Vielen Dank!
Sie haben sich dafür entschieden diesen Band zu kaufen und einen Blick in die Vergangenheit von Gimini Intercorbs zu werfen.
Wie Sie bereits wissen ist es auch als Master wichtig, sich über die geschichtlichen Hintergründe ihres Arbeitgebers zu informieren.
Auf diese Weise gelangen Sie an neues Wissen, dass Ihnen bei den aufgetragenen Missionen helfen kann. Vielleicht hilft es Ihnen sogar in
Zukunft als Metor die nächste Generation an Mastern anzuleiten.
Darum wünschen wir ihnen viel Spaß bei der Reise in die Vergangenheit und hoffen, dass Sie einige neue Erkenntnisse gewinnen können die
Sie stärken und auf die Zukunft vorbeireiten können.
Viel Erfolg wünscht Ihnen
Gimini Inernational Coorperation
Lektion 2: die Entstehung von Gimini International Cooperation
Kapitel 1 - die Entstehungsgeschichte
1.1 - die Gründung
1.2 - die ersten Jahre
1.3 - der Ausbau
1.4 - der Aufstieg
1.5 - der Höhenflug
1.6 - die Lektion
Kapitel 2 - der Wiederaufbau
2.1 - der Neustart
2.2 - neue Pläne
In diesem Band erfahren sie alle wichtigen geschichtlichen
Eckdaten die zur Entwicklung des heutigen
Gemini Inernational Cooperation geführt haben.
Mit Hilfe der Hintergrundinformationen
wollen wir Ihnen zeigen, wie wichtig es ist sich stets mit
der Zeit weiter zu entwickeln. Wir hoffen, dass sie aus den
vergangen Fehlern genauso lernen wie wir es getan haben.
Auf diese Weise steht Ihrer Arbeit als Master nichts im Wege.
Wir halten uns bei den Berichten dabei an die wichtigsten
historischen Ereignissen.
Sollten sie Fragen zu den einzelnen Kapiteln haben, können
Sie sich jederzeit an ihren Mentor oder einen eingetragenen
Historiker wenden.
Kapitel 1.1 – die Gründung
„Das erste Labor von Gimini International Cooperation
wurde 1936 von Lucian Blackthrone, Magdalena Ashtray
und Xavier Gillian gegründet.
Professor Gillian gelang damals der Durchbruch und die
erfolgreiche Züchtung einer neuen Spezies. Durch diese
Erfindung eröffneten sich ein bis dahin verschlossener Weg,
um den Frieden in unserem Land sicherzustellen. Lucian
Blackthrone unterstütze das Genie von Professor Gillian
mit den nötigen finanziellen Mitteln und Frau Ashtray
entwickelte als bekannte Tierpsychologin den ersten
Trainingsplan für die Bestien.“
Sophie
Meine Finger fliegen über die Tastatur. Der dumpfe Schmerz in meinem Kopf scheint den Rhythmus begleiten zu wollen. Es dauert nicht mehr lange und ich muss eine Tablette nehmen, um diesem Konzert ein Ende zu bereiten.
Es ist erst einen Tag her, dass sich alle Mitglieder des geheimen Rates zusammen gesetzt haben. So haben wir uns genannt: Der geheime Rat.
Es klingt für meinen Geschmack ziemlich lächerlich, doch irgendwie passt er auch.
Der geheime Rat besteht vorwiegend aus Ratsmitgliedern die die gleiche Ansicht wie Tamara Morel teilen. Eine junge Frau, die wie aus dem Nichts aufgetaucht ist, eine Bestie gebändigt hat, die als extrem gefährlich und unbezähmbar galt und unsere Glaubensvorstellung auf den Kopf gestellt hat. Sie hat etwas an sich, dass einen zum Nachdenken anregt. Außerdem ist sie die einzige Nachfahrin eines ehemaligen Ratsmitgliedes, dass sich schon seit ihrem Beitritt für die Rechte der Bestien interessiert hat: Rosalinde Blum. Sie war ein Mitglied des Bestiengremiums, das zu der damaligen Zeit für viel Aufregung gesorgt hatte.
Nun möchte auch Tamara den Bestien zur Seite stehen, ihnen mehr Freiheiten einräumen und dafür kämpfen, dass sie nicht nur als Werkzeuge dienen, sondern, dass sie auch Rechte wie wir Menschen erhalten.
Ich war am Anfang skeptisch, ob Tamara dieser Aufgabe gewachsen ist. Immerhin ist sie in einem komplett anderen Umfeld aufgewachsen. Doch ihr Mut und ihre Entschlossenheit haben mich vom Gegenteil überzeugt. Sie kann sich in die Bestien hineindenken, ist ihnen gegenüber regelrecht empathisch. Diese Einstellung hat mich wach gerüttelt. Wenn eine Außenstehende das offensichtliche erkennt ist es mir fast unangenehm, dass es uns, den Schöpfern der Bestien, nicht gelungen ist.
Jetzt bin ich mir sicher, dass Tamara die Richtige für diesen Job ist.
Und nicht nur ich glaube daran. Es haben sich auch andere Mitglieder von Gimini Intercorbs gefunden, die sie unterstützten wollen. So zum Beispiel die Ratsherrin Sumi Hikari, die zeitgleich die Aufgabe der Mentorin für Tamara übernommen hat.
Morgen ist es soweit. Morgen soll ein Treffen des Rates stattfinden um Tamara endgültig in den Rat aufzunehmen. Danach ist sie die offizielle Ratsherrin von Deutschland. Das wäre der erste Schritt in die Richtige Richtung.
Ein Seufzer entweicht meinen Lippen.
Doch vorher muss ich ein anderes Problem angehen.
Diese verflixte Anomalie raubt mir aber auch wirklich noch den letzten Nerv! Seit drei Monaten versuche ich bereits den Virus zu neutralisieren der langsam, aber sicher unsere Bestien auslöscht.
Zwar gibt es noch keinen Patienten in meinem Labor, aber bei einigen bekannten Kollegen im Ausland droht der Virus ihre gesamten Experimente zu vernichten. Er zerstört in wenigen Wochen die jahrelange Arbeit.
Falsch! Nicht Experimente, sondern Bestien.
Tamara hat mich gelehrt hinter die veralteten Kulissen zu blicken. So konnte ich endlich erkennen, dass die „Experimente“ und die „Waffen“ in Wahrheit fühlende und denkende Lebewesen sind.
Ich könnte meiner vergangenen Sophie einen Tritt verpassen. Wie dämlich und naiv ich doch war.
Ich seufze.
Schon wieder.
Während ich mir den genetischen Code einer meiner Fischdivas ansehe kommt mir eine Idee. Die Divas habe ich erschaffen, um verseuchte Gewässer zu reinigen und die Ansiedlung neuer Pflanzen und Tiere zu ermöglichen.
Bisher sieht alles erfolgversprechend aus. Vor 3 Wochen ist es mir gelungen die Legionellen anzusiedeln und sie erfolgreich durch Diva Nr. 4 innerhalb von 24 Stunden zu neutralisiert. Ursprünglich war es nie geplant gewesen Viren zu zerstören, die Menschen befallen könnten.
Vielleicht kann ich ja auch den Bestienvirus mit ihnen bekämpfen?
Genau! Du bist ein Genie Sophie!
Meine Finger verschwimmen in Lichtgeschwindigkeit auf der Tastatur und versuchen meine Gedanken in meinem Programm auszutesten. Es dauert nicht lange und ich habe alles eingeben, um eine virtuelle Simulation zu starten.
Bis das Ergebnis fest steht dauert es leider noch eine Stunde. Aber vorerst reicht mir der neue Gedankengang, auch wenn das Ergebnis nicht gleich die Lösung für unser Problem ist. Wer weiß, vielleicht ergibt sich daraus ein neuer Lösungsansatz.
Ein lauter Knall zerstört meine Konzentration.
Was zum Henker....
Fluchend sehe ich mich um. Doch ich kann nichts erkennen, was diesen Lärm verursacht haben könnte.
„Professor Gillian folgen sie mir!“, brüllt mich eine fremde Stimme an.
Ich drehe mich um und ein Soldat, dessen Gesicht ich noch nie zuvor gesehen habe, sieht mich an. Wie ist er in mein Labor gekommen? Wie konnte er die Sicherheitsmechanismen umgehen?
Instinktiv ergreife ich die Flucht. Meine Schuhe klatschen über die weißen Fließen und mein Kittel weht hinter mir her.
Jetzt danke ich meinem Personaltrainer für seine Folterstunden und kann, ohne groß aus der Puste zu geraten, in meinem Tankraum flüchten.
Schnell gebe ich den Sicherheitscode ein und schon schließt sich die Tür. Was wollen die hier?
Ich aktiviere den Notalarm, doch fast zeitgleich geht das Licht aus. Die Stromzufuhr wurde abgeschaltet.
Mit hämmernden Herzen warte ich auf den Notstrom.
Eine Sekunde.
Zehn Sekunden.
Dreißig Sekunden.
Eine Minute.
Nichts passiert.
Mist.
Ich drehe mich um. Natürlich wurde auch der Strom für meine Wassertanks gekappt. Zum Glück brauchen meine Bestien kein Licht um zu überleben. Auch die Sauerstoffzufuhr wird durch die offene Konstruktion der einzelnen Tanks gesichert.
Allerdings gibt es da einen Tank der mir Sorgen bereitet.
Meine Füße sind wie angewurzelt. Was mache ich, wenn ER ausbricht?
Was wird ER mit mir machen?
Eine Gänsehaut überkommt mich.
Plötzlich geht die Tür in meinem Rücken auf. Mit einem kleinen Sprengsatz haben sie die dicken Scharniere gelöst, die eigentlich ihren Job beibehalten sollten. Doch diese Eindringlinge sind besser vorbereitet, als ich vermutet hatte. Haben die das schon öfter gemacht? Kurz muss ich an den Überfall in Schottland denken und den Rebellen die dort ihr Unwesen getrieben haben.
Doch dann holt mich das Geschehen vor meiner Nase wieder ein. Ein Mann der nach Schießpulver stinkt stellt sich genau vor mich. Mir entweicht ein lautes Quieken und schon wird mein Arm von einem Schraubstock umklammert.
Der fremde Soldat sieht mich finster an. Ich kann mich nicht mehr wehren und werde hinter ihm hergezogen.
Ich werfe einen flüchtigen Blick über die Schulter und ein unheilvolles Blitzen bestätigt meine Vermutung.
Oh ja.
ER hat bereits gemerkt, dass die Tore nun für ihn offen stehen. Jetzt kann ich nur noch dafür beten, dass seine Herrin hier irgendwo ist und ihn zu sich ruft.
Der Soldat schleift mich mit sich. Im straffen Schritt verlassen wir mein Labor und marschieren geradewegs auf den Verbindungsturm zu. Die Treppen winden sich ihren Weg nach oben und nach unten. Die sonst so kahlen weißen Wände sind bereit mit den ersten dunklen Flecken verdreckt. Ein Kampf um das Labor ist ausgebrochen und ich bin die Geisel des Feindes.
Na super, eine bessere Rolle hätte man mir auch nicht geben können, oder?
Die Tür steht weit offen und ein Ohrenbetäubendes Summen verstärkt meine Panik.
Was passiert hier? Gestern Abend haben wir noch alle zusammen gesessen und über die Wahl von Tamara zum Ratsmitglied gesprochen. Und nun das?
Das kann kein Zufall sein.
Mein Herz hämmert wie wild und versorgt jede Faser in meinem Körper mit Adrenalin.
Ein lauter Schrei.
Schüsse.
Ein Brüllen.
„LIAM!!“
Tamara! Ich bin erleichtert sie zu hören. Caleb sollte demnach auch nicht weit sein.
Als wir endlich beim Geschehen ankommen traue ich meinen Augen nicht.
Blut.
So viel Blut.
Und Schwärme von Insektenbestien.
So etwas habe ich noch nie gesehen.
Der Abgriff der Killerwespen im alten Labor war nichts dagegen.
Heuschrecken, riesige Käfer, kleine Maden.
Überall wimmelt es nur von diesen Kreaturen. Sie greifen alles an. Sie rotten sich in Gruppen zusammen um die Soldaten zu töten. Überball sehe ich Leichen von unseren Bestien herum liegen. Sie scheinen keine Chance zu haben.
Tränen steigen in mir auf.
Ist das unser Ende?
Meine Augen suchen nach Tamara und finden sie recht schnell. Ihr brauner Zopf schwingt im dämmrigen Licht der Abendsonne. Doch was ich sehe raubt mir den Atem.
Ihr Gesicht ist voller Tränen. Sie kauert neben einem übel zugerichteten Körper.
Markus. Ihr Cousin blutet stark und tränkt den Boden auf dem sie sitzt.
Und Liam hockt in seiner Bestiengestalt im Berserkermodus genau vor ihnen.
Mir wird übel. In seinem Maul hängt ein Arm. Ein Arm der an Markus Körper fehlt. Seine Augen glühen wie flüssiges Quecksilber. Drohend und mit ausgefahrenen Metallstacheln steht er vor seiner Beute.
Wird sich die Vergangenheit heute wiederholen?
Wird Liam, nein, XS-707-GP4 ein weiteres Mal ein Labor zerstören und seinen Master töten?
Die Galle steigt in mir immer höher.
Mein Blick sucht nach dem General, in der Hoffnung, dass er Tamara zur Hilfe eilt.
Noch bevor ich um Hilfe rufen kann, werde ich ruckartig weiter gezogen. Ich habe nicht die Kraft mich zu wehren.
Es ist alles verloren.
Einfach alles.
Wenn Liam tatsächlich Markus verletzt hat, was wird das dann mit Tamara machen? Sie liebt ihren Cousin wie einen Bruder. Immerhin haben sich die Beiden erst vor kurzen wieder gefunden.
Wird sie Liam jemals verzeihen können?
Wird sie Gimini Inercorbs verzeihen können sie in diesen Konflikt mit hinein gezogen zu haben?
Meine Gedanken kreisen.
Wie ein lebloser Sack werde ich hinter dem Soldaten her gezogen.
Ich bekomme kaum etwas mit. Aber eines entgeht meinem Verstand nicht.
Die Insekten greifen uns nicht an!
Erst als ich das Dröhnen des Hubschraubers wahrnehme, komme ich wieder zu mir. Die Türen stehen offen. Einige Soldaten empfangen uns mit ihren grimmigen Gesichtern. Im inneren des Hubschraubers kann ich meinen Onkel erkennen. Er trägt Handschellen und sieht verbittert aus. Also wollen sie auch ihn mitnehmen.
Nun macht sich das Adrenalin doch endlich bemerkbar. Ich kann mich nicht einfach so ergeben und wie ein braves Hündchen hinterher laufen!
Ich wehre mich mit einem lauten Kampfschrei und trete meinem Entführer gegen das Schienbein. Doch der scheint aus Metall zu bestehen. Mein Fuß schmerzt höllisch und ich komme mir vor wie ein Idiot.
Plötzlich kribbelt es in meinem Nacken und eine ungute Vorahnung überkommt mich. Ich drehe mich um.
ER.
SP-924.
Der Grund meiner ständigen Kopfschmerzen.
Doch dieses Mal bin ich froh ihn zu sehen.
SP stürmt an mir vorbei. Er zielt auf den Soldaten, der mich immer noch gefangen hält. Ein Lichtblitz erscheint und der Soldat sackt in sich zusammen.
Gott sei dank ist er so gut Trainiert.
Die anderen Soldaten erkennen sofort die neue Gefahr und erheben ihre Waffen. Ich greife nach dem Arm meines Retters und sehe ihn flehend an.
Seltsamerweise habe ich bereits vor Wochen festgestellt, dass wir keine Worte brauchen um uns zu verstehen.
SP nickt und schiebt mich mit seinem Rücken zur Tür. Dabei lässt er warnende Funken in Richtung der Soldaten schießen. Diese weichen zurück und lassen und ziehen.
Gott sei dank.
Das war leichter als gedacht.
Mit fliegenden Füßen mache ich mich wieder auf den Weg zum Verbindungsturm. Doch als wir ankommen ist von Tamara keine Spur zu finden.
Stattdessen werden wir von einem Schwarm Heuschrecken angegriffen. Leider sind sie um einiges größer als ihre genetischen Verwandten.
SP hat zum Glück keine Probleme sie zu beseitigen. Mit seinen Blitzen und Hieben kann er sie uns aus dem Weg räumen. Doch nun weiß ich nicht, wo wir hin sollen. Ratlos blicke ich mich um.
Die Wasserbestie bemerkt meine Zwickmühle und übernimmt die Führung. Wir gelangen recht problemlos in die unterste Etage. Zum Glück sind die Treppen hier frei von Ungeziefer. Wir rennen den langen Gang in Richtung Bewässerungsanlage und sofort weiß ich, wie wir hier rauskommen.
Ohne groß darüber nachzudenken springe ich in das Wasser, gefolgt von SP. Er packt mich an der Hüfte und gemeinsam verlassen wir das Gelände.
„Gimini Inercorbs hat es sich seit der Gründung
zum Ziel gemacht, die Menschen vor Katastrophen
der Natur oder des Krieges zu schützen. Mit diesem
Ziel vor Augen strebten die Gründer die Ausweitung
ihrer Experimente an.
Doch durch moralische und ethischen Diskrepanzen
war es anfänglich schwierig, den Einfluss von Gimini
Intercorbs zu sichern. Das war einer der Gründe, weshalb
sich das erste Labor für zehn Jahre im Verborgenen hielt.
Diese Zeit wurde genutzt, um die Bestien zu perfektionieren
und unter Professor Gillians Anleitung heran zu ziehen.“
Meine Lungen haben große Probleme mit dem wenigen Sauerstoff zurecht zu kommen, den sie hin und wieder an der Wasseroberfläche einfangen können.
Die Strömung ist stark.
Zu stark für meine schwachen Muskeln. Doch dank SP kommen wir gut voran.
Ich weiß nicht wie lange wir in dem kalten Wasser herumtreiben.
Aber irgendwann sind wir dann wohl draußen angekommen. Ich kenne mich mit dem Aufbau der Bewässerungsanlage nicht aus.
Darum weiß ich auch nicht wo wir gelandet sind. Ich bin einfach nur dankbar dafür endlich draußen zu sein.
Hustend kämpfe ich mich an den Rand des Stroms. Meine Finger graben sich mühselig in die lehmige Erde und können mich aus dem Wasser ziehen.
Ich lasse mich auf dem Boden fallen und atme die Nachtluft ein.
Mir ist kalt. Und ich habe nichts zum wechseln dabei. Außerdem bin ich Wissenschaftlerin und leider keine Überlebenskünstlerin.
Zwar kenne ich die Grundlagen des Campings, aber leider auch nur aus den Büchern, die während meiner Schulzeit zum Pflichtprogramm gehörten.
Wie sehr bereue ich es nun, dass ich mich nicht besser auf solche Notfälle vorbereitet habe. Aber wer hätte auch ahnen können, dass ich jemals aus meinem Labor fliehen muss??
Ich setzte mich langsam auf, da mein Körper wieder etwas mehr an Kraft getankt hat.
Mein Blick huscht über die Umgebung. Bäume, egal wohin ich sehe.
In der Ferne kann man einen hellen Schein ausmachen. Feuer. Flammen zucken in den Himmel und scheinen alles verschlingen zu wollen.
Scheinbar haben die Angreifer unser Labor zerstört.
Aber wer könnte so dreist sein uns derartig zu überrennen?
Blackthrone?
Nein wohl kaum. Er braucht es selbst noch. Und wenn ich mich recht erinnere, so glaube ich, dass ich ihn habe kämpfen sehen.
Ein Rascheln erweckt meine Aufmerksamkeit.
Stimmt da wäre ja noch das andere Problem.
SP sieht mich an. Ein funkeln in seinen Augen verrät mir seinen aufgewühlten mentalen Zustand.
Was mache ich jetzt nur mit ihm?
Wenn Silvana erfährt, dass er mich gerettet hat, anstatt zu ihr zu gehen, dann wird sie mich wohl dafür bestrafen.
Klar als ob ich etwas dafür kann.
Er springt elegant aus dem Wasser und kommt auf mich zu. Langsam und lauernd.
Mist.
Ich halte meine Hände nach oben.
„Stopp“, weise ich ihn an.
SP mustert meine Handflächen, dann grinst er.
Oh man. In letzter Zeit hat er so viel an Mimik dazugewonnen, das ich nicht mehr weiß wie das überhaupt sein kann.
Eigentlich ist der menschliche Anteil in seiner Zusammensetzung zu gering. Doch Tamara meinte, dass wir nie wissen können, wie sich das Gehirn entwickelt hat.
Ja und SP ist wohl das beste Beispiel dafür.
Ich seufze und lasse mich nach hinten fallen.
Was mache ich jetzt nur?
Ins Labor kann ich erst wieder zurück, wenn das Feuer gelöscht ist und die Angreifer abgezogen sind. Doch woher soll ich wissen, dass es wieder sicher ist?
Wenigstens weiß ich, dass ich sicher bin, solange SP in meiner Nähe bleibt. Ich hoffe, dass ich sicher bin.
Er ist gut ausgebildet und hat bisher alle Aufträge erfüllt. Eine so hohe Erfolgsrate gab es noch nie bei einer Bestie. Es ist schon erstaunlich wie intelligent er ist. Ja und wieder einmal verpasse ich mir eine Schelle. Wie konnte ich so dumm sein und die Zeichen nicht eher richtig deuten. Er ist zu intelligent. Fast so wie ein Mensch. Ach was sag ich da? Vielleicht noch intelligenter als ein Mensch.
Wenn ich ihm also den Auftrag gebe mich zu beschützen, dann wäre ich schon mal ein Problem los.
Es kommt nur noch darauf an, ob er kooperiert.
Ich sehe ihn an und er mustert mich immer noch stumm. Bleibt aber weg.
Ich fange langsam an heftig zu zittern.
„Mir ist kalt“, informiere ich die Bestie.
Er sollte mit der Kälte keine Probleme haben. Sein Amphibienblut sorgt dafür, dass er mit geringen Temperaturen gut zurecht kommt.
Doch ich bin nun mal ein Mensch.
Ein sehr empfindlicher Mensch.
Heute ist einer der Momente, an denen ich mir wünsche, dass ich eine Soldatin wäre. Wäre ich doch nur auf solch eine Situation vorbereitet worden.
Doch was bringt mir mein Verstand nun, wenn ich nicht mal in der Lage bin mir ein Feuer zu entzünden?
Zum Glück versteht mich SP perfekt. Ob er für Silvana wohl auch schon mal ein Feuer machen musste?
Es kommt Bewegung in die wilde Bestie. Er verschwindet kurz in dem Wald und kommt dann mit einer Hand voll Stöcke zurück. Er breitet sie auf dem Boden aus und beginnt ein Feuer zu entfachen. Gott wie menschlich kann eine Bestie nur sein?
Nach einigen Minuten kann ich mich an dem Feuer wärmen. Eigentlich sollte ich meine Kleidung ablegen und diese zum Trocknen an die Feuerstelle legen.
Eigentlich.
Aber mein Selbsterhaltungstrieb verbietet es mir halb nackt vor SP herum zu sitzen.
Die Blicke die er mir bereits zuwirft reichen mir aus, um mir zu zeigen, dass er wohl bald in die Balz kommen wird.
Die Balz ist die Zeit, in der männliche und weibliche Bestien aufgrund ihrer animalischen Instinkte ein geeignetes Partnerwesen suchen, um sich fortzupflanzen. Es ist seltsam, dass selbst nach so viel Genmanipulation, diese Instinkte nicht heraus gezüchtet werden konnten.
SP hat seit der Erreichung des Erwachsenenalters die Balz bisher dreimal durchlaufen. Immer zur gleichen Jahreszeit. Und jedes Jahr geht sie für mich nicht gut aus.
Ich kenne die Blicke, die Gesten und seine Verhaltensveränderung bereits zu gut. Immerhin musste ich sie studieren um mich zu schützen. Diese Tatsache habe ich bisher erfolgreich geheim halten können.
Wenn Silvana jemals davon erfahren würde …
Ich schlucke. Die Angst schnürt mir die Kehle zu.
Wenn er also in die Balz kommt, solange ich mich mit ihm hier draußen aufhalte, muss ich echt aufpassen. Gott wie sehr wünsche ich mir jetzt Tamara an meine Seite, um mit ihr über alles reden zu können. Sie könnte mir vielleicht auch helfen SP besser zu kontrollieren.
Ich rutsche ein Stückchen näher an das Feuer heran. Wenn SP Stimmbänder hätte, so wie Liam, dann könnte ich mich mit ihm darüber unterhalten.
Ich schiele zu ihm. Er sitzt nicht weit von mir entfernt. Seine Augen ruhen auf mir, doch seine spitzen Ohren zucken, da er alles in unserer Umgebung im Blick behält.
Ja er ist wirklich gut trainiert. Das muss man Silvana lassen.
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Dieses Kapitel widme ich der lieben Nelli, die so tapfer ist und auf die Fortsetzung wartet.
Danke Nelli. Ich wünsche dir ein frohes Weihnachtsfest.
liebe Grüße NaBi
„Zehn Jahre nach der Gründung von Gimini Intercorbs
ist dann endlich der Durchbruch gelungen. Dank des
strikten Trainings von Magdalene Ashtray und der intensiven
Werbung durch Lucian Blackthrone konnten neue Unterstützer
gewonnen werden, die die gleichen Ziele verfolgten. Gemeinsam
wurde der Einfluss von Gimini Intercorbs gestärkt und über ganz
Deutschland ausgeweitet.“
Erst als eine Amsel am frühen Morgen in mein Ohr trällert, werde ich mir bewusst, dass ich doch tatsächlich eingeschlafen bin.
Schnell sucht mein Blick nach meinem Begleiter.
SP sitzt immer noch an der gleichen Stelle. Seine Augen liegen immer noch auf mir.
Ich gähne herzhaft und quäle mich langsam nach oben. Meine Muskeln fühlen sich steif und verbraucht an.
Alles in mir scheint zu knacken und zu knirschen, wie ein alter Baum. Ich schüttele meine Blätter und bringe so wieder mehr Schwung in meine Gliedmaßen.
SP beäugt mich misstrauisch. Natürlich kennt er solche Maßnahmen nicht. Silvana ist immer topfit. Zeigt nie Schwäche. Mrs. Perfect ist eben perfekt.
Meine Kleidung fühlt sich noch klamm an, aber da die Morgensonne heute gute Dienste leistet ist mir nicht kalt. Es ist Mitte Oktober, doch das Wetter ist für die Jahreszeit noch recht mild. Natürlich hat auch das Feuer seinen Teil dazu beigetragen.
Ich setzte mich wieder hin und starre in die lodernden Flammen. Scheinbar hat sich mein fischartiger Beschützer doch bewegt. Da die Flamme noch genauso stark brennt wie vor ein paar Stunden, muss er sie fleißig gefüttert haben.
Wie aufs Sichtwort brüllt mein Magen ebenfalls nach Futter. Peinlich berührt blicke ich zu SP. Dieser sieht mich mit großen Augen an. Der Schalk sitzt in ihnen und wartet nur darauf los gelassen zu werden. Wenn SP wüsste, wie man laut lacht, würde er sich wohl kaum mit diesem belustigten Blick zufrieden geben.
Ich zucke entschuldigend mit den Schultern. Es nützt nichts sich für eines der grundlegenden Bedürfnisse zu schämen.
SP erhebt sich in aller Güte und marschiert langsam zum Fluss. Mit einem letzten Blick über die Schulter springt er ins Wasser. Kaum ein Tropfen tanzt auf der Oberfläche. Stolz breitet sich in meiner Brust aus. SP ist eben die Perfektion im Wasser selbst.
Es dauert nicht lange und er taucht auch schon wieder auf. In der Hand ein Fisch.
Super. Mein Magen applaudiert. Und ich bin mir sicher, dass ich ihn sogar roh essen könnte.
Was das betrifft war ich noch nie sonderlich wählerisch. Ich esse was mir Nährstoffe verspricht. Mein Magen ist ein Panzer und ich schwöre, dass er sogar Steine verdauen kann.
Das liegt wohl in der Familie.
Ich strecke meine Hand aus und will mir die Beute unter den Nagel reißen. Doch SP macht keine Anstalten mir den Fisch zu geben. Ich sehe ihn pikiert an.
„Was?,“ kommt es harscher aus meinem Mund, als beabsichtigt. Aber das ist nicht meine Schuld. Ich habe eben Hunger und vor mir baumelt etwas zu essen.
SP kommt langsam näher. Schritt für Schritt.
Ich drehe meinen Kopf schief.
Was er wohl will??
Seine Augen blitzen auf. Kurz verliere ich mich in den Funken, doch schnell kann ich mich wieder zusammen reißen.
Er hockt sich vor mir hin, hält mir den Fisch vor die Nase.
Ich starte noch einen Versuch.
Greife nach dem Fisch, erwische aber nur Luft.
Langsam brodelt die Wut in mir auf.
„Was soll das? Willst du mich ärgern?,“ blaffe ich ihn an. „Wenn du ihn selbst essen willst, dann nimm ihn!“
Beleidigt wende ich mich ab. Was habe ich auch erwartet? Er treibt seine Spielchen nun schon seit einiger Zeit mit mir. Normalerweise sitze ich am längeren Hebel. Doch nun haben wir wohl die Positionen gewechselt. Und das Biest vor mir nutzt es aus.
Schamlos.
Verflucht!
Ich schiele über meine Schulter.
Er pflanzt sich einfach hin. Dreht sich um und nimmt einen Stock zur Hand.
Geschickt beginnt er die Schuppen zu entfernen. Ich weiß, dass SP selbst rohen Fisch isst. An manchen Tagen sogar Tonnenweise. Doch ich wusste bisher nicht, dass er ihn auch zubereiten kann. Ob Silvana ihm wohl gezeigt hat, wie man Fische ausnimmt und grillt?
Ich versuche mir vorzustellen, wie sie mitten in einem Kriegsgebiet am Lagerfeuer sitzt und ihre Bestie unterrichtet. Dieses Bild will nicht so recht in meinen Kopf.
Meine Gedanken werden sofort verdrängt, als der Geruch nach frisch gegrilltem Fisch in meiner Nase kitzelt. Wie Pawlows Hund fange ich an zu sabbern.
Ich drehe mich wieder zu ihm um. Mit zu schlitzten verzogenen Augen starre ich Löscher in den blau gefärbten Rücken. Ein leicht, schuppiges Muster überzieht seine Haus und wenn man genau hinsieht schimmern sie in verschiedenen Blau- und Grüntönen.
Seine Muskeln spannen sich an, als er sich mir wieder zuwendet. In der Hand nun ein Stock mit dem gerillten Fisch. Ich habe nichts gegen Sushi. Ich liebe Sushi. Aber so ein gegrillter Hering oder Lachs macht schon viel her.
Er hält ihn mir hin. Ich greife zu. Er zieht wieder weg.
Wütend springe ich auf.
„Was soll denn das?? Hör auf mich zu ärgern!“
Es reicht! Nochmal falle ich nicht auf ihn rein. Dann gehe ich eben in den Wald und suche nach Beeren oder Pilzen. Ich muss nur beten, dass sie nicht giftig sind.
Doch bevor ich mich umdrehen kann, wird mein Arm fest umklammert. Die raue Hand gräbt sich förmlich in mein Handgelenk. Ich zucke zusammen und drehe mich wieder um.
Ein wütender Blick empfängt mich.
Was will er nur? Ungeduldig stampfe ich mit dem Fuß in den Boden, wie ein bockiges, kleines Kind.
Ich dachte immer wir würden uns gut verstehen. Auch ohne Worte. Doch mir scheint es langsam so, als ob er seine Sprache verändert hätte, als er aus dem Tank geflohen ist. Was mache ich nur mit ihm? Und dieser bohrende Blick...
Nervös trete ich auf der Stelle.
„Was ist denn nun? Ich weiß nicht was du von mir willst. Kannst du dich nicht besser verständlich machen?“
Ich flehe ihn schon fast an. Aber nur fast.
SP deutet mit dem Kopf auf den Boden. Ergiebig lasse ich mich wieder im Schneidersitz fallen. Vielleicht komme ich ja doch noch an den Fisch, wenn ich mehr Geduld zeige.
Ich bleibe ruhig und mustere seine Augen. Endlich hellen sie sich wieder auf. Dann hält er mir den Fisch hin.
Ich hebe meine Hand. Er schüttelt den Kopf. Also lasse ich meine Hand fallen.
Meine Augen bohren sich in diesen Fisch, dann wieder in seine Augen.
Dann kommt endlich Bewegung in die ganze Sache. Er führt den Fisch langsam an mich heran. Vorsichtig.
Ich weite die Augen. Kurz vor meinem Mund bleibt er stehen.
Er will doch nicht etwa …
Sein Blick sagt alles.
Er will.
Gott, wie viele Flüche mir auf den Lippen sitzen. Am liebsten würde ich sie allesamt los lassen. Tue es aber nicht.
Wenn nur dieser Hunger nicht wäre.
Als sich meine Lippen öffnen entweichen also keine Flüche und Verwünschungen. Nein. Sie verschlingen den Fisch.
Erniedrigt und gedemütigt lasse ich mich füttern.
Verflucht.
Wenn dieser Fisch nur nicht so gut schmecken würde ….
Eins zu null für die Bestie, die versucht die Rolle eines Masters einzunehmen, um einen störrischen Menschen zu dressieren.
Womit habe ich das nur verdient?
„Als die Zuverlässigkeit der Bestien den neuen Verbündeten
und Fürsprechern bewiesen wurde, konnte Gimini Intercorbs
sich endlich auch außerhalb von Deutschland ausbreiten.
Die Bevölkerung war allerdings noch lange nicht soweit,
um mit den Bestien umgehen zu können.
Deshalb wurde die Ausbildung der Master im Geheimen
durchgeführt, sowie die Ausübung der Missionen. Der
Aufstieg war vielversprechend.
Durch die positive Resonanz konnte der alleinige Markt
für die Züchtung der Bestien in Deutschland fest etabliert
werden.“
Nach dem letzten Bissen lehne ich mich zurück. Ich bin satt, aber weniger zufrieden. Wenn ich die Aktion von gerade eben analysiere, dann komme ich nur zu einem Ergebnis.
Ich vergleiche es mit seinem Verhalten von den letzten Monaten und leider bestätigt sich mein Verdacht auf erschreckende Weise.
SP- 924 versucht mich abzurichten.
Er nutzt Trainingsmethoden die wir bei Jungbestien anwenden, um sie auf ihre Master zu prägen. Lockt mich mit Nahrung oder Versprechungen. Fordert Gehorsam. Gibt Belohnungen aus.
Unangenehm berührt rutsche ich noch ein Stück weg. Er sieht mich mit zu schlitzen verengten Augen an.
Missbilligung.
Mist.
Diese Bestie ist nicht nur eine Anomalie, sondern eine unberechenbare Variable. Und das bereitet mir große Sorgen.
Ich habe hier keine technischen Hilfsmittel, die mich schützen. Auch keine Soldaten oder Master. Ich bin hier auf mich allein gestellt. Zwar wird mich SP am Leben erhalten, doch aus irgend einem Grund bezweifle ich, dass ich wirklich in Sicherheit bin.
Ich muss so schnell wie möglich Hilfe finden.
Mein Blick wandert automatisch zu dem Labor. Es scheint nicht sonderlich weit entfernt zu sein. Die Flammen haben sich auch zur Ruhe gelegt. Nur noch einzelne Rauchschwaden lecken an dem Himmel. Das kann nur heißen, dass unserer Soldaten versuchen die Wogen zu glätten. Der Optimismus in meinen Gedanken überwiegt.
Ich stehe auf und klopfe mir die Hose ab.
„Komm, wir müssen zurück nach hause.“
SP wirkt wenig begeistert. Doch ich lasse mich nicht beirren und marschiere los.
Meine Uhr funktioniert nicht mehr. Darum kann ich nicht sagen wie lange ich nun schon durch den Wald stolpere. Jede nur erdenkliche Wurzel hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich mir in den Weg zu legen.
Fluchend stampfe ich tapfer weiter.
Im Wald selbst kann ich das Labor nicht erkennen. Die Bäume sind zu hoch und zu gut bestückt. Das Blätterdach lässt kaum einen Sonnenstrahl hindurch.
SP läuft neben mir. Es fällt ihm leicht auch an Land mit mir Schritt zu halten.
Im Kopf gehe ich die Möglichkeiten durch. Wir könnten im Labor ankommen und alles ist von dem unbekannten Feind besetzt. Aber das würde keinen Sinn ergeben. Wenn sie vor gehabt hätten, das Labor einzunehmen, dann hätten sie meinen Onkel und mich nicht weg bringen müssen.
Sie könnten aber auch alles zerstört haben. Aber daran will ich nicht glauben.
Unser Labor ist das Älteste. Dadurch ist die Anzahl und die Stärke unserer Bestien unvergleichlich hoch. Es fällt mir schwer daran zu glauben, dass wir so einfach von ein paar Insekten zerquetscht wurden.
Also hoffe ich, dass unsere Männer versuchen das Labor wieder aufzubauen. Die Verletzten versorgt, die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt und nach den Vermissten sucht.
Ob Tamara unter ihnen ist? Ich hoffe so sehr, dass es ihr gut geht.
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und beschleunige meinen Schritt.
Meine Füße schmerzen und ich könnte schwören, dass jede meiner Zehen eine Blase hat. Und das an beiden Füßen. Dennoch bin ich sehr stolz auf mich. Immerhin habe ich es geschafft bis Anbruch der Dunkelheit an dem Labor anzukommen.
Wir ducken uns gerade ins Gebüsch. Ich kann viele Bewegungen ausmachen. Doch da ich in dem ganzen Chaos meine Brille verloren habe, kann ich sie nicht erkennen. Freund? Feind?
Ich sehe zu SP.
Er ist entspannt und ruhig.
Das deute ich mal als gutes Zeichen.
Also wage ich mich aus den Büschen heraus und marschiere mit meiner jahrelangen antrainierten Autorität in Richtung Tor.
Keine drei Schritte später stolpere ich über einen Stein. Zum Glück tauchen zwei kalte Hände wie aus dem Nichts auf und fangen mich. Das hätte auch anders ausgehen können.
Ich werde an eine genauso kühle Brust gedrückt. Mein Atem entweicht mir Stoßweise und mein Herz hämmert.
Mir ist die ganze Sache einfach nur peinlich.
Ich drücke mich gegen die Brust, doch es rührt sich nichts.
Mein Kopf zuckt nach oben und zwei meerblaue Augen empfangen mich. Meine Knie werden weich.
Ich schüttle dieses Gefühl so schnell wie möglich ab.
„Danke,“ murmle ich ihm entgegen, „du kannst mich jetzt los lassen.“
Doch meine Worte stoßen auf taube Ohren. Im Gegenzug. Die Arme umklammern mich nur noch stärker.
Oh, ja.
SP ist definitiv kurz vor der Balz.
Sein Blick bohrt sich in meinen, dann gleitet er ab zu meinen Lippen.
Oh, nein.
Gar nicht gut.
Er kommt immer näher.
Und näher.
Mein Blut rauscht mir in den Ohren. Panik macht sich breit. Diese Situation ist so gar nicht gut. Sie erinnert mich an unseren ersten Kuss.
Damals im Becken, als er mich angelockt hat. Ich war dumm und wusste nicht was er wollte. Er hat seinen Tot vorgetäuscht. Doch er hat mich überlistet und ins Wasser gezogen. Für einen kurzen Moment hatte ich geglaubt, dass er mich umbringen wollte. Noch heute überlaufen mich Schauer der Angst und des Entsetzens, wenn ich an dieses Gefühl denken muss.
Dann hat er meine Lippen förmlich verschlungen. Es war nicht mein erster Kuss. Doch mein intensivster. Ich habe mich schon damals gefragt woher er so gut küssen kann. Hat Silvana es ihm beigebracht? Wohl kaum.
Und was wenn doch?
Dieser Gedanke hat mich über die Jahre nicht los gelassen, darum habe ich ihn ganz tief in eine Schublade verpackt und soweit wie möglich in den Hintergrund verdrängt.
Und genau so ein Kuss erwartet mich jetzt. In diesem Moment. Kurz vor dem Tor zum Labor.
Ich schlucke und versuche mich wie ein Aal zu winden, doch der Klammergriff wird nur fester. Dadurch fällt mir das Atmen schwer.
Hämmert mein Herz nun aus Panik und Angst? Oder steckt da ein anderer Grund dahinter?
Seine Lippen kommen noch näher. Da passiert es.
Feucht, kühl, stark, fordernd.
Sie bedecken meine. Verschlingen sie.
Alles was ich tun kann ist still zu halten. Es auszuhalten. Und nicht weiter darüber nach zu denken.
Plötzlich drängt etwas feuchtes und warmes gegen meinen Mund. Will Einlass. Fordert Einlass.
Jammernd winde ich mich wieder.
Doch SP kennt keine Gnade. Er ist ein Alpha. Durch und durch. Und er verlangt meine Unterwerfung. Wäre SP ein Mensch, dann würde ich nicht zögern. Ich hatte schon immer eine Schwäche für den dominanten Typ, der Sicherheit verspricht.
Doch alles in mir schreit, weil er eben kein Mensch ist.
Die Zunge drängt immer weiter. Meine Lippen bleiben aber versiegelt. Frustriert brummt er auf. Ich spüre das Vibrieren in seinem Brustkorb, über meine Fingerspitzen, die immer noch an seiner Brust ruhen.
Das Kribbeln nimmt mich gefangen und sorgt dafür, dass mein Körper weich wie Butter wird. Dieser Verräter!
SP spürt es. Nutzt es für sich aus. Darum brummt er einfach sanft weiter. Bringt meinen Körper zum singen.
Ich ermahne mich selbst. Ich bin nicht so schwach, dass ich meinen körperlichen Bedürfnissen einfach die Führung übergeben würde.
Darum stemme ich meine Beine in den Boden und versuche noch einmal mich zu winden. Ich versuche diese vorwitzige Zunge zu ignorieren, die meine Lippen sanft liebkost. Die mir wohlige Schauer über den Rücken jagt. Gott, wo hat er das nur gelernt?
„Professor Gillian?“
Und somit ist der Bann gebrochen. Zum Glück kommt die Stimme vom Tor. Und zum Glück versperrt die schlanke Gestalt von SP die Sicht. Er lässt mich widerwillig los. Doch sein Blick tanzt im Triumph. Und er verspricht so viel mehr.
Ich erschaudere.
Dann wende ich mich der Stimme zu um mir einen klaren Kopf zu verschaffen. Ich bin unendlich dankbar für die Unterbrechung. Wer weiß. Vielleicht hätte ich doch noch nachgegeben.
Der Stechende Blick in meinem Rücken versichert mir, dass sich SP dessen sehr wohl bewusst ist.
„Nun kommen wir zur ersten und wichtigsten Lehre,
die Gimini Intercorbs lernen musste. Der bittere
Beigeschmack, den Einfluss und Macht mitbringt ist
nichts anders, als Gier. „Die Gier nach mehr“.
Und leider ist Professor Gillian dieser Gier verfallen.
Er strebte immer mehr nach Perfektion.
Führte Experimente entgegen aller ethischen Grundsätze
durch.
Zum Glück war dieses verabscheuungswürdige Verhalten
schnell ans Licht zu bringen und somit wurde Professor
Gillian sein Titel entzogen und entlassen.
Diese Lehre dient allen die ihm folgten. Man sollte
niemals der Gier nachgeben und somit unzähligen
Menschen Schaden zufügen.“
Tamara
Meine Brust ist schwer. Ich kann kaum atmen. Alles in mir schreit nach Sauerstoff. Meine Augenlider fühlen sich so an, als ob ich sie zugeklebt hätte. Ich will sie öffnen, doch die Dunkelheit hält mich gefangen.
Ich spüre nichts. Weder meinen Körper, noch mein Herz. Was ist passiert? Warum bin ich in diesem Zustand?
Ich ermahne mich langsam durch zu atmen. Mein Gehirn funktioniert noch. Das Denken fühlt sich zwar an, als würde ich durch einen stinkigen Sumpf waten, doch es geht. Zwar schleppend, aber ich komme voran.
Ich gehe meine letzten Erinnerung durch. Stelle mir vor, wie es war im Licht zu sein und frei atmen zu können.
Da erscheinen zwei graue Augen vor mir. Flüssiges Silber. Mit einmal spüre ich mein Herz doch wieder. Es droht zu zerspringen. Ich will meiner Angst Luft machen.
Plötzlich nehme ich ein lautes Schreien wahr. Es wird immer lauter und vibriert in meiner Kehle. Dann gelingt es mir endlich meine Augen aufzureißen und in dem Moment merke ich, dass ich diejenige bin die brüllt.
Meine Kehle brennt, doch die Schreie verebben einfach nicht. Tränen rinnen über meine Wangen. Eine Sintflut versucht alles fort zu spülen. Innerlich versuche ich mich wieder zu fangen, doch ich kann nicht anders, ich brülle wie eine Verrückte.
Markus. Oh Markus!
Mein Blick verschwimmt immer mehr. Ich sehe ihn vor mir. Sehe wie Liam die Kontrolle verliert. Er verteidigt mich vor den Angreifern.
Markus will zu mir. Er kennt Liam nicht in diesem Zustand und muss wohl geglaubt haben, dass er eine Gefahr für mich ist.
Ja und leider glaubte Liam das wohl auch. Denn er griff ihn an. Riss meinen Cousin zu Boden. Mit seinem Arm im Maul suchte Liam meinen Blick. Erwartete eine Verstärkung seines Verhaltens. Ein Lob. Doch alles was ich sehen konnte, war mein Markus, der am Boden liegt. Ohne seinen rechten Arm.
Mein Brust fühlt sich immer enger an.
Ein seltsames Summen dringt an mein Ohr. Wärme Überflutet mich und der Geruch nach gebrannten Mandeln beruhigt meine Nerven wie Balsam.
Ich zucke zusammen. Versuche aus der Erinnerung zu entkommen. Winde mich in der Wärme, doch ich kann nicht anders. Mein Herz saugt sie auf wie ein ausgetrockneter Schwamm.
Meine Nase ertrinkt förmlich in dem Geruch nach gebrannten Mandeln.
Den Geruch nach …. Heimat.
Und mit einem Mal bin ich im Hier und Jetzt. Meine Augen suchen und finden. Finden ihre. Finden die haselnussbraunen Augen meiner Mutter.
Schluchzend und ungläubig falle ich tiefer in ihre Umarmung.
Wie kann das sein?
Spielt mein Verstand mir einen Streich?
Es dauert eine Weile bis ich mich davon überzeugen kann, dass es Realität ist. Meine Mutter ist hier. Bei mir. Und das gibt mir Kraft.
Ich habe auch verstanden, dass ich nicht mehr im Labor bin. Das ich hier in unserer kleinen Heimat bin. Im Krankenhaus, in dem meine Mutter arbeitet und das ich seit ich ein Kind war, immer wieder besucht habe.
Ungläubig verstumme ich. Ich weiß nicht mehr wie ich hier her gekommen bin. Doch ich bin nicht so naiv, um zu glauben, dass Gimini nichts damit zu tun haben könnte. Ansonsten wäre ich niemals hier her gekommen.
Doch ich verstehe es nicht. Warum sollten sie mich jetzt nach hause lassen? Hieß es nicht, dass es keinen Weg zurück mehr gebe? Das ich meine Eltern nie wieder sehen würde?
Mein Blick saugt sich an meiner Mutter fest die sich über den dünnen Zopf streicht. Auch in ihren Augen glänzen Tränen.
Ich schlucke. Mehrmals. Es dauert bis sich meine Stimme nach der Brüllaktion dazu entscheidet, doch noch einen Ton von sich zu geben.
„Wie komme ich hier her?“, krächze ich ihr entgegen.
Sie nimmt meine Hände in ihre und drückt sie ganz vorsichtig. Schüttelt kurz den Kopf. Scheinbar muss auch sie ihre Gedanken erst einmal sortieren.
Ich gebe ihr Zeit. Aber leider weiß ich nicht wie viel Zeit uns bleibt, bis ich wieder abgeholt werde.
„Woran erinnerst du dich?“, kommt ihre Gegenfrage.
Ich weiß nicht wie viel ich ihr sagen darf, darum ist es wohl besser, wenn ich Gimini verschweige.
„An unseren Ausflug in den Wald“, beginne ich vorsichtig. Da kommt mir der Zeitungsartikel in den Sinn, den mir Sophie bei unserem ersten richtigen Gespräch gezeigt hat.
„Ich wurde von einem wilden Tier angegriffen“, ich schlucke, „mehr weiß ich nicht.“
Die Lüge brennt in meiner Brust. Doch ich weiß nicht was Gimini mit ihr anstellen wird, wenn sie die Wahrheit kennt.
Würde sie die mir überhaupt glauben? Wahrscheinlich ja. Denn Mütter glauben ihren Töchtern. So ist es jedenfalls bei meiner.
Ich sehe sie an und signalisiere, dass sie jetzt an der Reihe ist.
„Die Polizei hat dich dort in einer Höhle gefunden. Sie meinten du wärst in einem erstaunlich gutem Zustand gewesen. Dann ging alles schnell. Sie haben uns informiert und dich nach hause gebracht. Das ist nun zwei Tage her.“
Ich runzle die Stirn.
Das ergibt alles so gar keinen Sinn.
„Es gab Spuren die darauf hindeuteten, dass du dort gelebt hast. Das du dich von Wurzeln und Beeren ernährt hast. Du musst dich wohl die ganze Zeit über in dieser Höhle versteckt haben.“
Stolz schwingt in ihrer Stimme mit. Immerhin bin ich alles andere als dafür geeignet in der Wildnis länger als ein paar Stunden zu überleben.
Nun soll ich Monate lang in einer Höhle gehaust haben?
Doch ich kann nicht anders als diesen Bericht erst einmal zu akzeptieren. Darum lächle ich sie trocken an.
„Ich weiß nicht was passiert ist“, und das stimmt zur Hälfte. Immerhin weiß ich wirklich nicht wie ich wieder hier her gekommen bin. Wie mich die Polizei in einer Höhle hatte finden können. Und heißt das jetzt, dass ich hier bleiben darf? Bin ich nun wirklich wieder zu hause? Für immer?
Da kommt mir ein anderer Gedanke.
„Was ist mit Markus?“
Meine Mutter sieht mich irritiert an.
„Ich denke, dass er immer noch bei der Marine ist. Wir haben schon lange nichts mehr von ihm gehört.“
Meine Schultern sinken. Ich kann also nicht darauf hoffen, dass er mit mir hier her gebracht wurde.
Ich beobachte wie meine Mutter aufsteht. Am liebsten würde ich mich an ihr fest klammern wie ein Kleinkind. Doch mein Kopf platzt beinahe auseinander. Es ist alles einfach zu viel. Ich brauche jetzt etwas Zeit für mich.
„Ruh dich noch eine Weile aus. Dein Vater wird dich bald besuchen kommen.“
Mit diesen Worten drückt sie mich noch einmal. Meine Mutter weiß, wann ich meinen Freiraum für meine Gedanken brauche. Sie muss es mir angesehen haben, dass ich nachdenken will.
Dafür bin ich ihr dankbar.
Ich starre aus dem Fenster und beobachte, wie die Blätter an der dicken Eiche wedeln.
Das Labor wurde angegriffen. Von Insekten. Liam hat mich verteidigt. Erst als Mensch, doch als es immer mehr Insekten wurden, hat er sich in seine Bestie verwandelt. Er hat meine Seite keine Sekunde lang verlassen.
Ich reibe mir die Stirn. Als das mit Markus passiert ist, war Liam schon nicht mehr er selbst. Trotz seines Berserker-Modus hat er mich beschützt.
Ich versuche mich noch einmal in diese Erinnerung zu begeben. Konzentriere mich auf diese Gefühle und lasse mich darauf ein.
Tränen rinnen über mein Gesicht. Liam steht vor mir. Seine Stacheln bedecken den Rücken und das Fell glänzt metallisch im fahlen Licht.
Um uns herum tost der Kampf. Mann gegen Mann, Bestie gegen Bestie. Jeder gegen Jeden. Ich krieche auf Knien zu Markus. Schüttle an seinem Körper.
Keine Reaktion.
Mein Kopf schafft es irgendwie den Gedanken zu finden, dass ich die Blutung an seinem Arm stoppen muss. Darum ziehe ich mir mein Shirt über dem Kopf und drücke es auf seine Wunde. Ich drücke so fest, als ob mein Leben davon abhängen würde. Dabei ist es seines, dass mit jedem Tropfen Blut aus ihm entweicht.
Doch da werde ich von hinten gepackt. Als ich versuche mich umzudrehen, merke ich sofort, dass mich Liam an meinem Hemd fest hält und weg schleift.
Ich strample wie verrückt.
„Lass mich los!“, keife ich, doch der Lärm um uns herum verschluckt jedes Wort.
Also wehre ich mich immer mehr. Doch es gelingt mir nicht diese Bestie abzuschütteln. Im Gegenteil. Er knurrt mich an, als wolle er ein ungehorsames Kind ermahnen.
Verflucht!
Meine Hacken bohren sich in den Boden, doch es bringt einfach nichts.Stattdessen werden sie aufgerieben. Haut auf Metall ist keine gute Kombination.
„Nein! Nein! Aus! Lass das!“, brülle ich weiter.
Plötzlich bleibt er stehen. Kurz atme ich auf. Er hat mich doch erhört. Ich drehe mich zu ihm und was ich dann sehe verschlägt mir den Atem.
Eine riesige Spinne kommt auf uns zu. Die Beine mindestens acht Meter lang. Der Körper ist so groß wie ein Wohnwagen. Die Augen starren mich an.
Eine Gänsehaut nach der anderen jagt über meinen Körper. Liam visiert sie an. Das ist meine Chance.
Ich drehe mich in die entgegen gesetzte Richtung. Renne was das Zeug hält und gebe alles, um wieder zu Markus zu gelangen. Eine Wespe summt über meinem Kopf hinweg. Ich ducke mich und kann erleichtert fest stellen, dass ich nicht ihr Ziel bin.
Hinter mir höre ich das Brüllen meiner Bestie. Verzweifelt und wütend zugleich.
Ihm ist wohl aufgefallen, dass ich die Flucht ergriffen habe.
Da! Ich sehe ihn. Markus liegt noch genau dort, wo ich ihn zuletzt gesehen habe. Ich strecke meine Hand nach ihm aus.
Dann wird alles schwarz.
Ich schnaufe. Das weiße Bettlagen unter mir kratzt sich in meine Haut. Nun, mehr weiß ich wirklich nicht.
Ich sollte wütend auf Liam sein, weil er Markus derartig verletzt hat. Aber etwas in mir weiß, dass er nicht er selbst war. Er wollte mich verteidigen.
Dennoch.
Er hat ihn verletzt.
Meine Kehle schnürt sich zu. Ich hoffe so sehr, dass Markus Hilfe bekommen hat.
„Trotz des Austausches unseres verantwortlichen
Wissenschaftlers, konnte die Katastrophe nicht abgewendet
werden. Professor Gillians Fehltritt hat tiefe Spuren
hinterlassen. Eine seiner Kreationen hat die oberste Regel
für die Bestien gebrochen.
Sie hat ihren Master getötet und am Ende das gesamte Labor
zerstört.
Was die Opfer und die Gewalt uns gelehrt hat, ist die
einfache Tatsache, dass niemand das Recht hat Gott zu
spielen. Egal wie klug man ist, man darf niemals
Experimente an Menschen durchführen.“
Seufzend beobachte ich noch eine Weile, wie der Wind vor dem Fenster mit den Blättern spielt. Ob ich nun wirklich für immer hier bleibe?
Ich versuche zu verstehen, was das bedeuten würde.
Das hieße, dass ich Liam, Markus, Caleb und Sophie nie wieder sehen würde. Dass ich nach meiner Genesung wieder an meinen alten Arbeitsplatz zurück kehren würde und dass ich wieder als Erzieherin mit Kindern arbeiten würde.
Es ist so viel Zeit an mir vorbei gerauscht. So viel passiert, was mich geändert hat.
Kann ich wieder die sein, die ich vorher war?
Nein.
Und das kann ich mit Sicherheit sagen.
Was wohl aus Liam wird? Wird er einen neuen Master bekommen? Wird er ihn akzeptieren, oder werden sei ihn einsperren?
Mir wird schlecht.
Wird er sich einsperren lassen?
Bevor ich diesen Gedanken zu Ende denken kann, klopft es an der Tür. Ein älterer Mann mit schütterem Haar und einem Gesicht, das tausend Abenteuer erzählen kann, tritt ein.
Mein Vater lächelt verhalten. Dann stürmt er auf mich zu und umarmt mich so fest, wie noch nie in seinem Leben.
Ich lasse mich fallen.
Erwidere die Umarmung. Weine und Lache zur gleichen Zeit.
Das ich das kann ist ein Wunder.
Es dauert nur einen weiteren Tag bis ich wieder nach hause darf. Die Ärzte sind verwundert, dass ich nach so langer Zeit in einer Höhle so gesund bin.
Weder bin ich dehydriert noch unterernährt. Zwar habe ich abgenommen, aber auf eine gesunde Art und Weise.
Ich habe Muskeln bekommen, die vorher nicht da waren.
Mir selbst war es nicht aufgefallen, aber meiner Mutter entgeht nichts. Sie sagt auch nichts. Schweigt und fragt nicht nach, wenn ich ihr ausweiche. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar.
Wahrscheinlich ist sie einfach froh, dass sie ihre einzige Tochter zurück hat. Egal wo sie war oder was sie erlebt hat. Meine Mutter wird nun wieder für mich sorgen.
Das sehe ich in ihrem entschlossenen Blick.
Ich seufze.
Schon wieder.
Entkräftet lasse ich mich nach hinten auf das Bett fallen. Es hat sich einiges verändert in meinem Leben. Ich weiß noch nicht wie ich damit umgehen soll und ob ich jemals wieder in die „Normalität“ zurückfinden werde. Denn eins ist sicher. Diese ganze Sache mit Gimini Inercorps und Liam hat tiefe Spuren hinterlassen.
Da jeder dachte, dass ich den Angriff nicht überlebt hatte, mussten meine Eltern meine Wohnung räumen.
Das hat mich hart getroffen. Es ist nur wenig von meinen Sachen verblieben. Nun bewohne ich das Gästezimmer-Schrägstrich-mein altes Kinderzimmer.
Hier ist alles neu und unverbraucht, da vor zwei Jahren erst renoviert wurde.
Ich bin zu hause, fühle mich aber nicht so.
Ich muss zugeben dass es mich hin und wieder zurück ins Labor zieht. Und das erst nach so kurzer Zeit. Ich hatte mich dort mit meinem neuen Leben abgefunden. Hatte neue Freunde gefunden und ein neues Ziel. Auch ist es einfach unglaublich aufregend ein Teil dieser Welt zu sein. Aber das ist nun Vergangenheit.
Ich wollte etwas bewegen. Immerhin bin ich die einzige in dem Ratsvorstand, die den Sitz von Rosalinde Blum, meiner verstorbenen Tante, einnehmen kann.
Nur mit diesem Sitz kann ich helfen den Bestien ein neues Leben zu schenken in dem sie gleichberechtigt sind.
Ich habe Angst, dass mit meinem Verschwinden alles den Bach runter geht. Doch sollte das wirklich mein Problem sein? Eigentlich nicht oder? Dennoch kreisen immer wieder die gleichen Fragen in meinem Kopf:
Was wird nun aus den Bestien, die uns Menschen doch so ähnlich sind?
Bleiben sie für immer angekettet?
Ich schüttle meinen Kopf.
Was soll ich schon machen? Ich kann nichts machen. Ich weiß weder wo sich das Labor befindet, noch wie ich jemanden von Gimini kontaktieren kann.
Ich bin hilflos. Wiedereinmal muss ich die Situation, so wie sie ist, akzeptieren.
Frust ballt sich in mir auf.
Ob dieses Gefühl verblassen wird?
Das einzige Gute ist, dass ich in der Nähe meiner Eltern bin. Dass ich ihnen eine Sorge weg nehmen konnte. Doch kann ich mich wirklich damit zufrieden geben?
Ich muss es wohl.
Am Abend entscheide ich mich für einen Spaziergang. Die Sonne ist bereits unter gegangen. Meine Augen wandern über den Garten unserer Nachbarn.
Die Blumen, die jetzt noch blühen genießen ihre letzten Tage. Es ist kalt und wird mit jedem Tag kälter.
Der Herbst ist gut voran geschritten und macht langsam, aber sicher dem Winter platz.
Kleine Atemwölkchen tanzen um meine Nase als ich die angehaltene Luft hinaus lasse.
Tapfer setzte ich einen Fuß vor den Nächsten.
Morgen werde ich mich bei meiner Chefin melden. Das habe ich mir fest vorgenommen. Das wird auch der erste Schritt in Richtung meines alten Lebens sein.
Hoffentlich haben sie noch einen Platz für mich frei. Ob meine Kollegen schon wissen, dass ich zurück bin?
Eigentlich hatte ich mit mehr gerechnet. Mit Reportern die wissen wollen, wie ich den Angriff überleben konnte.
Auch wenn ich nicht berühmt bin, so wurde ja mein Nachruf auch in der Zeitung veröffentlicht. Meine Mutter hat mir auch berichtet, dass ich in den Nachrichten im Fernsehen zu sehen war.
Aber eigentlich weiß ich auch, warum sich niemand für mein wundersames Auftauchen interessiert.
Gimini muss seine Finger im Spiel haben. Das hatten sie auch bei meinem „Tod“.
Es ist besser so, wenn so wenig Fragen wie möglich gestellt werden.
Für alle.
Ich weiß das.
Aber es enttäuscht mich dennoch. Scheinbar bin ich nicht wichtig genug, damit sich ein vorwitziger Reporter doch für meine Story interessiert.
Denn wenn es einen gegeben hätte, so hätte ich ihm von Liam erzählt. Nicht genug um Gimini zu verraten, aber genug um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Um jemanden in Gang zu setzen, der von Gimini kommt, um mich zu belehren.
Und dann hätte ich Fragen stellen können.
Auch wenn ich weiß, das mir wohl kaum einer eine beantwortet hätte.
Kurz überlege ich ob ich in Japan nach dem Tochterlabor suchen sollte. Sumi Hikari, ein sehr nettes Ratsmitglied, würde mir bestimmt helfen. Immerhin war sie die Erste, die Kontakt zu mir gesucht hat. Auch würde ich ihre Bestie Nana gerne wieder sehen. Ich erinnere mich noch gut an die Eleganz der weißen Flügel die auf bizarre Art und Weise perfekt zum Pandakörper gepasst haben. Doch das wäre wohl so erfolgreich wie die Suche nach dem deutschen Labor.
Frustriert kicke ich einen Stein vom Weg.
Meine Augen folgen ihm, bis er hinter einem Strauch verschwunden ist.
Was soll das nur. Warum kann ich nicht abschalten und es genießen zurück zu sein? Warum kreisen meine Gedanken immer wieder um eine Rückkehr?
Ich straffe meinen Rücken.
Es reicht mir!
Bockig blicke ich nach vorne. Ich werde mich nicht mehr herum schubsen lassen. Mein Platz ist hier bei meiner Familie. Sophie wird es schon schaffen mit den Anderen Ratsmitgliedern die Bestien zu schützten.
Genau. Das wird sie. Es ist nun nicht mehr mein Problem!
Bockig will ich mich nur noch auf mich konzentrieren. Doch es ist nicht so einfach wie ich mir das vorstelle. Ständig kommt der Gedanke an Liam, an Gimini, ja sogar an Caleb wieder zu mir zurück und kickt meine Beschlüsse beiseite.
Drei Tage später, wird mir bewusst, das der Eintritt in mein ehemaliges Leben nicht mehr möglich ist. Wie sich heraus gestellt hat, hat sich meine Chefin schneller um einen Ersatz gekümmert als gedacht. Somit bin ich meinen alten Job los.
Jetzt sitze ich hier am PC meiner Eltern und tippe eine Bewerbung nach der anderen, um einen Platz als Erzieherin zu finden.
Ich komme mir vor, wie nach meiner Ausbildung.
Muss ich denn nun wirklich wieder bei Null anfangen? Da auch mein Konto gesperrt wurde, konnte ich meine Hoffnungen fallen lassen, dass mir Gimini Geld überwiesen hat.
Ich meine, immerhin habe ich in den letzten Wochen für sie gearbeitet. Bin beinahe im Rat gelandet und habe eine Bestie erzogen.
Da dachte ich, dass sie mir das vergüten würden.
Doch nein.
Diese Geizhälse wollen mir nicht mal mein Schweigen erkaufen.
Und das ist der Punkt wo ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Immer wieder hat mein Kopf in den letzten Tagen versucht zu verstehen, warum mich keiner Kontaktiert hat. Gimini ist eine Geheimorganisation. Sie würde so eine offene Schwachstelle wie mich niemals einfach so gehen lassen.
Auch wenn die Chancen gleich Null sind, dass mir jemand glauben würde. Dennoch kenne ich zu viele Details. Habe zu viele Namen abgespeichert und zu viele Gesichter gesehen.
In jedem Film über geheime Organisationen wird gezeigt, dass ehemalige Mitglieder selten einfach so davon kommen. Warum sollte es also in der Realität anderes sein?
Meine Konzentration ist im Keller.
Ich höre auf zu tippen, da ich meine Gedanken einfach nicht von Gimini los reißen kann und speichere die Bewerbung ab.
Dann schalte ich den PC aus, der so alt sie, das man meinen könnte, er habe schon meinem Großvater gedient.
Meine Eltern sparen wirklich am falschen Ende.
Ich bin alleine zu hause. Vater hilft einem Nachbarn im Garten und Mutter ist im Krankenhaus.
Es ist einsam.
Ich habe mich so sehr an Liams Gesellschaft gewöhnt.
Nachdem ich mir eine Tasse heiße Schokolade gemacht habe, gehe ich zur Terrasse.
Ich setze mich wie eine alte Frau hin, stöhne auch so und schlürfe mein heißes Getränk.
Mit Omas Steppdecke auf dem Schoß genieße ich die frische, nachmittägliche Luft.
Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie meine Gedanken zu einem paar silbriger Augen wandern. Sie leuchten mich an. Hungrig und gierig.
Wollen so viel mehr von mir, als ich zu geben bereit bin.
Ich lecke mir über die Lippen, denke auch an den Kuss zurück. Doch der Geschmack von Schokolade zerstört diese Erinnerung.
Neben mir poltert auf einmal etwas zu Boden. Das Geräusch ist dumpf und beängstigend. Sofort beginnt mein Herz an zu rasen. Mir bricht der Schweiß aus und meine Atmung wird schneller.
Bilder von riesigen Insekten tauchen in meinem Kopf auf.
Immer wieder träume ich von ihnen. Von dem Angriff und von Blut. Viel zu viel Blut.
Ich wende den Blick langsam nach rechts. Alles in mir schreit nach Flucht. Doch ich kann meinem Körper kaum bewegen. Er ist gelähmt und verängstigt.
Was ich dann sehe verschlägt mir den Atem. Die Zeit steht still.
Zwei graue Augen strahlen mir entgegen.
Wie flüssiges Metall fixieren sie mich und meine Lippen.
Erschrocken richte ich mich auf. Endlich kommt Bewegung in meine Starre. Endlich funktioniert dieser Teil meines Körpers wieder. Die Decke fällt zu Boden und wird mit dem Rest meiner Schokolade begossen, da meine Tasse aus meiner Hand sprintet.
Doch im Moment ist es mir egal.
Alles was zählt ist der Mann, der hier auf der Terrasse meiner Eltern hockt.
Blutverschmiert.
Splitterfasernackt.
Und grinsend.
„Gefunden“, perlt es stolz von seinen Lippen. Und ich schmelze dahin.
Kapitel 2.1 - der Neustart
„Wenn es etwas gibt, dass uns die Vergangenheit
gelehrt hat, dann dass man immer wieder von Vorne
anfangen kann.
Solange man gewillt ist aus den Fehlern zu lernen,
so kann alles wieder aufgebaut werden.“
Meinen Lungen gelingt es gerade so genügend Sauerstoff zu inhalieren, damit mein Gehirn seine Funktionen wieder aufnimmt.
Ich traue meinen Augen nicht.
Liam. Er hockt immer noch vor mir. Ein verschmitztes Grinsen ziert seine Lippen.
Er wirkt zufrieden mit sich selbst. Wahrscheinlich, weil er seine Beute gefunden hat: mich.
Meine Bestie.
Ich bin stolz auf ihn. Dennoch ist es unerwartet. Und beängstigend. Wie konnte er mich hier finden? Der seltsame Cocktail an gemischten Gefühlen breitet sich in meiner Brust aus.
Ich lächle ihn zaghaft an.
Tausend Fragen drehen sich in meinem Kopf, ich kann keine davon mit den Händen fassen. Ich weiß einfach nicht wo ich anfangen soll.
Kurz schließe ich also meine Augen und versuche mich zu sortieren. Als seine Finger die meinen umgreifen zucke ich überrascht zusammen.
Mein Blick öffnet sich wieder und sucht diese Verbindungsstelle.
Er ist also Real.
Er ist wirklich hier.
Ich sehe ihm in die Augen.
„Wie hast du mich gefunden?“, ist die erste Frage, die sich endlich an die Öffentlichkeit wagt.
Er lässt sich in einem Schneidersitz fallen. Kurz jagen seine Augen um uns herum. Suchen nach Gefahren. Doch da es hier nichts gibt, was gefährlich sein könnte, außer meiner eigenen Kochkünste, wird seine Haltung entspannter.
Wenn man ihn so sieht, könnte man meinen, dass er schon immer hier her gehört hätte.
Doch mit einem Schlag wird mir bewusst, dass er immer noch nackt ist.
Ich spüre wie mir die Röte ins Gesicht schießt.
„Warte hier“, murmeln meine Lippen. Schnell gehe ich ins Haus und schnappe mir die Decke von der Couch. Meine eigene ist nun in Kakao getränkt.
Ich gehe zu ihm zurück.
Er sitzt wirklich noch dort.
Dieser Anblick wirkt seltsam exotisch und vertraut zugleich.
Seine Augen lassen mich keine Millisekunde lang alleine.
Scheinbar hat auch er Sorge, dass ich mich wieder in Luft auflösen könnte.
Ich lasse die Decke über seinen Schoß gleiten und kann gerade so meinen neugierigen Blick von seinem Schritt fern halten. Röte schießt mir auf die Wangen und ich weiß, dass auch Liam den Grund dafür kennt.
Er grinst mich nur frech an. Liam ist für eine Bestie ziemlich arrogant und selbstgefällig. Er weiß wie er auf mich wirkt. Und das allein ist ein Umstand, der mich immer wieder zur Verzweiflung treibt.
Ich lasse mich nun endlich auf meinem Schaukelstuhl fallen. Blicke auf ihn herab und warte auf eine Antwort.
Doch sie kommt nicht.
Ich seufze.
Wiedereinmal entscheidet er, wann er mir Antworten gewährt.
Ich schüttle frustriert den Kopf.
„Sag doch etwas“, meine Worte sind mürrischer, als ich es beabsichtigt hatte.
Sein Grinsen wird breiter.
Na super, wenn das so weiter geht, wird das noch ewig so weiter gehen.
Wie soll ich meinen Eltern diese Situation erklären. Immerhin sitzt hier ein nackter Mann, mit dem Gesicht eines Models und den seltsamsten Augen der Welt genau vor mir auf unserer Terrasse.
Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen.
„Liam“, fauche ich ihn nun an. „Wie bist du hier her gekommen?“
Er lächelt, doch dann öffnen sich endlich seine Lippen zu einer Antwort: „Ich bin deinem Geruch gefolgt.“
Irritiert sehe ich ihn an. „Ich wusste gar nicht, dass du so eine gute Nase hast. Immerhin ist es schon Tage her, dass ich im Labor war.“
Das Labor!
Ich setzte mich aufrechter hin.
„Was ist passiert? Wie geht es meinem Cousin?“
Will ich wissen. Diese Fragen sind nun wichtiger, als Liams übernatürlichen Geruchssinn zu erforschen.
Doch er antwortet nicht, zuckt nur mit den Schultern.
Nun bin ich wirklich sauer. Ich sehe ihn tadeln an.
„Liam! Nun sag schon, wie geht es … Markus?“
Ich kämpfe gegen die Tränen in meinen Augen.
Er zuckt bei meinem Ton leicht zusammen. Mustert mein Gesicht und dann sehe ich es in seinen Augen. Er beschließt endlich sein katzenhaftes Spiel fallen zu lassen.
Sein Blick wird ernst, genauso wie seine Mimik.
„Ich weiß es nicht. Wirklich“, bedauern trifft meine Hoffnungslosigkeit. Ich warte auf mehr. Und er gibt es mir endlich.
„Ich erinnere mich kaum an den Angriff. Als ich zu mir kam warst du nicht da“, nun sieht er frustriert aus. „Silvana“, er spuckt beinahe den Namen aus. „Sie hat mich in Ketten gelegt und war gerade dabei mich abzutransportieren.“
Es folgt ein fieses, arrogantes Lächeln.
„Nun, aber ich bin niemand, den man einfach so in Ketten weg bringen kann. Also habe ich mich gewehrt. Es war ein Leichtes diese Fesseln zu sprengen und den Transporter zum Kippen zu bringen. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen.“ Der Schalk sitzt in seinen Augen.
Ich tippe mir ans Kinn. „Das heißt, dass sie das Chaos im Labor genutzt hat, um dich zu entführen?“
Unglaublich. Ich wusste, dass diese Frau es auf ihn abgesehen hatte. Aber das sie tatsächlich ihre eignen Leute, sowie Wissenschaftler für Liam im Stich lassen würde.
Langsam aber sicher entwickle ich den Verdacht, dass sie etwas mit den Insektenbestien zu tun haben könnte.
Immerhin würde sie auch am meisten davon profitieren, wenn ich verschwinde. Sie und der Ratsherr.
Liam zupft sachte an meinem Hosenbein, um meine Konzentration wieder in seine Richtung zu lenken.
„Das heißt, dass du nicht mehr im Labor warst?“, schließe ich aus seinem Bericht.
„Doch. Ich wollte ja wieder zu dir. Also habe ich mich auf den Weg gemacht. Zum Glück waren wir nicht besonders weit davon entfernt.“
Es ist seltsam ihn so viel am Stück Reden zu hören. Denn eigentlich beschränkt sich Liam eher auf Tuchfühlung und weniger auf viele Worte.
Ich warte weiter ab. Scheinbar geht er in Gedanken den Ablauf noch mal durch.
„Als ich angekommen bin, waren alle bereits dabei, das Labor wieder aufzubauen. Ich habe mich aber nicht wirklich darum gekümmert. Habe nur nach dir gesucht. Doch du warst nicht da.“
Jetzt sieht er mich ein wenig beleidigt an. Ich zucke nur mit den Schultern.
„Nun, dann habe ich eben nur nach deiner Fährte gesucht und bin ihr bis hier her gefolgt.“
Er verzieht sein Gesicht, als wäre diese Aufgabe ziemlich schwer gewesen.
„Hast du Sophie oder Caleb gesehen?“
„Nein.“
Er rutscht näher. Sein Blick wird tadelnd. Plötzlich landen seine beiden Hände auf meinen Knien und er drückt sie leicht.
Ein Schaudern rennt meinen Rücken entlang. Ich kann mich diesem Griff einfach nicht entziehen.
„Jetzt bist du dran,“ knurrt er mir beinahe entgegen, „wieso hast du mich verlassen?“
Sein verletzter Blick verschlägt mir den Atem. Ich hebe meine Hand und lasse sie auf seinen Kopf gleiten. Kurz spiele ich mit den glatten Strähnen. Es ist das erste Mal, dass ich mir so eine Geste erlaube.
Normalerweise geht jeglicher Kontakt von Liam aus. Diese Berührung scheint ihn ein wenig zu beruhigen.
Seine Finger trommeln unruhig auf meinen Knien. Die sanften Vibrationen schenken mir einen weiteren wohligen Schauer.
„Ich habe dich nicht verlassen. Ich war einfach wieder hier. Als ich zu mir kam, lag ich in dem Krankenhaus, in dem meine Mutter arbeitet. Sie meinte, dass man mich in einer Höhle gefunden hätte.“
Berichte ich ihm so genau wie möglich. Er sieht mich misstrauisch an. Aber mein Blick und meine ehrlichen Worte helfen ihm wohl dabei mir meine Erklärung zu glauben.
„Doch bevor der Aufbau stattfinden kann, müssen Pläne
entworfen und verworfen werden.
Es ist wichtig alles gut zu durchdenken. Hier half es sehr
alte erfahrene Mitglieder von Gimini Intercorbs zu vereinen,
sowie neue Talente anzuwerben und somit moderne Aspekte
aufzunehmen.
Gemeinsam konnte so ein neues, bessere Konzept für den
Wiederaufbau gestaltet werden.“
Ich atme tief durch, als Liam seinen Griff auf meinen Knien entspannt. Seine Augen verdunkeln sich kurz.
Er scheint seinen eigenen Gedanken nach zu hängen.
Ich finde es immer wieder erstaunlich ihn dabei zu beobachten. Wie konnte man nur annehmen, dass Bestien nur wie Tiere wären. Dass sie nicht in der Lage wären wie Menschen zu denken und zu fühlen.
Es ist für mich nach wie vor unbegreiflich.
Meine Augen gehen auf Wanderschaft. Sie mustern die Wohnung meiner Eltern. Die ländlich eingerichtete Sitzecke mit dem kuscheligen Teppich und dem alten Kaffeetisch.
Ich fühle mich zwiegespalten. Einerseits würde ich gerne bei ihnen bleiben. Denn ich weiß, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass ich sie jemals wieder sehen werde.
Der andere Teil von mir möchte am liebsten seine sieben Sachen packen und mit Liam zurück gehen. Auf seinem Rücken reiten und zum Labor gehen, zu Sophie und Caleb zurück.
Ich weiß nicht was ich tun soll.
Es wäre alles so viel einfacher, wenn jemand anderes diese Wahl treffen würde. Doch ich weiß, dass das nie passieren wird.
Denn hier und jetzt habe ich die Chance mich für einen endgültigen Weg zu entscheiden.
Ich sehe wieder zu Liam. Scheinbar haben auch seine Gedanken ein Ende gefunden. Nun ist es an ihm, das Heim meiner Eltern zu untersuchen.
Er wirkt wie ein Hund, der seine neue Umgebung mustert. Hin und wieder ziehen sich seine Augenbrauen fragend zusammen.
Dann wieder blähen sich seine Nasenflügel auf, als würde er eine Witterung aufnehmen.
Egal wie sehr er menschlich wirkt und sich gibt, das Biest in diesem Mann ist dauernd präsent. Und es stört mich nicht im geringsten.
Er beendet seine Musterung und sieht wieder zu mir.
„Wer lebt hier mit dir?“, verlangt er in einem dominanten Ton zu wissen. Er lässt keine Ausflüchte zu.
Ich grinse. „Meine Eltern“, kommt es kurz angebunden von mir.
Er wirkt zufrieden.
Dann halte ich es nicht mehr aus.
„Und was jetzt? Was machen wir jetzt, Liam?“
Sein Blick bleibt an mir kleben. Es ist verrucht und prickelnd. Ich hätte diese Frage nicht stellen dürfen.
„Nun, ...“, haucht er mir entgegen und rutscht näher an meine Beine heran. Dabei verschiebt sich die Decke auf seinem Schoß.
Mir stockt der Atem.
„Liam...“, hauche ich zurück. Dann schlucke ich nochmal vorsichtig, um lauter sprechen zu können.
„Ich meine damit, ob wir zurück gehen werden?“, will ich wissen.
Er sieht leicht verärgert aus.
„Wozu?“, schnaufend lässt er seine Hände auf meine Knie fallen und beginnt wieder sie zu kneten.
Ich lege meine Hände darüber und versuche ihn zu stoppen. Doch er ist nun mal stärker und schiebt sie stattdessen weiter nach oben.
Mir bleibt keine Fluchtmöglichkeit.
„Sie brauchen uns“, versuche ich es nochmal. „Die Bestien sie brauchen uns“, kommt es endlich selbstbewusster von mir.
Seine Hände wandern weiter nach oben. Meine Jogginghose entlang. Das Kribbeln wird fast unerträglich.
„Die schaffen das auch ohne uns.“ Er ist so arrogant. Und selbstsüchtig. Das macht mich beinahe wütend.
Doch bevor ich etwas erwidern kann springt er auf und drückt seine Lippen auf die Meinen. Kraftvoll aber auch zärtlich. Was für eine bizarre Mischung. Er knabbert vorsichtig an meiner Unterlippe und schickt so ein erotisches Prickeln über meinen Körper. Ich presse die Knie zusammen, um die Hitze in meinem Schoß fest zu halten.
Ich erzittere. Es fühlt sich so gut an. Mein Kopf versinkt im Nebel und dann nehme ich nur noch unsere Lippen wahr die sich liebkosen. Sie erkunden sich zum ersten Mal von selbst. So als würden sie sich nun endlich kennenlernen dürfen.
Heiß und unnachgiebig.
Ich habe die Kontrolle verloren und ein Teil in mir, der bisher tief geschlummert hat, ist erwacht und will dass ich es einfach zulasse.
Ich entspanne mich und Liam klettert zu mir auf den Schaukelstuhl. Er wippt langsam nach hinten. Ich spüre sein Gewicht über mir. Seine gesamte Präsenz droht mich zu erdrücken. Dennoch fühlt es sich einfach nur unglaublich gut an.
Und Liam wird forscher. Seine Hände wandern an mein Gesicht. Halten es gefangen und es fühlt sich so an, als ob sie meine Wangen verbrennen wollen.
Er drückt nun seinen Mund noch fester auf meinen und schiebt seine Zunge zu einem heißen Kuss zwischen meine Lippen.
Ich seufze. Unsere Zungen tanzen miteinander.
Dann höre ich wie die Tür aufgeht und meine Mutter fröhlich meinem Namen ruft.
„Tamara, ich war beim Chinesen. Komm und lass uns zusammen essen.“
Die knisternde Luft die mich gerade gefangen hatte wurde mit einem Schlag hinfort geweht.
Liam lässt aber nicht von mir ab. Ich versuche mich zu wehren.
Was wird sie von mir denken? Genau in diesem Moment hockt ein heißer, nackter Kerl über mir und verschlingt meine Lippen.
Ich drücke gegen seine Brust und spüre das hämmernde Herz, dass dort wohnt. Ich drücke stärker, verschließe meine Lippen fest und lasse es nicht mehr zu, dass seine Zunge in meinem Mund macht was sie will.
Dann blickt er mich missbilligend auf. Seine Augen glühen förmlich und das Quecksilber schimmert im Sonnenlicht.
Liam seufzt und verschwindet einfach. Es wäre als hätte er sich in Luft aufgelöst. Ich blinzle.
Nun sitze ich hier mit geschwollenen Lippen, roten Gesicht und außer Atem auf dem Balkon meiner Eltern. Und meine Mutter sieht mich nur verwirrt an. Sie hält die Tüte hoch, die die Nudeln tragen.
„Nach dem Beschließen der Vorgehensweise war es nun wichtig
zusammen an der Umsetzung der Umstrukturierung zu arbeiten.
Das größte Engagement zeigten damals Mr. Lucian Blackthrone und
Mrs. Karin Ashtray, der Nachfolgerin von Magdalena Ashtray.
Es gelang ihnen ein ganz neues Konzept für den inneren Aufbau und die
Strukturierung zu entwerfen. Dank ihrem Tatendrang konnte so die
Ordnung bei Gimini Intercorbs wieder herstellen und Gimini weiter
Expandieren.“
Sophie
Unruhig wandere ich in meinem Zimmer auf und ab.
Es ist jetzt drei Tage her, dass das Labor angegriffen wurde. Es hat sich herausgestellt, dass die Rebellen dafür verantwortlich sind.
Sie haben versucht unser Labor förmlich in den Boden zu stampfen. Wut kocht in mir auf bei dem Gedanken, welche Verluste wir verzeichnen mussten. So viele Bestien sind gestorben. Auch gab es einige Tote unter den Menschen. Zivilisten, Soldaten, Wissenschaftler. Diese Monster haben vor nichts halt gemacht.
Aber nicht nur die Lebenden haben darunter gelitten. Nein.
Meine Tanks sind zerstört und ein Drittel der Labore wurde ebenfalls ruiniert. Sowie diverse Trainingsräume. Das Feuer wurde in einem der Labore gelegt, das darauf spezialisiert war Bestien zu züchten, die im Luftraum aktiv werden konnten, um Informationen zu verschaffen.
Dafür ist der Großteil der Aufenthaltsräume und Versorgungsräume unbeschädigt, was dabei hilft alles langsam wieder aufzubauen.
Und wenn ich langsam sage, meine ich es auch so.
Mein Labor steht gerade hinten an, da ich keine Kampfbestien entwerfe, sonder Umweltbestien. Also eher diese Art der Bestien, die Naturkatastrophen verhindern sollen oder Umweltkatastrophen abfangen sollen, damit so wenige Verluste wie möglich entstehen.
SP ist dabei die einzige Bestie die unser Labor je entworfen hat, die auch für den Kampf eingesetzt werden kann.
Ich bleibe stehe und starrt die Tür wütend an.
Man hat mich auf mein Zimmer geschickt, wie einen Teenager, der Mist gebaut hat.
Alles nur zu meiner „Sicherheit“.
Ich schnaufe abfällig.
Am Ende ist es den Rebellen gelungen meinen Onkel zu entführen. Das hat für viel Wirbel gesorgt, da er und ich die einzigen waren, die die Rebellen lebendig haben wollten. Bei meinem Onkel ergibt es Sinn. Er ist ein Meister darin neue Bestienarten zu entwerfen, die die perfekten Soldaten im Kampf ersetzten könnten.
Doch was wollen sie von mir? Das geht mir nicht in den Sinn. Aber naja, wie heißt es so schön? Wie gewonnen, so zerronnen.
Denn Caleb hat sofort einen Suchtrupp veranlasst und gestern kam die gute Nachricht, dass er Erfolg hatte.
Mein Onkel ist wieder hier. Die Rebellen haben also am Ende nur leere Hände und natürlich auch selbst große Verluste erlitten.
Also im Schnitt sind wir ein mächtiger Gegner gewesen, der sich gut behaupten konnte. Zum Glück. Es hätte auch wie in Schottland enden können. Dort ist das Labor beinahe nur noch eine Ruine. Sie haben den größten Teil an Wissenschaftlern verloren, sowie ihrer Bestien.
Nun konzentrieren sich alle im Wiederaufbau der Labore, die vor allem für die Verteidigung wichtig sind. Also die in denen die Kampfbestien erschaffen und gepflegt werden.
Ich bin neidisch auf meinen Onkel.
Er ist einer Wissenschaftler, der genau diese wichtigen Kampfbestien erschaffen kann und somit ist er gerade wichtiger als als ich. Er genießt gerade in diesem Moment das Privileg, dass sein Labor aufgebaut, wenn nicht sogar vergrößert wird, um ihm mehr Möglichkeiten zu geben.
Auch haben bei ihm fast alle Bestien überlebt. Sie sind eben mit die Stärksten.
Meine Augen bohren beinahe ein Loch in diese Tür, aber leider hilft das nicht, um sie zu öffnen. Es muss schon ein Wunder geschehen, damit ich diesen Raum verlassen kann.
Eigentlich ist es kindisch mich hier einzusperren.
Aber Silvana war überhaupt nicht begeistert, dass ihre Bestie sich mir angeschlossen hatte und nicht ihr. SP hatte auch nicht besonders gut reagiert, als sie ihn mitnehmen wollte.
Ich vergesse ihren Blick nicht, als sie ihm den Befehl gab mit ihm zu gehen und er einfach an meiner Seite stehen geblieben ist. Seine Augen haben sich tief in ihre gebohrt und alle im Umfeld von wenigen Metern konnten miterleben, wie er offen rebellierte.
Diese Aktion hat für viel Unruhe gesorgt.
Denn Silvana galt als zuverlässigste Soldatin und Trainerin. Sie und SP genießen einen tadellosen Ruf. Doch genau dieser gut abgerichtete und für seine Loyalität bekannte SP-924 wollte nicht mehr gehorchen.
Ich hatte mich kaum getraut Luft zu holen, geschweige denn einen Mucks von mir zu geben. Zum Glück weiß SP, wann er nachgeben muss.
Darum hat er sich am Ende, nach einem langen Blickduelle, seufzend an die Seite seiner Herrin begeben. Der letzte Blick aber, den er mir zugeworfen hat, verheißt nichts Gutes.
Jedenfalls war Silvana danach nicht mehr gut auf mich zu sprechen. Ihr Hass war stärker denn je.
Das habe ich auch nicht anders erwartet. Aber aus irgendeinem Grund habe ich auch das Gefühl gehabt, dass sie wegen noch einer anderen Sache wütend war.
Klar unser Labor wurde angegriffen, wir haben viel Geld und viel an Equipment verloren. Dennoch. Ihre Wut war anders. Explosiver. Und das ist untypisch.
Eine Frau die sich sonst perfekt beherrscht und sich von nichts aus der Ruhe bringen lässt, reagiert dermaßen übertrieben auf eine Bestie die sich ihr widersetzt.
Gut wir haben auch keine besonders gute Vorgeschichte. Das gebe ich ja zu. Ich schüttle mich innerlich.
Vielleicht will ich es auch nur nicht wahrhaben, dass meine ehemalige Freundin nun kein gutes Wort mehr für mich übrig hat. Und alles wegen einer Bestie die sich ständig um meine Aufmerksamkeit bemüht, obwohl ich ihr egal sein sollte.
Ich knurre diese bockige Tür an, die sich immer noch nicht für mich geöffnet hat und gehe zu meinem Sofa.
Dann lasse ich mich darauf fallen und schnappe mir eins meiner Bücher, die sich auf dem kleinen Beistellstich stapeln. Doch leider gelingt es mir nicht mal das Schmökerwerk zu öffnen.
Ich packe es wieder zur Seite.
Nun muss ich an Tamara denken. Auch sie hat für viel Wirbel gesorgt. Denn inmitten dieses Chaos ist sie spurlos verschwunden. Und Liam auch.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihren Cousin freiwillig hat gehen lassen. Das passt nicht zu ihr.
Ich lehne mich an und schließe die Augen. Dabei schiebe ich mir die Brille wieder ein Stück höher auf den Nasenrücken.
Seit ich hier eingesperrt bin habe ich nur Kontakt zu Kathrin und Lukas, die mich gelegentlich auf dem Laufenden halten. Ohne ihre Informationen wüsste ich nicht einmal, dass Cabel das Labor verlassen hatte, um nach Tamara zu suchen, oder dass Silvana mit Ratsherrn Blackthrone diese ganzen Geschehnisse vor dem Rat verschönert hätten. Nach Außen wurde berichtete, dass die Rebellen erfolglos zugeschlagen hätten. Das Feuer wäre aufgrund einer Fehlfunktion in einem der Labore entstanden.
Auch wurde natürlich die Wahl des deutschen Ratsherrn verschoben, da Tamara Morel sich zurück gezogen habe.
So eine Lüge.
Spätestens nach diese Farce wird mir klar, dass etwas mit dem Angriff nicht stimmen kann. Waren es wirklich die Rebellen? Oder hat jemand von Innen versucht die Einsetzung von Tamara zu verhindern.
Wenn Caleb sie nur schnell finden könnte.
Es klopft.
Ich springe freudig auf.
Endlich bekomme ich Besuch. Vielleicht sogar eine gute Nachricht. Oh wie sehr ich mich nach einer guten Nachricht sehne.
Ich öffne schwungvoll die Tür und lächle meinen Besucher an.
Doch statt Kathrin steht da SP-924 vor mir.
Allein.
Und sein Blick grinst schelmisch zurück.
Mist.
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Hallo meine lieben Leseratten und Bücherwürmer,
dieses Kapitel widme ich meinem lieben Schwager. Ich wünsche dir gute Besserung und danke
dass du mein Bestienhandbuch gerne liest und immer auf ein
Update wartest.
Lass es dir gut gehen.
Deine Na Bi
Publication Date: 07-30-2018
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