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Hubert und das Verhalten beim Halten

 

Ich, Hubert Hundertmark, habe einen Beschluss gefasst. Künftig erledige ich alle meine Einkäufe im Internet. Dort wird man als Kunde ordentlich behandelt und hat bestimmt keinen Grund zum Reklamieren. Tja, so dachte ich. Aber es sollte anders kommen. Bevor ich jedoch davon berichte, möchte ich wieder mit einer Anekdote aus meiner Jugend aufwarten. Als ich vier Jahre alt war, hatte ich eine starke Erkältung. Tagelang musste ich das Bett hüten, aber ich durfte fernsehen. Wie bereits mehrfach erwähnt, liebe ich Werbung. In einer dieser niedlichen Spots war in einem Trickfilm ein großer, grüner, knuddeliger Bär zu sehen, der immer sang: „Nimm den Husten nicht so schwer, jetzt kommt der Hustinetten-Bär“. Ich bestürmte meine Mutter, mir diese Bonbons zu kaufen, dann so einen Bären wollte ich unbedingt haben. Er war viel schöner als mein Teddy „Peter“, der doch arg verschlissen war, weil schon meine Brüder Norbert, Herbert und Kunibert und meine Schwester Berta damit gespielt hatte. Ich lutschte die Bonbons wie verrückt - voller Erwartung, dass der grüne Bär in mein Zimmer hinein spazierte. Natürlich wurde ich wieder bitterenttäuscht.

 

Wie Sie schon wissen, bin ich unter die Internetbesteller gegangen. Nicht nur das, seit kurzem spiele ich auch Klavier. Leider bin ich da noch etwas ungeübt, das muss ich zugeben. Ich verehre Beethoven, das tat ich schon immer. Darum musste eine Büste von ihm auf das Instrument gestellt werden. Durch die heftigen Erschütterungen beim Spielen geriet der gute Ludwig des Öfteren ins Rutschen, ich konnte ihn jedoch immer noch auffangen, bevor etwas passierte. Doch vorletzte Woche – ich spielte gerade Beethovens Neunte mit geschlossenen Augen - schrak ich auf, als es klirrte. Die Büste war heruntergefallen und in tausend Stücke zerbrochen. Doch ich bin ja pfiffig und wusste, was zu tun war. Über die Internetsuchmaschine gab ich „Büstenhalter“ ein und wurde schnell fündig. Bei einem großen Versender bestellte ich einen solchen und wartete gespannt auf die Lieferung.

 

Gestern kam das Paket. Der blöde Postbote gab es bei meiner Nachbarin, Frau Wucherpfennig, ab. Als sie am Abend bei mir klingelte und es abgab, kniff sie mir ein Auge zu. Ich weiß gar nicht, warum. Gespannt öffnete ich das Päckchen, und war ziemlich verwundert. Unter einem Büstenhalter hatte ich mir doch etwas anderes vorgestellt, jedenfalls hätte ich nicht gedacht, dass er aus Stoff besteht, schon gar nicht, aus so einem dünnen. Doch ich ließ mich nicht entmutigen, knotete den Halter an Ludwigs Kopf an und verband ihn mit dem Klavierdeckel. Etwas seltsam sah das schon aus. Ich machte den Test, spielte eine wunderschöne Symphonie. Dieses bekam der Büste gar nicht, sie löste sich sehr schnell vom Halter.

 

Heute habe ich bei der Beschwerde-Hotline angerufen. „Guten Tag. Sie haben eine Beschwerde.“

„Das kann man wohl sagen, ich habe einen Büstenhalter bei Ihnen gekauft, und bin gar nicht damit zufrieden.“

„Passt er Ihrer Frau nicht?“

„Frau? Wieso Frau? Ich bin nicht verheiratet. Nein, er ist für Ludwig.“

„Oh, ähh, für Ihren Freund?“

„Also hören Sie mal. Wissen Sie nicht, wer Ludwig van Beethoven ist?“

„Doch natürlich kenne ich ihn. Aber was er mit unserem Produkt zu tun?“

„Na, das liegt doch wohl auf der Hand. Natürlich brauchte ich den Halter für mein Klavier beziehungsweise für die Büste von Ludwig.“ Am anderen Ende wurde herzhaft gelacht. Ich weiß wirklich nicht, warum meine Beschwerden immer nicht ernst genommen werden. „Also, hören Sie, Herr Hundertmark, das haben Sie völlig missverstanden. Unsere Büstenhalter sind Kleidungsstücke für Frauen und dienen keineswegs dazu irgendwelche Büsten an Klavieren anzubinden.“

„Das funktioniert eben auch nicht, das habe ich ausprobiert. Warum warnen Sie auf Ihrer Internetseite arme, unschuldige Verbraucher nicht davor? Das ist Betrug. Mein Bruder Kunibert wird Sie verklagen. Ich habe genug für heute. Ich will nur hoffen, dass die andere Lieferung von Ihnen meine Erwartungen erfüllt.“ Wutentbrannt legte ich auf.

 

Auf das nächste Paket warte ich gespannt. Ich bin schon sehr gespannt, wie es aussieht, das Bustier. Vielleicht ist es ja ein niedlicher, grüner Bär.

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Images: www.dreamstime.com
Publication Date: 12-08-2011

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