Rave
Souls & Vampires
Kajsa Arnold
Inhalt
Zitat
Einführung
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Danksagung
Neuveröffentlichung Februar 2018
Kajsa Arnold Edition
Copyright © 2015, 2018 Kajsa Arnold
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, auch auszugsweise, nicht gestattet
1. Auflage
Covergestaltung: Andrea Wölk
Kajsa Arnold Edition
www.kajsa-arnold.de
Erstellt mit Vellum
Zitat
Es ist besser,
sich mit zuverlässigen Feinden zu umgeben,
als mit unzuverlässigen Freunden.
John Steinbeck
Einführung
Die Erzengel
Camaela, genannt Camy
Namensbedeutung: „Gott ist mein Ziel.“
Dies ist der Lieblingsengel Gottes.
Camaela ist der Engel des Krieges und des Mars, dem Planeten der feurigen Leidenschaft. Unter ihrem Einfluss können kämpferische Aggression in sanfte Kooperation verwandelt werden, sie verleiht Autorität, Durchsetzungskraft, Mut und Tapferkeit.
Michael, genannt Mike
Namensbedeutung: „Wer ist wie Gott?“
Er ist der mächtigste Erzengel, der Fürst des Lichts, trägt die Seelen der Verstorbenen sanft ins Himmelreich, kämpft mit aller Macht gegen das Böse und die Dämonen.
Gabriel, genannt Gabe
Namensbedeutung: „Der starke Mann Gottes“
Dies ist der Engel der Verkündigung, Geburt und Hoffnung. Er begleitet ungeborene Seelen und unterstützt sie dabei, sich aus ihren Verstrickungen in der materiellen Welt zu befreien.
Raphaela, genannt Ela
Namensbedeutung: „Heilerin Gottes“
Sie geleitet all diejenigen, die Hilfe benötigen, durch schwierige Zeiten, schützt Reisende und Kranke, vertreibt Hoffnungslosigkeit und hat als amüsante Begleiterin in jeder Lage Sinn für Humor.
Uriel, genannt Uri
Namensbedeutung: „Feuer Gottes“
Als Engel der Prophezeiung offenbart er den Menschen göttliche Geheimnisse, er kann Inspiration und Erkenntnis vermitteln. In besonders dunklen Zeiten haben seine Kräfte eine heilende Wirkung.
Prolog
Hat nicht jeder eine Leiche im Keller? Es musste ja nicht immer der langsam zu Staub verfallende Leichnam sein – ein gut gehütetes Geheimnis konnte den gleichen Effekt haben. Heimlichkeiten waren etwas Wunderbares, solange sie unentdeckt blieben. Merkwürdigerweise entwickelte man erst dann ein Gespür für Mysterien, wenn man sie hütete. Eine Art Feingefühl, um Geheimnisse aufzuspüren, die lange im Dunkeln gelegen hatten. Doch musste man immer auf der Hut sein. Zu keiner Zeit durfte man preisgeben, über welches Rätsel man selbst wachte, zu keiner Zeit die eigene Maske leichtfertig ablegen: das verborgene Ich, das getarnt war durch eine falsche Identität, die es um jeden Preis zu schützen galt.
Denn es gab Geheimnisse, die niemals ans Licht kommen durften, wirklich niemals.
Kapitel 1
Erkannt!
Das Wort geisterte durch Raves Gedanken, gleich nachdem er das Klassenzimmer betreten hatte. Begleitet von den abschätzigen Blicken sämtlicher Schüler, hatte er es vorgezogen, sich einen Platz in der hintersten Sitzreihe zu suchen. Einige wandten sich zu ihm um, und jemand in der ersten Reihe zischte: »Schon wieder so ein Freak!«, woraufhin Rave ein leises »Schisser!« zurückgab.
Doch all diese Reaktionen hatten rein gar nichts damit zu tun, dass Rave sich ertappt fühlte. Nachdem der Unterricht begonnen hatte und es still im Raum geworden war, spürte er ganz genau diesen Blick auf sich ruhen, der ihm das Gefühl gab, dass sein Geheimnis hier nicht unentdeckt geblieben war.
Drei Reihen vor ihm saß ein junges Mädchen, das sich dann und wann zu ihm umdrehte und ihm jedes Mal direkt in die Augen starrte. Selbst, als er ihren herausfordernden Blick erwiderte, hielt sie das nicht davon ab, ihn weiter zu beobachten. Und dennoch schien sie nicht neugierig zu sein. Ihre Miene aber sagte etwas anderes aus: Ich habe dich erkannt!
In Raves Augen stand der Gedanke, der ihm seitdem nicht aus dem Kopf ging: Auch du hast ein Geheimnis, und ich werde herausfinden, welches!
Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Es schüttete seit dem Morgen wie aus Kübeln. Ein Regentag war ein guter Tag! Denn zu starke Sonneneinstrahlung war nun wirklich nicht nach Raves Geschmack. Vom grellen Licht bekam er Kopfweh.
Seit einer Woche wohnte er nun schon in New Haven. Er hatte ein kleines Häuschen gemietet, das direkt neben der Highschool lag, die er dieses Jahr besuchen würde. Senior-High. Sein letztes Mal auf der Highschool, schon wieder!
Mr Santucci, unter anderem Geschichtslehrer, überflog zunächst die Anwesenheitsliste der Schüler für das neue Schuljahr und rief jeden namentlich auf, um sich einen genauen Überblick zu verschaffen. Als er beim Buchstaben R angekommen war stutzte er und ließ den Blick dann fragend durch die Menge gleiten.
»Gibt es einen Rave unter den Anwesenden?«
Alle schauten sich suchend um, bis Rave nach einigen Sekunden des Wartens zögerlich die Hand hob.
»Ah, nett, dich kennenzulernen! Rave, wie lautet dein Nachname?« Mr Santucci sah ihn über den Rand seiner Nickelbrille hinweg erwartungsvoll an.
»Ich habe keinen. Nur Rave.« Laut und deutlich erklang die sanfte, dunkle Stimme im Raum, und sämtliche Nebengeräusche verstummten mit einem Mal.
»Keinen Nachnamen? Also so was in der Art wie Pitbull oder Jay-Z?« Santucci und zog belustigt eine Augenbraue hoch.
Im Zimmer schienen alle Anwesenden den Atem anzuhalten.
»Nur Rave.«
»Okay, Mr Rave Rave, dann trage ich das so ein.« Allgemeines Gelächter erfüllte die Klasse, doch der Angesprochene verzog keine Miene. »Mr Rave, ich sehe, du bist offenbar nicht von hier?«
Alle Augenpaare waren nun wieder auf Rave gerichtet. So viel Aufmerksamkeit war ihm lästig, doch er wollte an seinem ersten Tag einen guten Eindruck hinterlassen und gab daher bereitwillig Auskunft. »Nein, Sir. Ich bin zwar hier geboren, aber in Schottland aufgewachsen und nun wieder zurückgekehrt.«
»Prima, Mr Rave, ich kann dir zu diesem Entschluss nur gratulieren. Willkommen in meiner Klasse. So wie allen übrigen auch – viel Spaß bei eurem letzten Highschooljahr!«
Tosender Beifall und schrille Pfiffe hallten durch den Raum, begleitet von lautem Klopfen auf den Tischen und wildem Fußgetrampel.
Alle jubelten und genossen die Stimmung. – Alle bis auf eine, die noch immer zu Rave starrte, und deren Augen ihm ganz klar sagten, dass sie ihm seine siebzehn Jahre niemals abkaufte. Lautlos formte sie mit ihren Lippen ein einziges Wort: Erkannt!
Camaela verbrachte die Mittagspause im Schatten einiger Bäume, die überall auf den Wiesen des Highschool-Geländes standen. Die Mensa war überfüllt, und auf den wenigen Grünstreifen tummelten sich die Schüler. Obwohl die Sonne sich noch immer hinter grauen Schleierwolken versteckt hielt, hatte es immerhin aufgehört zu regnen, und die Nässe war an diesem warmen Sommertag bereits wieder verdampft.
Camaela hatte ein recht abgelegenes Plätzchen gefunden, wo sie einige Minuten ganz für sich allein ihren Gedanken nachhing. Lustlos nagte sie an einem Apfel und entdeckte kurz darauf Gabriel, der langsam auf sie zuschlenderte. Ohne sie weiter zu beachten, ließ er sich neben ihr auf dem Rasen nieder. Wortlos fischte Camaela einen grünen Apfel aus ihrer Tasche und reichte ihn an Gabriel weiter. Einen Moment später biss er hinein und nickte dann kauend, ohne sie anzusehen.
»Und, wie waren deine ersten Stunden?«, nuschelte er leise zwischen zwei Bissen.
Camaela zuckte fast unmerklich mit den Schultern. Ich habe einen erkannt, dachte sie, doch laut sagte sie nichts. Ihre Gedanken wanderten zu Rave und seinen dunklen Augen, mit denen er sie so eindringlich gemustert hatte. Er war ihr sofort aufgefallen, als er den Raum betreten hatte. Nicht nur wegen seiner imposanten Statur, seines pechschwarzen Haars und der dunkelgrauen Klamotten, und nicht wegen des großen silbernen Kreuzes, das an einer dicken Kette um seinen Hals baumelte. Es waren auch nicht diese eindringlich dunkelblauen Augen, die von dichten schwarzen Wimpern umrahmt wurden, sodass es aussah, als hätte er mit dickem dunklen Kajal einen Lidstrich gezogen. Vielmehr zog sie diese düstere Aura an, die ihn umgab. Camaela hatte es auf Anhieb erkannt: Rave war genau das, wonach sie suchte. Das, was sie am meisten auf dieser Welt hasste.
Wie aus dem Nichts landeten zwei Beine in geschnürten Kampfstiefeln auf einem der Äste des Baumes, unter dem Camaela und Gabriel saßen, und kurz darauf ließ sich jemand neben den beiden auf die Wiese fallen.
»Hi, Ela! Wie läuft‘s?«, fragte Camy, ohne aufzublicken, und beobachtete die Schüler, die emsig wie kleine Bienen auf dem Gelände herumschwirrten. Dann reichte sie der Freundin ebenfalls einen Apfel.
Raphaela lachte gut gelaunt, wobei die roten Locken, die ihre feinen Gesichtszüge umrahmten, heftig auf- und abwippten. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für Spießer in meiner Klasse sind! Das glaubst du nicht!«, rief sie laut. »Wir werden hier nicht finden, was wir suchen«, flüsterte sie dann etwas leiser, sodass nur Camy und Gabriel es hören konnten.
»Hey, wir haben Camy versprochen, ihr zu helfen«, mahnte Gabriel mit dunkler Stimme.
»Ja, ja, ich weiß«, lenkte Raphaela ein. »Ich bin mir nur nicht sicher, ob der Tipp, den Camy bekommen hat, auch wirklich zuverlässig ist. Mir ist noch niemand aufgefallen.« Fast schon gelangweilt zuckte sie mit den Schultern. »Wenn man überlegt, wie alt ich bin, und dass ich nun wieder die Schulbank drücken muss ...« Sie schüttelte lachend den Kopf.
»Wir bleiben so lange hier, bis Camy gefunden hat, wonach sie sucht«, entschied Gabriel.
Raphaela stimmte zu: »Sicher, ich bin auf jeden Fall dabei!«, bevor sie herzhaft in den saftigen Apfel biss.
Etwas weiter entfernt schlenderte Rave gerade leichtfüßig auf den Eingang der Cafeteria zu. Obwohl der Himmel wolkenverhangen und grau war, schien es, als wäre der Neue von Licht umgeben. Seine Aura strahlte für Camy so hell, als würde ein Suchscheinwerfer ihn verfolgen. Alles an ihm wirkte lässig und cool – und dennoch war da etwas Besonderes.
Kurz bevor er durch die Tür schlüpfte, sah Rave über die Schulter zurück und suchte mit den Augen die Umgebung ab, bis er Camaela entdeckt hatte. Man spürte förmlich die Energie, die unsichtbare Verbindung zwischen den Blicken, die sie sich zuwarfen. Fast war das Knistern zu hören, wie in dem spannungsgeladenen Moment, kurz bevor ein Unwetter losbrach.
Raphaela pfiff leise durch die Zähne, nachdem der Unbekannte sich abgewandt hatte und durch die Tür geschlüpft war. »Wow, habt ihr das gesehen?«
Grinsend legte sie dann einen Arm um Gabriel und zog ihn zu sich heran. »Ja, ja, schon gut, ich weiß: keine Engel neben dir«, murmelte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. »Woher kennst du diesen Typen, Camy?«
»Aus dem Unterricht«, erwiderte sie leise, »er ist in meiner Klasse.«
»Ich meine, wow, hast du das auch gespürt, was da eben zwischen euch abgelaufen ist?« Raphaela war ganz aus dem Häuschen.
»Nur zu deiner Information: Sein Name ist Rave, und er ist einer von denen, die wir suchen«, ergänzte Camy, um Rafaela wieder zurück auf den Boden der Tatsachen zu holen.
Gabriel und Raphaela schauten überrascht auf. »Du meinst, er ist ...«
Ihre Freundin nickte fast unmerklich und starrte auf die Tür der Cafeteria. »Ja, ich habe ihn erkannt. Er ist ein Vampir, und ich werde seinem Dasein ein Ende bereiten. Aber erst, nachdem er mir verraten hat, wo meine Flügel abgeblieben sind.«
Den restlichten Tag verbrachte Mr Santucci damit, den Lehrplan zu erläutern und Anekdoten über das letzte Schuljahr zum Besten zu geben. Doch weder Rave noch Camaela folgten mit großem Interesse den Ausführungen ihres Lehrers. Sie waren vielmehr damit beschäftigt, sich gegenseitig im Auge zu behalten, als müssten sie aufpassen, dass keiner von ihnen etwas Unüberlegtes tat.
»Zum Abschluss unseres heutigen Tages möchte ich Ihrem Teamgeist auf die Sprünge helfen. Ich habe Sie daher in kleine Arbeitsgruppen eingeteilt. Die Zuordnung finden Sie am Schwarzen Brett draußen neben der Tür. Sie ist alphabetisch geordnet, das Thema Ihrer Arbeit steht jeweils dahinter. Denken Sie bitte daran: Ihnen bleiben vier Wochen, um Ihre Arbeiten abzugeben.« Damit verabschiedete er sich, rauschte aus dem Zimmer und hinterließ einen Pulk von Schülern, die sich einen Moment später neugierig vor dem Schwarzen Brett versammelten.
Rave machte sich gar nicht erst die Mühe, nachzusehen, wer sein Studienpartner war. Er wusste es auch so. Zwar kannte er ihren Namen noch nicht, doch er war sicher, dass es das Mädchen sein musste, das ihn unentwegt anstarrte. Auf schnellstem Weg verließ er den Raum und verschwand aus Camaelas Blickfeld.
Als Camy endlich das Schwarze Brett erreichte, konnte sie nicht glauben, was dort schwarz auf weiß stand: ihr Name, Camaela Passion, neben dem von Mr. Rave Rave! Thema der Arbeit war die Bostoner Tea Party. Na klasse! Vermutlich hatte dieser Rave persönlich daran teilgenommen. Suchend blickte sie sich um, doch mittlerweile waren fast alle Schüler davongeeilt, und von Rave keine Spur. Nun, immerhin war die Arbeit erst in einem Monat fällig. – Als ob das von Bedeutung wäre, doch es würde ihre Tarnung aufrechterhalten und ihr zu dem Kontakt zu Rave verhelfen, den er schon bald bitter bereuen sollte.
Kapitel 2
Der Schlag traf sie so unerwartet, dass sie ihm unmöglich ausweichen konnte. Die Kraft, die dahintersteckte, war überirdisch. Zu groß war die Intensität, sodass ihr alle Luft aus der Lunge gepresst und sie zu Boden gedrückt wurde. Wie durch einen Nebelschleier nahm Camy wahr, dass eine starke Hand sie in eine dunkle Ecke zog.
Sie wusste sofort, dass es falsch gewesen war, sich am Abend allein auf dem Footballgelände umzusehen, doch sie hatte das Hilfsangebot ihrer Freunde abgelehnt. Selbst Uriel, ihr Engel der Prophezeiung und Offenbarung, sollte sie nicht begleiten. In diesem Augenblick ertrug sie es nicht, jemanden um sich zu haben, sie wollte einfach nur allein sein. Das hatte sich nun als fataler Fehler herausgestellt.
Als eine mächtige Faust knapp an ihr vorbeizischte, erschrak sie fast zu Tode und mobilisierte all ihre Kräfte. Sie schaffte es, sich aufzurappeln, und blockte mit gekreuzten Unterarmen den nächsten Schlag ab. Doch der Angreifer bekam sie irgendwie zu fassen und zog sie unsanft an ihren struppigen kurzen Haaren.
»Autsch!«, schrie Camaela und taumelte. »Das ist unfair, so was machen nur Mädchen!«
Wütend griff sie ebenfalls zu und hielt eine Sekunde später ein Büschel roter Haare in den Händen. Sie versetzte dem Angreifer einen kräftigen Tritt, der daraufhin kurz das Gleichgewicht verlor – jedoch nur, um eine Sekunde später seine große Pranke um ihren Hals zu legen und zuzudrücken. Die Stärke eines Engels war lediglich mit der eines Vampirs zu vergleichen, und schlagartig wurde Camaela klar, dass ihre Kräfte geschwächt waren, nur so groß wie die eines Menschen. Plötzlich begriff sie, dass sie keine Chance haben würde.
Ein Schlag in die Rippen nahm ihr kurzzeitig die Luft, sodass sie noch nicht einmal nach Hilfe schreien konnte. Bevor sie das Bewusstsein verlor, traf eine Faust ihren linken Wangenknochen - sie tausende kleine Sterne sah. Einen Augenblick später blitzte das Gesicht von Rave vor ihrem inneren Auge auf, und dann wurde alles um sie herum schwarz.
Nachdem Raphaela die SMS abgesandt hatte, klopfte es an der Tür, und Uriel schaute ins Zimmer. Raphaela, die sich in dem gemieteten Haus nahe der Schule ein Zimmer mit Camaela teilte, sah ihn besorgt an.
»Camy ist noch nicht wieder zurück. Es ist schon nach elf, und sie ist schon seit über zwei Stunden verschwunden. Irgendwas stimmt da nicht. Ihr Handy ist ausgeschaltet, ich habe ihr auf die Mailbox gesprochen, doch sie ruft nicht zurück.«
Es klopfte am Fenster, und als sie aufsprang und es einen Spaltbreit öffnete, schwang sich Gabriel ins Zimmer.
»Hat dich jemand gesehen?«, flüsterte Raphaela ängstlich. Gabriel schüttelte den Kopf und zog die Vorhänge zu, dann schloss er Raphaela in seine Arme und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Es war zwar schon spät, doch ein fliegender Engel am Himmel hätte sicherlich auch zu dieser Zeit für Unruhe gesorgt.
»Wir waren verantwortlich, sie nicht allein gehen zu lassen!« Raphaelas Stimme war voller Sorge.
»Ich wollte sie begleiten, doch ihr kennt ja Camy, wenn sie sich einmal was in den Kopf setzt!« Mit einem Seufzer ließ Uriel sich auf das Sofa fallen.
»Uri und ich werden den Campus absuchen, du bleibst hier«, wandte Gabriel sich an Raphaela, »falls Camy sich meldet oder zurückkommt. Komm, beweg deinen Hintern!«, rief er auffordernd in Uriels Richtung und sprang aufs Fensterbrett. Sein Freund tat es ihm nach. Auf ihrer beider Rücken erschienen wie aus dem Nichts große weiße Flügel, leicht transparent, fast wie Pergament. Sie breiteten ihre Schwingen aus, setzten zum
Publisher: BookRix GmbH & Co. KG
Text: Kajsa Arnold
Images: D-Keine
Cover: Andrea Wölk
Publication Date: 12-06-2020
ISBN: 978-3-7487-6740-4
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