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Ungeheuer




Becher musste sich zusammenreißen, damit ihm der Schmerz im rechten Unterschenkel nicht die Besinnung raubte. Nur weiter immer weiter!
Im Gehen lud er die letzte Energiekapsel in den Neutronenemitter; das schweißnasse Gesicht folgte dabei den Geländemarken. Das bloß nicht wieder eins der verdammten Unge.... Da, eine leichte Vibration. Becher hatte Schwierigkeiten die Kapsel in die Waffe zu bekommen.
Endlich rasteten die Führungswalzen ein. Sofort brachte Becher die Partikelwaffe in Anschlag. Blieb stehen. Hielt den Atem an. Kniff die grauen Augen bis zur Unerträglichkeit zusammen. Wo bist du...wo bist du...? Die Zähne knirschten.
Der Schmerz, der verdammte Schmerz. Becher hätte brüllen können, aber er hielt den Atem an. Gleich musste aus einer der Sandhügel dieses teuflischen Planeten...
Die Bodenvibration verstärkte sich; kam mal von links, dann wieder von rechts, dann aber wieder aus den Erdhügel unmittelbar von vorn. Wie ein Kreisel drehte sich Becher in alle Richtungen. Schließlich konnte er sich nicht mehr beherrschen und drückte mit einem lauten Schrei auf den Auslöser.
Ein ultraheißes, grünlich, waberndes, etwa zwanzig Zentimeter großes Plasmabündel raste auf den Hügel zu und vaporisierte einen Teil davon in Atome. Becher schlug die warme Druckwelle der Explosion ins Gesicht...


Kolja Iwanow saß im Konturensessel der Kommandozentrale und stützte seinen Kopf auf die Finger der linken Hand ab. Dabei betrachtete er ziemlich gelangweilt das Hologramm, auf dem man die derzeitige Temperatur, den Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit und noch ein paar andere meteorologisch- physikalische Daten ablesen konnte.
Nichts Neues, jeden Tag dasselbe...immer dasselbe...und das schon seit zehn Jahren.
Der Computer der Basisstation, analysierte mit Hilfe eines planetarischen, sensorischen Systems unablässig die Bedingungen auf Delta- Null. Ein Netz von geostationären Satelliten und auf der gesamten Planetenoberfläche homogen verteilten Sensoren, sorgten für einen lückenlosen Datenfluss. Aber all die ausgefeilte Technik, konnte jeden Tag immer nur den gleichen Wert übermitteln.
Die Kommandozentrale, die sich im obersten Stockwerk der vierstöckigen turmartigen runden Basisstation befand, war in ein warmes gelbes Licht getaucht. Im Zentrum stand ein großer Konturensessel, der hufeneisenförmig von einer Steuerkonsole umgeben war. Auf Kommando des Diensthabenden schossen aus der glatten, metallenen Oberfläche der Konsole, halbdurchsichtige Anzeigehologramme wie von Geisterhand in die Höhe.
Unmittelbar hinter dem Kommandoplatz befanden sich noch drei Computerarbeitsplätze, an denen normalerweise Wissenschaftler saßen und Messungen vornahmen. Aber schon lange wurden sie nicht mehr benutzt, denn als Iwanow mit dem Finger über die Oberfläche strich, blieb eine Spur zurück.
Iwanow fuhr sich mit der rechten Hand durch das bereits gelichtete rotblonde Haar; dann schnitt er mit der Selbigen durch das uninteressante Hologramm. „Unkorrekte Eingabe, bitte wiederholen sie den Vorgang.“, schallte die monotone Stimme des Rechners durch den Raum.
„Ach, du kannst mich mal“..., „Unkorrekte Anfrage, bitte wiederholen sie!“
„Jetzt ist aber genug...Computer, Modus deaktivieren!“
Sofort löste sich das Hologramm in Luft auf und einige Lichter auf der Konsole erloschen.

Mit Schwung stand Iwanow auf und ging ziellos hin und her. Sein Blick war auf den Boden gerichtet. Die hellblauen Augen dabei leicht geschlossen und die breiten Augenbrauen zusammengezogen; mit der rechten Hand umfasste er sein Kinn.
Zweitausendfünfzig als sie den Planeten entdeckt hatten bist du noch als Siebenjähriger mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gerannt...und jetzt vierzig Jahre später sitzt du als Basischef in der Kommandozentrale des einstmals sagenhaften Planeten... .sagenhafter Planet...was ist davon übrig geblieben?
Iwanow hatte eine der großen nach außen geneigten Panoramafenster erreicht und presste seine Stirn gegen das kühle Ultrapolymer. Er starrte in die trostlose, eintönige, grau- braune Sandlandschaft, die sich leicht hüglig bis zum grünlich- blauen Horizont erstreckte.
Auf diesem Planeten gibt es keine Fauna und Flora, nicht einmal Mikroorganismen. Eine völlig aseptische Natur...aber die Atmosphäre ist fast wie auf der Erde zusammengesetzt...Ja richtig ...Mikroorganismen.
Iwanow löste seinen Blick von der irgendwie suggestiv wirkenden Natur des eigentümlichen Planeten und griff in die linke Hosentasche. In der Hand hielt er eine kleine Kapsel, die er in den Mund nahm und schnell herunterschluckte. Iwanow schüttelte leicht mit dem Kopf und schaute wieder hinaus als er sich seinen Gedanken hingab.
Irgendwie ist das alles abnormal. Hier auf Delta- Null muss ich Bakterien schlucken, damit ich gesund bleibe und auf der Erde nehme ich, wenn ich krank bin, Antibiotika zu mir, um gesund zu werden...Tja, ein Tribut, an die sterilen Umwelt des Planeten. Ohne die kleinen Biester in mir würde mein Immunsystem mit der Zeit zusammenbrechen- sagen die Ärzte.
Iwanow streichelte mit einer Hand über seinen Bauchansatz und lächelte. Aber dick wird man davon nicht...
Auf einmal zuckte Iwanow zusammen; eiskalt fuhr es ihm den Rücken herunter. Eine böse Ahnung befiel ihn. Iwanow drehte sich ruckartig um. Und starrte mit zusammengepressten Augen in die Kommandozentrale. Aber alles war ruhig. Trotzdem die Unruhe blieb. Etwas Undefinierbares; es schien vom Planeten zu kommen. Deshalb hatte Iwanow das unbestimmbare Verlangen seinen Blick wieder der Landschaft zu zuwenden. Wie mit Laserstrahlen tastete er mit seinen Augen die Gegend ab. Aber die verhöhnte ihn anscheinend mit ihrer unheimlichen Monotonie.


Das haushohe Wesen brach keine zehn Meter vor Becher, wie der Blitz aus heiterem Himmel aus dem Boden und holte mit seinen Klauen zu einem furchtbaren Schlag aus. Doch das Plasmabündel aus Bechers Partikelwaffe war schneller. Die hochenergetischen Neutronen verdampften das getroffene Objekt innerhalb weniger Augenblicke. Allerdings war er diesmal so nah, dass ihn die glühend heiße Druckwelle umwarf. Becher landete auf seinem

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Publisher: BookRix GmbH & Co. KG

Publication Date: 02-27-2013
ISBN: 978-3-7309-1317-8

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