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Eine Reise in die Schweiz

 


 

Wir wollen also wieder einmal in die Berge, denn sie faszinieren uns als Flachlandtiroler sehr. Sie beeindrucken mit ihrer Größe, mit ihrer Erhabenheit, ihr Anblick erzeugt in uns ein Hochgefühl und das im wahrsten Sinne des Wortes. Unsere Hotels, zwei an der Zahl, liegen über 1200 Meter hoch und man verspricht uns, wie leicht vorstellbar, atemberaubende Aussichten.

Wir fahren von Wiesbaden zunächst in den Kanton Graubünden nach Brigels. Am 23. Mai, bei sieben Grad, im strömenden Regen, reisen wir recht vergnügt ab. Deutschland wird derzeit von einer grauslichen Regenzeit heimgesucht, die die Menschen in den zahlreichen Hochwassergebieten von Elbe und Donau erzittern lassen. Wie furchtbar. In der Schweiz soll auch nicht nur eitel Sonnenschein vorherrschen, so haben wir auch in weiser Voraussicht warme Kleidung im Gepäck. Wir sind also gut vorbereitet. Ab Stuttgart beginnt jedoch das Wetter besser zu werden, wir lesen 17 Grad ab und sind guter Dinge. Bald sind wir im Heidiland, selbst eine Raststelle trägt diesen Namen. Die Wiesen leuchten sommerlich und scheinen den Kühen fette Nahrung zu bieten. Ich stelle mich gnädig bei einem kleinen Fotostopp mitten in eine solche und fühle mich kuhmäßig wohl.

Es ist Vorsaison, somit sind die Straßen relativ leer und wir kommen gut voran, über die diversen Baustellen will ich jetzt nicht klagen. Nun geht es in Serpentinen steil nach oben. Bernd wird damit gut fertig, ich wage kaum einen Blick in die tiefen Abgründe und hoffe, kein LKW kommt uns entgegen. Es gibt auch Baustellen und ein lebendiges Ampelmännchen hält ein rotes, rundes Schild hoch. Er dreht es um, wir haben grün und weiter geht es. Die Sonne scheint und wir sind fast am Ziel. Bernd meint, dass wir vorher doch noch einmal einen Fotostopp machen sollten. Wir steigen also aus und hören die Grillen, die Zikaden zirpen als wären wir in Südfrankreich, außerdem sehe ich Lamas weiden und denke ich spinne. Alles wird gut, die Berge sind uns wohl gesonnen. Wir finden unser Hotel und sind mit allem zufrieden. Das Essen ist super und die Betten auch, der Service sehr freundlich, was will man mehr. Übrigens spricht man hier rätoromanisch. Man versteht nichts, doch die Leute verstehen uns, sie beherrschen meist recht gut die deutsche Sprache.

Wir laufen noch ein wenig durch den Ort und stellen fest, dass die meisten Häuser noch nicht bewohnt sind, alle Fensterläden sind geschlossen. Nun, es ist halt Vorsaison, man erwartet die Gäste erst viel später. Der Ort scheint hauptsächlich vom Tourismus zu leben. Es gibt einen Badesee, einen Golfplatz, eine Seilbahn ganz nach oben und sehr viele Hotels, Restaurants, einen Supermarkt und diverse andere Geschäfte. Aber es gibt auch eine Schule und Kirchen. Das Postauto entpuppt sich als Bus, der von Ort zu Ort fährt, wohl auch in entlegene Gebiete. Alles in allem, Brigel macht einen netten, gepflegten Eindruck. Die Schweizer Häuser gefallen uns. Man hat auch allerorten eine Menge Holz vor der Hütten, was sicher in vielerlei Hinsicht wichtig ist. Das Gebimmel der fressenden, dicken Kühe, die halsbrecherisch, dennoch gemütlich an furchtbar steilen Hängen stehen und ununterbrochen zu fressen scheinen, begleitet uns, wohin wir auch gehen. Der Ort scheint ausgestorben. Es kommt plötzlich ein ziemlicher Wind auf, man hört das Klappern von irgendwelchen Teilen, die Temperatur fällt und der Himmel verfinstert sich. Das Kistenstöckli, der über 2000 Meter hohe und schneebedeckte Berg und auch die anderen Riesen, sind nicht mehr zu sehen. Das Wetter schlägt also um. Oh je!

Wir schlafen sehr gut und als wir ausgeruht erwachen, ist unsere Terrasse tief verschneit und nicht nur die. Alle Butterblumenwiesen im hohen Heidiland liegen unter einer Schneedecke, alle Berge sind verschwunden, es schneit immer noch und das Thermometer ist um 17 Grad gesunken. Da schauen wir ziemlich dumm, denn es sind nur noch – 1 Grad Celsius. Was machen wir nun? Wir ziehen uns warm an: Mütze, Schal, Handschuh (Bernd hat keine mitgenommen, auch keine Mütze aber sein Anorak hat wenigstens eine Kapuze...ein Mann hält alles aus.) Wir haben den 24. Mai und wandern eine kleinere Tour, die am Golfplatz vorbei führt und durch den hohen Wald bergauf – bergab, fern hören wir die Kuhglocken, bis wir auf eine Wiese kommen. Einen Weg gibt es nun nicht mehr, die verschneiten Halme reichen uns bis ans Knie. Wir kämpfen uns durch, Bernd mit den Händen in den Hosentaschen, „schlendert“ wie immer vorneweg. Den Gedanken, dass unter uns auch diverse Kuhfladen verborgen sein könnten, verdrängen wir. Auf dem Kamm der Bergwiese angekommen, verschnaufen wir und fotografieren, was sich bietet. Es sind die Berge im Nebel und der verschneite Ort, der uns zu Füßen liegt. Schade, denn hier oben hätte man rundherum ein herrliches Rundum-Panorama der schneebedeckten Berge sehen können.

Wir „gehen“ also wieder in unser Hotel, müssen aber weiter durch die nassen Wiesen. Egal, wir bleiben zuversichtlich und außerdem haben wir nunmehr fast zwei Stunden etwas für die Gesundheit getan. Die Wanderstiefel haben dicht gehalten und frieren mussten wir auch nicht, inzwischen sind es schon + 1 Grad und es schneit nicht mehr. Im Hotel gönnen wir uns eine heiße Zitrone und einen schönen Cappuccino. Direkt kaputt sind wir nicht, wir fühlen noch Kräfte in uns, so wagen wir einen zweiten Gang, zumal sich der Himmel lichtete und die Berge gnädig ihr Antlitz zeigten. Wir steigen also auf zu einer kleinen, reizenden Kapelle, die auf einem ansehnlichen Hügel gegenüber unserem Hotel zu sehen ist. Oben angekommen, schnaufen wir wie zwei Dampflocks, sehen aber Brigel wunderschön vor uns liegen und was das Schönste ist, der Schnee ist fast wieder weg. Wir beschließen durch den Wald, am rauschenden Bach, auf dem als „Kinderwagenweg“ markierten Pfad, wieder zurück zu laufen. Die armen Väter und Mütter, die hier einen Kinderwagen schieben müssen, denken wir und wandern die Wege entlang, wildromantisch, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Wie schön! Wir sehen hin und wieder merkwürdig eingezäunte Bänke und kleine Holzskulpturen, die mit Schweizer Witzen versehen waren. Witze wohl für quengelnde Kinder gedacht, um diese unterwegs aufzumuntern...der Unterschied zwischen Maikäfer und Klavier...und Ähnliches. Wir schmunzeln.

Nach der Wanderung kehren wir noch einmal ein, um die berühmte Nusstorte der Graubündener zu kosten. Sie ist eine Kalorienbombe und viel zu süß, finde ich. Bernd isst sie tapfer auf, mir reichte nur ein einziger Biss. Am Abend studieren wir die Karten und Prospekte und stellen fest, dass in der Vorsaison auch diverse Seilbahnen nicht fahren. Schade! Nur am Wochenende fährt zum Glück jedoch genau die, die wir von unserem Hotel aus sehen, also beschließen wir am Samstag damit hoch zu fahren, um von dort, 1650 Meter hoch, eine „leichte, weil nur bergab, durch den Wald Wanderung“ zu starten, zumindest versprach dies mein Mann. OK.

Es schneit wieder und die Berge sind verhüllt, im Nebel läuten die Kühe mit ihren Glocken. Ansonsten herrscht Stille. Der Wanderpfad ist keinen halben Meter breit und manchmal glitschig, noch wandern wir inmitten steiler Wiesen. Auf dem Pfad sieht man Spuren von Mountainbikes. „Müssen Verrückte sein“, denke ich und trotte, den schmalen Pfad nicht aus den Augen lassend, hinter Bernd her, allmählich den Kaffee in mir fühlend. Vor dem Wald kommt noch eine verlassene Hütte ...und dann beginnt, zumindest für mich, eine ziemliche Folter: der „leichte Weg“ bergab.

 

Endlos, steil, kleinere Bäche, Schneelatsch, Wurzeln ... und ich stolpere unsicher, gnatzig, schissig hinter meinem Mann, der mit den Händen in den Taschen locker den Berg runter zu schlendern scheint, hinter her. Dann überholen uns irre Biker, total bemoddert, die aus lauter Spaß mal diese Pfade hinab rasen. Bekloppt! Am Bach müssen sie doch runter vom Rad. Bernd ruft ihnen irgend etwas Spaßiges zu und fotografiert dann und wann meinen „besonderen Wanderstil“. Mir ist das Fotografieren schon lange vergangen. Hilfe, ich will hier raus!

Plötzlich kommen wir an ein kleines Drehkreuz und das Schlimmste ist überstanden, wir sind aus dem gottverdammten Wald heraus. Es ist übrigens der höchste Kiefernwald Europas. Wir wandern nun im offenen Gelände, es schneit noch ein bisschen, rechts riesige fast nackte Felswände, einige Alpendohlen fliegen umher, links unten rauscht ein beachtlicher Bach oder Fluss, in der Ferne sehen wir wieder unser Kistenstöckli (2776 m), schneebedeckt und wunderschön, doch an den Gletscher würden wir nicht herankommen, das wäre noch viel zu weit.

Bernd nimmt sich ein paar Holzspäne mit. Es liegen allerhand Stämme und Felsen herum. Wir fragen uns, wann das wohl heruntergekommen sein mag. Unser Ziel war ein wunderschöner Grillplatz namens Chischarolas (bis Brigels-Cudorf, ca. 13 Km) und endlich lösen wir auch ein Rätsel. Das vermeintliche Holzherzhäuschen entpuppte sich als Kartenhäuschen, in dem auch ein wenig Holz für den Wanderer aufbewahrt war. Nett! Wir wunderten uns zuvor, warum diese Häuschen so dicht neben dem Grill platziert waren.

Der Rückweg der Wanderung war wirklich schön: sichere und breitere Straße, weniger Abgründe, neben uns der rauschende, ja tosende Fluss und manchmal kam sogar die Sonne hervor. Ich wagte wieder ein paar Fotos und meine gute Laune war wieder hergestellt. Im Ort angekommen, wandern wir im Sonnenschein, es ist nun schon viel wärmer, vorbei an sehr vornehmen Schweizer Chalets, sehen wieder viel Blühendes in der Hoffnung, dass es nun wettermäßig bergauf ginge.

Es ist Sonntag, wir genießen ein vorzügliches Frühstück...aber es schneit schon wieder. Hört das denn hier nie auf, denken wir innerlich „verzwiefelt ( so sagt man es im Schwitzerdütsch), wollen uns aber nicht die Laune verderben lassen, außerdem ist das Wetter in Deutschland auch nicht so toll. Wir werden wandern bis die Schwarte knackt, auch und gerade am Sonntag. Bernd hat eine h a r m l o s e Wandertour ausbaldowert. Gefahrlos! Es geht nach Waltenburg/Vuorz. Kurz wir wandern nach Furz! Warme Kleidung scheint unentbehrlich. Die Kuhglocken begleiten uns eine längere Strecke, was ich irgendwie beruhigend und angenehm empfinde. Die Sichten werden besser, es klart auf und wird etwas wärmer. In mir wird der Wunsch wach, auch eine kleine Kuhglocke als Andenken haben zu wollen aber keine touristische, sondern eine richtige. Bernd meint scherzhaft, dann müsse ich mal kurz über den Zaun steigen, überall sind nämlich Zäune, an denen die Kühe schnurgerade entlang fressen, um einer Kuh die Glocke ab zuschnallen, denn einen Kuhglockenladen werden wir schwerlich finden am Wegesrand. Ich würde aber niemals einer Kuh an die Glocke wollen, also nee.

Alte Wanderer überholen uns im zünftigen Schritt, wir gehen trotzdem gemütlich weiter und fotografieren einfach alles, was sich nicht verhüllt. Später treffen wir die Profis wieder als wir einen kleinen Zwischenstopp machen, in einem schönen Gasthaus und Hotel kurz vor Furz. Anschließend gehen wir noch durch ein menschenleeres Dorf. Es ist absolut ruhig, eben sonntäglich...übrigens ging es bislang viele Kilometer nur sanft bergab. Mir ist warm geworden und ich kann sogar den Anorak ausziehen, binde ihn mir um den Bauch. Wir sehen die Stadt unten wunderschön liegen und erblicken den Rhein von oben (seine Quelle ist nicht wirklich weit entfernt), beschließen aber doch lieber nicht ganz nach unten zu wandern, denn wir würden ja wieder hoch müssen. Der Rückweg zieht sich und ist ziemlich schweißtreibend, denn es geht ja wieder ständig nach oben. Es bleibt eine sehr schöne Tour, auch wenn am Abend die morschen Knochen summen. Wir sind stolz auf uns als Untrainierte soviel zu schaffen, immerhin waren wir wieder 15 Kilometer mit für uns beachtlichen Höhenunterschieden unterwegs.

 

Am Montag, den 27. Mai, wollen wir uns den berühmten Schluchten widmen und weniger wandern, uns einfach nur Spektakuläres ansehen. Wir registrieren bestes Wetter und fahren nach Thusis (Via Mala) weiter nach Andeer, zur Rofflaschlucht, danach über den Oberalppass nach Andermatt zur Schöllenenschlucht, eine lange und spannende Tour, ca. 235 Kilometer.

Wir genießen die relative Ruhe auf den Straßen und die herrlichen Sichten unterwegs, denn wir haben blauen Himmel, weiße Wolken und strahlende Sonne. Die erste Schlucht, die Via Mala ist schon gut besucht aber noch nicht überfüllt. Man steigt halt über dreihundert Stufen hinab und wieder hoch und bestaunt die wilde Romantik der tosenden Wasser, bizarren Bäume und riesigen Felsklamotten, alle Besichtigungsmöglichkeiten sind perfekt touristisch hergerichtet. Wir hören sächsische Töne, sehen aber auch Japaner. Na gut. Wir fahren nach einer kleinen Vesper in Thusis weiter zur Rofflaschlucht, einer Felsengalerie mit einem kleinen offenen Tunnel unter dem Rhein, erbaut von einem einzigen Mann namens Christian Pitscher von 1907 bis 1914. Die Nachfahren führen heute das Gasthaus, durch das man gehen muss, um den Felsengang über der Schlucht zu betreten. Das war sehr schön, denn wir sind fast die einzigen Leutchen, die sich gerade das Naturschauspiel ansehen möchten. Wir genießen den Gang und sind sehr beeindruckt, auch von der gewaltigen Leistung des Mannes, der das ermöglichte. Nach einem kleinen Getränk im Sonnenschein und einem Schwätzchen mit der freundlichen Wirtin, kommt das Abenteuer einer Passüberquerung, denn wir wissen nicht wie es da oben ausschauen würde, wir haben ja nur ein sommerbereiftes Auto. Wir planen über den Oberalppass nach Andermatt zu fahren. Nun, es wird angezeigt, dass der Pass frei sei. Es geht hoch und höher, die Berge kommen näher und der tiefe Schnee auch. Bernd meistert die Serpentinen, die Haarnadelkurven und da uns nur selten ein Auto im Gegenverkehr begegnet, ist die Fahrt einfach große Klasse mit allerbesten Sichten. Wir sehen aber auch gegenüberliegend eine Straße, die durch eine Riesenlawine unbefahrbar ist. Die Schneemengen an unseren Straßenrändern schauen auch ziemlich gewaltig aus aber die Straße selber ist fast trocken. Auf der absoluten Höhe des Passes angekommen (2042 m), halten wir kurz an, um einige Aufnahmen zu machen. Ich bin schwer beeindruckt von den Bergen im ewigen Schnee. Nun geht es wieder bergab, tief unten liegt Andermatt. In der Nähe befindet sich die Schöllenen Schlucht nebst Teufelsbrücke, auf der sich einst die Russen und Franzosen umbrachten. Zunächst sind wir daran auf der Autobahn vorbei gerast bis uns aufging, dass wir zu weit gefahren sind. Somit hieß es, an der nächsten Stelle zu wenden und den Berg wieder rauf zu düsen. Wir waren die einzigen Besucher an der Schöllenen Schlucht, die sehr windig, tief, mit auch tosenden Wassern gefüllt, sehr imposant wirkte. Ein paar Fotos war sie uns wert. Der Rundweg war noch nicht geöffnet.

Dann mussten wir über den Pass zurück nach Brigel, eine weite Fahrt aber der Ausflug war erlebnisreich, wir haben es nicht bereut.

Der letzte Tag unseres Aufenthaltes in Brigels, der 28. Mai, ist angebrochen. Wir wollen wieder ganz hoch hinaus, auf den Chäserugg und danach mit der Zahnradbahn von Küssnacht aus auf die Rigi, der Königin der Berge (1551 m). Zunächst fahren wir bei bestem Wetter nach Unterwasser, so heißt der Ort am Fuße des Chäseruggs (2262 m). Etwas enttäuscht hören wir, dass wir nur bis Iltios (1350 m) kommen aber wir fahren hoch und genießen wundervolle Aussichten und das nun warme Wetter. Die Leute sitzen draußen auf der Terrasse der Bergstation, kurzärmelig in der Sonne und essen und essen. Wir entschließen uns, ein wenig zu laufen, immer den “Klangweg“ entlang. Der Weg ist gut und fest, einige Familien mit Kindern halten sich hier auf, um am Wegesrand die Klanginstrumente ausgiebig zu bedienen. Es handelt sich um bammelnde Kuhglocken aller Genese und Tröten ohne Ende. Später als alle Kinder weg sind, tutet Bernd auch einmal und wir scheuen uns nicht, die Glocken kurz zu läuten ...aber nicht so laut. Wir haben nämlich noch gewisse Hemmschwellen. Bevor unsere Bahn kommt, die uns wieder nach unten bringt, trinken wir eine kalte Schokomilch von glücklichen Alpenkühen, teilen uns ein großes Nusshörnchen und fühlen uns einfach gut.

Unten angekommen, fahren wir nach Küssnacht, um von dort auf die Rigi zu kommen, vorher statten wir der „Hohlen Gasse“ einen Besuch ab, war aber nichts Besonderes, eine Kopfsteingasse halt, gesäumt von Büschen. Küssnacht liegt am Vierwaldtstätter See und ist durchaus sehenswert. Wir halten, kaufen uns ein Eis auf die Faust und verweilen, denn es ist fast sommerlich warm. Von Vitznau geht es dann hoch mit der Zahnradbahn auf die Rigi. Überwältigend! Die Rundumsicht ist großartig aber es scheint allmählich ein böses Wetter aufzuziehen. Wir können noch ein wenig fotografieren, sogar den blauen Enzian auf der Wiese, auch die sagenhaften Fernsichten wie aus dem Flugzeug, bis es sich plötzlich abkühlt und die Wolken nur so geflogen kommen. Rasant verändert sich alles, man sieht nur wenige Meter weit. Zum Glück kann man sich in der Bahnstation schützen bis die nächste Bahn kommt. So hat uns das schlechte Wetter wieder im Griff. So schnell! Kaum vorstellbar. Verrückt!

Am 29.Mai heißt es in neue Gefilde aufzubrechen. Wir verlassen Graubünden und fahren nach Leysin im Kanton Waadt, weit, weit oberhalb des Genfer Sees und der Stadt Montreux liegt unser Hotel. Wir müssen wieder über den Oberalppass fahren und wollen dann über den Furkapass, der noch höher befindlich ist, an unseren Zielort gelangen. Diesmal ist mir mulmig, denn es hat arg geschneit und wir sind mit unseren Sommerreifen nicht so gut bedient auf den Serpentinen. Wir haben aber Glück, die Straßen sind nicht vereist, nur nass. Die Passfahrt fordert alle Konzentration. Der zweite, höhere Pass, der Furkapass ist allerdings geschlossen, fast alle Pässe sind dicht. Wir müssen also den Weg über Luzern und Bern nehmen, worüber ich fast erleichtert bin, denn unten sind die Straßen ungefährlich aber es regnet ununterbrochen. Ist auch nicht schön. In Montreux, am Genfer See machen wir halt, um die Palmen, die Blumen und den See zu bewundern. Es regnet noch ein wenig aber wir haben schon wieder 12 Grad und bald kommt auch die Sonne. Hier wird nur französisch gesprochen und alles ist irgendwie anders als in Graubünden, also ganz anders, mal abgesehen vom Klima und dem Wetter, welches für uns überhaupt nicht mehr ausrechenbar ist. Wir trinken abseits der Promenade einen Kaffee und fahren gespannt weiter. Wir müssen ja wieder hoch in die Berge, unser Hotel in Leysin liegt noch 2oo Meter höher als das in Brigel. Es beginnt wieder heftig zu schneien je höher wir kommen. Man sieht eigentlich kaum etwas aber wir finden schließlich alles und sind froh, heil angekommen zu sein. Mir war zuweilen Angst und Bange, als ich die Abgründe an den Straßen sah.

Das Hotel ist größer und scheinbar auch älter, nicht alles ist so picobello saniert aber die Betten sind gut und wie sich später herausstellte, die Aussicht vom Balkon sensationell. Bernd verständigt sich mit dem Manager in englisch und wir sind soweit ganz zufrieden, zumal das Hotel auch nur wenige Gäste hat. Da werden wir es schön ruhig haben. Nach leichtem Akklimatisieren bekommen wir ein Dreigänge-Menü serviert. Man konnte es essen aber die Qualität des Essens in Brigel, mal abgesehen davon, dass wir dort ein Viergänge-Menü erhielten, mit Auswahloptionen, war eine gänzlich andere. Der Koch hier in Leysin hatte kaum eine Vorstellung vom Würzen oder Anrichten wie es schien. Später offerierte man uns zudem die merkwürdigsten Gerichte als Schweizer Spezialität aber dazu komme ich noch.

Bevor wir müde in den Schlaf der Gerechten fallen, müht sich Bernd noch ein wenig mit dem Fernseher ab, denn die deutschsprachigen Sender sind stumm. Schließlich erhalten wir ein Austauschgerät mit deutschen Sendern, die Untertitel tragen. Immerhin. Nach einem Suchlauf wird es besser, ein paar Schweinesender, wie RTL 2 und Ähnliches bieten ihre Programme in Bild und Ton an. Ich schlucke eine Aspirin, weil mir die Höhe irgendwie zu schaffen macht, mein Mann kurbelt immer noch an der Glotze und ich schreibe ein paar Stichpunkte auf für meine Reisebeschreibung.

Am nächsten Tag, dem 30. Mai, scheint die Welt untergegangen zu sein. Die Berge sind weg, die Tische auf der Sonnenterrasse sind dick verschneit. Der Föhn im viel zu kleinen Bad reicht nicht, um sich damit im Spiegel zu sehen, wobei der sowieso zu hoch angebracht ist, denn ich sehe kaum meine Nasenspitze und ich bin mit meinen 1,70 m wahrlich kein Zwerg. Das Bad ist ein Witz aber ich will nicht meckern, denn wir erhielten einen Adapter und nutzten fortan das eigene Gerät. Wir hatten insgesamt den Eindruck, dass die Hotelinhaber schwer zu kämpfen hatten, um die Vorsaison mit den wenigen Gästen zu überbrücken. Egal, wir bekamen ein gutes Frühstück und wanderten runter in den Ort zur Touristeninformation. Bernd wollte einen alten Eselweg hinunter nach Aigle gehen. Das Wetter ist inzwischen besser geworden, doch die nette Frau am I-Punkt meinte, der Weg wäre nicht freigegeben und sie würde dringend davon abraten, es dennoch zu versuchen. Bernd wollte nicht locker lassen und unbedingt eine Karte für diesen Weg erhalten. „Wir wohnen hier und wir würden d a s nicht wagen“, sagte gerade die Frau und ich nickte dankbar, ich würde es auch nicht mitmachen nach einer derartigen Warnung. Schließlich fahren wir mit der Zahnradbahn hinunter nach Aigle, einer kleinen Stadt im Weinanbaugebiet von Chablais. Wir zahlen nichts, weil der Automat nicht funktioniert. Unten ist es warm und angenehm zum Schlendern mit einem Eis in der Hand. Es ist absolut nichts los. Zu besichtigen gäbe es aber das Chateau d` Aigle, ein wunderschönes Schloss inmitten der Weinreben. In Aigle sind schon 22 Grad. Man glaubt es nicht. So setzen wir uns auf die Terrasse und genießen mit einem Glas Wein und einem Cappuccino den herrlichen Ausblick.

Später fahren wir mit der Zahnradbahn nach Leysin wieder hoch. Sie ist nun von zahlreichen Jugendlichen bevölkert, denn in Leysin gibt es internationale Schulen, vermutlich nicht für Arme. Teuer ist sowieso alles und zwar idiotisch. Man weiß das. Ich muss hier nicht shoppen...nur eine Kuhglocke hätte ich wirklich gerne.

Am nächsten Tag planen wir eigentlich eine große Bergtour mit der Bahn. Prachtvolle Panoramasichten werden angepriesen aber es regnet in Montreux, diesmal sind wir mit unserem Auto runter gefahren. Die Berge sieht man nicht, so kaufen wir am Bahnhof noch eine Schweizer Autokarte, falls unser Navi uns in einem Anflug von Irrsinn wieder die Nutzung einer Fähre empfiehlt und ich wünsche mir zudem noch einen Heidelbeermuffin, ohne auf den Preis zu achten. Danke! Es war das teuerste Muffin, welches ich je zwischen den Zähnen hatte. Im strömenden Regen fahren wir am Genfer See entlang nach Lausanne, um dort einmal nach dem Rechten zu sehen. Zunächst sind wir auf Parkplatzsuche und finden einen gastfreundlich geöffneten Schlagbaum, dahinter auch einen hübschen Parkplatz nahe des Zentrums der Stadt. Plötzlich senkt sich die Schranke und wir fragen uns besorgt, wie wir hier wieder raus kommen, zumal wir nun auch entdecken, dass wir auf dem Parkplatz der Feuerwehrangestellten stehen. Bernd verzieht keine Miene und wir gehen, mit den Regenschirmen ausgestattet, durch die quirlige große Stadt. Sie berührt uns wenig, die Läden sind wie überall auf der Welt, der Trubel auf den Straßen auch. Mich beschäftigt immerzu die Frage, wie wir den Parkplatz wohl verlassen werden. Bernd vertraut auf Glück und genauso kommt es. Wir steigen in unser Auto und plötzlich rast ein roter Geländewagen über den Parkplatz, die Schranke geht hoch und Bernd fährt flugs hinterher. Hinter uns sinkt langsam der Balken. Wir sind glücklich. Was einen doch alles so glücklich machen kann!

Nun sind wir unterwegs nach Genf. Dort hoffen wir die berühmte Fontäne zu erblicken und bald sehen wir sie auch ...im Regen. Immerhin. Wir wandern mit den Schirmen durch die noblen Straßen, an super teuren Geschäften und Hotels vorbei und kehren schließlich in ein schönes Restaurant ein, um zu verschnaufen, einen Kaffee zu trinken und dann bald wieder aufzubrechen, denn wir wollen den See umrunden. Dazu durchfahren wir natürlich auch Frankreich. Es regnet und regnet, die Sicht auf den See ist dadurch arg getrübt. Wir hoffen wenigstens auf ein gutes Essen im Hotel. Es gibt eine Forelle, an sich etwas sehr Feines. Sie wird in einer lila, süßlichen, dicken Soße serviert, ihre Haut ist labbrig, dazu gibt es Penne mit Gemüse und brauner Butter. Letzteres ist zu essen. Die Forelle ist außerdem innen roh. Danke. Als Vorsuppe wählen wir eine Bouillon, eine heiße Rindssuppe kann bei dem Wetter Gutes bewirken. Wir schauen verdutzt in eine gelbliche Plürre, die zwar heiß ist aber rein gar nichts enthält, kein Fitzelchen Petersilie oder Ähnliches. Es schauen mehr Augen hinein als heraus, würde meine Oma sagen. Irgendwie werden wir dennoch satt und wollen uns wirklich nicht weiter ärgern, doch dieser Tag war nicht nach unserem Geschmack. Wir hoffen auf den morgigen.

Wir schreiben den 1. Juni. Es regnet und ist neblig. Keine Sicht. Dennoch wollen wir einen Ausflug unternehmen und zwar nach Interlaken, um von dort auf die berühmten Berge Jungfrau, Mönch und Eiger zu schauen, doch auch sie sind nicht zu sehen, dafür umso mehr herum stürzende Touristen, die Japaner in der Überzahl. Verzweifelt schaut man in die Auslagen der teuren Läden und bevölkert dann die Andenkenläden, die u. a. Kuhglocken über Kuhglocken anbieten. Wir gehen mit den Regenschirmen ausgerüstet noch ein wenig an der Aare entlang, abseits der Touristenströme, sehen Angler und schöne Vorgärten, dann entschließen wir uns nach Grindelwald hochzufahren, um vielleicht doch die Eiger-Nordwand zu erblicken. Die Bergbäche sind sehr angeschwollen. An einer Stelle versuchen Männer einen Sturzbach, der die Straße unter Wasser setzen würde, umzuleiten. Bald können wir passieren. Wir fahren durchs Oberbernerland, im Jungfrauenrevier, erreichen ein Dorf namens Erlenbach und kommen doch wirklich an einem Kuhglockenladen vorbei. Es ist geöffnet. Das Geschäft ist so wie ich es mir ausgemalt hatte. Wir stehen in einer alten Werkstatt, in der es von Glocken nur so wimmelte: alle Größen, alle Preise. Handgemacht und ohne jeglichen Werbemist. Eine alte, dicke Frau im langen warmen Kleid erscheint schließlich und verkauft uns unsere Kuhglocke. Es ist nur eine kleinere. Die großen Jonnys kosten 250 Franken und mehr. Nun werde ich Zuhause damit läuten, wenn das Essen fertig ist. Bernd verdreht die Augen.

In Grindelwald regnet es auch, die Berge sind nicht zu sehen. Pech! Wir laufen herum, sehen nur Nebel, spüren den Regen und kehren schließlich ein, um Kaffee zu trinken. Frische Erdbeertörtchen werden versprochen. Es sind die besten der Welt, finden wir und loben den Gastwirt. Auf dem Tisch steht eine Menagerie mit Knorr-Gewürzsalz! Geschmacksverstärker, Glutamat ist eigentlich verpönt und nicht gerade gesund. Unsere Wirtin in Graubünden stellte es zum gekochten Ei auch auf den Tisch. Komisch! Wir grinsen und wollen es aber gnädig durchgehen lassen. Dann geht’s wieder zurück nach Leysin. Wir hoffen, dass die Biker nicht mehr im Hotel sind.

Am Abend zuvor waren nämlich etliche schwere Motorräder gelandet, deren belgische Fahrer das Hotel in Unruhe versetzten, auch uns. In der Nacht war ein mehrmaliges dumpfes und lautes Rumsen zu vernehmen, auch Stimmengewirr drang aus unserem Nachbarzimmer zu uns. Bernd beschwerte sich beim Manager, der sein Bestes gab, wenn auch zunächst ohne Erfolg. Der Krach ging weiter. Bernd sah nun, was da passierte. Der Mann schmiss die Zimmertür immer wieder zu, öffnete sie und knallte sie wieder ran, offensichtlich in höchster Wut. Mein sehr verärgerter Mann zog sich also wieder an und fuhr runter zum Manager, der nun mit hoch kam auf unsere Etage, um zu sehen, was hier los war. Er schaffte es, den Mann zu beruhigen aber am Morgen um sieben Uhr ging es weiter. Die Türen krachten nur so. Wir sind aufgestanden, früher als sonst und frühstückten in der Hoffnung, dass die Biker nur eine Nacht verweilten.

Am nächsten Tag schien das Wetter besser zu sein. Wir wollten wieder nach Montreux fahren, um vielleicht doch die geplante Bahnfahrt in die Berge zu wagen. Am See ist es wirklich schön, es ist warm, die Sonne scheint aber die Berge sind im Nebel. Man würde oben keine Aussichten genießen können. So ergehen wir uns unter Palmen, inmitten vieler Blüten am Genfer See, trinken Kaffee bei 20 Grad, schauen uns die Leute an und beobachten gespannt wie eine Band, auf einer Bühne am See, ihre Instrumente platziert. Uns würde ein Konzert mit Riverman Blues erwarten. In Montreux, der Stadt des Jazz, ein Blues-Konzert! Ich freue mich darauf. Leider war das Ganze technisch nicht so gut, auch wenn die Sänger und Musiker alles gaben, der Techniker hat es versaut. Die Künstler schienen verärgert und brachen ab, um irgendetwas neu und besser einstellen zu lassen. Wir hatten keine Geduld mehr und brachen auf, um einem sehr schönen Wasserschloss, dem Chateau de Chillon einen Besuch abzustatten. Wir staunen über die zahlreichen Besucher und wieder sind es hauptsächlich Japaner. Interessant und sehenswert war das Schloss ohne Frage aber ich bin immer froh, wenn ich aus den finsteren Gewölben wieder raus kann. Schlösser sind nicht unbedingt mein Fall. Wir sitzen draußen noch ein wenig am See in der Sonne, essen eine Waffel und beobachten wie die Menschen für die Fotografie posieren. Schließlich fahren wir los, um in unserem Hotel uns mit einem landestypischen Abendessen überraschen zu lassen.

Der Kellner offeriert etwas ganz Feines, etwas absolut Typisches, er betitelte es französisch und wir wussten nicht im Entferntesten, was es sein könnte. Tripple verstanden wir, ohne zu wissen, was sich dahinter verbarg. Er malte etwas Verschlungenes auf und zeigte auf seinen Bauch.... Därme mit Tomaten und einer Kartoffel, er lachte. Wir waren skeptisch. Schließlich brachte er etwas Überbackenes, Heißes. Die große, harte Kartoffel war zu erkennen, die Tomatenstückchen waren ebenfalls leicht zu definieren aber der Rest? Weißlich, weich, wie Spätzle ausschauend, nach nichts schmeckend. Ich habe ein paar Dinger gegessen und setzte zur Sicherheit etwas später meine Brille auf zwecks näherer Untersuchung: es waren in der Tat kleine Darmfetzen oder auch Pansenstückchen, die typische Struktur war zu erkennen. Mein Appetit war gebremst, Bernds auch. Zum Dessert aßen wir eine Zitronentarte, die ich ganz gut fand, mein Mann mag nichts Saures.

 

 

 

 

 

 

Am 3. Juni ist das Wetter großartig. Wir haben traumhafte Sichten auf die Bergwelt. Somit wollen wir nach Zermatt fahren, um das Matterhorn zu sehen. Es ist 150 Kilometer entfernt aber das Wahrzeichen der Schweiz muss man gesehen haben. Einen Viertausender aus nächster Nähe, welch ein Anblick! Ich fotografiere schon aus dem Auto alle Berge, die sich so prachtvoll zeigen, nebenbei hören wir im Radio wie schrecklich es in den Hochwassergebieten in Deutschland zugeht. Wir wissen um so mehr zu schätzen, wie gut wir es doch haben. Zermatt liegt ca. 1600 Meter hoch, eigentlich soll man von Täsch mit der Bahn hochfahren aber in der Vorsaison wagt sich Bernd doch auf die Serpentinen. Ich äußere Bedenken, zumal ich ein Schild sehe, welches darauf hinweist, dass man nur mit dem Auto hoch fahren darf, wenn man eine Sondergenehmigung der Kantonsbehörde besitzt. Die Straße ist nur einspurig und nicht gerade in einem guten Zustand. Mit dem entgegenkommenden Verkehr muss man sich einigen, wer zuerst fährt. Zum Glück gibt es kaum Verkehr, aber Baustellen. Wir gelangen unbeschadet an unser Ziel und fahren am Ortseingang in eine offene Garage, werden allerdings sofort von einem Mann barsch angesprochen, ob wir eine Sondergenehmigung hätten. Nein, wir haben keine und fahren also wieder ins Freie in Richtung Stadt. Böse schauen uns die Menschen an, wir drehen sofort um und fahren in eine Tiefgarage vor dem Ort, Platz ist genug, keiner schimpft mit uns. Zermatt ist autofrei. Nur die Elektrotaxis surren umher. Wir sehen schon das Matterhorn und gehen ein wenig auf und ab bis unser Zug uns hoch fährt. Wir fahren mit der Gornergrat-Bahn auf 3100 Meter und werden für jegliches schlechte Wetter entschädigt. Die Berge zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Der strahlend tiefblaue Himmel, die Sonne, ein paar weiße Wolken, der hohe Schnee alles löst Begeisterung in uns aus. Wir fotografieren als wenn es kein Morgen mehr gäbe. Oben angekommen ist kein Wind, wir haben immer noch 17 Grad und können nach dem Rundgang auf der Hotelterrasse noch gemütlich mit allerbestem Panorama ein Getränk genießen. Wir beobachten die frechen Alpendohlen, die auch in der Höhe von den Touristen gefüttert werden wollen. Bernd geht noch ein wenig höher auf eine Aussichtsplattform, ein steiler und schneeglatter Weg führt nach oben. Ich bleibe unten, sehe auch alles und amüsiere mich über die Leute, die den Weg auf dem Hosenboden rutschend wieder hinab kommen. Bernd natürlich nicht! Er kann aufrecht und ohne Probleme den glatten Weg meistern. Ich wäre bestimmt lang hingeschlagen. Das konnte ich mir ersparen. Der Spott ist mir egal.

 

 

Auf der Rücktour bekommen die Fahrgäste noch einen Ohnmachtsanfall als sie ein fettes Murmeltier erblicken, welches auf dem hohen Schnee ein Sonnenbad zu nehmen scheint. Die Fotoapparate klicken, mein Ding und auch ich sind zu langsam, um es zu erwischen. Dafür nimmt Bernd eine Gämse auf, die weiter unten unter einem Baum hockt, keiner hat sie sonst entdeckt.

Wir fahren schwer beeindruckt wieder runter und zurück zum Hotel, wo indes 20 britische Biker eingefallen sind. Sie sind ruhiger und stören niemanden.

Nun passiert Folgendes. Der letzte Tag ist angebrochen, doch wir sind uns dieser Tatsache nicht bewusst. Das Wetter ist super und wir wollen mit einem schönen Dampfer auf dem Genfer See eine kleine Fahrt unternehmen. Vorher fahren wir noch einmal hoch in die Berge, um den See von oben zu bewundern, doch alles ist über 1000 Meter verhangen, den See sieht man nicht und es sind nur noch 7 Grad. Unten ist alles viel schöner, so steigen wir auf den Dampfer und fahren zwei Stunden von Anlegestelle zu Anlegestelle, sitzen sogar erster Klasse vorne im Freien und relaxen in der Sonne. Montreux und auch das Schloss von Chillon nehmen sich vom Wasser her auch außerordentlich schön aus. Wir kehren danach an der Promenade noch bei einem Italiener ein und freuen uns unseres Lebens.

In Leysin wieder angekommen fragt uns der Manager wann wir denn eigentlich abreisen und ob wir am Abend etwas essen wollten. Siedend heiß wird uns bewusst, dass wir eigentlich schon weg sein müssten und zwar bereits nach dem Frühstück. Gelächter. Aber es gibt kein Problem. Alles ist gut, auch die Konditionen für die zusätzliche Übernachtung, wenn auch das Abendessen wieder gewöhnungsbedürftig erscheint. Es gibt eine Stulle Brot mit Käse überbacken, eine Vorspeise und ein Dessert natürlich auch. Inzwischen hatten wir alles, was so im Angebot war, schon gekostet. Wir essen das Brot mit dem Käse und werden auch satt. Für ein Hotel ein seltsames Hauptgericht, welches als Schweizer Spezialität angepriesen wird. Na gut.

Damit geht trotz aller Kapriolen eine sehr schöne, erlebnisreiche Reise seinem Ende entgegen. Wir fahren zurück nach Wiesbaden, wieder durch zahlreiche Baustellen aber ohne nennenswerte Staus und sind sehr froh auch wieder Zuhause zu sein, wo nichts Schlimmes passiert ist. Alle Blumen haben unser Fernsein gut überstanden und der Garten zeigte sich üppig, nach Beschneidungen schreiend, auch der Rasen sah gut aus. Es hatte ja offensichtlich ausreichend geregnet.

 

 

 

 

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Publication Date: 06-14-2013

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