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Fallen Angels – Gefallene Engel
written by Fariba Talejman


Fallen Angels – Gefallene Engel

Beginnen sollte ich meine Geschichte, denke ich mir mal, am besten mit der Aufzählung einiger gefallener Engel, sowie den Gründen, aus welchen sie, von niemandem geringerem als von Göttervater Zeus persönlich, aus dem Himmel, sprich: dem Götterparadies Elysium, samt des Olymps, verbannt wurden:

Dabei setzte ich mal den Ex-Erzengel Luzifer ganz an den Anfang:
1.) Luzifer: Er war der hypertrophste aller Engel, der für die Ideale Hades’, (die auch zu den
seinen wurden), kämpfte, um Zeus vom Thron zu stürzen, und mit Hades zusammen, wie
von ihm versprochen, den Olymp regieren zu dürfen…
So begann er eines Tages damit, sich Intrigen gegen Zeus zu ersinnen, bei denen er
versuchen würde, ihn aus dem Hinterhalt fast bewusstlos zu würgen, um so den
Herrscherblitz seiner Vorfahren, (den Titanen), zu erpressen, um ihn damit, und falls dies
nicht gelingen sollte, wenigstens mit Hilfe eines Chirubimenschwertes vernichten zu
können…
2.) Black-Drakios: Luziufers Reittier, der traurig vor sich her vegetierende schwarze Drachen
mit den neidgelben Augen, der lediglich Ruß und Rauch speien konnte (nach dem Motto:
Hasta la vista Baby! I will be black!)
Ja, auch er war unzufrieden mit sich und eifersüchtig, auch wenn seine Eifersucht nur
einem, dem so genannten „chinesischen Glücksdrachen“ galt.
Aber allein schon aufgrund seines wunderschönen Erscheinungsbildes würde auch jeder
andere Drachen vor Neid verblassen oder gelbäugig werden; mal völlig abgesehen von
seinem „Wunderhauch“ - aber zu dem komme ich gleich noch…
Zunächst mal war der Glückliche schon aufgrund seines atemberaubenden Aussehens
für alle eine Augenweide, denn er war mit silbrig-azurblau bis weißlich-perlmuttfarben,
seidenweich glänzenden Schuppen ausgestattet, die mit einem sanften Fell überzogen
waren, das sich wie Plüsch anfühlte, wenn man mit der Hand hinüber strich.
Zweitens hatte er seinen Namen auch seiner hell vor Freundlichkeit erstrahlenden
Gesichtszüge und seinem stets sonnigen Gemüt zu verdanken, das er natürlich letztlich
auch seiner großen Beliebtheit wegen besaß.
Drittens besaß er die ungeheure Fähigkeit, aus seinem Mund neue Menschenseelen zu
hauchen, die wie durchsichtige Sperlinge aus seiner Kehle flatterten.
Und viertens waren seine Bewegungen, trotz seines Mehrgewichts, im Vergleich zu
Black-Drakios, viel anmutiger und geschmeidiger als die seinen; zumal er auch noch die
größeren, kraftvolleren Schwingen besaß.
Daher bewunderten alle stets nur den einen, und würdigten Black-Drakios fast keines
Blickes, da dieser leider bloß noch einer dürren, alten, schwarzen, glanz- und kraftlosen
Mähre glich, die auch über keine besonderen Fähigkeiten verfügte und die sich c) allem
Anschein nach, nur noch auf schwächelnden, sich in einem Degenerationsprozess
befindlichen Schwingen, sozusagen, in der Luft über Wasser hielt.
Darum kümmerte sich auch nur der ebenso unzufriedene Luzifer um ihn, der ihm sogleich
sein Zeichen (ein angeborenes, unter seinem Kopfhaar verborgenes Feuermal, die 666)
auf dessen Hintern brannte (, ihm also ein so genanntes „Branding“ verpasste).
3.) Hermes: Auch ihm wurden die Flügel von seinen Laufschuhen abgehauen, und zwar nicht
nur weil er zunehmend respektloser gegenüber den Göttern, Erzengeln sowie den
Himmelswächtern, den Cherubim (hebräische Mehrzahl von „Chirub“) auftrat und sich
vor Blasphemie nicht mehr hätte selbst retten können. – nein, vor allen Dingen; weil er
sich auch des Verbots widersetzt hatte, mit Hades zu sprechen und sich dabei mit ihm
gegen Zeus verbünden konnte, auch wenn er lediglich als Vermittler zwischen Hades und
Luzifer fungierte. Aber, wie gesagt, andererseits hatte er durch die Unterhaltung mit
Hades natürlich auch jegliche Achtung vor Zeus verloren… (- aber dazu später noch
Genaueres!)
4.ter gefallener Engel: Der Minotaurus, der zwar auf zwei Beinen ging und den Oberkörper
eines männlichen Menschen besaß, jedoch den Kopf sowie auch den Verstand eines
wilden Tieres.
Er stammte aus einem Versuchslabor der Götter Zeus und Poseidon und galt für beide als
missratenes Experiment. Denn was sie nicht wussten, war, dass sich ihr von Zeus betrogen
fühlender und daher rachsüchtig gewordener Bruder Hades an seiner Charakterformung
klammheimlich auch beteiligt hatte!
Und zwar hatte er sich für seine beiden Brüder sowohl unsicht- wie auch unhörbar
gezaubert und war quasi lautlos hingeschlichen, während er jedoch für den Minotaurus
durchaus von Kindesbeinen an als ihn hypnotisierend flüsternde Stimme vernehmbar war.
Auf diese Art und Weise hatte er ihn auf Zeus zornig gemacht und ihm einen vor
aufbrausender Wut unberechenbaren Charakter verleihen können, ganz abgesehen davon,
was Zeus ihn gelehrt haben mochte…
Ursprünglich sollte der Minotaurus der Himmelsgarde, den Chirubim dienen. Doch, als er
mit seinen gewaltigen Hörnern und seiner ausgeprägten Muskulatur auf sie losging, statt
ihnen beizustehen und auf sie wie ein Schoßhund zu gehorchen, wurde er von Zeus in die
Unterwelt verdammt…
5.) Tantalus, aber aus ganz anderen Gründen, und zu einer anderen Zeit; schon lange bevor
Luzifer zu Hades in die Unterwelt verstoßen wurde…–
- Okay, ich erzähle es Euch kurz: Ihm wurden seine schwarzen Flügel abgeschlagen, weil
er das Vertrauen der Götter vorgetäuscht hatte, um einmal auf einem ihrer Feste an einem
Göttermahl teilnehmen zu dürfen, wobei er ihnen, die ausschließlich für sie vorbehaltene
Zutat Ambrosia entwendet hatte, um sie den Sterblichen auf der Erde zu schenken.
Zudem hatte er dort noch einige Geheimnisse der Götter ausgeplaudert und danach seinen
Sohn Pelops abgeschlachtet, weil der ihm irgendwann irgendwie nur noch im Weg zu
sein schien, hatte ihn als Braten zubereitet, mit einem Hauch Ambrosia gewürzt und ihn
letztlich den Göttern als Mahl untergejubelt…
Als sie dies jedoch vom Orakel [allerdings erst im Nachhinein, da Tantalus sie zuvor mit
Schlangengift (Botoxtropfen um genau zu sein) betäubt hatte] Paula-Okta erfahren hatten;
die all’ seine Gedanken vorher noch gelesen hatte, wurde er daraufhin von den Göttern in
die Unterwelt gestürzt, wo er, für immer und ewig dieselben Qualen durchleiden sollte:
Und zwar Durst, Hunger sowie kalte, nasse Füße.
Gemeinerweise verstärkte Zeus dessen Sehnsucht nach Ess- und Trinkbarem nämlich
noch, indem er einen Baum zu ihm hingepflanzt hatte und ihn in einem See stehen ließ.
Und, jedes Mal, wich ein Ast voll süßer reifer Früchte über ihm, seiner danach greifenden
Hand aus und das Wasser unter ihm zurück, wenn er sich danach bückte. Die Erlösung
sollte für ihn also stets in greifbarer Nähe erscheinen, aber dennoch für alle Ewigkeit
unerreichbar bleiben…
6.) Die Böhzen Onkelz?! – Zumindest singen (oder sollte ich besser sagen: grölen) sie in
wenigstens einem ihrer Lieder, dass sie gefallene Engel wären – allerdings auf der Erde
wohnend, da in der Hölle wohl kein Platz mehr für sie vorhanden war… (?! - )
7.) Die „Red Bulls“: Stiere mit orangerot leuchtendem Fell, welche allerdings mal aus
ganz anderen Gründen die Flügel abgeschlagen bekamen. Denn: Ihnen waren ja bloß
Flügel gewachsen, weil sie auf der Erde, einen gleichnamigen Energiedrink zu sich
genommen hatten, der sie a) zu übermütig werden ließ und ihnen, b)zu allem
Überschwang auch noch Flügel schenkte, obwohl sie von der Erde stammten und im
Himmel gar nichts verloren hatten. Deshalb verdonnerte Zeus sie dazu, wieder zu
normalen, irdischen Rindern zu degenerieren.
8.) Bleiben am Ende der Liste zum Thema „gefallene Engel“ noch die Wasserfälle in Nord –
Amerika, (wenn ich mich nicht irre); die so genannten „Angel-falls“(, von denen es auf
Elysium geradezu wimmelt und die dort ebenso als diese bezeichnet werden…)

So, komme ich nun zu den guten Engeln:
Da wären zum Beispiel:
- Die männl. Erzengel: Gabriel, Michael, Daniel und „Little Samuel“ (der jüngste unter
ihnen, der neugeborene Erzengelzuwachs)
- Der weibl. Erzengel: Gabriela, die die Mutter Little Samuels ist
- Die Elohim: Die so genannten „Lichtvollen“: Sie sind Engel aus gleißendem Sonnenlicht und haben Herzen wie Prismen, in denen sich alle Farben des Lichts wie Regenbögen reflektieren.
Und die Cherubim: Die Himmelswächter, was heißt, dass es sich hierbei um Engel handelt,
die mit Schwertern und Schildern bewaffnet sind…
Zu negativen Ereignissen wird auch der Engelskongress einberufen:
- Der Engelskongress, der nach dem Befragen des Himmelorakels*, das sämtliche Begierden
aus dem Gedankengut der zu Verurteilenden lesen kann, seine Entscheidungen fällt.

*Was der Menschen Orakel, die sehende Hohepriesterin Phytia auf Erden ist, durch die der
Gott Apoll zu ihnen spricht; ist für die Götter Paula-Okta, eine Tochter Poseidons, die aus
der Verbindung mit dem weiblichen Engel Angela stammt, und die Tentakeln eines Kraken
auf dem Kopf trägt wie Haare. Aber Vorsicht: Hierbei sollte man sie nicht mit Medusa zu
verwechseln, denn Paula-Okta wohnt bei Zeus im Olymp, während Medusa bei Hades in der
Unterwelt ihr Dasein fristet…

Aber nun mal abgesehen von den menschenähnlichen Engeln, denn außer denen gibt es auf Elysium auch noch animalische Engel, wie z. B. die Flügelrösser, wovon die Pegasusse Hengste und die Pegsusen Stuten sind.
Neben ihnen gibt es noch die Pegasuseinhörner, die aus der Paarung von Flügelrössern mit einhörnigen Ziegen stammen, die mit nur einem Horn, mittig auf der Stirn sitzend, geboren wurden.
Auf der Erde werden sie von Menschen bewundert, jedoch von ihren Artgenossen, den zweihörnigen Ziegen leider ausgestoßen.

Weiterhin gibt es noch die halb animalischen Engel wie die Flügel-Zentauren:
a) Pferde mit Menschenoberkörper und Menschenkopf inklusive Flügeln auf dem Menschen -
rücken, da sie aus einer Verbindung mit menschenähnlichen Engeln stammen.
b) Zentauren mit Flügeln auf dem Pferderücken, die aus einer Verbindung mit Pegasussen
oder Pegasusen stammen.
Auf c) komme ich später in einem anderen Zusammenhang zu sprechen!

Weiterhin es gibt geflügelte Hirschkaninchen, so genannte Wolperdinger, die erstmal aus der
Verbindung von Zwergreh mit Kaninchen stammen (so genannte Jackolopes), die sich dann,
obendrein wiederum mit Zwerg-Flügelrössern gepaart haben.
- Ach, und ja, Zwergwüchsigkeit kommt selbst bei Himmelsrössern vor! -
- Und man sieht übrigens lediglich den männlichen Kaninchen, dass sie vom Zwergreh
abstammen, weil nämlich nur die auch die Fähigkeit besitzen, sich ein Geweih wachsen zu
lassen.

Ja, all’ diese Wesen leben nun im Lande Elysium, im Paradies samt dem Olymp, dem Götter -tempel!
Und die Engelsharfe, mit Saiten aus güldenem Engelshaar wird von niemandem schöner gespielt als von geflügelten Satyrs, die vom Gott Pan abstammen, der halb Mensch, halb Ziege ist und selbst keine Flügel auf dem Rücken trägt, aber dennoch auf einer Wolke im Himmel wohnt, weil er so wundervoll auf seiner Panflöte spielen kann, dass die anderen Götter dabei in Ekstase geraten.
Und ja, man kann sich ja inzwischen fast schon selbst denken mit welcher Art von Engeln die Flügel-Satyrs entstanden sind. (Einhörnische Ziegen dabei ausgeschlossen!) – Also, Antwort: Mit menschenähnlichen natürlich! Denn sonst könnten sie ja nicht so hold und göttlich auf der Harfe herumklimpern! …
[Während die Engel von Zeus, seiner x-ten Gemahlin, derzeit Hera, und seiner Tochter Athene größten Teils dazu angewiesen wurden in Trompeten und Fanfaren zu blasen wie z. B. der Erzengel Gabriel, der vollwangig, seine ganze musische Freude an diesen Blasinstrumenten zum Ausdruck bringt. Und seine Gefährtin Erzengelin Gabriela singt dazu in Sopran mit einem Kinderengelchor, dem auch Amor (ein kleiner dicker mit Pfeil und Bogen) angehört: „Wir preisen Dich, oh Zeus; dass Du dich des Lebens freust; oh Herr, wir preisen dich so sehr, wir Engel, Satyrs und Propheten* mit Harfen, Posaunen und Trompeten!“]
*Ach ja, einer der bekanntesten Propheten dürfte wohl Moses sein, der natürlich auch im Himmel wohnt…

Und landschaftlich, wie schon erwähnt sind die Angel-falls mit den silbrigen Wingpois nicht zu verachten:
Wunderschöne Wasserfälle, aus denen, auf Elysium, fliegende, schmetterlingsähnliche Fische, die so genannten „Wingpois“ springen bzw. flattern… - Aber das nur so nebenbei. -

So, und jetzt mal ganz sachlich zu der Frage: Wie kommt es zur Verbannung bestimmter Engel aus dem Paradies? - Antwort: Niemand geringeres als Hades steckt dahinter!
Was ihn betrifft, so muss ich zunächst mal über einige Missstände aufklären, die sich bei der göttlichen Aufteilung der Welten ereignet hatte:
Ur-ehemals herrschten die so genannten „Titanen“ oder auch „Urgötter“ über die gesamten
Weltreiche – Gaia und Unranos waren die Großeltern von Zeus, Poseidon und Hades, wovon Zeus ihr ältester Enkelsohn war…
Und so wie einst Gaias und Uranos’ Sohn Kronos seinen Vater vom Thron gestürzt hatte, so beschloss eines Tages auch Zeus seinen Vater Kronos vom Thron zu stürzen und in Besitz des Herrscherblitzes zu gelangen… während Kronos und einige andere männliche wie weibliche Titanen in einem Verließ vor sich her vegetieren mussten…
Darum beanspruchte Zeus den Himmel auch für sich, gestand Poseidon wenigstens die Meere zu und betrog seinen jüngsten Bruder, um ein schönes Weltreich, in dem er ihm lediglich die Unterwelt mit dem Tarnnamen „das Reich des Feuers und der Flammen“ zugestand.
Diese Tatsache machte Hades natürlich zornig auf ihn, so dass er eines Tages Rachpläne zu schmieden begann und Hermes, den Götterboten, der sozusagen als Postbote zwischen den Welten Nachrichten verteilte, dazu missbrauchte, im Himmel Unfrieden zu stiften…

Also geschah Folgendes:
Nachdem Hades‘ erste Aktion mit dem Meeresungeheuer durch Perseus, einem Halbgott und Sohn des Zeus (aus einem Akt mit einer irdischen Frau) gescheitert war, schickte Hades Luzifer ins Spiel (;mit dem Versprechen, dass er mit ihm das Himmelreich regieren dürfe, sobald er Zeus, am besten tot, vom Thron gestürzt habe)…
Als Botschafter hierfür benutzte Hades Hermes… Und dieses Unterfangen trug sich folgender maßen zu…

Alles begann also damit, dass Hades eines Tages Hermes zu sich rief, als dieser gerade die göttliche Tageszeitung verteilte, die auch Hades lesen durfte.

Hades: „Warte mal, mein edler, von Zeus gesandter Jüngling!“
Hermes: „Nein, Hades, es ist mir verboten, mit dir zu sprechen!“
Da riss Hades ihm am Arm und entgegnete ihm:
„Ja, ich weiß. Und nun bleibst du hier, damit ich dir erzählen kann, warum Du es
nicht darfst!“
Hermes, schwach und ängstlich schwitzend:
„Wawa was meinst du mit „Und nun bleibst du hier“?“
Hades: „Ich weiß, dass du dich vor mir sehr fürchtest. Aber Du fürchtest dich nicht halb so
viel vor Zeus wie vor mir, nicht wahr?!“
Hermes: „Ää- äm! Ja, das mag schon so sein.“
Hades: „Aha! Und nun sage ich dir: Das solltest du aber!“ und hauchte ihm dabei Ruß in sein erzitterndes Gesicht, während ihm gleichzeitig ein kalter Schauer über den Rücken lief. Schließlich stammelte Hermes so was wie:
„Wwww… Warum?!“
Und Hades fauchte geradezu:
„Weil auch Zeus böse ist! Und das vielleicht sogar noch mehr als ich! Denn: Weißt
du was mich so böse macht?!“
Hermes: „Nana-nein!“
Hades: „Dann sage ich es Dir jetzt: Es ist mein Zorn auf ihn. Und glaube mir, niemand außer
mir hat das Recht, so zornig auf ihn zu sein wie ich!“
Hermes: „Und wa- warum bist Du so zornig auf ihn?!“
Hades: „Nun schau’ dich mal hier um, Hermes! Gefällt es dir hier etwa?“
Hermes: „Nnana-nein!“
Hades: „Aha! Meinst du mir gefällt es hier etwa?!“
Hermes, verwundert:
„Etwa nicht?!“
Hades: „Nein! Ich bin nur hier, weil Zeus mich hierher verdammt hat. Ich bin nur hier, weil
ich jünger war als er, der jüngste von drei Brüdern. Und so jung und naiv wie ich
damals war, freute ich mich auf meinen Anteil des Weltreichs! Sich hat Zeus fast
alles gegeben, die Meere haben ihm nicht viel bedeutet, darum zweigte er sie
„großzügigerweise“ Poseidon ab, und für mich blieb nur der Dreck, den keiner
haben wollte und den er mir als „das Reich des Feuers und der Flammen“ unter -
zujubeln wagte!“
Und hauchte Hermes wieder Teer ins Gesicht, bevor er mit seiner Rede fortfuhr:
„Ja, ich spüre es an deinem Arm wie du vor meinem Zorn erzitterst. Aber nur ruhig
Blut mein Junge, denn wenn es draußen blitzt und donnert, dann fürchtest du dich
ja auch nicht vor Zeus! Okay, hör’ zu. Ich weiß, dass du nicht, mit mir sprechen darfst,
und du weißt jetzt auch warum! Es ist keine Sünde, wenn du mit mir sprichst, denn Zeus
hat sich selbst an seinen Eltern und seinem jüngsten Bruder versündigt!
Und wenn selbst er gesündigt hat, dann darf ich auch mit dir und du mit mir sprechen.
Gäbe es dich nicht, hätte ich gar keinen Kontakt mehr zu meinen Brüdern und wüsste
überhaupt nichts mehr über das globale Weltgeschehen, außer dass für mich bloß alle
bösen Jungs und Mädels „abfallen“ – sozusagen. Sie sind nicht die weiße Gischt des
Meeres, sondern nur die eitergelbe. – Sie sind der Abschaum des Meeres und der
Abschaum der Erde, über die ich bloß nicht herrschen darf, weil sie angeblich zum
Himmel dazugehört. Aber auch das ist nur eine Lüge von Zeus;
denn, wäre er fair zu mir gewesen, könnte die Erde mir gehören. Stattdessen muss
ich mich mit dem hier begnügen!“ (Arme ausbreitend). „Und jetzt sag’ mal ehrlich,
Hermes; findest du das etwa richtig?!“
Hermes, aufhörend zu zittern:
„Nein!“
Hades: „Na also! Dann hast du es ja kapiert, mein Junge! – So und nun hör’ mir gut zu:
Erstmal erweise ich Dir etwas Gastfreundschaft, damit Du merkst, dass ich Dir nichts
Böses tue. Glaub’ mir, Du kannst mir vertrauen. Und gegen Zeus’ Spielregeln zu
verstoßen, glaub’ mir, ist nichts wirklich Böses, vor allen Dingen nicht, was mich
betrifft. So, komm’ und nun setz’ dich her und rauch’ mit mir aus dieser Wasser -
pfeife und du wirst sehen, wie gut es dir danach ergeht.“
Hermes setzte sich und fragte ihn:
„Hast du auch was zu trinken für mich? Es ist höllisch heiß hier unten!“
Hades: „Ja, aber selbstverständlich. Medusa wird uns beiden einen wohlschmeckenden Tee
kochen. Aber du darfst ihr nicht in die Augen sehen, wenn sie kommt, um ihn uns zu
reichen. Halte dein Haupt stets gesenkt und sieh’ ihr auf die Füße. – Doch niemals
ins Gesicht! Hast du kapiert?“
Hermes, wiederum erzitternd und mit dem Kopf nickend:
„Ja!“
Hades: „Auf, nun nimm’ erstmal einen Zug aus dieser Wasserpfeife!“
Hermes: „Aber ich bin Nichtraucher!“
Hades: „Du dummer Kerl. Du lebst zu keuch dort droben im Himmel. Du hast dein Leben
noch überhaupt nie genossen! Also los, versuch’ es!“ (und klopfte ihm dabei auf die Schulter)…Hermes zog also an der Wasserpfeife und muss husten – zu Hades Vergnügen.
Hades lachte vollhalsig, Medusa kam, auf zwei winzigen Füßchen trippelnd, aber dafür mit einem umso längeren Schlangenschweif, herangeschlichen und züngelte mit ihrer Reptilzunge:
„Zzzsso, Hadesss! Der Botox-sss-Tee issst fertig!“
Sie servierte ihn ganz vornehm in zwei chinesischen Teetässchen auf einem Silbertablett.
Hades nahm die Tassen herunter, während Hermes ängstlich, in einer Sitzmuschel kauernd, auf den Boden starrte. Mit einer Narben rund um den Hals, als hätte man ihr schon mal den Kopf abgeschlagen und mit groben Stichen wieder angenäht, beugte sich Medusa interessiert herunter, in der Versuchung, von unten einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, während
Hermes die vielen Schlangen auf ihrem Kopfe züngeln hörte, so ein Wirrwarr von Gezüngel, doch er wagte nicht, sie anzusehen. Da griff Hades endlich ein. Sie am Schlangeschopf zu sich herunterziehend, befahl er ihr:
„Lass’ sofort von ihm ab, du neugierige und schlimmste Schlange aller Schlangen! Du
kannst jetzt wieder gehen. Und Dankeschön für den Tee!“ - Sie gehorchte. -
Und Hades erklärte ihm:
„Sie ist von Zeus hierher verdammt worden, weil sie ihm zu freizügigen Umgang mit
Männern gepflegt hatte und so verdonnerte er sie dazu, dass jeder Mann, in dessen
Gesicht sie künftig blicken wird, sich auf der Stelle in Stein verwandelt. Dabei ist dies
noch nicht einmal ihr eigener Wille, denn sie ist ein Vamp, gierig nach lebendigen
Männern… Aber wie das Schicksal so spielt, traf sie eines Tages dieser Fluch wie ein
Blitz vom Himmel und gab ihr obendrein diese Gestalt. Nur mich spart dieser Fluch aus,
weil ich ein Gott und damit Zeus ebenbürtig bin!“ –
Und während er sich dabei wie ein Gorilla auf die Brust klopfte, verschwand sie wieder im Dunkeln.
„So, nun bist du wieder sicher vor ihr Hermes.“, versicherte ihm Hades, nachdem er nichts
mehr von ihr erkennen kann,
„Und nun nimm’ ruhig einen Schluck, von diesem köstlichen Tee, der deine Nerven
ebenso entspannen wird wie der Zug aus meiner Wasserpfeife eben. Und wie du nun
siehst; ist Zeus der Böse und nicht ich; denn ich sehe die Sünden der Menschen etwas
entspannter als er. Darum habe ich unter ihnen auch schon Verehrer. – Und zu Recht,
finde ich; denn Zeus, dieser scheinbar so heilige Moralapostel, ist selbst nicht besser als
einer seiner Sünder. Doch nur ich und Poseidon wissen das. Und während Poseidon ein
Heuchler ist und Zeus Schleim scheißend aus der Hand frisst, sage ich allen die
Wahrheit!“
Hermes trank aus, seine Sinne verschwommen in einander und er sah die trostlose Unterwelt plötzlich viel bunter. Aus pechschwarz wurde jäh heller lichtes Weiß, aus hellgrau – rosa und aus dunkelgrau – gar rotgold. – Es waren die Flammen, die sich in seinem Kopf mit den restlichen Farben vermischten, sodass er keine karge Landschaft mehr mit ein paar Flammen sah, sondern ihm jäh alles so schön erschien, als wäre es eine Landschaft in Elysium. Und er
schien bald gänzlich gelöst und begann sich wohl zu fühlen. Der Tee und der Inhalt der Wasserpfeife (natürlich Marihuana) zauberten ihm ein Lächeln ins entspannte Gesicht. Seine Ohren vernahmen die raue, düstre Stimme von Hades nun wie Vogelsang, wie das Zwitschern einer Lerche, die ihm unermüdlich die Wahrheit ins Ohr trällerte…
Hades weiter:
„Als Eva die rotgoldne Frucht am Baum im damals so genannten Eden entdeckte, den so
genannten „Apfel des Wissens“, dann ward ihr Hineinbeißen für Zeus bloß deswegen
eine Sünde, weil ich dieser Frucht, die Wahrheit über ihn ins Kerngehäuse gelegt habe,
auf die sie leider, aufgrund dessen, dass Zeus sie die Frucht nicht zu Ende essen ließ, nie
gestoßen ist… Und dennoch strafte er sie, für den Versuch, von dem sie dennoch einige
andere Lichtblicke erfuhr, von denen die Menschheit nichts wissen sollte…“
Umso mehr Hermes von Hades hörte, dessen Worte nur so plätscherten und ihn zu hypnotisieren schienen, desto mehr verschlug es ihn auf seine Seite und er erklärte sich letztlich dazu bereit, sich an der Verwirklichung seiner Rachepläne zu beteiligen.
Hermes’ Aufgabe war ja auch nicht weiter schlimm. Schließlich sollte er ja bloß dem Erzengel Luzifer eine Nachricht überbringen…
Und so suchte Hermes ihn alsbald droben im Himmel auf, überzeugt davon, dass er das Richtige tat…Drum entstand bereits am nächsten Morgen folgender Dialog…

Hermes: „Psst, Luzifer!“
Luzifer: „Ja, Hermes. Was gibt’s denn Neues?“
Hermes: „Psst! Wir müssen leise sein, wenn wir darüber reden!“ Und begann ihm fast schon
ins Ohr zu flüstern;
„Weißt du was? Ich habe gerade was hoch Interessantes von Hades erfahren; etwas
über Zeus!“
Luzifer, entsetzt:
„Was? Von Hades?! Aber du weißt doch genau, dass wir nicht…“
Hermes unterbrach ihn:
„Ja, ich weiß. Das diente jedoch alles lediglich dazu, um uns hier oben bei Zeus über
sein wahres Wesen im Ungewissen zu lassen. A) Ist er nicht der Göttervater, als den
er sich hier ausgibt. B) Hat er seine Eltern mit Waffengewalt vom Thron in ein
Verließ gestoßen und hat C) seinen kleinen Bruder Hades mit der Unterwelt
betrogen. Angeblich hätte er ein wunderschönes Reich bekommen sollen. Drum hat
Zeus die Unterwelt damals auch nicht direkt als „Unterwelt“ bezeichnet, sondern
als „das Reich des Feuers und der Flammen“. – Bloß den ganzen Ruß und Teer hat
er ihm bewusst verschwiegen!“
Luzifer wurde ganz Ohr und bat ihn interessiert darum, weiter zu erzählen…
Und aus Hermes sprudelte alles nur so heraus wie aus einem, einen in seinen Bann ziehenden Strudel…

Und deshalb, seitdem Luzifer nun die Wahrheit über Zeus von einem „zwitschernden Vögelein“ erfahren hatte, beschloss er Hades zu helfen, zumal Hades ihm über Hermes versprochen hatte, mit ihm zusammen über Himmel und Erde regieren zu dürfen, sobald Zeus nicht mehr existieren würde…
Zeus sollte also nicht bloß vom Thron gestürzt und in ein Verließ gestoßen werden, wie er es einst mit seinen Eltern getan hatte… – Nein, Hades wollte noch weiter gehen… –
Doch dazu bedurfte es schon des Herrscherblitzes oder dem Schwert eines Chirubs…

Luzifer dachte nach und kam auf den Gedanken, dass es wohl das Beste wäre, ihn und seine Gemahlin Hera, nachts im Schlaf bewusstlos zu würgen, um an den Blitz zu kommen, aber ob das so einfach werden würde?! …Schließlich ließ Zeus sich gut bewachen. Und wer wusste schon, wo er den Herrscherblitz versteckt hielt?!…
Zudem müsste er die Chirubim überfallen, gleich mehrere bewusstlos würgen, um wenigstens an eines ihrer Schwerter zu gelangen und sie gegebenenfalls sogar erstechen, wenn ihm nichts anderes übrig bleiben sollte...

So beschloss Luzifer, eines Tages, um den Plan für sich selbst einfacher zu halten, Zeus unter irgendeinem Vorwand, in den Irrgarten zu locken, in welchem er, durch nach ihm, in Form geschnittene Hecken und Bäume, so groß verherrlicht wurde…

Folglich schlenderte er eines schönen Morgens zu ihm hin, um ihn bei einer Tasse Tee und einer Schachpartie, zu einem so genannten Versteckspiel einzuladen…
Beim Schach hatte er Zeus übrigens noch nie geschlagen.
Er begann zu plaudern und Zeus stutzte schon ein wenig, aber er ließ sich darauf ein, sich in den nächsten Tagen mal dort mit ihm zu treffen.
Für die nächsten Tage gab Luzifer dem Gärtner frei, indem er ihm gegenüber behauptete:
-„Die Hecken hier sind doch vollkommen überpflegt. Du hast sie schon dermaßen übergossen, so
dass sie bereits zu faulen anfangen und ferner sind sie zu stark beigestutzt, so sehr, dass sie gar
schon begossenen Pudeln gleichen! Wie soll Zeus sich darin wieder erkennen können?!“
Und so, entsetzt über Luzifers Hecken-Diagnose und daran glaubend, blieb der Ärmste ab dem nächsten Tag tatsächlich frustriert zu Hause auf seiner Wohnwolke und betrank sich mit Rotwein.
In dieser Zeit rief sich Luzifer bei Zeus in Erinnerung, und sie trafen sich, u. a. auch, um ihm die angeblich kaputt gepflegten Hecken zu zeigen.
Nachdem sie gemeinsam ein wenig, zwischen ihnen herumgeschlendert waren, meinte Luzifer jäh zu Zeus:
-„Oh, die Hecken hier sehen aber gar nicht mehr gut aus und sie riechen auch irgendwie nach Fäulnis“, ging schnüffelnd näher, griff nach einem Ästchen, sah sich die Blätter an und fuhr fort:
-„Oh, und was haben wir denn hier? Das sieht ja sogar nach Blattläusen aus!“ Und Zeus antwortete entsetzt:
-„Wie bitte, nein, das kann nicht sein. Der Himmelsgärtner kümmert sich verdammt gut hier um alles!“ Daraufhin Luzifer:
-„Doch, Eure Heiligkeit, schauen Sie mal genauer hin“; und hielt ihm das eine Ästchen, ihm dabei damit schon fast die Augen ausstechend; in die Augen, sie sozusagen damit streifend.
Davon wiederum erschrocken rief Zeus:
-„Sag‘ mal, spinnst du? Pass’ doch besser auf, was du tust!“ Seine Augen tränten und im Glaskörper (im weißen Teil des Augapfels) waren von der unsanften Berührung mit dem Ast kleine rote Äderchen geplatzt.
-„Oh, Entschuldigung“, erwiderte Luzifer voller Ironie in der Stimme und hämisch dabei grinsend:
-„Das tut mir aber jetzt echt leid. Du musst ja weinen!“
Daraufhin Zeus:
-„So ein Unsinn, Unfug, Dumpfflug! Meine Augen tränen automatisch, weil du mir eben so grob einen Ast hineingefuchtelt hast!“
Da lenkte ihn Luzifer ab, indem er plötzlich rief:
-„Ach, fang’ mich doch! Versuch’ mich zu kriegen, wenn du kannst!“
Und ward mit einem Mal verschwunden…
Und während Zeus sich noch mit seinem Augenschmerz beschäftigte und sich fragte, was Luzifer wohl weiterhin mit ihm vorhatte und ob er sein suspektes Versteckspiel für gut heißen sollte; wurde er bereits aus dem Hinterhalt von Luzifers Armen gepackt und penetrant am Hals gewürgt. –
Wäre da nicht gerade, schon etwas Böses ahnend, der Glücksdrache mit dem angesäuselten Gärtner auf dem Rücken vorbei geflogen gekommen, sodass Luzifer von seinem Attentat auf Zeus ablassen musste…

Dennoch; er hätte ihn auf diese Art sowieso nicht vernichten können. Drum unterrichtete ihn Zeus:
-„Du hättest mich sowieso nicht töten können, was bildest du dir ein? Und was soll das alles
überhaupt?“
Luzifer:
-„Was das soll?! - Der Herrscherblitz, wo hast du ihn? Der steht dir gar nicht zu! Ich hab’
keine Angst mehr vor dir!“
Zeus:
-„Wie bitte?! Wie kommst du denn auf so was? Das ist ja eine Bodenlosigkeit! Und ob du dich
vor mir fürchtest oder auch nicht,…für deine Untat werde ich den gesamt-olympischen
Himmelsrat zusammenrufen und dann werden wir uns zusammensetzten und über eine
angemessene Strafe für dich beraten.“

Dennoch, Luzifer wusste genau, dass es bis dahin noch einige Tage Zeus kosten würde, um den Engelskongress samt dem gesamt-olympischen Himmelsrat zusammengerufen haben zu können…–
In dieser Zeit sorgte Luzifer dafür, sich einen ebenso unzufriedenen Gefolgsmann zuzulegen: Black-Drakios, die depressive Drachenmähre…
Mit ihm zusammen beschloss er kurzer Hand die Chirubim zu überfallen, die nachts so gut den Herrscherturm bewachten, in denen sich einer von zwei Thronen Zeus’ befanden, sowie sein Schlafgemach.
Und so flog Luzifer bald darauf des Nachts, von der Dunkelheit getarnt, auf dem Rücken des schwarzen Drachen sitzend, an einen der insgesamt 13 Chirubim heran, die den Herrscherturm, damit ihm der Drachen die Kehle durchbeißen konnte. So tat der auch und verspeiste den einen Chirub sogar noch komplett, wodurch er sein Maul vorläufig mit Kauen
und Schmecken beschäftigt hielt, und nicht zu einem weiteren Angriff fähig war… Zudem befürchtete Luzifer, nun nicht mehr an dessen Schwert zu gelangen, da es dem verspeisten Chirub vorher aus der Hand geglitten war.
Luzifer:
-„Black-Drakios, du dummes Vieh. Flieg’ noch mal näher heran, damit ich absteigen
und mir sein Schwert holen kann, aber wehe du fliegst dann weg und lässt mich hier
allein zurück!“ Dabei trat er ihn unsanft in den Hals.
Black-Drakios tat wie befohlen, aber das Schwert, auf das Luzifer so erpicht war, hatten bereits die übrigen 12 Chirubim aufgehoben.
Luzifer befahl dem Drachen:
-„Attacke! Los, töte sie alle!“
Der Drachen flog zu ihnen hinunter und röchelte ihnen, eine schwarze Staubwolke entgegen.
Außerdem schien er nicht gut zielen zu können, denn beim zweiten Versuch, sich noch einen von ihnen zu schnappen, scheiterte er erstmal kläglich… – ebenso beim dritten…
Erst beim vierten Mal erwischte er noch einen, dessen Schwert er dummerweise beim Auffressen mit hinunterschluckte. Außerdem hatten Luzifer und der Drachen nicht die 12 neuen Bogenschützen bemerkt, die sich hinter ihnen zum Kampf positioniert hatten und mit
einem Bogen und Betäubungsspritzen (voller Botox) auf das Untier zielten und es sogar teilweise trafen (etwa 4 von ihnen). Der Drachen begann zu taumeln.
Luzifer trat ihn schon wieder und rief:
-„Du ungeschicktes Mistvieh, kannst du nicht ausweichen?! – Na los, ich will einen ihrer Schwerter
haben!“
Da brüllte der Drachen laut auf vor Schmerz wie Schwindel und brachte sich und ihn noch gerade mal so vor den Chirubim in Sicherheit. Zu einem erneuten Angriff blieb ihm allerdings keine Kraft mehr…
Wieder auf dem Boden der bescheidenen Tatsachen zurückgekehrt, stieg Luzifer ab und entdeckte am Hals des Drachens eine Schnittwunde, aus der die Spitze des verschlungenen Schwertes ragte.
-„Du, Idiot“, schimpfte Luzifer, „Du sollst die Schwerter doch nicht essen!“
Dann trat er näher an den Hals des Tieres heran und zog an dem Schwert. Das Tier brüllte
wiederum laut vor Schmerzen, doch Luzifer hatte es geschafft, ihm das Schwert aus dem
Hals zu ziehen, blutete aber nun selbst auch an den Händen…
-„Jawohl; Zeus;“ rief er glücklich zum Sternenhimmel hinaufschauend, das Schwert nach
droben streckend;
-„noch heute Nacht bist du fällig, wirst schon sehen!“
Dann versorgte er erstmal sich und den Drachen mit Verbandsmaterial und redete ihm jetzt wieder, Worte des Lobes und des Mutes zu:
-„Brav, black Beauty (= schwarze Schönheit)! Aber jetzt, streng’ dich noch mal an! Leg’ dich mal
voll ins Zeug! etc. …“
Denn in wenigen Stunden schon, wollte er erneut zum Herrscherturm aufbrechen, sich von dem Tier am Fenster des Schlafgemachs absetzen lassen und Zeus, nach Möglichkeit im Schlaf, erstechen…–
Bloß, womit Luzifer in diesem Augenblick gar nicht gerechnet hatte: Die Chirubim hatten Zeus und Hera natürlich längst geweckt und sie darum gebeten, sich an einen anderen Aufenthaltsort des Luftschlosses zu begeben…
Und so wartete Zeus, nun hellwach, in einer anderen Räumlichkeit, nur noch auf Luzifers Rückkehr; um den Drachen von seinen Leibwächtern durch die Botoxpfleile komplett Schach matt zu setzen und Luzifer in Gewahrsam nehmen lassen zu können…
Und so kam es natürlich auch… Da nützte es Luzifer auch nur noch herzlich wenig, mit den Armen zu strampeln und mit dem Schwert vor Zeusens Nase herumzufuchteln.
Der amüsierte sich bloß noch unbeeindruckt über ihn:
-„Hast du etwa wirklich gedacht, mich zu ermorden, wäre so einfach?! Ein weiteres Schach
matt für dich!“
Und dann lachte er anschließend aus vollstem Herzen und ließ es am Himmel nur so krachen, so donnern und zu blitzen…–
Tja, und Luzifer? – Der wurde im Nu, ehe er sich auch nur versehen konnte, wieder entwaffnet; sprich: durch die Übermacht der Chirubim, sich seines ergaunerten Schwertes wieder entledigt und erstmal abgeführt…
Von nun an dauerte es nicht mehr so lange; bereits binnen weniger Stunden waren alle über die Unruhe auf Eylsium unterrichtet, so dass bereits am Nachmittag darauf, der Himmelsrat, sozusagen im Eilverfahren, zusammengerufen werden konnte, der am Ende der Verhandlungen folgendes Urteil über ihn & Co. durch Zeus persönlich verkünden ließ:
-„Dem ehemaligen Erzengel Luzifer sowie dem Drachen Black Drakios, der ihm verfallen ist,
werden die Flügel abgeschlagen, und sie sollen zu Hades in die Unterwelt herabfallen, wo
sie dann gemeinsam über sein finsteres Reich regieren dürfen… - Weiterhin wird Hermes
nicht länger unser Götterbote sein. Jemand anderes wird künftig die Post austragen dürfen,
und zwar in nigel-nagel-neuen Flügelschuhen von der Siegesgöttin Nike persönlich
geschneidert, weil ich jetzt auch dir, Hermes, Kraft meines Amtes, die Flügel abschlagen
werde, so dass du nur noch auf der Erde wandeln kannst, wo du übrigens auch nicht so frech
und ungezogen sein darfst wie du willst! Denn auch die Menschen haben ihre
Gesetzmäßigkeiten. Sei froh, dass ich dich noch vor Hades beschütze!“

Aber in Wirklichkeit wollte Zeus damit bloß vermeiden, dass sie dort unten, wieder etwas zu
dritt aushecken können…

Darum antwortete ihm auch Hermes:
-„Wozu? Ich habe keine Angst mehr vor Hades und dem armseligen Reich, dass du ihm, aus deiner, ach so brüderlichen „Großzügigkeit“ heraus, vermacht hast!“

Und Zeus rief daraufhin, aus taktischen Gründen, nur noch zu guter Stimmung auf: „So, und jetzt, wo die Gauner unseres Reiches gebührend gestraft sind, lasst uns das lautstark feiern, Leute, mit Trompeten und Posaunen!“

Und der Erzengel Gabriel war mal wieder der Erste, der in seine Posaune blies…–

Ferner, und nun komme ich endlich zum möglichen Bündnis zwischen Erde und Hölle:

Wenn die Menschen wissen wie, dann sind sie sogar in der Lage, sich selbst durch schwarze
Magie dazu zu befähigen, Luzifer aus der Hölle zu sich auf die Erde rufen…Und das missfällt Zeus natürlich ziemlich. Schließlich soll er der Liebling aller Menschen bleiben, obwohl er sich am liebsten droben feiern lässt, statt die Gebete, der sich in Not befindenden Menschen zu erhören. Er ist viel zu sehr an das einfache Leben droben im Himmel gewöhnt, so dass er ihnen nur noch höchst ungern hilft, aber sie dafür umso lieber straft... –

Trotzdem handelt meine nächste Geschichte, über eine von Zeus abtrünnig gewordene Frau,
nämlich von einer sehr unglücklichen, vom Olymp schwer enttäuschten Frau namens Lucie, die sich eines Tages keinen andern Rat mehr wusste, als sich, mit Hilfe von Hexenkunst, Luzifer herbei zu rufen…

Also, nun zur Beantwortung der nächsten Frage, nämlich was vom Paradies ausgestoßene Engel auf der Erde anrichten können und zum Fall eines einst „menschlichen Engels“, als welche ich gute Menschen hier mal eben bezeichnen möchte…

Lucie war nämlich einst ein braves Mädchen; doch desto älter sie wurde, desto weniger kam sie hier auf der verdorbenen Erde klar. Denn die meisten Menschen waren nicht so lieb und ehrlich wie sie. Allein schon ihre Mutter und ihre Schwester verwandelten sich eines Tages in wahre Zicken, ohne je Schuldgefühle dabei zu entwickeln, sie zum Aschenputtel und Sündenbock der Familie erklärt zu haben.
Lucies Leben verlief nicht der Norm und nicht sehr erfolgreich, so dass sie eines Tages, im Alter von 25 Jahren, ihren gesunden Menschenverstand zu verlieren schien, vor lauter Wut und aus abgrundtiefstem Hass auf sämtliche Peiniger ihres Lebens…
Auch mit ihrem Spiegelbild höchst unzufrieden, rief sie in die kahlen Wände eines Wohnraums hinauf:
-„Ich will jetzt so eine von diesen feinen, reichen Tussis werden, die immer in der Klatschpresse
stehen und sich schöne Zahnkronen und, dank Botox, ewige Jugend leisten können, sowie einen
makellosen, auf Höchstform trainierten und symmetrisch zurecht- operierten Körper haben!“

Luzifer horcht zunächst auf und erinnert sich daran zurück wie es ehemals Faust ergangen war, als er ihn um Hilfe angerufen hatte.
Auch Faust hatte damals in tiefster Verzweiflung über sein unerfülltes Leben gesteckt, und da war ihm Luzifer zunächst als schwarzer Pudel erschienen…
Luzifer seufzt, in Erinnerungen schwelgend:
-„Und am Ende ward seine Seele doch noch zu Zeus hinaufgestiegen, statt hinab zu fallen; und
sein Körper jäh alt und blind, ward so geblendet, dass selbst seine Seele Elysium jetzt gar nicht
sehen kann. - Na ja, letztlich ward es sein Bier! Und fühlen und hören kann er es ja noch!“
Zum besseren Verständnis: Im Gegenzug versucht Luzifer nämlich denen, die ihn anrufen, die Seelen Hades zu zuspielen…
Nach ihrem Tod kommen die meisten von ihnen dann nicht mehr in den Himmel, sondern in das „Reich des Feuer und der Flammen“, zu Hades persönlich…
Luzifer verspricht ihnen dafür, für sie alles möglich zu machen, was vom Himmel her als unmoralisch betrachtet wird, sowie Straffreiheit bezüglich allem, was droben als unmoralisch, illegal oder gar als Schwerverbrechen gilt…
Was er allerdings verschweigt: Dies gilt jedoch erst ab dem Jenseits, im Diesseits, also auf der Erde, unter den Lebendigen, kann er nicht für ihre Straffreiheit garantieren, sondern erst, wenn seine gefangenen Seelen ihre Körper verlassen…
Und so füllt sich jenseits des Himmels eine neue Welt mit Seelen, die sich Sodom-und-Gomorrha nennt oder gar Hölle schimpft – die Unterwelt…

Und als nächstes werde ich mal mit meinem konkreten Beispiel über die oben genannte Frau (Lucie) fortfahren…

Wie gesagt, sie weinte und schrie die ganze Nachbarschaft zusammen bis sie beschließt, ihr Leben von nun an fachmännisch in die Hand zu nehmen, was heißen soll, dass sie sich bewusst mit Hexenkunst auseinander setzte. In einem Büchergeschäft, bestellte sie ein dickes Buch mit Goldrand an den Seiten, das schon von außen her sehr mystisch erschien – die ganze Aufmachung…
Es sah halt nicht gerade wie ein gewöhnliches Buch aus…
Sie zahlte, ging nach Hause und öffnete das Buch in ihrem Schlaf- wie Wohnzimmer, innerhalb einer Wohnung, die sie mit ihrer Mutter teilte. Darum musste sie sich hierfür noch ein gutes Versteck ausdenken – oder am besten, das Versteck öfter wechseln…

Sie blätterte leise und vorsichtig darin herum, bis sie auf die Seite stieß, auf der das stand, was sie tun musste, um Luzifer herbeirufen zu können… – Und siehe da: Auch ihr erschien Luzifer zunächst als schwarzer Pudel, dem sie die Schnauze zu halten musste, weil er so laut bellte. Schließlich wollte sie nicht entdeckt werden. Ihre Mutter war zwar gerade nicht im Haus selbst, arbeitete dafür aber gerade im Garten, der sich von einem kleinen Beet vor dem Haus bis zu einer Rasenlandschaft hinter dem Haus erstreckte.

Als der Pudel sich sodann in Luzifer zurückverwandelt, forderte sie von ihm, gandenlose und unvergängliche Schönheit und so viele Liebhaber wie Regentropfen vom Himmel fallen können, nachdem Motto der Weather Girls: „It’s raining men, halleluja!“ ( = ein Hit!) – Der Deal funktionierte bzw. funktioniert noch immer…

Anfänglich war alles so wunderbar für sie, als Luzifer tatsächlich für sie erschien, aber ihr dann, nur unter einer, eher unschönen Bedingung, die größte ihrer Sehnsüchte, ihren innigsten Herzenswunsch erfüllen wollte…
Dabei verstand er schon von Anfang an, sie für seine Zwecke zu benutzen, denn dafür musste sie ihm versprechen, zuerst mit ihm zu schlafen, ehe er loslegen würde, etwas für sie zu tun…
Dabei erschrak sie schon ein wenig und stellte ihm die berechtigte Frage:
-„Muss das denn sein?“
Daraufhin er, raffiniert und wohl überlegt: „Na ja, vielleicht fällt es dir ja einfacher, wenn ich mal
kurz das Aussehen eines anderen Mannes annehme?“ Und projizierte, ganz rasch, das Äußere von
Brad Pitt auf sich, natürlich mit der Folge, dass sich das Hindernis für sie im Nu in eine rosa
Staubwolke aufgelöst hatte…
-„Oh ja, ich glaube, das war eine gute Idee“, sagte sie, angenehm überrascht, während sie sich nun
problemlos für ihn auszog…
Und auch künftig sollte ihr der Spaß, ab jenem Zeitpunkt, nicht mehr vergehen…
Fortan durfte sie sich, auf eine sehr sorglose, oberflächliche Lebensführung freuen und verlassen.
So sorglos und leicht wie eine Feder im Wind, liebte und lebte sie sehr freizügig, und blieb dabei sogar so jung, dass selbst Jugendliche noch Interesse an ihr zeigten, so dass sie letzten Endes tatsächlich noch mit 17 jährigen „Halbstarken“ im Bett verkehren durfte…
Und dieses schöne Leben, das sie von einem Geldbaum aus ihrem Kellerversteck finanzierte, sollte nach 25 Jahren unerwartet schnell zu Ende gehen…
Als sie nämlich ihren 50ten Geburtstag feiert, aber immer noch auf 24 bis max. 25 Jahre geschätzt werden kann, nimmt Luzifer die Ahnungslose, wiederum als Liebhaber getarnt, in Gewahrsam.
Zwar ist sie inzwischen ein wenig weiser und einsichtiger geworden, begreifend, dass das Leben nicht für immer so schön bleiben kann; dennoch soll es für sie zu spät und um ihre Seele geschehen sein…
Nach dem Beischlaf, der für sie der letzte gewesen sein dürfte, verwandelt sich Luzifer jäh in den halben, von Zeus entstellten Ziegenbock zurück, der er ist und lässt sie an einem Herzinfarkt sterben.
Ganz wie versteinert, jäh erschrocken, mit weit geöffneten Augen und ebenso weit heruntergeklapptem Unterkiefer, muss sie nun mit ihm in die Hölle fahren…
Dabei kommen Erinnerungen in ihr hoch:
Von den Anfängen mit ihm bis jetzt. Und ihr wird klar, das der Tag nun mal kommen musste, an dem er, listig wie ein Fuchs, ihre Seele einfordern würde.
Um es sich und ihr einfacher zu machen, hatte er sein hässliches Ziegen-Menschgesicht wiederum hinter einer makellosen Männergesichtsmaske versteckt und so getan, als ob nur auf einen One-Night-Stand aus gewesen wäre und so ward sie auch, bei seiner Rückverwandlung jäh so stock und steif, wie all’ die Männer, die ihren letzten Blick Medusas Augen geschenkt hatten…
Also, letztlich, über einen Paternoster dort unten, im tiefsten Stockwerk, angelangt, klärt Luzifer die total verschreckte Lucie erst einmal ein wenig über die Unterwelt auf:
„Nun lass’ schon ab, von deiner Furcht. Du befindest dich in guter Gesellschaft hier, das
kannst du mir glauben! – Nein, du bist hier nicht allein mit mir, mein Mausezähnchen!
Sieh’ dich um: Hades, Black Drakios, der Minotaurus und Tantalus sowie etliche
Diktatoren, Mörder, Diebe und Triebtäter können dir ja auch noch Gesellschaft leisten,
wenn du magst!“
Doch Lucie wimmert nur entsetzt:
„Mumu - muss das sein? Ich will nicht, dass die da drüben auch nur einen Schritt näher
kommen. Ich will keinen Kontakt zu denen.“
Und Luzifer antwortet ihr, verständnislos den Kopf schüttelnd und sich an seinem Kinnbart kratzend:
„Aber wovor fürchtest du dich denn? Etwas viel Schlimmeres als hier zu sein, kann dir ja
im Grunde nicht mehr passieren.“
Lucie, ängstlich, aber neugierig: „Wiwi – Wieso nicht?“
Luzifer, aufklärend und auf jemanden zeigend:
„Nun sieh’ dir doch bloß den da drüben, Tantalus, an: Der wurde von Zeus bestraft! Der hat
ihn hierher verdonnert, ewig zu dürsten und zu hungern, obwohl über ihm ein Ast mit
saftigen Früchten hängt und er mit dem halben Oberkörper im Wasser steht. Er friert,
denn das Wasser ist kalt, er dürstet, doch das Wasser weicht ihm aus, ebenso wie die
Früchte des Baumes vor ihm. Was sagst du dazu? Oder sieh’ dir Medusa an! Einst war sie
eine wunderschöne Frau und ein Vamp wie du…- Jedoch brauchst du sie nicht zu
fürchten, denn Frauen können sie ansehen, ohne dass ihnen ein Leid geschieht…“
Lucie:
„Warum ist sie das geworden?“
Luzifer:
„Was? Das fragst du noch? Soll ich dir zeigen, was Zeus aus dir gemacht hätte, wenn du
für dein sorgloses, unmoralisches Leben von ihm bestraft worden wärst?!“
Und verwandelt sie daraufhin in eine überdimensionale hässliche Vampyrfledermaus, der es nun nach Männerblut dürsten soll…
Und tatsächlich! In ihrem Muss, Blut zu riechen und danach gierendem Rausch fällt sie, den nächst Besten an, bei dem es sich ausgerechnet um Tantalus handelt und befreit ihn, rein zufällig, auf ihre Art und Weise, von der Ewigkeit seiner Qualen; indem sie ihm an der Halsschlagader einen „Mega-Knutschfleck“ verpasst und ihn daraufhin völlig leer saugt, bis er durch den Tod erlöst, ins seichte Wasser unter ihm herabsinkt und nur noch als Wasserleiche weiter existiert…
Noch Blut zwischen ihren Zähnen, hält Luzifer ihr sodann einen großen Spiegel vor und meint so zu ihr:
„Siehst du jetzt, was ich meine?“
Sie erschrickt vor sich selbst, bricht zusammen, fällt gar in Ohnmacht…
Als sie wieder zu sich kommt, hat Luzifer ihrer Seele wieder ihre menschliche Gestalt zurückgegeben und bedankt sich bei ihr für etwas, dass er wohl selbst nicht mehr mit ansehen konnte:
„Ich danke dir vielmals, dass du ihn von seinem Leid erlöst hast. Mir fällt ein Felsbrocken
vom Herzen. Danke, dass du ihm das einzige Geschenk gegeben hast, das nur ein weibliches
Wesen imstande war, ihm zu schenken; den Tod, die Erlösung seiner ewigen Quälerei, die
selbst mich schon zu Tränen gerührt hat.“
Sie sieht noch an sich selbst entlang und in ihr Spiegelbild und entgegnet ihm verwundert:
„Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst. Ich muss einen Blackout erlebet haben oder so was!“
Luzifer:
„Okay, ich geb’ s ja zu: Ich hatte dich kurz in eine menschengroße Vampyrfledermaus
verwandelt, woraufhin du Tantalus’ durch einen riesigen Biss in den Hals von seinem
ewigen Leid erlöst hast. Verstehst du? Du hast ihn komplett ausgesaugt!“
Lucie:
„Oh mein Gott. Dabei bin ich doch Vegetarierin!“
Luzifer:
„Ist ja gut. Es ist vorbei. Jetzt bist du ja wieder du selbst. Und glaub’ mir, du hast ihm echt einen riesigen Gefallen getan oder was meinst du, wie viele Jahrtausende ich mir das Schicksal von Tantalus schon angucken musste?! Und jetzt treibt er da so vor sich hin…“
Lucie sieht sprachlos auf die Schwimmleiche, aus der es noch etwas leicht Rötliches heraussprudelt…
Luzifer:
„Da siehst du, das sind noch die allerletzten Spuren seines Blutes. Aber ansonsten warst du
sehr gründlich!“
Lucie, mit Tränen in den Augen:
„Nein!“
Luzifer, ihr auf die Schultern klopfend:
„Doch, und glaub’ mir, es war das einzig Gute und wirklich Sinnvolle, was ihm noch
zustoßen konnte…“
und dann wechselt er plötzlich das Thema und befiehlt ihr, fast wie einer Sklavin:
„So und jetzt los, stets mit Fleiß voran, du entsetztes Aschenputtel, hilf‘ mir bei der
Menschenkadaversuppe, die ich jetzt für uns kochen werde!“
Sie, meinend, sich verhört zu haben:
„Wie bitte? Bei was?“
Luzifer:
„Ja, du hast dich nicht verhört! Und nun mach’ schon! Krall’ dir den Typen aus dem
schwarzen Leichensack da drüben. Zieh’ ihn raus! Und wenn du ihn nicht tragen kannst,
schleif’ ihn her zu mir, an den Kochkessel!“, ein Beil in die Hand nehmend.
Sie wischt sich erstmal die Tränen und den Schweiß von der Stirn und entgegnet ihm verständnislos, dabei fast schon verzweifelnd:
„Wieso? Wozu das alles? Hab’ ich in meinem Leben nicht genug gelitten? Und gerade
wegen meiner so genannten „Essstörung“?“
Luzifer:
„Aber die habe ich dir doch geschenkt, damit du nie wieder dick werden musstest!“
Lucie:
„Blödsinn! Man hat mich in die Hölle auf Erden geschickt deswegen!“
Luzifer:
„Ganz ehrlich! Da hatte ich keinen Einfluss drauf. Du hättest ja verschweigen können, dass
du Probleme beim Essen, mit deiner Verdauung sowie mit dem Erwachsenwerden hattest.“
Lucie:
„Ach, jetzt bin ich also auch noch daran selber schuld!“
Luzifer:
„So muss es sein, mein Schatz; richtig erkannt. Ehrlichkeit währt nämlich nicht am längsten.“
Lucie:
„Und wie steht es mit der Einsicht, dass einem so etwas dauerhaft nicht gut tut?“
Luzifer:
„Ja, also Einsicht ist etwas anderes. Einsicht darfst du haben. Aber du hättest nicht erwarten
sollen, dass die anderen, deine Probleme für dich lösen. Das musst du schon alleine tun!
Außerdem, du hast ja gesehen, wie sie meinten, deine Probleme für dich lösen zu können.“
Lucie:
„So ist es: Sich ständig überfressen müssen, um unaufhörlich zunehmen zu können?! –
Zwangsgemästet werden wie ein Spanferkel, das schon einem Hängebauchschwein glich?!
Und zwischenzeitlich noch eine Magensonde wie einen Trichter in den Hals, als wäre man
eine Weihnachtsgans oder als ob, aus einem Gänseleberpastete gemacht werden sollte!
Wie soll man sich dabei noch wohl fühlen können? – Und als ob man, das nicht hätte selbst,
halt etwas langsamer zustande bringen können! Das ist doch keine Art, ein Seelenleid zu
heilen!“
Luzifer:
„Nein, dafür war wohl eher ich zuständig. Bedenke nur, all’ die Hänseleien, die du als dickes
Kind erfahren musstest!“
Lucie:
„Ach, labere doch keinen Lebertran! – Nichts davon war so schlimm wie die negativen Er -
fahrung im zwischen-menschlichen Bereich von Mutter und Schwester oder auch mit
anderen Frauen und schon gar nicht wie das, was ich erst noch in der Psychiatrie erleben
durfte…“
Luzifer:
„Tja, also wie gesagt: Dafür bin ich nicht verantwortlich, meine Liebe. Und nun denk’ mal
über dein Glück nach: An die vielen u. a. auch noch so jungen Männer, die du alle kosten
durftest und an die anmutige Leiche, die du zum Schluss noch abgegeben hast…–
Ward dein Glück denn letztlich nicht doch noch länger als dein Unglück?“
Lucie:
„Na ja also, das hatte zwei Seiten: Einerseits hatte ich zwar eine gute, aber auch letztlich
normal gewichtige Figur, und zwar von selbst. Und das weißt du auch!“
Luzifer:
„Ja, nee, das bestreite auch ich nicht. Ich betone lediglich, dass du nie wieder fett wurdest!“
Lucie:
„Ach, und diese Magen-Darm-Störungen?! – Für die Ewigkeit dazu verdammt, ein
psychosomatisches Reiz-Magen-Reiz-Darm-Syndrom zu haben?“
Luzifer:
„Na, nun übertreib’ mal nicht mit „für die Ewigkeit verdammt.“ Aber mal von der Zeitspanne
abgesehen: Auch das war im Grunde ein Geschenk von mir an dich, um nie wieder dick
werden zu müssen! Schon mal den Spruch gehört: Wer
schön sein will, muss leiden?“
Lucie:
„Na toll!“
Luzifer:
„Na toll?! – Ist das etwa schon alles, was dir dabei in den Sinn kommt?! Nun denk’ doch mal
über den Luxus nach, den du hattest. Außerdem bist du inzwischen 50 Jahre alt und hast seit
deinem 25. Lebensjahr kein einziges Fältchen mehr dazu bekommen. – Nein, im Gegenteil,
ich ließ deine 25-Jahrsfalten für dich sogar ein wenig in den Hintergrund treten, indem ich
sie in Linien abmildert habe.“
Lucie:
„Ach ja, und was ist mit meinen ganzen weißen Haaren?!“
Luzifer:
„Ich kann ja nichts dafür, wenn du Alpträume hast. Ich war bestimmt nicht dein „Freddy
Krüger“. Außerdem erscheint der bloß Jugendlichen im Traum. Drum schau, wie zum Ver-
wechseln ähnlich du einer Jugendlichen geglichen haben musst. – So, und jetzt ist Schluss
damit, Lucie!“
Lucie:
„Oh nein, jetzt leg’ ich erst richtig los: Habe ich mir meine Schönheit nicht zum größten Teil
Selbst, statt dir, zu verdanken? Ich meine, wie die Sache mit meinen einst asymmetrischen
Ohren zum Beispiel?!“
Luzifer:
„Ich habe dir die Gabe gegeben, dich selbst schneiden und Schmerzen ertragen zu können!“
Lucie:
„Ach ja, die Schmerzen habe ich aber trotzdem gespürt!“
Luzifer:
„Sagte ich dir nicht bereits, dass wer schön sein will, auch dafür leiden muss?! Außerdem
hast du die Schmerzen ertragen wie ein Soldat!“
Lucie:
„Ach ja, und nun mal ganz was anderes: Wie erklärst du mir die Tatsache mit den satanis -
tischen Stimmen, die mich das erste Mal in die Psychiatrie gebracht haben? Wer hat mir
denn diese bösen Geister ins Gehirn gesetzt?!“
Luzifer:
„Das war wohl eher der Einfluss von Zeus und nicht der von mir oder gar Hades! Denn, wie
gesagt, Zeus geht sehr streng mit Sündern um. Außerdem nutzt er ihr schlechtes Gewissen
aus! Während wir hier unten, alles etwas entspannter sehen und angehen! Dennoch
unterscheiden selbst wir zwischen gewöhnlichen Alltags- und Todsündern. Drum darfst du
jetzt auch mit mir zusammen die Dr.-Wärner- und Dr.-Bachtann-Suppe kochen. Alles klar?
Oder was meinst du, wer da drüben, rechts in der Ecke, in den schwarzen Leichensäcken
für dich bereit liegt?“
Lucie, die Mundwinkel wieder leicht nach oben verziehen und voller Spannung die Säcke
öffnend:
„Alles klar! Jetzt sind für mich alle Ungereimtheiten beseitigt! Dir bei der Suppe helfen? –
Sehr gern, hast du so was wie eine Kettensäge parat?“
Luzifer stößt ihr eine mit seinem einen Ziegenhuf zu:
„Hier hast du sie! Du kannst aber auch mein Hackebeilchen haben, wenn du willst!“
und blinzelt ihr mit seinem rechten Auge zu…
Findet sie, hämisch grinsend:
„Danke, nett von dir, aber die Kettensäge gefällt mir besser! Wie wirft man sie an?“

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Publication Date: 08-30-2010

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