Cover

seelenlose Hülle

Ich laufe. Ich laufe ohne Ziel. Mein Weg hat kein Ziel. Kein Ende. Und doch laufe ich. Mein Fortschreiten zeigen die unendlichen Ruinen. Sie erstrecken sich längs meines Weges und führen meinen endlosen Marsch. Entlang von verlassenen, grauen Straßen. Durch leerstehende Häuserschluchten, verwinkelte Gassen. Riesige Betontürme, die Giganten alter Tage, dessen Augen mich verfolgen. Meine regungslosen Verfolger in der Einsamkeit.

Mein Weg säumen Berge von Knochen. Ich steige über sie oder zertrete sie. Das Knirschen zerreißt die Stille. Die Gebeine sind Zeugen des Lebens. Längst verschwundenen Seins. Ein kleiner Funke Existenz, der nicht mehr zugegen ist. Vergangenheit. Sie bringen mir den Gestank von Tod und Verwesung. Meine Zellen nehmen den Geruch auf. Sie ziehen Kraft. Saugen sie gierig auf. Laben sich an dem leblosen Duft. Die Kraft der Toten, die zu meiner wird.

Die ausdruckslosen Gesichter der weißen, kahlen Schädel erinnern mich an die vergessenen Tage. Als mein Körper noch einem Anderen gehörte. Jemanden mit Moral, Gewissen, Bedauern. Doch dieser ist längst weg. Hat den Körper zurückgelassen und ist geflüchtet. Die Flucht in die Dunkelheit. In die ich nicht folgen konnte. Ich blieb zurück, auf der Suche. Der Suche nach dem Sinn meines Bestehens, meines Seins. Und so folge ich dem Weg, auf der Suche. Nach dem Einzigen, was ich kann. Dem Einzigen, was ich will und brauche. Zum Leben, gehe ich auf die Suche. Es lockt mich. Es ruft mich und führt mich weiter in die Verdammnis. Bis ich es finde, um dann wieder von vorn zu beginnen. Ein Zyklus, dem ich nicht entbrechen kann. Nicht will. Denn es ist das Einzige. Das Suchen. Was mich erfüllt, meine Gedanken bestimmt. Alles und Nichts. Hunger und Rausch.

Der Hunger treibt mich weiter und der Rausch beflügelt mich. Hebt mich in den Himmel, bis ich nichts mehr fühle, als den beständigen Hunger. Das Dürsten nach dem Rausch. Einem neuen Höhenflug abwärts. Also Suche ich weiter, im ewigen Kreislauf gefangen. Im beständigen Lauf, meinem Weg folgend.

Auf der Jagd nach Fleisch, das meinen Hunger stillt. Blut, was meinem Rausch nährt. Den Rest Lebendigkeit aus diesen trostlosen Ort. Zum Vernichten gekommen. Gekommen der Wirklichkeit das Leben zu entreißen. Wenn meine Zähne in das zuckende Fleisch schlagen. Eine tiefe Wunde, die Sehnen und Muskeln durchstößt und das zarte Gewebe zerstört. Es von dem Körper löst, um meinem Mund die Leere zu nehmen. Das Aroma lässt mich schlucken. Ich brauche mehr, viel mehr. Mehr samtene Haut, die mit dem Druck meiner Gewalt reißt. Die unter sich, das rosige Fleisch verbirgt. Bis das Blut fließt. Der Lebenssaft dem gerissenen Leib entweicht. Sich unaufhaltsam nach Außen bahnt. Bis das Pumpen des Herzen versagt und die Strömung versiegt. Erst dann gibt mein Hunger ruh.

 

 

Träumen nachjagend

Ich erwache. Ruckartig verlasse ich meine liegende Position und setze mich auf. Meine aufgerissenen Augen starren in eine Dunkelheit. Ich brauche eine Weile bis ich erste schemenhafte Umrisse erkennen kann und begreife, dass ich in meinem Bett bin. In meinem Zimmer, meiner Wohnung, meiner Stadt. Meine Decke liegt zerwühlt am Bettende und bedeckt nur sperrlich meine Füße. Mein Shirt ist nass. Es klebt völlig verschwitzt an meinem Körper. Ich reibe mir über meine verschlafenen Augen und spüre den Schweißfilm auf meiner Stirn. Mein Atem verlässt geräuschvoll meine Lungen, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Meine rechte Hand, die eben noch auf meinen Augen lag, gleitet über meinen Mund, den Hals hinunter. Ich reibe mir über meine Brüst, der mit Schweiß getränkte Stoff der meine Haut bedeckt fühlt sich kalt an. Meine Hand wandert weiter. Ich keuche auf, als ich die Beule in meiner Short erreiche. Ich schließe die Augen und lege den Kopf in meinen Nacken. Fahrig befreie ich meinen erigierten Penis, als ich ihn fest in die Faust nehme, falle ich zurück in die Kissen. Ich lasse den Gedanken freien lauf, beschwöre die Bilder aus meinem Traum herauf von Blut, Fleich und Tod, während ich unentwegt meinen Penis bearbeite bis sich meine Erregung abbaut.

 

Der Traum. Mal wieder, einer dieser Träume. Eine Realität, die nicht meine ist. Sondern meinem anderen Ich gehört. Einem bösen Ich. Durch den Traum ruft es nach mir. Mein Unterbewusstsein ruft nach mir. Es erinnert mich an das Verlangen nach Zerstörung und Tod. Und jegliches Leben zu nehmen. Diesen Rausch der Gewalt zu absorbieren, der das eigene Sein definiert. Ich sehne mich nach dieser Wirklichkeit. Und doch verstecke ich meine dunkle Seite. Lasse nur meine Maske fallen, wenn das Monster siegt. Der Sieg über den Leib. Der schwache Leib eines Menschen. Mich. Es ist mein innerer Zwiespalt. Die Regeln der Gesellschaft zubrechen, um Selbstverwirklichung zu schaffen. Seiner eigenen Realität nachjagend und der Dunkelheit, Freiraum zu schaffen.

 

Meine Glieder sind steif und befolgen keine meiner Befehle. Ich fühle mich geschwollen von diesem Traum. Gefüllt mit Lust und Geilheit. Sie umnebelt meine Gedanken und betäubt meinen Kopf. Es beherrscht mich. Fließt durch meinen Körper und schenkt meinen Zellen ungeahnte Erregung. Die jedes einzelne Haar auf meinem Körper in die Aufrechte zwingt. Mein Herz rast, in freudiger Erwartung. Im Flehen und Gewähren meiner Lust. Alles sehnt sich nach Erleichterung. Dem Erhören meiner Triebe, meiner Wünsche. Die Befriedigung der Erektion.

 

Es ist Zeit. Ich werde dem Weckruf nachkommen. Dem Wunsch nach Tod. Dem Schmerz der anderen. Dem Gefühl, wenn sie ihr Leid hinausschreien. Und es meine Ohren erfüllt. Der liebliche Klang der Qual und der Angst.  Im Angesicht des Todes. Nicht fähig sich zu wehren und der Situation zu entfliehen. Wenn sie wissen, was kommen wird. Ohne Rettung, ohne Flucht, ohne Erbarmen. Hilflos dem Schmerz ergeben und meiner Willkür. Die Willkür über ihren Körper, ihren Geist und ihrer Seele. Es befriedigt den Hunger nach der gewaltigen Macht. Der Macht über andere. Die Süße, welche mich beseelt. Nach mehr dürstend, wähle ich mein Opfer. Es zu brechen. Ihre Schwäche lässt mich Reifen und ich kann das Monster in mir beruhigen. Eine kleine Weile, bis es mich wieder ruft. Bis es wieder Zeit ist.

 

Imprint

Publication Date: 06-16-2014

All Rights Reserved

Next Page
Page 1 /