Kapitel 1 - Du hast keine Chance
"Das kann ich nicht machen", sage ich geschockt zu meinem besten und übrigens auch einzigen Freund Eric. " Kate", meint er ruhig, aber ich weiß das er kurz davor steht einen Wutausbruch zu kriegen," du bist jetzt seit einem Jahr in diesen Typen verliebt. Seit einem Jahr starrst du ihn von weitem an, traust dich nicht ihn anzusprechen und liegst mir nachher mit deinem Liebeskummer in den Ohren.
Also wirst du jetzt deinen Arsch dahin bewegen und ihm sagen was du für ihn fühlst. Er wird dich schon nicht deswegen umbringen." Also davor habe ich weniger Angst. Ich hab mehr Angst davor, das er sich über meine Gefühle lustig macht und mich abblitzen lässt. Immerhin sehe ich nicht gerade gut aus und damit meine ich nicht das ich dick bin, denn das bin ich definitiv nicht, aber ich style mich nicht und meine Klamotten sind mir auch immer ein paar Nummern zu groß.
Beliebt bin ich schon mal gar nicht. Doch ER, Jacob Black, gehört zu der beliebtesten Clique in LaPush. Der LaPush Gang. Wenn er mich auch mögen würde, wäre das wie in Cinderella. Doch das wage ich gar nicht zu hoffen. Höchstens in meinen Träumen. Und davon, das kann ich euch verraten, habe ich sehr viele.
Deswegen habe ich auch noch nie mit ihm gesprochen. Denn wenn er mich abweisen würde, wäre das für mich das schlimmste. Was habe ich denn dann noch für einen Lebensinhalt? Jeden Tag schleife ich mich zur Schule, nur um ihn zu sehen und wenn er dann mal nicht da ist, könnte ich jedes Mal anfangen zu heulen. Ja ich weiß, das wird langsam ein bisschen zu schnulzig.
Ich merke das Eric mich erwartungsvoll anguckt. Dann sollte ich ihm also lieber eine Antwort geben. "Ich bin wahrscheinlich das unbeliebteste Mädchen der Schule. Und jetzt sag nichts anderes, du weist das es stimmt. Er wird mich nicht mal mit dem Arsch angucken. Aber wenn es doch so weit kommen sollte und ich ihm sage was ich fühle, würde er sich mit seinen Freunden über mich lustig machen." Ok, noch ein falsches Wort von mir und er fängt an rumzubrüllen. "Wenn du es nicht probierst, wirst du es auch nie herausfinden." Ich sehe ja ein warum er mir das sagt, aber ich hab einfach zu viel Angst. Und wenn ich all meinen Mut zusammen nehme und er sagt das er mich über alles liebt? Stopp. Zu viel Wunschdenken. Aber es kann ja passieren das wir uns mal treffen oder so. Soll ich wirklich?
"Ok, ich mache es", sage ich zögernd. Eric strahlt mich an und umarmt mich glücklich. "Na dann los und viel Glück", sagt er und schubst mich in Richtung La Push Gang.
Ich gehe auf sie zu, aber halte meinen Blick auf den Boden gerichtet. Obwohl ich es nicht sehe, spüre ich das all ihre Blicke auf mich gerichtet sind. Als ich angekommen bin bleibe ich stehen und bringe erst mal keinen Ton raus, bis ein Junge, den ich als Jared identifiziere, das Wort erhebt. "Können wir dir irgendwie helfen?" Zu meiner Überraschung klingt er gar nicht abwertend sondern freundlich und neugierig.
Ich bekomme neuen Mut und sage: "Kann ich kurz alleine mit dir reden, Jacob?" Dann tritt eine angespannte Stile ein und ich wollte mich gerade schon entschuldigen und verschwinden, als er genervt antwortet: "Wenn es sein muss." Er geht los und ich ihm hinterher. Etwa 10 Meter von der Gang entfernt bleibt er stehen. "Also was ist?" Wieso klingt er nur so unfreundlich?
Und zu meinem Schrecken stottere ich erst mal ein paar unverständliche Dinge vor mich hin. Ich höre ihn seufzen. "Nun hör auf zu stottern und rede. Ich habe nicht den ganzen Tag zeit." Ein mal kurz tief einatmen und dann platze ich heraus: "Also, i..ich mag dich Jacob. Schon lange. Und ich wollte fragen, ob wir uns nicht mal treffen können." Jetzt ist es raus und stehe kurz davor einen Nervenzusammenbruch zu erleiden, weil er jetzt schon seit etwa 2 Minuten nichts gesagt hat.
Dann endlich fängt er an zu sprechen. "Nein, können wir nicht. Keine Ahnung wieso du mich überhaupt ansprichst, du hättest dir denken können wie meine Antwort ausfällt. Hör zu ich stehe auf ein anderes Mädchen. Du hast keine Chance." Es ist als hätte er mir das Herz rausgerissen. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Meinem Gefühl nach liefen mir Tausende übers Gesicht. Diese Antwort hätte ich mir wirklich denken können. Wie konnte ich nur so blöd sein? Aber auf Eric konnte ich nicht wütend sein, weil er mich ermutigt hat mit ihm zu reden. Er hat ja nur versucht mir zu helfen. Die ganze Zeit habe ich auf den Boden gestarrt, weil ich mich nicht traute ihm in die Augen zu sehen, doch jetzt wollte ich ihm noch ein letztes Mal in die Augen gucken, weil ich denke, das ich später nicht mehr stark genug bin.
Und als ich aufblicke passiert es. Jacob guckt mir total geschockt in die Augen und ich kann mich nicht von seinem Blick lösen. "Es tut mir leid, ich hab das ni..." Doch ich unterbreche ihn. "Nein ist schon gut. Ich meine was hab ich mir bloß dabei gedacht. Was will denn bitte ein Junge wie DU, mit einem Mädchen wie MIR." Meine Stimme ist zum Ende hin immer leiser geworden. Ich drehe mich in Richtung La Push Gang, weil Eric nur ein paar Meter neben ihnen steht. Er guckt erst zu mir und funkelt dann Jacob mit seinem besten Todesblick an.
Er kommt auf mich zugerannt und nimmt mich in die Arme. Ich weiß gar nicht was ich denken oder sagen soll. Mein Kopf ist wie leer gefegt. "Hör auf zu weinen, Süße. Der Idiot ist es nicht wert. Du weißt doch wie diese beliebten Kids immer sind. Außerdem hast du ja immer noch mich. Und wir können uns heute einen schönen Nachmittag zu zweit machen, ja?" Ich vergrabe mein Gesicht in seinem langen, schwarzen Haar und nicke einmal schwach. "Komm wir können zu mir gehen, meine Eltern sind nicht da."
Es ist sowieso schon Schulschluss und wir stehen auf dem Schulhof. Ich wette sogar darauf das uns gerade die gesamte Schülerschaft anguckt. Doch es ist mir egal. Ich will nur noch nach Hause. Eric legt mir einen Arm um die Hüfte und zieht mich zur Straße. Wir müssen den Weg zur Schule immer laufen, weil unsere Eltern uns ihre Autos nicht dafür leihen. Sie meinen den kurzen Weg können wir auch laufen. Und das stimmt ja eigentlich auch.
Einen letzten Blick wage ich noch zurück. Die LaPush Gang hat sich hinter Jacob versammelt. Einige reden auf ihn ein, andere sehen mir mitfühlend hinterher. Und Jacob? Er steht noch genau da wo er vorhin gestanden hat und guckt mich irgendwie leidend an. Aber als Jared ihm dann eine Hand auf die Schulter legt, reißt er sich los und rennt in den Wald, bis er nicht mehr zu sehen ist.
Bei Eric Zuhause angekommen, lasse ich mich erst mal auf sein Bett fallen und starre an die Decke. Eine normale Abfuhr hätte doch gereicht. Warum war er so gemein zu mir? Es fühlt sich an als würde er mich gar nicht als Menschen sehen, sondern als lästiges Ungeziefer. Kein wirklich schönes Gefühl. Dieser Gedanke macht mich so traurig, das ich schon wieder anfange zu weinen. Nach kurzer Zeit kommt auch Eric dazu. "Komm, lass uns in den Garten setzen. Es ist zum ersten Mal diesen Monat schönes Wetter draußen."
Ich springe sofort auf, weil an den Garten der Wald grenzt. Ich gucke mir gerne die Bäume an und gehe dort spazieren. Was soll ich sagen, ich liebe die Natur einfach. Aber im Moment ist es zu gefährlich geworden in den Wald zu gehen, da in letzter Zeit immer wieder tote Wanderer gefunden worden. Es wird vermutet das sie von Bären angefallen wurden.
Im Garten angekommen, schmeiße ich mich auf einen der Stühle. Eric setzt sich neben mich und guckt mich ernst an. "Du darfst das was er gesagt hat nicht überbewerten. Du bist ein tolles Mädchen und wenn er das nicht sieht, ist er noch dümmer als ich dachte", versucht er mich aufzumuntern. Aber das funktioniert nicht.
"Nein. Er hatte jedes Recht mich fertig zu machen. Ich meine ... guck mal wie ich aussehe. Ich stehe ganz unten auf der Beliebtheitsliste und ein Überflieger in der Schule bin ich auch nicht. Ich bin nicht perfekt und werde es auch nie sein. Er wird mich nie mögen."
Während meiner Rede hab ich auf einmal das Gefühl bekommen, beobachtet zu werden. Ich suche den Wald ab, kann aber nichts erkennen. Was habe ich auch erwartet? Das Jacob mir hinterher gelaufen ist? Lächerlich. Also ich ignoriere ich es und konzentriere mich darauf was Eric sagt. "Ich habe nie gesagt das du perfekt bist, Kate. Du bist einzigartig. Und das ist es was dich ausmacht. Außerdem heißt Schönheit nicht Haare färben, Spindel dürr zu sein und in einen Farbeimer zu fallen. Jeder ist auf seine eigene Art schön. Und wenn innere Schönheit nach außen sichtbar wäre, wärst du das schönste Mädchen das ich jemals gesehen habe." So ernst habe ich ihn noch nie sprechen hören. Das heißt er muss es ernst meinen.
Ich bin so gerührt das ich mal wieder in Tränen ausbreche. Eric steht auf und breitet seine Arme aus. "Komm her, Süße." Ich springe auf und schmeiße mich in seine Arme. Ich weiß nicht wie lange wir hier schon stehen, aber auf einmal drückt Eric mich von sich und strahlt mich an. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Er hat eine Idee.
"Wie wäre es wenn wir beide heute nach Seattle fahren und dich umstylen zu lassen." Ok? Hat er das eben wirklich gesagt? Er muss wohl meinen ungläubigen Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er erklärt: "Ich meine ein großes Umstyling. Eine neue Frisur, ein bisschen Schminke, aber lieber nicht zu viel und neue Klamotten. Dann kannst du diesem Jacob Black mal zeigen was er verpasst." Ich bin immer noch nicht ganz überzeugt, aber die Idee hat schon seine Reiz.
"Ok. Dann mal los." Eric guckt mich böse grinsend an und sagt: "Jacob Black. Du wirst dir noch wünschen nie geboren worden zu sein." Als wir ins Haus zurück gehen verschwindet auch das Gefühl beobachtet zu werden.
Kapitel 2 - Das Umstyling
In Seattle angekommen, zieht Eric mich sofort zu einem Friseur. Ein kleiner Laden, der sehr professionell, aber auch ziemlich teuer aussieht. Entsetzt bleibe ich stehen und halte Eric am Arm fest. Er guckt mich verwirrt an. "Was ist?" Was soll ich denn jetzt machen? "Das kann ich mir doch gar nicht leisten. Friseur, Schminke, Klamotten! Ich habe grad mal 100 Euro dabei. Womit soll ich das denn bezahlen?"
Mal wieder fängt er an zu grinsen. Tja, so ist er halt. "Ich hab noch genug Geld. Ich bezahle das für dich." Er kann doch nicht für mich sein ganzes Geld ausgeben. Als ich gerade den Mund aufmachen will, meint er: "Keine Widerrede. Sieh es einfach als verfrühtes Geburtstagsgeschenk, ja?" Oh, stimmt ja, ich habe in einem Monat Geburtstag. Das habe ich schon total vergessen.
Ich nicke kurz und sofort zieht er mich weiter in den Laden. Ein junger Mann kommt auf uns zu. Er ist ungefähr 25 Jahre alt und sieht echt gut aus. Groß, mit kurzen braunen Haaren. Eine ausgewaschene Jeans und ein schwarzes Hemd vollenden einen Traummann. Aber nicht meinen. Meiner ist und bleibt Jacob, egal wie gemein er zu mir war. Irgendwie kriege ich ihn einfach nicht aus meinem Kopf. "Kann ich ihnen helfen?", fragt uns der junge Mann, mustert dabei aber nur mich. Ich fühle mich etwas unwohl unter seinem Blick. Aber das ist normal bei mir. Ich mag es generell nicht wenn ich angestarrt werde.
"Ja. Meine Freundin hier muss unbedingt umgestylt werden. Sie braucht eine neue Frisur." Das Gesicht des Friseurs erhellt sich und er bittet uns zu einem Stuhl, auf den ich mich setze. Eric lässt sich auf einen Stuhl neben mir nieder. "Ich habe sofort als du reingekommen bist gesehen, das man viel mehr aus dir machen kann. Also, kann ich mich austoben oder gibt es irgendwelche Bedingungen?"
Ich gucke entsetzt, aber als Eric mir aufmunternd zunickt, sage ich, das er sich austoben kann. Er zieht mir das Haargummi aus den Haaren und schmeißt es in den Mülleimer. Meine hüftlangen Haare liegen mir jetzt offen über den Rücken. "Zuallererst könnt ihr mich Alex nennen und zweitens, so was", er deutet auf den Mülleimer, "wirst du ab jetzt höchstens beim Sport tragen, verstanden?" Als ich nicke macht er sich sofort daran meine Haare zu schneiden. Eric ist derweil damit beschäftigt den Spiegel zu verhängen und als ich ihn erschrocken angucke zuckt er nur mit den Schultern.
"Ich hab Angst", rutscht es mir raus. Die beiden Jungs fangen an zu lachen und versuchen mich zu beruhigen. Nach einer 3/4 Stunde Geschnippel von Alex, Gejammer von mir und Gekicher von Eric, ist meine neue Frisur endlich fertig. "Noch nicht gucken, ich möchte dich gerne noch ein bisschen schminken. Vertrau mir, du wirst echt toll aussehen." Nach einer weiteren viertel Stunde werde ich endlich entlassen.
Oh Gott, ich kann mich doch nie wieder auf die Straße trauen wenn ich jetzt schrecklich aussehe. Mit einer geübten Bewegung zieht Alex das Tuch vom Spiegel und lächelt mich erwartungsvoll an. Ich glaub ich heule gleich. Ist hier irgendwo eine Toilette, damit niemand sieht, wie ich in Tränen ausbreche? Nein, es sieht nicht schrecklich aus. Es ist so schön geworden, das ich denke das steht ein ganz anderer Mensch. Nicht heulen Kate, das macht die ganze Arbeit wieder zunichte.
Meine Haare sind nun viel kürzer. Sie gehen mir gerade noch so über sie Brust und wellen sich leicht. Anscheinend hat das Gewicht meiner Haare früher, die Wellen immer zerstört. Geschminkt bin ich nur leicht. Ein bisschen Mascara und Lipgloss und das war’s eigentlich schon. Ich schmeiße mich, von meinen Gefühlen überwältigt, in die Arme von Alex und sage gefühlte tausend Mal danke. Dann gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange. Was ist denn mit mir los? Habe ich etwa durch die neue Frisur mehr Selbstbewusstsein bekommen? Zumindest fühle ich mich viel besser als vorher. Als ich dann höre wie viel wir bezahlen müssen, bin ich angenehm überrascht. Ich hatte mit viel mehr Geld gerechnet. Immerhin waren wir eine Stunde hier und ich sehe komplett anders aus.
Alex wünscht mir noch viel Glück bei der Suche nach neuen Klamotten und später für einen Freund. Ich lächle nur traurig, weil ich wieder an Jacob denken muss. Wir winken ihm und schon sind wir draußen. Vor dem Geschäft mustert Eric mich noch mal und lächelt dann. "Du siehst bezaubernd aus." Ich wende verlegen meinen Blick auf den Boden und sehe erst wieder auf, als ich merke das Eric mich in ein Klamottengeschäft gezogen hat.
"Komm schon, beeil dich. Guck dir doch mal die vielen tollen Sachen an." Eric läuft mit glitzernden Augen zwischen den Damenklamotten umher und zieht hin und wieder Oberteile und Hosen raus, um sie sich über den Arm zu hängen. Ich kann verstehen warum er so begeistert war. Er liebt es shoppen zu gehen. Was zwar nicht üblich für Jungs ist , aber das ist sein liebstes Hobby. Und ich muss zugeben, sein Geschmack ist wirklich toll.
Nach knapp 2 Stunden gehen wir mit 6 (!!) Tüten voller Klamotten zurück zum Auto. Erschöpft lasse ich mich auf den Beifahrersitz fallen, schnalle mich an und merke gar nicht das wir schon los gefahren sind. Kurze Zeit später sind wir vor meinem Haus angekommen und Eric hält mir Gentlemanlike die Tür auf. Während ich aussteige, holt er schon die ganzen Tüten und wartet bei der Haustür auf mich.
"Bereit die Meinung deiner Familie einzuholen?", fragt er mich gut gelaunt. Ohne auf meine Antwort zu warten klingelt er. Bin ich wirklich bereit dazu? Und wenn es ihnen nicht gefällt? Doch ich habe keine Chance mehr wegzulaufen, denn schon öffnet meine Mutter die Tür. "Kate, wo warst du denn. Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Du hättest beschei...." Sie bricht abrupt ab, als sie mich genau ansieht.
Ihr Blick fliegt von mir, zu Eric und den Tüten, um dann wieder bei mir hängen zu bleiben. "Oh mein Gott Kate, was hast du gemacht?", fragt sie entgeistert. Ich lasse die Schultern hängen. Es gefällt ihr nicht. Bloß nicht weinen. Doch dann... " Du siehst einfach toll aus. Woher kam denn der Sinneswandel endlich was aus dir zu machen?"
Sie nimmt mich in den Arm und streicht mir vorsichtig durch die Haare. Einige Minuten, in denen mir Eric einen Ich-hab-dir-doch-gesagt-du-siehst-hamma-aus Blick zuwirft, verharren wir so, bis sich jemand räuspert. Als ich mich aus der Umarmung löse und in die Richtung drehe, sehe ich meinen Stiefvater Steve am Türrahmen lehnen, während er mich von oben bis unten mustert.
Ja richtig gehört. Stiefvater. Mein leiblicher Vater hat sich aus dem Staub gemacht als ich 2 Jahre alt war. Das einzige was er zurück gelassen hat war ein Brief in dem stand, das wir uns nicht auf die Suche nach ihm machen sollen. Er wäre mit der Verantwortung für ein Kind nicht klar gekommen und würde lieber in einem Haushalt wohnen, indem eine schöne Frau rumläuft und kein schreiendes Kind.
Für mich hört sich das einfach so an als hatte er kein Bock mehr und hat sich auf die Suche nach ein paar Bettbekanntschaften gemacht. Egal ob er irgendwann mal zurückgekommen wäre, ich hätte ihn nicht kennen lernen wollen. So jemanden will ich nicht als Vater haben. Da bleibe ich lieber alleine mit meiner Mutter, als so jemanden zu akzeptieren. Seitdem traf sich meine Muter oft mit irgendwelchen Kerlen. Aber diese "Beziehungen" hielten nie mehr als 3 Wochen.
Doch vor etwa einem Jahr hat meine Mutter Steve kennen gelernt. Zuerst dachte ich es wäre auch nur eine kurze Sache, aber nach 4 Monaten hat sie mir verkündet, das er bei uns einziehen würde. Ich hatte nichts dagegen gehabt, denn ich fand das Mum das Glück verdient hatte. Außerdem hatte ich nichts gegen Steve. Er war der netteste Typ, den mir Mum bisher vorgestellt hatte. Und nach 6 Monaten war es dann so weit. Die beiden heirateten.
Sein Blick gefällt mir überhaupt nicht. Er ist so durchdringend, das ich das Gefühl habe, er kann durch meine Kleidung sehen. Um es kurz zu erwähnen: Eric hat mich schon in ein neues Outfit gesteckt. Er hat mir sogar einen Vortrag gehalten, als ich mich weigern wollte, die neuen Klamotten schon heute anzuziehen. Also habe ich mich schließlich ergeben und habe die Sachen angezogen.
"Du siehst gut aus. Die Jungs werden dir hinterher hecheln", sagt Steve grinsend und zieht mich in eine kurze Umarmung. Mir fällt auf das Eric schon die ganze Zeit unnatürlich still ist. Sonst labert er auch bis zum geht nicht mehr. Was ist denn los? Als ich ihn angucke, sehe ich das er Steve mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert. Aber als er bemerkt das ich ihn angucke, lächelt er mich an.
" Ich muss dann auch mal wieder nach Hause. Ist schon spät." Er drückt mir die Tüten in die Hand, gibt mir einen Abschiedskuss auf die Wange und sagt dann: "Bye, ich hol dich dann morgen wie immer ab. Und nicht vergessen: STYLEN." Mit diesen Worten setzt er sich ins Auto und rast davon.
"Komm, ich nehme dir was ab. Und jetzt ab ins Haus. Es ist wirklich schon spät und morgen ist Schule." Drinnen verstaue ich meine Sachen, mache mich Bett fertig und lege mich hin. Wenn ich an morgen denke kriege ich ein flaues Gefühl im Magen.
Wie wird Jacob meine Veränderung finden? Wird er wieder so gemein sein oder wird er mich ignorieren? Will ich ihm eigentlich wirklich eins auswischen? Immerhin hat er ja nichts falsches getan. Ok, er hat mir mein Herz gebrochen. Aber das war ja sein gutes Recht. Ich kann ihn ja nicht zwingen sich in mich zu verlieben. Das würde ich auch gar nicht wollen. Mit der Gewissheit leben das wir zusammen sind, er mich aber gar nicht liebt.
Am Ende meiner Überlegungen brummt mir so der Schädel und ich bin so müde, das ich sofort einschlafe.
Kapitel 3 - Reaktionen
Als ich am nächsten Morgen aufwache, wünsche ich mir das es schon wieder Abend ist. Heute ist der Tag an dem jeder mein neues Ich sehen wird. Am liebsten würde ich unter mein Bett kriechen und mich so lange verstecken bis die Welt untergeht. Man, ich werde schon wieder viel zu dramatisch. Also stehe ich auf und gehe duschen.
Danach fange ich an mich dezent zu schminken und ziehe meine Klamotten an. Ein schwarz-weiß gestreifter Pulli, eine gelbe Jeans, eine schwarze Lederjacke und zum Schluss schwarze Ballerinas. Und ich muss sagen, ich will jetzt nicht eingebildet klingen, aber ich sehe wirklich toll aus. Schnell schnappe ich mir meine Tasche und gehe nach unten um etwas zu essen. Meine Mutter und Steve sind schon zur Arbeit gefahren. Mum arbeitet im Krankenhaus in Forks als Krankenschwester und Steve ist Koch in einem kleinen Restaurant.
Um halb acht klingelt es an der Tür. Da ich weiß das es Eric ist brauche ich mich nicht zu beeilen. Er ist das von mir gewohnt. Aber ist er nicht ein bisschen früh dran? Immerhin beginnt die Schule erst um acht Uhr. Langsam mache ich die Tür auf und sage: "Hey Eric. Bist du nicht etwas zu...?" Mir bleiben die Worte im Hals stecken, als ich erkenne wer vor mir steht.
Drei muskulöse, braungebrannte Typen. Embry Call, Quil Ateara und zu meinem großen Entsetzen: Jacob Black. Jacob guckt mich ernst an, während mich die anderen beiden nur angrinsen. Was wollen die drei hier? Aber besonders was will JACOB hier? Denkt er etwa seine Abfuhr gestern war nicht deutlich genug?
Ich sehe das er mich von oben bis unten mustert und sein Blick erst überrascht, dann geschockt und dann verträumt wird. "Was wollt ihr hier?", frage ich unsicher, da keiner Anstallten macht etwas zu sagen. "Wir, oder eher Jake, wollten kurz mit dir reden. Können wir rein kommen?", fragt Quil. Ich überlege kurz und nicke dann knapp. Dann trete ich zur Seite damit sie rein können. Gemeinsam gehen wir in die Küche. Ich lehne mich mit verschränkten Armen gegen die Anrichte und warte darauf das jemand anfängt zu sprechen.
"Du siehst toll aus", haucht Jacob mir entgegen. Was? Hat er irgendwas gegen den Kopf bekommen? Aber insgeheim freue ich mich über sein Kompliment. Hinter ihm sehe ich das sich Quil und Embry nur schwer ein Lachen verkneifen können. Was soll das? Sollte das etwa ein Witz von ihm sein? Ich bin ziemlich verwirrt. Jacob sieht es wohl, denn er sagt: "Äh, tut mir leid. Aber du hast dich ganz schön verändert. Du siehst toll aus. Obwohl du vorher natürlich auch super aussahst."
Jetzt wird es mir aber zu bunt. Warum lügt der mich denn an? "Gestern hat sich das aber noch ganz anders angehört", meine ich wütend. Er sieht mich gequält an: "Darüber wollte ich ja mit dir reden. Es tut mir leid wie ich mich dir gegenüber benommen habe. Alles was ich gestern gesagt habe stimmt nicht. Du hast eine Chance. Und ich bitte dich mir auch noch eine zu geben." Inzwischen haben Quil und Embry aufgehört zu lachen und sind ernst geworden. Alle drei warten gespannt auf meine Antwort. Und es gibt nur eine die richtig für mich ist.
"Nein, Jacob. Du kriegst keine Chance mehr. Ich sehe keinen Grund warum du auf einmal nett zu mir bist, wo du mich doch gestern noch wegen meinen Gefühlen für dich angemotzt hast. Das einzige was sich verändert hat ist...",da geht mir ein Licht auf warum er sich entschuldigt, "ich sehe jetzt besser aus. Ist das der Grund? Gestern noch Loser und heute qualifiziert mit Jacob Black auszugehen? Ist es das?" Oh Gott, wie kann ich so blöd sein und denken er will sich ernsthaft entschuldigen?
"Nein, so ist das nicht. Mein Verhalten war wirklich daneben. Aber ich hätte gestern jeden so angeschnauzt, der mich angesprochen hätte. Es liegt nicht an dir. Ich habe in letzter Zeit so oft schlechte Laune gehabt. Bitte glaub mir." Er sieht mich so traurig und leidend an, das er mir schon fast leid tut. Aber das verfliegt sofort als ich wieder an gestern denke. Immerhin hat er mich verletzt und jetzt denkt er auch noch das ich Mitleid mit ihm haben soll.
"Dir geht’s wohl zu gut. Du glaubst doch nicht ernsthaft das ich dir nach deiner Aktion gestern einfach so verzeihe oder bist du wirklich so dumm?" Ok, vielleicht war das doch ein bisschen zu hart, aber der kann doch nicht denken das er hier reinspaziert kommt, mir sagt das es ihm leid tut und dann ist alles Friede-Freude-Eierkuchen. Er sieht ziemlich verletzt aus und ich bekomme schon ein schlechtes Gewissen, als es an der Tür klingelt. Schnell gehe ich an den dreien vorbei und mache die Tür auf.
Es ist Eric. Als ich jetzt auf die Uhr gucke merke ich überrascht, das es schon zehn vor acht ist. "Hey, Eric." Er strahlt mich an und gibt mir einen Kuss auf die Wange. "Hey, Süße. Du siehst hamma aus. Bereit für die Schule?" Plötzlich richtet sich sein Blick auf etwas hinter mich und ich weiß das er gerade Jacob, Embry und Quil entdeckt. "Was machen die denn hier? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Hast du vergessen was gestern passiert?" Denkt er etwa ich hätte ihm schon verziehen? Das wäre zwar typisch für mich, weil ich leider immer sehr schnell verzeihe, aber diesmal wird es nicht so sein. Hoffe ich.
"Nein, ich hab’s nicht vergessen. Sie sind nur zum reden hergekommen. Und ich bin mir ziemlich sicher das die Unterhaltung jetzt beendet ist." Also wenn sie diesen Wink nicht verstehen weiß ich auch nicht mehr weiter. Zum Glück sind sie schlau genug und gehen nach draußen, aber bleiben leider noch dort stehen. "Bitte...",fleht Jacob. Ich schüttle nur den Kopf, schließe die Haustür, nicht ohne noch schnell meinen Rucksack zu holen und ziehe Eric in Richtung Schule. "Wir sollten uns beeilen. Ich habe keine Lust zu spät zukommen."
Ich achte gar nicht darauf ob die drei sich auch auf den Weg gemacht haben, sondern gucke nur stur geradeaus. Desto näher wir der Schule kommen, desto aufgeregter werde ich. Wegen dem Zwischenfall eben habe ich schon gar nicht mehr darüber nachgedacht, wie meine Mitschüler auf mein neues Styling reagieren werden. Doch jetzt gibt es in meinem Kopf gar kein anderes Thema mehr.
Ich sitze gerade neben Eric im Geschichtsunterricht und versuche krampfhaft wach zu bleiben. Also ich will ja jetzt nicht übertreiben, aber wir haben echt den langweiligsten Lehrer den man sich vorstellen kann. Sogar einem Menschen der 3 Tage durch geschlafen hat, würden jetzt die Augen zufallen. Wenigstens habe ich jetzt noch mal eine Chance über die Reaktionen meiner Mitschüler, auf mein neues Aussehen, nachzudenken. Einige, oder ich sollte besser sagen, alle haben mich angeglotzt als wäre ich gerade aus einer Mülltonne gekrochen. Blöder Vergleich, aber es stimmt.
Nach einiger Zeit ist mir das so unangenehm gewesen, das ich mich hinter Eric verkriechen wollte, aber der hat mich wieder in den Vordergrund geschubst und mir einen Vortrag über Selbstbewusstsein gehalten. Ehrlich gesagt habe ich gar nicht zugehört, sondern nur manchmal mit dem Kopf genickt um ihm zu zeigen das ich verstanden habe. Halt so wie man das auch im Unterricht macht, wenn der Lehrer die ganze Zeit labert. Nachdem sich anscheinend alle erst mal gefragt haben wer ich bin, sind die ersten auf mich zugekommen und haben mir Komplimente gemacht. Das war so ungewohnt für mich, das ich immer nur ein schüchternes "Danke" herausbrachte.
Manche haben sogar gefragt ob ich neu bin und warum ich mit "Loser Eric" herumhängen würde. Das hat mich dann so auf die Palme gebracht das ich angefangen habe zu schreien, warum die mich nicht erkennen, ich bin doch "Loser Kate" und warum sie auf einmal so nett zu mir sind. Danach sind sie geschockt abgehauen und ich glaube sogar das sie sich nicht mehr in meine nähe trauen werden. Ich frage mich langsam echt was in diesen Teenager Hirnen vorgeht.
Geht es denn heutzutage so sehr ums Aussehen, das der Charakter total egal ist? Wenn man mich fragt ist diese Denkweise echt lächerlich. Na ja, und die Reaktionen waren echt ... aufregend. So habe ich mir das eigentlich nicht vorgestellt und auf einmal kommt mir die Idee, mich unter meinem Bett zu verkriechen, schon wieder sehr verlocken vor. Doch dazu ist es jetzt eh zu spät.
Endlich ist die Stunde um und es klingelt zur Mittagspause. Eric zieht mich, unter den wachsamen Blicken der anderen Schüler, hastig in die Cafeteria. Er hat es nur so eilig weil heute Pizzatag ist. Und wenn mein bester Freund eins liebt, dann ist es Pizza. Was ich ganz und gar nicht verstehen kann. Trotz das wir uns beeilen, sind schon viele vor uns da. Die wollen wohl auch alle ein paar Stücke abkriegen.
Wenn ich ehrlich bin kann ich Pizza nicht ausstehen. Keine Ahnung warum. Früher mochte ich sie noch, aber heute kriege ich nicht mal mehr einen bissen herunter. Also nehme ich mir nur ein Brötchen und eine Flasche Wasser, während sich Eric mit 5 großen Stücken Salami-Pizza belädt. Als wir zu unserem Tisch gehen, kann ich die Blicke aller Jungs auf mir spüren. Können die nicht woanders hingucken? Das nervt echt. So interessant bin ich nun auch wieder nicht. Immerhin gibt es hier auch noch andere hübsche Mädchen.
Und wie durch ein Wunder werden meine Gebete erhört. Woran das wohl liegt? Ich blicke auf und sehe das es wohl doch leider kein Wunder ist, sondern zu meinem Leidwesen, die komplette LaPush Gang, die zielsicher auf unseren Tisch zukommt. Abhauen oder ignorieren? Die Frage hat sich nach etwa 5 weiteren Sekunden selbst beantwortet. Sie sind schon bei uns angekommen. Schlimmer kann es ja wohl nicht mehr kommen, oder?
Publication Date: 07-01-2011
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