ist er auch nicht. Um genau zu sein kann ich ihn mir so nicht einmal vorstellen. Doch er steht wie ein Gentleman zwischen ihnen, mit seinem Anzug und dem Whiskyglas in der Hand, erscheint er kultiviert, als würde niemals ein Schimpfwort seine Lippen besudeln. Ich weiß nicht wieso aber es gefällt mir nicht, dass er mit den beiden sich zu vergnügen scheint. Adam ist auch nicht weit von ihm entfernt, er tanzt nahe der Bar. Es zieht mich förmlich in Jaydens Nähe zu gelangen und seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Also entschließe ich mich zu Adam herüber zu gehen. Ich tippe an Conners Schulter um ihn aus seinem Gespräch zu holen, sein Gesprächspartner hält inne und lächelt mich freundlich an. Alle sind sehr nett zu mir, ich habe es mir schlimmer vorgestellt auf andere Vampire zu treffen.

 

"Conner? Ich gehe zu Adam, mit ihm tanzen."

 

Mein Finger deutet auf den Jungen, der sich auf der Tanzfläche mit einem Mädchen vergnügt. Er schaut herüber und nickt.

 

"Ja ok gut."

 

Tadelnd mustert er mich, bevor ich mich aus der Runde verabschiede und er sich wieder seinem Gespräch widmet.

 

"Hey Adam."

 

Ich habe es unbeschadet durch die Menge geschafft. Glücklicherweise wurde ich nur angeschaut und nicht angesprochen. Adams Sakko, flattert ein Stück auf als er sich schwungvoll zu mir herüber dreht. Er nimmt mich kurz in den Arm, drückt mir einen Kuss auf die Wange und zieht mich zu sich in die Arme um zum Tanzen.

 

"Hey Prinzessin."

 

Seine Hand gleitet an meine Taille, ich schlinge meine auf seine Schulter. Er ist zwar der kleinste der dreien, dennoch überragt er mich um über einen halben Kopf. Das Lied geht zu ende, ein neues fängt an. Ich hoffe, dass es nicht zu sehr auffällt das meine Blicke immer wieder in Jaydens Richtung landen, doch ich kann es auch nicht sein lassen. Zu meinem Bedauern hat er nur Augen für seine Tussen. Wieso interessiert mich das überhaupt? Er ist immer nur gemein zu mir! Jenny lässt du dich so sehr von seinen Äußerem beeinflussen? Nein!! Und jetzt tanze einfach! Glücklicherweise achtet Adam weniger auf mich, sondern mehr auf ein Mädchen neben mir. Die alleine dasteht und hoffnungsvoll zu ihm herüber späht.

 

"Adam ich hole mir was zu trinken, tanze du ruhig weiter mit der neben mir. Ich gehe gleich wieder zu Conner."

 

Ich zwinkere ihm noch zu und verschwinde zu der Theke wo es was Stärkeres zu trinken gibt. Unabsichtlich muss ich an Jayden vorbei gehen, der mich keiner Blicke würdigt. Er führt seine Plauderei einfach fort, als ich vorbeigehe. Er grüßt mich nicht einmal. Au, das tut weh komplett von ihm ignoriert zu werden. Ich sagte zwar, dass ich zu Conner gehe aber ich habe gerade echte keine Lust auf einen Aufpasser! Da trinke ich mir lieber noch ein paar Gläser Whisky, seit ich ein Vampir bin vertrage ich sehr viel mehr weil mein Körper den Alkohol schneller abbaut. Ich bestelle einen Doppelten, nehme mein kühles Glas, das der Kellner vor mir abgestellt hat und verschwinde durch die geöffnete Tür auf die Terrasse um mir den Anblick von diesem Idioten zu ersparen. Draußen stehen einige Stühle und Tische doch keine Person weit und breit, einfach nur stille, toll und der Mond erhellt die Nacht. Das brauche ich grade. Ich ziehe mir einen der weißen Stühle vor und nehme Platz. Der Himmel ist frei von Wolken.

 

"Hallo schöne Frau, darf ich mich zu dir gesellen?"

 

Eine mir unbekannte Stimme, die hinter mir erklingt, reist meine Aufmerksamkeit herum. Ich drehe mich um und sehe einen jungen Mann der vom Aussehen in meinem Alter sein muss, vielleicht etwas älter. Er hat eine sanfte Stimme die sich sehr geborgen anhörte und ich gebe zu das er nicht schlecht aussieht. Gar nicht schlecht. Eine hellbraune Strähne fällt ihm ins samt weißes Gesicht, die braun blauen Augen lassen sein Wesen erstrahlen. Er kommt mir sehr vertraut vor. Bedacht tritt er näher an mich heran. Ein Lächeln schleicht sich bei mir ein, dass so ein hübscher Mann mit mir spricht, sodass ich nicht an den Idioten denken muss. Was er kann, kann ich schon lange.

 

"Ich kann es dir schlecht verbieten, da es nicht mein Anwesen ist und dies auch nicht meine Stühle sind."

 

Ich deute auf den Platz neben mir. Wieso rede ich so geschwollen? Es muss an seiner noblen Erscheinung liegen. Er schiebt den Stuhl neben mir vor um sich darauf nieder zu lassen. Gehemmt schaue ich erneut in den Himmel. Er folgt meinem Blick nach oben.

 

"Eine Wunderschöne Nacht heute. So klar, dass man alle Sterne sehen kann und der Mond steht so hoch, dass alles Berge hell erleuchtet sind."

 

Er wendet seine Sicht auf mich über und spricht weiter.

 

"Doch du bist ein noch schönerer Anblick."

 

Und wieder dieses Gefühl, dass ich jetzt rot werden müsste, wenn es denn noch ginge. Obwohl ich zugeben muss das die Anmache ganzschön plump ist. Trotzdem bin ich geschmeichelt. Es bleibt mir nichts andere über als zu ihm zu sehen.

 

"Danke."

 

Mehr bringe ich nicht heraus. Seine Unterarme landen auf dem Tisch, ein Stück beugt er sich vor. Vor Verlegenheit, weiß ich nicht wie ich mich verhalten soll, also bewege ich mich nicht von der Stelle.

 

"Es ist nur die Wahrheit. Du bist noch nicht lange eine von uns, was?"

 

Er lächelte mich sanft an. Sieht man mir das so leicht an?

 

"Was? woher weißt du das?"

 

Verwunderung spielt mir über mein Gesicht. Bin ich so auffällig? Und woher weiß er denn überhaupt, dass ich ein Vampir bin?

 

"Es ist dein Geruch, er ist noch so.."

 

Er kommt mir ganz nahe, streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr und riecht an meinem freigelegtem Hals, aber ich fühlte mich nicht bedroht, nein ganz im Gegenteil ich fühlte mich wohl bei ihn, so wie es immer bei Conner ist, Conner hat ja die Gabe Leute zu beruhigen ob dieser Junge sie auch hat? Regungslos lasse ich seine Berührung zu.

 

"...rein und frisch."

 

Setzt er seinen begonnenen Satz fort. Was mein er?

 

"Rein?"

 

Frage ich flüsternd ohne mich zu rühren oder ihn von mir weg zu schubsen.

 

"Ja du hast nur deinen Geruch an dir, sonst von niemand anderem. Es hat noch nie jemand von dir getrunken und auch keine anderen Sachen mit dir gemacht."

 

Das kann er alles riechen? Ja mein Geruchssinn ist auch besser aber woran erkennt er dass es nur meiner ist. Er kann riechen das mich noch niemand gebissen hat und noch mehr? Was meint er mit noch mehr? Doch nicht etwa, das ich noch Jungfrau bin! Das kann er doch unmöglich an meinem Geruch erkennen. Ob Conner das auch weiß und die beiden anderen, können sie es auch riechen. Wieso haben sie es mir nicht erzählt, dass man so viel am Geruch erkennen kann.

Er drehte meinen Kopf in seine Richtung um mein Augenmerk zu erregen. Es klappt, er reißt mich aus meinen Gedanken. Seine Augen schauen mich ganz tief an, als würden sie Besitz von mir ergreifen. Mein Körper fühlt sich von ihm umhüllt, während er mit seinen Lippen immer näher und näher kommt, bis sie sanft auf meinen Liegen und wir uns Küssen. Ich kann es nicht fassen was da gerade passiert, so bin ich nie und trotzdem will ich mehr ich will alles andere als aufhören. Er schiebt seinem Körper näher an meine, zieht mich hoch um mich besser mit seinen Armen umfassen zu können. Mein Stuhl gleitet zurück, landet krachend am Boden. Seine Küsse werden drängender, seine Hand gleitet zu meinem Po. Ich bin wie von Sinnen und will seiner Zunge nur gewähren, doch da wird er nach hinten gerissen und landet mit dem Rücken voran auf dem Boden. Meine Hand greift nach ihm, vergeblich. Meine rosa Wolke platzt und ich sehe einem Wutentbrannten Jayden ins Gesicht, seine Hände sind zu Fäusten geballt und sein Körper Zittert kaum sichtbar. Ich sehe es ihm deutlich an, dass er sich zusammen reißen musste um den Jungen nicht zu zerfetzen. Ist er wütend? Wieso?

 

"LUK du verdammter Hund, wenn deine Blutwächter jetzt nicht hier überall wären, würde ich dir deinen Arsch aufreißen! Lass deine dreckigen Finger von ihr!"

 

Seine Blutwächter? Ich schaue mich fragend um, und erst jetzt bemerke ich, dass im anliegendem Wald Personen mit roten Umhängen sind, Blutwächter? Was hatte mir Conner anfangs erzählt, etwas von einer Rangfolge und das die Wächter den Königsfamilien und dem Rat dienen, aber was sind 'Blutwächter'? Und er kennt seinen Namen, also müssen sie sich doch kennen, nur woher?

 

"Jayden was fällt dir ein dich einzumischen? Du kennst die Regeln!"

 

Das verführerische Gesicht des Mannes verzieht sich vor Wut, als er vom Boden hochkommt. Er streicht sich seine Sachen wieder zurecht und wartet auf Jaydens Erklärung.

 

"Ja ich kenne sie und sie ist meine kleine Schwester, also lass deine Finger von ihr. Ich habe das Recht meine Familie zu beschützen. Du bist noch nicht der König! Du kannst dir nicht alles erlauben."

 

Seine kleine Schwester? Super. Enttäuschung breitet sich in mir aus. Luk schaut mich eindringlich an. Kommt auf mich zu, ergreift meine Hand und legt einen letzten Kuss nieder.

 

"Ma chérie, es tut mir leid, wenn ich dich überrumpelt habe. Du hast mich einfach in deinen Bann gezogen, wir sehen uns sicherlich wieder."

 

Mit diesem Satz begibt er sich wieder in das Haus hinein.

 

"Wir gehen!"

 

Jayden packte unsanft mein Handgelenk und zieht mich hinter sich her, ich versuche schritt mit ihm zu halt während er mich über die Wiese schleift, doch er ist zu schnell und hat mich immer noch wie einen Kartoffelsack an seiner Hand. Ohne den anderen Bescheid zu sagen schmeißt er mich auf dem Beifahrersitz seines Wagens und steigt anschließend selber ein. Immer noch brodelt er. Doch ich koche ebenfalls vor Wut. Wie kann er es wagen mich von der Party wegzuschleifen. Er ist wohl der letzte der das zu entscheiden hat, wann ich gehe.

 

"Was ist dein Problem? Erst bist du so komisch zu mir. Ignorierst mich und jetzt spielst du dich so auf, wegen nichts!"

 

Er drehte seinen Kopf zu mir und sieht mich wieder einmal mit diesem tiefgründigem Blick an. Gleich rastet er aus, seine Gesicht und Körper sind angespannt, die Hände wieder zu Fäusten geballt.

 

"Wegen NICHTS? Nichts? Verstehst du überhaupt was da abgelaufen ist? Er hat dich bezirzt! Er wollte dich Beißen und noch andere Sachen mit dir machen! Wolltest du das? Wolltest du jetzt schon einen Trophäe für ihn sein? Noch bevor du mit ihm auf einer Schule bist und seinen Ruf kennst? Überhaupt weißt wer das ist?!"

 

Mir fehlen die Worte und ich weiß nicht was ich dazu noch sagen soll. Wer das ist? Jayden sagte was von, noch nicht König!? Also ist er der zukünftige König? Wenn ja, dann würde Jayden doch nicht so mit ihm reden dürfen? Oder? Ob Luk mich beißen wollte? Er hatte ja Recht. DAS wollte ich wirklich nicht, nur vielleicht habe ich gehofft er wäre aus einem anderen Grund so zornig gewesen. Vielleicht hab ich gehofft das er nur nicht will das mich ein andere begehrt, weil er es tut? Nun anscheinend nicht. Minuten vergehen wie Stunden und wir schweigen uns die ganze Autofahrt nur an. Bis mir einfällt, dass wir einfach so abgehauen sind ohne Bescheid zu sagen.

 

"Die anderen suchen uns sicherlich, wir sollten anrufen!"

 

Spreche ich leise, nach vorne gerichtet.

 

"Nein ich habe Adam Bescheid gesagt."

 

Und wieder kehrt Stille ein.

Ein neuer Abschnitt

Zuhause angekommen, redet er immer noch kein Wort mit mir. Wütend schmeißt er die Tür ins Schloss. Ohne ein weiteres Wort geht er an mir vorbei, seine brodelnde Aura bereitet mir einen Schauer. Ich bin mir sicher, dass es das Beste ist, ihn einfach in Ruhe zu lassen. Krachend verschwindet er in seinem Zimmer. Dieser Idiot! Was ist eigentlich sein Problem? Erst macht er sexistische Bemerkungen, dann stellt er mich wie eine Dumme da, präsentiert mir seine Weiber, versucht mich zu küssen oder was auch immer er in dem Moment vorhatte. Dann ignoriert er mich wieder und beschäftigt sich mit seinen Tussen und dann wenn mir ein Junge näher kommt, rastet er so aus? Ich glaube es macht ihm einfach Spaß ein Spiel mit mir zu spielen! Das schlimmste an der Sache ist, dass mich das Ganze auch noch beschäftigt. Wieso interessiert es mich so sehr was er denkt oder was er vorhat? Ich tue ihm gleich und gehe zornig nach oben.

Hastig befreie ich mich von der Schminke und meiner Kleidung, die auf dem Boden verteilt liegen bleibt. Nur die Unterwäsche lasse ich an und werfe mich mit einem vom Kissen gedämpftem Wutschrei auf mein Bett, doch in diesem Zustand kann ich nicht einschlafen. Ich bekomme ihn einfach nicht aus meinem Kopf und es ärgert mich dermaßen. Wiederholt sehe ich sein wutentbranntes, rasendes Gesicht vor mir, als er Luk von mir reist. War es tatsächlich nur seine Sorge, dass ich gebissen werden könnte? Ich spüre diesen eingesperrten, immer mehr wachsenden Wunsch in mir, dass es Eifersucht war.  >Meine kleine Schwester< Seine Worte kommen mir mit etwas Galle hoch. Der Gedanke, dass er mich so sieht, lässt mich beinahe brechen. Wieso bin ich so besessen von ihm? Was hat er mit mir gemacht? Im Bett bin ich mich am hin und her wälzen, doch egal in welcher Position ich liege, ich kann einfach nicht einschlafen. Jayden hat das Zimmer neben an und ich höre, dass auch er noch nicht schläft, ständig steht er auf und läuft durch sein Zimmer. Ich kann nicht anders als ihm zu lauschen. Es ist besser als die Alternative, mich mit diesem Gefühl das nach ihm verlangt auseinander zu setzen.

Mein Blick fällt auf die Uhr und sie zeigt halb 5 an. Conner und Adam sind immer noch nicht Zuhause aber ich denke nicht, dass ich mir um die beiden Sorgen machen muss. Einige Minuten später höre ich wie Jayden sein Zimmer verlässt, er bewegt sich so leise, dass ich seine Schritte noch nicht einmal mit meinem Gehör wahrnehmen kann. Jetzt wo ich ihn nicht mehr höre, werde ich auch noch nervös, immer wieder muss ich mich selber belehren nicht mit dem Fuß zu zappeln. Abrupt richte ich mich auf. Der Gedanke, dass er vielleicht weggegangen sein könnte und ich jetzt alleine in diesem großen Haus bin, kommt mir in den Sinn. Und was ist wenn jemand einbricht? Die Jungs meinten ja, dass so was öfter passieren kann? Nun bekomme ich es auch noch mit der Angst zu tun! NEIN! Ich kann nicht in meinem Zimmer bleiben.

Schnell springe ich von meinem Bett auf. Immer noch nur mit Unterwäsche bekleidet, renne ich aus meinem Zimmer Richtung Küche, an der Küche bleibe ich mit geweiteten Augen stehen. Mein Gemüt beruhigt sich wieder. Da ist Jayden er sitzt auf einem Hocker am großen Fenster in der Küche und schaut nachdenklich hinaus. Er bewegt sich nicht, als hätte er mich nicht gehört, doch mein Getrampel von gerade war kaum zu überhören und schon gar nicht für einen Vampir. Unbekümmert hole ich mir eine Flasche Blut aus dem Kühlschrank heraus, als wäre ich genau deswegen hergekommen. Mein Blick gleitet über meinen fast nackten Körper. Verdammt. Aber was soll es, anscheinend begehrt er mich nicht mehr. Er sieht ja jetzt eine kleine Schwester in mir! Mit der Flasche pflanze ich mich an den Esstisch. Ohne mich anzuschauen fängt er an zu reden.

 

"Wieso schläfst du noch nicht?"

 

Ich verschlucke mich leicht und muss auf husten, als seine Stimme den dunkele Raum erfüllt.

 

"Emmm ich?"

 

Etwas verwirrt darüber wie sanft er mit mir spricht, musste ich mich erst einmal wieder finden. Natürlich meint er mich, wir sind alleine hier.

 

"I- ich bin nicht müde... und du?"

 

Erst jetzt blickt er zu mir. Sein Leib dreht sich herüber. Seine Augen sehen traurig, sehnsüchtig aus? Er schaut mir ins Gesicht und scheint nicht zu bemerken was ich trage. Nach einem kurzen schnaufen schüttelte er leicht seinen Kopf.

 

"Was denn?"

 

Frage ich nach. Daraufhin schaut er mich eindringlich an, stoppt den Ansatz etwas zu sagen. Auf einmal steht er auf und kommt selbstsicher auf mich zu gestürmt. Kurz stockt er, als er es endlich bemerkt und meinen ruhenden Körper mustert, was seinem Auftritt die Glaubwürdigkeit raubt. Da ist es wieder, sein gewohntes dreckiges Grinsen. Seine Hand legt sich auf den Tisch vor mir nieder. Leicht beugt er sich vor.

 

"Ich muss wach bleiben um den Babysitter zu spielen, falls du versuchen solltest abzuhauen. Ich hatte auch schon vor, ein paar Freundinnen einzuladen aber dann hatte ich Zweifel, sonst versuchst du wieder die hübschen auszusaugen. Deshalb bin ich wach, weil ich auf meine Brüder warte damit sie dich am Hals haben und ich endlich meinen Spaß haben kann! Aber wenn ich mir dich so anschaue, könntest du meinen Spaß auch stillen."

 

Er zwinkert mir zu und geht wieder nach oben. Einen letzten Blick lässt er sich auf seinem Weg aber nicht nehme. Er scheint es zu genießen mich so zu sehen. Ich wusste es doch er ist ein Arsch! Ich versuche die Freude in mir zu ignorieren. Die Freude, dass er mich doch noch mir diesem gierigem Blick ansieht. Beruhigt darüber, dass er mich mit Sicherheit nicht alleine im Haus lassen wird, gehe ich erneut nach oben. Auf dem Weg in mein Bett, fällt mein Blick zum Spiegel. Mit anmutiger Verwunderung verharre ich davor, betrachte die Frau vor mir mit einem zögernden Blick. Ich habe mich schon lange nicht mehr so intensiv angeschaut. Mein Körper hat sich verändert seid ich hier wohne. Ich bin mir nicht sicher ob es an meinem Alter, an meiner Verwandlung oder an dem Sport liegt. Vielleicht ein bisschen von allen. Meine Beine sehen Straffer aus, wirken länger als vorher. Der Hintern, der von den hellen kurzen Pants, mit dem schwarzem Spitzenrand umhüllt wird, ist inzwischen ein knackiger Apfelarsch. Meine Brüste, die vom passenden BH bedeckt werden sind voller als je zuvor. Meine Figur ist weder zu dürr noch zu dick. Meine Augen suchen nach einer Erklärung. Seit wann sehe ich so aus. Ja mir wurde schon früher nachgesagt, dass ich hübsch bin. Ich habe mich jedoch immer durchschnittlich gesehen. Dieser Körper im Spiegel scheint mir so fremd. Sicherheit breitet sich in mir aus, als die Gestalt hinterm Glas dieselben Bewegungen macht wie ich. Kurz darauf überkommt mich der Scharm. Wie konnte ich bloß so leicht bekleidet hinunter laufen. Mich in der Situation nicht von meiner Aufmachung irritieren lassen und mich so vor Jayden präsentieren. Ich könnte jetzt auf der Stelle im Boden versinken. Was mache ich den als nächstes um ein Stück seiner Aufmerksamkeit zu erlangen. Mich nackt auf seinem Bett wälzen. Ich muss ihn mir aus dem Kopf schlagen. Das alles ist nicht gut für mich. Ich drehe langsam durch. Mein gesunder Verstand sagt mir, das ich ihn hasse, ihn nicht ausstehen kann doch mein Körper reagiert auf ihn, will  ihn in seiner Nähe haben.

 

Am Morgen wache ich durch das helle Licht im Zimmer, stöhnend auf meinem Sofa auf, mein Fernseher läuft noch, ich bin wohl eingeschlafen als ich mich mit einem Film ablenken wollte. Nach einem langen Bad gehe ich runter. Doch mein vergeblich suchender Blick verrät mir, dass da keiner von den Jungs zu sehen ist. Sind Conner und Adam überhaupt noch nach Hause gekommen? Ich habe am Ende so fest geschlafen, dass ich nichts gehört habe. Mürrisch mach ich mich auf den Weg etwas Essbares aus dem Kühlschrank zu holen. Sollen die mich doch alle alleine lassen! Alle gleich, alle dumm!

 

"Na na ... nicht so frech Fräulein immerhin sind wir deine großen Brüder."

 

Abrupt drehe ich mich in die Richtung der Stimme.

 

"Adam?!"

 

Er schaut angeschlagen aus. Können Vampire auch einen Kater haben? Wie viel, was oder wie lange müssen wir trinken umso auszusehen? Ich muss mir ein Lachen unterdrücken. Gähnend tritt er in den Raum hinein, kratzt unbehaglich an seinem Kopf und lässt sich in den Stuhl sacken.

 

"Wer denn sonst?"

 

Seine sonst so zarte Stimme hört sich brüchig und heiser an. Was haben die beiden nur getrieben? Aber ich werde ihn nicht schonen. Er soll es seinlassen meine Gedanken abzuhören.

 

"Verdammt Adam hör auf in meinem Kopf zu schnüffeln!"

 

Seine Arme kreuzen sich auf dem Tisch und lassen sein Gesicht in ihnen versinken. Murmelnd gibt er zur Antwort.

 

"Ich schnüffle nicht, es ist für mich so, als würdest du es laut aussprechen, du musst deine Gedanken selber verbergen. Prinzessin, kannst du mir bitte eine Flasche Blut herüberreichen?"

 

"Ja ja selbst verbergen...''

 

Ich hole für uns beide was zu essen und zu trinke heraus. An meinem Platz angekommen versuche ich es ganz beiläufig klingen zu lassen.

 

''Wo sind eigentlich Conner und em ... Jayden?"

 

Sein Kopf gleitet hoch. Er lächelt mich verschmitzt an, während er nach der Flasche greift und spricht.

 

"Also JAYDEN ist gestern Nacht weggegangen als ich gekommen bin und Conner schläft noch, er hat es etwas übertrieben, nachdem ich weg war haben die noch einige Stunden weiter gemacht."

 

>Also doch, er ist gestern noch zu seinen Schlampen gegangen, alles was er gestern gesagt hat war die Wahrheit, er findet ich bin ein Klotz.<

Adam zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Seine Wange landet in der Hand, deren Ellbogen am Tisch abstützt. Seine Stimme klingt durch die Heiserkeit weise und Väterlich.

 

"Prinzessin, bitte lass es sein, lass die Finger von Jayden! Steiger dich da nicht so hinein, er kann einfach nicht mit Frauen umgehen. Für ihn sind sie nur Spielzeuge, mit seinen 19 Jahren hat er schon mehr Herzen gebrochen als manch ein Mann in seinem ganzen Leben es tun könnte."

 

Hör auf dir meine Gedanken zu lesen! Das will ich doch gar nicht wissen! Meine Augen verfinstern sich wieder. Ich kann es nicht ausstehen wenn er das macht. Ich interessiere mich nicht für diesen bescheuerten Jayden.

 

"Was redest du da? Es ist mir doch egal, ich will nichts von ihm!"

 

Mit diesem Satz verlasse ich meinen Platz. Ich lasse mein Essen unangerührt stehen, nur das Blut nehme ich mit. Mein Stuhl ist noch am Wippen, als ich großen Schrittes aus der Küche in den Garten zum Trainieren gehe. Ich bin komplett in mein Training vertieft, bis Conner mich gegen drei Uhr ruft. Verschwitzt und ausgepowert wende ich mich ihm hin, während er schon auf mich zukommt. 

 

"Jen?"

 

Durch das Training konnte ich meine ganze angesammelte Wut abbauen und habe wieder gute Laune bekommen. Vor allem jetzt wo ich den sonst so ordentlichen Conner sehe. Seine Haare sind zerzaust, tiefe Ringe sind unter seinen Augen zu sehen. Die schlabbrigen Klamotten machen seine Erscheinung als Penner komplett. 

 

"Na du Saufkopf?"

 

Sage ich scherzhaft, während ich ihn auslache, worauf hin er mich packt, unter seinen Arm klemmt und mir den Kopf einseifte. Ein Glück, es ist ein frisches Shirt was er trägt.

 

"Hey ey Conner hör auf, aufhören hab ich gesagt."

 

Ich kann nicht aufhören zu lachen. Tretend versuche ich mich aus seinem Griff zu befreien. Es scheint hoffnungslos.

 

"Du kleine Hexe!"

 

Schimpft er mich als mein Gelächter nur noch lauter wird. Dann lässt er endlich los und legt seinen großen Arm um meine Schulter. Mit einem stolzen Blick, schaut er mich von oben an. Mit den Turnschuhen komme ich mir neben ihm wie ein Zwerg vor.

 

"So kleines, es geht gleich los, bist du schon aufgeregt?"

 

Los? Verwundert versuche ich sein schockiertes Gesicht zu deuten. Was habe ich denn diesmal vergessen?

 

"Was? Wohin?"

 

Mein Kopf gleitet höher um ihn besser ansehen zu können.

 

"Jenny??"

 

Er wirkt ungläubig über meine Unkenntnis. Sein Arm sackt hinab, er mustert mich intensiv.

 

"Ja?"

 

Ich verstehe nicht was er von mir möchte?! Seine Skepsis hält an. Immer noch glaubt er mir nicht, dass ich keinen Schimmer habe, wovon er redet.

 

"Kleines, das ist nicht dein ernst oder? Du hast doch deine Sachen schon gepackt oder?"

 

"Wieso meine Sachen gepackt... oh morgen geht die Schule los und wir müssen ja heute schon dahin!"

 

Es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich heute geht es ja schon los. Durch meine Wut habe ich das Ganze schon vergessen. Mit aufgerissenen Augen setze ich meinen Hundeblick auf, denn ich habe noch gar nichts gepackt, alles wegen diesem Idioten Jayden! Er hat mich abgelenkt!

 

"Mensch Jen! Geh hoch und packe nur das Nötigste. Ich soll dir von Adam ausrichten, dass ihr in einer halben Stunde los fahrt. Ich bringe dir später den Rest oder du kaufst dir alles neu und jetzt los hop hop."

 

Er schwingt mit seinen Händen, dass ich verschwinden soll. Konnte Adam es heute Morgen nicht erwähnen? Vielleicht hätte ich ihn auch nicht so anfahren sollen, er sah so schon zerstört aus. Geschwind renne ich nach oben in mein Zimmer. Was soll ich bloß mitnehmen, was brauche ich überhaupt und wo zum Teufel befinden sich die Koffer in diesem Haus.

Nach dem sich mein Kofferproblem dank Conner erledigt hat, schmeiße ich alles an Klamotte rein was ich meine zu brauchen, bis mein von John neu eingerichteter Kleiderschrank fast leer ist. Natürlich hat ein Koffer nicht gereicht. Pünktlich nach 30 Minuten schnappe ich mir zwei Koffer, mit denen ich nach unten laufe. Unten erscheint eine wartende Gestalt.

 

"Adam ich bin fertig."

 

Grinste ich ihn an. Hoffentlich trägt er mir das von heute Morgen nicht nach.

 

"Ok gut... em du hast nur zwei Koffer?"

 

Seine Stimme klingt wieder normal, also regenerieren wir uns doch schneller als Menschen, auch nach einem Kater. Er sprich vorsichtig, bestimmt wegen meiner Stimmung von heute Morgen. Scherzhaft um die Situation zwischen uns wieder aufzulockern, gebe ich ihm folgendes zurück.

 

"Nein ich habe nur zwei Hände um die Koffer zu halten."

 

Was für ein tolles Gefühl so "stark" zu sein, früher hätte ich nicht einmal einen Koffer hinunter  tragen können. Er lächelt, seine kleinen Grübchen sind wieder einmal zu sehen. Unten am Treppenansatz, stelle ich die beiden Koffer ab und trete zu Adam heran.

 

"Kannst du die restlichen Koffer aus meinem Zimmer holen?"

 

Blinzele ich ihn bettelnd mit meinen blauen Augen an. Die arme hinter dem Rücken gezogen und leicht nach vorne gebeugt. Seine Hand gleitet sanft über meinen Kopf.

 

"Ist doch selbst verständlich Prinzessin."

 

Grinst er zurück und geht schon im selben Augenblick nach oben. In der Zwischenzeit kommt Conner herunter.

 

"So kleines, jetzt werden wir uns eine Weile nicht mehr sehen, schließlich komme ich nicht mit."

 

Er packt die beiden Koffer, die ich abgestellt habe und geht hinaus, während ich neben ihm herlaufe.

 

"Ja ich weiß, aber du besuchst uns doch mal oder hast du vor wieder weiter weg zu fahren?"

 

Ich öffne ihm die Tür, durch die wir das Haus verlassen. Adams Auto steht schon vor den Stufen, die von der Haustür hinunterführt.

 

"Ich weiß noch nicht ob ich wegfahre, ich muss erst die Geschäfte von meinem Vater weiter betreiben bis John aus seinen Flitterwochen wieder zurückkommt."

 

Ein Piepsen ertönt als Conner auf den kleinen Knopf drückt um den Kofferraum zu öffnen.  Geschwind befördert er mein Gepäck hinein. Eine große Sporttasche, die Adam gehören muss liegt schon innen. 

 

"Ach so. Sag mal kommt Jayden nicht mit? Ich habe ihn noch gar nicht gesehen."

 

Mein Blick fährt über das hübsche 'Haus', welches ich wieder verlassen muss. Abschied nehmen gehört bei mir in der letzten Zeit zum Alltag.

 

"Ne er ist schon da."

 

Meine Augen fahren zu Conner, der entspannt am Wagen lehnt. Er hat sein Handy hervorgeholt und ist was am Tippen während er beiläufig mit mir plaudert. Ich bemühe mich nicht zu interessiert zu klingen. Lehne mich neben ihm und Frage ruhig.

 

"Wie?"

 

Ohne seinen Blick vom Display zu lösen antwortet er mir.

 

"Ja ich hab ihn angerufen und da meinte er, dass er schon gestern Nacht los gefahren ist."

 

"Ach so."

 

>Er ist also sofort losgefahren? Aber warum? Hat er sich vielleicht dort mit jemandem getroffen? Bestimmt!!<

Da kommt auch schon Adam herunter, vollgepackt mit vier weiteren Koffer. Die krachend auf dem Kies vor dem Auto landen. Er hebt mit gespielter Wut seine Hände hoch.

 

"Mensch Jen hast du keine Hobbys oder wieso packst du so viel ein?"

 

Conner kann nicht mehr anders und muss lachen, er widmet sich unserer Unterhaltung. Sein Handy verschwindet in seiner Jeans, einen Kommentar kann er sich natürlich nicht spare.

 

"Habe ich nicht >nur das Nötigste< gesagt?"

 

Er zeigt auf den Haufen vor unseren Füßen, den Adam langsam im Wagen verstaut. Und lacht aus vollem Munde weiter.

 

"Lasst mich in Ruhe!"

 

Beleidigt drehe ich mich weg und gehe zum Auto. Die Kieselsteine knirschen unter meinen Schritten. Immer müssen die sich über mich lustig machen, manchmal kommt es mir so vor als sein ich das einzige worüber die lachen können. Auf der Beifahrerseite steige ich ein. Adam packt die letzten Sachen in den Wagen und Conner stellt sich mit verschränkten Armen vor die Motorhaube, wo er mich dann mit einem finsteren Blick fixierte. Ich sehe zur Seite um ihn zu ignorieren.

 

"Jen wenn du jetzt fährst, ohne dich von mir zu verabschieden, werde ich von meinem Amt als dein großer Bruder zurücktreten!"

 

Versucht er mit einer Drohenden Stimme zu sagen. Ich will mich jetzt in den letzten Minuten auch nicht mit ihm streiten. Ein Lachen breitet sich in seinem Gesicht aus, denn ich steige aus dem Auto und schlinge meine Arme ganz fest um seinen Körper. Ich werde ihn so sehr vermissen. Er hat mich die letzten Wochen immer unterstützt und wurde zu meinem besten Freund, jetzt ohne ihn fort zu gehen fällt mir schwer.

 

"Conner du bist ein Idiot."

 

Murmel ich in sein Shirt hinein. Seine Arme umschlingen mich ebenfalls und drücken mich näher an ihn heran. Ein sanfter Kuss landet auf meinem Kopf.

 

"Bruder, das stimmt nicht denn sie denkt du bist ein süßer Idiot."

 

Mischt sich ein lachender Adam ein, und bekommt meinen DU BIS AM ARSCH Blick zugeschmissen. Ich muss mich bemühen nicht los zu heulen als ich mich von Conner löse und zum Auto gehe. Adam startet den Motor und schon geht meine neue Reise in das Unbekannte los. Conner winkt uns zum Abschied, bis wir aus der Einfahrt fahren und er nicht mehr zu sehen ist. Nach eineinhalb Stunden Autofahrt, in denen mir Adam von seinem Urlaub und von der neuen Schule erzählt ist es gleich soweit. Gleich sehe ich, mein wiedermal neues Zuhause für die kommenden zwei Jahre.

 

"Adam?"

 

Ich erblicke die lange Straße an dessen Ende schon eine große Einfahrt zu erkennen ist. Es ist abgelegen, rundherum ist keine Stadt und auch keine Einkaufsmöglichkeiten. Verständlich, es ist eine Schule voller Vampire, die sich mit Sicherheit nicht alle beherrschen können.

 

"Ja?"

 

Er dreht herum um mich ansehen zu können. Die Straße verläuft grade und ist leer.

 

"Wo muss ich eigentlich gleich hin und wohne ich dann weit von dir weg?"

 

Will ich wissen, deute ihm trotzdem wieder auf die Straße zu achten und sich beim Fahren zu konzentrieren.

 

"Keine Angst, wir regeln das schon. Ich sorge dafür, dass wir im selben Gebäude Wohnen. Wenn es klappt dann hole ich dich auf meine Etage."

 

Auf dieselbe Etage? Das wird fantastisch wenn ich so nah bei Adam sein kann, dann komme ich mir nicht so einsam vor. Ich werde es vermissen mit allen in der Küche zu frühstücken. Verdammt ich vermisse Conner jetzt schon.

 

"Wir könne auf derselben Etage wohnen? Trenne die dort keine Mädchen und Jungs?"

 

Verwunderung spielt mir über mein Gesicht. So etwas bin ich nicht gewohnt. An meiner alten Schule durften Mädchen und Jungs nicht einmal bei einer Klassenfahrt auf derselben Etage wohnen und hier leben die Tag täglich nebeneinander.

 

"Nicht wirklich, wir dürfen nur nicht im selben Zimmer wohnen, aber selbst da gibt es Ausnahmen."

 

Was sind das wohl für Ausnahmen, dass man in unserem Alter mit einem Jungen auf einem Zimmer leben darf.

 

"Wow, das ist ja Cool."

 

Wie geil ist das denn, da muss es ja richtig locker zugehen. Ich spüre das brodelnde kribbeln in meinem Bauch, ich bin schon ganz gespannt wie es dort sein wird.

 

"Freue dich nicht zu früh."

 

Zwinkert er mir zu. Dann wird es still als wir uns dem Großen Tor nähren. Meine Augen weiten sich, die Spannung in mir wächst mit jedem Meter.

 

 

"Wir sind da."

 

Schreit er laut auf. Wir fahren an das alte Tor heran. Adam lässt sein Fenster hinab und öffnet das Tor mit einer Karte die er hervorholte und in den Automaten steckt. Er fährt auf den riesigen Parkplatz, die mächtigen Gebäude die sich über einen großen Platz ausbreiten, den ich nicht überblicken kann ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich. Wie soll ich mich hier jemals alleine zurecht finden. Wir verlassen das Auto, Adam holt nur seine Tasche heraus als ich nach meinen Koffern greifen möchte schließt er die Haube und sagt nur 'später' zu mir. Ich dackele ganz verwundert neben ihm her als wir über den großen Hof schreiten.

 

"Das ist der Haupt Hof."

 

Merke ich an während wir weiter gehen. Es ist so groß wie 6 Fußballfelder und Drumherum sind die ganzen Gebäude, wiederholt schaue ich mich herum. Wir treten auf das größte Gebäude zu. Das muss das Hauptgebäude sein. Fünf breit gebaute Stufen führen zum Eingang. Schon antwortet Adam auf meine unausgesprochene Frage.

 

"Genau, da ist die ganze Verwaltung und einige Unterrichtsstunden werden in ein paar räumen in diesem Gebäude geführt. Da hinten.."

 

Sein Finger gleitet an dem großem Gebäude vorbei, zeigt auf einen Weg der links daran entlang läuft. Die große Hand von ihm legt sich auf meinen Rücken und dreht mich leicht herum, damit ich ihm besser folgen kann. Anscheinend habe ich nicht schnell genug auf seine Bemerkung reagiert.

 

"...ist mein Wohnheim."

 

Verkündigt er ganz Stolz. Wir beenden unseren kurzen stillstand und bewegen uns weiter.

 

"Hast du auch einen Mitbewohner?"

 

Möchte ich von ihm wissen. Meine Augen schwanken zwischen dem Blickkontakt mit ihm und dem Gebäude, das wir betreten. Natürlich übersehe ich in der ganzen Aufregung die letzte Stufe und stolpere leicht nach vorne, Adams Hand an meinem Bauch verhindert schlimmeres.

 

"Natürlich, Jayden!"

 

Gibt er zur Antwort. Bei dem Namen muss ich leicht zusammen zucken eine Gänsehaut bildet sich auf meinem Körper, alleine der Gedanke an ihn lässt mich vor Sehnsucht erschaudern. Wieso habe ich das Gefühl in mir ihn unbedingt sehen zu müssen. Es macht mich krank, dass ich so fühle wenn ich an ihn denke.

 

"Oh ach so, ja hätte ich mir denken können."

 

Wie dumm von mir. Ich habe Jayden tatsächlich für die letzten Stunden vergessen, es ist mir inzwischen ganz fremd nicht mehr an ihn zu denken oder mich über ihn zu ärgern. Ich habe es nicht einmal mitbekommen welche große Rolle er in meinen Gedanke übernommen hat. Ich bemühe mich ihn wieder verschwinden zu lassen, solange Adam noch nichts mitbekommen hat. Also wo waren wir? Zimmeraufteilung.

 

"Meinst du ich bekomme auch eine Mitbewohnerin?"

 

Er mustert mich mit unklaren Augen, bis sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildet und er mir leicht mit der geballten Faust auf meine Schulter stupst.

 

"Möchtest du denn eine?"

 

Ich reibe mir belustige über die an gestupste Stelle.

 

"Ich weiß nicht, es kommt darauf an wie die Leute hier so sind."

 

Will ich sofort mit einer fremden Mitbewohnerin in ein Zimmer gesteckt werden? Was ist wenn wir uns nicht verstehen und sie mir wohl möglich mein Leben zur Hölle macht, auf der anderen Seite könnte sie auch nett sein und eine Freundin kann ich gut gebrauchen. Ständig nur von Jungs umgeben zu sein macht mich langsam auch verrückt.

 

"Hmm also willst du erst einmal alleine Wohnen?"

 

Adam reist mich aus meine Überlegung heraus. Das ist, denke ich, das Beste für den Anfang bis ich mich an alles gewöhnt habe. Dann kann ich immer noch neue Freunde suchen.

 

"Wäre schön."

 

Durch unsere Unterhaltung habe ich gar nicht mitbekommen wie weit wir schon durch den Gang gegangen sind, wir steuern eine bestimmte Tür an.

 

"Kein Problem für mich."

 

Schulterzuckend grinst er mich wieder mal selbst überzeugt an. Woraufhin ich lachen muss. Mit einer Hand bedecke ich meinen Mund um mein Gelächter zu dämpfen.

 

"Hast du hier etwa so viel zu sagen?"

 

Eine meiner Brauen zieht sich fragend hoch. Seine Nase gleitet in die Höhe um noch eingebildeter zu wirken, doch seine Grübchen verraten ihn.

 

"Ja schon."

 

Adams Hand drückt die Klinke vor uns hinunter und öffnet uns den Zugang zum Raum. Er geht vor und ich schleiche mich deckend hinter ihn herein. Im Zimmer erblicke ich einen langen Schreibtisch, wo eine älter dicke Dame hinter sitzt. Sie ist kein Vampir aber menschlich ist sie auch nicht, etwas hatte sie an sich was mich abschreckte. Sie schenkt uns anfänglich keine Beachtung, bis Adam näher vortritt und sich räuspert. Ihr rundes Gesicht gleitet hoch. Die von der Brille bedeckten finsteren Augen werden augenblicklich fröhlich als sie meinen Bruder entdecken. Die miese Mine legt sich in ein faltiges lachen, sie lässt von ihre Arbeit ab und widmet sich nun vollkommen uns.

 

"Oh hallo mein lieber Adam."

 

Ihre Augen strahlten. Sie lässt keinen Raum für eine Erwiderung, denn schmollend beginnt sie zu schimpfen. Wie Omis das machen, wenn man zu lange nicht angerufen hat.

 

"Wie geht es dir? Die ganzen Ferien hast du dich nicht blicken lassen. Also ein wenig traurig bin ich schon darüber."

 

Schnell versucht Adam sie wieder zu schlichten.

 

"Ach Gladys, ich war mit Jayden Urlaub machen und wir sind erst letzte Woche Zuhause angekommen."

 

Die Frau ist vielleicht launisch, sie grinst wieder als sie Adam das Wort abschnürt um selber weiter zu reden.

 

"Ja Jayden hatte mir schon davon erzählt, aber er erwähnte nicht, dass du dir ein Geschenk aus dem Urlaub mitgebracht hast."

 

Sie richte ihre Brille und deutet mit dem Blick auf mich. Es wundert mich, dass sie nun still auf seine Antwort wartet.

 

"Nein nein, sie ist nicht aus dem Urlaub. Sie war schon da als ich nachhause gekommen bin."

 

Er fächert mit seinen Händen vorm Gesicht um die Unterstellung deutlich abzustreiten. Wie gemein ich stehe daneben und die reden über mich als sein ich ein Kätzchen das er geschenkt bekommen hat. Und Adam der Trottel kratzt sich nur dumm an der Birne als er nach den passenden Wörtern sucht um es wieder klar zu stellen.

 

"Ach mein lieber, dir wird auch alles auf dem goldenem Tablett serviert, was?"

 

Wie ein Kind schüttelt er den Kopf von rechts nach links als versuche er ein Bild aus seinem Kopf zu bekommen. Zu gerne würde ich jetzt mal zur Abwechslung seine Gedanken lesen. Verstohlen schaut er zu mir herüber. Skepsis gegenüber diesem Blick breitet sich in mir aus. >Was hast du dir vorgestellt? Doch nicht etwas wie ich dir auf einem Tablett serviert werde?< Sein grinsen verrät mir das ich genau ins Schwarze getroffen habe. Er tut als hätte er meinen Gedanken überhört und erlöst Gladys aus ihrer Fantasiewelt.

 

"Gladys du verstehst es falsch, das.."

 

Er legt seinen Arm um mich. Die Überlegung ob ich seinen Arm abwehren soll blitzt auf, verschwindet aber schnell, was bringt das schon ich bin ihm ja nicht ernsthaft böse. Es war nur eine witzige Vorstellung von ihm. Ich bemühe mich nicht so aufzuspielen und lasse seinen Arm an mir.

 

"... ist meine neue Schwester. Mein Dad hat geheiratet."

 

Ihre Augen werden groß und die Lippen spitzen sich zu einem O, was sie gleich in einem Laut wiedergibt.

 

"Oh, das hätte ich jetzt nicht erwarten. Jayden dieser Frechdachs hat mir doch im allen ernst nichts über das hübsche Mäuschen erzählt."

 

Zum ersten Mal schaut sie mir direkt in die Augen und lächelt mich warmherzig an. Sie wirkt nicht mehr so gemein und finster wie ich sie im ersten Moment eingeschätzt habe.

 

"Ja so ist er eben. Aber Gladys wir sind heute echt früh aufgestanden und nach der langen Fahrt sind wir einfach nur noch kaputt..."

 

>LÜGNER<

Und ja ich weiß, dass du mich hörst!!! Ein leichtes Lächeln huscht ihm über sein Gesicht. Er lehnt sich gegen ihren Tisch als er zuckersüß weiter redet.

 

"...kannst du Jenny bitte ein Zimmer zuteilen und ich hätte sie gerne in meiner Nähe, denn sie kennt hier noch niemanden und noch was... sie ist gerne alleine in ihrem Zimmer, also wenn du auf Mitbewohner verzichten könntest, wäre es ganz toll."

 

Die alte Dame zieht kurz ihre Augenbrauen hoch und lacht auf. Wenn er so hin schaut und dann auch noch mit so einer lieben Stimme spricht kann wohl keiner nein zu ihm sagen.

 

"Du kleine Casanova."

 

Sagt sie nur kurz und fängt an, etwas in ihren Computer zu tippen. Nach nur wenigen Sekunden atmet sie erleichtert laut aus. Es ist merklich das sie ihr Werk gut beherrscht.

 

"Ich hab da was Schönes. Es ist am anderen Ende des gleichen Ganges und es ist komplett leer."

 

Ihr Stuhl dreht herum und die füllige Frau erhebt sich von ihm um in einem verschlossenen Schrank der sich hinter ihr befindet den Schlüssel heraus zu suchen. Sie tritt vor den Tisch und übergib ihn mir mit frischer Bettwäschen und Handtüchern.

 

''Danke.''

 

Ich schenke ihr voller Erkenntlichkeit ein lächeln.

 

"So Prinzessin dann lass mal hoch gehen."

 

Adam verabschiedet sich mit einer Handbewegung von ihr und schiebt mich schon aus der Tür.

 

"Was ist mit meinen Koffern?"

 

Will ich auf halbem Weg wissen.

 

"Ich bringe sie dir später hoch."

 

Wir unterhalten uns noch ein wenig bis wir endlich vor meiner Tür stehen bleiben. Der Schlüssel passt. Das Zimmer ist riesig für eine Person und durch das Große Fenster ist es schön hell. Es ist zwar kleiner als mein Zimmer in Johns Haus aber das ist auch kein Maßstab. Ich habe wieder ein eigenes Badezimmer und im Zimmer Steht nur ein Bett, ein Doppelbett, ein Schreibtisch und zwei Kleiderschränke. Ich nehme an, dass hier vorher auch nur eine Person gelebt hat oder was soll das mit dem Bett?

 

"Jenny ich lass dich für ein Stündchen alleine, ich komme später und bringe dir dann auch deine Sachen. Tu mir bitte nur einen Gefallen und bleib erst einmal im Zimmer ok? Ich möchte nicht dass du dich verläufst."

 

"Ja ok."

 

Und schon fällt die Tür ins Schloss und ich bin alleine in diesem fremden Zimmer, daran muss ich mich erst einmal gewöhnen.

 

Die Wahrheit

Nun stehe ich hier in meinem neuen Zimmer, komplett allein gelassen. Was soll ich die Stunde in diesem Raum nur anstellen. Ich habe mich bereits durch das Bad und alles andere gewühlt. Meine Koffer auspacken wäre eine sinnvolle Beschäftigung, doch dazu fehlen mir die Koffer. Es ist hübsch hier, dass muss ich zugeben. So schlimm wird das Leben an dieser Schule, denke ich nicht werden. Ich habe wirklich vor die eine Stunde im Zimmer zu bleiben, wie ich es Adam versprochen habe. Doch als ich mich auf der breiten Fensterbank niederlasse und schwungvoll die hellblauen Vorhänge zur Seite schiebe, stellt sich mir ein riesiges Schulgelände dar. Komischerweise sind nur wenige Personen zu erblicken. Ich schaue mich um und es dürstet mich danach mir alles anzusehen. Ich habe keine Lust hier zu gammeln. Aus dem Fenster kann ich einen großen Schotterplatz sehen und dahinter grenzt ein Wald an. Auf der rechten Seite befindet sich ein Fluss und verschiedene Pflanzen, es sieht aus wie ein Park zum Spazieren. Es wird mir schon nicht schaden, mich etwas umzusehen und mein Orientierungssinn ist auch nicht übel, so schwer wird es nicht sein den Weg zurück zu finden.

Leise öffne ich die Tür zum Flur und spähe vorsichtig um die Ecke, denn ich habe wirklich keinen Bedarf auf frischer Tat von Adam erwischt zu werden. Nach meinem Kontrollblick wage ich den Versuch das Zimmer zu verlassen. Lautlos gehe ich hinaus und ziehe die Tür hinter mir zu. Der Gang ist sehr lang mit einer hohen Decke. An den Türen hängen golden Nummern. Es ist alles so still, ob sich jemand hinter den Türen aufhält. Ich kann nicht das Geringste hören. Ich frage mich wo sich das Zimmer von Adam befindet und ob er womöglich dort ist. Bedacht lasse ich meinen Blick über die Türen, meiner Nachbar Kameraden schweifen. Nur Stille. Also traue ich mich meinen Ausbruch fort zu führen. Die Treppe die ins Erdgeschoss führt ist so breit, dass da mindestens fünf man durchpassen. Ich finde es komisch, dass ich noch keinem begegnet bin, obwohl schon morgen die Schule beginnt. Das Wohnheim scheint mir so verlassen. Gruselig.

Endlich erreiche ich die Tür, die mich nach draußen lässt. Ich schiebe sie auf und trete hinaus. Die frische Luft dringt in meine Lunge. Herrlich. Ich überlege einen Moment, bevor ich blind los renne. Um an die Stelle zu kommen, die ich aus meinem Fenster gesehen habe, muss ich einmal um mein Wohnhaus gehen. Ich starte meine Reise und folge dem Schotterweg, der in die Richtung meines Zieles führt. Da sind zum ersten mal andere Schüler. Ich versuche nicht hin zu starren, doch der Blick wie er mich ansieht macht mir Angst. Es sieht so aus, als hätte er seit Tagen nichts gegessen und ich sei ein lecker Hamburger. Ist es vielleicht auffällig, dass ich neu bin?? Oder wieso gafft der mich so an? Ich hoffe er hat nicht tatsächlich Hunger. Der Junge der mir hinterherschaut, hat jetzt von dem Mädel neben ihm, ein auf die Mütze bekommen und ich kassiere einen finsteren Blick von ihr. Na toll schon habe ich Feinde und dabei habe ich noch nicht einmal etwas getan. Noch mehr Zicken kommen mir entgegen, genau auf mich zu. Sie scheinen nicht auszuweichen, deshalb trete ich einige Schritte zur Seite. Es sind drei Mädchen. Sie sind in ihr Gespräch vertieft. Die in der Mitte sieht wunderschön aus, ihre langen blonden Haare werden leicht durch den Wind in die Höhe geschwungen. Hastig kämmt sie, sie mit den Fingern wieder zurecht. Sie ist groß gebaut hat eine tolle Figur, die perfekten Model Maße, würde ich schätzen. Die beiden neben ihr sind auch ziemlich hübsch. Ob viele Vampire so gut aussehen. Als sie an mir vorbei gehen kann ich nicht fassen was ich da höre, die reden über Jayden!! Die in der Mitte mit den blonden Haaren, die erzählt doch tatsächlich was über Jayden! Ob sie über meinen Jayden, also über Adams Bruder, Jayden reden?

 

"... Kendra du bist so schlau.."

 

Wird sie von der rechten mit den kurzen braunen Haaren angehimmelt. Während sie ihr keinen weiter Beachtung schenkt. Sie holt einen kleinen Spiegel heraus um sich zu betrachten, leckt über die Lippen und schenkt sich selber einen Kuss.

 

"Ja finde ich auch, Jayden wird gar nicht anders können als dir zu verfallen."

 

Mischte sich die linke ein, dreht sich in ihre Richtung und lächelt bewundernswert die hoch gewachsene Frau an. Diese Kendra sieht aus wie ein himmlischer Engel, doch allein der Klang ihrer eingebildeten Stimme verrät, das sie ein Miststück ist. Ihr liebliches Gesicht verzieht sich zu einer arroganten Fratze.

 

"Tja Mädels mein Plan ist einfach genial. Als ob mir ein Junge einen Korb geben würde?! Das ich nicht lache. Ok und jetzt zu meinem Outfit! Wie findet ihr die neue Jacke..."

 

Sie will Jayden? Wieso will sie ihn! Sie hat einen Plan um ihn herum zu bekommen? Mensch Jenny was ist nur los mit dir? Es kann dir doch vollkommen egal sein wer was von Jayden will, er ist ein arroganter, aufgeblasener Arsch! Nicht mehr und nicht weniger. Die beiden würden perfekt zusammen passen, wie für einander geschaffen. Außerdem verstehe ich sie nicht. Mit ihrem Aussehen muss sie sich doch nicht anstrengen um bei Jayden zu landen, er nimmt doch alles was gut aussieht. Und sie würde definitionem in sein Beuteschema passen.

Ich gehe noch an mehreren Leuten vorbei bis ich endlich mein Ziel erreiche. Fast alle haben mich so doof angesehen, ich verstehe nicht warum?! Verhalte ich mich komisch? Bin ich anders? Aber womit? Ist mir jetzt auch egal, ich habe keine Lust mir um so was den Kopf zu zerbrechen, ich kann Adam später mal fragen was mit mir nicht stimmt. Ich bin endlich am Park. Von hier unten sieht er noch schöner aus, die vielen kleinen Blümchen waren von oben schlecht zu sehen. Ich laufe zum Ufer herüber, beuge mich zum Wasser hinunter. Wow der Fluss ist so klar, ich kann kleine Fische erkennen.

 

"Ma chérie, ich habe gehofft dich bald wieder zu sehen."

 

Eine Stimme erklingt direkt hinter mir. Ich zucke kurz zusammen vor Schreck. Langsam drehe ich meinen Kopf herum und sehe ihn einen Schritt von mir entfernt stehen. Es ist Luk der Junge von der Feier gestern. Die Bilder von uns wie wir uns leidenschaftlich und begierig Küssen schießen mir in den Kopf, wie gut es sich angefühlt hatte und wie schrecklich es war als Jayden es beendete. Die Erinnerung an die wütenden Worte, dass Luk mich bezirzt hätte taucht auf. Hat er das wirklich? Bin ich ihm deshalb so verfallen gewesen? Ich bin mir nicht sicher. So wie er grade vor mir steht mit diesem sanften Lächeln kann ich mir das nicht vorstellen, dass er so etwas tun würde. Ich war nur sauer über Jayden und habe mich auf diesen Kuss eingelassen, den ich letzten Endes schön fand.

 

"Oh Hallo Luk."

 

Nun wende ich auch meinen restlichen Körper in seine Richtung. Mein Haar fällt mir ins Gesicht als ich mich aus der Hocke erhebe und mich vor ihm aufrichte. Er sieht wirklich gut aus. Sein Kopf neigt sich leicht zur Seite als er seine Hand hebt und sich meinem Gesicht nährt. Was hat er wieder vor?

 

"Ich darf doch?"

 

Ich nicke ohne darüber nachzudenken. Er kommt näher, nur eine kleine Distanz bleibt zwischen uns. Mein Bauch kribbelt vor Aufregung. Es ist so ähnlich wie damals, als Jayden mich fest hielt und seinen Körper an meinen drückte. Dieses Gefühl in meinem Bauch, ein brennendes Stechen, welches sich nach dem nächsten Ereignis sehnt. Die Starre überkommt mich wiederholt. Doch er macht nichts anstößiges, er streicht mir nur eine Strähne aus dem Gesicht und gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange, bis er wieder Platz zwischen uns bringt. Beruhigung und leichte Enttäuschung breiten sich in mir aus. Ich kann mich wieder rühren und atme erleichtert aus.

 

"Verzeiht mir meinen Auftritt am gestrigen Abend, ich war, muss ich gestehen hingerissen von deiner Schönheit und konnte mich nicht mehr beherrschen. Komm lass uns ein Stück gehen."

 

Entschuldigt er sich für sein Verhalten und deutete auf den Weg vor uns. Meine Schönheit hat ihn dazu verleitet? Schon übertrieben von ihm. Dennoch folge ich ihm als er die ersten Schritte entlang des Flusses macht. Er sieht erfreut aus, dass ich ihn begleite.

 

"Schönheit? Darf ich auch deinen Namen erfahren?"

 

Sein Gesicht wendet sich mir zu und er sieht mich erwartungsvoll an. Ich erkenne mich selbst nicht mehr. Eigentlich kann ich solche Typen, mit ihren übertriebenen Schmeicheleien nicht leiden. Genauso wie Jayden, diese Arroganz in jedem seiner Blicke. Und trotzdem werde ich von ihnen beiden angezogen. Ich habe das Gefühl, als habe ich eine Schlampelnseite durch den Vampirismus erhalten. Mein Körper sehnt sich nach Vollidioten. Seine Hände gleiten in die Taschen seines Sweatshirts. Selbst so gekleidet strahlt er Eleganz und Klasse aus. Natürlich immerhin kommt er aus guten Hause, beinahe hätte ich vergessen, dass ich mich mit dem Sohn unseres Königs Unterhalte. Ungeachtet dessen sehe ich ihn wie einen normalen Jungen, immer hin habe ich noch nichts mit unserem Königreich und dem ganzen Mist zu tun gehabt. Es ist neu für mich das wir einen König haben, den alle verehren und treu ergeben sind. Conner erzählte mir mal was für ein Guter Mann unser König ist und wie sehr er ihn schätzt, seinen Sohn hatte er mir gegenüber nicht erwähnt. Aber so schlimm wie Jayden ihn beschrieben hat, kann er doch bei so einem guten Vater nicht sein. Nach der kurzen Pause beantworte ich ihm die gestellte Frage.

 

"Em ich heiße Jenny und dein Name ist Luk oder?"

 

Er nickt während er Antwortet. Wir bleiben an einem Großen altem Baum stehen. Ich lehne mich gegen den breiten Stamm, derweilen lässt Luk eine Spanne zwischen uns, er ist heute nicht so aufdringlich wie gestern. Seine Hand legt sich auf seine Brust und er Beugt sich leicht vor als er beginnt zu sprechen.

 

"Ja, Lukes Verdece aber alle nennen mich nur Luk. Also Jenny wie gesagt mein Benehmen von Gestern tut mir außerordentlich Leid und ich möchte dir sehr gerne eine andere Seite von mir zeigen, wenn du mir gestattest, würde ich dich morgen Abend zum Essen ausführen."

 

Er möchte mit mir ausgehen? Verstehe ich das richtig? Aber was versteht er unter Essen? Mein Gesicht verzieht sich.

 

"Zum Essen?"

 

Er lacht kurz auf, schüttelt gleichzeitig seinen Kopf, da ich meine Augen aufgerissen habe als sich ein blutiges Szenario in meinem Verstand abspielte. Ein Haufen Blut verschmierter Menschen und wir bei mitten drin.

 

"Ich meine ein Menschliches Dinner."

 

Seine Hand hebt sich geöffnet in meine Richtung, als würde er mir die Hand reichen. Die Schultern zucken kurz nach oben, als sei es selbstverständlich gewesen, was er mit Essen meint.

 

"Ach so... "

 

Gebe ich zur Antwort. Grübelnd suche ich nach den passenden Worten. Was soll ich bloß sagen? Wenn Jayden das erfährt, reißt er mir den Kopf ab, er hat mir gesagt, dass ich mich von Luk fernhalten soll. Was denke ich da? Was interessiert es mich was dieser Idiot davon hält! Außerdem finde ich Luk kein bisschen schlimm. Ich schiebe sein Bild bei Seite und gebe meine Entscheidung laut zum Ausdruck.

 

"...ja gerne."

 

Die zaghafte Mimik verschwindet und die Freude ist ihm deutlich an zu sehen.

 

"Gut dann hole ich dich Morgen um halb acht ab."

 

Hoffentlich ist das die richtige Entscheidung. Ich bin nicht einmal einen Tag hier und schon verabrede ich mich mit dem Prinzen über den ich im Grunde nicht das Geringste weiß. Ich denke, dass ich mich damit nicht grade beliebt mache. Ich habe auch nicht vor beliebt zu werden. Mein Plan sieht es vor, mich unauffällig durch die zwei Jahre zu quälen, nicht gesehen und auch nicht gehört zu werden. Das kann ich nun vergessen. Aber für diese Überlegung ist es jetzt auch zu spät.

 

"Ich wohne..."

 

Er unterbricht mich mit einer flüchtigen Handbewegung.

 

"Ich weiß schon wo du wohnst. Du bist so süß."

 

Seine Finger legen sich auf meine Wange, behutsam streicht er über sie als er mich 'süß' nennt. Wieder dieses beben in mir, nur warum kommt mir als erstes das Gesicht von Jayden in den Kopf wenn mich Luk berührt. Es fühlt sich schön an und doch falsch? Ich versuche mich auf das Wesentlich zu konzentrieren. Woher weiß er wo ich wohne? Verwundert und misstrauisch entgegne ich ihm.

 

"Ach so ok, wenn das so ist."

 

Es scheint ihn nicht zu stören, dass ich nicht ganz überzeugt von der Sache bin. Seine Zunge befeuchtet die Lippen die er genüsslich gegeneinander presst wehrend er die meiner beobachtet. Trotz dieser Gäste scheint er nur freundlich und ohne Hintergedanken.

 

"Ja schöne Frau, so was weiß ich eben."

 

Sollte ich mir jetzt sorgen machen? Denn ich habe dieses Zimmer erst vor einer guten halben Stunde zugeteilt bekommen und er weiß schon wo ich wohne. Er ist doch wohl kein Stalker? Seine Finger gleiten hinab. Immer noch lächelt er mich freundlich an, distanziert sich jedoch ein wenig.

 

"Och ne, nicht der."

 

Ich verstehe nicht wen er meint, denn er schaut immer noch mich an. Das freundliche Gesicht verschwindet nicht. Ich bin verwirrt. 

 

"Was ist denn los? Von wem sprichst du?"

 

Will ich von ihm erfahren. Meine Augen werden schärfer, denn ich verstehe immer noch nicht was er andeuten will. Wir sind hier alleine und Luk sieht weiterhin zu mir.

 

"Dein Aufpasser will sich wieder einmischen!"

 

Jetzt schaut er an mir vorbei und ich folge automatisch seinem Blick, bis ich einen wieder mal wütenden Jayden auf uns zukommen sehe. Déjà-vu. Das bedeutet nichts Gutes.

 

"Jayden."

 

Flüsterte ich leise vor mich hin als ich noch in mitten der Überlegung bin wie groß der Streit gleich werden wird. Wir haben uns im Grunde noch nicht einmal vertragen, er ist ja heute Nacht einfach abgehauen. Luks Hand dreht vorsichtig mein Gesicht wieder in seine Richtung.

 

"Nun gut Jenny ich verabschiede mich jetzt."

 

Jayden ist nur noch zwei Schritte von mir entfernt, als Luk meine Hand ergreift und sich mit einem Kuss auf ihr von mir verabschiedet.

 

"Bis morgen Abend, ma chérie."

 

Er ist augenblicklich von mir weggetreten, denn Jaydens erboste Gestalt steht schon neben mir. Seine Brust Wölbt sich als er zu Luk spricht.

 

"Du kleiner Bastard! Habe ich dir nicht gesagt du sollst die Finger von ihr lassen."

 

Ich spüre und kann es auch sehen, dass es ihm schwer fällt sich zusammen zu reißen und nicht auf Luk los zu gehen. Seine Fäuste sind geballt und der Kiefer angespannt. Ich weiß das Jayden sich öfter mal wegen Kleinigkeiten schlägt und schnell aus der Haut fährt. Deshalb frage ich mich wieso er ihn nicht angreift. Nicht falsch verstehen ich möchte nicht das er ihn schlägt, nur wieso kann er sich bei ihm so zurückhalten. Ist es weil er der Thronerbe ist? Das ist dann aber nicht gut das Jayden sich ständig mit ihm über mich streitet. Er soll es einfach gut sein lassen, ich kann selber Entscheidungen treffen.

 

"Tut mir leid aber ich habe jetzt keine Zeit um mit dir zu plaudern."

 

Mit diesem Satz dreht Luk sich um und verschwindet auch schon. Jayden steht eine Minute ohne etwas zu sagen und auch ohne sich zu bewegen. Ich traue mich nicht weg zu gehen oder die Stille zu durchbrechen. Seine Augen sind weiterhin auf die Stelle, an der Luk verschwand, gerichtet. Eine furchteinflößende Aura umgibt ihn fortlaufend.

 

"Was meint er damit?"

 

Mit einer starren Stimme erklingt der Satz. Meint er Luk? 

 

"Womit?"

 

Frag ich verwundert, gehe um ihn herum um in seine Augen sehen zu können. Immer noch würdigt er mich keines Blickes.

 

"Na mit seinem bis morgen Abend?!"

 

Er klingt beruhigter. Scheint als würde die Wut sich langsam lindern. Jetzt verstehe ich wovon er spricht.

 

"Wir treffen uns morgen Abend!"

 

Spreche ich die Worte, noch bevor ich mir über die Auswirkung im Klaren bin. Ein Ausdruck, den ich nicht richtig definieren kann huscht ihm über sein Gesicht. Er sieht verletzt und enttäuscht aus? Ich versteh es einfach nicht. Ich habe einen tobenden Wutausbruch von ihm erwartet. Weiter hin fixiere ich sein Gesicht, die Enttäuschung verfliegt schnell und die Wut übernimmt wieder die Oberhand über ihn. Seine Stimme klingt gepresst.

 

"Du wirst dich nicht mit ihm treffen!"

 

Wow was bildet er sich ein. Sein Gesicht ist nun voll mit Wut erfüllt und er schafft es mir in die Augen zu sehen. Ich kann seinen Zorn einfach nicht verstehen und will es auch nicht, es ist nur Zeitverschwendung. Auf so was lasse ich mich gar nicht erst ein. Ich drehe mich um und gehe in Richtung Wohnheim, einen letzten Satz sage ich ihm noch bevor ich ihn stehen lasse, um mir Luft zu machen.

 

"Du hast gar nichts zu sagen, ich kann mit ihm machen was auch immer ich will! Du bist der letzte den ich um Erlaubnis fragen würde!"

 

Er sagt nichts mehr und ich schaue auch nicht zurück. Ich weiß nur, dass er mir nicht folgt, er bewegt sich nicht von der Stelle. Wieso bin ich jetzt so voller Trauer? Es zerfrisst mich förmlich mich nicht zu ihm zu drehen, noch mal in sein Gesicht, nach dem ich mich den ganzen Tag gesehnt habe zu schauen. Ich muss wieder hoch bevor Adam bemerkt, dass ich weg bin. In Gedanke versunken lege ich den Weg zu meinem Zimmer zurück. Leise gehe ich in den Raum hinein und da höre ich es auch schon.

 

"Mensch Jenny denkst du im allen Ernst, dass ich es nicht mitbekommen würde, das du weg warst?"

 

Er springt von meinem Bett auf und stellt sich tadelnd vor mich.

 

"Tut mir Leid Adam aber ich wollte den Park sehen."

 

Ich umarme ihn, denn ich habe null Lust mich mit ihm zu streiten, ich bin so schon deprimiert genug. Anscheinend fällt es ihm auf, dass ich keine gute Laune habe, denn er lässt seinen Vortrag und erwidert meine Umarmung.

 

"Ist ja schon gut, bist ja heile zurückgekommen. Komm ich zeige dir mein Zimmer!"

 

Er drückt mich ein Stück von sich weg und nimmt mich an der Hand. Zieht mich auf den Flur hinaus, wir gehen an den Treppen vorbei und bleiben an der dritte Tür links stehen. Nach kurzem wühlen in seiner Hosentasche zückt er einen kleinen Schlüssel hervor, der uns den Zugang zum Zimmer gewährt. Als die Tür sich öffnet erscheint ein verdammt ordentliches Zimmer, es ist ein kleines Stückchen größer als meines. Es stehen zwei große Betten. Eines am Fenster und das andere an der Wand, rechts neben der Tür. Ein riesiger Flachbildschirm Fernseher hängt an der dritten Wand und ein schwarzes Sofa steht zwischen den beiden Betten zu TV gerichtet. Neben den Betten sind noch Kleiderschänke und ein Schreibtisch mit einem PC. Da ist noch eine Tür, die zum Badezimmer führen muss, es sieht hier echt gut aus. Ich fühle mich in ihrem Zimmer jetzt schon heimischer als in meinem.

 

"Wow habt ihr hier eine Putzfrau oder wieso ist es hier so ordentlich?"

 

Ich trau mich kaum hinein zu gehen, doch Adam zieht mich schon hinter sich her.

 

"Nein, das ist Jayden, er mag es nicht wenn es unordentlich ist."

 

"Er ist ordentlich?"

 

Zuhause war ich noch nie in seinem Zimmer gewesen, wir haben uns die Woche die wir uns kennen nicht grade gut verstanden. Ich weiß nur wie schrecklich unordentlich Adams Zimmer aussieht. So was habe ich von Jayden nicht erwartet.

Adam lacht laut auf.

 

"Ja ne ich weiß, erwartet man nicht von ihm! Ich frage mich wann der mal auftaucht, ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen."

 

Er lässt sich auf sein Bett plumpsen und schiebt seine Schuhe von den Füßen, die er einfach auf den Boden fallen lässt. Ok er ist wirklich nicht der Ordentlichste.

 

"Keine Ahnung, ist mir auch egal."

 

Gebe ich zur Antwort und setze mich auf das Sofa. Adam schaltet die Glotze ein und wir schauen eine Doku. Wir quatschen über die Schule und er erzählt mir was mich Morgen erwartet. Ich überlege, dass ich noch meine Koffer, die Adam hochgebracht hat, auspacken muss. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, das ich mich langsam verziehen muss, wenn ich morgen nicht verschlafen aussehen möchte. Adam schlägt noch vor mir zu zeigen wie ich meine Gedanken vor ihm verbergen kann. Also bleibe ich noch ein Stündchen, bis es endlich klappt. Stolz nimmt er mich in den Arm und wuschelt durch meine Haare. Wir liegen auf seinem Bett und ich kämpfe mit mir endlich auf zu stehen und in meine Zimmer zu gehen, bis mir mein Ausflug in den Park und das Mädchen mit den blonden Haaren in den Sinn kommen.

 

"Sag mal Adam, merkt man es mir an, dass ich neu bin? Oder stimmt etwas nicht mit mir?"

 

Verdattert schaut er mich an. Seine Braue geht hoch. Ich lehne mich zur Seite um ihn besser anschauen zu können.

 

"Wie kommst du auf so was?"

 

Er legt seinen Kopf in die Schräge und wartet geduldig auch meine Erklärung.

 

"Als ich heute spazieren gegangen bin wurde ich von mehreren Leuten so komisch angeschaut. Ein paar haben mich, wie soll ich es am besten sagen... hungrig angesehen?! Was soll das? Ist es weil ich neu bin oder ist es normal hier?"

 

Nun fängt er mal wieder an zu lachen, hält sich eine Hand vor die Augen und lässt sich nach hinten fallen. Leicht hebt er seine Hand an um mich ansehen zu können. 

 

"Prinzessin, es liegt an deinem verführerischem Geruch, wie schon erwähnt, du riechst einfach sehr lecker..."

 

Grinsend entblößt er seine Zähne bevor er weiter spricht.  

 

"...außerdem bist du echt heiß."

 

Er zuckt mit den Schultern, als sei es doch offensichtlich. Das ist mir wirklich unangenehm. Ich sehe doch stinknormal aus, dass er es auch so übertreiben muss. Ich komme lieber auf meine andere Frage zu, bevor ich vor Verlegenheit aus dem Zimmer fliehe.

 

"Ok lassen wir das mal so stehen. Kennst du eigentlich eine Kendra?"

 

Sein Grinsen verschwindet. Er zieht sein Gesicht zurück und wiederholt verwundert den Namen.

 

"Kendra? Du meinst doch wohl nicht, die aus der Königsfamilie des Feuers?“

 

Jetzt bin ich die, die nicht versteht. Ich dachte Luk sei aus der Königsfamilie.

 

"Aus der Feuer Königsfamilie?"

 

Wiederhole ich seine Worte. Was meint er damit? Das hier ist doch das Reich der Luft Familie. Adam setzt sich aufrecht hin.

 

"Hat Conner dir nichts über die Königsfamilien erzählt?"

 

Meine Geschichtsstunde beginnt erneut. Ich blicke da nicht ganz durch.

 

"Doch, dass sie die ältesten und die Mächtigsten sind."

 

Gebe ich so viel Preis wie mir bekannt ist. Erwartungsvoll erblicke ich ihn. 

 

"Ja und es gibt vier Familien jede der Familien hat ein Element, das Wasser, das Feuer, die Luft und die Erde. In jeder Generation bekommt das Älteste Kind des Hauses das Element der Familie Vererbt. Luk den du gestern kennengelernt hast, gehört zu der Familie der Luft. Er kann den Menschen wörtlich den Atem rauben. Diese Schule und die ganze USA gehören dem Luftkönigreich, Europa und noch einige weitere Länder gehören der Familie des Feuers. Also welche Kendra meinst und woher kennst du sie?"

 

Moment mal ich komme nicht mit, dass ist echt zu viel. Also wie sah sie aus. Ich bemühe mich, mir ihr Bild ins Gedächtnis zu rufen.

 

"Sie hat lange blonde Haare ist schlank und hatte zwei Mädchen an ihrer Seite, die ihr in den Arsch gekrochen sind."

 

Noch was vergessen? Arrogant, selbstverliebt könnte ich noch hinzufügen, lasse es dann aber.

 

"Ja ganz klar das ist sie. Wieso willst du wissen ob ich sie kenne?"

 

In diesem Moment öffnet sich die Tür, ich schließe wieder meinen Mund, denn er soll es nicht hören, wieso ich mich für dieses Mädchen interessiere. Ein ausgepowerter Jayden kommt ins Zimmer, erst als er voll im Raum ist, bemerkt er mich auf Adams Bett sitzen. Er guckt mich einen Moment lang an und geht dann schweigend ins Badezimmer. Ich kann in seinem Gesicht nichts lesen, keine Wut, keine Trauer, es ist einfach leer. Ob er noch immer, wegen der Verabredung sauer auf mich ist? Hasst er Luk so sehr? Er kann mich doch auch nicht besonders leiden, also was soll dieses Spielchen?

 

"Was ist denn mit meinem Bruder los? So kenne ich ihn ja gar nicht!"

 

Seine Auge fixieren die geschlossenen Badezimmertür, bis ich meinen Mund auf mache.

 

"Wir haben uns vorhin bisschen am Arsch gehabt und er ist bestimmt angepisst, dass ich jetzt hier bin."

 

Adam schaut mich intensiv an und zieht seine Augenbrauen zusammen. Ich merke wie er versucht in meine Gedanken ein zu dringen, doch ich halte ihm erfolgreich Stand. Er bekommt nur die Mauer zu sehen.

 

"Ok wenn das alles ist."

 

Natürlich spricht er mich nicht darauf an, wieso ich meine Gedanken verberge. Stille kehrt in das Zimmer ein, man hört nur das Wasser aus der Dusche. Ich fühle mich unwohl und will nur noch in mein Zimmer. Die Einsamkeit klingt grade sehr verlockend. Endlich schaffe ich es mich zu erheben. Ich streiche mein Shirt Falten frei und drehe mich zu Adam.

 

"Ich gehe dann in mein Zimmer, auspacken."

 

Mit einem Lächeln verschwinde ich in Richtung Tür.

 

"Ok wenn wir uns heute nicht mehr sehen, dann wünsche ich dir eine schöne Nacht."

 

Kommt es in einem freundlichen Ton von ihm. Ohne mich umzudrehen gehe ich aus dem Zimmer und gebe eine knappe Antwort.

 

"Danke, dir auch."

 

Die Tür zu meinem Zimmer fällt ins Schloss und ich fühle mich erleichtert, Abstand zu Jayden zu haben. Es ist schon halb elf als mir auffällt, dass mein Handy weg ist. Ich habe schon drei meiner Koffer ausgepackt und wollte Conner und Mum schreiben, dass alles gut ist. Scheiße bestimmt habe ich es bei Adam vergessen, da habe ich es zum letzten Mal gesehen. Schnell mache ich mich auf den Weg, noch bevor ich darüber nachgedacht habe, dass auch Jayden in diesem Zimmer ist und ich keine Lust habe seine miese Laune zu ertragen, bin ich auch schon vor der Tür. Langsam treibt er mich in den Wahnsinn. Kurz bevor ich an die Tür klopfen will, höre ich Adam und Jayden lautstark reden. Ich kann nicht anders als die beiden zu belauschen, sie haben mich wohl noch nicht bemerkt, denn sie sprechen in derselben Lautstärke weiter. Ich trete einen Schritt von der Tür, denn die beiden sind so laut, dass ich problemlos alles hören kann.

 

"Man Jayden sag doch was los ist du erzählst mir doch immer alles, auch wenn ich es oft nicht hören will!"

 

Erklingt Adams besorgte Stimme. Ist es so ernst? Ich hoffe Jayden ist nicht immer noch wegen der Sache von heute Mittag so schlecht gelaunt, das kann nicht der Grund sein.

 

"Lass mich einfach in Ruhe!"

 

Brüllt Jayden als Antwort zurück. Was geht da drinnen nur vor sich, ich habe die beiden noch nie so miteinander reden gehört.

 

"Du bist die ganzen letzten Tage so, seit wir nachhause gekommen sind. Nein seit du sie kennengelernt hast."

 

Nun wird auch Adams Stimme lauter. Es kommt keine Antwort. Sie? Hat er ein Mädchen kennengelernt? Mein Herz schmerzt bei der Vorstellung von Jayden und einem Mädchen. Wieso tut es so weh, ich habe ihn doch schon mit Frauen gesehen, ja gestern erst. Aber bei der Vorstellung, dass er Gefühle für ein Mädchen hat, tut es einfach weh. Ich wusste doch, dass es nichts mit der Verabredung mit Luk zu tun hat. Es hat das Fass wahrscheinlich nur zum Überlaufen gebracht, das ich >seine kleine Schwester< jetzt auch noch herum nerve und er das Gefühl hat mich vor dem großen bösen Wolf beschützen zu müssen. Am besten sollte ich gehen, doch meine Beine rühren sich nicht.

 

"Also doch es liegt an ihr, weil ihr euch gestritten habt? Ihr streitet euch doch ständig! Was ist eigentlich passiert?"

 

Sie streiten sich ständig? Mein Gehirn Arbeitet aber vor lauter Bäume sehe ich den Wald nicht.

 

"Sie war wieder mit Luk und sie will sich morgen mit ihm treffen!"

 

Sagt er durch zusammengebissene Zähne. Die Barriere in meinem Kopf zerfällt und ich kann es kaum glaube, die reden über mich. Ich bin das Mädchen, er meint mich?! Jayden ist anders wegen mir?

 

"Ja ich weiß das Luk ein Arsch ist aber lass sie, es ist ihre Sache mit wenn sie sich trifft."

 

Adams stimme kling wieder normaler, er bemüht sich seinen Bruder zu schlichten. Ich höre ihn einige Stritte machen.

 

"ICH WILL ES ABER NICHT!"

 

Kommt wieder ein lauter Schrei.

 

"Jey bleib mal locker ich finde es ja auch scheiße, aber.."

 

Noch bevor er seinen Satz zu Ende sprechen kann, kracht es. Ein stumpfer Gegenstand knallt gegen den Boden. Und Jaydens Stimmer erfüllt wieder den Raum. Was geht da nur vor sich? Was hat das zu bedeuten?

 

"Adam du verstehst es nicht ICH WILL NICHT, dass sie sich mit ihm trifft oder mit irgendeinem anderen. Ich weiß nicht was mit mir los ist. Ich habe ihn ja schon immer gehasst aber wenn ich ihn in ihrer Nähe sehe, könnte ich ihm den Hals abreißen und das sage ich nicht nur so."

 

Nach einem Stillen Moment ist Adam wieder zu hören.

 

"Verdammt Bruder was ist da zwischen dir und Jenny?"

 

Will er wissen. Was da zwischen uns ist? Nichts? Was soll denn diese Frage. Jayden kann mich nicht leiden und ich ihn auch nicht... oder? Ich muss mich sehr bemühen meine Gedanken zu verhüllen, dass er mich nicht hören kann.

 

"Ich weiß es nicht ich bekomme diese Zicke einfach nicht aus meinem Kopf, wenn ich sie sehe macht es mich glücklich und manchmal würde ich sie gerne einfach nur ... ist auch egal ."

 

Seine Stimme ist ruhige geworden und ein sehnsüchtiger Seufzer entfährt ihm. Ein lautes Lachen erhellt den Raum der sich in Stille gelegt hatte.

 

"Ich glaube es nicht, das ich DAS erlebe und das auch noch so früh ich dachte ich muss mehrere Tausende von Jahren warten, bis der Tag kommt.."

 

Adam scheint auf einmal sehr erheitert zu sein. Die Stimmung ist auf einen Schlag gedreht. Aber was findet er so witzig? Und was soll es heißen es macht ihn glücklich mich zu sehe? Er beleidigt mich doch immer nur oder zieht mich auf.

 

"Was laberst du?"

 

Unterbricht Jayden das Gelächter seines Bruders.

 

"Es ist sonnenklar!"

 

Stellt er fest und lacht munter weiter. Ich glaube ich stehe auf dem Schlauch? Was ist sonnenklar?

 

"Komm zum Punkt!"

 

Drängt Jayden. Und ich würde am liebsten zustimmen. Er soll sich klar ausdrücken und mit dem Lachen aufhören, langsam macht es mich auch sauer.

 

"Na mein Bruder, also DU, der größte aufreiße überhaupt, hat sich verliebt aber so was von! Sie geht dir derbe unter die Haut."

 

Und das Gelächter von Adam beginnt vom neuem. Ich traue meinen Ohren nicht.

Was? Er hat sich verliebt? In mich? Scheiße ich muss mich konzentrieren sonst hört Adam mich noch. Ich hab genug gehört, schnell weg von hier. Meine Beine tragen mich so schnell es nur geht wieder zurück. Ich schließe die Tür hinter mir und lege mich fassungslos ins Bett. Ich kann es nicht glauben, habe ich das wirklich gehört oder war das nur mein Verstand, der mir einen Streich gespielt hat? Minuten vergehen, ich denke immer wieder über das Gespräch von den beiden nach. Er hat sich verliebt, in MICH, er ist verliebt in mich?

Mit dem Gedanken an Jayden und einem Lächeln auf den Lippen schlafe ich endlich ein.

Jayden's Tag

Die Nacht vom Samstag auf Sonntag...

 

Jayden:

Die ganze Zeit, kann ich nicht ruhig sitzen. Was ist bloß los mit mir? Wieso laufe ich wie ein Dummer im Zimmer, hin und her? Und diese kleine Hexe, schläft auch nicht. Ich höre jede ihrer Bewegungen, wie sie sich im Bett wälzt und nicht zum Schlaf kommt. Ich bekomme ihr Bild einfach nicht aus meinem Kopf. Ich kann sie förmlich im Bett sehe, wie sie ihren kleinen knackigen Körper an die Decke schmiegt. Wie sie heute wieder aussah, am liebsten hätte ich sie auf der Tanzfläche genommen, zu gerne hätte ich mit Adam getauscht, als sie ihr geiles Hinterteil anfing zu schwingen. Was hat sie nur mit mir gemacht? Ständig muss ich an sie denken, wie sie unter mir liegt und meinen Namen stöhnt. Doch das schlimmste ist, dass ich sie nicht nur in meinem Bett haben will, ich will sie einfach um mich haben. Als ich sah wie dieser Wichser von Prinz ihre Lippen und den Hintern berührte, habe ich mich beinahe vergessen. Wenn Vater davon erfährt, dass ich diesen Schlappschwanz auf den Boden geworfen habe, gibt es Stress. Verdammt ich muss später mal für ihn arbeiten und ich kann es mir nicht leisten ihn noch mehr gegen mich aufzubringen aber wenn er sie noch einmal berührt kann ich für nichts garantieren. Ich kann nicht mehr im Zimmer bleiben ich muss an die frische Luft um einen klaren Kopf zu kriegen.

Unten an der Tür bleibe ich, mit der Hand an der Klinke, für einen Augenblick stehen und überdenke mein Handeln.

Soll ich jetzt wirklich gehen? Und was ist mit Jenny? Ich kann sie hier nicht alleine lassen, ich muss hier bleiben und sie beschützen! So was ist mir noch nie passiert, ich mag Luk zwar nicht besonders aber das war das erste Mal, dass es mich gestört hat wie er ein Mädchen angefasst hat. Es liegt nicht an Luk, nein es liegt an ihr!

Leise gehe ich in die Küche und setze mich vor das große Fenster. Schnell verliere ich mich in meinen Fragen ohne Antworten. In den Bilder die in meinem Kopf schwirren und sie tragen alle dasselbe Gesicht. Es hat im ersten Moment angefangen als ich sie gesehen habe, verdammt sah sie geil aus, in diesem kurzen Badetuch auf Conners Bett. Im nach hinein stört mich sogar das, wie konnte sie so bei meinem Bruder sitzen. Conner ist in der Hinsicht doch noch schlimmer als ich und trotzdem hat er es geschafft sie nicht anzufassen. Ich zweifele, dass ich auch so standhaft bin wie er. Sie hat mir schon in diesem Augenblick den Kopf verdreht, doch als sie ihren vorlauten Mund geöffnete hat, hat sie mich nur noch heißer gemacht, es gibt nicht viele Frauen die nein zu mir sagen, ach was labere ich da, es hat noch nie eine nein gesagt und es auch durchgezogen, am Ende durfte ich sie alle noch am selben Abend ficken. Aber sie ist anders, und ihr Geruch ist wie eine Droge die nach mir ruft, ich kann es nicht zulassen, dass jemand ihren süßen reinen Duft besudele, nicht einmal ich. Ich muss stark bleiben auch wenn ich mich nicht grade gut schlage darf ich dem drang sie mir einfach zu nehmen nicht nachgeben. Letzte Woche war ich kurz davor es einfach zu tun und sie schien nicht abgeneigt, aber ich darf nicht. Ich konnte nicht einmal die kleinen Schlampen ficken weil ich nur ihr Gesicht vor meinen Augen hatte und diese Tussen ekelten mich an, deren Blut schmeckte echt scheiße im Vergleich zu dem Geschmack den ich auf meiner Zunge habe, wenn ich an sie denke. Vater hat mich nicht umsonst angerufen, klar er hat es bestimmt auch schon Conner und Adam gesagt, dass wir bloß die Finger von ihr lassen sollen. In jeder Hinsicht. Er muss es auch gerochen haben, alle riechen es die ihr begegnen alle sehen ihre Schönheit und Vater überlässt uns die Verantwortung auf sie aufzupassen. Er sagte Sie sei was Besonderes, ist mir auch schon aufgefallen aber ich bezweifle, dass John sie so sieht wie ich. Also was soll der Mist von ihm das wir sie vor allen und jedem schützen müssen. Wenn der alte Sack erst mal zurück ist soll er mir Rede und Antwort stehen. 

Lautes stampfen holt mich aus meinen Gedanken. Dieser kleine Trampel, wieso kommt sie bloß die Treppen so hinuntergestürmt?! Ich kann sie nicht ansehen. Ich kann nicht verstehen wieso ich mich wieder so freue, dass sie jetzt hier unten bei mir ist. Will sie auch in meiner Nähe sein? Ihr Duft breitet sich wieder in der Küche aus, so wie immer ich kann nicht anders als tief einzuatmen, so süß.

 

"Wieso schläfst du noch nicht?"

 

Will ich von ihr wissen. Ich kämpfe gegen den drang sie anzusehen ich darf nicht einknicken, sie darf nicht so viel Macht über mich haben.

 

"Emmm ich?"

 

Diese Verwirrtheit in ihrer Stimme, worüber? Das ich mit ihr rede?

 

"I- ich bin nicht müde... und du?"

 

Sie ist nicht müde? Das kann sie aber jemand anderem erzählen. Wieso macht sie das, warum lügt sie? Ich schaffe es nicht mehr länger meinen Blick abzuwenden ich muss sie sehen. Ihr Gesicht sieht so verwirrt aus. Ich konzentriere mich auf ihre Augen.

 

"Was denn?"

 

Ich will zu ihr, nur kann ich es nicht. Ich bin keine gute Person, ich will nicht, dass sie über meine Aktion nachdenkt und nicht schläft. Sie soll mir fern bleiben, ich kann doch nicht anders als Frauen zu verletzen und sie? Sie ist tabu nicht nur aus meiner Sicht. John hat es mir deutlich zu verstehen gegeben und ich weiß, wann dieser Mann es ernst meint. Soll sie mich lieber jetzt für einen Arsch halten, als das ich ihr später das Herz brechen. Ich kann nicht anders und muss auch Lügen! Ich kann ihr nicht so nahe stehen wie meine Brüder es tun. Sie muss mich hassen, denn wenn sie mir nicht vom Leib bleibt, ist es mir egal wer was dagegen hat, nicht einmal mein Vater könnte mich dann noch von ihr fern halten. Was denke ich da eigentlich? Was ist bloß los mit mir? Ich schwinge mich vom Stuhl und steure sie an. Fuck. Was hat sie da an, scheiße sie macht es mir wirklich schwer, sie nicht auf den Tisch zu werfe und sie hier in der Küche zu nehmen. Ich muss mich konzentrieren, ok Augen, wo sind die Augen.

 

"Ich muss wach bleiben um den Babysitter zu spielen, falls du versuchen solltest abzuhauen. Ich hatte auch schon vor, ein paar Freundinnen einzuladen aber dann hatte ich Zweifel, sonst versuchst du wieder die hübschen auszusaugen. Deshalb bin ich wach, weil ich auf meine Brüder warte damit sie dich am Hals haben und ich endlich meinen Spaß haben kann! Aber wenn ich mir dich so anschaue, könntest du meinen Spaß auch stillen."

 

Was soll dieser Ausdruck in ihrem Gesicht? Sie soll mich für einen Arsch halten. Bilde ich es mir nur ein oder freut sie sich grade? Sie soll doch wütend auf mich werden, mich hassen. Ich muss hier weg. Doch noch einmal muss ich mir dieses Bild einprägen, niemand kann es mir verbieten sie in meiner Fantasie zu berühren. Schnell in mein Zimmer, sonst wird aus der Fantasie die Realität. Ich höre wie sie langsam hoch in ihr Zimmer geht. Sie geht auf ihr Sofa, nicht ins Bett? Ach so sie schaut TV. Ich warte bis Conner wieder da ist und dann haue ich ab! Dieses warten macht mich noch verrückt, ich zähle jede Sekunde, bis ich endlich ein Geräusch von unten wahrnehme. Na endlich da ist einer der beiden Pfosten. Nur ein paar wichtige Sachen zusammen schmeißen und dann ab zum Internat, ich brauch Abstand, Abstand von ihr. Ohne Adam zu begegnen verlasse ich das Haus und steige schnell in meinen Wagen. Mit jedem Meter der mich von ihr entfernt werde ich wieder ruhiger es ist besser so. Was soll ich nur tun wenn sie wieder in meiner Nähe ist, es ist so verdammt schwer. Die Fahrt hierhin kam mir sehr lange vor, da meine Gedanken immer wieder zu ihr abschweifen! Es ist schon helle geworden, immerhin haben wir auch schon fast acht Uhr. Doch jetzt bin ich hier! Ich muss eben Gladys grüßen, sonst köpft sie mich! Diese Teufelsfrau...

Vor ihrem Büro atme ich noch einmal tief durch, ich bin so verdammt müde.

 

"Hallöchen mein hübscher Engel."

 

Begrüße ich die alte Dame. Die vor Freude sofort aufspringt. Es ist immer gut sich mit möglichst vielen Leuten gut zu stellen, das war das erste was John mir beigebracht hat. Möglichst viele Verbündete um sich scharen.

 

"Oh Jayden mein Lieber, du bist ja endlich wieder da!"

 

Sie umgeht ihren Schreibtisch und schließt mich in ihre Arme. Sie ist immer so anhänglich, vor allem nach den Ferien.

 

"Ja, war diesmal länger weg, bin mit Adam bisschen herumgereist."

 

Normalerweise kommen wir eine Woche eher hier hin um zu entspannen, denn Vater kann einem auf die Eier gehen, ich bin sehr froh darüber so weit von ihm entfernt zu wohnen. Wir verstehen uns einfach besser, wenn wir uns nicht jeden Tag über den Weg laufen. Ich weiß noch als ich 15 war und er mir immer auf die Nerven gegangen ist und ich endlich ausziehen durfte, musste.

 

"Wo ist denn dein Bruder? Also das man euch beide getrennt sieht passiert auch nicht alle Tage!? Was ist los? Habt ihr streit?"

 

Es stimmt Adam und ich hängen immer auf einander, schon seit wir klein waren. Ich bin mir aber sicher, dass er es mir nicht übel nimmt, dass ich schon ohne ihn gefahren bin. Außerdem ist er in bester Gesellschaft.

 

"Unsinn. Ich konnte nicht schlafen und bin schon mal los gefahren. Wir hatten eh vor, mit zwei Autos hier her zu fahren."

 

Beruhige ich sie bevor sie noch in Tränen ausbricht, was für eine komische Frau sie doch ist.

 

"Na dann ist gut, ich habe mich schon gesorgt."

 

Erleichtert atmet sie aus.

 

"Nein alles bestens. Ich muss jetzt hoch. Bin nämlich müde!"

 

Und das ist nicht einmal gelogen, meine Augen fallen schon im Stehen zu. Ich brauche mein Bett.

 

"Gut, aber komm später noch einmal vorbei, dann gebe ich dir deinen Stundenplan!"

 

"Mach ich, ciao."

 

Ich verlasse das Büro und bin heil froh als ich in meinem Zimmer ankomme und mich in mein verdammt geiles Bett fallen lasse. Ich schreibe Conner noch schnell, dass ich schon hier bin. Nur ein paar Stunden damit ich wenigstens ein wenig Schlaf bekomme.

 

Mein Blick fällt auf mein Handy, Conner will wissen wieso ich einfach abgehauen bin, kein Bock auf Erklärungen, ich drücke den aus Knopf und werfe das Teil bei Seite.

Viel geschlafen habe ich ja nicht. Selbst in meinem Träumen verfolgt sie mich! Ob sie und Adam schon hier sind? Bestimmt. Ich glaube etwas frische Luft würde mir jetzt ganz gut tun. Keine Lust das die beiden gleich hier im Zimmer aufkreuzen. Ich gehe runter in den Park, da kann ich meinen Kopf abschalten. Schnell bereue ich meine Entscheidung, von wegen abschalten!

Jenny?! Ich glaube es nicht dieser Wichser ist bei ihr. Jetzt haut er schnell ab, weil ich komme. Der macht das doch mit Absicht. Ich bin immer noch verdammt müde und kaum das ich ihr Gesicht gesehen habe und das er wieder bei ihr ist stürme ich ohne weitere Überlegungen auf die beiden zu.

 

"Bis morgen Abend, ma chérie."

 

Sagt Lug zu Jenny und gibt ihr einen Handkuss. Ich reiß ihm gleich seinen scheiß Kopf ab! Er soll aufhören sie anzufassen!

 

"Du kleiner Bastard! Habe ich dir nicht gesagt du sollst die Finger von ihr lassen."

 

Er denkt nur weil er ein verfickter Prinz ist kann er sich alles raus nehmen. Nicht mit mir.

 

"Tut mir leid aber ich habe jetzt keine Zeit um mit dir zu plaudern."

 

Keine Zeit? Dieser Hund zieht doch nur seinen Schwanz ein. Ich muss mich entspannen ich darf ihm nicht nachlaufen und den Hals umdrehen. Nein keine gute Idee. Ok langsam geht’s wieder. Und jetzt zu Jenny. Ich konnte noch hören, dass er etwas von morgen gesagt hat.

 

"Was meint er damit?"

 

Will ich von ihr wissen. Ich versuch so normal es nur geht zu klingen.

 

"Womit?"

 

Fragt sie verwundert. Womit wohl?! Provoziert sie mich mit Absicht? Ganz ruhig ich will sie nicht verjagen, sie soll mich zwar hassen aber doch nicht für gestört halten.

 

"Na mit seinem bis morgen Abend?!"

 

Ich bemühe mich sehr es nicht wütend klingen zu lassen. Sie sucht den Augen Kontakt, doch ich kann sie noch nicht ansehen.

 

"Wir treffen uns morgen Abend!"

 

Ihre Antwort zerstört meine Bemühungen auf einen Schlag. SIE TREFFEN SICH ?? NEIN!! Das lasse ich nicht zu!

 

"Du wirst dich nicht mit ihm treffen!"

 

Sie darf sich nicht mit ihm treffen, er ist viel zu schlecht für sie, er will sie doch nur ficken! Mein Ton hört sich befehlshaberisch an doch die Stimme in meine Kopf fleht, dass sie es nicht tut.

 

"Du hast gar nichts zu sagen, ich kann mit ihm machen was auch immer ich will! Du bist der letzte den ich um Erlaubnis fragen würde!"

 

Ich sehe nur noch wie sie weg geht. Ich lege mich in die Wiese und denke noch einmal über alles nach. Kurz penne ich weg, der Traum aus dem ich erwache lässt mich nur noch mehr brodeln. >ich kann mit ihm machen was auch immer ich will<  Sie kann mit ihm machen was sie will? Sie meint wohl er kann mit ihr machen was er will. Ich habe es ja auf der Terrasse gesehen wie schnell er das von ihr bekommen hat, was ER will. Was soll ich dazu sagen? Wie kann ich es ihr verbieten? Mit welchem Vorwand? Und wieso soll ich es ihr überhaupt verbieten, es ist doch ihre Sache. Vielleicht ist es sogar das Beste um sie mir aus dem Kopf zu schlagen.

Sie will sich mit ihm treffen, dann soll sie es doch tun! Es hat mich noch nie interessiert, was eine Frau macht und denkt also sollte sie mich auch nicht bei ihr interessieren. Ich gehe ihr einfach aus dem Weg. Soll doch Adam den Beschützer spielen oder wenn sie für John so wichtig ist soll er ihr eine Leibgarde besorgen! Ich bin raus ich pfeife auf sie.

Ich mache das, was ich am besten kann und suche mir ein Spielzeug, die nächste die mir den Weg kreuzt und nicht zum kotzen aussieht, wird flachgelegt! Ich lasse dieses Mädel nicht meiner Gedanke kontrollieren. Ich stürme grade los als meine Entscheidung sofort als die Richtige bestätigt wird.

Wenn das mal kein eindeutiges Zeichen vom Schicksal ist, ich denke an hemmungslosen Sex ohne Gespräche und Kuscheln danach und siehe da wer schon auf mich zukommt, die Hofschlampe.

 

"Hallöchen Jayden."

 

Ihr rot gefärbten Haare werden von einer Windbrise gestreichelt und sie zeigt mir ein verführerisches Lächeln. Mit offenen Armen kommt sie auf mich zu gestürmt. Na noch einfacher geht es wohl nicht.

 

"Hallo Easy!"

 

Das ist ihr Spitzname, sie weiß genau so gut wie alle anderen, wie sie ihn bekommen hat. Und es macht ihr nichts aus. Ich erwidere ihr Lächeln und schau sie mir von oben bis unten an. Hohe Schuhe, ein viel zu knapper Rock mit einem kleinen Oberteil. Ihr Körper ist wirklich nicht von schlechten Eltern und das weiß sie auch. Ok, damit kann ich arbeiten. Heute ist ihr Glückstag, sie wollte es schon so oft von mir und heute gebe ich es ihr richtig.

Sie kommt näher und legt lachend ihre Hand auf mein Arm.

 

"Na Jey, wie hast du deine Ferien verbracht."

 

Verdammt sie ist wie immer drauf. Sie nimmt ständig dieses Zeug was uns high macht. Ich hab es auch paar Mal ausprobiert, dass Zeug ist echt krass nicht zu vergleichen mit Alkohol. Doch als ich mal drauf war und Conner uns überraschend besuchen kam hat er mich so dermaßen vermöbelt, dass mir die Lust auf das Zeug ganz schnell vergangen ist. Und das John es beim nächsten Mal erfahren würde, hat mir als Drohung gereicht. 

 

"Gut und du?"

 

Ich bemühe mich nicht einmal freundlich zu klingen oder sie mit schönen Worten zu umwerben.

 

"Also meine waren toll ich war ..."

 

Dieses Gequatsche nervt! Ich stehe hier nicht herum, um mir ihre blöden Geschichten anzuhören.

 

"Sag mal Easy, hast du dieses Jahr wieder dasselbe Zimmer."

 

Unterbreche ich ihre öde Erzählung. Verwirrt schaut sie mich an. Lässt jedoch nicht von mir ab. Gut so, ich habe kein Bock mich grade um eine Frau zu bemühen.

 

"Emm ja?!"

 

Stottert sie vor sich hin. So sprachlos kenne ich sie gar nicht. So eine Wendung hat sie nicht erwartet.

 

"Ich hab es noch nie von innen gesehen."

 

Jetzt schnallt die hole Nuss wo drauf ich hinaus will und grinst mich wieder an. Ihre Augen werden schmaler, als sei sie auf der Jagd. Als ob! Sie ist die Beute die schon am Boden liegt, ich bin einfach grade zu faul für das Spiel.

 

"Das ist aber schade, das sollten wir so schnell wie möglich nachholen."

 

Ihr Griff um meinen Arm wird fester. Sie ist ganz gierig nach mir. Ich wette sie ist allein von dem Gedanken schon ganz feucht.

 

"Dann lass uns losgehen."

 

Befehle ich ihr. Ich zeige mit meinen Augen und dem Kopf in die Richtung von ihrem Wohnheim.

 

"Jetzt?"

 

Sie macht doch nicht etwas einen Rückzieher?  Grade erfüllt sich ihr jahrelanger Traum von mir zwischen ihren Beinen.

 

"Später hab ich keine Zeit. Aber wenn du nicht willst auch ok."

 

Ich löse ihre Hand von mir und drehe mich um, um zu gehen. Ich werde sie doch nicht darum bitten, soweit kommt's noch. Da umklammert sie meinen Arm mit ihren schlanken Fingern und zieht mich wieder zu sich.

 

"Nein, nein Unsinn, jetzt ist perfekt."

 

"Ausgezeichnet."

 

Die Nuss klammert sich immer noch an meinem Arm und führt mich in ihr Zimmer. Auf dem Weg sprechen wir kein Wort, sie versucht eine Unterhaltung zu beginne, die ich schnell zum Ersticken bringe. Als die Zimmertür hinter uns ins Schloss fällt, geht die Party los!

Ich schließe die Tür und schon hängt sie mir am Hals und schiebt mir ihre Zunge in den Mund. Abartig! Wo sie damit schon überall war. Ich stoße sie von mir weg, denn schließlich bin ich nicht zum Knutschen gekommen. Sie bleibt ein Meter von mir geschockt stehen, bis ich auf sie zukomme und ihr die Kleider vom Leib reise. Es interessiert mich recht wenig ob ihr Gucci Shirt jetzt in kleinen Fetzen auf dem Boden verteilt liegt. Ich will sie nur Ficken und dann in meinem Bett pennen. Sie wird jetzt auch wild, gut so, ich mag es wenn sie Pfeffer im Arsch haben. Sie stößt mich gegen die Wand und fängt an mich leicht zu beißen, knöpft währen dessen meine Hose auf die sie gekonnt zum Boden gleiten lässt. Fließend arbeite sie sich nach unten hindurch, bis sie mit ihrem Mund an meinem Schwanz ist, der schon bereit ist. Sie nimmt ihn tief in sich auf und saugt ganz gierig, es sollte sich jetzt gut anfühlen, aber sie langweilt mich nur. Dann sollte ich wohl die Kontrolle übernehmen. Ich reiße sie von mir weg, schubse sie aufs Bett, öffne ihre Beine mit meinem Knie währen ich mich an ihren Titten zu schaffen mache bis ich in sie eindringe und sie vollkommen ausfülle. Sie stöhnt vor Erregung und rammt mir ihre Nägel in den Rücken. Doch mit jedem stoß werde ich immer lustloser, sie törnt mich überhaupt nicht an. Was ist bloß los mit mir, früher war es mir komplett egal wer vor mir lag, Hauptsache weiblich! Sie stöhnt mit jedem Stoß. Ich höre auf und ziehe meine Sachen an.

 

"Ey was machst du da? Wieso ziehst du dich an? Wir sind doch noch nicht fertig."

 

Das habe ich mir ganz anders vorgestellt. Sie gleitet ihren nackten Körper aus dem Bett und versucht sich an mich heran zu schmiegen. Ich schüttele sie ab und gehe auf die Tür zu. 

 

"Du bockst nicht, sorry."

 

Mit diesen Worten lasse ich sie stehen und verzieh mich schnell, bevor sie noch auf die dumme Idee kommt mir zu folgen. Die frische Luft tut so gut. Verdammt ich bin wegen diesem Mädchen so gestresst. Mein Zimmer ist jetzt was ich brauche. Beim Öffnen der Tür höre ich ihre Stimme. Ein kurzer Blick zu ihr und mein Herz füllt sich mit Trauer und Wut, bemühe mich jedoch nichts anmerken zu lassen. Ich sehe sie, vor meinem inneren Auge, mit diesem Bastard und könnte kotzen. Aber es sollte mich nicht interessieren. Es interessiert mich nicht!

Ich will jetzt nur ins Bad. Eine heiße Badewanne ist jetzt genau das richtige für mich. Ich muss den Dreck von Easy von mir bekommen. Ich stinke nach ihr.

Jenny ist kurz nach meinem Erscheinen abgehauen, das ist gut so. Ich bleibe eine gute Stunde in der Wanne, immer wieder lasse ich das abgekühlte Wasser ablaufen und füllte mit heißem Wasser wieder nach. Bis ich aus der Wanne steige, mich abtrocknete und meinen müden Körper in das Bett fallen lasse.

Verdammt ich bin so müde und kann trotzdem nicht meine Augen schließen, die letzten Tage gehen mir nicht aus dem Kopf.

 

"Bro was ist los?"

 

Egal wie sehr ich ihn liebe, er soll mich jetzt einfach in Ruhe lassen und mich nicht nerve. Ich kann grade auf gute Ratschläge verzichten.

 

"Nichts."

 

Murmel ich in mein Kopfkissen hinein. Doch er lässt nicht locker.

 

"Sag schon!"

 

Nervt Adam weiter. Wie immer er kann es einfach nicht sein lassen. Den ganzen verfluchten Tag verbringt er ausgerechnet mit ihr und jetzt auf einmal juckt es ihn was los ist.

 

"Adam!"

 

Er soll mich nicht auf die Palme bringen. Ich will nur versuchen zu penne nicht grade viel was ich da verlange.

 

"Man Jayden sag doch was los ist du erzählst mir doch immer alles, auch wenn ich es oft nicht hören will!"

 

Das ist was anderes. Es ist keine Sexgeschichte oder Eroberung mit der ich prallen will. Er  nervt! Mein Geduldsfaden reißt. Ich hebe meinen Kopf und Brülle ihn an. Er braucht es um zu verstehen dass ich kein Bock auf ein Gespräch habe. 

 

"Lass mich einfach in Ruhe!"

 

 Versteht er es nicht?? Ich habe keinen Bock mit ihm zu reden!

 

"Du bist die ganzen letzten Tage so, seit wir nachhause gekommen sind. Nein seit du sie kennengelernt hast."

 

Seit ich sie kennengelernt habe? Bin ich wirklich anders geworden. Ich setze mich auf und schaue zur Seite.

 

"Also doch es liegt an ihr, weil ihr euch gestritten habt? Ihr streitet euch doch ständig! Was ist eigentlich passiert?"

 

Was passiert ist? Luk ist passiert. Er will sie flachlegen und sie mach da wahrscheinlich auch noch mit.

 

"Sie war wieder mit Luk und sie will sich morgen mit ihm treffen!"

 

Platzt es aus mir heraus. Ich spüre wie das Tier in mir die Oberhand übernimmt.

 

"Ja ich weiß das Luk ein Arsch ist aber lass sie, es ist ihre Sache mit wenn sie sich trifft."

 

Ihre Sache? Leichter gesagt als getan. Wäre geil wenn ich auch so denken könnte.

 

"ICH WILL ES ABER NICHT"

 

Ich springe auf und schreie ihn an. Adam richte seine Handflächen auf, um mich zu beruhigen. Er macht ein perplexes Gesicht.

 

"Jey bleib mal locker ich finde es ja auch scheiße, aber.."

 

Ich greife nach der Vase, die auf dem Tisch steht und werfe sie gegen die Wand. Ich muss meine Wut loswerden und ich will sie nicht an ihm auslassen.

 

"Adam du verstehst es nicht ICH WILL NICHT, dass sie sich mit ihm trifft oder mit irgendeinem anderen. Ich weiß nicht was mit mir los ist. Ich habe ihn ja schon immer gehasst aber wenn ich ihn in ihrer Nähe sehe, könnte ich ihm den Hals abreisen und das sage ich nicht nur so."

 

Immer noch bleibt er auf Abstand. Vorsichtig stellt er seine Frage.

 

"Verdammt Bruder was ist da zwischen dir und Jenny?"

 

Er schaut mich fragend an. Ich muss es ihm sagen, er ist mein Bruder, mein bester Freund, wenn nicht ihm wem dann?

 

"Ich weiß es nicht ich bekomme diese Zicke einfach nicht aus meinem Kopf, wenn ich sie sehe macht es mich glücklich und manchmal würde ich sie gerne einfach nur ... ist auch egal."

 

Fuck hört sich das schwul an. Ich würde sie gerne einfach nur küssen, dass ist echt peinlich. Soll ich ficken hinzufügen? Jetzt fängt er an zu grinsen und dann lacht er aus vollem Halse. Was ist denn mit dem los?

 

"Ich glaube es nicht, das ich DAS erlebe und das auch noch so früh ich dachte ich muss mehrere Tausende von Jahren warten, bis der Tag kommt.."

 

Was für ein Tag? Skeptisch schaue ich in sein Gesicht. Der Zorn verfliegt, nachdem ich es ausgesprochen habe. Es hat echt geholfen es Adam zu sagen. Aber wieso zur Hölle lacht er?

 

"Was laberst du?"

 

Will ich nun erfahren. Er kriegt sich kaum noch ein.

 

"Es ist sonnenklar!"

 

Meint Adam. Nun für mich nicht.

 

"Komm zum Punkt!"

 

Dränge ich ihn mit der Sprach raus zu rücken. Er fällt auf die Knie. Reiß sich jedoch am Riemen um weiter zu sprechen. 

 

"Na mein Bruder, also DU, der größte aufreiße überhaupt, hat sich verliebt aber so was von! Sie geht dir derbe unter die Haut."

 

Und das Gelächter fängt wieder an. Ich? Ich bin doch nicht in sie verliebt, oder doch?

 

"Nein bin ich nicht."

 

Sage ich so leise, dass ich es nicht einmal selber glaube. Bin ich deshalb so besessen von ihr? Es stimmt, noch nie habe ich mich so gefühlt aber habe ich mich in sie verliebt? Ich kenne sie doch gar nicht oder?

 

"Jay ich kenne dich besser als jeder andere und glaub mir, DU bist in sie verliebt. Ich hab es schon die ganze Zeit geahnt, aber ich dachte immer wieder, nein nicht Jayden. Aber jetzt bin ich mir ganz sicher, du bist in sie verliebt ob du es sagst oder nicht, aber was so ist, ist so! Du klebst ihr die ganze Zeit unauffällig am Hintern, passt auf sie auf und regst dich auf, dass jemand mit ihr ausgehen will. Und das größte Argument, du hast in den letzten Tagen nichts gevögelt und das ist ein ganz anormales Verhalten von dir."

 

Er lacht wieder. Geht zu seinem Bett und lässt sich fallen. Nun die letzte Aussage stimmt nicht so ganz.

 

"Naja nicht ganz, ich hab heute Easy flachgelegt."

 

Sage ich einfach grade raus. Ich warte auf seine Erklärung, wieso ich das gemacht haben soll, wenn ich doch in Jen verliebt bin. Es macht keinen Sinn, es ist nicht möglich oder?

 

"Oh Mann das ist scheiße, das sollte nicht raus kommen, sonst hast du es bei Jenny verschissen."

 

Na und? Ich bin nicht bemüht sie zu beeindrucken.

 

"Wieso sollte es mich interessieren? Ich will nichts von ihr und außerdem wieso sollte es sie interessieren?"

 

Adam schmeißt mir einen BIST-DU-DUMM Blick zu. Zu meiner Vereidigung, den bekomme ich sehr selten zusehen.

 

"Weil sie auch in dich verliebt ist?!"

 

Was stimmt nicht mit ihm? Was für Geschichten spinnt er sich zusammen und redet es mir auch noch ein. So ein Scheiß brauche ich echt nicht.

 

"Nein das ist sie nicht, ich weiß doch wie sich Mädels, die in mich verliebt sind, in meiner Gegenwart verhalten."

 

Der hat sie doch nicht mehr alle beisammen. Ich erlebe es ständig, dass Weiber mehr von mir wollen und das sieht anders aus.

 

"Also erstens sie schaut dich immer an, zweitens es macht sie wütend dich mit Weibern zusehen und drittens ich kann ihre Gedanken lesen?! Und glaub mir, in jedem Gedankengang von ihr kommt mindestens einmal das Wort "Jayden" vor."

 

Sie denkt an mich? Und schaut mich an? Das ist mir nicht aufgefallen. Wieso macht er mir Hoffnungen? Was für Hoffnungen?! Alter Jung bleib mal locker lass dir von Adam nicht so einen Bullshit einreden.

 

"Natürlich und wieso trifft sie sich dann mit Luk?"

 

Gute Frage!

 

"Sag mal bist du so Dumm oder tust du nur so? Man man man ich glaube die liebe, tut deine Intelligenz nicht gut..."

 

Er lacht mich wieder aus und dann spricht er weiter.

 

"...sie macht das um dich wütend zu machen, sie will sehen, dass du dich für sie interessierst!"

 

Als ob. Oder? Hat er vielleicht Recht? In solchen Momenten beneide ich Adam um seine Fähigkeit. Es reicht für heute.

 

"Adam lass mich jetzt bitte schlafen."

 

Er weiß, dass ich nachdenken muss und lässt mich einfach in Ruhe. Lange, bis in die Nacht hinein liege ich noch da und denke über seine Worte nach. Er hat recht, ich habe mich in sie verliebt und sie sich vielleicht auch in mich? Langsam halte ich es nicht mehr aus und meine Augenlider fallen zu.

Der Kuss

 

Jenny

 

 

Mein Wecker klingelt und die Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht. Ich wache mit einem Lächeln auf den Lippen auf, nicht einmal das nervige Geräusch, das mich aus den Träumen reißt, stört mich grade. So gut habe ich schon lange nicht geschlafen, als ich denn endlich schlafen konnte. Ich könnte die ganze Welt umarmen. Ich bekomme das Grinsen einfach nicht aus meinem Gesicht.

Er hat sich in MICH verliebt. Muss ich mir erneut ins Gedächtnis rufen und es macht mich glücklich. Wieso nur macht es mich so froh? Ich richte mich in meinem Bett auf und lasse meine Hände auf die Decke fallen. Ich muss es mir selber eingestehen, eigentlich weiß ich es doch schon längst. Wieso traue ich es mich nur nicht, dazu zu stehen. Ich hege dieselben Gefühle für ihn. Ich war neidisch auf all diese Mädchen, die ihm so nahe sein durften, die Angst von ihm abgewiesen zu werden oder nur benutzt, ist so groß, dass es mir sogar schwer fällt ehrlich zu mir selbst zu sein. Doch der gestrige Abend hat alles verändert.

Nur wie soll ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten? Soll ich alles riskieren und auf ihn zugehen? Er hat ja nicht zugestimmt, dass er wirklich in mich verliebt ist, es waren nur Adams Worte. Was ist wenn es nicht so ist? Meine Freude verfliegt und die Skepsis breitet sich in mir aus. Habe ich vielleicht alles nur falsch aufgefasst? Es ändert jedoch nichts an meinen Gefühlen für ihn, soweit bin ich mir sicher. Und was soll ich mit der Verabredung heute Abend machen? Ich will mich nicht mit Luk treffen und ich werde mich auch nicht mit ihm treffen können. Es wäre unfair von mir. So bin ich nicht, ich kann Luk keine Hoffnungen machen, wenn ich doch etwas ganz anderes begehre.

Langsam stehe ich auf und gehe ins Badezimmer. Es gibt grade auch noch andere Wichtige Dinge an die ich denken sollte. Am besten schiebe ich das kleine Jayden Problem auf später. Schließlich ist heute mein Erster Schultag. Das erste Mal unter so vielen Vampiren und das ganze ohne den Schutz von Conner. Er fehlt mir. Was er wohl von mir denken wird, wenn ich mich an Jayden heran schmeißen würde? Das hört sich doof an. Das werde ich mit Sicherheit nicht tun. Verdammt ich lande immer wieder bei ihm. Also, neue Schule, erster Schultag, da bin ich stehen geblieben. Ich habe noch genug Zeit um mich in Ruhe zu duschen, denn wir haben gerade mal sechs. Ab sieben Uhr gibt es Essen in der großen Mensa. Und das Beste ist, da gibt es nicht nur Blut! Auch Menschen Essen wird da angeboten. Ich soll um fünf vor sieben bei Adam sein.

Als ich aus der Dusche raus komme ist es wieder da, das Grinsen, es will einfach nicht verschwinden. Ich fasste es nicht wie Glücklich es mich macht, es mir ein zu gestehen. Ich muss zugebe, dass ich hoffe ihm gleich zu begegnen. Ich weiß zwar noch nicht wie ich mich verhalten soll aber es ist mir auch egal ich freue mich einfach nur ihn zu sehen.

Nach dem Abtropfen und schminken ist es schon zehn vor und ich muss mich noch anziehen. Geschwind suche ich mir ein paar Sachen zusammen und mache mich auf den Weg. Ich husche durch den Flur, bis ich zum Stehen komme. An der Tür von Adam und Jayden angekommen, höre ich hin, ob die beiden wieder am Reden sind. Doch ich kann kein Geräusch wahrnehmen. Es ist still. Was soll ich bloß machen wenn ich gleich Jayden begegne? Wie soll ich mich verhalten? Jetzt wo ich weiß, dass er Gefühle für mich hat und er nichts von meiner Erkenntnis ahnt. Oder vielleicht hat er auch keine Gefühle für mich und ich werde im Raum stehen und ihn wie eine Irre an schmachten. Nein ich muss mich zusammen reißen. Naja was sagt Mum immer? Augen zu und durch. Ich klopfe zwei Mal an ihre Tür. An der Tür hängt eine goldene Nummer. Sie haben das Zimmer 306. Es ist immer noch alles ruhig. Bis sich die Tür ganz leise öffnet und mich, ein in Boxersthorts bekleideter, gähnender, Jayden, mit seinen großen dunklen Augen anblickt.

 

"Du?"

 

Kommt es von ihm fragend. Seine Haare sehen zerzaust aus, als habe ich ihn grade aus dem Bett geholt. Zuhause lief er bislang noch nie, nur so bekleidet durchs Haus, das war immer Conners Part. Er sieht richtig süß aus. Und zugleich sexy. Ich bemühe mich meinen Blick auf seinem Gesicht zu halten.

 

"Emm ja, ich sollte Adam abholen. Wir wollten zusammen in die Mensa essen gehen."

 

Sage ich den Satz glücklicherweise ohne stottern und auch ohne jegliche Aussetzer.

 

"Ach so, komm erst einmal rein. Er ist gerade noch unter der Dusche."

 

Er öffnet die Tür weiter auf, sodass ich eintreten kann. Er geht vor und ich kann eine fabelhafte Aussicht genießen. Sein Körper ist der Wahnsinn. Ich setze mich auf das mir schon vertraute Sofa. Jayden legt sich auf sein Bett und schaut zum Fernseher. Wo ein Musik Sender läuft. Ich schaue auch hin, doch werde den Gedanken nicht los, dass ich mit ihm reden muss. Es muss sich etwas zwischen uns ändern. Aber es ist so schwer ihn anzusehen und trotzdem ordentlich weiter zu rede. Kann er sich nicht mal endlich etwas anziehen? Ich knebele an der Sofalehne bis ich meinen ganzen Mut zusammen nehme und ein Gespräch beginne.

 

"Kommst du auch mit uns mit? Oder hast du keine Lust auf uns?"

 

Fragte ich ihn mit gefangener Stimme, bemüht es beiläufig klingen zu lassen. Ich merke, dass er zu mir herüber schaut und halte es nicht mehr aus meine Augen von ihm zu lassen. Er schaut mich mit einem tiefen Blick an. Es ist beinahe gruselig wie er mich ansieht! Sonst schaut er mich immer nur kurz an, wenn überhaupt. Kommt schließlich nicht oft vor, dass wir miteinander reden.

 

"Wenn du mich dabei haben möchtest, komme ich gerne mit."

 

So eine freundliche Stimme von ihm zu hören. Das sind ja ganz neue Töne von den Herren. Was ist denn da los? Er sagt nicht, wenn WIR ihn dabei haben möchten, nein er bezieht sich nur auf mich. Ok ich darf da echt nicht zu viel hinein interpretieren. Immer schön locker bleiben Jenny! Ich muss es jetzt ganz ruhig klingen lassen. Nicht wie eine besessene Psychotante. 

 

"Gut, dann kommst du also mit."

 

Ich wende mein Gesicht wieder ab, in der Hoffnung er sieht es nicht. Da ist es wieder mein dämliches Grinsen von heute Morgen. Toll! Ich schaffe es einfach nicht eine coole Mine zu behalten. Verflichtst. 

 

"Jenny alles ok?"

 

Fragt er mich lachend. Er lacht? Meine Augen suchen sich wieder ihren Weg zu ihm. Ich kann nicht anders als ihn anzulächeln. Mist er sieht so verführerisch aus wenn er lacht. Es ist das erst mal das er mich freundlich an lacht und nicht auslacht.

 

"Ja. Wieso?"

 

Will ich von ihm wissen. Ich hoffe nur er findet mein heutiges Verhalten nicht seltsam. Er setzt sich in seinem Bett aufrecht hin um besser mit mir zu sprechen.

 

"Nun wie soll ich das sagen? Du hast mich noch nie angelächelt. Ich mag es."

 

Bei den letzten Worten zieht er in einem kurzen Satz die Schultern in die Höhe. Peinlich.... Er spricht langsamer als sonst, als würde er jedes seiner Wörter zweimal überdenken. Ich habe das Gefühl, er bemüht sich ein nettes Gespräch mit mir zu führen.

 

"...es steht dir."

 

Fügt er hinzu, nach dem ich nichts erwidere. Diesmal hat seine Stimme einen sanften Klang. Flirtet er mit mir? Was soll ich sage? Mein Kopf ist leer und mein Körper glüht! Kann mein Körper überhaupt noch glühen? Anscheinend.

 

"Bin fertig!"

 

Grade als ich meinen Mund öffne um keine Ahnung was zu sagen kommt ein gut gelaunter Adam aus dem Badezimmer. Manchmal ist sein Timing einfach perfekt. Das war zu viel 'netter Jayden' auf einmal für mich. Adam hat ein schwarzes Hemd an und eine dunkle Jeans, er sieht chic aus, als er auf mich zukommt um mich mit einer Umarmung zu begrüßen.

 

"Morgen Prinzessin."

 

Er drückt mir noch einen Kuss auf die Wange. Seit wann ist so eine Nähe zu Adam für mich normal geworden. Wir kennen uns nicht lange, doch er ist von Anfang an so gewesen. Es ist inzwischen normal, dass er mich in den Arm nimmt und mir Küsschen gibt. Bevor ich zu John gezogen bin, hatte ich noch nie so viel Körper Kontakt zu Jungs. Es war mir peinlich, doch bei Adam und Conner ist es so, als sei es schon mein Leben lang so gewesen. Die beiden gleichen sich sehr. Anfangs fand ich, dass sie alle drei sehr ähnlich seien. Inzwischen jedoch finde ich, dass Jayden ganz anders ist als seine beiden Brüder.

 

"Guten Morgen Adam."

 

Ich bin mit meinen Gedanke mal wieder viel zu weit abgeschweift. Was für ein Glück, dass er aufgetaucht ist. Und damit unsere Unterhaltung beendet hat. Es wurde ungewohnt, so haben wir uns noch nie miteinander unterhalten. Weder so lange noch so nett. Obwohl es nur fünf Sätze oder so waren. Adam kramt etwas aus einer Schublade heraus und wirft es zu mir Herüber.

 

''Hier, hast du gestern bei mir vergessen.''

 

Ah, mein Handy.

 

"Danke. Also Jungs, können wir los?"

 

Ich springe auf und klatsche einmal laut in die Hände. Dank Adams Anwesenheit kann ich mich wieder zusammenreißen und normal weiter reden.

 

"Jenny tut mir echt Leid, aber ihr müsst auf mich verzichten. Ich hab ein wichtiges Treffen, das ich nicht verschieben kann."

 

Entschuldigt sich Adam währen er die Tür ansteuert. Was soll das denn auf einmal? Er weiß ganz genau was Jayden in mir auslöst. Er hat die letzten Tage meine gesamten Gedanken mitgehört. Ich wette es war ihm schon klar was ich fühle bevor ich es auch nur ansatzweise selbst verstanden habe.

 

>Ist das jetzt ein Vorwand? Damit ich mit Jayden alleine bin?<

 

"Nein Jen ich meine es ernst..."

 

Er zwinkert mir zu. Verdammt du Idiot wieso antwortest du mir darauf und das auch noch laut. Jayden Mustert unser Stilles Gespräch. Außerdem wo musst du denn um diese Uhrzeit hin? Er kichert, öffnet die Tür und Antwortet dabei.

 

"...ich erzähle dir noch davon. Aber nicht jetzt! Also bis später. Ach ja Jen wir haben die ersten beide Kurse zusammen. Jayden kannst du sie zum Raum 206E bringen. Ich warte dann da."

 

Wendet er sich noch an seinen Bruder, der abwinkt und ihn zum Gehen auffordert. Also wusste er schon dass wir alleine zum Frühstück gehen?

 

"Ok mach ich und jetzt geh los. Du lässt sie wieder warten."

 

Sie? Wen lässt er warten? Und schon ist er weg und wir bleiben zu zweit im Raum zurück. Meine Neugierde ist groß, ich würde gerne wissen mit wem er sich trifft aber der Gedanke, dass ich nun wieder allein mit Jayden bin, drängt meinen Wissenshunger in den Hintergrund.

 

"Sollen wir auch los, oder möchtest du auf dem Zimmer bleiben."

 

Er lacht mich amüsiert an. Nicht arrogant und sexistisch, so wie sonst immer. Es ist anders. Es ist alles anders. Er macht Späße mit mir. Ich rappe mich zusammen um nicht angespannt zu wirken.

 

"Ha Ha.. nein lass uns losgehen."

 

Er öffnet seinen Kleiderschrank und holt sich ein dunkles T-Shirt mit einer passenden Jeans heraus. Wiederholt bemühe ich mich ihn nicht an zu starren, wobei ich kläglich versage. Er schlüpft in die Kleidung hinein und ich spüre eine leichte Sehnsucht nach seinen fast nackten Körpern. Er macht mich verrückt.

 

''Sollen wir los?''

 

Meine Augen kleben immer noch an ihm. Gut das ich zu mindestens noch ein Kopfnicken zustande bekomme, bevor ich mich aufrichte und wir endlich das Zimmer verlassen. Ich bin mir nicht sicher ob ich ihm widerstehen könnte, wenn er mir näher kommen sollte. Er ist wie ausgewechselt, er hält mir sogar die Tür auf. Schließlich machen wir uns auf den Weg. Wir sprechen kaum miteinander. Immer wieder schauen und lächeln wir uns nur gegenseitig an. Wer ist dieser Typ? Er wirkt schüchtern? Es ist komisch aber schön komisch. Nach ungefähren Minuten des Anlächelns kommen wir in der Mensa an. Es ist die größte Mensa hier auf dem Campus. Und alles ist so schön ordentlich und gepflegt.

 

"Komm, wir setzen uns ans Fenster."

 

Er deutet mit seinem Finger auf einige Tische, die rechts an der großen Glasfront stehen. Während er uns zugleich schon in die Richtung führt. Hier sind nicht so viele Leute wie ich es erwartet habe. Es ist voll aber noch übersichtlich.

 

"Ok. Wieso sind hier so wenige Leute?"

 

Frage ich frei heraus und meine Neugierde zu stillen.

 

''Weil hier nicht alle rein dürfen. Nur Adlige und reiche Vampire dürfen hier essen.''

 

Was? Ich fühle mich auf einmal nicht mehr ganz so wohl. Schließlich bin ich weder Adlig noch Reich, klar ich gehöre jetzt zu Johns Familie und habe sogar eine eigene Karte mit mehr Geld drauf als ich ausgeben könnte, aber es ist trotzdem nicht mein Geld und zu den Reichen Kids habe ich noch nie gehört. Wir gehen zu einem Tisch am Fenster im mittleren Bereich des Raumes. Die Tische sind mit weißen Tischdecken gedeckt und es liegen sogar Speisekarten für das Mittagsbuffet schon bereit. Es ist alles aufgeführt, was es diese Woche zum Mittag geben wird. Man kann sich sogar aussuchen welche Blutgruppen man zum Trinken haben möchte. Geht's noch? Wir setzen uns hin und schauen in die Frühstückskarte. Da bemerke ich wie Jayden sein Gesicht langsam hinter der Speisekarte versteckte. Er wirkt unruhig.

 

"Jayden, was machst du da?"

 

Er dreht die Karte seitlich, sodass ich sein Gesicht sehe aber nicht die Leute, die am Tisch vorbei gehen. Versteckte er sich etwa? Will er nicht mit mir gesehen werden? Der Atem stockt mir für einen Moment. Ruhig bleiben! Er beginnt leise zu sprechen.

 

"Ach da ist Kendra. Die nervt mich immer. Ich hasse diese Königsfamilien, die meinen sich alles erlauben zu könne und sie denken, dass sie auch alles bekommen, was sie wollen. Doch an mir ist Miss arrogant gescheitert. Sie versucht es immer und immer wieder. So ne hole Nuss! Aber ist auch egal. Hast du dir schon etwas ausgesucht? Ich hole es uns dann."

 

Puh. Glück gehabt. Also kann er die Blonde nicht leiden. Mein innerer Teufel tanzt vor Freude. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Ich sollte sie besser in den Griff bekommen und nicht immer vom Schlimmsten ausgehen. Ich schaue noch einmal in die Karte hinein, bis ich mich entscheide.

 

"Oh, ja.. ich möchte ein Brötchen mit Käse belegt und einen gemischten Salat und kalten Tee zu trinken. Aber ich kann es mir auch gerne selber holen."

 

Offenbar müssen sich sogar die Reichen hier das Essen selber holen. Jayden zieht eine Braue in die Höhe. Was ist denn habe ich etwas Falsches Bestellt?

 

"Schon gut. Bleib sitzen. Ich komme gleich wieder. Aber möchtest du nichts haben, was dich sättigt?"

 

Jetzt Verstehe ich. Natürlich ich habe gestern Morgen, das letzte Mal getrunken. Es wird mir nicht schaden. Ich nicke nur und er macht sich auf den Weg in die Menge vor der Essensausgabe. Er stellt sich in der Warteschlange an und überblickt die Leute. Kurz nach dem er sich angestellt hat, kommt auch schon diese Kendra. Blöde Kuh, als hätte sie gewartet, bis er sich anstellt und nicht fliehen kann. Ich glaube es nicht, die Olle quatscht ihn jetzt voll. Dieser Neid breitet sich wieder in meiner Magengrube aus. Aber er meinte ja grade noch dass er sie auch nicht leiden kann. Ich muss ihm helfen. Ihn daraus holen. Aber was soll ich machen, damit sie ihn endgültig in Ruhe lässt? Naja ich würde keinen Jungen nerven, der eine Freundin hat. Und sie weiß ja nicht wer ich bin. Ein Versuch ist es wert. Ich stehe auf und gehe in seine Richtung. Als ich nur noch einen Meter von ihm entfernt bin, nimmt sie mich endlich war und hält den Babel. Ich streiche mit meiner Hand sanft über seinen Rücken, lächele ihn liebevoll an und hakte mich bei ihm ein.

 

"Schatz? Wieso dauert es denn so lange?"

 

Sage ich so lieblich es nur geht. Ich spüre wie sich seine Muskeln unter meinen Berührungen zusammenziehen. Sofort bekomme ich eine Gänsehaut, so nah bei ihm zu sein, seine Körper an meinem zu spüren, fühlt sich sehr schön an. Er schaut mich einen Moment mit verwunderten Augen an und dann versteht er, was ich da am Treiben bin.

 

"Tut mir leid. Die Schlange ist so lang."

 

Er erwidert mein Lächeln. Ein lautes Räuspern kommt von der Seite. Natürlich nimmt sie es nicht einfach so hin.

 

"Hallo! Ich bin Kendra und wer bitteschön bist du?"

 

Der Hass mir gegenüber ist in ihrer Stimme nicht zu überhören. Und ihr ach so hübsches Gesicht legt sich in Falten. Sie verschränkt ihre Arme vor der Brust und tritt angriffslustig einen Schritt auf mich zu.

 

"Ganz abgesehen davon, dass es dich weder was angeht, noch dich zu interessieren hat, bin ich Jenny."

 

Ich weiß selber nicht wo dieses Selbstvertrauen jetzt her gekommen ist. Ich fühle mich einfach sicher, so nahe bei Jayden. Ich hoffe nur dass er es wirklich nicht zulässt, dass sie mich Tötet. Verblüfft über meine Antwort, lässt sie ihren Mund geöffnet. Einige Schüler die das Schauspiel mitbekommen, fangen an, hinter versteckter Hand zu lachen und Kendra zu belächeln. So was ist sie scheinbar nicht gewöhnt.

 

"Das war ein Fehler J E N N Y !"

 

Sie zieht meinen Namen in die Länge, als sie ihn voller Bitterkeit ausspricht, nein eher auf den Boden spuckt. Mit dem Satz verschwindet sie endlich. Sie verlässt komplett den Raum. Ich hoffe, dass ich es nicht übertrieben habe. Da fängt Jayden an zu lachen.

 

"Du bist mir eine. Zweiten Tag an der Schule und du suchst dir ausgerechnet SIE als Feindin aus."

 

Ich stimme in sein Gelächter mit ein. Ich pfeife auf diese Frau. Was soll sie schon machen? Immer noch bleibe ich bei ihm eingehackt und es scheint ihn auch nicht zu stören. Nur noch ein wenig länger möchte ich ihn an mir spüren.

 

"Das ist aber gemein von dir, mein Schatz, ich habe sie mir nicht ausgesucht. Du hast sie mir aufs Auge gedrückt. Ich konnte es mir einfach nicht mehr länger mit ansehen, wie du am Leiden warst.“

 

Necke ich ihn spielerisch, währen ich ein trauriges Gesicht ziehe, bis wir uns wieder anlachen. Schweren Herzen lasse ich von ihm ab. Wir holen das Essen. Am Tisch frage ich ihn noch über das Internat aus. Es ist auf einmal so locke zwischen uns. Ich bin nicht mehr so gehemmt um mit ihm zu sprechen. Er scheint es auch zu genießen sich so locker mit mir zu Unterhalten.

 

"Gibt es viele solche Internate?"

 

Mal wieder eine meiner Fragerunden zum Thema Vampire. Doch die erste mit ihm. Er nippt an seinem Blutpäckchen.

 

"Nein es gibt nur vier die so groß sind wie diese, es gibt wohl noch einige kleine aber die sind nicht einmal nennenswert. Jedes Gebiet der Königreiche hat eine, wieso fragst du."

 

Weil ich eine neugierige Person bin, die plötzlich zu einem Vampir wurde und nichts über diese Welt weiß. Ich klemme mir diese Aussage.

 

"Adam hatte mir erzählt, dass dieses Internat der Luftfamilie gehört und ich habe mich gefragt was Kendra dann hier macht?"

 

Soweit ich es richtig verstanden hab ist sie die Tochter vom König des Feuerreichs. Wenn ich grade nicht alles durcheinander bringe. Sollte sie dann nicht auf dem Internat in ihrem Reich sein?

 

"Niemand weiß das so genau, aber laut Gerüchten wollte der König des Feuers und der König der Luft ihre Familien zusammenlegen, eigentlich ist es verboten solche Allianzen zu bilden, doch da die beiden zusammen stärker sind als die Familie des Wassers, mischt die sich nicht ein. Die Familie der Erde ist Ausgelöscht worden, durch die letzte Erbin, die jedoch seit langem untergetaucht ist, dass hat das ganze Gleichgewicht in den Königreichen zerstört, nun schaffen sie einfach neue Regeln und Gesetzte. Das Problem ist nur das Luk sich weigert Kendra zu heiraten, da sie es noch nicht geschafft hat ihre Gabe einzusetzen. Man munkelt das Kendra nicht die Tochter des Königs sei und so wurde sie hergeschickt um Luk zu überzeugen, doch sie geniest lieber die Freiheiten die sie hier hat."

 

Also das war jetzt eine lange Geschichte. Unfassbar was auf der Erde vor sich geht und man bekommt als Mensch diese ganzen Sachen nicht einmal im Geringsten mit, wie schaffen sie es nur alles geheim zu halten. Ich schlucke das Stück Brot in meinem Mund hinunter, bevor ich spreche.

 

"Ok, das hätte ich jetzt nicht erwartet."

 

Und das meine ich auch so. Es haut mich um. Luk und Kendra sollen Heirate. Also hat er sich nur an mich ran gemacht um mich ins Bett zu bekommen? Das habe ich von ihm nicht erwartet. Ich sollt zukünftig besser aufpassen wem ich über den Weg laufe. Ein Moment der Stille kehrte ein.

 

''Und es existiert jetzt kein Reich des Elements Erde mehr?''

 

Er nimmt noch einen kräftigen Schluck Blut bis seine tiefschwarzen Augen mit meinen Verschmelzen und er weiter spricht. Seine Verführerischen Finger gleiten in kreisförmigen Bewegungen über den Tisch und ich muss mich von der Vorstellung, dieser Finger auf mir, losreißen.

 

''Nein das Reich wurde zwischen den verbliebenen drei Königen aufgeteilt, doch es gibt Gerücht, dass die Königin irgendwo im Verborgenen ein Reich nach ihren eigenen Vorstellungen neu erschaffen hat und vorhat eines Tages alle vier Reiche zu regieren. Viele Vampire haben Angst vor einem Krieg der Königreiche.''

 

Mein Atem bleibt mir im Hals stecken, wo bin ich hier herein geraten? Ein Krieg zwischen Vampiren? Das will ich mir nicht einmal vorstellen. Er lächelt mich an. Die Finstere Stimmung verfliegt genau so schnell wie sie gekommen ist.

 

''Keine Angst es sind alles alte Legenden. Es wird nichts passieren das ganze liegt schon über dreihundert Jahre zurück und wenn jemand so Mächtig ist sich mir drei Königen gleichzeitig anzulegen, wartet er nicht so eine lange Zeit im Verborgenen.''

Er schafft es mich zu beruhigen. Dann fällt mir noch was ein.

 

"Ich versteh das nicht so ganz wie es dazu kommt, dass ich mit Adam gleich einen Kurs habe, ich dachte ihr seid in Kursen über mir?"

 

Die Frage kam mir schon in den Sinn als Adam uns verlassen hatte und meinte das wir zusammen die beiden ersten Kurse haben. Aber ihr wisst schon wer hat mich alles vergessen lassen.

 

"Also Adam hat mit Gladys gesprochen und sie hat in deine bisherigen Noten eingesehen und dich hochgestuft, aber nur in den normalen Fächern, die du auch schon an der Schule hattest, so wie Mathe und so weiter. In dem Fach Vampirgeschichte musst du den Anfänger Kurse machen und im Kampf musst du diese Woche in einen Einstufungskurs, da musst du dann am Ende der Woche dein ganzes Können zeigen und dann wirst du einer Kampfgruppe zugeordnet."

 

Schon wieder Kämpfen. Ja beinahe dachte ich, dass hätte ich hinter mir. Zum Glück bin ich kein kompletter Anfänger mehr, dank den Jungs. Jayden leert sein Päckchen, er hat sich nur was zu trinken geholt. Kaum jemand um uns herum isst etwas, ob das abnormal ist? Aber es schmeckt doch immer noch so lecker.

 

"Schade ich dachte ich kann sofort mit euch kämpfen."

 

Ich bin wirklich enttäuscht. Ich weiß genau, dass die drei mich immer geschont haben, dazu haben meine neuen Gegner keinen Grund. Das wird wehtun.

 

"Wenn du gut bist kannst du das ab nächster Woche. Stell dich gut an und sag das du gerne in den Kurs von Adam möchtest und der Trainer wird dich auf deren Niveau prüfen. Ich bin in einer Stärkeren Gruppenklasse. Durch das Training mit uns sollte es für dich ein Klacks sein, du musst nur noch herausfinden ob und welche Gabe du hast."

 

Das kann er doch nicht ernst meinen. Ich habe eine Woche Zeit um mich zu beweisen. Adam ist wesentlich stärker als ich. Ja sie haben sich ab und zu von mir auf den Boden werfen lassen aber in einem realen Kampf hätte ich nicht mal annähernd eine Chance.

 

"Ja gut aber Adam ist viel Stärker als ich, ich kann nicht innerhalb einer Woche so stark werden."

 

Jayden lächelt mich beruhigt an. Er lässt mich wirklich hoffen, dass ich es schaffen kann.

 

"Keine Angst Adam ist der stärkste aus seiner Gruppe und du musst nur so gut wie der Schwächste sein."

 

Probieren geht über Studieren. Bringt alles nichts.

 

"Na gut!"

 

Ergebe ich mich. Nach dem essen, ändert sich seine glückliche Mine. Er schaute traurig und wütend zugleich.

 

"Was ist los?"

 

Mit einem finsteren Blick schaut er über meine Schulter an mir vorbei. Ein Schauer überkommt mich. Diesen Blick von ihm habe ich schon einige Mal gesehen. Ich weiß genau wer hinter mir ist.

 

"Dein Date schaut zu uns rüber! Es hat ihm wohl nicht sehr gefallen, was er da gesehen hat! komm lass uns losgehen, der Unterricht fängt gleich an."

 

Ich drehe mich kurz um und sehe einen lodernden Luk. Er muss uns gesehen und gehört haben, als wir die Show für Kendra abgezogen haben. Und wieder ist diese mir nur zu gut bekannte angespannte Atmosphäre zwischen uns. Nein. Es lief doch alles so gut, Luk macht alles kaputt. Bis zu Klassenraum herrscht Stille.

 

"Wir sind da."

 

Sagt er knapp. Von Adam ist noch weit und breit keine Spur. Ich hoffe nur, er lässt mich nicht alleine stehen. Ich fühle mich unbehaglich zwischen diesen Leuten die schon in Grüppchen stehen.

 

"Jayden?"

 

Spreche ich ihn vorsichtig an. Er hat sich schon zum Gehen von mir abgewandt.

 

"Hm?"

 

Er ist immer noch gereizt. Und schaut mich nicht an. Bringt es was wenn ich meinen Satz beende? Oder mache ich mich nur lächerlich. Vielleicht sagt er auch so was, wie das es ihn nicht interessiert und lacht mich aus. Denn dieser Jayden ist wieder der alte, der immer gemein und verletzend zu mir ist. Aber ich habe es mir vorgenommen mutiger mit meinen Worten zu sein.

 

"Ich habe nicht vor mich mit ihm zu treffen."

 

Er bleibt mit dem Rücken zu mir gekehrt und ich warte, dass er mit dem Lachen beginnt. Was ich mir einbilde. Doch es kommt nichts, kein blöder Kommentar. Langsam dreht er sich zu mir, kommt auf mich zu. Unsere Blicke treffen sich und die Wut in seinem Gesicht schwindet.

 

"Aber du hast doch gestern gesagt, dass du dich mit ihm treffen willst."

 

Das habe ich nicht erwartet, er scheint sich immer noch ernsthaft mit mir zu Unterhalten.

 

"Ja ich habe es gesagt aber nicht gemeint. Ich will ihn nicht."

 

Er kommt noch mehr auf mich zu und umarmt mich ganz sanft. Er umarmt mich! Das hat er noch nie gemacht, was ist nur heute los mit ihm. Und genau jetzt kommt Adam. Mensch der sucht sich auch immer Momente aus!

 

"Jay? Stör ich euch?"

 

JA!! Jayden lässt zu meinem Bedauern von mir ab. Und Adam kichert wieder wie ein kleiner Junge. Der zwei Leute beim turteln erwischt hat. Es hat sich so gut angefühlt, wie er mich berührt hat. Seinen Körper an meinem zu spüren. Seinen Geruch so nahe bei mir zu haben, ich verstehe wieso die ganzen Mädchen so verrückt nach ihm sind, ich bin es schließlich auch.

 

"Halt die Klappe Adam!"

 

Kommt es von ihm. Er will sich auf den Weg machen. Es ist ihm sichtlich peinlich. Plötzlich bleibt er stehen und ich folge seinem Blick. Nein! Muss das sein? Luk ist in demselben Kurs wie Adam und ich. Jayden steht einen Moment lang an der Stelle bis er sich wieder zu mir dreht und zurück auf mich zukommt. Schnell und doch sanft legt er seine Hand auf meine Wange und flüstert mir so leise ins Ohr, dass nur ich es hören kann. Mein Körper versteift sich. Ich vergesse die Welt um mich herum. Die ganzen Blick, die auf uns gerichtet sind.

 

"Willst du ihn wirklich nicht?"

 

Ich schüttle leicht mit dem Kopf. Und er zieht seine Mund von meinem Ohr weg. Unsere Blicke treffen sich so intensiv wie noch kein einziges Mal zuvor. Sein Mund bildet einen Satz, den nur ich hören kann.

 

"Willst du mich?"

 

Ein kurzes Nicken meinerseits und schon liegen seine Lippen innig auf meinen. Ich schließe meine Augen und gewähre seiner Zunge einlas. Unsere Zungen berühren sich sanft. Bis er von mir ablässt zu schnell viel zu schnell. Noch einmal presste er wollüstig seine zarten Lippen an meine und verabschiedet sich mit einem letzten Satz.

 

"Nach der Stunde warte ich hier auf dich."

 

Und schon ist er weg. Adam steht mit einem geöffneten Mund neben mir.

 

"Jenny? Was ist in der einen Stunde passiert, wehrend ich weg war?"

 

Es war wirklich nur eine Stunde die alles verändert hat.

 

"I-ich weiß es nicht?!"

 

Der Lehrer kommt wie gerufen. Öffnet den Klassenraum und alle stürmten hinein. Ich ernte noch einige Blick. Jayden ist bekannt und begehrt, dementsprechend fallen auch die Blicke meiner neuen Mitschülerinnen aus. Und einig Jungs schauen mich mit dem zieh-dich-aus-kleine-Maus-Blick an. Adam sieht sie alle genervt an und schon wenden sie ihre Blicke von mir ab. Nur einer nicht. Luk. Adam und ich gehen nach ganz hinten, in die letzte Reihe. Adam setzt sich rechts von mir, zu meinem Bedauern setzt sich Luk links neben mich.

 

"Ma Chérie, richte doch bitte dem Hund aus, dass das Spiel grade erst begonnen hat! Denn es gibt Schätze, die sind es wert, dass man um sie Kämpft!"

 

Was bildet der sich ein Jayden so zu nennen!! Und dann auch noch ein Spiel? Ich bin doch kein Gewinn! Adam hat es wohl auch mitbekommen.

 

"Jenny lass uns die Plätze Tauschen!"

 

Da will ich gar nicht widersprechen. Jayden hatte recht mit Luk. Er ist ein Arsch!

 

"Ja.."

 

Für Adam scheint die Unterhaltung noch nicht zu Ende zu sein.

 

"Und nun zu dir du Abschaum, du weißt, dass du ohne deine Wächter ein nichts gegen uns bist? Also passe lieber auf deine Wortwahl auf!"

 

Ich habe Adam noch nie so ernst erlebt. Aber wenn jemand auf seine Familie losgeht, kennt er keinen Spaß.

 

"Halt dich da raus, es ist eine Sache zwischen deinem Bruder und mir, außerdem sollten du und dein Bruder besser darauf achten wie ihr mich nennt, ich werde das nicht immer nur tolerieren können und dann werde ich euch die Kraft eines Königs spüren lassen müssen. Glaub mir das willst du nicht und euer Daddy wird euch dann auch nicht mehr helfen können."

 

Luk wendet sein Gesicht zum Lehrer und schenkt Adam keine Beachtung mehr. Mein Magen verkrampft sich, denn ich konnte in seiner Stimme eindeutig hören, dass es nicht bloß eine leere Drohung ist. Manchmal vergesse ich seinen Status wenn ich höre wie Jayden und Adam über ihn reden und ich habe bislang auch nie gehört das Luk sich auf die Beleidigungen eingelassen hat, bis jetzt.

Der erste Kampf

Ich kann es nicht glauben, ist das gerade wirklich passiert? Er hat mich geküsst! Es raubt mir den Atem. Es ist sinnlos zu versuchen einen klaren Gedanken zu fassen. Ich blende mein komplettes Umfeld aus und versinke in diesen einem Moment, als sich unsere Lippen berührten. Unwillkürlich berühre ich meinen Mund. Es ist so unglaublich.

 

"Miss?"

 

Immer noch auf einem anderen Planeten spüre ich, ein Ziehen in meiner seitlichen Bauchgegend. Das Bild vor meinen Augen wird wieder schärfer. Ein Klassenzimmer erscheint vor mir. Alle schauen zu mir und der Professor scheint sein Wort an mich zu richten. Dankend drehe ich meinen Kopf zu Adam, der mich in die Realität wieder geholt hat. Ohne seinen Stupsen hätte ich mit Sicherheit immer noch vor mich her geträumt. Er grinst mich nur amüsiert an. Auch ohne meine Gedanken zu lesen, weiß er genau woran ich gedacht habe. Fragen drehe ich mich wieder zum Pult.

 

"Miss Collister? Möchten Sie nach vorne kommen und sich der Klasse vorstellen?"

 

Möchte ich das? Nein aber ich bin mir sicher, dass diese Antwort nicht akzeptiert wird. Also erhebe ich mich während ich dem Mann antworte.

 

"Em, ja natürlich."

 

Mein Stuhl gleitet nach hinten und ich schreite zum Lehrerpult. Stille herrscht im Raum nur meine Schritte sind zu hören. Vor dem großen Mann bleibe ich stehen und warte auf seine Anweisung, was er denn von mir erwartet. Etwas nervös spiele ich an einer Strähne. Ich hasse es vor vielen Leuten zu sprechen. Hätte er mich nicht einfach selber vorstellen können? Er lächelt mich erfreut an.

 

"Wie es aussieht, haben Sie auch schon die ersten Freundschaften geknüpft."

 

Meint er mit einer etwas zu hohen Stimme für sein Aussehen. Sein Blick schwenkte zu Adam, dann zurück zu mir. Gedankenlos mache ich schon meinen Mund auf ohne über meine Worte vorher nachzudenken.

 

"Ja wir kennen uns schon, wir sind sozusagen Geschwister."

 

Sage ich ganz entspannt daher. Plötzlich wird es lauter, die Mitschüler fangen an zu tuscheln. Was haben die? Ist doch nichts Schlimmes. Dann wird es mir schlagartig klar. Meine Augen weiten sich, währen ich in die Gesichter meiner Mitschüler schauen. Ihre Blicke zerfleischen mich. Adams dagegen sieht mitleidend aus. NEIN bin ich blöd! Grade hab ich auf dem Flur mit seinem Bruder geknutscht. Mit meinem Bruder! Nein! Der Prof versucht die Meute zum Schweigen zu bringen. Er fuchtelt mit den Händen und bittet um Ruhe.

 

"Wir sind Stiefgeschwister, also nicht miteinander Verwandt und kennen uns eigentlich auch erst seit kurzem!"

 

Sage ich etwas zu laut, aber das soll ja auch jeder hören und bloß kapieren, dass das auf dem Flur kein Inzest Ding war. Die Gespräche ersticken und die Leute hören uns wieder zu. Anscheinen ist es bei denen angekommen. Immer noch angespannt schau ich wieder zum Professor ich spüre wir meine Hände leicht zittern. Das Szenario hat mein Lampenfieber nicht grade gemildert.

 

"Gut Miss Collister, dann stellen sie sich doch mal vor."

 

Widmet er sich mir zu. Seine Mine ist wieder ganz entspannt. Er hat seine langen blonden Haare zu einem Zopf nach hinten zusammen gebunden. Ich drehe mich herum.

 

"Mein Name ist Jenny Collister, ich bin 17 Jahre alt und vor kurzem hier in die Gegend gezogen."

 

Fasse ich mich knapp. Ich blicke meinen Lehrer fragen an. Was soll ich noch sage? Das sollte doch reichen. Er wendet seinen Blick ab und dreht sich zu der Klasse als seine hohen Stimme wiederholt im Raum erklingt. Ich tue ihm gleich und drehe mich zu der Menge.

 

"Hat noch jemand Fragen an Miss Collister?"

 

Es herrscht Stille, bis ein schwarzhaariges Mädchen, die grade eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht streicht, ihre Hand erhebt.

 

"Ja Miss Pharell?"

 

Sie ist sehr zierlich und wirkt schüchtern. Ihr Stuhl wippt leicht hin und her während sie immer noch an ihren Haaren zupft. Die Worte überschlagen sich beinahe, als sie die Kraft findet, die Frage laut auszusprechen.

 

"Bist du mit Jayden zusammen?"

 

Die Atmosphäre wird noch erdrückender. Mein Bauch krampft sich zusammen. Alle Weiber schauen mich gespannt an. Die gelangweilten Minen sind verschwunden.

 

Was soll das? Was soll ich darauf antworten?

 

"Also wirklich, Miss Pharell ich denke nicht das diese Frage angemessen ist."

 

So ein Glück das Mr. Williams diese Frage unterbunden hat. Ich bin immer noch so nervös, dass meine Finger leicht zittern. Er wendet seinen Blick an mich.

 

"Dankeschön, Sie können sich jetzt gerne wieder setzen und ich freue mich Sie in meiner Klasse willkommen zu heißen."

 

Ich schaue ihm ins Gesicht und zwinge ein Lächeln hervor. Mein Körper beruhigt sich wider als ich an mein meinem Platz ankomme. Ich betrachte die Schüler auf den Stühlen und anschließen den Professor. Er wirkt optisch noch so jung. Monoman diese Vampire, wie soll ich ihn als Autoritäts- Person wahrnehmen, wenn er gerade mal wie 24 aussieht.

 

Die Stunde fliegt regelrecht an mir vorbei während ich weiter vor mich her träume. Ich werde nur durch die Blicke von Luk, wiederholt aus meinen vergoldeten Gedanken gerissen. Immer wieder schaut er zu mir herüber und zwinkerte mir zu. Adam steht die Wut ins Gesicht geschrieben, so einen Blick bin ich von ihm nicht gewohnt. Und ich habe langsam auch die Schnauzte voll, denn auch von einigen Mitschülereinen bekomme ich, nicht gerade nette Blicke zugeworfen. Zum Glück beendet die Schulglocke die Stunde und wir können aus dem Klassenzimmer stürmen. Ich bin endlich erlöst aus der stickigen Atmosphäre.

 

"Alles ok Jen?"

 

Adam schmeißt seinen Arm um meine Hals. Pustend antworte ich ihm, wären wir uns durch die Menge schlagen.

 

"Ja, war nur eine sehr, sehr lange Stunde."

 

Er lächelt mich aufmunternd an. Der Gang leert sich und das Bild, welches ich mir die ganze Stunde ausgemalt habe, präsentiert sich mir. Da steht er, ganz lässig an die Wand gelehnt. Mein Jayden. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Noch bevor ich zu Jayden gehen kann, werde ich zu meinem Bedauern von einer mir nur zu gut bekannten Stimme aufgehalten. Luk's Stimme.

 

"Ma chérie? Wie sieht es mit unserer heutigen Verabredung aus?"

 

Er greift sanft nach meiner rechten Hand um mich zum Stehen zu bringen. An der anderen Seite klebt immer noch Adam. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie Jaydens Körper eine angespannte Haltung annimmt.

 

"Tut mir leid Luk, aber wir können uns nicht treffen."

 

Glücklicherweise mischt sich Adam nicht ein. Das würde die Situation nur verschlimmern.

 

"Oh, nun ja das habe ich erwartet..."

 

Der letzte Schimmer Hoffnung schwindet aus seinem Gesicht. Sein Griff lockert sich, bis er schlussendlich komplett von mir ablässt. Auch wenn er und Jayden sich nicht verstehen tut es mir wirklich leid ihn jetzt so zu verletzen. Es tut mir weh. Wieso? Er wendet sich schon zum Gehen ab. Sein Kopf dreht sich erneut zu mir, der Körper folgt der Drehung.

 

"... aber eins sollst du wissen..."

 

Er erhebt seine Hand und streicht mir sinnlich über die Wange. Dieser Blick, es ist wie an dem Abend der Party. So Fesselnd, ist das wirklich eine seiner Fähigkeiten? Personen zu beeinflussen, ihnen den eigenen Willen zu nehmen. Jayden hält es an der Wand nicht mehr aus und kommt sofort auf uns zu.

 

"...ich gebe dich nicht auf."

 

Mit einem Zwinkere beendet er unser Gespräch und geht. Ich verstehe nicht, wieso er solch ein Gefallen an mir gefunden hat.

Jayden schiebt seine Hand an meine Hüfte und zieht meinen Körper beschützend an sich. Er versucht, die Wut die in ihm tobt, zu überspielen und gibt mir einen sanften Kuss, als habe er nie etwas anderes getan.

 

"Hey süße."

 

Lächelt er mich an. Ein Adrenalinschub strömt durch mein Leib. Es ist tatsächlich Real, ich habe es mir nicht nur eingebildet, er ist hier bei mir und es war auch nicht nur ein blöder Scherz von ihm, er meint es ernst, damit was er gesagt hat.

 

Mehr als ein "Hey" bekomme ich nicht heraus.

 

"Zeig mal deinen Stundenplan, dann kann ich dich nach der Pause zum nächsten Kurs begleiten."

 

Wir haben jetzt eine 30 minütige Pause. Ich krame in meiner Tasche, bis ich den Plan erfreut heraus ziehe. Stolz präsentiere ich den geknickten weißen Zettel.

 

"Hab ihn. Hier."

 

Jayden greift ungeniert nach meinen Plan und liest ihn sich durch. Wartend beobachte ich den grübelnden Jayden. Immer wieder zieht er seine Brauen zusammen, wenn ihm etwas an meinem Plan nicht gefällt. Einmal grinst er, aber nur kurz. Bis er letztlich zum Satz ansetzt.

 

"Du hast gleich Vampirgeschichte für Anfänger und dann hast du Kampf, schade ich habe dann noch einen Kurse."

 

Es sieht so süß aus wie er grade jeden Versuch, seine Unterrichtsstunde zu schwänzen, im Kopf durch geht. Doch am Ende scheint er den Gedanken doch zu verwerfen.

 

"Ich habe auch so wie Jenny noch zwei Kurse."

 

Fügt Adam beiläufig hinzu währen Jayden mir lässig seinen Arm um die Schulter legt und wir Richtung Ausgang schlendern. Draußen suchen wir uns ein nettes Plätzchen, was noch frei ist. Ohne sich erst zu uns auf die Wiese zu gesellen, drückt Adam schon herum.

 

"Leute ich bin weg ich wollte in der Pause noch schnell was erledigen."

 

Verabschiedet er sich auf Windes Flügeln. Nun sitze ich alleine mit Jayden auf der Wiese, die Sonne scheint schön hell und ich weiß nicht was ich sagen soll. Aus Nervosität spiele ich an meinen Haaren herum.

 

"Was ist los mit dir du bist auf einmal so still."

 

Fragt er mich während er zart über meinen Oberschenkel streicht. Oh man damit macht er es nicht wirklich einfacher für mich die Situation auf die Reihe zu bekommen. Die Stelle wo er mit seinen Finger über meine Haut gleitet ist am brenne, ich bilde mir ein mein Herz ganz laut hämmern zu hören, dabei schlägt es doch nicht mal mehr. Ein Schauer voller Verlange überkommt mich, ich wäre zu gerne in diesem Augenblick allein mit ihm, irgendwo, wo uns niemand sieht oder stört. Nein, nein, nein Jenny konzentriere dich! Was ist das denn jetzt zwischen uns? Eine Beziehung? Ich muss lernen mich ihm gegenüber zu beherrschen, erst gestern habe ich mir eingestanden, dass ich ihn mag, da kann ich doch nicht schon im Kopf die einzelnen Stellungen durch gehen. Was bin ich froh, dass ich inzwischen weiß wie ich meine Gedanken vor Adam abschirmen kann, auch wenn er nicht in der Nähe ist kann er sich auf eine Person konzentrieren und hören was sie denkt. Ok gut zurück zu meinem Problem. Ich muss es ihn einfach fragen.

 

"Ich weiß nicht was ich sagen soll, . . .em sind wir, also du und ich jetzt ein Paar?"

 

Ich schaffe es einfach nicht ihn dabei an zu sehen. Nur aus dem Seitenwinkel kann ich ein leichtes schmunzeln erkenne. Vielleicht über meine verlegene Art? Ich weiß es nicht. Zumindest erhalte ich eine schnelle Antwort.

 

"Ja ich denke schon, wenn du keine Einwände hast."

 

Endlich schaffe ich es ihn anzusehen. Er strahlt oder reflektiert er nur mein Gesicht? Als hätte ich da Einwende, wenn ich in seine tiefen dunklen Augen blicke weiß ich, dass ich ihm vollkommen, mit Leib und Seele verfallen bin. Das war schon so seid ich ihn in Conners Zimmer das erste Mal sah. Meine Mundwinkel schaffen es nicht mehr runter zu gehen.

 

"Nein die habe ich nicht, es ist nur komisch, bis heute Morgen dachte ich noch, dass du mich nicht mal in deiner Nähe haben möchtest."

 

Gestehe ich ihn hemmungslos. Er hält kurz inne.

 

"Das tut mir wirklich leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe. Es ist nur so, dass ich so etwas noch nie gefühlt habe. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen soll. Also dachte ich, es wäre das Beste dich von mir weg zu stoßen."

 

Seine Augen werden trauriger. Wieso? Ich greife aufmunternd nach seiner Hand und lasse sie mit meiner verschmelzen.

 

''Mach dir keine Sorgen da drum. Ich konnte meine Gefühle für dich auch nicht richtig zuordnen.''

 

Er wirkt beruhigter. Er versteht, dass es nicht nur ihm so geht. Auch für mich ist das ganze ungewohnt vor allem mit unserem Hintergrund. OMG da dran habe ich noch nicht gedacht. Was werden Mum und John sage? Und Connor erst! Er hat mich vor Adam und Jayden in dieser Hinsicht ganz deutlich gewarnt. Ich glaube mir wird schlecht.

 

''Was ist los? Du siehst so erschrocken aus.''

 

Erst sein lachen holt mich wieder zurück. Es ist doch egal was sie denken. Außerdem ist es viel, viel zu früh sich jetzt in diesem schönen Moment da drüber Gedanken zu machen.

Wir sitzen noch einige Minuten miteinander und reden über alles möglich, bis er auf die Uhrzeit schaut. Die Zeit ist fast verflogen.

 

"Wir sollten jetzt zu deinem Unterrichtsraum gehen."

 

Er erhebt sich von der warmen Wiese und reicht mir anschließen die Hand, wie ein richtiger Gentleman. Mit einem sanften Ruck zieht er mich hoch auf die Beine, dann lässt er sie wieder los nur um seinen Arm um meine Schulter zu legen. Es fühlt sich so schön an so nah an seinem Körper zu sein ich habe überhaupt keine Lust von ihm Abzulassen um in den Kurs zu gehen, am liebsten würde ich in seinem Arm bleiben. Alle sagen, dass mein Geruch so verlockend und betörend ist. Aber ich finde seinen Duft viel anziehender, davon bekomme ich nicht genug.

 

"So da sind wir, ich wünsche dir viel Spaß."

 

Es fällt uns sichtlich schwer voneinander Abschied zu nehmen auch wenn es nur für einige Stunden ist.

 

"Danke. Soll ich hier auf dich warten wenn ich fertig bin?"

 

Ich stelle mich ganz nah vor ihn, in der Hoffnung noch einmal in den Genuss seiner sagenhaften Lippen zu kommen. Zu meiner Freude sehnt er sich anscheinen genauso nach mir, wie ich mich nach ihm, denn kaum habe ich die Position vor ihm eingenommen, greifen seine starken Hände nach mir und kommen an meiner Hüfte zum Ruhen. Hingebend und doch fordernd zieht er mich näher an sich heran und drückt seine Lippen begehrlich auf meine. Leicht öffne ich meine Lippen und lasse meine Zunge vorsichtig von seiner Verwöhnen, sie schlingen sich an einander. Wir werden beide wilder und drängender, es ist wirklich kein Kuss mehr für den Flur in der Schule, doch ganz berauscht von seiner ganzen Person kann ich nicht aufhören, es verdunkelt sich langsam alles um mich herum und nur noch Jayden ist da. Doch abrupt hört er auf und schiebt mich ein Stück von sich weg. 

 

''Was ist los?''

 

Will ich von ihm wissen. Wieso hört er einfach so auf? Da entdecke ich es schon selbst. Ein unglaublicher Geschmack verbreitet sich in meinem Mund. Es ist so sagenhaft lecker, viel besser als alles was ich je zuvor geschmeckt habe. Er saugt seine Lippe ein um die blutende Wunde zu verschließen. Ich fasse es nicht, ich habe ihm die Lippe aufgebissen und sein Blut getrunken. Ungläubig hieve ich mir die Hand vor den Mund. Doch er Lächelt mich mit verschmitzten Augen an und kommt mir wieder näher.

 

''Süße lass dir eins gesagt haben, wenn du bei so was einen Vampir beißt, beißt er normalerweise zurück und dann wird mehr draus als nur knutschen...''

 

Er zwinkert mir zu.

 

"...beim nächsten Mal werde ich dich nicht weg stoßen. Ich hol dich nach deinem Unterricht hier ab. Bye."

 

Sagt er leise und gibt mir einen letzten Kuss bevor er weg geht. Wie es sich wohl anfühlt von Jayden gebissen zu werden? Einen Augenblick verbleibe ich noch im Flur, bis er nicht mehr zu sehen ist, dann mach ich mich auf den Weg. Die Tür zum Raum ist schon offen. Ich gehe nach hinten durch und setze mich neben ein Märchen mit gelockten schwarzen Haaren. Sie ist leicht gebräunt und hat schmale blasse Lippen mit großen braunen Augen, sie wirkt sehr freundlich. In dem Kurs sind einige Kinder die nach 12 bis 15 Jahren aussehen und viel Leute die wie 26 bis 30 wirkten. Ich verstehe das nicht ganz. Jayden hatte mir erzählt das dieser Kurs für frische Vampire ist und das mit den Kinder kann ich auch noch nachvollziehen, da Mum mir mal erzählt hatte, dass viele Eltern die Erwachung schon vorher erzwingen, so wie John das auch bei Jayden als er 11 und bei Adam als er 15 war, gemacht hat, aber wieso sind hier auch so viele älter? Der Lehrer ist noch nicht im Raum. Ich schaue mich um bis ich bemerke, dass das Mädchen neben mir, mich am Mustern ist. Mein Blick wendet sich zu ihr.

 

"Alles in Ordnung?"

 

Will ich von ihr wissen. Sie zuckt leicht zusammen und ihre Pupillen weiten sich kaum sichtlich.

 

"Ja, entschuldige."

 

Sie lächelt mich an und spricht weiter.

 

"Ich habe mich nur gefragt ob du auch eine Geborene bist oder eine Gewandelte, denn es gibt nicht viele wie mich, die auf ihre Erwachung bis zum Ende warten dürfen."

 

Ich brauche einige Sekunde, bis ihre Worte in meinem Kopf einen Sinn ergeben. Mein Blick schweift durch die Klasse. Es sind also Gewandelte? Auf jeden Fall bin ich eine Geborene.

 

"Ach so, ja ich bin eine Geborene. Meinen Mutter wollte das ich einen normale Kindheit haben."

 

Ich erwidere ihr freundliches Gesicht. Sie scheint tatsächlich nett zu sein. Die locken hüpfen auf ihrem Kopf, als sie den Kopf zur Seite schwingt. Dann erklingt wieder ihre Stimme.

 

"Ja meine Eltern wollten das auch. Ich finde es schön dich kennen zu lernen, mein Name ist Vicky."

 

Sie richtet mir ihre Hand entgegen, die ich mit Freude annehme. Sie könnte meine erste Freundin hier auf dem Internat werden. Heute ist ein echt geiler Tag.

 

"Freut mich, ich bin Jenny"

 

Das schallende Geräusch, als die Tür ins Schloss fällt, sorgt für Ruhe, die für den Untereichbeginn nötig ist. Der Lehrer beginnt damit uns auf der Schule willkommen zu heißen bis er mit den wichtigsten Merkmalen der Schule fortfährt. In der Unterrichts Stunde erfahre ich, dass die meisten an der Schule Gewandelte sind, genauso wie die älteren Mitschüler in meiner Klasse. Der Lehrer erklärt uns auch einige Grundregeln, die am Internat herrschen. Wir dürfen das Internat nicht ohne eine Genehmigung verlassen, keine Menschen mit herbringen und das Töten von Mitschülern ist hier untersagt auch wenn manche nach dem Gesetz das Recht dazu habe, jedoch nicht auf dem Gelände. Das hört sich ja sehr nett an!

Nach dem die Stunde vorbei ist, spricht Vicky mich wieder an.

 

"Hast du jetzt auch Kampf?"

 

Fragt sie, während sie ihre Sachen zusammen packt.

 

"Ja, den Einstufungskurs."

 

Der Reißverschluss ihrer Tasche ist zu hören.

 

"Cool, dann sehen wir uns ja gleich. Ich muss jetzt leider los."

 

Sie verlässt den Raum und winkt mir zum Abschied. Ich nehme meinen Block in die Hand und folge der Menge unauffällig aus dem Raum. Ich brauch nicht lange um ihn zu entdecken, wie schon zuvor steht er ganz lässig an die Wand gelehnt. Jayden.

 

"Na, hast du was Neues gelernt?"

 

Er legt wider einen Arm um mich und ich erzähle ihm alles auf dem Weg zum Kampfkurs. Es ist schon fast gruselig wie schön es sich in seinem Arm anfühlt. Ich muss mich sehr bemühen genauso locker und entspannt zu wirken wie er. Einfach normal weiter reden.

 

"Sag mal Jayden, vorhin waren einige Kinder im Anfängerkurs, muss ich gleich auch mit Kindern kämpfen? Ich fühle mich nicht wohl damit, zwölf jährigen den Hintern zu versohlen."

 

Ich muss leicht auflachen bei der Bildlichen Vorstellung.

 

"Nein der Kampfkurs ist erst ab sechzehn vorher hat man ganz normal nur Sport und die Gewandelte haben auch einen eigenen Kurs, da sie nicht stärker werden können. Sie bekommen ihre gesamte Stärke bei der Wandlung deshalb sind sie am Anfang stärker als geborene Anfänger, doch mit etwas Übung hast du sie ganz schnell überholt und du hast dich die letzte Woche mit uns ganz gut angestellt. Also keinen Angst du wirst die Einstufung ganz schnell hinter dir haben."

 

Er Grinst nur, wären wir unser Ziel anpeilen. Es ist draußen auf einer großen Wiese wo sich schon mehrere Leute versammelt haben. Einige Schritte von der Menge entfernt verabschiedet er sich auch schon von mir, leider zu schnell für meinen Geschmack, ich hätte ihn nur zu gerne länger in meiner Nähe genossen, aber er muss selber zu seinem nächstem Kurs. Ich schaue mich in der Runde um als auch schon unser Trainer vor uns auftaucht. Die Wiese liegt in der Nähe des abgezäunten Waldes. Grade als er angefangen hat sich vor zu stellen, kommt Vicky dazu und stellt sich unauffällig, als sei sie nicht zu spät gekommen, zu unserer Gruppe. Mit einem Lächeln grüßt sie mich. Ohne langes Gelaber werden wir in Pärchen aufgeteilt. Meine Partnerin ist ein Mädchen mit kurzen roten Haaren. Wir sollen einfach drauf los legen, damit der Trainer sehen kann was wir drauf haben. Er betont nur, dass die Nutzung besonderer Kräfte untersagt ist. Was für ein Glück. Die Rothaarige greift mich sofort an. Wahrscheinlich um zu zeigen wie gut sie ist. Ich blocke sie am Anfang nur ab, ich will sehen wie stark sie zu schlägt und wo ihre Schläge hingehen. Conner hat mir beigebracht geduldig in einem Kampf zu sein und erst meinen Gegner einzuschätzen. Er sagte mir mal >Wer ohne Nachzudenken einen Kampf beginnt, hat den Kampf schon so gut wie verloren. Außer kleines, du stellst dich noch dümmer an.<  Ok, zugegeben der zweiter Satz war unnötig. Zurück zum Kampf. Sie macht tatsächlich immer die gleichen Schläge und die sind nicht einmal besonders stark. Nachdem ich mir ziemlich sicher bin sie einschätzten zu können, setze ich zum Gegenangriff an. Schnell übernehme ich die Oberhand in unserem Kampf. Mit nur ein paar gezielten Schlägen befördere ich sie geradewegs auf den Boden und beende damit unsere Auseinandersetzung. Der Lehrer kommt zu uns rüber und spricht mich an.

 

"Wie ist dein Name?"

 

Sein Gesichtsausdruck wirkt sehr interessiert und zugleich scheint er schon Pläne zu schmieden, die eindeutig nicht zu meinen Gunsten sind. Seine Augen strahlen die pure Gefahr aus.

 

"Ich heiße Jenny Collister“

 

Antworte ich zögernd. Er betrachtet mich einmal von oben bis unten. Dann spricht er weiter.

 

"Ich bin begeistert, Jenny. Für eine Anfängerin hast du dich sehr gut angestellt. Du hast dich zuerst nur gedeckt und ihre Stritte studiert und dann hast du sie unerwartet angegriffen."

 

Er klatscht einmal fest in seine Hände. Seine Augen hellen sich auf, er scheint tatsächlich begeistert zu sein. War ich so gut?

 

"So stelle ich mir das vor! Warte einen Moment ich hole dir einen anderen Partner."

 

Die Freude, die er in diesem Moment verspürt ist nicht zu übersehen. Etwas wirr dreht er sich weg und schaut zwischen den Schülern umher. Seine Blicke suchen jemanden bestimmtes. Das Mädchen ist inzwischen aufgestanden und ist schmollend zur Seite getreten.

Er hat ihn! Es ist ein Junge, der sich in einem Kampf befindet, welchen der Trainer sofort unterbricht. Er spricht kurz mit ihm und schickte ihn auf geradem Wege zu mir. Der groß gebaute Typ kommt fragend auf mich zu geschlendert.

 

"Hey. Bist du Jenny?"

 

Ich nicke nur. Seine Stimme hört sich freundlich an und auch vom Aussehen wirkt er nicht gewalttätig. Er spricht weiter.

 

"Der Trainer hat mich zu dir geschickt, wir sollen jetzt zusammen trainieren."

 

Dann wendet er sich an das rothaarige Mädchen und zeigt in die Richtung aus der er gekommen ist.

 

"Und du sollst zu meinem Partner gehen."

 

Sie hört auf zu schmollen und geht rasch rüber. Der Junge fackelt nicht lange und geht in die Angriffsstellung.

 

"Übrigens ich bin Louis."

 

Stellt er sich noch kurz vor und geht direkt, wie auch schon seine Vorgängerin zuvor, zum Angriff über. Seine Schläge sind viel stärker und präziser, er weiß was er macht. Das ist doch kein Anfänger! Selbst das Blocken ist gegen ihn schmerzhaft. Es fällt mich schwer den Kampf nachzuverfolgen. Ich kann seine Technik nicht einschätzen, denn er wechselte einfach alles, die Richtung, die Kraft, die Angriffe. Es ist schwer für mich ihm nur einen Schlag zu versetzen denn er ist einfach schneller als ich und auch wesentlich stärker. Ich muss klüger als er vorgehen um diesen Kampf noch für mich zu entscheiden. Es will einfach nicht klappen. Nach zwanzig Minuten bin ich am Ende ich habe einfach keine Puste mehr und die wenigen Schläge die ich ihm versetzen konnte haben ihn kein bisschen geschwächt. Er ist nur ebenfalls etwas aus der Puste doch noch lange nicht so am Ende wie ich. Aufgeben kommt aber nicht in Frage. Ich sammele meine gesamte Kraft und verpasse ihm einen gewaltigen Schlag ins Gesicht. Er taumelt einige Schritte nach hinten. Seine Hände rutschten kurz zu seinem Gesicht, wo er über die gerötete Stelle reibt. Sein Blick wird sehr unfreundlich. Die grünen Augen zerfleischen mich. Er atmet laut aus. Noch bevor ich zum zweiten Schlag ansetzen kann, rammt er mir sein Knie in meinen Bauch. Die schmerzen scheinen unerträglich, meine Hände gleiten zu meinem Leib und ich sacke zusammen. Verdammt, DAS soll Schulunterricht sein? Krümmend auf dem Boden habe ich den Kampf verloren. Ich sehe nur wie er mir näher kommt.

 

"Ich hoffe es tut nicht zu sehr weh. Ich wollte nicht so hart zuschlagen aber es ging darum wer gewinnt. Ich muss sagen du hast mich ganz schön auf Trab gehalten."

 

Er reicht mir seine Hand. Ich weigere mich sie anzunehmen. Nicht weil ich jetzt auf ihn sauer bin, weil er mich vermöbelt hat. Nein ich hasse es einfach nur zu verlieren. Langsam setze ich mich wieder auf. Er zieht sie wieder zurück. Unfassbar wie das am Schmerzen ist.

 

"Ist schon in Ordnung. Ich hätte mich besser verteidigen sollen. Jetzt herum zu jammern wehre erbärmlich."

 

Der Trainer kommt wieder zu uns. Er lächelt mich an. Seine Augen sind immer noch vor Freude am Leuchten. Ich werde aus diesen Vampiren einfach nicht schlau.

 

"Tolle Vorstellung. Du hast dich gut zur Wehr gesetzt Jenny."

 

Tolle Vorstellung? Ernsthaft ich hatte in keiner Sekunde eine reelle Chance es für mich zu entscheiden! Das war doch eine erbärmliche Aufführung. Wieso lobt er mich noch dafür?

Der Trainer lässt mich auf dem Boden sitzen und geht wieder in die Runde.

 

"So Leute ihr könnte jetzt aufhören. Ich zeige euch jetzt einige Techniken die ihr anwenden könnt."

 

So geht die Stunde schnell vorbei und der Trainer beendet den Unterricht.

Endlich. Ich bin so was von fertig. Also Jayden hat noch Unterricht, dann brauche ich hier jetzt nicht zu erwarten. Ausnahmsweise bin ich sehr froh darüber, dass er nicht da ist, denn mein Geruch dürfte in diesem Augenblick nicht der betörendster Duft sein. Eigentlich war ich mit Adam verabredet, aber er ist weit und breit nicht zu sehen, dann geh ich einfach auf meinem Zimmer zur Not wissen die ja wo es liegt.

In meinem Zimmer angekommen, mache ich die Badewanne voll und lege mich zum Entspannen hinein. Nach guten 40 Minuten lasse ich das Wasser ab. Steige schweren Herzens wieder hinaus und trockne mich ab. Grade als ich die frischen Klamotten angezogen habe, klopft es an der Tür. Ich öffne sie und da ist mein Freund. Mein Freund!! Die Mundwinkel zucken mir nach oben.

 

"Na du, wie war deine erste Kampfstunde?"

 

Wille er als erstes erfahren. Während er sprich lasse ich ihn in mein Zimmer hinein. Meine Stimmung schwankt etwas nach unten als ich an diesen doofen Kampf zurück denke.

 

"Ganz ok, den ersten Kampf habe ich ganz leicht gewonnen. Beim zweitem habe ich ganz schön kassiert aber er hat auch eine Faust von mir bekommen die ihn weg gehauen hat. Naja wie auch immer dieser Louis war einfach sehr viel besser als ich."

 

Ich spreche den Namen absichtlich lang gezogen aus und meine Abneigung zu unterzeichnen. Jayden blickte mich skeptisch an. Verhalte ich mich etwas zu kindisch? Wie peinlich!

 

"Louis? Hat er helle blonde Haare ungefähr so groß wie ich?"

 

Tatsächlich das ist er. Nur woher kennt Jayden ihn?

 

"Und grüne Augen. Ja. Wer ist das?"

 

Jayden fängt an zu lachen.

 

"Das gibt es nicht das ist ja geil..."

 

Super dass er sich so freut, dass ich verdroschen wurde. Echt nett von ihm.

 

"...Louis ist in meiner Kampfgruppe. Es wird immer bei den Einstufungskämpfen einer von den höheren Gruppen eingeschleust. Damit der Trainer eine zweite Meinung einholen kann. Aber, das du es geschafft hast ihm eine zu verpassen ist echt der Hammer. Und dafür, dass er dich geschlagen hat bekommt er von mir die Ohren lang gezogen. Eigentlich dürfen wir dann nur blocken und nicht zuschlagen."

 

Gruppe 7D

Der gestrige Abend mit Jayden verging viel zu schnell, wir haben nur einige Minuten alleine verbringen können, denn bald schon gesellte sich Adam zu uns und ließ uns auch nicht mehr aus den Augen, als habe er Angst das wir wie die Tiere über einander herfallen. Ich fand es etwas komisch wie er sich verhalten hat. Auf einer Seite scheint es ihn zu freuen, dass wir beide zu einander gefunden haben doch es ist nicht zu leugnen, dass er absichtlich Abstand zwischen mich und Jayden gebracht hat. Jedoch machte ich mir darüber keine Gedanken mehr nach dem die beiden mein Zimmer verlassen haben denn ich war viel zu erschöpft und wollte nur noch schlafen. Die Nacht verging genau so schnell wie der Abend. Beim Aufwachen habe ich wieder dieses Grinsen in meinem Gesicht. Ist der gestrige Tag tatsächlich so passiert? Ich kann nicht mehr länger innehalten und lache in den leeren Raum hinein. Nach dem ich mich fertig gemacht habe, stehen auch schon die Jungs vor meiner Tür. Die ersten sechs Stunden sind schnell vorbei gegangen. Nun sind wir beiden auf dem Weg zu meinem Kampftraining. Jayden hat frei und möchte zuschauen wie ich mich schlage.

 

"Ich werde Louis gleich erst mal veräppeln."

 

Seine Augen leuchten voller Vorfreude. Er kommt mir sehr glücklich vor. Sonst kannte ich nur seine kalte und gemeine Seite, ob alles nur eine Show war? Ist das seine echte Seite? Diese sorglose und lachende mag ich definitiv mehr. Er grinst mich an und drückt mich noch näher an sich. Immer noch ein unbeschreibliches Gefühl, seine Nähe.

 

"Was hast du denn vor?"

 

Will ich von ihm wissen denn diese Vorfreude die er an den Tag legt färbt schnell auf mich ab.

 

"Lass dich überraschen."

 

Ein hämisches Lächeln umspielt seinen Mund. Mit einem zwinkern wendet er sich ab. Mehr Informationen bekomme ich nicht. Da sind wir auch schon fast angekommen. Wir bleiben auf dem Schotterplatz vor der Wiese stehen. Der Trainer ist noch nicht da, deshalb haben wir noch etwas Zeit. Kaum kommen wir zum Stehen, wandert Jaydens Blick über die Menge. Als er findet was seine Augen suchen, ertönt seine Stimme in einem befehlenden Ton, für alle sehr gut zu hören.

 

"Ey, Louis! Komm her!"

 

Jayden schlüpft im Handumdrehen in seine Rolle, seine Schultern straffen sich und er wirkt Angriffs lüstern. Die  Augen werden schmaler, dazu passt sich auch der Rest seines Gesichtes an. Erschreckend, selbst ich bekomme grade einen leichten Schauer, sein Erscheinen erinnert mich an den Abend der Party bei Gabriel. Diesen Gedanken schiebe ich schnell bei Seite. Louis kommt gutgelaunt auf Jayden zu gerannt. Ahnungslos, der Arme.

 

"Hey Jayden, was machst du denn hier?"

 

Er grinst meinen Freund an, bis sein Blick zu mir herüberwandert, meinen Arm hinab bis zu meiner in Jaydens verschlungenen Hand. Sein Gesicht bekommt einen neuen Ausdruck als er mich wieder direkt anschaut. Ich kann es nicht ganz zuordnen, es ist eine Mischung aus Verwunderung, Angst und Entsetzen. Es macht Klick bei ihn, dass ich das Mädchen bin, dem er gestern einen guten Magenhieb verpasst hat. Und Jaydens ganze Gestalt spricht Bände, dass er in diesem Augenblick nicht gut auf seinen Freund zu sprechen ist. Das wird Louis soeben bewusst.

 

"Bist du nicht Jenny?"

 

Die Frage klingt eher wie eine Feststellung. Bevor ich zur Antwort ansetzen kann, spricht schon einen andere Stimme. Eine die mir sehr gut vertraut ist.

 

"Ja genau das ist sie. Meine Freundin! Was genau sollte das Gestern?"

 

Er macht einen drohenden Schritt auf ihn zu. Louis hält den Atem an. Der blanke Horror ist ihm ins Gesicht geschrieben. Er nimmt eine schützende Haltung an als habe er Angst gleich einen Schlag zu kassieren.

 

"Jayden das tut mir wirklich leid."

 

Er schwenkt seine Handflächen hoch und runter, damit sein gegenüber sich wieder beruhigt. Dann fährt er fort. Die Worte überschlagen sich beinahe. Fürchtet er sich tatsächlich so sehr vor Jayden? Louis ist sehr stark, ich habe ja mit Jayden auch schon gekämpft aber dieser Typ tut so als könnte er von Jay mit nur einem Wimpernschlag ausgelöscht werden.

 

"Ich wusste doch nicht, dass sie deine Freundin ist. Oder das du überhaupt eine Freundin hast. Du hast eine Freundin? Sicher?"

 

Die Furcht schwindet einen Funken und ein unglaubwürdiges Schütteln überkommt ihn. Die Tatsache, dass Jayden eine Freundin hat, kann er nicht fassen. So abwegig ist es also? Ich kann mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Jap ich bin seine Freundin. Jayden hält es nicht mehr aus und muss anfangen zu lachen. Seine Maske fällt von ihm ab und das Strahlen erscheint wieder in seinen Augen. Die Angst die Louis ins Gesicht geschrieben stand ist einfach nur zum Krümmen. Doch den Blick als er erfahren hat, dass ich die Freundin bin, fand ich sogar noch besser.

 

"Bleib ruhig, ich hab nur Spaß gemacht. Ihr ist ja nicht passiert. So ist es eben in einem Kampf."

 

Die Atmosphäre um Louis verändert sich schlagartig. Er kann wieder Atmen.

 

"Mann du bist so scheiße. Ich dachte du bringst mich gleich um! Und das mit der Freundin hätte ich dir auch beinahe abgekauft."

 

Er gibt ihm einen leichten Stups gegen den Magen. Die Angst verschwindet nun komplett aus seinem Gesicht und Erleichterung breitet sich aus.

 

''Sie ist wirklich meine Freundin.''

 

Sagt er knapp. Louis mustert mich erneut mit diesem Blick als sei ich irgendeine Außerirdische und meine Existenz könne nicht real sein. Bis Jayden mich wieder näher an sich heran zieht und zu sprechen beginnt. Seine Hand streichelt mir leicht den Rücken entlang.

 

"Was mich aber wirklich interessiert, wieso hast du mit ihr richtig gekämpft? Wir dürfen doch nicht angreifen oder zuschlagen."

 

Wir warten beide gespannt auf seine Erklärung.

 

"Der Coach wollte das so. Eigentlich darf sie das nicht hören... "

 

Er deutet mit seinem Kopf auf mich.

 

"...Er war ganz schön begeistert und wollte sehen wie sie sich gegen mich schlägt. Um ehrlich zu sein, sie hat mich ganz schön aus der Puste gebracht."

 

Jayden schaut mich mit einem stolzen Ausdruck an. Und lässt dabei seine Hand erneut über meinen Rücken wandern.

 

"Ja sie hat auch zuhause mit uns trainiert."

 

Ein wenig überheblich klingt er ja schon. Als sei es sein Verdienst. Ich sollte lieber Conner danke, dass er mich auf das Kämpfen vorbereitet hat, aber es stört mich nicht. Ich genieße einfach nur seine glückliche Art.

 

"Wie viele Monate den genau?"

 

Monate? Er erregt meine Aufmerksamkeit, einen schiefen Blick kann ich nicht mehr zurückhalten. Spottet er über mich? Aber er wartet nur gespannt auf die Antwort. Es ist also sein ernst das er denkt, dass ich so lange am Trainieren bin.

 

"Ne, einen Woche."

 

Antworte ich immer noch unschlüssig darüber, ob er scherzt oder nicht. Sein Blick wird skeptisch. Beide Jungs drehen sich zu mir um, um mich genauestens zu mustern. Sie sind wirklich beider verwirrt. Also macht sich Louis nicht über mich lustig. Anscheinend bin ich ein Naturtalent. Ich spüre meine Augen vor Freude leuchten.

 

"Heißt das, dass ich gut bin?"

 

Will ich Schluss endlich wissen. Ich zeige meine weißen Zähne mit strahlenden Augen. Noch bevor die Jungs etwas erwidern können, taucht auch schon der Trainer auf. Ich verabschiede mich schnell mit einem kurzen Kuss von Jayden. Louis schaut weiter hin verwirrt, ob es wegen dem Kuss ist oder wegen meiner Aussage kann ich nicht zuordnen. Wir gehen hinter dem Trainer auf die Menge zu, währenddessen sucht sich Jayden einen guten Platz zum Beobachten.

 

"So Leute wir sind spät dran. Bitte stellt euch zu zweit auf und wenden die von gestern gelernten Techniken an. Wer schon eine Gabe beherrscht, hält sich damit bitte zurück es geht nur um den Körperlichen Kampf."

 

Wir gehen auf die Wiese und Louis stellt sich mir gegenüber, heute musste der Trainer uns nicht einander zuweisen, denn ich muss noch die Niederlage von gestern wieder wettmachen, na gut, gewinne werde ich sowieso nicht aber ich muss mich ja auch nicht so fertig machen lassen wie gestern. Vor allem nachdem ich grade noch so einen Push bekommen habe und nicht zu vergessen, dass mir heute eine ganz besondere Person zuschaut. Wir fangen an zu kämpfen. Es beginnt wie gestern, dass er einen Angriff auf mich startet. Eines meiner Beine gleitet nach hinten um ihm besser entgegen halten zu können. Jedoch ist es heute anders. Ich kann es selber kaum glauben, aber es fällt mir viel einfacher gegen ihn anzutreten. Seine Schläge schmerzen nicht so sehr wie zuvor, es gelingt mir tatsächlich meine Deckung ordentlich aufrecht zu erhalten und sogar für einen Gegenschlag aus zu holen. Ob er sich wegen Jayden zurückhält? Weil er fürchtet seinen Freund zu verstimmen? Ein Funke Wut lodert in mir auf und meine Stimme klingt schärfer als es beabsichtigt ist.

 

"Du musst deine Kraft nicht mäßigen!"

 

Wir stehen einige Schritte aus einander, als er mir ein herausforderndes Lächeln zuwirft und einen erneuten Angriff startet. Es ist wie zuvor, die Schläge von gestern waren einfach wesentlich stärker. Der Kampf dauert noch einige Minuten und obwohl ich mich besser geschlagen habe als am Vortag, gewinnt er trotz dem.  Ganz eindeutig. Um ehrlich zu sein war es mir klar und trotzdem bin ich stolz auf mich, dass ich nicht so jämmerlich am Boden kauere wie gestern. Der Trainer beendet den Unterricht früher, da er noch zu einer Besprechung muss. Ich gehe zu Jayden herüber und Louis folgt mir unauffällig.

 

"Hey Jenny warte mal bitte."

 

Die Stimme meines Kampfpartners erklingt unmittelbar hinter mir. Ich drehte mich herum. Jayden der sich inzwischen von seinem Platz erhoben hat kommt uns die restlichen Schritte entgegen. Dann beginnt Louis an zu sprechen.

 

"Hast du gestern nach dem Unterricht noch trainiert? Deine Kraft war viel höher als gestern."

 

Ich verstehe nicht? Meine Kraft? Als wäre ich nach seinen gestrigen prügeln noch im Stande gewesen zu trainieren. Absurd.

 

"Unsinn, du hast nicht mit voller Kraft gekämpft. Gestern hast du stärker zugeschlagen."

 

Er kratzt sich am Hinterkopf. Und Jayden hört unserer Unterhaltung gespannt zu.

 

"Wenn ich es dir doch sage, ich habe mit derselben Kraft gekämpft wie gestern. War sie mit euch auch schon auf diesem Level?"

 

Die Frage geht nicht an mich. Jayden schaut nachdenklich in die Luft, man kann beinahe sein Gehirn denken hören.

 

"Ich bin mir nicht sicher, sie hatte meistens mit Conner trainiert. Aber das was ich grade gesehen hab sah schon besser aus als vorher. Sie lernt halt schnell."

 

Jayden zieht die Schultern in einem Ruck in die Höhe und wieder zurück. Er scheint immer noch nachzudenken. Winkt das ganze jedoch ab und zieht mich in seine Arme.

 

"Ok ich bin gespannt was für eine Kämpferin aus ihr noch eines Tages wird. Trotzdem habe ich noch niemanden kennengelernt, der so schnell, so viel Stärker geworden ist. Na gut wie auch immer. Leute ich mach mich mal auf den Weg. Jenny wir sehen uns Morgen. Bye."

 

Ihm scheint die Situation, seinen Freund so mit einem Mädchen zu sehen, etwas befremdlich. Denn seine Augen wussten nicht wo sie hin sehen sollten. Schon macht er kehrt und ist verschwunden. Wir steuern die Richtung des Wohnheimes an. Nach dem Training brauche ich erst eine Dusche vorher geht nichts. Ich bin auch sehr bemüht Jayden auf etwas Abstand zu halten, jedoch mit wenig Erfolg denn er zieht mich immer wieder näher zu sich heran. Normalerweise würde ich es ja total süß finden aber nicht wenn ich so am Stinken bin und sein Geruchssinn ist genau wie meiner, sehr sehr gut.

 

"Du Jayden?"

 

Sein Kopf dreht sich zu mir. Ich schaffe es ein Stückchen von ihm weg zu kommen mit dem Vorwand ihn besser ansehen zu könne. Stimmt ja auch. Irgendwie.

 

"Ja?"

 

Er scheint überrascht, dass ich von ihm ablasse. Behält sein Tempo aber bei.

 

"Ich wollte dich das schon länger mal fragen. Hast du auch eine Gabe?"

 

Es ist nicht einmal gelogen. Das wollte ich schon länger wissen. Also Conner, Adam und John haben welche meine Mum hingegen nicht. Sein Blick wirkt leerer und das Lächeln was er mir schenkt scheint aufgesetzt. Shit habe ich da einen Nerv getroffen?

 

"Bisher habe ich noch keine entdeckt.''

 

Er macht eine kurze Pause.

 

''Das heißt aber noch nichts. Conner hat seine erst mit 53 entdeckt."

 

Das wusste ich bisher auch noch nicht. Es freut mich immer sehr wenn ich etwas Neues erfahre.

 

"Und was ist mit Adam? Wann hat er seine entdeckt?"

 

Ich bemühe mich nicht wieder nach der falschen Frage zu greifen. Es scheint ok zu seine über die Gabe der anderen zu sprechen. Nur wenn man das Thema auf ihn bezogen anspricht wirkt er traurig.

 

"Bei Adam ging das einfacher. Nach seiner Erwachung, hörte er die ganze Zeit Stimmen. Erst leise, dann wurden die Stimmen immer lauter. Einige Tage später verstand er, dass es die Gedanken der anderen waren."

 

So einfach war das? Er musste im Prinzip nichts dafür tun, kein Training, keine Übungen. Wie gemein. Aber wer weiß vielleicht ist meine Gabe auch eine bei der ich nichts tun muss.

 

"Das ist ja cool. Ich hoffe ich entdecke auch eine Gabe."

 

Er beugt sich zu mir und legt einen Kuss auf meiner Stirn nieder.

 

"Das wirst du schon noch."

 

 

Am Wohnheim trennen sich unsere Wege. Ich verschwinde nach oben in mein Zimmer und er geht noch irgendwohin weg. Am Abend treffen wir uns noch zu dritt in dem Zimmer der Jungs und lassen den Abend ruhig ausklinken. Wir wollten uns zuerst zu mir allein ins Zimmer verziehen aber Adam hat sich an uns geheftet und wir haben schnell verstanden, dass der Versuch ihn abzuwimmeln sinnlos ist. Die Woche ist schnell vergangen, ich hatte jeden Tag Kampftraining und wurde mit jeder Niederlage besser und besser. Nach dem Unterricht unternahm ich täglich was mit Jayden, meisten war auch Adam mit dabei. Manchmal denke ich dass wir eine dreier Beziehung führen. Wie gerne ich Adam auch habe, langsam geht es mir auf den Senkel, dass er uns ständig verfolgt. Zu meiner Überraschung sagt mein Freund nichts dagegen also lasse ich es auch sein. Wir lernten uns besser kennen, gehen spazieren oder er zeigt mir ein neues Stückchen des Internats. Er vermeidet es ganz bewusst alleine mit mir auf einem Zimmer zu sein. Manchmal habe ich das Gefühl etwas ganz wichtiges zu übersehen. Ansonsten verläuft mein Alltag ganz normal. Schlafen, essen, lernen und die Restliche Zeit gehört Jayden. Glücklicherweise lässt mich Luk seit dem ersten Unterrichtstag in Ruhe. Zu meinem Unglück nervt mich Kendra wenn ich ihr alleine begegne. Sie rempelt mich an oder schmeißt meine Bücher auf den Boden. Ich versuche es einfach zu ignorieren es wird schon mit der Zeit aufhören. Hoffe ich. Heute entscheidet der Trainer, wer in welche Gruppe kommt. Ich bin so gespannt ob ich es in Adams Gruppe schaffe. Leider kann Jayden heute nicht mitkommen zum Training, denn freitags muss er selber Kämpfen aber Adam wollte versuchen zu meinem Kampf zu kommen. Ich habe noch 10 Minuten, denn um 14.30 Uhr fangen die ersten Kämpfe an. Meiner ist für vier Uhr angesetzt. Pünktlich zu der ersten Gegnerschaft erreichte ich die Wiese. Es treten zwei Mädchen gegen einander an. Das eine Mädchen ist, das ich am ersten Tag besiegt habe. Sie nehmen die Kampfstellungen ein. Der Trainer gibt ihnen das Zeichen zum Kampf. Es scheint erst ausgeglichen zu sein, doch plötzlich übernimmt die Rothaarige die Überhand. Nach acht Minuten ist der Kampf zur Gunst von ihr beendet. Es folgten noch einige andere Kämpfe. Nach den beiden bin ich dran. Ich trete gegen einen Jungen an. Gut das Louis hier nicht mitmachen darf. Der Junge gegen den ich antrete und ich, zählen zu den besten unserer diese wöchigen Gruppe. Langsam werde ich nervös. Die Stimme des Trainers ertönt in meinen Ohren.

 

"Der Kampf ist vorbei. Ich bitte euch beide zu mir zu kommen. Jenny Collister und Angelo Miller bitte stellt euch schon mal vorne auf."

 

Er bespricht mit den beiden Vorkämpfern die Entscheidung in welche Gruppe sie zukünftig gehen. Während dessen schreite ich und dieser Angelo nach vorne. Stellen uns auf und warten auf den Beginn. Hinten sehe ich Adam zu den Zuschauern dazu zu stoßen. Er Winkt mir lachend zu. Und lässt eine geballte Faust in die andere flache knallen.

 

"So liebe Schüler, ihr dürft jetzt anfangen!"

 

Wendet der Trainer sich an uns. Ich bleibe stehen und lasse ihn angreifen. Er stürmt Hader süchtig auf mich zu. Mein Körper ist ganz entspannt, ich habe keine Furcht mehr. Nach dem Training mit Louis fühle ich mich bereit. Auch wenn ich keinen Kampf gegen ihn gewonnen habe. Angelo ist viel langsamer. Schnell sammele ich mein Kraft, es ist unfassbar ich sehe vor meinem inneren Auge wohin sein Schlag gehen wird. Ich verstehe es nicht, doch mein Körper weicht schon mit einer geschmeidigen Bewegung aus. Tatsächlich versucht er oben rechts in mein Gesicht zu schlagen. Ich beuge mich weg und versetze ihm einen in die Magengrube. Er fliegt nach hinten auf den Boden, steht jedoch fix wieder auf und startet einen neuen Versuch. Es passierte erneut ich sehe wo seine Faust hingeht, noch bevor er meine näher erreicht. Ich springe hoch, mache dabei eine Drehung und stützte mich mit meinen Händen an seinen Schulten ab. Als meine Füße grade nach oben zeigten, winkelte ich die Knie an und rammte sie ihm mit einem Schwung in den Rücken. Es ist ein lautes knacken zu hören und er sinkt zum Boden. Der Kampf ist nach knappen unter einer Minute vorbei. Der Trainer braucht einen Moment bis er seine Worte findet, denn so ein schnelles Ende hat er nicht erwartet. Verdammt ich habe dem Jungen grade seine Wirbelsäule gebrochen. Ich weiß, dass er gleich wieder heilen wird aber dieses Geräusch von brechenden Knochen wird mich noch verfolgen.

 

"Und Jenny gewinnt. Komm schon mal zu mir, ich glaube Angelo braucht noch einige Minute."

 

Er winkt mich mit einer Hand zu sich. Die Verwunderung im Publikum ist nicht zu überhören. Die Leute tuscheln und schauen mich erschrocken an. Zwei Sanitäter bringen Angelo von Kampffeld weg. Es ist ein komisches Gefühl, dass ich versuche zu unterdrücken. Ich gehe weiter auf ihn zu. Höre dabei wie jemand auf mich zustürmte.

 

"Prinzessin, das war ja super. Wieso habe ich mir noch nie einen anderen deiner Kämpfe angesehen. Du konntest seine Attacken sehn, seine Körperbewegungen haben alles verraten."

 

Ich nicke nur, genauso war es, alles an seinem Körper hat mir gezeigt, was als nächstes kommt. Ein grinsender Adam klemmt mich unter seinen Arm, während wir gemeinsam weiter zum Lehrer gehen. Ich fühle mich gleich besser nicht mehr alleine diesen Blicken ausgesetzt zu sein.

 

"So Miss Collister, sie haben ja eine beachtliche Leistung abgeliefert."

 

Er schaut mich bewundert an.

 

"Danke."

 

Gebe ich mit einer neutralen Stimme von mir ohne die Situation richtig wahr zu nehmen. Adam gibt mir einen leichten Seitenhieb und bedeutet mir, mit zu lächeln. Ich weiß ganz genau was er mir damit sagen will. Lächle! Sei stolz auf dich! Du hast grandios gekämpft.

 

"So, dann schauen wir mal wo wir sie einteilen..."

 

Während er in seinen Listen nachschaute, ergreife ich die Gelegenheit.

 

"Em, Coach?"

 

Sein Blick weicht von der Liste nach oben. Fragend schaut er zu mir.

 

"Ja Jenny?"

 

Meinen Mundwinkel gehen nach oben und ich mache ganz große Augen. Schließlich habe ich eine Bitte.

 

"Wäre es vielleicht möglich, dass ich in die Gruppe von Adam kann?"

 

Mein Blick deutet auf den Jungen neben mir. Der ebenso ein freundliches Gesicht macht. Nun sprich er Adam an.

 

"In welcher Gruppe bist du doch gleich?"

 

Er weiß wer Adam ist, kann ihn in diesem Moment aber keiner Gruppe zuordnen. Verständlich, es gibt so viele Gruppen und Schüler. Außerdem weiß ich, dass Adam einen anderen Trainer hat.

 

"Ich bin in der Gruppe 7D"

 

Die beiden Brauen vom Trainer gehen hoch. Und er schnaubt.

 

"In die Stufe 7 . Das haben wir nicht oft, dass ein Anfänger sofort in eine so hohe Stufe kommt."

 

Er widmet nun wieder mir seinen Blick. Atmet tief ein und wieder aus. Dann spricht er weiter.

 

"Aber ich muss dazu sagen, es kommt auch nicht oft vor, dass ein Anfänger solche Leistungen an den Tag legt. Ich schaue mal in der Liste nach wer alles in der Gruppe ist."

 

Er blättert in seinen Blättern, bis er die richtige Seite findet. Schaut sich sorgfältig die Daten an. Bitte Bitte Bitte. Jayden hat gesagt, ich muss nur so gute seine wie der schlechteste aus Adams Gruppe.

 

"Gut, dass sollte möglich sein. Wie ich das zum jetzigen Zeitpunkt einschätzen würde. Kann ich dich guten Gewissens in diese Gruppe schicken. Du wärst glaube ich nicht einmal die aller schwächste bei denen!"

 

Mein Brustkorb wölbt sich, die Augen gehen weit auf. Ich springe Adam in den Arm und er freute sich mit mir.

 

"Jeaaa ich habe es geschafft!"

 

Schreie ich auf während Adam meine Umarmung erwidert und mir lachend gut zuspricht.

 

"Super ich bin stolz auf dich."

 

Der Coach überreicht mir noch einen Zettel, auf dem er meinen Namen und die Gruppe 7D eingetragen hat. Ich rufe ihm noch einen Dank zu und trete mit Adam bei Seite.

 

"Ich kann es kaum glauben. Ich kann ab sofort in deiner Gruppe trainieren."

 

Oh mein Gott ich habe es tatsächlich geschafft. Natürlich fände ich es noch besser mit Jayden zu trainieren aber man sollte seine Ziele realistisch ansetzen, wenn man sie auch erreichen möchte.

 

"Ja ich freue mich auch mal wieder gegen dich anzutreten, du bist viel besser geworden. Das müssen wir heute Abend feiern."

 

Oh ja feiern muss heute sein. Ist ja auch ein super Anlas.

 

"Wo sollen wir das machen?"

 

Adam und ich sind auf dem Weg zu unserem Wohnheim. Denn auch wenn ich nicht wirklich geschwitzt habe, dazu hatte ich keine Zeit, möchte ich trotzdem duschen um für heute Abend frisch zu sein.

 

"Ich habe gehört in dem Wohnheim 24 soll heute was los sein. Die sollen eine offizielle Feier für die Neuankömmlinge veranstalten. Ab sieben Uhr geht es los. Leider endet es schon um eins. Aber wir machen dann einfach eine eigene Party mit ein paar ausgewählten Leuten auf unserem Zimmer."

 

Er zwinkert mir zu. Super am Ende besaufen wir uns zu dritt oder vielleicht zu viert denn ich habe mich mit Vicky ein wenig angefreundet. Sie hat ihren Kampf erst in einer Stunde und ich habe sie heute leider noch nicht gesehen. Ich komme aus der Freude gar nicht mehr raus wenn ich an meinen Sieg denke.

 

"Hört sich prima an."

 

Vor den Zimmern trennen sich unsere Wege. Statt einer Dusche entscheide ich mich für ein schönes entspanntes Bad. In Gedanken überlege ich schon was ich heute abends anziehen kann. Es sollte vor allem Jayden gefallen. Grade als ich mich ausgezogen habe klopft es an meiner Zimmertür. Mit einem Schwung wickele ich meinen Körper in ein großes Handtuch und mache einen Spalt der Tür auf.

 

"Hey Süße."

 

Es ist Jayden. Ich öffne die Tür noch weite um ihn rein zu lassen. Sein Blick geht über meinen Körper. Seine Nähe macht mich selbst nach einer Woche noch genauso nervös wie am ersten Tag. Aus dem Nichts fängt er an zu Schmunzeln.

 

 "Was ist?"

 

Will ich wissen. Er streicht sich mit einer Hand durch sein dunkles Haar. Seine Augen funkeln angriffslustig.

 

"Weißt du, in diesem Outfit habe ich dich kennengelernt. Und ich muss an das selbe denken wie beim ersten mal."

 

Mist das Handtuch. Auch wenn wir zusammen sind überprüfe ich automatisch die Festigkeit meines Knotens. Eine gespielt böse Mine huschte über mein Gesicht.

 

"Du Schwein. Willst du jetzt wieder dein Hemd ausziehen?"

 

Ich gehe auf sein Spielchen ein, denn da hätte ich wirklich nichts gegen. Immer noch schmunzelnd und doch mit einem ernsten Blick gibt er mir die Antwort.

 

"Um ehrlich zu sein muss ich mich im Moment sehr zurückhalten. Am liebsten würden ich mir nicht nur das Hemd ausziehen."

 

Ich beiße mir auf die Unterlippe nicht zu feste wenn es nach Blut riechen sollte mache ich es ihm nur noch schwerer. Was kann man darauf nur Antworten. So weit sind wir noch nicht gegangen wir haben auch noch nicht darüber gesprochen. Dass er Erfahrung hat weiß ich ja. Aber weiß er auch dass ich die nicht habe? Luk wusste es bei unserer ersten Begegnung, er meinte dass er es riechen kann. Jayden schluckt runter. Sein Blick wandert erneut über mich, als würde er sich alles bestens einprägen um die Bilder bei Bedarf abrufen zu können.

 

"Ok ich gehe jetzt. Und überlasse dich der Wanne."

 

Er deutet auf mein Bad, wo das Wasser bereits zu hören ist. Gibt mir einen Kuss auf den Hals und verschwindet. Nachdem verschlissen der Tür wartet das Wasser auf mich. Es tut so gut die Wärme an meiner Haut zu spüren. Ich bekomme Gänsehaut, als ich daran denke wie Jayden mich vorhin angeschaut hat. Ich sollte das Thema schnellstens ansprechen. Denn nur weil ich Jungfrau bin muss er sich nicht komplett von mir fernhalten. Allein der Gedanke von seinen Händen auf mir macht mich wahnsinnig. Es ist mit Sicherheit übereilt sofort mehr mit ihm zu machen aber ich bin mir bei ihm absolut sich das ich mehr will. Ich wusste es als ich ihn das erste Mal sah.  

Nun muss ich mich sputen, ich habe ganz schön viel Zeit in der Wanne verplempert. Wir wollten uns um 18 Uhr treffen, da wir noch in eine nahegelegene Stadt fahren wollen um uns zu nähren. Ich habe seit der Ankunft hier nur die ersten Tage Menschenblut in der Mensa getrunken. Danach bin ich auf Bluttorox umgestiegen, auch wenn Mum meint es reicht mir noch nicht, wollte ich es austesten. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, was das für ein riesiger unterschied ist. Es ist nicht nur geschmacklich ein Reinfall, nein es gibt mir auch nicht die ganze Energie, die ich brauche. Ich bin mir sicher, auf Dauer würde meine Kraft schwinden. Deshalb ist meine Mutter für einen Vampiren auch so schwach. Immer noch stärker als ein Mensch aber für unsersgleichen schwach. Die Jungs meinten ich soll auch mal üben von Menschen zu trinken. Ich habe noch 30 Minuten um mich für den Abend fertig zu machen. Haare, Make up, Kleid, Schuhe... es sind so viele Entscheidungen für 30 Minuten. Irgendwie habe ich es geschafft mich in der Zeit fertig zu machen. Als ich grade die Pumps am Anziehen bin, höre ich wie jemand zu meiner Tür schreitet. Die Tür öffnet sich unaufgefordert und die beiden kommen herein. Ich hab doch abgeschlossen? Oder? Sie bleiben an der Tür stehen. Adam fängt an zu sprechen und Jayden schaut mich mit geweiteten Augen an.

 

"Und Jenny, bist du bereit einen Menschen zu beißen?"

 

Es ist tatsächlich das erste Mal das ich beabsichtige mich mit Absicht direkt von einem Menschen zu nähren. Ich bin mir so unsicher ob ich es schaffen werde aufzuhören wenn es genug ist. Meine Erinnerung an den Abend, wo ich Conner das erste Mal traf, huscht mir durch den Kopf. Als ich seine Begleitung fast umgebracht hätte. Ich hoffe sehr dass ich mich beherrschen kann. Conner erzählte mir einst, dass es eine Sache sei sich zurück zu halte einen Menschen zu beiße aber eine viel schwerere aufzuhören wenn man das Blut schon auf der Zunge hat.

 

"Ich denke schon."

 

Mein Gesichtsausdruck scheint nicht ganz überzeugend. Mit meinen Handflächen stoße ich mich vom Bett ab und stehe auf. Noch einmal das Kleid glatt streichen, dann kann es losgehen. Mein Blick geht nach oben zu Jayden, der gebannt an einer Stelle steht und nicht mehr als ein Wort von sich gibt.

 

"Wow"

 

Dann kommt doch noch ein Satz hinterher.

 

"Du siehst toll aus."

 

Ein kurzer Satz. Doch sein Gesicht spricht Bände. Dieses Funkeln in seinen Augen. Ich liebe es.

 

"Danke"

 

Ich gehe verführerisch auf ihn zu und hacke mich bei ihm ein. Nach dem verschließen der Tür gehen wir sofort zu den Garagen. Immer wieder bewundert Jayden mich. Dann lehnt er sich zu mir und flüstert es mir ins Ohr.

 

''Du machst es mir echt schwer artig zu bleiben.''

 

Es fühlt sich an als würde mein Körper unter seinen Blicken verbrennen vor allem mein Kleidung, ich habe ihn nie darum gebeten artig zu sein. Schnell suche ich ein anderes Thema und verstecke mich vor seinen dunklen Augen.

 

"Sagt mal Jungs, dürfen wir das Gelände überhaupt verlassen?"

 

Das war eine der Regeln, die wir am ersten Tag gelernt haben. Also die ich gelernt habe. Sie lachen auf. Jayden setzt sich ans Steure und Adam macht es sich hinten bequem.

 

"Natürlich."

 

Kommt eine tiefe entspannte Stimme von der Rückbank.

 

"Könnt ihr mir was erklären? Das habe ich mich die Woche schon in einigen Situationen gefragt."

 

"Das wäre?"

 

Fragt Jayden, während er den Wagen startete. Um das Auto, aus der großzügigen Parklücke hinaus zu manövriert.

 

"Ihr habt hier im Internet sehr viele Freiheiten, nicht so wie andere. Auch das mit meinem Zimmer..."

 

Mein Blick wendet sich nach hinten zu Adam, der das eine Bein angewinkelt auf den mittleren Sitz gelegt hat.

 

"...du hast innerhalb von ein paar Minuten ein Top Zimmer nur für mich alleine organisiert. Und jetzt sagt ihr, dass wir ohne Erlaubnis das Gelände verlassen dürfen. Wie macht ihr das?"

 

Jayden schmunzelt über die Faszination in meinem Gesicht.

 

"Ganz einfach. Mit Geld."

 

Eine knappe aber ehrliche Antwort. Sie sind ganz schön verwöhnt. Das kennen sie wohl nicht anders in ihrer Welt kann man alles mit Geld kaufen.

 

"Ihr bestecht die Leute also?"

 

Da ist keine Begeisterung in dem Klang meiner Worte.

 

"Nein, John sponsert einige wichtige Leute an der Schule und wir haben das Glück die Dankbarkeit von denen zu bekomme. Außerdem ist unsere Familie sehr angesehen, wie du weißt gehört John zum Rat des Königs und ist auch noch Teilhaber eines großen Unternehmens."

 

So ist das also. Es klingt nicht als würde er angeben es ist einfach nur eine Tatsache. Ich vergesse manchmal die Stellung die John und seine Familie haben. Seine Familie zu der Mum und ich jetzt auch gehören. Oh nein. Die Familie zu der Jayden und ich gehören. Wieder kommt dieser Gedanke auf wie der Rest auf unsere Beziehung reagieren wird. Ich bin mir sicher dass Conner es locker nimmt aber Mum und John?

 

"Wo du grade von John sprichst. Habt ihr was von Conner gehört, wann die beiden aus den Flitterwochen zurückkommen wollen?"

 

Die Stimme vom Rücksitz schallt wieder durch das Auto.

 

"Ja die haben sich bei Conner gemeldet, dass sie nächstes Wochenende zurückkommen. Wir könne die dann ja besuchen. Ich würde gerne deine Mum kennen lernen."

 

Die Zeit ist so was von schnell verflogen. Nur noch eine Woche dann sind sie wieder da. Ich werde nicht drum herum kommen nächste Woche zu den beiden zu fahren, denn ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass Mum darauf bestehen wird die Jung endlich kennen zu lernen und es gibt keine plausible Erklärung wieso ich nicht kommen sollte.

 

"Das ist eine super Idee."

 

Gebe ich unauffällig von mir, bemüht es möglichst unbekümmert klingen zu lassen. Von Jayden kommt nichts. Ich frage mich wiederholt wie John und Mum darauf reagieren werden wenn sie das von uns beiden erfahren. Währen dessen mustere ich sein perfektes Gesicht. Ich denke Jayden schwirrt dieselbe Frage im Kopf herum. Nach einigen Fahrminuten sind wir in einer Stadt angekommen. Jayden sucht einen Parkplatz und stellt das Auto ab. Es ist eine kleine Stadt. Wir gehen in eine verlassene Gasse und warten. Ich lehne mich an Jayden und er gibt mir einen sanften Kuss auf meine rot geschminkten Lippen.

 

"Jenny mach dich bereit, da kommt jemand. Und vergiss nicht wenn der Puls schwächer wird, musst du aufhören. Du darfst sie nicht töten."

 

Es ist eine Frau, sie muss in meinem Alter sein. Sie hat Kopfhörer in den Ohren und nimmt uns gar nicht wahr. Blitzschnell und ohne weiter darüber nach zu denken stelle ich mich vor sie. Reiße ihr die Hörer heraus und bringe sie dazu mir genau zu zuhören. Mein Blick ist auf ihre Augen fixiert.

 

"Hör auf zu schreien..."

 

Sie verstummt.

 

"...ich werde dich gleich beißen, es wird dir nicht wehtun. Du wirst dich nicht wehren. Wenn ich fertig bin wirst du weiter gehen und das alles vergessen."

 

Es klappt. Sie hält still. Ich streiche sanft ihr Haar zur Seite, lege ihren Kopf leicht schräg, um besser an ihren Hals zu kommen. Ihr Herz schlägt sehr laut. Ich führe meinen Mund an ihre Schlagader. Das Pochen ihres Blutes ist auf meinen Lippen deutlich zu spüren, doch sie kann in dem Moment keine Angst mehr empfinden. Dafür habe ich gesorgt. Bilder von ihrer Leiche, wie sie im Sarg liegt und von unzähligen Menschen die sie lieben betrauert wird, tauchten vor meinem inneren Auge auf. Doch es ist zu spät um über so etwas nach zu denken. Ich fahre meine Zähne aus und stoße sie vorsichtig in das Mädchen hinein.

>hmm lecker. Es ist so frisch und warm.<

Die köstliche Flüssigkeit füllt meinen Mund, wandert langsam meine Kehle hinab, unfassbar. Es wird schwarz vor meinen Augen. Meine Hände klammen sich fester und fester um den Körper vor mir. Meine Furcht ich könnte das Mädchen töten ist weg. Der Gedanke, dass sie ein armer Mensch ist, eine Familie hat, von der sie geliebt wird und ich grade mit ihrem Leben spiele ist einfach Verschwunden. Es ist mir egal. Es ist nur noch ein Körper der da ist um meinen Durst zu stillen. Großen Durst. Ich nehme nichts mehr war, bis ich Jaydens Stimme hörte.

 

"Jenny es reicht!"

 

Er klingt Fordernd. Es ist ein Befehl den ich unter keinen Umständen befolgen werde. Ich habe noch Durst!

 

"Du musst jetzt aufhören ihr Puls wird schwächer."

 

Er klingt jetzt ruhiger als zuvor trotzdem haben seine Worte Nachdruck. >Ich kann nicht, ich will nicht!<

 

Ich höre gedämpft wie Adam zu Jayden etwas sagt.

 

"Sie kann nicht aufhören und will es auch nicht! Sie wird sie töten! Wir müssen eingreifen."

 

Sie töten.

 

"Nein Adam noch nicht, lass sie! Sie muss es selber schaffen."

 

Sie streiten sich.

 

''Jayden es wird große Konsequenzen haben wenn sie jemanden töten!''

 

>Ich werde sie töten? Nein ich will das nicht. Aber es schmeckt so lecker. Nein. Ich muss aufhören.<

Ich öffne meine Augen und lasse von ihr ab. Es fühlt sich an als sei man grade eingeschlafen und unsanft geweckt worden. Es ist ätzend. Der Körper den ich immer noch stützte, sackt in sich zusammen. Der Nebel verfliegt und ich bin wieder ich selbst. Was habe ich getan?

 

"Oh nein. Jayden was soll ich tun?"

 

Meine Worte gleichen einem gequältem krächzen. Er kommt näher zu mir und gibt mir die Antwort. Er scheint alles im Griff zu haben. Ruhig erklärt er mir was zu tun ist.

 

"Gib ihr etwas von deinem Blut, dann wird es ihr besser gehen."

 

Mein Handgelenk geht wie von selbst hoch zu meinem Mund. Mit den Zähnen schneide ich es mir auf und gebe mein Blut dem am Boden liegendem Mädchen. Jayden und Adam gehen beide auf Abstand von mir. Stimmt ja sie haben Hunger und meinten schon öfter zu mir, dass mein Blut sehr verlockend sei. Meine Wunde zieht sich schnell zu. Auch die des Mädchens verschwindet. Sie rappelt sich schnell zusammen. Steht ganz ruhig auf, steckt sich die Kopfhörer wieder in die Ohren und geht weiter als wäre nichts passiert.

 

"Das war ja ein Reinfall. Tut mir wirklich leid."

 

Ich schaue traurig zu den beiden rüber. Dann nimmt Jayden mich in seine Arme.

 

"Unsinn du hast es gut gemacht. Du hast es geschafft von alleine aufzuhören. Du brauchst nur noch etwas Übung. Ich finde wir sollte auch mal in der Woche raus fahren, damit du nicht solche Durststrecken hast."

 

Versucht er mich zu trösten.

 

"Ich habe nur euer Gespräch gehört, das sie gleich stirbt."

 

Adam kommt näher.

 

"Trotzdem Prinzessin hast du selber aufgehört ohne dass wir eingegriffen haben. Ach und noch etwas du musst auf deine Gedankensperre achten. Ich konnte dich mal wieder hören."

 

Zieht er mich auf.

Doch ein Netter?!

Ich warte mit Adam am Auto. Jayden will noch schnell etwas holen. Einige Minuten später kommt er wieder. Anmutig schreitet er auf uns zu. Mit drei Flaschen in seinen Händen kommt er näher. Ich kann es kaum fassen, wie vernarrt ich in ihn bin. Ich bin komplett in seinem Bann, sobald er in meiner Nähe ist. Es macht mir teilweise Angst. Schon ist er bei uns. Drückt Adam eine große und mir ein 0,5 l Flasche Wodka in die Hand. Im selben Moment drückt er seine zarten Lippen auf meine. Sein Geruch, mit etwas Blut vermischt, dringt in meine Nase. Der Gedanke, dass er von einer anderen das Blut getrunken hat, stört mich. Komisch. Bin ich eifersüchtig? Bislang war mir dieses Gefühl nicht vertraut.

 

"Ich habe uns was zum vor glühen geholt."

 

Er hat ein dreckiges Grinsen aufgesetzt. Im selben Augenblick öffnet er seine Flasche, die er bei sich behalten hat.

 

"Jayden! Du musst noch fahren!"

 

Schnauze ich ihn an. Was macht er da? Trotz meiner Frage, nimmt er schon den ersten ordentlichen Schluck.

 

"Na und?"

 

Ist das sein Ernst? Ich blicke ihn verwirrt an.

 

"Du kannst doch nicht trinken und dann fahren, du könntest einen Unfall bauen."

 

Adam belächelt mich und steigt ins Auto ein. Jayden ist auch schon auf dem Weg zu seiner Tür.

 

"Unsinn doch nicht wegen einer Flasche!? Und wenn doch, dann ist es doof gelaufen. Sterben werden wir sowieso nicht, nur um das Auto wäre es echt schade."

 

Er lacht auf und deutet mit seiner Hand, dass ich einsteigen soll. Er hat Recht. Ich habe es letztes Mal selbst erlebt, wie schwach Alkohol auf uns wirkt. Wir müssten schon einige Flaschen trinken, um betrunken zu werden. Was soll ich jetzt herum nerven. Er hat ja Recht. Ich steige ein und wir fahren los. Die beiden Jungs machen schnell ihre Flaschen leer. Obwohl ich nur einen halben Liter habe, bin ich noch nicht fertig. Denn es schmeckt immer noch widerlich.

 

"Jenny, du bist ja immer noch nicht fertig."

 

Zieht mich Adam auf. Er legt seine Handflächen auf meine Schultern und drückt leicht zu. Es ist noch ein Viertel in meiner Flasche. Ich lege den Flaschenhals an meine Lippen und leere sie in einem Zug. Mein Gesicht verzieht sich, doch ich blicke zu Adam, um ihm zu Antworten.

 

"Doch bin ich."

 

Er lacht nur. Jayden sieht mich lächelnd an. Ich merke von der null Fünfer kaum etwas. Wahnsinn. Früher wäre ich schon längst rotzen voll. Jayden drückt auf das Gaspedal und wir fahren mit 200 km/h Richtung Internat. Mein Körper wird in den Sitz gedrückt. Mein neues Leben ist immer noch sehr aufregend für mich, ich kann der Gefahr ins Auge blicken ohne jede Spur von Angst, denn weder der Alkoholkonsum noch diese Geschwindigkeit kann mich töten. Ich bin unsterblich, das wird mir grade bewusst. Es dauert nicht lange und wir sind schon wieder zurück. Nachdem wir ausgestiegen sind, gehen wir direkt zu der Party. Es ist ein Wohnhaus wie alle anderen auf dem Gelände, groß, rechteckig und schön gepflegt. Schon oben an der Tür werden wir von zwei Mädchen begrüßt, die mit Getränken an einem kleinen weißen Tisch stehen.

 

"Hey Leute, Willkommen zu der Newcomer Party. Hey Jayden."

 

Sagt eine von den beiden, dann richtet sie sich an mich. Während die andere ihre Aufmerksamkeit meinem Freund widmet.

 

"Bist du neu hier? Ich habe dich zuvor noch nie gesehen."

 

Die andere dreht sich zu ihr und sagte leise:

 

"Das ist Jenny, du weißt schon... "

 

Die Augenbrauen von der ersten gehen hoch als sei ihr ein Licht aufgegangen. Sie widmet sich wieder mir zu. Auf ihren schmalen Lippen liegt ein scharfes Lächeln.

 

"Bist du Jenny?"

 

Die blauen Augen, die mich innig anblicken sind, am Flackern wie kleine Flammen die am Tanzen sind. In der Kombination mit ihren Lippen wirkt sie leicht gefährlich, bereit zu einem Angriff.

 

"Ja bin ich."

 

Antworte ich abschätzend, voller Erwartung. Ihr Blick geht zu Adam und Jayden. Dann grinst sie nur noch breite.

 

"Supi, dann habe ich etwas für dich."

 

Sie dreht sich um und fängt an, in einer roten Box zu kramen. Bis sie erfreut aufruft.

 

"Yeah. Ich habe genau das richtige für dich gefunden."

 

Sie zieht eine Halskette aus der Kiste und spricht weiter.

 

"Weißt du, heute bekommt jeder, der neu bei uns ist eine Kleinigkeit, die zu der Person nach unserem Geschmack passt. Sieh es als ein kleines Willkommensgeschenk."

 

Sie überreicht mir eine goldene Kette mit einem Blutroten kantigen Anhänger. Er sieht aus wie ein roter Kristall. Es ist natürlich kein echter Stein. Ich lasse sie in meine Hand gleiten und betrachte das Schmuckstück, welches in meiner Handfläche ruht. Ich verstehe es nicht.

 

"Und wieso?"

 

Mein Blick haftet immer noch an der Kette, die ich betrachte.

 

"Wieso was?"

 

Ihre Stimme klinkt verdutzt. Also drücke ich mich verständlicher aus.

 

"Wieso soll das zu mir passen?"

 

Die beiden Mädchen schauen sich gegenseitig an. Wir warten gespannt auf die Erklärung. Die Jungs sehen auch skeptisch und dazu auch schon leicht genervt aus. Endlich bekomme ich die Erklärung.

 

"Nun ja, wir haben gehört, dass du gerne mit dem Feuer spielst. Der rote Stein passt dazu."

 

Ich spiele gerne mit dem Feuer? Mein Brauen ziehen sich zusammen, ich verstehe nicht, was die beiden Puten anspielen wollen.

 

"Was meint ihr?"

 

Der Klang meiner Stimme ist schärfer geworden. Die beiden schmunzeln. Bis die zweite, die ihre lüsternen Augen endlich mal von meinem Freund losreißt, weiter spricht.

 

"Na wir haben gehört, dass du in den beiden Königsfamilien, also bei Luk und Kendra ein großes Gesprächsthema bist. Bei dem einen positiv bei der anderen negativ. Egal auf welche Art, es ist immer ein Spiel mit dem Feuer sich mit denen einzulassen."

 

Ich lasse die Worte auf mich wirken. Also wirklich ich spiele weder bei Luk noch bei Kendra eine so wichtige Rolle, dass man da eine große Sache draus machen muss. Schematisch stelle ich mir die Frage, wie viele Leute auf der Schule so denken. Also das mit dem nicht auffallen hat ja bestens geklappt. Jayden mischt sich ein.

 

"Ok. Genug gelabert, wir gehen runter in den Keller."

 

Mehr an mich gerichtet als an die anderen. Im selben Augenblick gleitet seine Hand an meine Hüfte. Wir gehen endlich los. Ich stecke die Kette in mein Täschchen, schon ist sie weg. Wir gehen die Treppe hinunter, die in den Keller führt. Adam öffnet die große Doppeltür zur Halle. Es sind schon viele Leute gekommen, sodass die große Halle gut gefüllt ist. Laute Musik dröhnt in meinen Ohren, es ist eine Band auf der aufgebauten Bühne, im hinterm Bereich. Auf der rechten Seite ist eine Bar aufgebaut und direkt daneben fangen schon die voll besetzten Sitzplätze an. Auf der linken Seite ist die Band und davor die Tanzfläche. An den Seiten sind noch vereinzelt Tische mit Sitzbänken.

 

"Da sind wir."

 

Verkündet Adam voller Freude. Jayden zieht mich etwas näher an sich heran, damit wir von den Massen nicht getrennt werden. Ein sanfter Kuss landet auf meinem Kopf und ich blicke nach oben in dunkle, wunderschöne Augen. Glücklicherweise sind hier so viele Leute, dass wir keinerlei Aufmerksamkeit auf uns ziehen.

 

"Ich hole uns was zu trinken. Such du und Adam schon mal ein Sitzplatz für uns."

 

Er schiebt mich sanft in Adams Richtung. Seine weichende Hand hinterlässt eine Leere auf meinem Körper. Er hat mir komplett den Kopf verdreht.

 

"Ok."

 

Entgegne ich ihm mit einer lauten Stimme, um gegen den Bass der Band anzukommen. Kaum ausgesprochen, ist er schon weg. Wir schauen uns um, kämpfen uns weiter durch die Massen. Eine Menge Leute grüßen Adam beim Vorbeigehen. Er scheint beliebt zu seine und das nicht nur bei Märchen. Endlich finden wir einen freien Platz. Es ist ein kleiner runder Tisch, mit einer weißen Papiertischdecke, die schon mit einigen dunklen Flecken übersät ist. Wir setzen uns auf die braunen Klappstühle und warten auf unsere Drinks.

 

 "Und Jen, wie gefällt dir die Schule so?"

 

Fängt er eine Unterhaltung an. Es ist kaum möglich sich in einem normalen Ton zu verständigen. Der Raum ist voller Stimmen, Lachen, Stampfen und nicht zu vergessen die Musik. Für meine empfindlichen Ohren ist es eine Zumutung.

 

"Ganz gut. Ich bin jedenfalls sehr froh euch beide hier zu haben."

 

Ich lächle ihn mit einem ehrlichen Lächeln an. Denn ich meine es ernst. Die Vorstellung, dass ich hier alleine sein müsste, lässt mich erschaudern.

 

"Danke, wir sind auch froh dich zu haben. Vor allem Jayden."

 

Er zwinkert mir zu. Doch unser Gespräch geht nicht lange, denn wir werden durch Vicky unterbrochen. Sie stellt sich vor unseren Tisch und schmeißt die Arme hoch, ihre Locken wippen auf und ab. Anscheinend hatte sie auch schon einige Drinks, denn ihre braunen Augen wirken leicht glasig.

 

"Hey du bist ja auch hier."

 

Kreischt sie mir ins Gesicht. Zu laut. Ich stehe auf, um sie zur Begrüßung zu umarmen.

 

"Ja. Und du? Bist du alleine gekommen?"

 

Meine Augen wandern hinter sie auf der Suche nach wo möglichen Begleitern, erfolglos.

 

"Ja ich dachte ich werde hier schon jemanden finden, den ich kenne."

 

Sie streicht sich eine schwarze Locke hinters Ohr. Mit einer schüchternen Mine fokussiert sie meinen Genossen.

 

"Setz dich doch zu uns."

 

Ich zeige auf einen der freien Plätze. Zögernd lässt sie sich nieder. Wiederholt mit diesem Blick. Meine Hand gleitet auf den Jungen am Tisch.

 

''Das ist Adam.''

 

Er nickt ihr galant zu. Doch sie ergreift als erste das Wort.

 

"Nett dich kennenzulernen, ich bin Vicky. Tut mir leid, ich wollte euch zwei süßen wirklich nicht stören."

 

Grinst sie mich ganz verstohlen an. Ok sie ist wirklich neu an der schule, wenn sie noch nicht weiß, dass ich Jayden´s Freundin bin und wer Adam ist. Denn das weiß hier jeder. Sie ist immer vor mir aus dem Unterricht verschwunden und in den Pausen hat sie mich bisher auch noch nicht mit ihm gesehen. Wir haben mal was nach dem Unterricht zusammen unternommen, als Adam und Jayden noch im Unterricht waren. Das ist erfrischend.

 

"Oh nein. Ne mein Freund holt uns grade Getränke. Er ist mein Stiefbruder. Also kannst du gerne bei uns bleiben. Je mehr Leute, desto witziger wird es."

 

Etwas übertrieben fuchtele ich mit den Händen vor meinem Gesicht.

 

"Ach so. Na gut, dann bleibe ich mit Freude bei euch."

 

Lachte sie auf, Erleichterung spiegelt sich in ihrem von der Sonne geküsstem Gesicht. Da erscheint auch schon Jayden auf der Bildfläche. Er hat einen Plastikkorb bei sich, gefüllt mit Flaschen und Gläsern. Nachdem ich ihm Vicky ebenfalls vorgestellt habe, fängt er an die mitgebrachten Gläser zu befüllen. Als die fünfte Wodkaflasche leer ist, spüre ich ganz deutlich den Alkohol. Meine Sicht ist etwas verschwommen geworden und die Stimmen hören sich gedämpft an. Aber ich fühle mich noch gut. Damit kann das Trinken weiter gehen. Einige Male, bin ich mit Vicky zur Toilette gelaufen, um Platz für den Nachschub zu machen. Sie schwärmt mir immer wieder vor, wie toll meine Freunde sind und das sie sehr glücklich darüber ist, dem Abend mit uns verbringen zu dürfen. Auch ich bin sehr froh sie bei uns zu haben, es ist erfrischend, weiblich Unterstützung an meiner Seite zu haben. Als wir von unserem letzten Toilettenbesuch zurückkehren, meldet sich Adam zu Wort. Im selben Moment erhebt er sich von seinem Platz und klopft auf den Tisch.

 

"Leute, ich verschwinde mal für ein Stündchen und dann können wir gerne mit der After Show beginnen. "

 

Er winkt mit seiner Hand und schon ist er weg. Ich frage mich, wohin er ständig geht. Immer wenn ich ihn darauf anspreche, sagt er nur, dass er es mir ein anderes mal erzählt. Nach einer Weile kommt ein Mädchen auf Jayden zu und spricht ihn an.

 

"Hey Jayden, na alles klar bei dir?"

 

Er schaut sie skeptisch an und gibt ihr eine knappe Antwort. Das ist das erste Mal, das er von einem Mädchen angesprochen wird, seit wir zusammen sind. Vielleicht ist es der Alkohol der ihr Mut verleiht. Ich tue gleichgültig und unterhalte mich weiterhin voller Enthusiasmus mit Vicky. Natürlich schaffe ich es nicht mehr ihr mit beiden Ohren zuzuhören.

 

"Ja. Was willst du?"

 

Seine Stimme ist kalt, diese Maske kenne ich nur zu gut. Eine Mauer aus Arroganz und Gleichgültigkeit.

 

"Kannst du vielleicht mitkommen? Ich wollte mit dir sprechen."

 

Sagt sie mit klimpernden Augen. Ihre Stimme klingt wie Honig. Auf seine Abwertung geht sie kein Stückchen ein.

 

"Wozu soll ich mit dir mitkommen? Sag doch einfach, was du willst!"

 

Er wird langsam ungeduldig, dass sie immer noch nicht gegangen ist und das lässt er sie in vollen Zügen spüren. Alles an ihm sagt verpiss dich!

 

"Nun ja eigentlich wollte Easy mit dir reden, soll ich sie herholen oder?"

 

Seine Maske fällt und weicht dem Schrecken. Ein kurzer, schneller Blick huscht zu mir, dann wieder zurück. Die Maske der Arroganz ist auch wieder da. Wer ist diese Easy und was will sie so wichtiges mit ihm besprechen. Wieso hat er so erschrocken reagiert? Was geht hier vor? So viele Fragen. Ich bin weiterhin bemüht Vicky zuzuhören, doch das Lächeln auf meinen Lippen erreicht nicht mehr meine Augen.

 

"Nein schon in Ordnung, ich komme mit. "

 

Er stupst mich an und ich zucke gespielt zusammen. Als sei ich in die Unterhaltung so vertieft, dass ich nichts von dem Gespräch mit diesem Weib mitbekommen habe. Er schenkt mir einen leichten Kuss auf die Wange.

 

"Es dauert nicht lange, ich bin sofort wieder bei dir. "

 

Sein Stuhl gleitet nach hinten und Jayden geht mit gebührendem Abstand dem Mädchen nach. Ich kann nicht genau sehen, wo die beiden hingehen, denn sie verschwinden in der Menschenmenge. Was zur Hölle soll das denn?

 

"Wer war das denn?"

 

Will Vicky wissen. Anscheinend hat sie genauso gut zugehört wie ich. Doch ich kann ihr die Frage nicht beantworten, ich kenne sie nicht und habe sie auch noch nie zuvor gesehen.

 

"Ich weiß es nicht."

 

Sage ich wahrheitsgemäß. Schnell setze ich wieder eine glückliche Miene auf, als würde es mich nicht im Geringsten interessieren, wieso und mit wem mein Freund soeben davon geschritten ist. Ich greife nach meinem Becher und proste ihr zu. Sie tut es mir gleich und bohrt auch nicht weiter nach, was ich ihr hoch anrechne. Als würde mir das Auftauchen des Mädchens nicht genug sorgen machen, erscheint Luk zum unpassendstem Zeitpunkt. Meno muss ich ausgerechnet jetzt ohne Jayden und Adam hier sitzen.

 

"Hallo Ladys."

 

Er bedeckt mich mit einem schiefen lächeln. Dann gehen seine Worte an Vicky.

 

"Würdest du Jenny und mich für einen Moment alleine lassen?"

 

Sie schaute mich traurig an, dabei gibt sie ihm eine prompte Antwort ohne jedes zögern.

 

"Ja natürlich."

 

Sie senkt ihren Blick und lässt uns alleine. Natürlich weiß sie, dass das keine Frage war, die sie mit einem Nein beantworten konnte. Für mich ist diese Welt neu, aber sie ist damit aufgewachsen. Er ist der Erbe des Königs. Da gibt, man im Normalfall keine Wiederworte. Luk reicht mir seine Hand.

 

"Würdest du mit mir tanzen?"

 

Argwöhnisch betrachte ich seine Hand. Wie bereits gesagt mir ist bewusst, dass es nicht klug ist den Sohn des Königs zu verärgern und ich weiß auch, dass Adam und Jayden deshalb schon viele Probleme mit John hatten, aber ich werde ganz bestimmt nicht für ihn Männchen machen.

 

"Danke, aber ich habe keine große Lust zu tanzen."

 

Ich grinse ihn übertrieben freundlich an. Seine Hand geht geruhsam wieder nach unten. 

 

"Sollen wir dann raus gehen, wo wir uns besser unterhalten können?"

 

Hartnäckig ist er ja, muss man ihm lassen. Anscheinend ist er es überhaupt nicht gewohnt abgewiesen zu werden. Ob er jemals abgewiesen wurde? Um ehrlich zu sein, kenne ich nicht viele Frauen, die nicht gerne einen heißen Prinzen in ihrem Bett hätten.

 

"Nein ich möchte hier bleiben."

 

Sage ich gelangweilt und blicke mich suchend um. Er setzt sich ohne Einladung zu mir. Genau neben mich. Seine Augen vergraben sich in meinen. 

 

"Du weißt, dass ich der zukünftige König des Luft und des Feuer Reiches bin?! Und trotzdem verweigerst du mit zweimal hintereinander meinen Wunsch?"

 

Was soll ich sagen. Seine Augen halten mich gefangen. Sie liegen so intensiv auf mir, dass ich nicht wegschauen kann. Es ist wie damals auf der Terrasse. Manipuliert er meinen Geist? Ich versuche meine Worte so kraftvoll wie nur möglich klingen zu lassen.

 

"Ja das weiß ich, aber es hatte sich für mich nicht nach einem Befehlen angehört, sondern nach zwei Fragen, die ich nach meinem Willen beantworten durfte."

 

Ich versuche es nicht patzig klingen zu lassen, denn er hat Recht. Keiner an der Schule wagte es so mit ihm zu reden, alle gehorchen ihm, schließlich ist sein Vater der König und er ist der Thronerbe. Zwar heißt es offiziell, dass er den Schülern kein Befehl erteilen darf, solange er hier noch selber Schüler ist, aber wie gesagt das ist nur die offizielle Version.

 

"Es stimmt, es waren keine Befehle, ich habe auch nicht vor dir etwas zu befehlen. Wenn du etwas mit mir machst, sollst du es selber wollen, sonst macht es doch keinen Spaß."

 

Ich bin mir nicht sicher, ob es immer noch uns Tanzen geht. Er grinst mich schelmisch an. Seine Augen fordern mich heraus, es amüsiert ihn, er will mit mir spielen.

 

"Hättest du denn Lust, das wir zweimal zusammen in die Stadt fahren?"

 

Wieso macht er das? Warum versucht er es immer und immer wieder. Er übergeht einfach meine Ablehnung.

 

"Du weißt doch, dass ich mit Jayden zusammen bin."

 

Sage ich ganz direkt um es auf den Punkt zu bringen. Ich werde nicht mit dir spielen! Würde ich ihm am liebsten ins Gesicht schreien. Er schaut mich nachdenklich an.

 

"Ja und? Heißt es, dass wir keine Freunde sein dürfen?"

 

Er verwirrt mich. Tatsächlich spüre ich, dass mir mein Gesicht entgleist. Er weiß genau wieso es nicht geht.

 

"Du und Jayden ihr versteht euch nicht grade gut."

 

Versuche ich die Beziehung zwischen den beiden in sein Gedächtnis hoch zu holen. Ich habe es sehr, sehr milde beschrieben. Ihr könnt euch auf den Tod nicht ausstehen würde die Sache doch besser treffen.

 

"Aber ich möchte ja mit dir etwas unternehmen und nicht mit Jayden, außerdem sehe ich deinen Jayden hier weit und breit nicht. Hat er grade was Besseres zu tun?"

 

Es stimmt, er ist immer noch nicht da. Ich spüre einen Stich in meinem Herzen. Er wird es mir sichre gleich erklären könne, wo er war und dann ist es nur halb so wild.

 

"Er ist nur kurz mit einer Freundin weg."

 

Erkläre ich ganz gelassen, als würde es mich nicht stören. Ich habe es leider noch nicht so perfektioniert eine Maske aufzusetzen. Hoffentlich sieht er nicht, wie sehr es mich verletzt.

 

"Er geht mit einem Mädchen weg und lässt dich alleine sitzen."

 

Luk macht eine kurze Pause, bevor er weiter spricht. Seine Lieder schließen sich kurz. Kaum merklich atmet er schwerer ein als zuvor. Ist er darüber wütend? Ich war schon immer gut darin Menschen zu analysieren, ihre Gestiegen. Aber er ist kein Mensch. Was bedeutet das. Doch er ist eben falls, ein Meister der falschen Gesichter, denn wenn er eben tatsächlich wütend war, ist jetzt nichts mehr davon zu sehen. Spott, schmückt seine Zunge.

 

"Ich bin mir sehr sicher das dein lieber Jayden dir einiges über meinen Ruf in Bezug auf Frauen erzählt hat und du deshalb Angst hast mit mir alleine was zu unternehmen. Wie dem auch sei, zwei Sachen solltest du wissen, ich finde dich wirklich interessant und ich möchte dich nicht nur ins Bett kriegen, sondern mehr über dich erfahren. Und das zweite, ist ein gut gemeinter Rat, wenn du denkst, dass ich nur mit Frauen spiele, dann hör dich etwas über deinen Freund um, denn er ist immer noch der Rekordhalter, was die Frauenanzahl angeht."

 

Er steht auf, schaut sich um und sagt einen letzten Satz.

 

 "Noch etwas, Jayden hat keine Freundinnen."

 

Mit einem spöttischen Augenzwinkern, macht er kehrt. Schon ist er weg.

Will er andeuten das Jayden und dieses Mädchen was miteinander haben? Nein, das glaube ich nicht, ich kenne ja seine Vergangen. Es ist mir bewusst, dass er ein Aufreißer war. War! Er würde nichts mit mir anfangen nur, um einmal mit mir zu schlafen oder um mich zu betrügen, immerhin werden wir uns unser Leben lang immer und immer wieder sehen, spätestens bei den Familientreffen.

Es vergeht weitere zehn Minuten und immer noch sitze ich alleine am Tisch. Allmählich wird mir das zu doof. Ich gehe lieber auf die Suche nach ihm. Von Vicky ist auch keine Spur mehr zu sehen. Adam ist ebenfalls noch abwesend. Das Gedrängel durch die ganzen Leute macht mir zu schaffen, ich hätte doch lieber die letzten Gläser weglassen sollen als ich aus Frust alleine weiter getrunken habe. Das Gefühl bedrängt zu sein überkommt mich und ich will nur noch raus gehen. Die Ausgangstür fällt in mein Blickfeld und ich vergesse die Suche nach Jayden, mein neues Ziel ist es an die frische Luft zu kommen. Leicht taumelnd schaffte ich es nach draußen hinter das Wohnheim in den Park, wo ich mich geschwind auf eine Bank setzte. Es ist schön ruhig. Langsam fühle ich mich wieder besser. Meine Gedanken sind gespalten, sollte ich wieder reingehen und nach Jayden suchen oder doch lieber noch etwas sitzen bleiben. Die Luft tut mir gut und ich habe keine Lust wieder in den stickigen Keller zu gehen, besser gesagt ich bin mir nicht sicher, ob ich imstande dazu bin.

Ich hoffe nur, das Jayden mich nicht sucht. Wobei ihm des ruhig eine Lehre sein kann, mich so lange alleine sitzen zu lassen. Selber schuld.

Nach fünfzehn Minuten wird mein Kopf langsam wieder klarer. Da höre ich auf einmal Stimmen, die sich mir nähren. Ich hoffe, dass sie einfach an mir vorbeigehen und mich in Ruhe sitzen lassen. Doch natürlich kommt es anders.

 

"Hallöchen kleines, wieso denn so alleine hier?"

 

Es sind drei Kerle, die ich nicht zuordnen kann, sie sind mir nicht bekannt.

 

"Jungs, lasst mich einfach in Ruhe und geht weiter."

 

Zum Glück schaffe ich es noch zu sprechen, ohne zu lallen. Jedoch bringt meine Aussage nicht den gewünschten Erfolg. Nein ganz im Gegenteil, zwei der beiden Jungs setzen sich rechts und links neben mich. Der eine legt sogar seinen Arm um meinen Hals. Ich will aufstehen, doch er drückt mich wieder auf meinen Platz. Hält mich mit seinem Arm so, dass ich keine Möglichkeit habe zu verschwinden. 

 

"Wieso willst du denn schon gehen?"

 

Sagt der mit der Lederjacke, der mir gegenüber steht. Er schaut mich gespielt, überrascht an. Der andere neben mir streicht mir durch die Haare. Ein Schlag gegen seine Hand meinerseits bringt ihn nur zum Schmunzeln.

 

"Fass mich nicht an!"

 

Fauche ich ihn an. Selbstständig fahren meine Fangzähne aus und ich knurre ihn an.

 

"Blei mal locker, wir unterhalten uns doch nur mit dir und deine Zähnchen machen uns keine Angst, wir haben selber welchen.''

 

Der links neben mir, den ich angefaucht habe, lässt seine Zähne wachsen und grinst mich bedrohlich an. Nun wendet sich der rechte mir zu. Sein Arm hält mich immer noch fest.

 

''Du musst neu an dem Internat sein. So eine süße Maus wäre uns bestimmt schon vorher aufgefallen."

 

Ich versuche erneut aufzustehen. Vergebliche. Meine Zähne habe ich bereits zurückgeholt.  Ich bin zwar nicht schwach, aber sie sind zu dritt und ich nicht ganz nüchtern.

 

"Geht doch einfach weiter, dann sparen wir uns alle ärger."

 

Ich versuche wieder gleichgültig zu klingen. Ich werde es nicht zulassen, dass diese armseligen Gestalten meine Angst zu Gesicht bekommen. Wenn Jayden das mitbekommt, bring er die Typen noch um oder so. Da habe ich wirklich keine große Lust drauf, denn es würde nur Probleme nach sich ziehen.

Der Kerl, der vor mir steht, lacht auf. Und packt Blitz schnell mein Gesicht mit der rechten Hand. Er drückt mir seinen Daumen und Mittelfinger gegen meinen Kiefer. Es schmerzt.

 

"Willst du uns drohen? Was willst du machen uns schlagen?"

 

Spott und Wut liegen in seiner Stimme. Ich kann nicht mehr antworten. Er zieht mich mit seiner Hand an meinem Kiefer nach oben, sodass ich jetzt auf den Beinen stehe. Er schaut mich kurz an und schmeißt mich mit einer geschmeidigen Bewegung nach hinten auf seinen Freund. Die Jungs lachen alle drei. Ich habe noch nie zuvor so eine ekelhafte Lache gehört. Es lässt mich erschaudern.

 

"Wir wollten nur nett mit dir reden, aber du hast es ja nicht anders gewollt. Jungs lass sie in unser Versteck mitnehmen und ihr ein paar Manieren beibringen"

 

Der Typ, auf dessen Schoß ich sitze, hält mich an meinen Handgelenken fest und lacht zustimmend. Ich spüre wie mir die Tränen langsam in die Augen schießen. Was soll ich nur tun? Ich bin stark, ich bin stark. Nur will meine Kraft mir in diesem Moment nicht helfen. Jeder Muskel versagt bei dem Versuch mich zur Wehr zu setzen. Angst und Panik überkommt mich.

Grade als sie mich wieder hoch hieven wollen, ertönt eine mir bekannte Stimme. Ich bin noch nie so froh gewesen, dass er da ist. Meine Panik weicht und Erleichterung tritt an diese Stellen.

 

"Aj aj aj … ist das euer Ernst? Wenn ihr sie nicht sofort loslässt, werde ich euch einen nach dem anderen töten!"

 

Die Jungs starren ihn voller Angst an. Jedes Wort aus seinem Mund ist ernst gemeint. Sie wissen es und ich weiß es. Er wird sie töten, wenn sich mich nicht auf der Stelle loslassen. Sein Blick geht an mich und er reicht mir seine Hand, die er mir an diesem Abend schon das zweite Mal reichte. Doch dieses Mal ergreife ich sie, ohne lange nachzudenken und voller Erleichterung.

 

"Jenny alles in Ordnung? Haben sie dir etwas getan?"

 

Er hört sich sanft an, ganz entspannt, es beruhigt mich.

 

"D.. du kennst sie? Lu.. Lukes es tut uns wirklich leid, das wussten wir nicht. Bitte verzeih uns."

 

Die Stimme des 'Anführers' bricht ab. Es ist nur noch die Angst in ihr zu hören. Er schaut die drei nicht an, sondern zieht mich an seiner Brust, wo er mich ganz fest hält. Es fühlt sich so sicher an, so warm und geborgen. Er riecht nach Lavendel und Rosen mit etwas anderem vermischt. Er riecht gut. Doch die Tränen kann ich trotzdem nicht mehr aufhalten. Ich gebe kein Geräusch von mir, sie bahnen sich lautlos ihren Weg nach unten. Luk merke, dass mir Tränen über die Wange laufen. Er streicht sie mir sanft weg und sagt.

 

"Ist schon in Ordnung, du musst nicht weinen."

 

Seine Stimme hört sich so fürsorglich an. Keine Arroganz, kein Spott, keine Spur von Wut. Ich traue mich nicht ihn anzusehen.

 

Einer der drei meldet sich wieder zu Wort.

 

"Luk es war ein Missverständnis. Wir wollten nur ein Scherzt machen, wir wollten ihr nichts antun."

 

Luk schaut zu den Jungs rüber und macht nur eine Handbewegung, ich folge seinem Blick. Die Gäste sehen aus, als wolle er die drei wegschicken. Doch dem ist nicht so. Die Typen fliegen einige Meter nach hinten und krümmen sich schmerzend am Boden. Das ist seine Gabe! Die Macht der Luftkönigsfamilie. Ich habe ihn sie noch nie anwenden sehen. Er lässt mich kurz los und geht auf die Jung zu. Sie zucken als er bei ihnen ankommt.

 

"Ihr braucht keinen Schiss zu haben, ich werde euch nichts antun. Das einzige was ich machen werde ist, es ihrem Freund erzählen, den Rest müsst ihr mit ihm klären. Jedoch erhält er von mir eine offizielle Genehmigung, euch so zu bestrafen wie er es für angebracht hält."

 

Luk wendet sich von ihnen ab. Die drei stehen langsam wieder auf und einer von ihnen fragt mit einer kaum mehr hörbaren Stimme.

 

"Wer ist denn ihr Freund?"

 

Luk lachte auf. Ohne sie anzusehen, gibt er fast schon gelangweilt die Antwort.

 

"Jayden."

 

Alle drei reißen wieder ihre Augen auf. Wo bin ich hier hereingeraten. Ist Jayden tatsächlich so stark? Auch Louis hatte damals echte Angst vor ihm.

 

"Was?? die Kleine ist die Freundin von Jayden? Nein bitte Luk, das muss, doch nicht sein das du es ihm sagst... es war nur ein dummer Scherz... bitte."

 

Sie flehen ihn an, doch er schenkt ihnen keinerlei Aufmerksamkeit mehr. Die drei fangen an untereinander zu diskutieren, bis sie schließlich schnell wegrennen.

 

"Soll ich dich nachhause bringen? Oder lieber zu Jayden."

 

Seine Augen verraten nichts. Er meint auch das ernst. Er würde mich jetzt dorthin bringen, wohin ich auch immer hinwill. Ich kann so nicht zu Jayden, ich würde nur wieder anfangen zu heulen. Dann würde er ausrasten und nach den dreien suchen. Einfach weg gehen kann ich auch nicht. Ich habe keine Antwort.

 

"Ich weiß es nicht."

 

Er holt sein Handy raus und wählt eine Nummer.

 

"Hey Alex, kannst du mal bitte Jayden sagen das seine Freundin bei mir ist und wir draußen im Park hinter dem Haus auf ihn warten."

 

Er zeigt auf die Bank und wir setzen uns.

 

"Danke, dass du mir geholfen hast."

 

Das war nicht selbstverständlich, nach dem ich heute so fies war. Ich bin ihm sehr dankbar. Wie es ausgegangen wäre, wenn er sich nicht eingemischt hätte, will ich mir gar nicht erst vorstellen.

 

"Es tut mir leid, dass ich nicht früher hier war."

 

Seine Gesichter verrät nichts aber seine Augen haben an Glanz verloren, es tut ihm tatsächlich Leid.

 

"Es muss dir nichts leidtun. Aber Luk, ich möchte nicht das Jayden, was davon erfährt. Er wird nur traurig und wütend, das möchte ich nicht."

 

Meine Augen wandern zu ihm. Wird er meinen Wunsch hinnehmen?

 

"Das kann ich leider nicht verschweigen. Er sollte besser auf dich aufpassen."

 

Seine Stimme wird ganz ernst. Er schaut nach vorne und spricht weiter. Er ist wütend und bemüht sich auch nicht es zu verbergen.

 

"Es hätte auch anders ausgehen können!"

 

Was ist, bloß los mit ihm wieso sorgt er sich so sehr um mich, wieso bin ich überhaupt so interessant für ihn? Will er nur Jayden eins auswischen? Es ist außerdem meine Sache wem ich, was sage!  Ich will ihn grade fragen, wieso er so zu mir ist, als ich Jaydens Stimme höre.

 

"Jenny."

 

Ich schaue mich um und schon steht er neben mir. Seine Hand berührt sorgsam mein Gesicht. Meine Augen müssen immer noch gerötet sein. Sein Blick geht an die Person neben mir.

 

"Was hast du mit ihr gemacht?"

 

Wut lodert in ihm auf. Abwechselnd spricht er zu Luk und zu mir.

 

"Ich habe dich überall gesucht, als ich wieder kam, warst du weg."

 

Ich kann ihn nicht ansehen, ich will nicht das Luk ihm das erzählt. Er wirkt so schon besorgt genug.

 

"Mir ist schlecht geworden und da bin ich hier hingegangen."

 

Der nächste Satz geht wieder an Luk.

 

"Und was hast du hier zu suchen?"

 

Luks Mine ist immer noch ganz ernst. Er erhebt sich von seinem Platz und geht auf Jayden los, noch bevor ich etwas sagen kann, holt er aus und verpasste Jayden eine ins Gesicht. Jaydens Kopf schwangt leicht nach rechts und er macht einen Schritt nach hinten. Panik breitet sich wieder in meinem Körper aus. Geschwind springe ich auf und stelle mich dazwischen die beiden, bevor Jayden zum Rückschlag ausholen kann.

 

"Hast du ein Rad ab? Was soll die Scheiße!"

 

Schreit Jayden. Er versteht nicht, was Luk sich dabei denkt.

 

"Das nächste Mal passt du gefährlichst besser auf sie auf!"

 

Nein er soll es ihm doch nicht sagen, das macht nur noch mehr Schwierigkeiten.

 

"Luk es reicht!"

 

Endlich schaffe auch ich es einen Ton raus zu bringen. Doch Jayden will wissen, was das für eine Anspielung ist. Er spricht immer noch mit Luk, aber sein Blick liegt auf mir. Die Stimme wird auch ruhiger.

 

"Was ist passiert."

 

Jetzt schaut Luk ebenfalls zu mir.

 

"Jenny es tut mir leid, aber wenn du es ihm nicht sagst, dann mache ich das. Diese Jungs müsse noch eine Lektion bekommen."

 

Jaydens Augen weiten sich. Seine Atmung wird schneller.

 

"Welche Jungs?? Und was haben die gemacht?"

 

Ich schweige. Natürlich tut er es nicht. Ich habe ihn nur um eine Sache gebeten! Den Mund zu halten, ja er hat mich gerettet, aber darum habe ich ihn nie gebeten. Das gibt im nicht das Recht mich zu übergehen!

 

"Als ich dazu kam, wollten sie grade mit ihr los und ihr ein paar Manieren beibringen, um es mit ihren Worten auszudrücken."

 

Sein Gesicht sieht ganz erschrocken aus. Er atmet tief ein. Zieht mich in seine Arme und fragt ganz ruhig und leise.

 

"Haben sie dir etwas angetan?"

 

Ich schüttele meinen Kopf. Ich glaube, er merkt, dass ich nicht darüber reden möchte.

 

"Luk?"

 

Sie schauen sich gegenseitig an. Jaydens Stimme ist kaum noch zu hören. Seine Arme ziehen mich noch enger an ihn, als habe er die Sorge, jemand könnte mich ihm gleich wegreißen.

 

"Kennst du die Typen? Oder weißt du wie die heißen?"

 

"Ich habe keine Namen aber bis Morgen kann ich sie besorgen. Die drei müssten bei dir in der Stufe sein. Achte einfach darauf welche drei Deppen fehlen."

 

"Danke"

 

Was Jayden bedankt sich bei Luk. Wow.

Er dreht sich um, legte seinen Arm um mich und wir gehen schweigsam los zu unserem Wohnheim. Als wir an meiner Tür ankommen unterbricht er die Stille. Endlich spricht er wieder. Doch diesen Klang habe ich noch nie bei ihm gehört. Trauer.

 

"Jen. Kann ich heute bei dir schlafen?"

 

Er möchte bei mir schlafen. Würde mein Herz noch schlagen, dann würde es jetzt Rasen. Wir haben noch nie zusammen geschlafen. Und ja ich denke jetzt an schlafen und nicht an das andere. Meine Gedanken überschlagen sich. Doch dann kommt mir wieder der Klang seiner Stimme in den Kopf. Er hat Angst um mich.

Da ich ihm immer noch keine Antwort gegeben habe, fährt er fort.

 

"Ich möchte dich heute nicht mehr alleine lassen."

 

Mit dem Knacken des Schlosses öffnete sich die Tür in mein Zimmer und wir gehen rein. Wenn ich es mir recht überlege, ist es auch das erste Mal, dass er so spät noch bei mir ins Zimmer kommt. Normalerweise verabschiedet er mich vor der Tür.

 

"Ja gerne."

 

Gebe ich ihm endlich zur Antwort. Erleichterung überkommt ihn. Sein Körper wirkt sofort viel entspannter.

 

"Ich möchte noch schnell unter die Dusche. Möchtest du auch noch duschen? Dann lege ich dir ein frisches Badetuch raus."

 

"Das wäre schön."

 

Die Tröpfchen des Wassers gleiten meinen Körper entlang und der unschöne Abend ist für mich schon vergessen. Meine Gedanken kreisten um Jayden.

Was soll Ich jetzt zum Schlafen anziehen, normalerweise schlafe ich in Unterwäsche oder gar nackt, da es immer so warm ist. Er hat ja auch keine Schlafsachen dabei, also wird er auch in seiner Boxershorts schlafen. Ich nehme meinen Mut zusammen und schlafe wie üblich in Unterwäsche.

Ich drehe das Wasser ab und steige vorsichtig aus der Dusche. Nachdem meine Haare handtuchtrocken sind wickele ich mir ein Badetuch um und gehe in mein Zimmer. Als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, schaut er zu mir. Normalerweise wenn er mich so sieht, hat er perverse Gedanken, doch heute scheint es anders zu sein, er schaut mich nur kurz an, schenkt mir ein sanftes Lächeln und begibt sich ins Bad. Kein Kommentar, nicht mal ein kurzes Wort.

Aus meiner Kommode suche ich mir hübsche Unterwäsche aus und lege mich ins Bett.

Wieso ist er immer noch so traurig. Es ist doch nichts Schlimmes passiert.

Nach einiger Zeit kommt er auch aus der Dusche, wie ich es mir gedacht habe trägt er seine Boxershorts. Ich riskiere nur einen kurzen Blich und schließe meine Augen wieder. Er geht um das Bett auf die andere Seite und kriecht langsam unter die große Decke, bis er mit seiner Hand an meinem Bauch ankommt. Langsam und behutsam zieht er meinen Körper an seinen heran. Ich glaub, ich drehe gleich durch. Es ist so schön seinen Körper so nahe an meinem zu spüren. Er gibt mir einen Kuss auf meinen Hinterkopf. Ob er denkt, dass ich schon schlafe?

 

"Es tut mir leid, dass ich heute nicht für dich da war. Ich verspreche dir, dass ich dich ab heute immer beschützen werde."

 

Flüstert er leise, als würde er es mehr zu sich sagen als zu mir. Ich regiere nicht, er soll ruhig denken, dass ich nicht mehr wach bin. Denn ich weiß nicht was ich noch sagen soll. Es wäre besser, wenn wir Morgen nochmal in Ruhe darüber reden. Ich bin mir sicher, dass er noch immer wach ist, als ich tatsächlich einschlafe.

 

 

Imprint

Publication Date: 10-11-2011

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