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Mitternachtsblauer Schatten

Er blickt in mein Gesicht,

Seine haselnussfarbenen Augen

Versinken in den meinen,

Doch er sieht mich nicht,

Ich bin ihm verborgen

Im mitternachtsblauen Schatten

 

Ich spüre seine Nähe,

Seine sanfte Hand

Berührt die meine,

Doch er hält mich nicht,

Meine Finger streifen bloß

Seinen mitternachtsblauen Schatten

 

Er hört meine Stimme,

Meine schüchternen Worte

Kreuzen die seinen,

Doch er kennt mich nicht,

Und was mir bleibt ist nur

Sein mitternachtsblauer Schatten

Eis und Feuer

'Wenn du schon gehst,

Kehr nicht zurück;

Ich will dich nicht sehn,

Bist du einmal fort.'

Doch er wandelte mit blauen Augen

Suchend in des Winters Flur.

 

Schneebedeckter Höhen Lieder

Tragen kalte Melodie:

Kehrn gefallene Krieger wieder,

Dann hüte die Flamme und flieh von hier.

 

Die Rose wächst stark,

Doch wird sie vergehn,

Denn die Nacht wird kalt sein

Und voller Schrecken.

 

Der Winter naht,

Kannst du es nicht sehn?

Umschlingt schon das Land

Mit eisigen Ketten.

 

Die Nadel sticht, doch trifft sie nicht

Ihr Ziel, ist ihr Träger dem Tode geweiht.

Dem kopflosen Mann war Unrecht getan,

Doch er nun für immer in Dunkelheit weilt.

Die Gier der Menschen

Durch matte Fenster fällt mein Blick,

Der Himmel weiß, die Erde grau,

Nichts Gutes stellt sich mehr zur Schau,

Wie kam es?

 

Tausend Menschen, alle gleich,

Der Blick gesenkt,

Schon wieder gab es Tote,

Wie kam es?

 

Die Trümmer meines Herzens längst restauriert,

Zebricht nun mein Verstand,

Zersplitternde Rose im Wind,

Die Erde stirbt,

Wie kam es? 

Des Monsters Schlund

Es ist soweit

Meine Zeit ist gekommen

Man reißt mich fort

Mich und meinen Bruder

Fort von unserer Familie

Aus unserer Heimat

Wie schon viele vor uns

Sie wurden geholt

Einer

Nach

Dem

Anderen

Tag für Tag

Eingeschlossen in engstem Raum

Sie fluten ihn mit Hitze

Zwingen mich mit anzusehen

Wie mein Bruder verbrennt

Bei lebendigem Leibe

Jetzt bin ich allein

Im Dunkeln

Plötzlich

Sehe ich wieder Licht

Doch statt mich gehen zu lassen

Salben sie mich mit dem Blut eines Fremden

Und opfern mich

Dem Monster

Es zu besänftigen

Doch nicht lang...

Der Fremde

In des Mondes stiller Nacht

Vom Himmel stieß ein heller Stern

Mit glühend Schweif,

Engelsgleich,

Sank hinab auf Felder grün.

Die Parkbank

Ich sitze auf der Bank im Park

Gesellschaft hatte ich schon immer

Seit ich mich hier niederließ

Er verlässt mich niemals, nimmer

 

Ihn nur seh ich Tag für Tag

Red mit ihm von Zeit zu Zeit

Obwohl er mich nicht leiden kann

Bleibt er selbst nachts an meiner Seite

 

"Siehst du den kleinen Jungen froh

Spielend dort am Straßenrand?"

"Die Schwester krank, die Mutter fort

Der Vater im Krieg sein Schicksal fand."

 

"Die alte Frau dort drüben, sprich

Sie lacht und jauchzt, ist voller Leben-"

"Sie, fürwahr, doch nicht ihr Mann

Hat sie ihm doch sein Leid gegeben."

 

Nun sitzen wir stumm hier und denken

Wen bringt das Schicksal noch vorbei?

Wann wird er endlich Frohsinn kennen?

Ist ihm das Leiden einerlei?

 

Viele sah ich kommen und gehen

Nun kommt das Abendrot

Ich sitze auf der Bank im Park

Und neben mir der Tod

Der Verjagten Dorf

 - Siehe!

Des knisternd Feuers heller Schein

Schickt züngelnd Flammen in die Nacht

Wirft tanzende Schatten auf Baum und Grund

- Lausche!

Dort ist das Zirpen der Zikade

Im Schatten singt die Nachtigall

 

Im Kerzenschein von sechs Laternen

Sinnt der Reigen still und stumm

Um das Dorf brechen Wogen des Krieges

Ein, wie in tobender Brandung ein Fels

 

 

 

[Widmung: für Kâle,

                die mir nicht die Hand abschlug,

                als ich ihr Essen klauen wollte,

                und mir half, einen Titel zu finden.]

Two young people crying

On the street past the old town

Two young people crying

One has lost the love of life

The other one is dying

 

Two young people on the street

Up to the old tower 

The girl, her eyes are blank and cold

Her skin is white like flour

 

The man, his hair already grey

His face is wet and teary

He cries because his girl is lost

He whispers quite and weary

 

In his hand a stake of wood

He knows that he must do it

When the time for it has come

For the sake of her spirit

Mirrors

In a room full of mirrors,

Who would you be

If every mirror had another world to see?

With different Yous and different people...

In a world full of mirrors,

Who would you be?

 

In a room full of mirrors,

Where would you go

If every mirror had another pathway to show?

With different homes and different landscapes...

In a world full of mirrors,

Where would you go?

Apocalypse

When the sun is burning red

And the skies are falling down

When everything turns dark

And you can't go on

 

When the rivers are of blood

And silence all around

When everything is cold

And the world is upside down

 

I look down to the grave

Beneath my feet

And it opens...

Imprint

Publication Date: 03-12-2015

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