Eine nicht komische Geschichte.
In den Kriegsjahren ( 1941) waren wir es gewohnt fast jede Nacht in unseren Luftschutzkeller zu gehen.
Eines Nachts flogen die Engländer wieder einmal einen Angriff auf unsere Heimatstadt Hamburg. Ein Kellerraum in unserem Einfamilienhaus war mit Holzbalken abgestützt und mit Notbetten für die Kinder ausgestattet. Die Flugabwehrgeschütze feuerten unaufhörlich. Wie immer hatten wir große Angst. Plötzlich gab es einen dumpfen Rumms und unser Haus bebte. Onkel Willy, dessen Wohnung schon zerstört war, wohnte mit seiner Frau mit im Haus, wollte sofort nachsehen. ( Damals gab Verhaltensregeln die so etwas,weil lebensgefährlich, nicht erlaubten ) Trotzdem ging er erst einmal in den Kellereingang. Nach wenigen Augenblicken kam er blass wie die Kellerwand zurück und zeigte uns seinen Hut. Ein kleiner Granatsplitter, von den Flugabwehrgeschossen, hatte doch tatsächlich ein Loch in seine Hutkrempe gemacht. Ein paar Zentimeter weiter und er wäre hin gewesen. Er kriegte kein Wort heraus und zeigte immer zur Kellertür. Mein Vater und ich gingen raus in den Kellereingang. Unser ganzer Garten, und fast alle Bäume brannten wie zu Weihnachten. Die Engländer hatten damals Brandbomben abgeworfen die mit Kautschuk und Phosphor gefüllt waren. Dieses Teufelszeug war in unseren Garten gefallen und und hat diesen Saukram überall verteilt. So etwas klebte ja an den Ästen und in Fladen überall im Garten. Wir waren für solche Fälle vorbereitet und haben mit kleinen Schaufeln Sand auf die brennenden Stellen geschüttet. Während wir im Garten herum rannten ging der Luftangriff ja weiter , es knallte überall und die ganze Gegend war durch Leuchtbomben, die an Fallschirmen hingen, taghell erleuchtet. Weil wir in der Nähe eines großen Lazarettes wohnten, hatten wir gehofft, dass hier keine Bomben fallen würden, leider vergebens.
Wir wussten sehr genau, dass man mit dem Phosphor nicht in Berührung kommen durfte, denn das Zeug war hochgiftig und verletzte, bei Berührung, die Haut. Und doch hatten wir etwas davon an den Fingern und, da wir ja vorbereitet waren, wuschen wir uns sofort mit warmen Wasser die Hände. Anscheinend hat es geholfen denn ich habe meine Hände noch.
Am nächsten Morgen ging mein Vater dann das Grundstück ab und entdeckte 3 Meter neben dem Haus, genau wo der Luftschutzkeller lag, ein Loch im Boden. herbeigerufene Fachleute haben dann festgestellt, dass hier ein großer Brandbomben-Blindgänger eingeschlagen war. Wir mussten auf der Stelle unser Haus verlassen und sind zu Bekannten an den Stadtrand gezogen. Am nächsten Tag bin ich heimlich wieder mit dem Fahrrad zu unserem Haus gefahren, nur so, aus reinen Neugierde. Ein Räumkommando hatte ein Dreibein über das Loch gestellt, ein Seil um das untere Ende der Bombe gelegt und zogen mit einer Handseilwinde die Bombe aus dem Loch. Das Ding wurde dann auf eine Schubkarre gelegt und zu einer Sammelstelle gebracht. Aus heutiger Sicht ein absolutes Unding. Aber es war Krieg und die Arbeiter waren Kriegsgefangene die sich damit Extraessen verdient haben. Und ich Riesenross habe daneben gestanden.
Wenn diese Bombe hoch gegangen wäre, hätte ich diesen Bericht nicht mehr schreiben können.
Am nächsten Tag durften wir dann wieder in unser Haus, allerdings hat unser Haus für alle Zeit einen kleinen Riss erhalten.
Eine komische Geschichte.
Vor vielen Jahren war ich Kochlehrling in einem feinen Restaurant. Es war kurz nach dem Krieg und der Hunger war tonangebend.
Wenn man in eine Küche arbeitet, war Hunger kein Thema. Meine Mutter meinte ob ich vielleicht etwas Hefe besorgen könnte einfach so zum backen. Ich habe meinen Chef gefragt und bekam ein kleines Stück einfach in die Hand gedrückt. Überglücklich, meiner Mutter einen Gefallen zu tun, habe ich die Hefe in ein Stück Papier gewickelt, Plastiktüten gab es noch nicht, und es in meinen Manteltasche gesteckt. Es war Winter und der Mantel war ein so genannter Ulster, also ein ziemlich schweres Teil mit großen Taschen und einem durchgehenden Futter.
Zum Feierabend habe ich das gute Stück angezogen und bin zur U-Bahn gegangen. In dieser Zeit waren die Züge immer sehr voll und ich habe mich ein eine Ecke gedrückt in der es immer einen Klappsitz gab. Ich brauchte dann nicht für erwachsenen Leute aufstehen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass mir jemand am Mantel zog oder rüttelte. Ich habe mich umgesehen, aber da war nichts. Und wieder, und dieses mal krabbelte es richtig in meinem Mantel. Sicher bin ich blass geworden, denn ich wusste ja nicht was es war, als plötzlich " etwas" in meinem Mantel hoch kletterte. In der Höhe meiner Schulter bekam ich das " etwas" zu fassen. Es piepste ganz komisch und ich ahnte sofort, dass muss eine Maus sein. Ich ahnte jetzt auch warum das Tier in meinem Mantel gestiegen war, die Hefe in der Manteltasche war der Auslöser.
Ein älterer Herr sah mich herum turnen und fragte, was ist los ? Ich sagte, "ich glaube ich habe eine Maus in meinem Mantel." Er hielt seinen Finger auf den Mund und meinte, bloß nichts sagen, hier sind viele Frauen im Wagen. Er tastete an meinem Mantel herum und sagte:" Es scheint eine Maus zwischen Stoff und Mantelfutter zu sein, ich will sehen ob ich das Vieh tot drücken kann." Natürlich hatte ich " Herz in Hose ". Sein erster Versuch das Tier zu erdrücken wurde von dem Tier mit lautem Geschrei begleitet, eine Zweiten Versuch hat er gar nicht erst gestartet. Diesen Schrei aber hatten einige, im Zug mitfahren Damen gehört und fragten mich was das war. Ich Hornochse sage:" Vermutlich habe ich eine Maus hier im Mantel. Was jetzt passierte erinnere ich nur noch teilweise. Einige Damen haben ganz hoch geschriene obwohl das Tier doch noch bei mir war, und andere Damen wollten, dass ich sofort aussteige.
Ich muss dabei sagen, in dieser Zeit ( 1947 ) fuhr so eine U-Bahn alle halbe Stunde und das auch nicht pünktlich und es war saukalt. ( sonst hätte ich ja nicht so einen dicken Mantel an ) Also blieb ich im Zug und zog mir natürlich den Zorn der Mitfahrer zu. Die Fahrt zu meine Station wurde immer länger. Ich habe immerzu den Mantel geschüttelt damit die Maus immer schön unten im Futter blieb.
Vom Bahnhof bis zu unserem Haus bin ich mit offene Mantel und ihn ständig schütteln gelaufen. Sicher hat meine Mutter komisch geguckt als ich sofort in das Badezimmer gestürmt bin. Ich habe den Mantel in die Wanne geworfen, dann vorsichtig die untere Naht aufgetrennt und versucht die Maus heraus zu schütteln. Aber was soll ich sagen, wie erschrocken ich war als ich sah, dass ich eine junge Ratte in meinem Mantel herum getragen hatte. So eine Wanne ist ja sehr glatt und so konnte die Ratte nicht herauskommen. Ich war wie gelähmt. Mein Bruder hat dann das Tier erlegt, wie, weiß ich bis heute nicht.
Hajoha 07
Text: Roland Rabenfroh
Images: Selber
Publication Date: 01-27-2012
All Rights Reserved
Dedication:
Die Handlung entspricht zu 99 % der Wahrheit !