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Ice geflüster


Prolog :

Mein Name ist Ahraya, alleinige Herrscherin über das Land der Elfen – man nannte mich früher auch die Icekönigin. Vor vielen Jahren hätte ich beinahe den größten Fehler meines Lebens begangen – ich hätte meinen Geliebten nahezu gehen lassen und riskiert, ihn niemals wieder zu sehen. Mein eigener Stolz hatte mir so lange Zeit das Glück verboten, meine eigene Furcht hatte mir das Licht geraubt, das mich am Leben erhielt und meine Kälte hätte mir beinahe die Liebe verwährt... Ja, es waren wahrlich eisige Zeiten, die ich durchlebte, bevor ich endlich einsah, was im Leben wirklich wichtig ist...


***

Lace sah aus der Ferne die atemberaubend schöne Gestalt der Elfenkönigin – ihr schlanker Körper war in reinweiße Seide gehüllt, sodass ihre makellos blasse Haut unterstrichen wurde, und das schwarze Haar den einzigen Kontrast zu der hellen Erscheinung bot. Beinahe wirkte sie wie ein höheres Geschöpf, wie eine Göttin, die kerzengerade im Sattel ihres Pferdes saß, und den Blick auf den Weg vor ihr gerichtet hatte.
Das Volk bildete eine Gasse, um ihre Königin Durchgang zu gewähren.
Die Hufe der grauen Stute hinterließen Spuren in der dünnen Schneedecke, und der Atem des Tieres kondensierte in der kalten Luft zu Dampfwölkchen. Niemand war gegen die Kälte gefeit, außer Ahraya selbst – sie schien selbst ein Wesen des Winters zu sein, und bei Eis und Schnee regelrecht aufzublühen.
Das Gemurmel um den Krieger verstummte, als die Königin vorbeiritt, und ihre Präsenz als kühler Lufthauch zu spüren war – Lace beugte das Knie, und senkte das Haupt. Ja, es gab einen Grund, warum sie Eiskönigin genannt wurde. Bisher hatte es noch keiner geschafft, ihre kühle Fassade zu durchbrechen, und die Frau hinter dieser scheinbar perfekten Maske zu erkennen – auch er nicht.
Rufe ertönten, und das Tor zur Festung wurde geöffnet, sodass sie mit ihrem Gefolge am Hof einziehen konnte.
Lace beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Ahraya hinter den dicken Mauern verschwand; es gab eine Zeit, in der er an der Seite der Königin in die Feste eingezogen wäre, und die einzige Person gewesen wäre, die ihr nahe war. Doch das war vorbei – er hatte es einfach nicht fertiggebracht die Eisschicht zu durchdringen. Aber mittlerweile hatte es keine Bedeutung mehr für Lace; er redete sich zumindest ein, dass Ahraya nie mehr als eine flüchtige Affäre für ihn gewesen war, obwohl er tief in seinem Inneren wusste, dass er sich somit nur selbst belog.
Der Krieger schüttelte kurz den Kopf, um seine Gedanken nicht noch weiter in die Vergangenheit abschweifen zu lassen und sich so weitere qualvolle Erinnerungen zu ersparen. Vielleicht hatte er den Verlust der eiskalten Schönheit doch noch nicht ganz überwunden – jedes Mal, wenn jemand die Königin in seiner Anwesenheit erwähnte, versetzte es ihm einen heißen Stich.
Immerhin war sie jetzt von ihren Friedensverhandlungen zurück, und Lace musste sich nicht mehr um sie sorgen; er wandte sich um, während die Menge um ihn herum in Jubel ausbrach, und die Königin auf den Balkon trat. Im Licht der untergehenden Sonne war sie beinahe noch schöner, ihre Züge wirkten weicher als sonst und der dünne Silberreif auf ihrer Stirn funkelte, wie von Tausenden Diamantensplittern überzogen.
„Mein geliebtes Volk!“, sagte Ahraya, deren dunkle Stimme vom Wind über die Elfenansammlung hinweggetragen würde, sodass es schien, als würde sie neben einem stehen.
Lace zwang sich dazu, einen Moment innezuhalten, und ihren Worten zu lauschen. Doch nichts was ihren Roten Lippen entsprang konnte er aufnehmen und verinnerlichten, denn das Bild in seinem Kopf , welches ihn total aus dem Konzept brachte . Zog ihn tief in seinen Bann und ließ ihn erst wieder los als alles vorbei war.
„Aber habt keine Furcht! Niemand wird unser Reich jemals zu Fall bringen, solange ich lebe und ihr mir treu zur Seite steht! Glaubt daran und wir werden uns niemals irgendjemandem beugen müssen...“, fuhr Ahraya in einem weicheren Tonfall fort – einzelne Rufe der Zustimmung erklangen, und ließen keinen Zweifel daran, dass die meisten der versammelten Elfen für sie gestorben wären, während sich ein schmales Lächeln auf das Gesicht der Königin schlich.
Ein plötzlicher Windstoß hob ihr langes, schwarzes Haar in die Luft, und wirbelte es empor, sodass es den Bruchteil einer Sekunde wie zwei schwarze Schwingen aussah. Das weiße Gewand bauschte sich kurz auf, und lag dann so eng an ihrem Leib an, dass es wie eine zweite Haut wirkte, und Lace jedes Detail ihres Körpers erkennen konnte, der sich unter dem dünnen Stoff nur allzu deutlich abzeichnete.
Das war ein Anblick, den er nicht mehr ertragen konnte, und der Elfenkrieger wandte sich endgültig um, und schritt die schmale Straße entlang, die zurück in die Stadt Salitro führte. Noch immer konnte er die Stimme Ahrayas hören, die zu ihrem Volk sprach, und er beschleunigte seinen Gang, um möglichst schnell außer Hörweite zu kommen.
Die Ebenen vor ihm waren mit Schnee bedeckt, der schimmerte, wenn das flammende Licht der sterbenden Sonne darauf fiel - die Schneedecke war unberührt, bis auf die Spuren, die die Königin und ihr Geleit hinterlassen hatten.
Ahraya... Musste ihn denn wirklich alles an sie erinnern? Zumindest zu dieser Jahreszeit war es unmöglich, nicht an sie zu denken – den Winter hatte er immer schon mit ihr verbunden. Die filigranen Schneeflocken, die sanft durch die Luft tanzten, die weiße Schneedecke, unter der alles Leben begraben war, die eisige Kälte, die niemanden verschonte, und der Frieden, der in der Einsamkeit herrschte.
Lace seufzte leise, und riss den Blick von den Ebenen, während er in seinem Geist das Bild der wunderschönen Elfe erschuf, die inzwischen so unerreichbar schien...
Ja, Ahraya war wahrlich die Königin des Eises.
Die Nacht legte sich wie ein schwarzer Schleier über die Landschaft, sodass es stockdunkel war, und alleine der Mond und das Meer an Sternen, das diesen umgab, silbernes Licht spendeten. Lace saß auf dem Boden vor dem Kamin, in dem ein wärmendes Feuer brannte. Minutenlang beobachtete er das Spiel der rot-orangenen Flammen, die sich wie die Körper Liebender umeinander wanden, zu einem Ganzen wurden, wieder auseinander stoben, und dieses Spiel wiederholten. Faszinierend wie schnell doch alles enden konnte, dachte er sich, während ihm kurz darauf ein kühler Schauer aus wohltuender Kälte und eisiger Befangenheit über den Rücken glitt. Einen kurzen Moment lang hatte er das Gefühl Ahraya wäre in der Nähe doch das konnte nicht sein. Es war schon spät und sie würde sich nicht die Mühe machen ihn hier auf zu suchen. Ein leises feines Klopfen durchbrach das Knistern der liebenden Flammen die solch verführerische Tänze darboten und sich im prasselnden Kamin einander hingaben. Aus der Ruhe gerissen stand er dann endlich auf und begab sich an die Tür, doch wer so spät abends noch bei ihm anklopfte konnte sich nur verlaufen haben.
Und so war es auch. " Ahraya ... !" Seine Stimme war nur ein Hauch von dessen was sie einst gewesen war wenn sie zusammen waren, denn nun stand mehr als Verblüffung in seinen einst so strahlenden Augen. Heilige Eiskönigin das musste ein Traum sein und er war sicher vor dem Kamin eingeschlafen, doch das hier schien so bedeutend echt das sich Lace wünschte er würde nie wieder aufwachen. Er starrte sie an und musterte ihren Blick , ihre so vollkommenen Augen , dessen Iris sich schon lange in seinen Verstand gebrannt hatte, während ein eisiger Wind ihr schwarzes Haar nach vorne legte und es sich wie dunkle satte Schokolade über ihre volle Oberweite ergoss . Mit einem Mal sah Ahraya nicht mehr so gnädig aus und ihr weißer mit Spitze verzierter Schuh tippte auf dem Boden auf, als würde sie auf etwas warten. Total in seiner Trance versunken riss sich Lace aus der Starre und senkte den Blick " verzeiht mir, Eiskönigin." Ein leises flüstern war zu erkennen und wieder einmal entfachte ihre bloße Anwesenheit sein Herz auf diese unnatürlich Weise. Er war ihr verfallen von Kopf bis Fuß und jeder einzelne Faser seines Körpers strebte danach ihre so perfekten Züge zu berühren doch er schloss lieber einen Moment lang die Augen um wieder zu sich zu kommen und schob die Tür etwas weiter auf, um ihr Einlass zu gewähren. Sie kam alleine ... keine Wachen.
" Eiskönigin ... hmm. Es schmerzt schon fast wenn du mich so nennst Lace." Ahrayas Stimme war wie der Flügelschlag einer Elfenlibelle, so zierlich und zerbrechlich, doch auch so stark und undurchdringlich. Sie war erst ganz leise, doch dann gewann sie an Kraft und an ihrem Tonfall erkannte er Belustigung und dennoch einen Hauch von Trauer in ihrer Stimme. " verzeiht , Ahraya " wider verneigte Lace sich tief und schloss die Tür als sie mit schmeichelnder Bewegung und gerade du anmutiger Eleganz in sein Haus trat, während er sich schon fast schämte das er nicht besser aufgeräumt hätte , obwohl es nichts zum Aufräumen gegeben hatte … bis vor drei Minuten . Erst jetzt bemerkte er, dass er sich wie ein Volltrottel benahm und immer wieder um Verzeihung bat. " Was führt euch hier her? Lace bemühte sich seine Stimme etwas stärker und ernster klingen zu lassen doch das fiel ihm schwer.
" Ich bin hier weil ich mit dir reden muss... weil ich dir etwas geben muss." Den letzten Teil sprach Ahraya sehr leise aus und Lace wandte sich mit dem Rücken zur Tür, während Ahraya den Blick auf den Boden richtete und leise seufzte. " geht es euch nicht gut?" Nun hatte seine Stimme an Stärke gewonnen und die Angst es könnte ihr nicht gut gehen und sie hätte Kummer ließen ihn sogar einen Schritt auf sie zugehen, bis er seine Hand hob und seinen Finger zaghaft unter ihr Kinn legte um ihrem Blick zu heben und ihr in die unwiderstehlichen Augen zu sehen. Lace Herz blieb stehen als er ihr nun aufrichtig in die Augen sah, während sich auf Ahrayas ebenmäßiges Gesicht ein strahlendes Lächeln ausbreitete und sie ihn mit ihren dunkelgrünen Augen ansah.
Plötzlich schlagen sich zierliche Arme und seinen Hals und weiche Lippen drängten sich an seine, während der Geschmack von Pfirsichen seine Sinne vernebelten wie der kondensierte Atem seiner Eiskönigin am Tag zuvor. Lace starke Arme schlagen sich um das göttliche Geschöpf dessen Lippen so süß waren um als Sünde Gottes zu gelten. Niemals sollte der Kuss enden doch das tat er leiser viel zu früh, auch wenn es seine Lippen waren, die vor ihren zur ruhe kamen. Schwer atmend und mit kribbelnder Haut blickte er wieder zu ihr und nun ließ sich das lächeln welches nun seine Lippen umspielte nicht mehr verhindern.
" Sch ... Niemand darf hiervon wissen ... Noch nicht! Versprich es mir." ein perfekter Finger legte sich auf Lace Lippen als sie sprach. " Niemals ... werde ich etwas verraten.“ versprach er mit einem kleinen Nicken, welches mehr als ehrlich und aufrichtig war und das wusste Ahraya auch. Es dauerte nicht lange da verschmolzen ihre Lippen auf ein neues zu einem Ganzen und Lace entsinnte sich nicht wann er jemals so glücklich gewesen war seit sie ihn verlassen hatte . Die ganze Nacht verbrachten sie zusammen und lagen beieinander, während sie miteinander verschmolzen wie die Flammen zuvor, deren Leidenschaft er so bewundert hatte.

Die Nacht neigte sich zum Ende und die blauen Königsvögel standen schon hoch in den Kronen der Bäume, welche mit glitzerndem Neuschnee bedeckt waren. Die Verabschiedung war viel zu kurz und mit allen Mitteln versuchte Lace es heraus zu zögern doch das alles brachte nichts , sie musste zurück ins Schloss , wo man ihr fehlen sicher schon bemerkt hatte . Einen Kuss stahl er sich noch, bevor sie lächelnd seine Hand los ließ und leise hauchte: " ich liebe dich. Bitte hab Geduld... ich werde morgen wieder kommen. " Mit den Worten ließ er sie ziehen, blickte ihr hinterher bis er sie schon längst nicht mehr sehen konnte und sein Körper zitterte, doch das war ihm egal.

(Ich habe gelesen, dass man für den Wettbewerb eine vollendete Geschichte schreiben muss. Daher endet meine fürs erste hier. Vielleicht entwickelt sich danach noch etwas daraus)

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Text: Der Text kommt von mir, das Bild allerdings nicht .
Publication Date: 10-03-2011

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