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Mein Hauspersonal


Jeder hat sicher schon einmal vom peinlichen Rechtsstreit in der Familie von Cora Schumacher gehört.
Vor zwei Jahren ging es um 80.000 Euro.
Einer Hausangestellten wurde vorgeworfen, sie bediene sich an der Niveadose von Cora und auch Bananen würden aus dem Kühlschrank fehlen. Zettel würden missachtet usw.

Ich würde es sicher besser anstellen, war mein erster Gedanke. Hilfe im Haushalt wäre doch auch gerade für mich als Rentner verlockend.
Natürlich wollte ich deutlich formulieren, was ich als Arbeitgeber von meinem Personal erwarte.
Die Anzeige war schnell geschrieben und auf Spanisch, Englisch und Russisch übersetzt.
Nun musste sie nur noch in den regionalen Zeitungen gut platziert werden:



Sauberer kinderloser Rentnerhaushalt
sucht ehrliche Hilfe für Haus und Garten.

Hier wird nicht der Abschluss einer Butler-schule vorausgesetzt aber Sicherheit im Umgang mit internationalen Gästen wird ebenso erwartet wie Erfahrung in ähnlicher Anstellung.
Auf Zeugnisse verzichten wir. Wir setzen auf Vertrauen, Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit.
Wenn Sie sich auf bedingungslosen Gehorsam einstellen können - wird es auch nie Streit zwischen Ihnen und uns geben.

In diesen schweren Zeiten müssen Sie auch mal mit einer warmen Mahlzeit vorliebnehmen, die Sie sich selbst zubereiten dürfen.
Ihre Anstellung ist auf Gewinnbeteiligung ausgerichtet. Wenn Ihre Arbeitgeber im Lotto gewinnen sollten, haben Sie Anspruch auf 20 % dieses Gewinns.
Die Arbeit im Garten ist leicht. Der Rückschnitt der Hecke wird Ihnen Freude bereiten. Auch der Einkauf und die Arbeit in unserer kleinen Küche werden Ihnen gefallen.
Ich erwarte 24 Stunden ruhige und gewissenhafte Arbeit und wie gesagt - keine Widerworte.
Über freie Zeit lässt sich reden. Nach einer Einarbeitungszeit von zwei Jahren steht Ihnen auch ein Jahresurlaub von 24 Tagen zu.
Dann machen wir hier den Laden dicht und fahren gemeinsam zum Wintersport.


Soweit also meine klaren Ansagen.

Nun stellen Sie sich einmal vor, wie undankbar heute das Personal ist. Jeder meiner Bekannten hat eine Perle oder Putzfrau. Die wird in diesen Haushalten regelrecht ausgenutzt und auf meine Annonce, die mich eine Stange Geld gekostet hat, gab es bisher keine reguläre Bewerbung. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Dabei hatten es meine Leute immer gut bei mir.
Die meisten, die sich überhaupt beworben haben, dachten es sei ein Spaß oder vermuteten, ich suche eine junge Frau, die in knapper Bekleidung mich und meine Gäste animieren sollte.
Weit gefehlt - wir sind doch alle glücklich verheiratet und haben auch sonst nichts zu sagen.
Was mich irritiert, ist die Undankbarkeit des potentiellen Hauspersonals.

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Publication Date: 07-31-2010

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