„So, Herr Ehrmann, Sie bewerben sich also hier bei uns als Lagerhelfer. Ihren Bewerbungsunterlagen entnehme ich, dass Sie in letzter Zeit ganz schön herumgekommen sind. Sechs Jobs in sechs verschiedenen Branchen innerhalb kürzester Zeit. Wie ist das zu erklären?“
„Nun, ich hatte halt viel Pech, und...“
„Pech? Hier steht, dass Sie jedes Mal entlassen worden sind, zum Teil nach nur einem Tag.“
„Gut. Dann werde ich das mal schildern. Also: es fing alles in Hamburg an.“
Herr Goltermann, der Chef der Firma, hob einen Finger und blätterte in den Unterlagen des Bewerbers. Was waren das nur für Papiere, einfach unglaublich. Die Zeugnisse waren sehr, sehr kurz und der Lebenslauf wenig aussagefähig. Das Bewerbungsschreiben war voller Rechtschreibfehler und hatte noch dazu Fettflecke.
„Fahren Sie fort, Herr Ehrmann. Wie war das dann da auf der Bowlingbahn?“
„Die Bowling-Bahn in Hamburg-Nord die hat mich eingestellt,
ich sollte dafür geradesteh’n, was eben so anfällt.
Mein Chef, der sprach alsbald zu mir: ´Du machst jetzt hier klar Schiff,
Schaust, ob's hier in Ordnung ist, Du hast das schon im Griff``
Der Boss ging weg , und ich sah mir sodann die Kugeln an
die ja voller Löchern warn, das weiß doch jedermann.
Ich aber dachte mir, das dürfe so nicht sein.
ich gipste alle Löcher zu, das wurde hart wie Stein.
Nach Stunden kam der Chef zurück und fand’s nicht wunderbar,
bekam fast einen Herzinfarkt, als er das Unglück sah.“
„Herr Ehrmann. Das Leben ist kein Ponyhof. Machen wir weiter. Sie haben danach in einer Gärtnerei gearbeitet?“
„Ja, in Quickborn. Da hatte es mir eigentlich sehr gut gefallen. Zunächst lief alles prima, doch dann...“
„Sie schreiben, dass Sie verhaftet wurden. Wie konnte das passieren?“
„In Quickborn bei 'ner Gärtnerei kam ich damals unter,
die Blumen dort die waren schön und auch noch sehr viel bunter.
Ich sollte dann auch Pflanzen kaufen, sagte mir der Chef
und dafür kurz nach Holland fahren zum großen Blütentreff.
Als ich dort so ratlos stand, da sprach mich einer an,
Doch ich wusste leider nicht, das war ein böser Mann.
Da sagte ich nun zu dem Herrn: ´Mein Chef der sucht nach Blüten.`
Worauf der mich beiseite nahm zum Falschgeld, das in Tüten.
Vor Quickborn wurde ich gestoppt von der Polizei,
die nahmen alle Blüten weg und frugen allerlei.“
„Ich kann verstehen, Herr Ehrmann, dass Sie auch da entlassen worden sind. Was geschah bei Ihrem nächsten Job, in Stade, bei dem Imbiss?“
„Ein Schnellimbiss in Stade-Süd, der stellte mich dann ein,
dort packte ich die Hamburger in die Tüten rein.
Der Job der lief für mich erst gut, 'ne Woche war schnell rum,
bis ich mich erkältete, das war wirklich dumm.
Als ich so an dem Packtisch stand, da kribbelte die Nase,
doch waren die Taschen zugenäht - das bei der Niesreizphase.
Servietten waren reichlich da, die ich dafür auch nutzte,
viel Zeit blieb aber nicht, als ich die Nase putzte.
Das Tüchlein wurde eingepackt zu des Kunden Burger,
was dieser ziemlich eklig fand, der wurde gleich zum Würger.“
„Herr Ehrmann, Herr Ehrmann, das ist aber wirklich unappetitlich. Danach fuhren Sie nach Pinneberg, wie ich hier sehe. Beschreiben Sie mal, was sie da erlebten.“
„Beim Bungeesprung in Pinneberg ging leider etwas schief,
das Seil, an dem Herr Meier hing, fiel mit ihm in die Tief'.
Er fiel und fiel und dachte sich: ´Ich schnelle gleich zurück`
Doch daraus wurde leider nichts, er hatte nicht viel Glück.
Er hat mich vorher noch gefragt: ´Ist nun das Seil verbunden?`
Ich habe aber nur genickt, und mich dann umgewunden.
Doch leider war's mein erster Tag in diesem neuen Job.
Ich wurde nur kurz angelernt und war noch nicht ganz top.
Gut, verbunden war es schon das Seil, doch leider nur einmal,
das andere Ende war noch frei und das war sehr fatal.“
„Oh, je, Herr Ehrmann, ich hoffe, der Herr hat das überlebt. Nun, was geschah bei Ihrer Tätigkeit in Flensburg?“
„Die Bäckerei in Flensburg-Ost, die hatte inseriert,
dass man einen Helfer sucht, man wäre da zu viert.
Der Chef, der meinte dann zu mir, ich wär der beste Mann,
weil ich immer pünktlich bin und ich auch backen kann.
Da hab ich etwas ausprobiert, weil ich ja pfiffig bin,
ich streckte seinen Brötchenteig mit Whisky und auch Gin.
Doch nahm ich dabei etwas viel, es gab dann einen Schreck,
der Ofen, der ist explodiert, das ganze Haus war weg.
Der Bäcker, der recht wütend war, der jagte mich vom Hof,
kein Pfennig hat er mir bezahlt, das fand ich ziemlich doof.“
„Sie brauchen sich wirklich nicht wundern, wenn so etwas passiert, Herr Ehrmann, so wie Sie sich verhalten. Aber kommen wir zu Ihrem vorerst letzten Job in der Autowerkstatt in Lübeck. Erzählen Sie!“
„Das Autohaus in Lübeck-West, das hat mich übernommen,
einen ziemlich guten Lohn, hätt' ich dort bekommen.
Doch bereits am dritten Tag gab es ein Problem,
für das ich mich, das geb' ich zu, leider etwas schäm'.
Ein Kunde gab den Schlüssel mir zu seinem Gefährt,
ein sehr seltenes Modell, also recht begehrt.
Ich hab' den Wagen angemalt, gelb mit lila Streifen,
mein Chef jedoch, der war entsetzt, und konnt' es nicht begreifen.
Ich hatte es doch nur gut gemeint und wollte ihn nicht dissen,
doch er sagte frei heraus: ´Kerl, das war beschissen! `
Herr Goltermann hätte normalerweise den Standardsatz „Sie hören dann von uns“ benutzt. Stattdessen antwortete er, damit dieser merkwürdige Bewerber es auch richtig verstand:
„Die Arbeit wurden Sie oft los, das war vielleicht ein Dreck,
Sie flohen und machten sich davon mit dem Gepäck.
Sie zogen in die Nachbarstadt, und wurden angeheuert.
Bei uns wird das aber nichts, ich bin doch nicht bescheuert!“
Images: www.vegas-bowling.de
Publication Date: 11-17-2017
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