Über die Beachtung
Moni schaut sich um und sieht Menschen, die ganz ungeniert offensichtlich nach Beachtung lechzen, denn sie versehen sich mit einem äußerst schrillen Aussehen oder drängeln sich ganz nach vorne, sprechen laut, viel zu laut und beobachten dabei ungeniert die Umgebung, ob sie auch wahrgenommen werden.
Kurz, das ist das Wichtigste, man möchte um jeden Preis wahrgenommen werden. Für dieses Ziel werden Strategien entwickelt. Natürlich fragt sich Moni auch, warum das alles, warum wollen die Menschen wahrgenommen werden und in welcher Form sollte dieses geschehen?
Moni möchte nicht verallgemeinern, denn es gibt hier die unterschiedlichsten Beweggründe, je nachdem auf welcher Plattform man sich bewegt.
Der Beachtungswunsch kann existenzielle Hintergründe haben. Das weiß jeder. Ein Unternehmen, was verkaufen möchte, benötigt Beachtung, ansonsten geht es pleite. Eine Partei begehrt gewählt zu werden, sie will regieren und damit Macht ausüben, egal in welche Richtung, sie muss um Beachtung buhlen. Es geht um alles, jeder Preis wird dafür gezahlt. Auch der Pfarrer in der Kirche predigt und fordert so allerlei ein. Ob das alles Sinn macht oder nicht, steht auf einem anderen Blatt, gesehen und gehört zu werden, ist die halbe Miete.
Männer und Frauen haben lange Zeiten nichts anderes im Sinn, als Beachtung zu finden, Tiere auch, selbst Pflanzen. Fänden sie diese nicht, wären wir längst ausgestorben.
Jeder Künstler trachtet danach, wahrgenommen zu werden, auch wenn manches Werk nur für den Schaffenden allein entsteht, für seine persönliche Freude und sein Fortkommen aber wenn sein Werk gesehen wird, dann scheint genau das die Krönung des Schaffens zu sein.
So ist das auch hier und in jedem Netzwerk, im Internet überhaupt, man möchte von möglichst vielen Leuten mit Wahrnehmungsbekundungen bedacht werden. Unsere Botschaften sollen ankommen. Das befriedigt, es motiviert zu mehr.
So und nun kommt Moni an einen etwas gefährlichen Punkt.
Wann ist es genug?
Wann kippt die Chose?
Wann wird der Beachtungswunsch zur Neurose?
Sie hat bemerkt, dass die Sache leider viel zu oft ausartet und krank anmutet. Natürlich sind das individuelle Einschätzungen, jeder mag engere oder weitere Grenzen sehen aber wenn andere, gutmütige, hilfsbereite Menschen in Beschlag genom-
men werden, eingespannt werden, um noch mehr eigene Beachtung zu erhaschen, dann scheint für Moni der Punkt gekommen, um zu sagen, jetzt reicht es.
Auf der Freizeitebene, zum Beispiel hier bei BookRix, ist doch jeder seines Glückes Schmied, hat die gleichen Chancen, wahrgenommen zu werden, jeder schreibe für sich und agiere bitteschön nicht menschenvereinnehmend, das meint Moni.
Das Ziel der Beachtung ist doch, dann und wann gelesen zu werden und einen Kommentar zu erhalten. Gemeinsam mit anderen Menschen Themen zu diskutieren, Spaß zu haben, sich inspirieren zu lassen. Hier sieht Moni keinen Spielraum für Verzweiflungen und Ängste. Selbst wenn man das Gefühl hat, nicht bemerkt zu werden, dann ist das lange kein Beinbruch oder ein Grund zum Jammern. Man setzt sich einfach hin und schreibt etwas Besseres oder kommentiert etwas tiefgründiger, also achtet auf mehr Qualität.
Und noch etwas: Dem Aufenthalt in einem Forum wie BookRix sollte nicht mehr Bedeutung beigemessen werden als es verdient. Es ist doch nur eine Nebensache, wenn auch eine unterhaltsame manchmal. Psychologische Probleme würde Moni hier nicht heilen lassen wollen.
Der Knackpunkt scheint, kann man den krankhaften Beachtungs-
drang als einen solchen selber erkennen?
Jeder fasse sich also an seine Nase und versuche sich in Selbsterkenntnis. Moni schließt sich natürlich mit ein.
Warum schreibt sie das alles eigentlich auf, fragt sie sich nun besorgt. Will sie etwa auch nur Beachtung finden? Das ist ja widerlich! Na,...ein bisschen schon...ein paar Nasen werden schon lesen, was sie wieder so denkt, hofft sie. Vielleicht ist jemand darunter, der ihr einmal gehörig die Leviten liest, denkt sie noch?
Spaß muss sein....muss nicht immer ... aber Stress wegen Nichtbeachtung ist wahrlich unnötig, findet Moni.
Publication Date: 01-16-2013
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Liebe Leser bleibt gesund!