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Einleitung

 

Insekten- und Fruchtfresser haben es den Vogelliebhabern nicht nur wegen ihrer teils auffälligen Gefiederpracht angetan, sondern auch wegen ihres aufgeweckten Wesens, ihrer guten Zähmbarkeit und erst recht wegen ihres einmaligen, angenehmen Gesangs. Die wohl bekanntesten und in den hiesigen Gärten am häufigsten zu beobachtenden Vertreter dieser Gruppe sind die Amsel und die Drossel, deren Männchen während der Brutzeit im April und Mai ihr Lied schon am frühen Morgen erklingen lassen. So mancher Vogelfreund träumt davon, sich ständig mit so ausgezeichneten Sängern zu umgeben. Während es für die Haltung und Zucht einheimischer Arten strenge Auflagen nebst Genehmigungspflichten gibt, können die Exoten auch ohne derartige Nachweise gehalten werden. Einer von ihnen ist der Bülbül, der in einigen Regionen der Welt von Natur aus sehr eng mit dem Menschen zusammen lebt.

 

Dieser Ratgeber beschreibt die Bedingungen, die die Haltung und Pflege der agilen Bülbüls hierzulande ermöglichen. Weiterhin erfährt die interessierte Leserin/der Leser etwas über die Möglichkeiten der artgerechten Unterbringung, die Pflege, die Zusammenstellung des Futters, die Zucht und die Vergesellschaftung.

 

Alle hier wiedergegebenen Empfehlungen stammen aus der Erfahrung der Autorin, die sich vor Jahren ebenfalls für die Haarvögel begeistern ließ. Viel Spaß beim Lesen, viel Freude am Zusammenleben mit Ihren Insekten- und Fruchtfressern sowie gute Zuchterfolge wünscht Ihnen

 

Ihre Rike Sonnenschein

 

 

1. Herkunft der Bülbüls

 

Die Familie der Bülbüls umfasst 119 Arten, die zur Ordnung der Sperlingsvögel gehören. Die an Hausspatzen beziehungsweise Amseln erinnernden Vögel stammen vorwiegend aus Südasien und Afrika. Sie können je nach Art zwischen 15 und 28 Zentimeter groß werden. Auffällig ist ihr weiches Gefieder, das am Kopf besonders lang wirkt und an einen haarigen, teils gescheitelten Schopf erinnert. Deswegen werden sie auch als Haarvögel bezeichnet. Bei einigen Arten sind diese „Haare“ so ausgeprägt, dass sie ständig wie Federhauben vom Kopf abstehen, bei anderen liegen sie an oder werden bei Gefahr aufgestellt.

 

Je nach Art, natürlichem Lebensraum oder Haltungsbedingungen können Bülbüls zwischen acht und 16 Jahre alt werden. Bei Wildfängen spielt auch die Umgewöhnung in Volieren und Käfige eine Rolle, die in der ersten Zeit einen enormen Stress für die Tiere bedeutet. Das Körpergewicht der Bülbüls beträgt durchschnittlich 28 Gramm.

 

Die Geschlechter der meisten Bülbüls lassen sich nicht am Gefieder unterscheiden. Hahn und Henne sehen sich sehr ähnlich, auf die Zeichnung einiger Arten wird im nachfolgenden Absatz näher eingegangen. Beim Kauf sollte daher immer auf einen DNA-Nachweis bestanden werden. 

 

In freier Wildbahn leben die Tiere in lichten Hainen, in dichten Wäldern oder buschreichen Gegenden. Unterschiedlich ist ihre Zutraulichkeit zum Menschen. Einige Arten fühlen sich von Siedlungen regelrecht angezogen und haben sich an ein Leben dort so sehr angepasst, dass sie ihr ganzes Leben in der Stadt oder in einer ländlichen Region verbringen, wo sie Friedhöfe, Parks, Gartenkolonien, Plantagen, Ackerränder und Felder besiedeln. Gegenüber ihren Lebensräumen sind sie vergleichsweise tolerant.

 

So findet man einige Arten von Bülbüls in der Tiefebene, andere in hügligen Regionen und bestimmte Bülbüls wie den Gelbstreifenbülbül oder den Graukopfbülbül sogar im Bergland bei einer Höhe bis zu 3.500 Meter über dem Meeresspiegel. In einige Gegenden wie Südkalifornien wurden die Bülbüls durch den Menschen angesiedelt. Einige Arten gelten inzwischen als Obstschädlinge, da sie häufig in Scharen auf der Futtersuche unterwegs sind.

 

Während der Brut- und Aufzuchtzeit hingegen leben Bülbüls paarweise zusammen. Während das Weibchen das Nest baut, steckt der Hahn das Revier ab, indem er sich auf den höchsten Ast des Baumes hockt von dort seinen abwechslungsreichen Gesang ertönen lässt. Die Brut übernimmt die Henne allein, an der Aufzucht beteiligt sich der Hahn. 

 

Hinsichtlich der Klangvielfalt lassen sich je nach Art zwischen den Bülbüls große Unterschiede erkennen. Während der Tonkibülbül sich auf ein zweitöniges Lied beschränkt, können der Weißohrbülbül und der Gelbscheitelbülbül ganze Arien vortragen, die vom menschlichen Ohr als sehr angenehm empfunden werden, wenngleich die Lautstärke des Gesangs in engen Räumen sehr gewöhnungsbedürftig ist. Der Alarmruf des Bülbüls ist bis zu einem Kilometer weit hörbar. Einige Arten wie der Kalabülbül werden in ihren Ursprungsgebieten Sri Lanka, Indien und Süd-China als Haustiere gehalten und zu Gesangswettbewerben abgerichtet. Dies geschieht in speziellen Käfigen, wie man es auch vom Kanarienvogel kennt.

 

Beliebt sind Bülbüls beim Ziervogelfreund unter anderem wegen ihrer Agilität. Sie sind ständig in Bewegung, fliegen, flattern, rotieren mit den Flügeln, fangen im Flug Insekten, springen in langen Sätzen Lebensfutter nach, baden, stauben im Sand und räkeln sich hin und wieder auch mal in der Sonne. Wer sich intensiv mit ihnen beschäftigt, kann sie theoretisch zu zutraulichen Haustieren machen, die tagsüber den Freiflug genießen dürfen und am Abend sicher wieder nach Hause kommen. In vielen Regionen der Welt ist dies möglich. Hierzulande ist bei derartigen Haltungsmethoden Vorsicht geboten. Umweltbelastungen wie Pestizide, Insektizide, Abgase gefährden den Bülbül ebenso wie Nachbars Katze. Und wegen seiner Beliebtheit findet der Bülbül sicherlich auch schnell einen anderen Liebhaber. Deswegen wird sein Freiflug hierzulande durch Fenster und Türen, Volierengitter oder Netze beschränkt. 

 

Außergewöhnlich sehen die Vögel aus, wenngleich es weniger die Färbung, Form oder Größe sind, die den Beobachter auf sie aufmerksam werden lassen. Vielmehr ist es die Beschaffenheit ihres Haarkleids, das die kleinen Federbälle, besonders am Kopf und im Nacken, seidig und weich umgibt.

 

Das Interessanteste an den anmutigen Gesellen dürfte jedoch ihr nachtigallgleicher Gesang sein, der sowohl vom Hahn als auch von der Henne häufig präsentiert wird. Hinsichtlich der Lautstärke und Tonalität unterscheidet er sich kaum, nur hat das Männchen einige Strophen mehr im Repertoire. Bei Gefahr stellen die Bülbüls die Flügel auf und rufen laut, wobei vom lieblichen Trällern und Zwitschern nichts mehr übrig bleibt. Vielmehr verbindet man diesen Schrei mit dem Ertönen eines Alarmrufs: „Gefahr! Gefahr! Gefahr!“

 

In der Pflege und Haltung stellen die Bülbüls nicht allzu viele Ansprüche. Unter geeigneten Bedingungen lassen sie sich auch in Gefangenschaft züchten.

 

 

1.2. Die beliebtesten Bülbül-Arten

 

Nachfolgend werden einige Bülbül-Arten vorgestellt, die schon seit längerem in menschlicher Obhut gezüchtet wurden. Für welche Art sich der potentielle Bülbül-Besitzer entscheidet, dürfte nicht nur vom individuellen Geschmack abhängen. Die Nachfrage auf dem europäischen Markt ist aktuell sehr hoch, so dass es nicht einfach ist, einen Einzelvogel, geschweige denn ein Zuchtpaar, zu ergattern. Entsprechend hoch sind die Preise.

 

Der in unseren Breiten am häufigsten gehaltene Bülbül ist der Rotohrbülbül, der eine kesse Haube besitzt. Sie ist ebenso wie der Nacken und das Brustband schwarz. An den Ohren taucht jeweils ein roter Fleck auf, der dem Bülbül zu seinem Namen verhalf. An den Wangen, an der Brust und Kehle, am Schwanzgefieder und am Bauch sind weiße Zeichnungen zu finden. Die Unterseite der Schwanzfedern ist orange. Das Männchen wird 20 Zentimeter lang, das Weibchen ist wie bei den meisten Bülbül-Arten etwas kleiner. Ursprünglich stammt der Rotohrbülbül aus Indien und Süd-China, dort ist er ein beliebter Käfigvogel.

 

Der Weißwangenbülbül stammt aus dem Himalayagebiet und aus Afghanistan. Er wird 18 Zentimeter lang. Beide Geschlechter weisen einen brauen Oberkopf mit einer aufrichtbaren Haube auf. Die Kehle

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Publisher: BookRix GmbH & Co. KG

Text: Rike Sonnenschein
Images: Rike Sonnenschein
Publication Date: 05-22-2017
ISBN: 978-3-7438-1379-3

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