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~Prolog~

Die Vögel zwitscherten und die Baumkronen wankten leicht in der Brise. Die Luft war angenehm warm. Menschen kamen in den Park und genossen die herrlichen Sommer Stunden. Eine Sommerliche Stimmung herrschte. Während einige auf Decken lagen und sich die Sonne auf die Haut schienen ließen spielten andere mit Frisbees oder unterhielten sich.
Doch dann wurde ganz plötzlich die sommerliche Stimmung durchbrochen.
Ein greller Schrei einer Frau durchschnitt die Luft, wie mit einem Messer. Die Menschen im Park schreckten auf. Doch das Schauspiel, welches sich ihnen nun bot, ließ einige unter ihnen aufschreien. Ein junges Mädchen lag in einer großen Blutlachen, auf der Straße. Eine Frau  hockte sich zu ihr hinunter und weinte.
Während alle das verletzte Mädchen betrachteten und jemand den Notarzt rief, verschwand etwas großes dunkles im angrenzenden Wald. Das Zwitschern der Vögeln verstummte, als hätten auch sie gemerkt, dass etwas schreckliches passiert war. Alles war still und das Mädchen kämpfte gegen den aufkeimenden Schmerz.

1. Kapitel

 

Der Mond warf sein Licht durch die Gardinen, in das Zimmer und erhellte spärlich den Raum. Es waren nur die Umrisse meines Kleiderschranks zusehen. Durch die leichte Brise, die durch das Zimmer wehte, tanzen die Gardinen.

Obwohl alles friedlich schien, nicht einmal ein Auto am Haus vorbeifuhr, konnte ich nicht schlafen. Die Angst war zu groß, wieder einen derartigen Traum zu haben. Ich schauderte bereits, wenn ich mich daran erinnerte, wie der letzte ausgegangen war. Es war immer der selbe aber von Nacht zu Nacht, wurde es unerträglicher.

Jedoch fiel es mir immer schwerer, wach zu bleiben. Zuerst überlegte ich, hinunter in die Küche zu gehen, um mir einen Kaffee zu holen, der meine Lebensgeister wieder wecken und mich vor dem träumen schützen würde, doch diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder. Aus dem Erdgeschoss hörte man ein leises Klirren, eindeutig das Schlagen eines Löffels gegen Porzellan. Also war Dad wieder zurück, von seiner Nachtschicht im Krankenhaus.

Das bedeutete, um einem Gespräch aus dem Weg zu gehen, würde ich auf meinen Kaffee verzichten müssen. Meine Augen brannte vor Müdigkeit.

Ich schnaubte.

Wenn ich doch hinunter ging, könnte ich der Nacht und somit dem Schlaf entkommen. Allerdings würde Dad eine Erklärung haben wollen, wozu ich im Moment nicht in der Lage war. Immerhin verstand ich selbst nicht, was mit mir los war. Alle würden mich für verrückt erklären, schließlich tat ich es bereits. Was würden da also erst meine Eltern sagen?

Dad könnte erfahren, dass diese Albträume immer wieder kamen. Ich wünschte mir, dass ich es bloß laut aussprechen musste, damit die Träume sich endgültig in Luft auflösten. Wieder drang eine sanfte Brise durch die Gardinen, strich leicht über meine Haut. Der Wind so warm, wie er es nur im Sommer sein konnte. Langsam spürte ich, wie die Müdigkeit meine Ausdauer zunichte machte, wehrte mich mit Händen und Füßen. Konnte das unvermeidbare aber nicht aufhalten.

 

 

Es war dunkel um mich herum, viele Bäume umgaben mich. Ich befand mich in einem Wald. Der Wind peitschte unerbittlich durch die Baumkronen. Irgendwo grummelte es, erst dachte ich an ein nahendes Gewitter, bis das Geräusch näher kam.

Ein Knurren. Hektisch sah ich mich um aber Dunkelheit umfing mich und ich konnte nichts erkennen. Nur die Bäume hoben sich tief schwarz hervor. Wieder war da dieses Knurren. Bevor ich mir genau Gedanken dazu machen konnte, was da im Wald lauert, drehte ich mich um und nahm meine Beine in die Hand. Schon nach kurzer Zeit brannte meine Lunge, Schmerz bohrte sich zwischen meine Rippen und hinter mir hörte ich dumpfes Schlagen.

Er kam näher!

Ich konnte nichts sehen, wich immer wieder knapp Bäumen aus. Die Baumwurzeln schienen nach mir zu greifen. Das Geschöpf, es konnte nicht menschlich sein, hetzt immer weiter hinter mir her. Ich spürte nackte Angst in mir aufsteigen, sie breitete sich aus, wie ein Lauffeuer. Vor mir sah ich bereits, wie sich der Wald lichtete, bis ich mich mit meinem Fuß in einer Baumwurzel verhake und stürze. Heißer, übelriechender Atem schlug mir entgegen, als ich versuchte aufzustehen. Nun stand das Geschöpf nahe genug, um zu erkennen, was mich verfolgt hatte. Die Vorderbeine waren links und rechts neben meinem Kopf platziert und ich sah in gelbe Augen. Das Geschöpf bewegte sich nicht, sah mich fest an, als wäre es sich nicht sicher, was es tun sollte.

„Nicht!“ Die Stimme hallte wieder, als würde jemand in einen Tunnel hinein rufen.

„Sie ist noch nicht soweit. Du wirst es bereuen.“

Über mir schlug mit einem Mal eine Welle der Übelkeit zusammen, zu wem gehört die Stimme?

Der Wald wurde kaum merklich heller, es dämmert.

„Sie muss bereit sein, meine Zeit läuft ab!“ Nun war es eine andere Stimme, eine die ich bereits zu gut kannte und die mir immer wieder Angst einflößte. „Sie hat sowieso keine andere Wahl!“ Die Stimme eines Jungen, er klang verzweifelt.

Plötzlich wurde es still, die Stimmen waren verschwunden. Trotzdem nahm es mir nicht meine Angst vor der Bestie die nun wild die Zähne fletschte.

Wie endlos viele Messer kamen die Zähne der Bestie auf mich zu, als diese hervor schnellte. Bevor sie mich zerfleischen konnten, wurde es plötzlich wieder dunkel.

 

 

Ein Schrei ließ mich aufschrecken, ich saß kerzengerade in meinem Bett, die Sonne schien durch das Fenster. Im nächsten Augenblick wurde meine Zimmertür aufgerissen und meine Mutter stand im Türrahmen, die Augen verwirrt und zugleich besorgt auf mich gerichtet. Jetzt wusste ich, dass mein eigener Schrei mich geweckt hatte.

„Katie, ist alles in Ordnung?“, fragte sie und kam an das Bett heran, um sich neben mich zu setzen. Sie legte einen Arm um meine Schulter und zog mich an sich. Ich schloss kurz die Augen und ließ mich von der Umarmung trösten. Als ich es schaffte, meiner Mutter in die Augen zusehen, erwiderte sie den Blick besorgt.

Ich lächelte zögernd.

„Ein Albtraum, nichts weiter.“, versuchte ich es abzutun, löste mich von ihr und stand auf. Ich ließ sie auf dem Bett sitzen und kramte dann in meine Kleiderschrank.

„Es ist aber nicht das erste Mal“, schaltete Mum sich wieder ein, was mich erstarren ließ. Hatte sie es die ganze Zeit gewusst?

Und wenn ja, wusste Dad auch bescheid?

Ich warf eine Blick auf meinen Wecker, versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

Mum stand nun ebenfalls auf und kam näher. Ihr Blick schien mich zu durchbohren. Natürlich ließ sie sich nicht so leicht überzeugen. Seufzend kniff ich die Augen zusammen. Ich musste es versuchen!

Mum berührte mich sanft an der Schulter.

„Ich bin nicht verrückt.“, sagte ich und wendete mich nun ganz meiner Mutter zu. Diese hatte verwirrt den Kopf schräg gelegt.

„Da ist etwas.“ Ich merkte, wie Panik mich übermannen wollte aber ich kämpfte dagegen an, versuchte nicht an den Traum zu denken.

„Wo ist was Katie?“ Ich schluckte schwer und richtete meinen Blick an die Wand, direkt über ihrem Kopf. Ich konnte sie nicht weiter ansehen.

„Ein- ein Monster. Es verfolgt mich. Mum ich habe Angst.“ Es klang beinahe einem Schluchzen gleich aber die Tränen konnte ich unterdrücken.

„Ach Katie!“, sagte Mum und nahm mich lachend in die Arme.

Nein! Sie hatte es missverstanden.

„Du glaubst mir nicht!“, erwiderte ich schroff und löste mich von ihr. Sie sah mich irritiert an. Ich konnte nichts im Gesicht meiner Mutter lesen. Und ich konnte nicht sagen, ob sie sauer war.

„Es sind nicht nur diese Träume Mum!“ Ich warf die Kleidung, die ich aus dem Kleiderschrank gefischt hatte, auf den Schreibtischstuhl und wandte mich dann von meiner Mutter ab. Ich sah aus dem Fenster, der Tag begann fröhlich, allerdings wusste ich nicht damit umzugehen, da mir eher zum weinen zumute war.

„Ich- ich werde verfolgt. Auf dem Weg zu Schule und wieder zurück. Immer wenn ich das Haus verlasse“, schimpfte ich und drehte mich dann wieder zu meiner Mutter um. Diese stand an der Zimmertür und hatte die Hand bereits auf der Türklinke.

„Dein Vater wartet unten bereits auf dich, frühstücke und dann fahre ich dich in die Schule.“, damit ließ sie mich stehen und ich sah ihr nur verdutzt hinterher. In diesem Moment wurde ich wirklich wütend auf meine Mutter und ich verstand nicht, warum sie mir nicht glauben wollte. Natürlich klang es absurd, das wusste ich aber sie war doch meine Mutter und ich hätte ihr nie etwas erzählt, wenn es nicht wahr wäre.

Nicht ein weiteren Gedanken verschwendete ich an das Gespräch mit Mum oder gar an den Traum. Ich machte mich fertig für den Tag und verließ schließlich das Badezimmer. Die Stufen der Treppe knarzten leise unter meine Füßen. Unten in der Küche saß Dad bereits, mit einer Zeitung in der Hand und die Kaffeetasse stand dampfend vor ihm auf dem Tisch.

„Morgen Dad.“

Ich zwang mich zu einem Lächeln und ließ mich neben ihm auf einem Stuhl nieder. Er spähte kurz über seine Zeitung, griff nach seiner Tasse und nippte daran.

„Morgen“, erwiderte er, sah mich aber skeptisch an. Ich wusste wieso, deshalb hatte ich auch nur kurz einen Blick in den Spiegel geworfen. Die nervenaufreibende Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen, in Form von tiefen Schatten unter meinen Augen.

„Iss etwas, deine Mutter lässt dich sonst nicht aus dem Haus.“, fügte er hinzu und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Zeitung.

Diese raschelte und knisterte leise, während ich mir ein Brötchen nahm und es belegte. Jedoch kostete es mich Überwindung, hinein zu beißen, da ich einfach keinen Hunger hatte. Aber Dad hatte recht, ich sollte etwas essen, danach ging es mir vielleicht auch etwas besser. Ich sollte mich nicht von so etwas kleinkriegen lassen, was auch immer es war.

Schritte ertönten auf der Treppe und kündigen meine Mutter an.

Was würde mich jetzt erwarten? Ließ sie es jetzt darauf beruhen oder würde sie vielleicht nochmal über alles sprechen wollen? Ich wünschte mir, dass sie es ruhen ließ, da ich ja gemerkt hatte, dass ich mit ihr nicht darüber sprechen konnte.

Sie erschien in der Tür und setzte sich auf die andere Seite des Tisches, zu uns.

Ihre Tasse Kaffee stand immer noch auf dem Tisch, allerdings dampfte er nicht mehr. Dennoch nippte sie daran, weswegen ich das Gesicht verzog. Um mich abzulenken biss ich wieder in mein Brötchen.

„Brian.“, wendete sich Mum an meinen Vater.

Dieser sah kurz auf und bemerkte, wie ich, den ernsten Blick meiner Mutter. Also faltete er die Zeitung zusammen und legte sie auf den Tisch.

„Ich habe mir Gedanken gemacht. Katies Albträume hören nicht auf. Und wir haben ja schon darüber gesprochen.“ Ich runzelte die Stirn. Worüber redete sie? Dad schien genau zu wissen, wovon sie sprach.

„Na gut.“, sagte er und nippte an seiner Tasse. Meiner Mutter schien seine Antwort zu genügen, denn sie sah mich an, mit einem leichten Lächeln.

„Kind, dein Vater und ich haben uns dazu entschlossen, dich zur deiner Tante zu schicken, bis diese Albträume aufhören.“ Ich weitete die Augen erschrocken.

„Was?! Dass könnt ihr nicht machen! Ich kann nicht die Schule schwänzen.“ Mum blickte mich weiterhin ruhig an, ihr schien es nicht viel auszumachen, ihr einziges Kind wegzuschicken. Dad jedoch saß nun ganz steif auf seinem Stuhl. Mit meine Protest hatte er wohl nicht gerechnet.

„Es ist beschlossen!“, sagte Mum und für sie war das Thema nun vom Tisch.

Dad sagte nichts dazu, was mich wirklich enttäuschte.

 

Mit Händen und Füßen hatte ich mich gewehrt aber meine Mutter hatte sich nicht mehr erweichen lassen. Sie hielt mich für verrückt, das war eindeutig. Mum hatte gesagt, es würde nur für eine kurze Zeit sein. Aber wie ich Mum kannte, war es das genaue Gegenteil.

Ich trommelte auf dem Armaturenbrett herum, während Mum auf den Parkplatz vor der Schule einbog. In einer der Parklücken verstummte der Motor und Mum wendete sich zu mir um. Ihr Blick war ernst, natürlich war dass hier alles kein Spaß.

„Katie, ich hole dich nach der Schule pünktlich ab. Danach hast du Zeit, deine Sachen zu holen.“

Sie klang in dem Moment eher wie ein Feldwebel aber das sagte ich ihr natürlich nicht. Ohne ein Wort, schnappte ich mir meine Tasche und stieg aus. Ich betrat den Innenhof unserer Schule. Mein Blick fiel sofort auf drei Jungs, die ein paar Körbe warfen. Unter ihnen war Riley, mein bester Freund.

„Rey!“, rief ich und winkte, als er sich zu mir umdrehte. Lächelnd kam er auf mich zu und zog mich sofort in einem Umarmung.

„Hey Kleine!“, grinste er und führt mich zu einer der Bänke.

„Hast du schlecht geschlafen?“ Ihm schien nichts zu entgehen. Ich seufzte und stellte meine Tasche vor mir auf den Boden ab.

„Mum will mich zu meiner Tante aufs Land schicken.“, fiel ich mit der Tür ins Haus und spürte eine bleierne Schwere. Es machte mich traurig, dass meine Mutter mir nicht glaubte, was teilweise verständlich war.

„Was? Wieso dass denn?“, empörte Riley sich und runzelt die Stirn. Ich wusste nicht, was ich machen sollte.

Würde er mir glauben?

Ich hoffte es.

„Ich habe schon seit Monaten Albträume und irgendwas verfolgt mich. Und dann höre ich immer wieder eine Stimme. Mum erklärt mich schon für verrückt.“ Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken an die Worte meiner Mutter zu vertreiben.

Es wurde still, Rey schien nachzudenken. Es wäre verständlich, wenn er wie meine Mutter reagieren würde.

Aber insgeheim hoffte ich, dass er mir glaubte, so absurd es auch klang.

„Wer verfolgt dich? Hast du jetzt schon ein Stalker?“ Rey grinste breit, er versuchte die ernste Situation aufzulockern, was er leider nicht schaffte.

„Ich weiß nicht was es ist. Ich wäre froh, wenn es nur ein einfacher Stalker wäre.“ Wieder seufzte ich und lehnte meinen Kopf an Reys Schulter.

Liam und Tyler, die zuvor noch mit Riley Basketball gespielt hatte, kamen auf uns zu. Die beiden waren eigentlich Rileys Freunde. Aber als ich Riley kennen gelernt hatte, musste ich auch mit den beiden klar kommen. Liam und ich hatten am Anfang ein paar Problem, da unsere Meinungen ziemlich auseinander gingen. Aber jetzt verstand ich mich gut, sowohl mit Liam als auch mit Tyler.

„Es klingelt gleich.“, ließ Tyler uns wissen und ging mit Liam voran, in das Schulgebäude.

Riley und ich, verschoben das Gespräch stumm auf später und folgten dann den beiden.

 

„Echt du hättest ihn sehen sollen Rey!“, lachte Liam und klopfte Tyler auf die Schulter. Riley stimmte in das Lachen mit ein und warf Tyler einen anerkennenden Blick zu.

„So was traut man dir echt nicht zu Kumpel!“, sagte er dann immer noch grinsend.

Ich kam mir selber so blöd vor, da ich wohl lieber Trübsal blies, als meine letzten Stunden hier zu genießen, die ich noch zusammen mit den Jungs hatte.

„Was meinst du Katie. Wer würde in einem Basketballspiel gewinnen. Rey oder ich?“, riss mich Liam aus dem Gedanken. Ich lachte und sah von einem zum anderen. Es war ein echtes lachen, denn ich kannte Liams Kampfgeist und er war ein sehr schlechter Verlierer. Wobei man aber sagen musste, dass er nicht schlecht spielte. Aber ich wusste, dass er nicht der beste war. „Ganz klar Rey!“; erwiderte ich. Tyler klatschte in die Hände und er und Rey fingen schallend an zu lachen.

Liam sah mich verdattert an.

„Das sagst du doch jetzt nur, weil du bei Rey punkten willst.“, süffisant grinste er, als er bemerkte wie die Wut in mir hochstieg. Als ich aufsprang kippte der Stuhl, auf dem ich gerade noch gesessen hatte um. Und eigentlich hatte ich nur verschwinden wollen. Doch Riley kam mir zuvor.

„Katie, warte.“, bat Riley und erdolchte Liam mit einem bösen Blick.

„Er ist einfach ein Idiot!“

Ein aufmunterndes Lächeln erschien auf seinen Lippen und er nahm nun meine Hand in seine, als er ebenfalls aufstand. Er ignorierte Liam völlig, als dieser sich über seine Bemerkung ärgerte.

Mit einem Mal war meine Wut auf Liam verraucht.

Allerdings fragte ich mich wieder einmal, wie ich nur einen so tollen besten Freund bekommen konnte.

Er war gutherzig und liebevoll.

Er hatte zu mir gestanden, auch als Tyler, Liam und ich einen eher schlechten Start gehabt hatten. Auch wenn wir uns jetzt untereinander alle gut verstanden, gab es ab und an kleine Streitigkeiten.

Aber es war nicht dass, was mich im Moment beschäftigte.

Ich setzte an, etwas zu sagen aber genau in dem Moment klingelte es.

Resigniert ließ ich die Schultern sinken.

„Es ist alles gut Katie.“, sagte Riley leise und zog mich kurz in seine Arme. Ich schaffte es kurz auszublenden, dass mir diese Intimität vor den Jungs unangenehm war. Vor allem nach dem, was Liam gesagt hatte.

Rey dachte wirklich, Liams Bemerkung wäre der Grund für mein Unwohlsein.

Angestrengt überlegte ich, ob ich ihm die Wahrheit wirklich antun wollte.

Denn so wie es schien brauchte er sie nicht.

Dafür brauchte ich es umso mehr.

Er sollte es wissen. Doch Riley hatte sich bereits wieder von mir gelöst und lief vor zu Tyler und Liam, die schon vorgegangen waren und ließ mich zurück.Natürlich verletzte er mich nicht beabsichtigt. Er wusste es eben nicht.

Ich lief mit dem Schülerstrom zu meinem nächsten Kurs und behielt die drei Jungs genau im Auge. Liam und Ray schienen gerade eine kleine Auseinandersetzung zu führen, bis Ray ihm auf den Hinterkopf schlug und mit dem Finger auf mich wies.

Und dann schien die Auseinandersetzung beendet. Ray verschwand in seinen Kurs und Liam verabschiedete sich von Tyler, bevor er auf mich wartete. Irgendwann liefen wir nebeneinander her, da wir beide nun den selben Kurs hatten.

Karma...

Im Klassenzimmer angekommen, setzte ich mich auf einen Platz an einem der mittleren Tischen und Liam tat es mir gleich, da alle anderen schon besetzt waren.

Der Kurs war ziemlich überfüllt. Wobei ich nicht verstehen konnte, dass so viele freiwillig in den Mathematikkurs gingen. Zu meinem Leidwesen blieb mir nichts anderes übrig. Mathe war einfach nicht mein Fach. Mr. Stone betrat den Klassenraum und begann auch direkt mit seinem Unterricht. Ich machte mir währenddessen Notizen, damit ich zu Hause oder eben bei Helen lernen konnte. Ich würde dort nicht zu Schule gehen, wie meine Mutter mir offenbart hatte. Wie sollte ich es so nur bei meiner Tante aushalten? Nicht das ich nicht gerne dort war. Nur lag der letzte Besuch schon lange zurück. Meine Eltern hatten es immer vermieden Helen zu besuchen.

Letztlich würden sowieso bald die Ferien beginnen. So blieb mir wohl nichts anderes übrig als dort vor mich hin zu vegitieren.

Dennoch musste ich hinterher kommen, aus diesem Grund schrieb ich mir alles wichtige auf.

„Ich hatte schon eine ganze Zeit lang das Gefühl, dass ich recht haben könnte.“, flüsterte Liam und lehnte sich ein wenig zu mir herüber, damit ich ihn verstehen konnte. Ich warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss.

„Ich weiß nicht was du meinst.“, erwiderte ich knapp.

Doch Liam grinste mich nur an und hatte diesen wissenden, selbstsicheren Blick.

„Du kannst Rey etwas vormachen aber jeder außenstehende sieht es, wie verknallt du in ihn bist.“ Ich schüttelte heftig den Kopf und funkelte ihn an. „Mr. Sparks und Mrs. Jones könnten Sie uns alle vielleicht Teil an Ihrer Unterhaltung sein lassen?“, fragte Mr. Stone, was mich aufschrecken ließ.

Weder Liam noch ich sagte etwas darauf. Das veranlasste unseren Lehrer dazu, mit seinem Unterricht weiter zu machen.

Wie immer in unangenehmen Situationen spürte ich, wie meine Wangen heißt wurden. Und sicherlich konnte ich es jetzt mit einer Tomate aufnehmen.

 

„Ich komme vorbei, bevor ihr fahrt.“, sagte Riley und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich aus seiner Umarmung befreite. Ich nickte und zwang mich zu einem Lächeln. Doch ich konnte Rey in dem Punkt nichts vor machen.

„Das wird schon wieder Kleine.“, meinte er und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Ich winkte ihm noch, als ich in den Wagen meiner Mutter stieg.

„Er ist der Grund, weswegen du nicht zu Helen möchtest oder?“, fragte Mum geradeheraus. Sie klang nicht so wie heute Morgen, wirkte etwas gelassener. Ich wusste nicht wieso aber es hatte sie wohl verärgert, als ich ihr von meinem monströsen Verfolger erzählt hatte.

Ich sah aus dem Seitenfenster, sah zu wie Rey sich noch ein wenig mit Tyler und Liam unterhielt. Liam und er hatten sich wieder vertragen. Und Liam hatte sich bei mir entschuldigt und gemeint es war nicht ernst gemeint. Dies war aber alles nur Schall und Rauch. Er wusste, dass ich wusste, dass er recht hatte.

Es stimmte, ich war verliebt in meinen besten Freund. Und nun konnte ich es ihm nicht einmal sagen.

Natürlich würde ich noch mindestens einmal die Gelegenheit dazu bekommen. Aber ich hatte Angst. Angst davor, dass er nicht das selbe fühlte wie ich.

Liam hatte mir geraten, es Rey zu sagen, bevor ich vielleicht nicht mehr die Möglichkeit dazu bekam. Er und Tyler wussten nun auch dass ich für einige Zeit fort sein würde. Doch die Hintergründe und das Warum wurde ihnen nicht erklärt. Es sollte nicht jeder wissen. Schließlich wollte ich nicht als verrückt abgestempelt werden. In dieser Hinsicht kannte ich Tyler und Liam doch nicht gut genug, um sie in diesem Punkt einzuschätzen.

Einen letzten Blick warf ich Rey noch zu, bis ich mich meiner Mutter wieder zu wandte.

„Er ist nicht der einzige Grund.“, erwiderte ich auf ihre Frage.

 

 

 

Mum hielt vor dem Haus und ohne ein weiteres Wort stieg ich aus. Die ganze Fahrt über hatte ich versucht, sie von ihrem Endschluss ab zu bringen. Aber es schien mir fasst so, als fand sie es gut mich regelrecht abzuschieben. Sie wusste nicht, was sie mir damit antat. Es lag doch nicht an meinem Umfeld, nicht an meinen Freunden. Meine Freunde waren doch der Grund weshalb ich nicht direkt verrückt wurde.

Mum schien mich wirklich für verrückt zu halten, anders konnte ich mir ihr Verhalten nicht erklären.

Nur weil ich ihr von diesem Wesen erzählt hatte, wollte sie mich zu Tante Helen schicken. Ich schlug die Haustür mit voller Wucht zu und stapfte hoch in mein Zimmer. Im Türrahmen jedoch blieb ich wie angewurzelt stehen. Eine Tasche stand gepackt auf meinem Bett und Bilder, die vorher die Wand geschmückt hatten, lagen daneben. Mein Zimmer war bis auf das Bett ganz leergeräumt. Mein Schreibtisch, samt Kommode und Schrank waren weg. Nur noch die gestrichenen Wände wiesen auf mein altes Zimmer hin.

Alles was mal wichtig für mich war, war weg. Auch wenn viele vielleicht nicht sehr an ihrem Schrank oder Schreibtisch hingen. Ich hatte immer geglaubt, dass es genau diesen alten Dinge waren die mein Zimmer den letzten Schliff verpasste hatten. Die Grün gestrichenen Wände sahen so kahl aus, ohne einen Schrank oder einem Schreibtisch der an der Wand stand.

„Mum wo sind meine Sachen!“, rief ich durch den Flur.

Warum wagten sie es denn, mein Zimmer auszuräumen?

„Die sind auf dem Dachboden!“, rief meine Mutter gelassen zurück. In mir kochte die Wut hoch und am liebsten hätte ich meine Mutter angeschrien und sie geschüttelt.

stattdessen stolperte ich zu der Reisetasche, die gut gepackt war und griff mir einige Kleidungsstücke, bevor ich mein Zimmer verließ und ins Bad stürmte, meine Mutter war auf dem Weg nach oben. Ich schloss die Tür ab und kurz darauf ertönte ein Klopfen an der Tür.

„Es ist nicht für lange, Kind!“, sagte meine Mutter. Ich war wütend auf meine Mutter, natürlich. Aber wenn man eine Sache nicht von der Hand weisen konnte, dann die Tatsache, das meine Mutter immer alles wusste. Vor allem dann, wenn wir uns stritten.

„Lange genug, damit ihr mein Zimmer ausräumt und jegliche Erinnerungen an mich vernichtet. Ihr wollt mich los werden, dass könnt ihr haben.“, gab ich gelassen zurück.

Und damit sie auch ja nichts erwidern konnte stellte ich die Dusche an. Durch das Rauschen des Wassers, welches aus der Brause schoss, war ihre Stimme nur ein unwichtiges Hintergrundgeräusch. Ich legte meine Sachen ab und stieg in die Dusche. Ich machte das Rauschen des Wassers zum Mittelpunkt meiner Gedanken, bald schon hörte ich nur noch das Rauschen.

Es entspannte mich ein wenig.

Die Gedanken an das Gespräch heute Morgen, mit Mum und der baldige Abschied von Rey viel für kurze Zeit von mir ab. Aber ich konnte mich der Ruhe nicht hingeben, sonst hätte ich keine Zeit mich von Rey zu verabschieden. Ich duschte fertig und stieg aus der DuscheAbgetrocknet schlüpfte ich in meine Sachen. Fahrig wischte ich mit dem Handtuch über den Spiegel und sah mich etwas Irritiert an. Unter meinen Augen waren leichte Augenringe. Nichts neues aber es war schlimmer geworden. Ich ignorierte, wie scheußlich ich aussah und versuchte meine Haare mit dem Handtuch trocken. Schließlich band ich mir einen einfachen Zopf

„Katie bist du fertig?“, fragte Mum. Ich verdrehte genervt die Augen und ging in mein Zimmer um meine Tasche zu holen. Ich packte noch schnell die Bilder in die Tasche und schloss sie bevor ich sie schließlich hinunter trug. Die Haustür war zu hören und eine mir bekannte Stimme war zu hören.

Also beeilte ich mich die Treppe hinunter zu kommen. Unten im Flur warteten bereits meine Mutter und mein Vater zusammen mit Riley. Ich stolperte die letzten paar Stufen und Dad musste mich am Arm fest halten, da ich sonst gefallen wäre. Ich ignroeirte diese Tatsache und stellte die Tasche ab. „Hey“, sagte ich und war versucht die Normalität aufleben zu lassen, was mir total misslang.

Riley schloss mich schnell in seine Arme.

„Ich bringe deine Tasche schon mal zum Wagen.“, sagte Dad und ging mit Mum zusammen hinaus. Eine Ewigkeit verweilten wir in der Umarmung und ich klammerte mich an ihn, wie eine Ertrinkende. Dennoch folgten Rey und ich ihnen bald darauf, bis Riley mich plötzlich zurück zog. „Was ist los?“, fragte ich. Wir hatten kein Wort miteinander gewechselt.

Das war ein echt toller Abschied!

Riley holte etwas aus seiner Hosentasche. Es war ein kleines Buch und ein Amulett. Beides reichte er mir.

„Ließ das Buch wenn du bei deiner Tante angekommen bist. Aber das Amulett darfst du schon jetzt öffnen.“, lächelte Rey. Ich sah verwirrt auf das Schmuckstück, doch er drehte mich einfach um sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand. Letztendlich legte er mir das Amulett um den Hals. Den Anhänger nehmend wandte ich mich wieder zu ihm um, und öffnete den Anhänger.

Darin war auf beiden Seiten ein Bild. Auf der Linken Seite war ein Bild von mir auf dem ich in die Kamera lächelte. Ein Bild das im letzten Sommer entstanden war.

Und auf der rechten Seite eines von Rey der genauso grinste wie ich. Eilig schloss ich das Amulett wieder und warf mich fast in die Arme meines besten Freundes. Ich fing hemmungslos an zu weinen.

„Bitte lass nicht zu dass sie mich weg schicken!“, wimmerte ich. Riley drückte mich fester an sich und stützte sein Kinn auf meinem Kopf ab. Ihm schien es nicht anders zugehen als mir.

„Wir sehen uns ja bald wieder Katie.“, versuchte Rey mich zu besänftigen.

Doch er wusste bestimmt so gut wie ich, dass es nicht mehr möglich war. Ich stellte mich auf die Zehnspitzen, was Rey dazu veranlasste den Kopf zu heben.

Ich hob meinen Kopf soweit an dass ich mit meinen Lippen sein Ohr fast berühren konnte.

„Ich bin verliebt in dich.“, flüsterte ich.

Ich wollte um ehrlich zu sein nicht wissen, wie groß der Stein war den ich ins rollen brachte durch diese Worte.

„Dass meinst du nicht ernst Katie. Du bist durcheinander.“ Ich lächelte ein wenig und sah Riley an. Sein Blick aber war todernst. Dadurch ließ ich mir das Lächeln aber nicht wegwischen.

„Wenn du es denkst lass ich dich in dem Glauben. Ich habe schon lange Gefühle für dich. Jetzt kann ich es endlich sagen, da ich sowieso auf unbestimmte Zeit weg sein werde.“ Ungläubig schüttelte mein bester Freund den Kopf.

„Mein Zimmer ist leer geräumt. Außer dem Bett steht dort nichts mehr!“ Damit schien ich ihm den Unglauben genommen zu haben, denn er sah mich verständnislos an.

„Katie beeil dich ich möchte fahren!“, rief Mum hinter mir.

Ich schloss die Augen und atmete tief durch.

Natürlich war meine Mutter auch eine Meisterin darin, Momenten wie diesen zu zerstören.

Rey beugte sich zu mir herunter.

„Du kannst mich immer erreichen, okay.?“, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange bevor er einen Schritt zurück trat.

Mein Herz wog schwer, es schien mir bald aus der Brsut zu springen. Es war die Bürde die ich tragen musste, weil meine Eltern sich nicht um meine Gefühle scherten.

„Bitte vergiss mich nicht Riley.“, bat ich.

„Niemals!“, versicherte er mir.

Ich nickte und zwang mich zu einem Lächeln bevor ich mich umdrehte und zum Wagen meiner Mutter ging. Sie schien ziemlich genervt zu sein. Schnell stieg ich ein schnallte mich an und sah Rey an, während meine Mutter den Wagen startete. Noch eine ganze Zeit lang sah ich aus dem Fenster, während Mum los gefahren war Und Riley Silhouette immer kleiner geworden war.

Hatte er meine Worte ernst genommen?

Eigentlich hatte ich im Moment ganz andere Probleme aber es war die einzige Frage, auf die ich im Augenblick eine Antwort haben wollte.

Wie zu erwarten zog sich die Fahrt hin, da meine Tante auch nicht gerade um die Ecke wohnte. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als die Anwesenheit meiner Mutter zu ertragen. Ich musste mich meinem Schicksal beugen. Es kam mir vor als zerschlug sie jedes Vorhaben ein Gespräch anzufangen. Womöglich um die Frage um das Warum im Keim zu ersticken.

Deshalb schaltete ich nach einiger Zeit das Radio an. Meine Mutter nahm mir mit ihrem Schweigen die letzte Hoffnung auf ein klärendes Gespräch. Ich konnte ihren Entschluss ohnehin nicht mehr zerschlagen. Aber trotzdem hätte ich mich gerne im guten von ihr verabschiedet. Zumindest war ich mir sicher das Rey mich besuchen würde.

 

 

 

 

„Warum gerade Helen?“, wollte ich nach Stunden bedrückender Stille wissen. Meine Mutter erwiderte lange nichts und irgendwann hatte ich es schon aufgegeben eine Antwort zu bekommen. „Sie kann dich besser verstehen.“ Ich wusste nicht genau was meine Mutter damit meinte aber vielleicht würde ich es ja durch meine Tante selbst erfahren. Nach einiger Zeit wurde ich schläfrig. Doch ich wollte nicht schlafen.

Ich wollte zumindest die Landschaft betrachten so lange ich noch die Möglichkeit dazu hatte. Graslandschaften zogen an uns vorbei. Und auch viele und weite Wälder die mir dunkler erschienen als sie eigentlich sein sollten. Sofort schlich sich ein komisches Gefühl ein und mir wurde übel. Angst packte mich und genau aus diesem Grund würde ich so oder so nicht schlafen wollen und sicher auch keinen finden.

Mum redete kein Wort mehr mit mir und summte lieber die Lieder im Radio mit. Sie und Dad nahmen dass alles auf die leichte Schulter. Was mir allerdings am meisten Sorge bereitete, war dass Dad es so hinnahm und nichts dazu zu sagen hatte.

Doch wenn sie in meiner Lage wären wüssten sie, wie es war ständig Angst zum Begleiter zu haben. Wenn sie mich doch nur so verstehen könnten wie Riley es tat.

Bei dem Gedanken an ihn schmunzelte ich. Auch wenn mich der Gedanken auch ein wenig Reumütig stimmte, denn ich hatte das Gefühl ich hätte ihm nie von meiner Zuneigung für ihn erzählen sollen. Er hatte recht, es war eine Überreaktion gewesen. Aber die Worte waren ehrlich gemeint gewesen. Leider waren sie beiläufig gewesen, so dass sie nicht glaubhaft waren. Wer wusste denn, ob er mich jetzt noch besuchen kommen wollte?

Im nächsten Moment verfluchte ich mich selbst, für diesen Gedanken.

Nein so war Rey nicht und so würde er auch nie sein. Wenn ich bei meiner Tante war würde ich ihn anrufen und bald würde er mich sicher besuchen kommen.

Irgendwie fand ich es nicht mehr ganz so schlimm nicht mehr zuhause zu sein. Es gefiel mir langsam sogar. Ich glaubte jedoch, dass es an der momentanen Stimmung meiner Eltern lag. Ob sich dass in den nächsten Wochen wohl ändern würde?

Leicht schüttelte ich den Kopf bevor ich mich zurück in den Sitz lehnte und weiterhin aus dem Fenster starrte.

Es schien als würde man fliegen oder einfach schnell laufen. Das schnelle Fahren mit dem Auto ließ Bäume, Wiesenlandschaften und einfach die ganze Welt an einem vorbei ziehen, wie viele bunte Farbkleckse. So schien es für einen langen Moment und ich genoss es. Dieser Moment jedoch, welcher mir ein wenig Freiheit gewährte verflog eindeutig zu schnell wieder. Die Müdigkeit kam wieder hervor und setzte zum Angriff an um mich endlich niederzustrecken. Doch wieder einmal versuchte ich mich dem Schlaf zu entziehen, in der Angst das Monster würde wieder dort sein.

Denn auch wenn es mich jetzt vielleicht in der Realität in ruhe ließ, bedeutete es noch nicht, dass es mich auch in meinen Gedanken und Träumen in Ruhe ließ. Ich seufzte und fuhr mir mit der Hand über das Gesicht.

Eigentlich hatte es ja etwas Gutes, bei Tante Helen zu wohnen. Ich würde dem Monster für einige Zeit entkommen. Mum Sprach immer noch kein Wort mit mir, was mich langsam auch nicht mehr wirklich störte. Nun schlugen wir den Weg auf ein ziemlich unebenem Gelände ein. Die Straßen waren nicht mehr geteert und glichen eher einem Gehweg als einer Fahrbahn.

Doch es war sozusagen die Einfahrt bevor man bei meiner Tante ankam. Dies war ihre Einfahrt. Schon bald kam uns das markante Tor entgegen welches nur aus einem Bogen aus Metall bestand. Mum fuhr auf das Grundstück bis wir vor einem Haus ankamen, das kleiner war als die anderen Gebäude und Schuppen. Der Motor erstarb, dennoch hielt Mum das Lenkrad weiterhin fest.

Es schien als suchte sie halt, für dass was sie mir sagen oder eher beichten wollte. Schließlich seufzte sie und sah mich an ohne das Lenkrad los zu lassen.

„Dein Vater und ich konnten es uns nicht mehr länger antun dich jede Nacht schreien zu hören. Es macht uns fertig, weil wir nichts dagegen tun können. Und hier auf dem Land bekommst du vielleicht den Kopf endlich frei. Helen wird dir helfen können.“, sagte Mum. Es schienen auch ihre Abschiedsworte an mich gewesen zu sein, denn sie sprach nicht weiter und ließ den Motor wieder an. Leise brummte der Wagen vor sich hin während ich noch nicht vorhatte mich aus dem Wagen zu entfernen.

„Ich würde dir gerne glauben, dass ihr euch einfach Sorgen um mich macht, es wäre verständlich .“, erwiderte ich während ich den dicken Klos hinunter schlucken musste. Mir stiegen die Tränen in die Augen.

Dennoch fasste ich mich und stieg aus. Ich schlug die Wagentür so fest zu wie ich konnte und ich war mir sicher es hätte nicht mehr viel gefehlt und die Scheibe wäre gesprungen. Ich benahm mich kindisch, dass wusste ich aber es war mir ziemlich recht. Meine Eltern redeten nicht mit mir oder verheimlichten mir etwas.

Also sollten sie auch spüren, dass es ihnen nichts brachte, es sogar verschlimmerte. Wütend holte ich meine Tasche aus dem Wagen und stapfte zum Haus meiner Tante. Es war nicht klein aber im Gegensatz zu den anderen Gebäuden schon. Dennoch sah es älter aus als die umher stehenden Gebäude. Ich sah über die Schulter.

Meine Mutter fuhr bereits wieder, schenkte mir kein Abschiedswort oder entschuldigte sich für ihre Ungerechtigkeit.

Sorgen machten sie sich!

Dieser Gedanke, an diese offensichtliche Lüge, konnte ich mir ein wütendes Lachen nicht verkneifen.

Schließlich rief ich mich selbst zu Ruhe und klopfte an die Tür des Hauses.

Kurz darauf war schon etwas im Innern des Hauses zu hören, bis schließlich die Tür geöffnet wurde. Doch statt meiner Tante öffnete ein Mann ungefähr im Alter meiner Tante. Er lächelte mich freundlich an.

Ich betrachtete ihn etwas genauer auch wenn ich etwas schockiert war, dass mir ein Mann öffnete. Und dazu noch ein Fremder! Er trug ein drei-Tage Bart und seine Augen waren Hellblau.

„Du muss bestimmt Katie sein. Helen hat mir von dir erzählt. Ich bin Sam der Mann von Helen.“ höflich hielt mir Sam seine Hand entgegen.

Und auch wenn ich nicht unfreundlich sein wollte ich war weder im Stande seinen Hand an zu nehmen noch etwas zu sagen. War es denn schon so lange her, dass ich das letzte Mal bei meiner Tante gewesen war? Wie lange war sie verheiratet?

Und warum musste ich jetzt davon erfahren?

Plötzlich fiel mir wieder ein, dass meine Eltern immer versucht hatten den Kontakt zwischen meiner Tante und mir zu unterbinden. Meine Mutter hatte zu ihrer Schwester soweit ich mich erinnerte nie ein gutes Verhältnis gehabt.

In ihrer Vergangenheit schien etwas passiert zu sein, das sie auseinander brachte. Doch leider wusste ich nicht was es war. Ich hatte meine Tante das letzte Mal vor Jahren gesehen. Und das waren viele Jahre gewesen, in denen ich sie auch sehr vermiss hatte. Sam ließ seine Hand wieder sinken, schien aber nicht missgestimmt zu sein über mein Benehmen.

„Katie?“, es war eine Stimme hinter mir die mich herumfahren ließ.

Die Stimme einer Frau. Meine Tante. Und dort stand sie. Ihre blonden Haare waren lang und zu einem geflochtenem Zopf zusammen gebunden. Sie trug alte, abgetragene Kleidung, die lediglich der Arbeit dienten. Und ihre grünen Augen leuchteten mir fasst entgegen. Ich war erstaunt, denn meine Tante schien nicht wirklich gealtert zu sein in den Jahren. So sah es für mich jedenfalls aus. Aber was erwartete ich? Helen war Mitte Dreißig.

2. Kapitel

 

„So, das ist dein Zimmer. Ich hoffe es gefällt dir.“, sagte Sam und ließ sich das Lächeln nicht von den Lippen wischen. Ich nickte und erwiderte sein Lächeln. Es war schön wieder hier zu sein auch wenn die Begrüßung meiner Tante etwas hektisch gewesen war, weil sie sofort hatte weiter arbeiten müssen. Ich nahm es ihr aber nicht übel. Ich stellte meine Tasche auf das Bett, welches wohl frisch bezogen wurde.

Und auch die Möbel im Zimmer schienen nicht wirklich alt zu sein. Hatten sie etwa neue Möbel wegen mir angeschafft? „Sam wie lange seit ihr verheiratet?“, wollte ich wissen auch wenn meine Stimme durch mein Unbehagen und durch die Nervosität ziemlich zitterte.

Er sah mich jedoch mit genau dem selben Ausdruck an wie auch zuvor. Er lächelte und wirkte freundlich. „Seit fünf Jahren. Ich sollte Helen helfen gehen.

Und du kannst dich jetzt erst einmal einrichten. Nachher gibt es dann Abendessen.“ Damit verschwand er und lief wieder hinunter. Ich warf einen Blick aus dem Fenster und ging schließlich näher heran um mich auf die Fensterbank zu setzen.

Draußen konnte man in der Dunkelheit nicht wirklich viel sehen aber an einigen stellen hatten sie Laternen aufgehängt so dass das Grundstück zumindest spärlich beleuchtet war. Ich erkannte Helen, Sam und einen Jungen ungefähr in meinem Alter. Sie redeten über etwas. Es schien eine ziemlich ernste Sache zu sein, denn es wurde nicht gelacht, ihre Haltung war angespannt. Nicht einmal ein Lächeln erschien auf einem der Gesichter.

Mit gerunzelter Stirn löste ich mich schließlich von dem Fenster und allem was sich dahinter befand um mich meiner Tasche zu widmen. Ich öffnete sie und holte sogleich die Bilder heraus. Mir fiel sofort das Buch in die Hände, welches Riley mir geschenkt hatte. Er hatte darauf bestanden, dass ich es erst las wenn ich bei Helen angekommen war. Aber es würde sicher auch jetzt noch ein wenig warten können. Also legte ich es auf das Bett und begann damit die Bilder auf dem Schreibtisch zu platzieren. Sonst war nirgends Platz dafür. Danach räumte ich meine Kleidung in den Kleiderschrank und andere Dinge noch in die Kommode.

Zum Schluss sah ich mir das Zimmer noch einmal an. Hier konnte man sich wirklich zu hause fühlen. Vor allem, weil meine Tante sich in all den Jahren nicht anders mir gegenüber verhielt. Ich seufzte und setzte mich schließlich auf das Bett bevor ich das Buch von der Bettdecke hob. Es sah schon etwas älter aus der Einband hatte schon einige Risse. Dennoch machte es nicht den Anschein als würde es auseinander fallen.

Ich blätterte es einmal durch um sicher zu gehen, das es auch wirklich ganz bleiben würde. Dann fiel mir ein Zettel in die Hände. Ein Zettel der da nicht hinein gehörte und den Rey sicher hinein gelegt hatte. Also legte ich das Buch wieder auf Seite und entfaltete den Zettel. Wie ich es erwartet hatte erkannte ich Rileys Schrift sofort.

 

Liebe Katie,

 

Ich weiß, dass du sicher denkst, dass ich dir nicht glaube im Bezug auf diese Geschichte die du mir erzählt hast. Aber ich glaube dir und werde versuchen dir zu helfen auch wenn ich noch nicht genau weiß wie ich das anstellen soll. Vielleicht hilft dir zuerst das Buch, das ich dir geschenkt habe. So kann ich dir erst einmal zeigen was ich für einen Vermutung habe. Denn ich habe die Vermutung zu wissen was es für ein Monster ist, welches dich nicht in Ruhe lassen will.

 

Riley

 

Ich seufzte und war einfach nur froh darüber, dass zumindest Rey mir glaubte. Also nahm ich schließlich das Buch und schlug die erste Seite auf.

Darauf war auf einem Bild eine große, finstere Gestalt abgebildet. Nur wusste ich nicht ob es wirklich dem Monster entsprach, welches mich immer aufsuchte. Es ähnelte einem Hund nur viel größer und Angst einflößender. Ein Werwolf. Ich schlug ein andere Seite auf.

Dort wurde beschrieben wie sich diese Werwölfe angeblich verhielten. ...Ihre Aufgabe, eine Junge Frau zu finden die diejenige ist die ihnen das Leben wieder schenkt. Ich runzelte die Stirn. Was hatte Rey mir den da gegeben? Seufzend schloss ich das Buch und ließ es in dem Nachttisch verschwinden. Dann holte ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte Reys Nummer. Langsam sickerte die Müdigkeit zu mir durch und ich ließ mich auf das Bett fallen währen ich darauf wartete das Riley endlich abnahm.

„Katie.“, hörte ich seine tiefe Stimme schließlich. „Hey.“, erwiderte ich. „Wie geht es dir? Bist du gut angekommen?“ Ich schmunzelte über seine offensichtliche Sorge. Und ich spürte gleichzeitig ein Kribbeln in meinem Bauch.

„Mir gehts gut Rey!“, lachte ich. „Ich fühle mich hier auch schon ziemlich wohl. Nur sind die Umstände etwas komisch.“ Ich hörte Riley am anderen Ende hörbar durch atmen. „Was für Umstände?“ Ich lächelte immer noch leicht und stellte mir Rey vor wie er etwas verwirrt die Stirn runzelte.

„Meine Tante ist seit fünf Jahren verheiratet ohne dass ich davon wusste. Ich weiß nicht was damals vorgefallen ist aber meine Eltern haben versucht mich von meiner Tante fern zu halten. Und ganz plötzlich schicken sie mich zu ihr? Ich habe eine Vermutung warum aber es macht mir Angst.“ Nun verschwand auch mein Lächeln und ich wurde nachdenklich.

Warum sollten meine Eltern mich auch sonst zu meiner Tante schicken vor der sie mich Jahre lang fern gehalten hatten? „Was ist das genau für eine Vermutung?“, fragte Riley und klang sehr angespannt.

Dies zeigte mir jedoch einmal sehr gut, dass er mir wirklich glaubte. „Dieses... dieses Vieh was mich in meinen Träumen verfolgt und mich töten will. Und dann wenn ich von der Schule nach hause gehe verfolgt und beobachtet es mich. Sie hätten mich nicht hier hergeschickt wenn... Meine Mutter sagte, dass Helen mich verstehen würde. Ich glaube, dass Helen so etwas wie mir passiert ist. Oder meine Tante ist durchgeknallt und meine Eltern vermuten dasselbe nun auch bei mir.“ Lange war es still am anderen Ende der Leitung. Nicht einmal Rileys Atem war zu hören. „Ich bin bald bei dir und vielleicht können wir dem ganzen dann auf den Grund gehen. Ich werde ganz verrückt, wenn ich weiß dass du so weit weg bist und ich dir nicht helfen kann, nicht einmal wenn ich wollte. Ich habe Angst dass dir etwas passiert.“ Schnaufend setzte ich mich auf.

„Riley du weißt doch ich bin kein Kind mehr. Bitte behandle mich nicht so.“ Ich bekam eine klein laute Entschuldigung zurück und musste nun sogar etwas lachen. „Bis bald Rey.“, sagte ich schließlich und lächelte. „Bis bald.“ Und so beendete wir das Telefonat, ich legte mein Handy zur Seite und ließ mich auf das Bett fallen.

„Katie, kommst du bitte runter, etwas essen!“, hörte ich auch schon Helen rufen. Ich verdrehte die Augen und stand auf um mich auf den Weg nach unten zu begeben. Den Ton wie Mum hatte sie auf alle Fälle bei behalten.

Daran merkte man, dass sie verwandt waren. Ich eilte die Treppe hinunter und schon jetzt nervten mich die knarrenden Stufen. Das Haus war wirklich alt! Ich lächelte meiner Tante und meinen Onkel zu bevor ich mich an den Tisch setzte. Ja Sam war sozusagen mein Onkel. Und er war ja auch wirklich nett, so dass ich es nicht bereute ihn so zu nennen.

Es wurde stumm gegessen während das Radio nebenbei leise lief. Ich war diese Stille beim essen nicht gewohnt, denn zu hause redeten wir oft über unseren Tag. Doch hier schien es anders zu sein. „Sag mal Helen, hättest du etwas dagegen wenn ein Freund von mir mich in den Ferien hier besuchen kommt?“, fragte ich leise um die Stille zu durchbrechen. Helen lächelte mich an. „Nein hab ich nicht. Aber ist es ein Freund oder der Freund?“ Ich verschluckte mich fast an meine Essen und hustetet.

Doch schnell hatte ich mich wieder gefasst. „Ein Freund, keine Sorge.“, erwiderte ich immer noch japsend. Sam grinste in sich hinein, gab aber kein Mucks von sich. War sicher auch besser.

 

Der Tag war warm und die Sonne schien genau auf mein Zimmer. Sie warf ihre warmen Strahlen in das Zimmer hinein und weckte mich, freundlich und warm. Ich schlug die Bettdecke beiseite und stand auf um mich ausgiebig zu strecken. Danach zog ich mich schnell an und eilte die Treppe hinunter.Mit einen Blick aus dem Küchenfenster sah ich Helen die gerade die Pferde auf die Weide brachte.

Schon als kleines Mädchen war ich gerne bei den Pferden gewesen. Und da meine Tante ihre eigenen Pferderanch besaß war es kein Problem und ich konnte diese stolzen Tiere immer bewundern.

Ich schnappte mir eines von Sams geschmierten Brötchen und lief hinaus auf den Flur. „Katie jetzt frühstücke doch erst einmal vernünftig!“, lachte dieser bevor ich die Haustür hinter mir zuschlug. Ich rannte über den Kies hinüber zu der langen und breiten Weide. Helen selbst saß auf einem großem Pferd und schaffte es so alle anderen Pferde auf die Weide zu bekommen.

Dabei halfen ihr auch einige andere Leute die wohl für oder mit ihr arbeiteten. „Katie!“, reif sie als sie einen Blick über die Schulter warf.

Ich erwiderte ihr Grinsen und sie kam auf mich zu. Das Traben des Pferdes auf dem sie saß ließ mich plötzlich in Gedanken versinken. Mein Grinsen verschwand und machte einer ernsten Miene Platz. Ich wusste sofort und eigentlich schon immer warum ich mich hier direkt wohl fühlte. Helen hatte etwas, dass ich bei meinen Eltern vermisste. Zeit, Vertrauenswürdigkeit und Geduld.

Meine Eltern konnten auch echt lieb sein und ich liebte meine Eltern aber sie waren nicht da für mich.

Meine Mutter hatte sich kurz vor den Ferien nur frei genommen. Mein Vater musste weiterhin arbeiten. Und genau das war es eben. Meine Eltern waren körperlich meistens da doch ihre Gedanken hingen in ihrer Arbeit. Und vielleicht war es ja der Grund, warum sie mich zu meiner Tante aufs Land geschickt hatten. Helen kam mit dem Schimmel vor mir zum stehen und sah mich besorgt an. Ich musste schwer Schlucken, bei dem Gedanken daran, dass es wahr sein könnte. „Katie Schatz, möchtest du darüber reden?“

Es schien als wüsste Helen was ich dachte aber dass war unmöglich. Ich schüttelte den Kopf, stieß mich von dem Holzzaun ab und lief den Kiesweg hinauf auf den Wald zu.

„Zu früh!“, rief ich damit meine Tante sich keine Sorgen machte. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und stapfte durch das Unterholz in den Wald hinein.

Es war schon immer ein Ort gewesen der mich beruhigte. Durch die Geräusche der Tiere war es irgendwie eine entspannte Atmosphäre. Immer wieder ging ich in den Wald hinein. Durch das Zwitscher der Vögel wurde ich immer ruhiger und ich konnte irgendwann wieder einen klaren Gedanken fassen. An einem umgefallenen Baum blieb ich abrupt stehen. Wenn ich weiter in den Wald hinein gehen würde, auch wenn ich schon recht weit hinein gegangen war, würde ich mich sicher noch verlaufen. Am Baumstamm ließ ich mich hinunter auf den Boden sinken und vergrub mein Gesicht in den Händen.

Plötzlich musste ich weg aus meiner Heimat und dass nur, weil meine Eltern glaubten ich würde Fantasieren. Aber so war es nicht. Aber es hatte ja etwas gutes. So hoffte ich das Gute in der Lage bald zu erfahren. Ein Knacken ließ mich aufsehen und riss mich aus meinen Gedanken. Ich ließ meinen Blick umher schweifen doch konnte ich den Verursacher für die Störung nicht ausmachen. Mir fiel im nächsten Moment die Stille auf.

Da war kein Zwitscher, welches von den Vögeln stammte, nur der Wind der durch die Baumwipfel wehte. Und plötzlich war wieder ein Knacken zu hören und darauf folgten dumpfe und harte Schritte. Doch diese konnten unmöglich von einem Menschen stammen. Es war ein Tier, da war ich mir sicher. Ich stand schnellstmöglich auf und sah mich erneut um. Nein, ich Fantasierte nicht. Im nächsten Augenblick merkte ich wie die Angst in mir aufkeimte als etwas dunkles durch das Unterholz huschte. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb und nahm mir einen Augenblick die Luft zum atmen.

Die dumpfen Schläge auf dem Boden kamen immer näher. Ohne es wirklich gedacht zu haben lief ich los und geriet sogleich ins taumel, fing mich aber wieder und lief um mein Leben. So schnell ich konnte rannte ich, um aus dem Wald heraus zu kommen, während die harten Schläge hinter mir nur noch wenige Meter von mir entfernt waren. Ich sah über die Schulter und verlor wieder das Gleichgewicht. Ich landete mit dem Gesicht zuerst im Matsch und durch den Schmerz des Aufpralls keuchte ich auf.

Doch ich durfte mir keine Pause gönnen. Aber etwas hielt mich davon ab wieder los zu rennen. Ein Hecheln ertönte hinter mir und die Dumpfen Schläge waren nicht mehr zu hören. Langsam und vorsichtig drehte ich mich um und sah einen Riesigen Tier entgegen. Ich glaubte, dass es ein Wolf war. Jedenfalls etwas dass diesem ähnelte. Zu früh... dies war eindeutig eine weibliche Stimme und mir kam diese bekannt vor, wusste sie aber nicht einzuordnen. Ein Rascheln ließ mich aus meiner Schockstarre kommen.

Das Geschöpf welches vor mir stand und die Zähne beleckte aber fast aufrecht stand wie ein Mensch legte seine Aufmerksamkeit nun auch auf etwas neben uns. Aus einem Busch trat ein weiteres Geschöpf das dem vor mir unverkennbar ähnlich sah. Nur war es eindeutig kleiner. Noch nicht jetzt!, ertönte die Stimme der Frau wieder.

Diese Stimme kannte ich doch... Auch wenn ich ganz andere Probleme hatte als über irgendwelche Stimme und ihr Besitzer zu forschen ging es nicht anders. Vielleicht lag es an dem Schock der mir immer noch tief in den Glieder saß. Meine Zeit läuft ab... Die Stimme kannte ich wie die andere auch. Es war die Stimme des Jungen aus meinem Traum. Des Geschöpf vor mir, das man eher als Monster bezeichnete, genau wie das andere, kam langsam auf mich zu. Immer noch fletschte es die Zähne. Ich wimmerte und einen Augenblick lang meinte ich Mitleid oder auch Trauer in den Augen des Monsters zu sehen.

Doch dies konnte mich nicht aus der Situation retten. Ich fühlte mich wie in meinem Traum, hoffe auch dass es wieder einer war, aber wohl wissend, dass es keiner war und auch anders enden würde. Die riesigen Zähne und Pranken waren mir eindeutig zu nah. Das andere Monster stieß plötzlich gegen das größere. Ein Stimmengewirr bildete sich in meinen Gedanken. Wobei ich kein einziges Wort verstehen konnte.

Die Stimmen wurden immer lauter je mehr die Wesen miteinander kämpften und ich wusste, dass es die Stimmen dieser Wesen waren, sein mussten. Wer sonst sollte sonst so reden, oder denken? Mir wurde übel durch die Angst und die Furcht davor, dass ich sterben könnte. Allein mein selbsterhaltungstireb bewegte mich dazu mich aufzuraffen und los zu laufen.

Meine Beine trugen mich von dem tiefen Grollen eines Knurrens hinweg und das Jaulen, welches mich wissen ließ dass der Größerer wohl die Oberhand behielt. Tränen liefen dieses mal nicht, denn ich war zu ängstlich und zu verstört um irgend etwas anderes zu zulassen. Ich wusste, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war mit jemanden darüber zu reden.

Helen! Sie war doch diejenige bei der Mum sagte sie würde mich verstehen. Ich wusste noch immer nicht, was sie damit meinte aber vielleicht würde ich es bei dem Gespräch heraus finden.

3. Kapitel

 

Mit dicken Tränen in den Augen betrat ich das Haus meiner Tante. Doch außer das Klirren einer Tasse und das Rascheln einer Zeitung war nichts zu hören. Vielleicht war sie noch bei den Pferden! Schnell verließ ich wieder das Haus, ließ die Tür dabei vor Aufregung offen stehen. Doch auch auf der Weide war sie nirgends zu sehen. „Helen!“, schrie ich aus Leibeskräften aber ich bekam von den anderen Leuten die hier auf der Ranch arbeiteten nur erstaunte und genervte Blicke zugeworfen. „Helen!“

Und wieder bekam ich keine Antwort. Ich wollte ein weiteren Versuch starten sie zu rufen, damit sie endlich zu mir kam, mich tröstete und mir gut zu redete. Aber stattdessen drang ein Wimmern aus meiner kehle. Ich ließ mich an dem Lattenzaun auf den Kiesboden sinken und zog die Knie an. Das konnte doch alles nicht wahr sein! „Katie!“, vernahm ich Sams Stimme. Als ich aufsah stand er in der Haustür und sah mich mitleidig an. „Komm rein.“, bat er und winkte mich zu sich. Ich nickte, rappelte mich auf und folgte ihm zurück ins Haus.

In der Küche fand ich Sam der heißes Wasser in eine Tasse schüttete und mir dann reichte. „Tee beruhigt die Nerven, vielleicht sollten wir uns erst einmal ins Wohnzimmer setzten.“, schlug er vor und schob mich auch gleich weiter, so das ich gar nicht protestieren konnte. Als wir im Wohnzimmer platz genommen hatten stellte ich die Tasse auf den Tisch und starrte in die rote Flüssigkeit.

„Was ist passiert Katie?“ Irgendwann wurde ich von Sam aus den Gedanken gerissen war mir aber sicher, dass nicht er es war mit dem ich darüber sprechen wollte. „Wo ist Helen?“, stellte ich ihm also eine andere Frage. Sam nickte, als er verstand das ich nicht mit ihm darüber reden wollte. „Sie ist in der Scheune.“ Er sagte es so beiläufig dass es sich gelogen anhörte.

Und das war es sicher auch. Warum er aber log wusste ich nicht. Im nächsten Moment hörten wir die Haustür und Helen kam etwas zerzaust zu uns. Sie lächelte uns an und strich sich die Haare aus der Stirn bevor sie sich zu mir auf das Sofa setzte. „Ich denke ihr sollte endlich reden.“, sagte Sam, gab Helen eine Kuss und lächelte mich aufmunternd an bevor er das Wohnzimmer verließ. Helen griff nach meiner Hand und umfasste sie mit ihrer.

Es kam kein Fremdheitsgefühl auf und ich war froh dass sie da war. „Woher wusstest du dass ich jetzt plötzlich hier bin nachdem ich in den Wald gelaufen bin?“ Erst als ich die Frage gestellt hatte fiel mir auf dass es eigentlich nicht sein konnte, dass sie es wusste. Helen lächelte und strahlte so aus dass ihr diese Frage keines Wegs unangenehm war. „Ich wusste es, weil ich es gespürt habe.“ Ich stockte und glaubte erst ich hätte sie falsch verstanden. Doch dann sickerten ihre Worte ganz zu mir durch.

So viel ging mir plötzlich durch den Kopf. Die Aufregungen wegen dem, was ich im Wald geschehen war legte sich nur ein wenig aber mein Herz schlug immer noch aufgeregt in meiner Brust und machte mir klar, dass es keine Einbildung gewesen war. Und eigentlich hatte ich so sehr gehofft dass es eine war. „Wie meinst du dass?“, fragte ich irritiert, als die Worte meiner Tante ganz verstanden und doch immer noch unverständlich waren.

Sie lächelte zuversichtlich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Weißt du ich habe deine Eltern nie verstanden, warum sie nicht wollten dass du mich öfters besuchen kommst. Nun bist du doch hier obwohl sie gehofft hatten es würde nicht passieren.“, redete Helen und ich verstand die Welt nicht mehr.

War meine Tante vielleicht wirklich verrückt? Und weil meine Eltern dachten ich sei es auch hatten sie mich hier her geschickt. Vielleicht war Sam ja auch nicht Helens Mann sondern ihr Betreuer, da sie übergeschnappt war. Aber wie konnte es sein, dass sie ihre Ranch noch führen durfte? „Ich weiß von deinen Träumen und auch davon, dass du dich verfolgt fühlst. Deine Mutter hat es mir erzählt.“ Stille legte sich nach ihren Worten über uns. Sie schien nachdenklich zu sein und überlegt wohl was sie als nächstes sagen wollte. Sie sah oder merkte mein innerlichen Kampf.

Auf der einen Seite kämpfte der Glaube, daran, dass es vielleicht wirklich stimmte, was ich vermutete und Helen vielleicht ja auch so was durchgemacht hatte wie ich. Nun lebte sie auf dem Land, seit Jahren schon und führte ein normales und zufriedenes Leben. Und auf der anderen Seite kämpfte die Vernunft, die mich anschrie ich sollte nicht so verrückte Gedanken haben. „Helen, warum haben Mum und Dad mich hier hingeschickt? Mum hat behauptet du könntest mich am besten verstehen.“

Helen nickte und setzte ein ehrliches Lächeln auf. Doch in ihren Augen spiegelte sich Unbehagen wieder. Es schien als wollte sie, von dem was sie mir eigentlich sagen wollte einen Rückzieher machen, tat es schließlich aber doch nicht.

„Diese Träume und das Glauben das mich etwas verfolgt hatte ich in deinem alter auch. Es war schrecklich, und da meine Eltern damals sehr abergläubisch gewesen waren steckten sie mich in eine Psychiatrie. Sie meinten ich sei verrückt geworden. Jedoch bot ich wohl so noch eine größere Angriffsfläche und mein Verfolger hatte nun so viel Macht über mich dass er sogar tagsüber, als ich nicht schlief in meine Gedanken eindrang und mich dazu bewegen wollte mich ihm zu stellen. Es hat mir damals Angst gemacht und ich glaubte dass ich wirklich Verrückt sei.“

Helen betrachtete mich während ich ihre Worte versuchte zu verstehen. Sie konnte mich anscheinend verstehen, weil meine Vermutung sich bewahrheitet hatte. Ich starrte aus dem Fenster, aus dem man den besten Blick auf den Wald hatte. War es möglich dass es vielleicht auch bei mir irgendwann aufhörte und ich musste mich vielleicht nur in Acht vor Wäldern nehmen. Helen erhob sich und machte sich auf den Weg in die Küche. „Warum hat es bei dir aufgehört?“, platzte es aus mir heraus.

Helen wand sich zu mir um, ihre Miene war ernst. „Ich denken du wirst es bald erfahren. Ich habe dich jetzt schon so durcheinander gebracht. Den Rest wirst du noch erfahren.“ Sie ließ mich mit so vielen ungeklärten Fragen allein zurück dass ich glaubte, dass sie mich vielleicht angelogen hatte. Aber vielleicht stimmte es ja doch. Ich wusste es nicht und wurde immer verwirrter. Meine Großeltern hatte ich nie kennen gelernt, was dazu führte das ich nicht einschätzen konnte ob meine Tante nun log oder nicht.

Ich fasste mich wieder etwas und versuchte klare Gedanken zu behalten. Der einzige Klare Gedanke aber war im Moment, dass ich dringend mit Rey sprechen musste. Also lief ich schnell die Treppe hinauf zu meinem Zimmer. „immer ruhig Katie, die Welt wird nicht unter gehen!“, hörte ich Sam unten lachen, ließ mich davon aber nicht abhalten und lief schnell weiter, bis ich mein Zimmer erreicht hatte und den Schlüssel im Schloss herum drehte. Dann schmiss ich mich auf mein Bett und wählte mit meinem Handy die Nummer von Riley.

Es tutete eine Ewigkeit und dachte schon er würde nicht mehr abnehmen. Meine Gedanken kreisten wieder um so viele Dinge. Fragen die ich mir selbst nicht beantworten konnte. „Katie?“, hörte ich am anderen Ende plötzlich Rileys Stimme. „Rey, Gott sei Dank!“, erwiderte ich erleichtert. „Du hörst dich so aufgewühlt an, was ist passiert. Ich atmete tief durch. Der ganze Stress dem ich momentan ausgesetzt war machte mich fertig und mir kamen die Tränen.

Jedoch versuchte ich jetzt nicht zu weinen, da es mich kein Stück weiter bringen würde. „Dieses Monster verfolgt mich jetzt nicht mehr nur in den Träumen. Sonst ist es mir immer nur gefolgt aber ich war im Wald und da wollte es mich angreifen. Und dann höre ich immer diese Stimmen.“, sagte ich außer mir vor Angst. Riley schwieg einen Moment lang und schien zu überlegen. „Du hast es gesehen?, wie sieht es aus?

Wie das aus dem Buch, das ich dir gegeben habe?“ Ich seufzte und nickte auch wenn es unnötig war, weil er es ja gar nicht sehen konnte. „Ja ich habe es gehen. Es sieht ungefähr aus wie das aus dem Buch. Riley was soll ich machen? Ich trau mich nicht mehr aus dem Haus.“ Wieder schwieg Riley. Im Hintergrund hörte ich ein Rauschen und vorbeifahrende Autos. „Rey, wo bist du?“, wollte ich wissen und runzelte die Stirn.

„Naja, ich habe mir sorgen gemacht.“, erwiderte er, was mich jedoch etwas verdatterte. „Ich bin auf dem Weg zu dir. Deine Eltern haben mir nur sehr ungern den Weg zu deiner Tante beschrieben. Sie meinte es wäre nicht gut wenn man mich jetzt besuchen würde.“ Mir fiel ein, dass ich ihm den Weg hätte erklären sollen. Aber ich hatte weder die Zeit gehabt noch hatte ich daran gedacht.

Aber hätte er es nicht von meinen Eltern erfahren, wüsste ich jetzt nicht dass sie jeglichen Kontakt zu Freunden unterbinden wollten. „Katie?“, riss Rey mich aus den Gedanken und holte mich so zurück in die Realität. „Ja?“, erwiderte ich und starte vor mich hin, ohne ein wirklichen Punkt zu haben, den ich anstarrte.

Das alles ergab für mich kein Sinn. Dass mich das Monster zu verfolgen schien, aus einem mir unergründlichen Grund, war vielleicht nicht gerade eine schöne Nachricht. Und vielleicht erweckte es auch den Anschein, dass ich verrückt geworden war. Aber warum hatten meine Eltern gewollt das ich hier her kam? Auch wenn Helen vielleicht das selbe durchgemacht hatte wie ich. Sie hatte mir nicht erzählt warum es so war und das Untier mich nicht in Frieden ließ. Ich erwachte wie aus einer Trance als ich hörte das Riley bereits weiter redete.

„...nachdem du gerade weg warst ist er verschwunden. Er war den Tag darauf nicht mehr in der Schule. Tyler und ich haben bei seinen Eltern nach gefragt und auch sie waren in Sorge, weil er wohl von zuhause abgehauen ist.“, sagte er und mahle sich wohl schon das schlimmste aus. Doch dadurch dass ich nur die Hälfte von dem mitbekommen hatte, von dem was er gesagt hatte wusste ich nicht von wem er sprach. „Wer ist verschwunden?“ Auch wenn ich es noch nicht wusste, machte ich mir schon jetzt große Sorgen.

„Liam.“ Nun war ich sicherlich genau so besorgt wie Riley es war. Auch wenn Liam und ich am Anfang mehr Probleme hatten miteinander klar zu kommen, als ich sie mit Tyler hatte, er war mir doch irgendwie wichtig geworden. Umso mehr blieb der Schreck tief in mir sitzen. „Wann bist du endlich da? Bitte sei schnell hier!“, flehte ich meinen besten Freund an. Ich hörte ihn schwer atmen, denn Liam zählte schließlich zu seinen besten freunden und ich konnte ihn ja auch verstehen.

„In einer bis zwei Stunden. Ich weiß es nicht genau. Habe mich schon öfters verfahren.“ Ich schloss die Augen und versuchte alle tristen Gedanken nach hinten in eine Ecke meines Gedächtnisses zu verdrängen und für eine Weile weg zu schließen.

Dann erklärte ich Riley ausführlich noch einmal den Weg, da meine Eltern wohl nicht so ein großes Interesse an Genauigkeit gehabt hatten und legte schlussendlich auf. Ich legte mein Hand in die Schublade des Nachttisches und holte das Buch heraus, welches Rey mir geschenkt hatte um mich sogleich auf den Rücken fallen zu lassen. Dann schlug ich das Buch auf und las mir durch was dort geschrieben war.

Ich hatte nicht vor meine Tante oder Sam darüber in Kenntnis zu setzten das Rey jetzt schon auf dem Weg hier her war., denn so hatten sie die Möglichkeit es noch abzuwenden und das wollte ich verhindern. Wenn er hier war hatten sie keine andere Möglichkeit als ich aufzunehmen, da die nächste Stadt Kilometer Weit entfernt war und es bereits dämmerte. In der Dunkelheit und mit dem Wissen das einige Ungetüme durch die Wälder streiften würden sie ihn sicher nicht fahren lassen. Jedenfalls schätzte ich beide so ein.

Meine Tante war herzensgut nur wusste ich nicht ob sie in der Zeit, die wir uns nicht gesehen hatten vielleicht strenger geworden war. Und Sam konnte ich ja noch gar nicht einschätzen. Er war mir noch ganz fremd auch wenn ich ihn möchte, denn er schien kein Problem mit mir zu haben. Auch nicht damit dass er sich um die Nichte seiner Frau kümmern sollte.

Das Buch von Rey war voll mit Mythen über irgendwelche Ungetüme und ich verstand jedoch nicht warum er mir das Buch gegeben hatte. Glaubte er mir wirklich.

Und warum wurde gerade ich verfolgt, nachdem es doch auch schon meiner Tante passiert war? Und auf jeder Seite des Buches kam oft das Wort Suche vor. Diese Wesen verfolgten, weil sie suchten. Aber traf es auch auf dass zu was bei mir passierte? Was mit mir passierte? Ich schlug das Buch nach einem weiteren angst einflößenden Bild wieder zu und verfrachtete es in die Schublade, wobei mich mein Handy blinkend um Aufmerksamkeit bat. Ich schnappte es mir, schloss die Schublade und erkannte, das Rey mir eine Nachricht geschrieben hatte. Sieh aus dem Fenster. ich runzelte die Stirn und stand auf das Handy starrend auf, das ich kurz darauf in meine Hosentasche schob.

Das Fenster war weit aufgerissen uns so blies mir warme Luft entgegen. Unten vor dem Haus sah ich den dunkelgrünen Wagen meines besten Freundes und an diesem lehnte genau dieser. Ich quietschte auf und machte sofort kehrt um aus dem Zimmer zu stürmen. Als erste musste ich die Tür wieder aufschließen und lief mit lauten dumpfen Schritten über den Flur und nahm jede Zweite Stufe die Treppe hinunter.

Im Flur stand Helen die mich strafend ansah aber wohl verwundert über den Gefühlsumschwung war. Ich nahm jedoch kaum Notiz von ihr, riss die Haustür auf und stürmte auf Riley zu. Dieser kam mit ausgebreiteten Armen und einem dicken Grinsen auf mich zu.

Dann sprang ich ihm regelrecht in die Arme. Es war wie ein Hochgefühl ihn wieder umarmen zu dürfen, wenn wir auch gar nicht so lange getrennt gewesen waren. „Ich bin so froh!“, keuchte ich, durch meinen Sprint, um schnell bei ihm sein zu können, war ich ziemlich aus der Puste.

Doch das hielt mich nicht davon ab ihm immer wieder ununterbrochen zu sagen wie froh ich war dass er hier war. Hinter uns ertönte ein Räuspern und Riley und ich lösten uns voneinander. Ich wand mich um und sah meine Tante die etwas irritiert mit verschränkten Armen auf der Veranda stand und Riley und mich genau musterte.

„Sollte dein Freund nicht erst in den Ferien kommen?“, fragte sie und klang alles andere als begeistert. „Helen so leid es mir tut aber ich brauche jemanden mit dem ich reden kann.“, erwiderte ich und wusste auch genau was ich da sagte. Und im selben Augenblick sah ich wie sich ihr Ausdruck veränderte und sie einen Moment Sprachlos da stand. „Kleine, du kannst doch immer zu mir kommen wenn du etwas auf dem Herzen hast.“ Sie schien auf eine Art gekränkt zu sein aber im Moment hatte ich für ihre Gefühlswelt kein Verständnis und sah sie weiterhin an.

Riley legte eine Hand auf meine Schulter damit ich mich nicht aufregte denn er sah den kleinen Stein der bereits ins rollen gebracht worden war. „Du willst aber nicht mit mir reden!“ Meine Stimme hatte einen scharfen Ton angeschlagen und Helen schien sauer und verwirrt zu gleich zu sein.

Ich nahm Reys Hand von meiner Schulter und hielt sie fest um sogleich mit ihm zusammen an Tante helen vorbei zu marschieren. „Katie, es ist mein Haus und deshalb entscheide ich wer es bewohnt!“ Die Stimme von Helle war Schrill vor Wut aber es war nicht dass was mich dazu bewegte mich umzudrehen und sie anzufunkeln. Sondern die Tatsachen, dass sie Riley verbieten wollte hier zu bleiben. „Wenn er geht gehe ich mit ihm.“, warf ich ein.

Meine Tante und ich boten uns einen Blickkampf den sie nicht gewinnen würde, da ich mit unfairen Mitteln spielte. Es reichte mir einfach vollkommen. Ich hatte mich natürlich nicht mit meiner Tante streiten wollen.

Aber sie schien genau so wenig zu verstehen wie Mum und Dad. „Du bist noch nicht volljährig!“ Dies schien das einzige zu sein was Helen im Moment einfiel. Aus diesem Grund drehte ich mich um und ging mit Riley weiter zu meinem Zimmer. „Du kannst es ja drauf ankommen lassen!“, reif ich schlussendlich hinunter bevor ich die Tür hinter mir und Rey abschloss, damit wir ungestört waren. Er hatte seine Tasche, die er anscheinend von zuhause mitgebracht hatte auf den Boden gestellt und sah mich sprachlos an.

„Sag nichts. Es war nicht meine Schuld!“, tat ich es auf seinen Blick hin ab und warf mich auf mein Bett. Darauf folgt Riley der sich neben mich legte. „Sie redet nicht mit dir? In wie fern kann ich das verstehen?“, fragte er ruhig und sah mich gelassen an. Ich seufzte und drehte mich auf den Rücken um ihn ansehen zu können. „Ich habe dir von der Begegnung im Wald erzählt. Daraufhin wollte ich mit Helen sprechen.

Aber was sie mir erzählte half mir nicht wirklich weiter. Ich weiß jetzt zwar dass sie das selbe wie ich einmal durchmachen musste aber mehr hat sie mir nicht erzählt obwohl sie mehr weiß.“ Rey nickte und dachte lange nach. Ich setzte mich auf und kramte nach dem Buch was ich von ihm bekommen hatte. Als ich es hatte und die Schublade wieder geschlossen hatte legte ich mich wieder neben ihn. „Warum steht da immer das diese Wesen auf der Suche sind?“; fragte ich an Riley gewandt. Dieser merkte überhaupt nicht das ich mit im sprach. Deshalb stieß ich ihm meinen Ellenbogen in die Seite, was ihn aufschrecken ließ.

„Warum steht da immer das die Wesen auf der Suche sind?“, wiederholte ich halb ernst halb belustigt, wegen seinem Gesichtsausdruck, meine Frage und sah ihn an. Riley rieb sich die Schmerzende Stelle und funkelte mich sauer an. „Keine Ahnung. Das Buch habe ich zuhause bei uns gefunden. Meine Eltern sind ja ziemlich abergläubisch. Ich habe es mir nur ein bisschen durchgelesen. Naja ich glaube es ist eine Aufgaben von ihnen.“, Antwortete mein bester Freund nun auch endlich auf meine Frage.

Jedoch warf es weitere fragen auf. „Eine Aufgabe? Und warum sind es immer Frauen die gesucht werden. Hier steht drin dass es immer Männliche Wesen sind, die nach dieser Einen suchen?“ Riley zuckte die Achseln aber ich glaubte, hoffte, dass er zumindest eine Idee hatte. „Vielleicht, weil es so was ist wie ein Rudel. Ich weiß nicht genau. In dem Buch stand, was von einem Alpha. Also sozusagen der der das sagen hat. Und in dem Buch wird auch davon erzählt dass es eine Art Prinz gibt. Es ist vielleicht immer dessen Aufgabe eine Frau zu finden.“

Wieder zuckte er die Achseln und sah mich über seine eigenen Worte verwirrt an. „Aber es wird doch behauptet das die Frauen oft zwischen zwanzig und fünfundzwanzig sind. Warum sollte genau diese Legende auf mich zutreffen?“, sprach ich die frage aus die mir nach seinen Worten auf der Seele brannte.

„Vielleicht musste dieser Werwolf länger auf diese Eine warten.“

4. Kapitel

 

Sam kam nach kurzer Zeit wieder zurück und hatte eine Schachtel mit Streichhölzern in der einen Hand. In der anderen hatte er ein paar Holzscheite, die eher aussahen als gehörten sie zu einem Möbelstück. Mit gerunzelter Stirn, sah ich ihm nach.

Mir behagte es nicht, dass er Streichhölzer in der Hand hatte. Allerdings konnte ich erleichtert aufatmen, als er an eine Gerätschaft herantrat, die aussah wie ein Ofen.

Solche hatten wir auch in unserem Heizungskellern. Nur erschien mir dieser lächerlich winzig.

„Gleich wird dir warm.“, ließ Sam mich wissen, allerdings bezweifelte ich das vehement. Wie sollte mich so ein lächerlich winziges Ding jemals wärme können? Innerlich machte ich mich bereits darauf gefasst, dass ich die kommende Nacht nicht überstehen würde.

 

Das Atmen schmerzte bereits unerträglich, sodass mir jeder Atemzug schwerer fiel. Meine Lunge war tief gezeichnet, von dem Kampf mit dem eisigen Tod. Mir bereitet der Gedanke immer noch leichte Panik, wenn ich an den gefrorenen See dachte.

„Dein Versuch in allen Ehren aber wir sollten uns nichts vormachen.“, krächzte ich und kuschelte mich weiter in die Decken. Ich merkte noch keine große Veränderung.

Sam erwiderte auf meinen Kommentar hin nichts, es schien, als würde er ihn gekonnt ignorieren.

Irgendwann schaffte es Sam, ein Feuer zu entzünden, das leise knisternd im Ofen brannte. Auch wenn ich es niemals offen zugeben würde, ich war Sam dankbar.

Bald merkte ich, dass sich etwas veränderte. Die Decken wurden durch die Hitze des Feuers erwärmt und gaben diese Wärme an mich weiter. Müdigkeit machte mich träger als ich ohnehin schon war und Sams Gestalt, die in einem Sessel saß verschwamm langsam vor meinen müden Augen.

 

Ich schlug die Augen auf und kniff sie gleich darauf wieder zu. Mir wurde sofort bewusst, dass ich nicht an die Helligkeit des Tages gewöhnt war, im Bunker kannte man meist nur künstliches Licht. Es dauert also einen Moment, bevor ich überhaupt etwas sehen konnte.

Als ich meinen Blick schweifen ließ, sah ich, dass immer noch Glut im Ofen brannte, der Raum war wunderbar warm.

Zu meiner Verwunderung konnte ich Sam nirgendwo entdecken. Deshalb schlug ich die Decken schweren Herzens zur Seite und stand auf. Zumindest versuchte ich es. Es kostete mich viel Kraft, denn meine Glieder waren immer noch ganz steif. Meine Beine wollten rebellieren, als ich endlich stand. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich konnte nicht behaupten, dass es eine Wohltat war, endlich nicht mehr liegen zu müssen. Insgeheim sehnte ich mich bereits jetzt wieder nach der Wärme meines Schlafquartiers. Schließlich konnte ich aber widerstehen und verließ das Wohnzimmer, um mich auf die Suche nach Sam zu machen.

Wo war er nur?

Ich sah zuerst ins Schlafzimmer. Dort fand ich ihn nicht. Allerdings fiel mir auf, dass er meine triefnasse Jacke über einen Stuhl gehängt hatte. Die Bettdecke war aufgeklappt und die Matratze schien wieder trocken zu sein.

Verwundert kehrte ich auf den Flur zurück und ging weiter. In der nächsten und letzten Tür war lediglich ein Badezimmer. Doch hier endete der Flur nicht. Mein Augenmerk lag auf einer Treppe die hinauf führte.

Ins Dachgeschoss?

Zuerst zögerte ich, da ich nicht wusste was mich erwarten würde. Aber vielleicht war Sam da oben. Kurz überlegte ich, doch dann ergriff mich die pure Neugierde. Also schleppte ich mich die Stufen hinauf, die Treppe glich eher einer Leiter. Oben angekommen war nichts zusehen.

Doch als ich meinen Blick schweifen ließ erkannte ich in einer Ecke des Raums ein schwaches Licht.

Das Licht einer Taschenlampe.

„Ich habe dich gesucht.“, sagte ich an Sam gewandt, auch wenn ich ihn in der Dunkelheit nicht genau ausmachen konnte. Die Dunkelheit schien ihn zu verschlucken.

Meine Stimme war ganz rau und angeschlagen.

„Du hast mich gefunden.“ Beinahe brachte es mich zum lachen, dass wir das gleiche Wortgefecht bereits schon einmal hinter uns hatten.

Ich stieg nun die Leiter ganz hinauf. Die Decke im Dachgeschoss war so niedrig, dass ich nicht aufrecht darin gehen konnte. Letztlich kroch ich beinahe zu Sam hinüber, denn er schien etwas gefunden zu haben. Kurz nachdem ich ihn erreicht hatte, rückte er zur Seite um mir einen Blick auf seinen Fund zu gewähren.

Ich sah ihn kurz an, er schien meinen Blick nicht zu bemerken, und wunderte mich, wie er so beschäftigt und gleichzeitig so aufmerksam sein konnte. Trotzdem riss ich mich zusammen und sah mir sein Fundstück an.

Vor uns stand eine kleine Truhe, voller Briefe. Ganz an den Rand geschoben, neben den ganzen Briefen, lag ein kleines abgegriffenes Buch, mit schwarzem Einband. Ich griff danach und nahm es an mich.

„Was das wohl ist?“, fragte ich mich eher selbst aber Sam antwortete.

„Vermutlich ein Tagebuch. Ich denke, dass hier vor einiger Zeit noch Menschen gelebt haben.“ In dem matten Licht der Taschenlampe konnte ich erkennen das er mit den Achseln zuckte.

„Aber William hat doch gesagt, dass es niemanden außer uns gibt.“, protestierte ich leise.

Sam wandt sich mir zu, als er die Truhe schloss.

„Und du glaubst ihm? Wahrscheinlich hat er versucht etwas zu verheimlichen!“

Grob schob Sam mich zur Seite und robbte auf Knien an mir vorbei. Dabei zog er die Truhe hinter sich her.

„Wie meinst du dass?“

Letztlich stieg Sam die Treppe hinunter, mit der Truhe auf dem Arm. Bald war er aus meinem Blickfeld verschwunden, ohne auf meine Frage eingegangen zu sein.

Das Licht der Taschenlampe verschwand und so hatte ich Probleme wieder zur Treppe zu gelangen. Der Eingang zum Dachboden lag in einer Nische und war daher wenig vom Tageslicht beleuchtet.

Ich war froh, als ich den dunklen Dachboden endlich hinter mir gelassen und wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

Von Sam war wieder einmal keine Spur. Doch jetzt hörte ich ihn im Wohnzimmer hantieren.

Ich folgte den Geräuschen, die er zu verursachen schien und kurz darauf sah ich ihn auf dem Boden sitzend die Truhe durchstöbern.

Das Buch, welches ich zuvor entwendet hatte, hielt ich immer noch in der Hand.

Immer noch etwas verwundert über die momentane Situation setzte ich mich ebenfalls auf dem Boden. Meine Glieder rebellierten. Mir kam es vor als hätte ich ein ganzes Leben auf der Couch verbracht.

„Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte ich leichthin und lehnte mich an der Wand an. Sam sah nicht ein einziges Mal von dem Briefstapel auf, den er in der Hand hält.

„Fast zwei Tage.“, antwortete er als würde er mir gerade erzählen das er sich den Fuß gestoßen hätte. Ich war es nicht gewohnt dass man so gleichgültig mit mir umging. Zum anderen war es ein Schock für mich, dass ich wirklich eine kleine Ewigkeit in meinem Quartier verbracht hatte.

„Du wirst sicher Durst haben.“, fügte Sam hinzu und sah mich das erste Mal wirklich an. Alles was ich darauf erwiderte, war ein Nicken.

Daraufhin gab er seine Recherche auf und verließ den Raum.

Ich hörte ihn aber konnte nicht ausmachen, wo er war. Nach Ablenkung suchend widmete ich mich dem kleinen Buch in meinen Händen.

Der Schwarze Einband wies Risse auf, deshalb glaubte ich, dass er schon sehr alt sein musste. Ein paar Jahre sicherlich, wenn nicht mehr. Vorsichtig öffnete ich das Buch und warf einen ersten Blick hinein. Die erste Seite war beschrieben aber nur zum Teil. Es war eine saubere und ordentliche Schrift. Am Rand stand ein Name. Emilia James.

Verwundert strich ich über die erste Seite des Buches. Diese Buch hatte einem Mädchen oder gar einer Frau gehört. Zumindest erklärte es die saubere Schrift. Unterdessen tanzten Buchstaben wild vor meinem inneren Auge herum, in Jasons krakeliger Jungenschrift.

 

Hallo, wer auch immer dieses Buch gefunden hat.

Jetzt weißt du, dass es noch andere gibt. Ich habe eine ganze Zeit lang geglaubt, dass es niemanden außer mir hier draußen gibt. Doch nachdem ich lange hier draußen gelebt habe, was nicht immer leicht war, habe ich mir ein Herz gefasst und habe gesucht. Lange war diese Suche erfolglos.

Vielleicht geben dir meine Erfahrungen und Gedanken den benötigten Mut, so wie ich, die anderen zu suchen und zu finden. Ich hinterlasse diese Buch, in der Hoffnung, dass wir uns einmal persönlich begegnen.

 

Ich schreckte auf als etwas polternd neben mir abgestellt wurde. Ein Tablett aus schwerem Metall, darauf befanden sich zwei Plastiktassen über denen es verführerisch dampfte.

„Trink.“, forderte mich Sam mich auf und reichte mir eine der Tassen. Noch etwas durcheinander ergriff ich die Tasse und nahm den wunderbaren Geruch von Kräutern auf.

Ich ließ es mir nicht noch einmal sagen und nahm einen kräftigen Schluck, auch wenn ich mir dabei die Zunge verbrannte.

„Danke.“, erwiderte ich. Ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem Inneren aus.

„Schon was raus gefunden?“, fragte Sam und überging meinen Dank völlig. Ich blickte ihm mit gerunzelter Stirn entgegen und war mir nicht sicher, ob ich etwas aufgrund seines Verhaltens sagen sollte oder es einfach gekonnt ignorieren sollte. Ich entschied mich für letzteres.

„Soweit bin ich noch nicht gekommen. Aber du hast anscheinend recht. Dieses Buch gehörte einer Emilia James.“ Ich zuckte die Achseln und bereute es sofort. Wie tausende Messerstiche pochte es in meiner Schulter. Es erinnerte mich sofort wieder daran, wen ich eigentlich vor mir hatte.

Sam setzte sich zu dem Briefhaufen zurück und sah mich an.

„Hm.“, gab Sam zum Besten. Dann widmete er sich wieder seiner Arbeit. Kurz unterdrückte ich ein wütendes Schnauben. Warum fragte er, wenn es ihn doch ohnehin nicht interessierte?

Immer noch wütend schlug ich willkürlich eine Seite auf und stellte dabei meine Tasse auf dem Boden ab.

 

Ich habe sie gefunden, endlich! Es kam mir beinahe vor wie eine Ewigkeit. Aber heute habe ich das erste Mal jemanden gesehen. Auch wenn ihre Aufmachung etwas Schräg war. Sie trugen eine Art Rüstung. Und beide hatten sie eine Waffe bei sich. Sah ziemlich düster aus. Allerdings scheinen sie nichts böses im Sinn zu haben. Ich habe die Frau ab und zu herzhaft lachen hören.

Hoffentlich sehe ich morgen wieder jemanden.

 

Die Geschriebenen Worte waren nicht so Säuberlich wie auf der ersten Seite. Es schien als sein Emilia in großer Aufregung gewesen. Kurz wwarf ich einen Blick zu Sam, der mich nicht weiter beachtete. Ich schnalzte missbilligend mit der Zunge und nahm einen Schluck von dem köstlichen Tee. Danach blickte ich wieder auf das Buch und sah mir den nächsten Eintrag an.

 

Dieses Mal war ich zu einer anderen Tageszeit da. Am Abend war niemand vorzufinden. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Also bin ich weiter hinaus gegangen. Es war einfach unbeschreiblich. Nachdem ich so lange allein war fand ich endlich was ich gesucht habe. Überall waren so viele Menschen. Als sie mich entdeckten tauchten wieder welche in dieser komischen Rüstung auf. Natürlich hatte ich Angst aber wie schon vermutet, waren sie gut gesinnt. Einer von ihnen war etwas grob, als sie mich mit nahmen aber dennoch fühlte ich mich gleich wohl bei ihnen.

 

„Sie hat jemanden gefunden.“, sagte ich in den Raum hinein. Mehr zu mir als zu Sam, aber es ließ ihn aufsehen.

„Wie kommt dann dass Buch hier her?“, fragte er und versuchte meine Hoffnung zu zerschlagen. „Sie hat es absichtlich hier gelassen. Sie wollte, dass es gefunden wird.“, murrend zuckte ich die Schultern ignorierte das Pochen und wandt mich ab. Ich klappte das Buch zu und nahm den letzten Schluck aus der Tasse. Danach stellte ich sie zurück und erhebe mich. Ein Blick durch ein Fenster verriet mir, dass es wieder dämmerte. Durch die Zeit in der Kolonie verlor man jegliches Zeitgefühl. Natürlich hatten wir Zeiten, zu denen wir aufstanden und schlafen gingen. Allerdings richtete wir uns nicht immer nach der Tageszeit.

Seufzend legte ich mich zurück auf die Couch und deckte mich zu. Ich sah Sam dabei zu, wie er einen Brief öffnete und ihn danach eingehend studierte.

Er sah bei weitem nicht so kaltherzig aus, wie er sich gab. Sam war eben ein Blender. Und auch wenn ich im Moment ausblenden konnte, was er getan hatte, verzeihen würde ich ihm noch lange nicht. Er gab mir auch allen Grund dies nicht zu tun. Er war total unausstehlich. Das war er bereits, bevor er meine Eltern getötet hatte.

Ziemlich von sich überzeugt.

Am Anfang hatte ich Mitleid mit ihm, da er bis auf seinen Bruder Jamie ganz allein gewesen war. Jetzt teilten wir ein Schicksal, wir waren ganz allein hier draußen. Und unsere Geschwister waren noch in der Kolonie.

Ich schloss meine Augen und versuchte Schlaf zu finden. Das Buch dabei fest an meine Brust gepresst.

 

„Carrie!“, knurrte eine Stimme ungehalten, direkt neben mir. Ich schreckte auf und saß kerzengerade, bis mich der aufflackernde Schmerz in die Realität zurück holte.

Vor Schmerz stöhnend sah ich mich um und erblickte Sam, der neben mir auf der Couch saß.

„Was?“, fragte ich zornig, da er mich so grob aus dem Schlaf geholt hatte.

Er allerdings antwortete mir nicht und legte stattdessen den Zeigefinger an die Lippen, um mich zum schweigen zu bringen. Kurz darauf griff er nach meinem Arm und zog mich von der Couch. Seine Berührung durchfuhr mich wie ein Blitzschlag, meine Haut kribbelte. Sam schien davon selbst nichts zu merken, denn er zerrte mich grob auf den Flur. Ich hatte Probleme dabei, mit ihm Schritt zu halten.

„Was ist denn los?“, fragte ich leise. Allmählich machte sich die Angst in mir breit. Was hat er nur vor?

Sam antwortete nicht und schleifte mich weiter den Flur entlang. Wir erreichten die Leiter, die hinauf auf den Dachboden führte. Zuerst erklomm ich sie, als Sam mir den Vortritt ließ und danach er. Gerade als er oben angelangt war zog er die Leiter hinauf und schließt die Falltür ähnliche Klappe. Mit einem Mal wurde es düster in dem kleinen und engen Raum. Ich wimmerte, vor Nervosität und Angst. Was geschah nur?

Plötzlich spürte ich einen warmen Luftzug an meiner Wange. Sams Atem.

„Draußen ist jemand.“, flüsterte er so leise, dass ich es kaum verstand.

Einen Moment brauchte ich, um diese Information zu verarbeiten. Jemand war hier? Menschen...

„Warum verstecken wir uns dann?“, fragte ich, eben so leise wie Sam zuvor.

Er hockte immer noch neben mir, sein Atem streift erneut mein Gesicht, was erneutes Kribbel auslöste.

„Sie haben Waffen.“ Sein Ton schien wie üblich grob, als wollte er das Thema endlich beenden.

„Ich brauche niemanden der versucht mich zu schützen!“, zischte ich ihm letztlich entgegen und höre ein Knurren seinerseits.

„Und vor allem nicht von dir!“ Dieses Mal sprach ich lauter, womöglich, wenn bereits jemand unser Quartier betreten hatte, hätten sie unsere Anwesenheit bemerkt.

„Ich gehe jetzt darunter.“, gab ich zum Besten und kroch zur Falltür. Zumindest dahin, wo ich sie vermutete. Suchend fuhr ich mit den Fingern über den Dielenboden um die Falltüre auszumachen. Gerade als ich den Griff der Falltüre ertastet hatte und danach griff schlang sich ein Arm um meine Mitte. Sam...

Panik überkam mich. Hecktisch fing ich an zu strampeln, um mich aus seinem Griff zu befreien. Unterdessen, griff meine Hand immer fester um den Griff der Falltür, als Sam versuchte mich wegzuziehen.

„Lass deine dreckigen Finger von mir!“, spie ich ihm entgegen. Letztlich schaffte ich es ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, so dass er von mir abließ.

Schnell ergriff ich meine Chance und riss den Griff nach oben. Tageslicht fiel augenblicklich in den Raum. Hinter mir knarzte der Dielenboden, Sam versuchte erneut nach mir zu greifen. Schneller als ich reagieren konnte hechtete ich nach vorn und fiel, die Leiter hinunter.

Hart prallte ich auf den Boden, direkt auf die verletzte Schulter. Ein mit Schmerz getränktes Schluchzen entfuhr mir.

„Carrie!“, Sam klang plötzlich ganz anders. Besorgt, oder bildete ich mir das vielleicht ein?

Keuchend kam ich wieder auf die Beine und hielt mir die Schulter. Tränen der Wut und des Schmerzes stachen in meinen Augen.

„Du Idiot!“, knurrte ich. Jedes weitere Wort blieb mir im Halse stecken, als ich zwei Gestalten vor mir auf dem Flur erblickte. Sie trugen eine Art Rüstung. waren es vielleicht genau solche Menschen, auf die Emily mich vorbereiten wollte?

Hinter mir knarzte die Leiter. Wie selbstverständlich positionierte sich Sam halb vor mir. Die beiden Unbekannten hoben ihre Waffen.

„Wer seit ihr?“, fragte Sam drohend und griff plötzlich nach meiner Hand.

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Text: Alle Rechte vorbehalten
Publication Date: 01-13-2019

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