Ein Tag zu Hause
Kürzlich verbrachte ich einen Tag bei mir zu Hause.
Das Wetter war für einen Märztag sehr wechselhaft.
Einmal schien die Sonne, dann zogen dicke Schneewolken
auf, und ließen ihren Inhalt herunterflattern.
Dieser Wettermix hielt den ganzen Tag an. So beschloss
ich einen ruhigen Tag mit lesen, gutem Essen und
Fernsehen, in meinen vier Wänden zu verbringen.
Dies ging auch bis zum frühen Nachmittag ganz gut.
Sogar ein kleines Nickerchen war mir vergönnt.
Plötzlich klingelte es an der Wohnungstür.Ich öffnete,
und sah zwei junge Männer. Der eine fing dann gleich zu
reden an: >>bitte nicht erschrecken, es ist nichts
schlimmes. Wir sind unterwegs um Jugendlichen zu helfen,
darum haben wir die Genehmigung vom Landratsamt um
Zeitschriften zu verkaufen. Hätten sie Interesse<<.
Da habe ich aber seit längerer Zeit eine gute Antwort
parat. >>Nein habe ich nicht. Ich arbeite in einer
Bibliothek und kann alle Zeitungen und Illustrierten
kostenlos lesen. Deshalb abonniere ich nichts<<.
Da fiel denen aber nichts mehr ein, da diese Antwort
einfach genial ist. So mussten sie sich einen anderen
suchen der Ihnen etwas abnahm.
Ungefähr 90 Minuten später klingelte es wieder an
meiner Tür. Diesmal sah ich aber durch den Spion.
Ich sah eine Frau mit langen gewellten Haaren,
ungefähr in meinem Alter, das heißt so um die
50zig, und die war auch sehr elegant angezogen und
hübsch. Die Neugier siegte, und ich öffnete die Türe.
>>Grüß Gott Herr Müller ich bin unterwegs um Menschen
zu einer kostenlosen Bibelstunde einzuladen. Sind Sie
ein wenig gläubig<<. In meinem Hirn breitete sich die
Alarmstufe rot aus. Eine Zeugin Jehova, ein Mensch der
eine Stunde über Glauben sprechen kann ohne einmal Luft
zu holen. Wie komme ich aus dieser Sache wieder raus.
Ich probierte es mit Ehrlichkeit. >>Nein, ich bin nicht
gläubig und an einer Bibelstunde bin ich auch nicht
interessiert<<. Die gute Frau gab aber noch nicht auf.
>>Das ist aber Schade, da Sie zu dieser Bibelstunde
nicht einmal aus ihrer Wohnung gehen müssten. Ich käme
dann mit jemanden zu ihnen, und wir würden das in
ihrer Wohnung machen<<. Scheinbar verkrampften sich
nun meine Gesichtszüge. Ich verspürte so eine innere
Frustration aufsteigen. Ich wiederholte nun etwas
eindringlicher, dass ich kein Interesse hätte, und
wirklich nicht gläubig bin. >>Das ist aber Schade,
dass so viele Menschen ihren Glauben verlieren. Nur
Gott kann uns wieder auf den richtigen Weg bringen,
und wird die Ungläubigen bestrafen.Meine Nerven waren
bereits besraft! Kann ich Ihnen wenigstens etwas zum
Lesen hier lassen<<. Meine nun schon nicht mehr so
freundliche Antwort. >>Nein, dass lese ich sowieso
nicht, behalten Sie's<<. Endlich verabschiedete sich
die heilige Frau und klingelte bei meinen Nachbarn.
Es wohnen noch vier Parteien in meinem Stockwerk.
Scheinbar haben die Nachbarn dieses Gespräch
belauscht, so dass niemand die Türe öffnete.
Ich habe mir vorgenommen die Türe auch nicht mehr zu
öffnen. Hoffentlich hält sich meine Neugierde auch
daran?
Eine Stunde später fing dann mein Nachbar an,
seine Wohnung zu renovieren. Diese renoviert er
seit Jahren, und dies tagtäglich! Er renoviert
aber nie lange. Am Tag ungefähr ein bis zwei Stunden.
Aber in dieser Zeit wird gebohrt, gehämmert, geschliffen
und gesägt was die Maschinen und der Körper eben so
hergeben. Nun war es wieder so weit. Ich war gerade am
telefonieren, musste das Gespräch aber beenden, weil ich
vor lauter Krach nichts mehr verstand. So verließ ich
kurz vor einem Nervenzusammenbruch fluchtartig meine
Wohnung, um woanders meine ersehnte Ruhe zu
finden. Ein Tag zu Hause kann schrecklich sein!
Publication Date: 08-21-2012
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