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Gelangweilt saß ich in der Schule und schaute verträumt aus dem Fenster.
Da die Fenster geöffnet waren konnte man die Vögel zwitschern und den Wind durch die Bäume fegen hören.
Ich wäre jetzt viel lieber da draußen, anstatt hier zu hocken und einem Referendar zu zuhören.
Er bekam die Klasse einfach nicht unter Kontrolle.
Ein wenig tat er mir ja leid, dass er ausgerechnet diese Klasse unterrichten musste.
Der erste Eindruck unserer Klasse war wie bei jeder anderen 12. Klasse auch, es gab Streber, Chaoten, Machos, Schlampen, Mauerblümchen, die aber in Wirklichkeit noch viel größere Schlampen waren, Mauerblümchen, die wirklich welche waren und so weiter.
Doch was diese Klasse ausmachte war, dass kaum jemand Respekt hatte, weder vor den Lehrern noch vor sonst irgendwem.
Erst letzte Woche wurde ein Lehrer von 5 Schülern dieser Klasse Krankenhausreif geschlagen.
Ich wusste nicht wie sie es immer hin bekamen, dass niemand Anzeige erstattete.
Aber ehrlich gesagt interessierte es mich auch gar nicht.
So lange die mich in Ruhe ließen war alles ok.
Ich weiß, dass hört sich jetzt vielleicht ganz schön egoistisch an, aber wenn ich eins in dieser Klasse gelernt hatte, dann war es das, dass ich niemandem vertrauen konnte außer mir selbst.
Ich wurde durch die Schulklingen brutal aus meinen Gedanken gerissen und seufzte erleichtert auf, genauso wie unser Referendar.
Fluchtartig verließ er den Raum und wurde von unserer Klassenlehrerin abgelöst.
Sie war die Einzige, die die Klasse einigermaßen in Schach halten konnte und dafür bewunderte ich sie.
Vorne am Pult angekommen klatschte sie zwei Mal in die Hände um die Aufmerksamkeit der Klasse auf sich zu ziehen.
„Erst einmal wünsche ich euch einen schönen Morgen. Wir bekommen heute einen neuen Schüler in diese Klasse und ich werde ihn gleich vom Sekretariat abholen. Ich wünsche mir von euch, dass ihr ihn gut in eure Klasse aufnehmt und alle nett zu ihm seit. Ach und Grace, bitte führe den neunen nach der Stunde ein wenig rum.“, erklärte sie in strengem Ton.
Erstaunt darüber, dass sie sich meinen Namen gemerkt hatte nickte ich nur zur Antwort.
Und schon verschwand Ms Scott wieder durch die Tür.
Nicht nur dass sie sich meinen Namen gemerkt hatte wunderte mich, allein die Tatsache, mich für so etwas auszuwählen war hirnrissig.
Ich meine, wie sollte das bitte funktionieren ohne zu reden?
Seit dem Meine Mutter gestorben war hatte ich nicht nur sie sondern auch Stimme und Lächeln verloren.
Ich wusste nicht woran es lag und ich hatte auch immer wieder versucht zu sprechen, doch nicht einmal ein Krächzen gelang an die Luft.
Auch das Lächeln funktionierte einfach nicht mehr, egal wie oft ich es vor dem Spiegel geübt hatte, es sah immer eher wie eine Grimasse aus als ein Ansatz zu einem kleinen Lächeln.
Mein Vater litt sehr unter dem Verlust, es waren schon so viele Jahre ohne sie vergangen, doch ich wusste ganz genau, dass mein Vater sie immer noch liebte und das von ganzem Herzen.
Ich habe ihn seitdem nie wieder in der Öffentlichkeit lachen gesehen, nur ich schaffte es, es ihm wieder ins Gesicht zu zaubern, es war zwar nur ein kleiner Abklatsch von dem was vor dem Unfall war, an dem Eleanor, also meine Mum, starb.
Sie wurde von einem Geisterfahrer auf der Autobahn erfasst als sie auf dem Weg zu einem Konzert von mir in der Schule war.
An dem Abend hatte ich das letzte Mal meine Gitarre auch nur berührt.
Ich schaute wieder nach draußen und überlegte mir wie es jetzt wohl wäre auf meiner Wiese zu liegen, zwischen alle den Blumen.
Eigentlich durfte ich es ja gar nicht meine Wiese nennen, da das Grundstück zu einem verlassenen Haus gehörte.
Aber na ja ich liebe es einfach dort und je länger ich auf dem Grundstück war, desto wohler fühlte ich mich, bis ich die Wiese schließlich meine Wiese nannte.
Zu spät bemerkte ich, dass die Tür schon wieder offen stand und Ms Scott herein kam, im Schlepptau hatte sie einen langweilig drein schauenden Macho.
Woran man das erkannte?
Allein schon sein Aussehen ließ ihn zu einem Macho werden, obwohl er gar nicht mal so schlecht aussah, im Gegenteil, er war mit Abstand das hübscheste was mir je unter die Augen kam, doch mich störte es ungemein, dass er nur so strotze vor Selbstverliebtheit.
Oh ja, er war sich seines guten Aussehens wohl bewusst.
Ohne auf die Schüler zu seiner Rechten und linken zu achten, schlenderte er lässig nach vorne und stellte sich mit einem 0 8 15 – Satz vor: „Hallo mein Name ist Dean Sottory und ich gehe ab heute in diese Klasse und hoffe wir werden uns gut verstehen.“
Dieser Satz hörte sich ja mal überhaupt nicht auswendig gelernt an. NEIN!
Er ließ seinen Blick, nachdem er zu ende geredet hatte, nun endlich einmal über die Klasse schweifen und natürlich – wie sollte es auch anders sein – blieb sein Blick auf halbem Weg an der Klassenschlampe, die den Namen Francesca trug, hängen.
Na, das konnte ja noch spaßig werden.
Er ließ seinen Blick weiter schweifen, bei manschen Mädchen lächelte er kurz schelmisch und fuhr fort.
Gerade als ich mich wieder zum Fenster drehen wollte, schaute er mich durchdringend an.
Sein Mienenspiel wechselte von erstaunt, zu wütend und von dort wieder zu einem schelmischen Grinsen.
Meine Güte, hatte der das vorm Spiegel geübt, oder was?
Auf Knopfdruck Grinsen… Vielleicht sollte ich das auch mal üben um meinem Dad eine kleine Freude zu machen.

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Publication Date: 02-07-2011

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Dedication:
Ich widme dieses buch meiner besten freundin Lena, da wir uns immer so selten sehen und se so vielleciht etwas von mir hat.

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