Es war schon seltsam genug, dass diese Stadt im Himmel schwebte, mal abgesehen davon, dass hier anscheinend alles mit Magie betrieben wurde. Selbst die Toiletten! Aber das Seltsamste war die Stimmung der Leute. Immer wenn Haley sich umschaute, blickte sie in fröhliche, lächelnde und teilweise wirklich dümmlich grinsende Gesichter. Wenn eine Person mal finster drein blickte, konnte man davon ausgehen, dass sie ein Wettkämpfer war. Wenn dann nicht schon die Waffen alles verrieten. Sie stieß einen Seufzer aus. Wahrscheinlich würden die Testosteronmonster sich schon auf den Straßen die Köpfe einschlagen, ohne auf ihre eigentlichen Kämpfe zu warten. Ein halbes Jahr war es nun her, seit Haley den Aushang des Turniers gesehen hatte. Damals war sie noch mit dem jungen Hexenjäger Lyr unterwegs gewesen, den sie wirklich sehr gern gehabt hatte, es wahrscheinlich sogar heute noch tat. Die Erinnerung an ihn und ihre gemeinsamen Erlebnisse schmerzte, vor allem wenn sie daran dachte, wie sie sich weggeschlichen und ihm nur einen Brief hinterlassen hatte. Sie hatte ihm geschrieben, dass sie lernen muss auf sich selbst aufzupassen, dass es zu gefährlich wäre, wenn sie bei ihm bleiben würde. Haley hatte ihn kennen und auch, wenn sie es nicht zugeben wollte, lieben gelernt. Hätte sie ihm ins Gesicht gesehen, wäre sie nie und nimmer gegangen, hätte nicht auf eigenen Beinen stehen und mehr über ihre Gefährtin, die Schlange Nagalir, lernen können. Das letzte halbe Jahr hatte sie ausschließlich damit verbracht zu lernen mit der Schlange zu kommunizieren und mit ihr umzugehen, ihre Magie für sich selbst zu nutzen. Sie hatte immer noch nicht viel für die Tötung von Monstern übrig, aber diesen Wettkampf würde sie sich nicht entgehen lassen. Besonders nicht, nachdem sie zufällig erfahren hatte, dass ein gewisser Magiekundiger, ihr Vater, an der besonderen Belohnung interessiert war. Sie würde sie ihm direkt vor der Nase wegschnappen und vor seinen Augen damit verschwinden. Das hatte er verdient, nachdem was er ihr angetan hatte. Sie musste jahrelang Experimente über sich ergehen lassen, nachdem ihre Mutter verstarb und er sich mehr mit Haley beschäftigte. Seltsamerweise hatte er angefangen sie zu ignorieren als die Schlange sich in ihrem Körper eingenistet hatte. Haley seufzte leise. Besser sie wurde ignoriert, als weiter mit diesem Spinner von Vater zusammenzuleben. Plötzlich tauchte das Bild ihrer Mutter vor ihrem geistigen Auge auf. Das warme Lächeln, ihre sanften grünen Augen und das pechschwarze Haar... Sie sahen sich wirklich sehr ähnlich. Haley konnte sich kaum an sie erinnern, nur an die Geschichten über ihre Abenteuer. Einmal hatte sie ihr erzählt, wie sie einen Drachen getroffen hatte, wie riesig seine dunklen Schuppen gewesen waren und ganz plötzlich tauchte das Bild eines schwarzen Drachen vor ihr auf. Ihre Mutter stand davor und blickte in die erbarmungslosen Augen hinauf, während sie ein einziges, stummes Wort flüsterte. Aber da waren nicht nur Haley und ihre Mutter, dort standen auch noch andere Personen, deren Gesichter sie nicht kannte, geschweige denn erkennen konnte. Dann verblasste das Bild wieder. Aufgeregte Stimmen einer großen Menschenmasse rissen sie plötzlich aus ihren Gedanken. Sie musste bei der Arena angekommen sein. Endlich. Ihr Blick glitt umher, überall waren Menschen, die auf den Tribünen rund um einen sandigen Platz saßen. Prunkvolle Säulen erstreckten sich in den Himmel, der so nahe schien und bildeten das halb offene Dach der Arena. Wände gab es nicht und das Dach erstreckte sich auch nur über die Zuschauerplätze. Und doch sah alles so... übertrieben aus. Haley schüttelte den Kopf. Der Veranstalter musste wohl im Gold schwimmen. Ein Raunen ging durch die Menge, als ein groß gebauter Kerl einen anderen Muskelprotz zu Boden zwang. Haley stützte sich mit den Armen auf das Geländer der Tribüne und zog die Kapuze ihres Umhangs tiefer ins Gesicht. Sie konnte sich gut vorstellen, dass die Leute ihres Vaters ganz in der Nähe waren und sie war nicht unbedingt scharf drauf ihre Kraft für Vollidioten zu verschwenden. Ihr Blick schweifte unruhig umher. Irgendwas machte sie nervös, ließ ihr Herz unangenehm gegen ihre Brust hämmern. Eine starke, nur allzu bekannte Präsenz machte sich einige Meter neben ihr bemerkbar. Haley drehte den Kopf nach rechts und erstarrte. Kurzes braunes Haar, unverkennbar rote Augen und ein Gesicht, das sie so oft nach dem Aufwachen betrachtet hatte. Das Gesicht der Person, die sie einfach ohne ein Wort verlassen hatte. Nein, unmöglich. Er konnte nicht hier sein, er durfte nicht hier sein! Auf keinen Fall! Ihr Mund öffnete sich um seinen Namen zu schreien, ihn auf Haley aufmerksam zu machen. Sie stieß sich langsam vom Geländer ab, konnte den Blick nicht von dem jungen Monsterjäger losreißen und trat einen Schritt auf ihn zu. Lyr hatte sich nicht verändert. Ein weiterer Schritt folgte. Ihr Körper war ein blöder Verräter! Sie wollte nicht zu ihm, wollte nicht diesem Schmerz in ihrer Brust nachgeben, diesem Gefühl der Sehnsucht freien Lauf lassen. Doch ihre Beine setzten sich weiter in Bewegung, schritten weiter auf Lyr zu und verringerten den Abstand zwischen ihnen. „Lyr!“, erklang eine weibliche Stimme. Es war nicht Haleys, breitete sich aber in einer Schockwelle in ihrem Körper aus, die ihre Beine einfrieren ließ. Eine blonde, verdammt hübsche Frau kam mit strahlendem Lächeln auf ihn zu. Lyr erwiderte dieses Lächeln und hob kurz die Hand. „Hast du alles?“, fragte er. Es tat so unheimlich gut seine Stimme zu hören... Schnell schüttelte Haley den Kopf. Sie hatte doch nicht ernsthaft erwartet, dass er nach einem halben Jahr niemand anderen an seiner Seite hätte. Sie schluckte den Kloß im Hals herunter, unterdrückte den Impuls sich noch weiter zu nähern und wandte sich ab. Der Wind ließ ihren Umhang flattern, trieb einige Strähnen ihres Haars unter der Kapuze hervor, die ihr die Sicht erschwerten. Nein, das waren nicht nur ihre Haare. Warme Tränen sammelten sich in ihren Augen und ließen ihre Wangen hinab. Verdammt, wieso fing sie an zu heulen? Sie war doch kein Kind! Im Moment hatte sie besseres zu tun, als sich mit ihrer dummen Eifersucht zu beschäftigen. Mit dem Stoff ihres Umhangs wischte sie sich die Tränen weg, atmete tief durch und beschleunigte ihre Schritte, während sie einen hartnäckigen Blick in ihrem Rücken spürte. Kurz meinte sie sogar ihren Namen zu hören, redete sich aber schnell ein, dass sie sich das nur eingebildet hatte und machte sich auf Richtung Kampfauswahl. Die Gegner wurden zufällig gewählt. Immer wenn ein Name aus der Kiste gezogen wurde, durfte diese Person würfeln. Der Würfel hatte sechs Seiten, davon waren die Meisten mit Totenköpfen gespickt. Eine Seite zeigte ein Schwert, was bedeutete, dass man gegen einen menschlichen Gegner kämpfte. Je nachdem welche Anzahl der Totenköpfe man würfelte, bekam man ein Monster des Rangs C bis A. Ein sehr schräges System, aber gut. Wenigstens erfüllte es seinen Zweck. Zwischen den ganzen Leuten fühlte sie sich beobachtet, obwohl niemand auf sie zu achten schien. Außer natürlich diese Idioten, die sie davor warnten anzutreten, aber es war zu spät. Ihr Name lag bereits bei den anderen in der Kiste, also würde sie wohl bald kämpfen müssen. Ob sie nun wollte, oder nicht. Sie seufzte leise in sich hinein und ließ den Blick umher schweifen. Die meisten Teilnehmer waren auf den ersten Blick und dem Geruch nach zu urteilen männlich. Einige sahen stark aus, waren wahrscheinlich auch sehr gefährlich, schienen aber nicht sehr viel im Kopf zu haben. Und genau so einer kam nun auf Haley zu, als sie die Treppen zum Tor der Arena hinunter ging. Hier stand wohl der Großteil der Teilnehmer. Und allesamt schienen sie ziemlich angepisst zu sein. Na super. „Hey, Püppchen. Du willst doch nicht an dem Wettkampf teilnehmen, oder?“, fragte der massige und vor allem stinkende Typ vor ihr. Er war um einiges größer als sie, sodass sie fast schon den Kopf in den Nacken legen musste um ihn anzusehen. „Und was, wenn es so wäre?“, entgegnete sie gelangweilt. Sie konnte sich denken was jetzt kam. „Lass das lieber, Schätzchen. Das ist eine Nummer zu groß für dich.“, grinste der Typ. „Hübsche Damen wie du sollten sich nicht die Hände schmutzig machen.“ Sprachen sich diese Kerle eigentlich alle ab, oder wieso hatten sie immer wieder dieselben Sprüche drauf? Kopfschüttelnd seufzte Haley: „Pass lieber auf was du sagst, sonst verpasst dir die hübsche Dame gleich einen Tritt in deine Kronjuwelen.“ Die Kiefermuskeln des Muskelprotzes spannten sich deutlich an. Er ärgerte sich, wie süß. Aber anscheinend hatte er nichts mehr zu sagen. Haley machte einen Bogen um ihn und schritt zum Tisch, auf dem der kleine Würfel lag. Sie musste nur warten, bis... „Ist eine gewisse Haley anwesend?“, erklang die laute Stimme des Unglücklichen, der die Kämpfe einteilen musste. Als sie ihre Hand hob, wandten sich ihr Blicke zu. „Das bin ich.“, antwortete sie und legte ihr ganzes Selbstbewusstsein in die Stimme. Die Anwesenden schienen nicht sehr beeindruckt und wandten sich schnell wieder ab. Gut so, unterschätzt ruhig eure potenziellen Gegner. Haley grinste in sich hinein. Das würde ein Spaß werden. Aber was wäre, wenn Lyr sie erkannte? Dann würde sie ihm nicht mehr aus dem Weg gehen können. So wie sie ihn kannte, würde er geradewegs auf sie zu gehen und... Ja, was? Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was dann war. Wäre er wütend wegen dem Brief? Würde er sich freuen sie wiederzusehen? Sie wusste es nicht. Langsam griff sie mit der Hand nach dem Würfel auf dem Tisch, nahm ihn in die Hand und warf ihn nach kurzem Schütteln wieder auf den Tisch. Ein Schwert zeigte nach oben. Klasse... Sie durfte gegen einen Vollidioten kämpfen. Still hoffte sie, dass es nicht dieser hirnlose Schrank von eben war, doch ihre Hoffnungen wurden brutal zerstört und mit Füßen getreten, als ein weiterer Name aufgerufen wurde und ausgerechnet dieser stinkende Kerl die Hand hob. „Ich bitte nun die beiden Teilnehmer zum Eintritt in die Arena. Niemand darf getötet werden, ansonsten ist alles erlaubt. Habt ihr das verstanden?“, fragte der schlaksige Kampfrichter am Tor. Haley warf einen Blick zu dem Stinktier, das man so liebevoll Glenn genannt hatte. Sie grinste in sich hinein, während sie zustimmend nickte. Glenn, der mit diesem Namen wirklich gestraft war, tat es ihr gleich, nahm seine beiden großen Äxte hoch und trat durch das Tor. Jubelnde Rufe erklangen, er war wohl einer der Favoriten. Ganz plötzlich lief ihr ein kalter Schauer über den Körper. Lyr würde zusehen und sie womöglich erkennen. So ein Mist... Nicht antreten kam für sie auf keinen Fall in Frage, also musste sie sich etwas anderes überlegen. Mit dem Umhang kämpfen? Nicht unmöglich, aber schwer und außerdem ihre einzige Möglichkeit halbwegs unerkannt zu bleiben. Was hatte Lyr auch hier zu suchen?! Sie stieß zischend die Luft aus und ihr rechter Arm begann zu pulsieren. Noch nicht, nur noch ein kleines bisschen Geduld. Zögernd setzte Haley die Beine in Bewegung und betrat den staubigen Boden der Arena, der schon an einigen Stellen in Blut getränkt war. Glenns Fangirls waren deutlich zu hören, sie kreischten, schrien seinen bescheuerten Namen in alle Welt hinaus und fielen fast ohnmächtig um, wenn er ihnen einen kurzen Blick zu warf und ein Lächeln schenkte. Haley konnte beim besten Willen nicht verstehen, was die an so einem Typen fanden. Er war viel zu muskulös, hatte kein besonders ansehnliches Gesicht und an seinen Geruch wollte sie gar nicht erst denken. Allein der Gedanke daran, diesen Kerl gut zu finden, ließ ihr Frühstück wieder hoch kommen. Sie verzog leicht das Gesicht, als sie mit drei Schritten Abstand vor dem Stinktier namens Glenn stehen blieb. Nur sehr langsam verstummten die Zurufe und das Publikum wurde ruhiger. Aus dem Augenwinkel beobachtete Haley, wie einige aus den ersten Reihen schon Wetten abschlossen. Idioten. Geldgierige Idioten. Wieder pulsierte ihr Arm, Nagalir wurde langsam ungeduldig. Nur noch ein kleines Bisschen... Haley zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und zog sich den dunklen Stoff enger um die Schultern, damit er nicht plötzlich das Weite suchte. „Hör zu, Kleine. Wenn du jetzt aufgibst, lad ich dich zum Essen ein. Ich schlage keine Frauen.“, predigte das Stinktier und schwang die Äxte lässig über dem Boden herum. Natürlich schlug er keine Frauen. Was auch sonst. Ein stinkender Gentleman hatte ihr grade noch gefehlt, aber es war sein Problem, wenn er sie unterschätzte. Die Magie, dunkel und furchteinflößend, kribbelte in ihrem Arm und sammelte sich dort, als Haley urplötzlich auf Glenn zu stürmte und ihm mit geballter Faust ins Gesicht schlug. Das Knacken seiner Nase durchbrach die Stille in der Arena, gefolgt von einem ziemlich hohen Schrei. Wow, der konnte sogar besser schreien als sie. Respekt. Wobei... Sollte sie sich nicht beleidigt fühlen, wenn ein Kerl so schrie? Hmm, eher nicht. Das sollte eher andersherum sein. Erst als die Staubwolke sich hinter ihr wieder gelegt hatte, holte Glenn mit einer Axt aus und schlug zu. Haley warf sich zur Seite, rollte sich ab und sprang geschickt wieder auf die Füße. Die Klinge der Axt vergrub sich im sandigen Boden, während Glenn das Blut übers Gesicht lief. Das war schon mal ein guter Anfang. „Du verfluchte Hure, ich mach dich kalt!“, brüllte er schmerzerfüllt. Die Tränen in seinen Augen waren nicht zu übersehen. „Also wirklich, vorhin hast du mich noch Dame genannt.“, lächelte Haley mit zuckersüßer Stimme, durchbohrte ihn aber gleichzeitig mit ihrem eisigen Blick. Er würde bereuen sie eine Hure geschimpft zu haben. Der massige Körper Glenns preschte auf sie zu, er war schneller als sie es ihm zugetraut hatte, doch das hielt sie nicht davon ab immer wieder zurück zu weichen und ein wenig mit ihm zu spielen. Axthiebe prasselten auf den Boden nieder, verfehlten Haley immer nur um wenige Zentimeter. Frustriert knurrte der noch übler riechende, mittlerweile schwitzende Glenn, als er schwer atmend eine Pause zwischen seinen Angriffen einlegen musste. Ausdauer kannte er wohl nicht. „Was ist denn los? Bist du schon fertig?“, fragte Haley und grinste finster unter der Kapuze ihres Mantels. „Warte nur... Ich... zeig dir schon… wo es lang geht!“, knurrte Herr Stinktier und lief brüllend auf sie zu. Wie primitiv. Jetzt hatte er sogar schon Ähnlichkeit mit einem Gorilla. Einem schwitzenden, ekeligen Gorilla. Beide Äxte rasten auf sie zu, berührten fast ihre Nasenspitze bevor sie sich unter ihnen hinweg duckte, zwischen Glenns Armen wieder auftauchte und ihm mit dem Handballen kräftig unters Kinn schlug. Seine Zähne prallten krachend aufeinander und er heulte vor Schmerzen auf. Hoffentlich hatte er sich auf die Zunge gebissen. Als Glenn schließlich die Arme sinken ließ und benommen zurück taumelte, setzte Haley mit einem Tritt in seine Kronjuwelen nach. Dabei rutschte ihr die Kapuze vom Kopf und ließ ihr schwarz-grünes Haar frei. „Ich hatte dich gewarnt, aber du wolltest nicht hören.“, seufzte Haley bedauern, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und befreite sich gänzlich vom Umhang. Das war‘s wohl mit ihrer Tarnung. Wäre ja auch zu schön gewesen. Na ja, wenigstens konnte sie sich jetzt besser bewegen. Jetzt bestand ihr Outfit nur noch aus dem hautengen, kurzen Kleid und festen Stiefeln. Für den Ein oder Anderen vielleicht etwas gewagt, aber man konnte sich super darin bewegen. „Sollen wir dann mal Ernst machen?“, hakte Haley grinsend nach und blickte den zusammengekauerten Glenn an, der sich beide Hände vor den Schritt hielt. So fest hatte sie doch gar nicht zu getreten... Wütend brüllte das Stinktier sie an, kämpfte sich wieder auf die Beine und riss die Äxte aus dem Sand. Die Klingen blitzten im Sonnenlicht auf, blendeten sie und nahmen ihr kurzzeitig die Sicht. Haley hörte die schweren Schritte Glenns auf dem Sandboden, konnte aber nur schwarze Punkte sehen. Instinktiv schloss sie die Augen, ließ sich von der Magie, dem Pulsieren in ihrem Arm leiten. Etwas Kaltes glitt über ihre Haut, liebkoste sie und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. ‚Vertrauen... Leiten lassen..‘, spürte sie die Worte der Schlange im ganzen Körper und streckte langsam den rechten Arm aus. Der kalte Körper der Schlange kroch zu ihrer Hand, manifestierte sich zu etwas festem. Glenns Schritte kamen näher, wurden noch schneller und Haley spürte einen leichten Windhauch, als er mit seinen Äxten ausholte. Sie riss die Augen auf, packte den Gegenstand, einen schwarz-grünen Speer, in ihrer Hand fester und stürmte direkt auf den Angreifer zu. Der Speer durchschnitt die Luft vor Glenn, prallte auf die Äxte und grub sich in den Boden. Mit einem kräftigen Tritt wuchtete sie den Speer samt Äxten in die Luft und tauchte unter ihnen hindurch. Glenn stand völlig ungeschützt da, starrte sie fassungslos an. Doch dann breitete sich langsam ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Wie in Zeitlupe sah Haley, dass er mit einer Hand nach hinten griff und einen massiven Dolch hervor zog. Zu spät brachte sie ihren Körper dazu abzubremsen und stolperte über ihre eigenen Füße. Sie kippte nach vorne, fing sich mit den Händen ab und schwang ihren Körper herum. Ihr Fuß streifte knapp Glenns Kinn, traf auf sein Schlüsselbein und ließ es mit einem Lauten Knacken brechen. Das Publikum fing bei dieser Aussicht an begeistert zu schreien. Selbst bei einem Kampf fuhren diese Vollidioten noch auf Höschenblitzer ab. Haley schwang das andere Bein ebenfalls herum, traf Glenn seitlich am Kopf und entging so knapp den Äxten, die wieder den Weg zum Boden fanden. Auch ihr Speer fiel hinab und blieb im Sand stecken. Glenn allerdings, machte keine Anstalten ebenfalls mit dem Boden zu kuscheln. Er sah lediglich etwas benommen aus und grinste immer noch heimtückisch. Etwas Warmes rann ihr das Bein entlang, bis zu ihrem Bauch und tränkte den Saum ihres Kleides. Schmerz schoss durch jeden Muskel, bahnte sich seinen Weg zu ihren Augen, die sich mit Tränen füllten. Haley verzog das Gesicht, spannte jeden Muskel in ihren Armen an und stieß sich vom Boden ab, weg von Glenn. Mit dem Po voran landete sie einige Meter von ihm entfernt im Sand. Nun tränkte auch ihr Blut den Boden. Der Dolch, der eben noch in Glenns schwitziger Hand gelegen hatte, ragte jetzt aus ihrem Oberschenkel hinaus. Verdammt, das würde es um einiges schwieriger machen. Sie würde nicht richtig laufen können, denken kam auch nicht in Frage. Das wurde durch die Schmerzen nur kompliziert und würde zu lange dauern. Sie wäre tot, ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte. Haley biss die Zähne zusammen und blickte zu dem Speer, der sich langsam aus der Starre löste, wieder zu einem schuppigen Körper wurde und zu ihr zurück kroch. Glenn kam ebenfalls auf sie zu, packte seine beiden Äxte und legte das perverseste Grinsen an den Tag, das sie jemals gesehen hatte. Angeekelt verzog sie das Gesicht und spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken jagte. Der Typ war echt widerlich. Und seine Glatze, die im Sonnenlicht förmlich glänzte, machte es auch nicht besser. Nagalir erreichte ihren Arm, schlängelte den schuppigen Körper um ihre Hand und blickte sie an. ‚Blutung stoppen, Magie verwenden.‘, spürte sie den Willen der Schlange tief im Innern und atmete tief durch. Sie hatte absolut Recht, aber sie würde keine Magie benutzen. Haley blickte zu Glenn, dessen linker Arm dank dem gebrochenen Schlüsselbein etwas kraftlos nach unten hing. Den würde er nicht mehr richtig benutzen können, was bedeutete, dass seine linke Seite angreifbar war. Ihr Blick glitt zu dem Dolch in ihrem Oberschenkel. ‚Umhang!‘, kam der Tipp von Nagalir und kurz darauf ertastete sie ihren Umhang neben sich. Lenk ihn einen Moment ab, dachte Haley in sich hinein und spürte, wie Nagalir ihren schuppigen Körper wieder von ihrem Arm löste und auf Glenn zuschoss. Glücklicherweise war Nagalir keine normale Schlange und dementsprechend viel schneller und besser zum Kampf geeignet. Sie schlang den langen Körper um Glenns kräftigen Hals, drückte zu und kroch seinen Rücken hinunter, als er nach ihr greifen wollte. Gut so. Haley atmete tief durch, schloss die Hände um den Dolchgriff und zog die Klinge mit einem Ruck aus ihrem Bein. Blut quoll in einem Schwall hervor, gefolgt von unheimlichen Schmerzen, die ihr erneut die Tränen in die Augen trieben. Mit dem blutverschmierten Dolch trennte sie einen Streifen ihres Umhangs ab und verband damit provisorisch die Wunde. Vor sich hörte sie Glenn fluchen, Nagalir setzte ihm wohl ordentlich zu. Hoffentlich würde sie ihn nicht beißen. Haley wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte von dieser Schlange gebissen zu werden. Das waren Schmerzen, die der schlimmsten Folter gleich kamen, wenn sich das Gift langsam im Körper ausbreitete, Muskeln lähmte und Organe zum Stillstand brachten. Jedoch hatte Nagalir sich damals dazu entschieden, Haley als Wirt zu gebrauchen und nicht zu töten. Langsam stemmte sich Haley wieder auf die Beine. Es wurde Zeit diesen Kerl zu erledigen, sonst würde sie hier noch verbluten. Außerdem hatte sie definitiv keine Lust sich weiter mit diesem Stinktier abzugeben oder auch nur in dessen Nähe zu sein. Ihr Bein schmerzte, pochte und der Stoff über der Wunde fühlte sich jetzt schon nass und klebrig an. Haley atmete zischend aus, befreite ihren Kopf von den Schmerzen und blickte mit ihren giftgrünen Augen zu Glenn. „Nagalir!“, rief sie und wie ein Pfeil, schoss die Schlange auf sie zu. Im selben Moment packte Glenn die Äxte fester und rannte auf sie zu. Haley streckte der Schlange die Hand entgegen, umschloss den schuppigen Griff einer Waffe. Eine Peitsche... Wow, das war mal was Neues. Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie die scharfe Klinge am anderen Ende sah. Perfekt. ‚Ende‘, zischte Nagalirs Wille. Ja, das würde das Ende dieses Kampfs sein. Haley riss den Arm hoch und schwang die schuppenbedeckte Peitsche herum. Sie glitt lautlos durch die Luft, bis sie mit einem Knall eine Axt aus Glenns Händen befreite. Dieser schrie schmerzerfüllt auf und blickte auf seine feuerrot angelaufene Hand. „Du Verdammte SM-Schlampe!“, brüllte er wütend. SM-Schlampe? Das hatte er nicht gesagt. Haley verengte die Augen und durch eine minimale Bewegung ihres Handgelenks, zischte die Peitsche genau auf Glenn zu, der zur Seite auswich. Zwecklos. Die Schuppenpeitsche verfolgte ihn in einem Bogen. Die Klinge an der Peitschenspitze bohrte sich in seine Flanke und schlang sich um seinen rechten Arm. Haley konnte spüren, wie die Schlange, die jetzt eine Peitsche war, zudrückte und ihm den Arm abklemmte. Die Muskeln in seiner Hand zuckten und langsam, ganz langsam, rutschte auch die zweite Axt aus seiner Hand zu Boden. Grinsend riss sie die Peitsche wieder zu sich zurück, die einen klaffenden Schnitt an Glenn hinterließ und sich auf einen kleinen Gedanken Haleys hin wieder in einen Speer verwandelte. Nun griff Haley an. Sie vergaß den Schmerz in ihrem Bein, das warme Blut, das daran hinunter lief und auf den Boden tropfte. Ihre Beine bewegten sich schnell auf Glenn zu, der mit Schmerzerfülltem Gesicht die Axt wieder aufheben wollte, doch Haley war schneller. Sie kam zwischen ihm und seiner Waffe schlitternd zum Stehen, zog eine Staubwolke hinter sich her und blickte ihm grinsend in das überraschte Gesicht. Jetzt hatte sie ihn. Der Speer in ihrer Hand drehte sich, schnellte auf Glenns Kopf zu und traf mit dem schuppigen Stab unterhalb der Klinge krachend auf ihn. Glenns Augen drehten sich nach oben, der Mund war zu einem Stummen Schrei geöffnet und sein schwerer Körper kippte reglos nach hinten. Das war irgendwie fast schon zu einfach gewesen im Vergleich zu den Monstern, die sie mit Lyr bekämpft hatte. Lyr... Ob er ihr zugesehen hatte? Ob er stolz auf sie war? Schnell schüttelte sie den Kopf und lockerte den Griff um den Speer. Das feste Material wurde weich, bildete langsam wieder den Körper der Schlange, die sich sichtlich zufrieden wieder um Haleys rechten Arm schlängelte und in Form des bekannten Tattoos unter die Haut kroch. „Gut gemacht, danke Nagalir.“, lächelte Haley leise der Schlange zu und spürte ihre Freude.
Der Kampf war beendet. Noch immer traute Lyr seinen Augen nicht, während eine ihm nur allzu bekannte Person humpelnd die Arena verließ. Nur langsam löste sich die starre in seinem Körper, wobei sich langsam ein mulmiges Gefühl in seinem Magen ausbreitete. Er wollte sie sehen, er wollte Haley sehen und umarmen, einfach nur bei ihr sein. „Lyr, was ist denn los?“, erklang die Stimme seiner Begleiterin neben ihm, die leicht an seiner Schulter rüttelte. „Nichts... schon gut.“, antwortete er abwesend und blickte weiter in die Arena hinab, auf die Stelle, an der Haley verschwunden war. Er wollte sie sehen, sofort! Ruhig stieß er den Atem aus und blickte zu der jungen blonden Frau an seiner Seite. „Ich mach mich mal auf den Weg. Wartest du hier, Alisa?“, lächelte er ihr zu, wartete aber kaum auf eine Antwort von ihr. Lyr schritt an der sichtlich verwirrten Alisa vorbei. Sie war hübsch, sah fast aus wie eine Puppe und eine wirklich nette Begleitung. Seit er sie aus dem Spinnennest gerettet hatte, klebte sie a seinen Fersen und verfolgte ihn überall hin. Er hatte nichts dagegen gehabt, da er sie gut leiden konnte und brachte ihr die ein oder anderen Dinge bei. Alisa war ebenfalls eine Jägerin, jedoch noch jung und unerfahren. „Jetzt warte doch mal!“, hörte er sie rufen, doch irgendwie schien ihre Stimme weit weg zu sein. Lyr verließ die Tribüne über eine Treppe, die direkt zum Tor der Arena führte. Seine Augen suchten sofort nach Haley und entdeckten sie ziemlich schnell. Sie kam genau auf ihn zu, mit einem nicht deutbaren Blick in den giftgrünen Augen und versehen mit mehreren Kratzern. Die größte Wunde war die an ihrem Bein, alle anderen waren nur leichte Schürfwunden. Zum Glück war ihr nicht mehr passiert. Es war erstaunlich, wie sehr sie sich im letzten halben Jahr in ihrer Kampftechnik verbessert hatte. Auch mit der seltsamen Schlange schien sie besser klar zu kommen. Erst als sie vor ihm stehen blieb, den Blick hob und ihn ansah, glaubte er, dass sie es wirklich war. Ihr Gesicht war kälter, fast schon härter, als zuvor. Was sie wohl alles erlebt hatte? Er wollte am liebsten alles wissen. Haleys Mundwinkel zuckten, als würden sie sich jeden Moment zu diesem wunderschönen Lächeln verformen wollen, doch es zeigte sich nicht. Stattdessen schlug sie die Augen nieder, sah mit einem traurig aussehenden Blick nach unten, als Lyrs Name laut und deutlich erklang. Er war nun dran. Verdammt, wieso ausgerechnet jetzt?! Lyr knirschte mit den Zähnen. Wenn er sie jetzt aus den Augen ließ, würde sie verschwinden... „Haley... Ich freu mich dich wiederzusehen.“, stieß er etwas unbeholfen hervor. Toll gemacht, Lyr. „Lass uns nach meinem Kampf etwas reden, ich würde gerne wissen was du so getrieben hast.“, lächelte er sie an, doch von ihr kam keine Reaktion. Erneut erklang sein Name, dieses Mal drängender und schroffer. Haley trat einen Schritt zur Seite und ging ohne ein Wort zu sagen an ihm vorbei. Sie blickte ihn nicht mal mehr an. Er hatte definitiv Scheiße gebaut, als sie mit der Nachterscheinung zu tun hatten. Lyr hatte sie einfach nicht vor diesem Perversen beschützen können, er war nicht schnell genug gewesen. Kein Wunder, dass sie gegangen war. Zwar hatte sie diesen Grund nicht direkt in ihrem Abschiedsbrief benannt, doch er konnte sich gut vorstellen, dass dies der ausschlaggebende Grund gewesen war. Er konnte sich noch genau an das Gefühl erinnern, als er entdeckt hatte, dass sie nicht mehr da war. Und das wollte er nie wieder erleben. Lyrs Herz zog sich bei dieser Erinnerung zusammen, als er zu dem Würfeltisch schritt. Er blickte auf den Würfel hinab, jetzt durfte er sich nicht ablenken lassen. Das könnte im Kampf zu seinem Verhängnis werden. Besonders, wenn er gegen ein Monster antreten musste. Zwar waren es nur die Vorrunden, wo niemand außer Monster getötet werden durfte, doch wer nach dem Kampf seinen Verletzungen erlag, hatte wirklich ziemliches Pech gehabt. Das war ein wirklich dämliches Schlupfloch. Man konnte seine Gegner im Kampf vergiften und langsam Stück für Stück aus dem Rennen werfen. Das waren wirklich super Aussichten auf einen fairen Kampf. Wenigstens konnte man die Monster töten. Lyr atmete tief durch und warf den Würfel. Er rollte über den Tisch, blieb dann an dessen Kante hängen und drehte sich, bevor er still liegen blieb. Drei Totenköpfe waren zu sehen. Der Tag wurde wirklich immer besser... Drei Totenköpfe bedeutete ein A-Rang Monster. Lyr hatte gehört, dass der Veranstalter einen schwarzen Vampir besaß, also würde das wohl besagtes Monster sein. Stille breitete sich aus, man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so leise waren die anderen Teilnehmer geworden. Alle schauten mit missmutigen und zugleich mitleidigen Blicken zu ihm hinüber, während er anfing in seiner Tasche zu kramen. Er zog ein kleines Glasfläschchen heraus und betrachtete es kurz. Die schwarze Flüssigkeit darin würde dafür sorgen, dass sein Blut für den Vampir ungenießbar wurde und dieses blöde Vieh lähmen. Lyr seufzte, öffnete die Flasche und kippte den Inhalt in einem langen Schluck hinunter. Es schmeckte bitter und war alles in allem wirklich ekelhaft. Aber das nahm er gerne hin, immerhin war der Biss eines Vampirs nicht grade ein Vergnügen. In seiner ganzen Laufbahn als Jäger hatte er die meisten Begegnungen mit Vampiren gemieden, zumindest soweit er konnte. Aber er wusste wie man einen töten konnte. Entweder schlug man ihm den Kopf ab, verbrannte ihn oder rammte ihm etwas aus Holz direkt ins Herz. Im besten Fall tat man alles gleichzeitig. Nur um sicher zu gehen. „Begeben sie sich nun bitte in die Arena.“, ertönte die Stimme des breitschultrigen Mannes am Tor. Es war immer noch still, niemand wagte es, sich zu bewegen, während Lyr auf das Tor der Arena zuschritt. Die staubige Luft füllte seine Lunge, als er eintrat und sich kurz umsah. Überall war freier Platz, ohne ein Versteck oder die Möglichkeit einen direkt Treffer eines Vampirs zu umgehen. Also musste er sich aufs Ausweichen konzentrieren. Das würde nicht einfach werden. Die Menge auf den Tribünen raunte und stieß erschrockene Laute aus, als das Gitter zu einem der Käfige im Schutze der großen Säulen nach oben gezogen wurde. Schwarze Vampire waren wie Menschen, konnten eigenständig denken und handeln, doch sie wurden gehalten wie Vieh. Das konnte man dem Veranstalter nicht übel nehmen, da sie wirklich bösartige Kreaturen waren. Sie waren zwar nicht so intelligent wie es hohe Vampire waren, machten aber genauso einen Ärger. Lyr stieß konzentriert die Luft aus und schloss für einen Moment die Augen. Er hörte etwas aus dem Käfig kommen, spürte den Blutdurst der Kreatur. Lyr griff nach hinten und legte die Hand an das Heft seines Schwertes. Ein leichter Windstoß verriet ihm, dass der Vampir genau auf ihn zu stürmte. Diese Viecher waren verdammt schnell und nur im Bruchteil einer Sekunde spürte Lyr seine Anwesenheit direkt vor sich. Er riss die Augen auf, zog das Schwert aus der Scheide und blockierte die langen Krallen des Vampirs, die auf ihn zu schnellten. Die Klauen trafen wie Stahl auf Lyrs Klinge und erzeugten ein klirrendes Geräusch. Der Vampir vor ihm war männlich, hatte breite, kräftige Schultern und Oberarme wie ein Bär. Er schien generell etwas stämmig zu sein, doch die Wangen waren eingefallen und Schatten lagen unter den rot glühenden Raubtieraugen, die sie nur noch mehr hervorhoben. Vom Körperbau her war er menschlich, die graue Haut glänzte matt im Sonnenlicht und wies an manchen Stellen kleinere Risse auf. Die Stärkeren Rassen unter den Vampiren, schafften es im Sonnenlicht zu überleben, waren aber deutlich schwächer, als in der Kühle der Nacht. Die Tatsache, dass er in der Sonne verbleiben konnte, ließ darauf schließen, dass er gut mit Dämonenblut, der Leibspeise der schwarzen Vampire, gefüttert worden war. Er wollte erst gar nicht wissen, wie der Veranstalter an Dämonenblut gekommen war. Lyr betrachtete eingehend das Gesicht seines Gegners, das nur zum Teil menschlich war. Eine hässliche Schnauze, die der einer Fledermaus ähnlich sah, ragte hervor. Die vor Zorn und Blutgier zurück gezogenen Lippen entblößte scharfe Reißzähne, die der Vampir nur zu gerne in Lyrs Hals versenkt hätte. Ein Knurren entwand sich der faulig riechenden Kehle, bevor es zu einem wütenden Brüllen überging. Lyr sah, wie die Muskeln im Oberarm seines Gegners zuckten und sprang sofort zur Seite. Die scharfen Klauen zischten an ihm vorbei, erwischten den Ärmel seines Mantels und zerschnitten ihn wie Butter. Verdammt, das Vieh war noch schneller, als er gedacht hatte. Er kam schlitternd zum stehen, wirbelte dabei eine Staubwolke auf, die beiden Kontrahenten die Sicht raubte. Die Arena war wirklich unglücklich gebaut... Als erstes sollte er sich darauf konzentrieren den Vampir langsamer zu machen, danach kamen die Klauen an die Reihe und wenn das nicht genug für einen Sieg war, die hässliche Schnauze. Erneut erklang ein raubtierartiges Knurren, bevor der massige Körper des Vampirs durch die Staubwolke brach, wieder direkt auf Lyr zu. Die Wolke stob auseinander, machte dem Vampir Platz und schloss sich hinter ihm wieder. Die Fledermausfresse verzog die Schnauze zu einem hässlichen Grinsen und holte erneut mit den Klauen aus. Ein Geräusch, wie das beim Ziehen eines Schwertes erklang und Lyr meinte zu sehen, dass die metallartigen Klauen noch länger wurden. Das war gar nicht gut. Er duckte sich unter dem ersten Schlag hinweg und hörte, wie die Dolche an den Händen der Kreatur in Stein schlugen. War er etwa schon am Rand der Arena? Verdammt. Scharfer Schmerz fuhr seinen Rücken entlang, bahnte sich den Weg durch Lyrs Körper und ließ ihn zischend die Luft ausatmen. Schnell rollte er sich zur Seite ab und sprang wieder auf die Beine. Blut rauschte in seinen Ohren, übertönte den Lärm des Publikums, das ziemlich aufgeregt aussah. Während der Vampir noch damit beschäftigt war sich aus dem Stein der Mauer zu befreien, ging Lyr seine Möglichkeiten erneut durch. Verlangsamen, die Sehnen an den Beinen attackieren und dann vorsichtig nähern um ihn auszuschalten. Mit gefletschten Zähnen, riss der Vampir sich schließlich los, blickte wütend in Lyrs Richtung und stürmte ein weiteres Mal auf ihn zu. Eine der Klauen war abgebrochen und steckte nun unbrauchbar im Sand. Lyr spürte, wie warmes Blut seinen Rücken hinunter rann, ignorierte es jedoch so gut es ging und bereitete sich auf den kommenden Angriff vor. Nur wenige Meter trennten ihn noch von der Fledermausfresse. Nachdem er tief durchgeatmet hatte, begann er mit seinem Gegenangriff. Er lief auf seinen Gegner zu, ließ sich unter einem Klauenhieb fallen und schlitterte über den Boden. Die Sonne spiegelte sich in der Klinge seines Schwerts, als er dieses drehte und mit der von Silber ummantelten, gesegneten Schneide die Sehnen des Blutsaugers durchtrennte. Rauch stieg von der Wunde auf, die Haut blätterte ein wenig ab wie altes Papier und der Vampir schrie auf. Er sackte auf die Knie und stieß hechelnd die Luft aus, während Lyr wieder auf die Beine kam. Dabei schnappte er sich die abgebrochene Klaue und staunte. Sie war genauso lang wie sein Schwert, wenn nicht sogar noch länger. Wenn er von einer dieser Klauen richtig erwischt wurde, wäre das wahrscheinlich sein Ende. Immer musste er dieses Glück haben auf solche Monster zu treffen. Lyr seufzte in sich hinein, schwang Schwert und Klaue in den Händen herum und schlug zu. Die Spitze des Schwerts glitt über den Rücken der finsteren Kreatur, hinterließ nur einen langen, nicht besonders tiefen und qualmenden Schnitt. Der schwarze Vampir hatte sich viel zu schnell erholt, war dem Angriff ausgewichen und wirbelte zu Lyr herum. Selbst mit durchtrennten Sehnen war dieses Vieh noch verdammt schnell. In einem Moment der Ruhe wischte sich Lyr Schweißperlen von der Stirn und stieß stoßweise den Atem aus. Durch das Ausweichen war seine Ausdauer rapide gesunken. Er musste sich dringend etwas überlegen. Fieberhaft blickte er sich um. Die Säulen würden nur wenig Schutz bieten, aber besser als gar nichts. Lyr parierte den nächsten Angriff der Kreatur mit deinem Schwert, stemmte die Füße in den weichen Boden und stemmte sich gegen seinen Gegner. Der Vampir grinste ihn an und fauler Atem schlug ihm ins Gesicht. Igitt. Er rümpfte kurz die Nase, ließ die Klauen seitlich über seine Klinge gleiten und wich zur Seite aus. Sein Ellbogen traf die Schläfe des Blutlutschers, der daraufhin ins Wanken geriet. Mit einer gekonnten Drehung, wirbelte Lyr erneut herum und verpasste ihm einen kräftigen Tritt in den Nacken. Herr Fledermausfresse riss seine Klauen aus dem Boden. Während er sich zu Lyr umdrehte, wirbelte Sand auf, versperrte Lyr die Sicht und ließ ihn schützend die Arme vor die Augen halten. Die Sandkörner brannten in seinen Augen, er konnte sie nicht öffnen. Er vernahm direkt vor sich ein dreckiges Lachen und spürte im selben Moment, wie er zu Boden gerissen wurde.
Die Leute waren Still, stießen nur hin und wieder erschrockene Laute auf, wenn der Kampf zu Gunsten des Vampirs lief. Haley hatte sich auf der Tribüne platziert um den Kampf zu beobachten. Es war ein ständiges hin und her, doch sie war sich sicher, dass Lyr gewinnen würde. Er musste gewinnen! Nervös kaute sie auf ihrer Lippe herum und spielte mit dem Gurt ihrer Umhängetasche. Es war nur einige Minuten her, seit sie Lyr direkt gegenüber gestanden hatte, doch selbst jetzt hämmerte ihr Herz wie wild gegen ihre Brust. Sie hatte kein einziges Wort heraus gebracht, hatte ihn nur stumm angesehen und diesen Anblick in sich aufgesogen. Sein warmes Lächeln, seine Stimme, seine unvergleichlich roten Augen... All das hatte sich in diesen kurzen Sekunden in ihren Kopf gebrannt. „Lass uns später reden.“, hatte er gesagt. Haley wollte mit ihm reden, ihn umarmen und ihn küssen, aber das durfte sie nicht. Und der Grund dafür stand nun genau neben ihr. Eine hübsche junge Frau mit blondem Haar. Sie blickte Haley mit ihren runden blauen Augen an. Es war ein durchdringender Blick, der sich tief in ihre Seele bohrte. „Was willst du?“, seufzte Haley genervt und wandte sich ihr zu. Sie wollte den Kampf sehen und sich nicht mit so einem kleinen Mädchen abgeben. „Du bist wohl diese Haley, stimmt‘s?“, entgegnete das Blondchen misstrauisch, ehe sie sich neben Haley an das Geländer lehnte und auf Lyr deutete. „Er hat vorhin deinen Namen gemurmelt und war ganz fasziniert von deinem Kampf. Woher kennt ihr euch? Bist du eine Freundin? Eine Ex? Oder vielleicht nur eine Hure, mit der er eine Nacht Spaß hatte?“, fuhr die Blonde in einer Tour fort. Wow, sie hatte noch nie jemanden gehört, der so schnell und ohne Luft zu holen an einem Band reden konnte. Die Kleine war offensichtlich Jägerin. Allein ihre Haltung verriet schon was sie war und wie viel Erfahrung sie hatte. Diese begrenzte sich ziemlich deutlich auf eine große Klappe und noch größere Brüste. Was hatte sich Lyr da nur geangelt... „Hör mal zu, Kleine. Es geht dich absolut nichts an, woher wir uns kennen. Fakt ist, dass ich jetzt diesen Kampf sehen will, also hör auf mich zu belästigen.“, antwortete Haley schroff und wandte sich dem Kampf zu. Der Vampir hatte ein gutes Stück aus der Mauer herausgerissen und vier lange Wunden auf Lyrs Rücken hinterlassen. Die würden nah dem Kampf schnell versorgt werden müssen, da Vampire gerne mal irgendeine Art von Gift absonderten. „Also bist du eine Hure.“, stellte die junge Frau neben ihr fest und Haleys Augenbrauen wanderten in die Höhe. Jetzt ging dieses Miststück definitiv zu weit. „Ich bin keine Hure, tut mir leid, dich da enttäuschen zu müssen... Und jetzt lass...“, sie wurde von einem besorgten Keuchen unterbrochen, als Blondchen sich mit geweiteten Augen über das Geländer beugte, ihre Brüste dabei kräftig wackeln ließ und einige lüsterne Blicke von Männern erntete. Wer war hier die Hure... „Oh nein, Lyr, bitte nicht! Pass auf!“, stieß sie erschrocken hervor, als sie sah wie der Vampir Lyr zu Boden warf, gefolgt von einer Reihe „Nein!“, die einfach nicht enden wollte. Mit jedem ‚Nein‘ wurde die Stimme schriller, unangenehmer in Haleys Ohren, bis sie es schließlich nicht mehr aushielt. „Halt doch endlich die Klappe!“, keifte sie die Blonde an und beobachtete, wie Lyr die Beine anzog und dem Blutsauger die Füße kräftig in den Bauch rammte. Die Kreatur flog von ihm weg und blieb einige Meter vor Lyr keuchend im Sand liegen. Nur schwer kam Lyr wieder auf die Beine, die Blutung an seinem Rücke hatte immer noch nicht aufgehört und machte ihm offensichtlich zu schaffen. Verdammt nochmal, wieso brachte er diesen verfluchten Vampir nicht endlich zur Strecke?! „Ich lasse mir von jemandem nicht den Mund verbieten, der nicht weiß was Liebe ist!“, jetzt klang die Blonde wie ein verliebtes Mädchen, das sich trotzig gegen die Anweisung ihrer Eltern wehrte, wenn diese sagten, dass sie ihren ach so geliebten Typen nicht sehen durfte. Wo zur Hölle hatte Lyr nur diese Göre aufgetrieben? Genervt stieß Haley die Luft aus und befahl der Schlange in ihrem Arm zu einem Tuch zu werden und sich über Mund der Göre zu legen. Jetzt fiel Haley auch wieder ihr Name ein. Lyr hatte sie Alisa genannt. Ja, ein sehr passender Name für ein kleines, verliebtes Mädchen. Nagalir tat, was sie ihr befohlen hatte und kurze Zeit herrschte angenehme Stille. Aber das war zu einfach. Alisa riss sich das Tuch vom Mund und bedachte Haley mit einem bösartigen Blick, den nur der Teufel persönlich drauf haben konnte. Haley grinste in sich hinein. Wahrscheinlich spielte sie in Lyrs Gegenwart die Unschuld in Person. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, ihm das wahre Gesicht seiner neuen Begleiterin zu offenbaren, aber das hieße ja, dass sie mit ihm reden musste. Und wenn das passierte, wäre sie wieder ihren Gefühlen für ihn erlegen. Ein wütendes Kreischen kam aus Alisas Kehle, während sie dramatisch eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht über die Schulter warf. „Hör doch einfach nicht hin oder geh weg, wenn es dich stört, dass ich mir um meinen zukünftigen Mann Sorgen mache.“ Hatte Haley da gerade richtig gehört? Vom geistigen Alter war das Miststück höchstens acht oder neun Jahre alt. Sie verhielt sich wie ein Kind, das sofort beim Anblick einer Anderen in der Nähe ihres Schwarms eifersüchtig wurde. „Zukünftiger Mann? Ich war wahrscheinlich länger als du mit Lyr unterwegs und ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass er ein kleines verliebtes Mädchen zur Frau nehmen wird.“, spottete Haley grinsend und verschränkte die Arme vor der Brust. Es sah fast schon so aus, als würde Alisa jeden Moment explodieren. Ihre Wangen glühten rot vor Zorn, als sie entgegnete: „Du bist doch nur frustriert, weil er dich nicht angefasst hat.“ Haleys Grinsen wurde breiter und ihr Blick triumphierend. Die Kleine war wirklich naiv, wenn sie glaubte, dass Lyr sie nicht angefasst hatte. Er hatte sogar ganz andere Dinge mit ihr getan. Kurz stieg ein wohliges, warmes Gefühl in ihr auf, als sie daran dachte, verdrängte es jedoch schnell wieder und warf einen Blick in die Arena. Lyr nutzte die großen Säulen als Deckung vor den Klauen des Vampirs, verpasste ihm hier und da Schnittwunden, richtete aber keinen großen Schaden an. Hoffentlich hatte dieser Idiot an einen schwarzen Trank gedacht, der extra für Kämpfe gegen Vampire hergestellt wurde. „Bist du dir da sicher?“, fragte Haley mit zuckersüßer Stimme und breitem Grinsen. Alisa reckte das Kinn in die Höhe, wodurch die noch hochnäsiger als ohnehin schon wirkte, und legte die Fingerspitzen auf ihr nacktes Dekolletee. „Natürlich. Wenn er mich schon nicht angefasst hat, dann so einen Bauerntrampel wie dich erst recht nicht.“ Ah, daher wehte also der Wind, nun konnte sie das Lachen endgültig nicht mehr zurück halten. Haley lachte drauf los und wandte sich amüsiert dem Kampf zu, ohne weiter auf Alisa zu achten. Für die Unterhaltung war sie wirklich gut genug. Aus dem Augenwinkel war nur zu deutlich die Verwirrung in ihrem Blick zu sehen. Ihre Schultern fielen etwas nach vorne, was ihren Eindruck auf Hochnäsigkeit etwas minderte, ebenso wie der finstere Blick. „Es zählt nicht, wenn man dafür bezahlt, dämliche Hure!“, protestierte sie lautstark. Aus Haleys Grinsen wurde ein zuckersüßes, freundliches Lächeln. „Ich hab es dir schon mal gesagt, Kleine. Ich bin keine Hure und schon gar nicht dämlich. Was würde Lyr nur sagen, wenn er dich, kleines Mädchen so reden hören würde?“, sie stieß ein bedauerndes Seufzen aus und schenkte Alisa ihr bestes Lächeln. Nun war es Alisa, die ihre Arme verschränkte und dadurch ihre viel zu großen Brüste nach oben drückte. Oh ja, sie konnte eindeutig als Hure durchgehen... „Er würde mir natürlich Recht geben.“, behauptete sie und erhob erneut das Kinn. „Und Heute Nacht, wenn ich seine Wunden behandelt und ihm erzählt habe, wie ich seine Ehre verteidigt habe, wird er mich endlich nehmen.“, ein siegessicheres Lächeln lag auf ihren vollen Lippen, doch Haley ließ sich davon nicht beeindrucken. Ein kribbelndes Gefühl machte sich in ihrem Magen breit und sie trat näher auf Alisa zu, blieb dicht vor ihr stehen. Sacht strich sie über Blondchens hübsche Wange und grinste finster. Das Tuch, das immer noch um den schlanken Hals Alisas lag, wurde wieder zur Schlange, die langsam über die rosige Haut kroch. Haley genoss es zu sehen, wie sie erschauderte und sich offensichtlich ekelte und grinste finster. Aber Alisa riss sich zusammen um nicht aufzuschreien. „Du unterschätzt mich, meine Liebe... Ich bin eine Hexe und neben dem Versorgen von Wunden und meiner Kenntnis über Kräuter, kann ich auch Flüche aussprechen. Also sei vorsichtig, mit wem du dich hier anlegst.“, drohte Haley mit finsterer Stimme und ließ Nagalir wieder in ihren Arm gleiten. Sie trat einen Schritt zurück und blickte in das grinsende Gesicht der blonden Kuh. „Jetzt bin ich mir sicher, dass er nichts mit dir hatte. Er ist Hexenjäger.“ Wow... War es ihr eigentlich bewusst, dass sie sich mit jedem neuen Satz immer lächerlicher machte? Seufzend verdrehte Haley die Augen und stützte sich mit den Armen auf das Geländer. „Weißt du überhaupt was hinter diesem Begriff steckt?“, fragte sie und bereute es sofort, sie konnte sich schon denken was kam. „Na das ist doch selbsterklärend. Er jagt eben Hexen und Monster.“, erklärte Blondchen eifrig und war wohl ziemlich stolz darauf. „Wie naiv du doch bist...“, murmelte Haley kaum verständlich und ignorierte weitere Aussagen Alisas, um sich auf den Kampf zu konzentrieren. Gerade als sie ihren Blick wieder Lyr zuwandte, warf der Vampir ihn erneut auf den Boden, drückte ihn fest in den Sand und schlug dann seine Zähne in das weiche Fleisch zwischen Hals und Schulter. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und sie musste sich schwer zurückhalten, um nicht über die Tribünen nach unten in die Arena zu klettern. Angst raste durch ihren Körper, als sie nur noch Lyrs Arme rudern sah.
Der massige Körper dieses verdammten Blutlutschers drückte ihn zu Boden, machte ihn wehrlos und ließ ihm kaum Bewegungsfreiheit. Lyr spürte, wie langsam das Blut aus seinem Körper gesogen wurde, wie er langsam immer schwächer wurde. Das war gar nicht gut, er sollte schleunigst etwas unternehmen. Seine Hand umklammerte immer noch die abgebrochene Klaue, während sein Schwert am anderen Ende der Arena im Sand steckte. Mit aller Kraft befreite er seinen Arm und rammte dem Vampir die eigene Klaue in den Hals. Sie durchschnitt problemlos das weiche Gewebe. Die graue Haut hatte mittlerweile sehr viele Risse, löste sich an einigen Stellen ab und hatte nun die Optik von zerknülltem Papier. Jetzt sah dieses Vieh sogar noch hässlicher aus. Der schwarze Vampir heulte auf, ließ von Lyr ab und warf brüllend den Kopf zurück. Er landete auf dem Hintern, Lyr setzte sich auf und riss die Klaue wieder heraus. Sie war nicht tief genug eingedrungen, um den ganzen Kopf mit einem Ruck abzutrennen. Schwankend stand Lyr auf, taumelte einige Schritte zurück und blickte sich um. Sein Blick fiel auf Haley, die oben auf der Tribüne stand und den Kampf verfolgte. Neben ihr stand Alisa und strahlte eine wirklich sehr angepisste Aura aus. Was trieben die beiden da? Das Brüllen des Vampirs holte ihn aus seinen Gedanken wieder heraus. Er riss den Kopf herum und hob schützend die abgebrochene Klaue vor den Körper, aber es war zu spät. Der Blutsauger holte aus und fuhr mit den langen Klauen über Lyrs Brust. Mantel und Hemd zerrissen, saugten sich mit Blutvoll und sandten Wellen des Schmerzes durch seinen Körper. Lyr roch wieder diesen fauligen Atem und nahm seine Chance wahr. Der Vampir war jetzt in seiner Reichweite, war noch damit beschäftigt triumphierend zu grinsen und sich seines Sieges sicher zu sein. Falsch gedacht! Lyr packte entschlossen das Handgelenk des Vampirs, zog ihn zu sich heran und stieß ihm die abgebrochene Klaue ins Herz. Die Kreatur zuckte, starrte auf das glänzende Ding, das aus seiner Brust ragte und blickte dann wieder zu Lyr. Dieser spürte, wie der muskulöse Körper zu Boden sackte und trat zwei Schritte zurück. „Bleib lieben oder du wirst es bereuen.“, warnte Lyr mit kratziger Stimme, wandte sich ab und blickte zu den Tribünen hoch. Er entdeckte Haley, wie sie sich langsam von Alisa entfernte und ein erleichtertes Lächeln auf den Lippen trug. Sie würde gehen, sie würde wieder verschwinden, wenn er sich jetzt nicht beeilte. Mit schnellen Schritten überquerte er den aufgewühlten Sand in Richtung des Tores. Sein Schwert steckte einige Meter davor im Boden und glänzte in der Sonne. Das Jubeln des Publikums bekam Lyr nur am Rande mit, er war fixiert darauf, Haley zu sehen, bevor sie vielleicht wieder verschwand. Er wollte nicht, dass sie verschwand, er wollte sie nicht schon wieder verlieren, auch wenn es seine Schuld war, dass sie sich zu diesem Schritt entschlossen hatte. Plötzlich änderte sich das Jubeln in aufgeregte Schreie. Das klang nicht gut... Lyr war fast bei seinem Schwert angekommen, streckte die Hand danach aus und beschleunigte seine Schritte und fing schließlich an zu rennen. Hinter ihm hörte er das Schnaufen der Fledermausfresse, deren massiger Körper lautlos über den Sand glitt. Wieso hatte er nur nicht auf ihn gehört? Lyr sprang nach vorne, packte den Schwertgriff und rollte sich ab. Klauen glitten surrend über ihm durch die Luft, gefolgt von einem frustrierten Knurren. Geschickt stemmte Lyr sich wieder auf die Beine, wirbelte herum und seine Klinge blitzte kurz im Licht der Sonne auf. Es ging alles zu schnell, um es wirklich mit dem Auge erfassen zu können. Selbst Lyr verstand erst was passiert war, als der Fledermauskopf mit den aufgerissenen Augen langsam von den breiten Schultern glitt und in den Sand kullerte. Nur eine kleine Fontäne aus Blut spritzte aus dem Körper. Wahrscheinlich war es nicht das des Vampirs, sondern Lyrs Blut, das sich da in der Luft und auf Lyrs Hemd verteilte. Seufzend und unter Schmerzen steckte Lyr das Schwert zurück in die Scheide auf seinem Rücken und streckte die Hand aus. Magie kribbelte in seinen Fingerspitzen, während der tote Körper der Kreatur mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufschlug. Mit Zeige- und Mittelfinger begann Lyr ein Zeichen in die Luft zu malen. Sichtbare, rötliche Magie zog ihre Spuren hinterher, machte das Zeichen für alle deutlich und leuchtete auf, als es vollendet war. Das Zeichen schwebte auf den toten Vampir zu, legte sich auf dessen Körper und wurde zu einer großen Stichflamme. Hitze schlug Lyr entgegen, der sich nun die Hand auf den Brustkorb hielt. Die Schmerzen und der Verlust von Blut machten sich langsam bemerkbar, es wurde definitiv Zeit sich behandeln zu lassen. Ob er Haley deswegen fragen sollte, falls er sie fand? Verdammt, diese Frau ging ihm selbst in so einer Situation nicht aus dem Kopf. Lyrs Lippen formten sich zu einem leichten Lächeln, während er sich erneut von dem Vampir abwandte und auf das Tor zu schritt. Dieses Mal wurde er nicht gestört, dieses Mal konnte er einfach durch das Tor gehen und die Arena verlassen.
Kaum hatte er die Arena und die anderen Kämpfer hinter sich gelassen, stürmte Alisa auf ihn zu. Sie schlang die Arme um seinen Hals und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Bin ich froh, dass du gewonnen hast.“, sagte sie fröhlich, doch das verging ganz schnell, als sie Lyrs blutende Wunden sah. „Oh... Das muss behandelt werden!“, erklärte sie, packte seine Hand und zog ihn mit. „Gut, dass ich alles nötige dabei habe.“ Alisa zerrte den erschöpften Lyr von der Masse der Menschen weg und wies ihn an, sich auf einer niedrigen Mauer niederzulassen, die auch einigen anderen Leuten als Sitzplatz diente. Lyr ließ sich unsanft auf den Hintern fallen und schloss für einen kurzen Moment die Augen, um den Schwindel loszuwerden. Als er sie wieder öffnete, kramte Alisa in ihrer Tasche herum, holte allerhand Sachen heraus, die sie garantiert nicht zum Verbinden seiner Wunden brauchen würde. Er seufzte in sich hinein. Es war wirklich nett, dass sie sich darum kümmern wollte, aber Lyr bezweifelte, dass sie wirklich Ahnung davon hatte. „Zieh den Mantel und das Hemd aus.“, befahl Alisa und etwas in ihren Augen leuchtete auf. Er konnte nicht deuten was es war, aber ihre großen blauen Augen wurden noch größer, nachdem er sich wortlos seines Mantels und Hemdes entledigt hatte. Kurz klappte Alisa die Kinnlade hinunter, doch sie fasste sich schnell wieder und kniete sich vor ihn. „Ich krieg das hin, das ist ganz leicht.“, wiederholte sie immer wieder leise murmelnd. Ihre zarten Hände zitterten, während sie einige Kräuter auf die blutenden Wunden drückte. Lyr spannte sich an, sog scharf die Luft ein, als es anfing fürchterlich zu brennen. Was hatte sie im da grade auf die Wunden geschmiert? Lyr blickte sie an und konnte das imaginäre Fragezeichen über ihrem Kopf deutlich sehen. Sie hatte keine Ahnung was sie da tat und war ganz offensichtlich mit der Situation überfordert. „Alisa, ich kann auch zu einem Arzt gehen...“, fing Lyr an, doch sie schüttelte stur den Kopf. „Ich bekomme das schon hin!“ Nun zitterte selbst ihre Stimme. Immer wieder blickte sie ihn mit geweiteten, neugierigen und glänzenden Augen an. Mit diesem Gesichtsausdruck, den nur Frauen drauf hatten, die sich nach einem bestimmten Mann verzehrten, hatte Lyr das Gefühl, sie würde jeden Moment anfangen zu sabbern. Nicht nur, dass sie ihm seit der Sache in dem Spinnennest am Hintern klebte wie eine Briefmarke, nein, sie himmelte ihn auch schon die ganze Zeit über an. Das war irgendwie gruselig. Mit noch immer zitternden Händen sah sich Alisa um, während sie die Kräuter wieder aus seiner Wunde zupfte. „Es wird alles gut, bleib ganz ruhig, okay?“, sagte sie zu ihm. „Alisa, du bist diejenige, die...“, fing er an, doch sie unterbrach ihn, in dem sie aufstand und panisch mit den Händen umher fuchtelte. „Du musst ganz ruhig sitzen bleiben. Ich hole Hilfe.“ Und anstatt loszugehen, wie ganz normale Leute, fing sie plötzlich an, nach Hilfe zu schreien. Lyr zuckte erschrocken zusammen und verzog das Gesicht. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass Frauen so laut werden konnten... Wobei Haley während gewissen Aktivitäten schon sehr nahe ran kam. Sofort verabschiedeten sich seine Gedanken, drifteten wieder zu Haley und entfachten in ihm die ihm nur allzu bekannte Sehnsucht. Wieso konnte sie jetzt nicht hier sein, anstelle von Alisa? Er hätte ihr folgen sollen, hätte sie suchen und zur Rede stellen sollen. Verdammt, er war so ein Feigling! Frustriert knirschte er mit den Zähnen und bemerkte erst jetzt, dass Alisa aufgehört hatte zu schreien. Was für eine Wohltat. Als er den Blick von seinen Händen erhob, erblickte er vor sich ein Paar schöner, nackter Beine. Um einen Oberschenkel war ein Verband gewickelt, der sich kaum von der Hautfarbe der Person abhob. Moment mal... Die Verletzung kannte er und die Beine auch. Lyr hob den Blick weiter und schaute direkt in Haleys mürrisches Gesicht. Sie musterte ihn stumm, blickte kurz zu Alisa hinüber, die vor Eifersucht fast grün anlief, und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Das werden wohl noch ein paar mehr Narben...“, stellte sie fest und wandte sich an Alisa. „Mir fehlen noch einige Kräuter. Besorge bitte beim nächsten Kräuterhändler Spinnenwurzel und Seidengras.“, wies Haley das Eifersuchtsmonster grob an und nahm die lederne Tasche von der Schulter. Lyr beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Alisa sichtlich zögerte, Haley noch einen bösen Blick zu warf und sich schließlich auf den Weg machte. Er würde nur zu gerne wissen, was die beiden während seines Kampfes geredet hatten. „Ich dachte du wärst schon weg... Was tust du hier?“, begrüßte er sie etwas ungehobelt und blickte zu Haley hoch. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und schwieg eine Weile. „Dir wahrscheinlich das Leben retten.“, entgegnete sie dann. Ihre Stimme war ruhig und Lyr konnte ihr ansehen, dass sie in den paar Monaten einiges an Erfahrung gesammelt hatte. „Die Kleine bekommt ja nicht mal einen ordentlichen Verband hin.“, fügte sie seufzend hinzu und kniete sich auf den Boden vor ihm. Am liebsten hätte er sich zu ihr gekniet und sie in seine Arme gezogen, festgehalten und nie mehr losgelassen. Doch er hielt sich zurück und beobachtete sie stattdessen einfach nur. „Danke Haley, ich weiß das zu schätzen.“, lächelte er. Sie nickte nur leicht und holte einige Sachen aus ihrer Tasche. Darunter erkannte er Kräuter, die die Blutgefäße schließen würden und welche, die Entzündungen verhinderten. „Hast du auch...?“, fing er an und wollte sie eigentlich fragen, ob sie etwas gegen Vampirbisse hatte, doch sie kam ihm zuvor. „Mach dir wegen dem Gift keine Sorgen. Überlass das mir.“, sagte sie, legte alle benötigten Dinge ordentlich zusammen und wandte sich ihm zu, nachdem sie ihren Blick kurz umher schweifen ließ. „Das wird sich jetzt etwas komisch anfühlen, vielleicht sogar ein wenig brennen, aber es geht schnell, versprochen.“, erklärte sie ihm und legte eine Hand auf seine Brust, direkt über die Wunden. Es brannte wirklich etwas und er spürte wie etwas aus seinem Körper gesogen wurde, doch das Gefühl von ihrer Hand auf seiner Haut war viel zu schön und verdrängte alles andere. Ein Kribbeln durchfuhr Lyrs Körper, als eine graue Substanz aus seiner Wunde floss und sich in Haleys anderer Hand sammelte. „Was hast du da gemacht?“, fragte er verblüfft und im selben Moment fiel es ihm wieder ein. Die Schlange nährte sich von ihrer eigentlichen Magie und ersetzte diese durch Gift- und Schattenmagie. Deshalb war Haley resistent gegen Gifte und konnte diese offensichtlich auch kontrollieren. Ihre grünen Augen blickten zu ihm hoch, während das Gift langsam in einer kleinen Glasflasche verschwand. „Ich denke nicht, dass ich das noch erklären muss. Aber du hast Glück gehabt, dass du einen schwarzen Trank getrunken hast. Sonst wärst du vermutlich tot.“, bemerkte sie ruhig, aber in ihren Augen war eine Spur Besorgnis zu sehen. „Du solltest besser auf dich aufpassen...“, fügte sie murmelnd hinzu und widmete sich ihren Kräutern, fing an einige von ihnen zu zerreiben und zusammen zu mischen. „Dem nächste Vampir, der an mir rumlutscht, sag ich, dass er sanfter sein soll.“, antwortete er trocken und zuckte im nächsten Moment zusammen, als Haley eine grüne Salbe auf die Kratzwunden an seiner Brust schmierte. „Nimm das gefälligst ernst!“, grummelte sie mürrisch und schien absichtlich etwas fester auf die Wunden zu drücken. Lyr verzog grinsend das Gesicht. Das war wieder typisch für sie. „Bitte sei sanft.“, grinste er. „Bitte sei vorsichtig.“, antwortete Haley und das Grinsen wich aus seinem Gesicht, als er ihre Besorgnis sah. Aber da war noch etwas anderes. Wut? Trauer? Er konnte es nicht so genau sagen. „Dann pass doch auf mich auf.“, murmelte er und hätte sich selbst für diesen Satz schlagen können. Haley schwieg. Sie senkte den Blick und fuhr damit fort die Salbe auf seinen Wunden zu verteilen. Lyr erwischte sich dabei, wie er seine Hand ausstreckte und ihr zärtlich über den Arm streichelte. Das Auge der Schlange auf ihrem rechten Arm schien ihn aufmerksam zu beobachten, während er Haley anlächelte. „Danke Haley... Danke, dass du auf mich aufpasst und meine Wunden behandelst.“, sagte er mit sanfter Stimme. Er hätte ihr am liebsten noch so viel mehr gesagt, aber dann kamen ihm wieder die Dinge aus ihrem Abschiedsbrief in den Sinn. Sein Lächeln verblasste langsam und Haley zog den Arm aus seiner Reichweite. „Ich passe nicht auf dich auf, ich sorge nur dafür, dass du nicht wegen so einer blutgeilen Fledermausfresse drauf gehst.“, gab sie zurück und mischte erneut etwas von der Salbe zusammen. Bevor er etwas dagegen tun konnte, ließ er sich neben ihr auf den Boden sinken, zog sie zu sich und schloss sie fest in die Arme. Er spürte, wie sich ihr Körper sofort anspannte, bereit ihn jeder Zeit von sich zu stoßen und ihm eine zu scheuern. Doch dann atmete sie tief ein, ihre Schultern sanken wieder und sie ließ sich in seine Arme fallen. „Es tut mir leid.“, flüsterte Lyr leise und starrte ins Leere. Er hatte Mist gebaut, er hatte etwas getan, das nie wieder gut zu machen war, das die beiden womöglich immer auf Distanz halten würde. Er war so ein Idiot! Haleys verwirrten Gesichtsausdruck nahm er nur am Rande wahr, während er sie weiterhin an sich drückte. „Tut mir leid, dass ich dir solche Umstände mache.“, fügte er nach Momenten des Schweigens hinzu und ließ sie los. Noch immer hatte er ihren Geruch in der Nase und hielt an diesem kurzen Moment fest. So kurz er auch gewesen war, er hatte es genossen ihre Nähe, ihre Wärme zu spüren. Und sie hatte es offenbar auch genossen. „Du hast keinen Grund dich zu entschuldigen... Für gar nichts.“ Haley warf ihm einen Blick zu, der ihm sagte, dass sie über das Selbe redeten. Er holte Luft um etwas zu erwidern, als Alisa um die Ecke kam. Sie atmete schwer, das blonde Haar war vom Laufen zerzaust und ihre Wangen waren gerötet. Für einen Moment starrte sie Lyr mit offenem Mund an. Erst nach einigen Sekunden klappte sie ihren Mund wieder zu und schluckte. „Ich hab die Spinnenwurzel, aber Seidengras hatte der Händler nicht.“, keuchte sie und drückte Haley die staubige Wurzel in die Hand. Sie sah aus wie ein Spinnenbein und wirkte entzündungshemmend, wenn man sie zu Pulver zerrieb und auf Wunden streute. „Danke.“, sagte Haley kurz angebunden und legte die Wurzel zu den anderen Kräutern. „Es gibt hier noch ein paar andere Händler. Die müssten Seidengras haben.“, fügte sie hinzu. Alisa schien nicht begeistert davon zu sein, die beiden nochmal allein zu lassen und blieb wo sie war. Lyr drehte sich auf Anweisung Haleys um, damit sie auch die Wunden an seinem Rücken versorgen konnte. „Hol endlich dieses verdammte Gras. Das wird seine Schmerzen betäuben.“, hakte Haley grob nach und er spürte die kühle Salbe erneut auf seiner Haut. Er hatte kaum noch Schmerzen und erst jetzt fiel ihm auf, dass er dieses Seidengras gar nicht kannte. Bei Gelegenheit sollte er Haley mal danach fragen. „Gut, ich hol es.“, grummelte Alisa mürrisch, schenkte Lyr ein strahlendes Lächeln und Haley einen Blick, der alles töten konnte, wenn es nur möglich gewesen wäre. Kurz bereute Lyr es, sie aus dem Spinnennest gerettet zu haben, doch schnell verwarf er den Gedanken wieder. Egal wie anstrengend sie war, er hätte sie nicht einfach sterben lassen können. „Danke, Alisa.“, lächelte er und ganz plötzlich schien sich ihre Laune wieder zu heben. Sie nickte eifrig, warf sich die blonden Haare über die Schulter und lief wieder los. Vor ihm stieß Haley einen genervten Seufzer aus und schmierte die Salbe auf die Bisswunde an seinem Hals. „Sag mal... Was ist dieses Seidengras? Ich hab noch nie davon gehört.“, hakte Lyr nach, hatte allerdings schon so einen Verdacht, der bestätigt wurde, als Haley mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung.“, gab sie gleichgültig zurück. „Heißt das...“, er musste grinsen und blickte sie mit amüsiert blitzenden Augen an. „Ganz genau. Sie nervt und wenn hier ein kleines verliebtes Mädchen durch die Gegend springt, während ich versuche deine Wunden zu versorgen, würde ich sie irgendwann mit Kräutern lahm legen oder, was viel wahrscheinlicher wäre, umbringen.“ Haleys Tonfall war monoton. Sie machte unbeirrt mit ihrer Arbeit weiter. Nachdem sie die Salbe auf seine Wunden geschmiert hatte, wickelte sie gekonnt einen Verband darum. Langsam fing er an sich zu fragen, wo sie dieses ganze Wissen über Wundversorgung und Kräuter gesammelt hatte. Er fragte sich eigentlich vieles, doch wagte es nicht diese Fragen auch auszusprechen. „Wo zum Teufel hast du dir dieses Mädchen überhaupt geangelt?“ fragte sie nach einer Weile, kramte wieder in ihrer Tasche herum und gab ihm ein hellgrünes Blatt. „Kau darauf rum und schluck es runter. Das wird deine Schmerzen etwas lindern.“, befahl sie und packte die Sachen zurück in die Tasche. Lyr betrachtete das Blatt kurz. Es hatte eine glatte Oberfläche und war sehr dünn. „Ich hab die aus einem Phantomspinnennest geholt.“, antwortete Lyr auf ihre Frage und schob sich das Blatt in den Mund. Es schmeckte süßlich, dennoch war es nicht grade lecker. „Die Spinnen haben sie eingesponnen und als Vorrat verwahrt, bis ich gekommen bin und das Nest angezündet habe. Erst dann hat sie angefangen zu schreien und ich konnte sie grade noch raus holen.“, schmatzte er und stieß einen Seufzer aus. Er schluckte die klebrige Masse des zerkauten Blattes hinunter und streifte sich sein Hemd wieder über. Haley beobachtete ihn aufmerksam und erhob sich schließlich. „So ist das...“, murmelte sie nur, hängte sich die Tasche um und streckte ihre steifen Glieder. „Danke für deine Hilfe.“, lächelte Lyr sie an und stand ebenfalls auf. Seine Muskeln protestierten heftig, doch durch das kurze Strecken seines Körpers verebbte der Protest schnell zu einem kaum merklichen Jammern. „Kein Problem. Aber ihr zwei seid mir was schuldig. Das hab ich nicht umsonst gemacht.“, erklärte sie mit verschränkten Armen, die ihre wohl geformten Brüste zur Geltung brachten. Lyr ertappte sich dabei, wie sein Blick über ihren Körper wanderte, nur kurz, aber auffällig genug, dass sie eine Augenbraue in die Höhe zog. Sie kleidete sich freizügiger, das Kleid lag eng an ihrem Körper und betonte jede ihrer weiblichen Kurven. Ein sehr gewagtes Outfit, das ihr allerdings sehr viel Bewegungsfreiheit verschaffte, was bei ihrem Kampfstil nur Vorteile brachte. Es dauerte einige Sekunden, bis sein Blick wieder ihre Augen fand, nachdem sie an ihrer Hüfte und ihren Brüsten hängen geblieben waren. „J...Ja... In Ordnung.“, antwortete er nach viel zu langer Stille. „Wollen wir beide etwas trinken gehen? Alisa wird sicher den ganzen Tag in der Stadt rumrennen und dieses Gras suchen.“, grinste er und sah in ihrer Mimik, dass sie ernsthaft darüber nachdachte und offensichtlich hin und her gerissen war. Ihr Blick wechselte zwischen ihm und dem Boden her, der anscheinend ziemlich interessant war, denn ihre Augen blieben schließlich daran kleben.
Sollte sie wirklich mitgehen? Sie wollte es, aber... Würde sie sich auch wieder von ihm lösen können, wenn sie noch weiter mit ihm zu tun hatte? Wirre Gedanken schossen durch ihren Kopf, verwirrten sie nur noch mehr und verunsicherten sie. Der Sturm aus Wörtern und Bildern wurde nur langsam leiser und sie bemerkte, wie sich ihr Blick starr auf den Boden geheftet hatte, ihre Stirn sich kraus zog und sie nachdenklich drein schaute. Zu viel Zeit verging, bis sie tief durchatmete, den Blick hob und lächelte. „Warum nicht.“ In diesem Moment fasste sie einen Entschluss. Sie wollte bei ihm sein, sich aber nicht emotional an ihn binden, also würde sie versuchen ihre Gefühle für ihn im Zaum zu halten und nur eine gute Freundin für ihn sein. Das wäre zwar nicht leicht, aber auch nicht unmöglich. Haley hakte sich bei ihm unter, als er ihr mit einem fast jungenhaften Grinsen den Arm anbot. „Erzählst du mir, was du in den letzten Monaten getrieben hast?“, fragte Lyr, während er den Weg Richtung Schenke einschlug. „Das ist eine lange Geschichte.“, seufzte sie und blickte ihn an. Er lächelte nur, schaute abwesend nach vorn und schien offensichtlich eine weitere Frage zurück zu halten. Was war nur los mit ihm? Er hatte ihr bis jetzt kein einziges Mal richtig in die Augen sehen können. Haley seufzte in sich hinein. Sie nahm es ihm nicht übel, wahrscheinlich war er ziemlich sauer wegen dem Brief, den sie ihm hinterlassen hatte. Das konnte sie nur zu gut verstehen. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, ihm zu sagen, wieso sie auf diese Art gegangen war, aber das würde alles nur schlimmer machen. Auch wenn er kein Interesse an Alisa zeigte, war sie eine Frau, die ihn nie auf diese Art und Weise verletzen würde... So nervig sie auch war, das musste Haley sich eingestehen. „Wir haben ja Zeit.“, meldete sich Lyr mit freundlicher Stimme. Wie sehr sie diese Stimme doch vermisst hatte. „Bereite sich auf eine der langweiligsten Geschichten vor, die du je hören wirst.“, gab sie zurück und spürte, wie sie seinen Arm fest umklammert hielt. Ihm schien das nichts auszumachen, also lockerte sie ihren Griff kaum. „Das macht nichts. Ich höre dir gerne zu, egal wie langweilig die Geschichte ist.“, lächelte Lyr und stieß die Tür zu der nahegelegenen Schenke auf. Der Geruch nach Holz, Wein und Bier schlug ihr entgegen und Haley war froh, dass es hier nicht nach den üblichen Sachen wie Männerschweiß und Sex roch. In dem Gasthaus, bei dem sie sich die erste Nacht auf dieser fliegenden Insel ein Zimmer genommen hatte, trieben es Tag und Nacht die Leute öffentlich auf dem Tresen, auf den Tischen und auf dem Boden. Sie hatte in dieser Nacht kein Auge zu bekommen und war am Morgen danach sofort in ein anderes Gasthaus gewandert. Und in diesem Gasthaus standen sie jetzt. „Guten Tag, junge Dame... Der Herr...“, begrüßte der Wirt die beiden mit einem freundlichen Nicken. „Hallo Calvor, bitte zwei Krüge Apfelwein.“, lächelte Haley und Schritt mit Lyr zum Tresen. Der ältere Herr namens Calvor war seit ihrer Ankunft sehr freundlich. Der graue Bart ließ ihn etwas mürrisch wirken, aber wenn man genau hinsah, schaute man in das Gesicht eines freundlichen, und vor allem ehrlichen Mannes. „Wer ist denn dein Begleiter?“, fragte er neugierig und deutete auf Lyr, der neben ihr auf einem Hocker Platz nahm. „Er... Er ist ein alter Freund von mir. Wir haben uns vorhin zufällig getroffen.“, antwortete Haley mit einem Seitenblick zu Lyr. Dieser sagte nichts, lächelte dem Wirt nur freundlich zu und nahm seinen Krug Apfelwein dankend entgegen. Calvor stellte vor Haley auch einen Krug ab und beugte sich zu ihr rüber. „Ist er ein Jäger?“, fragte er leise und Haley war sich sicher, dass Lyr trotzdem mithören konnte. „Er ist Hexenjäger, um genau zu sein.“, murmelte sie und legte die Hände um den Krug. „Hexenjäger?“, wiederholte der alte Wirt ungläubig und blickte einen Moment lang zu ihrem Begleiter hinüber. „Hör mal, meine Kleine. Du solltest dich nicht mit einem Hexenjäger abgeben. Du weißt genau wieso.“, seine Betonung lag deutlich auf dem Wort Hexe. Er wusste was sie war, da sie seiner Tochter einige Kräuter und Rezepturen gegen Fieber und Erkältungen aufgeschrieben hatte. Calvors Enkel hatte seit der Geburt ein schwaches Immunsystem und litt häufig an Husten, Schnupfen oder Fieber. Die Mutter hatte nach Haleys Ankunft gesehen, dass sie sich mit Heilkräutern beschäftigte und sie daraufhin angesprochen. Also hatte Haley ihr geholfen. Es war ja nicht so, dass sie ein großes Geheimnis daraus machte, was sie war. Sie sagte es nur nicht jedem, aber sie war sich sicher, dass es durch die Kämpfe bald alle in der Stadt wissen würden. „Keine Sorge, ich bin kein Hexenjäger im wörtlichen Sinn. Und ja, ich weiß, dass sie eine Hexe ist.“, mischte sich Lyr in die Unterhaltung ein und Calvor, dessen Halbglatze das Licht in der Schenke widerspiegelte, sah ihn verwirrt an. „Ich... Ich verstehe nicht.“, murmelte er. Haley schüttelte den Kopf. „Das musst du auch nicht. Sagen wir einfach, dass er nicht wahllos tötet wie die Ordensritter oder die Inquisitoren.“ Zustimmend nickte Lyr, hob den Krug an die Lippen und trank einen Schluck. „Ich bin zwar von der Inquisition ausgebildet worden, aber ich gehöre nicht mehr zu denen.“, erklärte er, nachdem er einen weiteren Schluck Apfelwein nahm. „So ist das also... Na dann bist du hier herzlich willkommen, mein Junge.“, grinste der bärtige Wirt und Lyr grinste zurück. Die Zwei verstanden sich ja prächtig. Haley musste kichern und die beiden schauten verwirrt zu ihr. „Nichts, nichts.“, antwortete sie auf ihre fragenden Blicke und leerte in einem Zug ihren Krug. „Nächste Runde!“, grinste sie und sah, wie auch Lyr seinen Apfelwein in einem Zug leer trank. „Ich schließe mich an.“, sagte er und schob Calvor den Krug entgegen. Dieser nickte grinsend, nahm die Krüge und befüllte sie. „Der geht aufs Haus!“, posaunte der fröhliche Wirt und ließ die Krüge wieder auf den Tresen klatschen. Etwas von dem Wein wurde verschüttet, aber das machte niemandem was aus. Lyr hob den Krug dankend dem Wirt entgegen und wandte sich dann wieder Haley zu. „Also, was hast du die letzten Monate getrieben? Wie hast du so kämpfen gelernt?“, fragte er neugierig. Seine Augen blitzten vor Freude und sie musste lächeln. „Beim Kämpfen hab ich mir vieles von dir abgeguckt... Aber das war nur Nebensache. Ich musste erst sehen wie ich mich mit Nagalir, die Schlange in meinem Arm, verständigen konnte. Das hat einige Monate gebraucht und dann hab ich angefangen zu trainieren.“, fasste sie kurz zusammen und drehte den Krug in ihren Händen. „Es ist also wirklich nichts spannendes.“, fügte sie hinzu und blickte Lyr an. Er hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen und sein Blick wirkte warm und liebevoll. „Und ich hab mich natürlich über die verschiedensten Monster informiert. Laut dem Bibliothekar hab ich einen ganzen Monat in dieser Bibliothek verbracht und alle Bücher gelesen, die er über Monster da hatte.“, erzählte sie weiter und Lyr hörte nur schweigend zu. Irgendwie war es ihr ziemlich unangenehm, dass nur sie redete und er sie die ganze Zeit mit diesem komischen Blick ansah, der in ihrem Bauch ein seltsames Kribbeln auslöste. „Ich hab sogar gegen Monster gekämpft… Ein paar Ghoule waren dabei und sogar Zombies. Verdammte Scheiße, es gibt viel zu viele Untote.“ Haley grinste leicht und ließ einen Schluck des Apfelweins ihre Kehle hinunter rinnen. Zu schade, dass Alkohol nicht bei ihr wirkte. Wie gerne würde sie sich jetzt betrinken, ihren klaren Verstand hinter sich lassen und Lyr mit auf ihr Zimmer ziehen, ihn küssen und seine Haut auf ihrer spüren. Sie stieß einen sehnsuchtsvollen Seufzer aus und schüttelte dann schnell den Kopf. Sie sollte nicht so denken, sonst würde das zwangsweise wirklich so passieren. Als sie den Blick vom Krug löste, schaute Lyr sie verwirrt und auch besorgt an. „Gegen Ghoule und Zombies?“, hakte er nach, in seiner Stimme schwang etwas mit, das sie nicht richtig deuten konnte. Bestätigend nickte Haley. „Richtig gehört. Die Ghoule sind in ein Dorf eingefallen, weil sie vom Geruch der Zombies angelockt wurden. War das ein Schlachtfeld…“, seufzte sie und stützte das Kinn auf ihre Handfläche. „Und wer ist schuld an den Zombies?“, fragte Lyr mit einer tiefen Falte auf der Stirn. „Es war ein Mann, der Magie studierte und an Leichen der Dorfbewohner experimentierte. Nur ein Viertel der Bewohner dort haben das ganze überlebt. Der Rest wurde entweder von den Ghoulen oder den Zombies getötet.“, antwortete sie, senkte den Blick auf ihren Krug und versuchte die Bilder aus ihrem Kopf zu verbannen. Jagen war definitiv nichts für sie, aber sie war die einzige gewesen, die in der Nähe des Dorfes gewesen war und helfen konnte. Haley spürte eine warme Hand auf ihrem Kopf, die ihr sanft über ihr Haar strich. Sie löste den Blick von ihrem Krug, richtete ihn auf Lyr und blickte in sein lächelndes Gesicht. „Das hast du gut gemacht, Haley.“, lächelte er und seine Stimme klang weich, mitfühlend und stolz. Haley erwiderte sein Lächeln etwas halbherzig und seufzte: „Das ist wirklich kein Job für mich…“ Langsam strich Lyr mit der Hand zu ihrer Wange hinunter, verweilte dort einen Moment, bevor er sie wieder zurückzog. „Ich weiß, aber wieso bist du dann hier und nimmst an einem Turnier teil, bei dem man auch gegen Monster kämpfen muss?“, fragte er etwas verwirrt und kippte seinen Apfelwein hinunter. „Wegen dem Preisgeld… Und noch einigen anderen Gründen, aber das ist eine andere Geschichte.“, erklärte sie und machte mit ihrer Stimme deutlich, dass sie nicht über die anderen Gründe sprechen wollte. Es ging ihn nichts an und sie hatte keine Lust weiter darauf einzugehen als nötig. Das Preisgeld war der Hauptgrund ihrer Teilnahme am Wettkampf, doch es gab da etwas, das sie sogar noch mehr interessierte. Der geheime Preis, ein magisches Artefakt, von dem man nicht wusste, was es genau war, erregte ihre Aufmerksamkeit. Und, was noch viel wichtiger war, die ihres Vaters. Sie hatte schon etliche Leute gesehen, die zu ihm gehörten, sie aber wohl nicht erkannt hatten. Aber das würde sich bald ändern. Wenn ihr Vater erfuhr, dass sie an dem Wettkampf teilnahm, würde er diese Leute auf sie hetzen und um jeden Preis verhindern, dass sie ihm das Artefakt vor der Nase wegschnappte. Denn genau das war ihr Ziel. Den Preis gewinnen und damit vor ihm herumwedeln, während sie es in kleine Stücke teilte. Haley hatte von Calvor gehört, dass dieses magische Ding, was auch immer es war, sehr gefährlich sein sollte und es wohl besser war, wenn es gar nicht existierte. „Wie du meinst… Calvor, haben Sie vielleicht noch zwei weitere Zimmer frei? Ich würde gerne mit jemandem das Gasthaus wechseln. Hier ist es um einiges angenehmer als in dem, wo wir im Moment übernachten.“, wandte sich Lyr an den Wirt und Haley blickte zu dem nickenden Mann, der sich erhob und fast mit dem Kopf gegen den Stützbalken prallte. Calvor war wirklich ein Riese. Seine Körpergröße von ca. 1,92 hatte sie am Anfang wirklich eingeschüchtert und sie hatte sogar überlegt, doch nicht nach einem Zimmer zu fragen. Moment… hatte Lyr grade nach zwei Zimmern gefragt? Das konnte nicht sein ernst sein… Wenn es auf diesem Planeten wirklich einen Gott gab, betete Haley darum, dass Lyr nicht Alisa her holen würde. Und genau in diesem Moment stieß jemand die Tür auf und eine hohe, nervige Stimme erklang. „Da bist du ja Lyr!“, rief Alisa aus und stürmte auf ihn zu. Lyr wurde fast vom Hocker gerissen, als sie ihn umarmte und sich an ihm festklammerte. Der Barhocker kippte bedrohlich und Lyr ruderte überrascht mit den Armen, um nicht nach hinten zu kippen. „Ich hab dich überall gesucht… Dieses Seidengras gibt es überhaupt nicht. Sie hat mich reingelegt! Hat sie irgendwas mit dir angestellt? Hat sie dir wehgetan? Oder hat sie dich gezwungen Dinge zu tun?“, plapperte Blondchen drauf los und selbst Calvors Augenbrauen schossen skeptisch in die Höhe. Er schaute zu Haley hinüber, die mit genervter Miene da saß und ihren Apfelwein leer trank. „Ein hysterisches kleines Mädchen konnte ich eben nicht gebrauchen.“, murmelte sie und streckte dem bärtigen Wirt ihren Krug entgegen. „Noch einen.“, forderte Haley, während Alisa ihr einen ungläubigen Blick zu warf. „Du bist gemein!“, stellte sie fest. Haley grinste nur. Wie Recht sie damit hatte. „Alisa, hör mal… Haley hat…“, versuchte es Lyr, doch der Redeschwall der blonden Katastrophe in Person unterbrach ihn wieder. „Sie hat auf der Tribüne ganz schlimme Dinge über dich gesagt und ich hab dich verteidigt! Wusstest du, dass sie eine Hexe ist? Es ist doch möglich, dass du unter ihrem Bann stehst.“, spekulierte Alisa und ließ Lyr erst los, als dieser die mit sanfter Gewalt von sich schob. „Ich weiß, dass sie eine Hexe ist und ich bin mir sicher, dass ich nicht unter ihrem Bann stehe. Und komm jetzt bitte nicht mit der Hexenjäger Sache an. Ich habe dir schon mal erklärt, was es damit auf sich hat.“, seufzte er genervt und sah entschuldigend zu Calvor, bevor er sich wieder Alisa zuwandte, die mit empört verschränkten Armen vor ihm stand. Sie streckte die Hand aus und deutete mit dem Finger auf Haley. „Aber diese blöde Hure von einer Hexe hat dich bestimmt verflucht. Sonst würdest du so etwas nie sagen oder mit ihr schlafen!“, protestierte sie lautstark und ihre Stimme nahm eine neue Form des Quietschens an. Haley hatte noch nie jemanden gehört, dessen Stimme solche Tonhöhen erreichen konnte. Ihr machte es nichts aus, dass sie als Hure beschimpft wurde, sie erwartete nichts anderes von dem blonden Monster. Ein lauter Knall ertönte, als Lyr den Krug in seiner Hand auf den Tresen donnern ließ. „Jetzt reicht es, Alisa! Das geht zu weit.“, erhob er die Stimme, die grob und kalt klang. Alisa schrak zurück, zog den Kopf ein und blickte ihn aus großen, runden Augen an. Das hatte sie wohl nicht erwartet. „Hör auf Haley als Hure zu bezeichnen. Sie ist keine Frau, die für Geld mit jedem dahergelaufenen Idioten Sex hat. Sie ist eine treue Freundin für mich, verstanden? Und wenn du die Absicht hast, sie weiterhin zu beleidigen, dann muss ich dich hier und jetzt auffordern zu gehen und dich nicht mehr bei mir blicken zu lassen.“ Haley zog eine Augenbraue in die Höhe, betrachtete das Spektakel schweigend und tauschte mit Calvor verwirrte Blicke. Sie war froh, dass Lyr endlich mal die Eier in der Hose hatte, Alisa in ihre Schranken zu weisen. Und sie freute sich darüber, dass er sie in Schutz nahm. Alisa stand einfach nur da und blickte ihn mit einer Gelassenheit an, die Haley einen Schauer über den Rücken jagte. „Wenn sie so eine treue Freundin ist… Wieso hat sie dich dann auf so eine blöde Art und Weise verlassen? Und dazu noch diesen dämlichen Brief hinterlassen, den du immer noch bei dir trägt und fast jeden Tag liest.“, gab sie zurück. Lyr hatte den Brief immer noch? Das konnte nicht sein. Sie hatte doch ausdrücklich geschrieben, dass er ihn verbrennen und sie vergessen sollte. Haley stand auf, leerte ihren Krug und sah zu Calvor. „An deiner Stelle würde ich sie nicht als Gast aufnehmen.“, sagte sie und deutete mit einem Kopfnicken auf Alisa. Diese stand vor dem schweigenden Lyr, der betreten zu Boden starrte. Ganz langsam bildete sich eine Falte auf seiner Stirn, ließ sein Gesicht wütend aussehen und das nur zu recht. Er hatte allen Grund sauer zu sein, auf Haley, auf Alisa… Vermutlich auch auf die ganze Welt. Aber Haley konnte nicht weiter zuhören. Sie packte ihre Tasche, warf Calvor ein paar Münzen auf den Tresen und schritt ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus.
„Alisa, du gehst wirklich zu weit.“, stieß Lyr zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor. „Ich hatte den Brief die ganze Zeit während deiner Anwesenheit in meiner Tasche. Du hast unerlaubt meine Sachen durchwühlt und bist auch noch so dreist zu lesen was drin stand.“ Alisa stand da, ließ die verschränkten Arme sinken und schaute in wie die Unschuld in Person an. „Lyr, es tut mir leid… Ich wollte nur wissen, was du da ständig liest…“, verteidigte sie sich kleinlaut. Langsam ging ihm ihr unschuldiges Getue mehr als nur auf die Nerven. „Und das gibt dir das Recht Haley als Hure zu bezeichnen?“, blaffte Lyr lauter als er beabsichtigt hatte. Er war sauer, er war… traurig. Wieso hatte Alisa auch dieses Thema anschneiden müssen? Jedes Mal wenn er diesen verdammten Brief gelesen hatte, verpassten die Worte darauf ihm einen Stich ins Herz. Lyr war nicht in der Lage gewesen, ihn zu verbrennen und Haley zu vergessen. Ein kräftiges Räuspern riss ihn aus seinen Gedanken und seine Wut verebbte wieder. Calvor bedachte die beiden Gäste mit einem väterlichen Blick. „Hört mal, ihr zwei. Ich weiß nicht, was da los ist, aber zu streiten und sich anzubrüllen ist auch keine Lösung. Hier habt ihr die Schlüssel. Bezahlen könnt ihr, wenn ihr die Zimmer nicht mehr braucht.“, erklärte der Mann mit der Halbglatze. Er klang keineswegs verärgert. Lyr seufzte leise, blickte kurz zu der zusammengesunkenen Alisa und nahm einen der Schlüssel entgegen. „Danke Calvor.“, murmelte er abwesend und marschierte, wie zuvor Haley aus der Tür hinaus. Er wusste nicht genau, wohin er gehen sollte, wusste nicht, warum er überhaupt ging. Seine Wut war verflogen und übrig blieb eine dunkle Leere, die er selbst nicht zu beschreiben vermochte. Am liebsten wäre er Haley gefolgt, hätte ihr gesagt, dass Alisa völlig übertrieben gehandelt hatte. Aber er wusste, dass Haley das nicht hören wollte. Trotzdem blickte er sich um auf der Suche nach Haley, während er ziellos durch die Straßen streifte um den Kopf klar zu bekommen. Verdammt nochmal! Er nahm an einem Wettkampf teil, er durfte sich keine Ablenkungen leisten. Besonders wenn die Teamkämpfe anfingen und das Töten der anderen sogar Plicht war. Er würde schneller sterben als eine Fliege in einem Froschnest. Sie würden ihn einfach so überrennen, während er damit beschäftigt war in seinen Gedanken bei Haley zu sein. Lyr seufzte. Er war an der Arena angekommen, die nun still im Dämmerlicht da stand. Die Kämpfe waren für heute wohl am Ende und die Teilnehmer verteilten sich murmelnd in alle Richtungen der Stadt. Hier und da standen noch eine Leute, höchstwahrscheinlich Zuschauer, und unterhielten sich angeregt über die Kämpfe. Lyr hörte einige Namen heraus, die er bis jetzt noch nicht kannte und speicherte sie für alle Fälle ab. Er ließ sich im warmen Sonnenschein auf der Tribüne nieder, holte sein Notizbuch heraus und begann eine Skizze anzufertigen. Nach und nach nahmen die Striche die Form des schwarzen Vampirs an, zeigten seine hässliche Schnauze und die glühenden Augen. Lyr stutzte, als ein Schatten über das Blatt strich und die Sonne vor ihm verdrängte. „Du kannst aber gut zeichnen.“, bemerkte eine weibliche Stimme vor ihm. Es war nicht Haley und auch nicht Alisa. Als er den Blick hob, stand vor ihm eine Frau mit blutrotem Haar, einer blassen Haut und saphirblauen Augen. Sie trug Waffen bei sich, genau wie ihr silberhaariger Begleiter, der Lyr mit freundlichem, aber wachsamen Blick bedachte. Die Frau lächelte. „Den Vampir hast du wirklich gut getroffen. Ist das so eine Art Bestiarium?“, fragte sie neugierig und beugte sich etwas vor. Der Mann hinter ihr zuckte mit dem Blick kurz, aber offensichtlich, zu ihrem Hintern, der sich ihm lasziv entgegen streckte. Es war nicht zu übersehen, dass er scharf auf sie war, doch irgendetwas anderes lag noch in seinen eisigen blauen Augen. Etwas, das Lyr nicht beschreiben konnte und in ihm ein ungutes Gefühl weckte. „Ja… So könnte man es nennen.“, antwortete er nach einigen Sekunden der Stille. „Du hast wirklich gut gekämpft.“, lächelte die Rothaarige und blickte zu ihrem stummen Begleiter. „Meinst du, wir könnten in den späteren Runden mit ihm ein Team bilden? Vorausgesetzt er überlebt.“, fügte sie an den Mann gewandt hinzu. Lyr folgte ihrem Blick in seine Richtung und hob eine Augenbraue. Die zwei waren wirklich schräg. „Ich wüsste nichts, was dagegen spricht.“, gab der silberhaarige Mann zurück, dessen Auge eine gezackte Narbe zierte. Irgendwie kam der Mann ihm sehr bekannt vor. Narbenauge hatte den Körperbau und den wachsamen Blick eines Jägers, aber da war noch etwas anderes in seiner Haltung. Ein Ordensritter? Nein, er trug keine schimmernde Rüstung und tat, als wäre er der Erlöser und Prinz, der auf einem Schimmel angeritten kam um die holde Jungfer aus den Klauen der Bestie zu befreien. Dafür sah dieser Kerl viel zu freundlich aus. Die Inquisition käme da schon eher infrage, aber sollte Lyr ihn dann nicht kennen? „Hab ich da nicht auch noch was zu sagen?“, fragte er und die junge Frau wirbelte sofort wieder zu ihm herum. „Nein.“, grinste sie fröhlich und spielte an einer ihrer Haarsträhnen herum. „Du bist stark und ich glaube, dass wir uns gut verstehen werden.“, fügte sie hinzu. Lyr stieß einen Seufzer aus und zuckte leicht mit den Schultern. Also gut, vielleicht war das keine schlechte Idee sich mit diesen beiden zusammen zu tun. Aber bevor er das endgültig entschied, wollte er beide kämpfen sehen. „Claire, wir sollten langsam gehen.“, murmelte der Jäger, die Rothaarige nickte und warf einen letzten Blick auf Lyrs Notizbuch. „Ich würde beim nächsten Mal gerne einen Blick auf den Rest werfen.“, grinste Claire und wandte sich zu ihrem Begleiter um. Sie knuffte ihn in die Seite. „Sei nicht immer so schüchtern, Arel.“, brummelte sie und zog ihn weg von den Tribünen. Seltsame Leute… Lyr blickte den beiden kopfschüttelnd nach. Er sah zu, wie sie um eine Ecke bogen und aus seinem Blickfeld verschwanden. Bevor er wieder den Stift zur Hand nahm, stieß er einen tiefen Seufzer aus und schrieb einige Dinge über den Vampir auf. Ungefähre Körpergröße, bestimmte Merkmale, Bewegungsmuster und Dinge auf die man achten musste. Dann schlug er das Buch zu, verstaute es zusammen mit dem Stift in seiner Tasche und erhob sich von der knarrenden Holzbank der Tribüne. Die Sonne verschwand am wolkenlosen Horizont, färbte den Himmel in ein tiefes rot, bis er schließlich alle Farben verschluckte und die Sterne in ihrer vollen Pracht zeigte. Lyr sog die kühle Nachtluft ein. Magisches Feuer flackerte in den Straßenlaternen auf, tauchte die Stadt in ein sanftes Licht und ließ sie etwas verlassen erscheinen. Absolut niemand war mehr auf den Straßen. Hier und da brannte in den Häusern noch Licht, aber immer mehr gingen aus und die Leute begaben sich zu Bett, um den nächsten Tag des Wettstreits von Anfang bis Ende verfolgen zu können. Lyr bemerkte, wie er gähnte und streckte die steifen Glieder, bevor er sich langsam in Bewegung setzte. Eine Mütze voll Schlaf würde ihm auch nicht schaden. Auf dem Weg zum Gasthaus hielt er weiter Ausschau nach Haley, doch nirgends war ein Mensch zu sehen. Nur die nachtaktiven Tiere begannen mit ihrem Gewusel und der Futtersuche. Lyrs Schritte hallten in den leeren Straßen wieder, während er seinen Weg zum Gasthaus fortsetzte. Noch immer war keine Spur von Haley zu sehen und er hoffte, dass sie bereits zurück war. Die Kneipe hatte sich bereits gefüllt, als Lyr die Tür aufstieß und eintrat. Viele der Leute waren Wettkämpfer, aber niemand schien auf irgendeine Art und Weise ärger zu machen. Dafür sorgte wahrscheinlich Calvors Auftreten. Er richtete den Blick auf den Tresen, hinter dem der Wirt stand und ihm freundlich entgegen lächelte. „Die beiden Damen sind auf ihren Zimmern, mach dir also keine Sorgen.“, lächelte er mit sanfter Stimme. „ Danke für die Info… Gute Nacht Calvor.“, gab Lyr abwesend zurück und stieg die hölzerne Treppe hinauf, die unter seinem Gewicht zu ächzen begann. Wäre hier ein Muskelprotz wie der Vampir oder der Typ namens Glenn hinauf gegangen, hätte die Treppe wahrscheinlich aus Protest nachgegeben und demjenigen mit einem: „Haha, was für ein Idiot! Nimm mal etwas ab!“, einen schönen Abgang verpasst. Tja, sprechende Treppen waren eben gemein und hinterlistig. Auch, wenn sie eigentlich gar nicht existierten. Doch die Vorstellung in seinem Kopf ließ Lyr grinsen. Er wurde verrückt, ganz eindeutig! Kopfschüttelnd zog er den Schlüssel aus seiner Tasche und suchte das passende Zimmer zu der Nummer, die auf einem kleinen Anhänger stand. Es dauerte nicht lange, er brauchte sich nur links halten, 2 Meter über den Flur laufen und schon stand er vor der Holztür mit der passenden Nummer. Das Zimmer an sich war ordentlich, nicht staubig oder auf eine andere Art dreckig. Es war eigentlich viel zu sauber für ein Gasthaus, aber er wollte sich nicht beschweren. Calvor gab sich wohl alle Mühe mit diesem Gasthaus und der Taverne, es musste ihm wirklich viel bedeuten. Lyrs Muskeln fingen wieder an protestierend zu kreischen und gaben Stück für Stück nach. Erschöpft ließ er seine Tasche fallen, schloss die Tür hinter sich und schleifte sich zum Bett. Auf dem Weg dorthin entledigte er sich seiner Schwerter und des Mantels, bevor er sich mit einem wohligen Seufzer auf die Matratze fallen ließ. Sie war weich, lud zu einem langen, erholsamen Schlaf ein und Lyr nahm diese Einladung nur zu gerne entgegen.
Warmer Sonnenschein strömte durch die Fenster des Zimmers hinein und weckte Haley aus ihrem kurzen Schlaf. Die halbe Nacht hatte sie damit verbracht ihre Kräuter zu sortieren und aufzuschreiben, welche der Wichtigen fehlten. Sie hatte nicht schlafen können, egal wie sehr sie es versucht hatte. Bis sie dann irgendwann an dem kleinen Schreibtisch eingeschlafen war. Die Kräuter lagen immer noch ordentlich sortiert auf dem Bett, in dem sie besser geschlafen hätte, denn ihre Muskeln protestierten, als sie sich blinzelnd aufrichtete und sich ihre Augen langsam ans Tageslicht gewöhnten. Haley schaltete die kleine Tischlampe aus, erhob sich vom Stuhl und streckte ihren Körper. Ihr Nacken schmerzte, doch das würde nach einer Weile wieder aufhören. Sie könnte ja Lyr bitten sie zu massieren… Diese kurze Überlegung war so grotesk, dass sie Haley aus dem Halbschlaf riss und sie schlagartig wach wurde. Sie war wirklich hoffnungslos. Seufzend richtete sie ihr langes Haar, strich es glatt und wandte sich dem chaotisch aussehenden Bett zu. Nachdem sie noch einen kurzen Blick in den Spiegel an der Wand warf, begann sie damit die Kräuter wieder geordnet in ihre Tasche zu packen. Es dauerte nicht lange bis sie alles ordentlich verpackt hatte. Beim Verlassen des Gasthauses, wünschte sie Calvor einen guten Morgen und machte sich dann auf den Weg zum nächsten Kräuterhändler. Haley blickte die belebte Straße hinunter und atmete tief die erfrischende Luft ein. Es war noch recht früh, doch die Straßen waren lebhaft und viele Menschen schauten sich in den Geschäften um, während andere einfach nur spazieren gingen oder auf dem Weg zur Arena waren. Haley seufzte und setzte sich in Bewegung. Hoffentlich würde sie nicht kämpfen müssen, bevor sie die benötigten Kräuter gekauft hatte. Durch die Lautsprecher, die in der gesamten Stadt verteilt waren, wurden die Kämpfer, die sich nicht in der Arena befanden, dazu aufgefordert zu erscheinen, wenn ihr Kampf gerade bevor stand. Wenn nicht, gewann der Gegner automatisch. Ein helles Klingeln erklang, als Haley den kleinen Laden in einer leeren Seitenstraße betrat. Niemand war dort, bis auf die Kräuterkundige, die aus einem Nebenzimmer trat um sie zu begrüßen. „Guten Tag junge Dame, was kann ich tun?“, fragte sie freundlich. Haley blickte sich um und sog den Duft nach frischen Kräutern tief ein. „Ich brauche Feuerampfer, Beerenblatt, Schwarzhalm und getrocknete Mondkörner. Jeweils 300 Gramm.“, gab sie die Bestellung auf und wandte den Blick zu der älteren Frau vor ihr. Sie lächelte freundlich und in ihren Augen blitzte kurz Erkenntnis auf. „Also etwa gegen tiefe Wunden und Vampirbisse.“, stellte sie fest. „Das ist doch bestimmt für den jungen Mann von gestern, oder?“ Haley nickte und folgte der Frau mit ihrem Blick, die sich nun zu einem alten Regal wandte und in den Fächern nach besagten Kräutern suchte. „Du musst ihn sehr gerne haben, wenn du für ihn so teure Kräuter haben möchtest. Besonders die Mondkörner, die du eigentlich nur zur schnellen Regeneration brauchst.“, erklärte die Alte. Sie hatte Recht, aber das ging sie absolut nichts an! „Ich weiß, aber er ist ein Freund, also ist das schon in Ordnung.“, gab Haley zurück und verschränkte ungeduldig die Arme. Abwartend tippte sie mit einem Finger auf ihren Arm, während die Kräuterkundige sie mit einem wissenden Grinsen bedachte. „Der Junge ist aber auch ein guter Fang, Schätzchen. Ich gebe dir noch ein Aphrodisiakum mit, kostenlos natürlich.“, grinste sie mit rauchiger Stimme. Haley lief rot an und hob abwehrend die Hände. „Nein, nein. Nicht nötig. Ich brauche nur die genannten Kräuter, mehr nicht.“, stammelte sie das Wichtigste zusammen und blickte kurz zu Boden. Ein Lachen erklang aus der Kehle der alten Dame, sie schien offensichtlich sehr amüsiert über ihre Reaktion zu sein. „Bist du dir sicher? Gestern tauchte hier eine blonde junge Frau auf und suchte nach etwas ähnlichem. Sie fragte die ganze Zeit nach Seidengras, keine Ahnung was das sein soll, und wackelte mit ihren großen Titten herum, während sie sich darüber aufregte, dass ich so etwas nicht hier habe. Die Kleine hat einfach nicht aufgehört zu schwärmen.“, erzählte die Kräuterkundige mit einem Kopfschütteln und Haley verkniff sich gerade so ein Kichern. „Ich hab sie geschickt um die Kräuter zu holen, damit ich mich in Ruhe um den Verletzten kümmern konnte. Seidengras gibt es überhaupt nicht.“, grinste sie schadenfroh. Es mochte zwar gemein von ihr sein, Alisa so an der Nase herumzuführen, aber sie hatte nichts Besseres verdient. Es war schließlich nicht Haleys Schuld, dass die blonde Naturkatastrophe nur Spinnenweben im Kopf hatte. Ob das wohl etwas mit den Phantomspinnen zutun hatte? Nein, eher nicht. Die war bestimmt schon vorher so dumm gewesen. „Gut gemacht, meine Liebe.“, lachte die ältere Dame, während sie die Kräuter vorsichtig in kleine Tüten schob. „Bist du dir sicher, dass du kein kostenloses Aphrodisiakum brauchst? Das blonde Ding schnappt sich den hübschen Jäger noch vor dir.“ „Nein, danke. Ich will mir den Jäger gar nicht schnappen.“, murmelte Haley zur Antwort und betrachtete die Tüten. Genau, sie wollte ihn sich nicht schnappen, sie wollte nur als gute Freundin an seiner Seite sein, nicht mehr, nicht weniger. „Verstehe. Also gut, wäre das dann alles?“, fragte die freundliche Frau mit einem Lächeln und Haley überlegte. „Das müsste alles sein, danke.“, antwortete sie ebenso freundlich und griff nach ihren Geldbeutel. Das würde ein ordentliches Loch in diesen Beutel reißen. Warum hatte sie nicht einfach die billigeren Kräuter genommen? Verdammter Mist aber auch! Lyr und Alisa würden ihr nicht nur ein paar Krüge Apfelwein schulden. „10 Goldmonde.“, verlangte die Kräuterkundige in höflichem Ton und schob die Tüten über die alte Theke zu Haley hinüber. Nur schwer trennte sie sich von den 10 Goldmonden, die ihr ein größeres Loch in den Geldbeutel rissen, als sie gedacht hatte. Umso dringender war es, das Turnier zu gewinnen oder, falls nötig, zwischendurch einen Job zu erledigen. Vielleicht konnte sie Calvor darum bitten für sie Augen und Ohren offen zu halten. Er fand sicherlich jemanden, der einen Auftrag hatte. Das helle Klingeln der Glöckchen über der Ladentür erklang erneut, als Haley sich verabschiedete und den Kräuterladen verließ. Sie trat auf die Straße hinaus, die nicht mehr so leer war, wie sie Haley zuvor hinterlassen hatte. Eine Gruppe von hochgewachsenen, muskelbepackten Männern stand vor der Abzweigung zur Hauptstraße und unterhielt sich lautstark. Einer gab damit an, aus welchem Material sein Prügel hergestellt worden war, es war Holz, ob es das gleiche Holz war, aus dem auch sein Kopf geschnitzt worden war, sagte er nicht. Ein Anderer spielte grinsend mit den Muskeln, während ein dritter ein Beil durch die Luft schwingen ließ und mit großen Tönen erklärte, dass er jede Frau in der Stadt vögeln würde. Tick, Trick und Track stachen in der Gruppe am meisten hervor. Und das nicht nur durch ihre Lautstärke. Tick besaß nicht nur einen großen Prügel sondern auch einen groben Akzent, der seiner Aussprache eine gewisse Aggressivität verlieh. Sein Körper war gestählt und durchtrainiert, jedoch stand er trotzdem noch in Tricks Schatten. Der wiederrum sah aus wie ein unzerstörbarer Fels mit einem dichten Bart. Unwillkürlich musste Haley grinsen. Das war vielleicht eine komische Vorstellung… Kopfschüttelnd ging sie auf die Gruppe zu und vernahm hinter sich schwere Schritte, ignorierte diese jedoch vorerst. ‚Gefahr!‘, meldete sich ein Pulsieren in ihrem rechten Arm. Gedanklich stimmte sie zu und machte sich bereit, der Gefahr jeder Zeit ein paar Tritte in die Eier zu verpassen. Als sie sich grade mit einer höflichen Entschuldigung an den Männern, die nebenbei wirklich mal ein Bad vertragen konnten, vorbeiquetschte, stellte sich der dritte des auffälligen Trios ihr in den Weg. Sie prallte gegen seinen gespannten Oberkörper und taumelte einen Schritt zurück. ‚Geruch… Widerlich.‘, murrte Nagalir. Wie Recht sie damit hatte… Das war wirklich nicht zum Aushalten. Haley rümpfte die Nase und blickte zu Track empor, der sie gut um 3 Köpfe überragte. „Könnte ich bitte durch?“, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln, doch mit einer Kälte in den Augen, die ihr Gegenüber zum Zögern brachte. Dann breitete sich ein lüsternes Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Nein, auf dich habe ich gewartet… Wir alle hier, um genau zu sein.“, verneinte er und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Wenn dieser Kerl irgendwann mal aufhörte zu trainieren, würde er ganz dringend einen BH brauchen, wenn es nicht jetzt schon der Fall war. „Ah ja… Und was genau wollt ihr von mir?“, fragte Haley in die Runde und trat einige Schritte zurück. Sie stieß mit dem Rücken gegen einen weiteren Muskelprotz. Verdammt, die hatten sie doch glatt umzingelt. Ihr Blick suchte nach einem Ausweg, nach einer kleinen Lücke, durch die sie sich zwängen konnte, aber ihre Gedanken richteten sich auf etwas anderes. Der Mann hinter ihr tätschelte nicht grade sanft ihren Hintern und griff dann zu. Zornesröte schoss ihr in die Wangen und sie knirschte mit den Zähnen, während sie zur Seite auswich und direkt dem Nächsten in die Arme lief. „Wir wollen dich als Teampartnerin.“, erklang die schroffe Stimme des haarigen Felsens ganz dicht an ihrem Ohr. Haley zuckte zusammen, als die Männer um sie herum in schallendes Gelächter ausbrachen. „Aber was hast du denn, Kleines? Wieso bist du denn rot?“, spottete Tick mit seinem Akzent. „Das könnt ihr vergessen. Ihr alle!“, gab Haley mit kalter Stimme zurück. Ein weiterer Griff an ihren Hintern ließ sie mit erhobener Hand herumfahren. Ein lautes Klatschen erklang, als sie Trick ihre Hand ins Gesicht donnerte und darauf einen roten Abdruck hinterließ. Starke Arme schlossen sich von hinten um sie und der Geruch nach Schweiß, Bier und einer Menge überschüssigen Testosteron stieg ihr in die Nase. Widerlich. „Lass mich los!“, befahl sie mit erhobener Stimme und wandte den Kopf so weit sie konnte nach hinten. Track, der Frauenheld schlecht hin, hielt sie fest, presste ihr fast sämtliche Luft aus den Lungen und grinste ein lüsternes, gelbes Grinsen. „Hey, ich glaube du hast da was zwischen den Zähnen.“, bemerkte Haley trocken und Track hob eine Augenbraue. „Wirklich. Aber das Problem ist ganz schnell gelöst, wenn du mich loslässt. Dann bleibt dir nie wieder etwas zwischen den Zähnen kleben, weil du dann keine mehr besitzen wirst.“, warnte Haley und ihr Blick verfinsterte sich langsam. Schulterzuckend ignorierte der Stinker ihre Warnung und zog sie dicht an seinen Körper. Sie musste sich um die Unterdrückung eines Würgereizes bemühen, der in ihr aufkam. „Nimm endlich deine dreckigen Pfoten von mir!“, forderte sie und fing an sich zu wehren. Es nützte nichts. Der Frauenheld war einfach viel zu stark und hielt sie eisern in seinem Griff fest. Sie würde sich nicht befreien können. „Wenn du meine Partnerin wirst, werde ich dir ganz viele Dinge zeigen, Süße.“, raunte er in ihr Ohr und sie verzog angewidert das Gesicht. Ein kalter Schauer des Ekels kroch ihr über den Rücken und stellte die feinen Härchen in ihrem Nacken auf. „Ich verzichte, aber danke für das Angebot.“, presste Haley zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Einer seiner Arme schlang sich um ihren Bauch, klemmte dabei ihre Arme ein und machte sie so völlig bewegungsunfähig. Sie spürte, wie seine Hand langsam an ihrem Körper hinunter glitt, über ihre nackten Schenkel und schließlich über ihren Hintern. Wieder versuchte ihr nicht vorhandenes Frühstück zu grüßen, aber sie kämpfte es erneut nieder, während sie tief die Luft einsog und es über sich ergehen ließ. Ihr rechter Arm begann zu pulsieren und Magie floss durch ihren ganzen Körper, strömte aus ihr heraus und sammelte sich in den Schatten um sie herum. ‚Tod!‘ verkündete Nagalir und Haley spürte ihren Zorn. Nicht… Wenn sie jetzt ihre Schattenmagie einsetzte, würde sie auch sich selbst treffen. Verdammt… Wie sollte sie nur aus dieser Situation herauskommen? Selbst wenn sie schreien würde, käme ihr niemand zur Hilfe. Die Passanten würden sich nicht an eine Horde Wettkämpfer wenden und sagen: „He, ihr da, lasst sie in Ruhe“, oder so. Das wäre ja viel zu leicht. „Glaub mir, Kleine. So einen Mann wie mich hattest du noch nie und wenn ich mit dir fertig bin, wünschst du dir niemand anderes mehr. Du würdest mich anbetteln, dass ich dir mehr gebe, während du meinen Schwanz lutschst!“, grinste er, während die anderen protestierend grölten. „Niemand hat gesagt, dass du als Erster ran darfst!“, stellte Tick fest und schwang sich den hölzernen Prügel auf die Schulter. Missbilligend Blickte Haley zu ihm. „Niemand hat gesagt, dass überhaupt jemand ran darf!“, zischte sie wütend und kämpfte wieder gegen Track an. Der Dritte im Bunde, Trick, war nirgends zu sehen, wenigstens einer weniger… „Aua!“, stieß sie aus, als der Frauenheld ihren Hintern fest packte, bevor er seine Hand über ihren Bauch gleiten ließ und anfing ihre Brust zu kneten. Ihr wurde schlecht. Sie musste dringend etwas unternehmen, aber Magie war im Moment noch zu gefährlich. „Hey, lass mich auch mal!“, grinste Tick mit einem löchrigen Grinsen und kam auf Haley zu. Er streckte die Hand aus und umfasste ihre andere Brust, was in ihr einen weiteren Würgereiz entfachte. „Hört auf, verdammt! Ich bin keine dreckige Hure!“, schrie sie aus purer Verzweiflung. „Dann machen wir dich eben zu einer.“, gab der muskelbepackte Frauenheld zurück und packte fester zu. Ein leises Wimmern glitt über ihre Lippen, was diese notgeilen Typen noch mehr anstachelte. An ihrem Hintern spürte sie die Wölbung in der Hose Tracks und verzog das Gesicht. ‚Töten!‘, forderte Nagalir eindringlich. Nein, das wäre keine gute Idee, diese Typen außerhalb des Wettkampfs zu töten. Obwohl die Idee wirklich verlockend klang. „Wehr dich nicht, meine Hübsche. Sonst tu ich dir nur unnötig weh und ich finde, dass wir das alle genießen sollten.“, grinste Track lüstern, während er ihren Körper enger an sich zog. Das war der Moment, wo Tick die Augen verdrehte und bewusstlos zur Seite kippte. Hinter ihm kam ein finster dreinblickender Lyr zum Vorschein, der zu Lächeln begann, als er sie sah. „Hab dich schon gesucht.“ „Verpiss dich, Bohnenstange. Wir sind grade beschäftigt.“, blaffte Track und spuckte einige Tropfen seines Speichels in die Luft. „Also für mich sieht das eher so aus, als wärst nur du beschäftigt, und zwar damit sie zu belästigen.“, entgegnete Lyr mit eisiger Stimme. Sein Lächeln verblasste wieder und erst jetzt bemerkte Haley, dass nur noch Track auf den Beinen stand. Einige lagen auf den Boden, andere saßen an die Hauswände gelehnt da und waren offensichtlich nicht mehr in der Lage aufzustehen. Jedenfalls für ein paar Minuten.
Der große Muskelprotz hinter Haley starrte ihn mit offenem Mund an, während sein Blick über seine bewusstlosen Kumpel glitt. „Da wir das dann geklärt hätten, bitte ich dich darum sie freundlicherweise loszulassen und dich bei ihr zu entschuldigen.“, lächelte Lyr mit eisigem Blick, doch der Kerl regte sich nicht. Noch immer griff er mit einer Hand an Haleys Brust und drückte erbarmungslos zu. An ihren Gesicht konnte Lyr erkennen, dass der Busengrabscher ihr weh tat und das machte ihn wütend… Und die Tatsache, dass er sie überhaupt anfasste entfachte seinen Zorn noch weiter. Entschlossen schüttelte der Muskelberg den Kopf und zog Haley noch enger an sich. „Wieso sollte ich auf eine Bohnenstange wie dich hören? Die Kleine gehört mir und ich werde sie durchvögeln, bis sie mich anbettelt nie mehr damit aufzuhören.“, grinste der Dummkopf. Lyr trat einen Schritt auf die Beiden zu, dann noch einen und machte schließlich einen Satz nach vorn. Erschrocken taumelte der Muskelberg zurück, Haley noch immer in seinem Griff. Nicht mehr lange. Lyr packte seinen Arm, zog ihn wieder weiter in seine Reichweite und grub die Finger in seine Schlagader. Dummkopf jaulte erschrocken auf, als Haley ihm einen Tritt gegen das Schienbein verpasste. Er ließ sie los und sie stürzte nach vorn, direkt in Lyrs Arme. Geschickt fing er sie mit einem Arm ab, während er den anderen dazu nutzte den Muskelberg mit zusätzlicher Hilfe eines Tritts gegen die Kniekehlen auf den Boden zu verfrachten. Es knackte hörbar, während Lyr den großen Daumen des Idioten nahm und mit einem kräftigen Ruck nach hinten riss. Erneut jaulte sein Gegenüber auf und verzog vor Schmerz das Gesicht. „Entschuldige dich.“, verlangte Lyr und blickte kurz zu Haley, die immer noch neben ihm stand und vor Magie nur so glühte. Eine dunkle, wabernde Aura hatte sich um sie gelegt und sie fixierte den Grabscher mit ihren giftgrünen, zornigen Augen. „Du verdammter Scheißer! Niemals entschuldige ich mich bei einer…“, keifte der notgeile Affe. Ein weiteres Knacken unterbrach ihn, dieses Mal war der Zeigefinger an der Reihe. „Sprech es aus und ich werde dir den Arm brechen.“, warnte Lyr finster. Das Grinsen auf dem Gesicht des Mannes verriet ihm, dass er es trotzdem aussprechen würde. „Nur über meine Leiche entschuldige ich mich bei dieser Hure.“, brüllte er zum Beweis, seiner unermesslichen Dummheit. „Sei vorsichtig mit deinen Wünschen.“, mischte sich Haley ein. Ihre schattenhafte, wabernde Aura floss zu Boden und kroch langsam auf den Affen zu. Lyr beobachtete erstaunt, wie die Schatten sich teilten und in langen Fäden den Arm des Mannes hinauf krochen, den Lyr nicht festhielt. Sie legten sich fest um Unter- und Oberarm, quetschten den Arm an dieser Stelle zusammen und lautes Krachen gefolgt von einem schmatzenden Geräusch erklang. Die Knochen des Unterarms durchstießen die Haut am Ellbogen, hinterließen zerfetztes Gewebe, während Blut auf die Straße und die Hauswände spritzte. Weitere knackende und schleifende Geräusche erklangen, als die Schulter ausgerenkt und der ganze Arm noch einige weitere Male gebrochen wurde. Haley schaute mit gleichgültigem Blick zu, wie der Dummkopf zu schreien und zu wimmern anfing. Sowas konnte sie also auch… Interessant. „Entschuldige dich.“, befahl Lyr erneut und legte die Hand um den nächsten Finger. Nachdem nur ein weiteres klägliches Wimmern über die Lippen des sonst so aufgeblasenen Frauenhelden kam, brach Lyr ihm den Mittelfinger. Wieder schrie er auf und sank schließlich in sich zusammen. „Es tut mir leid.“, wimmerte er. „Du bist zu leise.“, seufzte Lyr und brach ihm den nächsten Finger. „Es tut mir leid!“, schrie der Muskelprotz auf und wirkte nur noch wie ein Häufchen Elend. Der würde erstmal nicht am Turnier teilnehmen können. Zu schade aber auch. Die Schatten um den anderen Arm waren verschwunden, ebenso wie die dunkle Aura um Haley herum. Sie stand jetzt einfach nur schweigend da und wartete ab. Lyrs Blick schweifte wieder zu dem Idioten. Mit einem schnellen Griff, brach er ihm auch noch den kleinen Finger. „Wofür war der denn?“, beklagte sich das Häufchen und Lyr zuckte mit den Schultern. „Dafür, dass… Hm, wofür nur? Keine Ahnung, ich glaube, ich kann dich einfach nicht leiden.“ Entsetzt blickte er zu ihm hoch, während Lyr sich zu Haley wandte und ihr ein Lächeln schenkte. „So, wir sind hier fertig.“, erklärte er und Schritt zur Hauptstraße. Haley folgte ihm, jedoch verstummte das Geräusch ihrer Schritte hinter ihm und er blieb stehen. Als er sich umdrehte, erhob sich der Muskelprotz ächzend. Vor ihm stand Haley, das Gewicht langsam auf ein Bein verlagernd und mit einem undurchschaubaren Blick. Sie hatte doch nicht etwa vor… Oh. Doch, hatte sie. Haley wirbelte einmal um die eigene Achse, holte dadurch Schwung und trat dem taumelnden Frauenheld mit voller Wucht zwischen die Beine. Die Wucht des Trittes und das zusätzliche Gewicht, das Haley hinein legte, schleuderten den Körper des Mannes gegen die nächstgelegene Hauswand. Heulend sank er auf dem Boden zusammen und seine Großkotzigkeit, sowie wahrscheinlich auch seine Männlichkeit, verschwanden an einem Ort, an dem es weder Schmerzen, noch Würde gab. Falls diese jemals existiert hatte. Nachdem Haley ihren Fuß wieder abgesetzt hatte, machte sie kehrt und folgte Lyr, als wäre nichts gewesen. Sie stolzierte mit lasziv wackelndem Hintern an ihm vorbei, bevor sie um die Ecke auf die Hauptstraße bog. Lyr blickte ihr nach, ertappte sich dabei, wie seine Augen kurz zu ihrem Hintern zuckten und schüttelte schnell den Kopf. Er musste an etwas anderes denken, etwas wie… Ach verdammt, ihm fiel nichts ein. Seufzend folgte er Haley auf die Hauptstraße und wäre fast über sie gestolpert. Sie hockte zusammengekauert an der Hauswand. Ihre Arme hatte sie zitternd um sich geschlungen, ihr ganzer Körper schlotterte und sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Panik ausbrechen. Wer konnte es ihr nach diesem Erlebnis verübeln? Diese Typen waren drauf und dran gewesen sie auf offener Straße zu vergewaltigen. Lyr zog seinen Mantel aus, kniete sich langsam und vorsichtig neben sie, während er ihr den Mantel um die Schultern legte. Bei der Berührung zuckte sie zusammen, ihr Kopf schnellte zu ihm herum und sie blickte ihn mit vor Schreck aufgerissenen Augen an. „Keine Angst, ich bin’s nur.“, lächelte Lyr mit sanfter, beruhigender Stimme. Er sprach leise, vermied hektische Bewegungen um sie nicht noch weiter zu erschrecken. Ihre wunderschönen grünen Augen waren glasig, getrübt von den Tränen, die sich dort sammelten und schließlich ihre Wangen hinunter rannen. Sie war blass, sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. So hatte er sie noch nie gesehen und es erschreckte ihn, füllte ihn mit einem eigenartigen Gefühl der Hilflosigkeit. Schon wieder hatte er sie nicht beschützen können. Wenn er nur etwas später da gewesen wäre… Sie hätten sie zu einer leblosen Puppe gemacht. Diese Vorstellung war grausam und Lyr presste die Lippen kurz zu einer schmalen Linie zusammen. „Lyr…“, flüsterte sie heiser, während ihre Schultern ein unterdrücktes Schluchzen andeuteten. Ihre Lippen bebten, als sie seinen Namen wiederholte und langsam die Hände ausstreckte. Sie ergriffen sein Hemd, krallten sich darin fest und er spürte, wie Haley das Gesicht an seiner Brust barg. Die heißen Tränen auf ihrem Gesicht, durchnässten den dünnen Stoff und fühlten sich auf seiner Haut warm an. Es zerbrach ihm das Herz sie so zu sehen und nichts tun zu können. Vorsichtig schloss er sie in die Arme. „Ich bin hier, dir wird nichts passieren. Das verspreche ich dir.“, murmelte er leise und streichelte ihren Kopf, während er sie mit dem anderen Arm fest umschlungen hielt. Sie zitterte, wirkte in diesem Moment so zerbrechlich, dass er befürchtete sie mit einer falschen Bewegung zu zerbrechen. Haley brachte nur ein Nicken als Antwort zustande, während leises Wimmern erklang und sie weiter weinte. Eine ganze Weile verbrachten sie so, doch dann wurde Haleys Atem wieder regelmäßiger, tiefer und ruhiger. Ihre Schultern entspannten sich und sie ließ langsam sein Hemd los. Als sie dann den Kopf hob und ihn anblickte lächelte sie. Es war ein warmes, ansteckendes Lächeln. Behutsam wischte Lyr ihr die restlichen Tränen von den Wangen. Am liebsten würde er sie wieder an sich ziehen und sie küssen, aber er verkniff es sich, lehnte stattdessen seine Stirn gegen ihre und schloss die Augen. „Was machst du nur für Sachen…“, seufzte er lächelnd. „Wenn du schon in solche Seitenstraßen gehst, nimm mich wenigstens das nächste Mal mit.“, stieß er seufzend hervor. „Ich überleg’s mir.“, erwiderte sie grinsend und in ihren Augen blitzte ehrliche Belustigung auf. Dann wurde die neue Kampfpaarung über die Lautsprecher bekannt gegeben.
Arel überprüfte die Gurte der Schwertscheiden, als sein Name laut und deutlich erklang. „Wenn du gewinnst erwartet dich heute Abend im Zimmer eine schöne Überraschung.“, grinste Claire neben ihm. Sie zog schon seit geraumer Zeit die lüsternen Blicke der anderen männlichen Teilnehmer auf sich, während er selbst höchstens die Aufmerksamkeit von alten Jungfern auf sich zog, denen es sowieso egal war wer sie nahm. ‚Alter, wenn du das nicht gewinnst töte ich dich!‘, meldete sich der andere Arel in seinem Kopf. ‚Wenn du mich tötest, bist du auch tot, du Trottel.‘, gab er seufzend zurück und streckte seinen Körper durch. „Arel 2 würde sich mehr freuen.“, grummelte Claire und zog eine Schnute. „Tut er auch. Ich bin da bei dir vorsichtig geworden. Wer weiß, was für eine Überraschung du meinst.“, antwortete er amüsiert und schenkte ihr ein Lächeln. Wieder wurde sein Name aufgerufen. Sein Gegner, ein Kerl namens Lyr, war noch nicht zu sehen, aber irgendwie kam ihm der Name bekannt vor. „Als ob ich dich jemals reinlegen würde.“, kicherte sie und deutete mit einem Kopfnicken zum Tor der Arena. „Los, mein großer Jäger. Zeig denen was du drauf hast.“, zwinkerte sie ihm zu. Grinsend verdrehte er die Augen, drückte ihr seine Tasche in die Hand und schritt zum Tor, das sich knarrend öffnete. Bevor er auf den Sand hinaus trat, drehte er sich zu Claire um. „Ich freu mich auf die Überraschung.“, lächelte er, wandte sich um und betrat den sandigen Arenaboden. Die Zuschauer auf den Tribünen warfen ihm skeptische Blicke zu, schienen ihn offensichtlich nicht für voll zu nehmen. ‚Lass uns diese Hochstapler ordentlich überraschen.‘, lachte der Andere. ‚Und wir sollten uns Claires Überraschung nicht durch die Lappen gehen lassen!‘ Arel seufzte. Wie immer ging es nur um Sex… Dachte der Andere auch vielleicht mal daran für den Preis zu gewinnen? ‚Nö, kannst du vergessen.‘ Frage geklärt. Plötzlich begann die Menge zu jubeln und nun wusste Arel auch, wieso ihm der Name seines Gegners so bekannt vorkam. Lyr, derjenige der den schwarzen Vampir getötet hatte, betrat die Arena und blickte zu den Tribünen hinauf, bevor er sich zu ihm wandte. „Du bist doch der Kerl von gestern, oder?“, fragte Lyr, während er sich ihm näherte und lächelte freundlich. „Ja… Ich freue mich auf einen guten und fairen Kampf.“, gab Arel knapp zurück und erntete ein zustimmendes Grinsen Lyrs. Das Horn erklang, kündigte den Beginn des Kampfes an und beide Kontrahenten zogen ihre Waffen. Arel zog Sturmrufer aus seiner Scheide und spürte sofort die sanfte Magie, die ihn umgab. Der Wind spielte mit seinem silbrigen Haar und er spürte, wie sein Bewusstsein langsam zurückgedrängt wurde. Seine Gesichtszüge wurden härter, ein Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus und er schwang das Schwert elegant durch die Luft. „Dann komm mal her.“, rief Arel seinem Gegner zu, der ebenfalls nur eins seiner beiden Schwerter gezogen hatte. Die Beiden blickten sich an, setzten sich fast gleichzeitig in Bewegung und umkreisten einander. Niemand wagte es als Erster anzugreifen. Arel spürte, wie sich der Wind legte, wie sich Stille unter den Leuten auf der Tribüne breit machte und jeder den Atem anhielt. Das würde ein spaßiger Kampf werden. ‚Pass auf. Irgendwas an dem Typen kommt mir komisch vor.‘, warnte der Waschlappen mit finsterer Stimme. ‚Das weiß ich doch schon längst. Also sei still und sieh zu.‘, befahl Arel seufzend. Lyr blieb einige Meter vor ihm stehen und er tat es ihm gleich. Langsam schloss er die Augen und atmete tief die staubige Luft ein. Als er eine kleine Bewegung in der Luft wahrnahm, riss er sie wieder auf und stürmte auf Lyr zu. Die Klingen trafen kreischend aufeinander. Lyrs Haltung war seiner sehr ähnlich, als er einen erneuten Angriff parierte und mit einer Faust zum Schlag ausholte. Mit dem Unterarm fing er den Schlag ab, stieß Lyrs Arm bei Seite und verlagerte sein Gewicht. Klirrend glitten die Schwerter aneinander vorbei, als Arel seine Klinge nach oben riss und so Lyr zum Taumeln brachte. Bevor Arel allerdings zu einem kräftigen Tritt ansetzen konnte, warf sich Lyr mit einer ungeheuren Schnelligkeit nach vorne und rollte sich ab. Jetzt hatte er keinen Zweifel mehr. Schnelligkeit, Haltung und Verteidigungsmuster waren identisch zu seinen eigenen. Arels eigene Erkenntnis spiegelte sich in Lyrs Augen wider, als dieser auf die Füße sprang und ihn anblickte. Beide senkten ihre Schwerter und gingen aufeinander zu. „Hey Kumpel, lange nicht gesehen.“, grinste Lyr und klopfte Arel freundschaftlich auf die Schulter. „Kein Wunder, dass du den schwarzen Vampir erledigen konntest. Hab mich schon gewundert, dass irgendein Idiot so viel Glück hatte.“, gab Arel zurück und erwiderte die Geste. „Danke für die Blumen.“, lachte Lyr. Die Beiden blickten sich grinsend an und wie auf ein Zeichen wirbelten sie gleichzeitig herum, hoben die Schwerter und griffen wieder an. Klinge prallte auf Klinge, während Arel seinem Gegner und alten Freund die Faust in den Bauch rammte. Lyr keuchte, doch es hielt ihn nicht davon ab ebenfalls zuzuschlagen. Sein Schlag traf Arel zwischen Hals und Schulter. Schmerz fuhr ihm durch seinen Schwertarm, der nun unter dem Druck von Lyrs Gewicht nachgab. Sturmrufer fiel in den Sand. Sofort sprang Arel zurück und lenkte Lyrs Klinge mit einem Strom aus Luft von sich weg. Trotzdem sah er, wie vereinzelte Strähnen seiner Haare hinab segelten. Verdammt. Was Schnelligkeit anging, war er ihm deutlich überlegen. Arels Hand griff nach hinten, legte sich um den Griff von Brennender Himmel. Zum Ziehen kam er nicht. Lyr setzte mit kräftigen Schwerthieben nach, die ihn immer weiter an den Rand der Arena trieben. ‚Heb dir die Blitze für später auf. Wir müssen ihn zurückdrängen und ihn verlangsamen.‘, meldete sich der Andere. ‚So weit bin ich auch schon. Aber wie soll ich das anstellen?‘, grummelte Arel zurück und bemühte sich die Schwerthiebe weiter abzuwenden. ‚Dräng ihn mit Wind zurück und schnapp dir Sturmrufer.‘, befahl der Andere im herrischen Ton. Das konnte er also auch. Arel stieß einen genervten Seufzer aus und fing an die Magie zu konzentrieren. Bei Lyrs nächstem Angriff kam ein heftiger Windstoß auf, der ihn einige Meter nach hinten beförderte. Nun stand er direkt neben Sturmrufer. Ein weiterer Windstoß, schubste Lyr zur Seite und brachte ihn ins Wanken. Während Arel auf sein Schwert zu hetzte, stemmte sich Lyr gegen den Wind. Sein Schwert zerschnitt die Luft und sauste mit enormer Geschwindigkeit auf Arel hinab. Dieser riss im selben Moment seine Klinge in die Höhe, leitete den Angriff auf den Boden um und versetzte seinem Gegner einen Tritt gegen die Flanke. Wie Hatte Lyr nur so schnell wieder bei ihm sein können? Arel spürte, wie Lyr nach seinem Bein griff, umgab es jedoch schnell mit einem Schild aus Wind. Die Hand des Kontrahenten wich zurück, als sie auf Widerstand stieß. Schnell sprang Arel einige Schritte zurück, merkte aber fast sofort, dass der Abstand sich nicht vergrößerte. Gefolgt von Lyr, der immer noch diese Geschwindigkeit an den Tag legte, sprang er immer weiter zurück. ‚Wie zum Teufel sollen wir den verlangsamen?!‘, knurrte er dem Schwächling zu. Keine Antwort. Nur das unangenehme Ziehen an seinem Bewusstsein. ‚Was soll das? Ich will kämpfen!‘, protestierte er. Der Sog wurde stärker. ‚Halt die Klappe.‘, knurrte das Weichei und übernahm die Kontrolle über den Körper. Seine Haltung wurde entspannter, sein Gesicht weicher und trotzdem blieb eine finstere Aura um ihn herum. ‚Tret ihm in den Arsch!‘ Diese Aussage ignorierend, unterbrach Arel sein Ausweichmanöver, grub die Füße fest in den Sand und duckte sich unter Lyrs Schwert hindurch. Er verpasste ihm einen Schulterstoß, unterstützt mit Wind, und stieß ihn von sich weg um Zeit zu gewinnen.
Claire betrat die Tribüne, die bis auf ein paar wenige Plätze komplett voll war. Die Leute grölten, standen von ihren Plätzen auf und warfen brüllend die Arme in die Luft. Der Kampf zwischen Arel und Lyr war schon im vollen Gange. Die zwei waren sich ebenbürtig, was den Kampf spannend und für beide ziemlich schwierig machte. Als sie Lyr beim Kampf mit dem schwarzen Vampir beobachtet hatte, waren ihr die Ähnlichkeiten zwischen seinem und Arels Kampfstil aufgefallen. Sie wusste, dass Arel von der Inquisition ausgebildet wurde, doch galt das auch für Lyr? Anders würde sie es sich nicht erklären können, dass die beiden quasi die gleichen Bewegungsabläufe an den Tag legten. Claire blickte sich um und entdeckte einen freien Platz neben einer zusammengesunkenen Frau. Ihre Hände krallten sich in den Mantel, der um ihre Schultern lag und ganz offensichtlich nicht ihr gehörte. Die schwarzen Haare umrahmten ein blasses Gesicht mit leicht geröteten Augen, die auf den Kampf fokussiert waren. Moment mal… Den Mantel hatte doch dieser Lyr angehabt, als Claire ihn gestern auf seine Zeichnung angesprochen hatte. Das musste dann wohl eine Freundin sein. Lächelnd ging Claire auf sie zu und ließ sich auf dem freien Platz nieder. „Die zwei sind wirklich beeindruckend, findest du nicht?“, lächelte sie der jungen Frau zu. Diese wandte ihr das Gesicht zu, es war offensichtlich, dass sie vor kurzem geweint hatte, aber Claire beschloss, sie nicht darauf anzusprechen. „Ja… Sie sind irgendwie…“, die Frau suchte nach den richtigen Worten und zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. „Ähnlich.“, half ihr Claire auf die Sprünge und schlug die Beine übereinander. Sie lehnte sich entspannt zurück und schaute hinunter in die Arena. Arel wurde ganz schön von seinem Gegner bedrängt, verdammt der Typ war aber auch schnell. Selbst von hier oben konnte Claire erkennen, dass Arel mit sich selbst diskutierte. Im Moment war Arel 2 am längeren Hebel, aber irgendwas sagte ihr, dass es nicht lange so bleiben würde. Seine Haltung war die Selbe, wie damals beim Kampf gegen den Schwarzmagier, bei dem der normale, schüchterne Arel die Oberhand gehabt hatte. Wobei sie sich da nicht so sicher war. Irgendwas war dort anders an ihm gewesen. Unwillkürlich musste sie an den unglaublichen Sex mit Arel an diesem Abend denken. Muskeln in ihrem Bauch zogen sich sehnsüchtig zusammen. Dieser miese, verräterische Körper! „Ja, danke.“, sagte die junge Frau neben ihr, unterbrach Claires Gedanken und ein Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus. Sie war wirklich eine schöne Frau, die Claire in nichts nachstand. „Sie sind sich zwar ähnlich, aber ich bin mir sicher, dass Arel gewinnen wird.“, erklärte Claire mit zuversichtlichem Grinsen. „Ach wirklich? Wieso wird er dann von Lyr so zurückgedrängt?“, hakte die junge Frau nach, deren Name Claire wieder einfiel. Sie hieß Haley und hatte in ihrem ersten Kampf diesen schrägen Typen namens Glenn in Grund und Boden gestampft. Das machte sie für Claire wirklich sympathisch. „Warte ab. Er macht sich erst warm.“, grinste Claire und verzog das Gesicht zu einer übertrieben stolzen Miene. Kurz war es still zwischen den Beiden, doch dann fingen sie an zu kichern und ernteten schiefe Blicke der anderen Leute. „Ich fand es übrigens wirklich witzig, wie du diesen ekeligen Kerl fertig gemacht hast. Wie hast du das mit den Waffen gemacht? Was ist das für eine Magie?“, bemerkte Claire und beäugte Haley neugierig, die einen kurzen Blick auf ihren rechten Arm warf. Sie schien zu zögern, bevor sie den Mantel etwas bei Seite schob und eine Tätowierung zum Vorschein kam. Eine schwarz-grüne Schlange mit aufgerissenem Maul. Claire blinzelte ein paar Mal, als das Auge der Schlange sich auf sie richtete. Hatte sie sich das nur eingebildet? „Das ist Nagalir… Sie ist ein Parasit und kann sich in eine beliebige Form wandeln.“, erklärte Haley ruhig und strich mit den Fingern kurz über den Kopf der Schlange. Das Maul schloss sich und die komische Schlange sah schon fast friedlich aus. „So ist das also… Wirklich Interessant, du gefällst mir.“, grinste Claire fröhlich und deutete auf die beiden Kämpfenden. „Ich habe Lyr gestern beim Zeichnen erwischt. Er sah nicht gerade glücklich aus und du scheinst etwas mit ihm zu tun zu haben. Seid ihr zusammen?“, fragte sie dann gerade heraus. Haley folgte ihrem Blick, ihre Augen hefteten sich abwesend an Lyr, der immer noch dabei war, Arel zu bedrängen. „Nein. Wir sind nur Freunde.“, murmelte sie und Claire entdeckte einen bitteren Ton in ihrer Stimme. „Verstehe. Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“, lächelte sie verständnisvoll. Lange herrschte Stille zwischen ihnen, nur das brüllen des Publikums erklang, wenn die Kontrahenten aufeinander trafen. „Ist schon gut…“, gab Haley schließlich zurück und zog sich den Mantel enger um die Schultern. Es war nicht zu übersehen, dass da mehr war als nur eine Freundschaft. Es war fast wie bei ihr und A… ‚Denk nicht mal dran, Claire. Du bist ein Schwert und wenn du dich deinen Gefühlen hingibst, wirst du stumpf und nutzlos.‘, schalt sie sich selbst in Gedanken und kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum. Es war überhaupt nicht so wie bei ihr und Arel! Auf keinen Fall! „Und was ist mit diesem blonden Monstrum dahinten?“, fragte Claire und deutete auf eine blonde, vollbusige Frau, die nervös am Geländer der Tribüne stand und den Blick besorgt auf Lyr richtete. Haley stieß einen genervten Seufzer aus und ihre Miene verfinsterte sich. „Er hat sie aus einem Phantomspinnennest gerettet, seitdem klebt sie ihm am Arsch, wie anderen Leuten die Geschlechtskrankheiten… Nur, dass sie noch viel nerviger ist.“, zischte sie. Claire hob eine Augenbraue in die Höhe. Wow, Haley musste diese Frau echt hassen. Grinsend wandte sich Claire wieder ihrer Sitznachbarin zu. „Also wenn du mich fragst, solltest du was unternehmen, wenn du etwas für Lyr übrig hast. Sonst schnappt sie ihn dir vor der Nase weg.“, kicherte sie und erntete einen giftigen Blick, der von Haleys grünen Augen nur noch unterstrichen wurde. „Etwas Ähnliches hat auch die Kräuterkundige vorhin gesagt, als ich etwas für seine Wunden gekauft habe… Wieso verstehen es alle falsch wie wir zueinander stehen?“ „Weil es da nichts falsch zu verstehen gibt. Es ist offensichtlich, dass du ihn magst, oder eher gesagt liebst. Bei ihm übrigens auch. Er schaut verdammt oft zu dir hoch.“, grinste Claire. „So ein Mist, das bildest du dir nur ein.“, gab Haley murrend zurück und zupfte nervös an Lyrs Mantel herum. Erwischt.
Lyr stemmte sich gegen die Windböe, rammte das Schwert in den sandigen Boden um noch mehr Halt zu bekommen, aber er wurde trotzdem immer weiter zurück geschoben. Die Klinge zog eine feine Linie in den Sand, die kurz darauf wieder zugeschüttet wurde. Mit einem Mal hörte der Wind auf und Lyr fiel fast auf die Nase. Schnell fand er sein Gleichgewicht wieder und blickte zu Arel auf. Er hatte sein Schwert in der Hand und ließ es in die Scheide an seinem Rücken gleiten. Lyr wusste, was nun folgte. Magie prickelte in seinen Fingern, während er das Zeichen für Schutz in die Luft malte und sich ein unsichtbarer Schild um ihn legte. Lyr riss seine Klinge aus dem Boden und hörte das metallische Geräusch, welches verkündete, dass Arel das andere Schwert zog. Keine Sekunde verging, als Lyr ihn mit seinem Blick fand, das Schwert hob und Arel mit einem elektrischen Knistern verschwand. Er spürte einen sanften Luftzug links von sich und wirbelte herum. Zu langsam. Arel stand hinter Lyr. Kleine Blitze tauchten um ihn herum auf und verschwanden wieder, während er das Schwert hob und zum Angriff überging. Die Klinge traf auf Lyrs Schutzschild, das im selben Moment eine Schockwelle entsandte und Arel zurück stieß. Er prallte krachend gegen eine der Steinsäulen und rang keuchend nach Luft. Lyr wusste, dass er kaum mit Arels Geschwindigkeit mithalten konnte, aber lange würde er das nicht machen können. Das war eine zu große Belastung für den Körper. Er musste warten, bis Arel keine Kraft mehr hatte, aber er befürchtete, dass sie ihm bis dahin auch ausging. Der Unterschied zwischen ihren Kräften war einfach zu gering, um sagen zu können, wer die Oberhand hatte. Lyr schätzte, dass es auf ein Unentschieden hinaus laufen würde, doch an Arels Blick konnte er erkennen, dass er um jeden Preis gewinnen wollte. Aber das würde kein geschenkter Sieg werden. Wenn Lyr verlieren sollte, dann nicht mit Absicht, selbst wenn Arel ein alter Freund war. Sie würden sich beide nichts schenken, wobei Lyr bezweifelte, dass sie mehr als ein paar Schrammen abbekommen würden. Dafür achteten sie zu sehr auf ihre Verteidigung. Ächzend erhob sich Arel vom Boden und ließ Blitze durch die Luft peitschen. Der Boden bekam Risse, wo er von ihnen berührt wurde und erschuf so gefährliche Stolper fallen. Mit einem weiteren elektrischen Knistern, verschwand Arel wieder und tauchte rechts von Lyr wieder aus, das Schwert zum Schlag erhoben. Gerade noch rechtzeitig, erneuerte Lyr den Schutzschild, von dem sofort einige Blitze abprallten. Dieses Mal war Arel auf den Rückstoß vorbereitet. Er stemmte die Füße in den Boden, fing die Schockwelle mit Elektrizität ab und schwang seine Klinge senkrecht nach oben. Lyr konterte den Angriff mit einer Drehung zur Seite und einem Angriff seinerseits. Sein Schwert surrte durch die Luft, als er um die eigene Achse wirbelte und Arel erneut entwaffnete. Ein weiterer Schwung seiner Klinge brachte sie in die Richtige Position zum Zustechen. Lyr legte die andere Hand auch auf sein Schwert und zielte auf Arels linke Schulter. Dieser ging jedoch in die Knie, wich der Stichattacke somit aus und kassierte nur einen leichten Schnitt an der Wange. Aus seiner Position heraus, stieß er sich vom Boden wieder ab und beförderte sich hinter die Klinge. Mit einer geschickten Drehung und einem kräftigen Schlag gegen Lyrs Handgelenk, fiel nun auch sein Schwert in den Sand. Lyrs Hand schmerzte, was ihn jedoch nicht davon abhielt die Arels zu packen und daran zu ziehen. Seine andere Hand ballte er zur Faust und ließ seinen Gegner direkt hinein laufen. Arel holte keuchend Luft und befreite sich aus dem Griff, bevor er ein paar Schritte zurück sprang. Sie sahen sich an, grinsten und ließen die Schwerter liegen, hoben stattdessen die Fäuste und liefen aufeinander zu. Lyr wehrte die Schläge Arels mit den Unterarmen ab und schlug dessen Arme bei Seite, um selbst einen Treffer zu erzielen.
Es schien eine Ewigkeit so weiter zu gehen. Arel versuchte die körperliche Überanstrengung durch den Funkensprung zu ignorieren, wurde aber beträchtlich langsamer. Wenigstens war der andere Arel im Moment still… Eigentlich seltsam. ‚Hey, bist du da?‘, fragte er in Gedanken nach, bekam aber keine Antwort. Schräg… Lyr schaffte es ihn an der Schulter zu treffen, aber mehr als einen blauen Fleck würde er nicht davon tragen. Auch Lyr ging die Kraft allmählich aus. Beide atmeten schwer, mussten zwischen den Schlägen viel zu lange Pausen machen und wichen viel mehr aus, als anzugreifen. Das Publikum war hellauf begeistert von diesem Kopf an Kopf rennen, das eigentlich keins war. Sie waren definitiv gleichauf, und doch versuchte jeder von ihnen doch ein Stück besser zu sein als der Andere. Verdammt, bald würde Arels Körper einfach schlapp machen und zusammenbrechen. Vorher musste er diesen Kampf beendet haben. Während die Sonne weiter über den Himmel zog, folgte auf beiden Seiten ein blauer Fleck nach dem anderen. Arel wich zurück, als Lyr seine Kraft zu mobilisieren schien und ausholte. Er schlug ins Leere, während Arel sich ein paar Meter von ihm weg auf seine gebeugten Knie stützte und schwer atmete. Lange würde es nicht mehr dauern, denn auch Lyr musste sich abstützen. Kurz wischte sich Arel den Schweiß von der Stirn und entdeckte Claire in der Menge, die sich mit einer schwarzhaarigen Frau unterhielt. Er musste gewinnen. Zwar war er sich nicht sicher, ob sie das mit der Überraschung ernst meinte, aber er wollte unbedingt gewinnen. Arels Blick glitt wieder zu Lyr hinüber, der sich langsam wieder aufrichtete und tat es ihm gleich. Sie nickten einander zu und wussten beide, dass dies der entscheidende Angriff sein würde. Zeit diesen Kampf zu beenden. Die beiden Kontrahenten brachten sich in Position, nahmen die gleiche Haltung ein und stürmten dann aufeinander zu. Staub wirbelte in der Arena auf und Arel gab sich Mühe, nicht über die Risse im Boden zu stolpern. Kurz bevor sie aufeinander trafen und zum letzten Schlag ausholten, stolperte Arel. Doch nicht nur er, auch Lyr blieb an einer Spalte im Boden hängen, ruderte mit den Armen und fiel nach vorne. Ihre Köpfe prallten schmerzhaft aufeinander und sie sanken zu Boden. „Was für ein erbärmliches Ende.“, grinste Lyr und rieb sich die Beule am Kopf. „Schlimmer geht’s nicht.“, pflichtete Arel bei und beide brachen in Gelächter aus. Auch einige Leute aus dem Publikum lachten. Aber noch immer war nichts vom anderen Arel zu hören. ‚Hey, alles klar da drinnen?‘, hakte er nach und wartete. Schließlich meldete sich eine müde Stimme. ‚Ja… Ich bin nur etwas erschöpft. Lass mich eine Weile schlafen.‘, murmelte der Andere und wieder kehrte Stille ein. Es war wie bei dem Kampf mit dem Schwarzmagier. Da war er auch nicht anwesend und nachher so erschöpft gewesen… Irgendwas stimmte da nicht. „Lass uns langsam mal die Arena frei machen.“, riss Lyr ihn aus seinen Gedanken und er nickte. Mit kreischenden Muskeln erhoben sie sich, legten jeweils einen Arm um den anderen, um sich gegenseitig zu stützen und schleppten sich kraftlos aus der Arena hinaus.
Allmählich verdüsterte sich der Himmel über ihnen, während die Arena vom Licht etlicher Fackeln erhellt wurde. Der wiederwertige Geruch von zu vielen Menschen auf einem Fleck stieg Haley erneut in die Nase und erneut verfluchte sie diesen Ort dafür, dass er so viele Vollidioten anlockte. Sie war müde und konnte es kaum erwarten sich in ihr weiches Bett zu legen um den Strapazen allmählich zu entkommen. Bedauerlicherweise war die Anwesenheit eines jeden Wettkämpfers erwünscht, da niemand wissen konnte, welcher Kämpfer durch das Los in die Arena gerufen werden würde. Sie gähnte langgezogen, während Claire ihr aufheiternd auf die Schulter klopfte. „Bald hast du es hinter dir Prinzessin.“, grinste sie und Haley blickte sie mit einer Verachtung an, die Claire ein müdes Lächeln entlockte. „Ich hab dich auch lieb.“, erwiderte Claire freundlich und blickte auf das Geschehen in der Arena hinab, in der soeben schlicht und ergreifend nichts geschah. „Vertragt euch ihr beiden…“, mischte sich Lyr ein, der gelangweilt am Geländer der Tribüne lehnte und die beiden aus neutralen Augen betrachtete. „Wie immer der Streitschlichter… Du hast dich kein bisschen verändert.“, stichelte Arel, der seltsame Begleiter von Claire, der Lyr irgendwo her zu kennen schien. Lyr quittierte die Stichelei mit einem mitfühlenden Lächeln. „Damit bin ich offensichtlich nicht der Einzige. Du hast schon damals immer so eine Scheiße gelabert.“, erklärte Lyr trocken, während Arel mit den Zähnen knirschte. „Okay, Schluss ihr beiden… Das kann man sich ja wirklich nicht mit anhören. Woher kennt ihr euch überhaupt, ihr kommt mir so vor, als hättet ihr zusammen die Schulbank gedrückt, obwohl ich stark bezweifle, dass es auch nur einer von euch beiden weit über die zweite Klasse hinaus geschafft hat.“, ging Claire dazwischen, die wie immer ihr Redebedürfnis zu befriedigen versuchte. So wie es aussah hatte sich die kleine Gruppe aus vier Leuten gesucht und gefunden. Lyr, der gutaussehende Monsterjäger mit dem trockenen Humor und der großen Klappe, Arel, der Monsterjäger mit der großen Klappe und dem Problem, dass er nie wirklich das zu meinen schien, was er sagte. Jedenfalls wenn man ihn darauf ansprach. Claire und sie waren wie ein Spiegel, während Haley versuchte eher zu der ruhigen Sorte Mensch gehörte, schien Claire es sichtlich zu genießen alles, wirklich ausnahmslos alles an umstehende und unbeteiligte Personen weiter zu geben. Diese Frau hatte absolut kein Schamgefühl, während Haley zu viel davon zu besitzen schien. Sie gab zu, dass sie es von Zeit zu Zeit wirklich genossen hätte so zu sein wie Claire, jedoch war dies in ihrem biologischen Code offensichtlich einfach nicht vorgegeben. Claire war eine Person, mit der sie sich nicht anlegen wollte. Hinter der Fassade der weltoffenen und wortgewandten Frau versteckte sich eine tödliche Waffe in Menschenform, das verriet allein schon ihre Körperhaltung, wenn sie ihre Schwerter in den Händen trug. Wachsam und geschmeidig wie ein kampfbereites Raubtier. Es war ihr ein Rätsel was man durchgemacht haben musste um einen so abgefuckten Charakter zu entwickeln wie Claire, jedoch war sie sich einer weiteren Begebenheit vollkommen sicher, was sie betraf. Sie war eine treue Freundin und egal welche Beziehung sich zwischen den beiden innerhalb der letzten Tage entwickelt hatte. Es kam einer Freundschaft schon ziemlich nah. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie heute nicht würde kämpfen müssen, doch wenn sie sich einen Gegner aussuchen durfte, wusste sie schon mal, wen sie nicht wählen würde. Claire. Haley mochte mit Nagalirs Magie und der Fähigkeit der magischen Schlange, die sie dazu befähigte die Gestalt jeglicher Waffe anzunehmen eine beachtliche Gegnerin sein, doch wusste sie nicht mal annähernd, wie sie vorgehen würde, würde sie Claire tatsächlich im offenen Kampf gegenüber stehen. Welche Form sollte sie Nagalir gegen die Geschwindigkeit der beiden Schwerter auf Claires Rücken annehmen lassen? Der Speer war die einzige Waffe mit dem sie sich dazu fähig fühlte ein paar der hagelnden Angriffe ihrer Klingen abzuwehren, aber würde sie damit wirklich zum Gegenangriff übergehen können? Sie bezweifelte es. Sie hatte Claire noch nicht kämpfen sehen, aber sie war sich sicher, dass sie nicht gegen sie kämpfen wollte. Irgendwas an ihr, irgendwas in ihrem Wesen verhinderte es Claire als einfache Beute zu sehen. „Wir kennen uns… Mehr müsst ihr nicht wissen.“, erklärte Arel finster und Lyr grinste, während er mit leiser und doch für sie alle hörbarer Stimme das Wort „Arschloch.“ formte. Arel blickte ihn finster an und Lyr zuckte mit den Schultern. „Sorry, das musste einfach raus.“, erklärte Lyr und Arels Blick sprühte puren Hass. Haley musste kichern, weil das Gerangel zwischen den beiden sie tatsächlich an das Gerangel zwischen Schulkindern erinnerte. Claire stimmte in ihr Lachen ein. Es wurde immer heftiger bis Claire den Arm um Haley legte um halt zu finden, doch Haley lachte noch lauter und beugte sich vornüber und presste sich eine Hand vor den Mund. Sie war überzeugt, dass Arel und Lyr die beiden jetzt mit blitzendem Unverständnis im Blick anstarrten, was sie seltsamerweise noch mehr dazu anreizte zu lachen. Tränen liefen ihr langsam übers Gesicht, zwar hatte keiner der beiden einen Witz gemacht, aber die Art, wie die beiden miteinander umgingen berührte etwas in ihr. „Na toll… Jetzt hast du sie umgebracht, die beiden kommen doch nie wieder aus dem Lachen raus…“, erklang Arels Stimme, die noch immer monoton und gefühllos klang, während immer heftigere Lachkrämpfe Haley und Claire schüttelten. „Das ist wenigstens die richtige Untermalung für einen Arenakampf im Dunkeln.“, erklärte Lyr mit ruhiger, ebenfalls monoton klingender Stimme. „Kann schon sein…“, gab Arel zurück und Haley kam allmählich wieder zu sich. Warum auch immer sie die Situation so witzig gefunden hatte. Sie musste ein Bild von einen deutlich jüngeren Arel abschütteln, der zusammen mit Lyr an einem Bonbonpapier zerrte und dabei rief: „Mein Bonbon, gib her du Dumpfkopf!“ Haley schaffte es nur mit Mühe einen neuerlichen Lachkrampf nieder zu kämpfen. „Ihr zwei seid manchmal echt wie Kinder…“, erklärte sie heiser und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Ich nehme das jetzt einfach mal als Kompliment.“, lächelte Lyr und Claire blickte ihn an. „Na ich weiß ja nicht, ob man das unbedingt so sehen sollte…“, erklärte Claire mit ebenso heiserer Stimme. „Die Hoffnung stirbt zuletzt, damals war ich wenigstens noch jung… Was ist eure Entschuldigung?“, fragte er mit einem ruhigen Lächeln und spielte auf die Streitereien zwischen Claire und Haley an. „Wir sind Frauen, wir dürfen das.“, erklärte Claire ruhig und Arel stöhnte. „Frauenlogik… Ich werde es nie kapieren.“, seufzte er und Lyr grinste leicht. „Das wird niemals jemand verstehen, das übersteigt einfach den Horizont der Menschheit.“, entgegnete Lyr und Claire grinste ihn an. „Nein… Nur den der Männer, warum seid ihr auch immer so Engstirnig?“, gab Claire zurück und wartete auf seine Reaktion. Lyr grinste zurück. „Das ist eine Frage, die sich sicherlich mit der überlegenden Logikbegabung der Frauen ohne weiteres klären lässt.“, erwiderte Lyr spitzzüngig, während Claire ihn freundlich und lächelnd musterte. „Also Haley… Wenn du kein Interesse hast…“, sie warf erst einen Blick zu Haley, grinste biestig, dann schritt sie auf Lyr zu und streichelte mit einem Finger über Lyrs Brust. „… dann nehme ich ihn, mit deinem Einverständnis.“, erklärte sie und blickte Lyr aus Augen an, die ihm alles versprachen. Er schrak nicht vor der Berührung zurück und Haley atmete tief durch. „Ist mir doch egal…“, brachte sie brummend hervor. Bloß nichts anmerken lassen Haley, geh nicht auf ihre Sticheleien ein. Lyr schenkte Claire ein Lächeln, was sich allmählich in ein Grinsen verwandelte. „Ich glaube du würdest mit mir wenig Spaß haben.“, erklärte Lyr mit weiterhin freundlicher Miene und diesmal seufzte Arel kaum merklich. „Wieso denkst du das? Wenn es darum geht, dass du schlecht im Bett bist, dann kann ich dich beruhigen, dabei kommt es nur auf die richtige Erziehung an.“, gab sie breit lächelnd zurück und Lyr stieß den Atem aus. Nein… Lyr war nicht schlecht im Bett. Ganz im Gegenteil, das hatte Haley bereits in der Vergangenheit feststellen können. Sie errötete. Verdammt Nein! Nein! Nein! Denk nicht darüber nach, denk an was anderes Haley denk an… Eine Schlangengrube… Nein Haley, ganz schlechte Idee… Zu nah dran an… Aktivitäten… Denk an… Bergsteigen, ja, Bergsteigen… Oh wie gerne würde sie ihn jetzt berühren und von ihm berührt werden, wie gerne würde sie es sich jetzt gefallen lassen, wie er über Brüste streichelte und leckte und … Verdammt was war nur los mit ihr. Denk an… ‚Kampf…‘, half Nagalir ihr aus. Ja Kampf war gut, sie musste sich ganz dringend ablenken, also mit wem würde sie wohl als nächstes Kämpfen? „Der nächste Kampf findet statt zwischen…“, der Ringrichter zog einen Zettel aus der großen, Tombola artigen Trommel und faltete ihn auf. „Claire Rikazil und…“, der Ringrichter ließ den Würfel über den kleinen Tisch rollen, während ein Abbild der gewürfelten Seite durch Magie gut sichtbar in Übergröße in die Luft projiziert wurde. Der Würfel zeigte ein Schwert und der Ringrichter zog einen Zettel aus einer Schale, die neben der Tombola stand. „Haley … Mit dem pechschwarzen Höschen!“, erklärte er und ein Teil der männlichen Tribünenbesetzer grölte. Verdammt nochmal, das nächste Mal würde sie sich mit Nachnamen anmelden… Wie war sie auch auf die Schnapsidee gekommen sich nur mit ihrem Vornamen anzumelden. Warte mal… Ihre Gegnerin war Claire? Und sie machte sich Sorgen wegen der Farbe ihres Unterhöschens? Sie schluckte und ihr Blick wanderte zu Claire, die sie erst ebenso verblüfft anblickte, sie dann aber anlächelte und winkte. „Na dann… wünscht uns mal Glück…“, grinste Claire und wollte grade losgehen, als Lyr zu grinsen begann. „50 Silbersterne auf Haley!“, erklärte Lyr und Arel stieß einen enttäuschten Pfiff aus. „Pah, ich wette dagegen, deine Haley hat keine Chance gegen meine Claire.“, erklärte Arel und Haley seufzte. Typisch Männer. „Was heißt hier deine Claire?“, fragte Claire und fuhr Arel mit einem Finger zärtlich über die Brust. „Möchtest du dein Besitzrecht an mir bekunden?“, fragte sie mit zuckersüßer Stimme weiter. Arel hatte nur noch eine Chance. „Nein, ich meine natürlich… Streich das meine.“, entgegnete er etwas zu beschämt für ihren Geschmack. „Schade… Das hat mir gefallen.“, grinste sie und drehte sich zu Haley um. „Also? Gehen wir?“, fragte sie und grinste dabei breit. Haley schluckte und nickte. Dann schritten sie beide von der Tribüne herunter zu den Kampfrichtern.
Lyr grinste Arel an. „Die hat dich aber ganz schön im Wickel…“, erklärte Lyr kopfschüttelnd und lächelte ihn an. Arel stieß einen Seufzer aus. „Nein… Mich kann keine Frau fesseln.“, erklärte Arel, dessen Haltung im Vergleich zu eben wieder Selbstbewusst und aufrecht wirkte. „Na wenn du das sagst.“, gab Lyr zurück und schaute hinab in die Arena. „Haley wird sie trotzdem platt machen.“, erklärte Lyr und Arel schüttelte energisch den Kopf. „Gegen Claire hat niemand eine Chance… Sie ist eine wahnsinnig gute Kämpferin.“, entgegnete Arel grinsend und Lyr zuckte mit den Schultern. „Ist mir egal.“, gab Lyr lächelnd zurück und Arel schaute ihn irritiert an. „Was soll das heißen?“, fragte Arel und musterte Lyr ganz genau. „Es ist mir egal, wer von beiden gewinnt, Haley ist meine Gewinnerin.“, gab Lyr zurück und Arels Augenbrauen erhoben sich. „Und du erzählst mir, dass Claire mich am Wickel hat? Junge Guck dich an. Du bist so blind vor Liebe, dass du wesentliche Fakten übersiehst.“, zischte Arel und schüttelte dabei den Kopf. Lyr grinste nur. „Ich hab einfach nur Vertrauen in sie.“, gab Lyr zurück und schaute weiter in die Arena hinunter. „Im Endeffekt ist es ziemlich egal wer von ihnen beiden gewinnt, ich glaube wir haben die Wahl unserer Partner bereits getroffen.“, seufzte Lyr und Arel grinste leicht. „Da könnte was dran sein.“, stimmte Arel zu und Lyr wartete darauf, dass etwas geschah. „Wahnsinn… ihr seid es ja wirklich.“, erklärte eine Stimme hinter ihnen und Arel, wie auch Lyr drehten sich zeitgleich zu ihr herum. Vor ihnen stand eine junge Frau, vielleicht einen Kopf kleiner als Arel, sie hatte Kastanienbraunes Haar, was sie zu einem festen Zopf gebunden hatte, ihre Kleidung war dunkel gehalten und über dem, wahrscheinlich magisch verstärkten Lederharnisch lag eine Lederjacke. Auf ihrem Rücken hingen zwei Schwerter, ihr Gesicht hatte zwar weiche Züge, doch ihr Blick war fest und hart, neben ihr stand Alisa, die Lyr freundlich anlächelte. Lyr versuchte die Züge der jungen Frau einzuordnen, während Arel einen Schritt zurück tat. Offensichtlich hatte er sie erkannt. „Keira?“, stieß Arel aus und die junge Frau hob eine Hand. Sie bewegte die Finger zum Gruß, eine Geste, die er irgendwo her kannte. Dann dämmerte es ihm, als er in ihre braunen Augen sah, die ihn kritisch zu mustern schien. Nach seinem dritten Jahr bei der Inquisition hatte es noch ein Waisenkind gegeben, was zur Inquisition gebracht wurde um dort ausgebildet zu werden. Sie war Meisterin Uruthea unterstellt worden, einer wundervollen Frau, die Lyr, wenn er genauer darüber nachdachte immer wie eine Mutter war. Der Name des Mädchens war Keira. Sie hatten oft Prüfungen zusammen gemeistert, an seiner Seite hatte sie ihren ersten Werwolf getötet. Er war für sie eine Art Tutor gewesen. Ja, das traf es wohl am besten. Seltsam normalerweise konnte er sich ziemlich gut an Leute aus seiner Vergangenheit erinnern, jedoch hatte sie sich wahnsinnig verändert. Von dem Mädchen, dem er damals das Handwerk eines Inquisitors beigebracht hatte war nicht viel geblieben. Selbst die Haarfarbe war einen Tick anders als damals, alles was geblieben war waren ihre braunen Augen, die jedoch nicht mehr so groß und Wissbegierig wirkten wie damals sondern kühl und distanziert. „Warte mal… Die Keira? Du hast dich seit damals ganz schön verändert.“, erklärte Lyr mit deutlicher Überraschung in der Stimme und schaute ihr entgegen. „Es ist schön euch wieder zu sehen Meister Lyr und Arel, auch wenn ihr Verräter unserer Sache seid.“, entgegnete die junge Frau ruhig, wobei sie Arel deutlich mehr Aufmerksamkeit schenkte als Lyr. Wieso sollte sie auch nicht. Soweit er wusste War Arel selbst noch drei Jahre bei der Inquisition geblieben, als er verschwunden war. Lyr war der Verräter, der Arel dazu inspiriert hatte die Inquisition hinter sich zu lassen. Er wusste ganz genau, dass dieser Gedanke nicht stimmte, aber es war ein einfacher Gedankengang für sie, jetzt wo sie die beiden zusammen sah. „Ich habe niemanden verraten.“, gab Arel zu Lyrs Überraschung mit bitterem Unterton in der Stimme zurück. Keira blickte ihn durchdringend an. „Wie dem auch sei, jetzt seid ihr hier und ich bin es nicht, der euch nach dem Leben trachtet. Es interessiert mich nicht mal, dass ihr hier seid, aber es überrascht mich auch nicht wirklich, diejenigen, welche die Abtrünnigen jagen werden früher oder später zu demselben Schluss kommen. Ihr solltet gehen bevor einer der Priester auf euch trifft.“ Lyrs Gesichtszüge verfinsterten sich. Wenn ein Priester der Inquisition hier auftauchen würde, würde sich dieses Turnier als wahrer Albtraum herausstellen. Die Priester der Inquisition waren seelenlose Fanatiker, die im Sinne des Glaubens alles töteten, was auch nur eine schwache Gefahr für die Menschheit darstellen würde. Sie waren unterdessen die fähigsten Kämpfer der Inquisition. Nein. Gegen eine dieser Bestien zu kämpfen würde Lyr auf keinen Fall auf seine To do Liste schreiben, doch würde er sich nicht vor der Bestie retten können. Die Narbe an seiner Schulter kribbelte, an der er sich das Tattoo mit einem Messer von der Haut geschält hatte, was ihn als Teil der Inquisition ausgewiesen hatte, als er es noch war. Lyr war sich ziemlich sicher, dass sie seines magisch entfernt hatten, doch zu der Zeit zu der Lyr die Inquisition verlassen hatte, hatte sein Lehrmeister ihm lediglich ein altes, schartiges, nahezu stumpfes Messer gegeben und ihn höhnisch angegrinst. Ohne ein Wort zu sagen hatte Lyr das Messer genommen und damit begonnen sich das Fleisch von der Schulter zu schaben. Danach hatte er sich die Wunde mit einem glühenden Eisen ausgebrannt, damit sie nicht weiter blutete. Das war wahrscheinlich das erste und letzte Mal, dass er seinen Lehrmeister sprachlos gesehen hatte und es war jede Sekunde des Schmerzes, den er empfunden hatte wert gewesen. „Was tust du hier, wenn du nicht wegen uns hier bist? Ich ging davon aus, dass die Inquisition solche Veranstaltungen als unwürdig betrachtet.“, stellte Arel eine Frage und riss Lyr aus seinen Gedanken. Keira schnaubte verächtlich. „Ich hatte eben schon immer meinen eigenen Kopf, ich trage euch nichts nach. Ihr habt die Inquisition aus persönlichen Motiven verlassen, ich hingegen bin immer weiter aufgestiegen und bin nun hier um der Inquisition unter den Ungläubigen Ruhm und Ehre zuteilwerden zu lassen. Es sind viele Menschen hier, wenn ich das Turnier erstmal gewonnen habe werden viele aufbrechen um der Inquisition beizutreten.“, antwortete Keira mit einem Lächeln. Lyr runzelte die Stirn. „Ein verdammter Missionierungsauftrag? Ist das dein Ernst? Ich hatte dich für intelligenter gehalten.“, stieß Lyr bitter hervor und Alisa, welche die ganze Zeit über geschwiegen und ihn angestarrt hatte meldete sich zu Wort. „Sie zieht euch doch nur auf…“, erklärte Alisa und der knallharte und distanzierte Ausdruck in Keiras Gesicht verblasste und machte einer amüsierten Miene Platz. Lyrs Blick fixierte Keiras Miene, damit er Alisa ohne große Probleme weiter ignorieren konnte. Seit ihrer großmütigen Geste, Haley als Hure zu bezeichnen und nachdem sie seine Sachen durchwühlt hatte um Haleys Brief an ihn zu lesen. Ging er der vollbusigen Blonden so gut er konnte aus dem Weg. Eine Tatsache mit der sie offensichtlich nicht glücklich war, denn sie versuchte sich nach wie vor bei ihm zu profilieren und sich in sein Blickfeld zu drängen. Er betrachtete jede Fassette von Keiras Gesicht so ausführlich, dass sie rot anlief. „Was ist? Hab ich irgendwas im Gesicht?“, fragte sie mit deutlicher Irritation in der Stimme. „Nein. Ich versuche nur immer noch mit dem Gedanken klar zu kommen, wie du mit einem Schild in der Menge stehst und irgendwelchen bemitleidenswerten Bürgern versuchst den Kodex der Inquisition zu predigen.“ „Hey, so schlecht war die Idee doch jetzt wirklich nicht und du musst zugegeben, dass dich der Gedanke für einen Moment zum Lächeln gebracht hat.“, gab Keira mit hochgezogener Augenbraue zurück und schüttelte den Kopf. Lyr zuckte mit den Schultern. „Wer kämpft als nächstes?“, fragte Alisa mit geheucheltem Interesse. „Claire und Haley.“, antwortete Arel, der seinen Blick noch immer auf Keira gerichtet hielt, als wolle er den Moment in dem sie verhalten Lächelte ganz genau einfangen. Alisas Gesichtsfarbe wechselte innerhalb weniger Sekunden von Normal, auf bleich, dann auf Rot und letztendlich, als sie ihren unschönen Spruch den sie zweifelsohne wieder zum Thema Haley auf den Lippen gehabt hatte herunterschluckte wieder auf bleich. „Wow… Ich habe absolut keine Ahnung wer das ist.“, erklärte Keira und Lyr lächelte leicht. „Ich schätze das wirst du bald herausfinden. Es sei denn du ziehst einen Kampf gegen zwei Abtrünnige Inquisitoren vor.“, gab Lyr zurück und Keira lächelte leicht. „Aber ich würde mir doch nie einen Kampf zwischen Haley und Clark… Claire entgehen lassen.“, grinste sie, während Alisa auf Lyr zukam und er sie weiterhin mit meisterhafter Disziplin und Geduld ignorierte. Haley wäre stolz auf ihn. Seine Gedanken schweiften ab, als er zu hoffen begann, dass Claire Haley nicht zu schwer verletzte. Er hatte großes Vertrauen in Haley und ihre Fähigkeiten, doch wenn man sich die beiden in ihrer Art sich zu bewegen ansah wurde schnell klar, wer von beiden mehr Kampferfahrung hatte. Außerdem glaubte er nicht, dass Arel sich an jemanden ketten würde, den er beschützen musste. Tja… Nicht jeder hatte diesen aufdringlichen Beschützerinstinkt, den Lyr an den Tag legte und dem er die äußerst charmante und Nerv tötende Gesellschaft von Alisa verdankte. Das durfte man nicht falsch verstehen. Er war wirklich dankbar dafür gewesen, dass sie mit ihm gereist war und ihn von anderen Themen abgelenkt hatte, aber seit sie in dieser Stadt waren schien sie zu versuchen jede Art von Gesellschaft von ihm fern zu halten. Jedenfalls was das andere Geschlecht anging. Bei Haley war sie einfach zu weit gegangen und das ließ er sie jetzt spüren. Egal was andere dazu sagen mochten er würde sich nicht mehr mit Alisa umgeben, solange sie sich nicht ausführlich bei Haley für ihr Verhalten entschuldigt hatte. Keiras Blick wanderte kurz zu Arel, dann schaute sie verlegen weg. Nanu? Hatte sich zwischen den beiden etwas entwickelt nachdem Lyr die Inquisition verlassen hatten. Sie verhielten sich… Seltsam. Mit langsamen Schritten näherte sich Keira dem Rand der Tribüne und schaute in die Sandgrube hinunter. Arels Blick war nach wie vor auf sie gerichtet. Wenn es darum ging sie anzustarren hatte er ganz eindeutig einen Preis verdient, andererseits schienen seine Blicke ihr nicht unangenehm zu sein. Lyr beschloss auch das zu ignorieren. „Ähm… Lyr?“, fragte Alisa mit leiser, piepsiger Stimme und blickte ihn an. Es kostete Lyr eine Menge seiner Beherrschung nicht genervt auszuatmen. „Hm?“, gab er zurück, was so viel heißen sollte wie: ‚Ich höre‘. „Bist du immer noch sauer auf mich?“, fragte sie und Lyr dachte darüber nach. „Ich bin nicht sauer, es liegt auch nicht in meiner Verantwortung sauer zu sein. Haley war es, die du grundlos als Hure bezeichnet hast. Nicht mich.“, erklärte Lyr mit ruhiger und beherrschter Stimme, was ihn sogar noch mehr Selbstbeherrschung abverlangte. „Das war nicht grundlos.“, stellte sie klar, jedenfalls was sie anging. „Na da bin ich ja mal gespannt… Was hat Haley getan, was rechtfertigt, sie als Hure zu bezeichnen?“, stellte er eine Frage und Alisa atmete tief ein. „Naja… Sie hat mich dumm angemacht und versucht deine Ehre in den Dreck gezogen, weil sie mit dir geschlafen hat… Deshalb.“, gab sie zurück. Das war nicht nur unlogisch sondern auch dumm. Offensichtlich waren an den alten Legenden über Naturblonde Frauen doch etwas dran. „Dementsprechend ist jede Frau die mit mir schläft und dich nicht besonders gut leiden kann eine Hure? Diese Logik entzieht sich geringfügig meinem Verständnis.“, gab Lyr stirnrunzelnd zurück, seine Anspannung löste sich allmählich je mehr sich ihr Gespräch auf eine lächerliche Ebene begab. Als er aufblickte fing er Keiras überraschten Blick auf. „Ach du hast schon Sex? Ich bin ja stolz auf dich.“, erklärte Keira mit vor Schalk blitzenden Augen. Offensichtlich hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht das Gespräch zwischen Alisa und Lyr zu entschärfen. „Ich glaube das weißt du ziemlich genau.“, entgegnete Lyr sarkastisch und lächelte sie an. Alisas Blick sprach Bände, als sie Keira fassungslos anstarrte. „Du also auch?“, fragte sie mit einem arroganten Unterton und Keira machte eine unschuldig wirkende Geste. „Hey, das hast du jetzt aber komplett falsch verstanden…“, erklärte Keira grinsend. Schlag du dich doch mit ihr rum, dachte Lyr lächelnd. Keira warf Lyr einen finsteren Blick zu, den er mit einem Lächeln quittierte. Er begann wieder damit Alisa zu ignorieren, während sie mit neuerweckten Eifer auf Keira einredete. Das konnte ihre neue Lieblingsbeschäftigung werden, wenn er Alisa ignorierte schien die Welt um sie herum mit einem Schlag so ruhig und harmonisch. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Claire lächelte unruhig. Ihr erster Arenakampf und das ausgerechnet mit Haley, sie konnte es kaum erwarten. Erneut prüfte sie die Lage der Schwerter auf ihrem Rücken. Eine unsinnige Tat, da sie immer genau da lagen, wo sie gebraucht wurden, aber sie wollte einfach nicht in die Verlegenheit in einem gewerteten Kampf in ihrer Aufregung daneben zu greifen. Sie sog tief die Luft ein, während sie auf die Arena zuging, deren Tore sich in diesem Moment für sie öffneten. Sie konnte erkennen wie Haley sich aus ihrem Tor heraus in den Sand der Arena begab und lächelte, während sie selbstsicher einen Fuß vor den anderen setzte. Sie hatte sie kämpfen sehen. Und sie wusste, dass sie Haley besiegen konnte. Sie war schnell, geschickt und verfügte über gute Nahkampfkenntnisse, aber im Gegensatz zu ihr war sie ein Küken, immerhin hatte sie seit ihrem sechsten Lebensjahr in der Arena gekämpft. Verdammt, sie hatte gelernt Menschen zu töten, bevor sie lesen und schreiben konnte, bevor sie sich das erste Mal verliebt hatte und weit vor ihrem ersten Kuss. Kämpfen und töten waren zwei elementare Bestandteile ihres Daseins als Waffe. Als Waffe, die ihr Vater geschmiedet hatte. Sie biss die Zähne zusammen, als sie darüber nachdachte, dass ihr Vater sie vor ihrem ersten Date ihre Kindheit und auch ihre Unschuld geraubt hatte. Nicht in dem Sinne, dass er sie vergewaltigt hätte, nein, sie hatte ihre Unschuld verloren, als sie ihrem ersten Arenagegner die Kehle durchgeschnitten hatte, während dieser um Gnade gefleht hatte. Sie hatte es nicht genossen, sie hatte auch nicht getrauert, sie hatte es getan, als wäre es das normalste der Welt, als wäre es das, was von ihr erwartet wurde. Mit flinken Schritten näherte sie sich der Mitte der Arena, während ihre Füße etwas im Sand einsanken. Eine Variable mit der sie im Kampf rechnen musste. Sie nickte Haley freundlich zu, während sie, ihr gegenüber Stellung bezog und einen prüfenden Blick in Richtung Tribüne. Lyr schaute gespannt zu ihnen herunter, während der nerv tötende, blonde Hurrikan Alisa auf eine unbekannte Frau einredete, die schützend die Arme hob. Ihr Partner Arel starrte die Unbekannte an, statt auf sie zu achten. Ein kurzer, enttäuschter Gedanke, trübte ihren Verstand, doch sie kämpfte ihn nieder. Sollte Arel doch tun was er wollte. Sie war ein Schwert, Gefühle machten sie spröde und stumpf. Erneut sog sie tief den Atem ein, während sie Haley einen freundlichen Blick zuwarf, die unsicher von einem Fuß auf den Anderen trat. „Haley, ich will, dass du alles gibst, denn ich werde mich auch nicht zurück halten, lass uns denen da oben eine Show bieten, die sie so schnell nicht mehr vergessen.“, grinste sie und Haley schaute sie erstaunt an. „Sicher?“, fragte sie und schaute zur Tribüne, ihre nervöse Miene verfinsterte sich, als sie Alisa sah. „Okay, ich will, dass die blonde Katastrophe weiß, mit wem sie sich anlegt.“, schloss Haley und lächelte dann. Claire nickte grinsend, dann drehte sie sich um und schuf somit weiteren Abstand zwischen den beiden, während sie ihre Schwerter zog. Als das donnernde Horn erklang, was sie dazu aufzufordern endlich anzufangen, drehte sie sich um und blickte lächelnd zu Haley, die sie mit einer Mischung aus Widerwillen und Kampfeslust anblickte. Das anstachelnde Gefühl der Menge um sie herum, war also auch ihr nicht unbekannt. Sie hatte sich immer dafür gehasst, dass sie die Blicke auf ihrem Körper genoss, wenn sie tanzte und dabei den Tod brachte. Sie schloss die Augen und schaltete alles um sich herum aus. Nur sie und Haley. Als sie die Augen wieder öffnete stürmte sie auf Haley los, die innerhalb eines kurzen Augenblicks einen Speer in den Händen hielt. Claire ließ sich davon nicht beirren. Ihre Schwerter surrten durch die Luft, als sie eine vermeintliche Lücke in ihrer Verteidigung fand. Haley parierte die auf sie hinab donnernden Angriffe mit einiger Mühe, das war ihrem Gesicht anzusehen, als sie den Speer einsetzte um ihre Angriffe zu blocken. Ein Speer war keine Waffe mit der man parierte, die wurde genutzt um einen Gegner auf Abstand zu halten. Wenn der Gegner diesen Abstand bereits überbrückt hatte verlor ein Speer all seine Vorteile und diente nur noch als Stab. Doch Claire ließ ihr keine Zeit die Verteidigung zu senken um zum Angriff zu kommen. Ihre Klingen segelten von der mörderischen Kraft dahinter angetrieben, wie ein schneidender und tödlicher Hurikan durch die Luft und prasselten unnachgiebig auf Haleys Verteidigung. Claire sog scharf die Luft ein und sprang geistesgegenwärtig einen Schritt zurück, als Haley ihr Bewegungsmuster änderte. Haley war ihren heranrasenden Klingen mit einer tollkühn manövrierten Drehung ausgewichen und hatte dabei ihren Stab durch die Luft wirbeln lassen, sodass das stumpfe Ende des Stabs sichelförmig auf Claire zustieß, nur mit dem Unterschied, dass sie keinen Speer mehr in den Händen hielt sondern eine Waffe, die sie nur sehr selten zu Gesicht bekommen hatte, selbst im blutigen Gewerbe. Die Waffe, die sie in den Händen hielt, ähnelte einem kurzen Stab, wobei der Stab an sich nur als Griff diente. Der Stab ging an beiden Seiten nach einer Gesamtlänge von 2,5 Fuß in Parierstangen über die ihrerseits in zweischneidige Schwerter übergingen, sie trug ein Doppelschwert, dessen Klinge nur wenige Millimeter vor ihrer Brust vorbei glitt und dabei ein paar ihrer Haare durchtrennte, die federleicht zu Boden segelten. Sie konnte hören, wie das Publikum aufgrund Haleys Umstellung des Kampfstils aufjauchzte. Sie hatte sie ganz eindeutig unterschätzt. Sie befand sich jetzt in der Defensiven, während Haley begann die Klingen in einem geübten Tanz durch die Luft wirbeln zu lassen. Ein Grund dafür, dass niemand diese Waffen benutzte war, dass niemand mit ihr umgehen konnte, doch diejenigen die es konnten waren unvergleichliche Gegner, so jedenfalls lauteten die Geschichten. Nun das würden sie ja sehen, wobei Haley sich nicht schlecht zu halten schien. Die Klingen der Waffe wirbelten herum, zeichneten grobe Muster in die Luft, während sie rasend schnell rotierten und Claire immer weiter, Schritt für Schritt zurück wich, unfähig den Weg der wirbelnden Klingen voraus zu ahnen. Jetzt wusste sie, wie sich die meisten ihrer Gegner fühlen mussten, wenn sie einen guten Tag hatte. Claires Rücken stieß auf Wiederstand, verdammt. Sie musste handeln, am besten bevor sie in diesen zweischneidigen Häcksler geriet, also konzentrierte sie sich und kurz bevor die Klinge ihre Brust berührte und ihr Fleisch schneiden konnte blaffte sie ein ihr unbekanntes Wort. Sie konnte spüren wie eine gigantische Welle Magie von sich ausgang und Haley zurück stieß. Nicht nur ein Bisschen, nein Haleys Körper verlor tatsächlich den Kontakt zum Boden und segelte durch die Luft, als hätte man sie geworfen. Mit einem Schlag fühlte Claire sich kraftlos und taumelte, während sie von dem, was eben passiert war vollkommen überfordert war und einfach nur dabei zusah wie Haley kurz vor der entgegengesetzten Mauer der Arena im Sand landete und weiter der Wand entgegenkullerte, bis sie gegen den kalten Stein prallte und sich langsam fluchend wieder erhob. Sie hatte keine Ahnung, was sie grade getan hatte, aber offensichtlich hatte es funktioniert. Allerdings hatte es sie eine Menge Kraft gekostet und sie bezweifelte, dass sie selbst, wenn sie gewusst hätte, wie dieses Kunststück wiederholen sollte, dazu in der Lage gewesen wäre. Sie atmete schwer und kämpfte mit einer Ohnmacht, die sie einzuhüllen versuchte. Nein. Nicht mit ihr. Sie stieß ein Schwert als Stütze in den Sand und spürte wie sie unabhängig vom geringen Halt, den ihr die Klinge gewährte auf die Knie ging. Vor ihren Augen wurde es abwechselnd scharf und unscharf und ihr war übel. Kopfschmerzen hämmerten dicht hinter ihren Augen und sie fluchte, während sie sich mühte bei Bewusstsein zu bleiben. Mit aller Gewalt stützte sie sich auf das Schwert und erhob sich auf zwei wacklige Beine. Bei Gott, sie hatte sich noch nie so kraftlos gefühlt. Wenn es nach Arel ging hatte sie diese Art von Magie mindestens zwei Mal eingesetzt, einmal, als Arel gegen den Eisriesen gekämpft hatte und einmal als sie gegen die Dämonen getötet hatte, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie sich danach jemals so elend gefühlt hatte. Haley kam bereits wieder mit langsamen Schritten auf sie zu, das Doppelschwert in ihren Händen hatte sich wieder zu einem Speer geformt und in ihrem Gesicht lag… Besorgnis. Stimmt. Sie war keine typische Arenakämpferin, für Haley hatte Claire eine Bedeutung, auch wenn sie sich dieser nicht gewiss war. Und Haley hatte eine Bedeutung für Claire. Sie war nicht länger allein in der Arena, sie kämpfte nicht gegen jemanden, der sie um jeden Preis töten wollte. Sie kämpfte gegen eine Freundin und dass nicht mal um Leben und Tod. Das Publikum schrie nach Blut und Leid der Teilnehmer. Claire schloss kurz die Augen und warf einen Blick auf die Tribüne um sich herum. Überall standen die Leute und brüllten, hoben Wettscheine in die Höhe und schrien ihre Begeisterung heraus. Abstoßend. Lyr schaute noch immer auf die beiden herab, sein blick spiegelte ebenfalls eine gewisse Besorgnis wieder, während die Schlampe, die Arel so angegafft hatte fasziniert zu ihnen blickte. Arels Gesicht war bleich. Er war der Einzige der diese Art von Magie schon Mal von ihr gesehen hatte, doch er schien nicht von der Magie fassungslos zu sein, sondern davon, wie kraftlos sie wirkte. Verdammt. Sie durfte ihm keine Sorgen machen. Als sie das Schwert, was sie als Stütze genutzt hatte wieder aus dem Sand zog und begann wieder allein auf eigenen Beinen zu stehen jubelte das Publikum noch mehr und mit einem Mal änderte sich ihre Sicht. Bläuliche und rötliche Nebelschwaden schienen die Luft vor ihr zu beherrschen. An den Rändern der Arena verdichteten sich die Nebelschwaden und begannen sich allmählich aufzulösen. Magie. Reine Magie, wie sie außerhalb des Körpers existierte. Als ihr Blick wieder Haley fand sah sie das dunkelgrüne Glimmen ihrer Magie, was so aussah, als würde das dunkle Grün eine viel hellere und kräftigere Farbe überdecken. Mit einem Mal bewegten sich ihre Lippen und das letzte, was sie vom Nebel sah, war wie er sich auf sie zubewegte und sie umschmiegte. Mit einen überraschten Augenblinzeln und Aufjauchzen stellte sie fest, dass der Nebel um sie herum verschwunden war. Doch sie war auch stärker geworden. Sie fühlte sich mit einem Mal wieder so vital, dass sie Bäume hätte ausreißen können, wenn sie jemals dazu in der Lage gewesen wäre. Das ausreißen von Bäumen war kein geeignetes Verhalten für eine Dame. Sie sog tief die Luft ein und tat einen entschlossenen und festen Schritt auf Haley zu, die erleichtert zu sein schien, dass sie sich erholt zu haben schien. Claire blinzelte ihr mit einem Auge zu und Haleys Gesichtsausdruck wurde kurz zu einem Lächeln, dann wieder zu grimmiger Entschlossenheit. Show must go on. Claire grinste grimmig und hob die Schwerter um erneut auf Haley zu, zu rennen.
Haley lächelte wild, als Claire erneut auf sie zu raste, ihre kleine Kampfeinlage von eben schien ihr wohl etwas Respekt beigebracht zu haben, denn sie näherte sich vorsichtiger. Haley, die ihre vorherige Furcht vor dem Kampf abgelegt hatte hob den Speer. ‚Vorsicht, Magie, große Macht.‘, zischte Nagalir in ihrem Kopf, doch es war nicht nötig, sie hatte die magische Kraft am eigenen Leibe erlebt, die Claire ihr Eigen nennen konnte. Als Claire mit erhobenen Klingen auf sie zu sprang, stach sie zu und erwischte die Seite ihres Bauches. Die Speerspitze durchschnitt die glatte Oberfläche von Claires Outfit und Blut spritzte. Claire konnte in der Luft nicht manövrieren, also zog Haley die Kopf ein, verlagerte ihr Gewicht und nutzte den Speer als Schläger. Claires improvisierte Flugbahn verlagerte sich und sie stieß von Haley weg, die ihren eigenen Schwung für einen Sprung nach hinten nutzte. Abstand halten. „Bogen.“, sagte sie leise, während sich der Speer in Haleys Armen in einen Bogen verwandelte, deren Sehne sie anzog. Sofort materialisierte sich in ihren Fingern ein Pfeil aus schwarz-grüner Magie und schoss los, als sie die Sehne surrend los ließ. Der Pfeil flog um Haaresbreite an Claires Gesicht vorbei, die sie angrinste. Sie wollte einen Eindrucksvollen Kampf. Zu einem Eindrucksvollen Kampf gehörten Kollateralschäden, grinsen verfolgte sie wie der Pfeil an Claire vorbei rauschte und in der Mauer versank, dort eine kleine magische Explosion auslöste und dann damit begann den Stein der Wand wie Säure verätzte. Claire ließ sich nicht ablenken. „Nagalir, Schläger.“, stieß sie hervor und der Bogen verwandelte sich in eine wuchtige Keule, die sie schwang und Claire damit auf Abstand hielt. „Rapier.“, formten ihre Lippen das Wort, während sie über die im Sand steckende Keule sprang, direkt vor Claire landete und ihr jetzt mit einigen gezielten Rapiertstößen zusetzte. Claire wich den Klingen geschickt aus, doch konnte sie zwei Finten nicht hervorsehen, die sich einmal in ihre linke Schulter und dann in das Fleisch ihrer Seite bohrten. Offensichtlich nicht darüber erheitert, dass Haley ihr bereits Wunden zugefügt hatte, ließ Claire zwei schnelle Schwertschläge auf das Rapier einprasseln, dann zog sie einen Fuß nach links, als wolle sie eine Drehung folgen lassen, doch statt dessen entpuppte sich der Angriff als Finte und Haley spürte, wie sich die Klinge ihres links geführten Schwertes leicht in ihre Seite bohrte. Wie lange es wohl dauerte bis das blutgierige Publikum bemerkte, dass sie sich nur Oberflächliche Wunden zufügten? Bei Lyr und Arel hatte es echt genug gewirkt. Trotz der Oberflächlichkeit der Wunde tat sie trotzdem verdammt weh und Haley setzte drei schnelle Schläge zurück, die Claire sofort wieder überbrückte. „Schild.“, blaffte Haley und in ihren Händen bildete sich ein wuchtiger Schwerer Schild. Als Claires Klingen davon abglitten stieß Haley den Schild grinsend nach vorne und spürte wie er Claire erwischte und sie nach hinten taumeln ließ. „Fangklinge.“, stieß sie hervor und das Schild verwandelte sich in eine Sichelartige Schwertklinge, die auf Claire zuraste. Claire reagierte sofort, riss eines der Schwerter hoch um den Angriff zu blocken, doch erkannte sofort ihren Fehler. Die Klinge ihres Schwertes verfing sich in der Hakenförmigen Klinge und Haley zog. Das Schwert rutschte Claire aus der Hand und blieb einige Meter hinter Haley im Sand stecken. Claire fluchte und sprang einen Schritt zurück, doch Haley reagierte sofort, drehte eine Pirouette und ließ das Fangschwert von der anderen Seite auf Claire zu schwingen, doch diesmal reagierte Claire anders, sie sprang zurück wobei sie mit dem Geschick einer Kissentänzerin ihren Rücken in einer erotischen Art nach hinten wölbte so unter der Klinge hinwegtauchte und den kontrollierten Fall innerhalb einer Sekunde in einen Flikflak verwandelte. Haley staunte und Nagalir zischte in ihrer Hand. „Speer.“, sagte Haley und schon verwandelte sich die Fangklinge mit der sie nur wenige Manöver beherrschte wieder in den Speer, den sie wohl am besten von all den Waffen beherrschte mit denen sie trainiert hatte. Sie streckte den Speer wie einen Kampfstab hinter ihren Rücken aus, dann rannte sie auf Claire zu, die fordernd das Schwert hob. Haley streckte den Speer an ihrer rechten Seite aus und erhob ihn zum Stich. Claire ließ das Schwert durch die Luft gleiten. Die schneeweiße Klinge raste in einer halbkreisförmigen Bewegung auf Haleys Seite zu, geistesgegenwärtig hechtete sie an Claire vorbei und drehte den Speer in ihrer Hand in einen anderen Stoßwinkel und stieß zu. Kurz vor Haleys Kehle stoppte die Speerspitze, während Haley Claires Schwertklinge an ihrer Kehle spürte. Sie spürte wie ein warmes Rinnsal von der Stelle, an der die Klinge ihre Haut am Hals aufgeritzt hatte ihre Kehle hinunterrann und sie konnte sehen, wie an der Stelle an der Haley, Claire die Speerspitze an den Hals gedrückt hatte ein roter Tropfen erblühte. Beide Frauen atmeten schwer und als das Publikum tobte und schrie lächelten beide. „Der Kampf endet mit einem Unentschieden meine Damen und Herren!“, verkündete die Stimme des Ansagers und beide ließen die Waffen sinken. „Guter Kampf.“, schnaubte Claire und grinste. „Du bist besser als ich dachte.“, grinste sie dann und ließ ihr Schwert in die Rückenscheide gleiten, dann ging sie an Haley vorbei und zog ihr anderes Schwert aus dem Sand und ließ es in die Scheide gleiten. „Danke.“, lächelte sie, während sie sich umblickte und die jubelnde Menge betrachtete. Lyr lächelte und winkte ihr zu. Gut dass man es auf diese Entfernung nicht so gut sehen konnte, dass sie errötete. Als sie ihren Blick weiter durch die Menge streifen ließ schnappte sie nach Luft. „Hey Haley, alles in Ordnung, du bist… bleich geworden.“, begann Claire und als Haley nicht antwortete blickte sie in die gleiche Richtung, in die auch Haley blickte. „Der alte Mann da? Was ist mit ihm?“, fragte Claire und schaute wieder zu Haley. Ja, er war alt geworden, seine Gestalt war breitschultrig, groß und imposant. Kurzes schwarzes Haar lag auf seinem Kopf und ein akkurat gestützter Bart lag um sein Gesicht, die Seiten seines Kopfes ergrauten allmählich, was ihm etwas verwegenes gab, seine Augen waren die Dunkelheit selbst und als sich seine Mundwinkel hoben, als er bemerkt hatte, dass sie ihn anstarrte, hätte sie sich am liebsten übergeben. Das gleiche scheinheilige Grinsen, mit dem er ihr damals Blut abgenommen hatte und sie in kalte Räume gesperrt, sie an metallische Tische geschnallt hatte. Das gleiche scheinheilige Grinsen, was er hatte, als er ihr mit einem Skalpell Linien in die Haut geschnitzt hatte. Sie würde ihn ausstechen. Sie würde hier gewinnen und ihm das Artefakt unter der Nase wegschnappen und dann würde sie es vor seinen Augen zerstören. Verdammt nochmal, sie hasste ihren Vater. Es brauchte mehr Kraft und Willen, als sie dachte um den Blick von ihrem Vater abzuwenden, doch irgendwie gelang es ihr. „Gehen wir. Wir haben Wunden, die versorgt werden sollten.“, zischte Haley und Claire warf ihr einen beschämten Blick zu. „Haley… Hast du etwas dagegen, wenn Lyr meine Wunden versorgt?“, fragte sie und Haley hob die Augenbrauen? „Wieso? Ich meine du hast doch Arel…. Ich meine: Was sollte ich denn dagegen haben?“, stotterte sie unentschlossen und blickte sie an. Sie nickte in die Richtung der Tribüne. Als Haley den Blick umwandte sah sie warum. Arel unterhielt sich mit einer jungen Frau, nicht älter, als Haley selbst, die Blicke die er ihr dabei zuwarf hätte man ohne weiteres als obszön beschreiben können, während sie ihm ganz eindeutig schöne Augen machte. Haley sog tief die Luft ein, nur um sie dann wieder stoßartig los zu werden. „Nein, ich habe nichts dagegen.“, erklärte sie dann und schaute zu Claire, die ihr einen traurigen Blick zuwarf, dann nickte sie und ging voraus.
Die Luft war kühl und angenehm, während die Lichter in der Arena allmählich erloschen. Der Himmel über ihnen zeichnete sich zwischen noch dunkleren Wolken ab, die teilweise vom Mond angestrahlt wurden. „Na was machen wir jetzt?“, fragte Keira und fing sich sofort einen finsteren Blick von Alisa ein. „Ich werde mich wohl erstmal um Haleys Wunden kümmern.“, erklärte Lyr und sofort war Alisa mit einem missbilligenden Blick zur Stelle. „Was?“, fragte Lyr finster und Alisa zuckte zusammen. „Ich meine… Jemand, der so gut mit Kräutern umgehen kann wie Haley… Braucht dich doch bestimmt gar nicht.“, erklärte Alisa mit einem Zuckersüßen Lächeln. „Wann hast du dir das letzte Mal selbst eine Wunde genäht?“, fragte Lyr mit ruhiger Stimme und Alisa wurde bleich. „Also…“, begann sie und Lyr schüttelte den Kopf. „Es funktioniert, sehr gut sogar, aber nur solange die Wunde für dich sichtbar ist, schön ist es trotzdem nicht.“, erklärte Lyr leise und Keira klopfte ihr auf die Schulter. „Da hat er wohl Recht. Ich könnte mich anbieten Claires Wunden zu übernehmen. Meine letzte Lektion in Heilmagie ist zwar schon eine Weile her, aber ich denke ich bekomme das hin.“ „Das wird nicht nötig, sein, aber danke. Lyr wird meine Wunden übernehmen.“, erklang Claires Stimme hinter ihnen und Lyrs Blick huschte zu ihr. Haley stand direkt neben ihr und nickte leicht. Sein Blick schwenkte zu Arel, der schuldbewusst da stand. Er hatte während des ganzen Kampfes immer nur einen flüchtigen Blick in die Arena geworfen und sich ansonsten auf Keira konzentriert. Arel nickte beschämt und Lyr stieß den Atem aus. „Also gut… Dann lasst uns ins Gasthaus gehen, es sei denn ihr verblutet grade, ohne das es einer von uns mitbekommt.“, gab Lyr zurück und beide Frauen schüttelten die Köpfe. Alisa straffte die Schultern. „Ich werde mitkommen.“, erklärte sie, was sofort einen finsteren Ausdruck auf Haleys Gesicht sinken ließ. „Viel Erfolg dabei…“, erklärte Lyr und schloss sich den beiden Frauen an, die sich umgedreht hatten und bereits vorgingen.
„Hmm und was machen wir jetzt?“, fragte Keira und schaute sich zu Arel um, der etwas verträumt ins Leere starrte. Sie begann vor seiner Nase zu schnipsen. „Hey, wenn du schon träumen musst dann guck mir wenigstens auf die Titten so wie sich das gehört.“, grinste sie und schaute ihn an. Er schreckte auf. „Was? Titten?“, er lief rot an und trat dann auf, als hasste er sich für seine Reaktion. „Du hast dich wirklich kein Bisschen verändert.“, lachte sie und schüttelte den Kopf, wobei ihr Zopf leicht mitwippte. „Was denn? So lange ist das nun auch wieder nicht her.“, erklärte Arel und schaute Keira an. Sie überlegte und lächelte dann. „Doch… Viel zu lange… Warum bist du damals einfach weg gegangen?“, fragte sie und schaute ihn vorwurfsvoll an. „Weil ich es nicht mehr ausgehalten habe, davon abgesehen ist mein Meister beinahe hinter die Sache gekommen… Zwischen dir und mir…“, erklärte er und vermied es dabei sie anzusehen. „Das zwischen dir und mir? Was war denn da?“, fragte sie mit einem Mal patzig und schaute ihn finster an. „Du weißt schon… Unsere Beziehung.“, seufzte Arel und schaute Keira an. „Ach wir hatten eine Beziehung richtig… Und du bist einfach davon gelaufen, ohne etwas zu sagen. Und überhaupt, was wäre so schlimm daran gewesen, wenn Meister Tyril das mit uns herausgefunden hätte?“, stieß Keira hervor und stemmte die Hände in die Hüften. Er schaute weg. „Du weißt nicht, wie er war… wie er ist.“, erklärte Arel und schaute noch immer krampfhaft weg. „Ach nein? Dann sag es mir doch. Los, wie war er denn?“, stieß sie zwischen zusammen gebissenen Zähnen zusammen. Warum hatte er nur damit anfangen müssen? „Er war ein kranker Bastard!“, gab Arel laut zurück und schaute ihr jetzt in die Augen. „Ich bin gegangen, weil ich nicht mehr allein sein wollte, und ich wollte dich schützen.“, fügte er dann leiser hinzu, während Keiras Miene allmählich immer zorniger wurde. „Du warst nicht allein! Du hattest mich und ich kann gut auf mich selbst aufpassen!“, spie sie hervor, während sie versuchte ihm in die Augen zu sehen. Sein Blick schaute nicht in die Gegenwart, er blickte in die Vergangenheit auf das, was auch immer geschehen war. „Hättest du dich auch davor schützen können, dass Tyril dir im Dunkeln auflauert, nur um mir am nächsten Tag deinen Kopf auf einem Silbertablett zu servieren oder hättest du dich davor schützen können, hätte er mich gefoltert und gebrochen, damit ich dich selbst umbringe?“, erklärte er in sich gekehrt und mit ruhiger Stimme, während sein Blick noch immer in die Vergangenheit gerichtet war. Sie schaute ihn fest an, suchte in seinem Blick nach etwas, was ihr verriet, dass er log, doch da war nichts. Nur Trauer, Verbitterung und Schuld. Das konnte unmöglich stimmen. Sie kannte Meister Tyril, gut er war in sich gekehrt und ihre Meisterin hatte auch nie wirklich viel von ihm gehalten, aber trotzdem, sowas zu sagen ohne es beweisen zu können? Was nahm Arel sich da heraus. „Das kann nicht sein. Ich kenne Meister Tyril.“, war alles was sie heraus bekam. „Glaube mir… Ich kenne ihn besser.“, gab Arel zurück und lächelte dabei traurig. „Dann beweise es.“, gab Keira zurück und Arel schaute sie an. „Romala, Regard und Salar.“, sagte Arel und schaute ihr in die Augen. Er log nicht. Er hatte ihr drei Namen genannt. Romala war eines Morgens tot aufgefunden worden, bestialisch hingerichtet und ihr Kopf hatte gefehlt, als man sie gefunden hat. Regard war auf eine Mission gegangen und nie wieder gekommen und Salar… Salar war in einem Duell gegen Arel gestorben. Er hatte Arel zu einem Todeskampf herausgefordert. Etwas vollkommen Unübliches und vollkommen grundlos noch dazu, die beiden waren Freunde gewesen. „Was redest du da?“, stellte Keira die Frage und schaute Arel dabei immer noch in die Augen. „Romala war meine erste Freundin… Als mein Meister davon erfuhr wurde sie ermordet und ich hatte am nächsten morgen statt des Frühstücks ihren Kopf auf meinem Teller, mit einer Notiz auf der stand ‚Scharfe Klingen schneiden besser. – T‘, Regard war mein erster wirklicher Freund in der Inquisition, nachdem er auf seine Mission ging, hatte Tyril mich mit auf eine andere Mission genommen und als wir Regard dabei trafen hat Tyril ihm einfach sein Schwert in die Eingeweide gestoßen und mich angelächelt. Er hat damals gesagt: ‚Er hat mich angegriffen, los vergrabe seinen Leichnam.‘, dann war er gegangen. Salar… Tyril hat mich gefoltert, als er von der Freundschaft erfuhr, sechs Tage am Stück mit glühenden Eisen und Nahrungsentzug, als ich dann das Haus verlassen durfte hat mich Salar heraus gefordert.“, erzählte Arel ruhig und finster klingend. Keiras Augen verengten sich zu Schlitzen und sie musterte ihn sehr genau. Sagte er die Wahrheit? Log er sie an? Sie konnte es nicht sagen und ihm schien es irgendwie egal zu sein. „Selbst wenn es so gewesen wäre… Du hättest etwas sagen können… Ich wäre mit dir gekommen.“, erklärte sie und wusste, dass sie das wirklich getan hätte. „Du hast mir früher immer von deinen Träumen erzählt. Du wolltest eine große Inquisitorin werden, wolltest die Menschen beschützen, die nichts hatten und nichts geben konnten. Ein Ziel, was ich immer respektiert habe. Ein großes Ziel und ein Ziel was du nicht dafür aufgegeben hättest mit mir vor Schatten zu fliehen.“, entgegnete er und Keira dachte darüber nach. Ja… Diesen Traum hatte sie gehabt, sie hatte ihn auch heute noch, nur mit kleinen Änderungen. Sie wusste nun, dass man um Gutes zu tun nicht der Inquisition angehören musste. Was würde sie nur dafür geben, dass ihr Leben nur immer noch so unkompliziert sei, wie es das als Kind gewesen war. Sie wusste, dass er recht hatte, damals hätte sie das Leben als Inquisitorin nicht aufgegeben um mit ihm zu gehen. Seit damals war sie reifer geworden, sie hatte die grauen Roben des Novizen abgelegt und hatte das schwarze Gewand der Inquisitoren angelegt. Damals hatte sie gedacht, dass Arel sie verlassen hatte, weil er sie nicht mehr liebte und zu feige war um es ihr ins Gesicht zu sagen, doch wenn das, was er erzählt hatte tatsächlich der Wahrheit entsprach warf das ein völlig neues Bild auf ihn und ihre damalige Situation. Sie wäre damals nicht mit einem Priester der Inquisition fertig geworden, Hölle, sie war sich nicht mal sicher, ob sie heute mit einem solchen Gegner fertig werden würde. Aber eines war klar, wenn Arel die Wahrheit sprach, hatte er ihren Hass und ihre Worte nicht verdient. Schade, sie hatte Jahre darauf verwendet um die richtigen Worte zu finden um ihn zum Heulen zu bringen. Vielleicht ein anderes Mal. Sie stieß den Atem aus. „Wie dem auch sei… Wollen wir die ganze Nacht auf dieser Tribüne zubringen?“, fragte sie und Arel zog die Augenbrauen hoch. „Besser nicht. Lass uns langsam ins Gasthaus gehen.“, entgegnete er und zog sich den Mantel enger um den Körper. Arel hatte sich noch nie um Testosteronpunkte geschert, wenn ihm kalt war, dann war ihm kalt. „Ich würde zum Gasthaus zum gepfählten Einhorn gehen, weil ich den Namen witzig finde.“, erklärte Keira und grinste leicht. Arel lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich weiß etwas Besseres. Calvors Taverne.“, erklärte Arel und Keira zog eine enttäuschte Miene. „Was für ein langweiliger Name.“, gab sie enttäuscht klingend zurück und Arel lächelte leicht. „Dafür schmeckt dort sogar das Bier.“, entgegnete Arel ruhig und Keira grinste mit einem Mal. „Das Bier was mir schmeckt muss erst noch gebraut werden.“, erklärte sie grinsend. Sie hasste Bier, für sie war es das schlimmste Gebräu, was man einem Menschen vorsetzen konnte, aber in der Taverne würde es sicherlich noch etwas anderes geben. Als sie zusammen die Tribüne verließen trat ein hochgewachsener Mann aus dem Schatten einer Nische. Das Mondlicht fiel so, dass es das Abzeichen eines Priesters der Inquisition an der Schulter seines schneeweißen Priestergewands beleuchtete. Auf seinem wettergegerbten und von leichten Bartstoppeln bedeckten Gesicht legte sich ein Schmunzeln. „Der Gott gibt mir erneut einen Auftrag, gepriesen sei sein Befehl. Warte nur mein unartiger Schüler, ich werde dich die Bedeutung des Wortes Verrat lehren. Sehr bald.“, brachte Tyril mit einem breiten Grinsen hervor, ehe er wieder im Schatten der Tribüne verschwand.
Die Gasse lag bis auf kleine Flecken in Dunkelheit. Die kleinen Flecken Licht wurden von kleinen Lampen gespendet, die den Weg entlang befestigt waren. Wahrscheinlich war es ein Orientierungsmittel, damit Leute, welche Nachts in der Stadt umherwanderten nicht von den Wegen abkamen und plötzlich in dunkle Tiefen stürzte. Gar nicht blöd, wenn man bedachte, dass es einen Idioten gab, der eine Stadt in den Wolken erbaut hatte. Lyr war noch nicht ganz hinter die Magie gekommen, die diese Stadt im Himmel hielt, aber es war mehr, als Mensch bewerkstelligen konnte. Nein. Diese Magie musste von der Welt kommen und war wahrscheinlich einfach umgeleitet worden, sodass die Strömungen, die der magische Puls aussandte einander entgegen liefen und aufstiegen. Wahrscheinlich war er nicht der Einzige, der sich über sowas Gedanken machte. Hinter ihm gingen Haley und Claire her, die sich angeregt unterhielten, doch Lyr hörte ihnen nicht zu, sie würden bald den Platz der Prediger erreichen, der Tag und Nacht besetzt und erleuchtet war, von dort aus würde es nicht mehr weit bis zu Calvors Gasthof sein. Eine laute, klagende Stimme klang vom Platz der Prediger zu ihnen herüber und Lyr seufzte. „Sagt mir Brüder und Schwestern, habt ihr den Glauben in den Gott des reinigenden Feuers verloren? Eure Familien dort unter uns werden von Monstern bedroht, doch ich frage euch, ist das, das schlimmste, was dort herum läuft?“, stieß ein rotgewandeter Priester hervor und die Anhänger seines Glaubens streckten die Faust in den Himmel und riefen „NEIN!“ Der Priester nickte und hob beschwichtigend die Hände. „Nein das schlimmste sind jene die glauben Gottes Werk zu tun und den Menschen Geld dafür abnehmen, dass sie die Brut des Teufels töten. Ich sage euch, es ist nicht Gottes Wille! Monster müssen gereinigt werden im ewigen Feuer der Schöpfung, kein Jäger sollte Geld dafür nehmen, dass sie die Seelen derer verdammen, die nichts dafür konnten, dass sie in ihren Körpern geboren wurden. Wir von der Kirche des reinigenden Feuers verurteilen jene, die sich Jäger nennen. Von ihnen geht nichts Gutes aus, keiner von Ihnen versteht die Heiligkeit des Feuers und keiner von ihnen…“, der Priester hielt inne, als er Lyr, Haley und Claire sah. „Ah, wie ich sehe haben sie sich in unsere Messe geschlichen um uns zu unterwandern meine Brüder und Schwestern.“, rief er und der angeheizte Mob wandte sich zu ihnen um und wurde ganz eineutig unruhig. Er hasste religiöse Spinner. Mit Spinnern kam er klar, aber das Adjektiv war hier entscheidend, denn religiöse Spinner hielten an ihrer Idiotie fest, egal wie sehr man versuchte sie wach zu rütteln. „Sagt mir Jäger, wie ist es seine und die Seelen jener die man retten sollte zu verdammen.“, rief der Prediger hochmütig und Lyr schaute ihm entgegen. Sein Blick war unergründlich, er spürte wie Haley ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Komm lass uns gehen, das macht keinen Sinn.“, erklärte sie, doch Lyr hörte nicht auf, dem hochmütig grinsenden Priester entgegenzublicken. „Es ist ein unheimliches gutes Gefühl, davon könnt ihr mir ja ein Liedchen singen.“, erklärte Lyr lautstark und Haley, wie auch Claire schauten ihn etwas überrascht an. Doch ihre Überraschung war nichts, im Vergleich mit der des Priesters auf dem Podest. „Was wollt ihr damit sagen?!“, fragte dieser erregt und Lyr warf ihm einen kühlen und finsteren Blick zu. „Ihr steht da oben auf eurem Podest und erzählt, dass die reinigende Flamme den Leuten Schutz gibt. Jetzt frage ich euch… Wie viele Werwölfe habt ihr in eurer Laufbahn als Heiliger davon abgehalten einfache arme Dorfbewohner zu fressen? Wie viele Wechselbälger habt ihr verbrannt, wie viele Vampire geköpft und wie viele Flüche gebrochen? Wie viele Täter habt ihr Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Ich habe Monster viele grausame Dinge tun sehen, doch ich habe auch einen Eisriesen gesehen, der Menschen bei der Ernte half, einen Vampir, der ein Dorf vor Monstern schützte um jene zu schützen, die im Leben eine Bedeutung für ihn hatten. Ich habe Werwölfe gesehen, die sich selbst zu den Zeiten ihrer Verwandlung einkerkerten, sagt mir oh Pater des reinigenden Feuers wie oft habt ihr Menschen vor Monstern beschützt? Euer eigenes Leben unter das Anderer gestellt und wie oft, habt ihr den Armen bei der Ernte geholfen?“, entgegnete Lyr kalt und Haley blickte ihn etwas mehr als verblüfft an. Die Schaar der Gläubigen um das Podest herum begann nervös zu plappern, während der Priester unruhig von einem auf den anderen Fuß trat. „Also?“, fragte Lyr und diesmal warf er einen eiskalten Blick durch die Menge, direkt auf den Pfarrer, der sichtlich zusammen zuckte. Die Menge plapperte noch lauter durcheinander. Lyr hatte eben nicht nur gesagt, dass jeder Jäger seine Ideale höher hielt als dieser Priester, nein, er hatte auch gesagt, dass es da draußen Monster gab, deren Taten mehr waren als das, was dieser Priester hier leistete. „Es ist nicht meine Aufgabe das zu tun, ich…“, versuchte der Priester sich rauszureden. „Stand das in der Stellenbeschreibung? Sagt mir Priester, wenn es nicht eure Aufgabe ist eure Gläubigen vor dem, was ihr ihnen als schlecht verkauft zu beschützen? Wer ist es dann? Die Inquisition? Die Ritter des Ordens? Sagt mir Pater, wie oft habt ihr einen Fluch gebrochen, der einen kleinen, von seinen geliebten Sohn des Nachts in eine Bestie verwandelte? Was hätten die Inquisitoren und die Ordensritter mit dem Jungen gemacht? Ihn geheilt? Nein. Egal was sie getan hätten, es wäre damit ausgegangen, dass der Junge gestorben wäre.“, setzte Lyr nach und allmählich wurde das Geplapper der Gläubigen leiser, als sich deren Menge allmählich auflöste. „Das Schlimmste an solchen Veranstaltungen wie diesen ist es, dass man Idioten wie euch das Recht einräumt an das Volk zu sprechen und das eurem Wahnsinn hier eine Bühne geboten wird. Ihr seid nicht besser als Monster und ihr seid nicht besser als Jäger. Ihr seid kleine Kinder, die glauben nicht genug beachtet zu werden. Wenn ihr mich fragt, haben Idioten noch immer zu viel Aufmerksamkeit in dieser Welt.“, erklärte Lyr mit ruhiger Stimme und schüttelte den Kopf, während er weiter ging. „Ich glaube der Priester ist ziemlich angepisst.“, begann Haley, die zusammen mit Claire allmählich zu Lyr aufschloss. „Und wenn schon. Soll er mir doch seine Freunde auf den Hals hetzen, dann gibt es ein paar Idioten weniger auf der Welt.“, gab Lyr zurück und schien genervt von dem Gespräch mit dem Priester zu sein. „Sicher, dass du gegen eine so große Menge Idioten ankommst?“, fragte Haley mit hochgezogener Augenbraue. „So oder so, gibt es mindestens einen Idioten weniger auf der Welt.“, gab Lyr zurück und blickte starr geradeaus. So kannte sie ihn gar nicht. „Mach dir deshalb keine Gedanken. Wenn mir dieser Kerl seine Freunde auf den Hals hetzt, bin ich nicht derjenige der fällt. Ich habe noch das ein oder andere Ass im Ärmel.“, erklärte er mit einem finsteren Lächeln, während er seine Hände in den Taschen verschwinden ließ. „Na wenn du meinst…“, begann Haley und öffnete die Tür zum Gasthaus. Lyr lächelte ihr zu. „Nachdem ich eure Wunden versorgt habe bin ich euch wegen der Vorstellung eben wohl einen Drink schuldig oder?“, fragte Lyr, während er das nach abgestandenen Alkohol, Bier und betrunkenen Menschen riechende Gasthaus betrat. „Mindestens einen.“, grinste Haley ihm zu und ihr Lächeln verging sofort, als sie sah, das Alisa bereits auf sie wartete. „Diese Frau ist wie eine nerv tötende Waffe, die man in irgendeinem geheimen Regierungslabor gezüchtet hat… Sie ist immer da, wo man sie am wenigsten braucht. Warum konntest du sie nicht einfach in diesem Spinnennetz verbrennen lassen?“, seufzte Haley und Lyr zuckte mit den Schultern. „Das kam mir irgendwie falsch vor…“, lächelte Lyr zur Antwort. „Du brauchst dringend einen anderen moralischen Kompass.“, antwortete Haley und lächelte ihr zu. „Geht ihr schon mal aufs Zimmer, ich lenke die blonde Katastrophe ab.“, lächelte Claire und blinzelte ihnen zu, als sie sich an ihnen vorbei drückte.
„Hallo Alisa, na wie war ich?“, grinste Claire, während sie auf Alisa zuging, die sie irritiert anblickte und nebenbei versuchte an ihr vorbei zu spähen um einen Blick auf Lyr und Haley zu ergattern. „Ganz toll, was tun Lyr und die Hexe?“, fragte Alisa, die aufstand um an ihr vorbei auf Lyr zu zulaufen. Nur über ihre Leiche. Und Claire meinte tatsächlich ihre Leiche. „Haley ist verletzt und Lyr wird sich darum kümmern.“, erklärte Claire lächelnd und stellte sich Alisa furchtbar ungeschickt in den Weg. Das tat ihr jetzt aber auch leid. „Kannst du dich nicht um ihre Wunden kümmern?“, fragte Alisa und warf Haley, die langsam neben Lyr in Richtung Treppe ging, die ins obere Stockwerk und damit zu den Zimmern führte. „Nein… ich bin furchtbar ungeschickt und wenn ich Blut sehe…“, sie seufzte theatralisch und täuschte ein Stolpern vor, um sich am Arm der verdutzten Alisa fest zu halten, die grade im Begriff war an ihr vorbei zu gehen. „Ups… Ich bin so ungeschickt… tut mir leid.“, erklärte Claire und grinste dabei so unschuldig wie frisch gefallener Schnee. Alisa schaute sie finster an. „Was soll das… Lass mich vorbei, ich muss zu Lyr.“, erklärte sie mit der typischen dominanten Alisastimme. „Ich glaube Lyr wird schon allein mit Haley fertig.“, lächelte Claire, die sich auf einen Barhocker fallen ließ, wohl wissend, dass Lyr und Haley bereits außer Sicht waren. „Calvor… machst du mir kurz noch einen Apfelwein warm, ich geh noch kurz meine Wunden versorgen lassen.“, lächelte Claire dem betagten Mann hinter dem Tresen zu, der sie anlächelte und nickte, während er mit mehreren Flaschen hantierte. Claire streckte sich lasziv und genoss die schmachtenden Blicke der Männer um sie herum, die offensichtlich drauf und dran waren ihr zu folgen. Nicht gut. Sie dachte kurz nach und winkte Calvor heran, der sie fragend zu mustern begann. „Wenn ich bei den Treppen bin, ruf bitte laut eine Runde Freibier aus.“, flüsterte Claire und schob Calvor eine silbern glänzende Münze zu. Calvor schenkte ihr unter seinem Bart ein väterliches Lächeln. „Wird gemacht.“, gab er schmunzelnd zurück und nickte dabei. Mit langsamen Schritten ging sie auf das Treppenhaus zu und hörte wie mindestens drei Stühle vom Tisch weg rückten, pünktlich, als sie einen Fuß an die erste Treppenstufe legte erklang Calvors lauter Ausruf: „Eine Runde Freibier! Jeder von euch Pennern bekommt ein Bier aufs Haus!“ Claire lächelte, als sich massenhaft Stühle verrückten und alle Gäste sich im Raum ausbreiteten, denen die Claire verfolgen wollten, somit den Weg versperrten und Alisa davon abhielten ihr nach zu gehen. Das nächste Mal war wohl wirklich ein Drink für Calvor fällig. Mit schnellen Schritten erklomm sie die Treppe und legte ihren Weg zu Lyrs und Haleys Zimmer zurück. Sie klopfte schnell dreimal gegen die Tür, die Tür öffnete sich erst einen Spalt breit, dann vollständig, als Lyr, Claire sah.
„Aua, sei bitte ein bisschen vorsichtiger.“, seufzte Haley, während Lyr ihre Halswunde auswusch und dabei zärtlich lächelte. „Stell dich nicht so an, Claire hat deutlich schlimmere Wunden als du.“, erklärte Lyr ruhig und blickte zu Claire, die ihn geduldig anlächelte. „Die Wunde wird heilen, sie muss nicht genäht werden.“, lächelte er ruhig, während er das Tuch wieder und wieder über die Wunde tupfte. „Was ist das für ein Zeug an dem Tuch, es riecht wie Wasser, aber es hat einen anderen Effekt, als normales Wasser.“, hakte Haley nach, anscheinend hatte sie bemerkt, dass ihre Wunde allmählich mehr und mehr heilten, wenn Lyr das Tuch über die Wunde tupfte. „Das ist Wasser was ich mit magischen Beschwörungen der Heilenden Magie besprochen habe.“, erklärte Lyr und Haley starrte ihn an. „Ach sowas kannst du?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich kann so einiges, was du nicht weißt.“, entgegnete Lyr ruhig, während er kurz die Augen schloss. „Und noch mehr von dem ich weiß.“, gab Haley zurück und gestattete sich sein kurzes laszives Zwinkern. „Soll ich euch beide eine Zeit lang alleine lassen, dann kann der Doktor sich noch mehr von deinem Körper ansehen Haley.“, grinste Claire, natürlich hatte sie das Zwinkern gesehen und auf die für sie einzig mögliche Art und Weise interpretiert, auf die versaute. „Da gibt es nichts, was er nicht schon gesehen hätte.“, entgegnete Haley so schnell und instinktiv, dass sie erst zu spät mit bekam was sie gesagt hatte, sie errötete. „Ach ja? Wie wäre es mit Einzelheiten.“, grinste Claire ihr entgegen und Lyr schüttelte leicht den Kopf. „Die Wunde ist geschlossen. Claire? Du bist dran.“, erklärte er mit ruhiger Gelassenheit in der Stimme. „Oh hat der Doktor Lust, neue Weidegründe zu erforschen.“, grinste sie und begann damit ihre Kampfmontur abzulegen, bis sie nur noch Unterwäsche vor Lyr stand. Sie trug schwarze Reizwäsche, was nicht anders zu erwarten war, jedoch schien es sie zu enttäuschen, dass Lyr keine Miene verzog. „Deine Verletzungen sind weg.“, erklärte Lyr mit monotoner Stimme, als er ihren Körper ausgiebig betrachtet hatte. Zwar hatte sie seine Blicke offensichtlich genossen, jedoch waren sie weniger sexueller Natur als forschender Natur gewesen. „Was soll das heißen?“, fragte sie etwas verdutzt und schaute an sich herab. Sie hatte mindestens zwei blutende Wunden vom Kampf davon getragen, aber ihre Haut war genau so glatt und makellos wie vor dem Kampf. Nicht einmal Narben oder leichte Andeutungen von Wunden waren geblieben. „Das heißt, dass dein Körper wohl schneller heilt, als du dachtest.“, entgegnete Lyr ruhig und wandte sich wieder Haley zu, die ihn aus verblüfften Augen anblickte. Offensichtlich hatte sie erwartet, dass er Claire anstarren würde, jetzt wo sie halbnackt im Raum stand. „Was?“, fragte Lyr etwas irritiert, als er zu Haley blickte. „Nichts.“, entgegnete sie und Lyr schenkte ihr ein Lächeln. „Ich müsste mal meine Kleidung reparieren… Darf ich mir den Tisch dahinten dafür borgen?“, fragte Claire und Haley nickte, als sie noch immer halbnackt an ihr vorbei ging. Verdammt nochmal, wie konnte eine Frau nur so unverschämt gut aussehen. Lyr atmete tief ein und es kostete ihn erhebliche Mühe sie jetzt doch nicht anzustarren. Mit ruhigem Blick legte sie die Kleidung, die sie im Kampf getragen hatte auf den Tisch und breitete die Arme darüber aus, dann sprach sie mit ruhiger Stimme drei Worte, die Lyr nicht zuordnen konnte. Blutflecken verschwanden aus dem dunklen Stoff, noch dazu schlossen sich die eingerissenen oder aufgeschlitzten Stellen der Kleidung innerhalb kürzester Zeit. Lyr betrachtete die Kleidung auf dem Tisch mit zusammen gekniffenen Augen, er konnte darauf keinen Zauber oder etwas ähnliches entdecken, es wirkte wie ganz normale Kleidung, wenn man mal davon absah, dass sie zum Kämpfen maß geschneidert war und jede ihrer weiblichen Proportionen sehr erotisch unterstrich. Lyr schloss die Augen und atmete tief durch. ‚Verdammt nochmal, sie sieht gut aus, aber verwandle dich jetzt bitte nicht in einen sabbernden Idioten.‘, dachte er so ruhig er konnte, doch mit einem Mal spürte er etwas Warmes und sehr, sehr nacktes aus seiner Haut, als er die Augen öffnete, sah er wie sich Claire verführerisch an ihn schmiegte. „Na? Gefällt dir was du siehst?“, fragte sie wohl wissend, einen Nerv getroffen zu haben, ihren Oberkörper, hatte sie so an ihn gepresst, dass er den Blick nur ein paar Zentimeter von ihren Augen abwenden musste um in ihren Ausschnitt zu blicken. Er fasste sich so schnell er konnte und blickte zu Haley, der die beiden etwas genervt ansah. „Sicher, dass ich euch nicht alleine lassen soll?“, fragte Haley und klang dabei leicht erheitert. ‚Nein Lyr, denk nicht mal drüber nach. Sie ist eine Frau, sie kann dir jede Erlaubnis erteilen und danach trotzdem verflucht sauer auf dich sein.‘, hämmerte es in seinem Kopf und er warf Haley ein Lächeln zu. Im Kampf Claire gegen Haley, würde Haley für ihn gewinnen, egal was geschah. „Nein.“, erklang Lyrs Stimme entschlossener, als er es geplant hatte. Claire grinste ihn an und setzte einen Schritt zurück. Haley zuckte mit den Schultern und versuchte die beiden nicht anzusehen. Claire zog ihre frisch gereinigte und reparierte Kleidung wieder an. Verdammt der Stoff roch sogar wie frisch gewaschen. Diesen Zauber brauchte er unbedingt auch. Es nervte ihn immer noch, dass dieser verdammte schwarze Vampir seinen Lieblingsmantel zerrissen hatte. Er hatte ihn genäht, aber es sah trotzdem nicht mehr so gut aus wie zuvor. Wenn Lyr genau darüber dachte bestand der Mantel mittlerweile wahrscheinlich nur noch aus Nähten und Flicken, aber trotz allem ärgerte es Lyr, den Mantel weiter ruiniert zu haben. Immerhin war er ein Geschenk gewesen. „Ich werde dann mal wieder in mein Zimmer gehen und mir was anderes anziehen, treffen wir uns unten?“, lächelte Claire und Lyr dachte darüber nach. „Klar, wäre doch schade, wenn wir euren Kampf nicht feiern würden.“, lächelte Lyr und Haley stimmte ihm mit einem Lächeln und einem Nicken zu. „Also gut, dann bis gleich.“, grinste Claire und verschwand aus dem Raum. „Allmählich sollten wir darüber nachdenken Maklerprovision von Calvor zu verlangen, jeder, der dieses Gasthaus hier gesehen hat, will plötzlich hier wohnen, beziehungsweise tut es kurze Zeit später.“, begann Haley und Lyr grinste sie an. „Naja, kannst du dir mich als Makler in einem Nagelstreifenanzug vorstellen?“, fragte Lyr und legte dabei so viel Humor wie möglich in die Stimme. „Schwer, aber alles ist möglich. Wie wärs bei mir mit einem Business Kostüm?“, stellte sie die Gegenfrage und lächelte. „Ich glaube da draußen gibt es Outfits, die dir deutlich besser stehen.“, gab er zurück und nickte in Richtung ihres engen Kampfoutfits. Sie grinste bezaubernd und schlug ihm leicht gegen die Schulter. „Das du das sagen würdest hätte ich mir ja denken können. Lass uns runter gehen, Claire wartet bestimmt schon und hör auf, mich dir in Unterwäsche vorzustellen.“, grinste sie, griff sich ein Kissen von einem der Stühle und drückte es ihm ins Gesicht. Als sie es los lies fing Lyr es auf und als der Stoff seine Augen nicht mehr der Aussicht beraubten, stieß er ein überraschtes Seufzen aus. Haley hatte ihr Kampfgewand abgestreift und stand nun, nur mit Unterwäsche bedeckt vor ihm. Sie lächelte ihn schelmisch an, während sie sich umdrehte und zum Schrank bewegte, aus dem sie andere Klamotten zog. Verdammt nochmal. Er streckte, einer spontanen Begierde folgend seine Hand nach ihr aus, wollte ihre Haut auf der seinen Spüren und den Geschmack ihrer Lippen kosten, doch hielt er sich im letzten Moment davon ab und verkrümmte die Finger. Nein. Sie hatte sich entschieden und Lyr konnte sie nicht einfach anfassen, wie er es wollte, obwohl man ihre Handlung von eben eindeutig als Herausforderung hätte deuten können. Er biss die Zähne zusammen. Er würde nicht zulassen, dass sie mit ihm spielte, egal wie sehr er sie wollte, egal wie sehr ihn die zärtlichen Gefühle für sie in den Wahnsinn trieben. Er hob ihre Kampfmontur vom Boden auf und hängte sie über einen Stuhl. Er bereute es sofort, nicht nur, dass dieses Zimmer generell nach ihr roch, roch ihre Kleidung noch intensiver nach ihr und er biss die Zähne zusammen. Der Geruch war betörend, weiblich und verführerisch verlockend. Verdammt, reiß dich zusammen. Er schloss kurz die Augen und dachte darüber nach was er jetzt am besten tun sollte. Er hielt es aus dem Grund seines Herzens für eine wahnsinnig schlechte Idee sich auf sie zu stürzen und sich über sie her zu machen. „Manchmal bist du wirklich nicht fair.“, erklärte er ohne es wirklich mitzubekommen. Sie wandte sich mit einem fragenden Laut zu ihm um und lächelte leicht. „Was meinst du?“, fragte sie irritiert, während sie sich wieder eine Hose anzog und sich ein Top überstreifte. Er schaute sie ruhig an, er kaufte ihr die Rolle der Unschuldigen keinen Augenblick lang ab. Was wollte sie damit bezwecken, wenn er sie schon nicht anfassen durfte? Dass sie mindestens genau so viel zu bieten hatte wie Claire? Verdammt nochmal, das wusste er doch schon längst. Claire war ihm egal, auch wenn er sie körperlich ansprechend fand, würde sie nie mit ihr mithalten können. Bei Alisa war es ähnlich gewesen. Sie war hübsch, aber sie war einfach nicht klug, sie hatte nicht diesen Humor, sie war einfach nicht Haley. Und jetzt? Sollte er es ihr sagen? Nein, sie würde ihn ansehen, als wäre er ein Idiot und dann würde sie ihn auslachen. Sie hatte ihre Gründe, aus denen sie damals abgehauen war und er musste das respektieren. So oder so. „Wir sehen uns unten.“, brachte er gequält hervor und ging an ihr vorbei. „Hey ist alles in Ordnung?“, fragte sie mit gespielter Besorgnis. Er hätte am liebsten auf irgendetwas Hartes eingeschlagen, vorzugsweise mit seinem Schädel. „Bestens.“, schnaubte er und riss die Tür auf, ehe er einen Seufzer ausstieß, als er ihren Geruch nicht mehr so stark wahrnehmen konnte. Ein Hoch auf den menschlichen Geruchssinn. Hätte er den eines Hundes besessen wäre er wahrscheinlich komplett durchgedreht. Manche Dinge waren einfach nicht fair. Von jetzt an, würde sie keine Spezialbehandlung mehr von ihm zu erwarten haben. Er war kein Spielzeug entweder sie wollte ihn oder eben nicht, aber er würde nicht zulassen, dass sie mit ihm spielte. Nicht einen Augenblick. Als er zähneknirschend die Treppe hinunter stieg hatte er einen Entschluss gefasst. Es war sinnlos auf sie zu warten.
Lyr setzte sich mit genervtem Blick an die Bar und winkte Calvor zu, der grinsend auf einen der hinteren Tische zeigte. Als Lyr sich umwandte wurde ihm je die Luft aus den Lungen gedrückt, als geschätzte 60 Kilo Alisa auf ihm landeten und ihm die Arme um den Hals schlangen. „Lyr, da bist du ja endlich, ich hab mir schon Sorgen gemacht.“, erklärte das blonde Massaker, jeglicher Vernunft und strahlte ihn dabei an. Wow. Lyr stieß den Rest seines Atems aus, als er sich allmählich gegen das Gewicht der blonden Versuchung stemmte und sich wieder komplett aufrichtete. Sie klebte an seiner Brust wie ein Blutegel. Na klasse. Lyr holte tief Luft und sprach die nachfolgenden Worte mit einer ruhigen Deutlichkeit, sodass Alisa zu ihm auf blickte. „Kein Grund sich Sorgen zu machen.“, erklärte er finster und Alisas Gewicht schwand allmählich von ihm. „Calvor, wieviel hat sie bisher getrunken?“, fragte er und nickte zu Alisa, die ziemlich beschwipst wirkte. Calvor zuckte mit den Schultern. „Drei Krüge Apfelwein oder so.“, erklärte er und Lyr nickte. „Heute kein Alkohol mehr für dich.“, erklärte Lyr ruhig und wandte sich dabei an Alisa. „Aber warum denn?“, fragte sie empört und fixierte ihn mit ihrem Blick. „Wenn du nach drei Krügen schon anfängst mich anzuspringen möchte ich nicht wissen, was du nach sechs Krügen tust.“, erklärte Lyr und ging an ihr vorbei. „Calvor? Machst du mir einen heißen Apfelwein?“, hakte er nach, während er auf Claires Tisch zuging. „Klar doch Jungchen.“, gab der Wirt zurück und Lyr nickte leicht, während er sich weiter den Weg zu Claires Tisch bahnte, an dem sich zwei massige Typen nieder gelassen hatten, die auf Claire einzureden schienen. Lyr stieß einen Seufzer aus, als er Fetzen des Gesprächs auffing. „Na komm schon Kleine, du willst mich, dass weißt du.“, grölte der Typ, der sich links von ihr postiert hatte, offensichtlich schon mächtig angeheitert. „Geh einfach und keiner wird verletzt.“, gab Claire mit einem entwaffnenden Lächeln zurück. Lyr gähnte und setzte sich in Alisas Begleitung, die hinter ihm stand zwischen die beiden Muskelpakete. „Ist hier noch frei?“, fragte er lächelnd und Claire lächelte. „Klar doch.“, lächelte sie, während die beiden Muskelpakete genervt „Nein!“, brüllten. „Okay, danke für den Platz.“, erklärte Lyr und konnte spüren wie sich Alisas Finger in die Stuhllehne gruben, und sich ihre Hautfarbe von Bleich zu leichenblass veränderte. Mit einer Ruhe, die wohl selbst Idioten auf dieser verdammten Himmelsinsel erstaunt hätte, lächelte Lyr während er die beiden Muskelpakete musterte. „Hi mein Name ist Lyr, wie sind eure werten Namen?“, fragte er mit einem Unterton, der so viel verriet wie: ‚Sagt jetzt das Falsche und eure Köpfe landen unsanft auf der Tischplatte.‘ „Mein Name ist: Prügel dich ins Koma, wenn du nicht gleich verschwindest.“, knurrte der eine und Lyr zog eine Augenbraue hoch. „Ziemlich beschissener Name, kein Wunder, dass jede Frau an deinen zärtlichen Absichten zweifelt.“, gab Lyr zurück, weiterhin die Ruhe die in Person. „Alter ich kill dich!“, brüllte der Andere und Lyr lächelte ihm zu und reichte ihm die Hand. „Hi, mein Name ist wie bereits gesagt Lyr.“, erklärte er und Claire vergrub das Gesicht in den Händen. Sie lachte. Die beiden Muskelpakete, schauten erst sie und dann Alisa an, die hinter Lyr stand und totenbleich war. „Man die hat aber auch ganz ordentlich Holz vor der Hütte.“, erklärte ‚Prügel dich ins Koma‘, während er Alisa begaffte, die einen Schritt rückwärts tat. „Warte nur, wenn wir deinen Freund hier in den Boden gerammt haben, kümmern wir uns um dich.“, grinste ‚Alter ich kill dich‘ und entblößte dabei ein Mund voller Zahnlücken, während er begann Lyr anzusehen und mit den Fingern zu Knacken. „Lyr, pass auf…“, wimmerte Alisa unruhig und griff so stark in die Lehne des Stuhls, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. „Nehmt es mir nicht übel, aber diese Geste…“, begann er und nickte zum Fingerknöchelknackenden ‚Alter ich kill dich‘ – „Lässt mich auch allmählich an euren zärtlichen Absichten zweifeln.“, vollendete Lyr den Satz und wich ‚Alter ich kill dich’s Faust aus, packte sie, zog seinen Arm an sich heran und ließ seinen Arm mit brutaler Gewalt von unten gegen ihn krachen. Knirschend quittierte der Knochen den Dienst, als er brach und ‚Alter ich kill dich‘ brüllte Schmerzerfüllt auf. Lyrs Blick war unterdessen noch immer vollkommen ruhig. „Alter…?“, brachte ‚Prügel dich ins Koma‘ ungläubig hervor und starrte den, in einem unnatürlichen Winkel herabhängenden Arm seines Kumpanen an. „Das sollte behandelt werden.“, gab Lyr mit besorgter Stimme von sich und schaute den gebrochenen Arm besorgt an. „Halt die Fresse Mann!“, meldete sich ‚Prügel dich ins Koma‘ kontaktfreudig zu Wort und schlug ebenfalls nach Lyr, der sich in diesem Moment von seinem Stuhl erhob, und einen Schritt zur Seite tat. Seine Faust ging ins Leere und Lyr streckte sich gähnend. „Manchmal muss man sich einfach strecken oder?“, fragte Lyr und öffnete wieder die Augen. „Sie sollten wirklich aufpassen wo sie hinschlagen, sonst könnte es sein, dass Sie Opfer des gleichen Unfalls werden, wie ihr Freund.“, erklärte Lyr, der erst ‚Prügel dich ins Koma‘ und anblickte und dann zu ‚Alter ich kill dich‘ herüber nickte, der wimmernd seinen Arm umklammert hielt. ‚Prügel dich ins Koma‘ blickte Lyr hasserfüllt an und Lyrs freundliche Fassade verschwand. „Noch habt ihr die Chance einfach zu gehen, bevor ihr euch weh tut, ich würde euch empfehlen diese zu ergreifen.“, erklärte Lyr mit einer eiskalten Stimme und blickte die beiden finster an. Sein Blick verriet die blanke Mordlust und ‚Prügel dich ins Koma sprang erschrocken auf, packte seinen Freund und stützte ihn, ehe er sich mit ihm aus dem Staub machte. „Manchmal versagt die Diplomatie trotz der guten Ansätze kläglich.“, seufzte Lyr und verhaltener Applaus stieg von allen Seiten auf. Lyr schaute sich etwas irritiert um und erblickte Haley, die grinsend hinter Alisa stand und ebenfalls klatschte. Lyr warf ihr einen misstrauischen Blick zu. „Du hattest schon immer ein unleugbares Talent zur Schlichtung von Barstreitigkeiten.“, lächelte Haley und Alisa vor ihr schreckte zusammen. Als sie ihren Blick zu ihr wandte stand purer Hass in ihren Zügen. „Beruhig dich Prinzesschen“, seufzte Haley und ging an ihr vorbei, sie setzte sich an den Platz links von Lyr auf dem bis eben noch einer der Idioten gesessen hatte. Alisa setzte sich wortlos auf den anderen und beäugte Haley erst misstrauisch, dann jedoch fand ihr Blick Lyr und sie entspannte sich sichtlich, als sie mal wieder komplett in ihrer Beobachtung zu versinken schien. Diese Frau war wirklich unheimlich. Lyr stieß einen Seufzer aus. „Sorry, ich wollte nicht so eine Szene machen, aber solche Idioten regen mich einfach auf.“, erklärte er und brach das Schweigen. Claire winkte ab. „Schon okay, ich fand es witzig.“, entgegnete Claire lächelnd und mit einem Mal richtete sich Alisas Zornesblick auf sie. „Wow, könntest du bitte deinen Wachhund zurück pfeifen?“, fragte Claire und hob abwehrend die Hände. „Lass den Scheiß Alisa.“, versuchte es Lyr und Alisa schaute ihn verstört darüber, als Wachhund bezeichnet worden zu sein an. Offensichtlich war sie noch verstörter darüber, dass sie der Ansage von Lyr gefolgt hatte. „Fein.“, seufzte Lyr und schüttelte den Kopf, als Alisas Gesicht eine deutliche Röte annahm. Haley kicherte und auch Claire konnte sich eines kurzen Auflachens nicht erwehren. In diesem Moment tat es ihm tatsächlich etwas Leid für Alisa, aber sie war selbst dran schuld. Lyr schaute zu Haley und sein Blick fixierte für einen kurzen, aber achtlosen Moment ihre Lippen. Verdammt Lyr, hör auf zu träumen. Dicht neben ihm wurde ein Krug abgestellt. „Hier Junge, der geht aufs Haus.“, erklärte Calvor, der ihn angrinste, anscheinend waren ihm die beiden Vollpfosten bereits seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge gewesen, allerdings zeichnete sich Calvor in solchen Dingen mit einer nahezu unerschöpflichen Geduld aus. „Nicht nötig, ich müsste lügen, würde ich sagen, dass nicht auch Schädlingsbeschäftigung zu meinem Berufszweig gehört, jedoch nimmt ein Jäger der auf Monster spezialisiert ist kein Geld, wenn er eine Ratte tötet.“, erklärte Lyr und schaute Calvor an, der unter seinem dichten Bart lächelte. „Ratten können echte Monster sein, wenn sie sich im falschen Raum aufhalten.“, erklärten Calvor und Haley zeitgleich wie aus einem Munde. Lyr stutzte bei dieser Aktion und Calvor lachte laut. „Anscheinend will sich die junge Dame auch einen Krug aufs Haus verdienen.“, lachte er und schaute Haley etwas genauer an. Lyr folgte seinem Beispiel. Sie war so schön, dass es wehtat. Was wohl aus den beiden geworden wäre, hätte er sie damals beschützen können? Lyr musste sich dagegen wehren nicht den Kopf zu schütteln. Nicht darüber nachdenken. Das würde es nicht besser machen. Eher schlimmer. Er stieß den Atem aus und kippte seinen Apfelwein herunter und erhob sich. Er brauchte frische Luft. „Wo willst du hin?“, fragte Alisa und beäugte ihn interessiert ihn überall hin zu begleiten. „Ich muss an die frische Luft.“, schnaubte er und hielt es nicht für nötig mehr zu sagen. „Ich sollte dich begleiten.“, erklärte Alisa mit all dem Eifer zu dem eine Frau fähig war. „Nein, solltest du nicht.“, gab er zurück und klang dabei kalt, während er das Geld für seinen Apfelwein auf den Tisch legte. Er hatte ein paar Idioten vertrieben. Das war keinen Krug Apfelwein wert. Ohne ein weiteres Wort zu sagen ließ er Haley und Claire sitzen, die ihn etwas verdutzt anblickten. Alisa hingegen zeigte offenkundige Empörung darüber eiskalt abserviert worden zu sein. Einmal ist immer das erste Mal, dass selbst eine Intelligenzbestie wie Alisa Ablehnung kapierte. Er stapfte zum Ausgang, riss die Tür auf und begrüßte die kühle Nachtluft, die sein Gemüt etwas herunter kühlte. Am liebsten hätte er geschrien um seiner Wut und Enttäuschung Luft zu machen, doch er riss sich zusammen. „Hey Lyr, ist alles in Ordnung?“, hörte er Haleys Stimme dich hinter sich, sie musste ihm nachgelaufen sein. „Bestens.“, erklärte er, dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Die Nachtluft blies ihm ins Gesicht, doch Lyr spürte sie kaum. Leichter Nieselregen prasselte auf die Erde hinab und ließ ihm die Kälte bis in die Knochen sickern, jedoch war ihm all das egal. Er liebte Haley, sie zu verlieren zählte er ohne Einschränkungen zu den schlimmsten Dingen, die ihm in seinem Leben wiederfahren waren und er hatte schon deutlich schlimmeres erlebt als von einem schwarzen Vampir gekratzt und gebissen zu werden. Als er sie hier in dieser Stadt wieder gesehen hatte, hatte er sich Hoffnungen gemacht, sie doch nicht komplett verloren zu haben, aber es war vorbei. Der Regen wurde kräftiger und zum ersten Mal war er dankbar für den starken Regen, denn so waren die Tränen, die ihm ungehindert über die Züge glitten schwerer zu erkennen. Es wurde Zeit, dass er mit diesem Teil seines Lebens abschloss. Mit dem glücklichsten Teil seines Lebens, der aus vielleicht einem Monat an der Seite von Haley bestanden hatte. Er liebte sie, das konnte er sich mittlerweile ungehindert eingestehen und es tat jedes Mal weh sie zu sehen und nicht berühren zu können. Vielleicht konnte er ihr Freund sein, einfach nur ein Freund. Aber es würde lange dauern, bis es nicht mehr schmerzte sie zu sehen. Sein Atem zeichnete sich als leichter Nebelschleier vor seinem Gesicht ab und er seufzte gequält auf, sich selbst dafür verfluchen, dass er so weinerlich war. Seine Füße trugen ihn zu einem der großen Trainingsplätze und als er dessen Zentrum erreicht hatte sog er tief den Atem ein. Geistesabwesend zeichnete er ein Symbol in die Luft. Magie prickelte in seinen Fingerspitzen, von seiner Trauer angestachelt und zog das Symbol in rötlich fluoreszierendem Licht nach. Eine Feuerwand bildete sich vor ihm und verschwand gleich darauf wieder. Seine Emotionen hatten sich schon immer auf seine Magie ausgewirkt. Ob das nun positiv oder negativ war, mochten andere entscheiden, doch er fühlte sich deutlich besser, wenn sein Stress und seine negative Energie in Form von Magie verpuffte, statt ihn immer weiter aufzuregen. Am liebsten hätte er etwas oder jemanden tot geprügelt aber zu ihrem eigenen Glück mochten sich die Meisten nicht bei Nacht hier draußen herumtreiben um ihn aufzuregen. „Eine schöne Nacht nicht wahr?“, erklang eine ältere Männerstimme neben ihm. Nun, Ausnahmen bestätigten die Regel. „Es ist dunkel, kalt und es pisst… Ja unwiderstehlich.“, gab Lyr zurück ohne sich umzusehen. „Jede Nacht ist ein Kunstwerk einer unnachahmlichen Künstlerin.“, entgegnete die Stimme und Lyr dachte darüber nach. „Mag sein, aber ich bevorzuge Kunstwerke in denen ich mir nicht den Arsch abfriere.“, erklärte Lyr melancholisch. Ein leises Lachen drang an ihn heran und zum ersten Mal blickte er sich um. Neben ihm stand ein großer Mann mit einem kantigen Gesicht, schwarzen Haaren und ergrauten Schläfen, er war in einen dicken und prunkvollen Mantel gehüllt, der ihn wohl größten Teils vom Regen bewahrte. „Was sollen sie von mir?“, fragte Lyr den Unbekannten und schaute auf den Trainingsplatz hinaus. „Ich will reden.“, erklang seine Stimme und Lyr stieß den Atem aus. „Worüber?“, erkundigte sich Lyr kurz angebunden ihm war nun wirklich nicht nach einem kleinen Gespräch zwischen Unbekannten. „Über deine Zukunft.“, erklärte der Mann und Lyr schnaubte. Was sollte das werden? Ein Jobangebot? Er schaute zu ihm herüber. „Verschwinde von hier und nimm deine Freunde mit, dieses Turnier wird euer Tod sein.“, erklärte der Mann und Lyr verzog das Gesicht. Natürlich. „Lass mich raten, wenn wir nicht verschwinden werden wir den Tod finden ehe das Turnier überhaupt richtig begonnen hat?“, fragte Lyr mit genervter Stimme. Er war es so leid, dass ihm die Leute drohten. „Exakt.“, erklärte die amüsierte Stimme des Mannes und er tat ein paar Schritte zurück. „Dann tu mal dein bestes. Ich bin nicht so einfach zu töten, wie du vielleicht glaubst.“, erklärte er und spürte im selben Moment mehrere erwärmte Luftzüge um sich herum. Ein Teleportationsportal? „Wie du möchtest, aber auch du hast unbewaffnet keine große Chance gegen so viele Ghouls.“, erklärte der Mann, lachte und verschwand, ehe der faulige Geruch der Untoten zu ihm hinüber wehte. „Idiot… Ein echter Jäger ist niemals unbewaffnet.“, erklärte er und zog zwei metallisch schimmernde Tomahawks unter seinem Mantel hervor. Die eine Waffe schimmerte in perfektem Silber, während die andere aus Stahl hergestellt worden zu sein schien. Er drehte sich um und als sich das Portal schloss sah er sich 12 Untoten gegenüber, die ihn mit Überraschung in den toten Augen betrachteten ehe sie ihn als Mahlzeit einstuften. Lyr sog tief die Luft ein. Immerhin war ihm nach einer Prügelei gewesen. Jetzt hatte er etwas, worauf er einschlagen konnte. Als die Ghouls sich in Bewegung setzten und den Abstand zwischen ihnen schnell verringerten warf Lyr das stählerne Tomahawk, welches er in der linken Hand trug in die Luft und zeichnete mit prickelnder, vor Wut, brennend heißer Magie ein verschlungenes Zeichen in die Luft. Ein mächtiger Windstoß traf ungefähr acht der Ghouls, die sich auf ihn zubewegten und warf sie zurück. Er fing das Tomahawk wieder auf und ließ es durch die Luft gleiten. Das Beil spaltete einen Ghoulschädel seitlich von der Schläfe an, während Lyr sich drehte um einem anderen Angreifer das zweite Tomahawk mit gewonnenem Schwung ebenfalls in den Schädel zu schlagen. Das silberne Beil verfehlte ihr Ziel nicht, jedoch zerteilte es den Schädel zischend in zwei Teile, Blut und Hirnmasse bespritzten Lyrs Mantel, doch er ließ sich nicht aufhalten. Mit unvergleichlicher Geschwindigkeit zeichnete seine linke Hand, die das fest steckende Stahlbeil los gelassen hatte ein Symbol in die Luft und der Sauerstoff vor ihm entzündete sich prasselnd. Den Schreien der Ghouls nach zu urteilen, hatten sie Feuer gefangen. Mit Gewalt trat Lyr auf den Ghoulschädel in dem das Tomahawk feststeckte. Der faulige Schädelknochen gab mit einem ekelhaft feuchten Knacken nach und Hirnmasse spritzte zu allen Seiten aus dem Schädel heraus. Gerade noch rechtzeitig. Er packte das stahl Tomahawk und spaltete die Stirn eines weiteren Ghoulschädels, der Feuer gefangen hatte. Lyr verpasste dem Körper der Kreatur einen Tritt, sodass er gegen seinen brennenden Kumpel stolperte und drosch diesem mit dem silbernen Tomahawk gezielt den Schädel ein. Lyr stieß die Luft aus, als sich die anderen acht Ghouls seiner Position verwirrt und langsam näherten. Knackend löste sich der Stahl des Beils aus dem Schädel eines toten Ghouls und Lyr zeichnete ein weiteres Symbol, was knisterndes Feuer entfachte und die Leichen verbrannte. Das letzte was er gebrauchen konnte waren noch mehr von diesen Biestern. Einer der Ghouls hatte seine Orientierung offensichtlich wieder gefunden denn er rannte mit einem gurgelndem Brüllen auf Lyr zu, der einfach einen Schritt zur Seite tat, dem rasenden Ghoul ein Bein stellte und dann mit aller Kraft auf den Schädel des am Boden liegenden Ghouls trat. Der Schädel krachte beim ersten Tritt beim zweiten zerbarst der Schädel komplett. Untote Knochen sind eben nicht so hart wie Lebendige. Bleiben noch Sieben. Lyr spuckte vor sich auf den Boden und ließ beide Tomahawks durch die Luft wirbeln. Erst würde er die Ghouls töten und feierlich verbrennen und dann würde er mit diesem Vollidioten den Boden aufwischen, sicher gehen, dass seine Zähne am Boden hafteten und ihn dann feierlich liegen lassen. Er musste sich nun wirklich nicht alles gefallen lassen. Denk nach Lyr, sieben Ghouls sind eine verdammte Menge. Wenn sie nacheinander angriffen war das okay, aber Ghouls waren Teamplayer, daher ging er nicht davon aus, dass sie sich kultiviert anstellen würden um von ihm in Stücke gehackt zu werden. Schade aber auch. Lyr stieß ein Schnauben aus, als seine Atmung sich allmählich wieder normalisierte. Die Ghouls gingen langsam auf ihn zu, beschnupperten ihn. Das geschah eher selten zwischen dem Geruch der Toten versuchten sie das Lebendige heraus zu filtern. Lyr hatte es nie verstanden. Ghouls ernährten sich normalerweise von Leichen, aber wenn sie einmal lebendiges Fleisch gegessen hatten schien ihnen dieses deutlich besser zu munden. Diese Ghouls waren darauf trainiert worden Menschenfleisch zu fressen, sie waren Killermaschinen ohne den geringsten Anflug von Gnade. Dieser verdammte Mistkerl hatte Ghouls eingefangen und sie mit lebendigen Menschen gefüttert. Also gut, so oder so, diese Viecher waren eine Gefahr für die Menschen der Stadt und zwei von ihnen machten Anstalten dem Geruch der Lebendigen nachzulaufen, der nicht vom Geruch von Totem Fleisch bedeckt wurde. Nicht mit ihm. Das stählerne Tomahawk wirbelte durch die Luft und spaltete den Schädel des ersten Ghouls, der sich umgewandt hatte. Nur noch sechs. Gut war, dass diese Viecher nicht besonders widerstandsfähig waren, wenn man wusste, wie man sie tötete. Ein weiterer interessanter Fakt war, dass man ihnen nicht genug Menschenfleisch zu fressen gegeben hatte, dass sie eine Metamorphose durchmachen konnten. Es waren Ghouls, keine Alghoule und das war gut für Lyr. Alghoule waren schneller, kräftiger und deutlich bösartiger als normale Ghouls. Für den Augenblick war er mit seinem Los zufrieden. Der zweite Ghoul, der sich abgewandt hatte und den Duft der Stadt einsog schien noch nicht überzeugt zu sein. Lyr seufzte und zog das kleine Kampfmesser, was zur Not immer in seinem Stiefel steckte. Er wusste, dass er es bereuen würde, aber irgendwas musste er tun. Er konnte nicht riskieren, dass diese Biester ihren Weg in die Stadt fanden. Er sog tief die von Blut- und Fäulnisgeruch geschwängerte Luft ein und ließ die Messerklinge über seinen Arm gleiten. Blutglitt an der Klinge entlang und tropfte zurück auf seinen Arm, als er die Schneide wieder zurück zog und in der Hand drehte um sie besser im Kampf nutzen zu können. Sofort hatten die Ghouls seine ungeteilte Aufmerksamkeit und sie begannen zu knurren, als sie sich auf ihn stürzten. Also gut. Dann lasst uns tanzen. Der erste Ghoul raste auf ihn zu, der zweite folgte dich dahinter. Lyr stieß einen wilden und bedauerlicherweise auch sinnlosen Kriegsschrei aus. Untote gehörten eher weniger zu der Art Monster, die sich mit sowas einschüchtern ließ. Schade eigentlich. Aber wenn er schon sterben musste dann, kämpfend und mit maximaler Lautstärke. Lyr hackte dem ersten Ghoul sein Silberbeil in den Schädel, während er zwei weiteren auswich und einem vierten mit aller Gewalt dort hin trat, wo ein gesunder Mann Eier hatte. Es zeigte keinen besonderen Effekt, aber die Wucht des Trittes war genug um den Ghoul zurück zu schleudern. Lyr riss das qualmende Silber des Beils aus dem gespaltenen Schädel und duckte sich unter etwas hindurch, was wohl anderen Kulturkreisen als fliegender Heiliger durchgegangen wäre, dann drehte er sich um die eigene Achse und drosch einem zweiten Ghoul das Tomahawk in den Kopf. Blut und Hirnmasse bespritzte ihn unbarmherzig, als das Beil im Kopf des tot zusammenbrechenden Ghouls stecken blieb. Ein Messer war besser als nichts. Er wich einer sich seitlich nähernden Ghoulklaue aus und stach zu. Die Messerklinge versank in der Schulter eines Ghouls, dann trat Lyr den Ghoul weg, der sich sofort wieder aufrichtete und brüllend zum Angriff überging. Lyr wich der Klaue aus, drehte sich um die eigene Achse, taumelte zur Seite und stieß dem Ghoul, dem er auswich dabei das Messer in die Schläfe. Der Ghoul brauchte etwas mehr Überzeugung zum Sterben, da der Angriff das Gehirn der Kreatur nicht zur Gänze zerstört hatte, deshalb ließ er das Messer los und wich einem anderen Ghoul aus. Noch vier. Er distanzierte sich mit schnellen Schritten zurück und überdachte seine Chancen. Noch vier Ghouls und er war mittlerweile unbewaffnet. Seine Chancen waren beschissen, aber er würde hier nicht das Handtuch werfen. Sein Blick wanderte kurz zu seinen Tomahawks, das eine steckte im Schädel eines Ghouls, der mitten im Zentrum der anderen Ghouls lag und das andere hatte kunstvoll schwebend den Schädel eines anderen Ghouls gespalten, der nur bedauerlicherweise außerhalb seiner Reichweite lag. Das Messer war die Waffe, die er wohl am besten wieder an sich bringen konnte. Also los. Die Ghouls gingen wieder zum Angriff über. Lyr fing den Arm eines Ghouls ab und wuchtete ihn über sich, ehe seine Klauen ihn streifen konnten, dann drosch er mit erstaunlicher Gewalt auf das Messer ein, was noch immer im Kopf eines der Ghouls steckte. Diesmal erfüllte er sein Ziel. Die Klinge bohrte sich tiefer in den Kopf der Bestie. Tief genug um den untoten Puls der Kreatur zu zerstören, bedauerlicherweise auch tief genug um aus seiner Reichweite zu sein. Verdammter Mist. Aber okay, blieben noch drei. Er wich einer scharfen Kralle aus, die haarscharf an ihm vorbei zischte und spürte wie sich eines dieser Biester auf seinen Rücken warf. Er konnte den heißen, fauligen Atem an seinem Hinterkopf spüren und fluchte, als er Kopf mit einem heftigen Ruck nach hinten warf. Er spürte wie die Zähne des Ghouls abbrachen, als dieser benommen nach hinten von ihm herab stürzte, weil er die Arme zum Angriff erhoben hatte. Er sprang einen Schritt zurück um einem weiteren Angriff zu entgehen zwei Ghouls vor ihm einer hinter ihm, der auf dem Boden lag und sich allmählich wieder erhob. Mit geschickten Fingern zog er weitere Symbole ins empfindliche Gefüge der Magie und eine verdichtete magische Membran umhüllte ihn, dünne Blitze zuckten um den Schild herum und als ihn die Ghoulklaue von hinten erwischte konnte er hören wie der Schild zerplatzte und den Ghoul nach hinten katapultierte. Der erste der beiden Ghouls vor ihm griff an. Lyr tauchte unter der weg und schlug zu. Seine Faust schlug dem Ghoul die scharf gewetzten Zähne ab. Die Zähne zerschnitten seine Faust und rissen dabei tiefe Wunden, während zwei bis drei Zähne in seinem Fleisch stecken blieben. Er würde die Wunden desinfizieren müssen, gut dass nur die Klauen eines Ghouls das lähmende Gift absonderten. Der getroffene Ghoul taumelte nach hinten und Lyr trat zu. Der morsche Beinknochen hatte seinem Tritt nichts entgegen zu setzen und brach krachend. Lyr wich dem Angriff des anderen Ghouls aus, schritt zur Seite und packte den, auf die Knie sackenden Ghoul am Kopf. Mit all seiner Kraft und einem Ruck drehte er den Kopf des Ghouls in seine Richtung. Das Genick brach laut knackend und als Lyr zog riss das Fleich, wie auch die Luftröhre, die den Kopf noch auf dem Körper der Kreatur hielt. Lyr packte den Kopf des Ghouls fest mit beiden Händen und stieß einen markerschütternden Schrei aus, als er mit dem Schädel des toten Ghouls auf den des noch lebendigen eindrosch. Der Schädelknochen in seinen Händen gab früher nach als der des lebendigen Ghouls, doch er brachte den gewünschten Effekt. Der Ghoul fiel nach hinten um und Lyr warf sich auf den kämpfenden Ghoul. Seine Knie drückten die Arme des Ghouls zu Boden und befanden sich trotzdem außerhalb der Reichweite Klauen. Vor Wut brüllend schlug Lyr auf den Schädel des Ghouls ein bis dieser nur noch ein matschiger, lebensunfähiger Brei war und erhob sich dann. Der letzte Ghoul hatte sich wieder erhoben. Die Druckwelle des explodierenden Schilds hatte ihn weit genug von Lyr geschleudert, dass er genug Zeit hatte. Mit gemächlichen Schritt ging er auf die Leiche zu in deren Kopf noch immer das silberne Tomahawk steckte, zog es heraus, wog es kurz in der Hand und warf es dann nach dem heran nahenden Ghoul. Das Beil zerschlug das Brustbein der Kreatur, blieb stecken und warf den Ghoul etwas zurück. Langsam ging Lyr auf den Ghoul zu und zog das Beil aus dessen Brust, schneller als dieser angreifen konnte. Er sprang einen Schritt zurück um den Ghoulkrallen auszuweichen und schlug dann zu. Das Tomahawk spaltete den Schädel der Kreatur direkt an der linken Schläfe. Seine Atmung ging flach und schnell, als er den Ghoul packte und auf die Mitte des Platzes zog. Er nahm sein zweites Tomahawk wieder an sich und verstaute die von Blut, Eiter und Hirnmasse verklebten Beile wieder unter seinem Mantel verschwinden. Er wollte nicht wissen wie er aussah. Es reichte ihm schon, dass er einige Klumpen einer zähflüssigen Substanz auf seinem Gesicht spürte. Ohne Hemmungen zog er sein Messer aus dem schleimigen Schädel des toten Ghouls und warf auch ihn auf einen Haufen. Als er alle Ghouls auf einen Haufen geworfen hatte, zogen seine Finger ein letztes Symbol und der Leichenstapel ging in Flammen auf. Wenn er den Kerl von vorhin erwischte, würde er sich wünschen einfach nur verbrannt zu werden. Seine Faust pochte und er fluchte. Er sollte die Wunden an seiner Hand schnellstens behandeln lassen. Das Gift der Ghouls mochte von ihren Klauen abgesondert werden, aber Lyr bezweifelte stark, dass sich eines dieser Biester jemals die Zähne putzte, nachdem es Leichen oder lebendige Menschen fraß. Er musste aussehen wie ein verdammter Massenmörder. Je nachdem wie man es sehen wollte hatte er grade auf einen Schlag 12 Kreaturen getötet, die zumeist deutlich zäher waren als normale Menschen. Innerlich dankte er der großen übergeordneten Macht da oben, falls es sie gab dafür, dass es normale Ghouls waren. Alghoule wären deutlich schwieriger zu töten gewesen. Er sog tief den Atem ein und der Geruch von gebratenen Fleisch, ließ ihn ein Unbehagen in die Knochen steigen. Er musste dringend hier weg. Als er dem brennenden Leichenstapel den Rücken kehrte seufzte er ruhig und war froh darüber, dass er seine Wut hatte herauslassen können. Ein paar Ghouls mehr oder weniger auf der Welt, das zählte niemand, obwohl die Belohnung für ein Ghoulrudel nicht gering gewesen wäre. Mit langsamen Schritten ging er zurück zu Calvors Taverne, auf dem Weg war er keiner Menschenseele begegnet, jedoch war das wahrscheinlich besser so. Er fürchtete sich jetzt schon vor den Fragen, die ihn erwarteten. Überall an ihm hafteten Blut, verspritzte Hirnmasse und andere Flüssigkeiten über die er nicht mal nachdenken wollte. Kurz betrachtete er seine Hand. Die Haut war in blutige Fetzen gerissen und sie blutete. Es fiel ihm schwer sie zu bewegen. Er schätzte darauf, dass die Schwellung eingesetzt hatte. Er sollte nicht zulassen, dass sich die Wunden entzündeten. Ein Hexenjäger mit nur einer Hand war kein besonders würdiger Gegner, jedenfalls für die meisten Gegner. Wer dieser Kerl wohl gewesen war? Was hätte er davon, wenn Lyr das Turnier in den Wind schoss? Bessere Chancen auf den Hauptgewinn? Er wusste, dass einige Leute Söldner benutzten um am Turnier teilzunehmen. War er eine solche Bedrohung? Was hatte er schon getan? Einen schwarzen Vampir getötet und gegen ein Unentschieden herausgefochten. Das war nicht sehr beeindruckend. Oder vielleicht doch? Er stieß einen Seufzer aus, im Gasthaus war es deutlich stiller geworden und als er den Türknauf berührte zuckten Schmerzen durch seine Hand. Okay vielleicht sollte er dem hungrigen Ghoul das nächste Mal mit der linken Hand die Zähne einschlagen. Er stieß die Tür auf und ging langsam hinein um niemanden zu beunruhigen. Zu seiner eigenen Überraschung saßen nur noch Haley, Alisa und Claire da, der Rest des Schankraums war leer. Hatten sie auf ihn gewartet? Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel blinzelten Haley und die anderen ihn an. „Junge was ist denn mit dir passiert? Brauchst du einen Arzt?“, fragte Calvor, der auf ihn zukam und ihn musterte. „Ist das dein Blut?“, fragte er und schaute an ihm herab, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, das ist Ghoulblut.“, erklärte Lyr und Calvor schaute ihn finster an. „Du machst Witze, hier oben gibt es keine Ghouls, keine Monster.“, gab Calvor zurück und Lyr grinste. „Ja, das dachte ich auch, und glaub mir, es macht das ganze deutlich einfacher als die Wahrheit.“, lächelte Lyr und Haley kam mit langsamen Schritten auf ihn zu, während Alisa wieder Panik schob. Sie raste auf ihn zu. „Oh mein Gott Lyr. Ist alles in Ordnung, bist du verletzt, brauchst du einen Arzt, wie geht es dir?“, rauschte es in einer unheimlichen Geschwindigkeit aus ihr heraus und Lyr blinzelte. Es war Wahnsinn, wie schnell sie reden konnte. „Alles bestens.“, gab er finster zurück und Haley betrachtete ihn. Sie nahm seine Hand und betrachtete sie. „Hast du dem Ghoul etwa mit bloßen Händen die Zähne eingeschlagen?“, fragte sie stirnrunzelnd. „Die Waffen hatte ich bei den anderen Zehn verloren…“, gab er zurück und sie schaute ihn erschüttert an. „Elf Ghouls?“, fragte sie etwas erschrocken und schaute ihn an. „12 um genau zu sein. Beim letzten hatte ich Zeit mir eine Waffe zurück zu holen.“, erklärte er trocken und Haley schüttelte den Kopf. „Komm mit, wir kümmern uns um deine Wunden.“, erklärte sie und schaute ihn genauer an. „Nicht nötig.“, gab Lyr zurück und Haley verengte die Augen zu Schlitzen. „Keine Widerrede.“, erklärte sie und zog ihn mit. Demonstrierend wollte Alisa die Stimme erheben, als Haley ihn in Richtung Treppe zerrte, doch wurde sie jäh von Claire unterbrochen. „Sag mal Alisa? Hab ich dir schon von meinem tollen neuen Nagellack erzählt? Komm ich zeig ihn dir.“, erklärte Claire lauthals, packte Alisa am Ärmel und zog sie zum Tisch, sie stieß Laute des Protestes aus, aber niemand entging dem Griff der Beautyqueen. Es war eindeutig nützlich sie dabei zu haben.
Lyr seufzte, als er den Badezuber beäugte, den Calvor ihm freundlicherweise überlassen hatte. Das Wasser hatte sich rosa verfärbt und die allerlei Unrat, wie zum Beispiel Fleischbrocken oder Hirnmasse schwammen darin umher. Lyr verzog das Gesicht. So gründlich hatte er sich wahrscheinlich seit einer halben Ewigkeit mehr gewaschen, aber es war auch nötig gewesen. Die Wunde an seiner Hand hatte zwar aufgehört zu bluten, sah aber gereinigt ziemlich beunruhigend aus. Des Weiteren fühlte er, wie ihm warme Flüssigkeit den Nacken herunter lief. Anscheinend hatten die Zähne des Ghouls, dem er den Stoß mit dem Hinterkopf verpasst hatte mit seinen Zähnen seine Kopfhaut aufgeritzt. Und er hatte sich gefragt woher die beiden abgebrochenen Zähne kamen, die im Zuber herum schwammen. Die Tür schwang auf und Haley betrat den Raum. Sie nahm sich die Umstände, dass er splitternackt vor einem Badezuber mit blutigen Wasser stand nicht zu Herzen, wie es keine gute Kräuterheilerin oder Ärztin getan hätte. „Ah du bist fertig…“, begann sie und blickte ihn an. „Setz dich dahin, dein Hinterkopf blutet.“, erklärte sie und wies auf einen kleinen Schemel, der im Raum stand. Lyr stieß einen Seufzer aus, drehte sich ungeniert zu ihr um und setzte sich hin. An ihm wäre nichts dran, was sie nicht ohnehin schon gesehen hätte, bis auf weitere Narben vielleicht. Sie kniete hinter ihm nieder und begann die Wunde an seinem Hinterkopf zu betrachten. „Halb so wild“, erklärte sie, griff nach ihrer Tasche, schüttete ein wenig Kräuterpulver in einen Mörser, gab etwas Wasser aus einer Feldflasche dazu und begann es mit dem Stößel zu einer grünen Pampe zu vermengen, die sie dann auf den Wunden seines Hinterkopfes verteilte. Das Kräutergemisch brannte kurz, dann kühlte es die Wunde herunter, wahrscheinlich wirkte das Kräutergemisch zusätzlich noch wie ein Antibiotikum und desinfizierte die Wunde. Man konnte Haley nicht nachsagen, dass sie ihrer Arbeit nicht mit Leidenschaft nachgehen würde. „Gut, jetzt deine Hand.“, begann sie und stand auf. „Könnte ich mir vorher wenigstens noch was anziehen? Um meine Hand zu untersuchen brauchst du andere Teile von mir nicht betrachten.“, fragte er, als er erblickte wie Haley ihn äußerst interessiert musterte. „12.“, erklärte sie. Lyr wusste nicht worauf sie hinaus wollte. „12?“, fragte er nach und schaute sie an. „12 neue Narben, seit wir das letzte Mal… Die Chance hatten einander nackt zu sehen.“, erklärte sie und betrachtete ihn, kniete sich wieder hin und zeichnete mit dem Fingern fünf lange Narben nach, die an der linken Seite seines Rückens zueinander parallel verliefen. „Werwolf nördlich von hier. Ich habe das Vieh eine ganze Nacht durch den Wald gejagt, bis es angegriffen hat.“, erklärte Lyr mit leiser Stimme. Ihre Finger glitten zärtlich über die einigermaßen frische Bisswunde, die ihm der schwarze Vampir bei seinem Kampf beigebracht hatte. Ihre Heilkunst schien sich bezahlt zu machen. Mit einem leichten aufseufzen glitten ihre Finger über vier parallele, aber weit auseinanderliegende Narben auf seiner Brust. Die Wunden waren tief gewesen und die Kräuterheilerin, die ihn gefunden und wieder zusammen geflickt hatte, hatte ihn ziemlich zur Sau gemacht, als er ihr erklärt hatte gegen was er gekämpft hatte ohne sich Rückendeckung zu besorgen. Eine der Narben die ohne weiteres hätten tödlich sein können, hätte er nicht so ein unverschämtes Glück gehabt. „Das war kein Werwolf.“, erklärte sie und betrachtete die graden und an den Enden leicht gebogenen Linien. „Schattenläufer.“, erklärte Lyr, als würde das alles sagen. Haley schaute ihn an und mit einem Mal waren sie wieder auf dem Weg ins Dorf, in dem sie die Nachtwandlerin erlöst hatten. Die Neugier in ihren Augen weckte so viele gute Erinnerungen. Es tat weh, aber was sollte er tun? Weinen? Auf keinen Fall. „Was ist ein Schattenläufer?“, fragte sie mit Neugier und freudiger Erregung darüber etwas neues zu erfahren. Haley mochte kein Interesse an der Monsterjagd haben, aber ihre Augen leuchteten immer, wenn sie etwas Neues hörte und Informationen über etwas sammeln konnte, was sie noch nicht kannte. Verdammt, wie schön sie war, wenn sie ihn so ansah, verdammt wie er sie liebte. Es tat so weh. „Riesige Bestien, eine Art Mischung aus Wolf und Bär, nur auf Steroide, naja und sie haben ein ziemlich großes und ungemütliches Horn auf der Nase. „Ein Bär-Wolf-Nashorn-Mutant?“, fragte Haley ungläubig. „Nicht wirklich. Sie haben Schwarz-graues Fell, sind auf allen Vieren ungefähr doppelt so groß wie ein normaler, aufrecht stehender Mensch. Dazu kommt, dass sie Zähne haben, die die jeden Wolfs und Bären in den Schatten stellen. Mit anderen Worten, es handelt sich dabei um die Art Monster mit der sich niemand anlegen möchte. Die Pranken die mich gekratzt haben zerstampfen normalerweise Schädel oder andere Knochen ohne weiteres zu Staub.“, erklärte Lyr und Haley starrte ihn an. „Ich hoffe es war das Geld wert.“, entgegnete sie und schien eine Art Frustration in ihrer Stimme zurück zu halten. „Es gab keine wirkliche Entlohnung dafür… Viel mehr ist dieses Vieh wild geworden und hat angefangen die Bewohner eines Dorfes zum Spaß in Fetzen zu reißen. Ich habe nur das getan, was ich für richtig hielt. Ich konnte diese Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen…“, gab Lyr zurück und stieß den Atem aus. „Verstehe…“, seufzte sie und betrachtete als nächstes zwei Narben, die wie unsauber gerissene Kreise anmuteten, die dicht beieinander lagen. „Und die?“, fragte Haley und zeigte auf die beiden Kreise. „Phantomspinnen… Garstige Biester.“, stieß Lyr hervor und wirkte dabei etwas nervös. „Was hast du dafür bekommen ein Nest von denen auszuräuchern?“, stellte Haley die nächste Frage, offensichtlich sicher darüber, dass sie die Antwort bereits kannte. „Nichts… Alisa hat den Vertrag abgeschlossen, ich dachte mir einfach nur, dass sie wahrscheinlich Hilfe brauchen könnte…“, seufzte Lyr und Haley starrte ihn an. „Kein Wunder, dass sie dich so vergöttert… Du hast sie aus einem Spinnennest gerettet, hast ihre Arbeit gemacht und sie hat auch noch die Belohnung dafür eingestrichen.“, brachte Haley hervor und schüttelte den Kopf. Lyr zuckte die Schultern. „Ich hätte Niemandem seinen Lohn streitig gemacht, das wäre einfach nicht richtig gewesen.“, gab Lyr zurück und Haley schaute ihn abschätzig an. „Und? War es gut, als sie sich bei dir bedankt hat?“, gab sie verächtlich zurück und Lyr glaubte eine noch größere Frustration in ihrer Stimme zu erkennen. Was bildete sie sich ein? Durfte er keine anderen Frauen haben, nachdem sie ihn zurück gelassen hatte? Was für ein Scheiß. „Wir haben nicht miteinander geschlafen, sie wollte, aber ich war nicht interessiert… Zufrieden?“, stieß er ebenfalls verächtlich hervor. Haley schaute ihn erst finster, dann irritiert und zuletzt schuldbewusst an. Sie schaute zu Boden. „Tut mir Leid… Das geht mich gar nichts an…“, brachte sie mit zusammen gebissenen Zähnen hervor. Lyr zeigte sich ihrer plötzlichen Einsicht gegenüber verblüfft. „Schon okay, tut mir leid, ich hätte dich nicht so an maulen sollen.“, gab er zurück und verstand selbst nicht wieso. Er war im Recht, warum entschuldigte er sich? Er sollte ganz dringend mit sowas aufhören. Ihr Blick fuhr erneut über seinen Körper und sie schien sich auf die Lippe zu beißen. Was war das denn für eine Reaktion? Sie ging um ihn herum, sog tief die Luft ein und nahm seine verletzte Hand in Augenschein. „Die Zähne haben keine Sehnen durchtrennt, aber die Wunden sind tief.“, erklärte sie mit gerunzelter Stirn, dann nahm sie etwas von der Kräutermischung, schüttete die klein gehackten Kräuter wieder in den Mörser und gab erneut Wasser hinzu, dann zerstieß sie die Mischung bis sie erneut die grüne, aromatische Pampe ergab, wie das letzte Mal. Sie strich die Kräutermischung auf die Wunden und erneut brannte es, ehe die Pampe begann die Wunden zu kühlen. Haley zog einen Verband aus ihrer Tasche und begann seine Hand zu verbinden. „Sag mal… Wo genau sind dir Ghouls über den Weg gelaufen?“, fragte sie und schaute ihm in die Augen. „Auf dem Trainingsplatz, schätze diesem komischen Kerl hat meine Antwort nicht gefallen.“, erklärte Lyr schulterzuckend und erwiderte ihren Blick. „Kerl? Was für ein Kerl?“, fragte Haley sichtlich überrascht. „So ein Typ eben, groß, dunkles Haar, graue Schläfen, respekteinflößender Mantel, so ein Kerl eben. Wahrscheinlich ein Magiekundiger, kurz nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich kein Interesse daran habe seinen Forderungen nachzugehen sind diese Viecher aufgetaucht.“, gab Lyr zurück und Haley stand auf und stieß einen Fluch aus. „Dieser dreckige Bastard.“, stieß sie aus und ging in Richtung Tür. Lyrs Reaktion erfolgte sofort und er hielt sie mit der linken Hand fest. „Wo willst du auf einmal hin?“, fragte er überrascht und zugleich berechnend. Kannte sie diesen Typen? „Ich gehe jemanden die Kiefer korrigieren und die Eingeweide neu anordnen.“, stieß sie hervor und Lyr staunte über ihre Umschreibung von ‚Ich gehe jemanden umbringen‘. „Hey ganz langsam, du weißt doch wie diese magiekundigen Großkotze sind… Jemand tut nicht das was ich will, ich hetze ihm blutrünstige Ghouls auf den Hals. Das ist bestimmt eine ganz normale Reaktion.“, würde er entgegnen und sie weiter festhalten. „Was wollte er von dir?“, fragte sie mühsam beherrscht. „Er wollte, dass ich das Turnier in den Wind schieße, ich dachte mir aber, ich kann dich nicht einfach alleine zurück lassen und habe deshalb eben nein gesagt.“, erklärte Lyr und schaute sie weiterhin fest an. „Dieser Kerl… Es könnte sein, dass es mein Vater war.“, stieß sie hervor und man konnte die Abscheu in ihrem Gesicht ablesen. „Ein furchtbarer Mensch, ganz ehrlich. Auch wenn es mir leid tut sowas zu sagen.“, erklärte er trocken und wandte den Blick nicht von ihr ab. Sie stieß ein widerwilliges Lachen aus. „Ein furchtbarer, wahnsinniger Mensch.“, ergänzte sie seine Aussage mit bitterem Unterton in der Stimme. Lyr blickte sie an, offensichtlich war sie von ihrem Vater nicht besonders angetan. Keine schlechte Sache. Er hatte von Anfang an irgendwie ein komisches Gefühl bei diesem Kerl gehabt. „Ihn jetzt aufzusuchen wäre nicht besonders schlau und schon gar nicht, wenn mir nichts passiert ist.“, erklärte Lyr und hielt sie weiterhin fest. „Aber was kommt als nächstes? Wird er einen seiner Generäle ausschicken um dich zu töten?“, stieß Haley hervor und Lyr schnaubte. „Dann werde ich eben einen General töten. Ich kann auf mich aufpassen und es wird nicht lange dauern, bis auch dein Vater das kapiert.“, gab Lyr zurück, Haley blickte ihn mit einer Mischung aus Ärger und Furcht an. „Hör auf. Auch du kannst einen der Generäle meines Vaters nicht besiegen. Er versorgt sie mit magischer Energie und hat all ihre Kräfte soweit verstärkt, dass sie kaum noch als Menschen durchgehen.“, entgegnete sie und Lyr bewahrte die Ruhe. „Gut, ich bin Monsterjäger, also werde ich Monster in Menschengestalt töten.“, stieß Lyr hervor und blickte sie weiterhin fest an. Er meinte es ernst und bald würde sie es auch kapieren. Egal was ihr Vater aufbot um ihn zu töten, er würde allem wiederstehen und alles töten was sich ihm in den Weg stellt. Das war der Moment in dem ihm bewusst wurde, dass er noch immer nackt vor ihr stand. „Vielleicht solltest du dir, bevor du das tust was anziehen.“, lächelte Haley und ließ ihren Blick wieder auf die abschätzende, aber nicht uninteressiert wirkende Art über seinen Körper gleiten. Jetzt sollte er sich etwas einfallen lassen. „Vielleicht hilft es ja, dich davon zu überzeugen, hier bei mir zu bleiben. Ich bleibe einfach hier stehen und du müsstest deinen Blick von mir lösen um deinem Vater einen Besuch abzustatten.“, stieß er hervor. Na klasse, du bist ein Genie Lyr, jetzt wird sie ganz sicher weg rennen. Sie musterte ihn erneut, dann lächelte sie. „Du hast es vergessen, oder?“, fragte sie und Lyr stieß einen genervten Seufzer aus. „Ja.“, sagte er kurz angebunden und Haley lächelte ihn an. „Das Problem ist, dass das tatsächlich funktionieren könnte.“, grinste sie und Lyr zog eine Augenbraue hoch. Ach ja? Manchmal hatte er eben auch Geistesblitze. Er streckte eine Hand nach ihr aus, erwartete, dass sie zurück schrecken würde, aber das tat sie nicht, stattdessen ließ sie die Berührung zu. „Ich kann nicht ewig von ihm davon laufen, irgendwann werde mich ihm stellen müssen.“, erklärte sie und schaute Lyr an. Er verstand was sie dachte, er wusste genau, was sie antrieb. „Mag sein, aber nicht heute. Bleib heute bei mir.“, gab Lyr zurück und fixierte sie mit seinem Blick. Sie stieß einen Seufzer aus. „Morgen werde ich zu ihm gehen. Egal was du sagst.“, stieß sie hervor und Lyr nickte. „Gut, ich bin dabei. Ich hab noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.“, erklärte er und sein Blick zeigte ihr, wie ernst es ihm war. „Da kommt der Beschützer wieder raus…“, seufzte sie und schmiegte ihre Wange an seine Hand. „Es gibt niemanden, den ich lieber beschützen würde als dich.“, lächelte Lyr und schaute sie zärtlich an. Eine Weile lang, sagten beide nichts. „Bleibst du heute hier?“, fragte er und schaute sie noch immer mit dieser ruhigen Zärtlichkeit in den Augen an. „Nur heute Nacht.“, erklärte sie und wandte den Blick ab. Lyr stieß einen erleichterten Seufzer aus und nahm erneut all seinen Mut zusammen. „Darf ich bei dir bleiben?“, fragte er und kam sich im nächsten Moment dämlich vor. Warum fragte er sowas? War es noch nicht genug, dass sie auf ihn hörte? Er spürte wie sich ihre Arme um ihn schlossen, dann küsste sie ihn. Das Gefühl war unvergleichlich, als ihre Lippen die seinen berührten. Alle Wut fiel mit einem Mal von ihm ab und er verlor sich in ihrem Kuss. Er erwiderte den Kuss, ließ sich vollkommen vom dem wohligen Gefühl in sich treiben, wollte es genießen, bis sie ihn wieder weg stoßen würde. Doch diesmal stieß sie ihn nicht weg. Sie zog ihn enger an sich, er konnte spüren wie ihre Zunge schüchtern nach der seinen tastete und kam ihr entgegen. Ihr Geschmack erfüllte seinen Mund, machte ihn verrückt nach mehr wie eine süchtig machende Droge. Von einer plötzlichen Woge der Lust gepackt drückte er sie gegen die Wand, hörte ihr lustvolles aufstöhnen und genoss wie sie allmählich ineinander verschwanden. Ihre Hände tasteten nach seinen, als er nach dem Saum ihres Oberteils griff um sie dieser nutzlosen Stofffetzen zu entledigen. Sie hielt ihn nicht auf, sondern half ihm dabei den Stoff von ihr abzustreifen. Sofort, beinahe aus Reflex tastete er nach dem Verschluss ihres BHs und öffnete ihn. Sie seufzte auf, als der Stoff zu Boden glitt und ihre Haut sich auf die seine schmiegte. Sie selbst war es, die den Verschluss ihrer Hose löste und sie zu Boden gleiten ließ. Sie löste den Kuss und warf Lyr einen jener alles versprechenden Blicke zu, zu denen nur Frauen fähig waren. Sie packte ihn am Hintern, vergrub ihre Finger fest in seinen Pobacken und forderte ihn damit heraus. Dann war es vorbei mit seiner Zurückhaltung. Er riss ihren Slip ungeschickt herunter, hob ihr Bein an, drückte sie erneut gegen die Wand, als er in sie hinein glitt. Sie presste sich eine Hand auf den Mund um den Aufschrei ihrer Begierde zu ersticken, was ihr nur mit minderem Erfolg gelang. Lyr stieß zu, wollte das zucken ihres Körpers spüren, wenn sie kam. Seine Stöße waren schnell und hart, was Haley zu gefallen schien. Obwohl sie ihr Stöhnen so gut es ging zurück hielt, indem sie auf ihre Hand biss, konnte er genau spüren, wie sie ihm ihr Becken entgegen drückte, förmlich darum bettelnd ihr noch mehr zu geben. Haley stieß einen wohligen Seufzer aus, als sie kam. Lyr hob sie hoch und trug sie zum Bett. Ihr Blick war verträumt und lustvoll, als er sich über sie beugte. „Ich will mehr.“, hauchte sie und Lyr kam ihrer Aufforderung nur zu gerne nach.
Keiras Blick war finster, als sie die drei Gestalten betrachtete, die sich vor Arel und ihr aufgebaut hatten. Sie hatten beschlossen nach ihrem Aufeinandertreffen auf der Tribüne der Arena noch etwas Zeit miteinander zu verbringen. Der alten Zeiten wegen, jedoch schien irgendjemand nicht zu wollen, dass sie ihr Wiedersehen genießen konnten, aber nein! Sie stieß den Atem aus und blickte zu den Gestalten. „Was wollt ihr?“, fragte Keira trocken und Gelächter erklang. „Hat dein Freund Angst etwas zu sagen?“, fragte eine kratzige Stimme. „Nein, ich bin nur viel gespannt, wie es wohl weiter gehen wird.“, erklärte Arel mit einer Sorglosigkeit, die Keira zum Lächeln brachte. Eine der Gestalten trat aus dem Schatten der Gasse und kam mit langsamem Schritt auf Keira zu. Der Mann war muskulös und trug einen Wappenrock, über einer Rüstung. Auf dem Wappenrock prangte ein Symbol, was sie zum Schmunzeln brachte. Ein Schwert und eine Pistole, die gekreuzt vor einem Beutel mit Goldmünzen lagen, auf dem ein Totenkopfsymbol prangte. Söldner der Gilde Totenhandel. „Was machen Totenhandels Söldner so spät noch draußen? Müsstet ihr nicht schon längst vor einem Lagerfeuer sitzen und euch dem Alkoholrausch hingeben? Ihr seid ungefähr Zwölf Stunden überfällig. Arel lächelte unter ihrer Anmerkung, allerdings fand sie einer der Söldner offensichtlich nicht so witzig, denn er trat mit schnellerem Schritt aus dem Schatten der Gasse, als es der Andere getan hatte. „Was denn? Hab ich euch beleidigt?“, fragte Keira und legte in gespielter Panik eine Hand vor ihren Mund. „Pass auf, wie du mit uns redest, wir sind die Garde des Turniers!“, stieß der Mann hervor, der wohl erheblich jünger war als sein Kumpan. Wenn sie die beiden betrachtete sah sie bis auf Rüstung und Wappenrock keine Gemeinsamkeiten, der eine war fett und etwas aufgedunsen, der andere sah ungesund schmal aus und wirkte, als würde er jeden Moment unter der Last seiner Rüstung zusammen brechen. Beide trugen ein Schwert an der linken Seite des Gürtels, an der linken Seite lag ein Halfter mit einer altertümlich wirkenden Pistole. „Auch der Ausrichter eines Wettkampfs macht mal Fehler.“, lautete Keiras Antwort, die bereits damit begann ihre Hände zu lockern. Arel, der diese Geste noch von früher kannte seufzte auf. „Wie wäre es, wenn wir das ganze hier hinter uns bringen, ohne dass jemand verletzt wird?“, fragte Arel mit wenig Hoffnung in der Stimme. „Oh, hat das Weichei Angst, dass es etwas abbekommen könnte?“, spottete der dritte Söldner, der noch immer im Schatten der Gasse standen. Arel seufzte und zuckte mit den Schultern. „Eure Beerdigung.“, stieß er hervor und lehnte sich gegen eine Wand. Sein Vertrauen in sie hatte also nicht nachgelassen. Warum sollte es auch, bisher hatte sie noch jeden Gegner irgendwie besiegt und gegen einen wild gewordenen Mantikor waren drei halbstarke Söldner nun wirklich kein Vergleich. Geduldig wartete Keira darauf, dass einer der Söldner sie angriff und sie zweifelte nicht daran, dass dies passieren würde. Söldner waren einfache Gemüter, die zumeist mit sehr mangelndem Intellekt gesegnet waren. Oftmals wurden sie wirklich ungehalten, wenn man sie nicht so ernst nahm, wie sie es ihrer Meinung nach verdient hatten. Einer der Söldner beäugte sie genauer und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Na endlich, jetzt würden die sexuellen Andeutungen kommen, wie sie es jedes Mal vermisste. „Hey, die Kleine sieht hübsch aus, wie wäre es, wenn wir ihr mal zeigen wo der Hammer hängt?“, begann er und Keira verdrehte genervt die Augen. Nicht alle Männer waren Idioten, aber diese Gleichung schien auf Söldner nicht anwendbar zu sein. „Wir sind hier um genau sowas zu verhindern.“, erklärte der Söldner, der noch immer im Schatten stand. „Ach komm, wer soll uns denn verpetzen? Das halbe Hemd da? Oder meinst du irgendjemand glaubt einer Frau hier auch nur irgendwas?“, stieß Hängebacke hervor. Und da waren wir wieder bei Geschlechterklischees. Diese Typen ließen auch einfach nichts aus. Keira stieß einen entnervten und langgezogenen Seufzer aus. „Na da hörst du es, die kleine muss mal wieder ordentlich durchgebürstet werden.“, lachte Hängebacke und kam auf sie zu. Anscheinend machte er den Anfang. „Willst du noch beten?“, fragte Keira und schaute Hängebacke erwartungsvoll an. „Ich bin ein Mahri, wir beten nicht vor dem Sex.“, grinste Hängebacke und Keira zog eine Augenbraue hoch. „Aber ihr betet vor dem sicheren Tod oder hab ich da was falsch verstanden?“, entgegnete Keira trocken, was den hängebackigen Mahri offensichtlich nicht gefallen hatte, denn er legte eine Hand an sein Schwert. „Arel? Entschuldigst du mich kurz?“, fragte Keira zuckersüß und schaute kurz zu Arel, der mit geschlossenen Augen an einer Wand lehnte. „Klar, mach nur, aber denk dran, niemanden zu töten, die von Totenhandel, wollen dich sonst für eine Mission rekrutieren.“, gab Arel ruhig zurück und schien an seiner Wand lehnend zu dösen. Man musste ihn einfach gern haben. „Also? Machst du den Anfang Fettarsch? Oder wollt ihr lieber alle drei auf einmal. Ich persönlich denke ja immer, dass die Würze in der Kürze liegt.“, lächelte Keira und wusste genau, dass die Söldner den Wink falsch verstehen würden. Der Fette trat vor und grinste sie an. „Alle schön nacheinander und am Ende ficken wir dich alle zusammen, dein kleiner Freund kann ja mitmachen, du wirst sicher noch eine Hand für ihn frei haben.“, grinste Hängebacke und kam einen weiteren Schritt auf sie zu. Ein kurzer Blick zu Arel, verriet ihr, dass er nur ein paar Sätze und Taten davon entfernt war jeden einzelnen der Söldner tot zu prügeln. Sein Gesicht war die Ruhe selbst, doch seine Muskeln und Hände zuckten unter mühsam kontrollierter Wut. Das hatte er niemals ablegen können. Es ließ ihn gefährlich aussehen, die Söldner waren zu sehr auf sie fixiert, würde Arel vortreten, würden alle drei wahrscheinlich den Rückzug antreten, doch er blieb wo er war. Nicht weil er Angst hatte, nein. Er hatte Vertrauen in ihre Fähigkeiten, wusste, dass diese Söldner keine Chance haben würden, das zu tun, was sie so sehr begehrten. Ihr Blick wanderte zurück und sah das Gesicht von Hängebacke direkt vor sich. Der fette Söldner hatte sich direkt vor ihr aufgebaut und grinste sie an, sein Atem roch nach altem Fisch, etwas verfault. Schlechtes Mittagessen und ein entzündeter Zahn, die Kombination war Übelkeit erregend. „Na komm, küss mich du Schlampe.“, grinste er und beugte sich vor. „Das einzige was du heute küsst ist der Boden.“, erklärte Keira und versetzte dem fetten Söldner einen Kopfstoß, der direkt auf seine Nase traf. Blutend und aufheulend tat der Söldner ein paar Schritte zurück, während Keira ihn betrachtete und dann mit zwei gezielten Schlägen seinen Hals attackierte. Japsend sackte Hängebacke auf die Knie und Keira verpasste ihm einen Kniestoß gegen die bereits blutende Nase. Es knirschte, als die Nase ihre natürliche Form ignorierte und sich dazu entschied fortan als krummer und gequetschter Knäuel im Gesicht des Mannes weiter zu existieren. Keira ging an dem Mann vorbei, verpasst ihm im Vorbeigehen einen kräftigen Hieb auf den Hinterkopf, sodass er auf das Gesicht fiel und den Boden küsste wie eine tot geglaubte Geliebte. „Sind sie nicht ein süßes Paar? Wer von euch Schwanzamputierten Idioten will nen Dreier?“, stieß sie hervor, ließ erst das bezauberte Schulmädchen, dann die knallharte Inquisitorin sprechen. Der Dünne schluckte und hob beschwichtigend die Hände. „Hey das war seine Idee, ich entschuldige mich. Nichts für ungut.“, erklärte er stammelnd, doch so einfach kam er ihr nicht davon. „Ich bin mir sicher, dass beide vollstes Verständnis für fehlende Manneskraft haben. Es gibt Mittelchen für sowas.“, erklärte sie Schulterzuckend und drehte sich um. Sie hörte wie der Mann hinter ihr, in seiner zweifelhaften Männlichkeit gekränkt die Luft ausstieß und dann auf die Sicherheit des eigenen Fleisches verzichtete um sein Ego zu befriedigen. Männer waren solche Idioten. Mit einem kunstvollen Schritt zur Seite, den selbst eine Tänzerin nicht besser hätte ausüben können wich sie der heranrasenden Bohnenstange aus und gähnte leicht, als sie einen schnellen Tritt von hinten zwischen seine Beine schnellen ließ. In seiner zweifelhaften Männlichkeit zutiefst verletzt krümmte er sich zusammen und Keira ließ einen harten Schlag auf seinen Nacken krachen, der ihn die Augen verdrehen und zusammen sacken ließ. Es wäre so einfach gewesen ihn zu töten, hätte dieser Schlag sein Genick und nicht nur den Nacken getroffen. „Und du?“, sie blickte zu dem Söldner dessen Gesicht im Schatten verborgen blieb. „Alles oder nichts?“, fragte sie mit kalter, ruhiger Stimme und bemerkte das Grinsen was im Schatten verborgen auf seiner Mimik undeutlich aufblitzte. Der Mann verbeugte sich. „Nichts weiter, ihr habt euren Standpunkt bewiesen Inquisitorin.“, erklärte er mit ebenso ruhiger Stimme, ehe er sich umdrehte und nach einigen Schritten mit dem Schatten verschmolz. Irgendwas stimmte nicht mit diesem Kerl. Sie versuchte ihn im Schatten zu erkennen, doch er war einfach verschwunden, tauchte aber auch nicht im Licht der Laterne auf, die das Ende der Gasse erleuchtete. Seltsam. Für einen kurzen Augenblick hatte sie das Gefühl gehabt, dass seine Augen gelb aufgeleuchtet waren, aber sie musste sich geirrt haben. Sie versetzte der am Boden liegenden Bohnenstange einen Tritt in die Seite. „Hey? Was ist mit deinem Kumpel? Wo geht er hin?“, fragte sie den Dünnen, der wandte aber nur schwächlich den Kopf zu ihr und schaute sie verwirrt an. „Der liegt hier, der geht so schnell nirgendwo hin.“, hustete er gequält und versuchte den Blick aufrecht zu halten. „Nicht der Fette, der Andere!“, brachte sie aufgeregt hervor und schaute ihn gnadenlos an. „Ich weiß nicht von wem Sie reden, Lady, bitte lassen Sie mich in Ruhe.“, brachte der Mann wimmernd hervor. Was für ein Weichkeks. Hatte der Kerl nicht zu ihnen gehört? „Keira, hör auf, welcher Andere?“, fragte Arel und schaute sie etwas irritiert an. Als sie den Blick zu Arel wandte wurde ihr klar, dass er wirklich nicht wusste von wem sie redete. Aber er war doch da gewesen. Oder? Mit einem finsteren Knurren trat sie einen Schritt zurück. „Ich muss mich getäuscht haben… Ich hatte das Gefühl da wäre noch jemand gewesen.“, stieß Keira hervor obwohl sie sich sicher war, dass sie einen Dritten gesehen hatte, auch wenn es nur sein Schatten war. „Lass uns langsam ins Gasthaus gehen, ich muss Claire davon erzählen.“, erklärte Arel und schaute sie an. Ihr Blick wurde misstrauisch. „Was ist da zwischen dir und dieser Claire?“, fragte sie vorsichtig und schaute ihn dabei an. Sie wusste nicht, warum es sie enttäuschte, dass er von einer anderen Frau redete, aber es stand fest, dass es sie störte. „Wir sind Partner und wenn die Söldner von Totenhandel hier sind, sollte sie davon erfahren. Je früher desto besser.“, erklärte Arel ruhig und schaute sie weiterhin an. Eine unbefriedigende Antwort. Sie kniff die Augen zusammen, dann eben auf die Tour. „Was hat sie mit Totenhandel zu tun?“, fragte Keira und schaute ihn verbissen aus. Sie wusste genau, dass er wusste, was es mit diesem Blick auf sich hatte. Sie würde nicht nachgeben bis er es ihr erzählt hatte. Er stieß den Atem aus. „Sagen wir einfach, sie gehörte mal dazu.“, erklärte Arel und ging an ihr vorbei. Unfassbar, er ging einfach an ihr vorbei, als sei ihre Diskussion zu ende. Er war reifer geworden seit damals. Den Arel von damals und den von heute trennten Jahre der Erfahrung und sie konnte sich schwer daran erinnern, wann Arel das letzte Mal so sexy auf sie gewirkt hatte. Sie stieß den Atem aus und folgte ihm. „Seit wann seid ihr Partner?“, fragte sie und ging Arel, der zur Antwort lediglich mit den Schultern zuckte und sagte: „Ein paar Monate.“ Sie grübelte darüber nach und schüttelte dann den Kopf. Vielleicht war es besser, wenn sie nicht fragte. Andererseits störte sie die Tatsache, dass es andere Frauen in seiner direkten Umgebung gab. Zum einen war da Alisa. Sie war keine Gefahr für sie, da sie auf Lyr zu stehen schien. Diese Haley war ebenfalls kein wirkliches Problem für sie. Claire schien da schon eher in ihrem Gebiet zu wildern. Eine Tatsache die unleugbar war und sie wahnsinnig störte. Niemand würde sich ihr in den Weg stellen, wenn sie einmal wusste was sie wollte. Und im Moment wollte sie Arel für sich allein haben. Verdammt sie wollte, dass es so wurde wie damals, als sie zusammen gewesen waren. Mit unruhigem Blick schaute sie zu ihm. „Muss ich eifersüchtig sein?“, fragte sie mit einer seidenweichen Stimme, die sich selbst kaum zugetraut hatte. „Eifersüchtig? Wieso solltest du?“, brachte er verbittert hervor. Okay, offensichtlich musste sie nicht eifersüchtig sein. „Naja, du weißt schon… Auf sie und dich.“, fragte sie trotzdem, etwas in ihr hatte sie immer dazu bewogen, die Wahrheit aus den Leuten heraus zu pressen. „Da gibt es nichts worauf irgendjemand eifersüchtig sein könnte. Sie flirtet hin und wieder mit mir, aber ansonsten? Sie flirtet mit jedem. Das wirst du schon noch mitkriegen, wenn du etwas Zeit mit ihr verbringst.“, erklärte er ruhig, aber doch mit einem gewissen Unterton, der ihr nicht ganz geheuer war. Da war noch irgendwas. „Du hast was für sie übrig hm?“, fragte sie und bemühte sich dabei nicht verbittert zu klingen. „Das ist egal.“, erklärte er zu schnell, als dass er ihr damit vorgaukeln konnte, dass es ihm egal war. „Klar. Wie immer der tragische Held… So warst du schon damals drauf, immer wenn wir uns uneinig waren hast du dich so verhalten. Verschlossen, mühsam beherrscht. Irgendwas war zwischen euch.“, seufzte Keira so als sei es absolut offensichtlich. „Selbst wenn, wüsste ich nicht, was es dich angeht.“, fauchte er offensichtlich genervt. Keira schloss die Augen und stieß einen Seufzer aus.
Was glaubte diese Frau wer sie war? Was zwischen ihm und Claire gelaufen war ging sie absolut nichts an. ‚Sie maaaag dich.‘, erklang die Stimme des anderen in seinem Kopf und sie klang amüsiert. Verdammt wie er es hasst, wenn dieser Bastard amüsiert klang. ‚Halt die Schnauze!‘, brachte er in Gedanken hervor und der Andere lachte laut in seinem Kopf. ‚Ich bitte dich, Claire hat uns jetzt in sechs Monaten einmal ran gelassen. Du kannst mir nicht erzählen, dass dir das reicht. Vergiss nicht, dass ich dich kenne.‘, hörte er die Stimme des Anderen in seinem Kopf und es fühlte sich an wie ein Tonnengewicht, was auf seiner Männlichkeit landete. ‚Halt die Klappe verdammt, ich liebe Claire.‘, knurrte er in Gedanken. ‚Ach tust du das? Ist ja interessant. Warum konzentrierst du dich dann auf Keira, während Claire in der Arena kämpft? Warum bist du dann mit ihr hier und hast Claires Wunden nicht versorgt, warum hast du einfach zugelassen, dass sie dich übergeht? Weil du ein Verwirrter Feigling bist, der nicht weiß, was er denken, geschweige denn fühlen soll. Lass mich das regeln und ich werde alles ändern. Keira hat noch immer viel für dich, viel für uns übrig. Die richtigen Worte zur richtigen Zeit und du wachst morgen nackt neben ihr auf, nachdem sie dir jeden Wunsch von den Augen abgelesen hat. Lass mich frei!‘, stieß der Andere hervor und Arel biss die Zähne aufeinander. ‚Hölle Nein!‘, brüllte er innerlich und musste sich stark zurück halten um seine Wut nicht nach außen zu kommunizieren. „Arel? Alles in Ordnung? Du siehst aus als hättest du in eine Zitrone gebissen.“, brachte Keira hervor und schaute ihn abschätzig ab. Sie hörte aber auch nicht damit auf ihn zu löchern. Verdammt nochmal. „Alles bestens.“, brachte er so ruhig hervor wie konnte, doch versagte dabei kläglich. Keira zog eine Augenbraue hoch. „Wem willst du hier etwas vormachen? Ich frage dich nicht, weil ich dich ärgern will, wenn du nicht darüber reden willst dann sag es, aber beleidige meine Intelligenz nicht indem du versuchst mir vor zu gaukeln, dass alles in Ordnung ist.“, seufzte Keira und schaute Arel dann wieder an. ‚Sie ist eine bessere Frau als Claire und sie ist erreichbar. Hast du es nicht auch langsam satt nur der Freund, aber nie der geliebte zu sein? Hast du es nicht satt immer derjenige zu sein auf dessen Gefühlen herum getrampelt wird?‘, erklärte der Andere und Arel fluchte. Niemand war besser als Claire. Aber erreichbarer war jede ordentliche Frau. Claire war zwar nach wie vor freundlich zu ihm und sie machten Witze übereinander, verstanden sich prächtig, aber seit dieser einen Nacht hatte sie nie wieder mit ihm darüber geredet, was geschehen war. Und wiederholt hatte es sich auch nicht. So als seien sie einfach nur Freunde. Was unterschied sie auch davon? Claire hatte gewusst, dass ihre gemeinsame Nacht eine einmalige Sache war, auch Arel wusste es, aber irgendwas in ihm wollte es nicht wahr haben. Er wollte sie, er liebte sie, aber tief in seinem Inneren fühlte er sich von ihr so verletzt und allein gelassen. Der Andere wusste davon und nutzte es als Schwäche, die er verwendete um seinen Willen zu brechen, doch Arel war stark. Er würde es schaffen und dann… Was dann? Sollte er warten bis Claire auf ihn zukam und ihm sagte, dass sie ihn schon immer geliebt hatte? Das war lächerlich. Das war unrealistisch das war ‚Einfach kindisch.‘, schloss der Andere seinen Gedanken mit seiner gnadenlos rauen Stimme ab. ‚Ich hasse es, wenn du meine Gedanken liest.‘, erklärte Arel in Gedanken und ein Gelächter erklang von dem Anderen. ‚Dann musst du leiser denken.‘, erklärte die Stimme ruhig. Scherzkeks. ‚Vermassle es nicht, wirf ihre Zuneigung nicht für jemanden weg, von dem du nicht mal weißt was sie für dich empfindet.‘, erklang die Stimme des Anderen erneut und Arel ballte eine Faust, die er fest zusammen drückte. Verdammt nochmal, er hasste es, wenn der Andere Recht hatte. ‚Ich weiß.‘, erklärte der Andere. ‚Schnauze verdammt!‘, stieß er in Gedanken hervor. ‚Du bist kein Mönch und nicht mit Claire verheiratet, also verhalte dich nicht so prüde.‘, erklärte der Andere mit ruhiger Stimme. Er versuchte die Stimme des Anderen zu ignorieren und dennoch löschte es die Wahrheit in seinen Worten nicht aus. Claire und er mochten zusammen lachen können, aber nichts weiter verband sie, bis auf die Tatsache, dass sie auf derselben Seite kämpften. Haley und Lyr zum Beispiel waren ein gutes Team, nicht weil sie beide sich ähnlich waren, sondern weil sie ihr Leben geben würden um den jeweils anderen zu schützen. Er würde sein Leben geben um Claire zu beschützen, aber würde sich ihres für ihn geben? Konnte er ihr vertrauen? Persönlich? Im Kampf? ‚Zweifel sind etwas furchtbares nicht wahr?‘, erklang die Stimme des Anderen wieder in seinem Kopf. „Warum interessiert dich, welche Beziehung ich mit Claire pflege?“, fragte er gerade heraus und der Andere lachte in seinem Hinterkopf. Keira schaute ihn an, dann schaute sie wieder weg. „Nun…“, begann sie und schaute erneut weg. „Ich interessiere mich einfach dafür was du in den letzten Jahren so gemacht hast.“, stieß sie ertappt hervor. „Du bist eine schlechte Lügnerin.“, entgegnete Arel und ging weiter neben ihr her. Nicht mehr lange bis zu einem Gasthof. „Lügnerin? Wie kommst du darauf?“, fragte sie und ließ ihre linke Hand in der Tasche verschwinden, wahrscheinlich um in der Tasche etwas damit zu tun. Einer ihrer nervösen Ticks, so wie Claire in manchen Momenten mit ihren Haarsträhnen spielte versuchte Keira, wenn sie nervös war etwas mit ihren Fingern zu machen. Vorzugsweise so, dass andere es nicht merkten. Wahrscheinlich tippte sie sich grade auf dem Oberschenkel herum. „Du hättest andere Fragen gestellt, würde dich das interessieren, aber von Anfang an hat dich nur interessiert, was ich mit Claire zu tun habe.“, erklärte Arel ruhig, Keira blickte für einen kurzen Augenblick zu ihm herüber. Erwischt. „Und wenn schon…“, stieß sie hervor und Arel zog eine Augenbraue hoch. „Also warum?“, stellte Arel die nächste Frage und schaute sie ernst und zugleich amüsiert an. „Das ist doch egal…“, begann sie und Arel schüttelte den Kopf. ‚Sie will heute Nacht bei uns bleiben.‘, erklärte der Andere, aber Arel ignorierte ihn. „Wenn ich dir sage, dass es das nicht ist?“, fragte er und sie schien immer nervöser zu werden. „Dann würde sich auch nichts daran ändern. Sag mal… Du und Claire, seid ihr zusammen?“, erklärte sie und der Andere lachte laut in Arels Kopf. „Nein.“, entgegnete Arel Wahrheitsgemäß. Er hätte dem ganzen einen Riegel vorschieben können. Nur eine kleine Lüge, aber er wollte Keira nicht anlügen, davon abgesehen hatte er keine Lust mehr nach Claires Pfeife zu tanzen und genau das zu tun, was sie von ihm erwartete. Keira schien mit einem Mal beruhigt, denn sie nahm ihre linke Hand wieder aus der Tasche und wirkte generell weniger in die Ecke gedrängt als zuvor. „Das ist schön.“, erklärte Keira und zwinkerte ihm zu. Es war dasselbe Zwinkern wie damals, als sie zusammen gewesen sind. Das gleiche Zwinkern, was sein Blut schon damals in Wallung gebracht hatte. Was hatte diese Frau nur, was ihn so wahnsinnig anzog. ‚Ich wusste doch, du stehst auf sie.‘, erklang die Stimme des Anderen in seinem Kopf. ‚Weil du auf sie stehst?‘, fragte er den Anderen und erntete ein lachen. ‚So ist es.‘, kam dessen Antwort prompt und Arel dachte ernsthaft darüber nach, öfter das zu tun, was der Andere wollte. „Nun denn, wir sollten uns trennen.“, erklärte Keira ruhig und schaute ihn mit einem schüchternen, mädchenhaften Blick an, der nicht zu ihr passte. „Wieso?“, hörte Arel sich fragen und Keira grinste. „Weil ich hier wohne.“, erklärte sie und nickte dem Gasthaus zu. „Oh.“, brachte Arel hervor. „Oh? Soll das ein: ‚Wollen wir noch einen Kaffee trinken‘ werden?“, fragte sie und lächelte schelmisch. Wenn Arel jetzt mit ging würde es nicht bei einem Kaffee bleiben, das wusste er. Und sie wusste es wahrscheinlich auch. „Und wenn es so wäre?“, brachte Arel hervor und Keira lächelte. „Dann würde ich sagen, dass du dich für eine von uns beiden entscheiden musst. Claire oder ich, es sei denn du willst nur Sex. Dann stehe ich dir gerne zur Verfügung.“, lächelte sie und Arel erstarrte, während er sie ansah. ‚Verdammt nochmal, schnapp sie dir!‘, brüllte der Andere und Keira lächelte noch immer, offensichtlich amüsierte sie seine Ratlosigkeit. „Ich…“, begann er, wusste aber nicht wie er den Satz beenden sollte. ‚Lass mich das machen, wenn du es nicht kannst!‘, bettelte der Andere in seinem Kopf und in diesem Moment wurde ihm klar, dass er Keira auch liebte. Auf eine Art und Weise, die alte Gefühle in Erinnerung rief. Ja, er wollte sie. Aber war es richtig, jetzt mit ihr zu gehen? Claire würde nicht lange fackeln. Das hatte sie bewiesen. Sie wollte ihn nicht. Das hatte sie bewiesen. Also warum sollte er nicht mit Keira gehen? Anfangs wäre es nur Sex. Ja Anfangs. Er hatte Gefühle für Keira, doch er empfand auch etwas für Claire, doch in diesem Moment wogen die Gefühle gleich auf. ‚Arel du verdammter Idiot! Sag etwas!‘, brüllte der Andere und Arel schaute Keira fest in die Augen. „Ist es das was du willst? Bedeutungslosen Sex?“, fragte er und er konnte sehen wie Keiras Züge weicher wurden. ‚Verdammt nochmal! Was bist du? Ein verdammter Moralapostel, fick sie erst und stell ihr dann die Fragen, die dich plagen, wenn du sie dann noch stellen willst.‘, brüllte der Andere, doch Arel ignorierte ihn eiskalt. „Nein. Aber es wäre ein Anfang.“, erklärte Keira und er wusste in diesem Moment, dass sie das was sie gesagt hatte ernst meinte. „Wenn du das nächste Mal immer noch mit mir schlafen willst, dann werde ich keine Fragen stellen.“, erklärte Arel und Keira lächelte matt, dann nickte sie leicht. Claire hätte eine Zurückweisung nicht so einfach hingenommen. Aber die beiden waren verschieden. Sie waren sehr verschieden. Er tat einen Schritt auf Keira zu. ‚Wenn du dir eine nimmst, hab ich eine frei klar?‘, erklärte der Andere und Arel biss die Zähne zusammen. ‚Einvernehmlich.‘, entgegnete Arel finster. ‚Natürlich.‘, schloss der Andere höhnisch. Einen weiteren, sehnsüchtigen Schritt tat er auf sie zu, doch dann stoppte er. „Gute Nacht Keira. Vielleicht nächstes Mal.“, erklärte er und lächelte sie an. Etwas in ihrem Gesicht veränderte sich. Das glückliche Lächeln, was ihr Gesicht erhellt hatte, als er auf sie zugetreten war, verblasste allmählich, dann zuckte sie mit den Schultern. „Bis dann Arel, es war schön dich wieder zu sehen.“, entgegnete sie, dann drehte sie ihm den Rücken zu und schritt langsam und anmutig genug, sodass Arel ihren perfekten Hintern bewundern konnte auf die Tür des Gasthofs zu. Sie stoppte kurz, drehte sie um und ging auf Arel zu. „Gute Nacht.“, hauchte sie, dann küsste sie ihn. Sie schmeckte heiß und leidenschaftlich. In seinen Ohren rauschte das Blut und er erwiderte den Kuss, ohne sich daran erinnern zu können, damit begonnen zu haben. Er genoss ihre Lippen auf den seinen, die Wärme ihres Körpers, der sich geschmeidig gegen den seinen drückte, den sanften Druck ihrer Hände, die sich um die seinen geschlossen hatten. Er genoss den Umstand, dass ihr Kuss das Lachen des Anderen in den Hintergrund treten ließ und er genoss es, dass er größer war und sie sich um ihn zu küssen leicht auf die Zehenspitzen hatte stellen müssen. Er schloss allmählich die Augen und ließ sich von der Flut aus Gefühlen mitreißen, die ihn attackierte. Ihr Kuss fühlte sich so gut an, so richtig, so liebevoll. Sie war alles, was er wollte. Er erinnerte sich daran wie er sie geliebt hatte und dass ihre junge Liebe wegen seines Lehrmeisters nie eine Chance erhalten hatte. Er spürte, wie ihr schlanker Körper sich gegen den seinen drückte, konnte ihre Brüste unter der Kleidung spüren, die sich leicht gegen seinen Brustkorb gedrückt hatten, dann spürte er ihren heißen Atem auf den Lippen und ehe er sich versah hörte er wie die Tür des Gasthauses ins Schloss fiel. Als er die Augen wieder öffnete stand er allein im Zwielicht der flackernden Straßenlaterne. „Gute Nacht.“, flüsterte er, als er ungläubig einen Finger auf seine Lippen legte. War das wirklich passiert? Und wenn es nur ein Tagtraum gewesen war, warum fühlte er sich so… Glücklich?
Claire saß auf ihrem Bett. Schlaf blieb ihr verwehrt. Sie machte sich Sorgen, dieser Trottel Arel war noch immer nicht zurückgekommen. Sie seufzte und sog tief die Luft ein. Warum hatte sie so stur sein müssen? Warum hätte sie ihn nicht einfach an der Hand nehmen können, ihn auf ihr Zimmer führen und ihn nach Strich und Faden verführen können, dann wäre er wenigstens bei ihr. Aber so? Er hatte sie mit dieser brünetten Tussi zurückgelassen, die er so angehimmelt hatte. Fazit war: Egal wo er jetzt war, er war nicht bei ihr. Ob er die schöne Überraschung, die sie ihm für seinen Sieg versprochen hatte, wohl jetzt wo anders holte? Sie blickte an sich herab, betrachtete wie der fast durchsichtige weiße Stoff des Nachthemds ihren Körper um schmiegte. Er mochte nicht gewonnen haben, aber die Überraschung hätte sie ihm trotzdem gerne zuteilwerden lassen. Sie stieß einen Seufzer aus. Sie hätte das viel früher tun soll. Sie hätte ihn einfach in der Nacht überraschen sollen, doch jedes Mal hatte sie sich selbst davon abgehalten. Immer wieder hörte sie die Stimme ihres Vaters in ihrem Kopf, der brüllte: ‚Du bist ein Schwert, wenn du dich auf Gefühle einlässt wirst du Stumpf und Spröde. Ich brauche ein scharfes Schwert.‘ Sie biss sich auf die Unterlippe und zog sich das Nachthemd aus. Nackt drehte sie sich vor dem Spiegel hin und her. Bestimmt befand er sich grade mit dieser anderen Frau in einer innigen Umarmung… Oder er fickt sie. Vielleicht küssen sie sich grade… Oder er fickt sie. Vielleicht passierte auch gar nichts und er war in diesem Moment auf dem Weg nachhause… Oder er fickt sie. Sie würde es ihm nicht mal übel nehmen können. Sie hatte ihm Hoffnungen gemacht, hatte ihn in ihr Bett geholt, hatte es genossen und sich danach nicht mehr getraut es zu wiederholen. Stattdessen hatte sie die Andeutungen beibehalten, ihn damit wahrscheinlich gefoltert und letztendlich, als sie ihre Gelegenheit hatte ergreifen wollen war es zu spät gewesen. Sie hatte es wohl nicht anders verdient. Seufzend zog sie ihre Unterwäsche wieder an, zog sich eine Hose und ein Top an. Warum hatte er nicht einfach warten können, bis er zuhause war? Sie stand auf, zog sich ihren Kapuzenmantel über und schnallte sich die Schwerter auf den Rücken. ‚Ich bin eine Waffe, Beziehungen machen mich nur schadhaft.‘, erklärte sie sich in Gedanken immer wieder und ignorierte die einzelne Träne, die ihre Wange hinab kullerte. Sie hatte keinen Grund und schon gar nicht das Recht zu weinen. Sie war nicht mit Arel zusammen. Er hatte das Recht sich mit anderen Frauen zu treffen und nur weil sie zu blöd war um ihm zu sagen, was sie ihm schon seit Monaten hatte sagen wollen, nur nicht gewusst hatte wie sie es in Worte hätte kleiden sollen, sprach ihm das dieses Recht lange nicht ab. Er wollte sie nicht. Punkt. Komm damit klar Claire. Du bist eine Waffe und du bist alleine. Waffen werden nicht verletzt… Aber sie zerbrechen früher oder später unter zu starker Belastung. Sie seufzte. Sie war wirklich ein Genie, wenn es darum ging sich selbst Mut zu machen. ‚Verdammt nochmal Claire, jetzt schau nach vorne und trauere ihm nicht nach.‘, ermahnte sie sich innerlich und öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, dann überprüfte sie ihre Taschen und fluchte. Schnell schlüpfte sie ins Zimmer und nahm den Schlüssel vom Tisch, dann verließ sie das Zimmer. Mit schnellen Schritten ging sie den Gang entlang bis zur Treppe, aus der Schenke drang kein Laut, eine gute Sache, ihr war nicht danach mit irgendjemandem zu sprechen oder gar von irgendwelchen Idioten angequatscht zu werden. Nur noch eine Person saß noch an einem der Tische. Alisa. Claire seufzte und trat auf sie zu. „Ist es nicht etwas zu spät um noch hier rum zu sitzen?“, fragte sie die vollbusige Katastrophe und sie schreckte hoch, sank jedoch wieder auf den Stuhl zurück, als sie Claire sah. Sie hatte wohl jemand anderen erwartet. „Nein… Nein… Lyr ist noch…“, Alisa gähnte und streckte sich. „Lyr wird bei Haley sein. Gibs auf, die kommen heute sicherlich nicht mehr hier runter.“, erklärte Claire ruhig und wusste instinktiv, dass sie etwas gesagt hatte, was die junge Frau verletzte. Seis drum. Wenn sie schon kapieren musste, dass der Mann an dem sie Interesse hatte mit einer anderen Frau rummachte, warum sollte sie Alisa dann nicht auch gleich mit die Augen öffnen. Ja Claire sag einfach allen Frauen draußen, dass sie aufhören sollen ihrem Schwarm hinterher zu laufen. Wenn du deinen nicht haben kannst, dann haben alle anderen bestimmt auch keine Chance. Alisa flossen allmählich Tränen über die Wangen. „Aber…“, begann sie und Claire stieß einen Seufzer aus. Na Klasse Claire, du hast ein Mädchen was ohnehin schon am Arsch war zum Weinen gebracht, du bist eine wahre Heldin. „Hör mal… Sie haben bestimmt nur die Zeit vergessen…“, erklärte sie, bezweifelte aber dass irgendjemand so naiv sein konnte um diese Aussage zu glauben. „Meinst du wirklich?“, fragte Alisa, nein, das konnte unmöglich ihr Ernst sein. „Sicher.“, schloss sie und schüttelte den Kopf. Sie blickte zum Tresen. Calvor saß auf einem der Barhocker und schien die Abrechnung oder sowas zu machen. Jedenfalls kritzelte er auf einem Block herum. Claire ging langsam zu ihm herüber. „Abend.“, begrüßte sie ihn, er blickte zu ihr auf und brummte seinerseits: „Guten Morgen. Wir haben 3 Uhr oder so… Sag mal… Hast du morgen einen Kampf?“, fragte Calvor und schaute sie freundlich mit einer Art väterlichem Lächeln an. „Weiß ich nicht… Lyr und Haley mussten zweimal kämpfen in den Vorrunden. Ich habe bisher einmal gekämpft. Die Chancen stehen gut.“, gab Claire zurück und lächelte den Wirt an. Er nickte. „Gut, dann werde ich wohl Haley oder Lyr fragen. Ihr kommt mir alle wie vernünftige Leute vor.“, erklärte er und lächelte unter seinem dichten Bart. „Was fragen?“, brachte sie hervor ohne neugierig zu wirken. „Ich wollte einen von beiden fragen ob sie den Betrieb morgen Abend übernehmen könnten. „Ich werde glaube ich nicht so lange durchhalten. Ich kann die Kleine nicht alleine hier sitzen lassen und ich glaube sie wird ohne weiteres noch ein paar Stunden hier sitzen bleiben. Immerhin ist der, auf den sie wartet mit Haley hoch gegangen. Vor ungefähr vier Stunden…“, erklärte Calvor und Claire grinste. „Freut mich für die beiden... Haley würde da draußen niemanden finden, der besser zu ihr passt glaube ich. Die beiden sind absolut verrückt nacheinander…“, lächelte Claire und Calvor nickte zustimmend und lächelte. „Das würde selbst ein Blinder merken.“, stieß Calvor hervor und in seiner Stimme schwang etwas mit, was Claire nicht so ganz deuten konnte. „Ich bin mir sicher, dass die beiden für dich einspringen können.“, grinste Haley und legte einen Silberstern auf den Tresen. „Trink was auf meine Rechnung. Ich werde mir ein wenig die Beine vertreten.“, erklärte sie und Calvor brummte etwas unverständliches, lächelte sie dabei aber an. Mit langsamen Schritten verließ sie das Gasthaus. Die Luft stieß ihr kühl und klar ins Gesicht und sie atmete tief durch, ehe sie die ersten Schritte in die Dunkelheit tat. Sie musste sich einfach irgendwie ablenken, sie wollte nicht mehr weiter in ihrem Zimmer sitzen und darüber nachdenken was Arel in diesem Moment tat. Wahrscheinlich würde sie ihn jetzt in diesem Moment an sich ziehen und küssen, vollkommen egal was er getan hatte, doch stattdessen ging sie mit schnellem und doch geschmeidigem Schritt durch die Dunkelheit. Es schnürte ihr die Luft ab, darüber nachzudenken, wie er eine Andere küsste, wie seine Hände eine Andere liebkosten und streichelten. Wie sehr sie sich nach seinen Berührungen sehnte. Wie sehr sie jetzt seine Lippen auf den Ihren spüren wollte oder auf ihrer Haut, vollkommen egal, Hauptsache er war bei ihr. Vielleicht würde sie ihn ja treffen, jedoch bezweifelte sie es stark. Die Stadt war riesig und die Wahrscheinlichkeit Arel hier zu finden tendierte gegen Null. Eher würden die beiden unerkannt aneinander vorbei laufen. Ihr Blick fuhr über einen schwelenden Aschehaufen, der mitten auf einem der Trainingsplätze lag. Sie musste sich an Lyrs Verletzungen erinnern und lächelte. Das waren dann wohl seine Angreifer. Als sie darüber nachdachte, dass Haley und Lyr jetzt wahrscheinlich in ihrem Zimmer das taten, was sie mit Arel vorhatte, erfüllte sie mit Wohlwollen, zugleich aber mit einer stillen Trauer, als sie darüber nachdachte, was ihr entging. Nicht, dass sie es den beiden nicht gönnte, aber sie war so mit dem Gedanken erfüllt, gegen eine andere Frau verloren zu haben, dass sie hätte schreien und heulen können. „Hey! Was tun sie um diese Zeit noch hier draußen? Gehen Sie nachhause, es ist schon spät.“, erklang eine laute Stimme hinter ihr und als sie sich umdrehte stockte ihr kurz der Atem. Drei Männer in Brustpanzern standen vor ihr, was sie jedoch am meisten in die Augen fasste waren die Wappenröcke darüber. Ein Schwert, welches sich mit einer Pistole kreuzte, dahinter ein Beutel mit Münzen, auf dem ein Totenkopf prangte. Totenhandel. Ihre alte Söldnergilde. Was taten die hier? Sie ließ ihren Blick über die, im Dunkeln verborgenen Gesichter der Söldner gleiten. Sie kannte keinen von ihnen. Nicht gut. „Nehmen sie die Kapuze ab.“, erklärte einer der Jüngeren und seine Hand rutschte nervös zum Knauf seines Schwerts. Die Pistole an der anderen Seite ließ er achtlos in ihrem Halfter stecken. Claire stieß einen Seufzer aus und zog mit beiden Händen die Kapuze von ihrem Kopf. Warum musste sowas immer ihr passieren. „Oh, guten Abend junge Dame.“, erklärte der Junge mit einem aufseufzen, während die Gesichter seiner Kumpane hinter ihm einen anderen Ausdruck annahmen. Wie sehr sie dieses perverse Grinsen hasste. „Was wollt ihr von mir?“, fragte sie mit harter Stimme und versuchte die Blicke der beiden Männer zu ignorieren. „Wir sind damit beauftragt worden die Nachtwache in diesem Teil der Stadt zu übernehmen.“, erklärte der Junge freundlich, in seinem Blick lag keine der widerwertigen Emotionen, wie in denen seiner Mitstreiter. „Die Nachtwache? Diese Stadt beschäftigt Söldner als Stadtwachen?“, fragte Claire mit hochgezogener Augenbraue. Der Junge lächelte etwas beschämt. „Nur während der Zeit des Turniers. Ein Deal, den der Anführer der Gilde direkt mit dem Bürgermeister abgeschlossen hat.“, erklärte der Junge und wachsendes Unbehagen befiel sie. „Soll das heißen, dass sich Kaygan in dieser Stadt aufhält?“, fragte sie und Unbehagen schlich sich in ihre Stimme. Das war ein Albtraum. „Ja, aber sagen Sie, woher kennen Sie den Anführer?“, fragte der Junge und musterte sie dann abschätzend. Dann schien ihm ein Licht aufzugehen. „Unmöglich…“, begann er und Claire seufzte. Kaygan hatte dieses Portrait wahrscheinlich noch immer in seinem Büro hängen. Das Portrait auf dem sie abgebildet war, etwas jünger, mit herunter gerissenen Kleidern, in einem Haufen aus Leichen stehend, während sie ihre Schwerter weit von sich streckte und Blut in Strömen von ihnen herab tropften. Kaygans Vater hatte dieses Portrait gemalt, als er zu ihrer Zeit noch der Leiter der Gilde war. Er hatte ihr damals ihren Söldnernamen gegeben. Blutengel. Die Szene, die das Portrait darstellte war eine der Szenen gewesen, die Kaygans Vater mit eigenen Augen gesehen und nicht mehr hatte vergessen können. Kaygan hatte daraufhin damit begonnen sie zu umwerben, weil sie auf dem Portrait seiner bescheidenen Meinung nach wie eine Göttin aussah. Nettes Kompliment, keine Frage, aber nicht wenn es einen an eine Zeit erinnerte in der man Knietief und halbnackt in Blut und Gedärmen stand. „Was ist Kleiner?“, fragte einer der anderen Söldner, als der Junge sich in respektvolles Schweigen gehüllt hatte. „Bl… Blutengel.“, stotterte der Junge und der Andere wandte seinen Blick wieder auf sie. Dieser vor Lust geifernde Blick, der für sich allein schon bewirkte, dass sie sich schmutzig fühlte und duschen wollte. „Verdammt… Er hat Recht, sie sieht genauso aus, wie die Schnitte auf dem Gemälde.“, erklärte der Dritte im Bunde und begaffte sie noch eindringlicher. „Und jetzt?“, fragte Claire und schaute zu dem ungleichen Trio hinüber. „Wir.. Der Meister bezahlt jedem eine beträchtliche Menge, der dich zu ihm bringt.“, erklärte der Junge und Claires Blick verfinsterte sich. Sie wollte sie nicht töten wollen. Leid tun würde es ihr nur für den Jungen, weil er der einzige war, der mit seinen Blicken nicht erklärte, was er gerne mit ihr tun würde. „Ich gebe euch eine Chance, ich würde euch raten sie zu ergreifen. „Ihr habt mich nie gesehen, dreht euch um, geht und kein Wort zu niemanden.“, erklärte sie mit ruhigem Ton. „Glaubst du Kaygan findet euch nicht? Ihr nehmt an einem Turnier teil, zu dem er bei jedem Kampf als Ehrengast auftaucht, dazu kommt, dass ihr nicht mal euren Namen geändert habt. Er weiß genau, dass ihr hier seid.“, erklärte der Junge mit bebender Stimme. „Dann soll er selbst kommen und einfordern, was er will. Nur weil er mich will, heißt das noch lange nicht, dass er mich auch bekommt.“, erklärte sie stirnrunzelnd, während die beiden Söldner hinter dem Jungen ihre Schwerter zogen. Der Junge selbst schien verunsichert, schien abzuschätzen, welche Chancen sie hatten, suchte in der Legende von Blutengel Stellen an der sie übertrieben sein konnte. Das Problem war nur, dass Kaygans Vater, der die Legende in die Welt gesetzt hatte nicht übertrieben hatte. Sie hatte mit ihm Seite an Seite in einer Schlacht gekämpft, die sie nicht hätten gewinnen können. Die sich nicht hätten gewinnen können. Sie hatte über 100 Menschen getötet, und die Schlacht innerhalb eines Tages für ihre Seite entschieden. Sie hatte Kaygans Vater vom Schlachtfeld gezogen und versorgt, als er verwundet zu Boden gegangen war. Sie war es, die dem gegnerischen General eine Klinge ins Auge gerammt hatte, sie war es gewesen, die ausgerufen hatte, dass die Schlacht entschieden war. Sie war es gewesen, die die feindlichen Soldaten scharenweise zum Rückzug bewegt hatte. Etwas worauf sie nur bedingt stolz war. Wenigstens hatte der Herrscher des angreifenden Reiches es damals plötzlich wahnsinnig eilig damit gehabt einen Friedensvertrag zu unterzeichnen. Das Massaker hatte wenigstens etwas Gutes gehabt. „Wir sollten gehen Männer.“, erklärte der Junge und tat einen Schritt zurück. Anscheinend hatte er keine unglaubwürdige Lücke in der Legende gefunden. „Was?“, stießen die beiden anderen Unisono aus. „Guck dich doch mal um Junge, sie ist allein und wir sind zu Dritt.“, erklärte der Linke von beiden, aber der Junge schüttelte den Kopf. „Wir sind zu wenige.“, erklärte er und die beiden anderen blickten ihn fassungslos an. „Du warst nicht besonders Gut in Mathe oder? Du weißt schon, dass wir in der klaren Überzahl sind oder?“, fragte der bullige Söldner rechts von ihm, doch er hob eine Hand um ihn zum Schweigen zu bringen. „Ihr wisst was der Anführer immer sagt oder? ‚Egal welche und wie viele Legenden auf dieser Welt übertrieben sind, die von Blutengel ist es nicht.‘ Er hat sie damals selbst auf dem Schlachtfeld tanzen sehen. Vergesst das nicht.“, brachte der Junge hervor und die beiden anderen Söldner blickten ihn einfach nur total verdattert an, als hätte er eine, wahlweise auch mehrere Schrauben locker. Claire stieß den Atem aus und ging auf den rechten Söldner zu, rammte ihm ohne Vorwarnung ihre Faust ins Gesicht und brachte ihn zum Taumeln. Ihre Rückhandschlag traf den Söldner am linken Jochbein, dann folgten drei schnelle Schläge gegen seinen vom Brustpanzer nicht geschützten Hals und der Hüne ging röchelnd zu Boden. „Möchtest du auch noch eine Demonstration?“, fragte Claire freundlich an den anderen Söldner gewandt, der ihn blinzelnd anblickte. „N…Nein, verzeiht mir Meisterin.“, erklärte der Mann und der Junge verneigte sich leicht vor ihr. „Wir haben euch nicht gesehen.“, erklärte der Junge und nickte zu dem Bewusstlosen, der auf dem Boden lag. Der andere Söldner griff nach ihm und wuchtete den schlaffen Körper samt Brustpanzer ächzend in die Höhe. Gar nicht mal schlecht. Der Junge verneigte sich erneut, dann zog das Trio ab. Es war nicht gut, dass Kaygan hier war. Es war sogar verdammt schlecht, wenn sie genau darüber nachdachte und zog die Stirn in Falten. Sie sollte zurückgehen, bevor sie noch mehr von den Nachtwachen hier alarmierte. Mit einem Seufzen drehte sie sich um, bedachte den schwelenden Haufen Asche auf dem Trainingsplatz noch einmal. Mit einem aufseufzen drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zurück zum Gasthaus.
Arel fühlte sich ziemlich fertig, als er die Tür zum Gasthaus aufstieß. Draußen war es kalt und die Kälte hatte sich unangenehm in seinen Körper gegraben. Zu gerne hätte er jetzt noch irgendetwas heißes getrunken, jedoch hatte Calvor wahrscheinlich schon lange den Ausschank beendet. Als er den Blick hob sah er, dass er sich irrte. Der Grund saß nur wenige Meter vor ihr an einem der Tische. Alisa. Sie war verheult und starrte ihn an. Calvor saß, in ein Buch vertieft am Tresen und ließ sich nichts anmerken. Er seufzte und schritt zu Alisa. „Was machst du so spät noch hier?“, fragte er und dachte sich dabei den Grund bereits zu kennen. ‚Sie wartet bestimmt darauf, dass Lyr ihr den Hengst macht.‘, erklärte die Stimme des Anderen im nüchternen Tonfall. „Ich warte, dass Lyr zurück kommt… Er ist mit dieser Haley nach oben gegangen.“, schluchzte er und Arels Blick änderte sich von voreingenommen zu mitleidig. Er wusste nicht genau warum, aber irgendwas in ihm hinderte ihn daran einfach weiter zu gehen. ‚Lass mich das machen Kleiner, du bist erschöpft.‘, erklärte die Stimme in ihm und er seufzte innerlich. ‚Sei freundlich.‘, erklärte er dem Anderen, als würde er mit einem Kind sprechen. ‚Natürlich, bin ich das denn sonst nicht?‘, entgegnete der Andere mit einem leichten Brummen. ‚Nein.‘, erklärte Arel kurz angebunden, als er die Kontrolle an den Anderen abgab. Sofort änderte sich seine Körperhaltung. Er wirkte größer, stärker, selbstbewusster. Er lehnte sich zu Alis und lächelte sie an. „Hast du schon mal bei Claire gefragt ob er bei ihr ist? Vielleicht ist er zurück in sein Zimmer gegangen.“, lächelte und Alisa blickte ihn an. „Nein… Ich habe Angst.“, erklärte sie und vermied es wieder ihn anzusehen. „Dann wirst du es auch nie herausfinden. Willst du wirklich ewig jemanden hinterherlaufen, der deine Aufmerksamkeit nicht wert ist?“, fragte er und schaute sie dabei an. Ihr Blick wanderte wieder zu ihm. „Ich… Er ist es wert…“, stieß sie hervor und blinzelte sich Tränen aus den Augen. „Ist er es auch, wenn er es hinter deinem Rücken mit Haley treibt?“, stellte er eine weitere Frage und lächelte dabei. „Also… Du meinst…“, begann sie und weinte jetzt hemmungslos. ‚Solltest du jemals die Rechtschreibung beherrschen, versuch es gleich danach mal mit Taktgefühl.‘, erklärte der schwache Arel und er grinste finster. ‚Ich lüge sie nur nicht an, das ist alles.‘, erklärte er dem Schwächling und schloss kurz die Augen. „Steh auf, geh nach oben und klopf bei ihr, dann weißt du mehr.“, lächelte Arel und schaute die hübsche Blonde an. Sein Blick fand ihren Ausschnitt und er musste sich zusammenreißen um nicht zu pfeifen. Wie konnte Lyr wochenlang mit so einer Frau unterwegs sein und sie nicht ficken? Klar Haley hatte ihre Vorzüge, er würde sie auch nicht von der Bettkante stoßen, aber diese Frau war eine Bombe. Jedenfalls vom Aussehen her. Und dann? Was würde er tun, wenn er Alisa, Keira und alle verdammten übrigen Frauen auf der Welt dazu gebracht hatte mit ihm ins Bett zu gehen? Das würde Claire auch nicht dazu bringen ihm näher zu kommen. Nein, viel eher würde sie sich nur noch weiter von ihm entfernen. Für einen Moment stockte er. Waren das wirklich seine Gedanken? Hatte das Weichei es geschafft ihm seine Gedanken unterzujubeln. Nein. Unmöglich, der Junge hatte nicht mal die Kraft Keira zu nehmen, obwohl sie es ihm angeboten hatte. Der Schwächling und er hatten absolut keine Ähnlichkeit mit seinem erlesenen Charakter. Er war stark, rücksichtslos, ein Schürzenjäger und Krieger. Und grade er hatte Skrupel, diese Schnalle da vor sich einfach dazu zu überreden ihm auf sein Zimmer zu folgen und sich von ihm mindestens körperlich trösten zu lassen? Unheimlich. „Ich kann das nicht…“, erklärte Alisa und schaute ihn finster an. „Natürlich kannst du das. Aber ich wäre ja ein schlechter Mensch, würde ich dir keine Alternativen bieten. Du kannst weiter hier sitzen bleiben und Trübsal blasen, du kannst in dein Zimmer gehen und heulen, du kannst raus gehen und dich vom Rand der Stadt stürzen oder du kannst verdammt nochmal stark sein, deiner Angst ins Gesicht lachen und ein neues Leben beginnen. Hätte Lyr Angst vor sowas?“, erklärte Arel mit finsterer Stimme und war sich dabei selbst unheimlich. ‚Wow, was ist in dich gefahren?‘, fragte der Schwächling in seinen Kopf und für einen Moment war es so, als rede er mit sich selbst. Verdammt nochmal, was war los mit ihm? Er hob den Blick und sah Alisa, die ihn fassungsloser Miene anblickte. „Warum interessiert dich das überhaupt?“, schluchzte sie und schaute ihn dabei noch immer mit dieser fassungslosen Verblüffung an. „Tut es nicht.“, erklärte Arel und blickte sie dabei gelassen an. „Du kommst mir so vor, als würde es dich sehr wohl interessieren, sonst wärst du sicher nicht mehr hier.“, erklärte sie mit einer unheimlichen Entschlossenheit in der Stimme. Verdammt nochmal, sie ging ihm auf die Nerven. Die Abmachung zwischen ihm und dem Anderen zählte erst, wenn er etwas mit Keira anfing, also wäre es dem Anderen gegenüber unfair, sie zu verführen. Warum dachte er über sowas nach, entwickelte er etwas so widerliches wie … Sympathie für den Schwächling? Unfassbar. ‚Hey Schwächling. Was würdest du in dieser Situation jetzt sagen?‘, fragte Arel den weinerlichen Schwächling. ‚Tja… Gute Frage. Da hast du dich selbst rein manövriert, jetzt kannst du dich auch selbst wieder aus der Affäre ziehen. Viel Spaß.‘, erklärte der andere trocken. Klar, warum hatte er auch Hilfe erwartet? Von Nichts kommt nichts. Also gut. „Es nervt mich einfach, wahnsinnig, dass ein hübsches Mädchen wie du hier sitzt und Trübsal wegen eines Mannes bläst, der wahrscheinlich grade mit einer anderen Frau zusammen ist. Leb dein Leben und lass dich von sowas nicht beirren. Wenn er eine andere hat, dann ist es eben so, aber es nicht wahr haben zu wollen hilft dir auch nicht weiter. Geh grade aus, oder bleib stehen und dreh dich im Kreis, aber lass dir gesagt sein, dass dich das im Kreis drehen nicht weiter hilft. Entweder du tust etwas, oder du bleibst ewig hier sitzen und zerstörst dein eigenes Leben. Es ist nicht seine Schuld, wenn du unglücklich stirbst sondern deine, weil du nicht dazu in der Lage warst, einen Schlussstrich zu ziehen.“, erklärte Arel und war von sich selbst komplett überrumpelt. Warum hatte er verdammt nochmal nicht seine eigene Talkshow? Das war einfach unfassbar. Sein wundervoller Charakter degenerierte. Er wurde… Nett. ‚Okay… Das war… Sehr… Feminin.‘, erklärte der Schwächling und Arel konnte ihm nicht mal etwas erwidern. Er hasste es sich eingestehen zu müssen, dass der Andere Recht hatte. Die Fassungslosigkeit in Alisas Gesicht wurde immer größer. „Du… Kannst ja richtig… Weise sein…“, stotterte sie und lächelte ihn mit einem Mal an. Na Klasse, jetzt war er auch noch weise. Jetzt war es bewiesen. Er wurde nicht nur nett, sondern auch alt. „Das hat nichts mit Weisheit zu tun und jetzt krieg verdammt nochmal den Arsch hoch und tu irgendwas.“, erklärte er und forderte sie mit einer Handbewegung dazu auf, aufzustehen und sich zu bewegen. Alisa schien kurz darüber nachzudenken, dann lächelte und stand auf. Na endlich. „Danke…“, stieß sie hervor, dann lief sie der Treppe entgegen. „Na endlich.“, hörte er Calvor seufzen, der erleichtert zu sein schien. ‚Übernimmm du wieder… Mit mir stimmt irgendwas nicht. Ich brauche Schlaf.‘, erklärte Arel dem Schwächling und dieser lachte in seinem Kopf. Verdammt nochmal. Wann war er zu einer solchen Lachnummer geworden? Ohne zu meckern, ließ er sich vom Anderen übernehmen, der nun verwirrt blinzelte. „Hätte nicht gedacht, dass du zum Motivationstrainer taugst, Kleiner.“, erklärte Calvor mit einem Lächeln und kam auf ihn zu. „Ich auch nicht, manchmal entdeckt man eben Seiten an sich, die man niemals für möglich gehalten hätte.“, erklärte Arel mit einem Lächeln und Calvor nickte wissend. Nicht so wissend, wie er vielleicht dachte. Arel lächelte in sich hinein. „Du solltest langsam zu schließen.“, erklärte Arel und schaute den bärtigen Gastwirt an. „Noch nicht. Claire ist nochmal raus. Es dauert wahrscheinlich noch ein bisschen, bis sie wieder zurück ist. Ich warte noch so lange.“, erklärte Calvor mit einem Lächeln und wirkte dabei müde. „Man, du kannst den Ringen unter deinen Augen schon Namen geben. Es sind auf jeder Seite Zwillinge. Gib mir den Schlüssel, ich werde für dich abschließen, wenn Claire zurück ist.“, erklärte Arel freundlich und blickte dem Bärtigen Mann in die Augen. „Besser nicht. Ich mach das schon. Geh du mal schlafen, die Jugend braucht doch immer ihren Schönheitsschlaf.“, grinste der Gastwirt unter dem Bart. Mit einem freundlichen Lächeln nickte Arel. „Wie du willst. Gute Nacht Calvor.“, erklärte Arel und bewegte sich in Richtung Treppe. „Ach noch was Junge… Eine Frau wie sie findet man nur einmal im Leben. Ich gebe dir den gleichen Rat, wie du der Kleinen vorhin. Tu endlich was.“, gab Calvor zurück und drehte ihm den Rücken zu. „Ich weiß…“, schloss Arel mit einem kleiner werdenden Lächeln. Dann ging er die Treppe hinauf. Mit langsamen Schritten stieg er die Stufen zu den Zimmern hinauf und seufzte, als er Alisa sah, die vor seinem Zimmer saß und weinte. Langsam ging er auf sie zu und beugte sich zu ihr hinunter. „Niemand hat geöffnet… Aber sie ist mit irgendjemanden da drinnen.“, erklärte Alisa und schaute ihn verheult an. „Warum bist du dir da so sicher?“, fragte Arel und hätte sich die Frage genauso gut selbst stellen können. „Niemand stöhnt so laut, wenn er alleine ist.“, erklärte Alisa, stand auf und ging aus dem Weg. Arel schloss die Tür auf und blickte kurz hinein, dann blickte er zu Alisa, die weinend im Flur stand. „Willst du noch mit rein kommen?“, fragte Arel und Alisa schaute ihn fest an. Dann nickte sie.
Eine sanfte Brise kitzelte ihn. Er musste irgendwann in der Nacht das Fenster aufgerissen haben, weil es stickig war. Es war nicht kalt, dafür sorgte die Decke, die über seinem nackten Körper lag und etwas Warmes, weiches, was sich an ihn kuschelte. Zärtlich schlang er den Arm darum und kam zu dem Schluss, dass es sich dabei um eine Frau handeln musste. Allmählich öffnete er die Augen und lächelte sanft, als er das schwarze Haar dicht vor sich sah. Vereinzelt verliefen grüne Strähnen durch das Haar. Allmählich kamen die Erinnerungen zurück und er sog tief die Luft ein, als ihm klar wurde, wer dort vor ihm lag. Es war Haley. Sie hatte die Nacht bei ihm verbracht. Eine schöne und sehr lange Nacht, doch war es das woran sie sich erinnern wollte, wenn sie aufwachte? Immerhin hatte sie bestimmt ihre Gründe gehabt, warum sie ihn so lange auf Abstand gehalten hatte. Allmählich bewegte sich Haleys Körper und sie schien zu erwachen. Zu spät einfach zu gehen und dem keine Bedeutung beizumessen. Also Augen zu und durch. Er drückte sie zärtlich an sich, genoss ihren Duft und ihre Wärme. „Guten Morgen.“, seufzte Haleys Stimme und sie drehte sich ihm zu, sodass sie ihm direkt in die Augen schauen konnte. „Guten Morgen.“, erklärte Lyr und sie rieb sich die Augen und blinzelte. „Was tun wir jetzt? So tun als sei nichts passiert und uns weiter aus dem Weg gehen?“, fragte Lyr in Erwartung dessen, dass sie ihn weiter auf Abstand halten wollte. „Das würde ich vielleicht sagen, wenn ich es bereuen würde. Aber das tue ich nicht. Nein… Wo du schon mal hier bist, kannst du genauso gut auch bleiben.“, lächelte Haley leicht und küsste seine Nasenspitze. Was war auf einmal mit ihr los? In den letzten Wochen war sie ihm gegenüber oftmals so kühl und bestimmt aufgetreten, dass er geglaubt hatte, ihr etwas Schreckliches angetan zu haben. Und jetzt? Sie war zärtlich und schmiegte sich sanft an ihn. „Heißt das..?“, begann Lyr, aber Haley legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Sag es nicht. Ja ich habe mit dir geschlafen, weil ich es wollte und ich würde es wieder tun, aber wir können nicht zusammen sein.“, erklärte sie leicht und Lyr bemerkte, dass diese Aussage für ihn nicht allzu viel Sinn machte. „Ich komme nicht mehr mit.“, erklärte er und forderte sie damit auf ihre Aussage zu erklären. Sie seufzte leicht. „Mein Vater ist in der Stadt und, wenn er herausfindet, dass wir beide zusammen sind, wird er dich in Gefahr bringen um dich als Druckmittel gegen mich benutzen zu können, wenn es sein muss.“, erklärte Haley ruhig und schaute Lyr dabei fest an. „Hast du vergessen was gestern passiert ist? Warum wir überhaupt in deinem Zimmer saßen? Dein Vater hat mich bereits zu seinen persönlichen Feinden gezählt und mir seine Menschenfleischgeilen Ghouls auf den Hals gehetzt.“, erklärte er ruhig und Haley schien darüber nachzudenken. „Das mag sein, aber noch weiß er nichts von uns… Das heißt, dass er, wenn er dich angreifen möchte, es auch tut. Falls er es heraus findet wirst du mit Angriffen seinerseits bombardiert werden. Er wird dich angreifen und verletzen um mich zu treffen… Das könnte ich nicht ertragen. Ich will nicht, dass du meinetwegen verletzt wirst.“, erklärte sie und schaute ihn dabei nicht an. „Das ist doch Monsterscheiße… Glaubst du etwa, ich möchte, dass dir etwas passiert? Egal ob es wegen mir ist oder aus einem anderen Grund?“, gab er zurück und schaute sie dabei ernst an. Sie seufzte leicht. „Ich weiß… Hör zu… gib mir einfach etwas Zeit darüber nachzudenken okay?“, entgegnete sie und lächelte ihn an. Er seufzte. „Sicher…“, stieß er aus und wollte sich grade aufsetzen, als sie sich über ihn schwang. Er spürte ihren warmen Körper auf seinem und sie lächelte ihn an. „Ich hab nicht gesagt, dass du gehen sollst… Wie wäre es mit einer neuen Runde zum wach werden? Die Nacht war viel zu kurz.“, schnurrte sie und Lyr wusste nicht genau was er davon halten sollte. Ihre Brüste lagen an seine geschmiegt, ihre Oberschenkel lagen links und rechts von den seinen, gespreizt und als sie ihn küsste entschied sein Körper für ihn. Er wollte etwas sagen, wollte ihr erzählen, dass er sie liebte, aber das wäre nicht der richtige Moment. Er konnte spüren, wie sich ihr Hintern zärtlich gegen seine steife Männlichkeit schmiegte und genoss den Moment in dem sie ihn in sich gleiten ließ mit genau so großer Inbrunst, wie sie es tat. Sie stieß ein glückliches Seufzen aus, als er in sie glitt und blieb einen Moment so liegen. Er wollte sie und sie wollte ihn auch, soviel stand fest. „Wollen wir den Morgen einfach noch ein paar Mal genießen, bevor wir wieder raus in die Welt gehen?“, stieß sie seufzend hervor, als sie begann ihren Körper sanft auf ihm hin und her zu wiegen. Eine Bewegung, die ihn fast wahnsinnig machte. Seine Arme umgriffen ihren Körper und er zog sie zu sich hinunter, küsste sie und erweiterte ihrer beider Verlangen mit leichten Stößen, die er von unten vollführte, während sie sich lustvoll auf ihm wiegte. Ihr Kuss war wild und ungezügelt. Ihre Zunge schmiegte sich lustvoll gegen die seine und er erwiderte den Kuss mit gleicher Güte, während seine linke Hand ihren Rücken streichelte und die Rechte sich in ihrem dichten Haar vergrub. Zärtlich zog er an ihrem Haar, was sie nur noch mehr in Lust versinken zu lassen schien. Sie stöhnte laut und ungezügelt, als ihre Lippen sich trennten. Lustvoll biss sie in seine Halsbeuge um das lustvolle Stöhnen und Schreien auf einem Minimum zu halten. Es störte ihn nicht und als sie ein genussvolles, von dem Biss in seinen Körper gedämpftes Schreien erklang und ihr Körper zuckend auf ihm erschlaffte zog er sie wieder an sich um sie zu küssen. Sie ließ sich den lustvollen Kuss nicht entgehen und erwiderte ihn mit gleich er Intensität, während sie ihre Hand unter seinen Kopf schob, um ihm noch näher zu sein. Ihr Geschmack war betörend, löschte jeden eigenen Gedanken aus und ließ ihn instinktiv handeln. Mit einem Ruck drehte er sie auf den Rücken und glitt mit einem sanften stoß wieder in sie hinein. Sie drückte den Kopf gegen die Kissen, als wolle sie ihren Kopf genussvoll in den Nacken werfen. Als er damit begann rhythmisch zu zustoßen wurde ihr stöhnen lauter, ein Umstand der ihn nicht störte. Viel mehr stachelte es ihn dazu an ihr noch mehr zu geben, noch tiefer in sie einzudringen und sie in Lust zu ertränken. Mit schnellen, festen Stößen ließ er sie erneut aufschreien und kommen, schob ich eine Hand unter den Hinter und drückte sie fester gegen sich, während er in ihre Brust biss und damit fort fuhr aus ihr heraus und wieder in sie herein zu gleiten. Sie keuchte, als er immer weiter machte und zuckte erneut, als sie kam. Früher als gewöhnlich. Sie schloss sie Augen, auf ihren Lippen lag ein verlangendes Lächeln, während sie ihre Arme um ihn schlang, ihre Fingernägel leicht in seinen Rücken grub und genoss, was er mit ihr tat. Sie hob ihm ihr Becken entgegen, was ihm symbolisierte, dass er nicht aufhören sollte. Seine Hand packte zu, grub sich in ihren Hintern, was sie überrascht auf keuchen ließ, seine andere Hand grub er in ihr dichtes Haar, was sie zu begrüßen schien, als sie ihren Kopf an seine Hand schmiegte. Er zog sie zu sich, küsste sie leidenschaftlich, während er immer weiter machte. Willig streichelte sie seine Zunge mit der ihren, stöhnte leidenschaftlich in den Kuss und drückte sich gegen ihn. Als sie erneut kam rutschten ihre Hände von seinem Rücken, hinterließen Kratzer, die Lyr jedoch nicht störten. „Mach weiter.“, stöhnte sie heiser, während sie noch immer kam. Als Lyr ihre Bitte mit einem harten Stoß beantwortete schrie sie vergnügt und überrascht auf. Seine Hand grub sich fester in ihr Haar und als er selbst heiser zu stöhnen begann schlang sie die Beine um ihn. „Komm in mir…“, flüsterte sie und schaute ihn dabei an. „Ich will nicht von dir getrennt werden.“, stieß sie hervor, als er schneller und stärker zu zustoßen begann. Zusammen kamen sie zum Höhepunkt und Haley erschlaffte mit freudigem Lächeln unter ihm. Sie schloss die Augen und atmete ruhig, während sich Lyr dicht über ihr abstützte. „Ich liebe den Sex mit dir.“, seufzte sie und er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Gleichfalls. Vielleicht sollten wir das in Zukunft öfter wiederholen.“, gab er lächelnd zurück und Haley grinste breit. „Ja… Vielleicht sollten wir das.“ „Hey… Ich glaube… Ich bin noch nicht ganz wach, wie wäre es mit noch einer Runde.“, grinste sie und schaute Lyr dabei fest an. Bevor Lyr antworten konnte pochte es an der Tür. Haley seufzte auf. „Wer ist das denn jetzt…“, stieß sie hervor und schaute Lyr dabei etwas genervt an, sichtlich nicht über die Störung erfreut. Sie gab ein erbostes Seufzen aus, als Lyr sich aus ihr zurückzog. „Wer es auch ist, er hat besser eine gute Erklärung. Ich bin gleich wieder da.“, erklärte sie, zwinkerte ihm zu und erhob sich, wobei sie mit schnellen Handgriffen ihre Unterwäsche zusammen suchte, anzog und ohne Scham zur Tür ging.
Schon wieder pochte es energisch an der Tür. Verdammt nochmal, warum musste jemand grade jetzt vor der Tür stehen? Mit geübtem Griff zog Haley die Tür ein Stück auf und spähte hinaus. Alisa blickte sie mit dem Mut der Verzweiflung im Gesicht an. Das konnte ja was werden. „Ja? Was möchtest du?“, fragte Haley so freundlich wie es ihr im Augenblick möglich war. „Ist Lyr bei dir?“, fragte sie mit fester Stimme und schaute Haley fest an. Innerlich gingen ihr mehrere Möglichkeiten durch den Kopf. Sie konnte ihr die Wahrheit sagen, hätte ihr auch einfach die Tür vor der Nase zuschlagen können. Stattdessen atmete sie tief durch, öffnete die Tür, sodass sie sehen konnte, dass sie nur Unterwäsche am Leib trug und lächelte sie an. „Bist du dir sicher, dass du die Antwort darauf wissen möchtest?“, fragte sie und schaute Alisa noch immer freundlich an. Die junge Frau überraschte sie indem sie nickte und sagte: „Das nächste Mal werde ich gewinnen. Du bist nicht dazu in der Lage ihn lange zu halten. Vielleicht schlaft ihr ein paar Mal miteinander, aber deine Flüche werden nicht ewig wirken. Und wenn du für ihn langweilig geworden bist wird er sich nach etwas Anderem umsehen und dann werde ich da sein.“ Wow, die Frau hatte echt Nerven. „Du und die ca 30 Millionen anderen Frauen auf der Welt.“, seufzte sie und wollte Alisa grade die Tür vor der Nase zuschlagen, doch sie stellte einen Fuß zwischen Tür und Rahmen und tastete auf ihrem Rücken. Offensichtlich hatte sie vergessen ihr Schwert, was sie in diesem Moment als verstärktes Argument zu ihren Worten ziehen wollte vergessen mitzunehmen. „Du kannst ihn nicht ewig verhexen.“, erklärte die junge Frau und Haley zog eine Augenbraue nach oben und öffnete erneut die Tür. „Wie kommst du darauf, dass ich ihn verhexe?“, fragte Haley ruhig und versuchte dem Drängen von Nagalir, sie in der Mitte mit einem möglichsten großen Schwert in Zwei zu teilen nicht nachzugehen. „Ich weiß es einfach. Wenn du ihn nicht verhext hättest… dann.“, sie klang verbittert. Na klasse. „Dann? Wie lange wart ihr zusammen unterwegs Mädchen? Ein paar Monate? Hat er jemals etwas getan, was du deinerseits als Annäherung verstanden hast? Hör zu. Es ist ja wirklich witzig mit dir zu sprechen, aber allmählich kommen mir deine Anschuldigungen vor wie leeres Gewäsch. Also nenn mir jetzt einen vernünftigen Grund in wie fern es meine Schuld ist, dass er dich in der ganzen Zeit nicht einmal genagelt hat? Los, ich warte. Wird’s bald?“, ihre Stimme klang etwas gereizt, spiegelte jedoch keine pure Wut wieder. Alisa schien mit dem was sie gesagt hatte etwas überfordert zu sein, denn sie blinzelte mehrmals hintereinander, als konnte sie nicht glauben, was Haley grade gesagt hatte. „Na los.“, Haley gestikulierte erwartungsvoll in ihre Richtung. Alisa biss sich auf die Unterlippe, als dächte sie angestrengt nach. „Ich…“, begann sie und schaute Haley in die Augen. „Ich liebe ihn. Das ist alles was zählt. Ich kann ertragen, dass er nicht mit mir schläft, verdammt ich kann ihm sogar verzeihen, dass er mit dir schläft, aber eines Tages wird er erkennen was er an mir hat.“, erklärte sie und schien tatsächlich von ihrer Aussage überzeugt zu sein. Der Witz an der Sache war, dass sie dazu in der Lage war ihre Gefühle auszusprechen, während sie nicht einmal wirklich darüber nachdenken wollte, was sie für ihn empfand. Irgendwie bezeichnend, wenn man mal darüber nachdachte, dass sie diejenige war, die mit ihm schlief. Sie hätte lügen müssen, würde sie sagen, dass sie nie darüber nachgedacht hätte, ob es ihr heute möglicherweise besser ging, wenn sie ihm niemals begegnet wäre. Was wäre passiert, wäre sie ihm niemals begegnet. Er wäre nicht da gewesen um diesen riesigen Behemoth zu töten, der sie durch den Schneesturm gejagt hatte. Sie wäre in Richtung der Berge gereist, statt ihm bei einem Auftrag zu helfen, der ihr Leben verändert hatte. Sie dachte darüber nach, spann den Faden der Möglichkeiten weiter. War es der Auftrag, der ihr Leben verändert hatte oder war er es gewesen. Seine Person. Seine Persönlichkeit. Sie seufzte. „Möglicherweise. Ich schätze das wird die Zeit zeigen.“, entgegnete Haley und lächelte gedrückt. „War das alles, was du wolltest?“, fragte sie und schaute der blonden Katastrophe finster entgegen. Sie trat einen Schritt zurück, als erwarte sie, dass Haley sie jeden Moment angreifen würde. „Ich werde dich schon irgendwann loswerden. Lyr wird sich noch alle zehn Finger nach mir lecken und du wirst dabei zusehen, wenn er mich küsst.“, erklärte sie mit finsterer Stimme. „Kaum zu glauben, dass ich von uns beiden die Hexe bin… Darf ich mir den Spruch zur späteren Verwendung notieren, der ist echt böse, heimtückisch und naja… Hexenartig.“, gab Haley lächelnd zurück und Alisa blickte sie mit der Art Blick an, die Menschen töten könnte, wenn es denn möglich gewesen wäre. „Du wirst schon sehen, ich bin Lyrs Schicksal und dein Untergang.“, erklärte sie und biss sich auf die Lippen, während sie sprach. „Wow, es werden immer mehr Sprüche, die mir gefallen, du bist ein wahrer Quell an Inspiration, mach weiter.“, ermutigte Haley sie und lächelte dabei. Das schien ihr offensichtlich nicht zu gefallen, denn sie kehrte ihr den Rücken zu und stapfte davon. Haley stieß den Atem aus und schloss die Tür. Kurz blieb sie an der Tür stehen, schloss dann die Augen und ging wieder zu Lyr zurück. Er lag im Bett und schaute sie betreten an. Hatte er alles mitbekommen? „Sag mal… Warum hast du in der ganzen Zeit eigentlich nicht einmal mit Alisa geschlafen? Ich meine hässlich ist sie nun wirklich nicht.“, erkundigte sie sich und Lyr schien tatsächlich darüber nachzudenken. „Sie ist einfach nicht mein Typ… Schätze ich.“, erklärte er mit ruhiger Stimme. Die Antwort amüsierte sie. „Aber ich bin dein Typ?“, fragte sie lächelnd und ging auf ihn zu, während sie bewusst attraktiv ihre Hüften hin und her wiegen ließ. Er lächelte. „Unsinnige Frage.“, erklärte er und Haley musste grinsen. Sie liebte diesen Idioten… Hatte sie das grade wirklich gedacht? Nein, weg ihr Gefühle, weg von mir. War es wirklich ein solches Problem Gefühle zu zulassen. War es wirklich so klug sich von ihm fern zu halten? Sie setzte sich auf die Bettkante. „Jetzt mal im Ernst. Du hast sie aus einem Spinnennest gerettet und mich vor einem wild gewordenen Behemoth, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dir nicht angeboten hat mit ihr zu schlafen. Ich kann dir sagen, hättest du mich davor gerettet einen von Spinnen ausgesaugt zu werden, wäre meine Entscheidung mich zu bedanken, damals noch deutlich größer gewesen.“, lächelte sie ihn an und er grübelte. „Keine Ahnung… Sie hatte es mir damals nicht genau angeboten, aber eben Andeutungen gemacht. Ich bin nur nie darauf eingegangen.“, erklärte er und schien sich eines Grundes dafür nicht wirklich bewusst zu sein, fast so als benötige er keinen Grund dafür. „War es wegen mir?“, fragte sie mit ruhiger Stimme, biss dann aber die Zähne zusammen, als hätte sie das, was sie soeben gesagt hatte nicht sagen wollen. „Möglicherweise…“, gab Lyr zurück und Haley blickte ihn irritiert an, als hätte er ihr grade eine schallende Ohrfeige verpasst. Wäre sie an seiner Stelle gewesen, hätte sie wahrscheinlich mit jedem Flittchen auf der Straße gevögelt um die Erinnerung zu verdrängen, dass sie auf diese Art und Weise sitzen gelassen wurde. Dass Lyr sich ihr gegenüber selbst in einer solchen Situation loyal gezeigt hatte, überraschte sie und es schmerzte. Er war ein wundervoller Mann. Klar es war nur ein halbes Jahr zwischen jetzt und dem Tag, an dem sie gegangen war, aber selbst in einem halben Jahr konnte vieles passieren. Gerade einem Mann wie ihm gegenüber. Er hatte in dieser Zeit Werwölfe geköpft, einen Schattenläufer getötet und sich mit einem ganzen verdammten Nest Phantomspinnen angelegt, ja sie hätte wetten können, dass er sich in die Arbeit gestürzt hatte, bis sein Verstand kurz vor dem Abgrund des Wahnsinns stand und jetzt erzählte er ihr, dass er sich kein einziges Mal mit einer anderen Frau getröstet hatte? Nicht einmal mit einer wunderschönen und dankbaren Jägerin wie Alisa, die sich das linke Beim abgerissen und sich den Kopf rasiert hätte, wenn das bedeutete, dass Lyr mit ihr ins Bett ging. Sie stieß den Atem aus. All das wegen ihr. Niemand konnte diesen Job machen und geistig so gesund bleiben. Der eine Auftrag bei dem sie ihm dabei gewesen war, hatte sie in der schieren Grausamkeit der Hintergründe beinahe den Verstand gekostet und er steckte all das einfach so weg. Wie stark war dieser Mann. Ihr Blick fiel auf die Schulter des jungen Jägers und bemerkte erneut die glatte Narbe, die so aussah, als hätte eine scharfe Klinge die Haut von seinem Fleisch geschält. Er hatte ihr nie erzählt was es mit dieser Narbe auf sich hatte. Um sich abzulenken zeigte sie geistesabwesend auf die Narbe. „Du hast mir nie erzählt, was es mit dieser Narbe auf sich hat.“, erklärte sie und Lyr zuckte mit den Schultern. „Unwichtig und uninteressant.“, entgegnete er und schaute sie dabei finster an. Er blockte ab? Seltsam, das tat er sonst nie. „Bist du dir sicher? Wie kommst du darauf.“, gab sie zurück und blickte ihm dabei fest in die Augen. „Weil es kein Monster war, was mir diese Narbe verpasst hat. Obwohl der Mann der dahinter steckt zu dieser Zeit viel von einem Monster hatte.“, erklärte Lyr und sein Blick schaute leer in die Finsternis. Sie schalt sich selbst für die von ihr gestellte Frage. Wahnsinn unter all den Dingen, die sie hätte ansprechen können um sich selbst abzulenken fand sie die eine und wahrscheinlich einzige Begebenheit, die Lyr verletzen konnte. Und jetzt konnte ihr Verstand sich den Fehler nicht einmal eingestehen sondern begann damit seine Aussage bis auf den letzten Logikpfaden auseinander zu nehmen. Der Mann, der ihm diese Narbe beigebracht hatte, hatte damals viel von einem Monster. Hieß das, dass dieser Mann sich seit damals geändert hatte? Hatte er sich zum Besseren oder zum Schlechteren verändert? Was tat dieser Mann jetzt und als sie genauer darüber nachdachte erinnerte sie sich an etwas. Keira. Sie trug auf der gleichen Seite, an exakt der gleichen Stelle, eine Tätowierung. Das hatte sie kurz unter ihrem Mantel aufblitzen sehen. War es das Zeichen der Inquisition gewesen? Ein Schild mit zwei dahinter gekreuzten Schwertern, das Schild im Zeichen der Inquisition zeigte eine untergehende Sonne. Ob wohl jeder Inquisitor diese Tätowierung trug? Lyr war einmal selbst ein Inquisitor gewesen. Und genau an dieser Stelle war ihm die Haut abgeschält und ausgebrannt worden. „Das Emblem der Inquisition…“, seufzte Haley und sah wie Lyr, wie auf einen unsichtbaren Befehl hin aus seiner Lethargie aufschrak. „Wer war es?“, fragte Haley diesmal und wusste, dass Lyr ihr jetzt entweder die Wahrheit sagen würde, oder nie wieder über dieses Thema sprechen würde. „Ich selbst.“, erklärte er und schaute sie an, zum ersten Mal zeigte sein Blick so etwas wie Angst, als fürchte er das, was er in seinen Erinnerungen gefunden hatte. Als fürchte er sich davor, was er gewesen war. „Möchtest du darüber reden?“, fragte Haley vorsichtig nach und Lyr zögerte. „Du musst nicht.“, begann Haley, doch stoppte sofort, als Lyr den Blick, diesmal voller Entschlossenheit auf sie richtete. „Ich war ein Inquisitor. Ich habe im Glauben an die Menschen Monster getötet, Dämonen vom Antlitz der Welt gefegt und sogar einen Drachen sterben sehen. Mein Lehrmeister war ein wahnsinniger, fanatischer Sadist. Jedes Mal wenn wir trainierten verprügelte und bestrafte er mich, wenn ich einen Fehler machte. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was geschah, wenn ich alles richtig machte. Sein Grundsatz war, dass ein Mensch stark sein musste, der sein Leben der Vernichtung des Unreinen verschrieben hatte. Nur dass das Unreine für sein Verhältnis bedeutete, alles was nicht menschlich war oder eben eine Gefahr für die Menschheit darstellen könnte. Ganz im Sinne dieses Emblems…“, erklärte er und strich sich mit der Hand über die Name. „Eines Tages, ich war vielleicht 17… kamen wir in ein Dorf, was sich um einen wildgewordenen Waldschrat los zu werden zu einem Druidenkult zusammen gerottet hatte. Alte Männer, Frauen, Kinder. Er ließ seine Inquisitoren ausschwärmen und trieb sie alle zusammen, selbst jene, die nichts mit dem Kult zu tun hatten, sondern nur in Berührung mit deren Magie gekommen waren. Er ließ sie alle zusammen treiben und hielt eine Ansprache, dass er jeden der Dörfler zum Wohle der Menschheit durch Feuer reinigen würde. Ich hielt es damals für einen schlechten Scherz, doch als die Inquisitoren begannen die Frauen des Dorfes zu vergewaltigen, die Männer dabei zusehen ließen und die Kinder schlugen und verprügelten, als sie damit begannen einen verdammten Scheiterhaufen zu bauen, habe ich mich entschieden.“, erzählte er und Haley zog die Augenbrauen zusammen, während sie Lyr betroffen anblickte. „Wozu hast du dich entschieden?“, fragte sie und schaute ihn interessiert und zeitgleich ängstlich an. Inständig hoffte sie, dass Lyr weg gelaufen war und die Menschen des Dorfes irgendwie hatte mit sich nehmen können, doch sie wusste, dass Lyr keine halben Sachen machte. „Bevor die rituelle Verbrennung begann…“, begann er und stieß die Worte ‚rituelle Verbrennung mit einer deutlichen Verachtung in der Stimme aus. „… habe ich mir meine Ausrüstung geholt, bin zum Dorfplatz gegangen und habe den ersten Aufpasser getötet. Er hat mich nicht kommen sehen und ich habe ihm hinterrücks die Kehle aufgeschnitten. Sein Name war Jakal, er hatte einen Schüler und eine Frau unter den Gläubigen. Von den gurgelnden Lauten die Jakal von sich gab alarmiert kam Rifa, sein bester Freund angelaufen. Wir kämpften und ich stieß ihm mein Schwert durch die Kehle. Danach bin ich zu den anderen gefangenen gegangen, habe Fesseln gelöst und einen weiteren Inquisitor, der den Namen Vallarnar trug mein Schwert ins Herz gerammt, während er grade dabei war ein wehrloses Mädchen zum Sex zu zwingen. Das Mädchen war traumatisiert. Konnte man ihr nicht verdenken, nachdem sie fast vergewaltigt worden war und danach förmlich im Blut des mutmaßlichen Vergewaltigers gebadet hatte. Von der plötzlichen Unruhe aufgeschreckt kamen weitere Inquisitoren aus ihren Zelten Vellar und Grynaz, die alle nur die Brüder des heiligen Zorns genannt hatten bemerkten mich zuerst. Ich trennte Vellar den Arm ab und stieß Grynaz mein Schwert in die Eingeweide, dann schlitzte ich ihn auf wie einen Fisch… Hast du Schon mal jemanden dabei zugesehen wie er einen Fisch ausnimmt? Sie Beginnen unten und trennen den Bauch von der Schwanzflosse aufwärts auf… Irgendwie habe ich seit damals eine Abneigung gegen Fisch…“, seine Stimme klang monoton und er holte tief Atem. Haley wollte sagen, dass er sich nicht weiter quälen musste, aber sie war sprachlos. Niemals hätte sie auch nur geahnt, dass dieser wundervolle Mann zu solchen Grausamkeiten fähig war. „Nachdem Grynaz zu Boden fiel habe ich sein Schwert genommen und es seinem Bruder ins Genick gestoßen. Das laute Knacken höre ich heute immer noch in meinen Träumen. Damals habe ich Träume als gerechte Strafe für das gehalten, was ich getan hatte, aber anscheinend gewöhnt man sich an alles. Selbst an brutale Albträume. Ich sehe in meinen Träumen wie zwei weitere Inquisitoren auf mich zu rennen, mich anschreien und beschimpfen, aber ich verstehe nicht was sie sagen, weil das Blut in meinen Ohren so laut rauscht, wie ein Wasserfall, ich sehe wie sie mich angreifen. Ich kann das Schwert spüren, was mich an der rechten Schulter verletzt und ich sehe wie ich das Schwert in die andere Hand nehme und dem Mann die Klinge seitlich in den Brustkorb treibe. Meine Hände sind glitschig vom Blut und rutschen vom Schwertknauf ab, als ich die Klinge heraus ziehen will. Ich weiche dem Angriff des anderen Inquisitors nach hinten aus, die Klinge verfehlt mich nur um wenige Zentimeter. Ich stolpere rückwärts über einen Leichnam, greife mir irgendwas, was sich wie eine Waffe anfühlt und stoße es dem auf mich zu laufenden Gegner in die Brust.“, seine Stimme verebbte, er blickte mit glasigen Augen ins Leere und erzählte die Geschichte so, als würde sie in diesem Moment vor seinem geistigen Augen ablaufen, wie ein grausamer Film aus Blut und Tod. Er schluckte, dann sog er erneut die Luft ein. „Der nächste, der sich mir in den Weg stellte war mein Lehrmeister, der mich zornig und unverständlich anbrüllt. Ich sehe wie er mit gezogener Waffe auf mich zu rennt und ich sehe und höre wie unsere Klingen aufeinander prallen. Ich spüre wie meine Muskeln vor Anstrengung brennen und zum Zerreißen gespannt sind. Ich spüre jede Faser meines Körpers, wie sie vor Schmerz, Anstrengung und Erschöpfung brüllt. Ich höre jedes Wort was mein Lehrmeister ruft, während wir kämpfen. Zu offensichtlich um sie jetzt zu wiederholen. Ich würde jetzt gerne sagen, dass ich durch pure Überlegenheit die Überhand über ihn gewonnen habe. Aber das wäre eine Lüge. Die Wahrheit ist, dass er unachtsam in eine Blutpfütze getreten und ausgerutscht ist. Ich habe die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und ihm mein Schwert in die Seite gerammt. Ich sehe heute noch wie ich das Schwert aus der Wunde ziehe und er zu Boden geht. Ich habe an diesem Tag insgesamt 14 Inquisitoren getötet, meinem Lehrmeister habe ich wahrscheinlich noch schlimmeres angetan…“, er sog erneut tief die Luft ein und diesmal schluchzte er, doch er hörte nicht auf. „Als alle Inquisitoren tot waren, die mit mir und meinem Lehrmeister dieses Dorf aufgesucht hatten, befreite ich die Gefangenen und habe ihnen gesagt sie sollten in den Wald gehen und nie wieder aus ihm hervor kommen sollten. Ich wusste, dass die Erde Druiden beschützte und wo konnte man der Erde und der Natur näher sein als in einem Wald. Wir brauchten drei Tage bis wir einen geeigneten Platz fanden an dem ich die Dörfler zurück ließ. Als ich zurück ins Dorf kam bemerkte ich, dass manche der Leichen verschwunden waren und viele von ihnen angeknabbert. Ich hatte nicht besonders viel Acht darauf gegeben, dass wirklich alle tot waren, aber ich schätze, diejenigen die sich noch an ihr Leben geklammert hatten wurden letztendlich von den Ghouls in ihre Höhlen geschleift. Mein Lehrmeister war einer derjenigen, die verschwunden waren. Damals ging ich allein zur Inquisition zurück, als letzter Überlebender. Ich sagte ich hätte alle Bewohner des Dorfes getötet. Sie glaubten mir. Wie konnte man einem Jungen, der von oben bis unten voll Blut war auch nicht glauben. Ich trat damals, an diesem Abend aus der Inquisition aus, sie willigten ein, jedoch nicht ohne ein Versprechen. Ich sollte mich damit einverstanden erklären, niemals etwas über die Geheimnisse der Inquisition zu verraten. Ein Versprechen was ich bis heute gehalten habe. Außerdem durfte ich mich niemanden als ein Teil der Inquisition vorstellen. Ebenfalls ein Versprechen was ich bis heute mit Freude gehalten habe. Das dritte Versprechen war, dass ich mich niemand mehr als Teil der Inquisition erkennen durfte. Mit diesen Worten reichte mir einer der Großinquisitoren ein Messer und deutete auf die Tätowierung auf meinem Arm. Ich schnitt mir ohne mit der Wimper zu zucken das Emblem vom Arm und ließ das blutige Messer vor dem Großinquisitor in den Dreck fallen. Dann habe ich die Inquisiton für immer verlassen.“, erklärte Lyr und schloss somit seine Geschichte.
Er hatte vieles ausgelassen. Vieles gekürzt, doch sie wusste ganz genau, dass er ihr die Wahrheit erzählt hatte. Sie stieß den Atem aus. Was sollte sie jetzt tun? Ihn in den Arm nehmen? Ihn trösten? Weg laufen? Sie spielte mit jedem dieser Impulse, doch dann wurde ihr klar, dass dort ein anderer Mann vor ihr saß. Der Mann der da vor ihr saß war immer noch Lyr und einer der besten Männer, die sie jemals kennen gelernt hatte. Und jetzt? Sie hatte Angst vor ihm, aber irgendwie sehnte sie sich danach ihn in ihre Arme zu schließen. Sie würde noch Zeit brauchen. „Erzähl mir die Geschichte mit dem Drachen.“, seufzte sie und glaubte tief in ihren Erinnerungen selbst einen blassen Schatten von einem dieser Geschöpfe zu sehen. Sein Blick wandte sich zu ihr. „Damals war ich noch sehr klein, vielleicht acht Jahre alt.“, erklärte er und Haley schaute ihn etwas irritiert an. „Acht Jahre?“, stieß sie hervor und sie fragte sich allmählich ob Lyr irgendwann sowas wie eine Kindheit gehabt hatte. Sie selbst hatte wenigstens die glücklichen Tage, die sie vor ihrem Tod mit ihrer Mutter verbracht hatte. Eine Frau, die sie uneingeschränkt geliebt hatte. Vor ihrem geistigen Auge lief eine Szene ab in der eine kleine und kindliche Haley auf ihre Mutter zu rannte, in einem Arm ein Stofftier haltend und in der anderen Hand einen Blumenkranz, den sie zusammen mit ihrem Stoffbären Bäri geflochten hatte. Ihre Mutter beugte sich in ihrer Erinnerung zu ihr herunter und sie legte ihr den Blumenkranz auf den Kopf. Sie lachte, die Frau hatte ein wundervolles Lächeln gehabt, dann küsste sie Haley auf die Stirn, dann auf beide Wangen und rieb ihre Nase an ihrer. Eines dieser seltsamen Rituale, die nur Mütter drauf hatten. Sie seufzte „Ich hab anscheinend früh angefangen.“, erklärte Lyr und zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Kindheit gehabt. Sie war sich nicht mal sicher ob sein Leben wirklich glücklich gewesen war, selbst vor der Zeit bei der Inquisition. Wieder rang sie mit sich, ihm nicht wieder sofort um den Hals zu fallen, sein Gesicht in ihre Brüste zu drücken und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde. Worte die er wahrscheinlich noch nie gehört hatte. Letztendlich nickte sie und blickte ihn an. „Erzähl weiter.“, entschloss sie sich und er zuckte mit den Schultern. „Mein Lehrmeister hatte mich auf meine erste Mission mitgenommen. Ursprünglich hieß es, dass eine riesige geflügelte Bestie ein Dorf terrorisierte, doch keiner von uns hatte geglaubt, dass es sich dabei tatsächlich um etwas anderes handelte als um einen Wyvern. Wir wurden eines Besseren belehrt, als wir das Ding zum ersten Mal sahen, wie es das gesamte Dorf in einem Feuerstoß verglühen ließ. Ein paar der Dorfbewohner hatten wir evakuieren können, aber eben nicht alle.“, erklärte er und wieder klang seine Stimme etwas monoton. Unter anderen Umständen hätte er der Begegnung mit einem Drachen möglicherweise mehr Ehrerbietung entgegen bringen können. Sie verübelte ihm nicht, dass das Geschichten erzählen am heutigen Tag etwas sehr deprimierendes für ihn hatte. „Ich habe noch immer die Flüche meines Lehrmeisters in den Ohren, wahrscheinlich war es dem Umstand geschuldet, dass man uns aufgrund seiner lautstarken Verwünschungen gefunden hatte.“, stieß Lyr etwas bitter hervor. Anscheinend waren nicht all seine Erinnerungen an seinen Lehrmeister schlechter Natur. „Wer hat euch gefunden?“, fragte sie und schaute Lyr erwartungsvoll an. Lyr dachte darüber nach, dann zuckte er mit den Schultern. „Eine Frau… Sie war in Begleitung eines kleinen Mädchens, erst hatte ich gedacht, dass sie ebenfalls zur Inquisition gehörte, weil mich ihr Auftreten und die Tatsache, dass sie ein Kind an ihrer Seite hatte zu sehr an mein eigenes Los erinnerten. Jedoch war es schwer zu einzuordnen, warum mein Lehrmeister und sie sich dann stritten. Es dauerte eine ganze Weile bis mein Lehrmeister aufhörte mit den wüsten Beschimpfungen, die er so drauf hatte und glaube mir, wenn ich dir sage, dass er eine ganze Menge wüster Beschimpfungen kannte. Die Frau war eine Drachenjägerin und du musst wissen, dass selbst Inquisitoren dem Dogma zugehörig sind, dass es ein Frevel an der Natur darstellt einen Drachen zu töten. Drachen sind Geschöpfe der Natur und hegen keinen Hass gegen die Menschen. Ganz im Gegenteil. Sie beachten die Menschen als ihre kleinen Brüder, wenn man es richtig anstellt. Zwar sind Drachen im Vergleich zu Menschen hundert, wenn nicht sogar tausend Mal intelligenter als Menschen, aber sie mögen den Keim im menschlichen Verstand, der sie zu großen Erfindern oder manipulativen Vollidioten machen kann. Stelle es dir also besser so vor, wie ein Junge, der auf seinen kleinen, dummen Bruder aufpasst, der einen Hang zum Größenwahn hat.“, erklärte Lyr und für einen kurzen Moment blitzte sowas wie Belustigung auf. „Die Frau hatte uns bemerkt und hatte meinen Lehrmeister ein Bündnis vorgeschlagen, zusammen gegen den Drachen zu kämpfen. Natürlich hatte sich mein Lehrmeister geweigert, aber letztendlich, als die Frau ihm erklärt hatte, dass der Drache eine Gefahr für wahrscheinlich alle Menschen in der Nähe war und komplett dem Wahnsinn verfallen ist. Sie hat dafür eine Menge Geduld aufbringen müssen, denn meinen Lehrmeister von etwas zu überzeugen, was seinen dogmatischen Überzeugungen widersprach war ungefähr so einfach, wie einem Hund beizubringen wie er im Stehen pinkelt. Ich muss schon sagen, dass diese Frau ziemlich beeindruckend war.“, sie ertappte ihn dabei, wie er sie verstohlen und mit zusammen gekniffenen Augen betrachtete, als würde er jemanden in ihr sehen, den er seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte und versuchte diese Person in seinen Erinnerungen einzuordnen, dann schüttelte er den Kopf. „Entschuldige… du hast eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr, wenn mir mein Verstand keinen Streich spielt.“, erklärte er mit einem matten Lächeln. „Eine gewisse Ähnlichkeit zu einer Drachenjägerin?“, fragte sie und dachte über etwas nach. Beinahe glaubte sie sich an etwas zu erinnern, doch dann entglitt ihr der dünne Faden der Erinnerung und sie tappte wieder im Dunkel. Seltsam, warum kam ihr diese ganze Geschichte so vor, als hätte sie, sie bereits vor Jahren an einem Lagerfeuer gehört und warum konnte sie das Flackern von Feuer vor ihrem geistigen Auge gesehen, während sie das Geräusch von unter der Hitze knackendem Holz hörte, gemischt mit dem Knurren und heulen von Wölfen. Es lief ihr kalt den Rücken herunter. „Alles in Ordnung?“, fragte Lyr, offenbar von ihrer Reaktion etwas irritiert. Sie nickte langsam und nickte. „Ja, sorry, ich glaube ich war grade auf einem anderen Stern.“, erklärte Haley und Lyr schaute sie mit einem Mal amüsiert an. „So langweilig?“, fragte er sie und sie schrak auf. „Nein, nein auf keinen Fall, ich musste nur grade an etwas denken.“, erklärte sie und fuchtelte verneinend mit den Armen, wie um ihre Aussage damit zu unterstreichen. „Die Ähnlichkeit könnte ich mir auch einfach nur einbilden…“, erklärte er und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich habe sie als sehr schöne und starke Frau in Erinnerung und da würde es meinem Unterbewusstsein wahrscheinlich nicht schwer fallen Parallelen zu dir zu ziehen. Ich entschuldige mich im Voraus für jegliche Äußerung, die in diesem Kontext folgen wird.“, erklärte Lyr und Haley starrte ihn an. „Ni… Nicht nötig…“, entgegnete sie und schaute Lyr weiter an. „Eines Abends haben die beiden das Mädchen und mich am Lagerfeuer zurück gelassen. Ich erinnere mich heute noch daran, dass mein Lehrmeister sagte: ‚Lyr, du bist ein angehender Inquisitor, alles was dich hier angreifen wird, sind Wölfe und mit denen musst du fertig werden. Beschütze das Mädchen, wir sind bald zurück.‘, dann erinnere ich mich daran wie die junge Drachenjägerin sich von ihrer Tochter verabschiedete. Ein Kuss auf die Stirn, einen auf jede Wange und dann haben sie ihre Nasen aneinander gerieben. Die Frau musste ihre Tochter wirklich abgöttig geliebt haben. Beneidenswert, wenn man mal genau darüber nachdenkt“, erzählte Lyr und Haley bemerkte, wie ihr die Kinnlade herunter klappte und sie rot anlief. „Alles in Ordnung?“, fragte Lyr und Haley nickte. Warum nur kam ihr diese Geschichte so bekannt vor. „Das Mädchen war völlig fertig mit den Nerven, als die beiden das Lager verlassen hatten und länger nicht zurückkamen. Wer wollte ihr das auch verübeln. Ich hätte an ihrer Stelle auch Angst gehabt… Ich weiß noch, dass ich mir um das Mädchen abzulenken einen Klumpen Holz geschnappt und mich neben sie gesetzt habe. Dann habe ich angefangen zu schnitzen. Es hat den ganzen Abend gedauert, aber letztendlich war mein Messer stumpf und die Schnitzerei fertig. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was ich geschnitzt hatte, nur dass dieses Mädchen es völlig davon begeistert war. Ich habe es ihr hingehalten, erst wollte sie es nehmen, aber dann hatte sie den Blick gesenkt. ‚Mama sagt, ich darf nichts von Fremden annehmen.‘ hatte sie gesagt und ich weiß noch, wie ich sagte…“, erzählte er und Haley stieß atemlos flüsternd: „Das ist unser kleines Geheimnis.“, aus, als Lyr genau die gleichen Worte sprach ohne auf sie zu achten. Haley schluckte. „Letztendlich hatte sie die Figur angenommen und dann… ertönte das Gebrüll.“, Lyr holte tief Luft, Haley hatte sich von ihm weg gedreht und ihre Lippen bebten, während ihr eine Träne über die Wange nach unten lief. Sie durfte ihn jetzt nicht ansehen. Dieses Mädchen war tatsächlich sie gewesen. Den Drachen, den er geschnitzt hatte trug sie noch immer in ihrer Reisetasche mit sich. Sie hatte die Figur immer als ein Erinnerungsstück an ihre Mutter betrachtet, doch jetzt sah sie das angestrengte Gesicht des kleinen Lyr vor sich, wie er eifrig an der Figur schnitzte, die Hände voller Blasen und mit einem Lächeln auf dem Gesicht, als er ihr die Figur schenkte. ‚Unser kleines Geheimnis… Ja in der Tat.‘, dachte sie und hörte ihm weiter zu. „Das Mädchen wurde unruhig, als das flattern gigantischer Flügel über uns hinwegsetzte. Weißt du wie es klingt, wenn ein Drache über dir hinweg fliegt? Es ist wie ein Sturm, nur stärker, jeder Flügelschlag eine gewaltige Windböe und ein lautes Donnern, von dem Gebrüll des Drachen will ich erst gar nicht anfangen…“, stieß er hervor und sog tief den Atem ein, als jage ihm das Schauspiel, an das er sich erinnerte noch immer gehörigen Respekt ein. „Der Drache landete nicht weit von uns und so wie es meine Rolle erforderte versteckte ich das Mädchen hinter mir und zog mein Schwert. Der Drache brüllte und meine Ohren klingelten, während mir ein Gestank von verwesendem Fleisch in die Nase wehte. Ich kann mich daran erinnern, dass ich hustete und fast zu würgen begann, weil der Geruch so ekelerregend war. Mit langsamen Schritten kam das riesige geflügelte Monstrum auf uns zu und ich hob das Schwert, nicht in der Annahme, dass mir der Zahnstocher tatsächlich schützen oder dem Biest vor mir etwas antun konnte. Langsam ging ich rückwärts, während sich das Mädchen an mir fest hielt. Sie zitterte nicht, sie war ein tapferes Mädchen und das gab mir Kraft zu ignorieren, dass ich die Hose gestrichen voll hatte. Der Drache folgte uns, griff uns aber nicht an, seine Augen glühten infernalisch und er wirkte wahnsinnig bedrohlich, während er die Zähne in seinem riesigen Maul fletschte, aber er griff nicht an. Ich weiß noch, dass ich rief, dass das Vieh verschwinden sollte und für einen kurzen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass die Kreatur zurück schreckte, dann tobte der Drache. Das Feuer vor uns flackerte bedrohlich unter dem Wind, der durch die hektischen Bewegungen des Drachen aufstieg. Und in diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass dieses Geschöpf mit mir sprach. ‚Schicksal erfüllt, töte mich, bevor ich mehr Schaden anrichte.‘, glaubte ich zu hören, aber ich ignorierte die Stimme, wie sollte ich auch mit einem kleinen Schwert einen Drachen töten? Stattdessen fasste ich all meinen Mut zusammen. Der Drache brüllte und in meiner kindlichen Hilflosigkeit brüllte ich zurück. Damals hielt ich das für eine gute Idee. Der Drache holte tief Atem und ich wusste, dass wir gleich in einer Feuerwoge auf den Punkt gegrillt wurden. An die nächsten paar Minuten kann ich mich nur noch sehr verschwommen erinnern. Ich weiß, dass ich irgendwas gebrüllt habe, aber ich weiß nicht mehr was. Jedenfalls schien es das Vieh mächtig beeindruckt zu haben, denn es war wie angewurzelt stehen geblieben. Dann nur noch laute Rufe um uns herum und als der Drache seine Fassung wieder gefunden hatte stieß er hervor. Ich stieß einfach mit meinem Schwert zu, ich erinnere mich daran, wie es im weichen Gewebe unter dem Kiefer in der Haut stecken blieb. Ich war in diesem Moment so von mir selbst beeindruckt, dass ich gar nicht glauben wollte, dass ich grade das Schuppenkleid eines Drachen mit meinem Schwert durchbohrt hatte. Allerdings reichte die selbst Beweihräucherung nur bis ich bemerkte, dass ich jetzt kein Schwert mehr hatte, was mir beschränkten Schutz versprach, aber irgendwie behielt ich die Nerven, schluckte und zog mein stumpfes Jagdmesser, was ich zum Schnitzen benutzt hatte.“, stieß er hervor und obwohl sie sich mittlerweile erinnerte war die Detailflut, mit der Lyr erzählte für sie beeindruckend. Wie gebannt hing sie an seinen Lippen. „Langsam knurrend tat ich in Begleitung des Mädchens weitere Schritte nach hinten, wohl wissend, dass uns ein Feuerstrahl einfach rösten würde, aber daran wollte ich in dem Moment nicht denken. Das laute Gebrüll erklang erneut und diesmal erregte es die Aufmerksamkeit des Drachen. Die Mutter des Mädchens, war zusammen mit meinem Lehrmeister zurückgekehrt. Mein Lehrmeister blaffte einen Zauberspruch und Ketten zuckten aus dem Boden, deren Enden mit Spitzen versetzt waren, die Spitzen durchdrangen den Schuppenpanzer des Drachen und er wurde von den Ketten fest an den Boden gezogen. Der Drache brüllte, versuchte Feuer zu spucken, aber von seinem eigenen Gewicht an den Boden gepresst war es ihm unmöglich dazu Atem zu holen. Mir fiel in dem Moment nichts Besseres ein, als mich umzudrehen, das Mädchen zu umarmen und ihr die Ohren zu zuhalten, während mein Körper ihr die Sicht versperrte. Dann hörte ich das Qualvolle Gebrüll des Drachen, während mein Lehrmeister und die Drachenjägerin jenes schwerwiegendes Verbrechen an der Natur begannen, welches von den Inquisitoren noch heute als eines der größten geahndet wird. Als ich mich umwandte und dabei weiter darauf achtete, dass das Mädchen weder etwas hörte noch etwas sah blickte ich dem sterbenden Drachen in die Augen. In seinem Blick glaubte ich so etwas wie Frieden zu erkennen, nachdem er so lange in den Ketten des eigenen Wahnsinns fest gehalten worden war. Dann tat die Frau etwas, was ich bis heute nicht verstehe. Sie hob die Arme und sprach Worte in einer fremden Sprache. Der Körper des Drachen schien zu zerfallen, während eine blaue Essenz durch die Luft flirrte und im Körper der Frau verschwand. Ich hatte es damals für ein Hirngespinst gehalten, doch mittlerweile glaube ich mich an die Worte zu erinnern, die mein Lehrmeister zu ihr sprach. ‚Wenn Ihr nun auch dem Wahnsinn verfallt werde ich Euch jagen und töten, wie diesen Drachen vor euch. Wir können froh sein, dass sein Verstand von Wahnsinn umnebelt war, ansonsten hätten wir niemals eine Chance gehabt diesen Kampf zu überleben.‘ Ich sah wie die Frau nickte und ließ das Mädchen los. Sie sah ihre Mutter und rannte auf sie zu, während ich, vom Mut der Verzweiflung verlassen nach hinten auf den Hintern fiel. Mein Lehrmeister kam zu mir und blickte mich an. Er reichte mir mein Schwert, was er aus dem toten Drachenkörper gezogen hatte, ehe er zerfallen war. Er sagte kein Wort. Aber das war normal. Mein Lehrmeister hatte noch nie etwas für Lob übrig.“, schloss Lyr und schaute Haley an, der Tränen in den Augen standen. Er war so in seine Erzählung vertieft gewesen, dass er überhaupt nichts davon mitbekommen hatte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er, mit wieder besserer Laune, als nach seiner ersten Geschichte. „Ja…“, schluchzte sie und erhob sich vom Bett. Sie ging an ihre Tasche und holte etwas heraus, dann legte sie es vor ihm auf das Bett. Er blinzelte die Holzfigur an und konnte es nicht glauben. Es war ein Drache aus Holz, wie der den er… Das hatte er für das Mädchen geschnitzt. Er wechselte einen irritierten Blick zwischen dem Drachen und Haley, die ihn mit Tränen in den Augen anblickte und begann zu lächeln. „Danke.“, flüsterte sie, während ihr weiter Tränen über die Wangen rannen und sie ihn küsste. Er verstand den Grund ihrer Tränen nicht, verstand nicht woher die Holzfigur kam und verstand nicht, warum sie ihn küsste. Von ihrem Gewicht angesprungen fiel er rückwärts in das Polster des Bettes und ergab sich dem stürmischen und verlangenden Kuss. Forschend und von Zärtlichkeit beherrscht glitten seine Finger über ihre warme und weiche Haut, die nicht von viel Kleidung bedeckt wurden. Als sie den Kuss löste lächelte sie ihn an. „Scheint so, als hätte ich eine Schuld aus alter Zeit zu begleichen.“, grinste sie und strich über seine Wange. Er begriff was sie meinte, verstand aber nicht, warum sie eine selbstverständliche Handlung, die selbst als er acht war schon eine Selbstverständlichkeit für ihn darstellte auf einmal als Schuld ansah. „Das musst du nicht, was damals passiert ist, war selbstverständlich…“, erklärte er, doch sie legte ihm einen Finger auf die Lippen, dann öffnete sie mit geübten Griff den Verschluss ihres BHs und er schluckte, als ihm mit einem Mal Brüste entgegen baumelten. Es waren ihre Brüste. Oft hatte er sie in der Nacht, wie auch am Morgen berührt, liebkost und an ihnen geknabbert und doch war er des Anblicks nicht müde geworden. „Halt die Klappe.“, seufzte sie und sprang auf um die Decke, die sie trennte zurück zu schlagen. Mit einem grazilen Hüftschwung wurde sie ihren Slip los und erneut musste Lyr schlucken, als er genau bemerkte, dass seine untere Region in diesem Moment genau so reagierte, wie sie es erwartete. Sie grinste ihn an, ehe sie sich über ihn beugte und ihn kurz küsste. „Sieh das weniger als den Dank eines Mädchens, sondern eher als den Dank der Frau, die aus dem Mädchen geworden ist. Schnurrte sie und glitt an ihm herab, ehe sie sein steifes Glied mit den Lippen umschloss.
Alisa weinte hemmungslos in Arels Umarmung. Wie war er da nur wieder rein geraten. Wieso war er einfach nicht dazu in der Lage nein zu weinenden Mädchen zu sagen? Das war einfach nur lächerlich. Die ganze Nacht hatte sie geweint und er hatte es irgendwann nicht mehr ausgehalten und sie in die Arme geschlossen und damit begonnen mit sanfter Stimme auf sie einzureden, doch allmählich gingen ihm die Tröstungsfloskeln aus. Er dachte schon es wäre vorbei gewesen, als sie die Tür mit einigermaßen zurück erlangter Fassung verlassen hatte um erneut zu Haley zu gehen und nachzufragen. Fazit war, dass sie erneut vor seiner Tür stand. Was beabsichtigte sie? Dass er nur in die Finger schnipsen musste und schon gingen all ihre Wünsche in Erfüllung? Verdammt das klappte nicht mal in Bezug auf seine Wünsche und ja verdammt, er hatte es versucht. Doch die Götter der Wünsche schienen ihn genauso gerne Knüppel zwischen die Beine zu werfen, wie die, welche das Glück repräsentierten. Ein Beispiel: Er wünschte sich eine Frau, die sich ihm an den Hals warf, was bekam er? Eine Frau die sich ihm an den Hals warf um sich wegen eines anderen die Augen aus dem Kopf zu heulen. ‚Du musst deine Wünsche eben genauer formulieren.‘, erklärte der Andere und Arel zog die Augenbrauen hoch, während er sanft Alisas Rücken tätschelte, die unter seiner Berührung schluchzend erbebte. Wann war er eigentlich zur Anlaufstelle für unglückliche Frauen geworden? Das Memo hätte er doch gerne vorher mal gelesen, vielleicht, hätte er sein Veto einlegen können. ‚Ich hab da mal ein Buch gelesen, in dem es darum ging, das weinende Frauen nur sexuell stimuliert werden wollen.‘, erklärte der Andere und Arel schnaubte. ‚Klar, du hast ein Buch gelesen. Kannst du überhaupt lesen?‘, erwiderte Arel finster und der Andere schwieg einen Moment. ‚Klar kann ich lesen. Ich kann alles was du kannst, und noch viel mehr.‘, erklärte der Andere gekränkt klingend. Klar als hätte dieser kalte Bastard überhaupt irgendeine Art von Gefühlen… ‚Hey! Ich kann deine Gedanken lesen, vergiss das nicht.‘, spie der Andere hervor und Arel fauchte innerlich zurück: ‚Dann hör das nächste Mal, verdammt nochmal weg!‘ Er sog tief die Luft ein, während lautes Stöhnen durch den Gang hallte. Verdammt nochmal, dieser Mann war ein medizinisches Wunder, wie war ein Mann dazu fähig so lange und so oft hintereinander mit einer Frau zu schlafen? ‚Respekt Alter… Sie muss ihm was unter seinen Tee gemischt haben…‘, mutmaßte der Andere unter seiner Respektsbekundung für einen anderen Anhänger des männlichen Geschlechts. Zwar war er auch sehr ausdauernd im Bett, aber das hing unter anderem auch damit zusammen, dass er seine Blutgefäße mittels Blitzmagie stimulieren konnte. Etwas, was Lyr offensichtlich nicht brauchte. Schade genug für ihn, andere Männer würden das, was er tat Betrug nennen, er nannte es eine nützliche Nebensächlichkeit seiner magischen Begabung. Schlimm genug, trotz dieser kleinen Nebensächlichkeit in Ausdauer und Länge nicht mit jemanden wie Lyr mithalten zu können. Er schnaubte. ‚Gut, dass wir uns in dem Punkt nicht mit ihm messen müssen… Er wäre ein beängstigender Gegner.‘, erklärte der Andere in seinem Kopf und Arel schüttelte den Kopf. ‚Gut, dass du keine anderen Sorgen hast.‘, erklärte er dem Anderen, der ebenfalls schnaubte. „Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte Alisa, während sie ihn mit verheulten Augen ansah. „Leben, Kämpfen, dich anders orientieren.“, brachte er knapp hervor, was der Andere offensichtlich sehr amüsant fand. Er ignorierte das Gelächter. Sie schluchzte. „Was meinst du damit?“, stieß sie hilflos hervor. Wie er ihren gehobenen Intellekt doch schätzte… „Du kannst damit leben, dass er eine Andere hat, du kannst um ihn kämpfen oder du kannst ihn aufgeben und dich anders orientieren.“, erklärte er etwas ausführlicher, was er meinte. Sie schaute ihn mit von Tränen überströmten und roten Augen an. ‚Sag: Wer ist dein Daddy.‘, erklärte der Andere und lachte weiter. ‚Fresse.‘, blaffte er in Gedanken. ‚Keine Lust auf kleine Sticheleien hm?‘, grinste der Andere und Arel musste sich stark zusammen reißen, Alisa schien zu bemerken, was er zu übersehen versuchte. „Ist bei dir alles in Ordnung? Du wirkst so verkrampft.“, erklärte Alisa und schaute Arel fragend an. Nicht gut. „Alles Bestens.“, entgegnete er und schloss die Augen um sich etwas abzukühlen. Mit einem Mal spürte er etwas Warmes, zartes und weiches auf den Lippen und, als er die Augen aufriss bemerkte er, dass Alisa ihn küsste. Eine Art schüchterne Zurückhaltung lag auf ihren Zügen, während sie ihn küsste. Er selbst sträubte sich gegen die zärtliche Geste und wusste nicht was er damit anfangen sollte. ‚Sie bietet sich dir an, du solltest das Angebot annehmen. Wir können weibliche Zuneigung gebrauchen.‘, hörte er den Anderen schnauben und erneut versuchte er ihn zu ignorieren. ‚Verdammt nochmal, jetzt nimm dir endlich, was du haben kannst.‘, brüllte der Andere, seine Stimme wurde immer lauter und war immer schwerer zu ignorieren. Der Moment des Kusses kam Arel wie eine Ewigkeit vor, während er sich versteifte und versuchte an etwas anderes zu denken. War es nicht faszinierend, dass der schwarze Greif seine Eier vorwiegend in menschlichem Gewebe ablegt. Diese Kreaturen schlitzten Menschen den Bauch auf, legten ihr Ei hinein und halten den Schmerz und Qual leidenden Menschen so lange wie möglich am Leben, weil der menschliche Körper genau die richtige Temperatur hat, um das Ei eines schwarzen Greifs auszubrüten. Was dem Greif dabei hilft, den Menschen am Leben zu erhalten ist eine schleimige Substanz, die er dem sterbenden immer wieder auf die Wunde spuckt. Bisher hat noch kein Wissenschaftler herausgefunden, wie diese Substanz auf den menschlichen Körper wirkte, aber… Ihre Brüste schmiegten sich an ihn, während sie an seiner Lippe zu knabbern begann und einen Moment lang war er versucht den Kuss zu erwidern, alles für ein paar Momente hinter sich zu lassen und Alisa zu vernaschen. Seine Arme packten sie fester und zogen sie näher an sich und als seine Zunge in ihren Mund eindrang schmeckte sie wie warmer Honig, süß, seidig zart und… Vollgestopft mit Kalorien… Honig war Gift für den Verstand, aber sie fühlte sich so gut an. Verdammt nochmal denk an was anderes, warum hast du das getan? Ihre Zunge spielte mit seiner und er wusste, dass er nur ein Trostpflaster war. Seltsamerweise war nicht mal diese Tatsache dazu in der Lage ihn von seinen unkeuschen Gedanken ihr gegenüber abzubringen. Wäre es denn wirklich so schlimm, sich nur einmal seiner Lust hinzugeben, immerhin wäre sie für ihn auch nur ein Trostpflaster. Sofort hasste er sich für den Gedanken. Das wäre ihr gegenüber nicht fair. Er musste sich ganz schnell etwas ausdenken. ‚Lass mich ran und du kannst ja ein Nickerchen halten.‘, lachte der Andere und Arel stieß innerlich ein Stöhnen aus. Das hätte er wohl gerne. Er sog tief den Atem ein, bereit dazu den Kuss zu unterbrechen, aber irgendwas hielt ihn ab. Worum bemühte er sich? Claire wollte ihn nicht und Keira? Sie wollte ihn entweder ganz oder Stück für Stück, konnte man das Liebe nennen? Was tat sie? War sie wirklich so einsam, dass sie Arel anbot sie zu benutzen um seine Lust zu stillen? In wie fern wäre das hier anders? Die Antwort war einfach. Es war Alisa verdammt nochmal, diese fanatische und anhängliche Frau, die Lyr auf fast jeden Schritt folgte. Wollte er wirklich riskieren, dass sie auf die Idee kam ihren Fanatismus auf ihn zu übertragen? Wollte er wirklich, in dem Moment, in dem er eine Tür öffnete Alisa dahinter stehen sehen? Der Gedanke war wirklich unheimlich. Arels Hände fanden ihren Körper. Ursprünglich hatte er sie wegstoßen wollen, aber irgendwas hielt ihn ab. War es wirklich so falsch? Wem wollte er etwas beweisen? Ein lauter Gong ging durch das Zimmer gefolgt von einer lauten Stimme, die verkündete: „Der erste Kampf am heutigen Morgen wird von Keira Salarsar ausgefochten. Kampfbeginn um 10 Uhr.“ Arel riss die Augen auf. Keiras erster Kampf, den musste er auf jeden Fall sehen. Er hatte ihr nichts versprochen oder so, aber irgendwas trieb ihn dazu. Er wollte Keiras Kampf sehen und das würde er nicht können, wenn er den ganzen Morgen mit Alisa im Bett lag. Er nahm all seinen Mut zusammen und löste den Kuss. Als die Marshmallow weichen Lippen die seinen verließen und ihr betörender Geschmack seinen Mund verließ, hätte er fast einen Klagelaut ausgestoßen, doch das hätte Alisa nur noch größeren Anreiz gegeben weiter zu machen. Sie schaute ihn aus großen Augen an. „Was ist los?“, fragte sie mit hoher Stimme und Arel atmete tief durch. Ich habe Keira versprochen bei ihrem ersten Kampf dabei zu sein.“, log er und lächelte sie an. Ihr Gesicht nahm etwas Weiches an und sie lächelte ihn an. „Dann sehen wir uns den Kampf an.“, lächelte sie, auch wenn ihr Gesicht etwas Trauriges barg. Tatsächlich hätte Arel ihr eine solche Reaktion gar nicht zugetraut. Er lächelte sie an und sie küsste ihn erneut, doch diesmal nur kurz. „Wofür war der denn?“, fragte er und schaute sie irritiert an. Sie Lächelte. „Nur ein Versprechen, dass wir jederzeit an dieser Stelle weiter machen können.“, erklärte sie und Arel musste sich wirklich zusammen reißen um nicht los zu heulen. Das hielt sein Kopf einfach nicht aus. Wieso war diese Frau nur so? Er zwang sich ein Lächeln ab und nickte. Nur weg hier. Er wandte sich ab um zum Schrank zu gehen, den er bereits mit seinen Klamotten gefüllt hatte. Er zog sich das Oberteil, was er über die Nacht hinweg getragen hatte um Alisa nicht zu motivieren dummes zu tun über den Kopf ohne darüber nach zu denken und hörte ein schmachtendes kichern hinter sich. Na klasse. So schnell wie möglich, zog er ein Oberteil aus dem Schrank und zog es über, als er sich wieder zu ihr umdrehte schaute sie ihn mit, zu einem Schmollmund verzogenen Lippen und großen Augen an. Er würde jetzt nicht darauf eingehen. „Ich werde dann mal losgehen, kommst du mit?“, fragte er und schaute ihr entgegen. Der Schmollmund verzog sich zu einem Lächeln. „Gerne.“, erklärte sie, sehr gut, er musste sie aus seiner Privatsphäre locken, ehe sie damit begann in seiner Abwesenheit an seiner Unterwäsche zu schnuppern. ‚Du solltest dir wirklich überlegen, sie zu knallen.‘, erklärte der Andere und Lyr verzog das Gesicht. Der Gedanken war an sich nicht abstoßend, aber irgendwas hinderte ihn daran den Gedanken mit Alisa zu schlafen als schön zu betrachten. Bis der Kampf tatsächlich begann, würde es noch eine gute Stunde dauern. Eine gute Sache, dann hatte er immerhin Zeit gemächlich zugehen und würde nicht sprinten müssen um noch rechtzeitig aufzutauchen. Er sog tief die Luft ein und verließ in Alisas ständiger Begleitung den Raum.
Lyr streckte sich, was sich mit dem Gewicht zweier Schwerter auf dem Rücken wie immer, als etwas schwieriger gestaltete. „Du kommst mir so vor, als hättest du die ganze Nacht kein Auge zu getan.“, erklärte Haley, die mit einem federleichten Gang vor ihm dahin zu schweben schien und ihn anlächelte. Dieses Lächeln traf ihn völlig unvorbereitet und er konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern. „Ich habe geschlafen wie ein Stein, aber nicht besonders lange.“, erklärte Lyr und schaute ihr auf den Hintern. Ein Anblick den er Stundenlang hätte genießen können, aber mit seinem persönlichen Bedauern, war die Zeit, die er unbeschwert mit ihr hatte verbringen können wohl auf diese eine Nacht begrenzt gewesen. „Es war eine schöne Nacht… Aber…“, begann sie, als sie seinen Blick bemerkte, doch Lyr hob einfach nur die Hand. „Ich weiß, ich weiß. Wir sind nur Freunde und das war eine einmalige Sache.“, vollendete er ihren Satz und lächelte bitter. Ihr Blick wurde für einen Moment reumütig. „Ich…“, begann sie erneut und Lyr zuckte mit den Schultern. „Du hast deinen Standpunkt oft genug klar gemacht. Ich habe nicht das Recht deine Entscheidung in irgendeiner Art und Weise in Frage zu stellen, also spar dir die leeren Phrasen. Ich weiß Bescheid.“, seufzte er und schloss die Augen. Sie waren viel zu schnell wieder zum ursprünglichen Geschehen übergegangen. Und jetzt waren sie auf dem Weg zu Haleys Vater, damit sie ihm die Leviten lesen konnte. Lyr bezweifelte, dass dieser Besuch einen tieferen Sinn hatte, außer vielleicht, dass sie sich einen Feind fürs Leben schufen, aber Lyr hatte eben noch nicht genug Feinde. Seine Gefühlswelt war einmal aufs Neue auf den Kopf gestellt worden und erneut kam er nicht damit zurecht. Es war nicht ihre Schuld, dass er nicht dazu in der Lage war Liebe und Sex zu trennen, obwohl er genau wusste, dass er sie liebte. Einmal mehr fragte er sich, warum er sich das ganze überhaupt antat und dann wurde es ihm klar. Er war noch mit ihr zusammen, weil das, was sie hier vor hatte wirklich gefährlich war. Haleys Vater war ein gemeingefährlicher Irrer, das hatte er am vorherigen Abend bewiesen und Haley hatte auch nicht grade versucht seine Meinung über ihn zu ändern. Viel mehr hatte sie ihn, in seinem Glauben bestärkt. Lyr sog tief den Atem ein. Egal wie es zwischen ihm und Haley aussah, er würde auf keinen Fall zulassen, dass dieser Kerl Hand an sie legte. „Dein Vater, abgesehen davon, dass er ein kranker Mistkerl ist… Was ist er noch?“, fragte Lyr um sich vorzubereiten und blickte Haley an. „Er ist… Ein Wissenschaftler… Er erforscht die Wege und Besonderheiten von Magie. Er ist einer der mächtigsten Magier unserer heutigen Zivilisation.“, erklärte sie und schaute auf den Boden, als würde sie dort etwas suchen. Na das konnte ja heiter werden. „Meisterin Haley.“, erklärte eine Stimme dicht hinter ihnen. Lyr wandte sich um, die Hand am Schwertknauf. Vor ihnen stand ein junger Mann von vielleicht Mitte 20, aus seinem Gesicht sprach Härte und eine gewisse Art von Grausamkeit. Sein Körper war in einen grauen Kapuzenmantel gehüllt, seine grauen Augen schauten Haley direkt an, die unter dem Blick nicht weniger nervös wurde als Lyr. Trotz der Nervosität schaffte sie es einen Schritt auf den Mann zu zutun. Sie stand nun genau neben Lyr, der den Mann finster beäugte. „Wer bist du?“, fragte Haley mit finsterer Stimme. Der Mann lächelte finster und schaute Haley dabei an, als könne er in ihre Seele schauen. „Nur ein bescheidener Bote Eures Vaters.“, erklärte der Mann und grinste dabei. Jetzt schickte dieser Kerl schon Boten. „Hat er nicht den Mumm mir persönlich entgegen zu treten?“, fragte Haley und wirkte wütend. Lyrs Blick suchte unauffällig die Umgebung ab. Hier war absolut nichts. Keine Menschenseele, das war mehr als seltsam, als hätte er erwartet, dass sie genau hier entlang gehen würden. Als hätten sie im Voraus die Straße abgesperrt um sie hier alleine stellen zu können. Sein Griff um das Schwert wurde kräftiger und er wartete nur auf einen Vorwand um es zu ziehen. „Euer Vater ist zu beschäftigt um jemanden wie Euch zu empfangen.“, erklärte der Bote und schaute Haley weiterhin mit dieser grimmigen Genugtuung in den Augen an. „Die Zeit wird er sich nehmen müssen.“, erklärte Haley finster und legte sich eine Hand auf das Tattoo an ihrem Arm. Anscheinend spürte Nagalir Gefahr. Lyrs Blick wurde finsterer, jedoch ließ er sich nichts anmerken. „Euer Vater hat keine Zeit Euch direkt zu empfangen, jedoch soll ich Euch in seinem Namen eine Warnung überbringen. Geht, verschwindet von hier und schaut nicht mehr zurück was hier geschehen wird geht Euch nichts an. Lauft so schnell Ihr könnt, er wird Euch finden, sobald er Interesse an Eurer Existenz hat.“, gab der Bote von sich und Lyrs Griff um den Schwertgriff wurde noch fester, weiß traten seine Fingerknöchel am Schwertgriff hervor, sein Blick zeigte blanke Mordlust. „Und Ihr glaubt wirklich, dass wir seinen Wünschen folgen?“, fragte Haley mit hoch gezogener Augenbraue. Der Bote lachte. „Wenn Ihr klug seid, dann folgt Ihr dem Rat des Meisters.“, erklärte der Bote belustigt von der Tatsache, dass jemand nicht sofort sprang, wenn sein Meister etwas sagte. „Dann sag deinem Meister, dass er sich seinen Rat in den Arsch schieben kann, ich habe meine Gründe dazu hier zu sein und er wird das nicht ändern.“, gab Haley spitzfindig zurück und Lyr seufzte leicht. „Überlegt es Euch genau, Ihr seid dem, was hier passieren wird nicht gewachsen. Noch habt Ihr die Chance zu gehen. Euer Vater würde es bereuen, wenn sein Spielzeug kaputt gehen würde bevor er wirklich damit hätte spielen können.“, entgegnete der Bote und grinste dabei selbstsicher. „Euer Meister kann an sich selbst herumspielen, wenn ihm danach ist, aber er soll mich mit seiner Meinung in Frieden lassen.“, knurrte Haley und schaute den Boten finster an. Der Bote zuckte mit den Schultern und wandte sich von ihnen ab. Lyr sog tief die Luft ein, inständig wusste er, dass es noch nicht vorbei war. Der Bote zog Magie zu sich. Oh nein so nicht. Im nächsten Moment passierten zwei Dinge gleichzeitig, Lyr zog sein Schwert, während sich in den Händen des Boten Feuer zu einem Schwert formte. Er drehte sich wieder Haley zu und schlug zu. Lyrs Schwert blockte den Schlag kurz vor Haleys Gesicht ab. Unsanft drängte Lyr den Gegner zurück. „Wenn du Haley verletzen willst musst du erst an mir vorbei.“, erklärte Lyr mit finsterer Stimme und fixierte den Boten mit seinem Blick. „Du halbe Portion kannst gerne versuchen mich aufzuhalten.“, erklärte der Bote und grinste finster, während er eine Flamme über seiner linken, noch freien Hand entfachte. Elementarmagie des Feuers. „Speer.“, stieß Haley hervor und in ihren Händen entstand die gewünschte Waffe. „Ihr habt keine Chance, der Meister selbst hat mich mit seiner Magie gesegnet und gestärkt.“, erklärte der Bote und Haley sprang einen Schritt zurück, Lyr tat es ihr gleich. Mit Feuermagie war nicht zu spaßen. Lyr konzentrierte sich und spürte wie seine Fingerkuppen unter dem Einfluss von Magie zu kribbeln begannen. Mit schnellen Bewegungen zeichnete er ein kompliziertes Zeichen in die Luft, währenddessen der Gegner zum Angriff überging. Die Flamme in seiner Linken verwandelte sich in eine stabile Feuerkugel, die er in Lyrs Richtung warf. Das Schild um Lyr zerplatzte sofort und erzeugte eine leichte Druckwelle, die Haley zur Seite warf, die Klinge des Gegners ging ins Leere, während Haley aufsprang und den Gegner von links mit einer schnellen Abfolge von Speerstößen zusetzte. Der Bote sprang zurück, wobei einige der Speerstöße fehlgingen, jedoch setzte Haley sofort nach. Lyr tat es ihr gleich und schwang sein Schwert zum Angriff. Dem Boten, der zu sehr damit beschäftigt war Haleys Angriffen mit seinem Schwert zu parieren blieb nichts anderes übrig als Lyrs Schwerthieb auszuweichen, wodurch er nach hinten taumelte. Lyr setzte sofort nach und vollführte weitere Schwerthiebe, die der Bote parierte, während er in seiner linken Feuer aufflammen ließ, was sich wiederum in die Form eines zweiten Schwertes brachte. Sofort konterte der Bote die Angriffe des überraschten Lyrs, der von schnellen Schlägen bedrängt nach hinten taumelte. Haley stieß mit dem Speer zu, doch der Bote schien sie gar nicht zu bemerken, während er ihre Angriffe parierte. Ehe Lyr sich versah trafen ihn die beiden Klinge und verpassten ihm zwei tiefe Schnittwunden, eine oberflächlichere an der Brust und eine weitere an der Schulter. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht und widmete sich wieder dem Kampfgeschehen. Er parierte viele der Angriffe, die auf ihn hernieder hagelten, jedoch griff dieser Bastard viel zu schnell an. Aus den Augenwinkeln sah er einen Angriff kommen, parierte diesen, doch traf ihn als Resultat davon ein harter Schlag im Magen, der ihn zurück katapultierte und ihm unsanft zu Boden gehen ließ. Er landete auf dem Hintern, wollte aufspringen, jedoch ließ der Bote bereits den nächsten Angriff folgen. Kurz vor Lyr, wurde die Klinge abgefälscht und er sah Haley, die ihm mit schnellen Angriffen zusetzte. Lyr sprang auf und beobachtete den Kampf kurz um sich die Bewegungen des Gegners einzuprägen. Lyr sog tief die Luft ein und reagierte sofort, als der Bote Haley geschickt zurück stieß und grade mit einem schnellen Angriff zum Konter übergehen wollte. Nichts da. Lyr sprang dazwischen die drei Klingen stießen klirrend gegeneinander und Lyr setzte all seine Kraft ein um den Gegner zurück zu stoßen, neben sich sah er wie Haley direkt wieder zum Angriff überging. Lyr tat es ihr gleich. Gleichzeitig malträtierten sie den Gegner mit Angriffen, ohne, dass dieser auch nur einen Augenblick innehielt um zu kontern. Lyr setzte all seine Geschwindigkeit ein, spürte, wie seine Klinge die Verteidigung des Gegners durchbrach. Die Klinge schnitt durch Fleisch und der Bote stieß einen verhaltenen Schmerzensschrei aus. Haley stieß mit dem Speer zu, ließ ihren Gegner damit zurückweichen, jedoch ließ der Bote das Schwert in seiner linken fallen, packte ihren Speer dicht hinter der Spitze und stoppte den Angriff damit. Haley grinste. „So nicht.“, stieß sie hervor und der Speer verwandelte sich kurzerhand in Nagalir, die begann seinen Arm hinauf zu schlängeln. Der Bote schüttelte seinen Arm, sodass Nagalir sich nicht halten konnte. „Peitsche.“, grinste Haley und Nagalir bildete eine Peitsche in ihrer Hand. Schnell ging Haley zum Angriff über und die Peitsche wickelte sich um den Arm des Gegners. So kräftig sie konnte zog Haley und brachte ihren Gegner damit aus dem Gleichgewicht. Lyr ging zum Angriff über und schwang das Schwert in einer sichelförmigen Bewegung auf den Gegner zu. Der Bote fing sich und sprang zurück, die Schwertklinge raste auf den Körper des Gegners zu, doch dieser verschwand einfach, löste sich in Flammen auf um den Bruchteil einer Sekunde später neben Haley aufzutauchen. Die Klingen des Angreifers schossen auf sie zu, es war zu spät auszuweichen. Nein. Lyr packte den Griff des zweiten Schwertes und handelte mit einem Mal mit unheimlicher Geschwindigkeit, während ekelerregende Magie seinen Körper durchströmte. Er stieß Haley zur Seite, doch die Klingen hatten sie erwischt. Eine Schnittwunde am Bauch und eine an der Schulter. Nicht lebensgefährlich, aber es reichte Lyr um richtig sauer zu werden. „Haley, halt dich zurück, dieser Schweinepriester gehört mir.“, erklärte er mit gepresster Stimme und der Bote begann zu lachen. „Was soll das Junge? Ihr schafft es nicht mal zu zweit gegen mich und jetzt glaubst du mich allein besiegen zu können? Bist du geisteskrank?“, stieß der Gegner hervor und Lyr lächelte leicht. „Hier geht es nicht mehr ums besiegen… Es geht ums töten, du hast Haley verletzt und das ist unverzeihlich.“, stieß Lyr hervor und steckte sein Schwert zurück in die Scheide. Der Gegner atmete schwer, während sich der rote Fleck einer Schnittwunde auf seinem Oberteil ausbreitete. Lyrs Klinge hatte das Fleisch quer über seinen Brustkorb aufgeschlitzt. Nicht Lebensgefährlich aber wahnsinnig unangenehm. Er schien etwas geschwächter zu sein, was ohne Zweifel daran lag, dass er sich in Feuer aufgelöst hatte. Diese Technik hatte auch Arel zu viel Kraft gekostet, aber dieser Kerl schien eher daran gewöhnt zu sein. „Lyr, hör auf damit, wir besiegen ihn zusammen.“, erklärte Haley, die sich allmählich wieder aufrichtete um sich wieder in Position zu bringen. „Nein. Dieser Kerl gehört mir.“, gab Lyr zurück und seine Hand fand den Griff des anderen Schwertes, des Schwertes, was er immer vermieden hatte zu ziehen. „Sprich dein letztes Gebet.“, stieß er hervor, als er die Klinge aus der Scheide befreite und von dieser ekelerregenden, bösartigen Energie erfüllt wurde. Das Lachen auf den Lippen des Boten verblasste innerhalb einer Sekunde, als er begriff, dass er sein Leben verwirkt hatte. Mit unglaublicher Geschwindigkeit stürzte Lyr sich auf den Gegner, während pechschwarzer Nebel von ihm ausging, der den Gegner allmählich einhüllte.
Haley kämpfte einen Brechreiz nieder, als diese neue, finstere Magie sie einhüllte. Was geschah hier? Ging diese Magie von Lyrs Schwert aus, was komplett in schwarzen Nebel gehüllt war? Ein bisher unbekanntes Zittern erfasste ihren Arm und sie merkte, dass Nagalir, sich wieder in ihrem Arm zurückgezogen hatte. „Bogen.“, seufzte sie, doch nichts geschah. Das war seltsam, normalerweise reagierte Nagalir sofort auf ihre Befehle. „Nagalir?“, fragte sie und schaute auf ihren Arm. ‚Flieh… Gefahr!‘, zischte Nagalir ungewöhnlich laut in ihren Gedanken. „Wir können ihn besiegen Nagalir, aber wir müssen Lyr helfen. Wieso plötzlich diese Angst?“, fragte sie und schaute dem Kampf zu. Lyr bewegte sich mit ungekannter Geschwindigkeit und der Bote ihres Vaters schien alle Mühe damit zu haben die Angriffe zu blocken. Verdammt dieser Typ bekam nicht mal die Gelegenheit zu kontern. Was war mit diesem Schwert los und was machte es mit Lyr? ‚Dämonische Manifestation.‘, zischte Nagalir und presste sich von unten unangenehm gegen ihren Arm. Dämonische Manifestation? Sollte das heißen, dass das Schwert einen Dämon enthielt? „Was meinst du?“, fragte Haley und erneut krümmte sich ihr Magen wieder zusammen und sie unterdrückte einen Brechreiz, als der schwarze Nebel noch dichter wurde. ‚Waffe… starker Fluch… Dämon wird erscheinen.“, stieß Nagalirs Stimme in ihren Gedanken zu wie eine Klinge. Sie stöhnte vor Kopfschmerzen, doch rührte sich nicht von der Stelle, stattdessen blickte sie zum Geschehen. ‚FLIEH!!! Große Angst!‘, stieß Nagalir in ihrem Kopf hervor und sie blickte zu Lyr, der kämpfte wie ein Teufel. Die Klingen der beiden Kämpfer trafen Funken sprühend aufeinander und mit einem Mal wurde Haley klar, dass Lyr lächelte. Er lächelte, als würde er mit seinem Gegenüber spielen. Der Bote hingegen schien vergeblich nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen. Der Blick des Boten ging angsterfüllt immer wieder hin und her und Haley begriff, dass Lyrs Lächeln davon herrührte, dass er sich über die Angst des Boten amüsierte, dieses Schwert machte irgendwas mit ihm. Etwas was selbst ihr eine Heidenangst einjagte. Sie spürte, dass sie zitterte und dass ihr kalt war. Ihr Blick glitt nach unten und sie sah die Wunde an ihrem Bauch, die schlimmer blutete, als sie gedacht hatte. Die Wunde an ihrer Schulter, die ebenfalls wie Feuer brannte bildete da auch keine Ausnahme. Sie stieß ein ersticktes Seufzen aus, als sie auf die Knie ging den beiden Kämpfenden weiter zusah. Verdammt nochmal Lyr... Sie riss die Augen auf, als sie erkannte, dass Lyrs Augen rot leuchteten, während sich auf seinem Gesicht wie von schwarzer Tinte geschriebene Runen ausbreiteten. „Lyr…“, stieß sie wimmernd hervor. Er machte ihr wirklich Angst. Sie wollte nicht, dass er so war. Lyr stoppte in seinen Bewegungen und blickte zu ihr hin. Seine Augen glühend rot, auf seiner Haut schwarze Tätowierungen, kleine Symbole einer anderen Sprache unter dem linken Auge, unter dem rechten ein großes, verzweigtes Symbol, was sich wie ein normales Tribaltattoo ausnahm, jedoch im Vergleich dazu immer weiter wuchs Die Schlingen des Symbols schlängelten sich wie ein lebendiges Wesen über seine Haut. Der Bote sprang hervor und stieß mit beiden Schwertern zu. NEIN! Lyr wandte den Blick nicht von ihr ab und streckte einfach nur eine Hand aus. Schlingen aus schwarzem Nebel fingen den Boten in der Luft ab und hielten ihn fest. „Genug.“, erklärte eine zischende Stimme, die mit Lyrs Stimme nichts mehr gemein hatte. Sein Blick wandte sich zu dem Gegner, der sich verzweifelt gegen die Schlingen aus schwarzer Magie zur Wehr setzte, doch ohne Erfolg. Haley sah, dass er versuchte sich in Feuer aufzulösen, doch ebenfalls ohne Erfolg, es war als hätten die Schlingen nicht seinen Körper, sondern viel mehr seine Essenz im festen Griff. „Nein! Bitte Avatar! Lass mich gehen, ich werde meinem Meister sagen…“, wimmerte der Gegner und Lyr blickte ihn aus grausam blitzenden Augen an. „Du hast deinen Henker bereits gewählt.“, krächzte Lyr mit dieser bösartigen, von Finsternis brodelnden Stimme. Lyrs Hand mit dem Schwert schnellte hervor und die Klinge durchbohrte den Boten. Blut floss grausam langsam über die Klinge, doch es tropfte nicht herunter, sonders löste sich auf der Schneide einfach auf. Das Blut versiegte nicht und der Gegner schien mit jedem Augenblick schwächer zu werden. Als Lyr das Schwert zur Seite schneiden ließ und den Körper des Gegners von der Körpermitte aus entzwei schnitt erklang kein Schrei, kein schmatzendes Geräusch von durchtrennten Fleisch, stattdessen verwehte der Körper des Gegners einfach zu Staub. Lyr schien sichtlich Mühe dabei zu haben, das Schwert zurück in die Scheide zu stecken, doch als der letzte Zoll der Klinge in der Scheide verschwand war der Spuk so schnell wieder vorbei wie er gekommen war. Der schwarze Nebel verwehte und Lyrs Augen nahmen wieder ihren normalen Ton an. Als die Tätowierungen auf seinem Gesicht allmählich verblassten ging er auf die Knie. Er sah komplett ausgemergelt aus. „Lyr! Ist alles in Ordnung?“, stieß sie hervor, die ekelerregende Magie, die ihn eben noch eingehüllt hatte war abgeklungen. Besorgt ging sie auf ihn zu. ‚Dämon weg.‘, erklärte Nagalir und zischte bedrohlich. ‚Nur schwacher Mensch… Wir sollten töten.‘, zischte die Schlange und Haley stemmte ihren Verstand gegen den der Schlange, so wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte. ‚Du wirst ihm kein Haar krümmen. Verstanden?‘, zischte Haley in Gedanken und sie spürte wie Nagalirs Widerstand schwächer wurde. Mit langsamen Schritten ging Haley auf Lyr zu, der kraftlos am Boden kniete und den Oberkörper auf die Arme gestützt hatte. „Lyr?“, fragte sie leicht irritiert, sie hatte Lyr noch nie so hilflos und kraftlos gesehen. Er hob die Hand zu einer abwehrenden Geste. „Bleib weg.“, stieß er unter offensichtlichen Schmerzen hervor, doch Haley hörte nicht und ging weiter auf ihn zu. ‚Töte Dämon, zerstört Leben, versklavt Seelen.‘, zischte Nagalir in ihrem Kopf, doch sie ignorierte das ängstliche Zischen der Schlange. Ihre Hand berührte seine Schulter. Ein schwarzer Blitz erfüllte ihr Sichtfeld, dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Ein messerscharfer Wind stob über die wüstenartige Landschaft, die sich nun weit und breit vor Haley ausgebreitet hatte. Eben befand sie sich noch in einer fliegenden Stadt und jetzt war sie mir nichts, dir nichts in einer trostlosen Wüste gelandet, nur Sand kein Kaktus weit und breit, keine Tiere in ihrer unmittelbar sichtbaren Umgebung. Alles was sie sah war Sand und ein Schwert, was leicht schräg aber stabil im Sand steckte. Auf dem Griff stand leichtfüßig eine geisterhafte Gestalt. Halb transparent sah sie die Gestalt, einer gutaussehenden, lächelnden Frau. Pechschwarzes Haar wehte im sengenden Wind der Wüste, während ihr wohlproportionierter Körper in ein freizügiges Outfit gequetscht war. Vor ihr auf einem Schwert stehend sah sie den manifestierten Sextraum aller Männer. Die Frau hatte einen hellen Teint, das Haar glänzte in Sonne ihre Brüste hatten im Vergleich zu ihrer schlanken Gestalt nahezu epische Ausmaße und auf ihren Hintern war selbst Haley neidisch. „Wow.“, seufzte sie, einfach nur, weil sie dachte, dass sie irgendwas sagen musste. Die Frau wandte sich zu Haley um und grinste, während ihre Gestalt festere, sattere Konturen annahm und das geisterhafte verlor. Sie hüpfte vom Schwertgriff in den Sand und sie sah, dass die Frau kleiner war als Haley, was vielen Männern wahrscheinlich ebenfalls die Feuchtigkeit in den Mund trieb und sie sabbern ließ. Eine enorme Oberweite, ein atemberaubendes Hinterteil, glänzendes seidiges und wahrscheinlich auch noch weiches Haar, ein wunderschönes, weiches Gesicht, sinnliche Lippen und… Ach du Scheiße, der Ausdruck in ihren giftgrünen Augen würde jede Beule in der Hose innerhalb von Sekunden zu einer Wölbung nach innen ändern. Diese Augen hatten einen stechenden und durchtrieben bösen Blick. Ein Ausdruck, der absolut nicht zum Rest ihres Körpers passte. „Ein Gast.“, sang eine melodische und wohlklingende Stimme, während sich synchron dazu ihre Lippen bewegten. Seltsam, wenn man darüber nachdachte, dass jemand mit einem solchen Blick eine solch perfekte Stimme und einen so perfekten Körper besitzen konnte. „Ich hatte hier schon lange keinen Besuch mehr, sag mir wer bist du?“, seufzte die Singstimme erneut und Haley fühlte sich starr und hilflos, während alle Alarmsirenen in ihrem Körper zu schrillen schienen. „Ich bin… Unwichtig.“, erklärte Haley mit den berühmten letzten Worten. „Du bist die kleine Freundin meines Schützlings nicht wahr?“, lachte die Stimme und die Frau kam auf Haley zu, wobei ihre Füße den Sand nicht mal zu berühren schienen. Haleys Füße waren im Sand eingesunken und er fühlte sich mit einem Mal kalt wie Eis an. „Schützling?“, fragte Haley, deren Körper sich so schwach und kraftlos anfühlte, während sie die Frau anblickte. Seltsamerweise fühlte sie ein verlangendes Ziehen im Unterleib, als fühlte sie sich zu ihr hingezogen. Sie hatte bisher eigentlich noch nie solche Neigungen verspürt, deshalb überraschte es sie umso mehr. Ein Glanzzauber? Wahrscheinlich. Es würde sie nicht wundern. Ihre Augenlider wurden schwer, doch sie konnte sich bei all der Schwäche und Müdigkeit, die sich in ihrem Körper breit machten nicht soweit bewegen um sich in den Sand fallen zu lassen. „Lyr… Er ist so ein guter Junge, auch wenn er meine Macht benutzt versucht er meinen Willen unter dem seinen zu begraben. Es gelingt ihm sehr oft gut, jedoch wird sein Widerstand von Mal zu Mal schwächer und irgendwann… habe ich ihn.“, kicherte die Frau. Es war unglaublich, dass man solche Worte mit einer so unschuldigen Stimme sagen konnte. „Er ist stark…“, stieß Haley so stark sie konnte hervor, doch ihre Stimme klang gebrochen und verloren. Die Frau kam weiter auf sie zu und Haley spürte wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Ihr Verstand tastete nach Nagalir, doch die Schlange war nicht da. Es war nicht so, als befände sie sich knapp außerhalb ihrer Reichweite, nein sie konnte die Schlange nicht spüren, keine Aura, kein Kitzeln, kein Zischen, nichts. Plötzlich fühlte sich Haley allein und zurückgelassen. „Ja und einer der Gründe dafür bist du… Schön, dass du dich so bereitwillig von selbst in mein Reich begeben hast… Es ist störend, wenn sich die größten Störenfriede immer so weit abseits befinden. Aber jetzt…“, seufzte die Frau und überwand den letzten Meter mit einem schnellen Sprung. Sie griff in ihr Haar und zerrte daran. Es tat weh, doch Haley fühlte sich zu schwach um zu protestieren. Die Frau kam immer näher, sie konnte ihr bösartiges Grinsen auf den Lippen sehen, die so verführerisch für sie aussahen, obwohl sie Frauen eigentlich nie als potenzielle Sexualpartner betrachtet hatte, aber diese Lippen… Sie bemerkte wie sich Hitze in ihrem Schritt, ihren Brüsten und ihrem Bauch ausbreitete, sie spürte wie ihre Zunge langsam über ihre Lippen glitt um diese zu befeuchten. Ihr Körper war ein mieser Verräter. „Ver… verschwinde.“, stieß sie mit dem letzten Widerstand der ihren Geist noch vor dem Glanzzauber abschirmte. „Nein.“, erklärte die sanfte Stimme, die zärtlich ihre Ohren und ihren Verstand kitzelte. Dann trafen ihre Lippen aufeinander. Willenlos öffnete sich Haley dem Kuss, spürte wie die letzte Kraft sie verließ und sie sich dem dämonischen Weibsbild völlig hingab. Ihre Lider wurden noch schwerer und ihre Augen schlossen sich. ‚NEIN!‘, brüllte eine laute, grollende und ihr völlig unbekannte Stimme in Haleys Kopf und sie konnte spüren wie ungeahnte Kräfte in ihr wach wurden. Sie öffnete die Augen, die Lippen der Frau hatten die ihren verlassen und sie stand vor Schreck zurück gesprungen einige Meter weiter weg von ihr, kniete auf dem Sand und würgte, als hätte sie etwas schlechtes gegessen. „WAS BIST DU!?“, brüllte die Frau vollkommen angewidert und Haley verstand nicht, doch das war Nebensache. Die Kraft war in sie zurückgekehrt in nie gekannten Ausmaß, sie wusste, dass sie etwas tun konnte und so überwand sie den Druck, der auf ihrem Körper lastete und rannte auf die Frau zu, ihre Hand zum Schlag erhoben. Blitzartig streckte die Frau ihre Hand aus und brüllte: „Verlasse mein Reich Splitterseele! Du bist hier nicht erwünscht!“ Die Stimme der Frau klang voller Verzweiflung und Hass. Vor Haleys Augen wurde es wieder schwarz und sie spürte wie sie auf dem Hintern landete. Als sie die Augen öffnete und sich wieder vor Lyr in dieser fliegenden Stadt befand staunte sie nicht schlecht. Ihre Augen blinzelten vor Unglaube und Überraschung, als sie Lyrs besorgten Blick auffing. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er mit unruhiger Stimme. „Ja… schätze schon. Was war das denn?“, fragte Haley und schüttelte den Kopf um ihre Benommenheit wieder abzuschütteln. „Lange Geschichte…“, seufzte er und reichte ihr die Hand. Die Übelkeit erregende Magie, die von ihm ausgegangen war hatte sich jetzt komplett verzogen. Prüfend glitt ihr Blick über seinen Hals, seine kantigen Züge und die schlanken Muskeln, die sich unter seiner Kleidung ganz leicht und Schemenhaft abzeichneten und ertappte sich dabei an feuchte Laken und Sex zu denken. Gott sei Dank. Sie stand wieder auf Männer. „Sag mal… was ist mit deinem Haar los?“, fragte Lyr irritiert und sie spürte wie seine Hand durch ihr Haar glitt und eine Strähne griff. „Was meinst du?“, fragte sie und Haley lächelte müde. „Seit wann hast du rote Strähnen?“, fragte er und sah verblüfft aus.
Kapitel 21
Keira streckte sich, als sie auf der Tribüne der Teilnehmer stand. Zwar war sie aufgerufen worden, jedoch würde der eigentliche Kampf erst in einer halben Stunde beginnen. Ihr Gegner würde kurz vor Kampfbeginn gewählt werden, was alle Teilnehmer, die noch nicht zweimal gekämpft hatten zurück in die Arena ziehen würde. Sie war gespannt, gegen wen sie letztendlich kämpfen würde. Ihr allererster Kampf… Lyr hatte gegen einen schwarzen Vampir kämpfen müssen und er hatte dabei bewiesen, dass er nicht umsonst ein ausgebildeter Inquisitor war. Ihre Lehrmeisterin hatte immer gesagt, dass ihm die Monsterjagd im Blut lag, aber sie selbst wäre sich nicht sicher gewesen, ob sie einen schwarzen Vampir hätte töten können. Zwar hatten sie am Tag gekämpft, aber trotz allem. Einen schwarzen Vampir im unbewaffneten Nahkampf von sich herunter zu ringen war eine Leistung, die nicht zu verachten war.
Sie hätte nicht gedacht, dass Lyr so viel Kraft hatte. Sie seufzte, wenn sie genau darüber nachdachte, war er schon immer ein Traumtyp gewesen… Aber sie hatte sich für Arel entschieden. Die beiden waren zwar grundverschieden, aber bei Lyr hatte sie sich eher gefühlt wie eine kleine Schwester, während Arel ihr das Gefühl gegeben hatte eine Frau zu sein. Diese Bestätigung hatte sie wohl einfach gebraucht. Zwar fand sie Lyr körperlich noch immer anziehend und auch sein Charakter reizte sie auf eine gefährliche Art und Weise, aber Arel hatte einfach etwas… Unwiderstehliches an sich.
Ihr Blick fiel auf eine rothaarige Schönheit deren Haar in allen Facetten des Lichts funkelte. Sie war gestern mit Arel zusammen gewesen. Sie war die zweite Person die gekämpft hatte… Haley? Nein… Claire war ihr Name. Genau Claire war die Rothaarige… Die für die Arel so viel übrig zu haben schien. Vielleicht war sie ja gar keine so schlechte Frau… Aber Keira hasste sie. Sie hasste sie dafür, dass sie Arel mochte und Arel sie genau so sehr mochte. Wahrscheinlich war sie der Grund, warum er ihre Einladung mit ihr in ihr Hotelzimmer zu kommen in den Wind geschlagen hatte. Sie tat einen langsamen Schritt auf die junge Frau zu. Na komm schon Keira, bevor du sie hasst solltest du wenigstens einen Grund dafür haben. Aus dem Augenwinkel erkannte sie eine Bewegung und sie wich zurück, als Arel sich seinen Weg zu Claire bahnte. Sie wusste nicht wieso, aber sie trat ein paar Schritte zurück um sich in der Menge vor ihm zu verbergen.
Sie wollte von ihm bemerkt werden, aber ihre Neugier war stärker. Wie würden die beiden nach dem gestrigen Abend wohl miteinander umgehen? War er gestern Nacht mit ihr zusammen, nachdem er Keira einen Korb gegeben hatte. Verdammt nochmal, wie sie es hasste einen Korb zu bekommen. Aber es gehörte zum Leben dazu, auch wenn es schmerzte. Sie zog sich die Kapuze über den Kopf und lehnte sich an das Geländer der Tribüne. Von hier aus, hatte sie einen exzellenten Blick auf die beiden. Jetzt fehlte nur noch zu hören, was sie redeten. Das konnte sie sich wohl abschminken. Gut, dass sie eine wahnsinnig gute Lippenleserin war. Zwar konnte sie beide nur von der Seite sehen, doch es würde reichen um grobe Satzfetzen von dem mitzubekommen, was sie sagten. Den Rest würde sie sich zusammen reimen müssen. Das war schließlich die hohe Kunst aller Frauen. Arel begann zu sprechen. Offene Haltung, die Schultern leicht gesenkt. Normalerweise würde sie sagen, dass er sich entschuldigte, aber Arel hatte diese Körperhaltung sehr oft. Das war bei ihm kein Indiz, dazu kam, dass seine Lippenbewegungen dagegensprachen.
‚Hallo Claire…‘, begann er und die rothaarige Schönheit lächelte ihn an. ‚Hallo Arel… Wie war die Wacht…‘, sie schüttelte den Kopf. Nein das machte keinen Sinn. ‚Nacht… Wie war die Nacht mit Keira.‘, Keira lief rot an. Arel war nicht bei ihr gewesen, aber wenn er nicht bei ihr war und auch nicht bei Claire? Hatte er allein geschlafen oder gab es noch eine dritte Partei von der die beiden noch nichts wussten? Kurz dachte sie an Alisa und verwarf den Gedanken sofort wieder. Nein. Unmöglich, Arel war zu nett um ein so bemitleidenswertes hübsches Ding flach zu legen. Oh Gott… Arel verzog das Gesicht als hätte er in eine Zitrone oder etwas ähnlich Saures gebissen. Vielleicht in die bittere Substanz der Realität? Ja schluck das, du untreuer Bastard. Keira schüttelte den Kopf. Noch war doch gar nicht bewiesen, dass er mit einer Dritten geschlafen hatte, bleib objektiv. Sie sog tief den Atem ein und versuchte zu Lächeln. Was sagte er denn jetzt?
‚A… Alisa?‘, dieser schamlose Frauenheld, das war doch unglaublich. Claire schien ebenso erschüttert wie sie selbst. Wer konnte es ihr verdenken? Das war einfach nur schamlos und ekelhaft. Naja, ehrlich gesagt konnte sie ihm nicht mal böse deswegen sein. Jeder heterosexuelle Mann musste auf dieses Mädchen stehen, verdammt nochmal, hätte sie ihren bisexuellen Trieben nachgegangen, hätte sie Alisa selbst flachgelegt. Sie hatte einfach alles, was eine Frau haben musste um sexuell anziehend zu sein. Genau wie Claire.
‚Verdammt nochmal bleib objektiv und bleib verdammt nochmal hetero!‘ schollt sie sich selbst in Gedanken und betrachtete das Verhalten zwischen den beiden weiter.
„Alisa?!“, stieß Claire laut aus, sodass Keira es problemlos hören konnte. Kurz drehten sich einige Leute nach den beiden um, verloren das Interesse aber bald wieder. Sie schlug ihn mit der Faust gegen die Schulter.
„Das ist selbst für dich schamlos.“, erklärte Claire kopfschüttelnd und Arel wirkte wie vor den Kopf gestoßen, er hob die Arme, machte eine verneinende Geste und schüttelte ebenfalls den Kopf.
„Wir haben nicht …“, den Rest konnte sie nicht lesen. Nuscheln war beim Lippenlesen genauso eine Strafe wie beim Hören.
„Na klar und das soll ich dir glauben.“, Claires Lippenbewegungen waren jetzt deutlich. Das ganze schien sie ziemlich mitzunehmen, jedenfalls zitterten ihre Lippen im Augenblick. „Sie ist zu mir gekommen… Lyr und Haley haben doch gestern…“, er machte eine ziemliche eindeutige Geste und Claire schien etwas von ihrem Argwohn abzuschütteln. Lyr und Haley hatten also zusammen… sie formte Arels Geste mit den Händen nach. Sie hatte sich schon gedacht, dass die beiden viel füreinander übrig hatten, aber so viel? Man lernte eben nie aus. „Okay… also ist zwischen…“, die letzten Worte nuschelte sie, als wolle sie diese absichtlich leise und undeutlich sagen. Arel schüttelte den Kopf. „…Nicht.“, entgegnete er und Keira stieß ein frustriertes Seufzen aus. Verdammt konzentrier dich Keira.
„Aha… und … Keira?“, fragte sie und redete jetzt offensichtlich absichtlich undeutlich. Keira? Was war mit ihr, was hatte diese Schlampe gesagt? Okay beruhig dich Keira, es wird alles gut. Arel schwieg. „Verstehe.“, brachte Claire jetzt wieder etwas deutlicher hervor. „Claire… Wollen wir ein Team bilden?“, fragte Arel und es traf Keira wie eine Nadel direkt ins Herz. Wieso? Sie hätte es verstanden wenn sie gefragt hätte, aber warum musste Arel ihr das antun? „Ist das dein Ernst? Warum ich, warum nicht Alisa, Keira oder meinetwegen Lyr?“, fragte Claire überdeutlich und Arel schwieg kurz.
„Alisa ist keine Kämpferin, bei Keira weiß ich nicht woran ich bin und ich würde mir ständig Sorgen um sie machen… Und Lyr… Lyr ist ein Arschloch. Wir haben bereits Seite an Seite gekämpft. Sehr oft, ich weiß, dass ich auf dich bauen kann und du hast dir mein Vertrauen mehr als einmal redlich verdient… Deshalb frage ich dich.“, erklärte er so langsam, dass es selbst ein Vollidiot verstehen würde. Claire dachte ewig darüber nach, während Keira versuchte zu ignorieren, dass er offensichtlich kein gesteigertes Vertrauen in ihre Fähigkeiten hatte. „Gut… Aber mach nicht wieder einen Rückzug.“, erklärte sie und Arel lächelte. Dieser hinreißende Bastard. Verdammt nochmal, warum wollten Frauen immer das, was sie nicht haben konnten? „Schwöre, dass du mit mir ein Team bildest.“, verlangte Claire und Keira schmunzelte. Sie hätte wahrscheinlich das gleiche verlangt, immerhin war Arel schon immer ziemlich sprunghaft gewesen.
„Ich schwöre es.“, erklärte Arel und Keira schüttelte den Kopf. In der Zeit der Magie hatte ein Schwur Gewicht. Es war zwar nicht bewiesen, dass man bestraft wurde, wenn man einen Schwur brach, allerdings wollte es in einer Welt in der möglicherweise Götter lauschten, auch niemand darauf anlegen. Also bildeten Arel und Claire ein Team… Vielleicht würde sie Lyr dazu bewegen können ein Team mit ihr zu bilden… Aber er hatte wahrscheinlich bereits ein Team mit dieser Haley gebildet. Immerhin schienen sie miteinander zu schlafen.
„Die Wettkämpfer mögen die Arena betreten!“, verkündete eine laute Stimme und ihr Name wurde in der Luft angezeigt. Magie erreichte wirklich jeden. Mit unruhigen Schritt ging sie die Treppe in zur Grube hinunter, wohl wissend, dass Arel und Claire sie bemerkt hatten und ihr nachsahen. Sollten sie ruhig. Mit schnellen Schritten überwand sie die Treppe nach unten und stand dem Ansager gegenüber der ihr den Würfel reichte. Sie warf den Würfel in die Schale und er blieb auf einem Schwert Symbol stehen. Sie würde also gegen einen Teilnehmer kämpfen müssen, inständig hoffte sie, dass sie nicht gegen Arel oder Claire kämpfen musste. Gegen Arel hatte sie Skrupel und Claire… Sie würde sie wahrscheinlich mit wachsender Begeisterung verletzen.
Der Ansager streckte eine Hand in eine Box mit Zetteln, die sich unter der Würfelschale befand und reichte ihr einen Zettel. Sein Blick war ausdruckslos und Keira bemühte sich um einen ebenfalls neutralen Gesichtsausdruck. Langsam entfaltete sie das Blatt Papier auf der ein Name stand, den sie nicht verstand. Shinigami? Was war das denn für ein Name? Die alten Todesgötter von den japanischen Inseln waren zwar genau so real wie alle anderen Götter, aber sie zählten viel mehr als Monster.
„Und der Gegner ist … Shinigami!!!“, rief der Ansager und wies Keira auf das dunkle Eisentor hin, das in die Sandgrube führte. Der Sand war mittlerweile fest getreten und ergab einen idealen Untergrund zum Kämpfen. Stahlklinge oder Silberklinge, würde Silber gegenüber eines Shinigami überhaupt Wirkung zeigen? Wer wusste das schon. Sie atmete tief durch und blickte in der Sandgrube gegenüber einem Mann mit langem Kapuzenmantel gegenüber, in einer Hand trug er eine große Sense. Sie Klinge war aus schwarzem Stahl, der an der Klinge Rot eingefärbt war. In das Sensenblatt waren silbrig, weiße Intarsien eingearbeitet, die in den Griff der Sende übergingen, der ebenfalls aus dunklem Metall zu bestehen schien. Ungefähr auf drei Vierteln der Länge vom Sensenblatt entfernt bildete sich ein mechanisches Ringsiegel, der Rest des Stabs war mit Intarsien und Symbolen überzogen.
Eine eindrucksvolle Waffe. Keira schnaubte und zog sich die Kapuze vom Kopf. Das war kein echter Shinigami. Laut den Sagen aus dem alten Japan waren Shinigami zwar ähnlich gekleidet und vernunftbegabt, aber sie besaßen nicht solche Waffen. Der Shinigami zog ebenfalls eine Kapuze von Kopf. Shinigami waren laut den Sagen auch eher blass, dieser Shinigami war Schwarz, wahrscheinlich Afrikanischer Abstammung, auf seinen Lippen lag ein Lächeln. Seine Haut allerdings wies eine für einen Afrikaner sehr ungesund wirkende Blässe auf. Wahrscheinlich stammte seine Familie, vor der Wende aus dem amerikanischen Raum der Welt. Die Haare waren schwarz und hingen ihm in langen Dreadlocks über den Nacken. Sie wusste nicht wie es vor der Wende in Afrika ausgesehen hatte, aber sie wusste, dass der Amerikanische, wie auch europäische Raum stark für die japanische und asiatische Popkultur anfällig gewesen waren.
Shinigami wurden oft in Comics, sogenannten Mangas thematisiert. Egal wie man es drehte oder wendete. Selbst wenn die meisten Fernsehsender mittlerweile nicht mehr sendeten so starb das Wissen einer vorangegangenen Kultur trotz allem nicht aus. Keira zog ihr Stahlschwert aus der Scheide und wog es in der Hand, dann wirbelte sie es herum. Der Mann grinste. „Mann, ich hätte nie gedacht, dass mein erster Gegner so scharf ist. Lass uns denen eine gute Show bieten.“, lachte Shinigami und Keira lächelte. „Klar, aber halt dich bloß nicht zurück.“, erklärte sie und war sich mit einem Mal sicher, dass Shinigami dies nicht vorgehabt hatte, er mochte freundlich wirken, aber er hatte diesen Glanz in seinen Augen. Den gleichen Glanz den viele in den Augen hatten, die nach der Wende geboren worden waren. Den Glanz eines Mörders.
Sie alle hatten Blut an den Händen. Mit der einst so modernen Zivilisation hatte die Magie die Welt in eine gesetzlose Anarchie gestürzt und wer überleben wollte musste kämpfen. Die einen kämpften gegen Monster, die anderen töteten mit Freuden Menschen. Die Zeit der Wende war eine schwere Zeit, wenn man jenen glaubte, die sie erlebt hatten.
Es hatte Jahre gedauert, bis die Welt sich wieder auf dem Stand von Dörfern, Gemeinden und Städten geeinigt hatte. Von den einstigen Großstädten waren nur noch Ruinen und Staub geblieben, die Magie hatte alles nieder gerissen, was der Mensch ohne sie erbaut hatte. Dazu kam, dass die Wende, die viele auch als magische Apokalypse bezeichneten ungefähr 60 % der gesamten Weltbevölkerung vernichtet hatte. Wenn man die Alten reden hörte sagten sie öfter etwas wie:
„Wir wussten, dass die Welt den Bach runter gehen würde, aber wir hätten nicht erwartet, dass es so kommen würde.“ Natürlich hatte es viele Wissenschaftler gegeben, die sich sofort daran gemacht hatten das Phänomen der wieder erwachten Magie zu erforschen, aber bisher gab es nur einen Haufen Theorien und keine Beweise. Sie atmete tief durch. „Ich werde dich nicht töten, aber verletzen wird wohl drinnen sein.“, grinste Keira angestachelte und Shinigami lächelte.
„Klar, aber vergiss nicht, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Du kannst damit rechnen, dass ich dich ebenso verletzen werde, wenn ich es kann.“, grinste er und wirbelte mit seiner Sense herum. Keira zuckte mit den Schultern und grinste.
„Geschenkt.“, lächelte sie und brachte sich in eine Kampfhaltung, er tat es ihr gleich. Offene Haltung, eine Hand vor sich ausgestreckt, die Sense hinter sich im ausgestreckten Arm haltend. Die Knie gebeugt. Eine Kampftechnik, die auf dem Umgang mit dem Kampfstab zurückging. Er kannte viele, die in der Kampfkunst mit Kampfstäben bewandert waren, jedoch hatte sie nie den Draht dazu gefunden. Wahrscheinlich, weil die meisten Inquisitoren auf den Umgang mit dem Schwert schworen. Aber in den Reihen der Inquisition gab es alle möglichen Arten der Waffen, es war nur eben so, dass die meisten mit Schwertern kämpften. Shinigami grinste und rannte mit irrsinniger Geschwindigkeit auf Keira zu. Er führte die Sense wie einen Kampfstab, nur eben mit der Priorisierung auf das Sensenblatt.
Keira sprang zurück, während die Sense durch die Luft wirbelte. Als Shinigami einen Blitzangriff gegen ihren Torso führte, blockte sie das Sensenblatt mit dem Schwert, ab, doch Shinigami setzte mit nach indem er den unteren Teil der Sense in den Angriff mit einbezog. Das klingenlose Ende traf sie hart an der Seite und, sie taumelte leicht und Shinigami wirbelte die Sense herum. Geistesgegenwärtig riss Keira den Kopf zur Seite, womit das Sensenblatt ihren Hals nur leicht mit der Spitze streifte. Sie hechtete zur Seite, als Shinigami die Sense wieder nach ihr schwang. Die Sense verfehlte sie und Keira rollte sich ab, jedoch war Shinigami schneller als sie erwartet hatte, denn er war sofort herum gewirbelt und hatte einen erneuten Angriff folgen lassen. Nur ihren starken Reflexen hatte sie es zu verdanken, dass sie das Schwert schnell genug hochreißen konnte um den Angriff zu blocken. Sie stieß die Sense von sich und rollte zur Seite, sprang in einer einzigen fließenden Bewegung auf, während das Sensenblatt, von einem erneuten Angriff geführt im Sand landete.
Sie vollführte eine Drehung und schlug zu. Die Schwertklinge bewegte sich pfeilschnell auf den Gegner zu. Shinigami tauchte unter der Klinge weg, drehte an dem mechanischen Siegel am unteren Ende des Sensengriffs und zog ein dünnes Schwert heraus mit dem er zum Gegenangriff überging.
Keira, von seiner Geschwindigkeit überrascht blieb nichts anderes übrig als nach hinten auszuweichen, jedoch rutschte der festgetretene Sand unter ihren Füßen weg und sie fiel auf den Hintern. Eine Fügung des Schicksals, die ihr das Leben rettete, denn grade, als sie fiel sauste das Sensenblatt haarscharf über ihr hinweg. Der Kerl machte wirklich ernst, also gut. Sie rollte sich im Bruchteil einer Sekunde nach hinten, sodass sie die Füße in den Sand stemmen konnte und stieß sich ab. Mit dem Schwert voraus flog sie auf den Gegner zu, der einen schnellen Schritt zur Seite vollführte um auszuweichen. Sie fiel mit dem Gesicht voraus in die Sand, rollte sich jedoch nach vorne, sprang auf und parierte den nächsten Sensenangriff mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass sowohl das Publikum, wie auch ihr Gegner überrascht war. Sie nutzte den Überraschungsmoment um die Sense zur Seite zu stoßen und unter seiner Deckung hindurch zu tauchen.
Das Schwert versank knackend in der Schulter des Gegners, doch zeitgleich spürte sie an ihrer eigenen Schulter einen schmerzhaften Stich. Sie hatte das Schwert vollkommen vergessen, denn er führte zeitgleich beide Waffen einhändig und das durchaus virtuos. Sie fluchte, zog ihr Schwert aus seiner Wunde und nutzte ihren Körper mit dem Schwung einer schnellen und äußerst schmerzhaften Drehung als Hebel, die Klinge blieb in ihrer Schulter stecken, doch das Schwert war ihrem Gegner jedoch wie geplant aus der Hand gerutscht. Sie tauchte nach unten. Zwar hatte sie ihren Gegner mit der Drehung aus den Augen verloren, doch ihr Gefühl hatte sie nicht getrogen, die Sensenklinge schnellte erneut über ihr hinweg.
Sie stieß sich ab, hechtete voraus, rollte sich ab und sprang erneut auf. Ihr Gegner betrachtete sie mit großen Augen, als sie ihr Schwert, was sie in der rechten Hand hielt in den Sand steckte. Sie hob die Hand und verzog keine Miene, als sie sich das dünne Metallschwert aus der Wunde zog. Sie betrachtete die Waffe, die durchaus schön war. Das Schwert verfügte über keine Parierstange, die Klinge war schmal und schien aus einem einzelnem dünnen streifen Blech zu bestehen, jedoch war die Klinge hart genug um mit jedem handelsüblichen Schwert mithalten zu können. Mit dem Unterschied, dass das Schwert unheimlich leicht war. Sie verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als sie die Schulter bewegte.
Ihren linken Arm konnte sie noch bewegen, auch wenn es sie Blut kostete, zusätzlich zu der Selbstbeherrschung, die sie aufbringen musste um nicht dem brennenden Schmerz in ihrer Schulter nachzugeben und aufzuschreien. Sie nahm das dünne Schwert in die linke Hand und zog ihr eigenes mit der rechten Hand aus dem Sand. Dadurch, dass sein Schwert so leicht war, konnte sie es ohne Probleme als Zweitwaffe führen, ihr Silberschwert war deutlich schwerer.
Es hätte zwar auch damit funktioniert, aber warum nicht nutzen, was ihr vom Gegner in die Hand gegeben wurde. Sie lächelte und ihr Gegner erwiderte das Lächeln mit deutlicher Hochachtung in seinen Zügen. „Nicht schlecht.“, gab er zu und Keira grinste, als sie wieder zum Angriff überging. Sie tauchte unter dem Hieb seiner Sense hindurch, und ließ die Schwerter mit schnellen Körperdrehungen nach ihm schlagen ohne ihre linke Schulter damit großartig zu belasten. Sie spürte wie die Klinge des schmalen Schwertes sein Fleisch am Bauch aufritzte. Die Klinge riss keine große Wunde, aber es reichte um die Spitze der Klinge mit seinem Blut zu benetzen. Mit einem schnellen Klingenstoß ihres Schwertes setzte sie nach.
Die Spitze der Klinge stoppte genau vor seinem Kehlkopf, bevor ihr Gegner auch nur Anstalten zu einem Gegenangriff machen konnte.
„Gewonnen.“, lächelte sie und die Totenstille in der Arena wurde vom tosenden Applaus der Menge um sie herum vertrieben.
„Und der klare Gewinner ist Keira! Was für ein Kampf!“, verkündete der Ansager und Keira richtete zu voller Größe vor ihm auf. Sie lächelte und drehte das Schwert in ihrer Hand, sodass der Griff in seine Richtung zeigte. „Guter Kampf und interessantes Schwert.“, lächelte sie und reichte ihm das Schwert. Er nahm es und grinste. „Danke, du bist eine verdammt gute Kämpferin.“, lächelte er und seine weißen Zähne hoben sich im starken Kontrast zu seiner Hautfarbe ab. Keira betrachtete ihn lächelnd und verbeugte sich.
„Das kann ich so nur zurückgeben. Danke für den Kampf, wir sollten mal unsere Wunden versorgen lassen.“, lächelte sie und schaute zur Tribüne hoch, am Geländer stand nur noch Claire, die zu ihnen herab schaute. anscheinend war Arel bereits gegangen. Schade, sie hätte ihn gerne gefragt, ob er ihre Wunden versorgen würde. Sie stieß den Atem aus. „Also dann, bis zum nächsten Mal.“, lächelte sie und drehte ihm den Rücken zu.
„Hey warte mal…“, begann Shinigami und Keira blickte sich zu ihm um. „Hast du schon einen Partner für den weiteren Verlauf des Turniers? Wenn nein… Würde ich gerne hiermit meine mündliche Bewerbung einreichen.“, grinste er und Keira lächelte zurück. Warum eigentlich nicht? Sie drehte sich zu ihm um und tat ein paar Schritte auf ihn zu.
„Mein Name ist Keira, wie ist dein Name? Partner?“, grinste sie und reichte ihm die Hand. „Eigentlich im Laufe des Turniers Shinigami, aber du kannst mich auch Will nennen.“, lächelte er und schlug ein. „Also Will, komm morgen hier her, wir treffen uns am Eingang, dann besprechen wir alles Weitere.“, lächelte sie und verließ die Arena, sie wusste, dass er ihr nachblickte. Einen Partner finden? Nichts leichter als das. Als sie noch einmal zu ihm zurück blickte grinste sie, als sie bemerkte, wie ausführlich er ihren Hintern betrachtete. Als sie das Tor überwunden hatte lächelte ihr Arel entgegen.
„Guter Kampf, darf ich mich bei einem Kaffee um deine Wunden kümmern?“, fragte er und sie musste unwillkürlich lächeln. „Ich dachte schon ich müsste deine Spur aufnehmen, dich durch die Stadt jagen und mindestens 6 Stunden foltern, bevor du fragst.“, entgegnete sie und schaute ihm überrascht entgegen, als er sie in die Arme schloss, seine Hand in ihrem Haar vergrub und küsste. Sie verstand es nicht, aber sie erwiderte den Kuss mit nicht weniger Inbrunst als er. Als sie den Kuss lösten, lächelte sie ihn etwas dümmlich an und hoffte, dass er ihre Verwirrung nicht bemerkte.
„Den war ich dir noch schuldig.“, grinste er und sie seufzte leicht. „Was ist mit Claire und Alisa?“, fragte sie und vermied es ihn anzusehen. Er zuckte mit den Schultern. „Lass uns nicht darüber reden… Fakt ist… wenn ich mit dir zusammen bin… betrüge ich keinen Anderen und außerdem… fühle ich mich bei dir wohl.“, seufzte er und sie kicherte leicht.
„Na dann… Wie wäre es, wenn du mir nachhause folgst, meine Wunden versorgst mit mir einen Kaffee trinkst und wir dann sehen, was daraus wird?“, gab sie zurück und grinste. „Klingt vernünftig.“, stimmte er zu und reichte ihr die Hand, die sie bereitwillig ergriff.
Der Lärm in der Arena war unerträglich, Claire stöhnte leicht und rieb sich die Schläfen, während sie die Augen geschlossen hielt und sich über das stabile Geländer lehnte. Ihre erste Vermutung hatte sich nicht bestätigt. Arel machte nicht hinter ihrem Rücken mit Keira rum. Hinter ihrem Rücken… Dafür musste sie Farbe bekennen, aber das konnte sie ja nicht. Wenn er zuvor nicht mit Keira rumgemacht hatte, tat er das jetzt wahrscheinlich. Wer wollte es ihm verübeln. Warum konnte sie nicht einfach sagen, dass sie ihn liebte und dass es ihr wehtat, wenn er mit anderen Frauen zusammen war? Weil sie ein Schwert war und sie musste ein effizientes Schwert bleiben. Ein Schwert mit einer scharfen und unzerbrechlichen Klinge. Das war der Grund aus dem sie Arels Frage nicht hatte beantworten können. Wieso hatte er sie sowas auch fragen müssen. Wieso hatte er sie unbedingt in diesem unglaublich unromantischen Moment fragen müssen was sie von ihm hielt. Sie stieß die Luft aus. Verdammt nochmal. Sie hätte ihm einfach sagen können, dass sie ihn liebte, aber was hatte sie getan und gesagt? Dass sie froh war, dass er ihr Partner ist und dass sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen kann. Partner… Für sie war er so viel mehr als nur ihr Partner.
„Meine Damen und Herren unser nächster Kämpfer am heutigen Tag ist… Claire Rikazil!“, verkündete die Stimme des Ansagers und Claire straffte die Schultern. Jetzt konnte sie unter Beweis stellen, was für ein tolles Schwert sie war. Sie spuckte auf den Boden. Hoffentlich konnte sie irgendwas töten, das würde sie hoffentlich ablenken. Als sie sich umdrehte sah sie wie Haley auf sie zukam und ihr um den Hals fiel.
„Ich wünsche dir alles Glück der Welt Claire, wir sind hier oben und feuern dich an. Ich bin nur froh, dass wir noch rechtzeitig gekommen sind.“, lachte Haley und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. Claire lächelte leicht.
„Danke.“, gab sie zurück und musste den schweren Klos in ihrem Hals herunterkämpfen, sie durfte jetzt nicht weinen, auch wenn ihr danach war. Sie schaute Lyr an, der ihr aufmunternd zulächelte. Er griff unter seinen Mantel und zog ein silbernes Messer und ein Tomahawk mit silbrig schimmernder Beilklinge hervor und reichte Claire die beiden Waffen.
„Wofür?“, fragte sie und zog eines ihrer Schwerter ein Stück weit aus der Scheide. Beide Schwerter waren aus einem Silber-Stahl Gemisch gefertigt. Jedenfalls hatte das ihr Vater damals gesagt. Der Stahl sollte genau wie das Silber etwas ganz Besonderes sein. Laut ihrem Vater, stammte das Metall, aus dem die Klingen zum größten Teil gefertigt worden waren aus einem Meteoriten. „Nur so ein Gefühl.“, lächelte er und sie verzog misstrauisch das Gesicht.
„Weißt du etwas?“, fragte sie neugierig und Lyr schüttelte den Kopf.
„Nein… Ich hab nur ein verdammt mieses Gefühl bei der Sache.“, erklärte er mit Nachdruck. Claire nahm die beiden Waffen entgegen und steckte sie in ihren Gürtel.
„Dein Kerl schuldet mir später eine Erklärung.“, grinste Claire und ging an ihnen vorbei. Sie konnte sich denken, dass Haley Lyr grade etwas seltsam anstarrte, jedoch konnte sie nicht sagen, dass das Gewicht des Tomahawks und des Silberdolches sich unangenehm an ihrer Hüfte anfühlte, während sie die Treppen, die zur Arena führten hinab stieg. Mit unruhigem Herzen ging sie den langen Gang entlang bis zum Ansager, der vor einer kleinen Säule stand. Auf der Säule stand ein Kasten mit Zetteln auf denen die Namen der Teilnehmer standen, darauf hatte eine Würfelschale Platz gefunden.
Der Ansager lächelte sie an und überreichte ihr den Würfel. Sie sog tief die Luft ein und ließ den Würfel in die Schale rollen. Der Würfel klapperte, als er in die Schale fiel und Claires Aufregung steigerte sich allmählich, bis auf der Oberfläche des Würfels drei Totenköpfe prangten. Claire schluckte. Ein starkes Monster also, wenigstens musste sie sich hier nicht zurück halten. Sie konnte es nicht erwarten diesen Kampf endlich hinter sich zu haben. „Unsere Teilnehmerin hat drei Totenköpfe gewürfelt, also wird ihr Gegner ein Monster der Klasse A sein, wir dürfen gespannt sein, welche Bestie dieses Mal aus den Tiefen unseres Verlieses das Licht der Arena erblicken wird.“, erklärte der Ansager und Haley hoffte inständig, dass das Monster, was nun gleich gegen sie ins Feld ziehen würde eine Abneigung gegen Silber hatte.
Mit langsamen Schritten umging sie das gewaltige Tor, dass den Gang von der Arena trennte, das Tor auf der anderen Seite öffnete sich langsam und sie meinte schwelenden Dunst davon aufsteigen zu sehen. Die Luft davor und darüber schien zu flackern, wie es die Luft über einer Kerzenflamme tat, wenn der Raum kalt war. Sie hörte wie sich das Tor mit einem vernehmlichen Krachen hinter ihr schloss, während gewaltige Pranken sich aus der Dunkelheit schälten, gefolgt von einem, zwei, nein sogar drei gefährlich drein blickenden Hundeköpfen. Wenn man die gewaltigen Schnauzen, die eher an schwarze Wölfe erinnerten als Hundeköpfe bezeichnen konnte. Jedenfalls waren es laut der Überlieferung Hundeköpfe, doch sie konnte sich an keinen Mythos erinnern in dem der Cerberus in Flammen stand.
Sie schluckte. Wie dem auch sei, was an dem Vieh in Flammen stand wären die Pranken, und ein Teil des Rückens, der eine lavaartige Maserung aufwies. Der Cerberus brüllte ungefähr drei Mal so laut, wie ein normaler Hund. Wieso immer sie? Sie atmete tief die Luft ein, die allmählich begann nach Schwefel zu schmecken und stieß einen weiteren Seufzer aus. Also gut. Sie wirbelte mit den beiden Schwertern herum und grinste. Erneut brüllte das Vieh, wohl in der Hoffnung, dass seine Einschüchterungstaktik diesmal ihren Zweck erfüllte. Claire beugte sich auf die Knie, steckte beide Schwerter rechts und links von sich in den Sand und klatschte sich auf die Knie.
„Ja Fein!!!“, lachte sie und der Cerberus blickte sie verwirrt an, ehe er in einem Anflug von Trotz erneut zu brüllen begann. Diesmal noch lauter.
„Du bist ein ganz feiner und so gut genährt, sag mal gibst du auch Pfötchen?“, stieß sie wie ein begeistertes Mädchen hervor, während sie ironisch die brennenden Pranken der Kreatur musterte, die den Sand unter ihnen allmählich zum Schmelzen brachten.
Offensichtlich bemüht Claire zu zeigen wie gut es im Pfötchen geben war raste der dreiköpfige Hund auf sie zu und holte mit einer Vorderpranke aus. Claire griff nach beiden Schwertern und zog sie im gleichen Moment aus dem Sand, als sie nach vorne hechtete um dem Angriff mit der brennenden Pranke zu entgehen, die ohne weiteres dazu in der Lage wäre Schädel und Knochen zu zermalmen. Sie rollte sich ab und fand sich, als sie wieder auf den Beinen war, genau hinter den Vorderläufen der Kreatur wieder. Es war unerträglich heiß, als hätte sie den Vorraum der Hölle betreten.
Verdammt wie sie Saunen hasste. Geistesgegenwärtig nutzte sie die Gunst der Stunde und setzte einen chirurgisch präzisen Schnitt an der Sehne des rechten Vorderlaufs. Ihre letzte Stunde in Hundeanatomie war schon ein Weilchen her, aber sie hoffte die Sehne des Monsters durchtrennt haben. Regel Nummer 1, wenn etwas größer ist als du, zwinge es auf deine Größe herunter. Der Cerberus brüllte schmerzerfüllt und rutschte nach vorne. Claire hechtete in Deckung ehe das Vieh sie unter dem Gewicht von geschätzt 5000 Dosen Hundefutter inklusive Dosen begraben konnte. Das Blut der Kreatur begann auf dem Sand zähflüssig zu köcheln.
Okay Claire, lass dich bloß nicht von dem Blut der Kreatur anspritzen. Schade eigentlichen, dabei genoss sie es normalerweise angespritzt zu werden, auch wenn es sich dabei bevorzugt um andere Situationen und Tätigkeiten handelte. Mit einem Aufschrei trieb sie ihre Schwerter in die Flanken der Kreatur und trennte ihr Fleisch bis zu den Hinterläufen auf.
Blut sprudelte in einer siedenden, zähflüssigen Fontäne aus der Wunde und sie zog die Klingen, die mit dem kochend heißen Blut der Kreatur beklebt waren heraus. Sie führte einen provisorischen Schlag mit der Klinge aus um so viel Blut wie möglich von den Klingen herunter zu bekommen, während sie den Körper der Kreatur umrundete. Gerade wollte sie dem Ungetüm die Schwerter in die andere Flanke stoßen, als sich dieses zur Seite fallen ließ um sie unter ihrem Gesicht zu zerquetschen. Claire schrie auf und hechtete außer Reichweite des fallenden Hundefutterwagons. „Hey! Hab ich dich gebeten Rolle zu machen? Dafür gibt es aber kein Leckerli!“, brüllte Claire und brachte sich in Sicherheit, als dieses Vieh tatsächlich die Rolle vervollständigte. Genervt stieß sie den Atem aus, als das Schwert in ihrer linken Hand dazu benutzte die Sehne des rechten Hinterlaufs zu durchtrennen wonach dieser gehorsam nach hinten weg rutschte. Mit einer geschickten Körperdrehung stieß sie die Klingen erneut in den Körper der Bestie und schnitt die Flanken bis zum Vorderlauf auf. Entgegen ihrer Erwartung blieb Pfiffi nicht gehorsam liegen und ergab sich seinem Schicksal, wahrscheinlich hatten die anderen beiden Pfiffis etwas dagegen.
Stattdessen erhob sich das Vieh auf der Seite, die sie zuvor aufgeschlitzt hatte wieder mit nahezu jugendlicher Kraft. So sehr sie die jugendliche Kraft und Stehvermögen auch schätzte, das war einfach lächerlich und ging zu weit. Kein Tier würde es überleben, wenn man ihnen beide Flanken aufschlitzte, ganz zu schweigen davon, dass kein Tier sich ohne intakte Sehnen auf den Beinen halten konnte. Den Grund für die Vitalität der Kreatur bemerkte sie erst zu spät, denn der riesenhafte Pfiffi wirbelte herum und traf sie mit dem noch hinkenden Bein mit voller Wucht am Rumpf. Von brachialer Gewalt, die ihr die Luft aus den Lungen trieb getroffen wurde sie durch die Sandgrube gewirbelt. Gut, dass sie im Sand landete und nicht die Wand die verantwortungsvolle Aufgabe wahrgenommen hatte ihren Flug zu unterbrechen. Die Schwerter waren ihr aus der Hand gerutscht, nichts und niemand konnte jemanden darauf trainieren, in einem Moment in dem man von einer riesigen Hundepranke getroffen wurde seine Waffen fest zu halten.
Verdammt nochmal. Sie kämpfte sich aufwärts, während dieses Vieh wieder Halt auf dem Hinterlauf fand. Es sollte verboten werden sich so schnell zu regenerieren. Mit einem lauten Stöhnen erhob sie sich wacklig auf die Füße, während sich ihre Eingeweide zu einer festen Masse zusammen gezogen hatte und aus voller Lunge schrie: „Verdammte Scheiße bleib liegen, das tut weh!“ Hier hieß es Leben oder Sterben. Schade, dass niemand ihren Schmerzrezeptoren erklärte. Sie hustete und Blut ergoss sich in den Sand.
Na klasse. Ihre innere Bestandaufnahme ergab mindestens zwei gebrochene Rippen und innere Blutungen, was auch immer noch am Arsch war, würde sich erstmal hinten anstellen müssen. Erneut hustete sie und hielt diesmal die Hand vor den Mund, in der sich das Blut verteilte. Das Blut in ihrer Hand schien zu pulsieren, irgendwas stimmte hier nicht. Der Cerberus jaulte auf und rannte auf Claire zu. Sie musste irgendwas tun, aber sie wusste nicht was, sie brauchte irgendwas, was diesen Hund davon abhielt sie platt zu treten oder in sein neues kreischendes Kauspielzeug zu verwandeln, aber was? Es gab nichts was sie tun konnte. Sie hatte keine Waffen. Sie grinste und tat so viele Schritte zurück wie sie konnte bis ihre Beine vor Schmerzen schrien und sie warnten den Dienst einzustellen, wenn sie auch nur noch einen Schritt weiter ging.
Sie holte tief Luft, was ihre Rippen protestierend Beifall klatschen ließ. Ihr ganzer Körper fühlte sich an, als sei er Stunden lang, ein Punchingball für Wut geladene Kinder gewesen. Sie zog das Tomahawk und den Dolch hervor, den Lyr ihr gegeben hatte. „Böser Hund.“, hustete sie und förderte wieder einen Schwall Blut zu Tage, der ihr übers Kinn lief, während sie mit zusammen gebissenen Zähnen grinste und dem heran rasenden Hund erwartete. Als der Hund nah genug war um zum Angriff auf ihn überzugehen schien ihr Körper von einer fremden Macht gelenkt zu werden. Sie stieß ein Wort in einer fremden Sprache aus, die sie selbst nicht kannte und die Flammen, die den Körper des Cerberus eingehüllt hatten erloschen, während der Hund inne hielt und Claire Fassungslos anblickte.
Noch immer von einer unsichtbaren Macht gelenkt sprang sie auf den zum Biss gesenkten Kopf des Cerberus‘ und trieb ihm mit aller Kraft den Silberdolch zwischen die Augen des mittleren Kopfes, während Schmerzen ihren Körper zu verbrennen schienen. Doch sie konnte nicht aufhören, sie durfte nicht aufhören, aufhören würde heißen den Tod zu akzeptieren und sie war ein unzerstörbares Schwert, was niemals brechen durfte. Mit aller Kraft trat sie mit dem Absatz ihres Schuhs auf den Dolchknauf und trieb dem mittleren Kopf den Dolch bis ins Hirn. Sie sah, wie der lebendige Glanz in den Augen des Cerberus‘ erlosch. Blieben noch zwei. Wahnsinnig vor Schmerzen brüllte und bellte der Cerberus und schnappte von beiden Seiten zu.
Claire versuchte den brennenden Schmerz, der sie peinigte zu ignorieren und sprang, packte das Fell am Hals des mittleren Kopfes und zog sich in Sicherheit, während der linke und der rechte Kopf sich blutrünstig anbellten. Sie stieß das Axtblatt in den Hals des zweiten Kopfes und sprang ab, hielt dabei das Tomahawk fest, was der Cerberus offensichtlich nicht so besonders gut fand, denn jaulend versuchte er nach ihr zu schnappen, während stoßweise Blut aus einer durchtrennten Halsschlagader des gigantischen Tiers sprudelte. Claire rollte sich nach vor, griff eines ihrer Schwerter, was in Reichweite lag und schlidderte im Sand unter dem Leib des Cerberus hindurch und stieß ihm das Schwert so gut sie es vermochte ins Herz. Wahnsinnig vor Schmerzen trampelte der riesige dreiköpfige Hund auf dem Sand herum ohne Claire zu erwischen. Nicht mal ein Cerberus war in der Lage Schlagadern und Herzen schnell genug zu regenerieren um sich vor dem sicheren Tod zu bewahren.
„Verrecke du Dreckstöle.“, stieß sie hervor, während ihr Blut, auf dem Boden sich seltsam zu verhalten schien. Es quellte herum, obwohl es schon längst im Sand hätte eingesickert sein müssen. Ihr Blut lag in einer Pfütze noch immer auf dem Sand und schlug Blasen, ehe sie sich versah stießen dünne Nadeln aus der Blutpfütze und durchstießen den dritten Kopf der Kreatur von unten, die sofort zu toben aufhörte noch einen langsamen Schritt nach vorne machte und letztendlich kraftlos in den Sand kippte.
Claire blinzelte. Das konnte eben unmöglich passiert sein. Als sie blinzelte waren die dünnen Nadeln, die eben noch den Kopf des Hundes durchbohrt hatten verschwunden. Sie musste es sich eingebildet haben. Ihr Bewusstsein kehrte wieder aus ihrer eiskalten Überlebensstase zurück und wurde von Schmerzen überwältigt. Als sie zur Tribüne hinauf schaute konnte sie weder Lyr noch Claire sehen. Als sie umkippte konnte sie nur noch sehen, wie sich zwei paar Stiefel schnell auf sie zu bewegten, dann schwanden ihr die Sinne.
Leise Stimmen zeichneten sich um sie herum ab und die unglaublichen Schmerzen waren verschwunden. Ein seltsames Gefühl, wenn das letzte woran sie sich noch erinnern konnte lediglich daraus bestand, dass sie ein sich windender Knäuel aus Schmerz war. Sie stieß ein Stöhnen aus und als sie die Augen öffnete sah sie Lyr, der angestrengt zu ihr hinunter blickte. Es schien, als betrachtete er sie, doch sein Blick ging einfach durch sie hindurch, während Schweißtropfen von seiner Stirn hinab rannen. Er hatte die Hände ausgebreitet und hielt sie beschwörend über sie. Ein ganz leichtes, kaum wahrnehmbares bläuliches Leuchten hatte die Welt um sie herum eingenommen und verschwand als, Lyr schwer atmend die Arme sinken ließ. Er sah fertig aus, als sei er es gewesen, der gekämpft hatte und nicht sie.
„Hallo Sonnenschein.“, erklärte Lyr und seine Stimme klang matt und angestrengt.
„Lyr… Wo bin ich?“, fragte sie und war noch immer darüber verblüfft, dass sie keine Schmerzen spürte. „In einem abgeschiedenen Raum der Arena, ich habe alles ausgepackt, was ich an Heilmagie drauf habe. Es ist nicht viel, aber die Brüche und Verletzungen waren recht unkompliziert. Du wirst jetzt wahrscheinlich wahnsinnigen Hunger haben, tut mir Leid für diesen Nebeneffekt. Das hat Heilmagie so an sich.“, erklärte er und wuchtete sich auf die Beine, auf denen er wacklig stehen blieb.
„Kannst du stehen?“, fragte Lyr und Claire nahm all ihren Mut zusammen. Sie stützte sich auf die Arme und es tat nicht weh. Tatsächlich konnte sie ohne Probleme aufstehen und spürte dabei keine Schmerzen. „Wow, ich wusste gar nicht, dass du ein Heilmagier bist.“, seufzte Claire, froh darüber, nicht weiter von Schmerzen gepeinigt zu werden.
„Ich bin kein Heilmagier, ich kenne ein paar Tricks, das war es dann aber auch schon.“, erklärte Lyr und lächelte sie an, während ihr Magen anfing zu knurren. Sie blickte an sich herunter und war tatsächlich darüber verblüfft, dass sie nach wie vor ihre Kampfmontur an hatte. Er hatte sie also geheilt ohne sie vorher auszuziehen. „Woher wusstest du was verletzt war und was nicht?“, fragte Claire und blickte erst zu Lyr und dann zu Boden. Sie stand in einem Kreis aus Kreide. An den Rändern des Kreises, wie auch im inneren der Zeichnung prangten Runen, die teilweise so verschlungen und so kompliziert waren, dass es Claire ziemlich beeindruckte.
Er sagte zwar, dass er nur ein paar Tricks kannte, aber das hier war mehr als nur ein Trick. Er mochte keine professionelle Heilmagie zu praktizieren, aber sie hatte selten jemanden gesehen, der sich die Magie der Heilung antrainiert hatte. Normalerweise waren die Arten der Magie, die ein Mensch einsetzen konnte stark begrenzt. Lyr hatte mittlerweile bewiesen, dass mit seinem magischen Gefüge nicht alles normal war. Die Zeichenmagie, die er einsetzte war eine von der Inquisition entwickelte Art der Magie, jedoch wusste sie von ihrem Vater, dass nur wenige wirklich dazu in der Lage waren sie nützlich einzusetzen. Lyr spielte mit dieser Magie, als sei sie ein Kinderspielzeug.
Er war in der Lage selbst die verschlungensten und kompliziertesten Zeichen zu benutzen und zwar so, dass sie Wirkung zeigten. Die Zeichenmagie war eine Möglichkeit, Menschen ohne magische Begabung eine Chance zu geben, der magischen Energie in ihrem Inneren eine Form zu geben. Aber das Lyr auch über Heilmagie verfügte verblüffte Claire. Sie hob eine Augenbraue.
„Woher wusstest du, dass ich deine Waffen gebrauchen kann? Du bist doch keiner dieser New Age Wahrsager oder?“, fragte sie misstrauisch und Lyr schaute sie mit einem verschmitzten Lächeln an.
„Siehst du an mir irgendwelche Kristalle? Habe ich mir ein drittes Auge auf die Stirn tätowieren lassen oder singe ich seltsame Phrasen vor mich hin?“, fragte Lyr und lächelte breit.
„Nein, aber was bist du dann.“, stellte sie misstrauisch drein blickend die nächste Frage.
„Ich bin Monsterjäger und zwar einer mit vielen Talenten, belassen wir es dabei.“, erklärte Lyr und rückte seinen Mantel zurecht. „Oh ich glaube Haley wird mir gerne haarklein von all deinen Talenten erzählen.“, grinste sie und Lyr erwiderte ein Lächeln. „Na endlich, da haben wir ja wieder die alte Claire.“, entgegnete er und kehrte ihr den Rücken zu, ging zu einem Tisch und nahm zwei Gegenstände davon. Es waren ihre Schwerter, die in ihren Scheiden steckten. „Guter Kampf übrigens. Obwohl ich den Part, indem du von einer riesigen Hundepranke getroffen wirst etwas sehr theatralisch fand.“, erklärte Lyr und öffnete die Tür. Haley stürmte herein und umarmte Claire. „Geht es dir gut?“, fragte sie und drückte sie fest an sich.
„So geht man also mit jemanden um, der vor kurzer Zeit noch ein paar gebrochene Rippen und innere Verletzungen hatte?“, keuchte sie, als ihr die Luft weg blieb. Haley tat einen Satz zurück und lächelte entschuldigend.
„Tut mir leid, ich bin einfach nur froh, dass es dir wieder gut geht.“, erklärte Haley und Claire schloss sie in die Arme und streichelte ihr übers Haar. „Mir geht’s gut, danke, dass du dir Sorgen gemacht hast. Übrigens…“, sie schnippte gegen die rote Strähne in Haleys Haar. „Sehr süß, aber Heldenverehrung ist was für Kinder.“, grinste sie, während Haley lachte. Lyr lächelte die beiden an, dann wurde er brutal zurück gestoßen, als er angesprungen wurde.
„LYYYYYR! Da bist du ja!“, rief die Stimme des blonden Monsters und Lyr musste sich anstrengen um nicht von dem Gewicht der Frau nieder gerissen zu werden. „Alisa, was machst du hier.“, keuchte Lyr, der versuchte wieder Luft in seine Lungen zu ziehen. „Ich hab dich gesucht.“, erklärte die Frau mit ihrer widerlich hohen Stimme und Lyr verzog das Gesicht. „Wieso?“, fragte Lyr und versuchte das blonde Monster abzuschütteln, doch sie hatte sich fest geklammert.
„Damit ich dich verarzten kann, falls du verletzt wirst.“, erklärte Alisa und Claire konnte sehen wie Haley das Gesicht verzog. „Weil das, das letzte Mal schon so gut geklappt hat?“, fragte Haley mit deutlicher Ironie in der Stimme. „Ach sei still, ich war abgelenkt…“, schnaubte Alisa und bedachte Haley mit einem finsteren Blick. „Na klar…“, entgegnete Haley stirnrunzelnd.
„Alisa… Ich hab schon zwei Kämpfe hinter mir, in den Vorrunden habe ich keine Kämpfe mehr und so schnell werde ich mich schon nicht verletzen. Könntest du mich jetzt bitte los lassen? Ich bekomme keine Luft, wenn du so zudrückst.“ Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr, was dazu führte, dass er einen verstörten Gesichtsausdruck aufsetzte und sich noch erbitterter darum bemühte sie abzuschütteln.
„Ach komm schon Lyr… mit Haley bist du auch nicht zusammen und hast trotzdem die ganze Nacht mit ihr gevögelt… Wie wärs wenn ich jetzt mal dran bin und dir zeige wie das eine richtige Frau macht?“, stieß Alisa hervor, die sich noch fester an Lyr klammerte, der einen erstickten und hilfebedürftigen Gesichtsausdruck annahm.
„Rettet mich…“, stieß er atemlos hervor und Claire musste lachen. Es war ein Schauspiel für die Götter. Auch Haley lachte, was Claire eher weniger verstand. Sie war eine verdammt gute Schauspielerin, wenn sie so eine Aussage auf sich sitzen lassen würde.
„Also Lyr, wenn du keine Kämpfe mehr hast, wie wär‘s wenn wir ins Bett gehen.“, stieß Alisa aus, die sich noch immer an Lyr, der sich verzweifelt darum bemühte sie abzuwerfen, festklammerte. Es war einfach ein Bild für die Götter. Irgendwie wirkte das, was Alisa da versuchte wahnsinnig erbärmlich und plötzlich verstand Claire warum Haley lachte. So würde es Alisa niemals schaffen Lyr ins Bett zu bekommen.
„Ich will nicht und jetzt lass mich verdammt nochmal los.“, zischte Lyr und es gelang ihm sie abzuschütteln. Doch sie gab sich nicht geschlagen. Stattdessen grinste sie ihn an und sagte: „Noch nicht, heute Nacht wirst du mich anflehen weiter zu machen.“ Sie grinste. Dieses Mädchen war ein absolutes Rätsel. „Von mir aus, können wir diese Prognose auf die Probe stellen, aber nur, wenn du mich endlich los lässt.“, stieß Lyr hervor und kämpfte Alisa von sich herunter. Sie ließ ihn los und grinste ihn an.
„Wirklich?“, fragte sie und Lyr schaute sie an.
„Nein.“, entgegnete er, was sie mit beleidigter Miene hinzunehmen schien.
„Du bist manchmal furchteinflößender, als jedes der Monster, die da draußen herum laufen.“, stöhnte er, während er tief Luft holte. „Wo ist Arel?“, fragte Haley mit einem Mal an Claire gewandt. Claire stieß einen Seufzer aus. Woher sollte sie das denn wissen? „Keine Ahnung, ich glaube er ist mit der braunhaarigen Schnalle abgehauen…“, erklärte sie und streckte sich testweise.
Wow, Lyr hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Keine Wunden mehr, die aufreißen konnten und ihre Knochen schienen auch wieder in Ordnung zu sein. Wirklich erstaunlich. Mit ruhiger Miene stand er da und schaute den Gang hinaus. Er war wirklich ein gut aussehender Kerl und dazu auch noch talentiert, wenn man von Haleys Lautstärke in der Nacht ausging, galt dies nicht nur in magischer Hinsicht. Sie musste grinsen. Es war sechs Monate her, seit sie das letzte Mal mit einem Mann geschlafen hatte und in dieser Nacht hatte ihr Arel sprichwörtlich… Egal. Sie atmete tief durch. Das ist Haleys Typ und Haley ist deine Freundin, also hör auf darüber nachzudenken wie Lyr im Bett wäre.
„Was jetzt? Arel ist nicht hier und ich schätze bis zu den nächsten Kämpfen wird noch etwas Zeit vergehen…“, erklärte Haley und schaute sich in der Runde der drei übrigen Personen um.
„Wie wärs, wenn wir in die Schenke gehen. So wie ich das sehe habt ihr alle drei nun beide Vorrundenkämpfe hinter euch, das heißt, dass ihr erstmal nicht mehr kämpfen müsst oder sehe ich das falsch?“, entgegnete Alisa, die lächelte, als hinge ihr Leben davon ab. Irgendwas stimmte doch nicht mit dieser Frau. Jede normale Frau hätte aufgegeben, das Herz ihres angebeteten zu erobern, wenn er es die ganze Nacht mit einer anderen Frau getrieben hatte. Obwohl sie das auch etwas reizte, sie mochte Durchhaltevermögen beim Sex… Verdammt nochmal, bleib auf dem Boden.
„Schenke klingt nicht schlecht, ich könnte einen Schluck gebrauchen.“, erklärte Claire und legte eine Hand an die Stirn. Haley zuckte mit den Schultern und Lyr stieß einen Seufzer aus.
„Dann mal los.“, erklärte Lyr und gähnte müde.
Die Heilmagie musste ihn ausgelaugt haben. Kein Wunder bei der Menge an Verletzungen, die er geheilt hatte. Das Problem bei Heilmagie war, dass nur die wenigsten Personen, die der Heilmagie mächtig waren auch in der Lage waren den eigenen Körper zu heilen.
Ziemlich paradox, wenn man mal darüber nachdachte. Das bedeutete, dass er weiterhin auf Kräutermedizin oder auf die Dienste eines anderen Heilmagiers zurückgreifen musste, wenn er verletzt war. Alisa ging selbstzufrieden voran. Hoffentlich würden sie Arel und Keira nicht in der Schenke antreffen. Das wäre jetzt zu viel des Guten. Sie stieß den Atem aus. Allmählich setzten sie sich in Bewegung und ihr Blick wanderte zu Lyr, der finster geradeaus blickte. Irgendwas war anders. Machte er sich Sorgen oder was war mit ihm los? Sie schloss zu ihm auf und flüsterte leise genug, dass nur er es hören konnte:
„Danke für die Waffen, du hast mir das Leben gerettet.“ Lyr schüttelte langsam, kaum merklich den Kopf und lächelte. „Du hättest einen Weg gefunden.“, erklärte er und blickte dann weiter finster geradeaus. Hätte sie das? So sicher war sie sich da nicht. Sie wusste ja nicht mal, wie sie es geschafft hatte, nicht von diesem Biest platt getreten zu werden und dann war da noch die Sache mit ihrem Blut.
Sie musste sich das ganz eindeutig eingebildet haben. Es konnte gar nicht anders sein. Es war unmöglich, dass Blut sich zu Nadeln formte die einem dreiköpfigen Hund präzise den Schädel durchbohrten. Am besten würde sie das vergessen. Ein wenig Alkohol in der Schenke, würde ihr dabei helfen. Das hoffte sie zumindest.
Keira lächelte Arel zärtlich an. „Du bist so gut darin…“, seufzte sie lasziv, während sie ihren Finger ableckte. „Ach was… Das ist nur Zufall.“, erklärte er und lächelte. Sie stieß den Atem aus.
„Machs nochmal…“, schnurrte sie und er lächelte, während er die warme, leicht feuchte Luft einsog. „Bist du dir sicher? Das klappt nicht immer…“, entgegnete er und sie grinste.
„Ich habe da vollstes Vertrauen in dich.“, erklärte sie mit einem lüsternen Blick. „Also gut…“, gab er zurück und ließ die Würfel im Becher kreisen, ehe er sie über den Tisch rollen ließ. Die Würfel zeigten eine Eins und eine Sechs. Der absolute Trumpf im Spiel Würfelchaos. Die beiden Söldner, gegen die sie spielten stöhnten auf, während Keira den Einsatz in ihrem Geldbeutel verschwinden ließ. „Ist wohl nicht euer Tag heute…“, erklärte Arel und grinste. Die beiden Söldner hatten angefangen und gezinkte Würfel benutzt, wer eine Sieben würfelte gewann die Runde und durfte automatisch beginnen.
Arel hatte die beiden Söldner ausgetrickst und die Würfel mittels Windmagie anders gedreht, sodass sie keine Sieben ergaben. Tja so schnell konnte es gehen, grade wenn die beiden es darauf abgesehen hatten ihnen ihre Ersparnisse aus dem Ärmel zu leiern. Selbstverständlich hatte Lyr danach aus einem ihm unerfindlichen Grund nur noch Siebener gewürfelt und das ganz ohne Zauberei.
Da die beiden die Würfel mitgebracht hatten konnten sie die beiden nicht beschuldigen zu schummeln. So schnell ließ sich der Spieß umdrehen.
„Sowas… Schon wieder eine Sieben… Ich scheine heute wohl wirklich Glück zu haben.“, grinste Arel und Keira kicherte, während die beiden Söldner sie finster anblickten. Einer der Söldner stand auf und griff sich die Würfel. Als Arel keine Reaktion brachte, griff der Söldner nach dem Geld, was auf dem Tisch lag, doch Keira hielt seinen Arm fest. „Na, na… Spielschulden sind Ehrenschulden.“, erklärte sie mit einem Lächeln, während sie seinen Arm in fester Umklammerung hielt. „Lass mich los Schlampe, das ist unser wohl verdienter Sold.“, stieß der Söldner hervor und Keira grinste ihn finster an.
„Das war euer wohlverdienter Sold, bis ihr ihn verspielt habt.“, erklärte Keira mit einem Lächeln und der Söldner blickte sie finster an. „Aber er hat geschummelt.“, stieß der Söldner hervor und Keira grinste. „Es waren eure Würfel, mit denen wir gespielt haben und jetzt sagt nicht, dass ihr uns nicht bis auf die letzte Münze alles genommen hättet.“, entgegnete Keira lächelnd. Der Söldner stockte und ließ seinen Blick deutlich über ihre Rundungen wandern. Wahrscheinlich hätten sie zugelassen, dass Arel und Keira sich wieder ins Spiel einkauften indem Keira nackt auf dem Tisch tanzte oder etwas Ähnliches tat.
Sie seufzte und griff fester zu, ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in die Haut des Söldners und dieser verzog leicht das Gesicht. „Wie verbleiben wir jetzt?“, fragte Arel mit ruhiger Miene, alles weiche war aus seinem Gesicht verschwunden und er sah so aus, als würde er nicht mit der Wimper zucken, wenn er einen oder beide der Söldner in ein verfrühtes Grab verfrachten würde.
Der Söldner ließ von seiner Tat ab und schlug stattdessen gebieterisch auf den Tisch. „Verdammte Halsabschneider, ich werde euch umbringen.“, stieß der Söldner hervor und Keira ließ seinen Arm los, als er sich erhob und das Schwert zog. Arel griff sich ein Glas und ein Messer vom Tisch und klopfte leicht mit der Klinge auf das Glas. „Meine Damen und Herren, ich möchte euch darauf hinweisen, dass dieser Mann sein Schwert zuerst gezogen hat.“, seufzte Arel und die Menge um ihn herum blickte nun in seine Richtung, als er aufstand und auf einen Angriff wartete. Innerhalb einer Taverne würde er keines seiner Schwerter ziehen. Schon gar nicht in Calvors Taverne, den daraus resultierenden Sachschaden, konnte wahrscheinlich niemand bezahlen. Der Söldner schnaubte und legte Arel die Klinge an die Kehle.
„Wir werden uns jetzt unser Geld nehmen und deines noch dazu, Betrüger.“, stieß der Söldner aus und Arel runzelte die Stirn.
„Haben Söldner in dieser Stadt jetzt schon nötig Menschen in aller Öffentlichkeit zu überfallen?“, fragte Arel ruhig und schaute den Söldner dabei finster an. ‚Ach halt die Klappe und hau den Schleimer einfach um.‘, forderte der Andere lautstark in seinem Kopf. Arel ignorierte die bösartig klingende Stimme in seinem Kopf und betrachtete den Söldner weiter, wie er erneut nach dem Geld griff, was auf dem Tisch lag. Arel ließ einen Funken Magie durch die Schwertklinge des Söldners springen, sodass dieser einen elektrischen Schlag bekam und die Waffe auf den Boden fallen ließ. Ehe der Söldner weiter reagieren konnte, griff Arel ihn am Kragen und rammte ihm seine Faust ins Gesicht.
Blut spritzte und Knochen knirschten, als seine Faust mit der Nase des Söldners kollidierte. Hätte Arel ihn nicht fest gehalten, wäre der Söldner wahrscheinlich nach hinten getaumelt, doch Arel hielt ihn zurück und drückte ihn mit dem Gesicht auf die Tischplatte.
„Glaubst du ich habe Angst vor irgendeinem kleinen Söldner?“, fragte Arel mit finsterer Stimme, während der andere Söldner sein Schwert zog. Im Hintergrund schwang die Tür auf und Arel konnte das Geklapper von Rüstungen hören. Super Timing… Noch mehr Söldner.
„Hey, was ist hier los?“, fragte eine ihm bekannte Stimme und er hob den Blick um einem alten Bekannten ins Gesicht zu blicken. Oder eher einem von Claires alten Bekannten.
„Du?“, fragten beide simultan und starrten einander an. Bark war in den letzten sechs Monaten nicht großartig gealtert, aber er trug jetzt eine lange Narben, die ihm von der linken Schläfe bis hinunter über den Mundwinkel reichte. „Bark, dieser Kerl hat betrogen und weigert sich uns unseren Gewinn auszuzahlen.“, erklärte der Söldner, der nicht grade dabei war an einem massiven Ebenholztisch zu riechen. Bark seufzte leicht. „Wollt ihr euch wirklich mit dem Gefährten von Blutengel anlegen? Ich habe gesehen, wie dieser Kerl einen Sturm entfesselt und im Alleingang einen Schwarzmagier getötet hat.“, stieß Bark hervor und der Söldner hinter Arel wurde kreidebleich. „Blu… Blutengel?“, stammelte er und blickte zu Arel.
Anscheinend hatte Claires alter Söldnername noch Gewicht in den engeren Kreisen der Söldnergilde. „Vertraut mir, wenn ich euch sage, dass ihr euch mit diesem Kerl nicht anlegen wollt. Und wenn ihr es doch tut, könnt ihr nicht mit meiner Hilfe rechnen.“, erklärte Bark und blickte erst kurz den Söldner an, der am Tisch roch, dann den anderen, der sein Schwert gezogen hatte um Arel anzugreifen.
Der Söldner hinter Arel kam nicht mehr dazu, das Schwert zurück zu stecken, ehe er von einem Handballen einen gezielten Schlag gegen die Luftröhre erntete. Keira räusperte sich. „Ich bin auch noch da.“, erklärte sie trocken und Arel musste grinsen. ‚Warum hast du sie nicht schon längst flachgelegt?‘, fragte die Stimme des Anderen, doch Arel blieb ihm eine Antwort schuldig, ehe er den Söldner, den er umklammert hielt los ließ, dessen Gesicht ungehindert auf der Tischplatte aufschlug. Ups.
„Was tust du hier Bark?“, fragte Arel mit ruhiger Stimme und musterte den kräftigen Söldner ruhig. „Totenhandel wurde damit beauftragt die Sicherheit der Stadt während des Turniers zu gewährleisten.“, erwiderte er trocken und ließ seinerseits keine emotionale Reaktion erkennen. „Ihr seid Sicherheitskräfte?“, fragte Arel eher ungläubig und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ja, wir sind Sicherheitskräfte und nicht nur das. Unser Anführer ist ebenfalls hier.“, erklärte Bark emotionslos und Arel wusste was er ihm damit sagen wollte.
Claire war damals aus der Söldnergilde Totenhandel ausgestiegen, weil ihr Anführer zudringlich geworden war, sie mit einer fast fanatischen Intensität umworben und letztendlich sogar beschattet hatte. Claire hatte es irgendwann nicht mehr ertragen und hatte Totenhandel vom einen auf den anderen Tag verlassen, war mehr oder weniger weg gelaufen.
„Heißt das…“, begann Arel und Bark nickte. „Bring sie hier weg, bevor er auf sie aufmerksam wird. Kay’gan kennt keine Vernunft, wenn es um Claire geht.“, bestätigte Bark und schaute Arel ernst an. Arel seufzte. „Du weißt, dass sie ihren eigenen Kopf hat, niemand könnte ihr etwas abspenstig machen, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat.“ Bark nickte bestätigend und sein Blick war alles andere als glücklich über die Antwort. „Pass auf sie auf. Kay’gan hat sich verändert. Ich glaube nicht, dass es etwas gibt wovor er zurückschrecken würde um zu bekommen, was er begehrt.“, entgegnete er so leise, dass Arel es ihm fast von den Lippen ablesen musste. „Wir gehen! Bezahlt eure Zeche, die Patrouille wartet.“, erklang Barks Stimme erneut, diesmal kraftvoll und mit einem deutlichen Befehlston.
Es dauerte nicht lange, bis die Söldner ihr Gepäck zusammengerafft und mehrere Münzen auf den Tisch hatten fallen lassen, dann folgten sie Bark aus der Schenke. „Das klang gar nicht gut. Steckt Claire in Schwierigkeiten?“, fragte Keira und schien sich tatsächlich etwas Sorgen um Claire zu machen. Seltsam. Die beiden kannten sich doch gar nicht.
„Dieser Kerl… Kay’gan… er ist der Anführer von Totenhandel und Claire war einst ein Teil der Gilde. Kay’gan begann sie zu umwerben und wurde zunehmend zudringlich ihr gegenüber, deshalb ist Claire eines Tages geflohen und hat Totenhandel hinter sich gelassen.“, Keira dachte darüber nach und nickte dann, während sie unruhig aufblickte. „Verständlich… Ich bin froh, dass meine Lehrmeisterin eine Frau war. Von ihr weiß ich, dass die Regel, dass ein Schüler immer das gleiche Geschlecht wie ein Lehrer haben muss noch nicht lange bestand. Sie hatte einen Lehrmeister, der von ihr verlangte jede Nacht das Lager mit ihm zu teilen. Ich weiß nicht, ob ich das ausgehalten hätte.“, erklärte Keira und schüttelte den Kopf. Anscheinend davon motiviert diese Gedanken aus ihrem Kopf zu kriegen. Arel nickte leicht. „Sag mal, wie viele der damaligen Schülerinnen sind noch immer bei der Inquisition?“, fragte Arel plötzlich und Keira musste darüber denken.
„Drei. Nati, Katena und Raivala.“, zählte sie auf und schaute Arel danach etwas misstrauisch an. „Wieso interessiert dich das?“, fragte sie gleich nach ihrer Aussage und Arel lächelte. „Nichts Besonderes, ich hatte nur nicht in Erinnerung wie viele weibliche Meister es in der Inquisition gibt.“, lächelte er leicht und Keira stieß den Atem aus. „außer meiner Meisterin noch insgesamt zwei.“, begann Keira und schloss dann kurz die Augen und massierte sich die Schläfen. „Zwei weitere Meisterinnen, aber drei Schülerinnen?“, fragte Arel und Keira grinste. „Weißt du etwa nicht, dass Nati ihren Meister extern gemacht hat?“, fragte Keira und ihr Grinsen wurde breiter. „Was meinst du damit?“, fragte er und schaute sie etwas irritiert an.
„Sie hat ihren Meister bei einem männlichen Ex-Inquisitor gemacht und der Witz ist, dass es sogar anerkannt wurde.“, erklärte Keira und beobachtete Arel ganz genau, als warte sie auf eine Reaktion. „Wie meinst du das?“, fragte Arel ruhig und achtete genau auf ihr Gesicht.
„Sie ist Lyr nachgelaufen, er hat sie ausgebildet…“, erklärte Keira grinsend. Lyr hatte was? Nati war immer die kleinste der Novizinnen gewesen. Als Lyr mit 17 die Inquisition verlassen hatte konnte sie maximal 14 gewesen sein. Eine Ausbildung durch einen anerkannten Meister dauerte drei Jahre, das heißt die beiden waren drei Jahre miteinander gereist. Aber Lyr? Ein Meister? Er war immer der Meinung gewesen, dass Lyr in Ungnade gefallen war. „Egal was Lyr gemacht hatte, als er die Inquisition verlassen hatte… Es muss den hohen Rat mächtig beeindruckt haben, denn sie haben ihn zum Meister befördert. Als Nati das hörte ist sie ihm sofort nachgelaufen. „Unglaublich… Lyr ist wohl schon immer ein einzigartiger Fall gewesen, er tritt dem Rat in den Arsch und bekommt dafür eine Beförderung… Unglaublich.“, grinste er und schüttelte den Kopf.
Keira lächelte ihm zu. „Ich schätze wir können froh sein, dass ich hier bin und nicht Nati.“, grinste sie und lehnte sich auf ihrem Stuhl etwas zurück. „Wieso?“, fragte Arel und überlegte ob Lyr wohl dazu in der Lage gewesen sein mochte… Nein unmöglich. Er mochte manchmal ein Arschloch sein, aber er würde einem Mädchen sowas nicht antun. „Als sie zurück zur Inquisition kam hat sie jede Gelegenheit wahrgenommen um zu erzählen, wie toll ihr Lehrmeister war. Das Mädchen war wahnsinnig verliebt in Lyr und ich glaube sie ist es immer noch. Seltsam, dass ihr nie jemand geglaubt hat, als sie sagte, das Lyr sie niemals angefasst hat, sondern nur dafür gesorgt hat, dass sie alles nötige lernte…“, erklärte Keira und lächelte als sie darüber nachdachte. Nati war eine ausgezeichnete Kämpferin geworden.
Lyr hatte sie in diesen drei Jahren gut ausgebildet. Aber zur gleichen Zeit hatte sie in ihr die Saat des Zweifels gesät. Nicht den Zweifel an sich selbst sondern den Zweifel an der Struktur, die hinter der Inquisition lag. Sie hatte nie darüber gesprochen, wie das passiert ist, wann ihr Glauben an das, was die Inquisition tat so gebrochen wurde, aber sie bezweifelte, dass Lyr in erster Linie dafür verantwortlich war.
Lyr mochte mit den Mitteln und Wegen der Inquisition nicht einverstanden sein, aber er war nicht der Typ Mensch, der anderen seinen Glauben aufzwingt. Viel mehr war er ein Mensch, der andere durch eigene Erfahrungen lehrte ihren eigenen Weg zu wählen. Die Erziehung der Inquisition war hart, schrieb vor, dass Menschlichkeit das höchste Gut war und erklärte, dass alles, was nicht menschlich war eine potenzielle Gefahr darstellte, die es nötig war auszurotten. Keira hatte in all den Jahren ihre eigenen Erfahrungen rund um den Kodex der Inquisition gemacht, hatte herausgefunden, dass nicht alles, was nicht menschlich war, nicht automatisch schlecht war…
Sie hatte einen Werwolf gesehen, der den Fluch bis auf die Zeit des Vollmondes gut unter Kontrolle hatte und sich während den gefährlichen Nächten in einer Höhle einsperrte, damit er niemanden verletzte. Damals hatte sie ihm geholfen, die Höhle ausbruchssicherer zu machen, auch wenn der Kodex vorschrieb diese Kreatur auszulöschen, weil sie für viele Inquisitoren eine Perversion des Menschlichen darstellte. Sie stieß den Atem aus. Nati hatte nachdem sie zurückgekehrt war Einzelaufträge angenommen um sich zu beweisen und hatte jeden Auftrag bewältigt, den man ihr gestellt hatte, jedoch hatte sie immer gehandelt, wie sie es für richtig gehalten hatte. Sie hatte nur getötet, wenn es unvermeidlich war.
„Tja, anscheinend war Lyr ein wahnsinnig fähiger Lehrer, schade drum, dass er die Inquisition verlassen hat, obwohl anscheinend noch einige der Meister der Meinung sind, dass es ein Fehler war ihn überhaupt gehen zu lassen. Lyr war seit seinem sechsten Lebensjahr ein Schüler der Inquisition. Als kleines Kind lernt man deutlich schneller als erwachsener und er hat es neben dem Schwertkampf und der Zeichenmagie auch noch ohne Probleme geschafft lesen und schreiben zu lernen. Mal ganz davon abgesehen, dass er sich von Meisterin Jhalla die Grundlagen von Heilmagie und Alchemie hat beibringen lassen. Er ist wirklich ein absolutes Multitalent. Davon mal abgesehen, stand ihm die Kluft der Inquisition wirklich gut.“, grinste sie und Arel zog im Angesicht der Lobpreisung für Lyr eine Augenbraue in die Höhe.
„Was denn? Er ist nun mal ein guter Fang.“, grinste Keira und zwinkerte Arel zu.
„Wieso bist du dann nicht hinter ihm her?“, fragte Arel ruhig und doch schimmerte ein leicht genervter Klang durch das gesagte hindurch. „ER ist für mich wie ein Bruder und einem Bruder sollte man nicht hinterher rennen. Davon mal abgesehen hätte ich keine Chance gegen diese Haley, hast du dir die beiden Mal angesehen? Haley und er passen zusammen wie Faust und Auge, obwohl ich mir noch unsicher bin, wer von den beiden die Faust ist. Alisa ist eine Idiotin, dass sie das noch nicht gemerkt hat.“ „Alisa ist einfach nur verliebt. Warst du in deinem Leben noch nie so verliebt, dass es dir egal war, was dein Schwarm tat? Alisa ist genau in diesem Stadium, vielleicht wird sie irgendwann bemerken, dass sie nicht das ist was er braucht, aber bis dahin wird sie mit einer verzweifelten Ehrerbietung an ihm kleben.“, erklärte Arel und schien über das von ihm ausgesprochene selbst überrascht. Keira zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Zwischen euch beiden ist irgendwas vorgefallen. Ich weiß noch nicht was, aber sie hat für dich an Bedeutung gewonnen.“, grinste Keira leicht, während sie ihren Krug leerte. Arel zuckte mit den Schultern und seufzte. „Ich weiß nicht, warum ich jedem erklären muss, dass ich nicht mit ihr geschlafen habe… Sie hat sich eine ganze verdammte Nacht bei mir ausgeheult… Und ich Vollidiot habe wohl einfach meine Manieren nicht vergessen…“, erklärte Arel unruhig und Keira grinste.
„So so, du hast also Manieren... Interessant.“, lachte Keira ruhig und die Tür öffnete sich. Haley trat gefolgt von Claire, Alisa und Lyr in den Schankraum. Haley schenkte dem Wirt ein freundliches Lächeln und winkte ihm zu, was der Wirt unter seinem dichten Bart grinsend erwiderte. Arel tastete in seiner Geldbörse herum und Keira blickte ihn verwirrt an.
„Was tust du da?“, fragte sie irritiert und Arel grinste. „Ich sehe nach wie viel Geld uns die Söldner für die erste Runde da gelassen haben. Schön, dass diese Leute immer so spendabel sind.“, grinste Arel schelmisch und Keira lächelte gequält.
„Du hast was?“, fragte Claire etwas verdutzt an Keira gewandt, die sie anlächelte. „Ich habe ein Team mit Shinigami gebildet.“, erklärte Keira und Claire schüttelte den Kopf. „Der Kerl hätte dich beinahe umgebracht.“, erklärte Claire erneut und Keira zuckte mit den Schultern.
„Er schien ganz nett zu sein, außerdem haben Lyr und Arel schon Teams gebildet, was bleibt mir übrig, als ein Team mit einem unbekannten Mann zu bilden?“, grinste sie und atmete tief durch. Claire stieß die Luft aus und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Sie musste zugeben, dass sie Keira auf irgendeine seltsame Art und Weise mochte. Sie war nur halb so eine Schlampe, wie sie erwartet hatte. „Naja, besser mit so einem Kerl als mit so einem aufgeblasenen Kerl wie Haleys erstem Gegner.“, hüstelte Claire und Keira blickte neugierig zu Haley hinüber. Haley seufzte leicht und schaute dann zu Keira.
„Der Kerl hieß Glenn und hatte Muskeln wie Berge… Er hat mich vor dem Kampf angebaggert und ich hab ihn abblitzen lassen, als wir uns dann in der Arena gegenüber standen habe ich den Kerl verprügelt, aber ich glaube sein Fanclub hat ihn wieder zusammen geflickt… Eigentlich schade, wenn ich genauer darüber nachdenke. Dieser Kerl hätte gegen den schwarzen Vampir kämpfen müssen… Nicht Lyr…“, erklärte Haley und trank einen Schluck von ihrem kühlen Apfelwein. Das Wetter ließ den Genuss von warmen Getränken nur in Maßen zu. „Ein schwarzer Vampir?“, fragte Keira an Lyr gewandt. „Wirklich?“, brachte sie ungläubig vor und schien sich selbst dafür zu tadeln, nicht anwesend gewesen zu sein.
„Ja, muskelbepackt, dunkle Haut, rot glühende Augen, Klauen wie Dolche und Zähne wie Messer, das volle Programm.“, erklärte Lyr ungerührt und nahm seinen Bierkrug zur Hand.
„Wow du hast einen schwarzen Vampir getötet… Nicht schlecht, dein Meister wäre sicher stolz auf dich gewesen.“, erklärte Keira und lächelte ihn an.
„Mein Meister wäre stolz auf mich gewesen, wenn ich Unschuldige auf einem Scheiterhaufen verbrannt hätte, aber sicher nicht, wenn ich einen schwarzen Vampir töte.“, entgegnete Lyr bitter, er war sich bewusst, dass Keira es nicht böse meinte, aber sie hatte einen wunden Punkt erwischt und das war nie gut. „Was willst du mir damit sagen?“, fragte Keira mit verblüfftem Gesicht. „Ich will dir damit sagen, dass du meinen Meister nicht so gut kanntest wie ich.“, gab er zurück und Keira versuchte mit offensichtlicher Mühe das eben erfahrene mit dem in Einklang zu bringen, was sie bereits über Lyrs Meister gewusst hatte. Er war mit ihrer Meisterin zusammen gewesen. Und zu ihr war er immer nett gewesen, das wusste auch Lyr, warum redete er so über diesen Mann? Die eben erhaltenen Informationen passten mit dem, was sie über ihn wusste nicht überein. Überhaupt nicht… „Lass gut sein Lyr…“, begann Haley und legte eine Hand auf seinen Arm.
„Tut mir leid Keira, ich weiß, dass du ihn anders kanntest. Dieser Mann… hatte wohl viele Gesichter.“, erklärte Lyr und schüttelte den Kopf. „Verstehe…“, gab Keira zurück und grübelte darüber nach. Unmöglich. Lyrs Meister war ein anständiger Mann gewesen… Oder doch nicht? Sie schüttelte den Kopf. „Entschuldige… aber das passt gar nicht mit dem Mann zusammen, den ich als deinen Meister in Erinnerung habe.“, erklärte Haley ruhig und schaute Lyr dabei an. Lyr lächelte leicht.
„Ich weiß. Manchmal war er ein netter Kerl, aber nur zu bestimmten Leuten. Deiner Meisterin zum Beispiel. Oder eben dir. Lass uns nicht darüber reden. Lass uns viel mehr darüber reden, wie du deinem zweiten Arenakampf in Angriff nimmst.“, grinste Lyr und Arel lächelte genauso wie der Rest der Runde. Keira war gerührt. Sie alle wollten ihr helfen. Außer Alisa… Sie gab es wie immer gratis dazu. „Danke, dass ihr mir helfen wollt, aber ich komme schon irgendwie klar.“, erklärte Keira ruhig und lächelte. „Das wissen wir, aber wir können dir wenigstens ein paar Informationen geben, die wir über die noch übrigen Teilnehmer haben.“, grinste Arel und knuffte ihr in den Arm.
„Ach ja? Was denn zum Beispiel?“, fragte Keira etwas überrascht und Arel grinste verschmitzt. „Zum Beispiel, dass Remol Varan im letzten Kampf ziemlich heftig am Bein verletzt wurde und das du froh sein solltest, wenn dir ein gewisser Damor so früh nicht über den Weg läuft. Das gleiche gilt für diese Ophilia. Mit den beiden stimmt etwas nicht.“, erklärte Lyr und blickte Keira ernst an.
„Was meinst du?“, fragte Keira. Sie konnte sich nicht an die beiden erinnern, ihren Kämpfen hatte sie nie beigewohnt.
„Nun bei Ophilia schätze ich, dass sie kein Mensch ist. Sie kämpft mit Dolchen, als seien sie ein Werkzeug, was ihr in die Wiege gelegt wurde, jedoch scheint sie noch mehr Erfahrung im unbewaffneten Kampf zu haben. Vorzugsweise mit Klauen. Ich glaube, dass es sich bei ihr um eine Lycanthropin oder einen hohen Vampir handelt. Was diesen Damor angeht… Er kämpft mit zwei blanken Schlagstöcken, seine Angriffe wirken so, als läge keine Kraft dahinter, aber ich habe gesehen, wie ein federleicht aussehender Angriff mit einem dieser Schlagstöcke eine stählerne Armschiene und den darunter liegenden Arm zersplittert hat.Das heißt entweder er setzt eine sehr ungewöhnliche Art der Magie ein oder der junge hat mehr Kraft in seinen dürren Ärmchen, als es den Anschein hat. Ich persönlich habe noch nicht nie von einer Magie gehört, die es schafft mit einem Aufprall von Holz auf Stahl diesen zu zersplittern, statt ihn zu verbeulen. In Falle zwei, den ich schon fast für wahrscheinlicher halte gehe ich von einem ziemlich heftigen Glanzzauber aus. In beiden Fällen solltest du auf der hut sein.“, erklärte Lyr mit ruhiger Stimme, als hätte er die beiden sehr genau bei ihren Kämpfen beobachtet.
„Wie kommst du bei dieser Ophilia darauf, dass sie eine hohe Vampirin sein könnte?“, fragte Keira unruhig mit ihrem Stuhl kippelnd sie hasste Vampire. Lyr zuckte die Schultern.
„Sie wirkt wie jemand, der normalerweise mit Krallen und Klauen kämpft, wenn sie kein Wandelwesen ist, dann ein hoher Vampir, weil sich niedere Vampire nicht im Tageslicht bewegen können.“, gab Lyr zurück und Keira lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Und dieser Damor… was hälst du von ihm, wenn er einen Glanzzauber nutzt um seine wahre Gestalt zu verschleiern, was denkst du ist er in Wirklichkeit? Ein Oger?“, fragte sie witzelnd und schüttelte den Kopf.
„Nein… Für einen Oger ist er zu intelligent. Außerdem würde ein Oger trotz des Glanzzaubers eine wuchtige Waffe nutzen, weil er sowas eher gewohnt ist. Nein… Kein Oger. Er ist im Kampf mit seinen Schlagstöcken sehr versiert, er benutzt sie schon fast wie chirurgische Instrumente. Ein Oger würde so nicht kämpfen. Ich weiß nicht, was sich hinter seinem Glanzzauber verbirgt, wenn es denn einer ist, aber ich tippe auf etwas deutlich gefährlicheres als einen Oger.“, antwortete Lyr und Keira hörte ihm aufmerksam zu.
„Verstehe…“, entgegnete sie und atmete tief durch. „Gut in den Vorrunden ist, dass man nicht zwangsläufig gewinnen muss. Ich sollte mit von ihnen nur nicht die Knochen brechen lassen.“, lächelte Keira und seufzte dann leicht. „Jetzt lasst uns aber über etwas erfreulicheres reden… Wie wäre es mit einem kleinen Spiel?“, fragte Keira und grinste in die Runde. Lyr runzelte die Stirn, anscheinend hatte er keine positiven Erinnerungen mit trinkspielen gemacht. Haley hingegen grinste und nickte dann.
„Gut… Das Spiel heißt: Ich habe noch nie. Jeder beginnt einen Satz mit den Worten Ich habe noch nie… Wer das, was in diesem Satz beschrieben wird allerdings schon getan hat muss trinken.“, erklärte sie und grinste leicht. „Das klingt spaßig.“, grinste Claire und schien sich bereits als Gewinnerin zu fühlen, jedoch war der wahre Gewinner, der einzige, der am Ende noch nüchtern war. Das allerdings würden sie alle nicht sein, obwohl sie Haleys verhaltenes Lächeln nicht ganz deuten konnte.
„Na gut, dann fange ich mal an. Ich habe noch nie mit jemanden geschlafen, der kein Mensch war.“, erklärte Keira und blickte aufmerksam in die Gesichter der Anwesenden. Lyr, Claire und Alisa tranken. Verblüfft blickte sie zu den Dreien hin „Wirklich? Was waren die ‚Glücklichen‘?“, fragte Keira etwas verblüfft. „Ein Hochelf.“, erklärte Alisa, ging aber nicht weiter darauf ein. „Werleopardin.“, gab Lyr zurück und seufzte leicht. Claire hüllte sich in Schweigen, dann grinste sie verschwörerisch. „Das waren… Viele.“, grinste sie und dachte darüber nach.
„Ein Werwolf… sehr spannend. Ein Halbdämon und eine Vampirin… auch sehr anregend, obwohl ich normalerweise männliche Partner bevorzuge. Naja… und noch ein zwei andere.“, lächelte Claire dann und warf Arel einen kurzen Blick zu, als wolle sie seine Reaktion sehen. Er ließ sich nichts anmerken.
„Okay… Interessant…“, seufzte Keira und grinste dann leicht. „Vielleicht sollten wir uns hierfür hochprozentigere Drinks besorgen.“, lächelte Claire und stand auf um zu Calvor an den Tresen zu gehen. Kurz darauf kam sie mit sechs großen Krügen auf einem Tablett zurück. Sie stellte jedem der Anwesenden einen der Krüge vor die Nase aus der ein scharfer Geruch in Keiras Nase zog.
„Okay, um den Witz des Spiels bei zu behalten würde ich euch bitten bei der Wahrheit zu bleiben.“, lächelte Haley, ein ganzes Stück zu breit für Keiras Geschmack, doch alle anderen nickten, daher nickte sie ebenfalls. „Mit einer Ausnahme… Niemand darf dazu gezwungen werden etwas näher zu erläutern.“, entgegnete Arel und lächelte dabei leicht, als seien ihm tatsächlich bestimmte Dinge peinlich. Niedlich. „Gut okay, als nächstes, wäre also Alisa dran, wenn wir im Uhrzeigersinn gehen.“, sagte Keira dann und Alisa schien zu überlegen.
„Ich habe noch nie… Das Fleisch eines Monsters gegessen.“, lächelte Alisa und Lyr, Arel, Claire und Keira tranken. Verständnislos blickte Alisa die vier an.
„Wenn man kurz vorm verhungern ist, macht man da keinen großen Unterschied mehr.“, erklärte Lyr und Arel, wie auch Keira hoben zustimmend die Hand. Claire zuckte mit den Schultern.
„Bin ich echt die Einzige, die das Fleisch einer Phantomspinne im Rahmen einer Mutprobe gegessen hat?“, fragte Claire ruhig und seufzte dann. „Ihr solltet die Viecher echt mal probieren, gegrillt sind die echt lecker.“, lächelte und Alisa erbleichte, während alle anderen lachten.
„Ich habe noch nie Menschenfleisch gegessen.“, erklärte Arel leichthin und Keira trank. Verblüfft blickten sie alle an. „Vampirzwinger… Ich werde nicht mehr dazu sagen, der nächste bitte.“, erklärte sie missmutig und blickte zu Claire, sie war als nächstes dran. „Ich habe noch nie jemanden getötet, der es nicht verdient hat.“, erklärte Claire und lächelte in die Runde. Lyr, Arel und Keira tranken erneut.
„Inquisition… Noch Fragen?“, erklärte Arel für sie alle im Voraus. Keine weiteren Fragen. „Ich habe noch nie mit einer Sukkubus geschlafen.“, erklärte Lyr ruhig und Claire trank, ehe sie allen weiteren mit einem Auge zuzwinkerte. „Du weißt aber schon, dass Sukkuben weiblich sind oder?“, fragte Keira ruhig und Claire grinste.
„Das ist mir durchaus bewusst.“, lächelte sie und Keira schüttelte den Kopf. Gab es eigentlich irgendwas mit dem diese Frau noch nicht geschlafen hat?
„Ich war noch nie betrunken.“, grinste Haley und alle anderen tranken. Warte mal noch nie? Das würde interessant werden. Der brennende Geschmack des alkoholischen Getränks brannte in ihrem Mund und ihrer Kehle. Gut sie war also wieder dran. Also war sie wieder dran. „Also gut… Ich habe noch nie…“
„… Jemanden getötet, der mir nah stand.“, erklärte Haley. Arel und Lyr tranken, genauso Keira. Claires Kopf fühlte sich an, als sei er zur Hälfte mit einem dichten Nebel gefüllt, jedoch wunderte sie sich immer noch darüber, dass es Haley, trotz der mittlerweile sechsten Runde ‚Ich habe noch nie‘, immer noch prächtig zu gehen schien. Claire bezweifelte, dass sie noch geradeaus gehen konnte, während Haley nach wie vor so aussah, als könne sie auf einem Seil über den Ozean balancieren. Was stimmte nicht mit ihr?
Claire schüttelte den Kopf. Keira seufzte und hielt sich sichtlich nur noch schwer aufrecht und das obwohl sie saß. Lyr schien noch denkfähig zu sein, wie auch Arel, obwohl die beiden ziemlich angetrunken wirkten. Alisa war ein einziges Bild des Jammers. Sie saß da, blickte mit glasigen Augen zu Lyr und wartete darauf, dass der nächste Schwall Alkohol ihre Leber beglückte.
„Ich glaube das reicht erstmal… Ich kann nicht mehr…“, lallte Keira leicht und blickte zu den beiden hin, die getrunken hatten. Claire bezweifelte stark, dass sowohl Lyr, wie auch Arel großartig darauf eingehen würde, wen sie getötet hatten, der ihnen nah stand. In freudiger Erwartung, dass sie nun erstmal nichts mehr trinken mussten seufzten Claire und Alisa nahezu zeitgleich auf. Keira legte ihre Stirn auf dem Tisch ab und versuchte sich wach zu halten, indem sie irgendwas vor sich hin murmelte. Diese Reaktion kannte Claire nur zu gut, sie ertappte sich dabei, wie sie wieder an ihrem Haar herumspielte. Sie zwang sich das zu unterlassen, doch dieser dämliche Körper weigerte sich vehement ihr zu gehorchen.
Lyr stieß den Atem aus und wandte sich an Arel. „Guter Kampf übrigens gestern…“, seufzte er und Arel blickte ihn finster an. „Das nächste Mal mach ich dich fertig.“, erklärte Arel finster und Lyr lachte. „Ja klar, träum weiter.“, entgegnete Lyr scherzhaft und Arel stand auf. „Willst du dich mit mir anlegen?“, fragte Arel, da hatte wohl seine andere Seite mal wieder die Kontrolle, das konnte witzig werden, wenn man sie schnell genug auseinander brachte. Sie wusste nicht, ob sie jetzt dazu in der Lage wäre Lyr und Arel voneinander zu trennen, wenn sie sich erstmal in die Haare bekamen.
„Eigentlich nicht, aber wenn du ein paar Schläge brauchst…“, erklärte Lyr schulterzuckend und richtete sich auf. „Hey ihr beiden… Keine Magie und keine Waffen. Ihr wollte Calvors Schenke doch nicht in Schutt und Asche legen oder?“, brachte Haley geistesgegenwärtig und vor allem vollkommen nüchtern klingend hervor. Diese Frau hatte zwar nicht so viel getrunken wie sie, aber jeder normale Mensch, wäre bei der Menge an Alkohol, den sie intus hatte wenigstens beschwipst.
„Schon gut…“, seufzte Arel und ging auf Lyr zu, der aufrecht vor ihm stand. Arel holte aus und verpasste Lyr einen harten Schlag ins Gesicht. Lyr schien sich bemühen zu müssen um auf den Füßen zu bleiben, schaffte es jedoch sein Gewicht auf zu verteilen und dabei noch Schwung zu sammeln, denn er verpasste Arel einen schwungvollen und kräftigen Schlag in den Magen, der ihn würgen ließ. Unter würgendem Protest ergoss sich ein Schwall Alkoholmagensäure-Cocktail auf den Boden und Arel ließ einen schwungvollen Tritt gegen Lyrs Kopfseite rasen, ohne dabei auf seiner eigenen Kotze auszurutschen.
Lyr brachte sich mit einem schnellen Schritt nach hinten in Sicherheit. So wie es aussah vertrug er mehr als Arel und das obwohl Arel zwei Persönlichkeiten zum Betrinken hatte. Lyr ließ einen schnellen Hieb gegen Arels Schulter krachen, der ihn zurück warf und ihn zwang einen Ausfallschritt nach hinten zu vollführen, dass die beiden sich in ihrem Zustand noch so einen Kampf bieten konnten war beachtlich, jedenfalls schätzte sie das, sie hatte nicht mitgezählt, wer wie viel getrunken hatte.
Arel stieß sich von seinem nach hinten verlagerten Fuß ab und verpasste Lyr einen Schwinger, der auf seine Schläfe zielte, doch Lyr blockte mit dem rechten Arm ab um mit dem linken zu kontern. Seine Faust kollidierte mit Arels Brust, der erneut nach hinten taumelte. Lyr griff keine Stellen an, die ihn im Kampf hätten schwach wirken lassen, wenn sie geschwollen oder blutig wären. Arel war der Einzige von ihnen, mal abgesehen von Keira, der noch nicht zweimal gekämpft hatte.
Lyr wich Arels Kopfstoß nach hinten aus und konterte mit einem Schlag, den er mit der linken Hand führte. Arel keuchte auf und beugte sich nach vorne, als die Faust seinen Solarplexus erwischte. Er schnappte nach Luft und taumelte zurück, wollte nach Lyrs Arm greifen, den er jedoch nicht mehr erwischte.
Arel landete auf dem Hintern und Lyr wartete darauf, dass er sich wieder erhob, als er jedoch reglos blieb hielt Lyr ihm eine Hand entgegen die er ergriff.
„Das nächste Mal, wenn wir auf dem gleichen Level des Alkoholkonsums sind. Ich glaube du hast etwas mehr getrunken als ich.“, lächelte Lyr und Arel ergriff seine Hand, er atmete noch immer schnell und unruhig. Lyrs Aussage war glatt gelogen, aber reichte um ihn vorerst zu beschwichtigen. Langsam ließen sie sich auf ihre Stühle nieder und Haleys Hand bewegte sich sanft auf Lyrs Hand. Magie flammte auf. Seit wann konnte sie sowas erkennen? Irgendwas stimmte doch hier nicht.
Sie entzog ihm den Alkohol, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Claire lächelte Haley wissend entgegen, die lächelnd mit den Schultern zuckte. Das war wirklich eine nützliche Eigenschaft, wer wünschte sich nicht einen Menschen an seiner Seite, der ihn innerhalb weniger Sekunden wieder nüchtern machen konnte. Zu schade, dass Haley nicht einfach ehrlich zu Lyr sein konnte, dann würden sie jetzt schon längst aufs Zimmer verschwunden sein. Vielleicht konnte sie ja wenigstens ein kleines Zugeständnis ihrer Gefühle aus ihr heraus kitzeln. Sie atmete tief durch, stand dann auf und ließ sich auf Lyrs Schoß nieder. Er selbst schaute sie etwas verwirrt an, während sie von Haley, wie auch von Alisa empörte Blicke erntete.
„Na ich dachte mir ich lasse mich vom Sieger abschleppen und verwöhnen. Lyr wurde rot. Wie süß. Sie begann auf seinem Schoß provokativ die Hüften hin und her zu wiegen. Die Verwirrung schlug in Hilflosigkeit um. Sie konnte sich schon denken, dass Lyr im Moment mit der Gesamtsituation etwas überfordert war, aber was sein musste, musste sein.
Sie und Haley waren schließlich Freundinnen und wenn sie sich noch immer kein Zugeständnis abringen konnte, würde sie heute Abend eben Sex haben. Eine Menge Sex, wenn sie darüber nachdachte, wie lange die beiden in der Nacht wach waren. Er war zwar nicht ihre erste Wahl, aber sie würde mit ihm schlafen, auch wenn er nur als Trostpflaster fungierte. Jedenfalls fürs Erste. Vielleicht würde er ihr dabei helfen können Arel zu vergessen. Ihre Hand legte sich an seine Wange. Kurze Bartstoppeln kitzelten ihre Finger. Sexy, sie mochte sowas.
Sie nahm Lyrs Hand und legte sie an ihre Brust. „Wenn du möchtest, darfst du heute Nacht mit mir machen, was du willst.“, schnurrte sie und wollte ihn küssen, doch sie wurde am Arm gepackt und von ihm weg gezogen. Alisa blickte sie finster an und schubste sie weg, ehe sie sich selbst auf Lyrs Schoß nieder ließ und ihm provokativ ihre prallen Brüste ins Gesicht drückte, während sie sich an ihm fest klammerte. Lyr versuchte sie von sich zu schieben, aber dieser Wiederstand fiel schwächlich aus.
Entweder wollte er sich nicht mehr wehren oder er litt aufgrund von zu großen Brüsten, die sich an sein Gesicht drückten, an gehörigem Sauerstoffmangel. Lyr stieß einen erstickten laut aus, während Alisa sanft flüsterte, aber laut genug, dass es alle anderen um sie herum verstanden:
„Nimm mich heute Nacht, du wirst es nicht bereuen.“ Während sie das sagte wog sie die Hüften hin und her, so wie Claire es getan hatte. Diese kleine Diebin konnte ihr doch nicht einfach ihre Tricks klauen, sie war kurz davor Alisa von ihm herunter zu reißen, doch diesmal kam ihr Haley zuvor, die Alisa einfach nach vorne schubste, sich auf seinen Schoß setzte, während Lyr nach Luft hechelte, als ginge es um sein Leben. ‚Tut mir leid… Aber er hier gehört mir.‘, sagte ihr Lächeln, bevor sie ihn lange und liebevoll küsste. Claire lächelte sanft. Das hieß wohl, dass sie auch heute wieder alleine schlafen musste. Schade eigentlich. Der Kuss dauerte lange, beide schienen ihn zu genießen umso unglaubwürdiger wurde es, als Haley sich ihm entzog, sich die Nase zuhielt und sagte: „Puh… Du hast eine ganz schöne Alkoholfahne…“ Sie lächelte ihn an und er ließ ein schuldbewusstes Lächeln sehen. Die beiden waren einfach süß zusammen.
Claire lächelte leicht und ging zu Haley, als diese sich wiederwillig von ihm erhob. Sie glitt sanft mit den Fingern über ihren Arm und sie spürte genau, wie ihre Magie erneut aufflammte, diesmal wurde ihr klar, reinigte sie ihren Blutkreislauf etwas vom Alkohol. Zwar war sie noch lange nicht nüchtern, aber der größte Teil der Übelkeit war verflogen. „Wie wär‘s wenn wir später noch ein Bad nehmen. Calvors Taverne hat auch ein kleines Gemeinschaftsbad im hinteren Teil, ich wette ich kriege ihn dazu es für uns aufzuschließen.“, grinste Claire und Haley schenkte ihr ein Lächeln.
„Klar, geh du ruhig schon mal vor, ich werde unsere schlafende Prinzessin solange zu ihrem Hotel bringen, ich glaube es wäre nicht so gut, wenn es einer der Männer tun würde.“, erwiderte Haley Claires Grinsen und zeigte dabei auf die vor sich hin dösende Keira, die den Kopf noch immer auf der Tischplatte ruhen ließ. „Nicht nötig…“, gähnte Alisa leicht, dann schaute sie die beiden finster an. „Sie kann bei mir schlafen, ihr Hotel ist auf der anderen Seite der Stadt, die Chance ist deutlich größer sie die Treppe hoch zu kriegen, als sie durch die halbe Stadt zu schleifen.“, erklärte Alisa dann und blickte die beiden ruhig an. Haley zuckte mit den Schultern.
„Nun gut, ich komme dann in Kürze nach.“, lächelte Haley und streckte sich, dann legte sie sich Keiras ersten Arm über die Schulter. Alisa übernahm hilfsbereit den zweiten und sie stützten sie auf den Weg zu Alisas Zimmer. Claire grinste und ging zu Calvor. Dieser hatte ihre Unterhaltung wohl gehört, denn er hielt ihr den Schlüssel zu den Bädern bereits hin.
„Lass ihn stecken, ich schätze nach so einem Tag seid ihr nicht die einzigen die ins Bad wollen.“, erklärte der bärtige Mann mit einem Lächeln, was nur leicht unter seinem Bart erkennbar war. Claire nickte dem Mann zu und nahm die Schlüssel entgegen. Dabei wiegte sie die Hüften verführerisch hin und her, wohl wissend, dass Arel ihr nachsah.
Nachdem Claire sich mit einem atemberaubenden Hüftschwung auf den Weg gemacht hatte, erhob sich Arel von seinem Platz. Der Andere in seinem Kopf schlief schon längst seinen Rausch aus, sollte ihm nur recht sein. Arel blickte zu Lyr hinüber, der etwas grün im Gesicht war und ihm zu grinste.
„Ich komm gleich nach. Das Bad ist links. Ich bezahle nur noch, dann geselle ich mich dazu.“, lallte er fröhlich und stand ebenfalls auf. Mit wackeligen Schritten, ging er hinüber zum Tresen. Arel stieß einen leisen Seufzer aus und blinzelte den kurzen Schwindel weg. Mindestens genauso wackelig wie Lyr, beschritt er den Weg zum Bad. Schon im Umkleideraum konnte er die Wärme und den Dampf des heißen Wassers spüren. Ein Bad war jetzt genau das Richtige um den Tag zu beenden.
Schade nur, dass er nicht mit Claire baden konnte. Mit einem sehnsuchtsvollen Seufzer wurde er seine nach Alkohol stinkenden Klamotten los. Von Lyr war noch immer nichts zu sehen. Naja, dann ging er eben alleine baden. Wasser plätscherte, als er sich der Tür zum Bad näherte. Anscheinend war er doch nicht alleine. Schulterzuckend schob er die Tür auf und trat in den angenehmen Wasserdampf hinein. Das Bad bot genug Platz für mehrere Personen, doch Arel entdeckte nur eine weitere Person im vor Badezusatz grünlich gewordenen Wasser. Mit leisen Schritten ging er auf den Rand zu und erstarrte, als er Claire mit einer Flasche Whisky im Wasser sitzen sah. Sie blickte schamlos zu ihm auf, lies ihre Augen kurz über seinen Körper wandern und grinste dann breit.
„Mit dir habe ich nicht gerechnet.“, kicherte sie lallend. Sie war mindestens so betrunken wie er…
„Tut… Tut mir leid, hab mich wohl in der Tür geirrt.“, nuschelte er eine Antwort zusammen und konnte nicht verhindern, dass sich sein Blick auf ihre nackten Brüste heftete. Zwar konnte er nicht viel durch das Wasser sehen, dennoch machte ihn die Tatsache, dass sie nackt war, schier wahnsinnig. Er würde sie jetzt so gerne anfassen, ihren Körper streicheln und sie gleich hier und jetzt nehmen, wie er es vor einigen Monaten getan hatte.
„Ach, das ist nicht schlimm. Komm her und setz dich. Das Wasser ist herrlich und ich könnte etwas Gesellschaft brauchen.“, grinste sie breit und hob die Flasche an die Lippen. Eifrig nickte Arel, ließ sich neben ihr in das dampfende Wasser gleiten und stieß einen wohligen Seufzer aus. Das Wasser duftete angenehm nach den Kräutern, die es so grün färbten, was bei seiner Situation ganz und gar nicht schlecht war. So bemerkte Claire wenigstens seine langsam anschwellende Männlichkeit nicht.
„Du wirst wahrscheinlich demnächst deinen zweiten Kampf haben.“, stellte Claire fest, während sie die Flasche auf den Rand des Beckens stellte.
„Du solltest dich entspannen so lange du kannst.“ Sie tippte auf seine zum Zerreißen angespannten Schultern und sie hatte Recht. Arel griff hinter ihr vorbei, schnappte sich die Flasche Whisky und trank ein paar Schlucke. Er spürte kaum noch das brennen im Hals und wie sich der Alkohol in seinem Körper ausbreitete. Dafür hatte er schon zu viel getrunken. Seufzend stellte er die Flasche zurück und ließ seinen Arm hinter Claire auf dem Rand des Beckens ruhen.
„Du hast Recht… Aber irgendwie fällt es mir schwer, mich zu entspannen wenn du nackt neben mir sitzt.“, grinste er wie ein Idiot und erntete ein hicksendes Kichern.
„Aber durch das Wasser sieht man doch gar nichts.“, gab Claire zurück. Er spürte, wie ihre Hand durch das Wasser glitt und sich auf seinen Oberschenkel legte. Sofort spannte er sich noch mehr an, zwang sich aber schnell wieder dazu die Muskeln zu lockern. „Trotzdem ist es eine Tatsache, dass du nackt bist.“, murmelte er abwesend, während sie mit den Fingerspitzen über sein Bein fuhr. „Du bist auch nackt.“, stellte sie grinsend fest und bekam kurz einen Kicheranfall.
„Lyr dieser Mistkerl hat mich ins falsche Bad geschickt…“, verteidigte Arel sich unnötiger weise. „Irgendwie glaube ich dir das nicht.“, gab sie zurück, während sie ihren Körper an ihn schmiegte. Er spürte ihre weiche Haut, ihre weiblichen Rundungen und stieß zitternd den Atem aus.
„Es ist aber so…“, antwortete er. Arels Blick glitt wieder zu ihren Brüsten hinab, die sich sanft an seine Seite drückten. Ihre Finger fanden seine steife Männlichkeit, glitten sanft darüber und strichen dann langsam seinen Bauch hinauf, bevor sie sich auf seine Brust legten.
„Also ich bin froh, dass du hier bist.“, erklang ihre Stimme in seinem Ohr und jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Ihre Lippen zupften sanft an seinem Ohr, während er ihren Atem auf seiner Haut genoss und seufzte.
„Ich auch.“, gab er zu und entspannte sich völlig. Arel schloss die Augen, als Claire seinen Hals küsste, sanft daran leckte und schließlich flüsterte: „Schon viel besser… Es reicht, wenn sich nur ein Körperteil bei dir anspannt.“
Keira war definitiv schwerer als sie aussah. Selbst mit Alisa auf ihrer anderen Seite, war es für Haley schwer den schlaffen Körper der Inquisitorin in das obere Stockwerk zu verfrachten.
„Der Boden dreht sich.“, brabbelte sie unverständlich und fing dann an hysterisch zu kichern.
„Man, hast du große Titten.“, kam dann aus Keiras Mund, gefolgt von einem Grinsen in Alisas Richtung. Diese reckte stolz den Kopf in die Höhe und vergaß kurz, dass sie Keira stützen musste. Haley blieb mit dem Fuß an einer Treppe hängen und fluchte. Zum Glück fand sie das Gleichgewicht schnell wieder.
„Alisa, steck dir deinen Stolz auf deine Brüste sonst wohin und hilf mir verdammt nochmal Keira nach oben zu schaffen!“, knurrte Haley verärgert und spürte, wie etwas Gewicht von ihrer Schulter genommen wurde.
„Ist ja schon gut du blöde Hexe.“, kam von Keiras Linken. Die blonde Naturkatastrophe war ihr einen giftigen Blick zu. Wie schön es war, gegen jede Art von Gift resistent zu sein… Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, stieg Haley zusammen mit den anderen beiden die knarrenden Treppen hinauf.
„Mein Zimmer ist das vierte von rechts.“, erklärte Alisa mit ihrer nervigen Stimme und deutete mit einem Kopfnicken nach rechts. Haley konnte es kaum erwarten die beiden loszuwerden und den Rest des Abends im Bad zu verbringen. Hoffentlich war Claire nicht eingeschlafen und ertrank grade… Ach, die würde schon aufpassen. Kurz vor der Zimmertür, lastete plötzlich Keiras ganzes Gewicht auf ihrer Schulter.
„Verdammt, Alisa!“, fluchte Haley du gab sich Mühe die mittlerweile schlafende Keira auf den Beinen zu halten. Sie hatte wirklich mit Abstand am meisten getrunken an diesem Abend.
„Ich will doch nur die Tür aufschließen.“, gab Alisa brummend zurück. Sie zog den Schlüssel aus der Tasche, schob ihn ins Schloss und drehte. Nicht geschah. „Versuch es mal mit der anderen Seite.“, seufzte Haley genervt. „So schlau bin ich auch.“, zischte Alisa. Anscheinend ja nicht. Ihr Gehirn brauchte einige Sekunden, bis es die Signale an ihre Finger gesendet hatten, die langsam den Schlüssel in die andere Richtung drehten. Die Tür ging mit einem Knarren auf, als Alisa die Klinge runterdrückte. Schließlich legte sie sich wieder Keiras Arm um die Schulter und zwängte sich als erste durch die Tür.
Vorsichtig, damit Keira sich nirgends verletzte, manövrierten sie ihren schlaffen Körper zum Bett. Und wieder hing das gesamte Gewicht an Haley. Zischend stieß sie die Luft aus, als sie Keira vorsichtig auf die Matratze bettete und sich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht strich.
„Danke für die große Hilfe.“, sagte Haley ironisch, aber wie zu erwarten war, verstand Alisa die Ironie in ihrer Stimme nicht. Oder sie ignorierte sie gekonnt.
„Nichts zu danken, das habe ich doch gerne gemacht. Immerhin bin ich ein hilfsbereiter Mensch, im Gegensatz zu einer Hexe.“ Die Verachtung in Alisas Stimme wurde von ihrem überlegenen Blick nur unterstrichen, während sie die Arme unter den übergroßen Brüsten verschränkte.
„Damit eins klar ist: Lyr gehört mir. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er sich von dir und deinen Flüchen abwendet und zu mir kommt. Ich werde ihm viel bessere Nächte bescheren, als du es jemals könntest.“, meinte das blonde Monster. Ihr Blick war ernst. Wann lernte sie es endlich.
„Alisa, lass es endlich sein. Mir wäre es zwar nicht recht, wenn er etwas mit dir anfangen würde, aber ich bin nicht mit ihm zusammen. Also wenn er es gewollt hätte, wärst du längst mit ihm im Bett.“, versuchte Haley es auf die freundliche Tour und gab sich dabei wirklich die größte Mühe. Aber es brachte einfach nichts. „So ein Quatsch! Du hast Lyr verhext, doch eines Tages wird er sehen, dass ich viel besser bin als du!“, plapperte Alisa hysterisch und bedachte Haley mit einem überlegenen und stolzen Blick.
„Okay, dann sag mir doch mal, was so viel besser an dir ist.“, forderte Haley. Langsam stieg Wut in ihr auf, als Alisas Kopf förmlich zu rauchen anfing, während sie darüber nachdachte. „Ich habe größere Brüste als du!“, platzte sie hervor und reckte stolz die Brust heraus. „Wow, was Besseres fällt dir wohl nicht ein.“, murmelte Haley mit hochgezogener Braue.
„Vor dir muss ich mich nicht rechtfertigen du Teufelsbraut!“, bellte die blonde Katastrophe lauthals. Keira schlief trotz allem mit einem dämlichen Grinsen auf den Lippen weiter. „Teufelsbraut… Das gefällt mir. Darf ich mir das auch in mein Notizbuch schreiben?“, fragte Haley mit zuckersüßem Lächeln. Alisas Gesicht wurde rot vor Zorn, aber sie schwieg, schien anscheinend nicht zu wissen, was sie erwidern sollte.
„Dein Schweigen deute ich jetzt einfach mal als ‚Ja‘. Aber wenn ich die Teufelsbraut bin… Was bist dann du?“, fragte Haley grinsend. Sie konnte sehen, dass Alisa schon vor aufgestautem Zorn zitterte und rechnete damit, dass sie ihr jeden Moment an die Kehle springen würde.
„Dann bin ich der Engel, der dich zurück in die Hölle schickt, wo dein fetter Arsch hingehört!“, zischte das Engelchen und Haley musste plötzlich lachen. Es dauerte eine gute Minute, bis sie sich wieder beruhigte und sich räusperte.
„Das war aber nicht nett. Mein Hintern ist gar nicht so fett wie du sagst.“, schmollte sie. „Ein Engel also… So einer in Windeln, etwas pummelig, mit rosa Bäckchen und goldenen Löckchen? Ach wie süß.“, fügte Haley hinzu und schenkte dem Möchtegernengel ein strahlendes Lächeln.
„Du dämliches Miststück einer Hure, du beschissene Schlampe! Du Monster!“, brüllte Alisa und holte mit der Faust aus. Haleys Blick verfinsterte sich sofort. Sie sah, wie die zierliche Faust Alisas auf sie zu raste, direkt auf ihr Gesicht zielte. Alisas Blick sprach Bände. Sie war verzweifelt, handelte impulsiv, ohne es wirklich zu wollen und das war ihr größter Fehler.
Haley duckte sich unter dem Schlag hinweg, schlängelte sich an Alisa vorbei und richtete sich hinter ihr wieder auf. Eine dunkle wabernde Aura umgab sie und als sie sprach, konnte ihre Stimme glatt die Hölle zufrieren lassen. „Das ist meine letzte Warnung an dich, Alisa. Wenn du es noch einmal wagst, mich so zu beleidigen, dann erlebst du wie böse eine Hexe wirklich sein kann.“
Ein Schauer überlief Alisa, ihre Lippen bebten, während sie Haley mit offenem Mund anstarrte. Große Klappe und nichts dahinter. Sie wich bis ans andere Ende des Zimmers zurück, drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand und starrte mit großen Augen zu Haley rüber, deren schwarze Aura langsam wieder verschwand.
„Da wir das dann geklärt hätten, gehe ich jetzt baden.“, lächelte Haley fröhlich und verließ das Zimmer.
Claire schmiegte ihren Körper dicht an Arel. Die Anspannung bei ihm war gewichen, während sie weiter seinen Hals liebkoste. Langsam strich sie mit den Fingerspitzen über die Brust, wanderte mit den Lippen zu seinem Ohr hinauf und knabberte zärtlich daran. Arel seufzte auf. Jetzt war wirklich nur noch ein Körperteil von ihm angespannt.
Plötzlich spürte sie eine sanfte Berührung an ihrem Rücken. Sie stammte von seiner Hand, die über ihre Haut streichelte und gleichzeitig näher an ihn zog. Ihre Brüste rieben an seiner Seite, als sie lächelnd mit der Liebkosung fortfuhr. Er hatte die Augen noch immer geschlossen, atmete schwer mit geöffneten Lippen und genoss offensichtlich was sie mit ihm tat. Claire spürte, wie ihr Schoß warm wurde und verlangend prickelte. Sanft fuhr sie mit den Fingern seinen Bauch hinab, knabberte an seinem Hals und entlockte ihm ein leises Stöhnen, als sie seine Männlichkeit umschloss.
„Ich denke wir haben noch etwas Zeit, bis Haley hier aufkreuzt.“, flüsterte sie zärtlich in sein Ohr und er erschauderte, als ihr Atem seine Haut kitzelte. Mit einer eleganten Bewegung schwang sie sich auf seinen Schoß, schmiegte sich dicht an ihn und hielt immer noch seine steife Männlichkeit sanft umklammert. Arel blickte sie an. Hungrig nach mehr schlang er einen Arm um sie, zog sie noch näher und griff in ihr Haar. Sie konnte nicht sagen, welcher Arel grade am längeren Hebel saß, aber als ihre Lippen auf seine trafen, war es ihr gänzlich egal.
Sie wollte ihn, sie wollte ihn schon seit langem, doch erst jetzt war sie fest entschlossen ihn sich einfach zu nehmen. Nur dieses eine Mal würde sie sich ihrer Lust ergeben.
Arel leckte über ihre Lippen, tastete mit seiner Zunge nach der ihren und sie kam ihm nur zu gerne entgegen. Ein Schauer überlief sie, als sie ihn schmeckte, als ihre Zungen miteinander spielten. Berauscht von seinem Geschmack und dem atemberaubenden Kuss, griff sie in sein silbernes Haar.
Es war viel zu lange her, seit sie sich geküsst hatten. Wieso hatte sie es nicht früher getan? Weil sie ein Schwert war. Dieser Gedanke schoss ihr plötzlich durch den Kopf und ließ sie zögern. Ihre Lippen lösten sich langsam von seinen und er blickte sie mit vor Lust und Alkohol verschleierten Augen an. Die Hand an ihrem Hinterkopf, zog sie wieder zu sich und der darauf folgende Kuss, ließ sie wieder vergessen. Arels andere Hand glitt zu ihrer Brust, knetete sie sanft und brachte sie zum Seufzen. Ohne das Spiel ihrer Zungen zu unterbrechen, packten seine Hände plötzlich ihren Hintern und hoben sie hoch.
Arel glitt den kleinen Absatz des großen Beckens hinab und setzte sie sanft darauf ab. Nun stand er vor ihr, knetete ihre Brüste und wanderte mit den Lippen zu ihrem Hals. Claire seufzte wohlig auf und warf den Kopf in den Nacken, als seine Zunge über ihre Haut glitt. Sie spürte seinen schweren Atem und konnte sich ein amüsiertes Kichern nicht verkneifen. Sie hätte das viel früher tun sollen…
Claire sog scharf die Luft ein, als Arel plötzlich in ihre Brustwarze biss und fester zupackte. Sie öffnete den Mund zu einem stummen Stöhnen, während er an ihrer Brust saugte und leckte. Unbewusst drückte sie ihm den Oberkörper entgegen, fuhr mit den Händen über seinen Nacken und spürte, wie er unter der Berührung erschauderte. Dann waren seine Lippen wieder an ihrem Hals, an ihrem Ohr und sie hörte seinen schweren Atem, sein verlangendes Keuchen. Wohlig wand sie sich, als er mit den Händen weiter ihre Brüste kneteten, sanft an den Brustwarzen zupften und über ihren Bauch streichelten.
„Claire…“, keuchte er leise in ihr Ohr und es hörte sich wie eine Bitte an. Eine Bitte nach mehr. Langsam spreizte sie für ihn die Beine, schlang sie um seine Hüfte und zog ihn zu sich. Er küsste sie fordernd, seine Lippen waren weich und liebkosten die ihren, während er über ihre Beine streichelte und die Finger dann in ihren Hintern grub.
Quälend langsam glitt er in sie hinein und entlockte ihr ein vergnügtes Stöhnen. Ihr Stöhnen und sein zufriedener Seufzer wurden durch den Kuss gedämpft, trotzdem hallten ihre Stimmen leise von den Wänden wieder. Grade als Arel sich ein wenig zurückzog, um erneut in sie hineinzustoßen, hörte Claire, wie jemand die Tür zum Bad aufschob. Sie reagierte sofort, indem sie Arel von sich schob, wenn auch nur sehr widerwillig, und ihn unter Wasser drückte. Er schnappte überrascht nach Luft, bevor sein Kopf abtauchte und sie ihn zwischen ihre Schenkel klemmte. Tapsende Schritte erklangen. Jemand näherte sich dem Becken, vermutlich eine Frau. Natürlich, das hier war ja eigentlich das Frauenbad.
„Hey Claire.“, begrüßte Haley sie mit freundlicher Stimme und ließ sich neben sie auf den Absatz gleiten. Sie seufzte, als das warme Wasser ihren Körper umhüllte.
„Hallo Haley. Wieso hast du so lange gebraucht?“, grinste Claire und griff nach der Flasche Whisky. Sie nahm einen Schluck und spürte, wie Arel langsam anfing zu zappeln. Um die kleinen Luftblasen, die zwischen ihren Brüsten auftauchten, zu überdecken, fuhr sie mit der Hand platschend durch das Wasser.
„Alisa hat mir wieder mal eine Kampfansage gepredigt.“, seufzte Haley, während sie sich das lange Haar hochsteckte.
„Kein Wunder, dass das so lange gedauert hat.“, gab Claire mitfühlend zurück und stellte die Flasche wieder weg.
„Das war echt nervig. Wenigstens konnte ich sie mit meiner Magie ein wenig verschrecken.“, kicherte ihre Badgefährtin, die keine Ahnung von dem zappelnden Arel zwischen Claires Schenkeln hatte. Lange würde der arme Kerl nicht mehr durchhalten…
„Naja, das Wasser vertreibt wirklich alle schlechten Gedanken.“, lächelte Haley. Wie Recht sie damit hatte. Nur, dass bei Claire und Arel dadurch andere Gedanken aufgekommen waren.
Plötzlich riss sich der junge Jäger zwischen ihren Beinen los und brach nach Luft schnappend durch die Wasseroberfläche.
„Sag mal was sollte das? Oh… Hallo Haley.“, sagte der betrunkene Arel, der splitternackt, mit einem dämlichen Grinsen und einer beachtlichen Latte vor ihnen stand. Einige Sekunden herrschte Stille.
Haley starrte den nackten Jäger verstört an, sprang dann plötzlich mit einem schrillen Schrei auf und Claire sah, wie sich etwas Schwarzes in ihrer Hand materialisierte. Arels Augen weiteten sich vor Schock und blickten kurz zu Claire hinüber. Dann schlug Haley zu.
Lyr zuckte erschrocken zusammen, als der schrille Schrei durch den Flur bis in die Schenke hallte. Vermutlich waren die betrunkenen alten Säcke aus ihren Betten gefallen und hatten sich schön den Kopf angestoßen. Lyr war grade dabei gewesen, sich seiner Kleider zu entledigen und endlich in das heiße Bad zu schlüpfen, doch das war ihm wohl nicht vergönnt.
Ohne darüber nachzudenken sprintete er nur mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Umkleideraum der Männer. Er hastete eine Tür weiter, riss diese auf und überquerte die wenigen Meter zur nächsten. Als er diese schließlich bei Seite schob, stutzte er. Zuerst wollten seine Augen gar nicht erfassen, was dort geschah, doch langsam drang das Bild in sein Gehirn vor und brannte sich für Ewigkeiten darin ein.
Claire saß in dem grünlichen Wasser, den Mund offen und starr auf etwas gerichtet, das reglos im Wasser trieb. Es war Arel. Bewusstlos und mit einer Beule an der Stirn, trieb er seelenruhig auf dem Rücken daher. Im nächsten Moment wusste Lyr, woher die Beule stammte. Haley stand splitternackt da, das Gesicht vor Scham gerötet und mit wütend zusammengekniffenen Augen. Sie hatte die Hand erhoben, in der eine schwarze Bratpfanne lang, bereit um ein weiteres Mal auf Arel einzudreschen.
„Wird das hier eine FKK-Kochshow?“, fragte Lyr und bekam im nächsten Moment von zwei Seiten böse Blicke ab. Seufzend hob er die Hände.
„Hey, seht mich nicht so an. Ich habe nur jemanden schreien gehört und hab mir Sorgen gemacht. Kann ich doch nicht wissen, was ihr hier veranstaltet.“, versuchte er die beiden nackten Frauen zu beruhigen. Claires Blick verfinsterte sich noch weiter, obwohl er gedacht hatte, dass das nicht mehr möglich wäre. Da hatte er sich wohl getäuscht.
„Ist ja schon gut, ich hau sofort ab, wenn ich den Trottel da aus dem Wasser gefischt habe.“, erklärte Lyr und wunderte sich, dass der Alkohol so schnell nachgelassen hatte. Zu seiner Verwunderung, schüttelte Haley den Kopf.
„Lass ihn ruhig hier. Ich glaube wir haben die beiden bei etwas gestört.“, grinste sie in Claires Richtung.
„Ich weiß nicht was du meinst.“, lächelte diese unschuldig und spielte an einer Strähne ihres Haares. Lyr blickte zwischen den beiden Frauen her und presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Es wäre besser, sich nicht weiter einzumischen. Er sollte sich mit seinen Sprüchen zurückhalten, sonst würden die beiden ihm an die Kehle springen… Oder Haley würde ihn auch mit der Bratpfanne ausschalten.
„Wie auch immer…“, seufzte Haley leise und wandte sich vom Becken ab. Die Bratpfanne in ihrer Hand verschwand wieder unter ihrer Haut und bildete das Schlangentattoo an ihrem Arm. Ohne weitere Umschweife schob Haley ihn aus dem Bad in den Umkleideraum. Sie schlüpfte schnell in ihre schwarze Spitzenunterwäsche, während Lyr Probleme dabei hatte, sie nicht anzugaffen. Sie machte es ihm erheblich leichter, als sie sich schließlich einen Bademantel überwarf.
„Deine Wunden sind sehr gut am heilen.“, bemerkte Haley und warf ihm einen Blick zu. Ihre Augen wanderten an seinem Körper entlang, richteten sich aber schnell wieder auf sein Gesicht.
„Alles nur dank dir.“, lächelte er und fühlte sich etwas unwohl dabei, bis auf ein Handtuch splitternackt vor ihr zu stehen. „Sei das nächste Mal bitte vorsichtiger…“, murmelte sie und wandte den Blick ab. Er erkannte Sorge in ihren grünen Augen und seufzte leise. „Das nächste Mal kämpfen wir ja zusammen. Also brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“, gab er zurück, doch sie schien damit nicht zufrieden zu sein. Ihre Lippen öffneten sich kurz, um Worte zu formen, schlossen sich dann aber wieder. Vorsichtig berührte Lyr ihre Wange, strich mit den Fingern sanft zu ihrem Kinn und zwang sie dazu ihn anzusehen.
„Was ist los?“, fragte er mit besorgter Stimme.
„Du weißt genau was passieren wird, wenn wir zusammen kämpfen. Du wirst auf keinen Fall vorsichtiger sein.“, gab sie zurück. Es war kaum mehr als ein Flüstern und trotzdem hörte Lyr deutlich ihre Unsicherheit heraus. „Vermutlich, aber wir haben ein Team gebildet, also hast du mich jetzt am Hals.“, lächelte er sanft und streichelte zärtlich ihre Wange. Haley stieß einen leisen Seufzer aus und schien sich etwas zu entspannen.
„Ich weiß, aber…“, fing sie an, aber Lyr wollte es nicht hören. Er unterbrach sie, indem er sie an seine Brust zog, eine Hand in ihrem Haar verflocht und sie küsste. Sie riss kurz die Augen vor Überraschung auf, versuchte sich aus seinen Armen zu winden, doch er hielt sie fest. Ihre Schultern sackten herab, ihre Lider schlossen sich und ihr Körper schmiegte sich an seinen.
Lyr schlang einen Arm um sie, drückte sie an sich und genoss ihre weichen Lippen auf seinen. Er hatte schon längst vergessen, dass sie sich noch immer in der Frauenumkleide befanden, er konnte nur noch an Haley, an den Kuss, denken. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, während er mit der Zunge ihre Lippen teilte und von ihrem Geschmack fast wahnsinnig wurde. Ihr Atem kitzelte auf seiner Haut, als sie einen wohligen Seufzer ausstieß und anfing mit seiner Zunge zu spielen.
Eine ihrer Hände fuhr in seine Haare, während sie ihren Körper enger an ihn schmiegte. Sanft drängte er sie an die Wand, packte mit einer Hand ihren Hintern und küsste sie fordernder. Sie gab sich ihm hin, wehrte sich nicht und erwiderte seinen Kuss mit der gleichen Forderung nach mehr. Er würde ihr mehr geben, jetzt und hier. Ungeduldig zerrte er den Bademantel von ihr, fuhr mit einer Hand unter ihren BH und begann damit ihre Brust zu kneten. Haley seufzte gedämpft und reckte ihm ihren Oberkörper entgegen. Schwer atmend glitten seine Lippen zu ihrem Hals und liebkosten die weiche Haut, die so unglaublich gut duftete.
Berauscht von ihrem Geschmack, dem Gefühl ihres Körpers an seinem und ihrem leisen Seufzen, leckte er an ihrem Hals, knabberte daran und schob ihren Slip nach unten. Seine Finger fanden ihre Weiblichkeit, glitten sanft in sie hinein und brachten Haley zum Stöhnen. Es war das schönste Geräusch, das er jemals gehört hatte. Lyrs andere Hand umschloss ihre Brust fester, spielte mit ihrer Brustwarze und knetete die weiche Haut. Haley warf den Kopf zurück, als sich seine Liebkosungen intensivierten und sie hielt für einen Moment den Atem an. Dann waren seine Lippen wieder auf ihren.
Ihre Zungen umschlangen sich und wieder machte ihr Geschmack ihn wahnsinnig. Haleys heißer Atem schlug ihm ins Gesicht, als er sie dichter gegen die Wand drängte und sich nun auch mit der anderen Hand an ihren Brüsten zu schaffen machte. Er spürte, wie sich ihre Fingernägel in seinen Rücken gruben und... Plötzlich wurde die Tür vom Bad aufgeschoben.
„Ich denke jetzt sind wir quitt, Haley.“, grinste Claire, die mit Arel im Schlepptau die Umkleide betrat. Sofort löste sich Lyr mit einem leisen Knurren von der verlegenen Haley, die schnell ihren Slip hoch zog und sich den Bademantel wieder über warf. Claire und Arel waren ebenfalls in einen solchen Mantel gehüllt, nur Lyr war derjenige, der im Handtuch vor den anderen Stand und quasi splitternackt war.
„Sorry, wir sind schon wieder weg.“, kicherte Claire und schnappte sich ihre Sachen. Arel tat es ihr gleich und wurde kurz darauf von der rothaarigen Frau aus der Umkleide geschoben. Was für eine Chaotin… Lyrs Blick schweifte zu Haley hinüber, deren Wangen gerötet waren, während sie mit nervösen Händen ihre Klamotten aufsammelte.
„Ich… Ich werde dann mal schlafen gehen.“, stammelte sie unbeholfen und traute sich offensichtlich nicht ihn anzusehen. Ein Gefühl des Bedauerns stieg in ihm auf, doch er nickte leicht und zwang sich zu einem Lächeln. „Alles klar… Gute Nacht Haley.“, gab er zurück und blickte ihr nach, als sie förmlich aus der Umkleide flüchtete. Er konnte es ihr nicht verübeln, aber wie gerne wäre er ihr gefolgt und… Nein, er durfte nicht weiter daran denken. Seufzend ging er hinüber und holte seine Sachen.
Ihm war nicht mehr nach Baden zumute, er wollte nur noch ins Bett und schlafen, während er vielleicht von Haley träumte. Das tat er viel zu oft, aber es waren die schönsten Träume, die er je gehabt hatte.
Haley träumte. Sie wusste, dass sie schlief, doch es fühlte sich alles so real an. Die kalten Wände aus Stein, die scheuernden Ketten an ihren Handgelenken und deren Raschen. Der stinkende heiße Atem einer Chimäre in ihrem Gesicht gefolgt von einem heiseren Knurren. Speichel tropfte hörbar auf den eisigen Steinboden auf dem sie sich befand. Es war dunkel, nur ein kleiner Lichtschein erhellte eine Ecke des kleinen Raums. Haley saß genau auf der anderen Seite. Sie spürte die Nähe einer zweiten Chimäre, die sich in ihrem Rücken näherte. Das sabbernde Vieh beanspruchte sie mit einem lauteren Knurren als seine eigene Beute, doch das Andere ließ sich nicht davon abbringen. Das kleine Mädchen hörte, wie es an den Ketten zerrte, gefährlich nahe an sie ran kam und hektisch hechelte.
Ein kalter Schauer lief Haley über den Rücken. Sie konnte schon das raue Fell an ihrer nackten Haut spüren. Ihre Lippen bebten vor Kälte. Angst hatte sie nicht, die Chimären waren angekettet, sodass sie nicht zu ihr gelangen und sie fressen konnten. Aber da war noch etwas anderes in diesem Raum, oder eher außerhalb direkt vor der Tür, das ihr viel mehr Angst machte. Ihr Vater.
Plötzlich tauchte sein Gesicht aus der Dunkelheit auf. Der Ziegenbart an seinem Kinn wirkte fast schon lächerlich und eher weniger bedrohlich im Gegensatz zu seinen kalten, grauen Augen. Seine Gesichtszüge waren kantig, er besaß ausgeprägte Wangenknochen unter denen die Haut eingefallen war. Dunkle Augenringe und Falten ließen seine Augen noch eisiger wirken. Er hatte absolut keine Ähnlichkeit mit Haley, trotzdem war er ihr Vater… Trotzdem tat er ihr so schreckliche Dinge an. Plötzlich erhellten Flammen die Dunkelheit. Die steinernen Wände waren weg und es wurde heiß.
Haley spürte etwas Nasses unter ihren nackten Füßen, eine klebrige rote Flüssigkeit. Blut. Sie riss die Augen auf und schrie. Ihre Stimme mischte sich unter die anderen Schreie und Klagelaute.
Die Villa vor ihr, das Haus das sie einst ihr Zuhause nannte, stand lichterloh in Flammen, stürzte an manchen Stellen ein und begrub die Bediensteten und Freunde unter ihren Trümmern. Haley begann zu laufen. Die Flammen schlugen auf die Bäume über, rollten rastlos über alles was sich nicht in Sicherheit bringen konnte. Es stank nach verbranntem Fleisch, nach Tod. Ein Lachen erklang vor ihr, troff dabei vor Wahnsinn und Hysterie. Wieder tauchte ihr Vater aus dem Nichts auf.
Er hielt die Leiche ihrer Mutter in den Armen, blickte sie mit einem Grinsen an und strich der toten Frau fast schon zärtlich über die Wange. Für einen Moment glaubte Haley, sie selbst lag dort in seinen Armen, doch das Gefühl verebbte schnell wieder.
Dann ließ er die Leiche fallen. Die Finsternis verschluckte ihre Mutter, verschluckte ihren Vater und nun stand sie allein da. Um sie herum bedeckten unzählige verbrannte Körper, Menschen so wie Monster, den Boden und tränkten ihn mit ihrem Blut. Wieder fing Haley an zu schreien, lauter und verzweifelter, bis daraus ein ihr unbekanntes Brüllen wurde.
Aus den Flammen tauchte ein gelbes Reptilienauge auf, glotzte sie an und zog sie in ein Chaos aus Flammen und Wahnsinn.
Schweißgebadet schreckte Haley aus diesem schrecklichen Traum auf. Sie atmete schwer, sah sich panisch im Zimmer um und schwang schließlich die Beine aus dem Bett. Sie musste hier raus, raus an die frische Luft. Völlig verwirrt tapste sie mit nackten Füßen und nur mit einem Hemd und ihrem Höschen bekleidet aus dem Zimmer. Im Flur war es still, nur das Holz ächzte unter der natürlichen Bewegung. Kleine Lampen spendeten verschwommenes Licht, als sie die Treppe hinunter stieg. Calvor war nicht am Tresen, er war vermutlich auch schon schlafen gegangen. Wieder tauchten die Flammen vor Haley Augen auf.
Nein, nicht daran denken… Nicht an die Toten denken, an das Blut…
Nein. Tränen rannen ihre Wangen hinunter, während sie die knarrende Tür öffnete und raus auf die Straße lief. Sie spürte nicht einmal die Kälte unter ihren Füßen, ihr Verstand hatte sich komplett verabschiedet und ließ nur noch Verwirrung und Grauen zurück. Einige Passanten redeten mit ihr, wenn sie kurz stehen blieb und sich mit aufgerissenen Augen umsah. Doch sie nahm ihre Stimmen nicht wahr. Nur das Tosen der Flammen und das laute Brüllen eines Monsters erklangen in ihren Ohren wieder und wieder.
Haley hatte das Gefühl, ihr Kopf würde gleich platzen, dass jemand ihr Herz zerquetschte und herausriss. Die Luft blieb ihr weg, während sie orientierungslos durch die Straßen taumelte. Die anderen Menschen waren nur unscharfe Schatten in der dunklen Nacht, nur unwirkliche Flecken im Licht der Laternen. Nachdem sie ein weiteres Mal um eine Ecke bog, wusste sie endgültig nicht mehr wo sie sich befand.
Alles was sie wusste war, dass sie Angst hatte, die sie zu überwältigen drohte. Das durfte nicht passieren, sie durfte sich nicht davon beeinflussen lassen. Es war schließlich nur ein Traum gewesen… Jedenfalls gerade eben. Vor einigen Jahren war dieser Traum Realität gewesen, eine Realität der sie versucht hatte zu entkommen. Aber sie wurde immer wieder eingeholt, egal wie weit sie davon lief.
„Du solltest nicht um diese Zeit draußen rumlaufen… Besonders nicht in so einem Aufzug.“, erklang eine Stimme rechts neben ihr. Sie kam ihr seltsam bekannt vor, irgendwo musste Haley sie schon mal gehört haben. Zögernd blieb sie stehen und drehte sich um.
Dort stand ein Mann, bis an die Zähne bewaffnet und mit verschränkten Armen. Als er ihr Gesicht sah, begann er zu grinsen. Das helle Haar war ordentlich zurückgekämmt, seine leichte Rüstung glänzte im Licht der Straßenlaternen. Auf seiner Brust prangte stolz das Familienwappen ihres Vaters. Verdammt.
„Na wenn das mal nicht die Tochter des Meisters ist.“, grinste Allanar schleimig. Er war einer der hohen Tiere unter den Angestellten ihres Vaters und wirklich ein grausamer und nerviger Kerl. Haley trat einen Schritt zurück und blickte sich um. Hier hab es keine guten Verstecke, nichts womit man ihn abhängen konnte. Ihr rechter Arm pulsierte, als sich Nagalir meldete.
‚Gefahr, muss beseitigt werden.‘ Ohne, dass sie es wollte, formte sich ein schwarzer Speer in Haleys Hand. „Es bringt dir nichts, dich zu wehren, Kleine. Das weißt du.“, grinste der schleimige Kerl vor ihr und kam auf sie zu. Mit einem metallischen Kreischen zog er sein viel zu großes Schwert und schwang es surrend durch die Luft. „Lass… Lass mich in Ruhe!“, brachte Haley verängstigt hervor.
‚Zu große Angst. Wird Fehler beim Kampf.‘ Nichts, was sie selbst schon wusste. Doch irgendwie ließ sich diese Angst einfach nicht abstellen. Ihre Hände zitterten unkontrolliert, als sie den Speer packte und die Klinge auf Allanar richtete.
„Da muss ich dich leider enttäuschen. Wir alle haben den Befehl dich zu vertreiben oder zu töten. Mir ist Letzteres lieber.“, seufzte der Muskelprotz mit dem riesen Schwert. Plötzlich stürmte er auf sie zu, durchschnitt die Luft mit der Klinge und hielt damit direkt auf Haley zu. Ungeschickt parierte sie den Angriff und zuckte unter der Wucht des Hiebes zusammen.
Ihre Arme zitterten vor Anstrengung und drohten nachzugeben. Haley stemmte sich kurz gegen das Schwert, wich dann mit einer Drehung zur Seite aus und erwischte Allanar mit dem Stab an der Stirn. Sein Schwert hinterließ einen langen Riss im Pflasterstein der Straße, als ihr Gegenüber die Klinge herum riss und ihr in die Haut am Bauch schnitt. Haley warf sich zurück und entging einer tieferen Verletzung, während sie sich mit dem Speer vor dem Boden abfing und wieder auf die Beine sprang. Erneut fuhr die große Klinge auf sie hinab, zerriss ihr Hemd bei ihrem Ausweichmanöver nach hinten und blieb im Boden stecken. Ein Lachen ertönte. Der Mistkerl hatte Spaß daran mit ihr zu spielen.Er spielte mit ihr!
Wut stieg in ihr auf, doch bevor sie diese ausleben konnte, zog sich ihr Magen unter einem Tritt schmerzhaft zusammen. Haley wurde nach hinten geschleudert, prallte mit dem Rücken gegen eine Laterne und sank keuchend und würgend auf den Boden. Der bittere Geschmack der Magensäure mischte sich mit dem des Blutes, als sie hustete und sich vornüber beugte. Mindestens eine gebrochene Rippe, innere Blutungen und eine Schnittwunde am Bauch. Das waren ja tolle Aussichten auf einen Sieg…
Haley griff nach dem Speer, der ihr aus der Hand gefallen war, aber er war verschwunden. Nagalir hatte sich wieder in ihren Arm zurückgezogen und war still. Zwar konnte sie ihre Magie noch spüren, aber irgendwas stimmte da nicht. Allanars Schritte näherten sich, sein Schwert schleifte über den Boden und fiel dann klirrend neben ihr hin. Haley blickte auf und wurde im nächsten Moment am Hals gepackt. Ihr Körper wurde in die Höhe gerissen und kräftig gegen die Laterne gepresst.
„Es ist eigentlich eine Verschwendung dich zu töten, aber es ist eben ein Befehl… Trotzdem werde ich noch etwas mit dir spielen.“, grinste Allanar amüsiert und schnürte ihr die Luft ab. Blut lief ihr aus den Mundwinkeln, rann ihren Hals hinab und durchtränkte das aufgerissene Hemd. Verzweifelt umklammerte sie seinen Arm, grub sie Nägel in die feste Haut und rang nach Luft. Lachend holte Allanar mit der anderen Faust aus und grub sie ihr in den Bauch. Blut spritzte auf sein Gesicht, ihr Blut, als sie den Mund zu einem stummen Schrei aufriss. Weiße Ränder bildeten sich langsam am Rand ihres Blickfeldes und kamen immer näher. Nein, sie durfte jetzt nicht das Bewusstsein verlieren. Dann wäre sie tot… Falsch. Sie war schon tot. Ihre Beine baumelten hilflos in der Luft und ihre Kraft reichte einfach nicht aus um diesen Kerl zu besiegen.
‚Lyr…‘, schoss ihr durch den Kopf und Tränen vernebelten ihre Sicht.
„Flennen bringt dir auch nichts.“, sagte Allanar trocken, packte sie fester und warf sie gegen die nächste Hauswand. Sie schrie auf, als sie dagegen prallte und schließlich zu Boden fiel. Mit starrem Blick schaute sie auf das Blut, welches weiter aus ihrem Mund und Bauch rann. Sie würde sterben… Sie würde sterben ohne Lyr noch einmal gesehen zu haben, ohne ihm gesagt zu haben, dass sie ihn liebte. Ihre Tränen versiegten langsam. Sie war wirklich erbärmlich.
Ohne Nagalir konnte sie einfach nichts… Haley machte sich nicht die Mühe den nächsten Tritt abzublocken. Schmerz explodierte in ihren Kopf, raubte ihr den Atem und die Sicht. Sie hörte ein seltsames Geräusch aus ihrer Kehle kommen. Es war ein klägliches Wimmern.
„Bettle um Gnade, vielleicht lasse ich dich dann am Leben.“, lachte Allanar und zog sie an ihrem Haar hoch. Er blickte sie mit seinen blauen Augen abwartend an. Haley zwang sich dazu die Augen zu öffnen und blinzelte gegen den steten Strom aus Blut an, der aus einer offenen Wunde an ihrer Stirn lief.
Ihr Blick war ruhig, genau wie ihre Atmung und kurz erschien Verwirrung auf dem Gesicht ihres Gegners, als sich ein finsteres Lächeln auf ihr Gesicht schlich. Eine fremde Magie pulsierte in ihrem Körper, vermischte sich mit der Nagalirs und sammelte sich an ihrer Stirn.
„Was zum Teufel…?!“, stieß Allanar erschrocken aus, als er von Schatten zurückgerissen wurde.
„Lyr…“, erklang Haley Stimme in weiter Ferne. Sie hallte in Lyrs Kopf wieder, als er aus seinem Schlaf erwachte. Hatte es das nur geträumt? Vermutlich. Seufzend stand er auf, streckte seine Glieder und ging ins Bad. Der Spiegel zeigte ihm sein verschlafenes Ich mit dunklen Ringen unter den Augen und zerzausten Haaren. Das kalte Wasser tat gut, als er den Kopf unter den Wasserstrahl der Dusche steckte.
Doch die Gedanken an Haley vertrieb es nicht. Irgendwas fühlte sich seltsam an und wie aus dem Nichts erschien plötzlich ein Symbol vor seinen Augen. Es war nur kurz gewesen, doch er war sich sicher, dass er dieses Symbol kannte. Lyr überlegte fieberhaft, währender das Wasser abstellte und sich ein Handtuch schnappte. Genau, es war das Symbol auf Haleys Stirn, das eigentlich immer von ihrem Haar verdeckt wurde. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Was hatte das nur zu bedeuten?
Kopfschüttelnd legte er das Handtuch bei Seite, als sein Haar einigermaßen trocken war und ging zurück in sein Zimmer. Lyr streifte sich, immer noch nachdenklich, ein Hemd und eine Hose über. Dann folgten die Schuhe, der Mantel und schließlich die Waffen. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, bevor ihn plötzlich eine Welle der Magie fast von den Füßen riss. Die Magie stammte definitiv nicht aus diesem Gasthaus, ihr Ursprung schien etwas weiter weg zu sein. Dass sie trotzdem so kräftig zu spüren war…
Das war kein gutes Zeichen. Wieder erschien das Symbol in seinem Kopf. Verdammt, wieso hatte er nicht schon eher daran gedacht?! Fluchend riss er die Tür auf und stürmte aus dem Gasthaus. Haley war der Ursprung dieser starken, uralten Magie und sie befand sich aus irgendeinem Grund nicht im Gasthaus.
Das Geräusch seiner Schritte hallte durch die menschenleeren Straßen, während er seinem Instinkt folgte und hoffentlich bei Haley ankommen würde. Mit dieser Magie war nicht zu spaßen. Sie war nicht nur uralt und mächtig, sondern auch mindestens genauso gefährlich für ihren Anwender. Jetzt ergaben die ganzen Symbole auf Haleys Körper auch endlich einen Sinn, obwohl Lyr hoffte, dass er sich irrte was die Art der Magie betraf. Ein weiterer grausamer Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Wenn es wirklich diese Art von Magie war, würde früher oder später Haleys Vater auftauchen und sie erforschen wollen. Das durfte auf keinen Fall passieren! Lyr beschleunigte seine Schritte weiter. Ein dumpfes Geräusch erklang, das Geräusch eines aufprallenden Körpers mit Rüstung. Oh scheiße… Es war nicht mehr weit und Lyr sprintete weiter.
Die nächste Ecke um die er bog, sollte die letzte sein, als ein schwerer Körper einige Meter vor ihm in die Hauswand einschlug. Das Licht der Laternen war erloschen, obwohl das magische Feuer noch brannte. Schatten züngelten an den Hauswänden entlang, glitten über den Boden auf den wimmernden Mann in Rüstung zu und schlangen sich um seine Knöchel. Aus einer Seitengasse tauchte eine Frau auf. Haley.
Sie wirkte weggetreten, war nur auf den Mann fixiert und starrte ihn aus gelben Augen an. Gelbe Augen? Lyr trat einen Schritt näher und sah, dass sich ihre Pupillen zu Schlitzen zusammengezogen hatten. Sein Blick glitt hinauf zu dem Symbol, das nun anders, vollständiger aussah. Sie hatte eins der Siegel gebrochen, was bedeutete, dass sich seine Befürchtungen bewahrheitet hatten. Haley verfügte tatsächlich über die Magie der Drachen, auch Drachenseele oder einfach nur Drachenmagie genannt. Das brechen eines der sechs Siegel hatte schwere Nebenwirkungen auf den Körper des Anwenders.
„Haley…“, setzte Lyr an, aber sie schien ihn nicht zu hören. Oder sie schenkte ihm einfach keine Beachtung. Die Schatten zogen den Mann hoch in die Luft und näher zu Haley. Ihre Lippen bewegten sich, aber Lyr konnte nicht verstehen was sie sagte. Er konnte nur sehen, dass sich der Rüstungskerl verkrampfte und anfing zu zappeln. Er schrie laut nach Hilfe, bis sich ein dünner Schatten in seinen offenen Mund schlängelte und seine Zunge heraus riss. Blut spritzte überall hin, tränkte Haley zerfetztes Hemd mit noch mehr roter Farbe. Sie bewegte mit einer kleinen Bewegung die Hand nach oben und sofort folgten die Schatten ihrer Anweisung. Sie rissen den zappelnden Körper in die Höhe, schlangen sich um seine Gliedmaßen und entlockten ihm einen heiseren Schrei, als sie an seinem rechten Arm zogen.
Knochen brachen hörbar, die Schulter wurde ausgerenkt und die Haut schmerzhaft gedehnt. Lyr starrte Haley an, folgte ihrem Blick nach oben zu dem bemitleidenswerten Mann und riss die Augen auf, als der Arm vom Körper getrennt wurde. Fast sofort folgte ein Bein, das zusammen mit dem Arm zu Boden fiel und dort blutend liegen blieb. Blut regnete auf die Straße und Haley hinab, die nur ganz ruhig dabei zusah, wie die Schatten den Mann komplett auseinander nahmen. War das wirklich Haley? Sie wäre niemals so brutal und würde einem Gegner die Gliedmaßen ausreißen…Oder vielleicht doch?
Lyr wollte zu ihr, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Er konnte nur weiter dabei zusehen wie der zweite Arm mit einem schmatzenden Geräusch ausgerissen wurde und zu Boden fiel. Der Mann hatte schon längst das Bewusstsein verloren, war vermutlich sogar schon tot, doch die Schatten gaben keine Ruhe. Sie rissen auch das letzte Bein aus und teilten den Rumpf in zwei. Erst als die mittlerweile unerkennbaren Fleischbrocken nach unten fielen, gaben sie ruhe und zogen sich zu Haley zurück.
Sie stand in einer Pfütze aus Blut, war selbst über und über mit damit beschmiert und sank schließlich langsam auf die Knie. Anscheinend realisierte sie langsam was passiert war, griff sich mit den Händen an den Kopf und fing an zu schreien.
Der Schmerz schlug wie ein Blitz in ihren Körper ein. Haley kniete in der Blutlache Allanars und schrie sich die Seele aus dem Leib. Die Schmerzen überwältigten sie, mischten sich mit Panik, als sie feststellte, dass sie nichts sehen konnte. Sie war sich sicher, dass ihre Augen offen waren, aber alles war in tiefe Finsternis getaucht. Ihr war kalt und kurz glaubte sie, ihre eigenen Schreie nicht hören zu können. Sie schrie vor Schmerzen, vor Panik und der Tatsache, dass sie wieder einen Menschen getötet hatte. Wieder? Die Flammen aus ihrem Traum blitzten kurz vor ihrem inneren Auge auf, dann waren sie wieder verschwunden. Nach einem weiteren langen Schrei, versiegte ihre Stimme. Nur ein heiseres Wimmern glitt über ihre Lippen, die genau wie ihr restlicher Körper bebten. Die Schmerzen wurden zu einer leeren Taubheit. Ihre Glieder waren wie gelähmt, rührten sich nicht. Etwas Warmes legte sich auf ihre Schultern und ein vertrauter Duft umhüllte sie. Ein Duft, der das Zittern ihres Körpers linderte. Sie öffnete den Mund, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Langsam wandte sie den Kopf nach links, wo sie eine angenehme Körperwärme wahrnahm.
„Ganz ruhig. Ich bin da.“, flüsterte Lyrs Stimme. Noch immer konnte sie nichts sehen, spürte aber, dass ihr heiße Tränen über die Wangen liefen. Ihre Wunden schmerzten, aber irgendetwas setzte langsam ihre gebrochenen Rippen zusammen. Lyrs Magie.
„Den Rest versorge ich im Gasthaus.“, erklärte er ruhig und wischte ihr vorsichtig die Tränen weg.
„Ich kann nichts sehen, Lyr.“, wimmerte Haley und tastete nach ihm. Er hockte direkt vor ihr und sie ergriff sein Hemd.
„Wieso kann ich nichts sehen? Ich will dich sehen.“, schluchzte sie verzweifelt. Haley konnte spüren, wie er sich anspannte und sie sanft an seine Brust zog.
„Das geht vorbei, vertrau mir…“, murmelte er, während eine Hand über ihr verklebtes Haar strich.
„Was ist nur los mit mir?“, schluchzte sie weiter und klammerte sich hilfesuchend an ihn.
„Das hat etwas mit einer ganz bestimmten Art der Magie zu tun… Mehr erkläre ich dir später. Wir werden jetzt erstmal von hier verschwinden, dich sauber machen und deine Wunden versorgen. Einverstanden?“, fragte er ruhig und sie nickte. Er stand auf, hob sie vorsichtig auf seine Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Es wird alles gut, das verspreche ich dir.“, sagte Lyr. Seine Wärme hüllte sie ein, während er sich in Bewegung setzte und den Weg zurück zu Calvors Gasthaus einschlug. Ihre Tränen versiegten ein weiteres Mal in dieser Nacht und langsam wich die Finsternis vor ihren Augen dem angenehmen Licht der Straßenlaternen. Sie hob den Kopf und blickte in Lyrs nachdenkliches Gesicht.
Er sah beunruhigt und nervös aus, lächelte aber, als er bemerkte, dass sie ihn ansah. Ihre Sicht war noch etwas verschwommen, aber nach und nach klärten sich die Konturen. „Siehst du… Ich hab’s dir doch gesagt.“, lächelte er sanft und richtete den Blick wieder nach vorne. Haley nickte, kuschelte den Kopf an seine Schulter und sog tief seinen beruhigenden Geruch ein.
„Lyr… Was bin ich?“, fragte sie leise, ihre Stimme zitterte hörbar und sie schmiegte sich dichter an ihn.
„Eine Drachenmagierin. Um es einfacher auszudrücken: In dir wohnt die Seele eines Drachen.“, erklärte er kurz angebunden. Sein Blick machte deutlich, dass er vorerst nicht mehr erzählen würde. Besorgter Sturkopf. Aber eine Drachenseele? In ihr? Das konnte sie sich nicht wirklich vorstellen. Das würde heißen, dass sie zum Teil ein Monster wäre und… Sie wollte kein Monster sein, sie wollte, dass alles so blieb wie es war.
Sie musste kurz weggedämmert sein, als sie die Augen öffnete und gegen das Licht einer Zimmerlampe anblinzelte. Die hölzerne Decke kam ihr bekannt vor, genau wie das Bett unter ihr. Sie war in ihrem Zimmer, neben ihr saß Lyr auf der Bettkante und betrachtete sie besorgt.
„Na, wieder wach?“, lächelte er und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er half ihr sich aufzusetzen. „Geh dich erstmal sauber machen. Schaffst du das allein?“, fragte er und Haley zögerte. Sie war sich nicht sicher, ob ihre Beine sie tragen würden. Außerdem wollte sie nicht allein sein. Sie hatte Angst, dass wieder etwas passieren würde. Haley senkte den Kopf und griff vorsichtig nach seinem Ärmel. Aus ihrem Mund kam kein Wort, trotzdem schien er zu verstehen.
Lyr erhob sich und zog sie vorsichtig auf die Beine. Mit wackeligen Beinen kam sie zum Stehen und tat vorsichtig einen Schritt nach vorn. Für einen kurzen Moment drehte sich alles, doch dann spürte sie einen Arm der sie stützte. Wieder mal fragte sie sich, warum dieser Mann so viel für sie tat, wieso er immer da war, wenn sie ihn brauchte. Er verwirrte sie immer mehr, aber sie liebte ihn. Das musste sie sich eingestehen. Lyr begleitete sie ins Bad und nahm ihr seinen Mantel ab. Achtlos warf er ihn neben die Tür, führte sie zur Badewanne und ließ Wasser hinein laufen.
Haley ließ sich auf den Rand der Wanne sinken und streifte das zerfetzte Hemd zusammen mit dem Höschen ab. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen. Er musterte sie von oben bis unten, schien jedoch nicht ihren Körper zu betrachten sondern die verschlungenen Male darauf. Also hatten diese Dinger etwas mit der Drachenmagie zu tun. Wenigstens wusste sie jetzt, wofür die Tätowierungen gut waren. Vorsichtig schwang sie ihre Beine über den Rand und tauchte sie in das warme Wasser. Es tat fast schon weh, als es auf ihre kalte Haut traf, doch es war angenehm endlich das geronnene Blut loszuwerden.
Langsam tauchte sie auch den Rest ihres Körpers unter Wasser und begann damit das Blut loszuwerden. An ihren Wunden war sie vorsichtig, tupfte nur leicht mit dem Schwamm den Dreck weg und machte sich schließlich daran ihr Haar zu waschen. Lyr führte den Schwamm währenddessen sanft über ihren Rücken und beseitigte die restlichen Spuren Allanars auf ihr.
„Wer war das eigentlich?“, fragte er und seine Stimme hallte im Bad wieder. „Das war ein Söldner meines Vaters… Einer mit hohem Rang. Sein Name war Allanar.“, erklärte sie mit tonloser Stimme, die sie selbst erschreckte. „Verstehe.“, gab Lyr kurz zurück und legte den Schwamm bei Seite. Sie hörte wie er zum Schrank ging und ein Handtuch heraus zog. Seine Schritte kamen wieder näher und verstummten hinter ihr. Mit protestierenden Muskeln stieg sie aus der Wanne und wurde sofort von dem weichen Handtuch und Lyrs Armen umgeben. „Wieso warst du dort?“, fragte sie, während er ihr half sich abzutrocknen. „Ich bin aufgewacht, weil ich dachte du hättest meinen Namen gerufen, hatte ein seltsames Gefühl und spürte plötzlich diese starke Magie. Irgendwie wusste ich, dass irgendwas nicht stimmt und bin dich suchen gegangen.“, seufzte er und zuckte mit den Schultern. „Vermutlich war es einfach ein Instinkt.“
Haley blickte ihn verwirrt an, schüttelte dann aber leicht den Kopf und tapste mit Lyr im Schlepptau zurück ins Zimmer. Ihr Haar war noch immer etwas nass, weshalb sie wegen des Temperaturunterschieds der Räume fror, doch nachdem sie in ihre Unterwäsche geschlüpft war, wickelte Lyr sie in eine weiche Decke ein. „Danke…“, lächelte sie und ließ sich mit ihm zusammen aufs Bett sinken. Auch er legte sich eine Decke um die Schultern, während er offensichtlich versuchte mit seinen Erklärungen anzufangen. „Jedenfalls weiß ich jetzt, wieso mein Vater mich damals noch so interessant fand.“, seufzte sie leise und blickte auf ihre Hände hinab. Jetzt machten seine bescheuerten Foltermethoden auch Sinn.
Er hatte versucht sie unter Druck zu setzen, ihr Angst zu machen damit sie ihre Magie benutzte. Aber was war dann geschehen, dass er auf einmal das Interesse verloren hatte? Nicht, dass es ihr was ausmachen würde, doch komisch war es schon.
„Es nennt sich Drachenseele oder Drachenmagie… Ist schwer zu erklären… Deine Mutter, sie hat sich damals, nachdem sie den Drachen getötet hatte verändert, nicht wahr? Nicht grundlegend, nur Kleinigkeiten in bestimmten Dingen. Zum Beispiel mit einer ungewohnten Ordnung oder völlig chaotisch. Sie wurde schneller wütend, wirkte im Allgemeinen vielleicht etwas gereizter. Als würde etwas an ihr nagen.“, erklärte er. Haley versuchte sich an etwas zu erinnern. Ihr Kopf pochte und machte es ihr definitiv nicht leicht etwas Bestimmtes herauszufiltern. Dann fiel ihr etwas ein.
Haley hatte ihrer Mutter beim Geschirrspülen geholfen. Sie hatte sich schon den ganzen Tag seltsam benommen, war nervös gewesen. Und als Haley dann versehentlich eine Tasse hatte fallen lassen, schrie ihre Mutter sie an, sammelte die Scherben auf und entschuldigte sich danach verwirrt bei ihr. Sie hatte nie geschrien, wenn etwas kaputt gegangen war. Das hatte wirklich mit der Drachenseele zu tun gehabt?
„Ja, da waren ein paar Dinge. Sie hat angefangen zu schreien, wenn etwas kaputt ging und Menschen gemieden wo es nur ging… Außer mich.“, murmelte Haley nachdenklich vor sich her und zupfte an einem losen Faden der Decke herum. „Das hat die Drachenseele mit ihr gemacht, nachdem deine Mutter sie in sich aufgenommen hat.“ Lyrs Stimme war sanft, dennoch sachlich und er schien zwischendurch überlegen zu müssen. „Heißt das, dass ich irgendwann auch so werde wie meine Mutter bevor sie gestorben ist?“, fragte sie vorsichtig, während sie ihre Finger in den weichen Stoff grub, um das Zittern ihrer Hände zu verbergen.
„Nein. Der Geist deiner Mutter musste sich mit der Drachenseele messen, aber sie hat es geschafft sich die Seele zu unterwerfen. Der Drache ist Problemlos mit deiner Seele verschmolzen und sie wird dich schützen, wenn du in Gefahr bist. Es kommt übrigens nur sehr selten vor, dass eine Drachenseele an die nächste Generation weitergegeben wird. Im Normalfall ist sie dann sogar noch mächtiger.“, klärte Lyr sie darüber auf. Na super. Wenn es wirklich so selten war, wieso zum Teufel musste ausgerechnet sie diese verdammte Seele erben? Das war wieder so typisch für ihr Glück. Wenn es überhaupt vorhanden war…
Ihm war das Zittern ihrer Hände nicht entgangen, auch wenn sie noch so sehr versuchte es zu verstecken. In ihren Augen glänzte Angst, als sie zu ihm sah und fragte: „Bin ich dann überhaupt noch ein Mensch?“ Lyr schluckte. Er würde sie am liebsten in den Arm nehmen, sie vergessen lassen was passiert war und ihr gut zureden. Aber das konnte er nicht. Sie musste wissen, was es damit auf sich hatte.
„Du bist ein Mensch, aber dein Körper teilt sich ein paar DNA-Stränge mit einem Drachen. Aber die führen nicht zur Unmenschlichkeit. Mach dir also darum keine Sorgen.“, lächelte er beruhigend.
„Wie geht es eigentlich Nagalir?“, hakte er nach, als ihn ein unguter Gedanke beschlich. Nagalir war ein Parasit, was bedeutete, dass sie sich von etwas in Haleys Körper genährt haben musste. Falls es die Drachenmagie gewesen war, konnte man zum einen erklären, wieso diese nicht ausgebrochen war. Doch zum anderen bedeutete es, dass Nagalir in einen Schlaf fallen oder sogar sterben würde, wenn die Drachenseele die Überhand gewann. Soweit Lyr wusste, war Haley als Kind von der Schlange gebissen und als Wirt genommen worden. Zu diesem Zeitpunkt sollte ihre eigene Magie noch zu schwach gewesen sein, um sich gegen den Parasiten zu wehren.
„Ich weiß nicht, sie ist in letzter Zeit so still und schläft viel. Im Kampf vorhin hat sie sich auch zurückgezogen. Ich mach mir wirklich Sorgen…“, antwortete Haley zögernd. Ihre Augenbrauen waren nachdenklich zusammengezogen, Lyr konnte ihren Kopf förmlich rauchen sehen. „Ich habe da eine Theorie… Aber ich weiß nicht, ob du sie hören möchtest.“, erklärte er und atmete tief durch. Er konnte sich denken, dass Haley mittlerweile eine gute Beziehung mit dieser Schlange aufgebaut hatte. Es würde ihr schwer auf den Magen schlagen zu hören, was er ihr gleich sagen würde.
„Es kann sowieso nicht schlimmer werden, also ruhig raus damit.“, seufzte sie, während sie nervös an ihrem Haar spielte. Diese Angewohnheit musste sie sich wohl bei Claire abgeschaut haben. Die zwei waren wirklich unzertrennbar geworden. „Nagalir ist ein parasitäres Wesen. Es gibt dir die Fähigkeit Gift aus Körpern zu saugen und sogar eine gewisse Resistenz gegen Gifte. Wovon denkst du hat sie sich die ganze Zeit genährt?“, entgegnete er. Die Falte auf ihrer Stirn verschwand, wich einer Erkenntnis, die ihr ganz offensichtlich Angst einjagte. „Verstehe… Wird sie verschwinden?“, stellte sie zögernd ihre Frage. Es war nicht zu übersehen, dass sie Nagalir gern hatte und nicht verlieren wollte.
„Nein, Parasiten sind Überlebenskünstler. Grade die, die magischer Natur sind. Sie wird schlafen, aber nicht verschwinden, wenn ich das alles richtig deute. Aber möglicherweise werden ihre Fähigkeiten nachlassen. Sie wird jedoch nicht sterben, solange du an sie glaubst.“, lächelte er und bemerkte, wie ihre Schultern herabsackten. Sie seufzte hörbar auf. Es war ein entspannter und erleichterter Laut.
„Dann werde ich wohl nur noch die Drachenmagie im Kampf benutzen können.“, sie seufzte, dieses Mal klang es eher bedauernd. „Möglicherweise. Aber wir finden einen Weg. Und wenn ich mein ganzes magisches Geschick dafür aufwenden muss.“, lächelte er ihr aufmunternd zu. Lyr spielte mit dem Gedanken seine Hand auf ihre zu legen, entschied sich aber dagegen. Vorerst.
„Ich will diese Magie nicht haben… Wenn mein Vater das herausfindet wird er wieder mit seinen Experimenten anfangen wollen..“, flüsterte sie völlig überfordert mit der Situation. Wer konnte ihr das auch verübeln? „Das lasse ich nicht zu. Dein Vater wird nicht Hand an dich legen, eher würde ich ihn vorher umbringen. Ich bin der einzige Mann, der an dir herum experimentieren darf.“, gab er zurück und legte dann doch seine Hand auf ihre. „Idiot.“, lächelte sie sanft und er spürte, wie sie sich vorsichtig gegen seine Schulter lehnte.
„Du hast auch immer nur das im Kopf…“, fügte Haley hinzu. „Warte, was? So war das gar nicht gemeint.“, versicherte er ihr, während er zärtlich über ihr Haar streichelte. „Ich werde dich beschützen und außerdem würdest du dich ihm auch nicht kampflos ergeben. Ich lasse nicht zu, dass dir was passiert.“, murmelte er und fügte in Gedanken hinzu: ‚Weil ich dich liebe…‘ Ihre Hand umschloss die seine, sie lehnte sich mehr an ihn und gähnte herzhaft.
„Ich weiß… Danke Lyr.“, flüsterte sie mit einem Lächeln auf den Lippen und im nächsten Moment fielen ihr die Augen vor Erschöpfung zu. Endlich wurden ihre Züge ruhig, waren nicht mehr von Angst und Grauen geplagt. Sie war so wunderschön, dass es weh tat… Vorsichtig bettete er Haley auf die Matratze, deckte sie zu und betrachtete sie. Er würde sie nicht allein lassen, er würde auf sie aufpassen, die ganze Nacht.
Etwas regte sich unter Lyr. Er lag mit dem Kopf auf etwas weichem und sah das Sonnenlicht durch die geschlossenen Lider. Anscheinend war es wohl schon Morgen. „Nur noch ein paar Minuten.“, murmelte er grade so verständlich und seufzte, ehe er sich an das warme und weiche Etwas unter ihm kuschelte. Ganz gleich was es war, es fühlte sich gut an, machte es ihm aber schwer wirklich wach zu werden. Eine Hand fuhr zärtlich durch sein Haar und er zwang sich dazu, die Augen zu öffnen.
Er blinzelte gegen das Licht der frühen Morgensonne an, das durch ein kleines Fenster schien. Die Hand streichelte weiter seinen Kopf, es fühlte sich unglaublich schön an. „Ich… Wo bin ich…“, murmelte er verschlafen und blinzelte sich den Schlaf aus den Augen.
„Bitte sag mir, dass das Haleys Hand ist.“, seufzte er nuschelnd. Er konnte das Gesicht der Person nicht sehen, da er ihr den Hinterkopf zudrehte, doch ihre Stimme klang irgendwie seltsam verstellt.
„Was wäre, wenn ich dir sage, dass es nicht ihre ist und du eine heiße Nacht mit einer anderen Frau hinter dir hast?“, fragte die seltsame Frauenstimme. Sie klang ähnlich wie Haley, aber dann auch wieder nicht. Wer war das? „Dann würde ich sagen, dass du lügst. Ich beende heiße Nächte eher selten angezogen…“, gab er zurück und versuchte sich aufzurichten. „Oder doch?“, fragte er vor sich hin.
„Wer weiß.“, kicherte Haleys Stimme. Also war es doch sie gewesen. Langsam zogen ihre Hände seinen Kopf zu ihr und sie küsste ihn. Er seufzte glücklich, als er ihre Lippen auf seinen spürte. Lyr erwiderte den Kuss und streichelte über ihr seidiges Haar. Als sie den Kuss nach viel zu kurzer Zeit löste, blinzelte er sie verträumt an. „Wofür war der denn?“, fragte er völlig durcheinander. Haley schenkte ihm ein sanftes Lächeln, während sie ihm kurz über die Wange strich.
„Einfach so… Weil ich es wollte. Wenn du was gesagt hättest, wäre ich rübergerutscht, dann hättest du besser schlafen können.“, lächelte sie. Vermutlich war das weiche Etwas ihre Brust gewesen, auf der er geschlafen hatte. „Das wäre keine gute Idee gewesen. Vermutlich wäre ich noch auf dumme Gedanken gekommen.“, grinste er zurück und tat sein Bestes, sie nicht anzugaffen. Aber sie war so schön, dass er nicht aufhören konnte sie anzusehen. Ein zärtlicher Ausdruck legte sich auf seine Züge, während er sie liebevoll anblickte, was sie ziemlich zu verwirren schien.
Dann küsste sie ihn erneut. Wieder dauerte der Kuss nur wenige Sekunden an, lohnte sich aber definitiv. „Ich sag doch, du hast immer nur das im Kopf.“, kicherte sie und schnippte ihm gegen die Stirn. „Wenn es so wäre, hätte ich deine Küsse schon längst als Einladung gedeutet.“, lächelte er und betrachtete ihre Lippen, ihre roten, wunderschönen und sinnlichen Lippen. Wie sehr er diese Frau liebte.
„Du bist wirklich ein Idiot, Lyr.“, lächelte sie ihn liebevoll an und setzte sich langsam auf. „Danke übrigens… für gestern.“, fügte sie etwas leiser hinzu und wandte den Blick auf ihre Hände. Lyr richtete sich auf, sodass er auf der Bettkante saß. „Nichts zu bedanken du wunderschönes Objekt der Gattung Mensch.“, lächelte er und hoffe es würde scherzhaft klingen, obwohl er es vollkommen ernst meinte.
„Danke für die Blumen.“, grinste sie und tätschelte seine Wange. Eine Weile betrachtete sie ihn schweigend. ‚Wie sehr ich diesen Idioten doch liebe…‘, erklang ihre Stimme. Lyr blickte sie kurz verwirrt an, schüttelte dann aber den Kopf. Es war ihre Stimme gewesen, aber sie hatte die Lippen nicht bewegt. Seltsam. Jetzt setzten seine Wunschträume ihm schon Worte in den Kopf.
„Was ist los?“, fragte Haley, als sie seine Verwirrung bemerkte. „Ich dachte, ich hätte etwas gehört.“, lächelte er und zog sie geistesabwesend an sich. Er bettete ihren Kopf an seine Brust und begann ihren Kopf zu streichen. „Aber es war sicherlich nur Einbildung.“, erklärte er und sah nachdenklich an die Wand. „Was hast du denn gehört?“, fragte sie neugierig und blickte zu ihm hoch. Sie lehnte sich an ihn und schien es zu genießen so dicht bei ihm zu sein.
„Ich liebe dich.“, sagte er statt zu antworten und bemerkte viel zu spät, dass er einfach ausgesprochen hatte, was er dachte. Er spannte sich an und hoffte sie hätte es nicht gehört. Lyr wollte sich nicht noch einmal anhören, dass sie nicht zusammen sein konnten. Er wollte nicht nochmal mit einem Schlag alle Hoffnungen verlieren. Als er zu ihr hinab schaute, waren ihre Augen ungläubig geweitet und sie starrte ihn an.
„Lyr, ich…“, fing sie hilflos stammelnd an und suchte nach den richtigen Worten. „Ich liebe dich auch.“, murmelte sie und verbarg das gerötete Gesicht an seiner Brust. Der Mund blieb ihm einen Moment offen stehen. Dann lächelte er, als er realisierte, was sie da grade eben gesagt hatte und zog sie noch näher zu sich. „Ich liebe dich Haley, ich liebe dich so sehr, dass ich es kaum in Worte fassen kann.“, seufzte Lyr und hielt sie sanft an sich gedrückt, während er ihr zärtlich über das Haar streichelte. Ein unglaublich gutes Gefühl stieg in ihm hoch, hätte ihm fast die Tränen in die Augen getrieben, doch er beherrschte sich noch. Haley schmiegte sich an ihn und schaute schließlich lächelnd zu ihm hoch.
„Auch wenn ich mehr oder weniger zum Teil Drache bin und irgendwann wieder jemanden so zurichten werde? Vielleicht sogar dich?“, fragte sie. Plötzlich trat etwas Unsicheres in ihren Blick. „Du bist meine Haley, was auch passiert. Und ich werde nicht zulassen, dass dich mit irgendjemand oder irgendetwas wieder weg nimmt. Ich liebe dich und ich will nur dich, egal ob Drache, Jungfrau oder verdammter Turm.“, erklärte er mit sanfter Stimme, in der entwaffnende Ehrlichkeit mitschwang.
„Du bist gemein.“, grummelte sie trotzig und knuffte ihn in die Seite. Überrascht zog er die Augenbrauen in die Höhe. „Wenn du sowas sagst, werden meine Befürchtungen wahr und ich werde mich nie wieder von dir lösen können.“, murrte sie leise. Lyr zog sie zu sich hoch und bettete sie auf die Matratze.
Er kniete über ihr, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. „Es wäre schön, wenn wir nie wieder voneinander getrennt werden würden.“, sagte er im vollen Ernst und lächelte sie an. Seine Züge funkelten vor Glück und er spürte, wie ihm doch eine Träne über die Wange lief. Haley warme Hand legte sich auf sein Gesicht und wischte zärtlich die Träne weg. „Das ist das erste Mal, dass ich dich weinen sehe.“, sagte sie und küsste ihn sanft. Wieder nur ein kurzer Kuss.
„Du machst so viel Scheiße durch, siehst so viele schreckliche Dinge und weinst kein einziges Mal, nicht mal vor Schmerzen… Und jetzt…“, erklärte sie und ihre Stimme brach ab, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen. „Ich hatte oft Schmerzen und habe vieles gesehen, aber glücklich war ich eher selten. Stör dich nicht dran, solange es nur eine Träne ist. Danke, dass du da bist und nicht die Flucht vor mir ergreifst.“, lächelte er und schmiegte die Wange an ihre Hand. „Ich würde ja jetzt sagen, dass ich die die Flucht vor dir ergreifen würde, aber das habe ich… Und das war der größte Fehler meines Lebens.“, seufzte sie bedauernd. Lyr küsste sie, strich ihr über die Wange und genoss ihre weichen Lippen auf seinen.
Sein Körper fing an zu kribbeln, während sie seinen Kuss erwiderte. Dann löste sie ihn aber wieder und holte tief Luft. „Damals bin ich dann doch nicht bei dir geblieben… Lyr, darf ich dich dieses Mal eine viel längere Zeit begleiten?“, fragte sie und blickte ihm direkt in die Augen. „Kannst du denn mit jemandem leben, der sein Geld mit kämpfen und dem Töten von Monstern verdient?“, stellte er ruhig die Gegenfrage und lächelte sie an. „Ich habe auch getötet und ich werde töten, bei diesem Turnier und wenn ich dir bei der Jagd helfe.“, lächelte sie sanft.
„Ich weiß zwar viel über Monster, habe aber trotzdem nicht viel Erfahrung im Kampf, besonders wenn Nagalir nicht da ist. Also wirst du mir wohl eine Menge beibringen müssen.“ Lyr lächelte zärtlich und strich mit den Fingerspitzen über ihre Haut. „Das werde ich gerne tun.“
„Bringst du mir als erstes bei, was es mit diesen Symbolen auf meinem Körper auf sich hat?“, fragte Haley und blickte zu dem Mann hoch, der ihr gerade eben gesagt hatte, dass er sie liebte. Lyr schob langsam die Decke bei Seite und betrachtete ihren Körper.
„Sie regeln den Magiefluss dieser Magie. Jedes Siegel setzt eine andere Art von Macht frei, hat aber gleichzeitig auch gewisse Nachteile, wie du gestern gemerkt hast.“, erklärte er, während er ihr die Haare aus der Stirn strich. Sanft küsste er das Symbol darauf und lächelte. „Das ist das fünfte Siegel. Es schärft deine Sinne, hat allerdings eine begrenzte Anwendungsdauer von fünf Minuten.“, erklärte er und hielt kurz inne, um über etwas nachzudenken. Wieder küsste er ihre Haut, wanderte mit den Lippen zu ihrem Hals hinab und ein warmes Kribbeln überlief ihren Körper. Sein Atem kitzelte sie, während er langsam über ihr Schlüsselbein leckte und schließlich einen Kuss auf ihre rechte Schulter drückte.
„Das erste Siegel für Kraft.“, murmelte er und wiederholte die Liebkosungen auf der linken Seite. „Das zweite Siegel für Klauen.“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr und knabberte kurz daran. Haley stieß einen wohligen Seufzer aus und schloss die Augen. Zärtlich strichen seine Hände über ihren Bauch, dann waren seine Berührungen plötzlich verschwunden. Als sie sich protestierend aufrichten wollte, zog Lyr eine Spur aus Küssen über ihren Bauch.
„Das an deinem Rücken ist das dritte Siegel für Flügel.“, seufzte er zwischen den Liebkosungen. Seine Hände strichen ihre Beine hinunter, gefolgt von seinen Lippen, die kurz an ihren Oberschenkeln innehielten. „Das vierte Siegel für Geschwindigkeit.“, erklärte er leise und sie erschauerte unter seinen Berührungen. Ihr Atem ging schwer und am liebsten würde sie Lyr einfach auf die Matratze ziehen und ihn sich nehmen. Doch als ob er es geahnt hätte, nahm er sanft ihre Hände in einen festen Griff und lächelte sie an.
„Geduld.“, sagte er mit ruhiger Stimme, aber sie konnte in seinen Augen deutlich sein Verlangen sehen. Langsam glitten seine Lippen wieder ihren Bauch hinauf, während er noch immer ihre Hände festhielt. Ungeduldig versuchte sie sich zu befreien. Sie wollte ihn anfassen, sie wollte ihn küssen und ihn spüren. Aber er ließ einfach nicht locker. Haley gab ein missmutiges Brummen von sich, als er seinen Griff verstärkte. Er kam bei ihren Brüsten an und biss kurz in den dünnen Stoff ihres BHs. Blitze durchzuckten ihren Körper und Haley spürte, wie sich ihr Schoß erhitzte.
Dann küsste Lyr das Symbol über ihrem Herzen. Besorgnis schlich sich kurz in seinen Blick. „Das sechste Siegel für den Drachen.“, murmelte er und die Besorgnis wich. Haley verstand nicht, was es mit diesem Siegel auf sich hatte, es war ihr im Moment auch völlig egal.
„Lyr.“, seufzte sie leise, als er ihre Hände losließ und sie ihn endlich berühren konnte. Sie streichelte ihm über die Wange, fuhr durch sein Haar und über seinen Nacken, bevor sie den Stoff seines Hemds packte und es ungeduldig von ihm zerrte. Langsam zog sie ihn zu sich, ließ nicht zu, dass er sich wieder von ihr entfernte und küsste ihn. Er stemmte sich gegen sie und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber als sie ihn nicht losließ und mit der Zunge über die seine leckte, gab er sich ihr hin. Er fing an ihren Körper mit den Händen zu erkunden, knetete ihre Brüste durch den BH und streichelten zärtlich ihre Haut. Seine Zunge spielte mit ihrer, während er unter sie griff und ihr den BH abstreifte. Seine Liebkosungen wurden kräftiger, verlangender und Haley sog scharf die Luft ein, als er den Kuss plötzlich löste und vorsichtig in ihre Brustwarze biss. Ihr Körper drückte sich ihm entgegen, verlangte nach mehr und ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, während er sanft begann ihre Weiblichkeit zu streicheln. Haley spürte, wie sich alles in ihr anspannte.
Lyr knabberte und leckte weiter an ihren Brüsten, wobei er ihr langsam das Höschen hinunter schob. Ungeduldig strampelte sie es weg und versuchte Lyr sanft zu sich zu ziehen. Er unterbrach sein Spiel mit ihren Brüsten nur kurz um zu Grinsen und fuhr mit einer Hand wieder ihren Bauch hinab. Schnell packte sie sein Handgelenk und hinderte ihn daran wieder zwischen ihre Beine zu gelangen. Ein weiterer Biss in ihre Brustwarze, sandte eine Welle der Lust durch ihren Körper, wobei sich ihr Griff deutlich lockerte. Lyrs Augen blitzten amüsiert und er grinste bei ihrem Stöhnen, während er erneut ihre Weiblichkeit streichelte. Als ihr Stöhnen lauter wurde, zog er sich ganz zurück und legte seine restlichen Kleider ab. Langsam schob er ihre Beine auseinander und kniete sich über sie. Haley spürte seinen Atem an ihrem Ohr.
„Ich will dich.“, flüsterte er atemlos und leckte abwartend über ihren Hals.
„Dann nimm mich doch endlich.“, seufzte Haley, nahm sein Gesicht in ihre Hände, zog ihn zu sich und küsste ihn, während er in sie eindrang. Beide seufzten zufrieden auf und Haley fühlte sich seit langem wieder vollständig und glücklich. Ein plötzlicher Stoß ließ sie überrascht aufschreien. Vermutlich würde das ganze Gasthaus mitbekommen, was sie hier trieben. Aber das sollte ihr egal sein. Während Lyr wieder in sie hinein stieß, knabberte er an ihrem Hals, leckte darüber und stieß weiter zu. Haley schlang die Arme um ihn, grub die Nägel in seinen Rücken und stöhnte laut, als seine Stöße härter wurden. Sie zog ihn näher an sich heran und forderte ihn mit sanften Bissen dazu auf, ihr noch mehr zu geben.
Er kam ihrer Bitte anscheinend nur zu gerne nach. Die rhythmischen Stöße wurden schneller und Schweiß bedeckte beider Haut. Lyr sah ihr in die Augen, sein Blick war sanft. Er küsste sie leidenschaftlich, glitt er mit der Zunge in ihren Mund und dämpfte somit ihr ungehemmtes Stöhnen. Haleys spürte, wie sich die Muskeln in ihrem Unterleib kribbelnd zusammenzogen, sich anspannten und nur auf den nächsten Stoß zu warten. Dieser ließ nicht lange auf sich warten und sie warf den Kopf zurück, löste den Kuss und schrie, als sie kam. Lyr hielt inne, um ihr eine Pause zu gönnen. Er genoss sichtlich das Zucken ihres Körpers und ließ ein leises, wohliges Lachen von sich hören. Als das Zucken schließlich weniger wurde, stieß er erneut hart und schnell zu. Haley hob ihm ihre Hüfte entgegen und spürte, wie er tiefer in sie eindrang. Auch er begann nun zu stöhnen, packte mit einer Hand ihren Hintern und grub die Finger hinein.
Seine Lippen fanden wieder ihre. Er knabberte daran, leckte über ihre Zunge und trieb sie immer weiter in den Wahnsinn. Doch bevor sie erneut kommen konnte, schob sie ihn von sich und schwang sich auf ihn hinauf. Sie schaute grinsend auf ihn hinab, als er keuchte während sie ihn in sich hinein gleiten ließ. Sofort packte er ihre Hüften und stieß von unten zu. Haley stöhnte freudig auf und biss in seine Halsbeuge. Seine Stöße vertrieben ihren Verstand, ließen ihre Muskeln sich wieder anspannen. Ihr Körper bewegte sich automatisch mit ihm, als Lyr wieder schneller wurde und tief in sie hinein stieß.
Haley konnte ihn stöhnen hören. Seine Stimme erklang wie Musik in ihren Ohren und stachelte sie nur noch mehr an. Sie nutzte ihre restlichen Energiereserven und ritt ihn, bis ihre Beine schmerzten. Bei einem letzten, harten Stoß kam sie mit einem glücklichen Schrei. Auch Lyr verfiel in dieses wundervolle Zucken, als er in ihr kam und sich dann mit einem zufriedenen Seufzer in die Kissen sinken ließ.
Mittlerweile waren schon Schritte auf dem Flur zu hören, während Haley sich wieder zu ihm ins Bett kuschelte. Sie war kurz aufgestanden und hatte auf einem Blatt herumgekaut, das er als Teufelsnessel identifiziert hatte. Nun schmiegte sie ihren nackten Körper an ihn und lächelte glücklich und zufrieden. Sanft strich Lyr ihr seine Haarsträhne hinter das Ohr.
„Haley, du musst mir etwas versprechen.“, sagte er leise und betrachtete ihr wunderschönes Gesicht. Sie öffnete die Augen, schaute ihn mit diesem intensiv grünen Blick an und lächelte. „Was denn?“, fragte sie, wobei die ihm nur allzu bekannte Neugier in ihrer Stimme lag.
„Versprich mir, dass du nie dieses Siegel brechen wirst.“, sagte er und strich dabei über das sechste Siegel auf ihrer Brust.
„Aber wieso?“ Haley klang verwirrt und blickte an sich hinab. Sie legte ihre Hand auf seine und sofort durchströmten ihn wieder Glücksgefühle.
„Es wird auch das ‚Verbotene Siegel‘ genannt. Es ist für den Anwender in den meisten Fällen tödlich, trotzdem kommt es sehr selten vor, dass ein Drachenmagier dieses Siegel überhaupt besitzt. Deshalb bitte ich dich darum, es niemals zu brechen, egal was geschieht.“, erklärte er leise und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Seltsamerweise waren ihre Wunden so gut wie verheilt, was wohl bedeutete, dass ihr Körper sich ziemlich schnell regenerierte.
„Okay, ich verspreche es.“, lächelte sie strahlend, zog ihn zu sich und küsste ihn. „Immerhin will ich noch eine Menge Zeit mit dir verbringen.“, fügte sie hinzu. „Das wäre schön.“, gab er zurück und zog sie in seine Arme. „Bitte sei aber auch mit den anderen Siegeln vorsichtig.“ „Mach dir nicht immer so viele Sorgen. Ich krieg das schon hin. Du bist ja schließlich bei mir.“, antwortete sie, während sie sich an ihn schmiegte. Von draußen erklang plötzlich eine laute Stimme. „Der nächste Kämpfer, Keira, soll sich bitte in einer halben Stunde in der Arena einfinden.“, ertönte es durch die Lautsprecher. „Sollen wir uns den Kampf ansehen?“, fragte Haley. Sie wusste, dass er Keira noch von der Inquisition kannte. Zögernd nickte er. „Aber lass mich zuerst duschen.“, seufzte er leise und stand auf. „Beeil dich.“, lächelte Haley und zwinkerte ihm zu, während sie sich lasziv auf dem Bett räkelte. Lyr schluckte, ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten und ging dann schnell ins Bad, um nicht wieder auf dumme Ideen zu kommen. Angestrengt versuchte er das Bild ihres nackten Körpers aus dem Kopf zu verbannen, doch selbst das warme Wasser der Dusche half nicht.
Lyr stützte sich mit den Händen an der Wand ab und ließ sich das Wasser über den Hinterkopf laufen. So stand er einige Minuten da, bis er hinter sich einen leichten Luftzug spürte. Haleys weiche Brüste schmiegten sich an seinen Rücken, während ihre Hände über seine Brust strichen. „Wolltest du dich nicht beeilen?“, fragte sie mit verführerischer Stimme und küsste seinen Nacken. Lyr seufzte auf und legte die Stirn gegen die kalte Wand. Diese Frau machte ihn wahnsinnig. Sie war wirklich eine kleine Teufelin. Ihre Küsse wurden zu einem sanften Knabbern, das ihm einen Schauer über den Körper jagte.
„Ein bisschen Zeit haben wir noch.“, murmelte er atemlos, packte ihren Arm und zog sie vor sich. Er klemmte sie zwischen sich und der Wand ein, während er sie stürmisch küsste und mit der Zunge nach der ihren tastete. Sie kam ihm entgegen und wieder einmal raubte ihr Geschmack ihm den Atem. Er verflocht eine Hand in ihr nasses Haar und knetete mit der anderen ihre Brust. Haley seufzte in den Kuss hinein, biss zärtlich in seine Lippe und spielte dann wieder mit seiner Zunge. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, zogen ihn näher zu sich und seine Hand löste sich aus ihrem Haar. Seine Finger glitten ihren Rücken hinab und gruben sich in ihren Hintern, während er mit der anderen Hand weiter ihre Brust knetete und an ihren Brustwarzen zupfte.
Ihr Körper zitterte vor Verlangen und das leise Stöhnen aus ihrer Kehle, brachte ihn völlig um den Verstand. Er trat einen Schritt zurück, drehte sie um und drückte ihren Oberkörper hinunter. Ihre Handflächen lagen an der Wand und sie schrie lustvoll auf, als er von hinten in sie eindrang.
Keira betrat die Arena und atmete tief die staubige Luft ein. Ihr Gegner war bereits gewählt und sie war sehr zufrieden mit der Auswahl. Eine wunderschöne Frau im schwarzen Seidenkleid betrat nach ihr die Arena und lächelte ins Publikum. Die Menge brüllte angesichts ihres atemberaubenden Körpers. Selbst einige Frauen schienen sich zu ihr hingezogen zu fühlen. Alles war Keira über die Frau wusste war, dass sie Ophilia hieß und offensichtlich eine hohe Vampirin war. Keira wollte gar nicht wissen, wie sie sich den Weg in dieses Turnier gebahnt hatte. Vermutlich mit einem ihrer kleinen Vampirzaubern, die sie wahrscheinlich gerade auch beim Publikum einsetzte. Keira seufzte. Das würde ein schwieriger Kampf werden, dennoch versprach es sehr interessant zu werden.
Aber wie zum Teufel wollte diese Tusse in so einem Kleid kämpfen? Das war doch nahezu unmöglich. Der lange Stoff wäre nur hinderlich beim Ausweichen. Keira betrachtete ihre Gegnerin genauer. Dolche blitzten in ihren Händen auf, als der Kampfrichter die Arena zum Kampf freigab. Das Lächeln der Vampirin wurde breiter, finsterer und Keira zog langsam ihr Schwert. Ohne Ophilia aus den Augen zu lassen, trat sie einige Schritte zur Seite und wartete geduldig ab. Die Frau im Seidenkleid trat nach vorn, direkt auf sie zu und verschwand. Moment, sie verschwand? Niemals. Keira riss ihr Schwert nach oben. Eine Staubwolke wirbelte auf, als Ophilia vor ihr scharf abbremste und mit ihren Klingen auf sie einschlug.
„Gib lieber auf, Kleine.“, lächelte die Vampirin ihr falsches Grinsen und klimperte verführerisch mit den Wimpern. Sofort richtete Keira den Blick auf den Boden. Sie durfte ihr nicht in die Augen schauen, dann würde sie unter ihrem Bann stehen und sich vermutlich selbst die Klinge in den Bauch rammen. Wie sie Vampire hasste… Leider verfügte sie nicht über Zeichenmagie wie Lyr, sonst würde sie dieser Schlampe ganz schnell die Hölle heiß machen. Ophilias Dolche glitten über die Klinge ihres Schwertes, als sie dieses zur Seite zog und von unten einen senkrechten Schlag gegen die Vampirin ausführte.
Grinsend wich diese nur ganz knapp aus, dunkelrote Haare segelten zu Boden, hinterließen aber kein wirkliches Loch in der langen Woge. Eine Faust traf Keira im Gesicht, wobei ihr Kopf nach hinten gerissen wurde und sie sich darum bemühte, das Gleichgewicht zu halten. Doch sie stolperte nach hinten und landete schließlich unsanft auf dem Hintern. Fast sofort schwoll ihr linkes Auge an, das war nun nicht mehr zu gebrauchen. Fluchend sprang Keira auf die Beine, duckte sich unter einer Klinge Ophilias hinweg und verpasste ihr einen Schlag in den Solarplexus. Das würde vielleicht bei Menschen wirken, aber bei Vampiren war das eine andere Sache. Ophilia schnappte nicht mal nach Luft und wich nur ein kleines Stück zurück. Keira riss ihr Schwert nach oben und zog die Klinge über den blassen Arm der hohen Vampirin. Ihre Lippen formten überraschtes
„Oh“. Keira grinste. Jetzt hatte sie die Schlampe.
Sie griff an ihren Gürtel, zog ein Messer heraus und rammte es der Vampirin in die Schulter. Es spritzte kein Blut, es blieb nur ein offenes Loch im Fleisch zurück, als Keira das Messer nach unten Riss und die Wunde vergrößerte. Ophilia schrie wütend auf, schlug mit dem unverletzten Arm zu und hinterließ mit der Dolchklinge einen langen Schnitt an Keiras Flanke. Dann verschwand sie und Keira drückte kurz eine Hand auf die blutende Wunde. Sie sah, wie sich einige Sandkörner zu ihrer Linken unnatürlich bewegten.
Dann raschelte etwas hinter ihr, das Geräusch von leichtem Stoff. Keira wirbelte herum, duckte sich und streckte in der Bewegung ein Bein aus. Sie stützte sich mit einer Hand auf dem Boden ab und spürte, wie ihr Schienbein etwas traf. Die Vampirin tauchte gerade auf, als sie auch schon überrascht nach hinten stolperte und fiel. Sie prallte auf den Boden und fluchte, während sich Keira über sie schob und mit dem Schwert zustieß.
Opilia riss einen Dolch hoch, ließ die Klinge an sich vorbei gleiten und zog sie Beine an. Schmerz explodierte in Keiras Bauch, als dieses Miststück ihr die Knie in den Körper rammte. Keuchend wich sie zurück, rappelte sich zitternd auf die Beine und stützte sich auf ihr Schwert. Nun kam auch Ophilia wieder auf die Beine.
„Du solltest aufgeben, Kleines. Sonst tu ich dir noch weh.“, lächelte das heimtückische Miststück und klopfte sich den Staub von ihrem Seidenkleid.
„Sieh doch nur, wegen dir ist mein Kleid ganz schmutzig geworden.“, seufzte sie theatralisch und war in einer dramatischen Geste ihr langes Haar über die Schulter, während sie an sich hinab sah. Die Wunde an ihrem Arm und der Schulter hatte sich geschlossen und nichts war mehr von Keiras kurzem Triumph zu sehen. Verdammte Scheiße aber auch. Warum musste ausgerechnet sie sich mit einem verdammten hohen Vampir abgeben? Hatte es niemand anderen gegeben, der nichts Besseres zu tun hatte? Langsam verblasste das Lächeln auf dem Gesicht der Vampirin und wich einem finsteren Zorn.
Mit unheimlicher Geschwindigkeit stürmte sie auf Keira zu, die sich gerade noch rechtzeitig zur Seite warf. Ihr linkes Auge machte ihr zu schaffen, es schmerzte und pochte unangenehm, während es immer weiter anschwoll. Doch selbst wenn sie auf einem Auge nicht mehr sehen konnte, selbst wenn ihr Arme und Beine fehlten, würde sie bis zum bitteren Ende gegen diesen verfluchten Vampir kämpfen. Magie pulsierte in Keira, als sie sich wieder aufrichtete und wütend Ophilia fixierte.
Sie kam gemächlich auf sie zu und schwang dabei lasziv ihre Hüften. So eine nuttige Vampirin hatte Keira wirklich noch nie gesehen. Wut stieg in ihr hoch, vermischte sich mit der pulsierenden Magie, die sich dunkel und alt anfühlte. Keiras Kopf wurde leer, wich einer nebligen Schwärze, die gleichzeitig auch über den Boden unter ihr zu wabern schien. Ophilia hielt inne und legte den Kopf schief. Sie hatte eine Augenbraue gehoben und betrachtete ihre Gegnerin mit überraschtem Argwohn.
„Was ist das?“, fragte sie mit ihrer süßlichen Stimme. Keira antwortete nicht.
„Verstehe, du scheinst dir dessen gar nicht bewusst zu sein…“, grinste die Vampirin und trat einen weiteren Schritt näher. Klirrend glitt das zweite Schwert aus seiner Scheide an Keiras Rücken. Dann wirbelte Staub auf, gemischt mit den feinen Nebelschwaden um sie herum. Keira dachte an nichts, sie wollte nur töten, sie wollte Blut sehen. Das Blut der Vampirin vor sich, die sich nun nur noch wenige Zentimeter entfernt befand. Ophilia wich zurück, trat dabei auf ihr Kleid und ruderte mit den Armen um das Gleichgewicht zu halten. Zu spät kam sie auf die Idee, sich zu ducken oder zur Seite auszuweichen.
Das Silberschwert glitt durch die Luft und durchtrennte mit einem sauberen Schnitt Haut, Fleisch, Muskeln und Knochen, bevor ein schlanker Arm durch die Luft segelte und auf dem Arenaboden liegen blieb. Die hohe Vampirin schrie auf. Der abgetrennte Arm lag reglos einige Meter von seiner Besitzerin entfernt, die vor ihrer Gegnerin zurück wich. Auf Keiras Lippen lag ein finsteres, siegessicheres Lächeln.
„Verrecke du beschissener Vampir.“, lächelte sie unheilvoll und ließ sie Schwerter durch die Luft kreisen. „Aha, jetzt bist du eine Gegnerin.“, gab Ophilia zurück und verzog das Gesicht zu einem amüsierten Grinsen. Jetzt fühlte sich Keira nur umso mehr gekränkt. Wütend knirschte sie mit den Zähnen, griff nach hinten an ihren Gürtel und zog eine kleine Flasche hervor. Sie enthielt eine klare Flüssigkeit, die sie nach dem Öffnen des Deckels über ihre Schwerter goss. Dann warf Keira die Flasche fort und stürmte auf die verletzte Vampirin zu, die sich versuchte ihrem abgetrennten Arm zu nähern. Der schwarze Nebel folgte der jungen Inquisitorin bei jedem Schritt und fraß sich durch den Saum des Seidenkleids, als Keira die Vampirin erreichte. Eine der Klingen Schnitt den Bauch der Vampirin entlang und brachte die Wunde zum Rauchen.
„Was zum….“, brachte Ophilia hervor und sprang ein paar Meter zurück. Nun hatte sie die Arenawand im Rücken und konnte höchstens noch zur Seite ausweichen.
„Weihwasser, du Schlampe.“, grinste Keira finster, packte ihre Schwerter fester und stürmte auf die fluchende Vampirin zu.
Claire folgte dem Geschehen in der Arena mit minderem Interesse. Das Einzige was sie neugierig machte, war dieser seltsame Nebel, der ständig um Keiras Füße herum waberte. Sie hielt sich gut gegen diesen hohen Vampir, typisch Inquisitor, doch irgendwas stimmte da nicht. Von jetzt auf gleich hatte sich Keiras Haltung verändert und ihre Mordlust war förmlich greifbar. Auch Arel schien es bemerkt zu haben. Er kaute nervös auf seiner Lippe herum und starrte gebannt hinunter. Wenn er doch mal bei Claires letztem Kampf so aufmerksam gewesen wäre… Claire seufzte leise und zupfte an ihrer Haarsträhne herum. Was lief da nur zwischen den beiden? Sie wusste, dass Arel und Lyr sie aus ihrer Zeit in der Inquisition kannten, aber da war offensichtlich noch etwas. Dazu kam, dass Keira ihr aus irgendeinem Grund eine Gänsehaut einjagte. Sie mochte sie zwar, doch Claire wurde den Gedanken nicht los, dass da etwas falsch war.
Und dieser Nebel bestätigte ihren Verdacht nur noch mehr. Hatte Keira vielleicht auch etwas mit dem heftigen Magieausbruch letzte Nacht zu tun gehabt? Grübelnd stützte sich Claire auf das Geländer und sah zu, wie Keira die Vampirin bedrängte. Das Weihwasser brachte die Schnittwunde an deren Bauch immer noch zum Rauchen und anders als der abgetrennte Arm, der sich mittlerweile wieder neu zu bilden schien, heilte die Wunde nicht. Dieser Kampf würde wahrscheinlich noch eine ganze Weile so weiter gehen. Während sich Ophilia zur Seite warf, um den Klingen Keiras auszuweichen, packte die Inquisitorin eine weitere Flasche. Dieses Mal war die Flüssigkeit grau, fast schon schwarz. Grinsend folgte sie der Vampirin, bekam das lange Haar zu packen und zog sie zu sich. Protestierend riss Ophilia den Mund auf.Ein fataler Fehler.
Keira rammte ihr den schwarzen Trank in den Mund. Das Glas zersplitterte, die Flüssigkeit tropfte aus Ophilias Mund heraus und sie begann zu schreien, als ihr etwas davon die Kehle hinunter rann. Keira ließ sie los, verpasste ihr einen Tritt in den Bauch und schleuderte sie gegen eine Steinsäule. Der Stein bröckelte, als Ophilia dagegen prallte und auf zittrigen Beinen zum Stehen kam. Sie würgte, spuckte die Glasscherben aus und versuchte weiter die Flüssigkeit auszukotzen. Aber es gelang ihr nicht. Sie wankte, verzog das hübsche Gesicht zu einer zornigen Fratze und fuhr im bildlichen Sinn die Krallen aus. Ihr Arm war nun komplett nachgewachsen, während der abgetrennte langsam zu Staub zerfiel.
Keira zog eine weitere Flasche mit Weihwasser hervor und übergoss ihre Klingen damit. Während Ophilia mit ausgefahrenen Klauen auf sie zu stürmte, schien sie ganz ruhig zu sein. Selbst aus dieser Entfernung konnte Claire ihre Mordlust spüren. Und das gefiel ihr gar nicht.
„Hey, was haben wir verpasst?“, erklang Haleys Stimme hinter ihr. Fast gleichzeitig drehte sie sich mit Arel um und blickte in das lächelnde Gesicht Haleys. Neben ihr stand Lyr, der ihre Hand hielt und interessiert in die Arena hinunter sah. Grinsend blickte Claire zu ihren Händen.
„Wurde aber auch Zeit.“, sagte sie, während sich Haleys Wangen etwas röteten. Auf Lyrs Gesicht zeigte sich ein idiotisches Grinsen, er war offensichtlich mehr als glücklich darüber. Claire konnte in nur zu gut verstehen.
„Der Kampf hat schon lange angefangen. Sieht aber so aus, als würde Keira dieser hohen Vampirin gleich den Kopf abschlagen.“, erklärte sie und deutete in die Arena. Nun blickte auch Haley hinunter. Keira fing gerade eine Klauenbesetzte Hand mit dem Schwert ab. Eine Klaue splitterte ab, bohrte sich in Keiras Schulter und blieb dort stecken. Doch sie zuckte nicht mal zusammen. Der Nebel waberte ihren Körper entlang, schloss sich um die Wunde und stoppte die Blutung. Ohne mit der Wimper zu zucken, riss sie ihr zweites Schwert hoch, schlug damit die seltsam geformte Hand Ophilias ab und glitt dann zusammen mit der anderen Klinge zu deren Hals. Claire hörte, wie die Menge zu toben begann.
Keira war drauf und dran die Vampirin zu töten, die weiter von ihr zurück wich und schließlich an einer Säule gefangen war. Sie konnte nirgends hin. Ein bösartiges Grinsen breitete sich auf Keiras Gesicht aus, als sie auf die Vampirin zu stürmte, die Schwerter hob und sie gekreuzt am blassen Hals Ophilias ansetzte. Keiras Muskeln spannten sich an und Claire erwartete schon den finalen schlag, als ein Kampfrichter hinaus trat und das Unentschieden des Kampfes verkündete. Die junge Inquisitorin hielt in ihrer Bewegung inne, der Nebel verschwand und es schien, als würde sie langsam wieder klare Gedanken fassen können.
Langsam ließ sie die Schwerter sinken, trat einige Schritte zurück und blickte der Vampirin schweigend nach, die würgend aus der Arena flüchtete.
„Sagt mal….“, begann Claire nachdenklich, als ihr plötzlich etwas einfiel. „Habe ich nur geträumt, oder gab es letzte Nacht eine wirklich starke Magiewelle?“, fragte sie und blickte in die Runde. Arel zuckte leicht mit den Schultern und schaute mit besorgtem Blick zu Keira, die die Treppe hinauf gehumpelt kam. Eine Klaue hatte wohl auch ihr Bein erwischt und generell wies ihr Körper mehrere Kratzer und Schürfwunden auf. Sie schien auch keine Ahnung zu haben. Dann bemerkte Claire, dass Haley unbewusst in eine Fluchthaltung verfallen war und Lyr beruhigend ihre Hand drückte. Schweigend blickten die beiden sich an, schienen sich über irgendetwas unsicher zu sein, bis Haley schließlich seufzte und ihre Fluchthaltung fallen ließ. „Es gab eine…“, murmelte sie leise und wandte den Blick zu Boden.
„Das… Das war meine Schuld.“ Nun waren alle ganz Ohr. Selbst der besorgte Arel und die verletzte Keira vergaßen kurz ihre eigenen Probleme und schauten neugierig auf.
„Ich bin gestern etwas durch die Gegend gelaufen, weil ich einen Albtraum hatte und da griff mich plötzlich ein Söldner meines Vaters an…“, erklärte sie mit unübersehbarem Zögern. Immer wieder warf sie einen Blick zu Lyr, der sie aufmunternd anlächelte, jedoch mehr als besorgt schien. Claire fragte sich, warum Haley nicht zu ihr gekommen war. Oder zu Lyr.
Verwirrt sah Arel zu Lyr und Haley rüber. Er hatte nichts von dieser starken Magie mitbekommen, vermutlich war er einfach zu betrunken gewesen.
‚Mach dir lieber Sorgen um Keira.‘, machte sich der Andere bemerkbar. ‚Versorg ihre Wunden und leg sie endlich flach!‘ War ja klar. Arel seufzte in sich hinein und ignorierte die Stimme des Anderen. Jetzt gab es wichtigeres als Sex.
„Außer Keira wisst ihr ja, dass Nagalir ein Parasit ist…“, fuhr Haley unsicher fort und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Lyr vermutet, dass sie sich die ganze Zeit von meiner eigentlichen Magie genährt hat, die jetzt aber anscheinend wieder die Oberhand gewinnt.“ „Und was ist das für eine Magie?“, fragte Keira skeptisch und verschränkte die Arme. Die Klaue der Vampirin steckte immer noch in ihrer Schulter, sie musste ziemliche Schmerzen haben, aber das kaschierte sie sehr gut. Typisch Inquisitorin.
„Drachen… magie…“, murmelte Haley leise zur Antwort. Eine ihrer nun roten Strähnen fiel ihr ins Gesicht. Der Großteil ihrer ansonsten grünen Haarsträhnen, hatte sich rot gefärbt und Arel glaubte zu sehen, wie sich eine weitere langsam umfärbte.
„Das kann nicht sein. Dafür müsstest du einen Drachen getötet haben.“, widersprach Keira kopfschüttelnd und trat einen Schritt auf sie zu.
„Und das ist sogar für Inquisitoren verboten.“, fügte sie finster hinzu. Lyr baute sich schützend vor Haley auf und schaute warnend zu Keira. „Ich hab es selbst gesehen, Keira. Ob du es nun glaubst oder nicht, es ist so.“, sagte er entschlossen und drückte leicht Haleys Hand. Arel stieß einen leisen Seufzer aus. „Ich hab zwar nichts von der ganzen Sache mitbekommen, aber ich glaube dir. Allerdings kann ich mir nicht…“, fing er an, wurde dann aber von Haley unterbrochen.
„Meine Mutter hat einen getötet. Ich weiß nicht wieso. Anscheinend habe ich die Drachenseele geerbt.“, erklärte sie und blickte verunsichert zu Claire. Ihre Meinung war ihr wohl am wichtigsten. Lächelnd tätschelte Claire ihrer besten Freundin die Schulter.
„Die Hintergründe sind doch egal. Du warst nicht diejenige, die den Drachen tötete, also ist doch alles gut.“, grinste sie fröhlich und es schien wirklich zu helfen. Arel sah, wie Haley sich fast sofort entspannte und erleichtert ausatmete. „Du wirst mir aber noch einiges darüber erklären müssen.“, sagte Claire mit sanfter Stimme und Haley nickte.
‚Zu schade, dass sie dich nicht ran lässt, oder?‘, seufzte der andere Arel theatralisch. Arel konnte fast schon spüren, dass er grinste und sich tierisch zu amüsieren schien. Arschloch.
„Werde ich.“, lächelte Haley, während Keira nur den Kopf schüttelte. Sie wandte den Blick zu Arel, trat einen Schritt auf ihn zu und ergriff seinen Arm. „Ich werde dich erstmal beanspruchen. Meine Wunden müssen versorgt werden und wir haben da noch etwas offen.“, zwinkerte sie ihm zu. Das war mehr als deutlich. Arel schluckte und spürte eine eisige Kälte, die von Claire ausging. Bevor er irgendetwas gegen Keiras offensichtliche Absichten sagen konnte, schleppte sie ihn schon von den anderen weg.
Als er zurück schaute, sah Lyr ihn mit hochgezogener Augenbraue und nicht deutbarem Gesichtsausdruck an. Er schien wohl nicht begeistert zu sein. ‚Also ich bin mehr als nur begeistert! Endlich bekommen wir mal wieder eine ins Bett.‘, freute sich Arel 2 in seinem Kopf. ‚Ach, halt doch die Klappe.‘, brummelte Arel missmutig und spürte, wie etwas an seinem Bewusstsein zog. ‚Hast du es wirklich so nötig?‘, fragte er den anderen und bekam nur ein leises Lachen als Antwort, bevor Arel 2 übernahm. Arels Schultern strafften sich und er stolperte nun nicht mehr hinter Keira her, sondern schloss zu ihr auf, „Wir haben also noch etwas offen… Was wäre das denn?“, fragte er grinsend, während sich zu ihm wandte und eine Augenbraue hoch zog. Ein verschwörerisches Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie zwinkerte ihm kurz zu.
„Wirst du dann schon sehen.“, flüsterte sie in sein Ohr. Ihr Atem kitzelte ihn, jagte ihm einen Schauer über den Rücken und er zog hörbar die Luft ein, als sie sacht in sein Ohr biss.
„Bevor wir aber dazu kommen, wäre ich dir dankbar, wenn du meine Wunden versorgen könntest.“, lächelte sie und erst jetzt wurde ihm wieder bewusst, dass sie humpelte.
„Das mach ich doch gerne.“, gab Arel zurück, schlang einen Arm um sie und hob sie ohne Vorwarnung hoch. Überrascht stieß sie einen hohen Laut aus, während sie die Arme um seinen Hals schlang und sich an ihm fest hielt. „Was soll das denn jetzt werden?“, fragte sie verwirrt. „Ich bring dich in dein Zimmer. Mit dem Bein kannst du wahrscheinlich keine Treppen laufen.“, rechtfertigte er seine Tat.
‚Ich glaube sie kann ganz gut selbst laufen.‘, brummelte das Weichei, während Keira ihm einen skeptischen Blick zu warf, jedoch nicht protestierte und sich einfach weiter tragen ließ.
Arel setzte sie auf dem weichen Bett ab, das in der Mitte ihres Zimmers stand. Ihre Muskeln protestierten heftig, als sie die Glieder kurz streckte und es im Nachhinein sofort wegen der Verletzungen bereute. Keira saß da, beobachtete Arel mit einem Lächeln, wie er eine Salbe und einige Verbände und Pflaster aus der Tasche zog. Sie hatte sich fest dazu entschlossen ihn sich heute zu nehmen, obwohl er noch immer keine Entscheidung gefällt hatte. Jedenfalls nicht so, dass beide seiner Seiten zufrieden wären. Keira wusste, dass er eine Menge für Claire übrig hatte, doch er und Keira hatten eine gemeinsame Vergangenheit. Sie hatten sich geliebt, hatten Schmerz und Leid geteilt, als sie noch in der Inquisition waren. Und mit Claire? Er kannte sie nicht mal sehr lange, hatte nicht so viel mit ihr erlebt. Also würde Keira sich seine Liebe einfach nehmen, ob er wollte oder nicht. Er würde ihr gehören, und zwar nur ihr!
„Lass mich mal seine Wunden sehen.“, sagte Arel und blickte zu ihr hinab. Er stand dicht vor ihr und nach dem sie aufgestanden war, konnte sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Sie würde ihn dazu zwingen sie zu lieben, sie würde ihn ganz für sich allein haben, sie würde ihn Claire vergessen lassen. Langsam schob sie sich das Oberteil über den Kopf, ließ es auf den Boden fallen und entledigte sich letztendlich auch ihrer zerrissenen Hose. Sie spürte Arels Blick auf sich ruhen, als sie sich die Hose von den Füßen streifte. Keira richtete sich wieder auf, schaute direkt in Arels verlangende Augen.
Sie wusste nur zu gut, welcher Arel grade an der Reihe war, aber ihr war es herzlich egal, welchen sie vögelte, welchen von beiden sie sich zu eigen machte. Denn wenn sie einen hatte, hatte sie beide. Keira ließ sich wieder aufs Bett sinken und wartete geduldig ab, bis er alles nötige für ihre Wunden ordentlich neben sie gelegt hatte. „Das wird kurz wehtun.“, murmelte er, als er sich vor sie kniete und die Hand an die Vampirklaue legte. Abwartend sah er sie an, wartete anscheinend auf eine Bestätigung. Also nickte Keira nur und biss die Zähne zusammen. Feuer flammte in ihrer Schulter auf, als er die Klaue heraus zog und sofort ein frisches Handtuch auf die blutende Wunde presste.
„Drück das drauf bis es aufhört zu bluten.“, befahl er und betrachtete dann den langen Schnitt an ihrem Oberschenkel.
„Der muss auch genäht werden.“, warnte er sie vor, ehe er Nadel und Faden nahm. Arel sterilisierte Nadel und Wunde mit Alkohol, was ihr erneut einen scharfen Schmerz durch den Körper jagte. Vorsichtig setzte er die Nadel an ihrer Haut an, schaute kurz zu ihr und fing dann an die Wunde zu vernähen. Immer wenn seine Finger ihre Haut berührten, vertrieb ein erregendes Kribbeln die Schmerzen. Keira wollte, dass er sie mehr berührte. Wieso tat er es nicht? Sie saß doch schon nur in Unterwäsche vor ihm. Seufzend prüfte sie die Wunde an ihrer Schulter. Es hatte aufgehört zu bluten, das Handtuch hatte einiges an Blut aufgesaugt und man konnte es vermutlich nur noch verbrennen.
„Das sieht schlimmer aus, als es ist.“, bemerkte Arel, als er mit der Schnittwunde an ihrem Bein fertig war. „Dann ist ja gut.“, murmelte Keira, während sie unverwandt auf seine Lippen starrte. Sie bemerkte gar nicht, dass er nach wenigen Minuten auch ihre zweite Wunde gesäubert und vernäht hatte. Er war wirklich geschickt. Wie er sich wohl im Bett anstellen würde? Bald schon würde sie es erfahren. Arel packte die Sachen zurück in seine Tasche, nachdem er die genähten Wunden verbunden hatte und ließ sich schließlich neben ihr auf der Bettkante nieder. Nun schien wieder der schüchterne Arel vorne sein und führte offensichtlich gedanklich ein Gespräch mit dem Anderen.
„Wieso fasst du mich nicht an? Wieso schaust du mich nicht einmal an?“, fragte Keira gerade heraus und wandte sich ihm zu. Er versteifte sich sofort und blickte mit geröteten Wangen zu ihr.
„Ich… Ich schaue dich doch an.“, stammelte er verwirrt.
„Ja, aber nicht so, wie ich es will. Ich sitze nur in Unterwäsche vor dir und trotzdem siehst du mir nur in die Augen.“, erklärte sie nüchtern. Seine Wangen röteten sich noch mehr und er schien erst jetzt zu realisieren, dass sie fast nackt neben ihm saß. Dunkler Groll stieg in ihr auf und ihr Blick verfinsterte sich, was er wohl für Traurigkeit oder was auch immer hielt.
„Ich habe nicht…“, begann er, doch Keira unterbrach ihn.
„Ist es wegen Claire?“ Ihre Stimme zitterte unkontrolliert und sie ballte die Hände zu Fäusten.
„Es ist… Ich… Sie…“, stotterte Arel verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. So war das also. Langsam rutschte sie näher zu ihm, schwang sich dann mit einer lasziven Bewegung auf seinen Schoß und schmiegte sich an ihn. „Wenn das so ist, werde ich dich dazu bringen sie zu vergessen.“, flüsterte sie verführerisch in sein Ohr. Die Dunkelheit in ihr breitete sich weiter aus, wurde zu einer finsteren Lust, die sich zwischen ihren Schenkeln sammelte. „Ich werde dich dazu bringen mein zu sein.“, hauchte sie und ihm lief ein Schauer über den Rücken, der die feinen Härchen in seinem Nacken aufstellte.
„Keira, ich…“ „Nein, halt einfach die Klappe und gib dich mir hin.“, unterbrach sie ihn forsch und biss ihm sanft ins Ohr. Er sog hörbar die Luft ein, seine Schultern sackten herab. Sie setzte ihre sanften Bisse an seinem Hals fort, knabberte an seinem Schlüsselbein und küsste ihn schließlich. Überrascht schnappte er nach Luft und während er das tat, glitt sie mit der Zunge in seinen Mund, wurde berauscht von seinem Geschmack. Unter sich spürte sie bereits seine steife Männlichkeit und sie wusste, dass sie ihn hatte. Er würde sich nie wieder von ihr lösen können, würde keinen Gedanken mehr an Claire verschwenden und nur noch sie lieben und ficken. Ihre Zungen spielten leidenschaftlich miteinander und als sie in seine Lippe biss, entlockte sie ihm einen verlangenden Seufzer.
Seine Arme schlangen sich um sie, zogen sie näher an sich, während seine Hände ihren Rücken streichelten. Arel ließ sie gewähren, half ihr sogar dabei, als sie ihm das Hemd über den Kopf zog. Seine Berührungen schickten eine wohlige Hitze durch ihren Körper und sie küsste ihn erneut. Gierig drang seine Zunge in ihren Mund ein, verlangte nach mehr Nähe, die sie ihm liebend gerne geben würde. Keira griff nach hinten, löste den Verschluss ihres BHs und streifte ihn sich ab.
Schnell waren Arels Hände an ihren Brüsten, kneteten sie und spielten mit ihren Nippeln. Sie seufzte auf, als er fester zudrückte und streckte sich ihm entgegen. Seine Lippen wanderten fordernd über ihren Hals, bahnten sich ihren Weg bis zu ihren Brüsten und als sie sanft seine Zähne spürte, hielt sie das verlangende Ziehen in ihrem Bauch nicht mehr aus. Keira stieß ihn um und er landete mit überraschtem Blick auf dem Rücken. Mit einer schnellen Bewegung, öffnete sie seine Hose, zog sie samt den Shorts hinunter und ließ sich neben ihn auf das Bett gleiten, nachdem sie sich langsam ihres Höschens entledigt hatte.
Arel spannte sich an, als sie die Brüste an seine nackte Haut schmiegte, seinen Hals küsste und daran leckte und langsam nach unten wanderte. Langsam nahm sie seine steife Männlichkeit in den Mund und liebkoste ihn zärtlich mit der Zunge. Sanft sog sie an seiner Männlichkeit, umkreiste mit der Zunge die Spitze, während sie eine Hand um seinen Schaft legte und mit langsamen auf und ab Bewegungen begann. Keira hörte, wie sein Atem schneller ging, wie er leise stöhnte und sich seiner Lust hin gab. Sie saugte fester, spürte wie er härter wurde und sich am ganzen Körper noch weiter anspannte. Dann nahm sie seine Männlichkeit tief in den Mund, umkreiste sie weiter mit ihrer Zunge und ließ sie schließlich wieder hinaus gleiten. Keira setzte sich auf und blickte in Arels Gesicht. Sein Blick war benebelt vor Lust und Verlangen, während er keuchend da lag und versuchte nach ihr zu greifen. Sie ließ ihn gewähren und schwang sich auf seine Hüfte.
„Willst du mich?“, fragte sie ihn leise, beugte sich vor und knabberte verführerisch an seinem Hals. Sie spürte wie er schluckte. „Ja, ich will dich.“, stieß er heiser hervor und sie glaubte ihm. Langsam senkte sie sich auf seine Männlichkeit nieder, ließ ihn in sich hinein gleiten und genoss das Gefühl wie er sie ausfüllte.
Lyr beobachtete Claire eingehend, als sie zusammen zurück zu Calvors Gasthaus gingen, nachdem sie sich noch einige Kämpfe angesehen hatten. Haley lief neben ihm her, hielt seine Hand und machte sich ganz offensichtlich Sorgen um ihre Freundin. Es war sehr deutlich gewesen, dass Keira Arel nicht nur wegen ihrer Wunden mitgeschleift hatte. Vermutlich lagen die beiden grade im Bett und vögelten was das Zeug hielt. Als sie gegangen war, hatte Lyr gesehen, wie Claire den Blick abgewandt hatte, merklich mit sich rang die beiden aufzuhalten, es aber letztendlich nicht getan hatte.
Lyr wusste, wie die beiden füreinander empfanden, aber gegenseitig wussten sie es nicht. Claire hatte aus irgendeinem Grund Angst und Arel hatte mehr als ein halbes Jahr darauf gewartet, dass sie auch nur eine einzige Andeutung von ihren Gefühlen für ihn machen würde. Irgendwie konnte Lyr verstehen, dass er es satt hatte zu warten. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ihn sich eine andere Frau schnappte. Das war Claire wahrscheinlich auch klar gewesen, doch sie hatte sich nie dazu durchgerungen ihn gänzlich für sich zu gewinnen. Lyr seufzte in sich hinein. Wenn Arel zurückkam, sollte er mit ihm ein Wörtchen reden, sonst würde er am Ende noch beide verletzen. Haley schien seine Gedanken zu lesen.
„Du solltest mal mit ihm reden.“, murmelte sie leise und sah zu ihm. Ihre grünen Augen waren trüb vor Besorgnis und er stieß einen leisen Seufzer aus.
„Werde ich.“, antwortete er. Lyr blickte wieder nach vorn zu Claire, die den Kopf gesenkt hielt. Alles an ihrer Körpersprache sagte, dass es ihr nicht gut ging. Verständlich. „Am besten du gehst mit Claire shoppen oder so. Das lenkt sie ein bisschen ab.“, schlug er vor, als sie die Schenke betraten. Calvor winkte ihnen von der Theke aus zu, hob fragend einen Krug in die Höhe. Lyr lächelte ihm kurz zu, nickte und wandte sich wieder an Haley.
„Gute Idee. Hoffentlich taucht Arel bald wieder auf.“, seufzte sie leise, gab ihm einen Kuss und lief Claire nach, die gerade die Treppe hoch ging. Lyr beobachtete, wie die beiden miteinander sprachen und Claire zögernd nickte. Ein gutes Zeichen. Etwas erleichtert ließ sich Lyr auf einen Hocker an der Theke nieder. Calvor hatte ihm schon einen kühlen Apfelwein hingestellt und dankbar trank er einen Schluck. „Was ist denn mit Claire los?“, fragte Calvor und nickte in Richtung der Mädchen, die gerade wieder aus der Tür verschwanden.
„Es ist vermutlich wegen Arel. Er ist mit Keira mitgegangen und wahrscheinlich haben die beiden grade Sex.“, antwortete Lyr nüchtern und gönnte sich noch einen Schluck.
„Verstehe. Wenn du mich fragst ist der Kleine sowieso seltsam.“, gab Calvor zurück, während er ein Glas abtrocknete. „Das liegt an seiner seltsamen Persönlichkeit. Irgendwas sitzt da in seinem Kopf und wird von uns liebevoll Arel 2 genannt.“, erklärte Lyr und stützte das Kinn auf den Handrücken. Calvor zog lediglich eine Augenbraue in die Höhe und widmete sich einem weiteren Glas, während Lyr ungeduldig auf die Uhr blickte. Es war nun schon einige Stunden her seit Keira mit Arel verschwunden war. Die Dämmerung setzte langsam ein und die ersten grölenden Idioten kamen in die Schenke. Calvor verteilte eifrig die Bestellungen, arbeitete so schnell, dass Lyr kaum folgen konnte und sich fragte, wie zum Teufel dieser Mann das hinbekam. Vor allem, weil Calvor es tatsächlich schaffte die großen Kerle einzuschüchtern und für Ruhe zu sorgen, falls sich die Betrunkenen an den Kragen wollten. Manchmal schmiss Calvor die Unruhestifter auch einfach hochkant aus der Schenke hinaus und erteilte ihnen eine Woche Verbot oder ähnliches.
Er hatte sich definitiv Lyrs Respekt verdient, zumal er ihn um einige Zentimeter überragte. Aber Calvor war ein anständiger und ehrlicher Mann. Dennoch bekam Lyr immer ein seltsames Gefühl, wenn er sah, wie der Wirt mit Haley umging. Fast schon väterlich. Na ja, sie war immerhin die erste von der Truppe, die sich hier niedergelassen hatte und verstand sich wohl von Anfang an gut mit ihm. Lyr seufzte leise, hob den Krug an die Lippen und trank den letzten Schluck Apfelwein. Er setzte den Krug ab und im selben Moment kam Arel in die Schenke. Er sah müde aus und schien wieder ein Gespräch mit Arel 2 zu führen, da hin und wieder sein Mundwinkel ärgerlich zuckte. Arel sah nicht glücklich aus, aber auch nicht sonderlich unzufrieden.
„Hey.“, begrüßte Arel ihn, als er sich neben Lyr auf einem Hocker nieder ließ.
„Hey du Frauenheld.“, gab Lyr trocken zurück. Er wusste einfach nicht, ob er sich für ihn freuen oder ihn verprügeln sollte. Es war so offensichtlich, dass er Claire mit dem was er tat verletzte. Aber er schien nichts davon mitzubekommen. Vielleicht war sie ja in seiner Gegenwart eine begnadete Schauspielerin? „Du hast mit ihr geschlafen, oder?“, fragte Lyr gerade heraus, erwartete aber keine Antwort.
„Ja, hab ich.“, seufzte Arel zu seiner Überraschung und blickte auf seine Hände, die gefaltete auf dem Tresen lagen. Lyr holte tief Luft und suchte sich die passenden Worte heraus. „Hör mal, ich will dich nicht zu nahe treten, aber du solltest dich langsam mal entscheiden.“, seufzte er und versuchte seine Stimme neutral klingen zu lassen. „Was meinst du?“, fragte Arel und blickte verwirrt von seinen Händen auf.
„Keira und Claire. Wenn das so weiter geht, wirst du beiden wehtun. Und wenn das passiert kannst du dich schon mal auf ein paar Schläge einstellen.“, erklärte Lyr mit entwaffnender Ehrlichkeit. Einen Moment schwieg Arel. „Ich weiß.“, gab er dann leise zurück und legte die Stirn auf dem Tresen ab. Er war sichtlich hin und her gerissen. Lyr streckte sich mit einem leichten Gähnen.
„Außerdem musst du dich auch auf deinen nächsten Kampf konzentrieren. Du bist der Einzige von uns, der bisher nur einmal gekämpft hat.“, bemerkte er und Arel nickte zustimmend. Lyr konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Er wirkte nachdenklich, irgendwie leer und teilnahmslos. „Calvor, gib dem armen Kerl etwas Starkes.“, nickte er dem Wirt zu. Dieser grinste, füllte eine braune Flüssigkeit in ein Glas und schob es zu Arel hin. „Geht aufs Haus.“, lächelte er freundlich.
„Danke.“, murmelte Arel zur Antwort, hob das Glas und trank es in einem Zug leer. Er verzog das Gesicht und musste sich räuspern, schien den Alkohol allerdings zu genießen. Die Tür ging erneut auf. Lyr sah, dass Haley und Claire zurück waren. Sie hatten nicht viel gekauft, jede von ihnen trug eine kleine Tüte. Als Claire Arel sah, verblasste das Lächeln auf ihren Lippen. Für einen kleinen Moment blieb sie stehen, sah ihn schweigend an, doch er war damit beschäftigt das nächste Glas zu leeren und bemerkte sie nicht. Bevor er sich umdrehen konnte, setzte sie sich in Bewegung und verschwand zusammen mit Haley nach oben. Na das konnte ja noch lustig werden.
Claire blinzelte gegen das Licht der noch schwachen Sonne an. Sie hatte kaum geschlafen, war viel zu beschäftigt gewesen ihre Tränen und den Gedanken an Arel zu verdrängen. So wie es draußen aussah, war es noch recht früh, doch sie hörte schon wie die Leute sich auf zur Arena machten. Vermutlich war schon der nächste Kampf angesagt worden. Mit einem herzhaften gähnen zwang sich Claire aus dem Bett und tappte ins Bad hinüber. Das kalte Wasser tat gut, als sie sich das Gesicht wusch und es sich bis zu den Ellbogen über die Arme laufen ließ. Sie wagte es nicht in den Spiegel zu sehen, sie wusste schon wie sie aussah und das war genug. Claire stellte das Wasser ab, schnappte sich das Handtuch und trocknete sich Gesicht und Arme. Abwesend ging sie zurück ins Zimmer, zog sich ihre üblichen Klamotten an und wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als Haley hinein gestürmt kam.
„Arel hat seinen nächsten Kampf. Gleich.“, verkündete sie, stutzte dann aber und sah unsicher auf den Boden. Claire atmete tief durch und setzte dann ihre übliche Maske auf. „Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen.“, grinste sie, schnallte sich ihre Waffen um und zog Haley aus dem Zimmer. Sie hörte, wie Haley die Luft einsog, um etwas zu sagen, ließ es dann aber. Zum Glück. Claire hatte keine große Lust zu reden. Sie wollte sich einfach nur Ablenken und sich einen guten Kampf ansehen. Sie wollte vergessen was gestern geschehen war. „Wo sind Lyr und Arel?“, fragte Claire und blickte nach hinten zu Haley, die sich abmühte mit ihr mitzuhalten, als sie die Treppe hinunter liefen.
„Die sind schon vorgegangen.“, erklärte ihre beste Freundin. „Verdammt, wieso hast du nicht eher bescheid gesagt?“, seufzte Claire und zog Haley mit aus Calvors Taverne.
„Weil ich auch gerade erst davon erfahren hat. Arel hat gestern zu viel getrunken und verschlafen.“, gab Haley kopfschüttelnd zurück. „Okay, dann sollten wir uns jetzt mal beeilen.“, grinste Claire und lief los. Der Weg war wie immer nicht lang, denn die Arena lag recht zentral auf der schwebenden Insel. Calvor hatte das Glück seine Taverne ziemlich nahe an der Arena zu haben. Manche Kneipen hatten sogar umziehen müssen, weil die Adligen meinten, es gäbe zu viele Prügeleien, wenn direkt um jede Ecke Alkohol zu kaufen wäre. Und damit könnten sie recht gehabt haben. Als Claire mit Haley an der Arena ankam, hatten sich schon viele Leute angesammelt. Jeder wollte einen guten Kampf sehen, manche waren speziell auf Arel aufmerksam geworden, da er sich gegen Lyr behaupten konnte, der mal eben so einen schwarzen Vampir erledigt hatte. Obwohl die beiden wirklich ein unwürdiges und peinliches Ende für einen solchen Kampf abgeliefert hatten… Claire hatte sich vermutlich mehr geschämt, als die beiden zusammen.
„Da seid ihr ja.“, sagte Lyr und kam auf die beiden zu. Er drückte Haley kurz einen Kuss auf die Stirn und deutete in die Arena hinunter. „Sein Gegner wurde schon gewählt und es gefällt mir gar nicht wer es ist.“, erklärte er und führte die beiden zu einigen freien Sitzplätzen auf den Tribünen. Sie befanden sich recht weit unten, nahe am Kampfplatz. Von hier würden sie alles gut verfolgen können.
„Wer ist sein Gegner?“, fragte Claire misstrauisch. Ihr war Lyrs eigenartiger Blick nicht entgangen, also musste es jemand sein, der ziemliche Schwierigkeiten machen konnte.
„Tyril. Ein mächtiger Inquisitor, Elementarmagier und Arels ehemaliger Lehrmeister.“, erklang Keiras Stimme. Sie ließ sich neben Haley nieder und blickte gespannt auf den Kampfplatz hinaus. Claire unterdrückte den Impuls sie in der Luft zu zerreißen und überlegte.
Tyril… Irgendetwas war doch da gewesen. Das Bild von Arels nacktem Rücken drängte sich ihr ins Hirn. Die silbrigen Narben, die so gar nicht zu den Bissen und Kratzern der Monster passte. Arel hatte ihr erzählt, dass sie von seinem Meister stammten, dass er ihn immer geschlagen hatte. Aber viel mehr wusste sie nicht darüber. Claire spürte Arels Magie, bevor sie ihn sah. Normalerweise umgab ihn immer ein wenig Magie, da er einen sehr starken Bezug zur Luft hatte. Sie fühlte sich immer wie ein sanfter Hauch an, doch dieses Mal war sie chaotisch, unkontrolliert und… Sie lechzte nach Blut.
Gänsehaut breitete sich auf Claires Körper aus und ihre Hände wurden eiskalt. Nicht nur sie schien die Veränderung in seiner Magie zu spüren. Lyr und Haley versteiften sich, als Arel die Arena betrat und auf die Mitte zuging. Claire kaute unruhig auf ihrer Lippe herum. Sein Gesichtsausdruck war hart wie Stein und sie meinte hin und wieder ein elektrisches Knacken zu hören. Die Mordlust stand ihm deutlich in den Augen, als er stehen blieb und das gegenüber liegende Tor fixierte, aus dem sein Gegner heraus trat. Der Mann war stämmig gebaut, trug einen Anzug und ein provozierendes Grinsen auf dem Gesicht. Seine Lippen bewegten sich, als er lässig auf Arel zuging.
Claire konnte nicht verstehen was er sagte, doch es brachte Arel dazu den Kopf zu senken. Sein silbriges Haar fiel ihm in die Stirn, verdeckte teils sein Gesicht. Das Grinsen des Mannes wurde breiter und er blieb stehen. Er trug keine Waffen bei sich, seltsam für einen Inquisitor. Fast noch seltsamer als sein dämlicher Anzug. Nachdem der Kampfrichter den Kampf freigegeben hatte, standen die beiden sich immer noch reglos gegenüber. Tyril war sich offensichtlich seines Sieges sicher, die braunen Augen glänzten triumphierend, genauso wie seine Glatze. Fast hätte Claire gegrinst. Dann spürte sie, wie die Erde zu beben begann. Seltsame Ranken schossen neben Tyril aus dem Boden und wanden sich wie selbstdenkende Wesen durch die Luft.
Erneut bewegten sich seine Lippen, verzogen sich wieder zu diesem perversen Grinsen und Arel blieb nur stehen. Er tat nichts, hielt weiter den Kopf gesenkt und war umgeben von seiner blutgierigen Magie. Die Ranken peitschten hörbar durch die Luft und auf ein Kopfnicken Tyrils hin, griffen sie Arel an. Sie knallten neben und vor ihm auf den Boden, zerrissen seinen Mantel, sein Hemd und seine Hose, fügten ihm allerdings keine Wunden zu… Bis auf eine Ranke. Sie peitschte direkt neben Arels Kopf durch die Luft, zog einen blutigen Schnitt über seine Wange und für einen kurzen Moment, konnte Claire Arels Augen sehen, die unter seinem aufgewirbelten Haar zum Vorschein kamen. Der Ausdruck darin gefiel ihr gar nicht.
Er würde ihn töten, er würde ihn in der Luft zerreißen und ihm einen schmerzvollen Tod bereiten. ‚Ganz deiner Meinung.‘, erklang die schwache Stimme des anderen in Arels Kopf. Einer der seltenen Momente, in denen sie sich einig waren.
„Lange nicht gesehen, mein Sohn.“, sagte Tyril mit höhnischem Grinsen auf dem Gesicht. Arel war nicht sein Sohn, dieser kranke Bastard hatte ihn lediglich aufgezogen und trainiert. Das war alles. Arel schwieg, senkte den Kopf und sammelte seine Magie. Angezogen von ihr, verdeckten dunkle Wolken den Himmel, ließen die Arena in ihre finsteren Schatten versinken. Dann wurde der Kampf freigegeben und vertraute Ranken schossen neben Tyril aus dem Boden.
„Na, erkennst du sie?“, fragte der Inquisitor siegessicher. Natürlich erkannte er diese Ranken. Mit ihnen hatte sein Lehrmeister ihn damals ausgepeitscht, ihn dazu gezwungen seine Freunde zu töten. Und wenn Arel es trotzdem nicht getan hatte, nahm es Tyril selbst in die Hand. Er hatte seine eigene Frau getötet, weil sie sich gut um Arel gekümmert hatte. Dabei hatte er nicht einmal mit der Wimper gezuckt oder eine einzige Träne vergossen. Arel knirschte mit den Zähnen und fixierte seinen ehemaligen Meister mit stählernem Blick. Die Ranken schossen auf ihn zu, zerrissen seine Kleidung und hinterließen einen sauberen Schnitt an seiner Wange. Er war nicht tief und schmerzte auch nicht.
Donner grollte über den Himmel kurz bevor ein Blitz die Ranken verbrannte. Langsam zog Arel seine Schwerter. Starker Wind kam auf, Regen fiel vom Himmel und durchnässte Publikum und Kontrahenten. Tyril stieß ein raues Lachen aus, als er sich zur Seite drehte um einem weiteren Blitz auszuweichen.
„Du bist stark geworden. Aber das reicht noch lange nicht um mich zu töten.“, lachte er herablassend. Das wusste Arel nur zu gut. Um Tyril zu töten reichte es nicht, trotzdem würde er alles daran setzen es zu versuchen. Elektrizität schoss durch seinen Körper, als er die Entfernung zwischen ihm und Tyril mit einem Funkensprung überwand. Er tauchte hinter ihm auf, holte mit den Schwertern zu einem waagerechten Hieb aus und traf eine Mauer aus Felsen. Verdammte Erdmagie. Arel reagierte schnell. Er lief um die Mauer herum, wirbelte mit Wind den sandigen Boden auf und steuerte ihn Richtung Tyril. Dieser hob schützend die Arme vor die Augen um den Sand nicht abzubekommen. Jetzt war er ungeschützt. Arel ergriff diese Gelegenheit und stürmte auf ihn zu. Seine Schwerter durchschnitten die Luft, als sie auf seinen Gegner zuhielten, trafen dann jedoch auf massiven Wiederstand. Wieder eine Mauer aus Stein. Wütend zerbrach Arel die Schutzmauer mit einem Blitz. Dahinter war nichts. Tyril war weg. Etwas Hartes traf ihn am Rücken, schleuderte ihn auf den Boden und jagte einen scharfen Schmerz durch seinen Körper. Ranken stießen in der ganzen Arena durch den Boden, schlugen auf ihn ein und lähmten seinen Körper.
‚Steh auf du Waschlappen!‘, meldete sich Arel 2. Seine Stimme zitterte vor Zorn. Arel biss die Zähne zusammen und verstärkte den Griff um seine Schwerter. Mit einem weiteren Funkensprung brachte er sich an den Rand der Arena. Seine Beine zitterten, drohten jeden Moment nachzugeben und ihn in den nassen Sand fallen zu lassen. Der Regen war heftig, einige Zuschauer suchten Schutz an anderen Gebäuden, während die Ranken weiter wuchsen und durch die Luft peitschten. Zwei von ihnen kamen auf Arel zu, elektrisches Knistern erklang als sie kurz vor seinem Gesicht zu Asche verpufften. Elektrizität hüllte ihn ein, umgab ihn wie ein Schutzschild und pulverisierte auch die nächsten Ranken. Plötzlich tauchte Tyril neben ihm auf, zusammen mit einem Steinzapfen, der sich schmerzhaft in Arels Flanke bohrte. Ein weiterer Funkensprung brachte ihn einige Meter von der Gefahr weg, erschöpfte ihn jedoch noch mehr.
Er würde das höchstens noch einmal einsetzen können. Zorn stachelte ihn an, erhitzte sein Blut und ließ es in seinen Ohren rauschen. Den lauten Donner nahm er gar nicht wahr, als er den Wind um sich sammelte. Nach und nach entstand ein kleiner Tornado, der sich hinter Arel aufbaute. Er war nicht sehr groß, trotzdem riss er die seltsamen Ranken aus dem Boden, verschluckte sie und verbrannte sie mithilfe der Blitze zu Asche. „Hör auf mit den Spielerein.“, forderte Arel mit zorniger Stimme. „Ganz wie du willst.“, erwiderte Tyril ohne zu Zögern. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter und der Boden begann wieder zu beben. Weitere, wesentlich größere Ranken schossen wieder aus dem Boden und hielten dem kleinen Tornado stand. Sie griffen Arel an, durchdrangen sein Schutzschild aus Elektrizität und schleuderten ihn gegen eine plötzlich aufragende Felswand. Steine bohrten sich in seinen Rücken, einer kam sogar an seiner Schulter wieder heraus. Blut vermischte sich mit Regen während Arel an der Steinwand hing und sich nicht bewegen konnte. Sein Körper war durch die vielen Funkensprünge erschöpft, aber er konnte nicht so einfach aufgeben. Tyril kam auf ihn zu, eine kleine Ranke in der Hand mit der er sofort auf Arel einschlug, als dieser in Reichweite war.
Ein roter Striemen bildete sich auf seiner Brust, die durch das zerfetzte Hemd frei lag. Arel schrie vor Schmerzen auf und versuchte sich von der Felswand zu befreien. Doch er stellte fest, dass sich um seine Hände und Füße fester Stein gebildet hatte und ihn fesselte. Mit eisigem Blick starrte er den Inquisitor an, der immer weiter auf ihn einschlug. Die Wut feuerte Arels Magie an. Der Tornado entlud sich in einer Explosion aus Magie, riss Säulen um und wurde zu einer Druckwelle, die selbst Tyril von den Beinen fegte. Er landete fast am anderen Ende der Arena und rappelte sich etwas überrascht wieder auf.
Arel sog die Magie aus der Luft. Das Knistern wurde Lauter, deutlicher und schließlich raste ein greller Blitz vom Himmel und zerstörte die Felswand, an der Arel hing. Er selbst nahm keinen Schaden, fiel aber erschöpft auf die Knie und atmete schwer. Seine Magie war fast komplett aufgebraucht. Langsam stützte er sich auf seine Schwerter und zog sich hoch. Einen Versuch hatte er noch.
Claire glaubte nicht, was sie da sah. Der Inquisitor nahm Arel komplett auseinander, egal wie sehr sich dieser anstrengte. Sie spürte wie seine Magie immer schwächer wurde, sah wie er litt und wie verzweifelt er seinen Meister tot sehen wollte. Ihr Herz zog sich krampfhaft zusammen. Sie war drauf und dran in die Arena zu springen und ihm zu helfen, aber dann wären sie beide disqualifiziert worden. Außerdem würde es Arel wahrscheinlich nicht gefallen, wenn sie sich einmischte. Nervös spielte Claire mit einer Strähne ihres Haars herum, kaute auf ihrer Lippe und wippte ungeduldig mit dem Fuß.
„Claire, beruhige dich.“, seufzte Lyr, schien jedoch genauso angespannt zu sein. Viele der Zuschauer hatten sich beim Anblick des kleinen Tornados aus dem Staub gemacht. Nur die mutigen oder dummen waren geblieben um dem Spektakel beizuwohnen. Der folgende Blitz ließ ihr Tränen in die Augen schießen. Er war viel zu grell und zu mächtig für so eine einfache Felswand. Arel ging sehr verschwenderisch mit seiner Magie um und bemerkte es einfach nicht. Wenn er so weiter machte würde er auf jeden Fall verlieren. Wieder knisterte es heftig, als sich Arel auf die Beine zog und einen Schritt auf seinen Meister zu trat. Dann verwandelte sich sein Körper wieder in einen grellen Funken aus Blitzen.
Das verbrauchte den Rest seiner magischen Kraft. Der Funke steuerte direkt auf Tyril zu, bremste dann zwei Meter vor ihm ab und wandelte sich wieder in Arels normale Gestalt. Seine Brust hob und senkte sich unter schwerem Atem, als Arel die Schwerter fallen ließ, die letzten zwei Meter überwand und seinen Meister am Kragen packte. Starke Magie sammelte sich um Arel und Claire ahnte schlimmes. Er hatte doch nicht etwa vor seine Reserven zu nutzen, um sie mit einem Schlag freizusetzen und so eine verdammt starke Druckwelle mit zerstörerischer Kraft auf Tyril zu lenken… Das war lebensgefährlich! Claire sprang auf und beugte sich über das Geländer.
„Mach das nicht, Arel!“, schrie sie so laut sie konnte. Er schien sie nicht zu hören. Tyrils Augen weiteten sich, als er ebenfalls herausfand, was Arel vorhatte. Doch es war schon zu spät. Arels Magie entlud sich in einer heftigen, grellen Druckwelle aus Blitzen und Wind, die den Boden der Arena aufriss, die Wolkendecke teilte, weitere Säulen zerstörte und auch einen Teil der leeren Tribüne in Mitleidenschaft zog. Claire hielt sich am Geländer fest, während die Druckwelle ihr Haar wild durch die Gegend peitschen ließ. Auch Haley, Lyr und Keira hielten sich irgendwo fest und starrten fassungslos hinunter zu Arel und Tyril. Als das Licht der Blitze schließlich erlosch, standen die beiden Kontrahenten sich immer noch so gegenüber wie zuvor. Bis auf den Steinernen Schutzschild zwischen ihnen, der langsam bröckelte und zu Boden fiel.
Tyril hatte keinen einzigen Kratzer abbekommen, lediglich sein dämlicher Anzug hatte risse und war an manchen Stellen etwas angesengt. Arel hatte den Kopf wieder gesenkt und ließ langsam den Kragen seines Meisters los, der wieder dieses herablassende Grinsen auf den Lippen trug. Seine Arme fielen schlaff herunter, alle Magie war aus Arels Körper gewichen. Arel schwankte, stolperte einen Schritt zurück und hielt sich gerade so auf den Beinen.
„Das war ein schwacher Versuch.“, durchschnitt Tyrils Stimme die unheimliche Stille. „Das nächste Mal werde ich nicht mehr spielen.“, fügte er hinzu, wandte sich ab und schritt auf das Tor zu. Der Kampfrichter stand mit offenem Mund da, schien nicht zu wissen was er tun sollte, bis Arel dann die Augen schloss und zur Seite kippte. Das dumpfe Geräusch wie sein Körper auf den Boden aufschlug, drang wie eine Klinge in Claires Herz.
Hinter ihr sprangen auch die anderen auf, begaben sich zur Treppe, die in die Arena führte. Claire jedoch nahm den direkten Weg. Sie schwang sich über das Geländer und sprang hinab. Es waren nur ein paar Meter, weshalb sie sich bei der Landung nicht verletzte. So schnell sie konnte lief sie auf den bewusstlosen Arel zu.
„Arel!“, schrie sie ihre Verzweiflung und Sorge hinaus, bevor sie schlitternd neben ihm zum Stehen kam und sich in den nassen Sand kniete. Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken, rüttelte sanft an seiner Schulter und versuchte ihn zu wecken. Zwecklos. Er rührte sich nicht, atmete nur flach und war aschfahl.
Etwas vernebelte Claire die Sicht, ließ alles irgendwie verschwommen wirken. Langsam tastete sie über ihr Gesicht. Heiße Tränen rannen ihr über die Wangen und ein leises Schluchzen kam ihr über die zitternden Lippen.
Text: Sven B. & Jessica K.
Images: Jessica K.
Editing: Sven B. & Jessica K.
Publication Date: 12-27-2016
All Rights Reserved
Dedication:
An die wundervolle Person an meiner Seite, die mit mir zusammen dieses Buch schreibt und hinter der ganzen Idee steckt. Ein Genie im Schreiben, der bösartige Meister des Bösen, aber im Bedienen von gewissen kostenlosen Bildbearbeitungsprogrammen leider eher nicht so bewandert. ;-) - J
An meine wundervolle Partnerin, ein knuffiges Genie des Bösen und Rechtschreibkünstlerin (Grammar Nazi), die mir immer wieder sagt, dass das Bedienen von Grafikprogrammen nicht alles im Leben ist. Sie ist zu mindestens 50% an der Sache beteiligt und kann sich jetzt nicht mehr rausreden :-)