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Miss Ich-hass-diese-Situation

„Lauf! Lauf! Sie sind hinter uns!“, schrie Jojo mich an. Das Herz klopfte mir bis zum Hals und mir wurde schon vom ständigen Gassenwechsel ganz schummrig. Hätte ich in der Schule schon so viel Sport gemacht wie in den letzten 3 Wochen, dann hätte ich gewiss eine bessere Note bekommen, und meine Kondition würde mir nicht die Lungenflügel zusammen pressen. Dabei dachte ich wir wären hier im Urlaub.

„Schau! Los runter in die Tiefgarage. Wir locken sie an einen stillen Ort und bringen den Mist zu Ende!“ Mir kam vor Jojo war hier schon öfter als nur 2 Mal. Er hat mich wohl angelogen, denn ich hätte diese dämliche Treppe sicher nicht gesehen. Okay, könnte natürlich daran liegen, dass ich viel zu sehr mit meinen verdammten Gedanken und meinem Schweinehund beschäftigt bin.

Zum Glück war die Treppe nicht weit, und zu unserem weiteren Glück konnten wir uns durch ein paar Touristen durch schlängeln, wo durch diese Bastarde zumindest für ein paar Sekunden aufgehalten sind. Wir sprangen die Treppe hinunter, ohja wir sprangen, zum Leidwesen meines Sprunggelenkes. Die Tiefgarage erstreckte sich gewiss auf einige Kilometer länger, und hatte auch noch 4 Stockwerke. So leicht würden sie uns also nicht finden. Hoffe ich zumindest.

Jojo und ich versteckten uns in eine der unteren Ebenen. Rein Erfahrungsmäßig wollten Menschen immer einen kurzen Fußweg haben, also waren hier auch kaum Autos und wir ziehen nicht allzu viele Zuschauer auf uns.

Hinter einem Gitter mit Straßenfahrzeugen versteckten wir uns und warteten.

Ich hasse warten. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Eine der Eigenschaften die jeder an mir hasste. Bis auf Jojo. Irgendwie kam mir vor, er würde gar nichts an mir hassen. Punkt für ihn. Ich hasste viele Dinge an ihn.

Aber jetzt wo wir warten, habe ich zumindest Zeit euch mal die kleine Vorgeschichte zu erzählen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr etwas irritiert seid.

 

Mein Name ist Fia. So nennen mich alle schon seit dem Kindergarten. Liegt auch möglicherweise daran das der Name leicht auszusprechen ist und Kinder gerne abkürzen. Nun gut, ich bin 19 Jahre alt und lebe oder lebte in einer kleinen Stadt auf dem Dorf. Warum lebte? Vor 3 Wochen wollte ich als Auper nach London. Am Flughafen habe ich Jojo kennen gelernt. Wir wollten gerade zum Terminal, als wir Opfer eines Attentates wurde. Irgendso ein Idiot hatte eine Bombe beim Check In versteckt und die ganze Bude flog in die Luft. Seitdem sind wir wandelnde Seelenlose. Aber nicht so wie Zombies die man immer in Horrofilmen oder The Walking Dead sieht, die in ihrer persönlichen Hölle verdammen und Menschen fressen oder sie beißen um sie dann zu infizieren. Wenn ich von wandelnde Seelenlose rede meine ich eher so bewusste Zombies ohne verfaultem Fleisch und dem Stöhngeräuschen. Jojo ist Jurastudent und beschäftigt sich seit Kindheiten mit Voodoo und schwarzer sowie weißer Magie. Er meinte die Bombe muss es ein altes Hexenportal geöffnet haben, und wir zwei glücklichen sind nicht komplett gestorben. Wir können keine Kirchen mehr betreten und heißes Wasser bringt uns um. Wie das ganze so genau abläuft wissen wir selbst nicht. Deswegen sind wir mit dem Zug nach New York (das war wohl das erste Mal das ich ohne Zugkarte gefahren bin) um eine Voodoo-Priesterin ausfindig zu machen. Falls ihr jetzt denkt „Juhu sie haben es geschafft“, dann habt ihr recht. Wir sind zwar in New York angekommen, aber sei t wir aus dem Zug ausgestiegen sind werden wir von „Gesichtsfresser“ verfolgt. Jojo hatte von ihnen als Kleinkind etliche Schauermärchen erzählt bekommen. Sie sehen aus wie schwarze Seelen mit langen Fingern und stehen die Körper von Seelenlosen Menschen. Da das aber nicht allzu oft vorkommt – Stopp! Sagen wir mal so, man muss entweder seine Seele verlieren oder man hat sie an den Teufel verkauft. Ich will ja keine Namen nenne, aber zum Beispiel Hitler hätte wohl niemals die Führung übernommen, wenn er seine Seele nicht für Macht verkauft hätte und somit von einem Gesichtsfresser besetzt wurde – reißen sich diese Bastarde um diese Hüllen und auch somit um uns. Seitdem laufen wir von ihnen davon. Vor knapp einer Woche lernten wir eine Frau kennen, die uns versteckte und uns zeigte wie man diese Gesichtsfresser umbringen und auch fernhalten kann. Heute Morgen fanden wir sie an einem Strick hängen auf der Duschvorhangstange. Nachdem wir die Polizei gerufen haben, sind wir durch die Feuertreppe abgehauen. Wir sind ziemlich spät darauf gekommen, dass wir ja in ihrer Wohnung geschlafen haben und somit unter Verdacht stehen würden. Es war wohl nicht meine beste Idee, aber es gibt Tage an dem ich nicht allzu helle bin. Vor allem wenn ich auf meinen Kaffee verzichten muss. Sprich, wir reden hier von einer jungen Frau auf Entzug.

Auf jedenfall haben wir entschieden dass die Gesichtsfresser wohl kaum unter viele Menschen Besitz von uns ergreifen werden, und da ich Weihnachtsmärkte liebe, haben wir entschieden das offensichtliche dumm zutun, mit der Hoffnung das sie damit nicht rechnen. Diese Teile sind nämlich ziemlich klug. Den Rest der Geschichte kennt ihr ja. Wir werden verflogt, laufen weg und landeten jetzt hier in der Tiefgarage. Und jetzt können wir endlich das anwenden was uns Mathilda bei gebracht hat bevor sie, naja bevor sie eben aufhörte uns das beizubringen was sie uns bei gebracht hat. Möglicherweise wirke ich auf euch jetzt ein wenig gleichgültig, aber wenn man die Umstände betrachtet, ist es keine große Sache. Zumindest nicht so groß wie einen ganzen Flughafen mit toten Menschen zu sehen. Wenn das ganze vorbei ist werde ich mir einen Psychiater suchen. Oder auch eine Psychiaterin. Und in den Kaffeeshop einziehen. Apropo Kaffeeshop, wisst ihr wie quälend es ist bei einem Starbucks vorbei zu gehen und man darf keinen Kaffee trinken weil man dann stirbt? Heißes Wasser wenn ich in Erinnerung rufen darf. Das wäre sicher schlimmer als das Badewasser. Äußerliche Verbrennungen sind ja nicht so schlimm, aber innerliche? Andererseits würde ich Arm in Arm mit meinem geliebten Kaffee sterben. Nur dann würde auf mich die Hölle warten und die haben gewiss keinen Kaffee!

Um wieder auf die momentane Situation zurück zu kommen: Wir müssen uns jetzt einen Schlachtplan überlegen.

 

„Stille. Denkst du wir haben sie jetzt abgeschüttelt?“ Jojo sah sich um, bevor er mir antwortete. „Nein, bestimmt nicht. Sie suchen uns nur. Der einzigen Ausgänge ist entweder der Weg an dem wir rein gekommen sind, oder die Tiefgaragenauffahrt.“

„Wenn wir den nehmen sterben wir. Könnte ja sein das dann ein Auto kommt.“ Jojo nickte. „Da hast du recht. Dann bleibt uns nur der Weg an dem wir reingekommen sind. Aber da kommen wir ungehindert nicht vorbei. Sie werden uns sehen.“

„Dann töten wir sie einfach, so wie Mathilda es uns gezeigt hat. Ich bin bereit es mit allen aufzunehmen. Ich brauche meinen Körper noch. Gibt noch genügend Kaffee auf der Welt den ich probieren muss.“

Jojo lachte leise. Wenn wir nicht in dieser misslichen Lage wären hätte er gewiss lauter gelacht. „Du und dein Optimismus. Wir müssen erst einmal zur Voodoopriesterin um sie zu fragen, ob es einen Weg gibt, unsere Seelen wieder zurück zu bekommen. Irgendwie blüht es mir, dass wie zu einer Hexen müssen, aber eine Hexe zu finden die uns unsere Seele zurück gibt, wäre Wahnsinn.“

„Ich versteh irgendwie nur BlaBlaBla Voodoopriesterin BlaBalBal wir bekommen unsere Seele zurück.“, grinste ich antwortend. Ich wollte absolut nicht daran glauben, dass das mein Ende sein soll. So gewiss nicht. Da wäre ich ja doch lieber eine 0815 Mutter, mit kleinem Vorstadthäuschen und 2 Kindern. Nicht das diese Lebensweise schlecht ist, aber absolut nicht mein Bild von einer freien Zukunft. Ich möchte die Welt erleben. Oder zumindest so viel, wie meine EC-Karte zu lies.

„Freu dich nicht zu früh. Erst müssen wir die Typen erledigen.“, und als Jojo diese Worte zu Ende gesprochen hatte hörten wir sie schon. Sie kamen die Treppe herunter. Ihre Beine und Arme waren lang, wie Knochen ohne Haut. Und sie waren schwarz. So schwarz wie ihre Seele. Das was wir Finger und Zehen nennen, waren mehr wie die dünnen Äste eines alten Baumes, der im Herbst seine Blätter verliert. Doch das hässlichste an ihnen waren ihre Köpfe. Ein Fleischloser Stierkopf mit Hörnern, stechend rotglühenden Augen und einem Mund wie eine schreiende Mumie, die noch an ihrem Kiefer verfaulte Hautfetzen hatte. Erinnert mich an Filme von Steven Spielberg, aber irgendwie war das hier so realistisch dass selbst Steven seine Beine in die Hand nehmen, oder auch ein Casting veranstalten würde. Regisseure sind ja irgendwie anders menschlich. Ein bisschen komisch.

Während ich sie so betrachtete viel mir der Schwachpunkt auf, den Mathilda uns beschrieb. Direkt hinter den Rippen eingehüllt in einem schwarzen Aderngespinn war das rot pumpende Herz. Man benötigt nur einen Spitzengegenstand um es zu durchstoßen. Klingt eigentlich ganz easy, aber das Problem war einem Gesichtsfresser so nahe zu kommen, um es an seiner Schwachstelle zu treffen.

Alleine eine Berührung reicht aus, um deinen Körper zu übernehmen und deinen Verstand zu vergiften.

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Publication Date: 12-30-2014

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