Das Vatertagsgeschenk
Getuschel erreicht mein Ohr. Meine Süßen sitzen brav am Mittagstisch und essen, was haben sie denn zu tuscheln?!
Ich heuchele Gleichgültigkeit, das Getuschel geht munter weiter.
Plötzlich wendet sich Sandra an mich, „Duhu, - Mama?“
Ah, endlich werde ich wohl einbezogen!
„Ja, Mäuschen?“
„Morgen ist doch Vatertag, ne?“, fragt Sandra mich und beide sehen sie mich neugierig an.
„Ja, morgen ist Christi-Himmelfahrt und an diesem Tag wird auch immer Vatertag gefeiert, richtig, Sandra“, antworte ich und versuche dabei gelangweilt zu wirken.
„Siehste, hab ich doch gesagt“, triumphierend blickt sie ihren kleinen Bruder an.
Der sitzt gespannt da und macht ein wichtiges Gesichtchen.
Was haben sie nur vor? Ich würde es schon gerne wissen!
„Mama, wann sind wir denn heute vom Training wieder hier?“, fragt nun der Kleine.
„Na, so wie immer…“, meine Antwort scheint ihn nicht zufrieden zu stellen.
„Ich meine, um wie viel Uhr?“
„Deine Trainingszeit ist von 15.30 Uhr bis um 17.00 Uhr. Dann musst du dich umziehen und dann fahren wir heim, also werden wir wohl so gegen 17.30 Uhr wieder hier sein. Warum musst du es denn so genau wissen?“
„Weil Sandra und ich dann noch was einkaufen müssen!“
Nun bin ich wirklich überrascht.
„Was wollt ihr denn noch kaufen?“
„Na, ein Geschenk! Ein Geschenk für Papa! Und wir wollen ihm zusammen etwas schenken, wir haben gespart!“ Stolz sehen beide mich an.
„Ein Geschenk für Papa?“, ich staune gebührend. „Aber ihr habt doch kein Geld? Nur euer Taschengeld, da braucht ihr nichts zu kaufen. Malt doch wieder, oder schreibt eine kleine Geschichte. Papa freut sich über eure Basteleien oder Geschichten immer sehr!“
„Nein, wir sind schon groß und wir schenken ihm dieses Mal etwas Richtiges!“
Beide scheinen total überzeugt von ihrer Idee.
Ich bin skeptisch, will mir aber nichts anmerken lassen.
„Hm, tja, dann könnt ihr allerdings erst nach dem Training einkaufen gehen, wenn ihr zusammen gehen müsst!“
„Ich will mit einkaufen, Sandra“, stellt der Kleine sofort klar.
„Ja, ich warte hier bei Magda, dann gehen wir zusammen, wenn du wieder da bist!“, Sandra und Ben strahlen sich an.
So viel Eintracht bin ich bei den beiden gar nicht gewohnt, die sollte man nicht zerstören und deshalb lasse ich den Dingen, die da geschehen werden, auch erst mal ihren Lauf.
Der Nachmittag verläuft wie geplant. Ich bringe Ben zum Training, hole ihn nach 17 Uhr wieder ab und als wir zuhause ankommen, steht Sandra schon dort und wartet auf ihren Bruder. Beide rennen ins Kinderzimmer und holen ihr „Gespartes“ aus ihren Verstecken.
Dann verabschieden sie sich von mir, ich darf nicht mit zum Einkaufen, und sie ziehen los.
Ich lächele ihnen hinterher und würde gern als Mäuschen mitgehen.
Tja, das darf ich ja nun mal nicht, also gehe ich raus und fege die Auffahrt, lange werden sie nicht fort sein, denn die Geschäfte schließen ja um 18 Uhr. Sie werden sich beeilen müssen!
Die Auffahrt ist noch nicht ganz sauber, da kommen sie im Triumph zurück. Beide sehen sie stolz und zufrieden aus, ich muss lächeln.
„Na? Habt ihr bekommen, was ihr wolltet?“
„Ja!“, antworten sie im Chor. „Guck mal, Mama! Wir haben etwas ganz Tolles! Das hat der Papa sich gewünscht!“
Und Sandra schwenkt die Einkaufstüte.
Nun bin ich wirklich platt, was kann das sein, was sie kaufen könnten und was der Papa sich wirklich gewünscht haben soll?!
„Hier, Mama! Ich zeige es…“, - „Nein, ich zeige es!“
Ein Hin und Her um die Einkaufstüte entsteht, einer reißt links, einer reißt rechts….
Und schon ist es passiert!
Ritsch!Plumps! Knall! Peng!
Die Tüte ist gerissen und der Inhalt auf den Steinen der Auffahrt zersplittert und in alle Richtungen verstreut.
Ein unglaublich intensiver, seltsamer Geruch macht sich überall breit.
Beide stehen sie da wie vom Blitz getroffen. Ungläubig starren sie auf den Boden, ihre Augen vor Schreck weit aufgerissen.
Was nun?
„Äh….was war das denn? Und was riecht da so? Und ist das Glas gewesen?“ Ich versuche, sie aus ihrer Schockstarre zu locken.
„Du bist Schuld!“, schreit Sandra.
„Nein, du!“, der Kleine geht mit Fäusten auf sie los und heult auf.
.
Ich schnappe mir die Eine links, den Anderen rechts und trenne sie.
„So, nun mal ganz ruhig, das ist niemandes Schuld oder höchstens von euch beiden, meine Süßen! Ihr könnt doch nicht an so einer dünnen Tüte rumzerren, ist doch klar, dass die reißt! Nun mal ruhig und was war das? Was hattet ihr denn da gekauft? Und wieso riecht das so?“
„Dahas“, fängt der Kleine an unter Tränen zu erzählen. „Dahas war das tolle Männerduftzeug ausm Fernsehen! Der Papa hatte mal gesagt, der würde das auch gerne haben, weil einen dann alle Frauen lieben!“
„Aha!“, nun wird mir so manches klar und ich muss mich beherrschen, dass ich nicht anfange zu lachen.
Ben hatte mit Papa zusammen Fußball gesehen, während der Halbzeit liefen einige Werbespots und dort muss diese Werbung gelaufen sein, die der Kleine gerade beschrieben hat. - Fax, der Duft, der Frauen betört! - Ich lache in mich hinein und bin dem Gerangel meiner Kids dankbar, dass mir dieser Duft erspart blieb! Es riecht nämlich ganz schrecklich! Wochenlang neben einem dermaßen duftenden Mann leben zu müssen, das wäre schon ein echter Liebesbeweis gewesen.
Die Kinder räumen die Scherben weg und müssen nun wohl oder übel doch etwas für Papa basteln, die Geschäfte sind zum Glück schon zu.
Abends spät, als beide schon selig in ihren Betten schlummern, kommt der Herr Papa von seiner Spätschicht nach Hause.
Er betritt das Wohnzimmer mit den Worten „Sag mal, was stinkt denn da so entsetzlich auf unserer Auffahrt? Was habt ihr denn da gemacht?“
Nun kann ich das Lachen nicht mehr zurückhalten und unter Lachen stammele ich, „Das ist Fax, der Duft, der die Frauen betört!“
© GaSchu März 2012
Text: GaSchu
Images: GaSchu
Publication Date: 03-30-2012
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Beitrag zum Kurzgeschichten-Turnier März 2012