„Liebe deine Feinde, denn sie sagen dir deine Fehler“
Zitat von Benjamin Franklin
Seit einigen Jahren arbeite ich bei einem großen karitativen Verein in meiner Stadt. Zu meinen Aufgaben gehört es Veranstaltungen und mehr zu koordinieren, Spenden zu sammeln und Bürodienst. Neben mir arbeiten 14 weitere Personen mit. Mittlerweile herrscht ein gutes Klima, doch bis vor kurzem war es nicht so.
Am besten ich erzähle wie es war. Vor zwei Jahren fing ein neuer Kollege, Timo, bei uns an. Dieser sollte mich bei der Arbeit unterstützen. Und damit begann die Unruhe. In all der Zeit habe ich mir ein gutes System aufgebaut um alles zu schaffen.
Er war mir schon aus der Schulzeit bekannt. Timo war einer der gerne im Mittelpunkt stand. Das war mir damals schon zuwider. Gut, auch ich war früher auch kein Musterknabe gewesen doch gegen ihn war ich ein laues Lüftchen. So entstand eine regelrechte Feindschaft.
In den ersten Wochen nach seinem Eintritt in den Verein versuchte ich die Vergangenheit ruhen zu lassen und jedem Streit aus dem Weg zu gehen. Doch langsam kam die alte Feindschaft wieder hervor. Hier eine Geste und da ein Wort von ihm, es reichte, dass ich mich darüber aufregte. Timo wollte wieder im Mittelpunkt stehen. Besonders bei Veranstaltungen bei denen Spenden gesammelt wurden drängte er sich nach vorn.
Immer mehr spielte Timo sich auf, seine herablassende Art brachte mich auf die Palme. Es war zu spüren das er ein gewisses Ziel verfolgte, doch welches, das war mir in dem Moment noch nicht klar. Aber sein Geltungsdrang konnte einen schon wütend machen.
Es kam dann so wie es kommen musste, nach einer weiteren Veranstaltung kam es zum ersten Streit. Ich nahm Timo beiseite um ihn mal klipp und klar die Meinung zu sagen:
„Verdammt noch mal, wieso drängst Du Dich ständig in den Vordergrund?“
„Ich weiß nicht wovon Du sprichst, Viktor.“
„Ach komm, das weißt Du sehr wohl. Im Büro machst Du so gut wie nichts und bei den Veranstaltungen tust Du so als ob alles auf Deinen Mist gewachsen ist.“
„Wieso? Wir sollen doch die Arbeit teilen, Du machst die Arbeit im Büro und ich präsentiere sie.“
„Das war ja schon in der Schule so das Du immer im Mittelpunkt stehen wolltest. Dabei hast Du oft den Fehler begangen das Du damit oft angeeckt bist.“
„Ach komm, komm mir nicht so, Dein Fehler damals war, Du warst immer ein elender Streber.“
Der Streit ging noch eine ganze Weile weiter, leider blieb er auch nicht unbemerkt. Dieser fand ja noch auf dem Veranstaltungsgelände statt, so bekamen Kollegen und auch einige Gäste das Ganze mit.
Dies war der Anfang von einem länger dauernden Konflikt, Timo wollte diesen nutzen um mich nach und nach ins Abseits zu manövrieren, doch das war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar.
In nächster Zeit schwiegen Timo und ich uns nur an, manchmal trafen sich unsere Blicke und diese waren grimmig. Unter dieser Situation litt die Arbeit und auch das Betriebsklima. So mancher Kollege schüttelte insgeheim den Kopf darüber wie es zwischen ihm und mir abging.
Einmal nahm mich einer der Kollege zur Seite und meinte das Timo versucht mich in die Ecke zu drängen. Er sagte es mir weil er die Art von Timo bei seinem Vorgehen nicht mochte. „Das war es also, er ist scharf auf meinen Posten“, dachte ich im Stillen. Nun musste ich überlegen wie ich weiter vorging. Viel Zeit dazu blieb mir nicht.
Denn an einem Tag, ich war grad allein im Büro, Timo hatte einen Termin, da betrat mein Chef, Volker, das Zimmer.
„Viktor, sag mal, was ist los, wieso streitet ihr beiden eigentlich so?“
„Das geht schon seit der Schulzeit so Volker, wir kamen damals schon nicht miteinander klar.“
„Du, das muss ein Ende haben. Ist Dir aufgefallen das die Stimmung immer schlechter wird? Auch unseren Kunden und Sponsoren haben diesen Konflikt schon mitbekommen und sie haben mich auch darauf angesprochen.“
„Ja, aber ich kann machen was ich will, doch ich komme mit Timo einfach nicht klar.“
„Mit ihm hab ich auch schon gesprochen, er hat fast genauso geantwortet wie Du.“
„Echt jetzt?“
„Ja. Und mal Klartext, morgen kommt ihr zwei zu mir ins Büro und dann versuchen wir eine Lösung zu finden, so kann es nicht weitergehen.“
Am nächsten Tag saßen Timo und ich dann bei Volker in seinem Büro. Doch ehe unser Chef sich versah brach der Streit zwischen Timo und mir wieder aus. Ein Wort gab das andere. Immer mehr entglitt die Situation und beinahe wäre es zu einem Handgemenge zwischen uns gekommen. Bis es Volker zuviel wurde und er mit der Faust auf den Tisch haute:
„Verdammt noch mal, Viktor und Timo, jetzt seid ihr beide mal still. Es reicht. Das ihr nie die besten Freunde werdet ist schon klar, aber eure Feindschaft hat hier nichts zu suchen. Was soll das? Ihr haltet euch ständig eure Fehler vor. Ihr benehmt euch nicht wie Erwachsene sondern wie pubertierende Jugendliche. Entweder hört das jetzt auf oder ich muss meine Konsequenzen ziehen. Und das heißt dann Kündigung.“
Nach dieser Standpauke herrschte betretendes Schweigen. Volker sah zu uns an und man sah das er sehr verärgert war. Schließlich ergriff er noch einmal das Wort:
„So, ihr beiden, ihr macht jetzt Feierabend damit jeder von euch mal abschalten kann. Morgen setzen wir uns nochmal in aller Ruhe zusammen und klären das ein für allemal.“
„OK, einverstanden“, erwiderten wir.
Ein neuer Tag und wieder stand ein Gespräch an. Volker, Timo und ich saßen im Büro zusammen.
„Habt ihr euch abgeregt?“ fragte Volker.
„Ja, haben wir.“
„ Ich hab mir jetzt was überlegt, man kann eure Aufgaben so aufteilen das jeder von euch einen eigenen Stamm hat für den jeder von euch dann eigenständig verantwortlich wäre und jeder von euch bekommt ein eigenes Büro. Wenn ihr bereit seid eure Feindschaft zu beenden können wir es so umsetzen.“
„Gute Idee“, meinte ich.
„Einverstanden“, erwiderte Timo.
Aber Volker machte uns noch einmal eindringlich klar gemacht das der Streit und die Feindschaft ein Ende haben muss da es sonst nickt klappen könne. Die Standpauke und die Idee von Volker zeigten Wirkung, Timo und ich setzten uns notgedrungen zusammen und führten ein klärendes Gespräch. So konnte dann der Vorschlag von unserem Chef umgesetzt werden und das Klima begann sich zu entspannen. Gut, Timo und ich werden uns zwar nie lieben, doch das Kriegsbeil ist begraben. Eine Feindschaft ist beendet und die ausgesprochenen Fehler sind behoben.
Copyright: 03.10.2014
Überarbeitet: 04.10.2014
Autor: H. A. Grenz
Alle Rechte vorbehalten.
Publication Date: 10-06-2014
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