Cover

Vorwort

Dies ist eine alte Geschichte, die ich aus den Untiefen ausgegraben haben.

Ich meine erstellt wurde sie 2007 oder 2008. 

 

Allerdings ist es die überarbeitet Version davon.

Die Seitenlänge hat sich locker verdoppelt, und die Namen geändert, da sich mir beim wiederfinden

unter anderem, die Nackenhaare aufgestellt haben und sie für meine Begriffe völlig

zusammenhanglos (von mir)  geschrieben wurde.

(Man könnte auch sagen, daran wurde sehr deutlich das man sich selbst in den Letzten Jahren nur allzu offensichtlich weiterentwickelt hat).

Dennoch wollte ich dieses Schätzchenen keinem vorenthalten. Sollte jemand neugierig sein,

kann ich die erste Ur-Fassung separat zur Verfügung stellen. Schreibt mir dazu gern etwas in den

Kommentaren, oder eine Nachricht.

Prolog

 

Lange bevor sich die Menschheit einen Weg durch das Unbekannte bahnte, war die Welt eine andere. Wesen, die von der Natur lernten und das Leben respektierten. Wesen die sich im

Schatten der Erinnerungen verbargen und auch heute noch unerkannt unter den Menschen wandelten.

Diese Wesen gehörten verschiedenen Clans an, jeder dieser Clans hatte seine eigenen Regeln, jeder Clan hatte eigene Kräfte und obwohl sie sich darin unterschieden, lebten sie doch

viele Jahre in Frieden und handelten zusammen nach den gleichen Grundprinzipien.

Sie respektierten die Natur und das Leben, welches sie hervorbrachte.

Dies war wohl eine Blütezeit für diesen Planeten. Doch mit den Jahrhunderten änderte sich das. Die Menschen kamen und mit jedem Jahrhundert das verging, wurden die Menschen

intelligenter und reiften heran. Sie begannen in Gruppen zu leben, später in Familien. Sie fanden heraus wie man Waffen baute und je weiter die Jahre voranschritten, desto mehr

zeichnete sich ab, dass es die Menschen sein werden die in Zukunft den Planeten beherrschen würden.

Nach und nach wurden jene Wunderwesen ausgerottet oder verdrängt, die wenigen die sich anpassen konnten, schafften es sogar sich mit den Menschen zu vereinen, sodass zumindest

ein kleiner Teil jener fantastischen Wesen überleben konnte, doch der Preis dafür war hoch: Veränderung. Die einst mächtigen Wesen erkannten bald, das jede weitere Generation

weniger in der Lage war, die Elemente zu manipulieren. Hin und wieder kam es vor, dass ein paar mächtigere Vertreter der Spezies das Licht der Welt erblickten, doch mit der Zeit

hatten sich ihre Fähigkeiten minimiert oder ganz verloren. So konnte ein Angehöriger des Thunder Clan, dem Wind befehlen, ein andere konnte das Wetter manipulieren und ein weiterer

war in der Lage für einen Moment die Erdanziehungskraft zu überwinden um zu fliegen. Nicht anders erging es dem Dragon-Clan, wo einer in die Zukunft sehen konnte, war ein andere

der tatsächlich mit Hilfe seines Willens Feuer entfachen konnte und immer weniger waren in der Lage die Erde zu manipulieren.

Mit jeder weiteren, unreinen Linie, verschwanden die Clans und ihre Kräfte zusehends. Heute, Jahrhunderte später konnten nur noch die zwei der mächtigen Clans über die

Vergangenheit berichten. Der Thunder Clan, verbunden mit dem Wind und dem Wasser und der Dragon Clan, verbunden mit der Erde und dem Feuer. Diese beiden, einst durch

Freundschaft verbunden, waren heute, gebrochen durch ein schweres Schicksal, erbitterte Feinde.

Was taten Feinde gemeinhin? Sie bekämpften sich Jahrhundert um Jahrhundert.

Ein besonderer Tag

 

„Es ist so weit. Mach dich auf den Weg Denzel.“

Niall trat an den imposanten Holztisch heran und fixierte die Maserung, als könne sie ihm sagen, wie sich das Schicksal fortan ändern würde. Er hoffte darauf, dass die Ahnen sich nicht getäuscht hatten und sie einer wohlgesinnteren Zukunft entgegenblickten. Doch natürlich war das nur ein Wunsch, geboren aus dem Zwiespalt von Jahrhunderten.

Shaun trat aus dem Schatten an den Tisch heran und fixierte den Großmeister nachdenklich.

„Warum haben sie Denzel geschickt? Rechnen sie mit Schwierigkeiten?“

Niall hob die leuchtenden Augen, doch ihr Glanz konnte nicht über die Trauer der Ewigkeit triumphieren. „Das Kind wurde bereits vor vielen Ären vorausgesagt. Juna hat es bestätigt, das Kind kann die Veränderung herbeiführen.“

Shaun musterte den Großmeister. Er wirkte nicht viel älter als ein Mann in den Fünfzigern. Er war groß und schlank, sein dunkles Haar war grau meliert und er trug einen teuren Anzug. Es war schwer sich vorzustellen, dass dort ein Mann vor ihm stand, der bereits mehrere Jahrhunderte zählte. Trotzdem konnte sich Shaun des Eindrucks nicht erwehren, dass die letzten Jahren an Niall gezehrt hatten. Er war gealtert, nicht nur in Jahren. Er wirkte müde und erschöpft, als sei er den ewigen Zwist überdrüssig.

Niall war ein Drache, einer der großen vier, die einst die Welt in ihrem Gleichgewicht hielten, bevor sie sich veränderte. Doch viel mehr wusste keiner von ihnen über ihn.

Der Rat der Wächter war klein. Seine Mitglieder die letzten Nachfahren der verbliebenen großen Clans. Sie hatten sich schon vor Jahrhunderten zusammengeschlossen und lebten vor der Welt verborgen, jedenfalls was ihre Wahre Bestimmung betraf. Sie bewegten sich unter den Menschen und fielen kaum auf. Die äußeren Merkmale waren verschwunden und ihre einzigen Aufgaben bestanden darin, zu beobachten und zu lauschen. Die meisten von ihnen beherrschten lediglich einen Bruchteil der Fähigkeiten, die ihre Ahnen nicht als besonders ausgezeichnet hatten und waren dazu verdammt, hilflos daneben zu stehen und dabei zu zusehen, wie die Irregeleiteten, Nachfahren der Clans, in denen das Blut kochte, sobald es erwachte, sich gegenseitig vernichteten. Shaun und Rigantona, sowie Shay und Torina bildeten die Speerspitzen. Zwar lebten sie unter den Menschen und hielten Augen und Ohren nach Verbündeten auf, doch nur die wenigsten waren in der Lage den alten Hass zu bezwingen der in ihren Körper Einzug hielt, wenn das alte Blut der Drachen erst einmal darin erwacht war. So waren auch sie - wie all die verbliebenen - zum Nichtstun verdammt. Schon vor Jahrhunderten hatte der Großmeister sich deswegen dazu entschieden im Verborgenen zu bleiben und sich aus den Geschicken der Menschen heraus zu halten. Sie waren noch zu jung und zu unwissend um zu verstehen, dass ihre Leben nur ein Glockenschlag in der Ewigkeit. 

Doch heute würde sich das Schicksal ändern. Zwar war bereits vor Jahren aufgefallen, dass sich die Seelen der Wächter Bryanria und Caiside erneut gezeigt hatten, doch sie schlummerten und erwachten nicht.

Da wusste Niall, dass es nur noch eine Frage der Zeit war.

Ihrer Vergangenheit und ihrem Wissen beraubt, hatten sich die Wege der beiden dennoch gekreuzt und sie zusammengeführt. Und heute würde ihr Glück mit der Geburt ihres Kindes vollkommen sein und ihren Tod unweigerlich herbeiführen. Kein Drache konnte geboren werden, ohne dass es die Welt nicht wusste. Jedenfalls nicht wenn es ein Reinblüter war. Reinblüter gab es nur noch selten, bis auf Niall und Juna waren sie verschwunden.

 

Und so kam es. Kurz nach der Geburt wurden Bryanria und Caiside aufgespürt. Obgleich sie nicht auffällig waren, doch ihre Kraft war unverkennbar. Denzel, der sich als Kinderarzt ausgegeben hatte, hatte sich des Kindes angenommen, als seine Eltern sich sorgten. Es war seit Tagen viel zu heiß und egal was sie taten das Fieber schien nicht sinken zu wollen. Beruhigend hatte er ihnen versichert, dass sich keine Sorgen machen mussten, bald schon würde es dem kleinen Jungen besser gehen. Evan fieberte nicht, es war die ewige Flamme die ihn unverkennbar als Reinblüter auszeichnete. Dies war allen Reinblütern gleich. Nur jene waren in der Lage die längst vergessenen Fähigkeiten ihrer Ahnen zu meistern.  Doch das sollten seine Eltern nie erfahren. Bryanria und Caiside starben. Denzel, der sich schließlich darum bemühte, Evans Eltern zu beschützen, wurde schwer verletzt, auch wenn er die Irrgeleiteten besiegt hatte, für Bryanria und Caiside kam seine Hilfe zu spät. Er erinnerte sich nur noch daran, dass ein Nachbar die Polizei gerufen hatte, dann war die Welt im ihn herum in Dunkelheit versunken.

 

Evan wuchs in der Obhut eines Heimes auf, versteckt vor den Augen des Rates und des Thunder-Clans. Die Suche nach dem verlorenen Sohn blieb erfolglos. Seine Eltern lernte er nie kennen. Doch seine offene und freundliche Art hatte ihn viele Freunde und Bewunderer beschert. Wohl auch weil er ein klein wenig außergewöhnlich war.

Als er das vierzehnte Lebensjahr vollendet hatte, begannen die Veränderungen.

Zunächst waren es nur ein paar Träume, die ein ungutes Gefühl in ihm hinterließen, wenn er aus ihnen erwacht war. Wenn er sich beim Spielen oder Sport verletzte, waren die Wunden in kürzester Zeit wieder verschwunden und die Haut unversehrt.  Einmal war er so wütend gewesen, dass er einen Heuballen entzündet hatte, ohne dass er mit Streichhölzern gespielt hatte.

Denzel der sich seit jener Zeit auf die Suche nach dem verlorenen Sohn gemacht hatte, war auf ihn aufmerksam geworden als er plötzlich die Erde zu sich rief um einen Freund zu helfen. Seine Augen waren von einem hellen braun, das beinahe golden schimmerte, wenn das Licht der Sonne auf sie traf, sie bildeten einen starken Kontrast zu dem schwarzen Haar. Sofort hatte er dem Rat der Wächter von dem Kind erzählt. Doch anstatt ihn zu holen, wie es vorgesehen war, hatten die Garde Niall ins Gewissen geredet. Evan war in den Jahren nicht gefunden wurden. Doch man musste ihm helfen. Melvin war bereits bei ihm, sodass der Rat der Wächter sehr genau wusste, wie es Evan in den letzten Jahren ergangen war. Denzel, der sich dem Jungen bereits bei der Geburt angenommen hatte, ging mit dem jungen Wächter zurück und gab sich schließlich als Freund von Evans Eltern aus. Fortan besuchte der Junge den väterlichen Freund des Öfteren und Denzel erzählte ihm von dem wenigen, was über seine Eltern bekannt war. Als sich das Zeichen auf seiner Stirn nicht mehr verleugnen ließ, übergab er ihm ein Stirnband, welches es seit diesem Tag getragen hatte.

Das Mädchen

Evan war ein ausgezeichneter Schüler der schon früh seine Vorliebe für Sprachen und Archäologie entdeckt hatte. Er erarbeitet sich ein Stipendium an einer Uni und galt dort als Liebling der Massen. Er war nicht noch, groß, sportlich und gutaussehend, er war auch stets freundlich und zuvorkommend. Seit seinem vierten Semester war er Schulsprecher. Evan kam gerade aus einer Sitzung, es ging um den Abschlussball, den die Studenten bereits zum dritten Mal begingen. Gerade als der dunkelhaarige die Tür hinter sich geschlossen hatte, hörte er seinen Namen. „Evan!“

Evan schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch ehe er sich umwandte und Nuriko auf sich zulaufen kam. Sie war mit Abstand das hübscheste Mädchen in der Schule, leider ebenso arrogant und zickig. Offensichtlich würde sie sich auch in diesem Jahr nicht davon abbringen zu lassen, Evan zu fragen ob er sie auf den Ball begleiten würde, schließlich war er der beliebteste Junge an dieser Uni.

„Guten Tag Nuriko. Was kann ich für dich tun?“, erkundigte sich der schwarzhaarige.

Nuriko bedachte ihn mit einem zauberhaften Augenaufschlag und spielte mit dem langen Goldenen Zopf der über ihre Schulter nach vorn gefallen war.

„Hast du schon eine Begleitung für unseren Abschlussball?“, fragte sie ihn mit honigsüßer Stimme. Und wie auch in jedem anderen Jahr davor schenkte Evan ihr ein professionelles Lächeln.

„Tut mir leid, ab ich werde auch in diesem Jahr nicht auf den Abschlussball gehen. Zumindest nicht mit dir.“

Nuriko zog eine Flunsch. „Wir beiden wären das Traumpaar schlechthin…es wäre für und ein leichtes alle Blicke auf uns zu ziehen.“, erklärte sie. Evan schüttelte den Kopf.

„Ich bin kein Accessoire weißt du?“, damit ließ er das Mädchen stehen und ging den Flur hinunter. Er mochte sie nicht und ihre vergeblichen Annäherungsversuche sorgten bestenfalls für Gelächter bei den anderen Mädchen die sie neugierig beobachtete hatten. Evan war das gewohnt, daher grüßte er sie nur freundlich und dachte sich auch nichts dabei, ehe ihn Melvin aufhielt.

„Hey Evan. Und wie sieht es aus? Spielst du morgen mit uns?“

Melvin war der Kapitän des Basketballteams und Evans bester Freund.

„Aber klar doch. Ich lass euch doch nicht hängen.“, erwiderte er. Melvin grinste.

„Super, mit dir in der Mannschaft haben wir echt Gute Chancen. Also dann. Bis morgen!“, verabschiedete er sich und lief aus dem Gebäude. Evan nickte ihm zu, hob die Hand und tat es ihm gleich um den Heimweg anzutreten.

Seit ein paar Jahren lebte er in einer kleinen Wohnung nahe der Uni. Und wenn er nicht gerade mit Basketballspielen beschäftigt war, jobbte er in einer kleinen Cafeteria in der Nähe, oder half im Heim, in dem er seine Kindheit verbracht hatte. Sie waren dankbar über diese Hilfe und Evan tat es gern. Er hatte keine schlechte Kindheit, nur eine andere. Die Schwestern und Pädagogen die seine Kindheit geprägt hatten, waren stets freundlich und hatten ihm eine gute Grundlage gegeben, mit der er sich sicher durchs Leben schlagen konnte. Auch wenn sie ihm nie etwas über seine Herkunft erzählen konnten und er hatte oft danach gefragt. Niemand wusste woher er kam oder zu wem er gehörte. Er wurde einfach abgegeben, mit einem Zettel auf dem lediglich ein Name und Geburtsdatum stand und keiner hatte sich je wieder nach ihm erkundigt.

 

Evan hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, als ihn ein seltsames Gefühl überkam. Er sah sich aufmerksam um, lief durch die kleinen Zimmer und stellte fest, dass seine Wohnung noch genauso war, wie er sie am Morgen zurückgelassen hatte. Er fuhr sich über die Stirn, als diese zu kribbeln begann und schreckte vor seinem eigenen Spiegelbild zurück, als ihn goldglühende Augen aus dem Spiegel entgegensahen. Evan benötigte eine Sekunde bevor er begriff, dass es sein eigenes Spiegelbild war, dass ihn anfunkelte und das Gefühl wurde stärker.  Es war unangenehm, aber auch lockend. Er schloss die Augen und sah den Markt vor sich. Dort war die Unruhe am stärksten. Kurzentschlossen, legte er seine Tasche auf die Garderobe ab und nahm sich eine Sonnenbrille. Auch wenn das Sonnenlicht in den Tagen doch ein wenig zu wünschen übrigließ, es war wohl einfacher zu erklären als goldfunkelnde Augen, die jeder Taschenlampe Konkurrenz gemacht hätten.

 

Als er den Marktplatz erreicht hatte, sah er sich um, konnte aber nichts seltsames Entdecken. Auch das Gefühl war schwächer geworden, obwohl eine gewisse Unruhe in ihm nachhallte, gerade so als habe er etwas wichtiges vergessen. Doch auch als er seinen Blick noch einmal schweifen lief, konnte er auf dem Platz nichts Ungewöhnliches entdecken. Als er sich gerade abwenden wollte, spürte er einen kühlen Luftzug im Rücken. Zu kalt für diesen eher lauen Tag, selbst für einen trüben Tag wie heute. Evan wandte sich um und wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. Nur eine Armlänge hinter ihm stand ein Mädchen, das vorher definitiv nicht da gewesen war. Und sie war…schön. Ihr Hüftlanges Haar glich dem Licht des Mondes, so hell war es. Sie war ein wenig kleiner als Evan selbst und schlank. Auch ihre Haut erinnerte an Porzellan und ihre Lippen waren fein geschwungen und voll. Ihr Gesicht war klar geschnitten und riesige Amethyste beherrschten es. Von ihr kam dieses seltsame Gefühl, wurde dem schwarzhaarigen klar, als er sich ihr ungewollt genähert hatte. Evan zwang sich stehen zu bleiben und starrte sie nur an bevor sie ihr Gesicht umwandte und lächelte.

„Wer bist du?“, hörte er sich selbst fragen und bemerkte, wie die ungewöhnlichen Augen plötzlich dunkler wurden und mit einem Hauch von Trauer überzogen wurden, ehe sie sich wieder auf ihn richteten.

„Weißt du es denn nicht?“, fragte sie mit einer klaren und engelsgleichen Stimme. Evan schüttelte den Kopf, ehe er den Mund wieder zuklappte.

„Was soll ich denn wissen?“, fragte er und fühlte sich nicht unbedingt besser.

Seufzend senkte das Mädchen den Blick ehe sie sich ganz zu ihm umwandte. „Scheinbar weißt du es wirklich nicht. Mein Name ist Juna, und ich gehöre zu einem der ältesten Clans dieser Welt. Dem Thunder-Clan.“, erklärte sie.

„Des was? Was ist dieser Thunder-Clan?“, fragte er verwirrt.

Juna seufzte. „Du weißt es tatsächlich nicht.“, stellte sie erneut fest und wirkte noch trauriger. Evan sah sie an. Sie kam ihm auf eine Art und Weise bekannt vor, ohne zu wissen warum. „Nein…ich weiß es wirklich nicht…ich weiß ja nicht einmal wer meine Eltern sind, oder waren und von einem Thunder-Clan höre ich heute zum ersten mal.“, erklärte er ein wenig hilflos. Juna nickte. „Komm mit mir Evan…ich möchte die eine Geschichte erzählen.“, erklärte sie und griff einfach nach seiner Hand. Völlig perplex ließ er es geschehen ehe sein Denken wiedereinsetzte. „Woher kennst du meinen Namen?“

Juna sah ihn an als wäre dies eine ausgesprochen seltsame Frage, ehe ihr einzufallen schien, dass er das dann wohl auch nicht wissen konnte.

„Ich habe es in deinen Gedanken gelesen…und dass du hier bist zeigt mir, dass du meine Botschaft erhalten hast.“, erwiderte sie. Endlich schüttelte Evan seine Überraschung ab und Junas Hand gleich dazu. „In meinen Gedanken gelesen? Was soll das bitte werden?“, erwiderte er nicht minder verwirrt und blieb stehen. Juna sah ihn mit einem Blick an den er nicht deuten konnte. „Ich kann dir alles erklären, wenn du mich ein Stückchen begleitest…“, meinte sie und wandte sie erneut zum Gehen. Alles in Evan schrie, dass er ihr nicht folgen sollte, offensichtlich war die junge Frau verwirrt, aber etwas viel Älteres in seinem Inneren trieb ihn hinter Juna her und folgte ihr schließlich vom Markt in einen kleinen Park. Dort lief sie mit ihm in einen Rosengarten und steuerte eine Bank an, die zum hinsetzen einlud.

 

Die Geschichte der Clans

 

Als er sich ebenfalls niedergelassen hatte, sah Juna ihn an. „Kennst du die Geschichte dieses Planeten?“, wandte sie sich zu ihm und sah ihn neugierig an.

Evan zuckte mit den Schultern und war sich noch unschlüssig, ob er stehen bleiben oder sich setzen sollte. „Nur das was man gemeinhin in den Geschichtsbüchern findet. Dieser Planet entstand vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren. Erst war er ein Feuerball, dann kühlte sich die Oberfläche ab irgendwann entstanden Wolken und es begann zu regnen. Nach und nach kühlte die Oberfläche noch weiter ab, es entstanden Meere von Wasser und irgendwann das erste Leben.“, fasste er die allgemeingültigen Erkenntnisse zusammen. Juna nickte.

„Ja, so ist er entstanden. Und kennst du auch die Geschichte vom Leben auf diesen Planeten?“, fragte sie weiter.  „Nein, denn die besteht nur aus Theorien und bisher hat sich die Wissenschaft noch nicht gänzlich darauf geeinigt ob es wirklich Einzeller waren aus denen alles Neue erwuchs…was soll das werden? Eine Gesichtsstunde?“, fragte er und schüttelte den Kopf. „Dafür haben wir Bibliotheken, wenn du unbedingt etwas darüber wissen möchtest…“ Juno schüttelte den Kopf.

„Es stimmt, wie das Leben entstand ist in unzähligen Theorien niedergeschrieben und die meisten davon sind auch erstaunlich korrekt. Aber deswegen bin ich nicht hier. Ich weiß wer du bist…“

Evan der gerade wieder aufbrechen wollte, blieb abrupt stehen und sah sie erneut an.

Nein, sie schien sich keinen schlechten Scherz mit ihm erlauben zu wollen.

„Und wer bin ich?“

Juna sah ihn an. „Setz dich und hör mir einfach nur zu.“, bat sie und wartete bis er ihrer Aufforderung nachgekommen war.

„Dieser Planet wurde einst beherrscht von anderen Lebewesen als diesen hier. Es waren Wesen mit erstaunlichen Fähigkeiten. Sie gehörten verschiedenen Clans an und alle waren in Freundschaft miteinander verbunden, obgleich ihre Vorstellungen vom Frieden sich unterschieden. Doch der Friede unter den Clans hatte ein stabiles Fundament deswegen hielt er. Sie achteten die Natur und lebten mit ihr zusammen auf diesem Planeten. Viele Jahre und Jahrhunderte verstrichen und mit der Zeit kamen die frühen Menschen.

Die sie entwickelten sich weiter, wurden intelligenter und wurden stärker. Irgendwann begannen sie damit Rudel zu bilden, dann Gruppen, schließlich Familien. Sie begannen damit Land zu bebauen, gründeten Familien, verteidigen sich mit Waffen und gingen auf die Jagd. Mit der zeit entwickelten sie sich zur vorherrschenden Spezies auf diesen Planeten und die anderen Wese verschwanden nach und nach beinahe gänzlich. Einige von ihnen passten sich den Menschen an, verbanden sich mit ihnen und konnten so zumindest ein kleines Echo ihrer Existenz hinterlassen. Doch mit jeder neuen Linie verblassten sie mehr, verloren ihre Fähigkeiten und schließlich waren bis auf zwei alle anderen verschwunden. Der Dragon und der Thunder Clan, der Clan es Feuers und der Erde und der Clan des Wassers und des Windes. Etwas war geschehen und die wenigen Nachfahren der beiden Clans begannen sich zu bekämpfen um die Vorherrschaft zu erlangen. Je länger der Krieg andauerte, desto mehr geriet der eigentliche Grund in Vergessenheit. Aus den einstigen Freunden wurden erbitterte Feinde. Heute weiß niemand mehr was die Ursache dieses Krieges ist, heute ist es nur noch Hass der die beiden Nachfahren miteinander verbindet.“, erklärte sie. Und in ihrer Stimme schwang Trauer mit.

Evan hörte ihr zwar zu, doch er sah sie mit gerunzelter Stirn an. War sie hier um ihm Märchen zu erzählen? „Sei mir nicht böse…aber ich denke aus dem Alter in dem man mich mit Märchen beeindrucken konnte, bin ich herausgewachsen.“, erwiderte er und schüttelte leicht den Kopf. Juna nickte und senkte den Blick.

„Ich dachte mir schon, dass du mir nicht glaubst, aber ich bin sicher das du bald verstehen wirst. Schließlich trägst du es auf der Stirn. Das Zeichen der Drachen.“, sie sah auf und erkannte die Überraschung in seinen Augen.

„Deine Eltern, Evan, waren die Großwächter Bryanria und Caiside. Sie gehörten einst dem Dragon Clan an, aber die Nachkommen des Thunder Clans spürten sie kurz nach deiner Geburt auf und vernichteten sie. Du musst wissen, dass ihre Seelen nie erwacht sind, auch wenn wir wussten wer sie waren. Deine Mutter muss es gewusst haben, denn sie hatte die Fähigkeit in die Zukunft zu blicken und dein Vater…er konnte Wunden heilen, auch wenn er niemals verstanden hatte, wieso. Doch beides ist in einem Kampf nicht sonderlich hilfreich, insbesondere nicht, wenn die Verletzungen zu schwer und das Wissen unzureichend sind. Vielleicht hätten sie eine Chance gehabt, wenn sie stattdessen Feuer entfacht hätten, oder die Erde manipuliert…“, erwiderte sie und wirkte wieder traurig. „…doch das konnten sie nicht mehr.“, fügte sie schließlich hinzu. Evan zog die Stirn kraus. Es war ihm anzusehen, dass er nicht Recht wusste ob er sie für Verrückt erklären sollte oder nicht. Junas Lippen zierten ein bitteres Lächeln. „Auch ich trage es.“, erwiderte sie und schloss für einen Moment die Augen. Auf ihrer Stirn begann es zu leuchten und ganz leicht zeichnete sich Konturen und Umrisse ab. Unwillkürlich griff Evan an sein Stirnband, an die Stelle an der auch er ein Mal trug. Doch Junas unterschied sich von dem seine, die Linien waren andere.

„Ich gehöre zum Thunder Clan und bin wie du.

Evan sah sie noch immer zweifelnd an, ehe er sich auf die Knie stützte und den Springbrunnen fixierte. Ein Teil von ihm wollte Juna als Verrückt abhaken, doch ein anderer Teil in ihm, wusste dass sie sich das nicht ausdachte. Als er seine Gedanken in gezwungene Bahnen gelenkt hatte, sah er zu ihr.

„Du willst mir also erklären, dass ich zu diesem Dragon Clan gehöre und übernatürliche Fähigkeiten besitze? Juna…sei mir nicht böse, aber das ist doch lächerlich.“, meinte er und schüttelte den Kopf.

Plötzlich wurden ihre Augen kühl und distanziert.

„So ist es das? Und wieso trägst du dann ein Stirnband oder verbirgst deine Fähigkeiten? Wer hat denn den Heuballen entzündet bloß, weil er wütend war? Wie hättest du Melvin gerettet, wenn die Erde nicht zu dir gekommen wäre?“, fragte sie und Evan klappte den Mund wieder zu.

„Ich weiß, dass das nicht einfach zu glauben ist, und doch können wir nicht ändern wer wir sind Evan. Abgesehen davon…kein Mensch hat goldene Augen…und es ist ein großes Glück das dieser unbedeutende Fleck Erde ausreichend war, dich bisher vor ihnen zu verbergen. Nur deswegen wurdest du nicht zu uns geholt, als du mit vierzehn begannst deine wahre Natur zu entdecken. Glaub es oder glaub es nicht Evan, du bist anders als die Menschen.“

Dann schwieg sie und ihre Energie verebbte. Evan schüttelte den Kopf und versuchte die Bilder los zu werden, die ihre Worte hervorgeholt hatten.

„Du hast gesagt, dass du zu diesem Thunder Clan gehörst, der den Dragon Clan vernichtet. Wieso tust du es dann nicht?“, wollte er wissen.

Juna sah ihn an. „Ich sagte ich gehöre zum Thunder Clan, aber ich sagte auch, dass es seine Nachkommen sind, die diesen Krieg führen nicht ich.“, präzisierte sie ihre Aussage.

„Wenn du kein Nachkomme bist, was bist du dann?“

Juna senkte den Blick. „Das kann ich dir nicht sagen…du bist noch nicht so weit. Versuch dich zu erinnern Evan, an die Vergangenheit, du kannst es…das Wissen ist in dir.“, und kurz darauf war sie verschwunden. Perplex sah Evan auf die Stelle auf der sie eben noch gesessen hatte. Er zwickte sich sogar um sicher zu gehen, dass er nicht geträumt hatte.

 

Ein seltsamer Traum

 

Nachdem er noch ein paar Minuten untätig sitzen geblieben war, entschied er sich zurück zu gehen und sich vorerst keine Gedanken darüber zu machen, was ihm die junge Frau da gerade erzählt hatte. Vielleicht war das hier ja wirklich nur ein Traum und er musste nur aufwachen.  Als Evan seine kleine Wohnung erreicht hatte, war das seltsame Gefühl, das Junas Worte in ihm entfacht hatten, noch immer nicht gewichen. Er ging durch eine Tür in das kleine Bad und starrte sein eigenes Spiegelbild an. Dann nahm er das Stirnband ab und beobachtete die Veränderungen die dieser einfache Handgriff zur Folge hatte.

Das Zeichen ist deutlicher geworden, stellte er ohne große Überraschung fest. Nicht dass es das erste Mal gewesen war, das ihm dies aufgefallen wäre, aber diesmal hatte er nichts anderes erwartet.  Und nicht nur das. Evans Gedanken begannen sich zu verselbständigen, jedenfalls kam es ihm so vor. Vor seinem inneren Auge zogen Bilder vorüber, die nicht klar genug waren um sie zu erkennen. Auch das war nicht das erste Mal, so war es immer, weswegen er sein Stirnband irgendwann nicht einmal mehr zum schlafen abgenommen hatte.

Evan seufzte und beschied, dass er sich wohl ein wenig ausruhen sollte bevor der Kopfschmerz noch weiter zunehmen konnte. Daher wandte er sich in Richtung seines Bettes und schloss die Augen.

Sofort verblassten die Bilder, aber der pochende Kopfschmerz blieb.

Er dämmerte in einen Halbschlaf ab, welcher ein abruptes Ende fand.

Evan stand auf einer weitläufigen Wiese, die Luft war klar und der Himmel strahlend blau. Er kannte die Gegend nicht und als er sich umwandte sah er in der Ferne eine weitere Silhouette. Als er sich bewegte, kam eine weitere Silhouette zum Vorschein, doch sie schienen ihn nicht zu bemerken. Überhaupt fühlte sich das ganze eher so an, als sei er nur ein Zuschauer. Als er nah genug war, um zu verstehen was se sprachen, verstärkte sich dieses Gefühl noch einmal.

 

„Karaon, was sollen wir jetzt tun? Diese Menschen werden immer gefährlicher. Sie schmieden Waffen, machen Feuer…“

Der angesprochene nickte. „Ich weiss und ich teile eure Sorgen, aber ich habe keine Antwort auf diese Frage.“, erklärte er. Auch wenn er nicht so aussah, Evan wusste, dass der äußere Schein trog. Karaon war nicht irgendjemand, er besaß eine bestimmte Kraft, die er zwar nicht sehen, aber spüren konnte. Vielleicht war er eine Art Anführer?

 

Dann wandte er sich ab und Evan fand sich auf einmal auf einem Hügel wieder. Auf dessen Spitze stand eine Frau. Sie hatte ein bisschen Ähnlichkeit mit Juna. Beide trugen diese auffallend hellen Haare und auch dies Symbole waren sich ähnlich. Als Evan ihrem Blick folgte, sah er ein Mädchen auf sie zulaufen. Sie war kleiner als sie und deutlich jünger. Vielleicht ihre Tochter?

„Mutter! Warte auf mich, ich möchte dich begleiten!“, rief es und die Frau wandte sie lächelnd zu ihr herum und sie bei der Hand zu nehmen. Evan stutzte, das Mädchen hatte kein Gesicht, auch als sie näherkamen, konnte er es nicht erkennen.

„Wo warst du denn schon wieder?“, fragte ihre Mutter. In ihrer Stimme schwang ein liebevoller Tadel mit.

„Tut mir leid ich war mit Evan unterwegs und da haben wir wohl die Zeit vergessen.“, entschuldigte sich das Mädchen ohne Gesicht.

Evan? Spricht sie von mir oder einem anderen?

Die Frau lächelte. „Ah, ich verstehe schon. Du hast ihn gern nicht wahr mein Schatz?“

Das Mädchen drehte sich weg. Da es nach wie vor kein Gesicht hatte, konnte Evan nicht sagen ob es verlegen war oder nicht. Doch ihre Mutter schmunzelte nur.

„Das ist doch nichts Schlimmes. Auch wenn er zu einem anderen Clan gehört, sind wir doch alle eins. Selbst wenn sich unsere Vorstellungen von dem was wir als Frieden bezeichnen, nicht immer ähnlich sein müssen, so sind unsere Absichten doch stets dieselben. Wir waren schließlich immer Verbündete und Freunde. Ich möchte das du das niemals vergisst…“,

 

Gerade als die Frau den Namen aussprechen wollte, hörte er ein Klopfen in der Ferne und wachte auf. Er blinzelte ein paar Mal ehe sich die Bilder verzogen hatten und er an die Decke starrte. Dann lauschte er. Doch es blieb still. Für einen Moment war er irritiert ehe ihm wieder einfiel, dass er zu Hause war und sich ein wenig hingelegt hatte. Der Nachhall dieses seltsamen Traums ließ ihn nicht vollends los und er war sich nicht sicher, ob dies wieder nur eine der vielen Visionen war, oder tatsächlich nur ein Traum, der ihm eine Botschaft geschickt hatte. Er schrak zusammen, als sich das Klopfen nun doch wiederholte.

„Evan bist du da? Ich wollte dich fragen ob du Lust auf einen kleinen Schlagabtausch hast…“, das war Melvin. Evans bester Freund seit er in der Uni angefangen hatte.

„Ja, einen Moment ich komm sofort.“, erwidert er mit ein wenig Verspätung und wandte sich gerade um, als er den Schlüssel im Schloss hörte. Das war nicht ungewöhnlich, schließlich konnte Melvin kommen und gehen wann er wollte.

„Hey…hast du eine…“, Melvin brach mitten im Satz ab und sah zu dem schwarzhaarigen. Evan runzelte die Stirn ehe ihm auffiel, dass der andere sein Gesicht anstarrte. Gewohnheitsgemäß zuckte seine Hand zur Stirn und traf auf…Haut. Natürlich, Evan hatte das Stirnband abgenommen und nicht wieder angelegt, als er es sich im Bett gemütlich gemacht hatte.

„…Luftpumpe?“, beendete Melvin den Satz ehe er näherkam du seine erste Überraschung überwunden hatte.

„Was ist das denn?“, meinte er und zog die Stirn kraus.

Evan wusste das er das Symbol meinte, es war ja auch nicht sonderlich schwer zu übersehen.

„Nichts was ich erklären könnte…also vergiss es einfach.“, erwiderte daher, wenn auch nur um irgendetwas zu sagen. „Ich soll es vergessen? Du hast da ein Tattoo…“, erwiderte Melvin ungläubig.

„Das weiss ich…aber das ist kein Tattoo…das ist…eine Art…Muttermal oder so etwas. Bitte vergiss es einfach…ich glaube es wäre gefährlich, wenn die falschen etwas davon erfahren würden.“, erwiderte er daher, auch wenn er nicht wusste ob dem wirklich so war. Melvin kniff die Lippen zusammen und nickte. „Ok…aber wie lang hast du das schon?“, fragte er und sah ihn an. „Seit ich vierzehn bin.“, antwortete Evan wahrheitsgemäß, was einen noch etwas verkniffeneren Eindruck auf dem Gesicht seines Freundes hinterließ.

„Und ist das etwas Schlimmes?“, fragte er, obwohl Melvin die Antwort natürlich kannte. Ihm ging es nur noch darum heraus zu finden, was Evan selbst darüber wusste.

„Nein…ich glaube nicht…“, erklärte er und seufzte. „Mach die Tür zu.“, erwiderte er und ließ sich auf das kleine Sofa sinken. Melvin folgte ihm.

„Das ist…eine Art…mhm…Wappen denk ich. Aber mehr weiss ich darüber auch nicht.“, erklärte er und zuckte mit den Schultern um seine Worte zu unterstreichen. Melvin entspannte sich ein wenig.

„Ein Wappen? Und das ist einfach so puff aufgetaucht?“, fragte er skeptisch nach. Auch darauf antwortete Evan nur mit einem Schulterzucken.

„Nicht ganz…erst war es kaum zu sehen und dann wurde es mit der Zeit immer intensiver…und dann habe ich es unter dem Stirnband verdeckt. Ein Freund meiner Eltern kam eines Tages zu mir und sagte, es sei wichtig, dass niemand etwas davon erfuhr. Ich habe nicht mehr nachgefragt.“, erklärte er. Melvin nickte. „Ok, verstehe.“, seine Stimme hatte sich verändert. Natürlich war Melvin nicht entgangen, dass Evan nichts über seine Eltern wusste und ihm ohnehin keine Fragen dazu beantworten würde. Daher gab er einfach nach, im Moment war er nicht in Gefahr. Er würde sich später mit den anderen in Verbindung setzen und um weitere Instruktionen bitten. „Schon gut, ich werde nicht mehr nachfragen.“, erklärte er und klopfte ihn freundschaftlich auf die Schultern. „Danke.“, erwiderte Evan ehrlich. Melvin nickte.

„Also? Hast du die Luftpumpe damit wir gehen können?“, meinte er mit einem breiten Grinsen.

Evans Mundwinkel zuckten nach oben, ehe er sich erhob und zunächst ins Bad und anschließend zu einem kleinen Schrank ging. Er warf Melvin eine Luftpumpe zu ehe sie gemeinsam die Wohnung verließen.

 

Fragen über Fragen

Melvin hielt Wort, er erwähnte mit keiner Silbe was sie in Evans Wohnung besprochen hatten. Auch wenn der Rat allmählich unruhig wurde. Melvin sollte vorerst nur in seiner Nähe bleiben und sich so unauffällig wie immer verhalten. Sollte sich etwas Verändern war er angehalten sich sofort darum zu kümmern, notfalls sich auch zu erkennen geben. Doch es geschah…nichts.

Erst am Freitag, kurz vor dem Wochenende schien Aufregung in der Luft zu liegen. Genau wie Evan war Melvin sehr an der Vergangenheit interessiert und der Professor der sie heute im seiner Vorlesung erwartete, war völlig aus dem Häuschen. Melvin warf Evan einen fragenden Blick zu, den dieser aber auch nur mit einem Schulterzucken beantworten konnte. Doch der Professor hatte nicht die Absicht es allzu spannend zu machen.

„Guten Tag, Herrschaften. Ich möchte Ihnen allen heut ein Video zeigen, welches der Grund für meine Aufregung ist. Aber seien sie unbesorgt es ist eine positive Aufregung.“, erklärte er geheimnisvoll, ehe er das Bild an die Wand projizierte und alle Studenten Beifallhaschend ansah.  „Der Film zeigt eine Dokumentation über die neueste Entdeckung er Gesichte. Wie sie alle Wissen, war die früheste Kommunikation mit anderen, die Wandmalerei und wie haben seither viele Höhlenzeichnungen gefunden. Doch diese hier sind anders. Sie offenbaren eine ganz andere Theorie und könnten die Geschichte völlig neu erfinden. Intensivere Forschungen stehen noch aus, aber wie dürfen alle gespannt sein.“, leitete er seinen Vortrag ein und ließ den Film laufen.

Zunächst zeigte er nichts Ungewöhnliches. Eine Ausgrabungsstätte, wie es sie zu hunderten gab. Viel Sand, noch mehr Dreck und schließlich Wände die bemalt waren. Doch schon bevor die Kamera näher herangezoomt wurde, stockte Evan der Atem und seine Augen weiteten sich leicht. Diese Symbole kannte er, sowohl Juna, als auch die andere Frau aus seinem Traum und er selbst trugen sie. Bis zu diesem Moment hatte er nicht einmal mehr darüber nachgedacht und plötzlich wurde er erneut damit konfrontiert. Evan zwang sich zur Ruhe, als die Kamera zurückfuhr und zwei Männer in den Vordergrund rückte.

 

„Herr Professor, was können sie uns über die seltsamen Wandmalereien erzählen?“, fragte der Reporter sein Gegenüber.

„Genaueres wissen wir noch nicht, außer dass sie älter sind als andere Funde. Zudem weißen die Symbole darauf hin, dass es sich um eine fremde Sprache handeln könnte. Soweit wir wissen wurde die bisher älteste und nicht wenig umstrittene Schrift in Henan gefunden. Die Jiahu-Schrift. Sie wurde ungefähr auf 6600v. Chr datiert. Diese hier sind deutlich älter. Es ist zwar nicht neu, dass unsere Vorfahren bereits eine Sprache und eine Schrift besessen haben, aber diese hier ähnelt keiner der uns bis heute bekannten. Im Moment arbeiten wir mit Hochdruck daran sie zu deuten und zu entschlüsseln. Anders als die Jiahu-Schrift existiert diese offensichtlich nicht isoliert, sodass wir davon ausgehen, dass es sich hierbei um eine hochentwickelte Kultur gehandelt haben könnte. Vermutlich wurden sie von etwas hinterlassen, dass eine weittragendere Bedeutung haben könnte, als uns allen im Moment bewusst ist.

Ein Raunen ging durch den Saal, aber Evan nahm das nur am Rande wahr. Seine Augen waren auf die Leinwand gebannt, auf der abermals der Schriftzug in Lettern gut zu sehen war.

Offensichtlich musste er einen Teil seiner Gesichtsfarbe verloren haben, denn plötzlich berührte Melvin ihm am Arm und zog leicht daran um ihm zu bedeuten, zu folgen. Dem Professor erklärte er, er würde Evan kurz an die frische Luft begleiten.

Als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, wanderte der Blick des schwarzhaarigen an seine Seite. „Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen.“, bemerkte Melvin. Es sollte wohl neutral klingen, doch seine Augen straften seine Worte Lüge. „Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich denn auch.

Es dauerte noch einen Augenblick ehe Evan nickte.

„Ich glaub schon…“, meinte er.

„Was war denn los?“, wollte sein Kumpel wissen.  Der angesprochene sah ihn geschlagene zwei Sekunden an, wie um abzuschätzen, ob diese Frage eine Antwort wert war oder nicht.

„Ich bin nicht sicher…“, antwortete er denn ausweichend und triftete mit seinen Gedanken ab.

Ob Juna mir erklären kann was eben passiert ist?

Kaum das er den Gedanken zu ende gedacht hatte, spürte er erneut einen Luftzug und prallte zurück. Am Fenster stand die junge Frau und sah nach draußen auf das Campus Gelände. Melvin runzelte die Stirn. Evan durchzuckte eine Erkenntnis und er starrte auf seinen Freund. „Ähm…das ist…Juna…sie…“, stammelte Evan und wusste nicht so recht wie er ihm plausibel erklären konnte, wieso eine junge Frau aus dem Nichts erschienen war. Wäre diese Sache nicht allzu seltsam, hätte er sogar darüber gelacht.

Doch Melvins Stirnrunzeln wurde noch ein wenig tiefer, ehe er die junge Frau mit einem Nicken begrüßte.

„Danke Melvin, sie können sich wieder dem Unterricht widmen, ich bin sicher Evan und ich kommen zurecht.“, erwiderte sie freundlich. Melvin nickte und wandte sich um.

Evan, noch ein wenig perplex, starrte dem anderen hinterher.

„Was soll ich dir erklären?“, riss Juna ihn wieder in die Realität zurück.

Er blinzelte. „Ihr kennt euch?“, war die erste Frage die er zu Stande brachte.

Juna sah zu der Tür die sich eben wieder schloss. „Natürlich.“, als würde dieses kleine Wort all seine Fragen beantworten. Ok, das war seltsam.

„Aber das ist nicht der Grund wieso ich hier bin. Was ist passiert?“, fragte sie. Das sie ihm vielleicht ein wenig ehr geben sollte, als eine Antwort die nur unterstrich wie selbstverständlich die Bekanntschaft zwischen ihr und Melvin war, kam sie nicht.

„Sie haben eine alte Höhle ausgegraben und eine neue Art der Höhlenmalerei gefunden.“, erklärte er und trat ebenfalls zum Fenster.

Juna musterte ihn. „Das ist nicht ungewöhnlich. Sie graben ständig etwas aus.“, erwiderte sie und sah ihn an und verstand nicht so recht, was ihn daran so irritierte.

„Der Professor sagt, die Symbole und Zeichen an der Wand, sind über 6600 Jahre alt.“

„Auch das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich gibt es schon seit ein paar Millionen Jahren Leben auf diesen Planeten.

Evan nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. „Das schon, aber bislang habe ich nicht entziffern können, was die frühen Menschen an ihren Wänden verewigt haben.“, erklärte er.

„Diese Höhle und diese Zeichnungen…es ist eine Art…“, Evan suchte sichtlich nach Worten.

„…Botschaft?“, half Juna ihm und er nickte. „Auch das ist nicht ungewöhnlich.“, erklärte sie. Evan schüttelte den Kopf. „Ich kann sie lesen…“, als würde das seine Gedanken erklären.

„Natürlich kannst du das. Schließlich gehörst du doch zu denen die diese Botschaft für die Nachwelt hinterlassen haben.“, meinte sie.

Evan sah sie an und wusste nicht ob er nun vollends den Verstand verloren hatte.

„Was hat das zu bedeuten? Diese Botschaft…stammt sie von diesen Clans oder von den Menschen damals?“

Juna seufzte leicht. „In Gewisser Weise trifft beides zu. Die Menschen damals konnten nicht schreiben oder lesen, deswegen haben sie Bilder hinterlassen und diese Botschaft…nun, sie war ein Ausdruck der Gefahr die von ihnen ausging und der Wunsch das alte Gleichgewicht wiederherzustellen.“, erklärte sie. Evan sah sie an. „Und warum? Was ist damals geschehen? Warum hatte sich dieser Karaon Sorgen um die Clans gemacht?“, Evan wusste nicht genau wieso er die Botschaft mit dem gestrigen Traum in Verbindung brachte, doch es fühlte sich irgendwie richtig an. Als habe das eine etwas mit dem anderen zu tun. Junas Gesichtsausdruck, bestätigte seine Annahme nur.

„Woher weißt du das?“, wollte sie wissen. Evan hätte beinahe gelacht.

„Woher? Ich hatte einen seltsamen Traum…“, meinte er.

„…also hat es bereits begonnen.“, schlussfolgerte Juna und sah ihn an.

„Was meinst du damit? Was hat begonnen?“, fragte er sie.

„Die Auferstehung der Vergangenheit…“, erklärte sie und wandte sich vom Fenster. Gerade als es den Anschein machte das sie verschwinden wollte, hielt Evan sie am Arm zurück.

„Juna…da war noch mehr…eine Frau auf dem Hügel…sie sah dir ähnlich und ein Mädchen…das Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber sie hat meinen Namen gesagt. Weißt du wer das war?“, dann lockerte er den Griff und ließ von ihr ab.

„Das kann ich dir noch nicht sagen…es ist der falsche Zeitpunkt.“, erklärte sie, löste sich vollends aus seinem Griff und verschwand.

Zeichen

 

Melvin, der zurückgekommen war, beobachtete die beiden ehe er auf Evan zuging, nachdem Juna verschwunden war. „Was stand auf der Wand?“, fragte er ihn ohne Umschweife. Evan schrak zusammen und starrte ihn wenig begeistert an. „ich wollt noch mal nach dir sehen, weil du noch nicht zurückgekommen warst. Außerdem ist mir auch aufgefallen, dass diese Symbole eine gewisse Ähnlichkeit haben mit…“, er deutete auf Evans Stirnband.

Möge die Nachwelt die Tat unserer Freunde genauso achten wie wir. Mögen die Menschen den rechten Weg finden rezitierte Evan den kurzen Text. Das rang Melvin ein Stirnrunzeln ab, aber er sagte nicht dazu. „Vielleicht sollten wir wieder rein gehen.“, meinte er und deutete hinter sich. Evan nickte, doch gerade als er sich in Bewegung setzen wollte, hielt er inne und sah seinen Freund skeptisch an. „Du hast mir nicht gesagt das du Juna schon kennst.“, erkannte er ganz richtig. „Wieso bist du gegangen als sie es von die verlangt hat?“, auch das war seltsam. Melvin wirkte unschlüssig. „Das erkläre ich dir später, das würde jetzt zu lang dauern…jetzt sollten wir zurück gehen.“, befand er. Evan sah ihn einen Moment lang an. Er sah nicht so aus als wollte er sich um eine Antwort drücken. Daher beschied er das später genauso gut wie jetzt war und nickte.

Als es zur nächsten Stunde klingelte, starrten noch immer alle wie gebannt auf den Film. Evan überlegte einen Moment, doch dann stand er auf. Der Professor sah ihn stirnrunzelnd an. „Ja? Haben sie eine Anmerkung?“, fragte er ihn.

„Ja, würden sie die Wandmalerei noch einmal einblenden?“, fragte Evan.

„Natürlich, aber wieso?“

„Ich kann sie deuten…aber wenn es keinen Interessiert…“, raunen ging durch den Raum. Der Professor sah ihn an, als habe er gerade erklärt das er ein Außerirdischer sei, ehe er blinzelte. „Äh…ja…natürlich.“, gab er von sich und fuhr den Film zurück, bis das Bild an der Wand hängen blieb.

„Nun dann deuten sie mal.“, forderte er Evan auf.

„Im Grunde ist es nicht viel, nur eine Art Botschaft oder eine Warnung.“, erklärte er und huschte mit den Augen über die Zeichen.

Möge die Nachwelt die Tat unserer Freunde genauso achten wie wir. Mögen die Menschen den rechten Weg finden. Hoffen wir auf eine Zukunft de diesen Planeten nicht zerstören wird. Beten wir für die Menschen dass sie rechtzeitig erkennen mögen, welch Kostbares Gut ihnen gegeben wurde. Beten wir für eine gute und sichere Zukunft. 1,5 annis ante milion nativeitate Christus est scriptor. Das ist alles.“, endetet Evan.

Erneut ging auch Rauen durch die Menge, gefolgt von Stimmen denen der Unglaube anzuhören war. Selbst der Professor stand mit offenem Mund da und starrte Evan an.

„Ich habe es gehört, aber ich kann es nicht glauben. Sie können das lesen?“

Evan sah ihn an. Etwas unbehaglich zuckte er mit den Schultern.

„Das haben sie doch eben gehört. Ich habe diese Symbolik schon einmal gesehen. Ich kann ihnen zwar keine plausible Erklärung dafür liefern, aber ich bin in der Lage sie zu deuten und zu lesen.“, erklärte er. Der Professor nickte. „Ich glaube ihnen das sogar…“, stellte er fest. 

 

Als der Nachmittag den frühen Abend wich, verließen Evan und Melvin die Uni. Dieser kleine Exkurs hatte mehr Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert. Thematiken und Theorien wurden diskutiert, zufrieden war der Professor dennoch nicht. Aber er musste einsehen, dass er heute keine weiteren Antworten mehr bekommen würde und so entließ er Evan. Dieser dachte darüber nach was er mit seinen neuen Erkenntnissen anfangen sollte und nachdem heute Freitag war, bot es sich an, Melvin an sein Versprechen zu erinnern.

So kam es, dass sie ein paar Minuten später in Evans Wohnung angekommen waren, sich eine Pizza bestellt und es sich bequem gemacht hatten.

„Also dann ich bin ganz Ohr. Welche dunklen Geheimnisse verbirgst du vor mir?“, kam er direkt zum Punkt. Melvin wirkte ein wenig unentschlossen, doch wenn er es genau nahm, hatte ihm niemand verboten stillschweigen über sich oder seine eigentliche Aufgabe zu bewahren.

„Keine Geheimnisse…jedenfalls keine dunklen.“, meinte er und sah Evan an.

„Ich bin ein Wächter und meine einzige Aufgabe besteht darin, auf dich aufzupassen.“, erwiderte er und sah Unglaube in den Augen seines Schützlings.

„Wächter? Seit wann? Soweit ich mich erinnere bist du erst ein Semester nach mir an die Uni gekommen.“, erklärte Evan. Melvin nickte.

„Das stimmt, vorher war Denzel in deiner Nähe…aber er passte nicht mehr in dein Umfeld, also hat der Oberste Wächter entschieden, dass einer von uns seinen Platz einnehmen sollte.“, erklärte er.

„Wie lang bist du schon ein Wächter?“, fragte Evan.

„Seit ein paar hundert Jahren. Über mir stehen die Großwächter, über denen die Garde und ganz oben unser Boss.“, erklärte er. „Ein paar Hundert…du veralberst mich doch.“

Melvin schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich kann dir nicht mehr dazu sagen. Wir leben, weil keiner von uns weiss und unser Boss hätte es gern, wenn es auch dabeibliebe. Dass ich hier bin, ist schon ein Risiko und du bist es auch. Sollten die Nachfahren auf dich Aufmerksam werden…nicht auszudenken.“, meinte er.

Evan horchte auf. „Sowas ähnliches hat Juna erzählt…gehörst du auch zu diesen Thunder Clan?“

Wieder ein Kopfschütteln. „Nein, ich gehöre zum Dragon Clan.“

„Und was hast du mit Juna zu tun?“

„Nichts…sie steht weit über mir, aber ihre Rolle ist eine andere.“, erwiderte er ausweichend.

Evan fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Das klang doch völlig verrückt. Andererseits wusste ein Teil von ihm, dass es die Wahrheit war. Dennoch fiel es ihm schwer.

„Ok…gut…lassen wir das…die Pizza müsste gleich da sein.“, meinte er. Kurz darauf klingelte es schon.

 

Eine Reise mit Folgen

 

Das Wochenende verlief weitestgehend ereignislos. Bis auf die Erkenntnis, dass es so etwas wie eine Geheime Organisation gab, die sich Rat der Wächter nannte, hatte Melvin nichts weiter zu den Vorkommnissen zu sagen. Selbst sein Schlaf war traumlos. Doch schon nach dem Anbruch der Neuen Woche schlugen die Ereignisse über Evan zusammen. Natürlich hatte es der Professor nicht dabei belassen können, sich mit ihm über die Umstände der neuesten Entdeckung auszutauschen, nein, er hatte es irgendwie geschafft, die Universitätsleitung davon zu überzeugen, dass es unabdingbar war, wenn er zusammen mit einer Auswahl seiner Studenten zum Platz des Geschehens reiste. Als Evan also am Montag zu Hause war, war die wichtigste Frage gewesen ob er schon gepackt hatte und an sich selbst, ob er nichts vergessen hatte. Melvin runzelte die Stirn, denn wirklich begeistert schien sein Schützling nun auch nicht zu sein. Als sie das Gepäck verladen hatten, kam er zu ihm. „Was ist los? Du siehst alles andere als begeistert aus Man sollte doch meinen, du würdest mehr Anteilnahme zeigen, immerhin haben wir den kleinen Ausflug ja wohl dir zu verdanken.“, stellte dieser fest.

Evan seufzte. „Bin ich nicht. Falls es dir entfallen sein sollte, dort sind viele Leute und das hier.“, erklärte er und deutete auf sein Stirnband. „Aber viel Schlimmer ist das Gefühl das etwas passieren wird.“, fügte er noch hinzu, was ihn einen aufmerksamen Blick seines Freundes bescherte. Melvin nickte langsam. „Stimmt…das ist mir beinahe entfallen. Aber was meinst du damit? Denkst du das etwas passieren wird?“, wollte er wisse und ließ sich neben ihn auf den Sitz fallen. „ich denke es nicht nur, ich weiss es.“, erwiderte Evan und sah Melvin an. „Ich habe von einem Krieg geträumt…“, fügte er leise hinzu, als er sicher war, dass ihn sonst keiner hören kann. „Erzähl mir davon.“, forderte der ihn auf. Evan seufzte, schien noch einen kurzen Moment zu zögern, ehe er sich geschlagen gab.

„Ich war wieder auf dieser Wiese, aber es war anders. Die Luft schien geradezu zu vibrieren. Eine Horde Menschen stürmte auf die Clans zu, Das Grün färbte sich dunkel und ehe noch mehr Blut fließen konnte, gaben sich die Clans geschlagen…sie hatten schließlich nicht die Absicht einen Krieg zu führen. Karaon entschied, dass sie die Menschen nicht einfach töten konnten. Er sagte, damit würden sie sich in die Geschickte der Zeit einmischen, was zu einer vollkommen anderen Geschichte führen würde. Danach wurde er einfach niedergemetzelt.“ Evans Stimme wurde am Ende etwas leiser. „Die Clans haben sich zurückgezogen, sofern sie nicht vorher vernichtet wurden… zum Schluss waren nur noch zwei von ihnen da. Einer von jedem Clan. Aber sie konnten gegen die Übermacht nicht bestehen. Ein Mitglied des Thunder Clans wurde schwer verwundet und konnte nicht mehr weiter. Er hat den Drachen weggeschickt. Ino weigerte sich seinen Freund im Stich zu lassen, doch der beharrte darauf solang bis Sierre ihn mit aller Macht von sich stieß und ihm Zeit verschaffte. Sierra hat es nicht geschafft und was aus Ino wurde, weiss ich nicht. Ich bin aufgewacht. Das Mädchen war auch wieder da. Ein Mädchen dessen Gesicht ich nicht sehen konnte.“, schloss er und sah aus dem Fenster. Draußen zog die Landschaft vorbei, der Himmel war Wolken verhangen und einige Tropfen perlten an der Scheibe ab. Evan war, als würde er die Stimmen noch immer hören. Doch er schüttelte sie an und wandte sich wieder Melvin zu, der verdächtig ruhig war und ihn ansah. „Was ist?“, wollte Evan wissen und zog die Stirn in Falten, als ihn die Erkenntnis traf. „Das war der Auslöser dieses Krieges oder? Sie haben geglaubt dieser Ino hatte Sierra im Stich gelassen…obwohl sie verbündet waren und füreinander einstanden. Sie glaubten das Ino ihre Prinzipien verraten hatte.“

„Ja…die wenigen Überlebenden die die Wahrheit kannten, hatten nicht genug Stimme um die Zweifel aus der Welt zu schaffen.  Ein paar glaubten ihnen, aber die meisten glaubten nur an das was sie gesehen hatten und was ihnen später von den ihren erzählt wurden. Der Rat der Wächter ist die einzige Instanz die aus dieser zeit überlebt habt. Seine Mitglieder kennen die Wahrheit und es ist unsere Aufgabe zu versuchen sie auch den Nachfahren nahe zu bringen. Aber der Krieg tobt nun schon seit so vielen tausenden von Jahren, ein paar haben die Hoffnung auf einen erneuten Frieden beinahe aufgegeben.“, erzählte Melvin. Evan lief es kalt den Rücken herunter. Auch wenn er aussah wie Anfang zwanzig, so straften ihn seine Worte Lüge. Melvin war viel älter. „Und was heißt das? Wieso sehe ich diese Dinge? Was habe ich mit all dem zu tun? Ich bin kein Mitglied des Rates.“, stellte Evan fest.

„Das ist wahr, aber dein Großvater ist es…auch wenn wir deine Eltern nicht schützen konnten, so ist das Wissen der Alten doch in dir verborgen. Du bist das was man als ein Reinblüter bezeichnet. So wie Juna. Ihr beide seid die einigen der neuen Generation die in der Lage sind, die Fähigkeiten ihrer Ahnen zu meistern. Deswegen ist es so wichtig, dass dich niemand findet. Ich kenne die Umstände nicht, die dazu geführt haben, dass du jetzt hier bist, aber ich denke, dass du bald ein paar Antworten bekommen wirst.“, erklärte er. Evan seufzte und fuhr sich durch de Haare. Das klang so verrückt, dass sich das kein einzelner Ausdenken konnte und er wusste das diese Worte der Wahrheit entsprachen.

„Ich halte es immer noch für eine schlechte Idee dort hin zu fahren.“, sagte er und starrte den Tropfen nach, die inzwischen in Strömen von den Scheiben liefen.

 

Es war später Nachmittag als sie endlich am Ziel angekommen waren. Inzwischen hatten sie auch den regen wieder hinter sich gelassen und sahen sich umringt von niedlichen kleinen Häusern und Feldern. Üppigen Wäldern und weiten Ebenen. Evan kannte diese Gegend. Es war dieselbe in der unweit einer Höhle, Sierra den Tod fand. Ein bitterer Beigeschmack war geblieben nachdem er Melvin davon erzählt hatte. Dieser war ebenfalls ein wenig ruhiger geworden. Ob er sich auch an die Vergangenheit erinnerte?  Als sie die Herberge erreicht hatte atmete Evan zunächst auf, als man ihn ein Zimmer mit Melvin zuwies. Sie wurden angehalten ihre Sachen auszupacken und sich dann im Speiseplan zu treffen um etwas zu essen. Zudem hatte der Professor einen Ablaufplan ausgearbeitet den er vor hatte in einer gemütlichen Runde mit seinen Studenten zu besprechen.

„Erinnerst du dich auch daran?“, fragte Evan an Melvin gewandt, als sie wieder allein waren.

„An was soll ich mich erinnern?“

„An den Krieg…und wie er begonnen hat?“

Melvin schüttelte den Kopf. „Nein, ich erinnere mich nicht daran, als ich geboren wurde, tobte der Krieg schon ein paar hundert Jahre zwischen uns.“, erwiderte er und ließ sich auf sein Bett fallen.

„Wie alt werden wir?“ Evan tat es ihm gleich und sah ihn an.

„Das kommt darauf an wieviel Anteil vorhanden ist. Mitglieder des Rates werden sehr alt. Ich bin 547 Jahre…gemessen am Maßstab des Großmeisters bin ich nur ein Teenager.“, erklärte er. Evan starrte ihn an. „547?“

Melvin lachte. „Das mag für dich unglaublich klingen, aber nur weil man dir nichts darüber erzählt hat wer du bist. Du wirst viel Älter werden als ich.“, meinte er und sah ihn an.

„ich bin mir gar nicht so sicher ob ich das überhaupt möchte.“, erwiderte Evan. Melvin zuckte mit den Schultern. „Ein langes Leben hat auch seine Vorteile.“, meinte er.

„Das mag sein, aber was soll ich mit so viel Zeit anfangen?“

„Alles wird sich fügen. Lass uns nach unten gehen.“, schlug er vor und schälte sich wieder aus dem Bett.

Der Abend wurde nicht solang wie Evan befürchtet hatte, was wohl auch daran lag, dass der Professor am Morgen so früh wie möglich aufbrechen wollte. Die Träume blieben fern, dafür riss ihn der Wecker unsanft aus dem Schlaf. Evan murmelte ein paar unterdrückte Flüche, ehe er aufstand und sich fertig machte.

Es war erst sieben Uhr am Morgen, als sich die Gruppe auf den Weg machte. Es war nicht soweit wie alle erwartet hatten, doch um das Gebiet der Höhle herrschte bereits ein reges Treiben. Nachdem sie einen Crash-Kurs und eine Einweisung erhalten hatten, wie sie sich i einer Ausgrabungsstätte zu verhalten hatten, wurden sie in Gruppen geteilt und erkundeten die Höhlen. Als Evan an der Reihe war und die Höhle betrat stürzten erneut alte Bilder auf ihn ein. Seine Umgebung verschwamm und machte einer Höhle Platz in die das Licht der Sonne drang und alles in pures Gold zu tauchen schien.

„Los kommt schon. Überlassen wir ihnen dieses Land!“. Evan wandte sich um und sah einen Jungen der ein Mädchen an der hielt. Nein, nicht irgendeinem Mädchen, das Mädchen ohne Gesicht. „Komm schon, wir müssen uns beeilen, sonst kriegen sie uns!“, rief er ihr über den Lärm der sich nähernden Horde zu. „Evan, ich kann nicht mehr…ah!“, das Mädchen stolperte, stürzte und verlor die Hand des Jungen. Sofort wandte er sich um und lief zu ihr zurück. Evan starrte ihn an. Es war wie ein Spiegel oder ein Foto das man ihm vor die Nase hielt. Das war doch er selbst. Als sein Blick zu dem Mädchen flog, erkannte er auch sie plötzlich. Das war Juna, auch wenn sie deutlich jünger war, ihr Gesicht war unverkennbar.

„Juna, komm schon steh auf!“, beschwor er sie und kniete sich zu ihr. Sie nickte, presste die Lippen zusammen und zog die Beine an ehe sie den Kopf schüttelte und einzelne Tränen über ihr noch kindliches Gesicht liefen. „Ich…ich kann nicht, ich glaube ich habe mir den Fuß gebrochen.“, stieß sie aus zusammengebissenen Zähen hervor. Evan, kaum älter als Juna selbst, schüttelte den Kopf. „Ich lass dich nicht hier. Los komm, halt dich fest ich trag dich auf dem Rücken!“, beschied er.

„Nein, das schaffst du nicht Evan.“ Erwiderte das Mädchen. Doch Evan schüttelte nur den Kopf. „Wag es nicht auch nur daran zu denken, ich lass dich hier nicht liegen. Du hältst dich fest und ich trage dich!“, erwiderte er entschlossen. Juna wirkte überrascht aber auch ein wenig verlegen. Sie schaffte es sogar, die Lippen zu einem schwachen Lächeln zu verziehen.

Sie kletterte auf seinen Rücken und klammerte sich an ihn. Sie entkamen, das Bild blich aus…

 

„…van…Evan! Hallo, Erde an Evan! Hey sag mal schläfst du!“ Das war Melvins Stimme und sie klang alles andere als belustigt. Evan blinzelte und sah ihn an. Er wirkte fast ein wenig panisch und seine Erleichterung war ihm deutlich anzumerken, als Evan endlich reagierte.

„Wie…was?“, fragte er ein bisschen irritiert und erntete dafür ein Kopfschütteln.

„Was war das gerade? Träumst du jetzt schon am Tag?“, seine Stimme klang besorgt und er konnte den musternden Blick des Wächters nur mühsam standhalten. „Ich…nein, ich habe nur gerade…“, Evan sah sich um und stellte fest das sie allein waren.

„Wo sind die anderen?“

„Nicht hier, zum Glück.“, erwiderte Melvin und ließ ihn endlich los. Dann deutete er auf eine Pfütze am Boden. Evans Blick wanderte hinunter und erstarrte. Seine Augen leuchteten und auch das Symbol unter seinem Band war deutlich zu sehen. Reflexartig schnellte seine Hand nach oben.

„Was war da gerade los?“, wollte Melvin erneut wissen.

„Eine…Erinnerung…ich bin mir nicht sicher.“, erklärte Evan ehe er den Wächter ansah.

„Wie kann ich dafür sorgen das es aufhört?“ fragte er ein unvermittelt. Melvin sah ihn einen Moment an ehe er begriff, dass er die Leuchtreklame meinte, die seinem Gesicht entsprang.

„Indem du dich beruhigst. Ich werde mit dem Großmeister reden es ist nicht gut, wenn du es nicht kontrollieren kannst. Wie geht es dir?“, fragte er ihn.

„Ich bin müde…“. Melvin nickte. „Vielleicht sollten wir uns auf den Rückweg machen.“, meinte er und nickte zufrieden, als Evans Augen wieder einen normalen Ton angenommen hatten und such sein Stirnband verdeckte was die Welt nicht sehen musste. Als sie die Ausgrabung verlassen hatten, entschuldigten sie sich bei dem Professor und machten sich auf de Rückweg. Dort ließ sich Evan auf das Bett sinken und schlief auch schon ein.

Als er eingeschlafen war, meinte er plötzlich Junas Stimme zu hören.

„Evan, ich möchte dich sehen…ich muss dir etwas sagen. Komm morgen früh zur Höhle, dort werde ich auf dich warten.“, erklärte sie und sah plötzlich an einen undefinierten Fleck irgendwo in der Ferne. „Aber jetzt wach auf, du bist in Gefahr!“

Evan schrak hoch, als er die Schritte im Zimmer hörte. Melvin war nicht hier, dafür aber ein paar andere Kerle an die er sich dunkel erinnerte. Sie waren bei der Ausgrabung und bezogen eine Pension ganz in der Nähe, wenn er sich nicht irrte. Sie blieben stehen, auch ohne Junas Warnung wusste Evan plötzlich, dass sie nicht hier waren, weil sie sich in der Tür geirrt hatten. Sie fühlten sich…irgendwie anders.

„Was wollt ihr?“, sprach er sie schließlich an und setzte sich auf die Bettkante. Einer unterdrückte einen Fluch ehe sie mit einem missglückten Lächeln abwehrend die Hände hoben. „Sorry…hab dich verwechselt.“, meinte er und trieb die anderen in Richtung Tür. Melvin der sie eben durschreiten wollte blieb stehen und folgte ihnen mit bösen Blicken. Als sie verschwunden waren, trat er hastig hinein und versperrte die Tür von innen. „Bist du in Ordnung?“, wandte er sich an seinen Kumpel. „Ja…nichts passiert. Wo warst du? Wer waren die?“, fragte Evan und ging schließlich vom Bett zum Tisch um sich dort auf einem Stuhl nieder zu lassen. „Nachfahren…“, erwiderte Melvin und stellte eine Tüte auf den Tisch ab.

„Woher wussten sie das ich hier bin?“, das war ja hier die eigentliche Frage. Schon als Melvin angefangen hatten um die Struktur der Clans zu erklären, hatte Evan kapituliert. Er hatte einfach entschieden, alles was er gesagt bekam und hörte so hinzunehmen, bis sich die Gelegenheit bieten würde, das gehörte auch zu verstehen.

„Das weiss ich nicht. In der Höhle war niemand…aber vielleicht haben sie das hier gesehen.“, erwiderte er und deutete auf einen unscheinbaren Anhänger. Selbst Evan hob für einen Moment überrascht die Augenbrauen. Selbst ihm war der noch gar nicht aufgefallen. Wie lang kannten sie sich jetzt schon? „Das heißt sie sind dir gefolgt?“, versicherte er sich.

„Oder haben mich beobachtet, ja.“, fügte Melvin an.

„Und was heißt das jetzt?“

„Das bedeutet, dass du nicht länger sicher bist. Jedenfalls nicht solang du hier bist. Aber sei unbesorgt, ich werde dich vorerst nicht mehr aus den Augen lassen.“, meinte er unumwunden. Evan seufzte. Typisch Melvin, Feingefühl war noch nie eine Stärke von ihm gewesen. Aber vielleicht musste das auch so sein.

„Juna will sich mit mir morgen früh an der Höhle treffen.“, wechselte er das Thema.

„Warum?“ Evan zuckte mit den Schultern. „Das hat sie nicht gesagt, nur das sie mir etwas zeigen möchte.

„Dann sollten wir sie wohl nicht warten lassen.“, beschied Melvin und stellte ihm eine Schachtel mit gebratenen Nudeln vor die Nase. „Ich habe essen geholt.“, erklärte er und nahm sich dann die andere Schachtel.

Was sie verbindet

 

Die Nacht war kurz, den Evan erwachte schon sehr früh am nächsten Morgen. Wenigstens hatte er traumlos geschlafen. Melvin blinzelte als er sich erhob um sich ein bisschen frisch zu machen, ehe er mit ihm gemeinsam eine Kleinigkeit frühstückte.

Anschließend machten sie einen kleinen Spaziergang zurück zur Höhle.

„Juna wo bist du?“, fragte er einfach aus einem Gefühl heraus und wurde nicht enttäuscht.

„Ich bin hier.“, erhielt er prompt Antwort, als die junge Frau auch schon aus einer Nische trat und auf ihm zu hielt. Melvin nickte nur du zog sich von den beiden zurück. Das musste auch ihr auffallen, denn sie beließ es bei einem Nicken Ihrerseits.

„Kommt die dieser Ort in irgendeiner Art und Weise bekannt vor?“, fragte sie Evan, als sie ein paar Meter gegangen waren.

Der angesprochene nickte.

„Irgendwie schon. Wir sind durch diese Höhle vor irgendwas davongelaufen.“, erzählte er und sah sich einer überraschten Juna gegenüber. Die blinzelte kurz ehe sie nickte. Das war schnell gegangen. Zwar hatte sie schon damit gerechnet, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein würde, ehe die verborgenden Erinnerungen wieder an die Oberfläche kamen, aber dass es tatsächlich so schnell geschah, überraschte sie dennoch.

„Das ist richtig. Du hast dich also bereits daran erinnert.“, stellte sie fest.

„Nein, eigentlich nicht, ich stand ein bisschen in der Höhle herum und war plötzlich dort. Was ist passiert? Haben wir überlebt?“, erklärte er und sah sie an.

„Wir sind geflohen damit wir nicht getötet werden konnten. Unsere Clans waren schon in alle Winde verstreut und viele waren bereits gefallen, als wir in dieser Höhle Zuflucht gesucht hatten. Aber es dauerte gar nicht lang, bis die Menschen und aufgespürt hatten. Wie liefen immer weiter, ich fiel und brach mir den Fuß. Du hast uns in Sicherheit gebracht…aber du hast nicht überlebt. Als ich von dir abgesetzt wurde, habe ich bemerkt, dass du schwer verletzt warst. Du wurdest mit einem Pfeil getroffen.“, meinte sie und fuhr federleicht über den rauen Stein. „Du hast nichts mehr gesehen, nachdem wir gestürzt waren…aber das konntest du auch nicht, denn du warst bereits Tod, als du auf den Boden aufgekommen warst.“, sagte sie etwas leiser und sah ihn traurig an.

„Ich habe zwar überlebt, aber es war keine allzu glückliche Zeit. Wie die meisten von uns haben wir ein sehr langes Leben. Über die Jahrhunderte hinweg habe ich mich verborgen gehalten, den Ort gewechselt, wenn ich nicht mehr unter die Menschen gepasst hatte und irgendwann bin ich hier gelandet.

Wir altern nur sehr langsam, deswegen kann ich mich auch nur für eine bestimmte Zeit unter deinesgleichen mischen.“, meinte sie und ließ ihre Energie fließen.

„Je älter wir werden, desto besser sind wir in der Lage unsere Fähigkeiten zu kontrollieren. Aber du bildest hierbei eine Ausnahme. Du wurdest zwar erst vor knapp zwanzig Jahren geboren, aber du verfügst über das Wissen der Jahrtausende. Irgendetwas muss es geweckt haben, irgendeine Verbindung zur alten Welt vielleicht.“, erklärte sie und sah Evan an.

„Ich weiß nicht, ich kann mich nicht erinnern das etwas geschehen ist, dass mich in irgendeiner Weise beeinflusst hätte. Bis auf die Veränderungen.“, meinte er und deutete auf seine Stirn. Juna nickte nur. „Irgendetwas war es gewesen, aber es ist auch unwichtig. Du bist schließlich hier.“, meinte sie.

„Wenn du damals hier warst, warum habe ich dann Trauen gespürt?“, wandte er sich an die junge Frau.

„Wir waren Freunde…jedenfalls dachten wir das eine ganze Weile. Wenn du dich konzentrierst kannst du vielleicht weit genug zurück gehen um zu sehen, wann wir uns das erste Mal über den Weg gelaufen sind.“, meinte sie und sah ihn an, ehe sie ihm das Band abnahm. „Versuch es. Konzentrierte dich an die Erinnerung als du das Mädchen zuerst gesehen hast.“, sprach sie leise zu ihm.

Die Bilder waren schnell zurück. Immer wenn er das band nicht trug, war es als würde er in einen Strudel gezogen der ihn durch die Zeit trug. Und dann war er wieder auf der Ebene. Die Bilder waren jetzt deutlicher. Er sah die Frau die auf dem Hügel stand. Junas Mutter, wie er inzwischen wusste. Sie wandte sie an ihre Tochter, die nun tatsächlich das Gesicht von Juna trug und musterte es. „Was verheimlichst du mir?“, wollte sie wissen. Aber ihre Worte klangen nicht anklagend, sondern eher neckend.

Juna sah sie einen Moment an, ehe sie verlegen den Blick senkte und ein lächeln auf ihren Lippen erschien. „Evan hat mir heute etwas versprochen.“, erklärte sie.

Zwischen den Augen von Junas Mutter bildete sich eine steile Falte.

2Und was hat er dir versprochen?“, fragte sie neugierig. Plötzlich wusste Evan, dass ein Versprechen hier eine ganz andere Bedeutung hatte, als in der Gegenwart.

„Er hat mir versprochen, dass er mich immer beschützen wird.“

Der Ausdruck auf dem Gesicht der älteren wich der Überraschung und es breitete sich eine gewisse Wärme darin aus.

„So…er hat dir also ein Versprechen gegeben…ein ewiges Versprechen.“, entnahm sie ihren Worten du strich ihr liebevoll über die Haare.

„Mama…darf ich denn auch bei ihm bleiben?“, fragte sie ein wenig unsicher.

Die Frau lächelte erneut. „Ja, aber erst wenn ihr soweit seid, dann darfst du bei ihm bleiben.“, erklärte sie.

„Danke Mama!“, freute sich Juna und umarmte sie. Auch das war offensichtlich etwas völlig anderes als in der Zeit in der sie nun lebten.

Die Bilder verblassten und Evan fand sich in der Höhle wieder. Seine Stirn kribbelte ganz leicht und auch ohne einen Spiegel aus Wasser, wusste er, dass seine Augen golden strahlten.

Er sah zu Juna, die sich nicht bewegt hatte. „Ich habe die also ein Versprechen gegeben. Daher bin ich das Gefühl nicht los geworden, dich eigentlich kennen zu müssen.“, stellte er erstaunt fest. Juna nickte und lächelte leicht. „Und wirst du dein Versprechen auch weiterhin halten?“, wollte sie wissen.

Evan lächele ebenfalls. „Ich denke schon, wenn nichts dazwischenkommt. Danke.“, erwiderte er. Juna nickte, sie wirkte erleichtert. Doch dann veränderten sich erneut die Bilder um ihn herum. Evan starrte auf das was er sah. Das war keine Erinnerung. Diese Bilder waren neu, es war noch nicht passiert. Seine Umgebung begann zu vibrieren. Er reagierte erst als Juna ihn nachdrücklich an der Schulter herumriss. „Evan was ist los?“

Der Angesprochene benötigte einen Moment um sich zu orientieren. Sie standen in der Höhle und neben Juna war auch Melvin näher herangekommen. Seine Lippen bewegten sich, aber die Worte wollten nicht zu ihm durchdringen. Erst als sie Bilder endgültig verblasst waren, Hörte er ihre Stimme.

„Was hast du gesehen?“

Evan schüttelte kurz den Kopf. „Es…es wird sich wiederholen…der Kampf von damals. Er hat schon begonnen.“

Junas Blick fand Melvins Augen. „Sie sind bereits hier.“, erklärte er nur. Gerade als er wieder verstummt war, näherten sich Schritte der Höhle. Kurz darauf erschienen die Männer, die Evan gestern bereits gesehen hatte, als sie in seinem Zimmer waren und…

Als ob das noch nicht genügend Publikum wäre, hatten sie auch die restliche Gruppe zu ihnen geführt. Evans Mitstudenten sahen unschlüssig zwischen ihnen hin und her, der Professor wirkte irritiert und schien nicht zu wissen, was er von dieser Sache halten sollte. Oder vielleicht war er auch einfach nur überrascht seine beiden Schützlinge hier zu finden.

„Evan? Was macht ihr denn hier? Wir haben euch gesucht.“, ergriff einer das Wort. Noch bevor er antworten konnte, drängten sich die anderen Männer vor sie und funkelten die drei wütend an. Sofort begann die Luft um sie herum zu knistern.

Eine junge Frau drückte sich unsicher an den Arm eines anderen und sah nach vorn.

„Was ist das? Und wieso sieht es so aus als wollten die Evan am liebsten in der Luft zerreißen?“, fragte sie, vermutlich lauter als beabsichtigt, denn die Angst war darin ganz deutlich zu hören.

„Also doch…haben wir dich endlich gefunden.“, ergriff einer der anderen das Wort und trat weiter auf Evan, Melvin und Juna zu. Gerade als sie die Gruppe aufmachen wollte, Evan beizustehen schüttelte Melvin den Kopf. „Bleibt wo ihr seid! Das hier ist kein Spiel!“, fuhr er auf. Seine Stimme duldete keinen Widerspruch. Die Gruppe stockte in ihrer Bewegung und wich sogar wieder einen kleinen Schritt zurück.

„Wer sind die?“, rief eine andere junge Frau zu ihnen herüber. „Und wer ist sie?“, folgte eine weitere Frage nach.

Melvin schüttelte den Kopf. „Das ist Unwichtig…geht. Jetzt.“

Das ließ den Professor wieder zu Besinnung kommen und er trat energisch gleich ein paar Schritte näher. „Junger Mann, ich muss doch sehr bitten. Wir sind hier nicht in einem Boxring und ich werde nicht dulden, dass sie meine Studenten bedrohen.“, ereiferte er sich und erntete dafür nur einen dunklen Blick der anderen.

„Halt dich da raus alter Mann!“, grollte einer der Angreifer. Das veranlasste den Mann nach Luft zu schnappen um seiner Empörung erneut Ausdruck zu verleihen. Evan wollten einen Schritt zu ihm machen. „Wer seid ihr? Was wollt ihr hier?“, noch ein Schritt, Juna hielt ihm am Arm zurück. „Nicht Evan, sie sind Gefährlich.“, erklärte sie. Der angesprochene sah zu ihr zurück, dann wieder auf den Professor.

„Gehen sie…bitte.“, erwiderte er und sah wie der Mann zunächst noch auffahren wollte, doch sich dann schließlich sein Blick verklarte und er stattdessen nur nickte. Er wandte sich um und schob die ersten Studenten einfach in Richtung Höhleneingang zurück.

„Das sind Nachfahren.“, erklärte Juna, als sie sicher sein konnten, dass die anderen in Sicherheit waren.

„Ich weiss…sie stinken…“, erwiderte Evan und war selbst erstaunt wie selbstverständlich diese Worte ihm über die Lippen kamen. „Sie wollen den Kampf…sie sind geblendet von den Falschen Worten, die man ihnen überlassen hat.“, erklärte Juna. Auch das überraschte Evan nicht wirklich. Das Ganze war doch völlig verrückt…aber nun waren sie schon einmal hier, und eines war klar, sie würden sie nicht einfach so gehen lassen.

„Was habt ihr hier zu suchen?“, richtete Evan das Wort an die Burschen die inzwischen selbstgefällig auf ihn niederstarrten. „Das weißt du. Was ich allerdings nicht weiss ist, wie du es geschafft hast so lang unerkannt zu bleiben. Du bist nicht gerade unauffällig.“, stellte derjenige fest der sich wohl als Sprecher dieser makabren kleinen Gruppe sah.

„Ich hatte wohl einfach Glück.“, beschied Evan.

„Natürlich…, weil ja auch unzählige Menschen mit goldenen Augen über die Erde wandeln.“, erklang die spöttische Antwort.

„Das kommt wohl ganz auf den Betrachtungswinkel an.“, meinte der schwarzhaarige schulterzuckend. Der goldene Schein verebbte und zurück blieben zwei Bernsteine, die ebenso imposant aber ganz und gar nicht außergewöhnlich waren. Synchron schossen die Augenbrauen der Nachfahren in die Höhe. „Ach so ist das.“

„Was wollt ihr von mir? Ich habe euch nichts getan.“, erwiderte Evan und blieb wachsam.

Der Typ zuckte mit den Schultern. „Das mag schon sein, und bevor sich das ändert werden wir dich einfach vernichten.“, erklärte er als sei das eine ganz normale Tatsache die jeden Tag auf dieselbe Weise geschah.

„Ich habe aber gar nicht die Absicht euch zu schaden.“, hielt der schwarzhaarige dagegen.

Der Blick den er daraufhin erhielt, sprühte vor unterdrückter Wut.

„Nichts getan? Ihr habt uns verraten. Deine ganze Sippschaft hat uns verraten.“, donnerte er los. Da er so leise sprach war es nicht schwer die Ernsthaftigkeit hinter seinen Worten zu bemerken. „Das ist nicht wahr. Niemand hat irgendwem verraten. Damals nicht, heute nicht und auch in Zukunft nicht.“, erwiderte Evan ruhig. Auch wenn er nicht den Eindruck hatte, dass ihm das sonderlich viel helfen würde.

Als hätte er seine Gedanken gelesen, zischte auf einmal ein Blitz auf Evan zu, dichtgefolgt von einem weiteren. Dem ersten wich Evan gekonnt aus, den zweiten konterte er mit einem kleinen Feuerball, sodass die Höhle für einen Moment hell erleuchtet wurde als die beiden Kräfte aufeinandertrafen. Auf Evans Stirn kribbelte es und es bedurfte gar nicht den erstaunten Ausrufen seiner Studienkollegen um zu wissen, dass sich das Symbol deutlich hervorgetan hatte. Das entging auch den anderen nicht und sie hielten inne.

Sie starrten Evan an, als sei er ein Außerirdischer. „Wie kann das sein?“, entfuhr es ihm. Evan sah ein wenig ratlos zu Juna. „Sie haben gerade herausgefunden, dass du kein Nachfahre bist.“, erklang ihre Stimme in seinem Kopf.

„Woher hast du das?“, zerschnitte die Stimme des Angreifers die kurz eingetretene Stille.

„Offensichtlich nicht gestohlen.“, meinte Evan, weil ihm nichts Besseres einfiel.

„Das ist unmöglich. Diese Symbole sind nur direkten Nachkommen der Clans zu eigen. Aber es gibt keine Nachkommen mehr, sie wurden vernichtet…es sei denn…du bist nie gestorben!“, ein lauernder Unterton war in seine Stimme geschlichen und mahnte Evan davor den Mund unbedacht zu öffnen.

„Ich bin doch hier, oder etwa nicht?“, erwiderte Evan.

„Aber ihr irrt euch…ich habe den großen Krieg nicht überlebt. Hört auf uns anzugreifen.“, meinte er und die Antwort war ein weiterer Blitz gefolgt von einem Storm, doch auch hier halfen erst ein bisschen Feuer und anschließend ein Erdwall vor dem schlimmsten.

„Ihr könnt mich nicht besiegen. Ihr seid zu schwach.“, erklärte er erneut, doch die Nachfahren hatten ganz offensichtlich nicht die Absicht Vernunft anzunehmen.

Juna schickte sie mit einem schwall Wasser auf den Boden der Höhle.

„Das ist genug!“, erwiderte sie und auch von ihr ging plötzlich ein Strahlen aus, dass die halbe Höhle erhellte. Die Augen der Nachfahren wurden groß. „Mistress! Aber wieso schützt ihr ihn? Ihr seid eine von uns!“

Die Amethystfarbenen Spiegel sprühten vor Empörung.

„Ich bin keine von euch. Ich bin ein direkter Nachkomme. Über mir steht nur noch der Oberste Wächter selbst. Und im Gegensatz zu euch, habe ich lang erkannt, dass dieser ewige Krieg vollkommen sinnlos ist und nichts als Trauer und Zerstörung bringt.“, erwiderte sie und Melvin fühlte sich genötigt ebenfalls etwas dazu zu fügen. „Sie hat Recht. Ihr wart nicht dabei ihr könnte es gar nicht wissen.“ Doch er stieß auf taube Ohren.

„So ein Unsinn! Ihr wart es doch die uns verraten haben!“, hielten die Nachfahren dagegen und fixierten Evan wütend. „Immerhin war es einer deiner ach so noblen Vorfahren, der Sierra den Wilden überlassen hat um sein eigenes erbärmliches Leben zu retten!“, schleuderte er ihm entgegen. Evan runzelte die Stirn. Der Name sagte ihm etwas. Sierra…und Ino. Doch bevor er zu Wort kam, mischte sich Juna erneut ein. „Die Clans der alten Zeit waren Verbündetet, sie haben sich nicht gegenseitig verraten. Ihr seid es die sie verraten haben.“, grollte sie und klang so gar nicht mehr Damenhaft. Evan legte eine Hand auf ihre Schulter und schüttelte leicht den Kopf.

„Du hast gesagt, dass sie nichts dafürkönnen, weil sie fehlgeleitet wurden. Aber wir sind nicht wie sie.“, sagte er zu ihr. Dann wandte er seinen Kopf wieder um.

„Das ist ein Missverständnis.“, erklärte er ruhig und ließ ein paar Sekunden verstreichen, eher er weitersprach. „Es ist wahr, Sierra fand den Tod, aber es ist nicht wahr, das Ino ihn zurückgelassen hatte. Sierra hat ihn fortgeschickt.“

„Das ist eine Lüge! Sierra war schwer verwundet, aber anstatt ihm zu helfen hat Ino ihn seinem Schicksal überlassen und ist abgehauen!“

Juna schüttelte den Kopf. „Nein…es ist die Wahrheit. Sierra war mein Bruder…und Ino war auch mein Freund. Ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er so etwas niemals getan hätte.“, wie um ihre Worte zu untermauern schüttelte sie heftig mit dem Kopf. „Niemals.“

Schweigen. „Dann seit ihr die Tochter des Obersten Wächters?“, folgerte einer der Nachfahren. Juna schüttelte den Kopf. „Nein…das ist meine Mutter. Er ist das was man gemeinhin als Großvater bezeichnen würde.“, erklärte sie.

„Und was macht dich da so sicher? Vielleicht hat er euch auch nur eine Lüge erzählt! Ino war ein Verräter!“, erneut folgte ein Blitz, doch auch Juna hatte keinerlei Mühe die Attacke abzuwehren.

„Das reicht jetzt!“, fuhr Evan dazwischen. „Es ist so wie ich es euch gerade gesagt habe. In einem früheren Leben war Ino mein Bruder. Er bereute es zutiefst sich nicht gegen Sierra gewandt zu haben, als der ihn angriff um wenigstens sein Leben zu retten. Er wollte bleiben und wäre mit ihm gestorben, aber Sierra hat das nicht zugelassen. Bevor Ino schließlich selbst gestorben ist hat er mir noch gesagt wie froh er sei nun doch zu ihm zurück kehren zu können.“, erklärte er und erntete nicht nur von den Angreifern einen fragenden Blick.

„Du weißt nicht von was du da redest. Du warst gar nicht dabei! Du hast es doch selbst gesagt, du hast nicht überlebt!“, schleuderte der andere ihm entgegen. „Das wird die Mistress ihm schon erzählt haben. Schließlich ist sie doch dafür bekannt, dass sie im Kopf von anderen herumspucken kann.“, erwiderte ein anderer. Juna schüttelte den Kopf. „ich habe ihm nichts dergleichen erzählt. Das war gar nicht notwendig.“, erklärte sie, aber die anderen glaubten ihren Worten nicht. Schließlich ergriff Evan wieder das Wort.

„Mag sein, dass ich nicht selbst dabei war,“, räumte er ein und sah ihn an.  „…aber mein Geist war es.“, erklärte er und erntete Spott.

„Wenn du dir da so sicher bist, dann Beweise es, gleich hier und jetzt. Ob wir dich nun gleich töten, oder dieses Schauspiel noch ein wenig ausdehnen, macht keinen Unterschied. Irgendjemand wird heute sterben.“

„Niemand muss sterben…und keiner hat zu irgendeiner Zeit irgendjemanden verraten. Seht her.“, forderte Evan sie auf.

 

Kurz darauf erschien ein Feuerkreis um ihn herum. Um diesen sammelten sich weitere Kreise die alle mit einem anderen Symbol versehen waren. Es waren sieben. Freundschaft, Frieden, Mut, Treue, Gerechtigkeit und Liebe. Innerhalb des großen Kreises erschienen die vier Elemente, Feuer, Wasser, Erde und Luft. Zusammen bildeten sie eine Einheit, die nur miteinander aber nicht ohne den anderen Kreis richtig funktionierte und das Gleichgewicht darstellte. Es gab nur sehr wenige die in der Lage waren, dies zu meistern. Ino konnte es, Sierra konnte es und auch Juna und Evan waren dazu im Stande. Die Macht der Alten, nur an die Nachkommen derer weitervererbt die sich aus würdig erwiesen. Damals waren sie alle noch Kinder gewesen, weswegen man sie anhielt, sie nicht zu nutzen, jedenfalls nicht wenn es nicht absolut nötig war.

Stille. In der Höhle herrschte dröhnende Stille.

„Wie ist das möglich?“, japste einer der Nachfahren

„Ich habe euch doch gesagt, dass ihr euch geirrt habt. Hört mit diesen unsinnigen Kämpfen auf. Euer Pfad war der Pfad der Dunkelheit, erschaffen durch ein Missverständnis das nicht mehr aufgeklärt werden konnte, weil keiner der Beteiligten überlebt hat.“

Schweigen. „Ich weiss nicht…auch wenn er noch so jung ist, so scheint es mir doch so, als habe er die Macht und das Blut der Alten in sich. Vielleicht hat er ja Recht Karon…“

„Unfug! Er hat die Inschriften hier gelesen, nichts anderes! Und dass er diese Einheit zu Stande bringt, ist wahrscheinlich nur Zufall. Er kann diese Kraft gar nicht haben, er ist erst neunzehn!“, donnerte der der eben Karon genannt wurde.

„das ist kein Zufall, niemand ist in der Lage diese alte Magie zu wirken, niemand, außer die Nachkommen selbst. Das weißt du!“, erwiderte ein Anderer. Karons Augen sprühten Funken und dann schleuderte er weitere Blitze auf ihn. Doch sie erreichten Evan nicht einmal im Ansatz.

„Hör auf…“, beschwor nun auch Evan ihn. „Du kannst nicht gewinnen, nicht solang du so voller Hass bist.“, erklärte er ruhig. „Halt die Klappe! Du kennst du Antwort!“

Evan schüttelte den Kopf und sah zu Juna die noch immer ein wenig hinter ihm stand.

„Wenn du uns schon nicht glauben willst, dann glaubst du ja vielleicht deinen eigenen Augen.“, erwiderte er und erntete ein Nicken. „Zeigen wir ihm das er sich geirrt hat.“, meinte Juna und trat neben Evan. Seinem Kreis folgte ein weiterer Kreis, nur das dieser nicht aus Feuer bestand, sondern aus Wasser. Beide Einheiten vereinten sich zu einem, sodass es aussah, wie eine bizarre Formation purer Energie. Im in ihrem Inneren sammelte sich Dampf und wurde zu seinem Spiegel der plötzlich zum Leben zu erwachen schien.

Showdown

 

Bevor die ersten Bilder klar wurden, erschien ein weiteres Licht über ihnen. Seine Energie war dunkel und es knisterte in der Luft. Als Evan den Blick hob, konnte er die verschwommenen Umrisse eines anderen Wesens sehen, bevor er begriff, dass es Karon war, der sich in seiner Wut verändert hatte. Er griff Juna offen an und auch wenn ein Feuerball sie vor der unerwarteten Attacke bewahrte, so wurde sie dennoch getroffen. Ein weiterer Schlag wurde direkt auf Evan ausgeführt den er nur mit einem Ausweichmanöver entgehen konnte und sich den Arm aufschürfte. Melvin hatte sich zwischen ihn und dem Licht geworfen und trieb es gerade zurück als Juna zwischen den Zähnen hindurch zischte.

Evan sah sie an und half ihr auf die Beine.

„Juna pass auf!“, rief er ihr noch zu, ehe sie von ihm geschleudert wurde.

„Karon verdammt nochmal! Hör auf damit!“, schrie er sich unter einen weiteren Blitz hinwegduckend. „Evan! Dein Arm!“, hörte er Junas Stimme, die irgendwo rechts von ihm zu hören war. Schnell war er auf den Beinen und sprang in die Richtung in der er sie gehört hatte. Er erreichte sie und hielt einen weiteren Blitz auf. „Du bist verletzt!“, presste sie aus zusammengebissenen Zähnen hervor, obwohl auch ihre Kleider inzwischen rot getränkt waren. „Das ist nur ein Kratzer.“, beschwichtigte er ihre Sorge und musterte sie. „Warte…“, erklärte er und konzentrierte sich. Kurz wurden Juna mit einem goldenen Licht überflutet, danach waren nur noch Löcher zu sehen, wo die Steinsplitter sie erwischt hatten. Sowohl Juna als auch Evan waren wieder völlig unversehrt.

Kurz blinzelte Evan, als konnte er nicht recht glauben, dass es tatsächlich funktioniert hatte.

„Du kannst Wunden schließen?“, fragte Juna die ebenso überrascht schien. „Du hast gesagt, mein Vater war dazu in der Lage…und da habe ich überlegt ob ich das vielleicht auch bin.“, erklärte er. Juna nickte. „Hättest du es damals gekonnt, wäre vielleicht alles anders gekommen.“, erwiderte sie. Evan nickte.

Hört auf ihr Narren! Donnerte plötzlich eine Stimme über ihren Köpfen. Abrupt hielt Karon inne und fast gleichzeitig schnellten die Augen aller anderen zurück zu den magischen Kreisen. Sie rotierten noch immer um sich selbst. Darüber war leuchtete ein Licht.

Wieso bekämpfst du sie Karon? Nicht nur dass du damit dein Leben verwirkst. Du hast scheinbar auch vergessen, dass ihr einst Verbündete wart und auf der gleichen Seite standet.

Darunter begannen sich im Nebel langsam Linien zu bilden, dann Formen und zum Schluss sahen sie auf eine Landschaft.

Es ist schon so lang her, aber dank Evan und Juna könnt ihr alle nun endlich alle Zeuge dessen werden, was dieser Krieg ist…ein Krieg der nicht hätte sein müssen, wenn die Menschen nicht so furchtbar stur und ängstlich gewesen waren. Wir haben ihnen unsere Hilfe angeboten, aber sie erwiderten unsere Hilfe mit einem Angriff und haben damit viele von uns getötet.

Lange Zeit ist es nun schon her, dass es einst unsere Familien waren, die auf diesen Planten gelebt haben. Se lebten in Clans, sieben an der Zahl. Wie hatten unsere Differenzen, wie es allen Spezies gegeben ist, aber wie hatten auch ein gemeinsames Ziel, das uns alle miteinander verband und zu einer Einheit werden ließ. Diese Einheit wurde zerrissen, aber es ist nun an der Zeit dieses sinnlose Blutvergießen zu beenden.

Alle starrten auf die Mitte des Kreises. Da waren andere wie Evan und Juna aber auch die Vorfahren der Menschen.

Sie griffen uns an, denn sie hatten Angst und fürchteten sich vor uns. Wir waren ihnen zwar nicht nur im Wissen und im Leben überlegen, aber wie wollten ihnen niemals etwas Böses. Aber sie…waren noch nicht bereit dafür.

„Wir wollten sie nicht verletzen, also zogen wir uns zurück…“, erwiderte Evan.

„…aber das genügte ihnen nicht. Ihre Angst war zu groß, groß genug das sie glaubten unser Tod wäre die einzige Möglichkeit.“, das kam von Juna.

Dann änderten sich die Bilder. Sie verschwammen und setzten sich wieder zusammen. Und dann erschien Ino im inneren des Kreises. Das war der Traum den Evan gehabt hatte, Sierra und Ino liefen vor der Horde davon…

„Je länger sie uns jagten um unserer Habhaft zu werden, desto mehr von uns verschwanden, bis nur noch ein lächerlich kleiner Teil am Leben blieb.“, erklärte Juna und sah in den Spiegel. Sie erkannte Sierra. Er wich zusammen mit Ino gerade einem weitern Angriff aus, wurde dabei jedoch schwer verletzt. Als er sich in die Höhe stemmen wollte, sackte er kraftlos wieder zusammen. Ino der bemerkt hatte das Sierra nicht mehr an seiner Seite war, sah zurück und keuchte. Dann stürzte er auf seinen Freund und tastete ihn hektisch mit den Augen ab.

Was ist mit dir? Komm schon, wir müssen weiter!“, ertönte Inos Stimme.

Nein, geh ohne mich Drachen. Ich kann nicht mehr weiter….ich sterbe., erklärte der andere und erntete dafür ein heftiges Kopfschütteln. Als Ino wieder aufsah, schimmerten seine Augen verdächtig. Nein! Ich lass dich nicht zurück! Ich werde dich mitnehmen, wir schaffen das schon. Sierra komm schon, wir müssen nur noch ein kleines bisschen durchhalten, dann sind wir in Sicherheit., sagte er, doch er sah selbst wie das Leben aus Sierra herausfloss und er nur noch ein mattes Lächeln zustande brachte.

Geh, ich versuche dir Zeit zu verschaffen. Erklärte er. Ino wischte sich über die Augen.

Nein! Sierra komm schon. Du bist mein Freund und Freunde lassen sich nicht im Stich, nicht mal jetzt. Sierra funkelte ihn an. Ich sterbe Ino. Wieder ein heftiges Kopfschütteln. Dann sterbe ich an deiner Seite. Und das klang nicht wie eine Frage. Ino verschwinde solang du es noch kannst. Mir kannst du nicht mehr helfen, meine Zeit ist um, aber allen anderen kannst du helfen. Ich halte sie auf. Erklärte Sierra in einem Ton der eigentlich keine Widerworte duldete. Doch da hatte er seinen Freund wohl unterschätzt. Vergiss es! Du kommst entweder mit mir, oder wir sterben hier und heute beide!

Ich bin froh dich gekannt zu haben Ino. Und ich danke dir für deine Freundschaft, aber jetzt musst du gehen. Ich bitte dich, als meinen Freund, geh endlich. Erklärte Sierra noch einmal und drückte die Hand des anderen, der erneut heftig widersprach.  Verschwinde endlich, Ino!, donnerte Sierra und hieb ihn mit einem Schlag von sich. Dann wandte er den Blick, die einzelne Träne die sich dabei einen Weg bahnte, ignorierte er einfach.

Ino wurde weit zurückgeschleudert und er schrie seinen Schmerz hinaus ehe er auf den Boden aufkam und den Blick hob. Er konnte Sierra nicht mehr sehen, alles war er sah, war wie sich die Horde auf seinen Freund stürzten und ihn untergruben, es war nicht schwer zu erraten, dass sie ihn in diesem Moment töteten. Ich werde dich nie vergessen Sierra…dann senkte er den Blick und benetzte den Boden mit Tränen. Es war ihm egal ob sich das schickte oder nicht. Doch mit einem Ruck sprang Ino wieder auf die Beine und lief weiter. Unter ihm vibrierte der Boden unter hunderten Schritten und kamen ihm immer näher. Ino fiel mehrmals als sie ihn umzingelt hatten doch er verteidigte sich mit all der ihm verbliebene Kraft und schaffte es sogar zu triumphieren. Taub vor Schmerz, blutend aus unzähligen Wunden und dem Tod näher als dem Leben schleppte er sich noch bis zu einer Zuflucht. Neben Juna kam stand ein Junge der Evan wie aus dem Gesicht geschnitten war. Schließlich war es Juna die die Lage zuerst erfasste. Ino! Was ist mit dir passiert? Wo ist Sierra?, ino brach vollends zusammen. Erst jetzt sah man wie schwer er bereits verletzt war. Er hob mühsam den Kopf und sah zu dem Jungen auf. Evan…ihr müsst gehen…sie kommen…ich konnte sie nicht aufhalten…Kümmre dich um Juna…denn sie ist jetzt ganz allein…Sierra hat es nicht geschafft…sie haben ihn in der großen Schlucht getötet…ich konnte ihm nicht helfen…er hat mich von sich gestoßen…jetzt ist die Zeit gekommen das ich ihm das zurück zahle…ich könnte mit den schlimmsten Verletzungen leben…aber ein Leben ohne Sierra ist nicht dasselbe….lauft…dann schloss er die Augen und sein Kopf sank zurück. In diesem Moment wusste auch Evan, ohne dass er sich dies ansehen musste, dass es sein Ende war. Auch wenn er gar nicht der Junge war, die Erinnerung an diesen Tag hatten sich dennoch tief in ihn gebrannt…aber der Evan innerhalb des Spiegels hatte keine Zeit um Ino zu trauern, denn sie waren noch nicht außer Gefahr. Evan wandte den Blick von seinem Bruder und packte das Mädchen um es hinter sich her zu ziehen. Sie liefen das ihre Lungen brannten und wäre Juna nicht gestürzt wären sie wohl auch noch weitergelaufen. Los komm. Überlassen wir ihnen dieses Land Juna saß am Boden und hielt ihre Fuß umklammert Sie kämpfte mit den Tränen.

Ich kann nicht. Ich glaube er ist gebrochen. Der Junge lief zu ihm zurück und baute sich vor ihr auf. Juna, los komm steh auf. Wir können nicht hierbleiben, sonst kriegen sie uns. Juna nickte und versuchte wieder auf die Beine zu kommen, Sank aber mit einem Schmerzlaut wieder zurück und schüttelte beinahe verzweifelt den Kopf.  Ich kann nicht…es geht nicht. Schluchzte sie und Evan kniete sich vor sie. Hal sich an mir fest ich werde dich tragen.

Wieder schüttelte sie mit den Kopf. Das schaffst du nicht.

Evans Blick verfinsterte sich. Vergiss es, denk nicht mal daran. Ich lass dich nicht hier zurück. Ich habe dir versprochen, dass ich dich beschützen werde und halte meine Versprechen. Also halt dich jetzt an mir fest damit wir von ihr wegkommen. Das Mädchen sah ihn überrascht an, fast schon wirkte sie verlegen, aber dazu war keine Zeit, schließlich waren sie noch immer in Gefahr. Schließlich schafften sie es irgendwie. Dann verschwamm das Bild plötzlich ehe es sich neu zusammensetzte. Evan lief noch immer mit Juna auf den Rücken vor den Angreifern davon, aber sein Gewand färbte sich rot, mit jedem Schritt wurde es dunkler.

Evan, Was hast du? Was ist mit dir? Hörten sie Junas ängstliche Stimme, als er ins Straucheln geriet. Nichts, es ist alles in Ordnung. Nur noch ein kleines bisschen dann haben wie es geschafft. Halt dich fest. Kurz darauf kamen sie zu einer weiteren Zuflucht zu der sie eiligst herein gewunken wurden. Evan stolperte nun mehr als er lief, aber er hielt nicht an, bis sie dem kläglichen Rest ihrer Verbündeten gegenüberstanden. Wir haben es geschafft, wie sind in Sicherheit, erwiderte er und setzte Juna ab, ehe er selbst zusammenbrach. Ein Keuchen ging durch die anderen, als sie de Schaft aus Evans Brust ragen sahen. Ein Pfeil der ihn getroffen hatte. Juna die das ganze als letzte realisierte stützte neben ihn in den Sand.

Evan, Evan was ist mir dir! Ihre Stimme klang panisch. Evan lächelte und legte die seine Hand auf die Ihre. Es tut mir Leid Juna, aber ich fürchte ich muss mein Versprechen brechen… dann erstarb seine Stimme und das Leben in seinen Augen.

Nein!Nein!Nein!Evan! Juna ließ ihrer Trauer freien Lauf, als sich behutsam eine Hand auf ihren Kopf verirrte.

Juna…mein liebes Kind…es tut mir so leid. Die Hand verharrte auf ihrem Kopf, der jetzt wild hin und her flog.

Nein! Du hast mir versprochen da zu sein und mich zu beschützen! Wieso hast du mir nichts gesagt! Ich hätte dir doch helfen können.

Dann fiele eine Frau neben ihr auf den Boden und packte sie an der Schulter.

Nicht Juna…es ist nicht deine Schuld, hörst du? Nicht du hast ihm das Leben genommen, es waren die Menschen die sich von ihrer Angst treiben ließen und zu Mördern wurden, weil sie keine andere Lösung finden…

Ein lautes Schluchzen. Wir können ihn nicht hier liegen lassen…nicht so…nicht hier…sie werden ihn etwas antun…, sagte sie.

Er wird sich gleich auflösen und nichts mehr wird dich dann mehr an ihn erinnern. Juna…den Tod kann man nicht rückgängig machen…nicht so. Ihre Stimme klang sanft, doch Juna schüttelte den Kopf. Rückgängig vielleicht nicht, ihn unvergessen machen schon! Erklärte sie und entriss sich aus den Armen ihrer Mutter um sich an eine Felswand zu schleppen. Dort hinterließ sie die Botschaft für die Nachwelt.

 

Dieselben Worte denen sie nun gegenüberstanden, in einer anderen Welt und in einer anderen Zeit. Danach verblasste das Bild im Nebel, ein letztes Aufflackern zeigte die Menschen, sie beschmierten die Wand mit den Dingen die sie gesehen hatte, dann verschwand es schließlich.

Karon, seht ihr nun welch unsinnigen Kampf ihr führt? Die Freundschaft unter den Clans war stark, sie war so stark das sie Raum und Zeit überdauern konnte. Niemand wurde je von einem der unseren im Stich gelassen. Diese tiefe Freundschaft herrscht auch noch heute und auch wenn ihr sie tötet, wird sie über den Tod hinaus bestehen bleiben. Evan mag sein Leben verloren haben, aber er hat sein Versprechen niemals vergessen. Selbst anderthalb Millionen Jahre später nicht. Wie stark diese Verbundenheit ist, seht ihr hier. Evan und Juna sind der beste Beweis dafür wie stark dieses Band noch immer ist und es wird weiterwachsen, wenn ihr es nur zulasst.

Dann verschwand auch das Licht und sie waren wieder unter sich. Es war still. Jeder schien seinen Gedanken nachzuhängen, oder hatte an dem dessen Zeuge sie geworden waren, schwer zu knabbern.

Karon starrte auf die Wand an und senkte den Blick. Er hatte nie wirklich an das geglaubt was man ihm erzählt hatte, auch nicht als es sein Vater tat und nachdem er am eigenen Leib erfahren musste, wie sehr der Verrat schmerzen konnte, hatte er auch die letzten Zweifel über Bord geworfen und sich auf die Jagd gemacht. Und nun? Er war dem falschen Pfad gefolgt und hatte viele unschuldige Leben dafür vernichtet. Für eine Lüge.

„Warum waren die letzten Bilder anders?“, fragte er matt.

Evan sah ihn an. „Weil ich mich nicht mehr daran erinnern kann.“

Juna nickte. „Auch heute ist es mir unbegreiflich wie Evan das geschafft hat. Er war praktisch Tod als er mich zu den anderen getragen hat…damals war mir noch nicht bewusst wieviel Schmerz hinter dem Verlust eines Freundes stehen konnte…bis Evan starb. Ich habe mich sehr lange zurück gezogen…aber als ich die Welt mit anderen Augen sah, habe ich mir selbst geschworen, Evans Erinnerung und seine Tat nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und solang zu überleben, bis er zurückkommen würde. Ich habe diese Wände beschrieben und ich habe auch ihm ein Versprechen gegeben. Ich würde auf ihn warten.“

Evan sah sie überrascht an. Doch dann ergriff Karon wieder das Wort.

„Ich sehe nun klar…und es tut mir leid, dass ich euch angegriffen habe…hätte ich früher auf meine Zweifel gehört, hätte vieles anders sein können. Ich hoffe, dass ihr mir irgendwann verzeihen könnt…“, erklärte er und wandte sich um.

„Wo willst du hin?“

Karon sah sich um. „Ich gehe…ich habe einen großen Fehler begangen indem ich auf eine Lüge gehört habe und wenn ich dafür mit meinem Leben bezahlen muss, so ist das nur gerecht.“, dann wandte er sich ab. Evan hielt ihn auf,

„Warte…Vielleicht sollten wir die Geschichte einfach neu schreiben…“, meinte er und streckte ihm die Hand entgegen. Karon sah kurz zwischen seinem Gesicht und dieser hin und her, ehe er sie ergriff und nickte. „Ja…vielleicht sollten wir die Geschichte neu schreiben…“, dann wandte er sich ab und verließ die Höhle.

Juna trat zu Evan und griff nach seiner Hand. „Wir sollten dem Rat der Wächter sagen, was heute hier passiert ist.“ Evan nickte und drückte ihre Hand leicht. „Worauf warten wir dann noch?“

 

 -Ende-

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Publication Date: 10-24-2019

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