Ich dachte immer, wenn ich nur einmal dieses Gefühl verspüren würde. Ein einziges Mal diesen Schmerz vergessen, der in mir wie Feuer brasselt und versucht mein Fleisch nieder zubrennen. Das es dann leichter wäre alles zuertragen. Diese Welt zu ertragen. Mich zu ertragen.
Schrilles Leuten der Glocken weckten mich aus meiner Gedankenlosigkeit. Die Glocken des Sankt Martins Kirche schlug wieder zur vollen Stunde. Um genau zusein war es nun schon das 5te Mal das ich sie leuten höre, seitdem ich vor die Tür gegangen bin, um frische Luft zuschnappen weil ich nicht einschlafen konnte. Mein gestriger Abend war ein reines Dabakel. Das Fest meines Ehemannes sollte eigentlich eine friedliche Stimmung voller Harmonie beherbergen, aber es kam ganz anders als wir es geplant hatten. Wäre nur diese verdammte Wiskeyflasche nicht gewesen, dann hätte dieser Abend ein schönes Happyend gehabt. Warum muss er sich nur immer von seinen Arbeitskollegen zum trinken verleiten lassen? Männer haben einfach einen Knall. Alleine wenn ich nur daran denke wird mir schon wieder schlecht. Elendiges Gesindel diese Bankleute. Als Kind wollte ich keinen Mann der auf der Bank arbeitete. Mein eigener Vater arbeitete dort, und auch er trank. Nur im gegensatz zu Roger, trank mein Vater jeden Tag. Aber alle sind sie gleich. Sie trinken, fangen an zu randallieren und dann kommen sie an, und wollen sich für alles entschuldigen. Warum können sie nicht schon vorher überlegen? Dann würden all diese schrecklichen Dinge nicht passieren. Gott sei dank ist all dies nun bald vorbei. Ich halte es einfach nicht mehr aus. All dieser Streit über jeden ach so kleinen Cent. All dieses Gezanke und gestreite, hat den kompletten Platz von unserer jungen Liebe eingenommen. Der Hass hat sie komplett ausgelöscht. Wir leben nur noch nebeneinander her. Keiner bemerkt mehr den anderen. Nutzlos.
Ich stieß ein paar Kieselsteine vor mich her, als ich weiterhin vor mir her philosophieren und mir Gedanken machte, wie und wo ich mir einen Anwalt nehmen konnte, der mir wohl das Beste aus dieser vergeudeten Ehe herausschlagen konnte. Immerhin hab ich mehr Kraft in unser Haus und unsere Familie gesteckt als er. Selbst wenn es mich seit Jahren fast zerfrisst, bin ich froh das wir keine Kinder haben, und er selbst Zeugungsunfähig ist. Ich würde meine Zehen darauf verwetten, dass er mir sonst das Jugendamt auf den Hals hetzen würde. Allein jetzt kann ich hier nicht mehr bleiben. Ich muss irgendwo ein komplett neues Leben beginnen. Einen neuen Namen. Ein neues Heim. Einen neuen Job. Am besten einen komplett neuen Menschen aus mir machen, damit er mich nie ausfindig machen kann. Ihm traue ich zu, dass er mir nicht nur ein blaues Auge schlagen würde, wie die letzten jahre, sondern mir noch ein Messer in die Brust laufen würde. Und wenn es er nicht wäre, dann wäre es jemand den er dazu beuaftragt hätte. Keine seiner Ex-Ehefrauen haben ihn verlassen. Immer hatte er sie wegen einer anderen verlassen. Immer ging es vor Gericht, und immer gewann er mit 100 plus 10 Prozent. Aber ich werde mir das mit sicherheit nicht bieten lassen! Diesemal wird er blöd aus der Wäsche gucken!
Nun schlug die Glocke schon zum 6ten Mal. Jetzt war es schon 3 Uhr früh. Langsam machte ich mich auf dem Heimweg. Roger sollte nun schon in seinem rauschigen Tiefschlaf sein, was für mich hieß, ich könnte mich ins Haus schleichen ohne das er etwas davon mit bekommen würde. Wenn er wissen würde, dass ich noch um diese Uhrzeit draußen spazieren wäre, was für ihn hieße ich wäre eine Straßennutte, könnte ich mich die nächsten Tage wieder nicht zum einkaufen raustrauen, und ich darf wieder das Internet zum shoppen benutzen. Etwas was ich absolut nicht risikieren möchte, da ich erst wieder seit knapp 5 Tagen mein letztes Veilchen verblasst ist. Wenn ich nur darank denke wie banal der Grund war, muss ich noch immer den Kopf schütteln.
Fortsetzung folgt!
Publication Date: 07-26-2013
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