Ich zitiere mich mit meiner gnädigen Erlaubnis.
Lächelndes
Ich lächle nicht, weil es weh tut,
sondern weil der Schmerz langsam nachlässt.
Leg die Maske ab,
sonst sieht keiner Dein bezauberndes Lächeln.
Du musst Deinen Feind gut kennen,
bevor Du ihn anlächelst,
sonst wird er aggressiv aus Hilflosigkeit.
Das kostet mich doch nur ein Lächeln.
Warum sind wir dann oft so geizig damit?
Nach einem gesunden Schlaf
und einem leckeren Frühstück
lässt es sich leicht lächeln.
Wer anderen freundlich zulächelt,
hasst das fette Grinsen
der Schadenfreude.
Gute Schmerztherapie macht es
auch Sterbenden möglich,
mit einem Lächeln Abschied zu nehmen.
Manchmal ist der Unterschied
zwischen Lächeln und Flirt
eine Frage des Appetits.
Was sagen die Augen,
die kein Lächeln kennen,
über den Zustand der Seele?
Lächeln
macht das Leben nicht leichter,
aber das Schwere erträglicher.
Das zweckfreie, zufriedene Lächeln
des Säuglings
zeigt denn schon Älteren,
was sie verlernt haben.
Wer mit einem Lächeln im Mundwinkel
über Gott und die Welt reden kann,
wir nie andere oder sich selbst
lächerlich machen.
Wer lächeln kann,
zeigt anderen und sich
die Sonne hinter den Wolken.
Lächeln
kann ich nicht,
wenn mir befohlen wird,
die Zähne zusammen zu beißen.
Für Trauernde ist oft
kaum etwas unerträglicher
als ein gut gemeintes
Lächeln.
Lächeln öffnet Herzen und Türen,
wo die Sprache der Seele verstanden wird.
Vergiss den Rand nicht.
Zwischen Tag und Nacht liegt die Dämmerung.
Zwischen Land und Wasser liegt der Strand.
Zwischen schwarz und weiß liegen 254 Grautöne.
Zwischen gut und böse liegt „das weite Feld“ der Entscheidung.
Aus keiner Entscheidung komme ich
unschuldig heraus;
die Frage ist nur,
welche Schuld sich leichter verantworten lässt.
Der Geigenspieler, Hundezüchter
und treu sorgende Familienvater
war ein gefürchteter
KZ-Aufseher.
DIN A 4
Schon bei etwa 5000 Blatt Papier
ist der Rand größer als die Fläche.
Wer immer nur „ICH“ sagt,
kann sicher sein:
das letzte Wort hat der
Tod.
Herr Pastor,
nun seien se mal ganz ehrlich,
sie glauben den Quatsch doch auch nicht,
den erzählen sie doch nur,
weil sie dafür bezahlt werden.
Weihnachtskollekte
Wer schon mal Hartgeld gerollt hat,
weiß, wie dick der Rand ist.
Die Wirklichkeit kennt nur selten
ein entweder-oder,
bei genauerer Hinsehen
ist es meist ein
sowohl-als auch.
Nicht einmal die Haut-,Haar- und Augenfarbe
ist immer eindeutig.
Irren ist menschlich.
Weil aber keiner sich irren will,
sind so viele unmenschlich.
Die ICH-AG
ist die moderne Antwort
auf Luthers Frage:
Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?
„Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“
Ich habe mich nie getraut,
meine Mutter zu fragen:
Warum nicht?
Heute weiß ich,
was ich von ihnen hätte lernen können,
dass Proletarier liebe und liebenswerte
Menschen sind.
„Wer nie sein Brot mit Tränen aß...“
Der alte Herr Geheimrat,
er gehört noch dazu,
oder ist da der Wunsch,
sich selbst an seine Tafel zu denken?
So wie Luther jüngst bei einem seiner
Tischgesprache formulierte:
auch bei diesem Pfarrer
war der Wunsch beherrschend,
unmittelbar dabei zu sein.
Tränen
Ich gäbe was darum, weinen zu können,
so muss ich alle Trauer in mir lassen.
Fataler Umgang mit Schmerzen:
Solange mir etwas weh tut,
weiß ich, dass ich noch lebe.
Erst wenn ich der Trauer
soweit entkommen bin,
dass ich wieder leben will,
kann ich wahrnehmen,
dass die Vögel immer noch singen.
Ich muss mir selbst erlauben,
wütend zu sein auf alles,
was mich in meiner Trauer stört.
Der zweite Schritt ist,
alles von mir fern zu halten,
was mich wütend macht.
Leben ist kein Kinderspiel,
es ist ein Abenteuer,
zu bestehen
mit Liebe und Geduld,
aber auch
mit Furcht und zittern.
„Das ganze Volk trauert mit Ihnen.“
Wie leer und verlogen solche Phrasen werden,
wenn ich sie einen Augenblick
wörtlich nehme.
Ich frage nicht,
wer mich wovon befreit,
ich lasse mich finden von dem,
wozu ich längst befreit bin.
Freiheit ist immer zuerst die Freiheit des anderen.
Jonathan,
wo war dein Schutzengel,
als du kaum drei Stunden alt
und schon so tot
im Papierkorb
vor der Friedenskirche
gefunden wurdest?
Mein Umgang mit Freiheit
Stößt an Grenzen,
wenn mein Gebrauch der Freiheit
für andere ein Ärgernis ist.
Nicht um des „lieben“ Friedens willen,
sondern aus Respekt vor der Freiheit des anderen.
Text: Das Urheberrecht für alle Texte, das Cover und die Fotos liegt beim Autor.
Publication Date: 06-27-2011
All Rights Reserved
Dedication:
Ich widme diese Sammlung all denen, die meine Gedanken beflügelt haben.