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Inhalt:
Wurzelwicht in Gefahr
Als Wurzelwicht einmal nicht einschlafen konnte

ANHANG:
Schwedische Safranbrötchen
Heiße Schokolade


Wurzelwicht in Gefahr




Der kleine Jan kommt weinend nach Hause. Er schluchzt und zittert am ganzen Körper. Seine Jeans hat ein Loch und das Knie ist aufgeschürft. Der Anorak ist voller Schmutz, Handschuhe und Mütze hat er verloren. Er ist ganz außer sich.

„Was ist passiert mein Kleiner“ fragt seine Mutter besorgt und nimmt ihn erst einmal fest in die Arme.
Jan muss weiter weinen und kann gar nicht sprechen, also tröstet die Mutter ihn:
“ Komm wir gehen jetzt erst einmal in die Küche und versorgen deine Wunde.“ Stirnrunzelnd versorgt sie seine Wunde und nimmt ihn auf den Schoss. Jan kuschelt sich eng an sie heran. Was ist nur mit Jan geschehen? Der Mutter wird klar, dass Jan im Augenblick nicht sagen kann, was ihn bedrückt. Offensichtlich hat ihn irgendetwas sehr erschreckt und geängstigt. Was also soll sie tun?
Eine Weile hält sie ihn umfangen und spürt, wie er sich etwas entspannt. Da fällt ihr eine Geschichte ein. Sie beginnt zu erzählen:

„Kennst du eigentlich die Geschichte von Wurzelwicht?“ fragt sie.
Jan schüttelt den Kopf und schaut sie mit großen Augen an.

„Wurzelwicht lebte vor vielen Jahren im Zauberwald. Er war noch sehr jung. Auf dem Kopf trug er eine grüne Zipfelmütze. Das war das Markenzeichen aller Wurzelwichte. Er hatte eine braungebrannte Haut voller Runzeln. Die Haut wirkte ledern und wie gegerbt.
Tag aus, Tag ein wanderte er durch den Wald und schaute nach den Bäumen, die dort wuchsen. Er pflegte und hegte sie gewissenhaft und mit viel Liebe. Glaub mir, er fand sich gut zurecht im Zauberwald. Er kannte alle Wege und die Verstecke der Tiere. Er kannte die verborgenen Nester der brütenden Vögel. So leicht konnte ihn nichts erschrecken. Wie du dir sicher denken kannst, war der Zauberwald ein besonderer Wald. Er blieb das ganze Jahr über grün und die Bäume wurden niemals kahl. Geheimnisvolle Wesen, die manchmal schwer zu verstehen waren, bevölkerten den Wald. Im Allgemeinen waren sie friedlich und hilfsbereit. Manchmal trieben sie aber auch ihr Unwesen. Sie spielten bösen Schabernack und konnten einander ziemlich zusetzen. Alle Wesen des Waldes hatten eins gemeinsam: sie liebten die Musik. Sie musizierten auf einfachen handgefertigten Musikinstrumenten aus Holz, tanzten, feierten und schmausten gerne.

An ganz seltenen Tagen wurde es so unheimlich im Wald, dass selbst Wurzelwicht sich nicht mehr zurechtfand. Vertraute Wege verschwanden plötzlich, Hindernisse, die gestern noch nicht da gewesen waren, tauchten auf und war man unachtsam, steckte ein Fuß plötzlich im Sumpf. Da kam niemand so leicht wieder hinaus.

So ein Tag war heute. Wurzelwicht hatte sich verlaufen. In seiner Panik war er unachtsam geworden. Nun steckte er im Sumpf. Zu allem Unglück hatte der Himmel sich mit dicken grauen Wolken überzogen. Das verbleibende unheimliche Licht schien alle Farben zu verschlucken. Wurzelwicht bekam große Angst. Der Versuch, sich aus eigener Kraft aus dem Sumpf zu befreien misslang, denn mit jeder seiner Bewegungen versank er noch tiefer im schlammigen Grund. Graue Nebelgestalten huschten an ihm vorbei, schienen ihn aber nicht zu bemerken. Was sollte er tun? Er wurde ganz still und unbeweglich, verschmolz dadurch aber fast mit seiner Umgebung. In dem trüben Licht hielt ihn jeder für eine Wurzel, die aus dem Sumpf herausragte. In seiner Verzweiflung schloss Wurzelwicht seine Augen und versuchte seine Gedanken zu sammeln. Was hatte ihm denn früher in schwierigen Situationen geholfen?

Tief in seinem Herzen gab es einen geheimen Ort. Niemand, außer ihm selbst, kannte ihn. Es war eine gemütlich eingerichtete Höhle, in der immer ein kleines Feuer brannte. Die lustig flackernden Flammen verbreiteten Wärme und ein sanftes Licht. An den Wänden der Höhle gab es wunderschöne Malereien, die vor vielen Jahrtausenden unbekannte Wesen gemalt hatten. Im Schein der Flammen begannen sie zu leben. In der Ferne hörte man das Murmeln einer unterirdischen Quelle. In einem Winkel der Höhle hatte Wurzelwicht seinen Schatz versteckt. Du willst wissen, was das für ein Schatz war? Da musst du Wurzelwicht schon selber fragen. Nur er kann dir darauf eine Antwort geben.

Mit all seiner Konzentration wanderte Wurzelwicht mit seinen Gedanken in diese Höhle. Gleich wurde ihm wärmer und er dachte an zu Hause, wo Mutter und Geschwister schon auf ihn warteten. Bestimmt buk Mutter grade Safranbrötchen und kochte heiße Schokolade. Das tat sie immer an diesen unheimlichen Tagen. Denn gerade dann brauchte man ein warmes, gemütliches Zuhause und etwas Gutes für den Magen. Ihm war, als rieche er schon den wunderbaren Duft des Hefegebäcks und der heißen Schokolade. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Er hörte seine Mutter singen. Das tat sie immer beim Backen. Sie sang stets das gleiche Lied.

Ein Geistesblitz zuckte durch Wurzelwichts Kopf und erhellte sein Gesicht. Er hatte eine Idee:

Etwas zu versuchen war besser, als weiterhin ohnmächtig im Sumpf zu stecken, zu frieren und vor Angst fast zu sterben. Er verließ seine innere Höhle und begann mit glockenheller Stimme ganz laut zu singen. Er sang das Lied seiner Mutter. Wurzelwicht wusste gar nicht, dass er so schön singen konnte und was er nur gehofft hatte geschah. Die vorbeihuschenden Nebelgestalten blieben stehen, hörten das Zauberlied und merkten, dass da jemand in Not geraten war. Sie eilten Wurzelwicht zur Hilfe und befreiten ihn aus seiner misslichen Lage. Im selben Augenblick öffneten sich die Wolken und ließen ein paar helle Sonnenstrahlen hindurch. Das genügte! Wurzelwicht wusste nun wieder, wo er war. Er fand den Weg nach Hause und tatsächlich dort hatte Mutter gerade die Safranbrötchen aus dem Ofen geholt. Der Kakao stand dampfend auf dem Tisch.“

Jan hat aufgehört zu weinen und sich in den Armen seiner Mutter allmählich entspannt. Die ganze Zeit hörte er aufmerksam zu. Ganz nah bei der Mutter sagt er nun mit leiser Stimme: „ Wie gut, dass Wurzelwicht wieder nach Hause gefunden hat. Weist du Mama, so etwas Ähnliches wie dem Wurzelwicht ist mir heute auch passiert, und ich habe ganz fürchterliche Angst bekommen, aber dann.....“ und schon sprudelte alles aus ihm heraus.


Als Wurzelwicht einmal nicht einschlafen konnte



Der kleine Jan kann nicht einschlafen. Unruhig wälzt er sich im Bett. Eigentlich soll er längst schlafen, denn morgen muss er früh zur Schule. Mutter hat ihn schon dreimal wieder ins Bett geschickt. Jetzt muss er noch mal Pipi. Er steigt aus seinem Bett und läuft ins Badezimmer. Dabei rennt er seiner Mutter in die Arme. Die schaut ihn ernst und ein bisschen ärgerlich an.
„Du schläfst ja immer noch nicht. Was ist denn los?“ fragt sie.
Schuldbewusst schaut Jan sie an:
„ Nur noch schnell Pipi machen. “

Mutter runzelt die Stirn und denkt bei sich:
„Warum ist Jan so unruhig? Er hat sich doch den ganzen Tag draußen in der frischen Luft bewegt.“
Sie überlegt, was sie tun kann. Als Jan zurück kommt und in sein Bett geklettert ist, deckt sie ihn sanft zu und streichelt liebevoll über sein Haar.
„Soll ich die Duftlampe anzünden?“ fragt sie
„Ja, Mama, und tu etwas Weihnachtsduft hinein. Dabei kann ich so schön träumen.“
Die Mutter zündet die Duftlampe an, träufelt etwas Weihnachtsduft hinein, und schon verbreitet sich ein warmer angenehmer Geruch nach Anis; Zimt und Tannennadeln im Raum.
Sie beginnt zu erzählen:
„ Kennst du Wurzelwicht aus dem Zauberwald?“
„Ja, Mama, du hast mir schon mal von ihm erzählt.“
„Wurzelwicht konnte nicht einschlafen, genau wie du heute. Soll ich darüber erzählen?“
„Ja, Mama, erzähle.....bitte!“
„Gut, dann leg dich erst bequem in dein Bett, so dass du gut zuhören kannst.“
Jan dreht und wendet sich und liegt endlich ruhig und erwartungsvoll unter seiner Bettdecke.

„Also, einmal konnte Wurzelwicht nicht einschlafen. Es war Winter. Eine dicke Schneedecke lag über den Wegen im Wald. Die Bäume trugen weiße Pudelmützen. Es war ungewohnt still im Wald. Nur hin und wieder vernahm er das Krächzen einer Krähe aus der Ferne. Der Schnee lag so hoch, dass Wurzelwicht schon seit Tagen nicht mehr in den Wald gegangen war, um nach seinen Bäumen zu schauen. Er machte sich Sorgen. Ob es ihnen wohl gut ging?
Er wälzte sich in seinem Bett hin und her. in seinem Bauch kribbelte und krabbelte es, so als seien tausend Ameisen darin unterwegs.
Wurzelwicht hatte vier Geschwister. Alle schliefen gemeinsam in einem großen bequemen Holzbett.
Die Geschwister waren schon längst müde, wollten endlich schlafen. Sie schimpften, zeterten und drohten, ihn aus dem Bett zu schmeißen. Wurzelwicht wusste genau, wenn das geschah, würde er die Nacht am Fußende des Bettes auf der harten Lehmerde schlafen müssen. Das wollte er nicht. Er dachte nach und überlegte. Was hatte ihm denn früher schon mal geholfen, ruhig zu werden?

Da fiel ihm seine geheime Höhle ein. Im Gedanken wanderte er dort hin. Das Feuerchen brannte wie immer. Im Schein der Flammen begannen die Bilder an den Felsenwänden zu tanzen. Fern hörte er die unterirdische Quelle gurgeln. Er schaute in die Flammen und wurde ganz ruhig. Die Wärme war angenehm und das Licht sanft. Wurzelwicht begann zu träumen. Da es jetzt Winter war, hatte sich die Natur zur Ruhe gelegt. Die Baumwurzeln tief in der Erde schlummerten, um neue Kraft zu schöpfen. Auch die Insekten ruhten in der Erde und träumten vom Frühling
Wurzelwicht hörte plötzlich feine leise Stimmen, die tief aus der Erde zu ihm herauf drangen, denn wie alle Wesen des Waldes, die gerne musizierten, hatte auch er ein feines Gehör. Deshalb lauschte er nun noch aufmerksamer:
Helle und dunkle Stimmen sangen ein Zauberlied so überirdisch schön, dass es Wurzelwicht ganz warm ums Herz wurde. Während er so lauschte, vernahm er ein Knistern und Knacken unter der Erde. Es waren die Wurzeln, die trotz des Winters weiter wuchsen, nur etwas langsamer. Wurzelwicht wollte noch mehr hören. Er legte sein Ohr auf den Erdboden der Höhle. Und wirklich, plötzlich hörte er das Ein- und Ausatmen seiner geliebten Bäume. Sie lebten und es ging ihnen gut. Nach einer Weile vernahm Wurzelwicht noch etwas anderes: Die Herzen der Bäume pochten laut und regelmäßig. Wurzelwicht horchte eine ganze Weile weiter zu. Ihm wurde ganz leicht ums Herz. Er spürte nicht, wie er einschlief, denn seine Gedanken verloren sich im regelmäßigen Herzschlag der Bäume.“

Jan waren die Augen zugefallen. Er atmete ruhig und lag ganz entspannt in seinem Bett. Im Halbschlaf murmelte er: „Schön...“ und mit dem nächsten Atemzug war er auch schon eingeschlafen.


Schwedische Safranbrötchen



60 g Hefe
500 ml Milch
200 g Butter
2 Ei(er)
1 TL Salz
200 g Zucker
½ TL Safran, gemahlener
50 g Mandeln – gehackt –
1 kg Mehl
Rosinen, zum Verzieren


Die Hefe in einer Schüssel zerkrümeln und mit etwas kalter Milch anrühren. Ein Ei verquirlen und hinzugeben.

Die Butter in einem kleinen Topf zum schmelzen bringen, den Rest der Milch zugeben und erwärmen bis die Flüssigkeit lauwarm ist. Die Flüssigkeit über die Hefe gießen. Salz, Zucker und Safran dazugeben, nach und nach das Mehl und die Mandeln unterrühren und zu einem Teig verkneten.

Den Teig in eine Schüssel legen und mit einem Küchentuch bedeckt an einem warmen, zugfreien Ort ca. 15 - 20 Minuten gehen lassen bis der Teig die doppelte Größe erreicht hat. Dann den Teig erneut kneten, in 30 - 35 Stücke teilen, dann rollen und daraus Luciakatzen rollen.

Zwei oder drei Backbleche mit Backpapier auslegen und die Luciakatzen in ausreichendem Abstand darauf verteilen. Mit Küchentüchern bedeckt an warmer, zugfreier Stelle wieder ca. 15 - 20 Minuten gehen lassen. Wenn die Luciakatzen doppelt so groß sind, das zweite Ei verquirlen und sie vorsichtig damit bepinseln. Rosinen als Augen hineindrücken und im vorgeheizten Backofen bei 250 Grad 8 Minuten backen.


Heiße Schokolade



1 L Vollmilch
6 Teelöffel brauner Zucker
120 g Zartbitterschokolade
Etwas Zimt oder
½ aufgeschlitzte Vanilleschote

12 Esslöffel Milch mit braunem Zucker, der in Stücke gebrochenen Schokolade und Zimt in einen Kochtopf geben und erhitzen, bis die Schokolade sich aufgelöst hat. Unter ständigem Rühren die restliche Milch hinzugeben und alles erhitzen. Heiß in Becher gießen und genießen.

Imprint

Text: alle Rechte liegen bei der Autorin
Publication Date: 10-12-2008

All Rights Reserved

Dedication:
für meine Kinder Anika, Nils, Liska, Janes und alle Nichten und Neffen und für Jana

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