Kapitel 1
Mein Name ist Lynn Conor. Neben der Uni ist es mein Job, verschiedenen Dämonen, die aus der Reihe tanzen, mächtig in den Arsch zu treten. Für gewöhnlich gelingt mir das auch ganz gut, aber es gibt nun mal auch schwierigere Fälle. So wie meinen jetzigen: Ein zu attraktiv geratener Vampir, der jede Gelegenheit dazu ausnutzt, eine Frau aufzureißen, im doppelten Sinne.
Die Bars in Virginia waren seit einigen Monaten auch nicht mehr, was sie mal waren. Sie waren übersäht von Dämonen. Wenn es eins gab, das mich noch mehr anwiderte, als ein Dämon, der sich nicht an die Regeln hielt, war es eindeutig ein Dämon, der nach Rauch und Alkohol stank – und sich dementsprechend noch unwiderstehlicher verhielt.
Ich fragte mich allmählig, ob der vermeindliche Vampir heute noch hier auftauchen würde. Dabei sah ich in mein Portemornai und stellte fest, dass der letzte Drink wohl einer zu viel war. Als der Barkeeper mich nach dem Geld fragte, setzte ich einen fragenden Blick auf und begann mein letztes Kleingeld zu zählen. Darauf sagte eine charmante Stimme: „Das geht auf mich“. Er rettete mir den Arsch.
„Vielen Dank-“, begann ich, als mir bewusst wurde, wer mir da gerade die Drinks spendierte.
Lian Soal. Der Vampir. Er sah wirklich gut aus von nahem betrachtet, so viel musste man ihm lassen. Aber das würde mich nicht so schnell schwach werden lassen. Laut Gerüchten war er ein gesuchter Verbrecher, der sich die Frauen auf seine charmante Weise bezirzste und dann zur Ader ließ, noch ehe sie davon Wind bekamen.Seine hellblauen Augen hatten immernoch diesen verführerischen Blick in sich, obwohl ich ihn nun schon einige Sekunden verdutzt anstarrte. Tief schwarze Locken fielen in sein blasses, markantes Gesicht.
„Hallo Schönheit“, sagte der Vampir.
„Hey“, antwortete ich beiläufig.
„Du bist öfter hier, nicht wahr?“, fragte Soal mit etwas stechendem in seinem Blick.
„Warum fragst du?“, entgegnete ich ihm.
„Nunja, es darf einem doch ungewöhnlich erscheinen, eine so schöne Frau öfter allein in einer Bar wie diesen gesehen zu haben oder?“, sagte er und sah mir dabei tief in die Augen. Zu tief. Ich beschloss, darauf einzugehen. Er hielt mich offensichtlich für sein nächstes Opfer. Umso besser, so würde er mir direkt ins Netz springen, dachte ich.
„Was hälst du davon, wenn wir beide woanders hingehen?“, versuchte ich auf verführerische Weise zu fragen.
„Hm, warum nicht“, stimmte er zu.
Ich griff ihn am Handgelenk und zog ihn mit nach draußen, in eine verlassene Gasse. Zeugen konnte ich bei meiner Arbeit absolut nicht gebrauchen. Das Kopfgeld, das ich für ihn bekommen würde, konnte ich beinahe schon riechen.Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein würde. In der Ecke der Gasse angekommen drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen, dabei holte ich eine besonders angefertigte Schnur aus meiner Jeans, die ihn, sobald sie seine Hände umschloss, für einige Zeit außer Gefecht setzen würde. Er verstärkte den Kuss und drückte mich an die Wand. Gott, roch er gut, aber ich durfte mich davon jetzt nicht ablenken lassen. Ich wollte gerade nach der Schnur greifen, als er den Kuss mit mal unterbrach und mir in die Augen sah. Er lächelte. Warum zur Hölle lächelte er gerade jetzt so unglaublich hinreißend? Erst dann bemerkte ich, dass die Schnur nicht mehr in meinen Händen lag.
„Suchst du das hier, kleiner Halbling?“, fragte er noch immer mit diesem hinreißendem Lächeln im Gesicht. Griff er nach meinen Handgelenken und band die silberne Schnur um sie.
„Ich-“, stotterte ich. Scheiße, verdammt. Ich versuchte seinen Griff zu lösen, doch durch die Schnur verließ mich meine Kraft immer mehr.
„Woher weißt du von mir?“, fragte ich aufgebracht.
„Die kleine Lynn. So zart, so niedlich, aber lass dich nicht davon täuschen, denn sie ist so zäh wie sie schön ist.“, zitierte er.
„Du bist im gesamten Bezirk bekannt.“
„Das ist nicht wahr“, rief ich.
Kaum einer kannte mich hier, denn wer mich kannte, wurde so schnell es ging zurück in die Hölle geschickt. Woher wusste er also etwas über mich?
Publication Date: 01-12-2013
All Rights Reserved