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In Moisburg, unserem riesigen Event und Tanztempel, wurde ein ausrangiertes Eidophor Beamer Gerät installiert und auf einer überdimensionalen Spezial Leinwand Clips der aktuellen Charts abgespielt. Die Video Bänder bekam ich aus England von "Top of the Pops". In Deutschland hatte man gerade mal drei TV Programme , da war das ein Highlight.
Dieses Schweizer Präzisions Beamgerät war für einen normal Sterblichen nicht bezahlbar. Ein Neugerät kostete 1,2 Milllionen.

Wir bakamen es für zarte 50.000 DM, da es über eine große Entfernung ungeahnt scharfe Bilder projizierte. Wir kümmerten uns auch nicht darum, ob das nun von der Rechtssituation erlaubt war oder nicht. Es krähte noch kein Hahn nach solchen Dingen.

Ein Bekannter, der bei einem großen Technik-Discounter tätig war, bot mir zu diesem Zeitpunkt „Krieg der Sterne“ auf einem Semi-professionellen Videoformat an und in Deutschland wurde gerade der erste Home- Videorecorder verkauft. In Moisburg zeigten wir die spannendsten Ausschnitte dieses Weltraumspektakels. Es kam riesig an und verlangte nach mehr.

In meinem Bekanntenkreis verkaufte ich die Kopien, um die Kosten wieder zurückzubekommen. Ich spürte, das ist eine interessante Geschichte und fuhr zu meinem Bekannten, dem dünnen Fred Miller, um die Hintergründe zu erfahren und ob die Möglichkeit bestand, sich an diesem Geschäft zu beteiligen. Zu diesem Zeitpunkt machte ich mir auch keine Gedanken über die strafrechtlichen Dinge, es war wie bei beim Kopieren von Schallplatten ein noch harmloses Hobby.

Eigentlich wollte ich nur für unseren Beamer die neuesten Filmausschnitte bekommen, aber die Kopien der neuesten Filme ließen sich in meinem Bekanntenkreis wie geschnittenes Brot verkaufen. Ohne weiter darüber nachzudenken stieg ich bei dem Dünnen - El Flaco (Manolete) nannte ich ihn nach dem berühmten Stierkämpfer, der 1947 ums Leben kam - in dieses Geschäft ein. El Flaco- (Der Dünne) kannte den Fahrer eines großen Filmverleihers.

Der Fahrer stellte seinen Laster des Nachts vor die Kopieranstalt und dann wurden die ungespielten Kopien von den riesigen Filmrollen auf U-Matic, einem Semi-professionellen System, abgetastet. Die Qualität war erste Sahne und 2- 3 Generationen von Homekopierern konnten ohne Weiteres ihre teuer erworbenen Kopien weiterverkaufen um ihre Kosten wiederum zurückzubekommen.

Der untrügerische Geschäftssinn – natürlich war er manchmal auch trügerisch, schaltete sich ein und sagte mir, das ist ein Geschäft. El Flaco- verkaufte mit mir zusammen etliche Mutterkopien auf U-matic in die einzelne Regionen – in Deutschland.. Das war schon mal ein gutes Geschäft.

Diese Leute verkauften ihrerseits Kopien auf VHS und anderen Formaten. Die nächste Generation kopierte wieder diese Kopien. Es wurde eine richtige Lawine losgetreten. Am Anfang gab es 4 gängige Home Video Systeme, zunächst Betamax, dann VHS, das sich später auch durchsetzte, Video 2000, VCR mit den dicken Kassetten von Grundig.

Der dünne Miller war nachts im Kopierstudio und ließ einen Film nach dem anderen auf U-matic kopieren. In vielen Nächten wurden teilweise drei und vier Filme kopiert. Da es zeitlich 1:1 kopiert wurde, war es für Miller sehr ermüdend.


Ein ums andere Mal musste ich ihn vertreten. Bis wir die wichtigsten Filme als Mutterkopien fertig hatten. Dazu gehörten alle gängigen alten Filme wie die Bonds, Disneys, die langen Schinken wie die Bibel- Krieg und Frieden, Ben Hur und die aktuellen Filme.

Wir kopierten die besten Ausschnitte für Moisburg und zeigten sie den tanzenden Besuchern. Bei der Schlüsselszene blendeten wir den Ton ein. Es war eine Riesengaudi. Beispielsweise die Tanzszene von Balu dem Bären aus dem Dschungelbuch, oder die Szene aus dem Alien 1 Film als dieses Schlangenmonster aus dem Körper eines Astronauten herausbrach.

Die Leute sprachen darüber und fanden es riesig. Nur mit dem Mutterbandverkauf waren wir nicht zufrieden, wir hörten, dass die Weiter-Kopierer für VHS Kopien teilweise 250 DM bekamen. Da kam mir eine Idee, wie ich an Adressenmaterial für den Endverbraucher komme.

Ich rief einen Super 8 Händler an und machte dem den Vorschlag, sein Adressenmaterial zu bekommen und er im Gegenzug eine VHS Kassette von jedem Film, den er haben möchte. Er war einverstanden und ich bekam alle Adressen seiner Super 8 Kunden. Mietete ein kleines Gartenhaus mit Telefon und ein Freund von mir hielt die Wacht. Ich verschickte langsam an diese Leute die Liste der Filme und auf welchem Format diese erhältlich waren. Mein Freund schrieb und schrieb Aufträge für diese Kopien.

Unsere Vervielfältigung stieß an ihre Grenzen und unsere Kopierwerkstatt mit U-matic Recordern und den darunter befindlichen Endformaten liefen Tag und Nacht. Für diesen Job hatte ich aus meinem Bekanntenkreis einige Studentinnen beschäftigt.
Ausgeliefert wurden die Kopien von Holland aus über Bahnexpress Barauszahlung, da wir wussten, dass diese Unterlagen nicht lange aufgehoben wurden.

Der dünne Miller wickelte das alles ab. Die Gelder wurden eingesammelt und El Flaco- Manolete kam jede Woche und rechnete mit mir ab. Das machte Spaß und erinnerte mich an Donald Duck.

El Flaco war ein ängstlicher Typ und abergläubisch. Als ich mit ihm abends im Auto unterwegs war und eine schwarze Katze von links nach rechts lief, rief er glockenhell und aufschreiend, seine Stimme wurde immer lauter , fast fistelig: „Oh, hast Du das gesehen“ Ich hatte es gesehen, gab es aber nicht zu. „Oh“ sagte er „eine schwarze Katze lief eben über die Straße.“ „Na und?“
„Du ,eine schwarze Katze und dann noch von links nach rechts.“ Ich fahr nicht nach Hause, kann ich bei Dir schlafen?“

„Na gut, aber ruf erst mal deine Heike an“.
Er rief an, nichts war passiert. Langsam beruhigte er sich und fuhr dann doch nach Hause.
Es wurde mir allerdings unheimlich und um das Risiko einer Steuer Denunzierung zu vermindern fing ich an, mit meinem Steuerberater das Ganze von der steuerlichen Seite abzusichern. Ich versteuerte das alles, um keinen Angriffspunkt zu bieten.

Ich wusste von meinem Steuerberater, dass die Steuer berechnet wird nach Tag- und Nachtlaufzeiten der Rekorder, falls die so etwas erfahren.
Da war aber auch noch die strafrechtliche Seite und die Gesetze für Urheberrecht wurden langsam verschärft. Wurden die Kopien am Anfang noch in privaten Wohnungen produziert, so veränderten sich die Gegebenheiten später auf angemietete Büroräume und zum Schluss auf eine versteckte Großgarage.

Vor der Großgarage war eine KFZ Reparatur - Werkstatt, so dass Publikumsverkehr nicht auffiel und niemand dahinter unser mittlerweile mit zig Konsumer Recordern ausgestattetes Kopierstudio vermutete.

Als ich eines Nachts aus Moisburg nach Hause kam, hatte man bei mir trotz Alarmanlage eingebrochen und meine privaten Recorder und sämtliche kopierten Mutterkopien gestohlen. Der Dieb hatte es nur auf diese Bänder abgesehen und es hat mich dadurch nicht besonders getroffen, da ich mir ja jeder Zeit neue Kopien hätte anfertigen können. Aber es war ein Alarmzeichen und ich wollte mich so schnell es geht aus diesem sogenannten Schwarzvideogeschäft verabschieden.

El Flaco hatte eventuell jemanden, der das alles übernehmen wollte. Und so geschah es. Eines Nachts kam ein riesiger Doppel LKW, wir luden die Recorder Batterien und mittlerweile über eine Unzahl von Film Kassetten auf den LKW bekamen alles in Bar und der Herr aus Süddeutschland verschwand mit diesem doch langsam immer noch mehr illegaler werdenden Geschäft im Dunkel der Nacht.

Vier Jahre später, als ich wieder einmal Tennis spielte wurde ich ausgerufen, dringend ans Telefon zu kommen. Inge, meine Frau sagte mir, dass die Staatsanwaltschaft bei mir ist und eine Hausdurchsuchung wegen der Schwarzvideo Angelegenheit macht. Oha, doch noch. Mann, brauchen die lange „Sag denen doch, dass sie zu spät kommen“ scherzte ich, und wir beide mussten fürchterlich lachen. Aber in Wirklichkeit ging mir doch ganz schön die Muffe.

Ich fuhr hin und die Jungs stellten das ganze Haus auf den Kopf und fanden nichts. Das war eine Denunziation, vor der ich immer Angst hatte, dafür wussten es zu viele.

Dieses langsam immer mehr kriminell werdende Geschäft hatte seine Aufgabe erfüllt. Zur Erläuterung muss gesagt werden, dass in der heutigen Zeit mit dem Klau von Daten und Schwarzkopien ganz andere Dimensionen erreicht. werden.


Experiment Electrophorus - Kurzbeschreibung

Manfred Säuerling und Georg Rosenrunge, zwei Männer mit unterschiedlicher Hautfarbe, zwei Wissenschaftler auf zwei unterschiedlichen Gebieten, zwei Freunde mit unterschiedlichen Interessen, zwei Welten, die aufeinander treffen. Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: die Vorliebe für das Abenteuerliche und die Faszination der Natur.

. Während einer Forschungsreise durch den tropischen Regenwald machen er und Rosenrunge schließlich eine bahnbrechende Entdeckung: biologische Energieressourcen, das Tier als Kraftwerk – die Operation Electrophorus beginnt. Aus der Entdeckung wird erst eine utopische Idee, dann eine Vision und schließlich gelingt es den beiden – ganz nach Alexander von Humboldts Theorien und einer Menge Experimente später – genau diese ungeahnte Stromquelle massen- und auch netztauglich zu machen.

Eine ganze neue Ära der Energiegewinnung beginnt und bedeutet somit das Aus für monopolisierte Preistreiberei herkömmlicher Energieerzeuger. Doch diese weltbewegende Entdeckung bringt nicht nur weitere Nominierungen für den Nobelpreis, sondern auch Schattenseiten – der Kampf der Giganten beginnt.


Imprint

Publication Date: 02-14-2010

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Dedication:
In unserem Event Tanztempel in Moisburg hatten wir ein Eidophor Video Beamer und alles tanzte nach Balu dem Bären aus dem Dschungelbuch und anderen Filmszenen. Lesen Sie was daraus wurde.

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