Liebes Tagebuch,
dieser Tag ist einfach nur beschissen! Johnny.
Lächeln, einfach nur Lächeln! Mit einem aufgeklatschtem Lächeln reichte ich der Frau, die demnächst meine Stiefmutter sein sollte die Hand. Sie sah mich grimmig an und erwiderte meinen Händedruck nur minimal. Verwirrt sah ich ihr dabei zu wie sie sich nach dieser kurzen Berührung die Hand angewidert an ihrer Hose abwischte. Und so eine Frau will mein Vater heiraten?! Ich warf ihm einen Blick zu, der eindeutig zeigte was ich von ihr hielt. Er verstand es anscheinend falsch, denn er lächelte mir stolz zu.
„Da ihr euch jetzt ja kennengelernt habt, kann ich dir ja auch die tolle Nachricht überbringen. Wir ziehen zu Kristin!“ Übers ganze Gesicht strahlend sah er mich an, während meine Mundwinkel einen drastischen Abgang nach unten hinlegten. Musste er mir das jetzt wirklich antun? Ich meine nicht das ich hier vermisst werden würde, aber ich kann wesentlich schönere Sachen vorstellen als mit diesem Monster unter einem Haus zu leben.
„Wo wohnt sie denn?“ fragte ich schüchtern nach. Eine Sache die ich mehr als nur ein bisschen an mir hasste. Wenn etwas neu ist oder auch einfach nur unangenehm, werde ich sofort schüchtern und verziehe mich in mein Schneckenhaus zurück.
„Hannover.“ Überrascht ließ ich mein Blick zu ihm schweifen.
„Hannover?“
„Ja und keine Sorge, du hast auch noch einen Stiefbruder der ungefähr in deinem Alter ist, also brauchst du dir keine Sorgen machen, er wird dich überall herum führen.“ Kann mein Tag noch schlimmer werden?
„Ich finde mich schon alleine zurecht und Herzlichen Glückwunsch Paps.“, meinte ich leise und schenkte ihm ein Lächeln. Nachdem wir dann endlich alles besprochen hatten, wir mussten mittendrin unterbrechen weil Kristin ein Fingernagel abgebrochen war, huschte ich auf mein Zimmer um meine Sachen zusammen zu packen. Schon in einer Woche würden wir wegziehen. Vorsichtig hob ich den Spiegel von der Wand und legte ihn in einen der Umzugskartons die mir mein Vater in die Hand gedrückt hatte. Unruhige grüne Augen die hinter einer großen Brille versteckt waren, starrten mir entgegen. Schnell legte ich weitere Sachen in den Karton, die mich von der hässlichen Brille die ich diesen Monat tragen musste ablenkten. Eigentlich trug ich Kontaktlinsen, aber diesen Monat ist mir eine Linse verloren gegangen. Mit der Brille sah ich noch mehr aus wie ein Streber als ohne hin schon. Erstaunlicherweise hänselten sie mich in meiner Klasse nicht. Sie akzeptierten mich, mehr aber auch nicht. Fast den ganzen Tag brauchte ich um die Sachen in meinem Zimmer in Kisten zu räumen. Ich erwartete keine Hilfe von meinem Vater und bekam auch keine. Wir kamen zwar super gut miteinander aus, aber er drückte sich wo er nur konnte. Für mich war das kein Problem, ich hatte sowieso lieber meine Ruhe. Seufzend warf ich mich auf mein Bett und kramte mein Tagebuch raus. 'Ja ich weiß, wie uncool. Ich bin ein Junge und schreibe Tagebuch. Aber ich mag es, wenn man niemanden zum reden hat, dann ist es manchmal erleichternd sich den ganzen Müll vom Herzen zu schreiben.' Ich blätterte ein bisschen drin herum und las mir alte Einträge durch. Dann warf ich es auch in einen der Kartons. Nur noch die Möbel, dann konnte es losgehen! Seufzend sank ich auf mein Kissen zurück. Das würde bestimmt spaßig werden.
1 Woche später.
Entgeistert stieg ich aus dem Auto aus und sah auf das Haus vor dem wir geparkt hatten.
„Schönes Haus.“, meinte ich leise und besah mir die Bruchbude genauer. Hier soll ich jetzt wirklich wohnen? Fürsorglich legte mir mein Dad einen Arm um die Schultern.
„Es wird grade renoviert, von innen sieht es nicht so aus.“ Ich nickte schlicht und folgte meinem Dad als er zum Haus, falls man es so nennen konnte, ging. Kaum das wir drinnen waren sah ich mich mit offenem Mund um. Im Gegensatz zum Äußeren war der Innenteil ein Traum. Der pure Luxus! Von einer Desinercouch zu einem Whirpool im Badezimmer. Staunend sah ich mich um, doch irgendwas fehlte. Im Kopf zählte ich noch mal die Zimmer durch.
„Paps?“
„Hm?“
„Wo ist mein Zimmer?“ Fast schon verlegen kratzte sich mein Dad am Kopf.
„Es ist eigentlich nicht genug Platz hier, deswegen sind wir grade dabei noch ein Zimmer anzubauen, aber so lange musst du dir mit Nick sein Zimmer teilen.“ Entgeistert sah ich ihn an. „Paps ich bin Siebzehn und keine Fünf! Ich will ganz sicher nicht mit einem für mich wildfremden Kerl in einem Zimmer schlafen!“
„Nicht in diesem Ton!“ Grummelnd sah ich aus dem Fenster. Es konnte also wirklich noch schlimmer kommen.
„Weiß Nick denn wenigstens das ich einfach in sein Zimmer gesteckt werde?“ Ein schlichtes Nicken.
„Und was hat er dazu gesagt?“ Scharf sah ich meinen Vater an. Seine Antwort war ein lautes Räuspern und ein unauffälliger Abgang aus dem Zimmer. Wütend sah ich ihm hinterher.
„Sammy Sitz.“ rief ich leise als er schwanzwedelnd an mir hochsprang. Sammy war mein Hund. Er folgte mir eigentlich überall hin und hörte perfekt auf mein Kommando.
„Na dann, auf geht’s.“ meinte ich leise und fuhr ihm durch sein strubbeliges Haar. Als ich an dem Zimmer ankam, welches mir mein Vater bei dem Rundgang als Nicks vorgestellt hatte, blieb ich nervös stehen. Ich holte einmal tief Luft, ehe ich zaghaft an sie Tür klopfte. Als nichts passierte klopfte ich etwas kräftiger.
„Ich hab es schon beim Ersten mal gehört, verpiss dich!“, erklang eine genervte Stimme von der anderen Seite. Verwirrt sah ich auf die Tür.
„Aber ich...“, meinte ich leise und wurde sofort von ihm unterbrochen.
„Es interessiert mich nicht was du hast, und jetzt mach nen Abflug!“ Verdattert wich ich einen Schritt nach hinten. Der war ja genau so reizend wie seine Mutter. Seufzend öffnete ich die Tür. „Tut mir Leid, aber ich muss meine Sachen wo hinbringen.“, meinte ich mit einer einigermaßen festen Stimme und betrat unaufgefordert das Zimmer. Sofort sprang eine Person vom Bett auf und baute sich wütend vor mir auf. Mit großen Augen sah ich ihn an. Der Kerl war ja einfach nur der Hammer! Schokoladen braune Augen, seine Haare in genau der selben Farbe, waren frech hochgegeelt und wahnsinns Wangenknochen. Dieses unglaublich bezaubernde Gesicht funkelte mich wütend an, ehe der Ausdruck ungläubig wurde. Er ließ seinen Blick über mich schweifen ehe er in lautes Gelächter ausbrach. Überfordert sah ich zu ihm hoch und dann kurz zu Sammy.
„DU bist mein Stiefbruder?“ hämisch grinste er mich an. Ich nickte zaghaft und wartete auf seine Reaktion. Diese bestand aus einem ungläubigen Kopfschütteln und eindeutig abwertenden Blicken. „Das ist hart.“ Als er mich hart am Arm packte fing Sammy bedrohlich an zu knurren. Erschrocken sprang Nick zurück.
„Verdammt was macht dieser Köter denn hier?“
„Sammy.“, meinte ich und hob meine Stimme leicht an. Sofort setzte er sich ruhig neben mich.
„Das ist mein Hund.“, meinte ich dann leise an Nick gewandt.
„Die Flohschläuder kommt nicht in mein Zimmer!“, fuhr er mich wütend an.
„Aber...“
„Kein aber. Du übrigens auch nicht.“
„Aber mein Vater meinte...“
Kalt lachte er auf.
„Es interessiert mich ziemlich wenig was dein Alter sagt und jetzt verschwinde aus meinem Zimmer.“ Er warf noch einen Blick auf mich, schüttelte den Kopf und warf sich wieder aufs Bett. Wie erstarrt sah ich zu ihm.
„Sammy Fass.“ meinte ich ruhig und gab ihm damit den Befehl sich einen Schlafplatz im Zimmer auszusuchen. Erschrocken ruckte Nicks Kopf zu mir rum. Sammy schnüffelte ein bisschen im Zimmer rum, ehe er sich neben dem Bett niederließ.
„Was soll die Scheiße? Pfeife deinen Köter zurück!“, rief Nick angepisst und warf mit einem Kissen nach mir. Leider traf es mich auch, und zwar genau gegen den Kopf. Ein zufriedenes Brummen ertönte. Vorsichtig hob ich das Kissen hoch.
„Zurück“, meinte ich ruhig und Sammy lief auf mich zu, nahm das Kissen in den Mund und brachte es Nick zurück. Erstaunt sah dieser zu meinem Hund. Dann warf er fluchend das Kissen durch den Raum.
„Das kannst du gleich schön beziehen, ich schlafe ganz sicher nicht auf Hundesabber!“
„Er hat es nicht angesabbert.“, meinte ich ruhig und sah mich im Zimmer um. Es war klein aber schön. Auf dem Laminat Boden war ein großer heller Teppich ausgebreitet auf dem zum Teil ein großes Magnolienfarbends Bett stand. An der gegenüberliegenden Wand war in genau der selben Farbe ein großer Kleiderschrank. Der Rest des Zimmers war mit verschiedenen Sachen zu gestellt, z. B. Einer großen Stereoanlage und einer großen Pflanze. An den roten und cremefarbenen Wänden hingen verschiedene Poster.
„Hier passt doch nie und nimmer ein zweites Bett rein.“, meinte ich leise und sah auf den wenigen freien Raum.
„Ach ne du Blitzmerker. Hier kommt auch kein zweites Bett rein, und jetzt verpiss dich endlich mal, ich hab mir dein Gesicht für Heute schon lange genug angeguckt!“ Entgeistert sah ich ihn an.
„Ich ähmm..“, meinte ich leise und sah ihn unsicher an.
„Du?“
„Ich...Ich..“ Genervt sah er mich an.
„Hör auf zu stottern, das ist ja unerträglich! und jetzt pfeife endlich deinen Köter zurück, oder ich trete ihn in deine Richtung.“ Erschrocken sah ich ihn an.
„D..ddass würdest du doch nicht wirklich machen oder?“ Langsam stand er auf und kam auf mich zu. Als auf einmal eine Hand kräftig meinen Nacken umschloss zuckte ich erschrocken zusammen.
„Hör zu Johnny.“, spie er mir verächtlich ins Ohr.
„Pfeif deinen Köter zurück, wenn er mich auch nur ansabbert, zeig ich dich wegen Körperverletzung an!“, meinte er mit einem unruhigen Blick auf Sammy, welcher ihn schon die ganze Zeit angriffslustig anknurrte.
„Sammy geh.“, meinte ich ruhig. Sofort lief er schwanzwedelnd aus dem Raum. Wütend stapfte Nick zu Tür und zog sie mit einem lauten Knall zu.
„Und jetzt zu dir!“ Mit grimmigem Gesichtsausdruck kam er wieder auf mich zu. Verunsichert wich ich zurück.
„Du schläfst nicht in meinem Zimmer, du wirst dich hier weder aufhalten, noch wirst du auch nur einen Blick in mein Zimmer werfen, ist das bei dir angekommen?!“ Ängstlich schüttelte ich verneinend den Kopf.
„Ich muss doch wo schlafen.“, meinte ich quietschend und wich soweit zurück bis ich die Wand an meinem Rücken spürte. Fies grinsend holte er die Schritte auf.
„Hör zu, wir spielen hier nach meinen Regeln. Das ist mein Haus und du bist hier nur zu Gast. Ein unerwünschter Gast nebenbei bemerkt!“, meinte er ernst und sah mich fest in die Augen.
„Also würde ich an deiner Stelle mal ein bisschen Dankbarkeit zeigen das wir dich hier wohnen lassen, du kannst gleich mal damit anfangen!“, meinte er grinsend und hielt mir das Kissen unter die Nase. Da hab ich ja einen richtigen Glücksgriff mit meinem Bruder gemacht. Verunsichert nahm ich ihm langsam das Kissen aus der Hand und besah es mir genauer. Da war kein bisschen Sabber dran, höchstens von ihm.
„Da ist doch gar nichts dran.“, traute ich mich leise zu widersprechen. Sofort wurde der Griff um meinen Nacken fester. Erschrocken keuchte ich auf und versuchte nach hinten auszuweichen, doch ich stand immer noch an der Wand.
„Ach Johnny.“ Grinsend schüttelte er den Kopf.
„Ich kann dir jetzt schon versprechen das wir viel Spaß haben werden, und wenn du nicht in der nächsten Minute aus meinem Zimmer verschwunden bist, mach ich einen Kopf kürzer. Dann gehst du mir nur noch bis zu den Knien!“ Mit den Worten schubste er mich grob zur Tür.
Erschrocken ruderte ich wie wild mit den Armen und versuchte mein Gleichgewicht zu halten. Vergeblich. Mit einem lauten Poltern und einem ekligem knackenden Geräusch landete ich auf den Boden. Stöhnend rollte ich mich auf die Seite und zog den Gegenstand auf dem ich gelandet war unter mir hervor. Eine Glasschachfigur? Nun ja, jetzt eine kaputte Figur. Als Nick sah was ich in der Hand hielt riss er erst überrascht die Augen auf. Dann wurde sein Ausdruck traurig und direkt danach wütend. Fest umschloss er mein Shirt am Kragen und zog mich nach oben.
„Du Wicht, das wirst du bereuen!“ Anstatt jedoch wie erwartet zu schreien, sprach er ruhig und kontrolliert. Und genau das hatte noch mehr Wirkung als wenn er schreien würde. Denn ich glaubte ihm. Ohne ein weiteres Wort umschloss seine Hand fester mein Shirt. Seine andere Hand legte sich grob auf meinen Rücken und drückte mich nach vorne. Wenn ich nicht noch einmal hin fliegen wollte musste ich nach vorne gehen. Kaum das ich diesen Schritt lief, drückte er fester gegen meinen Rücken und verfrachtet mich so bis zur Tür. Dort angekommen, nahm er die Hand von meinem Rücken, riss die Tür auf und schubste mich schwungvoll aus dem Raum. Zum zweiten mal am diesen Tag landete ich mehr als unsanft auf dem Boden.
„Du wirst schon sehen, du hättest dich lieber nicht mit mir anlegen sollen!“ Mit den Worten knallte er die Tür wieder zu und ich saß mehr als verwirrt auf dem Boden. Das war doch nur eine einfach Schachfigur gewesen? Wieso reagiert er da so über? Grummelig stand ich auf. Wenn ich ehrlich sein soll hatte ich eine Heiden Angst vor ihm. Schöner Bruder. Genervt lief ich zu dem Umzugswagen der uns gefolgt war. Mein Vater und seine herzzerreißend tolle fast Frau waren schon fleißig am arbeiten. Oder besser gesagt mein Vater. Meine Stiefmutter befahl ihm was er machen sollte und fuchtelte unelegant mit den Armen in der Luft herum. Seufzend setzte ich mich in Bewegung und half meinem Vater ein Sofa zu tragen, bei welchem er grade verzweifelte.
„Ah Johnny, da bist du ja. Danke für deine Hilfe.“ Ich nickte leicht und konzentrierte mich dann auf das Schleppen. Den ganzen restlichen Nachmittag verbrachten wir damit unsere Möbel und andere Sachen in das schäbige Haus zu verfrachten. Schnaufend stellte mein Dad die Kommode auf dem Boden ab.
„Endlich geschafft.“ Grinsend sank er aufs Sofa und ich warf mich neben ihn.
„Und schon deinen neuen Bruder kennengelernt?“ Abwartend sah er mich an und ich konnte es grade noch so unterdrücken, die Augen zu verdrehen.
„Ja.“
„Und?“
„Wann bekomme ich mein eigenes Zimmer?“ Vorsichtig sah ich ihn an.
„Ich hab dir doch schon gesagt das noch was angebaut wird. Wenn das fertig ist, hast du dein eigenes Zimmer.“
„Und wann wird damit angefangen?“ Unsicher sah mein Vater durch die Gegend.
„Nächstes Jahr.“ Fluchend sprang ich auf und machte mich auf die Suche nach Sammy. Es war grade mal Anfang September! Und wenn sie nächstes Jahr erst damit anfangen?! Na dann Prost, Mahlzeit. „Sammy!“ Fluchend lief ich durchs Haus. Wo steckt der denn? Grade als ich nach draußen gehen wollte erklang ein Bellen aus Nick's Zimmer. Ungläubig ging ich darauf zu. Hat er..?
„Sammy!“ Panisch lief ich zur Tür und riss sie auf.
„Sam..“
„Raus!“ Erschrocken sprang ich zur Seite als ein Wecker dort gegen die Wand knallte, wo eben noch mein Kopf war.
„Aber..“
„Kein aber, wie oft soll ich noch sagen das ich dich hier nicht haben will?“
„Ich s..ssuch nur Sammy.“
„Der liegt da.“, meinte er nur schlicht ehe er seinen Kopf wieder in einem Buch vergrub. Das er liest hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht. Ich ließ meinen Blick seinen Arm entlang schweifen und sah entgeistert zu Sammy.
„Sammy!“ Laut rief ich seinen Namen und Sammy sprang sofort vom Bett runter und lief auf mich zu. Ich könnte schwören das er beinahe ertappt rein blickte. Er sprang nirgendwo mehr drauf seit ich in der Zehnten Klasse bin. Ich sah ihn mahnend an, ehe ich zu Nick sah.
„Wie ist er überhaupt in dein Zimmer gekommen?“ Genervt wand er sich wieder mir zu.
„Er hat sich einen Superman Umhang umgebunden und ist durchs Fenster geflogen!“ Verwirrt sah ich ihn an.
„Das ist doch nicht...“
„Nein das ich nicht mein Ernst du Wicht! geh und stell wen anders unnötige Fragen!“ Als ich mich nicht vom Fleck bewegte stand er langsam auf und kam wie vorhin schon drohend auf mich zu. „Seit du hier bist ist alles noch Zehntausend mal schrecklicher geworden, also verkriech' dich wieder dahin wo du hergekommen bist! Deinen Hund hab ich reingelassen weil er vor der Tür rumgejault hat!“
„Sammy!“ Entrüstet sah ich zu meinem Hund. Warum verhält er sich denn heute so komisch?
„Und jetzt VERPISS DICH!“ Erschrocken wich ich zurück.
„Aber das ist jetzt a..aauch mein Zimmer.“ Versuchte ich mich zu verteidigen, machte es seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen aber nur noch schlimmer.
„Du kannst auf dem Sofa pennen, wenn du noch ein einziges mal einen Fuß in dieses Zimmer setzt, hänge ich dich Nackt in der Schule auf und jetzt RAUS HIER!“ Bestimmt zeigte er zur Tür und ich tat nichts lieber als in diesem Moment seinem Befehl zu folgen. Schnell stürmte ich nach draußen warf die Tür hinter mir zu.
„Nimm deinen Köter mit!“ Verwirrt drehte ich mich um. Verdammt. Langsam öffnete ich die Tür einen Spalt und rief nach meinem verpeilten Köter. Dieser lief aber erst einmal zu Nick und drückte ihm die Schnauze in die Seite. Überrascht sah Nick zu ihm und wuschelte ihm dann kurz durchs Fell. Das erstaunte mich fast genauso wie das Sammy grade einen halben Amoklauf gegen mich begann. Das hat er noch nie bei jemand anderen gemacht außer bei mir.
„Sammy!“, rief ich mahnend und diesmal gesellte er sich auch gnädigerweise an meine Seite. Auf dem Weg ins Wohnzimmer warf ich ihm immer wieder mahnende Blicke zu, um ihm zu zeigen das er sich falsch verhalten hat. Nach Zehn Jahren kam es auch endlich bei ihm an, denn er schleckte mir über die Hand wie immer wenn er etwas falsch gemacht hatte. Vorerst zufrieden lief ich zu meinen Sachen, die wir vorerst im riesigen Flur abgestellt hatten. So groß wie es hier ist, sollte man doch meinen das es noch ein freies Zimmer für mich geben könnte. Genervt zog ich meine Bettdecke und Kissen aus dem kleinen Haufen und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Die Uhr an der Wand zeigte mir das es schon weit nach Zehn Uhr war. Kein Wunder bei den ganzen Möbeln die wir von meinem Vater hier reinschleppen mussten. Die Bettdecke warf ich aufs Sofa und das Kissen folgte kurz danach.
„Hopp.“ Zufrieden hüpfte Sammy darauf und drehte sich zu einer Wurst zusammen. Ich sah ihn kurz grinsend an und ging dann mit knurrendem Magen in die Küche. Von Mittags oder Abendessen hatten die hier wohl auch noch nie gehört. Hungrig durchstöberte ich die Küche und suchte mir alle Zutaten für Pfannkuchen raus. Genüsslich zog ich den Duft ein den der brutzelnde Pfannkuchen verbreitete. Ich warf noch ein paar geschälte Apfelstücke in die Pfanne und stellte einen beinahe perfekten Pfannkuchen her. Zufrieden schob ich ihn mir auf den Teller und durchwühlte dann die Schubladen nach Besteck. Nichts. Verwirrt suchte ich weiter und fand nach ungefähr Zwei Minuten das gesuchte. Glücklich drehte ich mich um und sah auf einen schmatzenden Nick der sich grade meinen Pfannkuchen in den Mund schob. Entgeistert sah ich ihn an.
„Das war meiner!“ Abwertend grinsend drückte er sich den Rest in den Mund. Ich stand nur daneben und sah ihn ungläubig an.
„Jetzt nicht mehr.“, meinte er dreist als er fertig gekaut hatte.
„Mach mir mal noch einen, der war lecker!“ Entrüstet plusterte ich mich auf.
„Ganz sicher nicht. M...mmachs doch selber!“ Sofort wurde sein spöttischer Gesichtsausdruck wütend.
„Mach es, oder du kannst heute Nacht auf dem Flur schlafen!“ Muss ich das nicht schon sowieso? „N..nnein.“ ,meinte ich leise und sah du dem Rest Teig hin. Das würde grade mal noch so für einen und einen kleinen verkrüppelten reichen. Bedauernd sah ich auf meinen knurrenden Magen. Ich hatte die letzten Eier dafür aufgebraucht. Zum gefühlten tausendsten mal an diesem Tag packte er mich am Kragen und drückte mich unsanft gegen den Kühlschrank.
„Mach schon!“ Ängstlich nickte ich und wich schnell zur Seite als er mich losließ. Schnell war der Pfannkuchen zubereitet, diesmal aber ohne Äpfel. Kurz spielte ich damit ihn mir einfach in den Mund zu stecken und wegzurennen, aber das wäre glaub ich ein großer Fehler. Zittrig hielt ich ihm den Pfannkuchen hin. Ohne ein Wort des Dankes nahm er ihn an und marschierte stilvoll aus der Küche. Verdattert sah ich ihm hinterher und machte mich dann daran neue Äpfel zu schälen. Einen viertel Pfannkuchen würde man darauf vielleicht noch machen können. Na super. Genervt von dieser ganzen Situation klatschte ich den Teig in die Pfanne und warf die Äpfel dazu. Als er fast fertig war kam ein wütend aussehender Nick wieder in die Küche.
„Was hast du anders gemacht?“ Verwirrt sah ich ihn an.
„Der hat anders geschmeckt.“ Unwohl trat ich von einem Fuß auf den anderen.
„Das waren keine Äpfel drin.“ Grinsend hockte er sich auf den Barhocker. Na, dann mach mal einen mit Äpfeln. Tief einatmend nahm ich meinen Pfannkuchen aus der Pfanne und schob ihn wie zuvor schon auf einen Teller. Dann hielt ich ihn ihm hin. Fies grinsend nahm er ihn an und sah dann fast schon entgeistert auf den Teller.
„Was soll ich denn damit? das ist ja noch nicht mal die Hälfte von vorhin?“ Genervt sah er ihn an und biss dann ein großes Stück ab. So ungefähr Dreiviertel vom ganzen Pfannkuchen.
„Der Teig ist alle...“, meinte ich leise und sah auf meine Füße.
„Hmm.“ Unsicher sah ich ihn an.
„Hattest du schon was?“ Schüchtern schüttelte ich meinen Kopf und genau in dem Moment knurrte mein Magen laut. Fast schon verlegen sah er mich an. Dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst.
„Dann mach nochmal Teig, ich will auch noch welche. In Zehn Minuten komm ich wieder und hol mir meinen ab.“
„Aber..“
„Kein aber, los!“ Arrogant grinsend verschwand er aus der Küche und kurz darauf ertönten Geräusche vom Fernseher. Hektisch sah ich mich in der Küche um, gibt es einen Ersatz für Eier? Vielleicht kann ich einfach Sahne nehmen? Sofort verwarf ich den Gedanken wieder, wie würde das denn bitte schmecken? Nach einer weiteren Minute entschied ich mich für Hawaii Toast. Schnell kramte ich die Ananasdose hervor die ich vorher schon gesehen hatte und dazu dann noch Toast, Käse und Pute und Ketchup. Auch wenn ich es immer ohne aß, fanden es die meisten mit leckerer. Nachdem ich den Hightech Ofen angestellt hatte, machte ich mich schnell daran ein zwei Toast zu belegen. Schnell schob ich sie in den jetzt schon warmen Ofen. Noch Fünf Minuten. Erleichtert atmete ich aus uns und lief zu Kühlschrank, nahm mir eine Flasche Orangensaft und füllte ihn mir in eins der teuer aussehenden Gläser.
„Ist das Essen fertig oder warum genehmigst du dir eine Pause?“, erklang die genervte Stimme von Nick neben meinem Ohr. Erschrocken zuckte ich zusammen und verschluckte mich prompt am Trinken. Hustend stütze ich mich an der Küchentheke auf. So kräftig, dass es sich anfühlte als wolle er meine Rippen brechen, schlug er 'Hilfreich' gegen meinen Rücken. Nach guten Drei Minuten hatte ich mich soweit einbekommen das ich ihn mehr oder weniger wütend ansehen konnte. „Erschreck mich doch nicht so!“
„Ich kann nichts dafür das du so ein schlechtes Gehör hast.“, meinte er lässig und ging zum Herd. „Wo ist das Essen?“
„Im Ofen.“, meinte ich leise und sah dabei zu wie er sich argwöhnisch in die Hocke setzte. „Hawaii Toast?“ Fast schon begeistert sah er mich an.
„Ich liebe Hawaii Toast! du weißt aber schon das die fertig sind?“ Verwirrt lief ich zum Ofen. Tatsächlich, beide sahen genau perfekt aus. Schnell stellte ich den Ofen aus und öffnete ihn darauf. Mit einem Pinken Ofenhandschuh zog ich das Blech raus. Gib mir bitte mal einen Teller.“
„Hol dir selber einen!“, wütend sah er mich an und ich stand seufzend wieder auf. Schnell nahm ich einen neuen Teller, da er die alten anscheinend in seinem Zimmer bunkerte und warf die Toast drauf. Grinsend nahm er sie mir aus der Hand.
„Danke.“ Dann ging er weg. Mit meinen Toast. Mit offenem Mund sah ich ihm hinterher. Mein Magen knurrte wieder laut und machte mich auf mein Problem aufmerksam. Genervt schlug ich den Ofen zu und warf den Handschuh auf die Theke. Dann lief ich ins Wohnzimmer und starrte auf meinen Dad und meine Stiefmutter die sich nach allen Regeln vernaschten. Angewidert schob ich Sammy von meinem Bettzeug und schnappte mir dann dieses. Zögerlich ging ich zu „meinem“ Zimmer.
„Nick?“
„Was willst du, Wicht?“
„Schlafen.“ ,meinte ich leise. Knartschend öffnete sich die Tür. Genervt sah Nick mich an.
„Verpiss dich!“ Und sofort wurde sie wieder zugeschlagen. Niedergeschlagen ging ich ins Badezimmer und warf meine Sachen in die Hoffentlich trockene Badewanne. Dann kroch ich rein und zog mit die Decke bis zum Kinn.
„Sammy hopp.“, meinte ich leise und keine Zwei Sekunden kam ein fetter Fellball auf mich gesprungen.
„Hoffentlich wird Morgen besser.“, meinte ich leise und kuschelte mich an Sammy.
Liebes Tagebuch,
kennst du das Gefühl einfach nicht dazu zugehören? Einfach irgendwo rein gedrängt zu werden, ohne eine Chance auf eine Flucht? Was schreib ich denn da?! Natürlich kennst du es nicht. Du bist ja auch nur ein blödes Tagebuch! Johnny
Ächzend streckte ich die tauben Glieder von mir. So ganz schlau war die Idee mit der Badewanne wohl doch nicht gewesen. Das Sammy fast die gesamte Nacht auf mir geschlafen hatte, war wohl auch nicht grade hilfreich. Noch viel zu müde um aufzustehen blieb ich einfach liegen und hing meinen Gedanken nach. Wie konnte innerhalb einer Woche, einer einzigen Woche, so ein Mist passieren? Mit dem Gedanken das mein Vater und diese Frau - falls man sie so nennen kann - heiraten, kann ich ja noch leben. Mehr oder weniger. Aber damit IHN als Stiefbruder zu haben? Als ich ihn das erste mal gesehen hab, hab ich meinen Mund fast nicht mehr zu bekommen. Und was hat er gemacht? Gelacht. Einfach so! Ich könnte jetzt natürlich einen auf cool machen und unangreifbar sein. Das Problem ist leider das mir so was wirklich unter die Haut geht, und das sieht man mir leider auch immer an. Ich beherrsche nicht einen Funken von der Kühlen, sexy, undurchschaubaren Maske. Ich muss wohl mit meiner zu klein geratenen Figur und meinen straßenköterblonden Haaren zufrieden geben. Seufzend drehte ich mich um, nur um mit meinem Kopf gegen den Wasserhahn zu knallen. Fast schon jaulend hielt ich mir meinen Kopf. Der Tag fängt ja genauso vielversprechend an wie der Gestrige. Nachdem ich aus der Badewanne gestiegen war, betrachtete ich mich im Spiegel. Das ich nicht gut geschlafen hab, sieht man mir leider genauso sehr an. Was mich aber am meisten stört, ist die rote Halbkreis an meiner Schläfe. Scheiß Wasserhahn! Genervt rieb ich darüber in der Hoffnung ihn weg rubbeln zu können. Fehlanzeige. Das einzige was ich erreichte war das jetzt ein Großteil meiner Stirn auch rot war. War ja mal wieder klar. Ich öffnete den Luxus Wasserhahn und klatschte mir einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht. Das gleiche auch über meinem Nacken. Dann drehte ich das Wasser auf Warm und hielt meine Hände darunter. Genau Drei Sekunden später erschien ein erschrockener Schrei und ein nackter Nick stand auf ein Mal neben mir. Erstarrt blieb ich stehen und sah ihn mit großen Augen an. Was macht er hier? Und wie genau kommt er überhaupt hier rein? hätte ich ihn nicht bemerken müssen? Das alles waren Fragen de ich mir eigentlich stellen sollte. Stattdessen sah ich mit offenem Mund und einem tauben Pochen in den Ohren, auf seine Brust. Sie war glatt, muskulös und mehr als nur männlich. Schwer schluckend ließ ich meinen Blick weiter nach unten gleiten. Über seine stahlharten Bauchmuskeln, die sich rasch hoben und senkten. Seine perfekte Haut, sein runder Bauchnabel und das berühmt, berüchtigte V. Bevor ich noch tiefer sinken konnte, in zweierlei Hinsicht, lenkten mich zwei wild in der Luft fuchtelnden Arme ab. Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch und sah in ein vor Wut verzerrtes Gesicht. Langsam drangen Stimmen zu mir durch und erst da wurde mir bewusst, dass Nick hochkant dabei war mir allerlei Schimpfwörter an den Kopf zu werfen. Von manchen hatte ich noch nicht einmal etwas gehört! Bewegen konnte ich mich allerdings immer noch nicht. Ich stand einfach nur da und ließ mich ausschimpfen. Auch Nick schien es zu bemerken, denn auf einmal packte er mich fest am Nacken. Wütend sah er mir in die Augen.
„Du Wicht!, was fällt dir ein mich einfach beim Duschen zu bespannern?! Schlimm genug das ich anscheinend mit einer Schwuchtel zusammen wohne, nein! Sie muss mich auch noch nackt beobachten! Sag mal geht’s dir noch gut?“ Mit jedem Wort verstärkte sich sein Griff, bis ich mich unwohl wand und mir ein Schmerzvolles Keuchen über die Lippen glitt. Doch er dachte gar nicht daran mich loszulassen.
„Hör mir jetzt genau zu Wicht! Das ist das allerletzte mal das ich etwas in der Art sage und das nächste mal werfe ich dich einfach aus dem Haus oder ertränke dich in der Badewanne! Du kommst nicht in mein Zimmer. Du siehst mich nicht an und vor allem fasst du mich nicht an. Essen kannst du ganz gut kochen, das kannst du gerne weiter machen. Außerdem will ich mein Mein Badezimmer. Alleine! Wenn du auf die Toilette musst geh bei meiner Mom oder schaufle dir ein Loch im Garten vom Nachbarn! Ist das klar?!“ Mit aufgerissenen Augen, hektischem Atem und zitternden Knien, brachte ich nicht mehr als ein Nicken zu stande, ohne in Tränen auszubrechen. Ein weitere Punkt auf meiner Liste 'Was mag ich an mir nicht' Ich bin einfach zu nah am Wasser gebaut. Spöttisch grinste er, drückte zur Wahrung noch einmal zu und griff dann hinter mich. Als er seinen Arm zurückzog kam ein großes, rotes Handtuch zum Vorschein.
„Ich hoffe das du dich daran hältst.“ Mit den Worten verschwand er aus dem Bad und ich stand wieder alleine im Zimmer. Ich merke es schon. Wir werden auf jeden Fall super Brüder!
Ich schaffte es erst gute Fünf Minuten später mich zu bewegen. Doch anstatt aus dem Bad zu verschwinden, zog ich schnell die Tür zu und schloss sie ab. Langsam drehte ich mich um und blickte auf die immer noch laufende Dusche. War er die ganze Zeit im Raum gewesen? Aber dann hätte ich doch das Wasser hören müssen und außerdem hätte er mich eigentlich sehen müssen. Und so wie er reagiert hat, hat er ganz sicher nicht damit gerechnet mich hier anzutreffen. Ich verwarf einfach alle Gedanken darüber und fing langsam an mich auszuziehen. Es würde so oder so nichts dabei raus kommen wenn ich mir jetzt ewig lang Gedanken über all das mache. Aber ein bisschen freundlicher hätte er schon sein können! Wütend über mich selbst stapfte ich unter die Dusche. Warum konnte ich nicht auch einfach einen Spruch nach dem anderen hauen? Nein, ich doch nicht. Ich steh lieber da wie ein verängstigtes Kätzchen das nicht weiß was es machen soll. In Gedanken versunken, griff ich nach Nicks Shampoo – das ich es benutze würde er so oder so nie erfahren - und fuhr mit dem Schaum über meine Haare und meinen Körper. Dann lehnte ich meinen Kopf gegen die Wand und dachte weiter über diese absurde Situation nach. Ich meine so etwas passiert aller höchstens in irgendwelchen blöden Büchern! Total Klischeehaft! Wahrscheinlich verliebe ich mich am Ende noch in ihn oder so einen Müll. Schwul bin ich ja immerhin schon. Über mich selbst den Kopfschüttelnd atmete ich mehrmals tief durch. Nach und nach wurde meine Haut schrumpelig und mir wurde bewusst wie lange ich schon unter der Dusche stehen musste. Nachdem ich die sie verlassen hatte, stand ich zitternd auf einem Handtuch. In der Dusche war es wesentlich wärmer und kuscheliger gewesen! Aber manchmal muss man sich eben unangenehmen Dingen stellen. Ich muss jetzt einfach gehen und nehmen was ich brauche. Genauso mach ich es! Ich werde mir nichts vorschreiben lassen und ich werde in dieses Zimmer ziehen, auch wenn Nick dafür ausziehen muss! Über meine eigenen Gedanken stutzig hielt ich an. Jetzt ging es aber nicht mehr um das Handtuch. Aber mein Gehirn hatte schon recht. Warum soll ich ihm das Spielfeld überlassen? Ich ging ein paar Schritte vor und stellte mich dann auf Zehnspitzen um an die Handtücher zu kommen. Stimmt ja, weil ich klein, mickrig, nicht schlagfertig und nicht wirklich der Hingucker bin. Im Gegensatz zu ihm. Die Sexbombe schlecht hin. Das hat mir sein Körper vorhin nochmal mehr als bewiesen... Ich sollte nicht über so etwas nachdenken! Schnell wickelte ich mir das Handtuch um die Hüften, warf die dreckigen Klamotten in den Wäschekorb und trat aus dem Bad. Auf dem Flur blieb ich verwirrt stehen und sah auf den Platz wo bis eben noch mein Koffer stand.
„Dad?“ Ruhig antwortete ich auf eine Antwort die ich nicht bekam.
„Daaad?“ Wo zur Hölle ist er?
„Verdammt. DAAAAAAAAAD!“
„Fresse da drüben!“ Ertönte es angepisst aus Nicks Zimmer. Ich verdrehte nur die Augen und machte mich selber auf die Suche. Aber mein Koffer blieb verschollen. Schluckend blieb ich vor Nicks Tür stehen, der einzige Raum in dem ich noch nicht nachgeguckt hatte. Zaghaft klopfte ich an die Tür.
„Bringst du mir Essen?“ Verwirrt hielt ich inne.
„Ähm, nein.“
„Dann verpiss dich!“ Ich kann doch nicht die ganze Zeit nur mit einem Handtuch um den Hüften rumlaufen!? Tief durchatmend wagte ich mich erneut anzuklopfen. Für einen Moment war es Totenstill. Dann ertönte lautes Gerumpel von der anderen Seite der Tür. Mit großen Augen sah ich Nick an als dieser die Tür schwungvoll aufriss. Er musterte mich kurz von oben bis unten und zog dann spöttisch eine Augenbraue nach oben.
„Wenn du versuchst mich zu verführen, zieh dir lieber was an, so wird das nichts. Am besten verlässt du gleich den Kontinent.“ Mit offenem Mund sah ich ihn an. Was bildet er sich eigentlich ein?
„Ich würde noch nicht mal was mit dir anfangen wenn wir die letzten Menschen auf der Welt wären!“ meinte ich patzig und huschte schnell an ihm vorbei ins Zimmer. Ich gebe es ja zu, der beste Spruch war es nicht grade und den hatte ich auch aus irgend so einem Film, aber besser als gar nichts. Ja, ich bin sogar regelrecht stolz auf mich.
„Wicht!“ Erschrocken fuhr ich herum als Nicks Atem meinen Hals strich.
„Was?“
„Raus aus meinem Zimmer.“ Kalt sahen mich seinen Augen an. Er wollte noch etwas sagen, aber sein Blick blieb an meinen Haaren liegen. Mit grimmigen Gesichtsausdruck überbrückte er die paar Zentimeter die zwischen uns noch frei waren und griff mir fest ins Haar. Ein lautes Keuchen entwich mir.
„W..wwas?“ Mit der anderen Hand hielt er eine Strähne in der Hand und roch daran.
„Willst du mich verarschen?“ Grob drückte, er mich von sich weg.
„War meine Ansage vorhin nicht deutlich genug, oder willst du unbedingt eine Abreibung?“ Kalter Schweiß brach auf meinem Rücken aus. Von Wegen er bemerkt das so oder so nicht.
„Ich fasse es nicht das du einfach mein Shampoo benutzt hast!“ Ängstlich zuckte ich zusammen, als er die Schritte die er mich weg geschubst hatte, wieder aufholte.
„Ich denk mir schon noch was schönes für dich aus. Was willst du eigentlich hier, hast du kein eigenes Zimmer?“ Hämisch grinste er mich an.
„Das hier ist mein Zimmer.“ meinte ich leise und vermied es ihm in die Augen zu schauen.
„Nein. Falsch, das hier ist mein Zimmer und du bist ein ungebetener Gast den ich nicht dulde.“ Grob umfasste er mein Kinn und zwang mich somit ihn anzugucken. „Zieh dir was an und mach mir was zu Essen.“ Vor soviel Dreistigkeit blieb mir der Mund zum gefühlten Tausendsten mal an diesem Tag offen stehen.
„Fick dick!“ brachte ich rau hervor und wich nach hinten. Schlapp fiel die Hand wieder an Nick runter. Aus dem Augenwinkel sah ich meinen Koffer und lief erleichtert darauf zu.
„Was macht mein Koffer hier?“ traute ich mich leise zu fragen. Ich spürte seine Blicke auf meinen Rücken, und seine Anwesenheit füllte den ganzen Raum aus. Beherrschte ihn mit einer gefährlichen und gleichzeitig sexy Kühle.
„Der macht hier Ferien. Er konnte deinen Anblick nicht mehr ertragen.“ meinte Nick ernst und nickte bestimmt. Ich warf ihm einen unsicheren Blick zu und packte den Koffer am Griff.
„Dann wäre er ganz sicher nicht zu dir geflüchtet.“ Ungläubig sah er mich an. Dann brach er zum zweiten mal in lautes Gelächter aus.
„Das war ja schon fast gekontert.“ Grinsend riss er mir den Koffer aus der Hand, und zog ihn mir einem Ruck auf. Desinteressiert durchwühlte er ihn und warf immer mehr Kleidungsstücke, die ihm anscheinend nicht zusagten, hinter sich. Ungläubig und nicht fähig mich auch nur in geringster Weise zu bewegen, sah ich ihn einfach nur sprachlos an. Nach Fünf Minuten hielt er mir eine dunkelrote, enge Hose, ein schwarzes lockeres Shirt,eine graue Jacke und eine dunkelblaue Boxer hin. Die Hose hatte ich kein einziges mal an. Sie betonte nur meine dünnen Beine und zeigte deutlich das ich nicht wirklich mehr Muskeln besitze als man notwendigerweise brauch.
„Zieh das an.“ „Ich kann mir meine Klamotten auch selber aussuchen.“ meinte ich leise verstummte aber sofort wieder, als mich sein Blick traf.
„Ja, sehe ich schon. Guck dir den ganzen Mist mal an. Genervt zeigte er hinter sich auf ungefähr Dreiviertel meiner ganzen Klamotten.
„Davon ziehst du nichts mehr an, wie kommt das denn in der Schule rüber, wenn ich so einen... Bruder habe?“ Kurz stoppte er, bevor er doch noch Bruder sagte. Aber Brüder waren wir nicht wirklich oder? würde mich auf jeden Fall wundern wenn uns so sehen würde.
„Das erinnert mich daran, dass du am besten in der Schule nicht mit mir sprichst. Mein Ruf ist mir wichtig, und wenn rauskommt das ausgerechnet du mein Bruder bist, kann ich auch gleich Selbstmord begehen.“ Mit Tränen in den Augen, riss ich ihm die Klamotten aus der Hand und stürmte aus dem Zimmer. Seinen Blick ganz genau auf meinem Rücke spürend. Ich schloss mich wieder im Badezimmer ein und zog mir in Rekordverdächtiger Zeit meine Klamotten an. Erstaunt sah ich mich im Spiegel an. Es sah echt... gut aus? Meine Beine die sonst immer zu schlank in der Hose wirken, sahen durch das Shirt genau richtig aus und die Jacke umschmeichelte meine Schultern. Bis auf das Shirt hatte ich nichts von den Sachen angehabt. War ja klar das er meine ganzen Normalen Klamotten hinter sich geworfen hat. Wahrscheinlich verbrennt er sich gleich oder so ein Mist. Nach einer gefühlten Ewigkeit traute ich mich wieder aus dem Bad raus, was aber auch daran lag das mein Dad mich zum Essen rief. Seufzend straffte ich meine Schultern durch und ging auf den gedeckten Esstisch zu. Grade als ich mich hinsetzten wollte wurde ich zurück gezogen.
„Da sitze ich.“ Sofort wich ich zurück und setze mich auf einen anderen Stuhl. Keine Sekunde später kam mein Vater mit seiner 'Frau' zu uns und strahlt glücklich in die Runde.
Das erste richtige Familienessen. Lasst es euch schmecken.“ Ich murmelte eine Erwiderung und auch Nick schien nicht wirklich begeistert zu sein. Während Dad und Kristin sich über alles mögliche unterhielten, blieben ich und Nick stumm. Er warf mir nur hin und wieder wütende Blicke zu. Ich versuchte sie so gut es ging zu ignorieren und machte mich auf eine weitere Nacht in der Badewanne bereit. Sammy lag ruhig zu meinen Füßen und sah ab und zu hoffnungsvoll zu mir hoch. Auch wenn er wusste das ich ihm nichts zu Essen geben würde.
„Dad, kann ich aufstehen?, ich muss mit Sammy noch Gassi gehen.“, meinte ich nach einer halben Stunde, in der ich größtenteils nur in meinem Essen herumstochert hatte. Er warf mir einen prüfenden Blick zu, nickte aber. Schnell stürmte ich auf, weg von diesen unheimlichen Familienklima. Sammy trottete mir brav hinterher. Aus eine der Kisten, kramte ich schnell mein Handy und Kopfhörer und machte mich anschließend auf den Weg. Da ich die Gegend hier gar nicht kenne, darf ich mir wohl einen neuen Rundgang suchen. Seufzend hakte ich Sammy an die Leine. Man weiß ja nie wie die Leute hier drauf sind. Zehn Minuten lief ich einfach nur an der Straße grade aus. Gibt es hier keinen Park oder so etwas ähnliches? Grübelnd blieb ich vor einem großen Schild stehen was anscheinend zeigen sollte, wo sich was befand. Leider verstand ich es kein bisschen. Verwirrt versuchte ich es zu entziffern. Deutlich spürte ich wie die Falten auf meiner Stirn stärker wurden und mein Blick verloren durch die Gegen driftete. Jetzt fehlten nur noch die fliegenden Fragezeichen um meinem Kopf herum. Sammy blieb brav an meiner Seite sitzen und beobachtete meine Bewegungen aufmerksam. Als er nach einer Zeit anfing zu winseln, kniete ich mich neben ihn und strich ihn sanft über den Kopf. Anscheinend zufrieden fing er wieder an zu hecheln. Ein Lachen ließ mich aufblicken.
„Na, dein Hund weiß anscheinend genau was er will.“ Überrascht sah ich den Kerl vor mir an. Schwarze Haare umrandeten sein freundliches Gesicht sanft und umschmeichelten seine hellblauen Augen. Sein Kopf stand auf breiten, kräftigen Schultern, und auch der Rest war mit einen Haufen Muskeln bepackt.
„Manchmal will er zu viel.“, meinte ich leise, als ich mich wieder gefasst hatte. Freundlich lächelte er mich an und streckte dann die Hand aus.
„Darf ich oder werde ich dann gebissen?“ Der sarkastische Unterton ließ mich grinsen.
„Er verspeist dich zum Frühstück.“ Er nahm das anscheinend als nein und strich lachend über Sammy Kopf.
„Ich bin David.“ Lächelnd schüttelte ich die angebotene Hand.
„John.“
„Johnny.“ schoss es sofort aus ihm raus und ich seufzte erschlagen auf.
„War ja klar.“
„Sorry.“ Er zuckte grinsend mit den Achseln und sah überhaupt nicht schuldbewusst aus.
„Du siehst halt aus wie ein Johnny aus.“ Lautlos seufzte ich auf.
„Ich bin es eigentlich schon gewöhnt, ich schreib es sogar selber weil mich alle so nennen, aber ich hatte gehofft das der Name sich hier nicht verbreiten würde.“ Verschmitzt grinste er sich an.
„Zu spät. Ich glaube jeder würde auf Johnny kommen. Du siehst einfach so aus.“ Grinsend hob ich eine Augenbraue.
„Ach ja, wie sieht denn ein Johnny aus?“ Offen ließ er seinen Blick über mich schweifen.
„Klein, schmächtig. Blonde Strubbel Haare und eisblaue Augen ein Gesicht zum verlieben und eine total freundliche Aura.“ Verblüfft sah ich ihn an. Also klein und schmächtig passt ja, aber wo hat er den Mist mit dem Gesicht zum verlieben her? Und was soll das mit der freundlichen Aura? Er sah mir meine Verwirrtheit anscheinend an, denn er fing laut an zu lachen.
„Guck mich nicht so schockiert an, du wolltest es wissen.“
„Ich glaub ich besorge mir einen Neuen Namen“, meinte ich mit einem schiefen Grinsend auf dem Gesicht und richtete mich wieder auf.
„Weißt du ob hier irgendwo eine Hundepark ist oder etwas Ähnliches?“ Sofort nickte er und zeigte auf die Kreuzung, vor der wir uns befanden.
„Du musst einfach nur hier grade ausgehen. In ca. Zehn Minuten bist du da.“
„Danke.“ Unsicher sah ich in die Richtung. Bei meinem Orientierungssinn würde ich das nicht mal schaffen.
„Soll ich dich hinbringen?“ brachte David und einem breiten Grinsen hervor. Dankbar und mit roten Wangen nickte ich. Aber ich rechtfertigte mich damit, dass hier alles neu für mich war. Die Wahrheit war aber das ich David nett fand und überhaupt nichts dagegen hatte noch etwas Zeit mit ihm zu verbringen. Wenigstens einen Freund zu haben, würde nicht schaden. Die Zehn Minuten brachten wir quatschend hinter uns. Sprachen über mein neues Leben hier, über Sammy und über David. Er ist Neunzehn Jahre alt und wohnt auch schon Alleine. Im Park angekommen, ließ ich Sammy von der Leine und ließ ihn mit den anderen Hunden herum toben.
„Sammy ist echt ein süßer Hund.“ Lächelnd nickte ich.
„Ich wüsste gar nicht was ich ohne ihn machen soll.“ meinte ich leise und entlockte David damit ein Lachen. Er hatte wirklich ein schönes Lachen. Ungefähr eine Stunde blieben wir noch im Park, dann machten wir uns langsam auf die Rückreise.
„Wohnst du weit weg von hier?“
„Von der Kreuzung aus eine Viertelstunde.“ Ich nickte freudig und ging weiter. Vielleicht würde ich in David ja wirklich einen Freund finden. An der Kreuzung verabschiedeten wir uns. Hoffentlich würde ich ihn wieder sehen. Ihn nach seiner Handynummer oder ein weiteres Treffen zu bitten, war ich zu feige. Seit dem ich weiß das ich schwul bin, hab ich immer Angst davor das man es mir sofort anmerken könnte, oder das ich etwas machte, was eigentlich nur 'Schwuchteln' machen. Seufzend ging ich zu meinem neuen zu Hause. Mit jedem Schritt wurde ich nervöser und angespannter. Wie denn auch anders wenn ich wusste das ich dort Nick wieder treffe?
Liebes Tagebuch,
zu Hause ist es gefährlich. Ich muss dauernd aufpassen wo ich hintrete, oder wo ich mich hinsetze. Denn ein wild gewordenes Tier läuft durch mein neues Zuhause! Es hört auf den Namen 'Nick'.
Johnny
Seufzend blieb ich vor der Haustür stehen. Will ich da wirklich rein? will ich nicht einfach unter einer Brücke leben, wo es nach Pisse stinkt? Meine Stiefmutter nahm mir die Entscheidung ab, in dem sie die Tür aufriss und mich überrascht ansah.
„Ach, der kleine Johnny. Ich hab gar nicht mitbekommen das du weg warst. Na dann komm mal rein.“ Ich unterdrückte einen genervten Blick und ging ohne ein Wort an ihr vorbei. Ist ja nicht so als hätte ich am Esstisch gesagt das ich mit Sammy Gassi gehe. Und den kleinen Johnny sollte sie auch lieber ganz schnell wieder vergessen.
„Johnny?“
„Ja?“ Verwirrt blieb ich im Flur stehen. Was will er denn jetzt schon wieder von mir?
„Komm mal her.“ Widerwillig zog ich meine Schuhe aus und ging langsam zu Nicks Zimmer.
„Was willst du?“
„Darf ich nicht mal etwas Zeit mit meinem geliebten Bruder verbringen?“ Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn abwartend an. Verarschen kann ich mich selber. Stumm sah er mich an.
„Was willst du Nick?“ Schüchtern erwiderte ich den Blick.
„Meine Wäsche ist dreckig.“ Ein ungläubiges Lachen entfuhr mir.
„Dann wasch sie.“
„Dazu bist du ja hier.“ Grinsend zog er mich am Arm in sein Zimmer, während es in meinem Kopf noch immer ratterte. Vor einem Wäschehaufen blieb er stehen.
„Morgen will ich die Sachen alle gewaschen, gebügelt und zusammengelegt in meinem Kleiderschrank, klar soweit?“ Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
„G..gganz sicher nicht.“ Er sah mich einen Moment lang abwartend an, dann griff er mir wieder- das wievielte mal in Zwei Tagen?- in den Nacken und zog meinen Kopf nach hinten. Sofort spannte ich meinen ganzen Körper an und versuchte mich aus seinen Griff zu befreien. Mit einem Grinsen ignorierte er meinen Widerstand und griff mit der anderen Hand nach einer Haarsträhne.
„Du musst sowieso noch was abarbeiten, da du mein Shampoo benutzt hast.“ Unwillkürlich knurrte ich auf und schlug mit meinen Armen nach ihm. Ich würde hier ganz sicher nicht den Sklaven für ihn spielen. Lachend wich er aus und drehte meine Arme geschickt und schmerzhaft auf den Rücken.
„Weißt du, Ich hab den Schwarzen Gürtel in Karate, außerdem habe ich seit Fünf Jahren in Wingtsun und Taekwondo Unterricht, also leg dich nicht mit mir an!“ Zum Beweis seiner Überlegenheit, drückte er meine Arme noch etwas stärker zusammen. Ein leises, gequältes Stöhnen verließ meine Lippen. Sofort wurde der Griff lockerer, was mich erleichtert ausatmen ließ.
„Machst du jetzt meine Wäsche?“ Genervt verdrehte ich die Augen. Ganz sicher nicht!
„Vergiss es!“ Sofort wurde der Griff wieder stärker.
„Das war keine Frage!“ Wütend versuchte ich meine Arme aus seinem Griff zu befreien und trat gleichzeitig mit den Beinen um mich.
„Hör auf!“
„Dann lass mich los!“ Ein abfälliges Schnauben erklang.
„Wenn du meine Wäsche machst, dann lass ich dich auch los.“ Verzweifelt stieß ich die Luft aus meinen Lungen.
„Weißt du, wie du schon gesagt hast, es ist DEINE Wäsche. Die kannst du auch selber machen.“ Das ich einfach keine Ahnung von Waschmaschinen habe, muss er ja nicht wissen. Ein langgezogenes Seufzen ertönte, dann ließ er mich los und stieß mich weg.
„Mach es einfach!“ Mit diesen poetischen und gefühlsvollen Worten, drängte er sich an mir vorbei aus seinem Zimmer. Unschlüssig sah ich zu dem Klamottenhaufen. Entweder ich mache die Wäsche und werde für den Rest der Zeit, mehr oder weniger Nicks Leibeigener sein, oder ich mache es nicht und riskiere für den Rest der Zeit trotzdem von ihm herumkommandiert zu werden, nur das er dann noch gemeiner sein wird. Ich muss sagen, das sind zwei ausgezeichnete Aussichten. Letztendlich entschied ich mich doch dafür es zu machen, auch wenn ich keine Ahnung habe wie. Also raufte ich mir die dreckige Wäsche auf den Arm und machte mich auf den Weg ins Bad. Hoffentlich waren keine Unterhosen dabei. Vor der Waschmaschine blieb ich stehen und ließ die Sachen zu Boden fallen. Das wäre schon mal geschafft. Optimistisch angelte ich nach Griff und ruckelte die Tür irgendwie auf. Dann griff ich nach einem blauen und ziemlich eng aussehenden Shirt. Das würde seine Muskeln bestimmt perfekt um spielen. Schnell schüttelte ich meinen Kopf um auf andere Gedanken zu kommen. Eine weiße Hose folgte dem Shirt. Ebenso wie ein großer Haufen von Hosen, Shirts und Socken. Stinkenden Socken. Angeekelt drückte ich so viel wie ging rein und knallte die Tür dann schnell wieder zu, bevor wieder etwas heraus fiel. Dann stand ich auf und sah mir die Knöpfe genauer an. Jetzt einfach auf Start drücken, oder? Kurz bevor ich auf den Knopf drückte, fiel mir aus den Augenwinkeln etwas auf. Waschmittel! Überfordert griff ich nach diesem und suchte dann nach der Öffnung wo man es reinfüllte. Gute Fünf Minuten später fand ich es und füllte einfach in jedes der Drei Fächer Zwei Kappen rein. Keine Ahnung ob das jetzt richtig ist, aber wird schon nicht schief gehen. Zufrieden drückte ich auf Start. Und siehe an, es funktioniert! Erleichtert lachte ich auf und ging dann ins Wohnzimmer.
„Johnny?“ Fragend drehte ich mich um.
„Wir wollten noch kurz mit dir über die Aufgaben im Haushalt sprechen.“ Genervt sah ich meinen Vater an. Kann das nicht eine geliebte Frau machen?
„Was soll ich machen?“ meinte ich grade heraus.
„Die Terrasse düsen.“
„Es gibt hier eine Terrasse?“ Lächelnd nickte mein Dad.
„Ja, du musst einmal um den Garten rum laufen.“ Überrascht zog ich mir schnell Schuhe über und lief in den Garten. Und tatsächlich, ein kleiner Weg führte einmal um das Haus herum und endete auf einer großen, überdachten Terrasse. Nur eine Seite stand frei, die anderen wurden vom Haus eingegrenzt. Der Boden sah aus wie Mamor und alles war sauber und schön. Lediglich ein großer Tisch stand hier, sonst nichts. Was soll ich hier denn sauber machen? Hier könnte man schlafen so sauber wie es ist. Ein breites Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ehe ich zu Ende gedacht hatte, lief ich auch schon wieder los.
„Daad!“
„Im Wohnzimmer.“ Atemlos blieb ich vor ihm stehen.
„Kann ich bitte die Terrasse haben?“ Ein Runzeln trat auf seine Stirn.
„Was willst du mit der Terrasse?“
„Wohnen?“
„Du meinst als Zimmer?“ Begeistert nickte ich.
„Du teilst dir doch dein Zimmer mit Nick.“ Meine Euphorie verschwand auf einen Schlag. Das Nick sein Zimmer aber nicht mit mir teilte, kann ich ja schlecht sagen.
„Aber Dad, die Situation ist für uns beide Scheiße. Ich möchte mir kein Zimmer teilen und Nick auch nicht. Außerdem passt mein Bett da nicht mehr rein. Oder soll ich etwa ein Jahr lang auf einer Luftmatratze schlafen?“ Ich warf ihm einen flehenden Blick zu. Eigentlich zog der immer.
„Johnny, du kannst nicht draußen schlafen. Was machst du wenn es regnet? Oder wenn es stürmt? Deine ganzen Möbel würden kaputt gehen. Außerdem finde ich das du und Nick euch besser kennen lernen würdet, wenn ihr in dem gleichen Zimmer wohnen würdet.“ Ich will ihn aber nicht kennen lernen!
„Und wo soll ich schlafen?“ Fest presste ich die Zähne aufeinander. Was soll der ganze Mist.
„Guck mal Dad, wenn ich da Draußen schlafe gehe ich doch niemanden auf die Nerven und so abgeschieden wie das ist, wird es auch nicht oft benutzt, Bitte!“ Lautlos seufzte mein Vater auf. Meistens war das, dass Zeichen das er aufgab. Erwartungsvoll grinste ich ihn an.
„Nein.“ Das Grinsen erfror auf meinem Gesicht.
„Was?“
„Nein Johnny, du darfst nicht auf der Terrasse schlafen.“ Wütend funkelte ich ihn an.
„Gut, dann schlafe ich eben in deinem Zimmer und du und deine was auch immer können bei Nick schlafen! Mal schauen ob ihr das dann immer noch so toll findet!“ Ein zorniger Ausdruck legte sich auf sein Gesicht und grade als er wieder ansetzten wollte, wurde er unterbrochen.
„Reizend wie ihr über mich redet. Und ich möchte eine Sache gleich klarstellen. Die Flohschleuder da kommt nicht in mein Zimmer.“ Sofort hob mein Vater die Hände.
„Keine Sorge. Sammy geht nicht in dein Zimmer.“ Mit arrogantem Gesichtsausdruck lächelte Nick meinem ihm zu.
„Ich meinte nicht Sammy.“ Mein Dad schien es nicht zu verstehen und über lächelte es gekonnt. „Dann ist ja gut, Nick, du kannst Johnny ja beim ausräumen helfen.“ Mit den Worten verschwand er in der Küche. Baff sah Nick mich an.
„Er hat es nicht verstanden, oder?“ Verlegen schüttelte ich den Kopf.
„Nope.“
„Na dann Wicht, wirst du wohl ein Jahr lang in der Badewanne schlafen müssen.“ Ich nickte schlicht und ging an ihm vorbei zu meinen Möbeln, die immer noch im Flur standen. Sammy hatte es sich in seinem Korb gemütlich gemacht, den ich als erstes ausgepackt hatte. Als er mich sah, sprang er sofort auf und kam schwanzwedelnd auf mich zu. Wenigstens einer der mich mochte. Grinsend wuschelte ich ihm durchs Fell. Eine Lösung musste trotzdem her, ein Jahr lang in der Badewanne zu schlafen, kommt nicht in Frage. Mein Kopf pocht immer noch wegen diesem blöden Wasserhahn.
„Ach ja, Johnny?“ Seufzend drehte ich mich um.
„Was ist?“
„Denk an meine Wäsche.“ Und weg war er. Unsere Gespräche wurden ja immer ehrlicher und tiefgründiger. Noch nicht mal bitte hat er gesagt, aber was soll man bei ihm auch erwarten? Sanft packte ich Sammy am Halsband und zog ihn mit in den Garten. Dann folgte ich wieder den kleinen Weg zur Terrasse. Sammy folgte mir hechelnd. Ich lief mich an der Wand runterrutschen und sah ihm dabei zu wie er den Garten erkundete. Bei jedem Zweiten Strauch blieb er stehen und schnüffelte. Nachdem er seinen Rundgang beendet hatte, kam er schwanzwedelnd auf mich zu. Grinsend fuhr ich ihm durch sein Fell. Wenn ich schon hier bin und nichts zu tun habe, kann ich auch Kommandos mit ihm lernen.
„Sammy.“ Aufmerksam sah er mich an.
„Sitz.“ Sofort sank er auf seine Hinterbeine.
„Brav. Und jetzt Platz.“ Wieder gehorchte er brav. War auch nicht anders zu erwarten.
„Dreh dich.“ Nachdem er sich einmal um seine eigene Achse gedreht hatte, sah er mich wieder erwartungsvoll an.
„Gib Laut.“ Sofort hallte ein lautes Bellen durch den Garten.
„Guter Hund.“ Lächelnd streichelte ich ihm am Kopf.
„Spring.“ Kurz hoben seine Beine ab.
„Bleib.“ Grinsend stand ich auf und lief auf die andere Seite vom Garten.
„Komm her.“ Sofort kam ein bellender und mit dem Schwanz wedelnder, Fellknäul auf mich zu gestürmt. Lachend ließ ich mich auf den Boden sinken, den schweren Hund auf mir. Fröhlich sprang er auf mir rum und schleckte über mein Gesicht. Angewidert, aber immer noch lachend, drückte ich ihn weg.
„Sammy, du Schwein!“ Lachend alberte ich noch eine Weile mit ihn rum. Nach einer Weile, drückte er hechelnd seinen Kopf gegen meine Schulter. Freudig strich ich durch sein, mittlerweile zu langes, Fell.
„Such einen Stock.“ Grinsend folgte ich Sammy mit den Augen, wie er den gesamten Garten nach einem Stock absuchte. Am Ende wurde er sogar fündig und kam mit ihm im Maul wieder zurück. Vor mir ließ er ihn fallen und sah mich abwartend an. Bedacht darauf nicht die angesabberten Stellen anzufassen, griff ich nach ihm und warf ihn so weit ich konnte nach vorne. Sammy rannte begeistert los und kam kurz darauf wieder zurück. Wie ein Geschenk ließ er den zerfledderten Stock vor mir fallen. Den Blick auf Sammy gerichtet, warf ich ihn wieder kräftig von mir. Kurz darauf ertönte ein überraschter Aufschrei und dann ein leises Stöhnen. Erschrocken richtete ich mein Blick nach vorne. Genau auf einen wütend aussehenden Nick, welcher sich mit einer Hand die Schulter hielt und mit der anderen den Stock. Das gibt Ärger. Fluchend sprang ich auf und lief auf ihn zu. Vielleicht nicht die schlauste Entscheidung, aber die einzige die mir grade einfällt.
„Alles Ok?, ich wollte dich nicht treffen!“ Tief bohrte sich sein Blick in meinen.
„Hättest du mal nach Vorne geguckt, hättest du mich gesehen!“ meinte er ruhig, ohne eine Spur von Ärger in der Stimme.
„Tut mir wirklich Leid.“ Beschämt senkte ich den Blick.
„Ich hab dich nicht gesehen.“
„Wie denn auch? Du hast auf den Boden geguckt!“ Doch, ein leichter zorniger Unterton schwang in seiner Stimme mit. Entschuldigend richtete ich meinen Blick wieder auf ihn.
„Zeig mal, ich hab mal einen Erste Hilfe Kurs gemacht.“ Eifrig zog ich sein Shirt am Ärmel hoch. „Johnny!“ Sanft fuhr ich über die in Mitleidenschaft gezogene Stelle. Diese bestand aus der ganzen Schulter. Ein deutlicher Teil war etwas dunkler als der Rest.
„Ich glaub du hast bald ein schönes, blaues Tattoo von einem Stock.“ Als Antwort erhielt ich nur ein Achselzucken.
„Was machst du eigentlich hier?“ Kaum merklich versteifte er sich unter meiner Hand.
„Mir war Langweilig.“ kam die Antwort dann, nach einem kurzen Zögern.
„Und wenn dir langweilig ist läufst du durch den Garten?“ Verwirrt sah ich ihn an. Obwohl, eigentlich hatte ich ja nichts anderes gemacht.
„Ja, weil ich den Garten so schön finde weißt du?, Idiot!, ich hab dich gesucht. Machst du mir was zu Essen?“ Fast schon nett sah er mich an.
„Nein.“ „Lass es mich anders formulieren. Mach mir was zu Essen, Jetzt!“ Die Überheblichkeit die in seinen Worten mitschwingt, geht mir gehörig auf die Eier.
„Was springt für mich dabei raus?“ fragte ich mit belegter Stimme.
„Du darfst einen Tag länger ein Kerl sein. Das hört sich doch gut an oder?“ Zögerlich nickte ich. Eigentlich wäre ich ja ganz gerne die ganze Zeit ein Kerl, aber überspringen wir das mal.
„Schön das wir uns verstehen. Wie wäre es mit Nudelauflauf?“ Ergeben nickte ich.
„Sammy hört gut auf Kommandos, oder?“ Verwirrt über den Thema Wechsel sah ich zu Sammy. „Nur auf das was ich ihm beigebracht habe.“ Überrascht sah Nick mich an.
„Hast du ihm alles alleine beigebracht?“
„Ja.“ Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen.
„Respekt.“ Dann schob er mich wieder Richtung Haus.
„Und jetzt mach mir was zu Essen!“
Liebes Tagebuch,
die Badewanne ist nass. Wo bitte soll ich jetzt schlafen?!
Johnny
„Johnny, Nick? Könnt ihr bitte abdecken?“ Höflich sah mein Vater uns an. Ist ja nicht so als hätte ich schon gekocht. Ich wollte grade schon Widerspruch erheben, aber Nick kam mir zuvor.
„Vergiss es.“ Schnell hielt ich mir die Hand vor den Mund um mein Grinsen zu verbergen. Das hätte ich nicht besser ausdrücken können.
„Dominik! Nicht in diesem Ton!“ Kristin warf ihm einen warnenden Blick zu und griff dann nach der Hand von meinem Vater. Moment? Dominik? Das Grinsen auf meinem Gesicht wurde breiter und das leise Lachen welcher über meine Lippen wich, versuchte ich als Husten zu tarnen.
„Mom, ich hab dir schon tausendmal gesagt das du mich nicht so nennen sollst! Und zu dir Wicht! Du hast diesen Namen nie gehört, ok? Ich heiße nicht Dominik!“ Das mühsam unterdrückte Lachen schlich sich nach draußen.
„Geht klar, Dominik.“ Nicht das ich etwas gegen diesen Namen habe. Er passt nur überhaupt nicht zu Nick. Entschuldigung, Dominik. Erst als Nick wutentbrannt aufstand und drohend auf mich zu kam, stoppte mein Lachen.
„Okay, okay. Tut mir Leid Nick.“
„Das will ich auch für dich hoffen!“ Er warf mir einen letzten drohenden Blick zu und verschwand dann unter etlichen Flüchen aus dem Wohnzimmer. Ein sehr dramatischer Abgang.
„Johnny? Kannst du bitte trotzdem abräumen?“ Ich nickte schlicht und stand auch auf.
„Danke.“ Schwach lächelte er mir zu und ging dann mit seiner Verlobten aus dem Raum. Was war das denn jetzt? Sollte ich mir Sorgen machen? Grübelnd belud ich mich so voll es ging und räumte so nach und nach den Tisch frei. Grade als ich in den Flur treten wollte, hörte ich meinen Vater leise auf jemanden einreden.
„Das geht so nicht weiter! Mein Sohn braucht auch seinen Freiraum. Ich hab mir Nicks Zimmer grade eben genauer angesehen. Da passt doch nie und nimmer ein weiteres Bett rein!“ Schnell huschte ich an die Seite, so dass sie mich durch den offenen Eingang nicht sehen konnten.
„Ach, Nick wird sich an die Situation schnell gewöhnen.“ Fast schon überheblich antwortete Kristin. Wieso leben wir nicht in der Sims Welt? Dann würde ich jetzt eiskalt eine Mauer um Kristin ziehen. In den kleinen Raum zwei Sessel stellen. Einen Kühlschrank und diesen Hotdog Stand der jedes mal anfängt zu brennen wenn ihn einer benutzt. Mal sehen was sie dann noch zu sagen hat. Angeekelt schüttelte ich den Kopf. Was denk ich denn da?
„Und was ist mit Johnny? Soll er für den des Jahres in Nicks Bett schlafen? Er ist mit der Situation nicht zufrieden. Ich wäre es an seiner Stelle auch nicht.“ Mein Vater setzt sich für mich ein? Überrascht lugte ich etwas weiter um die Ecke.
„Es ist für uns alle nicht einfach“, meinte Kristin leise.
„Fremde Leute mit denen man auf einmal zusammen wohnt. Johnny zum Beispiel kennt mich erst seit Drei Tagen. Ich weiß nur das was du mir von ihm erzählt hast. Gib dem ganzen einfach ein bisschen Zeit.“ Scharf zog ich die Luft ein. Sie hatte ja noch nicht mal versucht mich kennenzulernen. Es war bisher nicht ein nettes Wort aus ihrem Mund gefallen. Die Falschheit hinter ihren Worten dröhnte in meinen Ohren.
„Ich weiß.“ Die Stimmen wurden lauter. Verdammt! Auf Zehenspitzen wich ich zurück. Soweit bis ich gegen etwas großes, warmes und muskulöses stieß.
„Na, fertig mit Lauschen?“ Erschrocken schrie ich los und wirbelte herum, lief automatisch ein paar Schritte nach hinten und stolperte über meine eigenen Füße. Mit einem lauten Rumpel landete ich auf dem harten Boden. Fuck! Stöhnend rieb ich mir über den in Mitleidenschaft gezogenen Hintern. Erst dann richtete ich meinen Blick nach oben.
„Respekt. Das war ein echt spektakulärer Abgang.“ Grinsend ging er vor mir in die Hocke.
„Liegt es sich gut?“ Schnaufend richtete ich mich auf.
„Hau ruhig deine Sprüche raus, aber das tat wirklich weh! Seit wann standest du bitte hinter mir?“ Ein Ruf von meinem Vater unterbrach uns.
„Alles Okay da hinten?“
„Alles super, Dad!“ rief ich zurück und wand mich dann wieder an Nick. Mich interessiert wirklich was er da wollte.
„Ich bin durch mein Haus gelaufen und hab zufällig den Lauscher an der Wand enttarnt.“ Genervt lachte ich auf. Das klingt ja sehr glaubwürdig.
„Und was hast du wirklich gemacht?“ Prüfend musterte er mich. Schnell senkte ich den Blick und wich seinen forschenden Augen aus.
„Ich glaub nicht das dich das etwas angeht, oder Johnny?“ Kalt grinste er und richtete sich dann wieder auf. Mit mir selbst ringend sah ich zur Seite. Einerseits will ich wirklich wissen was er da zu suchen hatte. Andererseits hab ich auch gelauscht oder? Das Gespräch lief mir wieder durch den Kopf. Als ob ich mich jemals an diese Lage gewöhnen könnte. Damit Leben vielleicht, aber sonst nichts. Ein tiefes Räuspern riss mich aus meinen Gedanken.
„Willst du die ganze Zeit auf dem Boden hocken?“ Langsam nickte ich. Dann sah ich ihn ernst an. „Bis ich tot bin.“ Zufrieden sah ich seine zuckenden Mundwinkel an.
„Na dann, lass dich von mir nicht stören.“ Und weg war er. Scheint ja doch ein Mensch in ihm zu stecken, Na ja, zumindest Teile davon. Obwohl? Ist ja auch egal. Seufzend rappelte ich mich vom Boden auf. Mein Hintern pocht wie verrückt. Nach diesem aufwendigem Akt lief ich ins Badezimmer und sah nach der Wäsche. Die Klamotten drehten sich nicht mehr. Heißt das jetzt das sie fertig ist? Prüfend rüttelte ich an der Tür. Erleichtert sah ich dabei zu wie sie aufsprang. Grade als ich einen Wäscheständer holen wollte, sprang mir etwas ins Auge. War die Hose nicht weiß gewesen? Mit großen Augen zog ich sie aus dem Wäschehaufen, der sich inzwischen schon außerhalb der Waschmaschine befand. Schwer schluckend hielt ich sie ins Licht. Doch, sie war eindeutig pink. Und hundert pro auch ein paar Nummern zu klein für Nick. Und genau ein einziges Wort schoss mir durch den Kopf. Scheiße! Panisch zog ich ein weiteres Kleidungsstück aus dem Haufen. Das blaue, enge Shirt. Immerhin ist es noch blau. Das war aber auch das einzige was so geblieben war. Das würde mir ja grade mal so passen! Fluchend sah ich mir auch die anderen Stücke genauer an. Manche sahen erstaunlicherweise noch genauso aus wie vorher. Genau Sechs Stück. Der Rest war entweder Pink oder eingelaufen. Blind griff ich wieder in den Haufen und zog eine Boxer hervor. Hundert Prozent Baumwolle. Die wollen mich doch alle verarschen! Wie zum Teufel soll ich das Nick erklären? Das er es raus findet ist klar. Vielleicht besteche ich ihn einfach mit Schokolade? Er wirkt wie ein Kerl der gerne Schokolade isst! Bestimmt lässt er sich damit besänftigen und vergisst das ich seinen halben Kleiderschrank zerstört habe. Seufzend sank ich an der Wand runter. Er macht mich fertig. Er wird mich einfach richtig fertig! Vielleicht sollte ich flüchten? Einfach das Land verlassen. Oder vielleicht doch lieber gleich den Kontinent? Oder soll ich die Klamotten einfach wegwerfen und so tun als wüsste ich nicht wovon er spricht? Ich brauch eine Lösung, und zwar schnell! Grinsend sah ich auf die Boxer in meinen Händen. Die würde bestimmt mehr zeigen als verdecken. Vielleicht nimmt er es auch einfach mit Humor? Und danach schlägt er mich zusammen... Wahrscheinlich ist es am schlausten es ihm einfach zu sagen und die Klamotten zu ersetzen. Mit meinem nicht vorhandenen Ersparnissen. Klasse Plan. Entschlossen straffte ich meine Schultern. Doch, ich würde es ihm einfach sagen. Egal was dann passiert. Oder soll ich doch lieber zu meinen Onkel nach Australien flüchten? Wenn ich denn Geld für den Flug hätte... Legen wir alle Karten offen auf den Tisch. Das ist einfache eine Scheiß Situation die ich sicher nicht unbeschadet überstehe.Mit meinem Fuß kickte ich eine rosa Socke weg. Obwohl es ja eigentlich Nicks Schuld ist. Er hätte seine stinkende Wäsche auch einfach selber machen können. Ein breites Grinsen schlich sich auf meinen Mund. Ein Denkzettel wäre es auf jeden Fall. Wer nicht wagt der nicht gewinnt. Auch wenn ich so oder so nur verlieren kann. Schnell raufte ich die Klamotten zusammen und schwankte mehr in die Richtung von Nicks Zimmer als das ich lief. Mit vollbeladenen Armen stand ich vor seiner Tür.
„Nick, kannst du bitte die Tür aufmachen?“ Wieso bricht meine Stimme jetzt? Nur kein schlechtes Gewissen zeigen!
„Verpiss dich!“
„Ich hab aber was für dich“, rief ich leise zurück.
„Dann werf es weg.“ Achselzuckend sah ich auf die Klamotten. Wenn er will.
„Okay, du kannst deine Klamotten dann auf dem Kompost wieder finden, falls du dich doch um entscheidest.“ Ein Fluchen drang durch die Tür, dann wurde sie aufgerissen. So wie eigentlich immer. Er sollte mal einen 'wie öffne und schließe ich eine Tür richtig?' Kurs belegen.
„Jetzt steh da nicht so eingefroren rum!“ Schnell lief ich in sein Zimmer. Mein Blick wanderte durch sein Zimmer und blieb an seinem Bett hängen. Das kann doch nicht wahr sein!
„Sammy, du Schwein. Runter von Nicks Bett!“ Hechelnd sprang er auf, lief zu mir rüber und sah mich wie immer treudoof an.
„Was macht er hier?“
„Chillen.“ Verwirrt drehte ich mich um.
„Chillen?“
„Jap, chillen.“ Begriffsstutzig nickte ich.
„Okay.“ Mein Hund chillt. Aus irgendeinem Grund sprangen mir jetzt Bilder von Sammy im Kopf rum, auf denen er am Strand auf einer Liege lag. Eine dunkle Sonnenbrille auf den Augen und ein Cocktail mit Strohalm neben sich. Er chillt also. Unwillkürlich musste ich grinsen.
„Lass ihn nicht aufs Bett. Er soll sich das gar nicht erst angewöhnen.“ Schnaubend ging Nick an mir vorbei.
„Das ist nicht mein Problem.“ Mein Grinsen verschwand und wurde durch einen unruhigen Blick ersetzt.
„Wo soll ich die Klamotten aufhängen?“ Unwillkürlich Ging Nick wieder auf mich zu.
„Das heißt also du kommst hier her und nervst mich, obwohl sie noch nicht ein mal trocken sind?“ Schwach nickte ich. Vielleicht sollte ich ihm jetzt noch nicht sagen das sie komplett zerstört sind. Erst wenn er wieder bessere Laune hat.
„Ich.. geh dann wieder.“ Kaum das ich mich umgedrehte hatte wurde ich am Arm wieder zurückgezogen. Das hatte zur Folge das alle Klamotten, die ich so mühselig auf meinen Armen hielt, flatternd auf dem Boden landeten. Nick seufzte leise und ging dann in die Hocke um sie aufzusammeln. Panisch hielt ich den Atem an. Schon beim Dritten Kleidungsstück hielt er inne. „Seit wann hab ich Pinke Socken?“ Mit gerunzelter Stirn besah er sich die Sachen genauer. Ich konnte beinahe hören wie es in seinem Kopf ratterte. Langsam sah er zu mir hoch.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ Mit erhobenen Händen wich ich langsam nach hinten. Wie in Zeitlupe erhob er sich.
„Ich hoffe du hast eine gute Erklärung dafür.“ Hektisch atmete ich aus und warf einen Blick hinter mich. Nur ein paar Schritte bis zur Tür. Flüchtig leckte ich mir über meine, wie ausgetrockneten Lippen.
„J...Ja habe ich.“
„Aha, lass hören.“Spöttisch hob er eine Augenbraue. Wieder warf ich einen Blick über meine Schulter. Vielleicht schaff ich es ja.
„Du schaffst es nicht“, beantwortete er meine Gedanken. Gruselig.
„Was schaffe ich nicht?“ Möglichst unschuldig sah ich ihn an.
„Du kommst hier nicht raus. Nicht bevor du mir gesagt hast warum alle meine weißen Sachen Pink sind.“
„Vergiss nicht die ganzen eingelaufenen Sachen“, warf ich schlau ein Augenblicklich verdüsterte sich sein Blick.
„Die eingelaufenen Sachen.“ Dann warf er theatralisch die Arme in die Luft.
„Natürlich. Wie konnte ich nur die eingelaufenen Sachen übersehen.“ Vorsichtig wich ich weiter nach hinten.
„Ist alles im Arsch?“
„Als ob, hältst du mich für so unfähig?“ Nervös lachte ich auf. Das klang sogar in meinen Ohren falsch. Hoffentlich erreiche ich dir Tür noch rechtzeitig.
„Wie viele sehen noch so aus wie vorher?“
„Sechs“, nuschelte ich undeutlich und ließ meinen Blick überall hinschweifen, Hauptsache nicht zu ihm.
„Und warum genau sind alle meine Klamotten, bis auf Sechs, im Arsch?“ Hastig senkte ich mein Blick auf meine, sich knetenden Finger.
„Weiß ich nicht. Ich hab die Waschmaschine aufgemacht und es war so. Meine Schuld war es nicht.“ Sein lautes Lachen ließ mich erschrocken hoch gucken.
„Natürlich war es nicht deine Schuld. Die Waschmaschine hat das alles wahrscheinlich von ganz alleine gemacht?“ Kalt lachend kam er auf mich zu. Ich denke das ist jetzt der Moment um abzuhauen. Schnell drehte ich mich um und stürmte los. Meine Hand lag schon an der Klinke, als sich seine gegen die Tür presste. Im nächsten Moment spürte ich seine andere Hand in meinen Haaren. Unsanft zog er mich von der Tür weg.
„Du läufst nicht nur in die Scheiße rein, nein du musst dich auch noch unbedingt drin rumwälzen.“ Was er damit jetzt meint muss ich nicht verstehen, oder?
„Was ich damit sagen will Johnny, ist das du dich ganz schön in die Scheiße geritten hast.“
„Tut mir echt Leid!“ Fluchend bemerkte ich das meine Stimme ein paar Oktaven höher gesprungen war.
„Johnny, Johnny, Johnny, was mach ich nur mit dir?“ Panisch versuchte ich meine Haare aus seinem festen Griff zu befreien.
„Es tut mir echt leid! Ehrlich! Ich ersetze dir alles!“ Energisch umfasste er mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. „Von welchem Geld willst du es mir denn bitte ersetzen? Das waren alles Markenklamotten! Und meine armen Socken!“ Gegen meinen Willen schlich sich ein kleines Grinsen auf meine Lippen. Unter all den Klamotten trauert er seinen Socken am meisten nach? „Findest du das auch noch lustig?“ Der Zug auf meinen Haaren wurde nochmal um einiges stärker. „Ahh.. Fuck!“ Stöhnend wand ich mich unter seinem Griff. Wirklich zu interessieren schien es ihn aber nicht. Grob zog er mich zu seinem Bett und drückte mich davor auf den Boden. Verwirrt ließ ich es über mich ergehen, und saß einen kurzen Moment später verwirrt auf dem Boden. Grinsend warf er sich aufs Bett und griff nach einem seiner Bücher. Mit großen Augen sah ich ihm dabei zu. Ich meine, beschweren werde ich mich ganz sicher nicht darüber das er nichts weiter macht, aber was soll das auf einmal? Soll ich hier einfach nur wie festgenagelt sitzen? Vor allem was bringt ihm das? Ich hätte jetzt eher mit einem saftigen Kinnhaken gerechnet. Wie als würde er meinen fragenden Blick bemerken, drehte er langsam den Kopf zu mir.
„Was starrst du so Scheiße?!“ Reflexartig sah ich schnell in eine andere Richtung.
„Tut mir Leid.“
„Du musst dich für ziemlich viel entschuldigen.“ Vorsichtig nickte ich.
„Hast du denn schon eine Vorstellung wie du das alles wieder gut machen willst?“ Wieder gut machen?
„Ähh, keine Ahnung? I..Ich schlafe ja schon nicht hier.“ Verwirrt sah er von seinem Buch auf.
„Was hat das damit zu tun?“ Vorsichtig sah ich ihn an und stand auf. Der Boden war erstens nicht der wärmste und zweitens auch nicht grade gemütlich.
„Nichts, ich wollte es nur erwähnen, ich schlafe ab jetzt auch auf der Terrasse, also musst du dir keine Sorgen machen das ich doch noch in dein Zimmer verfrachtet werde.“ Unsicher trat ich von einem Fuß auf den andern.
„Viel Spaß, Nachts ist es nicht grade warm. Du kannst deine Schulden abarbeiten.“ Dann zuckte er mit den Schultern und wand sich wieder seinem Buch zu. Wie als wären wie hier nicht grade mitten in einem Gespräch, oder als hätte er nicht vor Fünf Minuten vor Wut gekocht. Grinsend, als wüsste er worüber ich nachdachte, blätterte er um.
„Ich werde nichts abarbeiten.“ Kurz sah er zu mir, warf seinen Blick dann aber wieder auf sein Buch.
„Doch wirst du.“
„Und wenn nicht?“ Seufzend klappte er es zu, so dass ich einen Blick auf den Titel erhaschen konnte. Harry Potter. Er liest wirklich Harry Potter? Hätte ich von ihm nicht erwartet. Vielleicht mehr etwas in die Richtung von Donald Duck?
„Du wirst es bereuen wenn du es nicht machst.“ Eigentlich kann er doch gar nichts machen, oder? Wenn man vergisst das er mir das Leben zur Hölle machen kann, oder schon tut.
„Aber ich...“
„Kein aber, mach es oder nicht. Du wirst sehen was du davon hast.“ Ein arrogantes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Er wusste das er gewinnen würde. Ich wusste das auch.
„Was soll ich machen?“ mit hängendem Kopf stand ich vor ihm.
„Ich denke Essen reicht als Erstes.“ Ich nickte schlicht und ging aus dem Raum. Kurz vor der Tür drehte ich mich noch einmal um.
„Du musst dann aber schon Bescheid sagen wenn du was willst.“ Ohne auf eine Antwort zu warten ging ich. Schließlich musste ich meine Terrasse einrichten. Und das ohne das mein Vater etwas mitbekam. Stellt sich nur noch die Frage wie ich das anstelle? Die Entscheidung wurde mir kurz darauf abgenommen. Auf dem Esszimmertisch lag ein kleiner, weißer Zettel. 'Wir sind einkaufen, wenn ihr noch etwas wollt ruft auf dem Handy an.' Eilig wurden die paar Worte auf den Zettel gekritzelt. Die letzten Worte waren etwas verwischt und der Zettel zerknittert. Mit einem breiten Grinsen lief ich zu meinen Sachen. Wer weiß wie lange sie noch weg sind. Als erstes war mein Schlafsack und meine Bettwäsche dran. Ungelenk klemmte ich sie mir unter den Arm und ging los. Daraufhin folgte noch eine dünne Isomatte und ein paar Kleinigkeiten. Bücher, mein Tagebuch und so weiter. Während ich die Sachen umräumte, konnte ich nicht verhindern wieder an Nick und sein komisches Verhalten zu denken. Ich meine erst sah er so aus als wolle er mir eine reinschlagen und dann legt er sich ganz lässig auf sein Bett. Sollte ich mir Sorgen machen? Grübelnd breitete ich meine Isomatte aus. Gemütlich würde es definitiv nicht werden. Aber im Gegensatz zu der Badewanne ein Traum. Als ich klein war wollte ich sogar immer in der Badewanne schlafen. In den Filmen die ich gesehen hatte, hatten das auch alle Leute gemacht wenn es ihnen schlecht ging. Nur das es mir nicht schlecht ging, sondern das ich einfach nur in der Badewanne pennen wollte. Tja, heute weiß ich es wohl besser. Mein Tagebuch verschwand schnell unter meinem Kopfkissen und meine Decke oben drauf. Ein Jahr lang würde ich hier zwar nicht schlafen können, aber für eine Woche reicht es bestimmt.
mit Beta
Liebes Tagebuch,
ich will 'ne Fernbedienung fürs Leben ◄◄Rückwärts ▌▌Pause ►Play ►►Vorwärts. Dann würde ich jetzt einfach zurückspulen und Nick unauffällig eins über braten.
Zufrieden stand ich vor dem Endresultat. Die Isomatte lag samt Bettdecke und Kissen in einer der Eckwände. Meine Nachttisch hatte ich daneben geschoben und die Bücher darauf und darin verfrachtet. Dazu kam nur noch meine Zimmerpalme die am Fußende von der Isomatte stand. Stur zwang ich meine Mundwinkel oben zu bleiben. Es sieht zwar nicht gemütlich aus, aber immer noch besser als in der nassen Badewanne zu schlafen, oder? Immer wieder wiederholte ich den Satz in der Hoffnung, dass ich es am Ende vielleicht sogar selbst glauben würde. Dann warf ich mich auf die Isomatte und sah an die Decke. Zwar labten sich keine riesigen Spinnen oder Tausendfüßler an ihr, aber schön war sie auch nicht grade. Es sah eher so aus als hätte man mitten drinnen aufgehört. Ich wette wenn man etwas gegen werfen würde, würde der Putz nur so herunter rieseln. Bald fing auch noch die Schule an. Und natürlich war ich auf der selben Schule wie Nick.
Damit er mich herumführen kann und ich mich nicht am ersten Tag nicht so verloren fühle, wie mein Vater so schön gesagt hat. Wahrscheinlich wird er mich nach Strich und Faden herumkommandieren. Entsetzt schoss ich nach oben. Genau das wird er machen! Johnny, hol mir eine Kaffee. Johnny, mach meine Hausaufgaben. Johnny, putz meine Schuhe. Johnny tu dies, Johnny tu das! Oder aber er macht mich mit seinen Freunden zusammen fertig. Ein Bild schoss mir durch den Kopf. Ich in einer Gasse an der Wand stehend und Nick mit seinem Drei Meter großen Freunden um mich rum. Aber so ein Typ war er eigentlich nicht. Ich meine er hat mich vorhin auch nicht geschlagen. Seufzend ließ ich mich wieder zurück sinken. Sieht so aus als würde mein Leben in nächster Zeit noch weiter den Bach runter gehen. Ist ja nicht so als wäre ich nicht schon längst den Wasserfall runtergekracht. Nach weiteren Zehn Minuten grüblerischen an die Decke starren, raffte ich mich auf und ging Sammy suchen. Seit wir hier wohnen stimmt doch irgendwas mit ihm nicht. In der alten Wohnung war er immer an meiner Seite. Und hier? Hier sehe ich ihn ja eigentlich nur wenn ich mit ihm Gassi gehe und er Hunger hat. Nach dem ich das ganze Haus abgesucht hatte, stand ich wiedereinmal vor Nicks Tür. Das sollte ich nicht zu Angewohnheit werden lassen. Ich hob die Hand zum klopfen, hielt aber in der Bewegung inne. Theoretisch gesehen ist es doch auch mein Zimmer oder? eigentlich muss ich nicht anklopfen. Mit Schwung drückte ich die Klinke runter und marschierte in das Zimmer.
„Sorry, ich will nur Sammy hol..“ Mit offenem Mund sah ich auf das Bild das sich mir bot. Sammy lag vor dem Bett und sah mich neugierig an. Nick lag auf dem Bett, die Hose an den Knien und die Hand zwischen den Beinen. Automatisch glitt mein Blick dort hin, ehe er wieder zu seinem Gesicht wanderte. Seine Augen die vor einer Sekunde noch genüsslich geschlossen waren, sahen mich jetzt erschrocken an Ein Kribbeln zog sich durch meinen Körper. Verwirrt verlagerte ich mein Gewicht auf das andere Bein.. Keiner von uns beiden sagte etwas oder bewegte sich. Wir sahen uns einfach nur versteinert an. Sammy Bellen riss und schließlich wieder in die Wirklichkeit. Mein Gesicht wurde vor Scham rot und seins vor Wut. Ich bin so was von tot. Fluchend zog er sich die Hose hoch und kam mit großen Schritten auf mich zu.
„Jetzt hast du es dir wirklich verkackt.“
„Sammyyy!“ Quietschend drehte ich mich um und rannte aus dem Zimmer. Sofort setzte sich auch Nick in Bewegung und folgte mir. Panisch rannte ich in den Flur und zog mir meine Schuhe an. Grade so bevor er mich packen konnte, flitzte ich aus dem Haus.
„SAMMY!“ Hechelnd lief dieser an Nick vorbei auf mich zu. Erleichtert fuhr ich ihm durchs Fell. Dann richtete ich mich wieder auf und sah erschrocken auf eine breite Brust. Ein kurzer Blick nach unten zeigte mir das Nick sich auch schnell Schuhe angezogen hatte.
„Fuck!
„Oh ja, das trifft es grade ganz genau.“, fast schon knurrend verließen die Worte seinen Mund.
„Ich.. Ich meine woher.. Ich konnte doch nicht wissen das du.“ Sein finsterer Blick brachte mich zum verstummen.
„Du wohnst nicht mal seit drei Tagen hier und wie oft war ich kurz davor dich zu verprügeln? Weißt du jetzt ist das Maß voll.“ Mit großen Augen sah ich ihn an.
„Du willst mich..? Aber ich? … Sammy!“ Ohne weiter abzuwarten drehte ich mich um und rannte wieder los. Hinter mir hörte ich Nick fluchen. Er würde Sammy doch nichts antun? Sicherheitshalber rief ich ihn wieder zu mir. Ein Blick hinter mich zeigte mir, dass Nick sofort wieder die Verfolgung aufnahm. Fluchend legte ich noch einen Zahn zu. Ich war noch nie sportlich. „Es tut mir Leid!“ Nick hingegen wurde glaub ich schon als Sportler geboren.
„Ich mach dich fertig!“ kam die Antwort zurück. Keuchend spurtete ich um die Ecke und lief den einzigen Weg den ich kannte. Im Hundepark waren bestimmt auch genügend Leute. Wenigstens einer von denen würde mir doch bestimmt helfen? Sammy sprang hechelnd neben mir her. Wenigstens einer hatte seinen Spaß. Ein weiterer Blick hinter mich, bestätigte mir meine Befürchtungen. Keine Zehn Meter waren mehr zwischen uns.
„Du bist sowas von dran!“ Panisch lief ich weiter.
„Woher bitte sollte ich das wissen?“ Schrie ich zurück und wagte wieder einen Blick über meine Schulter. Fünf Meter.
„Scheiße!“ Keuchend lief ich um die Ecke. Genau gegen irgendetwas oder irgendjemanden. Durch die Wucht wurde ich zurückgeschleudert und landete auf dem Boden. Der Aufprall raubte mir den Atem. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und ich presste meine Hände zu Fäusten, während ich verzweifelt versuchte wieder Luft in meine Lungen zu pumpen. Warum ausgerechnet jetzt?
„Johnny? Hey Johnny, alles klar? Tut mir Leid ich hab dich nicht gesehen, außerdem bist du so um die Ecke geschossen..“ Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Ich hab noch nicht mal mitbekommen das ich sie geschlossen hatte.
„David?“ Die große Person vor mir nickte grinsend.
„Wusste ich doch das ich dich wieder treffe.“ Eine große Hand streckte sich mir hin, doch bevor ich sie ergreifen konnte, wurde ich grob an den Armen hochgezogen. Sofort tanzten wieder schwarze Punkte vor meinen Augen herum, was mich aber nicht davon abhielt hektisch herum zu fahren. Mit verschlossenem Gesichtsausdruck stand Nick mir gegenüber.
„David.“ Verächtlich spie er die Worte aus und zerdrückte meinen Arm nur noch mehr. Immer noch außer Atem versuchte ich seinem Klammergriff zu entkommen.
„Nick. Lass ihn los. Er hat dir nichts getan.“ Überrascht sah ich zwischen den beiden hin und her. Sie kannten sich?
„Und wie er das getan hat.“ Spöttisch hob David seine Augenbraue.
„Und was? Muss dein Ego ja ganz schön verletzt haben wenn du ihm so den Arm zerquetscht.“ Mit einem Nicken deutete er auf seine Hand. Nick folgte seinem Blick, sah danach aber sofort wieder hoch und starrte ihn weiter böse an. Der Griff aber lockerte sich, zwar nicht so weit das ich meinen Arm befreien konnte, aber soweit das ich davon ausgehen kann das ich meinen Arm Morgen noch besitze.
„Wieso lässt du ihn nicht ganz los?“
„Seit wann hast du mir zu sagen was ich tun soll?“ Beide gingen einen Schritt aufeinander zu und drückten ihre Brust raus. Soll das jetzt so was wie ein Machtduell werden? Wenn ja, bin ich hier definitiv am falschen Ort.
„Du hast mir gar nichts zu sagen David. Erinnerst du dich noch wie es letztes mal ausgegangen ist?“ Kurz zeichnete sich in Davids Gesicht Schmerz ab, dieser verschwand aber so schnell wie er gekommen war.
„Soweit ich mich erinnere bist du an diesem Tag mit einem blauen Auge und Zwei gebrochenen Rippen nach Hause gegangen.“ Sofort wurde der Griff um meinen Arm wieder fester. Das ist ja wie beim Hahnenkampf.
„Soweit ich mich erinnere hat mir deine Freundin danach sehr viel Trost gespendet.“ Mit offenem Mund sah ich zu Nick auf. Er hat David die Freundin ausgespannt? Dieser schien das auch nicht allzu witzig zu finden und ging einen weiteren Schritt auf Nick zu. Jetzt passte nur noch knapp eine Person zwischen die beiden. Sie wollen sich jetzt doch hoffentlich nicht prügeln? Soweit Nick es mit seinem Klammergriff zuließ, drängte ich mich zwischen sie. Das brachte wie die verwunderten Blicke von beiden ein. Wahrscheinlich fiel ihnen jetzt erst wieder ein das ich ja auch noch da war! „Lasst den Mist!“ meinte ich an beide gewandt und drehte mich dann zu Nick.
„Und lass jetzt endlich meinen Arm los!“ Wie schon befürchtet sah er mich einfach nur an und gab keinerlei Regung von sich.
„Nick! Lass ihn los“ Dankend sah ich David an und zog weiter an meinem Arm, das würde bestimmt schöne blaue Flecken geben.
„Warum sollte ich ihn loslassen, erst muss er seine Schulden begleichen.“ Damit meint er doch bestimmt eine schöne Abreibung. Stur sah er mich an.
„Ja ja, mach ich ja, aber lass mich bitte los.“ Ohne es zu wollen hatte sich ein weinerlicher Unterton mit reingemischt. Mein Rücken tat weh, mein Arm pochte und eine Gehirnerschütterung hatte ich wegen dem Aufprall bestimmt auch.
„Wehe du fängst jetzt an zu flennen.“ Fast schon böse sah er mich an. Aber auch etwas Unsicherheit schwang mit „ An seiner Stelle würde jeder anfangen zu flennen, man du zerquetscht ihm den Arm.“ Seufzend ging er auf uns zu. Sofort ließ Nick mich los und baute sich vor David auf.
„Was ist dein Problem. Ich kann mit meinem Bruder machen was ich will. Niemand hat dich gebeten das du dich einmischt!“ Überrascht sah David mich an.
„Das ist dein Bruder?“ Schwach nickte ich und rieb mir nebenbei mein Handgelenk.
„Noch nicht, aber unsere Eltern heiraten bald.“ Mitfühlend sah er mich an.
„Uh, ich würde mir an deiner Stelle aber die Kannte geben.“ Eigentlich gar keine so schlechte Idee. Dann drehte er sich wieder zu Nick um.
„Weißt du, ich nehme mal an das er nicht mit dir reden möchte. Ganze einfach darum weil er vor dir weggerannt ist. Und ich hab mich eingemischt weil er ganz zufälligerweise dabei gegen meine Brust gekracht ist. Sonst noch Fragen?“
„Hat dir deine Freundin bei dir auch so gerne einen geblasen?“ Eine Sekunde später krachte David Faust mit voller Wucht gegen Nicks Kiefer. Mit offenem Mund sah ich dabei zu wie Nick ein paar Schritt zurück taumelte und sich das Kinn hielt.
„Was hast du über meine Ex-Freundin gesagt?“ Mit einen unverständlichen Schrei stürmte Nick auf David los. Verzweifelt sprang ich hinter Nick und versuchte ihn von David wegzuziehen. Wo bin ich denn hier gelandet. In einer Sitcom oder was?!
„Nick, lass das! Und du David, geh lieber, denn um ganz ehrlich zu sein glaub ich nicht das du grade gegen Nick ankommst.“ Mit einem Blick auf diesen nickte er mir langsam zu und ging dann ohne eine weiteres Wort zu sagen weg. Sofort drehte sich Nick zu mir um.Wie von einer Tarantel gestochen ließ ich sein Shirt los. So weit hatte ich nicht gedacht.
„Ähmm.“
„Wir gehen nach Hause.“ Ich nickte schlicht und versuchte hinter seinen schnellen Schritten her zu kommen.
„Woher kennt ihr euch?“ Vielleicht nicht die schlauste Idee ihn jetzt anzusprechen, aber es interessiert mich wirklich.
„Wirst du bestimmt irgendwann mal hören.“ Stumm lief er weiter. Werde ich irgendwann mal erfahren, na super. Ich will es aber jetzt wissen! Hibbelig lief ich neben ihn her. Sammy lief ein Stück vor uns. In dem ganzen Chaos hatte ich ihn vollkommen vergessen. Unauffällig ließ ich meinen Blick über Nicks Kinn fahren. Jetzt schon war eine deutliche Schwellung zu erkennen.
„Ich glaube du solltest das Eis drauf packen.“, flüsterte ich schon fast. Jeden Moment rechnete ich damit das er aus seiner Haut fahren würde. Einen Moment lang sah er mich forschend an, nickte dann aber.
„Sollte ich wohl.“
Liebes Tagebuch,
Nicks Gesicht sieht aus wie eine aufgequollene Papaya. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich grinsen oder lachen soll. Johnny
Sofort als wir zurück zu Hause waren, drückte ich ihn ins Badezimmer. 'Unsere Eltern' waren immer noch nicht zurück, also war es kein Problem unauffällig ins Haus zu kommen. Erstaunlicherweise ließ er sich, mit nur einem Grummeln, von mir auf den geschlossenen Klositz drücken. Eigentlich sollte mir das egal sein. Theoretisch sollte ich mir sogar darüber freuen. Er wollte mich schlagen und hat dafür etwas abbekommen. Ausgleichende Gerechtigkeit. Das einzige was mich stört ist das es meinetwegen passiert ist.Wäre ich nicht in sein Zimmer gestürmt hatte ich ihn nicht erwischt wie er sich selbst einen runterholt... Sofort schossen mir die Bilder wieder in den Kopf. Auch wenn ich ihn nicht mag kann ich nicht sagen das sich bei dem Anblick bei mir nichts geregt hat. Ich bin auch nur ein Kerl! Und Nick sieht nun mal verdammt gut aus! Trotzdem spüre ich deutlich wie meine Wangen heiß werden. Schnell laufe ich in die Küche und hole ein Kühlakku. Deutlich spürte ich seine Blick in meinem Rücken. Schnell schluckte ich meine Unsicherheit herunter.
„Du bekommst bestimmt ein blaues Kinn.“ Vorsichtig drückte ich das Kühlkissen dagegen und stand dann unschlüssig herum. Wieso nimmt er es mir nicht aus der Hand?
„Ähm Nick?“ Stumm richtete sich seine Augen auf mich.
„Ich.. ähm, kannst du vielleicht halten?“ Stumm richteten sich seine Augen auf mich. Dann schloss sich seine Hand warm um meine. Eine Gänsehaut kroch meine Arm hoch und lief über meinen Rücken. Sofort wurde ich wieder rot. Einen Augenblick lang musterte er mich kritisch. Dann umschloss seine Hand mein Handgelenk und zog mich mit einen Ruck zu sich ran. Er will mich jetzt doch nicht küssen? Panisch riss ich die Augen auf. Eigentlich fände ich es gar nicht so schlimm? Kräftig zog er weiter. Zu schnell! Mit schmerzenden Schädel viel ich nach hinten auf meine Vier Buchstaben. Stöhnend hielt ich meine Hand vor den Kopf. Das einzige was ich hörte war ein lautes Klingen. Dann sah ich erschrocken hoch. Er hat mir grade doch tatsächlich eine Kopfnuss verpasst! Nachdem ich mich so nett um ihn gekümmert habe!
„Was sollte das?“ Mehr verwirrt als wütend stand ich langsam wieder auf. Mit dem Kühlkissen am Kinn tat Nick es mir gleich.
„Wegen dir hat mir David eine reingehauen!“ Theoretisch stimmt es ja aber...
„Wegen mir?! Er hat dir eine reingehauen weil du ihm seine Freundin ausgespannt hast!“ wütend stocherte ich mit meinem Finger in seiner Brust.
„Wäre ich an seiner Stelle gewesen hätte ich es nicht anders gemacht. Obwohl..“ Der Finger wurde zu einer Faust und schlug nun gegen seine Brust.
„Ich hätte dir viel lieber zwischen die Beine getreten!“ Würde ich jetzt auch liebend gerne machen. Forsch musterte ich ihn. Wenn ich etwas wirklich nicht ab kann, dann sind es Leute die in einer Beziehung ihre Partner betrügen. In einer Beziehung geht es nicht nur um Sex. Nein, es geht auch um Liebe, Vertrauen, Verständnis, Freundschaft und vieles mehr! Wie soll man eine Beziehung führen wenn das Vertrauen fehlt? Verblüfft zog er eine Augenbraue hoch.
„Komm mal wieder runter. Seit wann traust du dich denn mehr als ein Wort zu sagen?“ Immer mehr Wut koch in mir hoch. Mittlerweile war ich nicht mehr aus Scham, sondern vor Wut rot.
„ICH KANN SCHON IMMER REDEN!“ Stöhnend fuhr ich meine Hand wieder zum Kopf. Schreien war wohl keine so gute Idee. Vielleicht hab ich mir ja doch eine Gehirnerschütterung geholt? Der Aufprall war immerhin nicht ohne und Nicks Kopfnuss definitiv auch nicht! Grinsend tätschelte er meine Haare und hielt mir sein Kühlakku hin.
„Möchtest du?“ Genervt riss ich es ihm aus der Hand und klatschte es nicht gerade sanft wieder gegen sein Kinn. Stöhnend wich er zurück.
„Was sollte das?“
„Halt es lieber drauf. Es sieht jetzt schon so aus als hättest du ein Doppelkinn.“ Erschrocken riss er seine Augen auf und drängte sich an mir vorbei zu dem Spiegel. Eine Sekunde später schlug mir eine Hand hart gegen den Hinterkopf. Sein
„Idiot“, hörte ich kaum. Viel mehr war ich damit beschäftigt das Klingen aus meinen Ohren zu vertreiben. Keine Scherze über Doppelkinns machen. Notiert.
„Johnny! Hey Johnny!“ Irritiert folgte ich der wild fuchtelnden Hand.
„Was ist?“ Langsam sah ich ihn an. Das Klingeln die ganze Zeit im Hinterkopf. Eigentlich hörte ich auch gar nicht zu was er sagte. Erst als lange Finger meinen Kopf abtasteten, ruckte ich hoch. Als er über die Beule fuhr, die sich deutlich an meinem Hinterkopf abbildete, wich ich zischend zurück. Grimmig zog er die Augenbrauen zusammen und ließ die Hand, die immer noch in der Luft schwebte, langsam sinken.
„Mir würde es ja Leid tun, aber...“ Offen ließ er den Satz im Raum hängen und zeigte mit deutlicher Geste auf sein Blaues Kinn. Er wird sich bestimmt noch freuen wenn es anfängt in den verschiedensten Farben zu schimmern. Grimmig rieb er sich kurz darauf über die verfärbte Stelle. „Pack das Kühlkissen wieder rauf“, meinte ich kalt und drehte mich dann langsam um. Mit pochendem Kopf verließ ich das Bad.
Liebes Tagebuch, in einer Woche ist Schule, man da freue ich mich aber wie Sau!. Johnny
Stöhnend drehte ich mich auf die andere Seite. Das war ja genauso gemütlich wie in der Badewanne schlafen. Nach einigen Todesflüchen an Nick, richtete ich mich gähnend auf. Auf einen neuen Tag, an dem mein Vater hoffentlich nicht bemerkt das ich mich auf der Terrasse einquartiert habe. Gestern Abend hat er zwar auch nichts bemerkt, er war zu sehr damit beschäftigt Kristin abzuschlabbern. Hat mich irgendwie an Sammy erinnert. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht huschte ich schnell ins Haus und direkt ins Badezimmer. Nach einer schnellen Dusche schlüpfte ich in einen Schlabberpulli und eine locker sitzende Hose. Die Haare ließ ich einfach nass. Würden schon trocknen. Erst als ich die Ärmel vom Pullover hochschob, fielen mir die blauen Flecken am Arm auf. Genaustens konnte man Nicks Finger erkennen. Mit offenem Mund starrte ich drauf. Er hat sein Blaues Kinn ja so was von verdient!
„Johnny!“ Ein lautes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Schnell schob ich den Ärmel runter und schloss auf. Und wer hätte das gedacht, ein verdammt wütender Nick sah mir entgegen. Bedrohlich richtete er sich vor mir auf. Deutlich schluckend wich ich so weit wie möglich zurück. „Hast du nicht etwas vergessen Johnny?“ Panisch durchkramte ich meine Erinnerungen.
„Ähm. Nein?“ Sofort schloss er zu mir auf.
„Erinnerst du dich daran wen dieses Bad gehört?“ Mit einem Blick auf meine Nassen Haare fügte er noch hinzu: „Und das Shampoo auch?“ Mit verschränkten Armen sah er auf mich herab. Sein Kiefer zuckte bedrohlich. Schmunzelnd zog ich eine Augenbraue hoch. Oh, er kann mich mal! „I..iich kann das Bad gggenauso benutzen wie du!“ Sehr männlich... Laut knallte seine Hand neben meinem Kopf gegen die Wand. Ein erschrockener Schrei entwich mir.
„So Wicht. Schönes Plätzchen hast du dir hier ausgesucht. Dann kannst du mir ja direkt den Rücken schrubben, wenn du schon mal hier bist.“ Kopfkino, und zwar ein ziemlich ausführliches. Meine Augen wurde immer größer bis er Anfing zu Lachen.
„Oh, du bist echt schwul.“ Seufzend schüttelte er den Kopf und presste sich dann eng an mich. Hektisch stieß ich die Luft aus meinen Lungen. Meine Hände verkrallten sich in seine Seiten und versuchte ihn wegzudrücken.
„Weißt du Johnny, wenn ich schwul wäre...“ Abwartend sah ich ihn an. Undurchdringlich sah er mir in die Augen, dann schüttelte er ruckhaft mit den Kopf und trat einen Schritt zurück. „... würde ich dich auch nicht wollen.“ Unwillkürlich stieß ich meinen angehaltenen Atem aus. Er ist ein Arschloch durch und durch! Ohne ihn eines weiteren Blicks zu würdigen lief ich an ihm vorbei, schnappte mir Sammy und joggte kurze Zeit später los, Richtung Hundepark. >> Würde ich dich auch nicht wollen<< Wie eine Zecke hatten sie sich die Worte in meinem Gedächtnis verankert und schwebten mir die ganze Zeit durch die Gedanken. Wer hat den bitte gesagt das ich was von ihm will? Er ist arrogant, selbstverliebt und ein riesen Arschloch! Zweimal lief ich um den kompletten Hundepark, ehe ich mich außer Puste auf eine der Bänke hockte. Eigentlich ist sein Verhalten doch nicht normal! Ich hab nicht ein Wort mit ihm geredet als er mich schon nicht mochte! Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und zog die Beine hoch. Irgendwas hab ich an mir das Leute mich einfach nicht mögen. Mein Aussehen? Oder vielleicht doch einfach mein Charakter. In Gedanken versunken, beobachtete ich Sammy dabei wie er durch den Park tobte und hin und wieder zu dem See in der Mitte lief um etwas zu Trinken. Ein Tropfen auf meiner Stirn ließ mich aufblicken. Regen, na das hat mir grade noch gefehlt. Schnell suchte ich den Park mit meinen Augen nach Sammy ab. Kaum das dieser die Ersten Regentropfen spürte, kam er auch schon zu mir angesprungen. Kein Wunder, hab ich ihm ja auch nicht anderes beigebracht. Hechelnd blieb er vor mir sitzen und sah mich treublöd an. Mittlerweile waren die paar Tropfen zu einem starken Regen geworden. Blinzelnd sah ich nach oben. Wenn ich zu Hause bin, bin ich bestimmt komplett durchnässt. Achselzuckend lief ich los. Meine Befürchtung bewahrheitete sich sogar. Nur etwas früher. Nach gut der Hälfte der Strecke war ich bis auf die Knochen durchnässt. Meine Kleider klebten eklig an mir und selbst meine Unterhose triefte vor sich hin. Sammy winselte neben mir und schüttelte sich alle Zwei Minuten. Und wieder stand ich vor der Tür und überlegte ernsthaft ob ich nicht doch lieber einfach draußen erfrieren soll. Wäre auf jeden Fall schöner als da drinnen mit Nick zusammen zu hocken. Nur Sammy hielt mich ab einfach wieder kehrt zu machen. Seufzend klingelte ich und ignorierte den pikierten Blick den mir Kristin zuwarf. Warum macht eigentlich immer sie die Tür auf? Also nicht das ich Nick lieber wollte oder so... Sammy spurtete sofort ins Haus und hockte sich vor Nicks Tür. Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Als er bemerkte das sich niemand für ihn zu interessieren schien, fing er an zu Bellen und zu Jaulen. Ungläubig sah ich zu ihm rüber. Das hat er ja noch nie gemacht. Mit einem Klatschen flogen meine Nassen Schuhe in die Ecke und ich lief zu Sammy. Die nassen Fußabdrücke die hinter mir auftauchten ignorierte ich einfach. Grade als ich die Tür erreichte, schwang diese auf. Sammy nutzte sofort seine Chance und quetschte sich durch. Keinen Moment später erklang ein unterdrückter Schrei. Dann wurde die Tür wieder aufgerissen. Nick sah sich mit mordlustigen Blick um, und als er mich entdeckte schwang sich ein grimmiges Grinsen auf seinen Lippen. Augenblicklich zog ich eine Augenbraue hoch. Mehr aus Reflex als Absicht.
„Wieso bist du so Nass?“ Mit verschränkten Armen lehnte er sich an den Türrahmen.
„Ich dachte ich dusche mal mit Klamotten.“ Nun war es an ihm die Augenbraue hochzuziehen. Sein Dunkler, wütender Blick traf mich und automatisch senkte ich meinen.
„Es Regnet“, undeutlich zeigte ich nach Draußen.
„Und warum bist du dann nicht reingegangen?“ Resigniert zuckte ich mit den Schultern und ging vorsichtig auf ihn zu.
„Ich.. Ähmm hole mal Sammy.“ Vorsichtig und ja darauf bedacht ihn nicht zu berühren, quetschte ich mich an Nick vorbei in sein Zimmer. Sammy hatte sich mal wieder auf seinem Bett breit gemacht. Die Bettwäsche schimmerte schon dunkel.
„Sammy!“ Winselnd sah er mich an, rührte sich aber nicht von der Stelle. Was ist mit diesem verdammten Köter los?! Ein Klacken ließ mich herumfahren. Zweifelnd sah ich auf die geschlossene Tür. Nick lehnte sich wieder dagegen und sah mich forsch an. Sein Kinn schimmerte schön Blau.
„So Johnny, jetzt rück raus, wo warst du den ganzen Tag?“ Den ganzen Tag? Verwirrt sah ich ihn an.
„Wie spät ist es denn?“
„Sieben Uhr.“ „Abends?“ Mit großen Augen sah ich ihn an. Saß ich den ganzen Tag auf der blöden Bank? „Ja Sieben, weißt du ich hatte Hunger, aber mein Koch war nicht auffindbar!“ Ich ignorierte ihn einfach und ging auf Sammy zu.
„Runter, Sofort!“ Ungläubig sah ich dabei zu wir er mir kurz einen Blick zu warf und dann seinen Kopf auf seinen Vorderpfoten ablegte. Das gibt es doch nicht! Wo ist mein aufs Wort hörender Hund hin?
„Johnny?“
„Was?“ Fluchend fuhr ich herum und funkelte Nick wütend an. Was zur Hölle ist hier bitte los? Kaum das Nick einen Schritt auf mich zu trat fing Sammy auf ein Mal an zu Knurren und sprang vom Bett. Beschützend baute er sich vor mir auf. Was ist mit diesem Hund los? Die ganze Zeit schert er sich kein bisschen um mich und jetzt auf ein Mal 'beschützt' er mich obwohl Nick nicht einmal was gemacht hat? Zähnefletschend ging er auf Nick zu. Dieser wich langsam zurück. Sein verwirrter Blick traf meinen panischen. Wen Sammy so etwas macht, hat es einen Grund.
„Sammy aus!“ Er warf kurz einen Blick auf mich, wedelte mit den Schwanz und kroch dann weiter in geduckter Haltung auf Nick zu.
„Johnny was..?“
„Nicht bewegen!“ Sofort erstarrte Nick. Überrascht sah ich ihn an. Das er macht was ich sage hätte ich jetzt nicht gedacht. Vor Nicks Füßen hielt Sammy an und sah winselnd zu Nick hoch. Dieser hob wieder seinen fragenden Blick. Ich zuckte schlicht mit den Achseln. Woher soll ich wissen was Sammy vor hat? Er schnüffelte ein paar Mal an Nicks Hose und richtete sich auf und? Fassungslos sah ich vom Sammy zu Nick. Dieser schien die Situation erst jetzt zu bemerken. Fluchend sprang er nach hinten und versuchte Sammy von seinem Bein abzuschütteln.
„JOHNNY! PACK DEINEN SCHEISS RAMMELNDEN HUND VON MEINEM BEIN!!!“
„Du weißt schon das ich das deinem Hund ewig übel nehmen werde. Grinsend sah ich zu Sammy der sich jetzt am Bettrand zusammengerollt hatte.
„Vielleicht ist er ja verliebt.“
„In was? Mein Bein?“ Misstrauisch zog er eine Augenbraue hoch. Ich zuckte nur leicht mit den Schulten.
„Wo die Liebe hinfällt.“ Gähnend stand ich auf und streckte mich. Wie kann ich jetzt schon wieder müde sein? Ich hab den ganzen Tag nichts gemacht. Gar nichts.
„Johnny?“
„Hmm?“ Fragend drehte ich mich um.
„Erstens hält man sich beim Gähnen die Hand vor dem Mund. Zweitens Ich hab Hunger, also mach mir was zu Essen und Drittens, bevor ich es vergesse, ich hab eine Idee wie du deine Schulden abarbeiten kannst.“ Mit einem grimmigen Funkeln in den Augen sah er mich an. Sofort wurde ich misstrauisch.
„Wie denn?“
„Siehst du dann noch früh genug. Und jetzt mach mir endlich was zu Essen, ich hunger schon den ganzen Tag.“ „Und du bist nicht darauf gekommen dir selber was zu Essen zu machen?“ Genervt verdrehte er die Augen.
„Sehe ich aus als hab ich Lust auf so was?“ Vorsichtshalber hielt ich den Mund. „Was willst du denn?“
„Spiegelei.“
„Spiegelei?“
„Jap“ Gestresst fuhr ich mir durch die Haare.
„Das kannst du doch selber. Da klatscht man ein Ei in eine heiße Pfanne und fertig.“ Genervt fuchtelte ich mit meinen Händen in der Luft. Sein böser und gleichzeitig wütender Blick ließ mich innehalten. Mit hängenden Schultern machte ich mich auf den Weg in die Küche, gähnte und hielt mir demonstrativ die Hand nicht vor den Mund. Er kann mich mal! Leise Schritte hinter mir bestätigten das er mir folgte. Vor dem Kühlschrank blieb ich stehen uns inspizierte den Inhalt. Ich dachte mein Dad war einkaufen? Wo sind die Eier? Nervös fuhr ich mir durch die Haare und drehte mich gleichzeitig langsam um.
„Was willst du außer Spiegeleier?“
„Nichts.“ Das hatte ich mir schon gedacht.
„ Die Eier sind aber alle.“ Auffordernd sah er mich an.
„Was?“
„Dann geh' welche kaufen.“ Ungläubig drehte ich meinen Kopf zum Fenster. Der Regen war sogar noch schlimmer geworden.
„Vergiss es Nick, wenn du unbedingt Spiegeleier willst, dann kauf selber welche, bei dem Wetter gehe ich nicht raus.“ war ich heute schließlich schon lange genug.
„An deiner Stelle würde ich mir das nochmal genau überlegen.“ Bedrohlich kam er auf mich zu. Automatisch wich ich zurück und lief somit in den Flur. Nick oder Regen? Ein arrogantes, brutales Arsch das komischerweise auch seine netten Seiten hat... die ich leider noch nie zu Gesicht bekommen habe, oder Regen. Na, da fällt die Entscheidung ja recht leicht. Während das große, ignorante Arschloch immer weiter auf mich zuging, wich ich immer weiter zurück, bis ich die Haustür in meinem Rücken spürte. Nick blieb mit einem zufriedenen Grinsen vor mir stehen.
„Na, da hat dich dein Weg direkt zur Haustür geführt, was das Schicksal uns damit bloß nur sagen will?“ Genervt und erstaunlich selten für mich, erwiderte ich seinen Blick kalt.
„Das Schicksal will uns damit sagen das ich so schnell wie möglich hier ausziehen sollte damit ich dich nicht mehr ertragen muss!“ Schnell zischte ich herum, riss die Haustür auf und verschwand nach Draußen. Kurz bevor die Tür ins Schoss fiel, sah ich noch Nicks verwirrten Blick. Wenn er jetzt denkt das ich ihm seine bescheuerten Eier kaufe hat er sich aber geirrt. Anstatt Richtung Supermarkt zu gehen, wo auch immer der liegt, lief ich einmal um das Haus herum zu meinem improvisierten Zimmer. Obwohl Zimmer zu sagen wär' wohl zu viel. Eher Terrasse mit ein paar Sachen. Ein paar nassen Sachen! Fluchend war ich alle Bücher die außerhalb der Komode waren, in sie rein und betrachtete das Disaster. Anscheinend war nicht nur ich durch das Unwetter nass geworden. Nein, auch mein Regal, meine Kissen und mein Schlafsack! Also so ziemlich alles was hier steht oder liegt. Na Hauptsache Nick hat im warmen und trockenen seinen Spaß! Zitternd krabbelte ich unter die Decke und zog diese dann bis zu meinem Kinn hoch. Immerhin war sie nur von oben nass. Was man von mir nicht grade behaupten kann. Morgen bin ich bestimmt schön erkältet. Warum kann er sich nicht einfach mal zusammenreißen? Ich meine er ist ja nicht der einzige der mit mit dieser mehr las beschissenen Situation zurecht kommen muss. Die richtig Arschkarte hab jawohl ich gezogen! Ich musste ausziehen! Ich hab jetzt kein eigenes Zimmer mehr! Ich darf mich mit einem mehr als arroganten Stiefbruder rumschlagen. Ich meine ich bin vielleicht auch nicht jedermans Erstwahl, aber ich denke das ich wesentlich netter bin als Nick! Und wer sitzt hier grade komplett durchnässt und mit klappernden Zähnen auf der Terrasse? Genau Ich! Nick kann ich hier nirgendwo sehen. Genauso wenig wie Sammy. Vielleicht sollte ich mit dem nochmal zum Tierarzt gehen. Ich meine Nick? Wirklich? Vielleicht hat er ihn mit irgendjemanden verwechselt? Ich meine wer steht schon auf auf Schokoladenbraune Augen und einen Körper zum dahinschmelzen? Lächerlich... Zitternd schlug ich die Decke enger um mich. Inzwischen drang die Nässe schon durch. Wirklich lange würde ich hier aber nicht aushalten können. Minutenlang starrte ich einfach nur in den Garten und hing meinen Gedanken nach. Während das Unwetter immer schlimmer wurde, wurde ich immer ruhiger. Es kann doch nicht sein das ich erst seit ein paar Tagen hier bin und nach seiner Pfeife tanze, wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung habe und ein paar unschön aussehende blaue Flecke am Arm. Vielleicht sollte ich mal was ändern? Da gibt es nur ein Problem. Nick will verdammt nochmal nichts ändern! Als ob er mir einfach zustimmen würde wenn ich was sage. Als ob er überhaupt zuhört! Vereinzelte Äste flogen durch den Garten. Na Hoffentlich werde ich heute Nacht nicht erschlagen. Obwohl ich mich Morgen so oder so ziemlich erschlagen fühlen werde. Meine Nase läuft jetzt schon, mein Kopf pocht und in meinem Hals fängt es auch schon an zu kratzen. Was besseres kann man sich doch gar nicht wünschen...
Liebes Tagebuch,
wenn ich mir so vorstelle die nächste Zeit hier bei Wind und Wetter draußen zu schlafen, kommt mir die Badewanne auf ein Mal doch wieder sehr verführerisch vor. Johnny
Grummelnd drehte ich mich von der lästigen Berührung weg. Wer auch immer das ist, soll mich gefälligst in Ruhe lassen! Irgendwann hatte ich einfach meinen Kopf nach hinten gegen die Wand gelehnt und dem Unwetter zugesehen. Zu meinen eigenen Erstauen, bin weder ich noch meine Einrichtung von gemeingefährlichen Gegenständen getroffen wurden.
„Verdammt Johnny, mach die Augen auf!“ Genervt blinzelte ich gegen das Licht an. Ein paar verschwommene Umrisse entstanden, aus denen ich nach und nach Nick erkennen konnte. Grummelnd zog ich mir die – inzwischen klitschnasse – Decke über den Kopf. Sofort wurde sie mir wieder weggerissen, ebenso wie das nasse Kissen. Empört richtete ich mich auf.
„Was s.ssoll die Sch..scheiße?“ Laut fluchend fing Nick an an meinen Armen rumzurubbeln.
„Du bist eiskalt!“ Toll, und was kann ich jetzt dafür? Müde wollte ich mich wieder auf die Matratze zurücklegen, wurde aber sofort wieder hochgezogen. Überrascht bemerkte ich die kräftigen Arme, die sich um meinen Oberkörper schlangen. Seine Haut glühte förmlich. Verwirrt sah ich ihn an.
„Hast du Fieber?“ Genauso verwirrt erwiderte er meinen Blick.
„Nein, habe ich nicht und jetzt komm hoch. Was hast du eigentlich für bescheuerte Ideen? Willst du dich hier Draußen zu Tode frieren? Falls ja, Herzlichen Glückwunsch, du hast es beinahe geschafft!“ bellte er mich beinahe an. Beleidigt wich ich seinem Blick aus, als hätte er das nicht etwas freundlicher sagen können. Fluchend verstärkte er seinen Griff um mich und zog mich mit sich hoch. Am ganzen Körper zitternd stand ich vor ihm und klammerte mich an ihn um mein Gleichgewicht nicht zu verlieren.
„Wie kann man bei so einem Wetter überhaupt einschlafen?“
„In dem man müde ist, weil man kein eigenes Bett besitzt!“ Müde schloss ich meine Augen und ließ mich mit meinem gesamten Gewicht gegen ihn fallen.
„Johnny!“
„Nur noch Fünf Minuten,“ murmelte ich müde. Erst als der Boden sich unter mir bewegte, bemerkte ich das Nick mich rein trug. Wirklich ankommen tat es aber nicht bei mir, stattdessen legte ich meinen Kopf gegen seine breite Brust und lauschte seinem polternden Herzschlag. Fast schon wurde ich in seinem Zimmer wieder auf die Beine gestellt. Erschrocken quietsche ich auf und verlor für einen Moment mein Gleichgewicht.
„Hey Johnny, bleib unter den Lebenden. Zieh dich aus.“ Gähnend rieb ich mir über die Augen.
„Ich soll was?“ Mit einem leisen Seufzen, zog Nick mir mit einem Ruck das Shirt vom Leib. Erschrocken riss ich meine Augen auf, war aber noch nicht so weit, komplett wieder wach zu werden.
„Brauchst du noch weitere Aufforderungen? Zieh dich aus, na los!“ Ich soll bitte was? Übermüdet blickte ich von ihm zu seinem Bett.
„Oh Johnny, denk nicht mal dran!“ Noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, lag ich auf seinem Bett. Zufrieden kuschelte ich mich in sein Kissen. Wie gut es roch. Männlich, herb und nach Nick's Shampoo. Mittlerweile wusste ich ja ganz gut wie es roch. Zitternd drückte ich mich näher in die Decke, auch wenn sie kühl war. Wieder hörte ich hinter mir ein leises Fluchen, ehe ich an der Hüfte gepackt und ein mal umgedreht wurde.
„Hey, was s.ssoll das?“
„Eigentlich wollte ich dich in die Wanne stecken. Ich sag dir jetzt schon, wenn du Morgen mit Vierzig Grad Fieber im Bett liegst, ich pflege dich nicht gesund!“ Heiße Hände strichen über meinen Körper, bis zu meiner Hose. Ehe ich mich versah, wurde mir die klitschnasse Hose von den Beinen gezerrt.
„Johnny, du musst schon ein bisschen mithelfen!“ Widerwillig hob ich meine Hüfte ein kleines Stückchen nach oben. Sofort wurde kräftige Hände unter mich geschoben, die an der Hose zerrten. Als sie an meinen Knöcheln hing, rangelte ich sie genervt von meinen Beinen ab. Als die Hände wieder über meine Hüfte strichen, zuckte ich zurück.
„Die Boxer auch Johnny, komm schon … Hüfte hoch!“ Zitternd schlug ich meine Augen auf und blickte direkt in die von Nick.
„Warum?“ Trotzig schob ich meine Unterlippe nach vorne.
„Weil ich keine Lust habe Krankenschwester zu spielen und es bleibt so oder so wieder an mir hängen, also jetzt heb' endlich deine Hüfte hoch!“
„Krieg ich 'ne Boxer von dir?“ nuschelte ich ins Kissen, ehe ich dem Befehl nachkam. Sofort wurde mir der nasse Stoff vom Körper gezerrt. Genüsslich rollte ich mich auf den Bauch und kuschelte mich in das Kissen. Als ich keine Antwort bekam, drehte ich fragend meinen Kopf.
„Nick? Hose?“ Hektisch nickte er, ehe er zu seinem Kleiderschrank lief und eine blaue Boxer rauskramte. Schwungvoll landete sie neben mir auf dem Bett. Ich wollte grade danach greifen, als meine Hand festgehalten wurde. Kurz darauf rieb ein weiches Handtuch über meinen Rücken, meine Beine, meine Arme. Genüsslich schloss ich die Augen.
„Johnny, jetzt penn mir hier nicht weg. Ich weiß gar nicht warum ich dir überhaupt helfe.“ Genervt griff er nach der Boxer drückte sie mir in die Hände.
„Zieh dich jetzt an. Ich steh nicht so darauf nackte Kerle in meinem Bett zu haben. Vor allem nicht wenn es meine Stiefbrüder sind,“ keifte er mit rauer Stimme, ehe er den Raum verließ. Gähnend krabbelte ich umständlich in die Hose, ehe ich mich vollkommen in die Bettdecke einmummte. Träge schloss ich meine Augen. Oh ja, ein Bett ist wesentlich gemütlicher als eine kleine Badewanne oder eine durchnässte Matratze. Immer noch zitternd rollte ich mich zu einer Kugel zusammen, in der Hoffnung mich wenigstens etwas aufzuwärmen. Eigentlich kam es mir gar nicht so kalt vor, doch jetzt wo ich im warmen war, wollten meine Zähne gar nicht mehr aufhören zu klappern. Gefühlte Stunden später kam Nick zurück. Leise schloss er die Tür hinter sich und kam dann auf mich zu.
„Johnny, wach auf!“ Unsanft rüttelte er an meiner Schulter. Genervt schlug ich meine Augen auf. „Ich bin wach!“
„Und du hast blaue Lippen!“ Knurrend presste ich diese ins Kissen, nur um kurz darauf aufzufahren, als Nick mir die Decke wegriss.
„Was?“ Verwirrt sah ich ihm dabei zu wir er stumm auf mich herab sah.
„Ähm Nick?“ Verlegen, mit Schlaf in den Augen und ganz sicher zu müde für irgendwelche Albernheiten von Nick schob ich das Kissen vor meinen Körper. Nicht das ich was dagegen hätte ihn nackt zu sehen, nur sieht er im Gegensatz zu mir wie ein echter Kerl aus. Groß, heiß, verdammt gut gebaut und sportlich. So gut wie das Gegenteil von mir. Verlegen räusperte Nick sich.
„Willst du noch ein Shirt? Ich kann dir erst mal eins von meinen leihen, ich weiß nicht wo du deine hast.“ Schläfrig schüttelte ich den Kopf, riss Nick die Decke wieder aus der Hand und rollte mich wie vorher zusammen. Hinter mir hörte ich nur noch wie die Zimmertür zuschlug. Augenblicklich breitete sich ein schlechtes Gewissen in meinen Magen aus. Jetzt lag ich in seinen Bett und er wo? In der Badewanne wohl kaum, da passt er nie und nimmer gestreckt rein. Erstaunt betrachtete ich die Gänsehaut auf meinem Arm. Was blieb mir auch anderes übrig. Zum schlafen war mir zu kalt und um irgendetwas anderes zu machen, zu müde. Erstaunt sah ich auf als sich die Zimmertür wieder öffnete. Mit drei großen Wärmflaschen auf dem Arm lief er zu mir und ließ sie unsanft auf mich fallen. Empört quitschte ich auf.
„Sei leise!“ Grob fuhr er mich an, ehe er mir die Decke ein weiteres mal wegzog. Noch bevor ich protestieren konnte, wurden die Wärmflaschen auf meinen Füßen, Bauch und Beinen verteilt. Genüsslich zog ich die Wärme ein. Danach wurde die Decke wieder über mich geworfen. Aus den Augenwinkeln sah ich wie Nick sich sein Shirt über den Kopf zog. Mit großen Augen beobachtete ich ihn so unauffällig wie möglich beim umziehen. Genau wie ich zog er sich bis auf die Unterwäsche aus und zu meinem Bedauern, behielt er seine Boxer an anstatt sich schnell eine Neue anzuziehen, so dass ich vielleicht einen Blick erhaschen könnte. Mit großen Schritten lief er auf mich zu, glitt elegant neben mir ins Bett und hob danach die Bettdecke an.
„Ich schwöre dir wenn du das jemanden erzählst, mach ich dich fertig! Und glaub nicht das ich das einfach nur sage, ich meine das verdammt ernst! Ich habe nur echt keine Lust auf dich aufpassen zu müssen. Ich hasse kranke Menschen und da ich dich sowieso nicht mag, bist du krank bestimmt die Pest!“ Getroffen zuckte ich zusammen. Was bitte habe ich gemacht das er mich so schlimm findet? Ängstlich nickte ich und rollte mich wieder zu einer Kugel zusammen. Kurz darauf seufzte er, drückte meine Beine fast brutal nach unten, schlang daraufhin einen Arm um mich und zog mich mit den Rücken gegen seine warme Brust. Erschrocken zuckte ich von ihm weg, ehe ich ernsthafter versuchte mich aus seiner Umklammerung zu lösen. Nicht das ich sie nicht genießen könnte und auch gerne würde, nur unter den Umständen und mit den lieben Worten die er mir grade an den Kopf geworfen hat kann ich da gerne drauf verzichten. Grob wurde ich bei meinen Versuchen unterbrochen, als er mit seiner großen Hand schmerzhaft in meinen Nacken griff. Mit einem Geräusch das man fast schon mit einem Winseln vergleichen konnte, hielt ich still. Heftig stieß ich die Luft aus meinen Lungen. Interessiert es ihn überhaupt wie es mir geht? Langsam strich ich mit dem Fuß über die Wärmflasche. Wenn er mich wirklich hassen würde, wäre ihm das doch alles egal, er wäre nicht mal nach Draußen gekommen und hätte mich nie im Leben rein getragen. So schnell wie möglich rückte ich von ihm ab, als er den Griff kurz lockerte. Nicht schnell genug. Augenblicklich war seine Hand wieder an ihrem Platz. Eins seiner Beine drängte sich zwischen meine Beine und hielt mich so an Platz an Stelle. Unwohl wand ich mich hin und her.
„Verdammt, jetzt hör endlich auf dich zu bewegen! Du bist immer noch kalt! Ich habe nicht vor dir wehzutun, ich will dich nur aufwärmen! Aber wie gesagt, ich werde dir wehtun falls du es jemals jemanden erzählst!“ Warmer Atem strich über meine Haut, als er mir die Worte ins Ohr knurrte. Sofort stellten sich meine Haare im Nacken auf. Auch sein halb nackter Körper hinter mir schien auf einmal viel zu präsent. Ich nahm ein paar tiefe Atemzüge und versuchte mich wenigstens halbwegs zu entspannen. Seine Hand drückte immer noch unangenehm in meinen Nacken. Leise räusperte ich mich. Meine Stimme war trotzdem kaum mehr als ein Flüstern.
„Kannst du deine Hand wegnehmen?“
Sein geknurrtes: „Nein!“ ließ mich erneut zusammenfahren. Schnell verkrampfte ich mich wieder, spürte die Hand noch viel deutlicher.
„Bitte, du tust mir weh.“ Augenblicklich wurde der Griff sanfter, trotzdem ließ er mich nicht los. Leise seufzend ließ ich mich verkrampft tiefer in das Bett sinken. Was denkt er was er damit erreicht? Ein kalter Schauer lief mir Dank der Hand über den Rücken. Kurz stockte sein Atem, ehe er einen tiefen Atemzug nahm. Dann drückte er sich wieder an mich. Diesmal aber nicht brutal und steif, nachgiebig schmiegte sich sein Körper an mich, seine Hand lies nicht los, sondern fing sanft an meinen Nacken zu kraulen. Erstaunt stieß ich meinen Atmen aus, wollte ihn fragen was los ist, beließ es aber lieber. Stattdessen lockerten sich meine Muskeln langsam. Müde schloss ich meine Augen und lehnte mich ihm nach und nach entgegen. Meine Muskeln wurden immer schwerer, dank den Wärmflaschen und seinem warmen Körper hinter mir, fror ich auch nicht mehr. In Wellen schlug die Müdigkeit wieder über mir zusammen. Gähnend lockerte ich die letzten Muskeln und drückte mich schläfrig an ihn ran. Das letzte was ich spürte bevor ich einschlief, war seine große, kräftige Hand, die immer noch zärtlich meinen Nacken kraulte.
„Johnny, hey komm schon, wach auf.“ Langsam, ganz langsam schlug ich meine Augen auf. Mittlerweile war mir nicht mehr kalt. Nein, ganz im Gegenteil. Eher fühlte ich mich so als hätte ich grade ein heißes Bad genommen. Besorgt beobachtete Nick wie ich mich aus dem Bett quälte. Scheiße, er bringt mich um wenn er bemerkt das ich wirklich dabei bin krank zu werden. Mit hängenden Schultern richtete ich mich auf, wusste nicht was ich sagen soll, versuchte den dröhnenden Kopf zu ignorieren. Nick nahm mir die Entscheidung ab.
„Scheiße, du siehst krank aus!“ Fluchend drehte er sich und lief zu seinem Kleiderschrank. Unschlüssig blieb ich stehen, sah dabei zu wie er ein Shirt aus dem Schrank zog und es kritisch betrachtete. Dann flog sein Blick kurz über mich, an meinem Bauch verhaftete er etwas länger, strich dann aber sofort weiter. Wortlos warf er es mir zu.
„Was soll ich damit? Ich habe eigene Klamotten.“
„Zieh es an!“ Seit wann ist er eigentlich so herrisch?
„Zieh es selber an!“, krächste ich heiser. Sehr eindrucksvoll dürfte es nicht wirken, wenn man von einer kleinen Person, mit glühenden Wangen und wahrscheinlich roter Nase angeschnauzt wird. Nick schien mich auch nicht ernst zu nehmen, denn er zog lediglich eine Augenbraue hoch und wies mich dann wieder auf das Shirt in meiner Hand hin. Stur warf ich es zurück. Zwei Meter neben ihm landete es auf dem Boden. Ein Grinsen schlich sich auf Nick's Gesicht.
„Kannst du eigentlich irgendwas?“ Viel zu verwirrt über das erste Lächeln, welches er mir schenkte, konnte ich nicht auf die Beleidigung eingehen. Stattdessen zog ich möglichst unauffällig die Nase hoch und schlurfte zu der Tür. Fast sofort wurde ich wieder zurückgezogen. Fast schon grimmig betrachtete ich den Arm um meiner Hüfte.
„Ich hoffe du gewöhnst es dir nicht an.“ Laut räusperte ich mich um das Krächzen aus meiner Stimme rauszubekommen.
„Scheiße du bist wirklich krank! Du glühst richtig!“ Er klang ja schon beinahe leidend! Wütend drehte ich mich um, um ihn meine Meinung zu geigen, aber anstatt Spott sah ich in seinen Augen ehrliches Mitleid. Ohne ein weiteres Wort zog er mich zurück ins Zimmer und warf mich mehr aufs Bett, als das ich selber rauf stieg. Danach warf er mir das Shirt zu und kramte aus seinem Kleiderschrank neue Bettwäsche. Baff sah ich dabei zu wie er das Bett komplett neu bezog und mich danach wieder bestimmt darauf drückte. Wieso kümmert er sich jetzt um mich. Murrend wollte ich widersprechen, aber allein sein Blick ließ mich wieder nach hinten sinken.
„Ich wusste es! Wie kann man nur so blöd sein! Was hast du dir denn dabei gedacht? Ich habe dir gestern gesagt das ich keine Lust darauf habe dich wieder gesund zu pflegen und an wem bleibt es jetzt wieder hängen?“ Grimmig schleuderte er die benutzte Bettwäsche vor die Tür. Bedrückt stand ich wieder auf.
„Es bleibt an mir hängen und nur damit du es weißt.“ Wütend lief ich auf ihn zu und drückte ihn den Zeigefinger auf die Brust.
„Das ist deine Schuld. Hättest du mich von Anfang an hier auf einer Matratze oder meinetwegen auch auf dem Boden schlafen lassen, hätte ich mir keinen anderen Schlafplatz suchen brauchen.“ Abrupt wand ich mich ab, und lief Nase hochziehend zur Tür. Dieses mal hielt er mich nicht auf. Erleichtert aber auch merkwürdig enttäuscht, schloss ich die Tür hinter mir und lief direkt ins Badezimmer. Müde betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Haare standen verfilzt vom Kopf, meine Wangen waren gerötet, genauso wie meine Nase. Fiebrig glänzten mir meine Augen entgegen. Na super, das ist genau das was ich diese Woche noch gebraucht habe. Überfordert fuhr ich mir durch die Haare, stieg dann ungeachtet auf die Boxer unter die Dusche. Kraftlos ließ ich mich auf den Boden sinken und das kalte Wasser über meinen Körper fließen. Wie spät ist es eigentlich? Wie lange habe ich geschlafen, dass ich mich jetzt schon so zerschlagen fühle? Seufzend ließ ich meinen Kopf gegen die Duschwand sinken, in der Hoffnung das das Wasser auch die Kopfschmerzen mit wegspülen würde. Tat es nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen. Mittlerweile lief das Wasser warm auf mich runter. Ein lautes Poltern riss mich aus meiner Trance und ließ mich stöhnend zusammenzucken.
„Johnny, mach auf, nur weil es dir ein bisschen schlecht geht, musst du dich nicht eine Stunde lang im Bad einbuchten. Ich muss verdammt nochmal auf's Klo!“ Schnell drehte ich die Dusche ab, warf die nasse Boxer in die Wäsche und schlang ein Handtuch um meine Hüfte. Ein wütender Nick war das letzte was ich jetzt noch gebrauchen kann. Ohne ein weiteres Wort schloss ich die Tür auf und ließ ihn an mir vorbei ins Badezimmer gehen. Kritisch musterte er mich, sagte aber nichts zu meinem Zustand, im Gegenteil.
„Mach mir was zu Essen, ja? Am besten Nudeln oder so etwas. Mittagsessen halt.“ Mit großen, fiebrigen Augen sah ich ihn an. Ausdruckslos erwiderte meinen Blick und schob mich dann nach hinten aus der Tür. Willenlos ließ ich mich nach Draußen verbannen und sah kurz darauf auf eine verschlossene Tür. Die Dusche ging an und ich stand immer noch vor der Tür und starrte sie dumm an. War das grade wirklich passiert? Mit einem Seufzen, welches mehr wie ein Stöhnen klang, lief ich auf den Flur, zog mir dort schnell eine Jogginghose und ein enges Shirt an. Keine Ahnung wo sich mein Dad oder seine Trulla rumtrieben, aber anscheinend fanden sie es außerhalb des Hauses schöner, das würde wenigstens erklären warum sie so gut wie nie da waren. Die Zutaten für Nudelauflauf waren schnell gefunden. Mit pochendem Kopf stellte ich den Auflauf zusammen und schob ihn in den Backofen. Dann warf ich mich auf einen Küchenstuhl und sah, die Hände auf die Schläfen gepresst, dabei zu wie der Käse langsam braun wurde. Die Küchenuhr zeigte fünf Uhr. Kein Wunder das ich mich schon so schlecht fühlte. Normalerweise braucht es immer ein bisschen bis die Krankheit anschlägt, und wenn sie es tut dann so richtig. Wenigstens werde ich nicht oft krank. Verwirrt blinzelte ich als sich eine Hand in mein Sichtfeld schob.
„Nimm schon. Riecht übrigens gut.“ Still nahm ich die Tabletten entgegen und schluckte sie trocken runter.
„Ich hoffe für dich das das kein Gift oder so was war.“ Vorm Ofen hockend, blickte er zu mir auf. „Wer kocht mir dann noch Essen?“ Und da war sie wieder, seine übliche Arroganz das er der einzige wichtige Mensch auf der Welt ist.
„In fünf Minuten kannst du ihn raus nehmen.“ Mit den Worten ließ ich ihn stehen und machte mich auf die Suche nach Sammy. Panisch fuhr ich durch das Haus, als er nirgendwo zu finden war. „Sammy!“ Wirklich laut war meine Stimme nicht, aber normaler Weise hörte er auf die leisesten Worte. „Sammy!“ Im Garten angekommen lief ich noch planloser umher. Auch hier war er nicht. Grade als ich dabei war auszurasten, trat Nick hinter mich.
„Meine Mom und dein Dad sind die nächsten drei Tage weg, sie haben Sammy mitgenommen.“ Langsam drehte ich mich zu ihm um.
„Sie haben bitte was?“
„Wie schon gesagt sie...“ Ohne ihn ausreden zu lassen, hastete ich zum Telefon, tippte die auswendig gelernte Nummer ein und wartete ungeduldig darauf das mein Dad abnahm.
„Winkler?“
„Dad bist du vollkommen durchgedreht? Was fällt dir ein Sammy mitzunehmen? Komm sofort wieder her und bring ihn zurück! Ich fasse es nicht das du einfach über mehrere Tage wegfährst, es mir nicht einmal sagst und auch noch meinen Hund klaust!“ Hustend brach ich ab und fuhr mir dann mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Hals.
„Wie kannst du mir das nur antun? Du weißt das ich Sammy brauche! Komm jetzt sofort zurück!“ „Beruhige dich erst mal!“
„Wie soll ich mich beruhigen? Du hast meinen Hund geklaut!“ Panisch schrie ich ihn an. Sammy war so gut wie immer an meiner Seite. Bis auf ein paar Ausnahmen turtelte er immer um mich herum.
„Nicht in diesem Ton, Johnny!“ Ich denk nicht mal daran mich zu entschuldigen! „Kristin wollte unbedingt wegfahren und Sammy mitzunehmen hat in dem Fall halt ganz gut gepasst, er kommt mal mehr raus, ist er ja in letzter Zeit nicht so oft.“ Ungläubig ließ ich ich das Telefon sinken, ehe ich so laut ich konnte reinbrüllte:
„Willst du mir damit sagen das ich mich nicht genug um Sammy kümmere? Was ist im Moment mit dir los? Das ist nicht mein Dad! Allein das ich mit ihm fünf Minuten im selben Raum war, ist mehr als ich die letzten tage von dir erwarten konnte!“ Wütend blinzelte ich die Tränen weg.
„Johnny! Komm wieder runter. Wir sprechen weiter wenn wir wieder zu Hause sind.“ Ungläubig hielt ich inne.
„Scheiße, bring mir meinen Hund zurück!“ Stille erfüllte den Raum, nur das vorsetzende Tuten drang an mein Ohr. Erst dann drang zu meinem Kopf vor, was grade wirklich passiert war. Er hat einfach aufgelegt. Erneut wählte ich die Nummer. Diesmal ging direkt die Mailbox ran. Wütend schlug ich das Telefon zurück in die Haltestation und griff mir eine Wolldecke vom Flur. Mit der zusammen lief ich zum Bad, warf die Tür hinter mir zu und sank heftig atmend in die Badewanne. Meinem Hals hat das Geschreie auch nicht wirklich was gebracht, die Tabletten wirken noch nicht und ich habe noch nicht einmal ein Zimmer in dem ich mich vor Wut vergraben kann! Meine erhitzte Stirn, sank gegen den Wannenrand und kühlte mich runter. Was ist das nur für ein Höllenhaus hier? Das ist mir eindeutig zu viel Drama seit Gestern. Mein Dad war mit meinem Hund abgehauen, ich war krank und mit Gedanken noch bei Gestern Nacht, in der Nick sich aus unerfindlichen Gründen, seiner Weise nach um mich gekümmert hat. Unwillkürlich fühlte ich mich wieder schuldig. Er hilft mir und ich pampe ihn an. Kein Wunder das er mich nicht mag. Nach einer Weile fiel ich in eine Art Dämmeschlaf. Leise schloss sich die Badezimmertür. Nick hockte sich neben mich, ehe er mit einem lautlosen Seufzer seine Hand auf meine Stirn legte. Stöhnend sank ich der kühlen Berührung entgegen. Ein paar Sekunden blieb sie dort liegen, ehe Nick sie wieder wegzog.
„Okay, Johnny hoch mit dir.“ Seine Arme schoben sich unter meine Achseln, zogen mich hoch und gaben mir genügend halt um anschließend auch stehen zu bleiben. Sobald ich festen Stand hatte, ließ ich ihn los und stieg aus der Wanne.
„Was willst du? Du musst dich nicht um mich kümmern, ich weiß wie du dazu stehst und ich bin dir echt dankbar für Gestern, aber ich kriege das alleine hin.“ Abfällig musterte er mich.
„Oh ja, das sehe ich. Du siehst super aus, vielleicht solltest du gleich joggen gehen.“ Wütend funkelte ich ihn an und torkelte aus dem Bad.
„Ist dir schwindlig?“ „Ich wüsste nicht was dich das angeht, aber ja, ein bisschen.“ Wortlos ließ ich mich von ihm in sein Zimmer schieben.
„Ich habe zwar gesagt das ich mich nicht um dich kümmern werde, ich möchte es auch nicht, aber noch weniger lass ich jemanden den es schlecht geht alleine!“ Erschöpft ließ ich mich aufs Bett führen. Die Bettdecke flog wie von Zauberhand auf mich und legte sich hitzig Klammernd auf mich. Nick musterte mich kritisch.
„Zieh die Hose aus, ich hol dir ein Fieberthermometer und...“ Erschrocken ruckte ich hoch.
„Vergiss es! Ich habe gar kein Fieber, das bildest du dir nur ein.“ Er sah mich an als wäre ich bekloppt.
„Und du glühst dann weil?“ Fiebrig suchte ich nach einer Ausrede.
„Weil ich warm geduscht habe.“ „Morgens während du geschlafen hast?“
„Ähm, ja?“
„Vergiss es, ich bin gleich wieder da.“ Seufzend ließ ich mich zurück sinken. Ich lasse mir ganz sicher kein Fieberthermometer in den Hintern schieben! Ein paar Minuten später kam er mit befürchteten Gerät in der einen Hand und in der anderen mit Handtüchern zurück.
„Vergiss es!“ Fauchend zog ich mir die Decke über den Kopf.
„Wieso machst du jetzt so ein Theater? Jetzt weiß ich wieder ganz genau warum ich es hasse mich um kranke Menschen zu kümmern. Immer gibt es Theater!“ Schuldig zuckte ich zusammen. Er muss es nicht machen. Reiß dich zusammen Johnny!
„Los runter vom Bett.“ Verwirrt robbte ich mich an den Anfang vom Bett und blieb, die Beine über den Rand geschwungen darauf sitzen. Mit zitternden Armen stützte ich mich auf. Seufzend lief er um mich herum. Er wird jetzt doch wohl nicht allen ernstes?
„Na los, hoch mit dir.“ Murrend stand ich auf und sah verwirrt zu wie er eins der Handtücher auf das Bett, zum Fußende legte.
„Okay, wieder rauf und Mund auf.“ Zu verwirrt um zu widersprechen, öffnete ich den Mund und spürte kurz darauf schon das Thermometer. Erleichtert atmete ich auf.
„Du musst die Hose schon ausziehen, oder du kannst sie hochkrempeln, aber ich glaube das geht bei der nicht so gut, oder?“ Mit heißen Wangen sah ich auf ihn runter, nahm das Thermometer aus dem Mund und drückte mich nuschelnd drum herum.
„Was hast du gesagt?“
„Ich hab da drunter nichts an Okay?“ Mit so viel Wut wie ich aufbringen konnte, funkelte ich ihn an. Statt wütend kam es eher mitleidig rüber.
„Wo sind deine Klamotten?“
„Flur.“ Langsam ließ ich mich nach hinten sinken und steckte das Thermometer wieder in meinen Mund. Grade als es anfing zu piepsen, kam Nick wieder. Auffordernd streckte er mir die Hand hin. Widerstandslos reichte ich es ihm und rollte mich dann auf die andere Seite.
„38,9 nicht schlecht.“ zischend atmete er aus.
„Okay, zieh dich um.“ Abwartend sah ich ihn an.
„Ich brauche schon meine Hose.“
„Achso, ja.“ Verpeilt lief er zu seinem Kleiderschrank und warf mir wieder eine darauf zu.“
„Was ist mit meinen Klamotten.“ Achselzuckend wunk er ab.
„Habe ich nicht gefunden.“ Unter der Decke wechselte ich schnell die Hosen, mir seines Blickes sehr wohl bewusst.
„Die ist zu groß.“ Er ignorierte mein Gemaule und zog die Decke weg.
„Beine auf das Handtuch.“ Schlaff folgte ich seinem Befehl und ließ mich dann nach hinten sinken. Soll er doch machen was er will, ich bin fertig. Als etwas nasses meinen Unterschenkel streifte, sah ich doch neugierig nach unten. Mehr oder weniger konzentriert legte er lauwarme Tücher auf meine Schenkel.
„Was wird das wenns fertig ist?“ Seufzend drückte er mich an der Stirn zurück ins Kissen. „Wadenwickeln und jetzt ruhe dich endlich aus und hampel nicht so rum.“ Schnaubend schloss ich die Augen. Ich kann noch nicht mal rumhampeln!
„Ich brauche keine Wadenwickel!“
„Doch brauchst du und jetzt halt still! Grob wurde mein Bein gepackt und zurück auf das Bett gepresst. Erschrocken jammerte ich auf. „Kannst du nicht ein bisschen netter sein?“ Mit einen Knurren kam er hoch, warf sich über mich und pinnte mich am Bett fest.
„Hör mir zu Johnny.“ Verächtlich spie er meinen Namen aus.
„Ich will nur das du wieder gesund wirst, okay? Also hör jetzt auf dich zu benehmen als wärst du 2 Jahre alt!“ Empört wollte ich mich aufrichten, wurde aber durch den klammernden Griff festgehalten.
„Lass mich los!“
„Nein!“
„Lass mich los oder ich...“
Bedrohlich nahe beugte er sich zu mir runter.
„Oder was?“
Mit großen Augen sah ich von unten zu ihm rauf.
„Ich … Ich weiß nicht, lass mich einfach los! Du kannst nicht einfach dauernd über mich bestimmen!“ Ein fieses Grinsen schlich auf sein Gesicht.
„Kann ich nicht? Und außerdem bestimme ich nicht über dich.“ Schwach rüttelte ich an meinen Armen, welche immer noch in seinem festen Griff, über meinem Kopf auf das Bett gepinnt waren. „Ach ja? Und was machst du dann da grade?“ Sein Blick flog kurz zu meinen Armen.
„Ich halte dich fest, das ist was ganz anderes.“ Empört ruckte ich unter ihm herum, ehe ich mich erschöpft sinken ließ.
„Ja, gegen meinen Willen, also bestimmst du über meine Bewegungsfreiheit. Das ist nämlich nicht was anderes.“ Rasselnd stieß ich die Luft aus meinen Lungen. Nick's Präsenz nahm den ganzen Raum ein. Widerstandslos lag ich unter ihm und wusste nicht weiter. Obwohl ich es nicht sollte, genoss ich seine Nähe, seine Hände die meine umklammerten. Auch Nick schien sich plötzlich bewusst zu sein, wie nahe wir uns waren. Seufzend ließ er seine Stirn gegen meine sinken, nur um kurz darauf wieder hoch zu rucken.
„Hältst du jetzt still?“ fragte er mit rauer Stimme. Schlapp nickte ich. Langsam ließ er mich los und stieg von mir runter. Schniefend angelte ich nach den Taschentüchern, die Nick sicherheitshalber auf dem Nachtisch platziert hatte. Geräuschvoll schnäuzte ich mich und sank danach wieder ins Kissen zurück. Ich hasse Krank sein! Vor allem habe ich irgendwie das Talent, immer auszusehen wie der letzte Urmensch. Nur am Rande nahm ich mit das Nick die Wadenwickeln fertig um meine Schenkel legte. Als eine kühle Hand auf meine Stirn fuhr, schlug ich flattrig meine Augen auf. Nick's besorgter Blick traf meinen.
„Schlaf am besten 'ne Runde. Ich bin im Wohnzimmer wenn du mich suchst.“ Widerwillig nickte ich. Ich kann es zwar verstehen, ich bin auch nicht gerne mit kranken Menschen in einem Raum, aber trotzdem würde ich ihn lieber hier im Raum wissen. Sei es auch nur damit ich weiß, dass ich falls ich an meiner eigenen Rotze ersticken sollte, Hilfe hätte. Ich stieß einen jammernden Laut aus, ehe ich mich auf den Bauch rollte, die Wadenwickeln einfach ignorierend und die Augen schloss. Seufzend stieß ich auch das Kissen weg. Nach fünf Minuten, die ich schwitzend im Bett lag, richtete ich mich auf und öffnete das Fenster über Nick's Bett. Erleichtert ließ ich mich ins Bett fallen, als ich die kühle Brise auf meiner überhitzten Haut spürte. Wie von alleine schlossen sich meine Augen und zogen mich in den Schlaf.
„Johnny, du kannst nicht mitkommen. Wir wollen dich nicht. Glaubst du ernsthaft wir wollen uns mit sowas wie dir abgeben? Du bleibst schön bei deinem Vater!“
Keuchend drehte ich mich auf dem Bett herum.
„Du wirst nie in diese Familie kommen. Wir wollen dich nicht! Niemand will dich. Du bist abstoßend! Was meinst du warum ich ohne dich abgehauen bin? Ich wollte dich nie, aber du hast dich einfach so eingeschlichen! Ich wollte nie Mutter werden. Ich hätte dich einfach abtreiben sollen, dass wäre eine vernünftige Entscheidung gewesen. Stattdessen ließ ich dich am Leben und was habe ich jetzt davon? Einen kleinen Streber der nicht weiß wo sein Platz ist!“
Schweiß lief in Strömen meinen Körper runter.
„Weißt du Johnny. Du hättest mich als Mutter nicht mehr verhöhnen können. Ich wollte einen kräftigen Jungen. Jemand der beliebt ist. Jemand wie Nick.“
„Johnny!“
Im Traum gefangen wälzte ich mich wieder auf die andere Seite vom Bett.
„Niemand will dich!“
„Johnny, jetzt wach auf!“
„Du hast uns nichts gebracht, außer Ärger. Genau deswegen bin ich abgehauen!“
Ein stechender Schmerz riss mich aus dem Traum. Hektisch öffnete ich meine Tränennassen Augen. Meine Hand fuhr wie von selbst zu meiner Wange.
„Tut mir Leid, ich wusste nicht was ich machen soll, du hast geweint und bist nicht aufgewacht, hast um dich geschlagen und nach deiner Mom gerufen!“ Ein völlig aufgewühlter Nick stand vor mir und raufte sich verzweifelt die Haare.
„Es tut mir wirklich Leid. Du hast auf meine Rufe und mein rütteln nicht reagiert und...“ So schnell ich konnte stieg ich mit zitternden Gliedern aus dem Bett. Auf dem Weg zum Bad stützte ich mich an den umstehenden Möbeln und Wänden ab.
„Johnny, wo willst du hin?“ Kaum war ich im Bad, sank ich vor der Toilette auf die Knie und gab meinen Mageninhalt wieder. Größtenteils stieg bittere Galle hoch, von welcher ich nur noch mehr Würgen musste. Hinter mir hörte ich ein erschrockenes Keuchen, ehe Nick mit großen Schritten auf mich zu kam. Verstört drückte ich ihn von mir weg. Das sollte er jetzt wirklich nicht mit ansehen. Statt meiner Bitte nach zu kommen, wie jeder normales Mensch, kam er auf mich zu und strich mir behutsam über den Rücken. Stöhnend ließ ich meinen Kopf auf den Rand von der Toilettenschüssel sinken.
„Ernsthaft Nick, geh...“ Eine neue Welle Übelkeit überfiel meinen Körper und endete in der Schüssel.
„Der Albtraum?“ Tränen schossen mir wieder in die Augen und ein unkontrollierbares Schluchzen stieg in meiner Brust auf. Stumm nickte ich, bemüht darum keinen Ton von mir zu geben.
Tut mir Leid wegen der Ohrfeige.“ Müde schloss ich meine Augen, den Kopf wieder auf der Kloschüssel.
„Egal“, brachte ich gequetscht hervor. Kurz unterbrach er das Streicheln an meinem Rücken, ehe er es noch sanfter fortführte. Eine Weile sagte keiner von uns was. Wir saßen einfach nur auf dem Boden. Nick in Gedanken versunken und ich bemüht darum mir bloß nicht anmerken zu lassen wie schlecht es mir ging. Nick hatte selber gesagt wie sehr er es hasst Menschen gesund zu pflegen und jetzt habe ich es ihm mehr oder weniger aufgebrummt. Grade als ich wieder weg driftete, riss mich Nick's Stimme zurück.
„Ist dir noch schlecht?“ Stumm schüttelte ich den Kopf, blieb aber zusammengesunken sitzen. „Hoch mit dir, du hast immer noch Fieber, da haben die paar Stunden Schlaf auch nichts ausgemacht und die kalten Fliesen hier sind ganz sicher nicht hilfreich. Und was zum Teufel hat dich geritten das Fenster aufzumachen? Bei dem Zug wirst du auch nicht schneller wieder fit!“ Müde ließ ich mich von ihm hochziehen und blieb ihm eine Antwort schuldig. Es war als ob auf einmal alle Kraft aus meinem Körper gewichen wäre. Kaum das ich grade stand, verkrampfte sich mein Magen wieder. Mit zusammengepressten Mund wartete ich kurz ab, ehe ich zu dem Waschbecken taumelte. Erst wusch ich mir den Mund gründlich aus, dann drehte ich die Dusche auf. Dann drehte ich mich zu Nick um und sah ich abwartend an. Erst sah er mich verwirrt an, dann spiegelte Erkenntnis in seinen Augen. Abwehrend hob er die Hände hoch.
„Ich gehe ja schon. Ist ja nicht so das ich nicht schon alles gesehen habe.“ Meine Wangen wurden einen Tick wärmer als sie eh schon waren.
„Beeile dich, ich komme in zehn Minuten wieder“ Erst wollte ich protestieren, nickte dann aber nur. Zum diskutieren mit Nick fehlt mir einfach die Kraft. Die Dusche ging schnell, wusch mir den Schweiß vom Körper und ließ mich sogar wieder halbwegs wie ein Mensch fühlen. Ein Blick in den Spiegel danach, zeigte mir aber genau das Gegenteil. Tiefe Ringe lagen unter meinen Augen, meine Nase war rot, ebenso wie meine Wange. Mein ganzes Gesicht war blass und sah einfach fertig aus. Seufzend schlüpfte ich wieder in die Boxer. Keine Sekunde später, kam Nick ins Bad gestürmt. Mitleidig sah er auf meine schlaffe Erscheinung. Ohne ein Wort torkelte ich ihm voraus in die Küche, schnappte mir dort eine große Flasche Wasser und lief dann schnurstracks ins Schlafzimmer. Vor dem Bett blieb ich verwirrt stehen.
„Hast du das Bett schon wieder neu bezogen?“ Verlegen nickte Nick.
„Du hast die ganze Zeit geschwitzt. Ich dachte es ist angenehmer nach der Dusche in ein frisch bezogenes Bett zu fallen. Mit einem genuscheltem: „Danke“ ließ ich mich aufs Bett fallen. Die Flasche verschwand achtlos auf dem Boden. Nick gab eine verdammt gute Krankenschwester ab. Die zwei, drei Male die ich bisher hohes Fieber hatte, hatte ich eigentlich alleine verbracht. Mein Dad versuchte zwar mir zu helfen und gab sich wirklich mühe, war aber völlig ungeeignet dazu. Am Ende habe ich mich einfach im meinem Zimmer verbarrikadiert. Unschlüssig stand Nick vor dem Bett.
„Du musst nicht die ganze Zeit bei mir bleiben, ich komme schon klar.“ Träge rollte ich mich auf den Rücken. Schlafen will ich auf keinen Fall mehr. Fieberträume sind das schlimmste. Man kommt nicht aus ihnen heraus und sie erscheinen immer unglaublich real. Nick schien mein Problem zu erfassen und lief zu seinem Laptop.
„Wollen wir einen Film gucken?“ Dankbar sah ich ihn an, schüttelte aber den Kopf.
„Bleib lieber von mir weg, sonst wirst du auch krank.“ Stur schüttelte er ab.
„Ich werde so schnell nicht krank.“ Mit den Worten wurde der Laptop auf mich bugsiert und Nicks kräftiger Körper schob sich neben mich, kroch allerdings unter die Decke. Ergeben ließ ich mich ins Kissen sinken, fuhr kurz darauf aber wieder hoch und griff nach der Taschentuchpackung. Zwei vollgerotzte Taschentücher später, war der PC hochgefahren und ich hörte Nick zu wie er laut überlegte was wir gucken könnten. Die unausgesprochenen Aufforderung ignorierte ich einfach drückte mein Kopf ins Kissen. Mittlerweile konnte ich durch die Nase gar nicht mehr atmen. Das Kratzen im Hals wurde immer stärker und somit der Hustenreiz. Wenn ich aber hustete, flog mir die Schädeldecke weg. Somit gab ich mich zufrieden hin und wieder krächzende Geräusche von mir zu geben, in dem Fall das Räuspern etwas brachte. Am Ende schlug Nick den Film Avengers vor. Viel nachdenken muss man dabei nicht, also nickte ich langsam. Zufrieden mit der Auswahl grinste Nick und startete, natürlich auf ganz legale Weise, den Film im Internet. Die Qualität war nicht wirklich die Beste. Mein Kopf wurde immer schwerer und das hitzige Gefühl wurde schlimmer. Die Pants – das einzige Kleidungsstück was ich noch trug, klebte schon nass an mir und auch dem Laken ging es nicht besser. Nach einer Stunde, tausend Taschentüchern und einem besorgt aussehenden Nick, schloss ich einfach die Augen. So würde die Zeit wenigstens schneller rum gehen, wenn auch nicht wirklich besser. Als der Film zu Ende war, klappte Nick abrupt den Laptop zusammen und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
„Bevor ich es vergesse. Das du in meinem Bett schläfst ist nur ein Ausnahmezustand, klar? Wenn es dir ein wenig besser geht kannst du wieder in der Badewanne schlafen. In meinem Zimmer bleibst du auf jeden Fall nicht.“ Da war die schroffe Art wieder. Hab mich schon gewundert wo sie geblieben ist. Erschöpft nickte ich einfach nur, ignorierte das Nick mich immer noch nicht mochte, mich loswerden wollte und sank in den nächsten Fiebertraum.
„Johnny.“ Müde schlug ich die Augen auf. Nick saß auf dem Bett und sah ruhig auf mich runter. „Ich bin einkaufen. Ich denke mal das ich in einer Stunde wieder da bin.“ Gähnend richtete ich mich auf.
„Ich komme mit.“ Argwöhnisch musterte er mich.
„Warum willst du mit?“
„Ich habe Hunger.“
„Ich kann dir was mitbringen.“
„Geht schon. Ich will nicht wissen mit was du alles ankommst.“ Wacklig stand ich auf, ignorierte sein abfälliges Schnauben und lief ins Badezimmer. Trotz der schwachen Beine, fühlte ich mich wesentlich besser als Gestern. Nachdem ich den Schweiß des vergangenen Nacht abgewaschen hatte, schlang ich ein Handtuch um meine Hüfte und lief schnell zurück. Nick saß immer noch genau da, wo ich ihn verlassen hatte.
„Ich bin so gut wie fertig!“ Grade als ich an ihm vorbei gehen wollte, hielt er mich mit einem festem Griff am Arm ab. Seine andere Hand wanderte auf meine Stirn. Besorgt runzelte er seine Stirn und fuhr mit der Hand dann weiter runter. Erstaunt blickte ich auf.
„Also an meiner Wange merkt man aber nicht ob ich noch Fieber habe.“ Ruckartig wurde die Hand wieder weggezogen und Nick sah beinahe verlegen zur Seite.
„Du hast glaub ich immer noch ein bisschen Fieber. Du bleibst hier!“ Protestierend öffnete ich den Mund, schloss ihn aber sofort wieder als ich seinem Blick begegnete.
„Kluge Entscheidung!“ Arrogant zog er eine Augenbraue hoch und ließ mich endlich los. Betrübt rieb ich mir meinen schmerzenden Arm. So nett er die letzten Tage auch zu mir war, ich glaube die Zeit ist vorbei. Außerdem sollte er unbedingt lernen das meine Schmerzgrenze nicht grade die höchste ist!
„Was soll das?“ Zischend wich ich einen Schritt nach hinten.
„Was?“ Unschuldig lächelte er und deutete dann auf das große Bett.
„Los, geh wieder ins Bett!“ Ich muss zugeben das es gemütlich aussieht, aber nein!
„Vergiss es! Du kannst mich nicht immer nach deiner Laune herum schubsen! Macht dir das eigentlich Spaß oder warum lässt du deine schlechte Laune immer an mir aus?“ Wütend glich er den Schritt wieder aus, griff erneut nach meinem Oberarm und zog mich mit einem kräftigen Ruck an sich heran. Erschrocken schrie ich auf und landete unsanft an seiner Brust. Vorsichtig sah ich hoch und wurde sofort nieder gestarrt.
„Ich kümmere mich die ganze Zeit um dich und das ist dein Dank? Ist das dein Ernst? Anstatt einfach mal Danke zu sagen oder wenigstens ein kleines bisschen Dankbarkeit zu zeigen? Weißt du, ich wollte wirklich niemanden mit in meinem Zimmer haben und nur weil du krank warst habe ich es zugelassen, aber ich hab' da jetzt keine Lust mehr drauf!“ Schwankend griff ich nach seinem Arm um mich ab zu stützen, ganz so sicher war ich wohl doch noch nicht auf den Beinen. Während er sich immer weiter in Rage redete sah ich nur ängstlich zu ihm hoch. Ja, verdammt ich war ihm dankbar. Sehr sogar. Ich glaub nicht das ich mich an irgendeine Situation erinnern kann, in der jemand für mich da war, als ich krank war. Auch wenn seine Art nicht grade die mitfühlendeste war, wenigstens hat er es versucht. Das ist ehrlich gesagt mehr als ich erwartete hatte.
„Dir sollten mal richtig Manieren beigebracht werden! Ich weiß ja nicht was dein Vater all die Jahre gemacht hat, aber richtig kann es ja nicht gewesen sein!“ Getroffen zuckte ich zurück und senkte meinen Kopf. Grob umfasste er meine Arme und rüttelte mich durch. Keuchend klammerte ich mich an ihm fest und betete das der Schwindel bald verschwinden würde. Grob rüttelte er weiter und ließ Sterne um meinen Kopf schwirrten. Letztendlich schien er es auch zu bemerken, denn er hörte fluchend auf.
„Siehst du was ich meine? Du bist fit auf den Beinen? Das ich nicht Lache! Du bist sogar zu blöd auf deine eigene Gesundheit zu achten! Kannst du eigentlich irgendetwas oder muss ich alles alleine machen? Das ist einfach nur erbärmlich!“ Tränen drückten gegen meine Lider und wollten nach Draußen. Fest presste ich meine Augen zusammen und löste sachte seinen Griff. Verwirrt ließ er mich gewähren.
„Tut mir Leid. Ich wollte mich auch noch bedanken.“ Tief holte ich Luft und sah zu ihm hoch. „Danke.“ Getroffen sah er mich an, ehe sein Blick schuldbewusst wurde. Bestimmt sah er auch das ich kurz davor war zu heulen. Peinlich! Welcher Kerl heult denn schon? Richtige auf jeden Fall nicht! Ehe der Damm brach, wich ich einen Schritt zurück, nuschelte noch ein leises, ersticktes „Danke“ und schwankte schnell aus dem Raum. Ließ den verdutzt blickenden Nick hinter mir und lief, mit nassen Augen zur Terrasse. An der Wand kauerte ich mich zusammen und schlang meine Arme um die Beine. Ich weiß ja noch nicht mal genau warum ich so übertrieben reagiere! Vielleicht weil ich einfach meine Ruhe will? Kräfte zerrend ist so etwas. Und von denen habe ich in letzter Zeit echt nicht genügend. Wütend wischte ich mir über die Wange. Wegen was heule ich jetzt hier rum? Weil Nick mich erbärmlich genannt hat? Weil er mich eigentlich durchgängig beschimpft? Weil ich weiß das er eigentlich Recht hat? Seufzend legte ich den Kopf auf meine Knie. Nein, nicht deswegen. Nachdenklich betrachtete ich mein nacktes Knie. Ich sollte es mir einfach eingestehen. Er mag mich nicht! Er war nur nett weil ich krank war und da hat er sich wahrscheinlich auch zusammen gerissen, um nicht angewidert auszusehen. Zitternd rubbelte ich meine Arme. Nur im Handtuch raus zu rennen, war wahrscheinlich auch nicht die durchdachteste Idee. Aber rein würde ich ganz sicher nicht mehr gehen! Er hasst mich einfach. Erneut traten Tränen aus meinen Augen. Beschämt wischte ich sie weg und quiekte direkt darauf erschrocken auf, als sich eine warme Wolldecke um meine Schultern legte. Mit einem entschuldigenden Blick sah er zu mir runter, ehe er sich neben mir an der Wand runter gleiten ließ. Stumm sah ich an ihm vorbei und wischte verstohlen den Rest der lächerlichen Tränen von meinen Wangen. Offen musterte er mich dabei, blieb aber weiterhin stumm. Nach einer Weile hielt ich es nicht mehr aus.
„Was willst du noch? Kannst du bitte gehen?“ Ruhig erwiderte er meinen Blick, ehe er ihn über den Garten schweifen ließ.
„Ich..“ Er verstummt wieder, schien sich zu sammeln.
„Ich wusste nicht was ich machen soll. Du hast die ganze Zeit geweint, nach deine Mutter gerufen.“ Schluckend sah ich ihn an. Redet er von meinen Träumen? Kurz darauf bestätigte er es mir.
„Du warst so sehr in deinen Träumen gefangen. Ich...“ Unruhig fuhr er sich durch die Haare.
„Dein Fieber ist noch weiter gestiegen und ich wusste nicht mehr was ich machen soll. Ich war kurz davor einen Krankenwagen zu rufen, ich hab' dir nochmal Wadenwickel gemacht und dann ist es Gott sei Dank gesunken. Ich war nur so überrascht und erleichtert das es dir Heute Morgen so gut geht und...“ Wieder brach er ab und sah mich entschuldigend an.
„Es tut mit echt leid. Ich hab' das ganz sicher nicht so gemeint, ich war einfach erleichtert. Fast die ganze Nacht warst du unruhig und dann wolltest du mit einkaufen und du bist noch nicht hundertprozentig fit! Da sieht man dir an!“ Erst jetzt fielen mir die dunklen Ringe unter seinen Augen auf. Verzagt räusperte ich mich.
„Ist schon in Ordnung. Ich … ähmm … warst du die ganze Zeit wach?“ Verblüfft bemerkte ich sein Nicken.
„Dann Danke!“ Achselzuckend stand er auf und hielt mir die Hand hin. Ich haderte einen Moment, ehe ich sie ergriff und vorsichtig hochgezogen wurde. Stumm gingen wir wieder ins Haus. Nick in die Küche und ich zog mir schnell eine Boxer und wieder das Shirt von Nick an. Jetzt weiß ich auch warum Nick gestern meine Klamotten nicht gefunden hat. Weil sie nicht hier sind! Grade als ich in die Küche ging wurde ich wieder raus- und in Nick's Zimmer rein geschoben. Widerstandslos ließ ich mich aufs Bett bugsieren und schluckte die widerlichen Tabletten und Grummeln runter. Eine peinliche Stille entstand, ehe sich Nick, wieder mit dem Laptop bewaffnet, neben mich sinken ließ. „Wie schaut es aus? Film Tag? Du musst schließlich ausnutzen in meinem Bett liegen zu können, denn wenn du wieder fit bist, nimmt die Badewanne dich gerne wieder zurück.“ Grinsend lehnte er sich an das Gestell und hielt auffordernd die Decke hoch.
„Wie sieht's aus? Iron man?“ Grinsend kroch ich unter die Decke und nickte stumm. Mit verheultem Gesicht in Nick's Bett liegen und einen 'Filmtag' machen, immerhin ein Fortschritt, oder?
Liebes Tagebuch,
Kann er sich mal entscheiden? Arschloch oder nett. Beides geht nicht!
Johnny.
Der Tag verlief ruhig. Nach dem ersten Film, schlief ich eine Runde, während Nick für den weiteren Tag einkaufen war. Und ich muss sagen, ein Filmabend, oder besser gesagt Filmtag, mit Nick hat schon seine guten Seiten. Besonders wenn man immer noch nicht allzu fit ist. Eigentlich kann ich mir sogar gar nichts besseres vorstellen. Entgegengesetzt meiner Meinung, hat Nick einen richtigen Sinn für Humor. Nicht nur einmal saß ich nach Luft ringend auf dem Bett, weil ein neuer Kommentar von ihm dazu gegeben wurde.
„Was sagst du?“ Gähnend schielte ich zu der DVD Sammlung.
„Hast du Herr der Ringe da?“ Wortlos stand Nick auf und kurz darauf flogen mir alle drei Teile in den Schoß.
„Hast du da denn Lust drauf?“ Nichtssagend zuckte er mit den Schultern.
„Okay, worauf hast du denn Lust?“ Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
„Star Wars.“ Stöhnend ließ ich mich nach hinten fallen.
„Vergiss es. Ich hasse Star Wars. Die Effekte sind schlecht und die ganz Story ist auch für den Müll.“ Empört sah er mich an. „Star Wars ist das beste was je gedreht wurde. Da gegen ist Fast and the Furious und der ganze Rest Müll gegen.“ Jetzt war ich an der Reihe empört zu gucken.
„Du hast grade nicht ernsthaft Fast and the Furious mit Star Wars verglichen? Okay, ich muss sagen der
„Ich bin dein Vater“-Spruch ist nicht schlecht, aber das ist auch das einzig gute daran! Die sehen noch nicht mal gut aus. Ich meine hast du dir mal Vin Diesel angeguckt? Der sieht gut aus.“ Verwirrt erwiderte Nick meinen Blick.
„Ähm nein, habe ich nicht“, meinte er und zog bedeutend eine Augenbraue hoch. Als mir klar wurde was ich grade gesagt hatte, wurde ich sofort rot.
„Also, ich meine das... das hat mal eine Freundin zu mir gesagt.“ Räuspernd drehte ich mich wieder zu den DVDs.
„Wie wäre es mit Riddick?“
„Weil da Vin Diesel mitspielt?“ Die Augenbraue wanderte womöglich noch höher.
„Ich … nein, der Film ist gut.“ Unruhig wich ich seinem Blick aus, bis auf einmal eine große Hand mein Kinn umfasste und es grob in seine Richtung drehte.
„Ich habe es mir ja schon vorher gedacht, dass du schwul bist, aber ganz sicher war ich es nicht,“ sprach er grade heraus.
„Also, bist du schwul oder nicht? Ich meine so richtig schwul? Du lässt dich in den Arsch ficken?“ Mit großen Augen sah ich ihn an und drängte seine Hand zur Seite.
„Und was wäre wenn?“ Wütend funkelte ich ihn an. Der Effekt ging leider verloren, als ich kurz darauf niesen musste.
„Gesundheit.“
„Danke. Also?“
„Ich denke ich habe dich zuerst gefragt.“ Als ich aufstehen und weggehen wollte, schloss sich seine Hand um meinen Arm und zog mich grob zurück.
„Hier geblieben. Antworte jetzt!“
„Ja, ich bin schwul! Kannst ja gerne zu meinem Vater gehen und ihm erzählen das er eine Schwuchtel als Sohn hat, tja, nur leider weiß er das schon! Oder falls du mich jetzt wie scheiße behandeln willst, kann ich dich auch beruhigen. Das tust du so oder so schon. Und bevor du auf irgendwelche komischen Gedanken kommst, nein ich stehe nicht auf dich und ich werde dich auch ganz sicher nicht begrabbeln!“, redete ich mich in Rage. Wütend funkelte ich ihn an.
„Was grinst du jetzt so scheiße?“ Heftig atmete ich ein, schüttelte seine Hand ab und stand auf. „Ich wusste das es hier scheiße wird, ich hätte einfach mal zu Hause bleiben sollen!“
Mit großen Schritten lief ich zur Tür, vernahm grade noch das leise Fluchen, als ich sie hinter mir zu warf. Kaum das ich im Wohnzimmer stand wurde ich noch wütender. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht kam mir mein Vater entgegen.
„Wo ist mein Hund?“ Unsicher blieb er stehen als er mich sah. So wütend war ich schon lange nicht mehr und vor allem ließ ich sie so gut wie nie an meinem Vater aus.
„Wo ist mein verdammter Hund! Bist du eigentlich von allen Geistern verlassen? Du kannst nicht einfach meinen Hund mitnehmen ohne zu fragen! Es ist mein Hund. Meiner! Nicht deiner! Also frag vorher. Oder lass es lieber gleich, denn meine Antwort wird nein sein!“ Überrascht sah er mich an.
„Was ist denn mit dir los? Rede in einem normalen Ton mit mir Johnny.“
„WO IST MEIN VERDAMMTER HUND?“, schrie ich aus voller Seele und nieste direkt darauf. „Gesundheit“, ertönte es gleichzeitig von meinem Vater und Nick, welcher grade auch ins Wohnzimmer kam.
„Wünscht mir nicht Gesundheit wenn ich wütend auf euch bin!“ Verzweifelt fuhr ich mir durchs Haar.
„Also wo ist er? Wo verdammt nochmal ist Sammy?“ Schneller als mein Vater antworten konnte, sprang mir ein Fellball in die Arme. Bellend sprang er an mir hoch und ausnahmsweise erlaubte ich es ihm und knuddelte ihn kurz. Dann wand ich mich an Kristin, die mit Sammy zusammen zu uns gestoßen war.
„Genau das selbe gilt für dich! Finger weg von meinem Hund!“
Entrüstet sah mein Vater mich an.
„Johnny! Entschuldige dich auf der Stelle bei Kristin!“ Ich warf ihm einen 'ich denke nicht mal daran' Blick zu und lief ohne ein weiteres Wort in den Flur, zog mir Schuhe und eine Jacke über das dünne Shirt. Dann stopfte ich mir schnell noch Haustürschlüssel und Portemonnaie in die Jackentasche und lief dann so, in Boxershorts nach Draußen. Hechelnd folgte Sammy mir.
Ohne Leine sprang er um mich herum und freute sich scheinbar mich wieder zu sehen. Eine gute Viertelstunde lief ich blind durch die Gegend in Gedanken versunken. Sammy, immer noch voller Energie, lief durch die Gegend, schnüffelte mal hier, mal da. Ruhig rief ich ihn zu mir. Mit einem kleinen Lächeln ging ich in die Hocke und strich ihm durch das weiche Fell.
„Alles klar bei dir Sammy? Du fandest das auch ganz schrecklich, nicht? Bestimmt sind sie nicht mal richtig mit dir Draußen gewesen. Wahrscheinlich haben sie dich einfach vergessen. Diese Schweine! Das ist nicht die neue Umgebung hier, nein! Sie waren gemein zu dir. Ich verstehe dich, zu mir sind sie es auch.“ Winselnd warf er sich auf den Rücken und ich krauelte ihn sanft am Bauch. Ein leises Lachen ließ mich auffahren.
„Wie ich sehe weiß er immer noch genau was er will.“
„David!“
„Hey Kleiner!“ Lachend schloss er mich in seine Arme. Unsicher stand ich da, erwiderte dann aber seine Umarmung. Schließlich ließ er los und strahlte mich an.
„Was machst du hier?“, wollte ich wissen und erntete ein Lachen.
„Wohnen“; kam die schlichte Antwort. Mit dem Kopf nickte er auf das Haus auf der anderen Straßenseite.
„Echt? Hier wohnst du?
Das ist ja echt nicht weit. Ich bin grade mal eine Viertelstunde gelaufen!“
„Und wie es aussieht bist du ungeplant aufgebrochen? Oder hast du dir nur vergessen eine Hose anzuziehen?“ Errötend sah ich an mir runter.
„Ich... Das ist eine lange Geschichte“, meinte ich verlegen.
„Ich habe Zeit.“ Zweifelnd sah ich ihn an.
„Ich denke nicht das dich das interessiert, ich hab' mich nur mit meinem Dad und Nick gestritten.“ Dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und fragte ihn ob er noch eine Runde mitlaufen möchte. Erleichtert nahm ich das Nicken war. Wir liefen eine Weile, redeten über dies und das und kamen schließlich wieder bei ihm zu Hause an.
„Willst du schon nach Hause?“ Genervt schüttelte ich den Kopf.
„Ich will da gar nicht mehr hin.“
„Gut, dann kommst du mit zu mir!“ Entschlossen zog er mich am Arm zur Haustür, schloss auf und lief direkt in ein Zimmer. Neugierig folgte ich ihm. Auf dem Bett sitzend sah er mich an. „Cooles Zimmer“, meinte ich erstaunt und sah mich um. So ziemlich alles in diesem Raum war, nun ja, anders. Nichts passte zu einander, das Bett war aus hellem Holz und sah so ziemlich neu aus. Der Rest des Zimmer eher weniger.
Auf dem Schreibtisch stapelten sich Bücher, die Wände waren weiß gestrichen und auf einer Seite wurde mit roter Farbe gezeichnet. Bewundernd blieb ich davor stehen. Es bestand eigentlich nur aus Mustern, sah aber trotzdem richtig gut aus.
„Wer hat das gezeichnet?“, fragte ich bewundernd. Als ich keine Antwort erhielt, drehte ich mich um. David schien sichtlich mit sich zu ringen.
„Mein Bruder“, brachte er schließlich heraus. Ein ungutes Gefühl beschlich mich.
„Was ist mit ihm?“
„Autounfall“, meinte er leise und stand dann abrupt auf. „Gott, wenn ich mir vorstelle Nick als Bruder zu haben“, meinte er lachend, aber es klang falsch in meinen Ohren. Ohne darauf einzugehen schlang ich meine Arme um ihn.
„Tut mir Leid, dass mit deinem Bruder.“ Steif stand er da, ehe er sich einen Ruck gab um seine Arme fest um mich schlang. Sein Gesicht vergrub er in meinen Haaren. Mehrere Minuten standen wir so da, ehe er sich langsam von mir löste.
„Tut mir Leid, normaler Weise bin ich nicht so. Vor allem nicht bei Leuten die ich kaum kenne.“ Empört schlug ich ihm gegen den Arm.
„Aber du kennst mich und wir sind Freunde! … Also das dachte ich jedenfalls.“ Unsicher sah ich ihn an. Lächelnd strubbelte er mir durch die Haare.
„Sind wir. Was ist eigentlich letztes Mal passiert? Ich denke mal Nick ist wieder runtergekommen?“, wechselte er abrupt das Thema. Seufzend ließ ich mich auf das Bett fallen.
„Ja, ist er. Man sieht es immer noch“, meinte ich und deutete auf mein Kinn. „Du hast ihn ganz schön getroffen.“
„Er hat es verdient“, antwortete David grummelnd. Zustimmend nickte ich. Hatte er wirklich. „Gesundheit“, kam es lachend von ihm als ich nieste.
„So ganz fit bin ich wohl immer noch nicht." Auf dem Spaziergang hatte ich ihm davon erzählt das ich krank war wie komisch Nick sich verhalten hatte. Oder besser gesagt wie anders.
„Wie wäre es wenn wir den DVD Abend einfach fortsetzen? Ich habe ein paar gute DVDs hier und um ehrlich zu sein habe ich nicht wirklich groß Lust irgendwas zu machen wo man sich bewegen muss.“ Lachend rutschte ich zur Seite und er schwang sich zu mir aufs Bett.
„Einverstanden. Aber kein Star Wars.“ Ein angeekelter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Wer guckt denn bitte so eine Scheiße?“
Editing: Ein riesen großes Dank an meine Betas!
Publication Date: 11-04-2013
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