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Leseprobe

DARK AGES

KRIEGERIN DER FEEN

KATHRIN LICHTERS

INHALT

Widmung

Prolog

1. Wenige Monate später …

2. Einsamkeit

3. Der König kehrt zurück

4. Irrlichter oder die irren Lichter

5. Merlin

6. Magie

7. Nach Hause

8. Fluchtversuche

9. Marge

10. Gift?

11. Das Herz will, was es will

12. Visionen vom Tod

13. Die Zeit der Dämmerung

14. Begegnung mit Megan

15. Kians Entdeckungen

16. Überraschung

17. Unerwarteter Besuch

18. Familienzusammenkunft

19. Vom Schmetterling zur Raupe - Entlarvung

20. Aufbruch ins Ungewisse

21. Der finale Zug

22. Das Ende

23. Kian

24. Eine echte Mutter

25. Vaterqualitäten

26. Die große Schlacht

27. Dem Schicksal ein Schnippchen schlagen

Epilog

Nachwort

Danksagung

Über die Autorin

Bücher von Kathrin Lichters

Für Lily,

meine liebste und stärkste Protagonistin überhaupt. Ein Wesen, das an die Macht der wahren Liebe und die Menschen glaubt. Du wirst mir fehlen.

PROLOG

Der kalte Wind blies durch ihr Haar, umwehte ihre Wangen und senkte die Temperatur ihres ohnehin ausgekühlten Körpers weiter herunter. Mit jedem Atemzug bekam sie weniger Sauerstoff, als säße jemand auf ihrem Brustkorb und hindere sie am Atmen. Nichts dergleichen geschah jedoch – es waren ihre Verletzungen, die ihr die Luft raubten.

Es musste sie schlimm erwischt haben, denn die klebrige, warme Flüssigkeit, in der sie lag, breitete sich aus. Auch ohne die Menge Blut hätte sie längst gewusst, dass dies das Ende war. Ihr Herz versuchte mit der letzten Anstrengung mühselig, das verbliebene Blut durch ihre Adern zu pumpen. Es würde allerdings nirgendwo rechtzeitig ankommen. Sie spürte keinen Schmerz, nur unendliches Bedauern, nicht mehr in seine Augen blicken zu dürfen. Nur ein allerletztes Mal.

Eine tiefe Traurigkeit erfüllte sie, mit der sie nicht gerechnet hatte. Im vergangenen Jahr hatte sie daran gezweifelt, dieses Dasein fristen zu wollen. Jetzt wusste sie es. Sie hatte leben wollen. Sie hatte für eine Zukunft mit Rian gekämpft. Nur das hatte ihr die Kraft gegeben, weiterzumachen. Trotz allem oder gerade wegen all dem, was geschehen war. Sie dachte an ihren Vater, nach dem sie sich so sehr gesehnt hatte. Nun war es so weit. Er wartete auf sie und sie würde ihn endlich in die Arme schließen.

Sie holte ein letztes Mal rasselnd Luft und bäumte sich im Kampf gegen den Tod auf. Ihre blutgetränkte Hand mit dem wunderschönen Ring, den sie nur so kurz hatte tragen dürfen, sank kraftlos auf die Erde, und ihre Lider schlossen sich für immer.

Tiefblaue Augen öffneten sich.

WENIGE MONATE SPÄTER …

„Love you until I’m with you …“

Die Menschen, die um ihn herumstanden und ihn anstarrten, waren ein ausgesprochen überraschendes Publikum. Es war der erste Tag, an dem tatsächlich Gage zusammengekommen war. Er würde womöglich genug Geld haben, um endlich wieder in einem Hostel zu schlafen und vielleicht sogar seinen Magen mit mehr als einer winzigen Chips-Tüte und einer Dose Limo zu füllen. Ein älterer Mann warf ein paar Pfund in den Gitarrenkoffer, der vor ihm stand. Eine jüngere Frau hatte gleich einige Scheine hineingeworfen. Nachdem er seine Session beendet hatte, gab es Beifall, und die Menschenansammlung um ihn herum löste sich auf. Er stellte die Gitarre ab und pustete sich in die frostigen Hände, um sie zu wärmen. Seine an den Fingerknöcheln abgeschnittenen Handschuhe, die Mütze und der Schal schützten ihn nur wenig vor den eisigen Temperaturen in London. Der Wind pfiff durch seine abgetragene Kleidung, und er sehnte sich nach einem heißen Tee. Ein Blick in den Koffer ließ ihn erleichtert aufatmen. Für heute wäre sogar ein Festmahl drin. Er hockte sich hin und wandte sich der Gitarre zu, die er in den Koffer hineinlegte. Noch während er das tat, hielt er abrupt inne.

Er konnte die Gefahr nicht sehen oder hören, doch sein Instinkt warnte ihn. Jedes Nackenhaar stellte sich auf, und seine Hand glitt in alter Angewohnheit an seine Hüfte, an der sich üblicherweise ein Schwert befunden hatte. Jetzt fasste er allerdings ins Leere. Das Gewicht eines Klappmessers wog schwer in seiner Jackentasche, und ein Lächeln schlich sich auf sein müdes Gesicht, das seine Augen nicht erreichte. Man hatte sich einst erzählt, dass er mit einem Buttermesser eine ganze Armee schachmatt setzen konnte. Das schien eine Ewigkeit her zu sein.

Geschmeidig wie ein Panther schulterte er Gitarrenkoffer und Reisesack und machte sich auf den Weg. Aus den Augenwinkeln nahm er eine in Schwarz gekleidete Gestalt wahr, die ihm in einigem Abstand folgte. Ohne sich auf seinem Weg ein einziges Mal umzudrehen, behielt er die Person genau im Auge: im Rückspiegel eines geparkten Autos, einer riesigen Sonnenbrille einer High Society Lady oder einem Schaufenster. Das war jahrelange Angewohnheit, so etwas verlernte man nicht in wenigen Wochen. Er bezweifelte, dass man das jemals vergaß.

Er wog seine Chancen ab. Sollte er in die nächste U-Bahn einsteigen und verschwinden, oder konnte er seinen Verfolger in eine dunkle Gasse locken und überwältigen? Um keinen Preis der Welt wollte er Aufmerksamkeit auf seine Person lenken. Deswegen setzte er sich in die U-Bahn.

Es hatte ihn eine Ewigkeit gekostet, sich vor seinen eigenen Leuten in Luft aufzulösen. Es war ein Risiko gewesen, nach London zurückzukehren. Er hatte sich lange gegen dieses innere Drängen gewehrt, aber die Anziehung zu dem Ort, an dem alles begonnen hatte, war übermächtig gewesen.

Zweimal stieg er um und schüttelte seine Verfolger überraschenderweise ab. Nun konnte er sich in das abgelegene Hostel zurückziehen und ausspannen. Würde es ihm diesmal gelingen? Sobald er nicht unter Menschen war, kamen all die Gedanken zu ihm durch, die er so dringend ausblenden musste. Er betrat eine stillgelegte Gasse und suchte den Eingang des Hostels, in dem er bereits vor ein paar Tagen übernachtet hatte. Eine Person trat ihm entgegen, die die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, und er hielt inne. Er wandte sich um und wollte entkommen, doch der ursprüngliche Verfolger versperrte ihm den einzigen Fluchtweg. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er war nicht verfolgt, sondern getrieben worden. Resigniert ließ er das Gepäck zu Boden sinken und zückte sein Messer. Die Gestalten kamen näher, und er wartete darauf, dass sie angriffen. Die Eröffnung eines Kampfes blieb aus. Stattdessen trat sein Jäger auf ihn zu, und er glaubte plötzlich sehr genau zu wissen, wer dieser Typ war. Er schloss gequält die Augen und spürte von hinten eine Hand auf seiner Schulter. Diese Geste hätte er wahrscheinlich noch erkannt, wenn er bereits tot gewesen wäre.

„Es wird Zeit, Rian“, sagte eine altbekannte Stimme, der er den größten Teil seines Daseins sein Leben anvertraut hatte.

Nach all den Lügen fragte er sich, was er James Mac Calaghan überhaupt glauben konnte. Augenblicklich war Wut das vorrangigste Gefühl, das er empfand. Sein Gegenüber schlug die Kapuze zurück, und die Wut wurde sofort vom Anblick seines besten Freundes und Vertrauten gemildert. Kay stand vor ihm und sah ihn auf eine Weise an, die Rian nach all den Jahren des gegenseitigen Studierens nicht deuten konnte. Plötzlich war sein Herz in heller Aufregung, und er stellte offenbar allein mit dem Ausdruck auf seinem Gesicht die eine Frage, die er unfähig war auszusprechen. Waren sie gekommen, um ihm zu sagen, dass Megan sie schlussendlich getötet hatte?

„Soweit wir wissen, ist sie am Leben“, beantwortete Kay wie selbstverständlich als hätte er seine Gedanken gelesen.

Rians heftiges Herzschlagen beruhigte sich, zumindest ein wenig. „Soweit ihr wisst?“, echote er ungläubig. Der Ton in seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran, was er in Wahrheit davon hielt.

„Es ist nicht so einfach, ihre Fährte aufzunehmen und gleichzeitig dich im Auge zu behalten.“ Kay zuckte scheinbar gleichgültig mit den Achseln, und Rians Wut kehrte lodernd zurück.

„Also habt ihr es aufgegeben? So leicht? Nach allem, was wir für ihre Sicherheit auf uns genommen haben, ist es egal, was mit ihr geschieht?“ Rian erwartete keine Antwort. Er strich sich überfordert übers Gesicht.

„Und du? Hast du es aufgegeben, sie zu finden?“ Kay verschränkte die Arme vor der Brust. Noch bevor der Satz ausgesprochen war, stürzte sich Rian auf ihn. Er schleuderte Kay mit aller Kraft gegen die nächste Mauer.

„Ich habe meine Gründe, wie du sehr genau weißt.“

„Ich weiß nichts davon, denn du bist ebenfalls in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwunden und hast alle im Stich gelassen.“ Augenblicklich hatte Kay den Spieß umgedreht. Höchstwahrscheinlich hatte er im Gegensatz zu ihm täglich trainiert. Rian fiel mit Wucht auf den Hintern und schlug sich den Kopf an einem der Mülleimer an. Der Schmerz war nichts im Vergleich dazu, was sein Innerstes aushalten musste.

„Du hast dein Volk, nein, warte, deine beiden Völker zurückgelassen, deine Freunde, deine Gefährten und alle, die dich schätzen und … lieben. Obwohl du wusstest, wie aussichtslos unser Kampf ohne dich, den Thronfolger der Elfen und Herrscher über des Grünen Zirkels, sein würde. Wie konntest du so etwas tun? Mein Freund, mein Blutsbruder, hätte so was nie getan. Er wäre dort an meiner Seite und würde mit mir kämpfen.“

Rian senkte den Blick, während James Kay ermahnte. „Denk an unseren Kodex, Kay.“

„Der gilt für mich nicht. Nicht bei ihm, bei meinem Bruder, dem einzigen Wesen, dem ich mein Leben anvertrauen würde. Denn das bist du, egal welch königliches Blut in deinen Adern fließt oder wie weit du davon läufst, dich betrinkst und vor deiner wahren Bestimmung flüchtest. Du wirst immer mein Gefährte sein, und ich werde, wenn es sein muss, bis zum Ende unseres Lebens dein Schatten sein.“ Damit ließ er von ihm ab und ging ein paar Schritte, um seinen Ärger zu vertreiben.

Rian stieß die angestaute Luft aus und vermied es, James anzusehen. „Wie lange verfolgt ihr mich schon?“

„Wir haben dich nie aus den Augen gelassen“, antwortete James ruhig. „Oder glaubst du, der Thronfolger zweier Völker marschiert unbewacht durch die Menschenwelt?“

Bei seinen Worten lachte Rian höhnisch. „Warum habt ihr mich dann nicht viel eher abgefangen?“

„Weil wir dachten, dass du Zeit brauchst, um zur Besinnung zu kommen“, knurrte Kay. „Stattdessen singst du Liebesschnulzen auf offener Straße und pennst in den heruntergekommensten Buden.“ Er schüttelte den Kopf, und Rians Bestürzung über Kays klar gezeigte Ablehnung erreichte sein Limit.

„Na spuck es schon aus, was für eine riesige Enttäuschung ich für euch bin!“

Mit drohenden Schritten gingen sie aufeinander zu und blieben Nase an Nase voreinander stehen.

„Du willst es hören, ja?“, rief Kay.

Gehetzt sah Rian von einem zum anderen. „Ich wurde gelinkt und zu etwas gemacht, was ich keinesfalls bin, was ich nie hätte sein sollen. Was hättest du denn getan?“

„Ich hätte meinen besten Freund angeschrien, warum er mein Mädchen nicht aufgehalten hat, als sie ihre Flucht geplant hat, und ihm vielleicht eine verpasst.“

„Das ging nur leider nicht, weil du schon aussahst wie Klitschkos Boxsack und gerade so mit dem Leben davon gekommen warst“, schrie Rian zurück. „Und alte Männer schlage ich aus Prinzip nicht“, fügte er an James gewandt hinzu, der ihn nur ausdruckslos ansah.

Kay schüttelte den Kopf und lief aufgeregt hin und her, wie es sonst nur James tat.

„Wir wollen doch nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns ziehen, oder Jungs?“, versuchte James, sie zu beruhigen.

„Meinetwegen bin ich ruhiger, aber ich werde ihm sagen, was er hören muss, ob König oder nicht. Du bist der größte Waschlappen, den das Sagenland je gesehen hat. Wie kannst du nur bei der ersten Gelegenheit, wo es schwierig wird, abhauen und alle im Stich lassen? Du, der immer davon gesprochen hat, dass er endgültig Frieden schaffen will und sogar bereit ist, dafür zu sterben. Jetzt hast du eine Chance! Eine reale und echte Möglichkeit, deinen Platz als Thronfolger einzunehmen.“

„Ich will kein verdammter König sein!“, rief Rian verzweifelt.

„Tja, schade, denn es ist nun mal dein Geburtsrecht, und endlich weißt du, wie Lily sich die ganze Zeit gefühlt hat. Obwohl Kian es nie gewusst hat, hat er von seinen Waisenkindern dich ausgesucht, um ihm alles beizubringen, was ein König wissen muss. Kian hat in dir einen Herrscher gesehen und hat an dich geglaubt, bevor es jemand anderes bemerkt hat. Willst du ihn, dem einzigen Mann, der einem Vater für dich am nächsten kam, derart tief enttäuschen? Er wollte nie, dass seine Tochter den Elfenthronfolger heiratet. Er hat dich zum Anführer des Zirkels gemacht, zu ihrem Beschützer, damit sie den Mann heiraten kann, den sie liebt. Und wo bist du? Du lässt Lily da draußen allein gegen die dunkle Fee antreten, in dem Wissen, dass sie jede Sekunde ihr Leben lassen könnte, nur um deines zu retten!“

„Sie rettet mich?“, wiederholte Rian perplex. „Und was ist mit den Wochen, in denen ich sie wie ein Besessener gesucht habe? Was glaubst du, was ich hier tue?“

„Sie ist nicht auf der Erde“, entgegnete Kay überzeugt.

„Woher willst du das wissen? Dies ist die Stadt, in der sie jahrelang gelebt hat. Ihre Mutter ist hier.“

Kay schüttelte den Kopf. „Sie hat diesen Ort gehasst und würde das Sagenland niemals verlassen. Das solltest du besser wissen als jeder andere.“

„Aber wo ist sie dann?“, wisperte Rian verzweifelt und strich durch sein Haar.

„Sie ist da draußen und kämpft für uns.“ Mit den Worten schlug Kay seine Kapuze hoch und verließ die Gasse im Eilschritt.

James trat in Rians Blickfeld und bewirkte so, dass er ihn ansehen musste. „Es ist Zeit, nach Hause zurückzukehren, Rian. Ich weiß, du leidest, und ich habe dir eine Verantwortung aufgebürdet, um die du nie gebeten hast. Aber du wirst gebraucht. In einem muss ich Kay zustimmen …“

James sanfte Stimme ließ ihn einknicken. „Nur in einem? …“

„Sie ist irgendwo da draußen und braucht dich.“ James seufzte und hielt ihm eine Hand entgegen, die er geflissentlich ignorierte und von selbst auf die Beine kam.

„Es ist nie fair, Rian. Als wir Lily aus ihrem Leben gerissen haben, damit sie ihre Bestimmung erfüllt, den Elfenthronfolger zu heiraten, war das ungerecht. Es war unfair, dass sie ohne Vater aufgewachsen ist, oder dass Kian so früh sterben musste. Das Leben ist nicht gerecht. Es verteilt nur wenige Karten an uns und kaum Möglichkeiten, etwas zu schaffen. Aber du und Lily bringt Hoffnung für eine echte Chance auf Frieden im Sagenland. Es rettet nicht nur unsere Welt vor der vollkommenen Zerstörung, sondern auch die Erde. Hast du nicht bemerkt, wie die Jahreszeiten sich verschieben?“ James wärmte sich demonstrativ seine Hände an seinem Atem und sah in den Himmel hinauf. „Du solltest auf mich sauer sein, weil ich dich all die Jahre belogen habe. Du kannst deine Mutter verachten, da sie den Weg zweier alter Männer gewählt hat, um diese Welten zu retten. Aber sei nicht auf Kay wütend, weil er Lily hat gehen lassen. Wir haben sie an diesem Tag alle gesehen und nicht aufhalten können. Sie war wie eine Naturgewalt. Du hast es selbst oft erlebt, und an diesem Morgen war sie keine Prinzessin oder das tollpatschige, nette Mädchen. Sie war die Königin des Grünen Zirkels. Sie ist Kians Tochter und sie hat eine schwerwiegende Entscheidung getroffen, mit deren Konsequenzen sie nun leben muss.“

„Nicht nur sie muss damit leben“, erinnerte ihn Rian.

James seufzte und machte sich daran, ihn zu verlassen. Er drehte sich noch einmal zu ihm um. „Wenn ich eins von ihr gelernt habe, dann, dass sie die Dinge anders angeht, um alles zum Besseren zu wenden. Sie sattelt das Pferd vielleicht von hinten auf, aber sie reitet, und das will für unsere Lily schon etwas heißen, oder?!“ Er zwinkerte ihm zu und verschwand.

Mayfair gehörte zum nobleren Stadtteil von London, und Rian war bewusst, wie wenig er in seinem Aufzug hierher passte. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis jemand die Polizei rief, die ihn dann fortbrachte. Er war öfter in den letzten Tagen hierhergekommen und hatte dieses Haus vor ihm ausgekundschaftet. Lange hatte er sich gefragt, was ihn hierher gezogen hatte. Nach dem Besuch von Kay und James verstand er es plötzlich. Hier lebte die einzige Person, die Lily so lange kannte wie Caitlin und Liam. Ein Teil in ihm hatte darauf gehofft, dass Lily womöglich hier Zuflucht suchen würde, der andere, wesentlich größere, wollte verstehen. Verstehen, was diese Mutter dazu gebracht hatte, ihre einzige Tochter aufzugeben. Die besondere Person, die sein Herz gebrochen hatte und darauf herumgetrampelt war. Er wusste natürlich durch den Beginn ihrer Sicherheitsvorkehrung für Lily, wo sie gelebt hatte. Allerdings war es das erste Mal, dass er Menschen hinauskommen sah: eine Frau und ein Mann mittleren Alters, der zur Glatze neigte, Brille trug und für menschliche Ansprüche gut gekleidet war. Er küsste die Frau flüchtig auf die Wange und setzte sich in ein schickes Auto, das sofort losfuhr. Die Frau schlug ihren pelzbesetzten Mantelkragen gegen den kalten Wind im Nacken hoch und wartete offenbar auf ein Taxi, oder eine Limousine, wie Rian verblüfft feststellte. Der Wagen hielt vor ihr, und der Fahrer stieg aus, um ihr die Tür zu öffnen. Rian musste sich in Sekundenbruchteilen entscheiden und rannte los. Der Chauffeur saß bereits wieder und blinkte, um sich in den Verkehr einzuordnen, da riss er die hintere Tür auf und sprang hinein. Die Frau kreischte, und der Fahrer trat auf die Bremse. Sie griff sich theatralisch an die Brust und rückte ihren Hut auf dem Kopf zurecht.

„Was fällt Ihnen ein, Sie Penner?“, brüllte sie, ohne zu zögern. Sie sah vollkommen anders aus als Lily und nicht nur das: Sie klang fremd. Sie sprach einen Hauch nasal und starrte ihn mit unverhohlener Abneigung an. Solch einen Blick hatte er niemals an Lily gesehen. Seine liebe, gutherzige Prinzessin, die sogar den verfluchten Seelen auf dem Meeresgrund vergab. Ein beinahe schon willkommener Schmerz in seiner Brustgegend machte sich pochend bemerkbar, wie immer, wenn er an sie dachte. Diese Frau konnte unmöglich ihre Mutter sein. Ausgeschlossen.

Er wollte sich bereits entschuldigen und aus dem Auto fliehen, als er einen Blick auf ihre Gesichtszüge warf und inne hielt. Die Ähnlichkeit war nicht im ersten Moment zu erkennen. Kian hatte Lily definitiv seine Augen vererbt, aber ihre Mimik glich der ihrer Mutter. „Misses Harold, ich rufe umgehend die Polizei!“, rief der Fahrer nach hinten.

„Wenn Sie eine gute Mutter wären, wüssten Sie, wer ich bin, und würden sicher keinen Alarm schlagen.“ Rians Stimme war vollkommen ruhig, doch sein Herz hämmerte wild. Gegen Schatten zu kämpfen, machte ihn nicht so nervös. Mit diesen Worten gewann er Jane Harolds Aufmerksamkeit. Ihr schien klar zu werden, dass er bedeutend war. Das erkannte er an den zusammengekniffenen Augen und dem Stirnrunzeln.

„Was fällt Ihnen ein?“

„Aber da wir ja beide wissen, dass Sie niemals den Beste-Mutter-Award bekommen werden, gehe ich mal davon aus, dass Sie keine Ahnung haben, wer ich bin.“

„Sie sind wie ein Irrer in mein Auto gesprungen …“ Offensichtlich war sie bemüht, vom Thema abzulenken.

„Wollen Sie, dass ich vor Ihrem Chauffeur das Offizielle zur Sprache bringe, oder bitten Sie ihn auszusteigen?“

Sie brauchte keine Sekunde, um sich zu entscheiden, und beruhigte ihren Fahrer mit wenigen Worten. Er sah sie zwar skeptisch an, aber sie musste ihn nicht noch einmal bitten. Endlich waren sie allein und sie holte tief Luft. „Ist es so weit?“

Rian runzelte die Stirn. „Wovon sprechen Sie?“

„Ist sie … tot?“ Misses Harold sah aus dem Fenster. „Lily … sind Sie hier, um mir zu sagen, es ist geschehen?“

Zuerst wollte er ihr empört widersprechen, erstarrte allerdings und sah Lilys Mutter forschend an. Genau diese Frage hatte er Kay und James auch zuallererst gestellt. Konnte es sein, dass Jane Harold und er mehr gemeinsam hatten, als er für möglich gehalten hätte? Er zwang sich, tief durchzuatmen. „Interessiert es Sie denn überhaupt?“

Der Blick, den sie ihm nun zuwarf, war wild und gehetzt. „Wie können Sie es wagen? Sie ist meine Tochter!“

„Sie lebt, zumindest soweit wir wissen“, wiederholte er exakt Kays Antwort von vor wenigen Stunden. Rian sah nun auf seine Finger hinunter.

„Ist es nicht Ihre Aufgabe, sie zu beschützen?“

Rian lachte verbittert. „Keine Ahnung, wer eigentlich wen beschützt hat.“ Er seufzte und sah Jane an.

„Was wollen Sie dann hier? Warum bescheren Sie mir und meinem Chauffeur einen derartigen Schock, wenn Sie keine Nachricht für mich haben?“

„Warum haben Sie Lily so schlecht behandelt? Wieso haben Sie sie nicht besser beschützt? Aus welchem Grund haben Sie sie hierher gebracht, wo sie so unglücklich war? Sie hätten sie besser darauf vorbereiten können, was auf sie zukommt. Es macht kaum den Anschein, als sorgen Sie sich um ihre Tochter, wie es eine Mutter eigentlich tun würde. Warum verstecken Sie sich hier und kämpfen nicht an ihrer Seite?“

Misses Harold sah ihn ausdruckslos an. „Fertig? Das sind sehr viele Fragen! Ich weiß zwar nicht, wieso ich diese beantworten sollte, aber ich tue es wegen dem schlechten Bild, das Sie offenbar von mir haben. Sie sehen so jung aus, dass sie bestimmt keine Kinder haben, oder? Ich wurde früh Mutter und habe noch vor der Geburt meiner Tochter von ihrem Schicksal erfahren. Ich habe fast fünf Jahre daran geglaubt, dass das unmöglich wahr sein konnte. Ich habe gehofft, dass Kian es schaffen würde, diese Bedrohung zu eliminieren, die ich sehr lange insgeheim anzweifelte. Je öfter ich ins Sagenland kam, desto häufiger kamen wir in Gefahr. Bei unserem letzten Besuch musste Kian etwas Schlimmes tun, damit wir unerkannt blieben, und erst da begriff ich das tatsächliche Ausmaß unserer Situation. Mein Kind würde sterben. Meine Mutter erzählte mir in dieser Nacht jedes Detail. Sie berichtete mir von den Visionen, die sie von ihrem Tod gehabt hatte, viele Jahre, bevor Lily lebte, sogar lange vor meiner Geburt.“ Jane Harold holte tief Luft, verzog jedoch keine Miene. Dann sah sie Rian offen in das Gesicht. „Ich war eine Mutter, die nicht nur einfach alleinerziehend war, was nebenbei bemerkt schon sehr schwer ist. Ich war eine Mutter, die damit rechnete, dass ihr Kind stirbt. Ich wusste nicht wann und wie, nur dass es geschehen würde. Eines Tages konnte dieses wundervolle kleine Mädchen nicht mehr bei mir sein. Jedes Mal wenn ich sie umzog, sobald ich sie badete oder mit ihr Schwimmen ging, erinnerte mich ihr Feenmal an das Unausweichliche. Sie können es herzlos oder dumm nennen, wenn Sie wollen. Aber ich liebte sie so sehr, dass mir bewusst war, ich würde es nicht verkraften, sie eines Tages zu verlieren.“

Das war etwas, dass Rian verstand. Plötzlich ergab alles einen Sinn. „Sie haben sich selbst beschützt“, bemerkte er tonlos. Lilys Mutter nickte leicht. „Das verstehe ich sehr gut. Und doch haben Sie einen schrecklichen Fehler gemacht! Sie haben nicht nur versäumt, für ihr kleines Mädchen zu kämpfen, sondern auch noch jeden Moment verpasst, den Sie mit ihr gemeinsam hätten haben können. Sie haben Sie aufgegeben und dafür gesorgt, dass sie Sie hasst! Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass Lily jede Schlacht, jede Träne wert ist. Sie hat mich vom ersten Augenblick umgehauen, und mit jedem Tag an ihrer Seite hat sie mich mehr davon überzeugt, wie eine wahre Königin sein muss. Sie ist mutig und so tapfer, wie keine andere Fee vor ihr. Sie ist selbstlos, demütig und hat ein großes Herz. Sie gibt nichts und niemanden jemals auf. Sie hat es verdient, dass man für sie kämpft, dass man sie nicht aufgibt.“

Jane Harold sah ihn aus traurigen Augen an. „Sie müssen sie sehr lieben. Warum sind Sie dann überhaupt hier?“

„Das frage ich mich auch …“, murmelte Rian, schwang die Autotür schwungvoll auf und ließ sie zurück.

Er zögerte keine Sekunde, bevor er die Schwelle übertrat und der Gelehrten durch die Halle von Avalon folgte. Stolz erhobenen Hauptes schritt er in seiner schmuddeligen und abgetragenen Kleidung an den gaffenden Wesen vorbei.

Die Oberin sprang überrascht von ihrem Stuhl und trat auf ihn zu. Sie betrachtete ihn mit Genugtuung und einem Hauch Ablehnung, die er durchaus verstehen konnte. Bislang waren sie eher selten einer Meinung gewesen.

„Rian Brady, König des Grünen Zirkels, ich verneige mich vor Euch und bin unendlich froh über Eure Rückkehr.“ Sie verbeugte sich, und Rian tat es ihr nach, ganz ähnlich, wie Lily es vor einer gefühlten Ewigkeit getan hatte. Dann wandte er sich um und ging auf Kay und James zu, die ihn ausdruckslos anstarrten.

„Bringt mich nach Hause“, befahl er entschlossen, und James nickte nur lächelnd.

„Hast ja ganz schön lange gebraucht …“, meckerte Kay.

Rian ließ sich ungerührt neben ihn auf die Bank gleiten. „So wie ich das sehe, bin ich gerade rechtzeitig gekommen. Du wolltest das doch nicht wirklich essen, oder?“ Er zeigte mit zweifelndem Blick auf Kays Teller. Sein Freund schnaubte.

„Ist der König zurückgekehrt?“, fragte James, und Rians Gesichtsausdruck wurde ernst.

„Ich werde sein, was immer ich sein muss, um Lily zu finden. Wenn ich König sein muss, um Megan in den Arsch zu treten, dann werde ich das tun“, gab er zähneknirschend zu. „Ist das genug?“

James nickte, und Kay schlug Rian auf den Rücken. „Na, geht doch! Ich wusste, dass meine Ansprache dich umstimmt.“

„Eigentlich warst das nicht du.“

„Wer sonst?“

„Lilys Mum.“ James verschluckte sich an dem trockenen Brot, und Kay fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.

„Du hast mit Jane gesprochen?“, fragte die Oberin hinter Rian.

„Das ist wohl etwas, das wir in privaten Räumen besprechen sollten“, schlug James vor.

Sie ließen den ungenießbaren Eintopf unbeachtet stehen und folgten Gillies. Kay und Rian liefen Schulter an Schulter hinter den Älteren her. Bevor sie Gillies und James in den Raum folgten, hielt Rian seinen Freund zurück.

„Ich wollte dir noch etwas sagen, Kay … Ich weiß, du bist nicht daran schuld, dass Lily gegangen ist. Die Wahrheit ist, dass ich mir selbst die Schuld gebe, aber es war so viel leichter, auf dich wütend zu sein, als mich meiner eigenen Verantwortung zu stellen.“

Kay senkte den Blick. „Was auch immer Lily dazu bewogen hat, uns zu verlassen, sie muss einen wichtigen Grund dafür haben.“

Rian lächelte traurig. „Ich hoffe nur, dieser Grund hat kein Zahnpastalächeln und dunkle Haare.“

„Sie liebt dich, Rian - ich weiß es.“

„Du bist sowieso der Klügere von uns beiden - ich sollte dir glauben.“

Kay grinste verschmitzt. „Abgesehen davon: Mit dir schaffe ich alles, sogar eine dunkle Fee mit ihren bösartigen Gefolgsleuten abzuschlachten.“

Wie gewohnt stützte Kay seine rechte Hand auf Rians Schulter, und Rian ahmte die Bewegung nach. Sie verharrten in dieser Position, ehe Kay durch die Tür ging, und Rian einen letzten Blick zum wolkenverhangenen Himmel warf und einen Vogel entdeckte. Er sah, wie er gegen den starken Wind ankämpfte, und dachte an Lily, die in diesem Augenblick höchstwahrscheinlich ebenfalls gegen einen Sturm kämpfte.

EINSAMKEIT

Mit jedem weiteren Meter entwich ihr ein Keuchen. Ihre Lungen schrien verzweifelt nach Luft, sodass sie förmlich in Flammen standen. Beinahe kam es ihr vor, als fühle sie, wie ihr Blut nach Sauerstoff lechzte, es aufsog und zu den nötigen Muskelgruppen transportierte, um ihrem Körper mehr Energie zur Verfügung zu stellen. Lily konnte sich noch an ihre ehemalige biedere Biologielehrerin Mrs. Smith erinnern. Sie hatte sich immer mit einem besonders grässlichen Pink die Lippen angemalt.

Wieso dachte sie überhaupt jetzt an sie? Etwa, weil sie auch in den unpassendsten Momenten gelacht hatte? Oder sie sich in ihrem Unterricht ständig gefragt hatte, wie sich die Neandertaler auf der Flucht vor ihren Feinden gefühlt hatten? Ihr Atem trat wie bei einer Dampflok in kleinen weißen Rauchwölkchen aus ihrem Mund heraus. Es war eisig kalt, obwohl sie noch nicht im Schneegebiet angelangt war. Sie glühte allerdings eher, als dass sie fror. Das Gefühl von Freiheit, das sie in Extremsituationen wie dieser überfiel, war berauschend. Endlich rannte sie um ihr Leben und kämpfte für ein weitentferntes Ziel.

Sie musste seit Stunden auf der Flucht vor ihren Verfolgern sein, und dennoch hatte sie sich selten so lebendig gefühlt. Die vergangenen Monate waren sie nur von einem Unterschlupf zum Nächsten gezogen, um vom Radar der dunklen Fee zu verschwinden, und Lily war beinahe wahnsinnig geworden. Leider war es nicht nur ihre ärgste Feindin, vor der sie floh.

Sie schlidderte über das dunkelrote Laub und rollte sich gekonnt über einen Hang ab, der sie zu einem dichtbewachsenen Waldgebiet führte. Es blieb keine Zeit für eine Verschnaufpause, sie hörte ihre Jäger ganz nah hinter sich. Äste peitschten gegen ihre Wangen und hinterließen wahrscheinlich blutige Striemen. Davor bewahrte sie auch die Kapuze nicht, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte. Lily lauschte den vielen Schritten der Verfolger. Sie wusste, sie konnte all ihre Kraft aufbringen und würde doch nie schnell genug sein, um ihnen zu entkommen. Es waren einfach zu viele. In ihrem Bauch begannen die Emotionen zu brodeln, und sie musste die Zähne fest aufeinanderbeißen, um nicht laut zu schreien. Bevor ihr klar war, was sie da tat, drückte sie die Fersen in den Boden und rutschte einige Meter über das feuchte Laub, bis sie zum Stehen kam. Ihr Blick glitt zu den Baumkronen, die durch die Sonne rötlich schimmerten, und Lily sog hastig die Luft ein. Sie suchte nach einem festeren Stand, zog ihr Schwert und stellte sich ihren Verfolgern breitbeinig in den Weg. Sie wusste, sie waren da, nicht weit von ihr entfernt, verborgen in den Schatten der unzähligen Bäume. Sie wurden nicht ohne Grund Schatten genannt. Sie verschmolzen mit der Dunkelheit.

Mittlerweile verließ sie sich nicht mehr nur auf ihre Augen. Die vielen Monate auf der Flucht hatten sie besser trainiert, als jede Unterrichtseinheit mit Gary es gekonnt hätte. Sie hörte auf ihre Instinkte und ihr Bauchgefühl, und so kreuzte sie mit einem Angreifer gerade rechtzeitig die Klinge, die sie sonst im Rücken getroffen hätte. Noch während sie seinen Hieben parierte, griff ein Weiterer von der anderen Seite an, und sie duckte sich vor seinem Schwert, das nun knapp an ihrer Wange entlang durch die Luft sauste. Mit dem Fuß trat sie ihm vor die Brust und stieß ihn mit aller Kraft von sich. Einen Gegner verwundete sie mit der Schneide schwer am Hals, sodass sein Blut auf ihre Kleidung spritzte, und er kraftlos zu Boden sank. Zwei Hände packten sie mit eisigem Griff, pressten sich um ihre Oberarme und brachten ihre Bewegungen zum Stillstand. Jemand schlug ihren Arm mehrfach gegen den Eichenstamm, sodass ihr das Schwert entglitt. Drei weitere Schatten kamen auf sie zu. Ihre Gesichter waren unmöglich zu erkennen, doch die Art, wie sie auf sie zugingen, war derart herablassend, dass sie ihnen ohne zu zögern entgegen spuckte. Sie unterhielten sich in der seltenen Sprache der Gelehrten miteinander, die Lily nicht gut genug beherrschte. Wenn sie ihr die Kapuze vom Kopf nehmen würden, wäre es vorbei. Sie wäre enttarnt, und Megan wüsste trotz all ihrer Bemühungen, wo sie sich versteckte. Für einen Moment gestattete Lily sich, den Mut sinken zu lassen, sich hilflos und klein zu fühlen. Dann dachte sie an das lächelnde Gesicht ihres Vaters, der auf sie hinuntersah, und eine siedende Welle der Wut und Trauer übermannte sie. Sie schloss die Augen, berührte mit ihren Händen die Arme, die sie im Schraubgriff festhielten, und die Wut schoss wie ein heißer sengender Pfeil durch ihren Körper. Beinahe sofort, als hätte er sich an ihr verbrannt, ließ der Schatten sie los und taumelte rückwärts. Die anderen Angreifer erstarrten überrascht, ehe sie sich zögerlich auf sie stürzten. In dieser Zeit bückte sich Lily nach ihrem Schwert, das sie anschließend mit voller Wucht in den Körper einer ihrer Feinde stieß. Das Geräusch, als ihre Schwertspitze den Leib des Wesens durchstach, war ekelerregend und jagte einen Schauer über ihre Haut. Ein Lebewesen zu töten, selbst wenn es ihr Gegner war, verdunkelte ihre Seele, weil es ihre Überzeugung verriet.

Ihr Kampfgeist kam zurück, und sie wich den Hieben der restlichen Schatten geschickt aus. Sie kämpfte sich frei, bis sie dem letzten Angreifer gegenüberstand. Er legte den Kopf unmenschlich schief und hob dann beide Hände, als wolle er sich ergeben. Ein gellender Pfiff ertönte, und weitere schwarz vermummte Gestalten erschienen. Lily seufzte und nutzte den Überraschungsmoment für einen Angriff. Das überrumpelte ihre Gegner kurzzeitig und ermöglichte ihr die Flucht und einen Vorsprung von wenigen Metern. Dem ersten Verfolger entkam sie dreimal, bis sie mit dem Rücken an einen Baum gedrängt wurde. Mit Wucht schlug der Schatten ihren Hinterkopf gegen den Stamm. Benommen sank sie zu Boden. Vom Schwindel desorientiert stach Lily ihr Schwert nach ihm und versenkte es in seiner Mitte. Sie zückte einen ihrer Dolche und kam mühsam auf die Beine. Langsam und beinahe lautlos bewegte sie sich auf das halbe Dutzend Schatten zu, das sie nun umkreiste. Es traten immer mehr Wesen zwischen den Bäumen hervor, und sie wusste, sie brauchte ein Wunder, wenn sie heil aus dieser Nummer herauskommen wollte.

Sie wehrte einige Hiebe mit ihrem Dolch ab und duckte sich gerade rechtzeitig, um einem tödlichen Schwerthieb zu entgehen. Dann griff sie in ihre Tasche und pustete Zweien etwas Feenstaub entgegen. Sie verloren das Bewusstsein und sackten in sich zusammen. Verdammt, das war der letzte Rest, und Gary würde so schnell keines mehr beschaffen können.

Dafür wurde sie nun von einem Angreifer im Genick gepackt, in die Knie gezwängt und vornüber auf das feuchte Laub niedergedrückt. Er verdrehte ihren Arm so brutal nach hinten, dass ein hässliches Knacken zu hören war. Ein schwindelerregender Schmerz durchströmte sie. Wieder biss sie die Zähne aufeinander und gab ihnen nicht die Genugtuung, sich an ihrem Schmerzensschrei zu ergötzen. Die Kapuze wurde von ihrem Kopf gerissen. Ein überraschtes Raunen ging durch die umherstehenden Schatten, die sie erkennen konnte, als sie den Kopf zur Seite drehte. Der Schatten drückte seine Waffe an ihre Kehle.

„Ja, ich bin ein Mädchen, ihr schwachsinnigen Kreaturen. Was seid ihr nur für Weicheier, wenn ihr es nicht mal allein mit einem Mädchen aufnehmen könnt“, spottete sie und spuckte den Dreck aus. Die Messerklinge an ihrem Hals drängte sich fester an ihre Haut und Lily fühlte eine warme, klebrige Flüssigkeit an ihrem Hals hinablaufen. Blut. „Bringt es zu Ende. Ich kann nur hoffen, dass jemand zusieht und die Geschichte von Megans schrecklichen Gefolgsleuten erzählt, wobei eine Schar nötig ist, um ein Mädchen zu Boden zu drücken.“

Die Klinge verschwand, dafür wurde sie mit dem geschundenen Gesicht in die Erde gepresst. Sie bekam keine Luft und wehrte sich mit Leibeskräften. Panik überkam sie, jedoch nicht, weil sie Angst vor dem Tod hatte. Diesen würde sie nach allem, was sie in den vergangenen Monaten erlebt hatte, herzlich willkommen heißen. Er würde sie wieder mit ihrem Vater vereinen. Allerdings würde es Gary und Niall in Schwierigkeiten bringen, ganz zu schweigen von ihm. Sie brachte es nicht fertig, seinen Namen zu denken, dafür sah sie in seine graublauen Augen, die sie so sehr liebte und nie wiedersehen würde. All die verdrängten Gefühle überfluteten sie, und unerwartet lockerte sich der Griff des Schattens. Gerade rechtzeitig ließ er sie los. Das Gewicht, das sie eben noch nieder gedrückt hatte, verschwand. Hustend und spuckend rappelte sich Lily auf. Es roch nach verbrannten Blättern. Verwundert sah sich um.

Sie blickte in lodernde Flammen und starrte der lebenden Fackel irritiert hinterher, die im Wald davonlief. Dann stand sie auf und entdeckte den Feuerkreis, in dem sie stand. Wie eine Art Schutzwall war er um sie errichtet, mit dem einzigen Ziel, sie zu beschützen. Die restlichen Angreifer suchten das Weite. Schlagartig wurde sie sich der Hitze gewahr, die von ihr ausging und bestaunte ihre Hände, die wie ein Lampenschirm erhellt leuchteten. Sie schloss die Lider und beruhigte sich selbst. Nur wenige Augenblicke später schaute sie sich um, und die Flammen waren fort. Sie starrte auf den eingebrannten Kreis um sich und verlor keine Zeit. Sie musste weg von hier, und zwar schnellstmöglich. Gary und Niall kamen bestimmt um vor Sorge. Sie blieb vor dem Schatten stehen, aus dessen Brust ihr Schwert emporragte. Ungerührt zog sie es heraus, begleitet von einem widerwärtigen Geräusch. Eilig suchte sie die restlichen Leichen nach Waffen ab, ergatterte immerhin noch zwei Schwerter und einen Dolch. Das Geräusch zweier schwerer Stiefel erklang plötzlich hinter ihr im Laub, und eine Schwertspitze zielte auf ihre Brust, sodass sie augenblicklich in ihrer Haltung verharrte. Sie hatte niemanden kommen hören und schloss gequält die Augen.

„Königin Liara, Ihr werdet schon erwartet … Die dunkle Herrscherin wird entzückt sein, dass ich Euch …“

Ein Sausen durchbrach die Stille, und Lily nahm einen Lufthauch wahr, ehe etwas Dumpfes auf dem Waldboden aufschlug. Vorsichtig wandte sie sich zu dem letzten Schatten um und starrte das Messer an, das sich in seine Stirn gebohrt hatte. Für einen kurzen Moment ebbte die Anspannung in ihrem Körper ab. Überrascht sah sie sich um, und ihr Blick blieb an einer fremden Frau hängen, die auf einem der Äste in dem Baum vor ihr saß und sie anstarrte. Sie hatte blondes, kurzgeschorenes Haar, zumindest soweit Lily erkennen konnte, denn sie verbarg eine Hälfte ihres Gesichtes mit einer Kapuze, und trug dunkelgrüne Lederkleidung. Lily rührte sich nicht, wagte kaum zu atmen, aus Angst, selbst ein Messer abzubekommen. Flink sprang die Frau vom Baum und landete wie eine Katze beinahe lautlos auf ihren Füßen. Zwei Schritte kam sie auf sie zu. Lily war zu erstaunt, um etwas zu sagen, und so wartete sie einfach ab. Wortlos starrten sie sich an, dann verbeugte sie sich beinahe ehrfürchtig vor Lily.

„Wer seid Ihr?“, fragte Lily und ging vorsichtig auf die andere Frau zu.

„Ihr seid ganz und gar nicht das, was wir erwartet haben, Majestät“, sagte die tonlos, wandte sich um und rannte davon. Im Laufschritt sprang sie an einem dicken Ast hoch und schwang sich wie an einem Reck daran hinauf. Sie landete zielsicher auf einem weiteren Ast und verschwand vor Lilys Augen in dem dunkel verhangenen Laub.

„Warte doch! Bitte!“ Lily war versucht, ihr zu folgen, doch die lange Flucht vor den Schatten hatte sie derart ermüdet, dass sie unmöglich mit Catwoman mithalten konnte.

Die Verletzung ihres Arms schmerzte fürchterlich, und so verlor sie die Fremde aus dem Blick. Erschöpft lehnte sie sich an einen Stamm.

Was sollte sie davon halten? Wer war diese Frau? Warum hatte sie ihr das Leben gerettet und woher hatte sie gewusst, wo sich Lily befand? Sie blickte hoch in das Geäst der Bäume. Waren da etwa noch mehr gewesen? Lily stieß sich vom Stamm ab und sah sich gehetzt um. Eilig verhüllte sie ihr Gesicht mit der dunklen Kapuze und machte sich auf den Weg zurück in ihren neuesten Unterschlupf.

Nach einiger Zeit wurde es wärmer, gerade so viel, dass der Atem nicht mehr in weißen Rauchwölkchen zu sehen war. Der Wald war saftig grün, jeder Stein und Ast moosbewachsen. Einzig der feine Nebel des nahegelegenen Moors ließ ihre Umgebung unheimlich wirken. Hier war sie zu Hause. Diesen Ort kannte sie besser als ihre Westentasche, dennoch blieb sie auf der Hut. Stetig warf sie einen Blick über ihre Schulter, allerdings befand sie sich allein im Wald.

Die Begegnung mit der fremden Frau hatte sie paranoid gemacht, denn sie kam sich ungewohnt beobachtet vor. Wer war sie? Woher kam sie? Was machte sie? Sie schien ziemlich erprobt im Umgang mit Waffen zu sein. Außerdem: Was sollte diese Bemerkung „Ihr seid nicht das, was wir erwartet haben“? Lily hatte das bereits häufiger gehört und fragte sich immer wieder, was man ihr damit sagen wollte.

Sie erreichte einen kleinen Bach, den sie, über rutschige Steine hüpfend, überquerte. Dann betrat sie eine vom Wald ergrünte Ruine, durch die sie umständlich kletterte. Der Durchgang war dunkel und wurde nur von einem Licht in ihrer Hand erleuchtet. Es war ein Stein Elfenlicht, den Niall ihr gegeben hatte. Sie nutzte es mehr aus Gewohnheit, als dass sie es nötig gehabt hätte. Ab hier war ihr der Weg vertraut. Sie sah den Ausgang, der von wenigen Sonnenstrahlen erhellt wurde, und hielt kurz inne. Sie holte tief Luft und trat entschlossen hindurch. Plötzlich war ein Schwert auf sie gerichtet, und sie erstarrte.

„Im Ernst jetzt?“, sagte jemand aufbrausend, und sie zuckte erschrocken zusammen. „Du haust nach eindeutiger Abstimmung ganz allein heimlich ab? Wo sind wir denn? Im Kindergarten? Hast du deinen Willen nicht bekommen und musstest …“ Sein Redeschwall endete jäh, als Niall ihr geschundenes, schmutziges Gesicht unter der Kapuze erblickte.

„Es war eine Falle, ihr hattet recht, und ich bin selbst schuld. Können wir jetzt zu der Stelle vorspulen, an der du eingeschnappt bist und mich in Ruhe lässt, Niall?“, fauchte Lily zurück. Sie sah seine bekümmerte Miene, die sich zu einem verletzten Ausdruck verzog, und es tat ihr sofort leid.

Die vergangenen Monate waren für sie alle eine Zerreißprobe gewesen, und die gerade erfahrene Enttäuschung des Spionage-Vorhabens hatte sie in ein Biest verwandelt. Die Schmerzen taten sicher ihr Übriges, aber all das war allenfalls eine Erklärung für ihr schlechtes Benehmen, keinesfalls ein echter Grund. Ohne Gary und Niall wäre sie entweder längst tot oder depressiv. Außerdem hatte Niall selbst einiges zu verdauen und es nicht verdient, ihr Blitzableiter zu sein. Er sorgte sich um sie.

„Ich bin eine Zimtzicke und höre mich an wie Petunia Dursley“, stöhnte Lily beschämt.

„Wer soll das bitte sein?“

„Eine furchtbare Frau aus einem meiner Lieblingsromane auf der Erde. Es fühlt sich an, als sei das eine Ewigkeit her, dass ich ihn gelesen habe. Ach was, als sei das in einem anderen Leben gewesen.“

„Schreit sie Männer im Allgemeinen an, oder nur welche, die ihr nahestehen?“, fragte Niall trocken und grinste versöhnlich. „Was ist geschehen?“

Er sah alarmiert aus, als sie gegen ihn taumelte. Er berührte ihren verletzten Arm, um sie zu stützen, und Lily entwich ein erstickter Laut. Sofort ließ er von ihr ab.

„Schatten, und zwar viele davon. Was soll ich dir sagen? Ich bin gerade noch so davongekommen.“ Sie überlegte, ihm von der Fremden zu erzählen, entschied sich aber vorerst dagegen. Sie hatte genug Seltsamkeiten erfahren. Langsam bewegten sie sich vorwärts, diesmal ließ Niall jedoch von ihr ab.

„Was bist du? Ein trotziges Kleinkind oder eine starrsinnige Alte, die glaubt, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben? Unvernunft, dein Name ist Lily.“ Seine Sorge hatte er wohl wieder vergessen, so wie er vor Wut schnaubte.

Lily sah ihn von der Seite an und bewunderte sein Profil. Leonardo da Vinci hätte seine helle Freude daran gehabt, Niall zu malen, wenn er ihm begegnet wäre. Seine Nase war gerade und nicht zu lang, die Lippen waren voll und seine Wangenknochen hoch. Seine dunklen Locken fielen ihm in die Stirn, und sie wusste genau, wie weich sie waren.

„Ein bisschen von beidem würde ich sagen. Wobei ich mich im Moment eher wie achtzig fühle. Wann habt ihr gemerkt, dass ich weg bin?“

„Dein entlaufenes Pferd war ein Anhaltspunkt“, murrte er. „Gary ist auf der Suche nach dir. Ich sollte warten, falls du zurückkommst. Keine Ahnung, warum ich jedes Mal das Hausmütterchen spielen muss.“ Niall seufzte theatralisch. Er reichte ihr eine Hand, damit sie von der letzten, hohen Stufe steigen konnte, ohne springen zu müssen.

„Du wirst von der Elfengarde gesucht! Erinnerst du dich? Du bist immer noch der Thronfolger des Oberons.“

Niall bedachte sie mit einem abschätzigen Blick und griff sich theatralisch an die Brust. „Und ich dachte schon, Gary hat mich derart ins Herz geschlossen, dass er mich vor jeglichen Gefahren beschützen will.“

Lily kicherte. Es war in den vergangenen Monaten zu einer ungeahnten Verbrüderung zwischen Gary und Niall gekommen. Sie ärgerten und rauften sich manchmal wie kleine Jungs, dann stritten sie sich bis zur Erschöpfung um die unwichtigsten Kleinigkeiten, ehe es zu Wettkämpfen aller Art kam. Wer konnte besser, schneller oder effektiver Feuer machen? Wer hatte das beste Brennholz gesucht? Wer jagte die schmackhaftesten Tiere und so weiter. In einem waren sie sich jedoch immer einig, und das war sie. Trotz dessen, dass Lily oft mit den Augen rollte, hatte diese Zankerei sie von ihrer tiefen Traurigkeit abgelenkt. Sie glaubte, Gary und Niall brauchten es ebenfalls, um nicht verrückt zu werden. Außerdem schuldete sie ihnen einfach alles. Unzählige Male hatten sie sie vor dem Tode bewahrt, hatten ihre Launen und Eigenheiten mit Gelassenheit ertragen und schließlich alles aufgegeben, um bei ihr zu sein. Und wozu? Um ihr zur Seite zu stehen, indem sie sich mit ihr irgendwo im Wald versteckten.

Sie liefen an einem kleinen See vorbei, der durch den dichten Wald vor neugierigen Blicken geschützt war. Es war ein traumhaftes Stückchen Erde, und unter anderen Umständen hätte sie sich hier gern zurückgezogen, aber alles in ihr drängte sie danach, jede Spur von Megan oder etwaigen Schatten zu verfolgen. Ein heruntergekommenes Häuschen mit einem nicht funktionstüchtigen Rohrsystem und zugigen Fenstern war ihr Unterschlupf geworden. Es war besser als die letzten Zufluchtsorte, soviel musste man ihm zugestehen. Sie hatten schon in Höhlen, unter dichten Baumgruppen oder schlicht gar nicht geschlafen. Hier wurden sie wenigstens nicht nass, hatten die Möglichkeit, sich ein Feuer zu machen, ohne dass jemand auf sie aufmerksam wurde, und waren vor eventuellen Spähern geschützt. Der angrenzende See und der kleine Bach versorgten sie mit Fisch, den Lily nach dem langen einseitigen Verzehr kaum noch sehen konnte. Andererseits verhungerten sie nicht und hatten einen unermesslichen Wasservorrat. Das alles waren Dinge, die ihr immer banal vorgekommen waren. Selbstverständlichkeiten lagen jedoch weit zurück und gehörten zu einem anderen Leben.

Sie betraten die Hütte, und Niall half ihr aus dem Umhang. Als er ihre vielen Verletzungen wahrnahm, hielt er inne. Lily sah ihm an, dass er zwischen einer Strafpredigt oder einer Umarmung schwankte. Er tat nichts von beidem, sondern seufzte nur und schob sie zu einem alten Küchenstuhl. Sie ließ sich darauf nieder. Er feuerte den Kamin an, setzte heißes Wasser auf und riss eins seiner Hemden in Fetzen. Aus einer Tasche besorgte er eine Tinktur, die Gary von einem Heiler in einem Dorf getauscht hatte, nachdem Niall einen schmutzigen Pfeil abbekommen hatte. Ohne ein Wort zu wechseln, begann er damit, ihre Schrammen und die Platzwunde am Hinterkopf mit warmem Wasser zu reinigen. Verstohlen betrachtete sie ihn. Er sah mitgenommen aus, wie sie alle. Er hatte Gewicht verloren, denn seine Haut war straff über seinen Wangenknochen gespannt. Seine so intensiv grünen Augen hatten ihren Glanz eingebüßt. Niall kämpfte mit seinen eigenen Dämonen, wie Lily nur zu gut wusste. Er hatte an einem Tag nicht nur seine Verlobte, sondern seine gesamte Familie und den Anspruch auf den Thron verloren. Dennoch sah er sie an, als trüge sie das schlimmere Schicksal. Sie hörten die Hufen eines Pferdes und lauschten den schweren Schritten, die auf das Haus zu hielten.

„Jetzt geht’s los“, murmelte Lily niedergeschlagen.

„Zieh dich besser warm an. Die Suppe hast du dir selbst eingebrockt“, riet Niall und ließ von ihr ab.

Die brüchige Holztür wurde aufgeschoben, und Gary trat ein. Sein Blick glitt von Niall zu ihr, und der Ausdruck darin reichte von Erleichterung bis Zorn.

„Bist du schwer verletzt?“, fragte er beherrscht und presste die Lippen aufeinander.

Lily schüttelte den Kopf.

„Was denkst du dir nur!“, brüllte er auch schon los, und es war ganz und gar nicht als Frage gemeint. „Warum stimmen wir demokratisch ab, wenn du ohnehin einfach losziehst und dein Ding machst? Sieh dich nur an! Da ist es mir fast lieber, ich häng mich an dich ran, damit du wenigstens unbeschadet aus der Sache rauskommst. Wann ist diese Mission zum Selbstmordkommando geworden? Da draußen gibt es Feen und Gelehrte, die für dich kämpfen und ihr Leben riskieren, weil sie an dich glauben. Was denkst du, bringt es ihnen, wenn du dich von der nächstbesten Horde Schatten abschlachten lässt?“

Lily wusste darauf nichts zu sagen. Wie sollte man erklären, dass sich alles in ihr taub anfühlte? Als ihr Vater ermordet worden war, hatte sich alles in ihr verändert. Es war, als sei etwas in ihr zerbrochen, was nie wieder richtig zusammenwachsen konnte. Spätestens seit sie den Grünen Zirkel und somit ihn verlassen hatte, war sie von Kummer und Trauer überwältigt worden, so dass sie dieses Gefühl kurzerhand löschen musste. Sie ertrug den Ballast ihrer Emotionen kaum und nur im Kampf fühlte sie sich lebendig. Dieser schmale Grat zwischen Leben und Tod, auf dem sie balancierte, war berauschend.

Gary gestikulierte wild umher, wie immer wenn er sich aufregte. „Sogar ein Beinahe-Elf glaubt an dich und hat sich uns aufgedrängt, doch du rennst los und lässt dich vermöbeln …“ Er schüttelte den Kopf, trat aber näher, zog einen weiteren Stuhl zu ihr heran und betrachtete ihre Kopfwunde genauer.

„Das sollten wir lieber nähen, Kleines“, sagte er mit weicherer Stimme. „Erzähl uns, was los war.“

Sie begann, von ihrer Beobachtung zu berichten. „Ich habe diese Armee von Schatten beobachtet, die wir neulich schon gesehen haben, und bin ihnen bis zu dem alten Moor gefolgt, welches ihr keinesfalls übertreten wolltet. Mein Pferd ist diesmal fortgelaufen, weil es sich vor irgendetwas gefürchtet hat.“

Die beiden Männer warfen sich vielsagende Blicke zu, und Lily verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

„Nicht vor mir!“, fügte sie mit Grabesstimme hinzu, was beide zum Grinsen brachte. „Daraufhin sind einige der Schatten auf mich aufmerksam geworden und haben mich gejagt.“

„Sie haben sie übel zugerichtet. Ihr Arm ist verletzt“, bemerkte Niall, und Gary half ihr mit größter Vorsicht aus ihrer Lederjacke.

„Die Schulter ist ausgekugelt“, stellte er nach einem kurzen Blick darauf fest. „Das wird höllisch wehtun.“ Er sah ihr in die Augen. Alles, was sie fühlte, war Resignation. Nichts tat so weh, als das, was Lily in den letzten Monaten weggesteckt hatte. Er seufzte und räumte mit einer einzigen fließenden Armbewegung den in die Jahre gekommenen Tisch ab. Eine Schale mit getrockneten Pflanzen, mehrere Waffen und ein paar Stofffetzen flogen klirrend auf den Boden. „Leg dich mit dem Rücken darauf. Niall, du musst sie festhalten.“

Niall sah Gary entgeistert an. „Was hast du vor?“

„Ich werde ihre Schulter wieder einrenken.“

„Kannst du das nicht auch mit deiner Gabe hinkriegen?“ Niall wirkte blass um die Nase herum, und Gary sah ihn abwartend an.

„Ich kann in Maßen heilen, jedoch keine Wunder vollbringen. Wir brauchen dich, du Warmduscher.“ Gary tauschte einen Blick mit Lily.

„Ist schon okay, Niall. Ich hatte schon befürchtet, er sei gebrochen. Außerdem muss ich meinen Arm schließlich bewegen können, wenn ich kämpfen will.“

„Ihr geht mir beide gehörig auf die Nerven, nur damit ihr Bescheid wisst“, schimpfte Niall, trat aber trotzdem an den Tisch heran.

Gary zeigte ihm, wo er sie festhalten sollte, und packte ihren Arm. „Eins, … zwei …“ Dann machte er einen plötzlichen Ruck. Der Schmerz war unbeschreiblich, sodass Lily kurz schwarz vor Augen wurde, aber bis auf ein überraschtes Keuchen entwich ihr kein Laut. Sie sah Niall gerade noch fluchend aus dem Raum flüchten und befand sich anschließend allein mit Gary. Trotz des heftigen Schmerzes beim Einrenken, war es nichts im Vergleich zu dem vorigen. Gary wollte ihre Hände nehmen, um die Verletzungen zu heilen, doch sie winkte ab.

„Heb dir deine Kräfte für echte Notfälle auf.“

Er drehte ihr den Rücken zu, warf etwas Metallisches in einen alten Tontopf und ließ die Schultern hängen. „Du machst uns Angst, Lily.“

Lily betrachtete bedrückt den dreckigen Fußboden. „Da seid ihr euch endlich mal einig, ja?“

„Das ist ganz und gar nicht lustig.“ Gary wandte sich schwungvoll zu ihr um und beobachtete sie forschend.

Sie sah ihm ins Gesicht und erkannte, wie wahr es war. Ihr ewig grinsender und witzereißender bester Freund hatte schon lange nicht mehr gelacht, noch nicht einmal gelächelt.

„Ich meine es ernst. Du isst nicht, schläfst kaum, redest wenig. Das Einzige, was du willst, ist kämpfen, und wenn grade kein Gegner in der Nähe ist, verlangst du, zu trainieren. Ich will verflucht sein, denn du bist unglaublich gut geworden. Aber es ist, als wären deine Gefühle verlorengegangen. Du hast sie abgestellt. Du bist nicht mehr du.“

„Du meinst das hilflose und ahnungslose Mädchen, das ihr hierher geführt habt? In das ihr all eure Hoffnungen gesteckt habt? Nein, das bin ich in der Tat nicht mehr. Sie war schwach.“

„Und doch hat sie uns einige Male den Arsch gerettet. Du warst schon erstaunlich, als du noch nicht mit dem Schwert umgehen konntest. Du warst immer etwas Besonderes.“

„Was hat es mir gebracht, besonders zu sein?“, herrschte sie ihn an. „Eric ist tot, Merlion starb, während er mich rettete und mein Dad … wurde kaltblütig ermordet. Ganz zu schweigen von …“ Lily hielt inne, und Gary nickte heftig.

„Sag es … nenn seinen Namen!“, forderte er aufgebracht. „Rian! Du hast ihn sterben sehen. Du hast ihn verlassen, um ihn zu retten. Du hast das absolut Selbstloseste getan, was ein Wesen nur tun konnte. Wo ist diese Lily hin? Wo ist meine beste Freundin geblieben?“

„Fort! Sie ist verloren.“ Sie starrte Gary wutschnaubend an. „Gefühle haben mich geschwächt. Sie haben andere in Gefahr gebracht.“

„Aber diese Lily war so voller Leidenschaft für die Liebe, für das Leben und für alle Wesen da draußen, die gerettet werden müssen. Sie war ein Vorbild, und jetzt?“ Er schwieg und schüttelte den Kopf, als würde er sich die folgenden Worte verbieten.

Lily sah ihn herausfordernd an. „Was siehst du jetzt? Sag schon, Gary. Sprich es aus.“

„Die leere Hülle einer Fee, die als Geist ihr Leben fristet. Ich sehe … Rayanne.“

Sie schluckte, wusste aber, dass er recht hatte. „Ich könnte es nicht ertragen, dich oder Niall zu verlieren.“

„Wenn das wahr ist: Stell dir vor, was geschieht, solltest du von einem deiner Selbstmordkommandos nicht zurückkehren. Dann gehen wir dich suchen und werden womöglich selbst geschnappt. Was wird danach aus uns? Wir befinden uns alle im gleichen Boot, Lily. Wir alle tragen unseren Teil dazu bei. Ich weiß, dass du glaubst, dass du nichts voranbringst. Aber du vergisst eins, Lily: Jeden Tag, den die dunkle Fee dich nicht in ihre Finger bekommt, ist ein Tag voller Hoffnung für alle. Also, wenn du unbedingt loswillst, dann nimm uns wenigstens als Verstärkung mit, du Irre. Deal?“ Gary hielt ihr eine Faust hin, die sie zaghaft mit ihrer berührte. „Und am besten gehst du Niall holen. Er ist sauer auf mich“, fügte er hinzu.

„Warum denn diesmal wieder?“

„Keine Ahnung, wie soll man bei den Launen unseres Prinzchen den Überblick behalten?“

„Kein Wunder, dass er wütend ist, wenn du ihn dauernd so nennst.“

„Und schon schlägst du dich auf seine Seite. Woran liegt es, Kleines? Ist es seine Frisur, oder ist es doch eher sein Lächeln?“, witzelte Gary, und Lily rollte nur mit den Augen, als sie hinausging. „Bleibt nicht zu lange weg. Mummy bereitet das Essen vor.“

Ein Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. Das war ihr Gary.

DER KÖNIG KEHRT ZURÜCK

Der dicht bewachsene Pfad im Wald hätte Lily früher ein Wohlgefühl beschert - jetzt spürte sie nichts. Sie fühlte sich taub, innerlich zu Eis erstarrt. Gary hatte recht mit seinen Vorwürfen. Sie war kaum noch sie selbst. Wie sollte sie auch? Sie hatte innerhalb kürzester Zeit so viel gewonnen. Sie hatte Freunde gefunden, die wie sie waren, ungeachtet ihres Schicksals. Sie hatten zusammen gelacht, Spaß gehabt und waren füreinander eingestanden. Das allein war wesentlich mehr, als sie in ihrem gesamten Leben an Zuwendung erfahren hatte. Natürlich war es durch Megans Bedrohung nie unbeschwert gewesen, aber dadurch waren sie sich näher gekommen, der Zirkel und sie. Sie hatte nach den langen Jahren Liebe von ihrem Vater bekommen, und das obwohl sie stets das Schlimmste von ihm angenommen hatte. Dabei hatte er sie jederzeit aufrichtig geliebt und sie vermisst. Kaum, dass sie eine Beziehung zu ihm aufgebaut hatte, war er ihr schon wieder entrissen worden.

Außerdem gab es noch Rian. Dieser Mann hatte sie von Anfang an verrückt gemacht. Alles hatte sie zueinander hingezogen, aber Rian hatte immer über ihr Schicksal Bescheid gewusst, oder geglaubt, im Klaren zu sein. Denn wie sich zuletzt herausstellte, waren sie, inklusive der dunklen Fee, getäuscht worden. Eine alte Prophezeiung hatte vorausgesagt, dass eine junge Fee zur Prinzessin geboren werden würde und dazu auserwählt war, die verfeindeten Völker der Elfen und Feen zu vereinen. Diese Prinzessin war Lily. Die Vorstellung war ihr absurd vorgekommen, trotzdem hatte sie sich irgendwann damit arrangiert. Aber sie hatte sich auch Hals über Kopf in den Krieger ihres Vaters verliebt. Um die Weissagung zu erfüllen, war es ihr bestimmt gewesen, Niall, den Thronfolger der Elfen, zu heiraten. Rian hatte gewusst, dass er, ausgerechnet er, der immer für die Freiheit der Feen gekämpft hatte, diese Zukunft gefährden würde. Aus diesem Grund hatte er Lily verlassen und war prompt von Megan gefangen genommen und gequält worden. Schlussendlich hatte sie sein Leben mit dem Einzigen, was Megan als Preis akzeptiert hatte, erkauft: ihre Liebe zu Rian. Das war das Kostbarste gewesen, was Lily noch besaß.

Das Tragischste jedoch war, dass kurz vorher die Wahrheit um Rians Herkunft herausgekommen war. Die Königin der Elfen hatte ihren Sohn, Rian, fortgegeben und ein anderes Waisenkind an sich genommen. Sie hatte ihn vor seinem bösartigen Vater bewahren wollen und somit das Unvorstellbare getan. Endlich hatte es eine Chance, nicht nur eine Option, sondern eine Bestimmung gegeben, die Lily und Rian hätte vereinen können. Wieder hatte Megan unwissentlich einen Riegel vorgeschoben. Lily hatte Rian, ihre Freunde und ihr Volk sowie den Grünen Zirkel verlassen, um ihrer großen Liebe das Leben zu retten. Sie hatte vielleicht selbstlos gehandelt, aber sie hatte auch alles verloren, was ihr je etwas bedeutet hatte.

Lily sah über den See, der geheimnisvoll vor ihr lag. Es war, als verbargen die Nebelschwaden ein Geheimnis, so ähnlich wie die Nebel Avalon vor menschlichen Augen verhüllte. Von Anfang an hatte sie mehrfach wispernde Stimmen wahrgenommen, sie allerdings als Hirngespinste abgetan. Je länger sie den See betrachtete, desto lauter wurden sie jedoch. Sie erzählten ihr eine Geschichte, die sie bereits kannte, und verlockten sie, ihnen zu folgen.

„Was tust du denn hier?“, fragte Niall und riss sie damit aus ihrer Trance.

Sie schüttelte kurz den Kopf, als müsse sie wieder zu Verstand kommen.

„Ich war auf der Suche nach dir“, sagte Niall.

Lily beobachtete ihn nachdenklich, während er ihrem forschenden Blick auswich. Er hatte sich verändert. Sie wusste, dass er genauso verloren war wie sie. Er hatte den Oberon, seinen vermeintlichen Vater, verachtet, sich nach einer Freiheit gesehnt, die ihm als Thronfolger nie zugestanden hatte. Jetzt, nachdem sich sein Leben als riesige Lüge entpuppt hatte, musste er einsehen, dass er nirgendwohin gehörte. Ihr erging es ähnlich, mit dem großen Unterschied, dass sie genau wusste, wohin sie gehörte, es ihr aber verwehrt blieb, dort zu sein.

Seine niedergeschlagene Miene verriet jedoch, dass es um mehr ging. Und dieses mehr war sie. Sie war nicht dumm. Ihr war klar, dass er auf eine gemeinsame Zukunft mit ihr gehofft hatte. Vor allem, nachdem sie schon eine gefühlte Stunde verlobt gewesen waren. Obwohl Lily immer offen mit ihrer Liebe zu Rian umgegangen war, hatte er es nie verstanden oder wahrhaben wollen. Vielleicht, weil er noch nie selbst so empfunden hatte - bis jetzt offenbar. Eine Weile hatte sie angenommen, dass es ihm nur um die Eroberung und den Konkurrenzkampf mit Rian gegangen war. Niall war ein Frauenheld gewesen, wie er im Buche stand. Er hatte sogar eine Affäre mit Imogen, der Mätresse seines Vaters, gehabt. Deswegen hatte sie seine Gefühle für sie nicht wirklich ernst genommen.

Aber er hatte nicht gezögert, sie auf ihrem unbestimmten Weg zu begleiten. Niall war einer von den Guten. Mit ihm war alles leicht gewesen, und hätte es Rian nicht gegeben, wären sie beide womöglich glücklich geworden. Oft fragte Lily sich, wie es gewesen wäre, hätte Rayanne, die Elfenkönigin, mit James und Merlin nicht ins Schicksal eingegriffen, und sie wäre zuerst Niall begegnet und nicht Rian. Dann hätte sich die tragische Liebesgeschichte um Artus, Guinevere und Lancelot wahrscheinlich wiederholt.

Sie trat auf Niall zu und berührte seinen Arm. „Tu das nicht. Schließ uns nicht aus“, bat sie leise.

„Warum nicht? Du tust es doch auch. Du ziehst los, ungeachtet dessen, was wir dazu sagen. Du bringst dich in ungeahnte Gefahren, und Gary und ich haben keine Ahnung, ob du zurückkommst. Bist du gefangen genommen worden, und brauchst du Hilfe? Oder bist du einfach tot? Wir würden es nicht mal erfahren.“

Lily seufzte und musste sich eingestehen, dass sie es keinesfalls akzeptieren würde, sollten sich Niall oder Gary so verhalten.

„Und stell dir vor, dieser Fee und ich blieben übrig?“

Lily kicherte. „Wer würde euch dazu bringen, euch nicht mehr wie kleine Kinder zu benehmen? Wenn ich verspreche, mich fortan an unsere Absprachen zu halten, können wir dann endlich rein gehen? Dieser Ort ist mir irgendwie unheimlich.“

„Sagt die Verrückte, die sich mit einer Schar von Schatten anlegt.“ Er lachte zumindest wieder.

„Da weiß ich wenigstens, was mich erwartet.“

„Der Tod?“ Niall lächelte, es erreichte jedoch seine Augen nicht. „Hast du Gary von der Magie erzählt?“

Lily sah auf ihre schlammigen Stiefelspitzen.

„Lily! Du musst mit ihm darüber reden. Nicht, dass du irgendwann vor Wut unsere Hütte abfackelst.“

Lily rollte mit den Augen, musste sich aber eingestehen, dass das keineswegs so abwegig war. Seit sie in der Drachenhöhle zum ersten Mal ihre Kräfte gegen den Knucker eingesetzt hatte, war es, als sei der Damm gebrochen. Sobald sie starke Emotionen spürte, setzte sie Dinge in Brand. Lily hatte keinerlei Kontrolle darüber, und seit Niall Zeuge einer dieser Zwischenfälle geworden war, drängte er sie, es Gary zu erzählen. Irgendwie scheute sie sich davor. Nicht, weil sie Gary nicht vertraute. Ihr Freund steckte bereits knietief in diesem Schlamassel und war regelmäßig sauer auf sie. Da hatte es einfach keinen passenden Zeitpunkt gegeben.

Ein grimmiger Ausdruck trat nun auf Nialls Miene. „Ich mein es ernst! Du kannst solche Sachen auf keinen Fall vor uns verbergen.“

„Du hast ja recht … ich mach es noch heute Abend, okay? Er kocht im Übrigen.“

„Du meinst, er macht den Fisch warm?“ Ein schelmisches Grinsen tauchte auf Nialls müden Zügen auf, und Lily war überaus froh, es zu sehen.

„Kannst du dich daran erinnern, jemals etwas anderes gegessen zu haben?“ Sie zwinkerte ihm zu, und Niall warf lachend den Kopf in den Nacken.

„Kaum“, gab er zur Antwort und lief neben ihr zurück zum Haus. Es dämmerte bereits, der Abend kündigte

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Publisher: BookRix GmbH & Co. KG

Publication Date: 05-16-2022
ISBN: 978-3-7554-1394-3

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