Eine etwas andere Träumerin
Schreie. Dies war schon der dritte. Es hörte sich wie eine Frauenstimme an. Nun noch einer. Ein langer. Ich stand immer noch da und regte mich nicht. Die hohen Herbstbäume kamen mir höher vor als vorher. Und bedrohlicher. Der Vollmond schien mir noch heller und größer als vorher. Ich hielt den Atem an als der Schrei verblasste. Der Wind pfiff an meinem Ohr entlang und flüsterte: „Lauf!“ Und auf einmal sprintete ich los. Ich rannte so schnell ich konnte über den matschigen, mit Blätter bedeckten Boden. Zweige schlugen mir ins Gesicht als ich durch Gebüsche rannte. In der Zwischenzeit wurde der Wind lauter und stürmischer. Die Äste der Bäume bewegten sich hin und her als wollten sie nach mir greifen. Als der Wind plötzlich beruhigte blieb ich außer Atem stehen. Ich sah mich um und drehte mich in alle Richtungen. Die Schreie hatten aufgehört. Nun war alles Still. Ich hielt den Atem an als ich hinter einem umgefallenen Baum rote Lichter entdeckte. Mein Herz raste so schnell das ich es in meiner Brust spüren konnte. Die zwei Lichter waren auf mich gerichtet. Doch als ich erkannte was es war schrie ich. Zwei rote glühende Augen guckten mich zornig an.
Kapitel 1
Ich saß klitschnass auf meiner Bettkante und beugte mich nach vorne. Mein Atem war schnell und mein Herz klopfte so laut das ich Angst hatte das es jemand anderes hören konnte. Ich fuhr mir mit der Hand über die Stirn und bemerkte dass sich darauf Schweißperlen gesammelt haben. Ich sah die roten glühenden Augen vor mir als ich einen Augenblick die Augen schloss. Blitzartig riss ich sie wieder auf und sah mich im Zimmer um. Das Mondlicht schien durch mein Fenster. Als ich auf mein Handy schaute erschrak ich. 3:28. Ich ließ mich wieder in mein Bett fallen und schaute an die Wand. Eigentlich müsste ich ja an so welche Träume gewöhnt sein, aber ich bekam jedes Mal noch Schweißausbrüche und Panik. Meine Großmutter erzählte mir ich sei eine Realitätsträumerin. Ich fragte mich was das ist. Sie sagte immer nur: „Warte ab.“ Und beendete damit das Thema. Meine Eltern dachten ich hätte ne Klatsche. Nur meine kleine Schwester die mich schon öfters nach einem Albtraum gesehen hatte, hielt zu mir und sprach mit mir darüber. Anfangs schrie ich. Das erzählten zumindest meine Mutter und meine kleine Schwester. Wenn ich dies tat dann kam meine Mutter und legte sich neben mich, bis ich einschlief. Doch das war einmal. Da war ich ungefähr 6. Jetzt bin ich 15 und keiner glaubt mir mehr. Außer meine Schwester. Sie fragte jeden morgen wie ich geträumt habe. Eine Sache wussten sie alle aber nicht: Immer nachdem ich einen Traum hatte erschien mindestens ein Bild in einer Truhe die ich mal von meinem Großvater vor seinem Tot geschenkt gekriegt habe. Er gab sie mir mit den Worten: „Pass gut auf sie auf, und versteck sie.“ Dabei schaute er mich mit seinen haselnussbraunen Augen ernst an.
Ich versteckte die Kiste damals unter meinem Bett, unter dem Boden. Dort war eigentlich eine Art kleine Staubkammer. Bei diesem Gedanken stand ich auf und schob mein Bett leise zur Seite. Als ich die kleine Tür im Boden vorsichtig öffnete fing mein Herz wieder an zu schlagen. Ich ging die 3 Stufen langsam hinunter. Als ich den kalten Boden mit den nackten Füßen berührte lief mir ein Schauder über den Rücken. Ich tastete nach dem kleinen Schalter an der Wand. Als ich ihn fand und das Licht anknipste erstrahlte die Lampe hell und ich musste mir eine Hand vor die Augen halten weil ich noch so müde war. Eigentlich war es ja ganz gemütlich hier. Ich habe es heimlich mal aufgeräumt, neu dekoriert und sauber gemacht als ich mal allein Zuhause war. Mein alter blauer Sitzsack und ein kleiner schwarzer Tisch standen in der einen Ecke. Zu meinen Elter sagte ich damals ich habe den Sitzsack an meine Freundin verkauft da ich ihn eh hässlich fand. Und den kleinen alten schwarzen Tisch habe ich mal auf einem Flohmarkt gekauft. Die Kiste stand auf dem Tisch. Ich ging auf sie zu und tastete nach dem kleinen Schlüssel an der unter Seite des Tisches. Ich klebte ihn vorsichtshalber immer darunter. Falls mal wer dieses Versteck fand und versuchte die Kiste zu öffnen. Als ich den Schlüssel in das Schloss steckte und ihn umdrehte fing mein Herz schneller an zu schlagen. Ich öffnete den Deckel der Kiste und sah das neuste Bild. Es zeigte mich in einem Wald. Es war Vollmond und stockduster. Ich trug eine dunkelblaue Jeans und einen grauen Pullover. Meine Haare hingen mir strähnig ins Gesicht. In meinem Gesicht war Angst und Lebensfurcht zu sehen. Gegenüber von mir blickten mich die zwei glühend rote Augen an. Ich legte das Bild zurück in die Kiste und setzte mich auf den Sitzsack. Dann schlief ich ein..
Kapitel 2
Ein Lachen wie ich es noch nie gehört hatte. Es war ein Mädchenlachen. Sie lachte so laut und freudig das ich mir ein Lächeln nicht verzwingen konnte. Nun hörte ich wie sie sich mit jemand unterhielt. Es hörte sich dumpf und leise an. Als wäre zwischen uns eine Tür. Als ich die Augen öffnete schaute ich an eine Rosa Farbende Wand. Ich rappelte mich hoch und bemerkte dass ich auf einem weißen Flusenteppich lag. Ein Holzbett stand in der rechten Seite des Zimmers. Die Bettwäsche war mit vielen rosa Blüten bestickt. Neben dem Bett stand eine Kommode worauf sich Bücher häuften. Die weiße Lampe an der Wand warf blasses Licht in das Zimmer. In der anderen hälfte des Zimmers stand ein Holztisch auf dem sich noch mehr Bücher häuften. Als ich aufstand und mich im Zimmer umschaute entdeckte ich auf dem schön gemachten Bett ein süßes kleines Buch auf dem viele rote Punkte waren. Der Hintergrund war rot. In der Mitte war ein ovaler Kreis indem mit schöner Schrift: „Emmas Tagebuch“ geschrieben wurde. Ich spielte mit dem Gedanken es zu öffnen und nur die erste Seite zu lesen. Ich schlug es auf und fing an zu lesen: „Liebes Tagebuch, dies ist deine erste Seite und ich freue mich jetzt schon so sehr dir jeden Tag meine Erlebnisse zu schreiben.“ Als ich grade den nächsten Satz anfangen wollte zu lesen, hörte ich wieder die Mädchenstimme. Das hatte ich ja total vergessen. Ich schlug schnell das Buch zu und kroch unter das Bett. Nun hörte ich eine laute Männerstimme. Sie klang ernst und streng. Leider konnte ich nicht verstehen was sie sagten. Plötzlich hörte ich dass die Tür aufgerissen und mit voller Kraft wieder zu geschlagen wurde. Schritte waren zu hören die immer näher kamen. Die Person die soeben rein gekommen war sprang nun aufs Bett. Als das Bett laut quietschte erschreckte ich mich so dolle das ich fast leicht auf geschrieen hätte. „Ich hasse es.“ Flüsterte die Mädchenstimme die ich vorhin lachen hörte. Plötzlich hörte ich ein klopfen an der Tür. „Emma! Lass mich rein! Wie oft habe ich dir schon gesagt das du nicht abschließen sollst?“ „Verschwinde!“ rief Emma mit einer weinerlichen Stimme. Als ich mich grade auf den Bauch drehen wollte stieß ich mit dem Ellenbogen gegen einen Gegenstand. Das Mädchen hörte ich leise weinen. Ich betastete leise den Gegenstand, konnte aber nichts daraus schließen. Ich hob die lange Bettdecke einen Cm an um einen Blick auf den Gegenstand zu werfen. Als ich erkannte was es war hielt ich den Atem an. Es war eine Truhe. MEINE Truhe. Was machte die Truhe meines Großvaters hier unter dem Bett dieses Mädchens? Ich schob den Gedanken beiseite als mir in den Sinn kam das es vielleicht mehrere Kisten davon gab. Ich wollte sie öffnen doch für diese brauchte man auch einen Schlüssel. Mist. Ich würde mich mal interessieren was sie darin auf bewart hatte. Plötzlich griffen Finger unter den Rand der Decke und zogen sie hoch. Ich konnte nichts anderes tun als zu erstarren und den Atem anzuhalten. In diesem Augenblick wäre ich gern unsichtbar gewesen. Plötzlich erschien der Kopf des Mädchens. Sie hatte braune lange lockige Haare. Ihr Gesicht war schmal und blass. Sie schaute mit ihren haselnussbraunen glasigen Augen an mir vorbei auf die Kiste. Ihre Schminke war vom weinen verwischt. Ich riss die Augen auf und wartete darauf dass sie aufschrie doch das tat sie nicht. Sie griff an mir vorbei nach der Kiste und zog sie an sich. Dann ließ sie Bettdecke wieder sinken. Ich bewegte mich nicht und hatte die Augen immer noch aufgerissen. Plötzlich hörte ich ein Klicken. Genau das Geräusch wie wenn ich meine Truhe aufschloss. Hatte sie mich nicht gesehen? Das kann doch nicht sein..
Publication Date: 01-08-2012
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