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Chapter 1

 

 

Chapter 1

 

Ich schlug mit der Faust auf den Tisch und funkelte Sam böse an.

Warum? Was soll das? Haben wir nicht genug eigene Probleme?“ Raunzte ich ihn an.

Sein Blick war entschlossen und auch mein Theater würde an seinem Entschluss nichts mehr ändern, doch wollte ich mich damit noch nicht abfinden.

Laley, er gehört so zusagen zur Familie!“ Zischte Sam zurück.

Wütend schüttelte ich den Kopf. „Wie könnte ich das vergessen! Aber es hat vor Jahren nicht geklappt, was sollte sich bitte verändert haben? Er ist früher schon immer quer geschossen und war kaum zu ertragen! Das sie von hier weggegangen sind hatte seinen guten Grund! Er mag zu deiner Familie gehören, aber zum Glück nicht zu meiner!“ Wieder wurde mir lebhaft ins Gedächtnis gerufen, dass ich die letzte meiner Familie war. Meine Eltern und meine jüngere Schwester hatte ich bei einem tragischen Autounfall verloren und litt noch immer darunter. Doch war ich mit meinem Protest noch nicht fertig und hoffte, Sam doch noch umstimmen zu können.

Er sah mich durchdringend an. „Was soll ich deiner Meinung nach machen?? Er hat sonst niemanden, jetzt da Billy das Zeitliche gesegnet hat! Du müsstest am besten wissen, wie sich das anfühlt!“

Schnaubend biss ich mir auf die Unterlippe, um nicht Dinge zu sagen die mir später leid taten. Jetzt kämpfte er ziemlich unfair.

Wie du meinst, aber glaub' nicht, dass ich dieses Desaster in irgendeiner Weise unterstützen werde! Auf mich kannst du dabei nicht zählen.“ Ich versuchte mich auf jede mögliche Art aus der Affäre zu ziehen, damit ich für nichts die Verantwortung übernahm, über das ich niemals hätte Herr werden können.

Sam´s Blick verriet mir dass das noch nicht alles war, das dicke Ende würde noch kommen. „Ohne dich funktioniert das nicht, schließlich wird er bei dir wohnen müssen.“

Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Niemals!“ Presste ich durch die Zähne.

Ich wusste nicht ob Sam klar war, was er mir damit antat und was er von mir verlangte.

Du bist die einzige, die noch ein freies Zimmer hat!“ Seine Stimme nahm einen flehenden Ton an.

Das hättest du dir vorher überlegen müssen und mich nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen!“ Meine Wut schäumte über, das alles nahm völlig groteske Züge an.

Sam schlich um den Tisch und ging langsam auf mich zu. Misstrauisch beäugte ich sein Näherkommen. Dann legte er mir einen Arm um die Schultern und sprach beschwichtigend auf mich ein.

Ich habe doch überhaupt keine Wahl. Ich kann ihn doch nicht mutterseelenallein lassen.“

Warum nicht?“ Dachte ich mir, mit der Mitleidsnummer käme er bei mir nicht weit. Auf jeden Fall nicht, wenn es um Jake ging.

Tief holte er Luft, „Ley, ich bitte dich. Gib ihm noch eine Chance. Fünf Jahre sind eine lange Zeit, vielleicht hat er sich geändert.“ Bekniete Sam mich.

Jeder andere vielleicht, doch nicht Jacob Black. Er wird sicher immer noch derselbe nervige, bockige und sture Querschläger sein, wie zu der Zeit, als wir noch mit ihm zusammen in La Push lebten. Er war jemand der sich niemals ändern würde. Er war schon damals der festen Überzeugung, die Sonne würde sich nur um ihn drehen und hatte das Miteinander nahezu unmöglich gemacht.

Mittlerweile war ich so wütend, über Sams miese Tour, mir Jake unterzuschieben, dass meine Hände zitterten. Doch seitdem meine Familie nicht mehr war, hatte Sam sich meiner angenommen, ohne sich auch nur einen Tag darüber zu beschweren und ich war weiß Gott nicht immer einfach. Ich hatte ihm viel zu verdanken, ohne ihn wäre ich wahrscheinlich in irgendeinem grauenhaften Kinderheim gelandet. Er nahm mich, ohne zu zögern, bei sich auf. Ich wäre es ihm schuldig, bei dieser Sache mitzuziehen. Auch konnte ich nachvollziehen wie Jake sich fühlen musste. Doch war er mittlerweile siebzehn und nicht, wie ich, damals dreizehn.

Sam sah wie meine Entschlossenheit ins Wanken geriet und nutzte es schamlos aus.

Wir versuchen es und wenn es gar nicht hinhaut, dann überlegen wir uns etwas anderes.“

Resigniert ließ ich den Kopf hängen. „Habe ich eine Wahl?“

Nicht wirklich.“ Stöhnte er.

Und wann soll dieser Wahnsinn los gehen?“ Knurrte ich noch immer wütend.

Wenn die Ferien anfangen.“ Sam flüsterte jetzt so leise dass ich ihn kaum verstand.

Das ist morgen!“ Meine Stimme überschlug sich vor Entsetzen.

In dem Moment öffnete sich die Haustür und Embry kam herein. Überrascht sah er uns an. Er sah meinen Gesichtsausdruck und wusste, dass es nicht Gutes verhieß. Ich befreite mich von Sams Arm und packte mir Embry. Schnellen Schrittes zog ich ihn zur Tür hinaus und schloss sie hinter mir. Draußen angekommen, ließ ich ihn los und ging weiter.

Kommt mit.“ Bat ich ihn.

Immer noch irritiert sah er mir nach, dann trottete er langsam hinter mir her. Embry war mein bester Freund, ich konnte mit ihm über alles reden, konnte mich bei ihm auskotzen. Aber wir konnten auch genauso miteinander lachen, oft brauchten wir keine Worte. Wir verstanden uns stumm und liebten uns blind.

Was ist los? Hat Sam dich geärgert?“ Er holte auf und ging jetzt neben mir, neugierig sah er mich an.

Geärgert.“ Presste ich wütend durch die Zähne, mein Blick war stur geradeaus gerichtet.

Hast du schon von dem neuen Familienzuwachs gehört, der ab morgen bei mir einzieht!“ Zynischer hätte meine Stimme nicht klingen können.

Embry zog die Augenbrauen zusammen und sah mich immer noch ziemlich ratlos an. „Ne, bis jetzt noch nicht. Klär' mich auf.“

Ich blieb stehen und holte tief Luft, damit ich nicht explodierte und meine Wut nicht an ihm auslassen würde.

Du glaubst ja nicht wer zurück nach La Push kommt!“ Jetzt funkelten ihn meine blauen Augen an. Das Wort >zurück< war der ausschlaggebende Tipp. Seine Augen wurden groß. „Sag nicht, die Blacks kommen zurück.“ Er klang genau so fassungslos wie ich, als Sam mir diese frohe Botschaft überbrachte.

Ja fast, doch ist es nur Jake, der uns mit seiner Anwesenheit in den Wahnsinn treiben wird.“

Embry konnte mir nicht ganz folgen. „Und was ist mit Billy?“

Er hatte eine Lungenembolie, somit ist Jake jetzt Vollwaise und Sam fühlt sich verantwortlich für ihn.“ Als ich es aussprach tat es mir fast leid, welch harten Ton ich an den Tag legte .

Embry wankte etwas, ich hakte ihn unter und versuchte ihm etwas Halt zu geben. Ich sah wie ihn die Nachricht über Billys Tod zusetzte. Um Billy tat es mir auch leid, er war in jeder Hinsicht liebenswert, davon hatte seine Sohn nicht viel mi bekommen.

Langsam zog ich ihn weiter, schweigend liefen wir nebeneinander her. Ich gab ihm ein bisschen Zeit, das zu realisieren.

Am Strand angekommen setzten wir uns in den Sand, der Himmel war wolkenlos und die Luft ungewöhnlich mild, leise stöhnend warfen sich uns die Wellen zu Füßen. Ich nahm seine Hand und begann sie beruhigend zu streicheln. Ich konnte zusehen, wie er seine Fassung wieder gewann.

Jake kommt wieder zurück.“ Jetzt klang es aus seinem Mund weniger wie eine Frage, es war jetzt eher eine Feststellung.

Ich zog einen Flunsch und nickte.

Na super, da können wir uns ja auf was freuen!“ Seine Stimme klang jetzt genau so hart wie meine.

Und warum wird er bei dir wohnen?“ Verständnislos sah er mich an.

Weil bei mir das einzig freie Zimmer ist.“ Genervt sah ich jetzt wieder auf das Meer, welches friedlich vor uns lag.

Du Arme!“ Bemitleidete Embry mich schon im voraus. Wieder holte ich tief Luft und nickte.

Ich hatte keine Lust, mir von Jake die Ferien verderben zulassen, dafür hatte ich mich zu sehr darauf gefreut. Doch jetzt konnte ich das Zimmer noch leer räumen, das als Abstellkammer diente. Konnte ja keiner ahnen, dass es so eilig gebraucht wurde.

Ich sollte zurück, darf das Zimmer noch leer räumen. Obwohl ich finde er könnte genau so gut in einem Zelt vor dem Haus schlafen.“ Murmelte ich vor mich hin. Embry kicherte leise und fand meine Idee ziemlich gut.

Dann helf' ich dir, du wirst deine Nerven noch brauchen.“

Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. „Danke.“ Flüsterte ich und wusste, dass er Recht hatte.

Einen Moment blieben wir noch sitzen und hingen unseren Gedanken nach. Die Sonne war im Sinkflug und ließ uns wissen, dass uns nicht mehr allzu viel Zeit blieb. Embry stand auf und hielt mir seine Hand entgegen. „Na komm, wir können es doch nicht länger vor uns herschieben.“ Schnaufend ergriff ich sie und er zog mich hoch. Wir klopften uns den Sand von den Hosen und machten uns auf den Heimweg.

Embry hatte die Hände in den Hosentaschen und bot mir seinen Arm an. Mit Schwung hakte ich mich ein. „Wir lassen uns nicht unterkriegen.“ Lächelte ich zuversichtlich.

Dein Wort ins Gottes Ohren.“ Grinste er.

 

Am Haus angekommen schloss ich auf und ging schnurstracks auf das Zimmer zu.

Ich öffnete die Tür und hörte Embry stöhnen. „Du verwahrst aber auch alles.“

Es hatte sich in den letzten Jahren allerhand Krempel angesammelt, den wir jetzt in kürzester Zeit anderweitig unterbringen mussten. Wir fingen an, grobe Haufen zu machen. Was weg konnte und was einen anderen Platz finden musste.

Nach gut drei Stunden Arbeit war das Zimmer leer und vorzeigbar, als Sam sich zu uns gesellte. „Oh, ihr ward aber fleißig.“ Bewunderte er das leere Zimmer. Grimmig sahen wir ihn an und antworten nicht.

Na kommt schon, zieht nicht solche Gesichter. Er wird euch dankbar sein.“ Setzte er nach und dieser Satz löste schallendes Gelächter bei uns aus.

Klar, Dankbarkeit ist eine von seinen Charaktereigenschaften.“ Lachte Embry herzlich.

Sam, ich weiß nicht ob deine Erinnerung nicht dieselbe ist, die Embry und ich von ihm haben, aber so wie es sich anhört glaubst du auch noch an den Weihnachtsmann.“ Tränen liefen über meine Wangen, so musste ich über Sams Satz lachen.

Seine Miene verfinsterte sich. „Ihr könntet ruhig ein bisschen verständnisvoller seinen, vor allem du, Ley.“ Unser Lachen verstummte. Böse funkelte ich ihn an. „Wie oft willst du mir das noch unter die Nase reiben?“

Mit einer abwertenden Handbewegung wandte er sich zum Gehen und schloss die Haustür mit einem Knall.

Embry sah mich mitleidig an. „Er meint es nicht so.“ Nahm er Sam in Schutz. „Ihm ist klar, was er sich aufhalst, doch er hat keine Wahl.“

Ich wusste das Embry Recht hatte, aber würde es nichts daran ändern, dass ich das Haus mit Jake teilen müsste und so zu viel Zeit mit ihm verbringen müsste.

Es war schon ziemlich spät und ich sah Embry an wie müde er war. Herzhaft gähnte er und reckte sich. „Ich muss ins Bett, sonst falle ich gleich schlafend um.“

Ich strich ihm mit der Hand über den Rücken, „Danke, dass du mir geholfen hast.“

Jederzeit wieder.“ Er küsste meine Wange und verabschiedete sich. Noch immer saß ich im Wohnzimmer auf dem Boden und sah mich um. Mit dem morgigen Tag wäre es vorbei mit der Ruhe, stöhnend legte ich den Kopf in den Nacken, holte tief Luft und atmete geräuschvoll aus. Dann rappelte ich mich hoch und ging mir die Zähne putzen.

 

Kurz drauf lag ich in meinem Bett und betrachtete den Vollmond durch das kleine Fenster meines Zimmers. Meine Gedanken kreisten um die Zeit als Jake und Billy noch in La Push lebten. Oft war Billy der Verzweiflung nahe, wenn Jake sich mal wieder benahm wie eine offene Hose und seine Mitmenschen tyrannisierte. Es konnte sich schon damals niemand erklären, warum er war, wie er war. Ich hoffte inständig, dass Sam Recht behielt und Jake sich in den vergangenen Jahren zum positiven verändert hätte. Doch konnte ich diesen Gedanken nicht in Einklang mit Jake bringen. Es schien mir zu abwegig. Es dauerte ziemlich lange bis ich die Erinnerung und was uns bevorstand verwerfen konnte und endlich einschlief. Doch selbst in meinen Träumen verfolgte es mich. Mein Traum war verwirrend, obwohl er vermutlich das wieder spiegelte was uns erwartete. Einen fast erwachsenen Tyrannen namens Jacob Black.

Chapter 2




Chapter 2

Mein Bett bog sich bedrohlich als Embry sich neben mich warf. Verschlafen öffnete ich die Augen und knurrte vor mich hin.
„Willst du nicht mal langsam aufstehen? Es ist schon fast elf.“
Ich hört an seiner Stimme, dass er grinste.
„Es sind Ferien!“ Knurrte ich weiter und grub mein Gesicht tiefer ins Kissen. Er fing an mich zu schütteln und kicherte leise. Geschickt wich er meinen jämmerlichen Versuchen aus, ihn aus dem Bett zu werfen.
„Lass mich schlafen.“ Maulte ich. Mir war klar, dass ich ihn nicht los werden würde, ehe er mich aus Bett gequält hätte.
„Was machen wir heute Schönes?“ Versuchte er mich wach zuhalten. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn verständnislos an. „Ich werde noch ein bisschen schlafen und wenn du hier bleiben möchtest bist du jetzt ruhig. Oder ich muss dich verhauen.“ Ausgiebig gähnte ich.
Ich schob meine Kissen zurecht und kuschelte mich erneut hinein. Dann zog ich mir die Decke bis an die Ohren und schloss meine Augen. Von ihm war kein Mucks mehr zuhören. Aber ich wusste, ohne das ich die Augen öffnete, das er mich anstarrte und er wusste auch wie sehr ich das hasste. „Embry, guck weg.“ Jetzt zog ich mir die Decke über den Kopf und hörte ihn kichern. Vorsichtig zuppelte er an der Decke, bis mein Gesicht wieder frei lag. Genervt sah ich ihn an und an Schlaf war nicht mehr zudenken. Sein Grinsen wurde immer breiter. „Was hälst du davon wenn wir zum Strand gehen, wir könnten ein bisschen schwimmen. Die anderen sind schon da.“
„Ich könnte mich revangieren und dich ertränken.“ Mit einer schnellen Bewegen hatte ich Embry aus dem Bett geschubst, der mit einem lauten Plumpsen auf den Boden fiel. Vorsichtig schob er sein Gesicht über die Bettkante und zog dabei so ein doofes Gesicht, dass ich lachen musste und mich aufraffte.
Nachdem ich im Bad fertig war, warf ich mich in meinen Bikini und packte eine Tasche. Embry hibbelte nervös im Wohnzimmer hin und her, als ich endlich angezogen auftauchte. „Hey Kleiner, wenn dir das zu lange dauert dann geh' doch schon mal, ich kommt gleich nach.“ Ich wollte mir noch einen Kaffee machen, sonst wäre ich den ganzen Tag ungenießbar.
„Aber du kommst wirklich.“ Hakte er nach. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an und nickte.
„Bis gleich, mein Schätzchen.“ Trällerte er und verschwand zur Tür hinaus.
Laut schnaufte ich und wartete, dass der Kaffee fertig war.
Dann füllte ich ihn in einen To-Go-Becher, schnappte meine Tasche. Ein bisschen musste ich über das „Kleiner“ grinsen, er war mindestens zwei Köpfte größer als ich, so wie alle Herren der Schöpfung, die mich hier umgaben. Schwungvoll öffnete die Haustür. Heute brannte die Sonne regelrecht und ließ mich blinzeln. Ich schloss die Haustür, mit jedem Schluck Kaffee wurde meine Laune besser. Ich lief den Weg zum Strand entlang und summte leise vor mich hin. Weit hinter mir vernahm ich Stimmen, ich drehte mich um. Dann sah ich Sam, der aus dem Haus kam, jemand folgte ihm. So wie es aussah war Jake schon da. Sam sah mich und winkte mir, kurz hob ich die Hand. Ich war überrascht wie groß Jake war, auch sein Gesicht, was ich von weitem sah, wirkte sehr erwachsen. Jake blieb stehen und sah mich an. Vorsichtig hoch auch er die Hand, es schien als hätte er mich erkannt. Doch ich sah in nur an, dann drehte ich mich um und setzte meinen Weg fort, ohne seinen Gruß zu erwidern. Schon von weitem hörte ich die Brandung, heute schienen die Wellen um einiges höher zu sein. Bevor ich auf den Sand trat, zog ich meine Chucks aus, ich hörte die Jungs, wie sie herumgrölten. Langsam ging ich den Strand entlang und freute mich, dass wir diese Ferien endlich mal mit gutem Wetter belohnt wurden. Paul, Jared und Embry waren im Wasser mit ihren Surfbrettern zugange. Quil und Seth lagen auf ihren Handtüchern und genossen die Sonne. Als Seth mich sah grinste er. „Na, aus dem Bett gefallen?“
„Hey. Nicht ganz, eher raus gequält, würde ich sagen.“ Ich stellte meine Tasche ab und kramte mein Handtuch heraus. Mit einem Schwung breitete ich es aus, zog meine Klamotten aus und ließ mich neben ihm nieder.
„Was meinst du, wann wird Jake hier sein.“ Fragend sah Seth mich an.
„Er ist schon da.“ Knurrte ich. Seine Augen weiteten sich vor Freude. Schon früher hat er Jake bewundert und abgöttisch geliebt. Vielleicht sah er etwas in ihm was uns verborgen blieb.
„Hast du mit ihm gesprochen?“ Bohrte Seth weiter.
„Einen Teufel werd' ich tun.“ Ich funkelte ihn an.
„Ley, jetzt sei nicht so voreingenommen. Gib ihm 'ne Chance.“
Seth Blick flehte mich an.
„Wenn er zeigt, dass er sich geändert hat, dann bekommt er seine Chance und keinen Moment früher.“ Ich kramte meine Sonnenbrille aus der Tasche. Ich hatte keine Lust, weiter über ihn zureden, setzte die Sonnenbrille auf und schloss Augen. Der angenehme Wind ließ es uns ganz gut in der Sonne aushalten. Seth lag ein kleines Stück von mir weg, auch er genoss diesen herrlichen Tag. Zufrieden döste ich vor mich hin, bis sich jemand nass und kalt auf mich warf. Schreiend öffnete ich die Augen und sah Jared´s breit grinsendes Gesicht dicht vor meinem.
„Verdammt, bist du kalt.“ Kreischte ich weiter und schob ihn von mir weg. Lachend rollte er sich von mir runter und blieb neben mir liegen. Er war ziemlich außer Atem, schnell hob und senkte sich sein Brustkorb. Ich grinste ihn an, er hob seinen Kopf und schüttelte sich wie ein Hund, was auch Seth einen Schrei entlockte.
Jared hatte ein wirklich niedliches Gesicht und wenn er dann noch, wie jetzt grinste, ließ es mich für den Moment schwach werden. Hier und da ertappte ich mich, wie ich ihn ansah. Doch hatte ich nie ernsthaft einen Gedanken daran verschwendet, ob aus uns was Ernsthaftes hätte werden können. Auch wusste ich nicht wie er empfand, niemals würde ich mir die Blöße geben und es darauf ankommen lassen. Es war für den Augenblick gut wie es war. Alles andere würde es nur unnötig kompliziert machen.
„Rutsch' mal ein Stück.“ Drängelte Embry und schob mich dichter zu Jared, der auf dem Rücken lag. Jetzt berührten sich unsere Schultern, er war so kalt, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte. Ich drehte mich zu Embry und zog die Beine an. Sein Gesicht war in meine Richtung geneigt. Doch hatte er die Augen geschlossen. Ich legte meine warme Hand auf seinen Bauch, was ihm ein Lächeln entlockte. Zufrieden schloss auch ich die Augen, es war nur noch die schallende Brandung zuhören. Es war so wunderbar friedlich und das war es, was ich an den Jungs so mochte. Sie konnten zwar aufdrehen und flippten völlig aus, doch dauerte es nie lange bis wieder Ruhe einkehrte. Wir waren ein perfekt eingespieltes Team, wir kannten einander so gut und es fiel nie jemandem schwer, auf den anderen Rücksicht zunehmen. Es dauerte nicht lange, bis ich Paul´s Schnarchen ausmachen konnte. Leise hörte ich Jared kichern. Ich grinste in mich hinein, vorsichtig schob mir Embry seinen Arm unter den Kopf. So lag ich bequem an seiner Brust und fand, es war eine prima Idee heute hier her zu kommen. Eine ganze Weile lauschten wir den Wellen, als mich plötzlich jemand an den Beinen packte, ein anderer meine Arme schnappte und mich in Windeseile in Richtung Meer trugen. Ich riss die Augen auf und sah Seths und Jareds siegessicheres Grinsen. „Gnade euch Gott!“ Schrie ich ihnen noch entgegen. Doch war es schon zu spät, mit einen riesigen Satz warfen sie mich ins Wasser. Es war furchtbar kalt. Ich versucht auf dem Meeresboden halt zu finden und schob mich mit rasender Geschwindigkeit an die Oberfläche. Gierig schnappte ich nach Luft, bevor mich die nächste Welle zu Fall brachte. Eine Hand griff nach mir und zog mich hoch. Meine Haaren hingen mir im Gesicht und ich konnte nichts sehen. Eilig wischte ich sie mir aus den Augen.
Es war einer meiner Widersacher, erst warf er mich ins Wasser, um mich dann heldenhaft zu retten. Jared schwang sich auf sein Surfbrett und zog dann mich hinauf. Ich nahm vor ihm Platz und japste anständig. Die Wellen wogen uns wild hin und her. Er fing an zu paddeln, nach dem wir die Brandung hinter uns ließen und weiter auf das offene Meer hinaus schwammen, wurden auch die Wellen sanfter, aber nicht kleiner. Ich drehte mich um und sah über Jareds Schulter zum Strand, wir hatten schon eine beachtliche Strecke zurück gelegt. Bis Jareds Kopf mir die Sicht nahm.
„Willst du zurück?“ Sein Blick hoffte das es ich seine Frage verneinen würde und ich tat es . Das unbeschwerte Lachen kehrte zurück. Langsam drehte ich meinen Kopf zurück, als er flüchtig meine Wange küsste. Überrascht verharrte mein Kopf in dieser Position und ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.
Damit es nicht zu vertraut wurde, versuchte ich ihn in ein Gespräch zu verwickeln. „Hast du auch schon von Jakes Rückkehr gehört?“ Fragte ich ihn und ließ meinen Blick über das Meer schweifen. Nachdem ich keine Antwort bekam, drehte ich mein Gesicht zu ihm und sah ihn an. Seine Mine schien versteinert und es war nichts mehr von der Leichtigkeit, die eben noch in seinem Gesicht dominierte, zusehen.
Er holte Luft. „Abgesehen von Seth und Sam ist anscheinend keiner mit seiner Rückkehr einverstanden.“
Jared und Jake waren einige Zeit Freunde, doch selbst mit ihm hatte Jake es sich verscherzt. Nickend sah ich ihn an.
„Und dann soll er auch noch bei dir wohnen.“ Er zischte regelrecht und dieser Gedanke schien ihm eben so wenig zu gefallen wie Embry und mir.
Wieder sah ich auf das Meer, er legte sein Kinn auf meine Schulter und seinen Kopf an meine Wange. Wortlos ließen wir uns von den Wellen treiben. Jeder machte sich seine Gedanken wie es weiter gehen würde. Seine Arme legten sich vorsichtig um meine Hüften und rissen mich aus meiner Starre. Es war mir nicht unangenehm und so ließ ich ihn gewähren. Ich legte meinen Kopf nach hinten auf seine Schulter und genoss das Gefühl. Das sanfte Schaukeln der Wellen und Jared´s warme Haut auf meiner. Wieder verging eine Zeit der Stille, die in diesem Moment ewig hätte dauern können. So wohl fühlte ich mich.
„Wir sollten zurück, die anderen machen sich bestimmt schon Sorgen.“ Flüsterte er dicht an meinem Ohr, sein Atem war so warm, dass es mir eine Gänsehaut bereitete.
„Hmmm.“ Stöhnte ich leise, es war bedauerlich, dass er diesen wunderbaren Moment störte. Langsam öffnete ich die Augen und sah das ich nicht die einzige war, die es genoss. Auch Jared hatte die Augen geschlossen und machte keine Anstalten. zurückzupaddeln. Kichernd sah ich ihn an. Auch er grinste, langsam öffnete er seine Augen und schielte zu mir. Ich hob meine Kopf von seiner Schulter, beugte mich nach vorn und fing motivationslos an zu paddeln. Auch Jared beugte sich nach vorn, öfters als auf dem Hinweg berührte seine Brust meinen Rücken. Nach und nach kam der Strand wieder in Sichtweite. Je näher wir kamen um so mehr zogen uns die Wellen mit und es war nicht mehr so anstrengend. Kurz bevor wir den rettenden Strand erreicht hatten, erwischte uns eine Welle mit voller Breitseite und wir machten beide einen ziemlich uneleganten Abflug ins kühle Nass. Jared schmiss sein Board an den Strand und zog mich aus den Wellen, sie waren so hoch, dass sie mich mit jedem Rückzug mitnahmen und ich es nicht aus eigener Kraft hinaus schaffte. Atemlos stand ich endlich auf dem Trockenen. Gebückt, mit den Händen auf den Knien, schnappte ich nach Luft. Heute was das Meer hinterhältig und gefährlich.
„Is alles klar bei euch?“ Brüllte Embry aus einiger Entfernung. Jared sah in seine Richtung und nickte beruhigend. Embry entspannte sich und legte sich wieder auf mein Handtuch. Ich rappelte mich hoch und wir gingen zu den anderen. Erledigt von dieser Anstrengung ließ ich mich neben Embry nieder. Noch immer hob und senkte sich mein Brustkorb in einem affenartigen Tempo. Ich schloss die Augen und mein Gleichgewichtssinn gaukelte mir immer noch die Wellen vor. Doch war es angenehm, fast als würde man in den Schlaf gewogen. Ich winkelte meine Beine an und fand so eine Position, die nicht bequemer hätte sein können. Doch bevor ich einschlief, hörte ich Embry´s Stimme. Sie war dicht an meinem Ohr, so dass es nur ein Flüstern war. „Was habt ihr da draußen gemacht?“ Ich hörte das Grinsen in seiner Stimme. Ich öffnete meine Augen, die unglaublich schwer waren und sah ihn an. „Wir sind nur etwas raus gepaddelt, haben uns unterhalten und uns gesonnt.“
Embry grinste und ich sah ihm an, dass er es mir nicht so recht abnehmen wollte. „Frag ihn doch selbst, wenn du mir so wenig glaubst.“ Zischte ich ihn an. Ich mochte es nicht, wenn mir etwas unterstellt wurde und sein Grinsen ließ mich wissen, dass er anderes von Jared und meinem kleinen Abstecher erwartet hatte. Genervt drehte ich den Kopf weg und schloss die Augen auf ein neues. Dann fiel mir auf, dass ich Paul und Seth nirgendwo gesehen hatte. Ich stützte mich auf die Ellenbogen und sah mich um. „Wo sind Paul und Seth?“ Fragend sah ich Embry an.
„Paul hatte wieder mal Hunger und Seth konnte es nicht abwarten, unseren Ehrengast zu begrüßen!“ Embry zog eine Grimasse und sein Gesicht sah so doof aus das ich anfing zu lachen.
Ich sah zu den anderen rüber, Quil lag noch immer genau so da.
„Hey Jared, dreh Quil mal auf den Bauch, damit der Sonnenbrand gleichmäßig wird!“ Grinste ich ihn an. Auch er lachte und gab Quil einen Schubs, der sich darauf hin tatsächlich auf den Bauch drehte. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Müde hob er den Kopf und sah uns an. „War was?“ Schmatzte er. Wieder wurden wir vom Lachen geschüttelt, unbeeindruckt legte er sich wieder hin. Er murmelte irdendwas von „Ihr seid doof.“
Grinsend legte ich mich wieder neben Embry. Die Sonne wärmte meine kühle Haut und es war so angenehm, dass ich tatsächlich einschlief.

Vorsichtig strich mir jemand über den Arm und ich hörte Jared, wie er meinen Namen flüsterte. „Ley.........werd mal langsam wach.“ Meine Augenlider fühlten sich an als hätte sie jemand zugeklebt, so schwer ließen sie sich öffnen. Müde blinzelte ich ihn an. Es dauerte einen Moment ehe ich klar denken konnte, dann setzte ich mich auf. Embry lag noch immer neben mir, auch er schlummerte. Wir waren schon echte Schnarchnasen.
Die Sonne tauchte den Himmel in sagenhaften Orange.
„Wir wollen nach Hause.“ Noch immer flüsterte Jared und seine Stimme klang wundebar angenehm. Ich lächelte ihn an, selbst Quil war mittlerweile wach und grinste zu uns rüber.
„Na ausgeschlafen.“ Fragte ich ihn. Er rieb sich müde die Augen und nickte. Quil und Jared fingen an ihre Sachen zusammenzuräumen. Ich robbte näher zu Embry und flüsterte in sein Ohr. „Sonnenschein, wach werden.“ Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
„So würde ich auch gern mal geweckt werden.“ Beschwerte sich Jared gespielt. Ich grinste zu ihm rüber und verpasste Embry noch einen flüchtigen Kuss. Der langsam die Augen öffnete, er blinzelte mich an.
„Wir wollen nach Hause, ist Zeit fürs Bett.“ Lächelte ich. Auch er lächelte und schloss wieder die Augen. Ich stand auf und zog mich an. Als ich alles andere verstaut hatte wartete ich nur noch, dass Embry sich vom Handtuch erhob, so dass ich auch das einpacken konnte.
„Ich bin so müde.“ Jammerte er.
„Na komm schon Kleiner, ich bin auch müde.“ Langsam zog ich an dem Handtuch. Er erhob sich und reckte sich lautstark. Als ich alles in der Tasche hatte, setzen wir vier uns in Bewegung. Es war in ruhiger Weg nach Hause. Wir waren alle ziemlich geschafft.
Von weitem sah man schon die Häuser und ich freute mich auf eine Dusche, etwas leckeres zu Essen und mein kuscheliges Bett.
„Bis gleich, Sam kann ruhig schon mal bestellen. Ich hätte gerne 'ne Lasagne.“ Heute gönnten wir uns den Luxus eines Pizza- Service. Embry und Jared nickten gleichzeitig. Müde schleppte ich mich zu meinem Häuschen und schloss auf. Doch als ich Wohnzimmer stand viel es mir wieder ein, dass ich dieses Haus jetzt teilen musst. Zum Glück war er nicht hier. Ich hängte das Handtuch und meinen Bikini zum Trocknen auf, schnappte mir frische Klamotten und ging ins Bad. Dieses Mal schloss ich ab, daran sollte ich mich schon mal gewöhnen. Damit ich vor bösen Überraschungen gefeit war.
Als ich aus der Dusche stieg, fühlte ich mich zwar frischer, aber immer noch war ich hundemüde. Ich cremte mich großzügig ein und zog mich an. Mit noch nassen Haaren machte ich mich auf den Weg zu den Jungs.
Ich hörte sie schon vor der Tür, sie schienen gar nicht mehr müde zu sein. Langsam öffnete ich die Tür und schlich hinein. Sie hatten sich im Wohnzimmer versammelt und verfolgen lauthals irgendein Footballspiel. Paul, Quil, Seth und Jared saßen auf der einen Couch und Embry auf der anderen. Ich setzte mich zu ihm und lehnte mich an seine Seite. Bereitwillig legte er seinen Arm um mich, ich zog meine Beine an und machte es mir bequem. Mit Augen in Halb-Acht-Stellung folgte ich müde dem Spiel. Die anderen fieberten regelrecht mit. Ich wäre wahrscheinlich eingeschlafen, doch Embry hibbelte herum, dass es nahezu unmöglich war. Sam kam aus der Küche und setzte sich auf die Lehne. Dann trat auch Jake aus der Küche. Misstrauisch sah ich ihn an. Er schenkte mir ein Lächeln und nickte mir zu. Ich beließ es nur bei einem Nicken. Er blieb hinter dem Sofa stehen und heftete seinen Blick ebenfalls auf den Fernseher.
„Komm Jake setzt dich, hier ist noch Platz.“ Großzügig bot Sam ihm den Platz neben mir an. Langsam ging Jake um das Sofa herum und nahm fast schüchtern neben mir Platz. Ich drückte mich ein bisschen näher an Embry, ich nahm seine Hand und spielte gedankenverloren mit seinen Fingern. Was ihm nichts ausmachte, er kannte das. Aus dem Augenwinkel sah ich das Jake überrascht auf Embry´s Arm sah, der um mich lag und wie ich seine Hand hielt. Als Außenstehender würde man denken wir wären ein Paar, doch war Embry mein bester Freund und er hatte versucht, mich über den Verlust meiner Eltern hinwegzutrösten. Seit dem Tage waren wir fast unzertrennlich. Natürlich liebte ich ihn, abgöttisch sogar, aber nicht wie einen festen Freund, sondern wie einen besten Freund. Ich beachtete Jake nicht weiter, ich hoffte nur, dass das Essen bald kommen würde und ich mich dann ins Bett verabschieden könnte.
Das Klingeln an der Tür ließ mich aufschrecken, wieder war ich weggedöst.
Sam ging zur Tür und Jared half ihm, die Unmengen an Pizza-Kartons hinein zu schleppen. Die Jungs blieben auf der Couch sitzen. Ich schnappte mir meine Lasagne und verzog mich an den Esstisch. Genüsslich schob ich mir eine Gabel nach der anderen in den Mund, dass ich die Schale nicht ausleckte war alles.
Nachdem ich meinen Müll beseitigt hatte, ging ich zur Couch und beugte mich über die Lehne, dann hauchte ich Embry einen Kuss auf die Wange.
„Nacht, bis morgen.“ Gähnte ich.
„Soll ich noch mitkommen.“ Frage Embry.
„Ne, ist schon okay, sieh' dir ruhig das Spiel an, gehe jetzt eh ins Bett.“
Sanft strich ich ihm über den Rücken und ging Richtung Tür. „Gute Nacht.“ Bölkten die anderen alle zusammen. Es ließ mich grinsen. Als ich hinaus trat, jagte die nächtliche Kühle mir einen Schauer über den Rücken. Ich legte einen Schritt zu und hatte in kürzester Zeit das Haus erreicht. Eilig drehte ich den Schlüssel im Schloss und ging hinein.
Ich stand in meinen Schlafklamotten im Bad und putzte mir die Zähne, als ich die Haustür hörte. Doch beachtete ich es nicht weiter. Als ich fertig war und in mein Zimmer wollte, stand Jake im Wohnzimmer und sah mich abwartend an. Sein Blick verwirrte mich.
„Hey, wie geht’s dir? Ist ja 'ne Ewigkeit her.“ Verlegen lächelte er.
Sein Verhalten verwirrte mich noch mehr. Seit wann war er schüchtern oder gar verlegen?
„Gut geht’s mir.“ Mein Misstrauen wuchs mit jeder weiteren Sekunde, die ich ihm gegenüber stand.
„Ich habe das von deinen Eltern gehört, es tut mir echt leid.“ Sein Blick wurde mitleidig. Wut kroch in mir hoch, hatte Sam sich mit ihm über mich unterhalten? Doch fand ich, es waren Dinge, die ihn nichts angingen.
„Danke. Mir tut es auch leid, was mit Billy passiert ist.“ Meine Stimme klang nur nicht so überzeugend wie seine. Er senkte den Blick und ich sah wie ihn der Gedanke an seinen verstorbenen Dad schmerzte. Es tat mir wirklich leid, doch hatte ich keine Lust auf diese Gefühlsduselei.
„Gute Nacht.“ Verabschiedete ich mich kurz, ohne seine Antwort abzuwarten, ließ in stehen und ging in mein Zimmer. Erleichtert schloss ich die Tür, löschte das Licht und krabbelte in mein super gemütliches Bett. Schob mir eine Kissen zurecht und deckte mich zu. Ich war so erledigt das es nicht lang dauerte, bis ich einschlief.

Chapter 3




Chapter 3

Diesen Morgen wachte ich von allein auf und wurde nicht aus dem Bett genötigt. Doch da ich noch keine Lust hatte aufzustehen, schnappte ich mir eines der Bücher, die ich gerade las. Drehte mich auf die Seite und vertiefte mich darin.
Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, es waren ungefähr achtzig Seiten. Als meine Tür aufgerissen wurde und Embry freudestrahlend herein spazierte, ohne das er die Tür hinter sich schloss, schmiss er sich zu mir ins Bett.
„Schön, dass du schon wach bist, wie haste geschlafen?“ Er drückte mir einen Riesenschmatzer auf die Stirn.
Ich genoss seine Zuwendung und schloss die Augen. „Ich hab gut geschlafen und bin heute morgen ohne Stress, ganz von allein wach geworden, das war toll!“ Verarschte ich ihn ein bisschen und grinste breit. Er ließ es nicht auf sich sitzen und fing an mich zu kitzeln. Lauthals lachte ich und konnte mich gegen ihn nicht wehren. Er war einfach zu stark. Mit einem Satz setzte er sich auf mich und hielt meine Arme fest. Ich musste so lachen, dass Tränen über meine Wangen kullerten und mein Bauch anfing wehzutun.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie jemand an der Tür vorbei ging und für einen Moment stehen lieb. Embry folgte meinem Blick. Mein Lachen verstummte abrupt. Jake stand ein Stück von der Tür entfernt und sah uns an, er versuchte zu lächeln, doch in seinem Blick lag zu viel Traurigkeit.
„Morgen.“ Embry klang nicht wirklich freundlich. Jake nickte und verschwand aus unserem Sichtfeld.
Unsere Blicke begegneten sich wieder. „So wo waren wir stehen geblieben?“ Jetzt klang seine Stimme so liebevoll wie ich sie kannte.
„Bitte nicht.“ Flehte ich. Er warf sich auf mich, schob seine Arme unter meinen Rücken und drückte mich fest an sich. Geräuschvoll atmete ich aus und schloss auch meine um ihn. Es war der typische Embry- Kuschel-Anfall, das hatte er öfters. Er schmiegte seine Wange an meine. „Ich liebe dich.“ Brummte er. „Ich liebe dich mehr.“ Kicherte ich. Erst als ich schwer atmete, ließ er von mir ab und legte sich wieder neben mich.
„Ist für heute irgendwas geplant?“ Meine Augen strahlten ihn an und sein liebevoller Blick ruhte auf mir.
„Yap.“ War alles, was er von sich gab.
„Und das wäre?“ Erwartungsfreudig sah ich ihn an. Doch er grinste nur.
„Na komm, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen.“ Drängelte ich.
„Wir wollen eine kleine Motorradtour machen, doch Sam drohte uns direkt an, dass wir Jake mitnehmen müssten.“ Embry schielte hingebungsvoll und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
„Na super.“ Flüsterte ich zynisch und musste über sein Gesicht lachen.
„Dann sieh' zu, dass du in die Puschen kommst, vergiss' deinen Helm und deinen Mitbewohner nicht.“ Für die letzte Hälfte seines Satzes handelte er sich einen kleinen Schwinger in die Seite ein. Er stöhnte und hielt theatralisch die Hand an die Stirn.
Ich kletterte über ihn und wollte ins Bad, doch er hielt mich fest und zog mich immer wieder zurück. Dann lachte er sich kaputt, dass ich gegen ihn nicht ankam.
„Hetz' mich gleich ja nicht.“ Ich versuchte ihn böse anzugucken, doch wie sollte ich ihm je böse sein. Er erhob sich mit mir und ging ins Wohnzimmer. Jake kam gerade aus dem Bad.
„Hey, wollen gleich 'ne Motorradtour machen, Interesse?“ Embry sah Jake gelangweilt an und es hätte mich nicht gewundert, wenn Jake diese überaus gleichgültige Einladung ausgeschlagen hätte. Doch er überraschte uns.
„Klar, gerne.“ Nickte er.
Bis jetzt würde ich behaupten, er wurde gegen einen zurückhaltenden Zwilling ausgetauscht. Ich erkannte ihn nicht wieder.
„Bis gleich.“ Embry musterte ihn, in der Hoffnung er würde es sich noch anders überlegen.
Dann sah er mich an, sein Blick wurde weich, er warf mir eine Kusshand zu und verschwand.
Jake stand ziemlich verloren im Wohnzimmer, obwohl er ein riesiger Kerl mit breiten Schultern war, kam er mir jetzt eher wie ein kleines verlorenes Kind vor. Er tat mir schon ein bisschen leid. Die Situation war mir total unangenehm, ich hatte das Gefühl, dass ich etwas Nettes zu ihm sagen müsste. Er hob den Kopf und lächelte mich gequält an.
Doch blieb es dann nur bei, „Ich mach mir 'n Kaffee, willste auch einen?“ Ich fand das es für den Anfang genügen müsste. Doch zaubert ich ihm mit diesem Satz tatsächlich ein ehrliches Lächeln auf sein Gesicht. „Das wäre nett.“
Ich wusste nicht, ob ihm trauen konnte, oder ob das alles nur Masche ware, die Vergangenheit mit ihm lehrte mich Vorsicht. Langsam drehte ich mich um und ging in die Küche, Jake folgte mir. Er lehnte im Türrahmen und beobachtete mich, es jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken und ich fühlte mich sichtlich unwohl. Nachdem der Kaffee lief, sah ich zu, dass ich ins Bad kam. Ich schob mich an ihm vorbei, zur Tür hinaus ins Wohnzimmer.
Als ich aus dem Bad kam, stand Jake immer noch in der Küche und goss den Kaffee in Becher. Schnell zog ich mich an, ich wollte die anderen nicht zu lange warten lassen. Zögerlich sah ich um den Türrahmen in die Küche. Jake hatten seinen Kaffee in der Hand und starrte vor sich hin. Sein Gesicht erzählte von unglaublichem Leid, er sah abgrundtief traurig aus. So wie er da stand, gehörte ihm mein ganzes Mitleid und Mitgefühl.
„Hey Jake, geht’s dir gut?“ Flüsterte ich, um ihn nicht zu erschrecken, so vertieft schien er in seine Gedanken. Trotzdem schreckte er hoch und sah mich mit riesigen dunkelbraunen Augen an. Ich sah wie er um Fassung rang. „Ja...... alles klar....“ Stammelte er und reichte mir meine Tasse.
„Danke.“ Noch immer sah ich ihn etwas verstört an. Wieder versuchte er die Traurigkeit in seinen Augen weg zulächeln. Doch konnte ich ihn zu leicht durchschauen. Schweigend standen wir in der Küche, hätte ich ihn vor Jahren nicht so verabscheut, hätte ich ihn in meine Arme geschlossen und ihm versichert das alles gut werden würde. Doch mit unserer Vorgeschichte konnte ich über das Geschehene nicht so einfach hinwegsehen und würde es mich dann ziemlich unglaubwürdig aussehen lassen. Hastig kippte ich den Kaffee hinunter, ich wollte zu den anderen.
Ich holte meinen Helm und meine Jacke, dann sah ich zurück in mein Zimmer und überlegte, ob ich irgendwas vergessen hatte. Trotzdem dass ich nach hinten sah lief ich weiter, als ich dann wieder nach vorn schaute stand ich so dicht vor Jake, dass ich fast mit ihm zusammen gestoßen wäre. Mit schreckgeweiteten Augen sah ich ihn an und mir blieb für einen Moment die Luft weg. Er lächelte und entblößte seine schneeweißen Zähne. Doch ich starrte ihn immer noch an, wie gebannt sah ich auf seinen Mund. Ich sah, dass er sich bewegte und mit mir redete, doch drang es nicht zu mir durch. Jake fasste mich bei den Schultern, es jagte mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, doch konnte ich nicht sagen, dass es mir immer noch unangenehm war. Seine Berührung war warm und sanft.
In dem Moment öffnete sich die Haustür, Jared um Embry sahen uns mit zusammengekniffenen Augen an. Sie deuteten die Situation völlig falsch, für sie sah es so aus, als würde Jake mich festhalten.
„Nimm deine Griffel von ihr.“ Raunzte Jared ihn an. Ohne groß zu überlegen oder nachzufragen, ging er schnellen Schrittes auf Jake zu. Der seine Hände ergeben hochhielt. Jared schob sich zwischen uns und funkelte ihn böse an. Körperlich wäre er Jake klar unterlegen, doch sah es nicht so aus als wollte Jake es darauf ankommen lassen.
Noch immer war ich wie hypnotisiert. Jared drehte sich zu mir, jetzt sprach er wieder ganz ruhig. „Hat er dir was getan?“
Ich stand da und konnte nur den Kopf schütteln. Auch Embry stand jetzt neben mir und sah mich besorgt an. „Ist wirklich alles in Ordnung?“
Ich fand meine Stimme wieder. „Ja, ich bin nur gestolpert und Jake hat mich geschnappt.“ Ich hatte keine Ahnung warum ich sie anlog, doch tat ich es . Noch immer musterten sie Jake.
„Wenn das so ist.“ Knurrte Embry, legte seinen Arm um mich und schob mich zur Tür hinaus. Jake folgte uns wortlos. Die Motorräder hatten sie schon vor Sam´s Haus aufgereiht. Jake würde Sams Maschine fahren, da Seth noch zu jung dafür war. Jared und Quil hatten jeder eine Maschine für sich und ich würde mit Embry fahren. Ich liebte es mit ihm Motorrad zu fahren, er gab mir ein Gefühl von völliger Sicherheit. Wir setzen unsere Helme auf und eine Maschine nach der anderen wurde gestartet. Es war ein Höllenlärm. Ich nahm hinter Embry Platz. Langsam rollten wir auf die Straße. Quil und Jared fuhren vor, sie waren die Kamikaze unter uns. Sie verlangen ihren Maschinen alles ab und konnten es nicht lassen, sich aneinander zu messen. Embry war eher der verantwortungsvolle Fahrer, worüber ich sehr froh war. Zwar fuhr er auch gerne schnell, doch nach wie vor sicher. Er leistete sich keine waghalsigen Überholmanöver und fuhr nicht bei über hundert Sachen auf dem Hinterrad. Zum Glück war er nicht so irre. Wieder hätte das Wetter nicht besser sein können, es war nicht so heiß wie gestern, was das Tragen der Lederjacke um einiges angenehmer gestaltete. Jake fuhr mit Seth hinter uns. Ich wusste nicht welche Strecke wir fahren würden, auch hatte ich es völlig verpasst, nachzufragen. Doch hing ich immer noch der Situation hinter her, die sich vorhin ereignet hatte. Meinen liebsten Embry hatte ich angelogen, um Jake zu schützen. Ich konnte über mich selber nur den Kopf schütteln, ich konnte mir nicht erklären warum ich das getan hatte. Mein Gewissen quälte mich ein bischen, noch nie hatte ich Embry angelogen oder hatte gar ein Geheimnis vor ihm. Näher rutschte ich an ihn und schmiegte mich an seinen Rücken. Meine Arme hatte ich um seine Mitte geschlungen. Er merkte, dass ich ihn brauchte und tätschelte liebevoll meine Hand. Ich lehnte meine Kopf an sein breites Kreuz und schloss die Augen. Wenn so die Welt an mir vorbei zog, war alles gut. Ich war sicher in unserer kleinen Welt, die Embry und ich uns zusammengeschustert hatten. Als ich nach einiger Zeit die Augen öffnete, waren wir auf der Küstenstraße und wir hatten einen grandiosen Blick auf das Meer, das heute fast türkis aussah.
Ich behielt die Straßenschilder im Auge, dann wusste ich wohin es ginge. Wir waren auf dem Weg nach Ocean Shores. Es war eine nicht ganz so lange Tour. Etwas über zwei Stunden wären wir unterwegs. Wenn auch der First Beach in La Push traumhaft war, so konnte er nicht mit den Stränden in Ocean Shores mithalten. Auch war es dort das wahre Surfer Paradies, mit gigantischen Wellen. Ich erinnerte mich an den letzten Sommer, wie oft wir dort waren und Embry mich mehrmals kurz vor dem Ertrinken aus dem Wasser zog. Auf meinen Schutzengel war Verlass.

Jared und Quil standen schon auf dem Parkplatz, ihre Helme lagen auf den Maschinen, sie warteten auf uns. Wir hielten neben ihnen. Dadurch dass Ferien waren, bot der Strand nicht die selbe Weite wie sonst. Es tummelten sich eine Menge Menschen an dem breiten kilometerlangen Sandstrand. Seth und Jake standen hinter uns und befreiten sich gerade von ihren Helmen. Auch ich nahm meinen Helm ab, bevor ich abstieg. Ich quetschte den Helm zwischen Embry und mich, angelte ein Haarband aus meiner Tasche und machte mir einen lockeren Zopf. Dann erhob ich mich und nahm Embry seinen Helm ab, damit er die Maschine abstellen konnte. Ich drehte mein Gesicht zur Sonne, schloss die Augen und holte tief Luft. Für einen Moment dachte ich an nichts.
„Ley? Kommst du?“ Rief Embry. Die anderen waren schon ein Stück vorausgegangen. Embry stand ein paar Meter von mir entfernt und streckte mir die Hand entgegen. Liebevoll sah ich ihn an, setzte mich in Bewegung und ergriff sie. Langsam schlenderten wir den anderen hinterher. Wir waren auf dem Weg zur Strandbar und ergatterten sogar einen Tisch, an dem wir alle Platz fanden. Da es in den Ferien hier nur so von Touristen wimmelte, dauerte es zu lange, auf den Kellner zu warten. Also ließ ich mich breitschlagen, die Getränke zu holen.
„Ich helf' dir.“ Bot Jake seine Hilfe.
„Nicht nötig, ich gehe mit.“ Jared strafte Jakes Versuch mit bösen Blicken. Er hatte es wirklich nicht einfach bei den Jungs. Nur Seth schenkte ihm ein gequältes Lächeln. Jake lehnte sich wieder zurück und sah uns nach. Jared ging vor und bahnte uns einen Weg durch die Menschenmassen.
Wir standen an der Bar und warteten geduldig. Der Barkeeper machte einen ziemlich überforderten Eindruck und eilte hektisch hin und her. Gelangweilt stützte ich meine Ellenbogen auf den Tresen und legte den Kopf in meine Hände.
„Es gefällt mir nicht, dass du dir das Haus mit Jake teilen muss!“ Sein Blick wurde finster.
„Jared, mach' dir keine Sorgen. Bis jetzt ist alles okay. Ich merke fast gar nicht, dass er da ist.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. Jetzt folgte mein Blick dem Barkeeper, doch merkte ich, wie Jared mich ansah.
„Sollte er dir auf die Pelle rücken, lass' es mich wissen.“ Knurrte er.
Mit zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an. „Meinst du ich kann mich nicht allein wehren?“
„Er ist 'n Kerl wie 'n Baum. Nein, ich glaube nicht, dass du das könntest.“ Jedes Mal, wenn er von Jake sprach, nahm seine Stimme diesen zischenden Ton an, den ich noch nie leiden konnte.
„Ich finde deine Fürsorge bewundernswert, aber bitte mach dich nicht verrückt, wie ich schon sagte, noch ist alles gut.“ Meine Stimme war ruhig, doch allmählich ging Jared mir mit dem Thema Jake, auf die Nerven.
„Ich sollte mit Sam reden, ob Embry, Quil oder ich, mit ihm tauschen können.“ Er war in Gedanken und sprach leise vor sich hin, fast als wäre es nicht für meine Ohren bestimmt.
Ich hatte nichts gegen seine Fürsorge, doch hasste ich seine Bevormundung. Wenn es an der Zeit wäre das sich etwas änderte, wäre ich selbst in der Lage es mit Sam zu besprechen.
Jetzt endlich widmete der Barkeeper uns seine volle Aufmerksamkeit. Ich sortierte meine Gedanken und verwarf die Wut über Jared´s Aussage. Dann gab ich unsere Bestellung auf.
Mit vollen Händen schlängelten wir uns durch die Menge, zurück zum Tisch. Die Jungs unterhielten sich, doch ließen sie Jake außen vor. Er saß zwischen Quil und Seth, hatte seinen Kopf zum Meer gedreht und schien in Gedanken.
„Wir wollten schon eine Vermisstenanzeige aufgeben,“ Kicherte Quil.
Jared boxte ihn leicht gegen die Schulter. „Die nächste Rund holst du.“
Dann verteilte er die Getränke, ich setzte mich wieder zu Embry. Der hochkonzentriert mit seinem Handy beschäftigt war. Als er merkte, das ich wieder neben ihm saß, legte er wie immer seine Hand auf meine. Ohne mich anzusehen. Auch ich begann wie meistens, mit seinen Fingern zuspielen und achtete nicht weiter auf die anderen. Die sich jetzt lauthals unterhielten. Nach einiger Zeit legte ich meinen Kopf auf Embrys Schulter und sah zu was er mit seinem Handy veranstaltete. Ich schnappte Wortfetzen auf, die von Jared kamen. „.....Mädchen können eh keine Motorrad fahren!“
Mein Blick wanderte von Embrys Handy zu Jared.
„Ach! Ist das so?“ Mischte ich mich ein.
Jared hatte sein Chauvi-Grinsen aufgesetzt. „Ja! So ist das!“
Ich fand, er hatte einen kleiner Dämpfer verdient. Da ich mich immer noch ein bisschen über ihn ärgerte. Auch Jake folgte wieder aufmerksam unserer kleinen Unterhaltung.
Ich sah Embry an. „Ist es okay, wenn du zurück bei Quil mitfährst? Jared will es mal wieder wissen.“
Embry kicherte. „Kein Problem.“
Ich funkelte Jared überlegen an, doch war er so von seinen Fahrkünsten überzeugt, dass er mir nicht die geringste Chance einräumte.
Jake sah jetzt überrascht zwischen Jared und mir hin und her. Es schien als hätte er gehofft, das Embry Einwände hätte und so unsere kleine Kraftprobe unterbinden würde.
Es juckte mir in den Finger, Jared in seine Schranken zuweisen. Hibbelig fing ich an mit dem Fuß zu wippen. Doch wir blieben noch ein bisschen, eh wir uns wieder auf den Heimweg machten.
Jared machte seine Drohung wahr und scheuchte Quil zur Bar, um die nächste Runde zu holen, Seth begleitete ihn. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten sie den Weg zurück gefunden.
Jared kippte eilig seine Cola hinunter und grinste mich über sein Glas hinweg an.
„Ruhig Brauner.“ Kicherte ich. Embry und Seth schüttelten belustigt die Köpfe. Während man in Jake´s Gesicht nahezu lesen konnte, wie es ihn beunruhigte.
Nachdem alle ausgetrunken hatten, räumten wir unseren Tisch. Auf den sich direkt die nächste Gruppe stürzte.
Es war schon später Nachmittag. Ich lief fast als letzte, nur Jake war noch hinter mir. Die anderen, bis auf Seth, scherten sich nicht um ihn. Ich sah mich um, langsam schlurfte er hinter mir her. Immer wenn ich ihn ansah, hatte ich das Gefühl etwas Nettes sagen zu müssen. Doch biss ich mir auf die Zunge und schluckte die Worte hinunter. Ich war mir fast sicher, er würde von den anderen keine weitere Chance bekommen und so nie dazu gehören.
Jared saß schon startklar auf seiner Maschine. Grinsend setzte ich meinen Helm auf, nahm Platz und startete sie. Sie brüllte wie eine Raubkatze. Die anderen saßen und wir konnten den Weg nach Hause antreten.
Noch fuhren wir gesittet hintereinander her. Es waren einfach noch zu viele Autos unterwegs, die uns behinderten. Natürlich war Jared ganz vorne, dahinter waren Quil und Embry, dann Jake und Seth. Ich fuhr als letzte, aber es machte mir nichts aus.
Nach und nach wurden die Autos weniger, bis die Straße frei vor uns lag. Ich zog an Jake und Quil vorbei, Embry brüllte „Mach ihn fertig.“ Ich grinste zu ihm herüber und kniff ihm ein Auge zu. Dann fuhr ich neben Jared. Zwar hatten die Maschinen dieselbe PS- Zahl, doch nie bedachte Jared, dass ich um einiges leichter war als er. Ich sah zu ihm rüber und er sah an meinen Augen, dass ich grinste, wie ich an seinen.
Ruckweise gab er Gas, dann war es als hätte uns jemand ein Startsignal gegeben. Gleichzeitig gaben wir Gas und schossen los wie die Wahnsinnigen. Die Maschine unter mir vibrierte und ließ mich wissen, dass ich noch nicht alles aus ihr herausgeholt hatte. Wir legten uns wie die Profis in die Kurven und jedes Mal, wenn ich an Jared vorbei zog, sah ich seinen verbissenen Blick. Es war ein berauschendes Gefühl, die Kontrolle über dieses Monster zu haben. Es war als flöge man, ohne Kontakt zum Boden. Wir rasten auf ein Auto zu, welches gemütlich vor uns her tuckerte. Doch verschwendeten weder Jared noch ich einen Gedanken daran, zu bremsen. Jared heizte rechts über den Seitenstreifen und ich links auf der Gegenfahrbahn. Dröhnend schossen wir mit über zweihundert Sachen an dem Wagen vorbei. Gewonnen hatte, wer als erstes zu Hause war. Jared schenkte mir nichts, doch hätte ich es auch nicht gewollt. Es sollte schon fair sein und das war es .

Wir waren schon auf der Straße die nach La Push führte und ich verlangte jetzt, da ich mich auf bekanntem Terrain befand, der Maschine alles ab und zog auf den letzten hundert Meter an Jared vorbei. Der laut fluchend auf sein Lenker schlug. Mit quietschenden Reifen kam ich vor Sams Haus zum stehen. Auch Jared´s Reifen gaben quietschende Geräusche von sich als er bremste. Doch rutschte er bedrohlich auf mich zu. Ich sah mir das Schauspiel an und hoffte, er hätte sie unter Kontrolle bevor er mich, samt Maschine, umwarf.
Keine zwei Meter vor mir brachte er sie zum stehen. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an. Er funkelte etwas angesäuert zurück. Langsam nahm ich meinen Helm ab und grinste ihn ein bisschen überheblich an. Auch er rupfte sich seinen Helm vom Kopf. „Ich will nix hören.“ Maulte er sofort. Ich legte meinen Helm auf den Tank und stützte mich darauf. Indem öffnete sich die Haustür und Sam gesellte sich zu uns. Er sah Jareds eingeschnapptes Gesicht und mein Grinsen. „Na haste ihn wieder lang gemacht.“ Lachte er. Jared schnaufte und ich nickte. „Na komm schon du alte Mimose, ich hol' uns was zu trinken.“ Neckte ich ihn. Ich stellte die Maschine ab und ging ins Haus. Aus dem Kühlschrank nahm ich zwei Dosen Cola und ging wieder raus. Jared saß auf dem Boden, an die Hauswand gelehnt. Er versuchte sein angeknackstes Ego zusammen zuhalten. Ich setzte mich neben ihn und hielt ihm eine der Dosen hin. „Dafür kann ich keine Menschen aus meterhohen Wellen retten.“ Versuchte ich ihn aufzumuntern.
Er schnappte sich die Dose und das Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück. „Ne, das kannst du nicht.“
Ich wusste, es würde wieder mal einige Tage an ihm nagen, doch war er nicht nachtragend, ein fairer Verlierer. Wir warteten auf die anderen und genossen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne.
Ich lehnte mich an Jared und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Mein Gesicht drehte ich zu seinem, um sicher zugehen, dass alles gut sei. Er lächelte, seine braunen Augen funkelten nahezu unmenschlich im Licht der untergehenden Sonne. Sanft küsste er meine Stirn, ich schloss die Augen und genoss. Als ich die Augen wieder öffnete, waren seine wohlgeformten Lippen meinen näher, als es mir lieb war und mir wurde schrecklich heiß. Sein Blick hatte etwas leidenschaftliches. So nah war er mir noch nie. Es schien als überlegte er, ob ich mich wehren würde, wenn er mich küsste. Doch da war ich mir selbst nicht sicher. Noch ehe er es herausfinden konnte, hörten wir wie die anderen die Straße nach Hause gefunden hatten.
Schnell drehte er den Kopf in die andere Richtung. Ich setzte mich aufrecht und räusperte mich, wir konnten uns beide ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
Quil und Embry waren die ersten die um die Ecke bogen, dicht gefolgt von Jake und Seth.
Embry sprang von der Maschine nahm seinen Helm ab und ging strahlend auf mich zu. Packte meine Hände und zog mich hoch, fest drückte er mich an sich und wirbelte mich her. „Du hast ihn fertig gemacht, hab ich Recht?“ Ich sah ihn an und versuchte, mir das Lachen zu verkneifen, erfolglos. Sanft legte er seine Lippen auf meine, ich erwiderte es. Embry besaß das uneingeschränkte Recht, dieses zu tun. „Ich bin so stolz auf dich!“ Wieder drückte er mich an sich. Dann stellte er mich auf die Füße. Jared legte genervt den Kopf in den Nacken. „Na komm, sag's schon, dann hab ich es hinter mir.“ Stöhnte er.
Embry ging näher an ihn heran. „Loser.“ Lachte er.
Seufzend ertrug Jared diese Schmach.
„Jedes Mal das Gleiche.“ Grinste Seth und ließ sich neben Jared nieder.
„Hey Bro, mach dir nichts draus, irgendwann wird der Tag kommen...., an dem du es aufgibst, sie herauszufordern.“ Schallendes Gelächter.
Gespielt resigniert ließ Jared den Kopf hängen. „Ja is' klar. Spätestens dann wenn ich nicht mehr von allein auf die Maschine klettern kann.“ Lachte Jared.
Jake saß noch immer auf dem Motorrad und sah sich die Szenerie an. Sein Blick schien ziemlich verständnislos für das kleine Rennen, welches wir uns geliefert hatten. Doch verlor er kein Wort darüber und behielt seine Gedanken für sich. Er würde wahrscheinlich ohnehin nur abwertende Blicke ernten.
Nach einer kleinen Verschnaufpause rafften wir uns auf und schoben die Maschinen zur Garage. Nachdem wir sie abgestellt hatten, jagte Jared Quil hinter hier, der ihn immer noch wegen dem verlorenen Rennen foppte.
Jake sah mich düster an. „Macht ihr so was öfters?“
Mir war klar, dass unser Verhalten nicht wirklich verantwortungsvoll war, doch warum war das für ihn so ein Problem?
„Ja hin und wieder lassen wir uns hinreißen.“ Weiter beobachtete ich ihn.
„Das ist total bescheuert.“ Zischte er und ging schnellen Schrittes aus der Garage.
Angezickt äffte ich ihn nach. „Spielverderber.“ Murmelte ich noch hinter her. Doch ließ ich mir von ihm nicht meinen wohlverdienten Sieg versauen.
Als ich aus der Garage trat und sie schloss, sah ich, dass Embry an der Hauswand lehnte und Jake misstrauisch hinterher sah.
„Hey Kleiner.“ Kurz vor ihm blieb ich stehen.
„Was ist sein Problem?“ Noch immer sah er ihm nach.
„Ach, was weiß ich. Ehrlich gesagt ist es mir auch ziemlich egal.“ Knurrte ich und auch mein Blick folgte ihm. Kopfschüttelnd lief er zum Haus.
„Willste heute Nacht bei mir schlafen?“Jetzt sah Embry mich wieder an. Doch mein Blick blieb auf Jake geheftet. „Ich glaube, das ist keine schlechte Idee. Ich hole schnell ein paar Sachen.“ Er nickte, küsste meine Wange und ging ins Haus zu den anderen.
Langsam folgte ich Jake und hoffte, er hätte sich etwas beruhigt.
Ich öffnete die Haustür und trat langsam ein. Angespannt suchte ich die Zimmer ab, in der Küche fand ich ihn. Er hatte seine Arme auf die Arbeitsplatte gestützt und die Augen geschlossen, ich sah wie angespannt sein Kiefer war. Die Muskeln unter seiner Haut tanzten regelrecht. Seine Atmung war beschleunigt, als wäre er einen Marathon gelaufen. Die Gefühle, die ich mit ihm verband, hätten gegensätzlicher nicht sein können. Zu einem hegte ich ihm gegenüber absolutes Misstrauen und Unverständnis, doch dann, in Momenten wie diesen, wenn er allein war. Tat er mir abgrundtief leid und der Wunsch ihn zu trösten, wuchs ins Unermessliche. Noch immer sah ich um den Türrahmen der Küche. Ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht, doch sie fanden widerspenstig ihren Weg zurück. Noch immer war seine Position unverändert, langsam trat ich den Rückzug an und ging zu meinem Zimmer. Leise schloss ich die Tür und machte mir Musik an, die mich ablenkte.
Ich suchte mir frische Schlafklamotten zusammen und warf mich in meine bequemsten Couch-Klamotten. Ich musste nur noch meine Sachen aus dem Bad holen, dann hätte ich alles zusammen und könnte mich auf den Weg zu Embry machen.
Meine Musik war ziemlich laut, ich riss meine Zimmertür auf und ging leise singend zum Bad. Ich hatte die Türklinke noch nicht in der Hand als sie geöffnet wurde. Mein Singen verstummte. Wieder einmal stand ich ziemlich dicht vor Jake. Er war duschen gewesen und trug nur eine kurze Hose. Seine Haare waren noch nass und standen ungeordnet in sämtliche Richtungen. Er roch gut. Verdammt gut. Die Wärme, die von seinem nackten Oberkörper ausging, ließ mich schaudern. Sein Blick war eine Mischung aus Wut, Unverständnis und ich-würde-dich-gerne-küssen.
Wenn ich es richtig deutete. Es war ein verwirrender Moment, den empfand ich genauso. Er ließ die Klamotten, die er in Händen hielt, zur Seite fallen. Ich sah aus dem Augenwinkel wie sich seine Armmuskeln immer wieder anspannten. Doch konnte ich nicht eine Sekunde den Blick von ihm nehmen. Er tat einen Schritt auf mich zu, ich wich einen zurück. Nachdem es sich ein paar Mal wiederholte, stand ich mit dem Rücken an die Wand gedrückt. Seine Körperhaltung, als auch sein Blick, hatten etwas Bedrohliches, doch war es fast als würde es mich anziehen. Wie das Licht die Motten. Es war zerstörerisch, doch unwiderstehlich reizvoll.
Eine kleine Lampe im Wohnzimmer war alles Licht, was den Raum in ein dunkles Orange tauchte. Langsam beugte er seinen Kopf zu meinem. Mein Herz schlug so laut, dass ich dachte, er könnte es hören. Kurz bevor sich unsere Nasen berührten, hielt er inne und er sah mir tief in die Augen, seine funkelten gefährlich. Mein Atem beschleunigte sich. Es war wie Elektrizität zwischen uns. Eine seiner Hände berührte vorsichtig warm, fast heiß meine Wange. Es ließ mich zucken. Dann wanderte sie in meinen Nacken, packte zu und zog meine Kopf nach hinten. Ich sah an die Decke, doch merkte ich wie sein Gesicht langsam näher kam. Die andere Hand legte er auf meine Hüfte. Seine Wärme war überall. Meine Arme hingen willenlos an mir herunter. Doch hätte ich ohne hin nicht gewusst, was ich mit ihnen hätte machen sollen. Ihn wegstoßen, oder noch näher zu mir heranziehen? In dem Moment konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Es war so unwirklich, emotionsgeladen. Ein leises Stöhnen entwich meiner Kehle, als ich seinen warmen Atem an meinem Hals spürte. Hingebungsvoll schloss ich die Augen und wartete. Es fühlte sich an wie ein Schmetterling, der kurz meinen Hals streifte, doch waren es Jakes Lippen. Seine zaghaften Berührungen trieben mich fast in den Wahnsinn, mein Körper bebte unter ihnen.
Mein Atem wurde schneller, geräuschvoller. Ich versucht an Embry und Jared zu denken, wie sie ausflippen würden. Doch in meinem Kopf, meinen Gedanken, meinen Gefühlen war überall nur Jake. Die nächste Hitzewelle schlug über mir zusammen. Doch die Wärme an meinem Hals entfernte sich spürbar. Langsam öffnete ich die Augen, er war über mir. Groß, stark, leidenschaftlich. Er nahm mein Gesicht in beide Hände. Nicht nur mein Blick, alles in mir flehte ihn an „Küss mich.“ Wieder näherte sich sein Gesicht dem meinem und er tat, um was ich ihn mit Blicken bat. Sanft, fast unschuldig berührten sich unsere Lippen. Es war ein süßer Kuss, wie eine verbotene Frucht. Er wollte sich von meinen Lippen lösen, doch jetzt wusste ich, was ich mit meinen Händen tun musste. Sie griffen in seinen Nacken, und hielten ihn wo er war. Nah, ganz nah bei mir. Wieder und wieder fanden sich unsere Lippen, immer fordernder suchten sie einander.
Ein Klopfen beendete dass, von dem ich nicht wusste, wo es geendet hätte. Langsam glitten meine Hände von seinem Nacken über seine breiten Schultern, seine starken Arme entlang, bis zu seinen Händen, die immer noch meine Gesicht hielten. Ich öffnete die Augen, er sah mich an. In letztes Mal berührten sich unsere Lippen, nahezu unwiderstehlich.
Langsam entfernte sich sein Gesicht von meinem und auch seine warmen großen Hände ließen von mir ab. Er drehte sich um, schnappte seine Klamotten und verschwand in seinem Zimmer.
Noch immer keuchte ich leise vor mich hin und versuchte zu realisieren, was gerade passiert war.
Wieder klopfte es, doch jetzt wurde die Tür ohne Aufforderung geöffnet. Es war Embry, er trat ein und kam langsam näher. „Ist alles klar bei dir?“
„JA.“ Meine Stimme quietschte unnatürlich. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er mich an. „Bist du sicher?“
Ich räusperte mich, klimperte mit den Wimpern. Langsam wurde ich wieder Herr meiner Sinne und die Hitze verschwand zögerlich.
„Ja..... meine Sachen....war schon fast..... auf dem Weg.“ Stammelte ich und ging ins Badezimmer um meine Zahnbürste, Deo und die anderen Dinge die noch brauchte, zu holen.
„Ich geh dann wieder, kommst du gleich nach?“ Embry´s Stimme klang etwas besorgt.
„Ja, ich bin gleich da.“ Nuschelte ich vor mich hin. Er verschwand.
Ich ging in mein Zimmer und suchte eine Tasche, in der ich alles verstauen konnte. Als alles fertig gepackt war, setzte ich mich auf mein Bett und ließ meine Gedanken schweifen. Das war gerade wirklich krass. Bis auf ein paar „Küsse“ ist nichts gewesen, doch fühlte es sich nach wesentlich mehr an.
Ich zog meine Schuhe an, schnappte mir die Tasche und löschte das Licht in meinem Zimmer. Leise ging ich durchs Wohnzimmer zur Haustür und öffnete sie, doch bevor ich sie schloss, drehte ich mir noch mal um. Es war, als hätte jemand meinen Namen geflüstert. Ich sah Jake, wie er in den Rahmen seiner Tür gelehnt stand. Es war, als würde sein Blick mich langsam aber stetig zurückhalten, mich bitten, nicht zugehen.
Mir war klar, dass es vorhin falsch war und es gar nicht hätte passieren dürfen. Nur waren die verbotenen Früchte immer viel süßer, als die, die einem vor der Nase hingen. Jetzt hatte ich genügend Abstand und konnte ihm widerstehen. Gefährlich wurde es nur wenn er mir so nah war, dass es sich anfühlte als könnte er meinem Willen mit seinen kleinen Fingern brechen.
Doch dauerte es einen Moment, bis ich meinen Blick von ihm lösen konnte. Er war wie ein schwarzer Engel, gefährlich, bedrohlich, angsteinflößend, verboten und doch unwiderstehlich sanft und reizvoll.
Ich senkte den Blick und schloss die Tür. Draußen holte ich tief Luft, er hatte fast geschafft, dass ich darüber nachdachte, heute Nacht hier zubleiben. Langsam ging ich los und mit jedem gelaufenen Schritt wurde mein Entschluss, bei Embry die Nacht zu verbringen, untermauert. Ich wäre Jake willenlos ausgeliefert und ich wusste nicht wie weit es gehen würde. Ich wusste nicht wie weit wir gegangen wären wenn Embry uns nicht gestört hätte. In dem Moment hatte ich völlig die Kontrolle verloren, alles andere war mir egal und hatte keine Bedeutung.

Jared stand vor dem Haus und wartete, so wie es aussah, auf mich. Ich konnte ihm nicht guten Gewissens in die Augen sehen. Es war als könnte man mir ansehen was gerade passiert war. Ich versuchte zu lächeln und wollte zur Haustür gehen. Doch er stellte sich mir in den Weg. Überrascht sah ich ihn jetzt doch an. Ein kleines, schiefes Lachen lag auf seinem Gesicht, genau dieses Lächeln. was mich immer dahin schmelzen ließ. Jetzt musste auch ich grinsen.
Er ging einen Schritt auf mich zu. „Ich wollte nur zu Ende bringen, was ich vorhin angefangen hatte.“ Flüsterte er. Erst wusste ich nicht, was er meinte. Sein Blick wanderte von meinen Augen zu meinem Mund. Er legte seine Hand auf meine Wange und näherte sich mir langsam. Ich dachte, „Ach was soll, ich komm eh' in die Hölle.“
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und kam ihm entgegen, was ihn ein bisschen verunsicherte. Verführerisch sah ich ihn an und grinste. Unsere Lippen berührten sich und ich schloss die Augen. Doch sah ich Jakes Gesicht vor mir, seinen starken, muskulösen Oberkörper. Die Hitze, die ich mit diesen Bildern verband, schob sich erneut an die Oberfläche. Es war als würde es dort weiter gehen wo Jake und ich unterbrochen wurden. Ich schlang meine Arme um Jareds Hals und zog ihn näher. Er schmiegte sich bereitwillig an mich. Seine Lippen fühlten sich anders an als Jakes. Doch konnte ich so lebhaft die Bilder vor meinem inneren Auge festhalten und sie vertiefen. Jareds Hände wanderten meine Hüften auf und ab. Seine Künste konnten ohne weiteres mit Jake mithalten. Doch war Jake für mich um einiges reizvoller. Er war verboten und ich entdeckte ein echt abschreckende, abgrundtief böse Seite an mir. Zwei schwarze Engel, die sich fanden. Mit Geheimnissen, die niemand erfahren dürfte.
Meine Hände krallten sich in Jareds Haare und entlockten ihm ein leises Stöhnen. Sanft fuhr ich mit meiner Zunge über seine Lippe, ich merkte wie es ihn schaudern ließ und ich musste grinsen. Er machte mich nicht willenlos, hier hatte ich die Zügel in der Hand. Doch wurden seine Lippen jetzt fordernder und es gefiel mir. Seine Hände wanderten zu meinem Po und sein Griff wurde fester, er drückte mich noch mehr an sich. Ein lustvoller Seufzer kam jetzt auch über meine Lippen, es gefiel ihm und seine Leidenschaft war jetzt spürbar. Ich versuchte das Tempo zu drosseln. Jetzt nicht mehr ganz so leidenschaftlich, dafür liebevoller, löste ich die Finger aus seinen Haaren und strich ihm über die Wange. Er verstand und lockerte seinen Griff. Ein paar letzte Küsse, dann sah ich ihn an. Langsam öffnete er seine Augen, die mich verträumt ansahen. Er hatte in unsagbar liebes Gesicht. Mein Inneres teilte sich. Mein Seelenheil fand ich bei Embry, Jared könnte der sein mit dem ich mir hier eine Zukunft vorstellen konnte und Jake war der Schatten, der alles Böse und Verwegene in mir heraufbeschwor und der mich anzog wie einen Magneten. Die Situation, in die ich mich bugsierte war ziemlich aussichtslos. Doch kam ich gegen meine Gefühle nicht an. Konnte man mehrere Menschen lieben? Das vielleicht, doch schaffte man es, sie dabei nicht zu verletzen?
Ich ging um Jared herum zur Haustür, er folgte mir.
„Hey Sam, ist Embry oben?“ Ich hatte das Gefühl, das man selbst an meiner Stimme hörte, was für ein krankes Spiel ich trieb.
Sam und Paul saßen auf dem Sofa und sahen fern. Paul schenkte mir ein Lächeln und Sam brummte müde, „Glaub' schon.“
„Gute Nacht.“ Flüsterte ich und ging zu Treppe, auf dem Absatz drehte ich mich noch mal um und sah Jared an. Sein Blick war anders, liebevoll und es lag etwas Sehnsüchtiges drin. Ich lächelte ihn an und stieg die Treppen hinauf. Ging sofort ins Bad, zog mich um, wusch mich und putzte mir die Zähne. Dann sammelte ich meine Sachen zusammen und stand vor Embrys Tür, die ich langsam öffnete. Er lag schon im Bett und hatte den Fernseher an. Ich trat ein und schloss die Tür. Warf meine Sachen auf den Boden und krabbelte zu ihm ins Bett. „Haste den Weg doch noch gefunden?“ Gähnte er müde. Mein Weg teilte sich in drei unterschiedlich Richtungen. Wenn ich alle Wege auf einmal gehen wollte, würde es mich zerreißen. Ich verwarf diese schwierigen Gedanken und kuschelte mich an ihn. „Ich liebe dich.“ Flüsterte ich und es war aufrichtig, es gab niemanden, den ich mehr liebte. Er drehte sich zu mir und küsste meine Stirn. „Ich weiß.“ Seine Stimme war wunderbar beruhigend und ich liebte es, bei ihm zu sein. Er gab mir die nötige Ruhe und Beständigkeit, die ich brauchte. Seine Wärme und das Flüstern des Fernsehers befördert mich ohne Umweg in das Land der Träume.

Chapter 4



Chapter 4

Es war noch dunkel als ich wach wurde, was ziemlich untypisch für mich war. Auf dem Nachttisch tastete ich nach Embrys Handy um zu sehen, wie spät es war. Es war kurz nach vier. Leise legte ich es wieder zurück, zog die Decke hoch und kuschelte mich wieder an ihn. Er stöhnte und drehte sich auf die Seite. Ich schloss die Augen und wartete, dass mich die Schwere des Schlafen einholte. Doch konnte ich nicht wieder in den Schlaf finden. Ich wälzte mich hin und her, sah aus dem Fenster, es war als würde mich etwas zu sich rufen und mir so das Einschlafen unmöglich machen. Eine Weile quälte ich mich noch herum. Doch als mir selbst Embrys Wärme nicht beim Einschlafen half, das sonst immer das Zuverlässigste war, stand ich auf. Sammelte meine Klamotten zusammen und verließ leise sein Zimmer.
Ich ging die Treppe hinunter ins Wohnzimmer und zog mich an. Dann legte ich mich auf Sofa und hoffte, doch noch mal wegzudösen. Jedes Mal wenn ich kurz davor war, war es als würde etwas leise meinen Namen flüstern und es ließ mich wieder aufschrecken.
Mein Blick wanderte zu den Fenstern, noch immer war es draußen dunkel. Ich spielte mit dem Gedanken nach Hause zu gehen. Doch wusste ich nicht ob, es eine gute Idee war. Jake würde bestimmt schlafen, schließlich war es mitten in der Nacht. War es tatsächlich er, der mich von meinem Zuhause fernhielt oder war es meine Schwäche ihm zu widerstehen? Das konnte nicht sein, wie sollte es in Zukunft weitergehen? Ich konnte ja nicht jede Nacht bei Embry bleiben. Ich setzte mich wieder auf und haderte mit mir, doch eigentlich war die Entscheidung gefallen, ich musste es mir nur eingestehen. Kopfschüttelnd stand ich auf, nahm meine Tasche und ging zu Tür.
Leise schloss ich sie hinter mir und machte mich auf den Weg nach Hause.

Am Haus angekommen zweifelte ich doch ein letztes Mal an meinem Entschluss. Aber jetzt war ich hier, nahezu lautlos öffnete ich die Tür und trat ein. Es war totenstill und dunkel. Ich stellte meine Tasche ab und tastete mich langsam vorwärts.
Ein Geräusch ließ mich aufhorchen. Ich wusste nicht, ob es das Knarren des Holzbodens war oder ein Flüstern. Es klang wie mein Name. Eine Gänsehaut jagte mir über den Rücken. Ich stand wie erstarrt und horchte in die Dunkelheit. Da war es wieder, leise, kaum hörbar.

„Ley.“

Ich konnte nicht ausmachen, aus welcher Richtung es kam, es schien überall zu sein, meine Nackenhaare stellten sich auf. Mein Herz schlug schneller und ich bereute meine Entscheidung. Ich wollte zum Lichtschalter. Langsam schlich ich weiter und tastete mit den Händen vor mir her. Als meine Hände auf was Warmes stießen. Erschrocken zog ich sie zurück, alles was ich hörte war mein schneller Atem. Nochmal schickte ich meine Hände tastend auf die Reise und wieder endete diese an der Wärme. Doch bevor ich sie zurückziehen konnte, wurden sie festgehalten. Ich ging in die Knie, doch konnte ich sie nicht befreien, der Griff war fest, fast eisern. Langsam zog es mich näher, ich zitterte und mein Herz raste. Meine Hände wurden hoch gezogen und abgelegt. Ich fühlte, dass es eine Männerbrust war, auf der sie Ruhe fanden. Soviel dazu, dass Jake nachts schlief. Ich vermutete, dass er es war, wer sollte es sonst sein?
Ein Einbrecher mit einem kranken Kuschel- Bedürfnis? Wohl kaum. Die Hände ließen von meinen ab und wanderten um meinen Oberkörper. Dann zogen sie mich näher. Jetzt fühlte ich seine Wärme, die es mir schwindelig werden ließ. Es war eine andere Wärme, als die die Embry ausstrahlte. Diese brannte auf meiner Haut, doch war es ein süßer Schmerz, verlockend und begehrend.
Meine Hände wanderten selbständig, ohne dass ich es hätte beeinflussen können, über seine Brust hinunter zu seinen Hüften. Jetzt hörte ich seinen Atem dicht an meinem Ohr, warm, verführerisch. Ich schloss die Augen und wusste nicht, was mich erwarten würde. Doch ich merkte wie sich meine Willenskraft in einen Hauch von Nichts verwandelte. Seine Hände fuhren sanft, kaum wahrnehmbar über meinen Rücken. Ein Schauer schüttelte mich.
Ich reckte mein Gesicht in die Höhe, ohne zu wissen wo er war oder wo nicht. Meine Wange berührte seine, nur einen kurzen Moment. Seine Hände wanderten weiter meinen Rücken hinunter, bis unter meinen Po. Dort suchten sie Halt und er zog mich hoch, fast automatisch schlang ich meine Beine um seine Hüften. Langsam fuhr ich mit meinen Händen über seine Arme, an denen jeder Muskel angespannt war, stählern und hart. Weiter glitten meine Hände über seine breiten Schultern, hoch zu seinem Nacken. Mir wurde warm, nein, mir wurde heiß. Vorsichtig strich ich ihm über die Wangen und erkundete jeden Zentimeter seines Gesichts mit meinen Händen.
Grazil und geschickt setzte er sich in Bewegung. Ich wusste nicht, wie er etwas sehen konnte oder ob er überhaupt was sah. Doch bewegte er sich als wäre helllichter Tag. Langsam ging er in die Knie. Er nahm auf dem Sofa Platz, so hatte er die Hände wieder frei. Sie wanderten zu meinem Nacken, tief holte ich Luft, mir wurde wieder schwindelig. Sie griffen in mein Haar und packten fest zu. Langsam aber bestimmt navigierte er mein Gesicht seinem entgegen. Obwohl ich auf seinem Schoß saß, waren wir auf Augenhöhe. Wieder spürte ich seinen warmen Atem. Es machte mich verrückt, ich war angespannt wie ein Flitzebogen.

So fest er mich anfasste umso sanfter waren seine Lippen. Die sich an meinen Hals schmiegten und langsam hinunter glitten, zu meinem Schlüsselbein. Es ließ mich leise stöhnen. Geschickt wanderte eine seiner Hände meinen Rücken entlang, die andere hielt mich mit festem Griff. Er zog mich näher zu sich. Dann ließen seine Lippen von mir ab, doch nur um sich ein neues Ziel zu suchen. Ich spürte, wie sich sein Gesicht meinem näherte. Die Spannung war nicht zu ertragen.
„Bitte küss mich.“ Hauchte ich kaum hörbar. Er ließ sich nicht lange bitten. Fast scheu begegneten seine Lippen den meinen. Es raubte mir die Luft, so unbeschreiblich war es. Ich griff mit beiden Händen seinen Nacken und zog ihn gierig an mich. Jetzt hörte ich wie sein Atem schneller wurde und ein leidenschaftliches Stöhnen seine Kehle verließ. Es trieb mich noch mehr an und mein Fordern schien auch ihn anzustacheln. Seine Hand, die meinen Kopf fest in ihrem Griff hielt, lockerte sich. Als wäre er sich jetzt sicher, dass ich mich ihm nicht mehr entziehen könnte. Auch sie wanderte meinen Rücken entlang. Er nahm mein Oberteil und zog es mir gekonnt über den Kopf. Eilig suchten meine Hände sein Gesicht. Es dauerte keine Sekunde, bis sie ihr Ziel fanden, wieder legte ich meine Lippen auf seinen. Ich drehte den Spieß um. Jetzt war er derjenige, der vor Erregung bebte und ein stöhnender Seufzer den nächsten jagte. Meine Lippen fanden seinen Hals, ich hauchte die Küsse nur auf seine Haut und merkte, wie er zitterte. Er konnte es nicht erwarten mehr zu bekommen.
Der Punkt war erreicht, an dem die scheue Sanftheit in wilde Leidenschaft überging. Er packt mich, riss mich an sich und seine Lippen waren fordernder denn je. Doch stand ich ihm in nichts nach. Er biss mir in die Unterlippe und ich stöhnte laut. Fest fuhren seine Hände über mein Dekollete, über meine Brust, was mich wieder laut werden ließ. Er umfasste meinen Po und erhob sich mit mir vom Sofa. Es war als flögen wir, ich merkte nicht wie er einen Schritt tat. Doch dann beugte er sich vornüber und legte mich auf sein Bett. Er folgte mir und sein Gewicht auf mir raubte mir den Atem auf ein Neues. Ich keuchte, Hitze, Schwindel waren nicht mehr zu unterscheiden, alles verschwamm und ordnete sich neu. Er war mein dunkler Engel, nie dürfte das, was hier geschah, irgend jemand erfahren. Ich kämpfte mich aus meiner Hose, unbeholfen, doch Hauptsache schnell. Die restlichen Klamotten landeten im Sekundentakt vor dem Bett. Heiß drückt er sich an mich, ich warf meinen Kopf nach hinten, mein Stöhnen wurde immer lauter. Würde er mich noch länger hinhalten wäre ich auch ohne ihn soweit.

Seine Bewegungen waren perfekt, er füllte mich aus. Keuchend flüsterte ich seinen Namen. Sein Atem dröhnte in meinen Ohren, mein Herz, sein Herz dröhnten in meinen Ohren. Es war als wären wir eins, meine Stimme wurde immer lauter. Ich krallte meine Hände erst in seinen Rücken, dann in das Bettlaken und wand mich unter ihm. Immer leidenschaftlicher näherten wir uns dem Ziel. Ekstatisch wanden sich unsere Körper im absoluten Einklang. Unter lautem gierigem Stöhnen liefen wir in die Zielgerade ein. Ein letztes Aufbäumen und ich ließ mich nach hinten fallen. Keuchend lag er auf mir.

Als hätte man einen Schalter umgelegt, die Sanftheit kehrte zurück, fast liebevoll küsste er mich. Langsam wurde es hell draußen und es ließ mich sein Gesicht schemenhaft erkennen. Seine Augen ruhten auf mir, sie hatten ihren bedrohlichen Ausdruck in etwas verwandelt, dass ich nicht benennen konnte. Es war ein Glitzern, lieb, aufrichtig, es hatte etwas Dankbares.
„Blauauge.“ Flüsterte er leise. Es ließ mich lächeln, auch er lächelte und es war hypnotisch. Sein perfekter Mund öffnete sich und seine schneeweißen Zähne kamen zum Vorschein. Wieder nahm ich sein Gesicht in meine Hände und führte es vorsichtig zu meinen Lippen. Es lag eine überraschende Vertrautheit zwischen uns, die mir fast etwas Angst machte.
Jetzt fand er seinen Platz neben mir und sah mich an. Ich konnte das Lächeln nicht von meinem Gesicht verbannen. Es war wie eingemeißelt. Auch die Müdigkeit fand ihren Weg zurück, was nach dieser Aktion kein Wunder war. Ich überlegte, wie ich mich geschickt aus dieser Situation winden könnte, ohne ihn vor den Kopf zustoßen. Ich war müde und wollte schlafen, doch konnte ich nicht in seinem Bett bleiben.
Ich wusste, morgen oder besser gesagt gleich, würde Embry mich wecken und was dann los wäre, wollte ich mir gar nicht vorstellen. Keiner von ihnen dürfte von dieser Nacht erfahren. Sie würden mich für den größten Heuchler halten. Zurecht. War ich diejenige, die sich am wildesten gegen Jakes Rückkehr gewehrt hatte und jetzt das. Auch wüsste ich wie sehr es Jared verletzten würde, jetzt da wir uns langsam näher kamen. Ich setzte alles aufs Spiel. Niemals könnte Jared mir diesen Ausrutscher verzeihen. Dafür wäre er zu stolz, es würde immer zwischen uns stehen.
Langsam drehte ich den Kopf in die andere Richtung. Es fühlte sich an als könne er in meinen Augen lesen, wie ich über das alles dachte. Ich drehte ihm den Rücken zu und hoffte, er wäre gleich eingeschlafen und ich könnte mich vom Acker machen. Er robbte näher an mich heran und legte seinen Arm um mich. Es war, als hätte er noch irgendwas auf der Seele.
„Hast du vor, es Embry zu beichten?“ Seine Stimme brummte tief und samten, ich war überrascht, dass er jetzt davon anfing.
„Gibt es einen Grund warum ich das tun sollte?“ Ich drehte mein Gesicht zu ihm.
„Na ja, ich dachte, da ihr zusammen seid.....“ Er wirkte ziemlich unbeholfen.
„Wir sind nicht zusammen.“ Beantwortete ich knapp seine Frage.
So wie es aussah, legte er nicht wirklich viel Wert auf den Respekt der anderen, sonst hätte er es nicht auf Biegen und Brechen darauf angelegt. Steckte in ihm doch noch mehr von dem alten Jacob Black, dem es egal war, der keine Rücksicht nahm, sondern sich das nahm, was er begehrte?
Mit großen Augen sah er mich an. „Nicht?“ Ich sah, wie er ins Grübeln geriet und ich schüttelte den Kopf.
„Aber ihr haltet in jeder möglichen Situation Händchen, er küsst und umarmt dich wo er nur kann.“ Es schien ihm unbegreiflich.
Ich schmunzelte ein bisschen über sein Gesicht und drehte mich jetzt ganz zu ihm. „Ja, er drückt, küsst und umarmt mich als mein bester Freund.“
Jake schien etwas perplex. Doch jetzt kehrte das Leuchten seiner Augen zurück. „Also bist du ….... ungebunden.....“ So wie er es aussprach, klang es hoffnungsvoll.
Ich wusste nicht, was er sich in seinem kranken Hirn zusammensponn, doch sollte es bei dieser einen verbotenen Nacht bleiben. Es hatte den Anschein, er würde sich etwas erhoffen, das niemals gutgehen würde. Die anderen würden das nie tolerieren, geschweige denn respektieren. Es würde die ganze Dynamik zwischen uns zerstören und ich war mir sicher, dass ich das nicht aufs Spiel setzen wollte. Zwar hatte er eine magische Anziehung auf mich, doch ich war weder verliebt noch empfand ich sonst irgendwas für ihn. Es war eine rein körperliche Sache, redete ich mir ein. Aber wie kam ich aus der Nummer wieder raus, ohne dass ich mich um Kopf und Kragen reden würde. Ich versuchte es mit Schweigen, lächelte ihn an und drehte ihm wieder den Rücken zu. Mit seiner Hand fuhr er zärtlich darüber, jeder Zentimeter meiner Haut reagierte auf seine Berührung. Kurz schüttelte es mich, dann kam sie auf meiner Taille zur Ruhe.
Ich zwang mich die Augen nicht zu schließen, es würde nur Sekunden dauern, bis ich eingeschlafen wäre. Meine Augen wanderten rastlos durchs Zimmer, das immer heller wurde und mich mehr erkennen ließ. Jakes Atem war jetzt gleichmäßig, ich rollte mich auf den Bauch, so dass seine Hand auf das Bett rutschte. Langsam drehte ich den Kopf in seine Richtung. Gott sei Dank, er schlief. Das wäre mein Startschuss, ich könnte ohne weitere Fragen verschwinden. Länger verharrte mein Blick auf ihm, sein Gesicht war friedlich, sanft und man konnte es nicht anders sagen, es war wunderschön. Ebenmäßig und makellos.
Vorsichtig stand ich auf und suchte meine Klamotten zusammen. Ich war im Begriff seine Tür zu schließen, doch ein nicht ganz so geringer Teil von mir zwang mich, ihn nochmal anzusehen. Ich bereute, dass ich die anderen enttäuscht hatte und wahrscheinlich auch zutiefst verletzt, doch bereute ich nicht eine Minute der vergangenen Nacht. Fest biss ich die Zähne zusammen, schloss die Tür und ging in mein Zimmer. Ein zweites Mal zog ich meine Schlafklamotten an und kroch in mein Bett. Ich verwarf das Geschehene und gab mich ganz der bleiernen Erlösung des Schlafes hin.

Etwas neben mir rumpelte hin und her, dann hörte es auf. Mit geschlossenen Augen tastete ich neben mich. So wie es schien war Embry da. Ich suchte seine Hand, nahm sie, legte sie über meine Seite und zog sie zu meinem Herzen. Müde öffnete ich meine Augen und küsste sie. Ich sah über meine Schulter, er lächelte. Die letzte Nacht schob sich zurück in meine Gedanken, mein Gewissen quälte mich. Ich drehte mich zu ihm, robbt ganz dich an ihn heran und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Fest schlang ich meinen Arm um ihn und hielt mich an ihm fest. Geräuschvoll atmete er aus und tat es mir gleich. „Ich hab dich heute morgen vermisst.“ Flüsterte er.
„Ich hab dich letzte Nacht vermisst.“ Nuschelt ich in seine Brust. Leise lachte er. Doch wusste ich nicht, ob er mich von dieser Dummheit hätte abhalten können. Jake hatte für mich die Faszination von Feuer, schwarzem Feuer. Ich wusste, ich würde mich an ihm verbrennen, er wirkte so wild und unbändig auf mich. Dass ich in den Momenten, in denen er mir nah war, die Wunden ohne weiteres in Kauf nahm
„Wie spät ist es?“ Meine Stimme klang rau, fast heiser.
„Schon Mittag.“
„Warst du am Strand?“ Fragte ich überrascht, seine Haut roch angenehm salzig.
„Ja, sind wir immer noch, ich wollte dich holen. Hatte mir ein bisschen Sorgen gemacht, da ich dich heute noch nicht gesehen habe.“ Seine Fürsorge ließ mich grinsen. Das liebte ich so an ihm.
„Und? Kommst du mit?“ Er klang aufmunternd. Mein Gewissen gab mir das Gefühl, ich wäre ihm etwas schuldig.
„Gib mir zehn Minuten.“ Gähnte ich, ein letztes Mal drückte ich mich an ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann erhob ich mich, müde torkelte ich ins Bad und stellte die Dusche an. Ich sah mich unruhig um, doch schien Jake nicht hier zu sein. Schnell holte ich meinen Bikini. Ich dachte, das Wasser würde mich beleben, doch als ich aus der Dusche kam, war mein Zustand unverändert. Schlapp zog ich mich an und ging in die Küche. „Kleiner?“ Rief ich Embry
„Häää?“ Rief er zurück, er schien immer noch im Bett zu liegen.
„Kaffee?“ Ich beschränkte mich auf die nötigsten Worte.
„Jaaa.“ Aber Embry auch.
Unsere Unterhaltungen war manchmal für andere völlig unverständlich. Es waren nur einzelne Wörter, aus denen andere nicht schlau wurden. Wir verstanden uns und kamen damit super zurecht. Oft sah Jared zwischen uns hin und her. „Hä? Wie? Übersetzt das mal einer?“
Was Embry und mir Bauchschmerzen vor Lachen bescherte. So konnten wir uns oft über Dinge unterhalten, die nicht für andere Ohren bestimmt waren. Die anderen störte es nicht, nur Jared wurmte es, wenn er nicht alles mitbekam. Ich kippte den Kaffee in die Becher, lustlos schnappte ich mir meine Tasche. Embry stand jetzt hinter mir. „Ich bin fertig.“ Knurrte ich.
„In jeder Hinsicht.“ Lachte er. Im Vorbeigehen schubste ich ihn dafür. Er nahm seinen Kaffee und folgte mir. Als wir rausgingen, konnte ich es kaum glauben, dass wir schon so viele schöne Tag an einem Stück hatten. Ich blinzelte vor mich hin. „Hier halt mal.“ Ich drückt Embry meinen Kaffee in die Hand und kramte in meiner Tasche nach einer Sonnenbrille. Endlich fand ich sie, erlösend verdunkelte sie mein Sichtfeld.
„Sieht cool aus.“ Grinste er. Ich nahm eine lässige Haltung an und verstellte meine Stimme. „Ich seh' zwar aus wie ein Rockstar, aber ich bin keiner.“ Nachdem ich mit meiner kleinen Vorstellung fertig war, prusteten wir los. Ich schnappte meinen Kaffee und seine Hand, zog ihn weiter, noch immer kicherte er.
Da ich mir von vorneherein die Schuhe gespart hatte, brauchte ich sie nicht ausziehen, als wir auf den doch ziemlich heißen Sand traten. Von weitem sah ich Sam, es war eher selten, dass er sich am Strand blicken ließ, doch heute war einer der wenigen Tage. Embrys Blick verfinsterte sich und er legte seinen Arm um mich, als wollte er mich schützen. Ich folgte seinem Blick, um zu erfahren, was ihn so grimmig gucken ließ. Dann sah ich es. „Ach du Scheiße“, dachte ich.“ Mein Blick fiel auf Jake, der zwischen Sam und Seth saß. Embrys Schutz kam ein bisschen spät.
Doch was hatte ich erwartet, dass Jake mir aus dem Weg ging? Ich versuchte mir nichts anmerken zulassen. Ich griff Embrys Hand, die über meine Schulter hing und hielt sie demonstrativ fest.
Wir hatten sie erreicht. „Ley, es ist doch erst Mittag und du bist schon wach?“ Versuchte Sam mich zu ärgern. Ich fletschte ihn an. Embry ließ seinen Arm von meiner Schulter gleiten und ging weiter. Mein Blick fiel auf Jake, er grinste mich an. Ich nickte und folgte Embry. Oh Gott, es war mir so unangenehm ihn hier zuhaben, nachdem was letzte Nacht gelaufen war. Aber so wie es aussah machte es ihm gar nichts aus. Neben Jared stellte ich meine Tasche ab und breitete mein Handtuch aus. Jared sah Jake noch immer ziemlich verächtlich an. „Was grinst der denn so blöd?“ Flüsterte er.
„Keine Ahnung, vielleicht versucht er, nett zu sein.“ Murmelte ich.
Jared sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Ja was weiß ich.“ Rechtfertigte ich mich, zog meine Klamotten aus und ließ mich auf das Handtuch fallen. Jared schob meine Sonnenbrille hoch und sah die Ränder unter meinen Augen. „Was ist denn mit dir passiert?“ Fragte er wenig charmant. „Hab' schlecht geschlafen.“ Maulte ich und schob die Sonnenbrille zurück. „Es sieht eher aus, als hättest du gar nicht geschlafen.“ Mutmaßte er.
„Und wenn.“ Zischte ich zurück. Er schien über meinen Ton ziemlich erschrocken und auch Embry sah mich überrascht an.
„Was ist denn mit dir los?“ Hakte Embry nach.
Im selben Moment tat es mir leid, dass ich Jared so angefaucht hatte.
„War nicht so gemeint, ich bin einfach nur müde.“ Entschuldigte ich mich.
Sie ließen mich in Ruhe. Ich hörte ihr leises Gemurmel, hier und da wurde laut gelacht. Doch heute nervte es mich irgendwie. Ich stützte mich auf meinen Ellenbogen, um mit der anderen Hand in meiner Taschen nach dem Ipod zu suchen. Embry neben mir fing an zu kichern, „Suchst du den?“
Er hielt meinen wunderschönen pinken Ipod in die Luft. Ich nickte und er gab mir einen der Ohrstöpsel. Auf seinen Knien spielte er das Schlagzeugsolo von 'Supermassive Black Hole' nach. Die nächste Nummer war ruhiger und veranlasste ihn, nicht auf seinen Knien zu trommeln. Taylor Swift schmachtete 'Back to December'. Ich lauschte den Klängen, wir hatten etwas gemeinsam, beide wollten wir ein vergangene Nacht ungeschehen machen.
Langsam drehte ich meine Kopf zu Jared und sah an ihm vorbei zu Jake. So wie es schien, führte er eine nette Unterhaltung mit Sam, Seth, Quil und Paul. Eroberte er seine alten Freunde zurück? Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Sein Blick ging an Paul vorbei, jetzt sah er mich an und er schenkte mir ein unwiderstehliches Lachen. Das ich einfach erwidern musste. Jared drehte seinen Kopf zu mir, ich ließ mir nichts anmerken uns sah wieder in den Himmel. Abgesehen davon, dass es alles verkomplizierte, war so ein kleines Geheimnis doch ziemlich reizvoll.
„So, lang genug gefaulenzt, wir gehen jetzt schwimmen.“ Bestimmte Embry. Ich belächelte seinen Versuch, mich von Handtuch hoch zu bekommen. Ich sah, wie er verschwörerisch Jared angrinste. Mit einer affenartigen Geschwindigkeit riss ich den Ipod aus meinen Ohren, schmiss meine Sonnenbrille weg und sprang auf. In Angriffsstellung standen wir uns gegenüber, ungerecht wie ich fand, zwei gegen eine.
„Ich zieh' euch das Fell über die Ohren.“ Knurrte ich gespielt. Was den beiden nicht mehr als ein Lachen entlockte. Ich sprintete zur Seite und rannte wie der Teufel, nur waren meine Beine nicht so lang wie die von Jared und Embry. Trotz allem erkämpfte ich mir einen ordentlichen Vorsprung. Ich hörte die anderen lachen. „Ihr lasst euch von einem Mädchen abhängen!“ Spornte Paul die beiden an.
Rennend blickte ich über meine Schulter und sah, dass Jared mir gefährlich nah kam, Embry war ein Stück hinter ihm, doch musste er so lachen, dass er langsamer wurde. Ich gab alles, doch Jareds keuchender Atem kam näher. Er schlang seinen Arm um meinen Bauch, wir gerieten ins Straucheln und kullerten durch den Sand. Noch immer hielt er mich fest, stand mit mir auf und trug mich mit einem Arm zurück, er hielt mich wie ein Trophäe im Arm.
„Wir haben einen Gewinner.“ Lachte Paul. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn und streckte ihm die Zunge raus. Jake stand auf und zog sein T-Shirt aus, so wie es schien wollte auch er ins Wasser. Die anderen taten es ihm gleich.
„Haste mit 'ner Wildkatze gekämpft?“ Kicherte Seth. Mein Kopf fuhr herum und blieb an den Kratzern auf Jakes Rücken hängen. Meine Augen weiteten sich. Jake sah meinen entsetzten Blick, grinste und joggte ins Wasser. Die Kratzer hatten die Form von Flügeln, die sich symmetrisch von der Wirbelsäule nach oben außen zogen Mir wurde für einen kurzen Moment kotzübel. Verwundert ruhte der Blick der anderen auf Jakes Rücken. Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass sie nicht weiter nachfragten.
„Der Glückliche.“ Lachte Paul, doch ob er das immer noch sagen würde wenn er wüsste, dass ich diejenige war, die sie ihm letzte Nacht laut stöhnend verpasst hatte. Mich immer noch an sich gepresst, ging Jared auf das Meer zu. Ich zappelte und versucht mich zu befreien. Aber es war sinnlos.
Embry schnappte sich sein Surfbrett und folgte uns. Das Wasser hatte keine zwanzig Grad, jetzt war ich froh, dass Jared mich an sich drückte. Ich drehte mich zu ihm und umklammerte seinen Hals, Stück für Stück zog ich mich höher, je tiefer er ins Wasser ging. Ich schlang meine Beine um seine Hüften. Er ließ mich los, ich hielt mich aus eigener Kraft an ihm fest. Er lachte und versuchte mich abzuschütteln. „Bist schon so einer kleiner Kletteraffe.“ Flüsterte er. „Nee, nur wasserscheu.“ Japste ich, als uns eine Welle erwischte. Als selbst mir das Wasser über die Hüften reichte, ließ ich von ihm ab und schwamm zu Embry, der auf seinem Board saß. Ich wollte mich gerade hochziehen, als jemand meinen Knöchel umfasste und mich unter Wasser zog. Das Wasser war trotz der Wellen so klar, dass ich erkannte, wer es war. Verschwommen sah ich Jake, der mich tiefer zog und näher an sich heran. Mit einer Hand umschlang er meine Hüfte, mit der anderen fuhr er über meine Wange, meinen Hals, mein Dekolette, zwischen meinen Brüsten und endete auf meinem Bauch. Das kalte Wasser ließ seine Hände noch heißer erscheinen. Es war wie in Zeitlupe, unsere Blicke trafen sich. Ich konnte keine Entscheidung treffen, selbst wenn ich Luft gebraucht hätte, hätte ich mich von ihm nicht losreißen können. Grinsend ließ er von mir ab, es schien ihm zu gefallen, dass ich willenlos war, wenn er mir nahe kam. Jetzt tauchte er von mir weg. Ich merkte, dass die Luft knapp wurde, kraftvoll stieß ich mich vom Boden ab. Ich hatte so eine Geschwindigkeit drauf, dass ich bis zum Bauch aus dem Wasser schoss. Lauthals sog ich die Luft ein. Die Strömung hatte uns ein Stück abgetrieben. Ich schwamm auf Embry zu. „Wusste gar nicht, dass du so lange tauchen kannst.“ Bewunderte er meine Leistung. „Ich auch nicht.“ Keuchte ich noch immer. Ich hielt mich an seinem Bein fest, dann zog er mich rauf und ich setzte mich hinter ihn. Trotz dass die Sonne brannte, ließ mich das kalte Wasser zittern. Langsam legte ich mich zurück auf das Board und ließ mich von der Sonne wärmen. Meine Beine hingen noch immer im kalten Wasser. Jetzt lehnte sich auch Embry zurück und parkte seinen Kopf auf meinem Bauch. „Du bist so schön warm.“ Brummte ich. „Hmmm“, brummte er zurück. Die anderen hatten genug und machten sich auf den Weg zurück zu den Handtüchern.
Embry und ich genossen noch ein bisschen das sanfte Wiegen der Wellen und die wärmende Sonne.
„Meine Hände sind ganz schrumpelig.“ Beschwerte er sich. „Lass' uns zurück.“ Ich antwortete nicht, so entspannt war ich. Embry setzte sich auf und fing an zu paddeln, doch ich lag faul hinter ihm und machte nicht einen Finger krumm.
„Ley, steh auf.“ Drängelte er, als wir wieder am Strand waren. Ich blinzelte ihn an. Doch machte ich keine Anstalten aufzustehen. Genervt sah er mich an. „Leyyyy!“
Geflissentlich ignorierte ich ihn und grinste. Doch hatte Embry die Nase voll, auf mich zu warten, er trat mit voller Wucht auf die eine Seite des Boards. Es schwankte bedrohlich, mit dem nächsten Tritt rutschte ich runter und platschte ins Wasser. Brrrr, war das kalt. Ich eilte hoch und funkelte Embry an. „Wer nicht hören kann........“ Grinste er.
Jared sah uns zu und lachte. An unserem Handtuch angekommen, geierte er immer noch. Ich drückte meine Haare über ihm aus, ein feiner, kalter Wasserstrahl prasselte auf ihn nieder. Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Ich legte meinen Kopf schräg und lächelte ihn liebevoll an. Das Wasser versiegte, blinzelnd öffnete er die Augen, ihm fiel auf, wie ich ihn ansah. Angenehm warm strich seine Hand an meinem Unterschenkel auf und ab. Ich kniff ihm eine Auge zu und legte mich aufs Handtuch zu Embry, drehte mich auf die Seite und sah ihn an. Sein Blick war ernst, er überlegte. „Worüber denkst du nach?“ Flüsterte ich.
Er sah mich an. „Als du gerade vor Jared standest, hättest du mal Jakes Blicke sehen sollen. Hab' nur drauf gewartet, dass er aufsteht.“
„Das hast du dir nur eingebildet.“ Versuchte ich es abzutun, doch machte es mich unruhig. Jake sollte es nicht wagen, mich in die Scheiße zu reiten, dann könnte er mich mal richtig erleben. Dann würde die blauäugige Wildkatze zu einer reißenden blutrünstigen Bestie werden.
„Ley, ich weiß doch, was ich gesehen hab!“ Grummelte er. Ich zuckte die Schultern und ging nicht weiter darauf ein. Setzte meine Sonnenbrille auf und prockelte die Stöpsel des Ipods in meine Ohren und stellte ihn so laut, dass Embry und Jared die Musik auch so hörten. Bevor ich die Augen schloss, sah ich wie Embry verständnislos den Kopf schüttelte.
Ich schlug die Beine übereinander und wippte mit den einen Fuß im Takt der Musik, ich ließ mich mitreißen und summte leise mit. Aus dem Summen wurde ein leises Singen.
I'm free
I just spent all my money
But I rocked that like it don't cost a thing
Free
Burned a hole in my pocket
But I rocked that like it don't cost a thing

Jemand stupste vor meinen Arm, und zog einen der Ohrstöpsel aus meinen Ohren. Ich öffnete die Augen und Embry sah mich an. „Wir wollen gehen.“
„Ich bleib noch ein bisschen.“ Antwortete ich knapp. „Wie du meinst.“ Er beugte sich zu mir und küsste meine Stirn, ich lächelte ihn an. Er schien versöhnlich zu sein. Er nahm seine Sachen, bevor er ging reckte ich ihm meine Hand entgegen. Sanft ergriff er sie und streichelte mit dem Daumen darüber. „Bis später.“ Flüsterte er. Ich lächelte und nickte. Dann ließ ich meine Kopf zurück sinken und steckte den Ohrstöpsel wieder in mein Ohr. Es gab fast nichts schöneres als in den Ferien mal so richtig zu faulenzen. Einige Songs später schob ich die Brille von der Nase und sah mich um, es war außer mir keine Menschenseele am Strand. Entspannt legte ich sie wieder ab und summte weiter mit. Ich döste das ein oder andere Mal weg. Doch ließ mich die etwas zu laute Musik immer wieder aufschrecken.

Allmählich färbte sich der Himmel, die Sonne trat den Rückzug an. Eigentlich hatte ich keine Lust, nach Hause zu gehen. Es war selten, doch jetzt genoss ich das Alleinsein. Ich dachte an Embrys Worte und seinen bitterbösen Blick, als er mich darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Jake Jared und mich mit missbilligendem Blick beobachtet hatte. Ich versuchte mir wieder einmal ihre Reaktion vorzustellen, wenn sie von Jake und meiner kleinen Liaison erfahren würden. Natürlich versetzte mir mein Gewissen kleine feine Bisse. Doch noch sah ich nicht die Notwendigkeit, sie daran teilhaben zulassen und ich hoffte, dass es unter dem Deckmantel des Schweigens für immer verschwinden würde. Damit sich die letzte Nacht nicht wiederholen würde, nahm ich mir vor, Jake so gut es ging aus dem Weg zugehen. Ich setzte mich auf und sah aufs Meer. Wenn die letzten Jahre für mich nicht einfach waren, so war ich mit meinem Leben doch mehr als zufrieden. Ich hatte eine Ersatzfamilie, einen Seelenverwandten und Jared war jemand, der einen wichtigen Platz in meinem Leben einnehmen könnte. Es war alles gut wie es war, dass Jake wieder in La Push aufschlug, war total überflüssig. Er brachte mich durcheinander, ließ mich Dinge tun, von denen ich nicht dachte, dass ich dazu in der Lage wäre. Ich hinterging die Menschen, die ich liebte. Doch stellte sich die Frage nach dem Warum. Warum tat ich das? Die Frage hallte in meinem Kopf. Doch ließ sich für mich keine logische Antwort finden.

Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Ruckartig drehte ich den Kopf, mein Nacken gab ein knackendes Geräusch von sich. Mit zusammengekniffenen Augen rieb ich über die schmerzende Stelle.
Jemand rief meinen Namen. Ich erkannte die Stimme, aus Tausenden hätte ich sie erkannt. Blinzelnd öffnete ich meine Augen wieder. Da stand Embry schon vor mir. „Willst du nicht mal langsam nach Hause kommen?“ Er setzte sich zu mir und sah auf das Meer. „Ich fände es ganz gut wenn du......“ Er brach ab. Wartend sah ich ihn an. „...... heute Nacht bei mir bleiben würdest.“ Sein Blick wurde ernst. Es erleichterte mich, dass er mir diese Frage abnahm. „Es ist nur ein Gefühl, doch ich traue Black nicht über den Weg.“ Knurrte er jetzt. Ich wusste, dass es nahezu unmöglich war, es vor Embry geheim zuhalten, aber noch hielt ich daran fest. Er kannte mich zu gut, er hatte den sagenumwobenen Siebten Sinn. Er spürte sofort, wenn sich auch nur kleinste Dinge im Ansatz änderten, war es nur ein Blick oder eine Berührung. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er mich an. Ich würgte den Kloß in meinem Hals hinunter und lächelte etwas gequält. „Gerne.“
Er stand auf und hielt mir seine Hand entgegen. In meinen Augen konnte er lesen wie beunruhigt ich war, seinem Blick wich ich aus und er half mir hoch. Ich zog mich an und räumte meine Sachen zusammen.

Arm in Arm liefen wir wortlos den Strand entlang. Wenn er bei mir war, gab es nichts, was mich zweifeln ließ, er gab mir Sicherheit und das Gefühl, aufrichtig geliebt zu werden . Bei Embry in Ungnade zu fallen, wäre das Schlimmste, was mir widerfahren könnte. Ohne ihn wäre mein Leben die Hölle. Ich wusste, dass er genau so empfand, wir waren emotional voneinander abhängig. Doch war es keine Abhängigkeit, die sich schlecht anfühlte. Es war, als seien wir nur mit dem anderen vollständig und ich wusste, dass ich für ihn, ohne zu zögern, mein Leben geben würde.
Von weitem sahen wir schon die Häuser, es war, als wäre mein Zuhause von einem dunklen Schleier umgeben. Es war die Höhle des Löwen, der sich nehmen konnte, was er wollte und wann er es wollte. Jakes Macht über mich war beängstigend.

Embry ließ seinen Arm von meinen Schultern gleiten. „Du kommst gleich nach?“
Der Gedanke allein in dieses Haus zu gehen, ließ mich schaudern. Wäre ich erst wieder in Jake´s Fängen, wäre ich hilflos, willenlos. Flehend sah ich ihn an.
„Soll ich mitkommen?“ Fragte er verwundert.
„Wenn es dir nichts ausmacht.“ Stammelte ich etwas unbeholfen. Ein liebevolles Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Wir setzten uns in Bewegung. Als wir vor der Tür standen, ließ ich Embry den Vortritt, zögerlich ging ich hinter ihm her. Jake schien in seinem Zimmer zu sein, es war leise Musik zuhören. Unbeirrt setzte ich meinen Weg fort, ging in mein Zimmer und packte alles zusammen, was ich für die kommende Nacht brauchte. Mit der Tasche über der Schulter war ich auf dem Weg in Bad.
Als Jake in seiner Tür auftauchte. Ich blieb stehen, unsere Blicke trafen sich. In seinen Augen loderte das schwarze, leidenschaftliche Feuer, welches mich fast in die Knie zwang und mich zu sich zitierte. Mein Herz raste und mein Atem beschleunigte sich.
„Ley?“ Embry´s Stimme klang so weit weg und es hatte den Anschein, sie würde sich immer weiter von mir entfernen. Mein sicherer Hafen, unerreichbar. Erst als er meine Hand griff und mich beiseite zog, konnte ich meinen Blick von Jake abwenden.
Es war haarscharf, dass alles aufflog. „Geht´s dir nicht gut?“ Besorgt sah er mich an. Der Schleier der Benommenheit legte sich. „Mir ist nur ein bisschen schwindelig.“ Flüsterte ich. Embry nahm mir die Tasche ab, warf Jake einen bösen Blick zu und ging ins Bad. Er warf in die Tasche, was er fand, von dem er dachte, dass ich es brauchen könnte. Ich starrte auf den Boden, ich wollte nicht, dass Jakes und meine Blicke sich nochmal begegneten. Doch hob und drehte sich mein Kopf, geführt von einer unsichtbaren Hand. Ich funkelte ihn an. Ein hinterhältiges, überlegenes Lächeln umspielte seinen perfekten Mund. Es war, als wollte er mich wissen lassen, dass er es einfordern konnte, wenn ihm danach wäre und ich wusste, er würde Recht behalten.
Embry kam aus dem Bad zurück, wortlos schnappte er meine Hand und zog mich durchs Wohnzimmer zur Haustür. Als er sie hinter sich geschlossen hatte, sah er mich an. War dies der Zeitpunkt, an dem ich ihm eine Erklärung schuldig wäre? War es der Zeitpunkt, an dem sich alles ändern sollte? Nein, noch war meine Verzweiflung nicht groß genug, ich redete mir ein, ich würde das in den Griff bekommen. Ich war unschlagbar darin, mir selbst etwas vorzumachen. Meine Gefühle waren gespaltener denn je. Die eine Seite wollte ein friedliches Leben, mit Vertrauen, Ehrlichkeit und Treue. Doch meine dunkle Seite, wollte ihn, Leidenschaft, Unbändigkeit, Wildheit und Geheimnisse. Beide Seiten fühlten sich gut an, nur könnten sie nicht nebeneinander existieren.

Embrys Blick ruhte fragend auf mir, es war einer der Momente, in denen Worte nicht von Bedarf waren. Er fühlte, dass irgendwas mit mir nicht stimmte. Aber ließ er mich entscheiden, ob ich ihm davon erzählen wollte. Noch immer hielt er meine Hand, ich wandte mich ab und zog ihn mit. Ich hörte, wie er tief Luft holte, langsam trottete er neben mir her. Je weiter ich mich von Jake entfernte umso so mehr verlangte ich nach dem friedlichen Leben, ohne ihn.

Ich öffnete die Haustür und ging schnurstracks zu Treppe. Embrys Hand glitt aus meiner. Doch bevor ich raufging, sah ich ihn noch mal an. Sein Blick hatte etwas Vorwurfsvolles. Jared kam aus der Küche, selbst ihm fiel auf, was für Blicke Embry und ich uns zuwarfen. Es war als würden wir eine stumme Unterhaltung führen. Dann drehte ich mich um, ohne in irgendeiner Weise auf Jared zu reagieren ging ich Treppe rauf. Oben angekommen hörte ich Jared. „Ist irgendwas gewesen?“ Flüsterte er und klang besorgt. „Ich hoffe nicht.“ Flüsterte auch Embry. Ich biss mir auf die Unterlippe, doch wollte ich sie nicht belauschen und ging ins Bad. Ich drehte die Dusche an und setzte mich auf den Rand. Laut schnaufend legte ich den Kopf auf meine Knie. „Verdammte Scheiße“, fluchte ich leise vor mich hin. Ich ging duschen. Nachdem ich fertig war, warf ich mich in meine Schlafklamotten und brachte das restliche Zeug in Embrys Zimmer. Ich erschrak und zuckte zurück, als jemand seine Hände um meine Mitte schlang. Mein Herz raste. Für gewöhnlich war ich nicht so schreckhaft. Als ich über meine Schulter sah, grinste Jared mich an. Ich atmete ein paar Mal geräuschvoll aus. „Du bist es.“
„Hast du jemand anderen erwartet?“ Kicherte er. Er wusste nicht, wie richtig er damit lag. „Wollte dir nur Bescheid sagen, dass wir essen können.“ Er drehte mich mit einer Hand zu sich. „Geht´s dir gut?“
Sein Blick musterte mein Gesicht. „Ja, klar....“ Ich fühlte mich irgendwie ertappt und sah nach unten. Er hob mein Gesicht mit seiner Hand und näherte sich mir langsam. Noch ehe sich unsere Lippen berührten, schloss ich die Augen und reckte ihm mein Gesicht entgegen. Ich mochte es, wenn er mich küsste, wir brauchten uns nicht verstecken oder im Schutz der Dunkelheit verschwinden. Es war von einer Reinheit, es war erlaubt. Keinen würde es wundern, wenn wir zueinander finden würden. Ihn zu küssen war einfach.
Sam brüllte die Treppe rauf. „Das Essen wird hart!“ Ich hörte die anderen lachen und grinste unter Jareds Lippen. Er ließ von mir ab und ich folgte ihm. Auf seine Schultern gestützt, sprang ich kichernd hinter ihm die Treppe hinunter. Doch erstarb das Lachen, als ich Jake am Tisch sitzen sah. Auch er lachte, aber es klang nicht fröhlich, sonder bitter, fast verächtlich. Jetzt schlich ich hinter Jared her, als wollte ich mich schützend hinter ihm verstecken. Fast zögerlich setzte ich mich auf den letzten freien Stuhl, der zwischen Embry und Jake war. Hunger hatte ich jetzt keinen mehr. Sam hatte es sich heute einfach gemacht, es gab Spaghetti mit Tomatensoße. Nie würde sich jemand darüber beschweren. Nudeln standen hier ganz hoch im Kurs. In rauen Mengen wurden die Spaghetti auf die Teller geschaufelt. Ich stocherte nervös in meinem Essen herum und hielt mich dann doch lieber an meiner Cola fest. Immer wieder berührte mich Jakes Ellenbogen, für die anderen mochte es wie Zufall aussehen, wenn sie es überhaupt mitbekamen. Ich wusste, dass es das nicht war, jede seiner Berührungen, waren sie auch noch so flüchtig, jagten mir eine Gänsehaut über den Rücken und beschleunigten meinen Herzschlag.
Ich fieberte dem Moment entgegen, dass er endlich nach Hause ging. Doch da machte mir Paul einen Strich durch die Rechnung.
„Hey Jake, wir wollen uns gleich noch einen Film ansehen. Lust, mitzugucken?“ Mit großen Augen sah ich ihn von der Seite an und hoffte, nein, ich betete, er würde verneinen.
„Klar, warum nicht.“ Grinsend machte sein Blick die Runde. Ich schloss die Augen, holte tief Luft und drehte mein Gesicht demonstrativ zu Embry. Der mich mit dem selben ahnenden Blick ansah. Bis auf Embry und Jared hatte Jake die anderen für sich gewonnen, doch an den beiden, war ich mir sicher, würde er sich die Zähne ausbeissen.
Als die Teller leergefegt waren, fing ich an, den Tisch abzuräumen. In der Küche brannte nur die kleine Neonröhre über dem Herd. Ich stellte die letzten Teller auf die Arbeitsplatte und wollte sie in die Spülmaschine räumen. Die Jungs hatten es sich vom dem Fernsehen bequem gemacht. Ich reckte meinen Arm nach einem der Teller, die weit hinten an der Wand standen. Ohne ersichtlichen Grund jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken und ließ mich zucken. Doch jetzt wusste ich, ohne hinzusehen, dass Jake hinter mir stand. Ich fühlte die Hitze, die von ihm ausging. Wieder beschleunigte sich mein Herz, wie mein Atem. Er beugte sich etwas über mich und stellte ein Glas vor mir ab. Er stützte seine Arme links und rechts von mir auf der Arbeitsplatte ab. Meine Hände zitterten, langsam schloss ich die Augen und legte meinen Kopf in den Nacken. Seinen warmen Atem spürte ich an meiner Wange. Ich kämpfte gegen den unbändigen Drang, mich umzudrehen. Seine Lippen wanderten ohne mich zu berühren, meinen Hals entlang. Nur sein süßer Atem streichelte meine Haut und ließ mich zittern. Vorsichtig, fast zögerlich lehnte ich meinen Rücken an seine breite Brust. Die Berührung brannte und ließ mich nach Luft schnappen. Mit immer noch geschlossenen Augen legte ich meine Hände auf die Seinen und drückte meinen Rücken noch näher an ihn. Leise, es war nur ein Hauchen, hörte ich ihn meinen Namen flüstern. Mir wurde schwindelig, mir wurde heiß. Ich wollte ihn küssen, viel mehr, es war als würde er es mir befehlen und ich konnte mich nicht wehren. Ich drehte mich langsam zu ihm. Doch wollte ich ihn nicht ansehen, wissend, ich wäre verloren. Seine Hände spürte ich an meinen Rücken, wieder glichen seine Berührungen Feuer.
Lautes Gepolter aus dem Wohnzimmer veranlasste ihn, mich nicht noch weiter in den Gefühls-Wahnsinn zu treiben. Seine Hände ließen von mir ab, er ging und ließ mich wankend zurück. Erst jetzt traute ich mich die Augen zu öffnen, ich sah, wie er die Küche verließ und im selben Moment Sam sie betrat. Schnell drehte ich mich wieder zu Spülmaschine und ging meiner Arbeit nach. Sam grummelte vor sich hin und schnappte sich einen Lappen. Ich versuchte, mir nichts anmerken zulassen. „Seth hat sein Glas umgekippt.“ Brummelte er und verschwand. Ich hockte mich vor die Maschine und versuchte, mein Herz zu beruhigen, das immer noch wie wild raste. Nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder soweit im Griff und räumte die Teller ein.
Nachdem ich die Küche in ihren Urzustand zurückversetzt hatte, ging ich ins Wohnzimmer. Es lief irgendein Action-Streifen, mit viel Geballer und schnellen Autos.
Embry sah, wie Jakes Blick auf mir ruhte, es hatte etwas Bedrohliches. Ich näherte mich Embry und beachtete Jake nicht. Langsam beugte ich mich über die Lehne, legte ihm von hinten meine Arme um den Hals und schmiegte meine Wange an seine. Embrys Nähe beruhigte mich. „Ich geh ins Bett.“ Flüsterte ich dicht an seinem Ohr. Ein flüchtiger Kuss auf die Wange und ich drehte mich um. Ich wollte nicht noch länger Jakes überlegenen Blicken ausgeliefert sein. „Nacht, Ley.“ Rief Jared über den lauten Sounds des Fernsehers. Ein letztes Mal drehte ich mich um und schenkte ihm ein Lächeln. Dann flitzte ich die Treppe hoch und ging mir die Zähne putzen. In Embrys Zimmer machte ich leise das Radio an, legte mich ins Bett und Dunkelheit umgab mich. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab, bis ich darüber einschlief.

Ein Arm legte sich auf meine Seite und ließ mich laut keuchend aufschrecken. Ich starrte ins Zimmer, das nur von dem fahlen Mondlicht erhellt wurde. „Ich bin´s nur.“ Hörte ich Embrys beruhigende Stimme flüstern. Gott sei Dank. Langsam ließ ich mich zurückfallen. Drehte mich zu ihm und robbte ganz nah an ihn ran, schlang meine Arme um ihn und klammerte mich an ihn, als würde mein Leben von ihm abhängen. Beruhigend streichelte er meinen Rücken. Ich sog seinen bekannten Geruch ein, nach dem mein Herz sich beruhigt hatte, holte mich der Schlaf langsam wieder ein.

Noch immer lag ich in Embrys Armen, doch sein Körper schien sich unter meinen Armen zu verwandeln. Er wurde noch breiter, noch muskulöser, noch größer. Es war nicht nur die Form, die sich veränderte, es war auch der Duft. Der mich näher lockte, tief inhalierte ich ihn. Er war berauschend. Seine Hand, die auf meinem Rücken lag, glich einer immer heißer werdenden Flamme. Es war, als würde sein ganzer Körper brennen und die Hitze nahm mir fast die Luft. Ich vernahm ein leises drohendes Lachen. Doch war es nicht Embry, der da lachte. Es ließ mich erschaudern. Es war nicht länger Embry, in dessen Armen ich lag. Er wurde zu Jake. Es war Jake. Ich sah auf und sah in sein Gesicht. In dessen Augen das schwarze Feuer loderte. Leidenschaftlich, gierig, besitzergreifend.

Ich riss die Augen auf, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Vorsichtig tastete ich neben mich. Es war jemand da und ich hoffte inständig, dass es der war, der mir Beruhigung schenkte und nicht einen Herzschlag von über zweihundert. Ich traute mich kaum den Kopf zu drehen. Doch dann die Erlösung, Embrys Gesicht schlummerte friedlich und dicht vor meinem. Tief holte ich Luft. Ich setzte mich auf und suchte mit den Händen vor dem Bett nach der Wasserflasche. Dann bekam ich sie zufassen und schraubte sie auf. Fast kraftlos führte ich sie zu meinen Lippen, nachdem ich sie leer gezogen hatte, setzte ich sie wieder ab. Mein Blick blieb an der Zimmertür hängen, die geöffnet war. Es wunderte mich, da Embry sie sonst immer schloss. Er konnte es nicht leiden, wenn sie nachts geöffnet war. Wir waren uns sehr ähnlich. Ich stellte die Flasche zur Seite, als ich wieder zur Tür sah, traf mich fast der Schlag.

Dort stand er, mit verschränkten Armen und sah mich an. Wieder pochte mein Herz, würde das so weiter gehen, würde ich in kürzester Zeit ein neues brauchen. Mir wurde übel, war er so kaltschnäuzig, dass er vor gar nichts zurückschreckte. Das Mondlicht ließ ihn unwirklich erscheinen, er lächelte sein unwiderstehlichstes Lachen und streckte seine große, warme Hand einladend nach mir aus. Er lockte mich, mit allem was er hatte, alles an ihm wirkte einladend auf mich, seine Größe, seine starken Arme, sein breites Kreuz, sein engelsgleiches Gesicht mit seinen perfekten Lippen, seine Augen, die mich in jedem Moment gefangen hielten und meinen Willen brachen. Wie in diesem Moment, ein Bein hatte ich schon über die Kante gereckt, als Embry rettend seinen Arm um mich legte und mich zurück zog. Als ich wieder aufschaute, war in dem Türrahmen nur noch verwirrende Leere.

Chapter 5



Chapter 5

Müde öffnete ich die Augen, draußen war es schon hell. Doch heute war der Himmel, wie wir ihn von La Push kannten, mit dunklen Wolken verhangen, die der Wind eilig vorüberziehen ließ. Leise stöhnend drehte ich mich auf die Seite. Embry lag mit dem Rücken zu mir und sägte leise vor sich hin. Das Geräusch war mir wohlbekannt und ließ mich grinsen. Die letzte Nacht schob sich in mein Gedächtnis und mein Grinsen versteinerte. Was hatte ich für wirsches Zeug geträumt? Jake schien mich mehr zu beschäftigen, als ich es mir eingestehen wollte. Es war ein Traum, da war ich mir sicher, er würde es nicht wagen, wenn Embry neben mir schlief. So abgebrüht konnte selbst er nicht sein. Ich wollte nicht über ihn nachdenken und tat die letzte Nacht unter Albtraum ab.

Meine gute Laune kehrte zurück, vorsichtig kroch ich aus dem Bett, ich wollte Embry nicht wecken. Auf Zehenspitzen lief ich durchs Zimmer, nahm leise meine Tasche und ging durch die offene Zimmertür, die ich hinter mir schloss. Im Haus herrschte noch verschlafene Ruhe. Ich ging ins Bad, machte mich fertig und zog mich an. Als ich wieder heraus kam, stellte ich die Tasche ab und kramte nach einem Haarband. Meine dunkelbraunen, langen Locken fielen mir ins Gesicht, mit einer schnellen Handbewegung klemmte ich sie mir hinter die Ohren und suchte weiter. Eine Tür öffnete sich, erschrocken sah ich auf. Jared torkelte todmüde nur im Boxershort in Richtung Badezimmer. Endlich fand ich ein Haarband und stand wieder auf. Er grinste mich verschlafen an und sah dabei so niedlich aus. Ich fummelte meine Haare hoch und bändigte sie. Im Vorbeigehen hauchte er mir einen Kuss auf die Wange. Was mich zufrieden seufzen ließ. Dann schnappte ich mir meine Tasche und ging die Treppe hinunter. In der Küche stellte ich sie ab und kochte Kaffee. Ich lehnte mich auf die Arbeitsplatte und sah aus dem Fenster. Dunkelgraue, fast schwarze Wolken zogen vom Meer auf und verbreiteten das Gefühl, es sei kurz vor der Dämmerung.
Ich sah auf die Uhr, obwohl es schon fast zehn war, herrschte noch Totenstille. Leise hörte ich die Stufen der Treppe knarren. Kurz drauf legte jemand seine Arme um mich und sein Gewicht auf meinem Rücken ab, was mich stöhnen ließ. Ich drehte meinen Kopf und sah Jared. Der sein müdes Haupt auf meine Schulter parkte. „Du bist aber nicht ausgeschlafen.“ Stellte ich flüsternd fest. Mit kleinen Augen sah er an mir vorbei aus dem Fenster. „War spät gestern... . Das gibt aber noch was. Sieht nach 'nem üblen Unwetter aus.“ Weiter bewunderte er die näher kommenden Wolken, in denen man das Zucken der Blitze erahnen konnte. Mein Blick folgte seinem, es sah wirklich nicht gut draußen aus. Der Wind zischte hörbar ums Haus, was es drinnen noch ein bisschen gemütlicher machte.
„Kaffee?“ Flüsterte ich und legte meine Stirn an seine. „Hmmm.“ Brummte er, jetzt mit geschlossenen Augen, doch machte er keine Anstalten sich zu erheben.
„Der kommt nicht geflogen, du müsstest mich ihn schon holen lassen.“ Kicherte ich.
Langsam versuchte ich mich unter ihm zu drehen. Doch anstatt dass er mir Platz machte, griff er unter meine Arme und setzte mich auf die Arbeitsplatte. Er schloss seine Arme um mich und hielt mich fest. Er war unsagbar warm und ich lehnte meinen Kopf an seinen und schloss die Augen. Mit ihm war alles so einfach, wie atmen. Er wäre die richtige Entscheidung. Wenn Jake nicht in meiner Nähe war, konnte ich klar denken und wusste, was gut für mich war. Aber wehe er tauchte irgendwo auf, seine Anwesenheit ließ mich all meine Entscheidungen in Frage stellen. Wieder knarrten die Stufen, was Jared nicht davon abhielt mich fest an sich zudrücken.
„Na, na , keine Schweinereien auf der Arbeitsplatte.“ Lachte Sam. Er sah genauso erschlagen aus wie Jared.
Jared sah mich an, zog eine Augenbraue hoch und grinste, als würde er Sams Worte in Erwägung ziehen. „Nicht jetzt.“ Flüsterte ich lachend. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von spitzbübisch zu überrascht. Seitlich rutschte ich von der Arbeitsplatte und holte ein paar Tassen aus dem Schrank. Mit großen Augen sah er mir nach. Ich goss den Kaffee ein, schnappte mir eine Tasse und ging ins Wohnzimmer. „Sam! Wo ist dein Laptop?“ Rief ich zur Küche. „Der hat den Geist aufgegeben.“ Blökte er zurück. Na super und meiner war nahezu unerreichbar. „Kannst du nicht deinen holen? Müsste mal meine Emails abrufen.“ Seine Worte ließen mich zusammenzucken.
„Ja, mach ich gleich.“ Ich hoffte, dass Embry bis dahin hier aufgeschlagen wäre, um mitzugehen. Jared wollte ich nicht darum bitten. Jake war ein rotes Tuch für ihn und ich wollte es nicht darauf anlegen. Langsam schlürfte ich meinen Kaffee um Embry möglichst viel Zeit einzuräumen. Doch so wie es aussah, hatte er schon mal den Winterschlaf angetreten. Sam fing an zu drängeln. Zögernd zog ich meine Schuhe an und schnappte mir eine viel zu große Jacke von Embry. Tief zog ich mir die Kapuze ins Gesicht und stand an der Tür.
„Komm' schnell wieder.“ Lächelte Jared mich von der Couch aus an. Ich konnte nicht anders, ging zu ihm, nahm sein Gesicht in meine Hände und legte sanft meine Lippen auf die Seinen. Länger verharrten sie, alles in mir sträubte sich zu gehen. Doch es half nichts. Langsam glitten meine Hände von seinen Wangen. Ein letzter liebevoller Blick, bevor mein Welt erneut ins Wanken geraten sollte. Schweren Herzens drehte ich mich zur Tür, schnappte mir meine Tasche und ging hinaus. Wenn ich schon nach Hause musste, wollte ich mir gleich neue Klamotten mitbringen.

Der Wind peitschte mir ins Gesicht, doch es regnete noch nicht. Erst ging ich ziemlich schnell, doch je näher ich kam, umso langsamer wurden meine Schritte. Ich fühlte mich wie Frodo auf dem Weg nach Mordor und Jake war mein Schicksalsberg, an dem ich elendig zu zerschellen drohte.
Vor der Tür hielt ich einen Moment inne und hoffte, stark genug zu sein. Tief holte ich Luft und drehte den Schlüssel im Schloss. Ich trat ein und fühlte mich fremd in meinem eigenen Zuhause. Musik kam aus Jakes Zimmer, ich war ganz leise und hoffte, er würde nicht mitbekommen, dass ich da war. Kaum hörbar schloss ich die Tür und eilte auf Zehenspitzen in mein Zimmer. Schnell räumte ich die Tasche leer und schmiss die Sachen einfach auf den Boden, eilte zum Schrank, griff wahllos hinein und stopfte neue Klamotten hinein. Noch schien mein Besuch unbemerkt.

Zurück im Wohnzimmer suchte ich den Laptop. Verdammte Scheiße. Ich konnte ihn nicht finden und wurde immer hektischer. Mein Blick fiel in die Küche, er stand auf der Arbeitsplatte. Doch um dahin zu kommen, musste ich an Jakes Zimmer vorbei und seine Tür stand sperrangelweit auf. Ein paarmal atmete ich tief ein und aus. Mit starren Blick lief ich in die Küche, schnappte ihn und eilte zurück. Ich versuchte, ihn in die Tasche zu fummeln. Mein Blick eilte zwischen der Tasche und Jakes Zimmertür hin und her. Ohne das ich ihn sah, schlug mir mein Herz bis zum Hals. Jetzt brauchte ich nur noch das Ladekabel und ich wäre so gut wie weg. Konnte das wahr sein, ich hatte es in der Eile übersehen und es lag noch immer in der Küche. Innerlich fluchte ich wie ein Rohrspatz und biss die Zähne aufeinander. Ich überlegte, ob Sams Ladekabel mit meinem Laptop kompatibel wäre, doch war ich mir nicht sicher und bevor er mich wieder hierher scheuchen würde, müsste ich jetzt einfach nur noch einmal schnell genug sein.
Starrer Blick, schnellen Schrittes in die Küche. Jetzt hatte ich es fast geschafft. Ich grabschte nach dem Kabel und lief wieder los. Mit voller Wucht rannte ich gegen Jake, der aus seinem Zimmer kam. Es warf mich richtig ein Stück zurück, gegen die Wand. Mit einem dumpfen Geräusch entwich die Luft aus meinen Lungen. Ich hob den Kopf und funkelte ihn an, es schien ihm zugefallen, wenn ich versuchte, entschlossen zu widerstehen. Er grinste und ging einen Schritt auf mich zu. Ich wich zur Seite aus, doch hatte ich nicht viel Spielraum. Jetzt waren an beiden Seiten Wände und keine Möglichkeit zur Flucht, falls ich es in Erwägung ziehen könnte. Nervös ging mein Blick an ihm vorbei, ich versuchte, ihm nicht in die Augen zusehen.
„Hey, Blauauge.“ Der Ton seiner tiefen samtenen Stimme ließ mich zucken. „Hast du gut geschlafen?“ Ohne ihn anzusehen nickte ich und hoffte, er würde das Interesse verlieren, wenn ich gleichgültig wäre. Doch so wie es schien, spornte es ihn nur an. Er kam näher. Ich drückte mich gegen die Wand, um den Abstand so gut wie es nur ging zu halten. „Du siehst wirklich unwiderstehlich aus, wenn du aufwachst.“ Jetzt war er fast so nah, dass ich seine Wärme spürte. Meine Augen wurden groß und ich sah ihn entsetzt an. Es war kein Traum, er war letzte Nacht tatsächlich in Embrys Zimmer, um mich zu holen. Zum Glück hatte Embry es nicht zugelassen. Er hob seine Hand und strich über meine Wange. Ich schloss die Augen, drehte das Gesicht von ihm weg, um der Hitze stand zuhalten.
„Bedauerlich, dass dein Wachhund dich zurückgehalten hat.“ Hauchte er. Mein Herz raste und ich versuchte, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, die zusehends schneller wurde. Seine Hände schlossen sich um meine Handgelenke. Er drückte fest zu, er wollte, dass ich ihn ansah, was er damit schaffte.
Ich wusste, ich würde ihm erliegen, so oder so. Doch wollte ich es jetzt etwas stilvoller angehen, versuchen, ob ich ihn in die Knie zwingen könnte, so wie er es mit mir tat. Er wusste, dass ich schwach war, doch was wäre, wenn ich Stärke beweisen würde? Zwar nicht die Stärke, ihm zu widerstehen, aber die, ihn zu dominieren.
Langsam zog ich eine Augenbraue hoch und lächelte ihn abschätzig an. „Du bist lange nicht so unwiderstehlich wie du denkst, Black.“ Sein Grinsen wurde breiter, er kniff leicht die Augen zusammen, so wie es aussah, wollte er sich auf dieses Spielchen einlassen. Er drückte mich gegen die Wand, ich hielt seinem Blick stand. Meine Atmung wurde kurz und stoßweise. Langsam, elegant, wand ich meine Arme aus seinen Händen. Ungern gab er sie frei. Ich fuhr über sein Gesicht, seinen Hals, seine Brust. Er war angespannt, wie eine Raubkatze auf der Jagd. Es war, als wartete er auf den richtigen Moment, um anzugreifen. Doch den wollte ich ihm nicht bieten. Ich wollte nicht länger seine Beute sein, mit der er spielte, bevor er sich über sie hermachte. Ich schob ihn ein Stück von mir, um einen Schritt auf ihn zuzumachen. Langsam umschlang ich seinen Hals und zog mich an ihm hoch, umschloss ihn mit meinen Beinen und sah in seine wunderschönen dunkelbraunen Augen, in denen es loderte. Gierig legte ich meine Lippen auf seine, er drückte mich wieder an die Wand und stieg voll drauf ein. Ich japste und der Druck auf meine Brust, ließ mich geräuschvoll ausatmen.
Ich krallte mich in seine Haare und war gewiss nicht zimperlich mit ihm, langsam zog ich seinen Kopf nach hinten. „Nicht so unwiderstehlich wie du denkst.“ Hauchte ich und rutschte zwischen ihm und der Wand langsam hinunter. Mein Gott, er war so groß und sein Blick gefährlich. Ich legte den Kopf in den Nacken und grinste überlegen. Wieder griff er meine Handgelenke und drückte sie neben meinem Kopf an die Wand. Es schmerzte, doch ließ ich es mir nicht anmerken. Sein Gesicht näherte sich mir. „Du dafür um so unwiderstehlicher.“ Flüsterte er. Das Spiel, welches wir spielten, kam mir vor, als hätte er es erfunden und ich könnte nur verlieren.
Er stellte sein Bein zwischen meine und schob sein Knie dazwischen, das ich weder vor noch zurück konnte. Mein Vorhaben schwand zusehends, wie auch der Wille, ihm und mir was vorzumachen. Er griff in meine Haare und zog langsam das Haarband heraus. In braunen Wellen fielen meine Haare mir ins Gesicht und über die Schultern. 'Oh Gott, mach es kurz und schmerzlos!' Schoss es mir durch den Kopf. Sein Blick war voller Leidenschaft und meine Beine gaben fast nach. Ich sackte ein Stück nach unten, doch sein Knie verhinderte, dass ich weiterrutschte. Er sah, wie ich unter seinen Berührungen mehr und mehr die Kontrolle verlor. Seine Hand fuhr meinen Hals entlang, gefolgt von seinen Lippen, die wie Feuer brannten. Geräuschvoll atmete ich aus. Ob er und Luzifer sich kannten? Ich war mir sicher, sie waren per du. Luzifer würde abends an seinem Bett sitzen und ihn bewundern.
Jakes Verführungskünste waren so perfektioniert, dass ich nicht das Gefühl hatte, es mit einem Menschen aus Fleisch und Blut zu tun zu haben.
Es klopfte an der Tür. Ertappt sah ich Jake an und konnte in seinem Gesicht lesen, wie sehr es ihm widerstrebte, von mir zu lassen. Jetzt schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf, Willkommen zurück in der Wirklichkeit. Er ließ von mir ab und ich kam zittrig auf meinen Beinen zum Stehen. Er ging zur Tür und öffnete. Leise hörte ich Seth Stimme, „Ihr sollt rüber kommen, es zieht ein gewaltiger Sturm auf und Sam meint, drüben ist es sicherer.“ Ich hob das Kabel auf und taumelte zu meiner Tasche, stopfte es hinein und warf sie über meine Schulter. Jake nahm seine Jacke und ging nach mir durch die Tür. Seth joggte vor mir her, da es schon ordentlich regnete. Jake holte auf und ging neben mir. Er griff nach meiner Hand, als wäre wir ein verliebtes Pärchen. Wütend schlug ich sie weg. Ich hörte, wie er finster lachte und ein leises „Miau“ entwich seiner Kehle. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen beschleunigte ich meinen Schritt. Nur konnte er ohne weiteres mithalten.
Seth prockelte mit dem Schlüssel im Schloss herum. Jake stand zu dicht hinter mir und legte seine Hand seitlich auf meinen Rücken, es war, als wollte er es darauf anlegen, dass die anderes es mitbekamen.
Die Tür öffnete sich, ich sah Embrys Gesicht, das böse funkelnd die Augenbrauen zusammen zog, als er Jake so dicht hinter mir sah. Schnellen Schrittes trat ich ein, froh die anderen Gesichter zusehen. Ich ging an Embry vorbei und streifte seine Hand mit meiner, mein Blick verriet ihm, ohne dass ich es wollte, etwas stimmte nicht. Auch bekam ich mit, wie Embry Jared ansah. Dann lief ich eilig die Treppen rauf. Ich konnte es nicht ertragen, mit Jake in einem Raum zu sein.

In Embrys Zimmer angekommen schmiss ich die Tasche auf den Boden und schloss die Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall. Ich war so wütend über mich, dass ich am liebsten laut geschrien hätte. Mit Wucht ließ ich mich aufs Bett fallen und rieb meine immer noch schmerzenden Handgelenke. Langsam wurde die Tür geöffnet und Embry kam herein. Zickig drehte ich mich auf die Seite und ihm den Rücken zu. Er setzte sich auf die Kante, sein Blick ruhte auf mir, das spürte ich. „Ley, was ist los?“
Wütend schnaufte ich, ich war kurz davor, Embry mein Herz auszuschütten. Doch außer Enttäuschung und Chaos würde es nichts bringen. „Geht gleich wieder.“ Zischte ich. Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und fuhr beruhigend darüber. Kurz drauf legte er sich hinter mich. Ich robbte zurück, dass ich ihn mit meinem Rücken berührte und drehte meinen Kopf, dass ich seinen Atem an meiner Wange spürte. Langsam schloss ich die Augen und versuchte mich zu beruhigen. „Was würde ich nur ohne dich machen?“ Ich klang schon ziemlich verzweifelt. Sanft küsste er meine Wange. „Was würde ich ohne dich machen.?“ Flüsterte er. Jetzt drehte ich mich komplett zu ihm, sah in sein geliebtes Gesicht und legte meine Hand auf seine Wange. Er schenkte mir ein Lächeln. Seit ich Embry kannte, trug ich mein Herz außerhalb meiner Brust. Selbst wenn ich es mit Jake in Erwägung gezogen hätte, so hätten er und Embry nie nebeneinander existieren können. Bei Jared wäre es etwas ganz anderes, er und Embry waren beste Freunde, es wäre das Beste, für das ich mich entscheiden könnte. Wenn da nicht diese grauenhafte, unbändige, dunkle Gier wäre. Auch wenn ich versuchte, mich zusammenzureißen um Jake zu widerstehen, so wäre es nicht von Dauer. Gedankenverloren sah ich ihn an und versuchte mir vorzustellen, wie es in Zukunft weitergehen sollte. Ich sah es wie ein Foto vor mir, Embry und Jared, die sich verbrüdert die Arme um die Schultern gelegt hatten mit fröhlichen Gesichtern und hinter ihnen wie ein dunkler Schatten in Angriffsstellung Jake, mit Augen, in denen schwarzes Feuer loderte und finsterem Grinsen. Der Gedanke ließ mich schaudern.

Es vergingen Stunden, doch Embry blieb ausdauernd an meiner Seite. Draußen tobte der Sturm, der Wind war unglaublich laut und wurde nur vom schallenden Donner übertönt. Mir tat der Rücken vom Herumliegen weh. Mittlerweile lief der Fernseher und lenkte mich weitestgehend ab. Ein leises Klopfen an der Tür ließ uns aufsehen. Jared steckte seinen Kopf herein. „Hey! Es gibt Essen.“ Embry raffte sich auf und schlurfte los, an Jared vorbei, es schien, als war er ziemlich hungrig. Ich wollte nicht nach unten und Jake begegnen.
Jared kam näher, jetzt stand er vor dem Bett. „Hast du keinen Hunger?“ Er war so niedlich, oft war es nicht, was er zu mir sagte, sonder wie er es sagte und es ließ mich grinsen. Als hätte mein Magen seine Frage verstanden, knurrte er lauter als der Fernseher. „Das sollte Antwort genug sein.“ Grinste er und hielt mir die Hand entgegen. Mit einem gequälten Lächeln ergriff ich sie und er zog mich hoch. Jared ging vor und ich trottete langsam hinterher, noch immer hielt er meine Hand und es fühlte sich richtig an. Als wir die Treppe hinuntergingen, blieb mein Blick gesenkt. Noch saßen nicht alle am Tisch, so dass ich freie Wahl hatte, wer links und recht neben mir sitzen sollte. Ich nahm neben Embry Platz und zog Jared auf den anderen freien Stuhl neben mir. Erst jetzt gab ich seine Hand frei. Die anderen setzten sich und unterhielten sich angestrengt über das draußen tobende Unwetter, dass es noch nie so schlimm gewesen sei. Hungrig langten sie zu. Erst jetzt machte mein Blick die Runde.

Jake saß uns schräg gegenüber. Sein Blicke ruhte auf uns dreien, dann wechselte er langsam, von einem zum anderen. Ich senkte meinen Blick wieder und versuchte ihn auszublenden, mit eher mäßigem Erfolg. Langsam lehnte ich mich nach vorn und griff zum Salat, da ich mich ein bisschen recken musste, rutschte der Ärmel meines Oberteils zurück und legte mein dunkelblau gefärbtes Handgelenk frei. Entsetzt starrte ich darauf. Mein Blick eilte zu Jake, dem ich das zu verdanken hatte. Mit einer hochgezogenen Augenbraue und überlegenem Grinsen sah er mich an. Ich ließ den Salat los und zog schnell den Ärmel wieder darüber. Eilig sah ich mich um und hoffte, es war nicht aufgefallen, doch war es zu spät. Meine Blessuren wurden von Augen gesehen, denen ich es nie zumuten wollte. Embry sah mit entsetztem Blick auf meine Arme, die ich vor der Brust verschränkte. Dann sah er zwischen Jake und mir hin und her. Jake grinste ihn an und gab ihm zu verstehen, dass es sein Werk war. Wenn er mich nicht haben konnte, so wollte er mir nehmen, was mein Leben ausmachte. Dass ich ihm ausgeliefert war, ohne die schützenden Arme, die das einzige waren, was mich von ihm fernhalten konnte. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und atmete aus. Jetzt war ich Embry eine Erklärung schuldig, dank Jakes Reaktion könnte ich mich in keinster Weise mehr herauswinden. Ich spürte, wie Embry mich ansah und hob den Kopf, unsere Blicke begegneten sich. Schuldbewusst senkte ich ihn wieder, ich konnte seinem enttäuschten Ausdruck nicht standhalten. Es war, als hätte mir mein schwarzer Engel ein Messer in die Brust gejagt, absichtlich und hinterhältig, er wollte zerstören, was Embry und mich verband. So müsste er mich nicht länger mit jemanden teilen, dem meine ganze Liebe gewiss war, der mich aufrecht hielt und bestärkte.
Einen Moment starrte Embry vor sich hin, dann lehnte er sich nach vorn, griff den Salat und reichte ihn mir. Alles in mir schrie, am liebsten hätte ich mich vor seine Füße geworfen und auf Knien um Verzeihung gefleht. Ich schluckte meinen Tränen hinunter, ich wollte nicht noch mehr ungewollte Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Um den Schein zu wahren, nahm ich etwas von dem Salat. Embry stellte ihn zurück. Anstatt das ich aß, stocherte ich nur darin herum. Eher hätte ich kotzen als essen können.
Was hatte ich mir eingebildet? Dass es nie herauskommen würde? Sonst war ich nicht so naiv. Ich hätte wissen müssen, dass Jake damit nicht hinter dem Berg hielt und mich irgendwann meine gerechte Strafe ereilen würde. Ich bereute zutiefst, dass Embry es so erfahren musste und ich nicht den Schneid besaß, es ihm vorher zu erzählen. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass unsere Beziehung dem standhalten würde. Ich wusste, wie sehr er Jake hasste, es war als hätte ich ihn höchstpersönlich mit Empfehlung, an den Feind verraten. Hätte ich Jake mit Blicken töten können er wäre binnen Sekunden vom Stuhl gefallen. Immer noch lag dieses selbstzufriedene Grinsen auf seinem Gesicht. Er war genau der Jacob Black, der vor fünf Jahren La Push verlassen hatte. Das einzige, was sich verändert hatte war, er war erwachsen, ein begnadeter Schauspieler, hinterhältig nett, unwiderstehlich und wusste es einzusetzen, er war gefährlicher denn je.
Wie dumm ich war, zu denken, dass Menschen sich ändern würden, doch vielleicht taten sie es, nur hieß es nicht, dass es zum positiven wäre. Ich versuchte, Jared nicht anzusehen, um Jake nicht noch auf tolle Ideen zubringen, damit er mich nicht an den Nächsten, der unglaublich wichtig für mich war, verriet. Innerlich wünschte ich mir, ich könnte es ungeschehen machen. Doch war es mir nie klarer, wenn Jake mich allein erwischen würde, die Reue und der Wunsch ihm zu widerstehen sich in Luft auflösen würde, er war eine berauschende Droge für mich, von der ich abhängig war und sobald sich mir die Chance bot, ich es nicht ausschlagen konnte. Er traf die Entscheidung, wann ich sie bekam und wann nicht. Ich verstand nicht, was an ihm mich anzog und ihn für mich unwiderstehlich machte. Es war ein dunkler Schleier, der sich über mich bettete und mich nicht an die Konsequenzen denken ließ, es zählte nur der Moment, mit ihm. Er ließ mich tanzen wie seine Marionette und es gefiel ihm, er liebte es, Macht über mich auszuüben. Auch wusste er, jedes Mal wenn ich schwach wurde, wie sehr er Embry und Jared damit eins reinwürgte. Wie hilflos sie waren, so lange ich der Droge nicht widerstand. Immer wieder ließ ich sie ins offene Messer laufen und konnte nur zusehen, wie sehr es sie verletzte. Ich war kein Deut besser als Jake. War es das, was uns verband und uns fast ebenbürtig machte?

Nachdem alle satt waren, wurde die Unterhaltung wieder lauter. Nur Embry saß schweigend neben mir, dann überraschte er mich und nahm meine Hand, wie sonst auch. Es war, als wollte er Jake wissen lassen, dass es nichts gäbe, was uns entzweien könnte. Jakes Ausdruck verfinsterte sich, in seinem Gesicht war zu lesen, dass er mit einer anderen Reaktion gerechnet hatte. So wie es aussah, konnte aufrichtige Liebe mehr verzeihen, als man ihr hätte antun können.
Paul und Sam räumten den Tisch ab. Seth sah grinsend in die Runde. „So, und jetzt 'ne Runde Playstation?“ Sein Vorschlag stieß auf Begeisterung. Bis auf Embry und mich verschwanden alle im Wohnzimmer. Noch immer hielt er meine Hand, er sah sie an, führte sie zu seinen Lippen und küsste sie. Dann folgte auch er den anderen ins Wohnzimmer. Ich sah ihm nach und konnte über seine Größe nur staunen.
Sam und Paul polterten in der Küche, ich erhob mich und ging zu ihnen. Bevor das Geschirr zu Bruch gehen konnte, scheuchte ich sie ins Wohnzimmer und übernahm ihre Arbeit.
Als alles fertig war ging ich zum Kühlschrank und holte mir was zu trinken. Ich löschte das Licht, setzte mich auf die Arbeitsplatte und sah aus dem Fenster. Es war dunkel draußen, um so beeindruckender waren die wild zuckenden Blitze, die den Himmel erhellten. Ich versuchte, die richtigen Worte zu finden, mit denen ich Embry erklären könnte, was zwischen Jake und mir abging. Doch war es, als versuchte man einer Supernova etwas Positives abzuringen. Jake war meine persönliche Supernova, wunderschön, faszinierend, alles um sich ins Chaos stürzend, zerstörerisch und Tod bringend. Gedankenverloren saß ich lange da und sah hinaus. Noch vor ein paar Tagen war mein Leben wunderbar normal, fast langweilig. Jetzt stand alles Kopf. Ich erschrak, als ich seine Stimme dicht neben mir hörte. „Jetzt ist der Wolf aus dem Sack.“ Flüsterte Jake. Sein Satz wurde von diesem finsteren Lachen begleitet. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm. Böse funkelten ihn meine Augen an. Er drehte mich zu sich, unter den Wunsch, über ihn herzufallen, mischte sich unbändige Wut. Ich versuchte, ihn von mir zuschieben, doch hätte ich genau so gut versuchen können, die Freiheitsstatue zu versetzen. Er blieb, wo er war, schlimmer noch, er näherte sich, unaufhaltsam. Dann griff er sich einen meiner Arme, schob meinen Ärmel zurück und legte seine Finger passend auf die dunkelblaue Färbung meines Handgelenkes. Wieder lachte er leise. Als beglückwünschte er sich zu seinem Brandzeichen, welches sicher noch Wochen meine Gelenke zieren würden, ehe sie vollständig verschwunden wären.
Entsetzt sah ich ihn an. „Du bist ein Monster.“ Hauchte ich. Sein selbstgefälliges Grinsen wurde breiter. Näher neigte er sein Gesicht zu meinem. „Und du stehst drauf.“ Die Wärme seines Atem ließ es mir heiß werden. Es war nicht seine Reaktion, die ich zum Kotzen fand, sondern viel mehr, dass ich ihm nicht widersprechen konnte. Er nahm meine Hände und legte sie um seinen Hals, seine Hände strichen verführerisch warm über meine Seiten, zu meinem Rücken. Ich schloss die Augen und fühlte die aufkommende Dunkelheit, die mich ganz zu umhüllen drohte. Er zog mich an sich, seine Wärme gab mir das Gefühl, bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Mein Herz legte einen Sprint hin, ich dachte, es würde aus meiner Brust springen, die er fest an seine drückte. Seine Lippen fuhren fordernd über meinen Hals. Es ließ mich nach Luft ringen.

„Warte mal Jared, kannst noch was zu trinken mitbringen?“, hörte ich die erlösende Stimme von Sam. Ich vernahm Schritte, die näher kamen. Es ließ Jake nicht davor zurückschrecken, dass die anderen nur ein Zimmer weiter waren. Es war sein Kick, je näher die anderen waren, umso mehr legte es drauf an. Ich öffnete die Augen und sah ihn an, er war einfach der Wahnsinn, Engel und Teufel in einer Person. Finster lächelte er und küsste mich ein letztes Mal. Dann ließ er von mir ab und war im Begriff zu gehen. Jared kam durch die Tür und machte Licht, überrascht sah er erst Jake, dann mich an.
Jake ging an Jared vorbei und gab ihm einen mit der Schulter mit.
„Hast du ´n Problem?“ Knurrte Jared ihn an. Jake blieb ein Stück entfernt stehen und drehte sich um. „Hab ich an deinem Käfig gerüttelt, oder warum machst du hier so ´n Affen?“ Zischte Jake. Der Anblick, wie die beiden sich gegenüberstanden, versetzte mich in Todesangst. Jared zog eine Augenbraue hoch, „Noch ein Wort und ich hau' dir die Fresse dick“, grollte er. Ich rutschte von der Arbeitsplatte und starrte die beiden mit aufgerissen Augen an. Jake grinste von oben herab. „Du ….........und welche Armee?!“

Das war es, worauf Jared gewartet hatte, Jake gab ihm einen Grund. Er ging auf Jake zu. Der lässig stehen blieb und ihn abfällig angrinste. „Verdammte Scheiße“, entfuhr es mir leise. Ich sprintete auf die beiden zu und stellte mich vor Jared. Er war es, um den ich Angst hatte. Er schob mich noch ein Stück vor sich her, bevor er stehen blieb. Hinter meinem Rücken nahm ich seine Hände, die zu Fäusten geballt waren. Jetzt hatte ich Engel und Teufel. Den Engel im Rücken, den Teufel vor Augen. Ich sah wie Jakes Augen abgrundtiefböse funkelten, er machte mir eine Scheißangst und ich hatte keine Ahnung wie weit er gehen würde, ich traute ihm alles zu. Langsam drehte ich mich zu Jared, sein Blick war auf Jake geheftet. Ich flüsterte seinen Namen, doch er reagierte nicht. Erst als ich ihm die Hand auf die Wange legte, sank sein Kopf, er sah mich an und sein Blick wandelte sich. Jetzt war er wieder mein Jared. Mit einem zischendem Geräusch verließ Jake die Küche.

Der Gedanke an die Nacht ließ es mir übel werden. Da der Sturm draußen immer noch tobte, bestand Sam darauf, dass wir alle hier blieben, Jake sollte die Nacht in Quils Zimmer verbringen, das an Embrys grenzte. Die anderen hatten von alldem nichts mitbekommen, was mich seltsamerweise nicht beruhigte.
„Tu das nicht.“ Flüsterte ich. „Das ist es, was er will, er provoziert dich. Jared, bitte lass' dich nicht auf seine Spielchen ein.“ Es genügte, wenn ich hilflos in seinem Netz zappelte. Wer sich mit Jake anlegte, konnte nur verlieren. Mein Blick flehte ihn an und er merkte wie ernst es mir war. „Tu' es mir zuliebe.“ Ich legte meine Arme um seine Mitte und meinen Kopf seine Brust. Er erwiderte meine Umarmung und atmete geräuschvoll aus. Ich war so eine elendige Heuchlerin. Wenn er wüsste, was Embry sich zusammen reimen konnte, wie sollte ich ihm je wieder unter die Augen treten? Ich nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her. Wir gingen durchs Wohnzimmer zur Treppe, ich traute mich kaum aufzusehen, wissend, Jakes Blicke würden auf uns ruhen. Die ersten drei Stufen war ich schon rauf.
„Wo wollt ihr denn hin?“ Grinste Paul vom Sofa und alle Gesichter der Anwesenden sahen uns an. Ich zog die Schultern hoch und drehte mich um. Jared sah mich fragend an, er wusste nicht, was er antworten sollte. „Wollen nur ein bisschen Fernsehen.“ Meine Stimme klang völlig kleinlaut. Jake sah mit zusammengekniffenen Augen auf meine Hand, die Jareds hielt. „Ja, dann viel Spaß.“ Lachte Paul. Normalerweise hatte ich nichts gegen seine Doppeldeutigkeiten, doch heute war es so was von unangebracht. Es war die beste Idee, mit Jared raufzugehen. Es wäre nicht zu ertragen, wenn Jakes Blicke mich den Rest des Abends auffressen würden und er mich jede Minute wissen ließe, würde er schnipsen, hätte ich keine Wahl. Auch würden die beiden bestimmt wieder aneinandergeraten.

Ich drehte mich um und Jared folgte mir. Mit hängendem Kopf lief ich den Flur entlang in Embrys Zimmer. Mit einer schnellen Handbewegung schaltete ich den Fernseher an, knipste die Nachttischlampe an und setzte mich auf die Bettkante. Jared blieb in der Tür stehen. Sein Blick verhieß nichts Gutes. Ich sah ihn an und lächelte etwas gequält. Zögerlich kam er näher, er hockte sich vor mich. Ihm war anzusehen wie angestrengt er nachdachte. „Ley?“ Seine Stimme klang unglaublich liebevoll. Doch fürchtete ich, was jetzt kommen würde und rechnete mit dem Schlimmsten. Sanft nahm er meine Hand, ich war bedacht darauf, dass meine Ärmel fast bis zu meinen Fingerspitzen reichten. Seine Augen sahen mich verzweifelt an. „Wenn jetzt vielleicht auch nicht der beste Zeitpunkt ist. Aber ich muss das los werden. Ich..........!“
Es klopfte und die Tür wurde geöffnet. Embry kam herein, sein Blick war ernst. So hatte ich ihn selten gesehen. Auch Jared sah ihn überrascht an. Es machte den Eindruck, dieser Abend mutierte zum schlimmsten meines Lebens.
Jetzt sah er Jared an. „Kannst du uns allein lassen?“ Verwirrt sah Jared zwischen uns hin und her. „Äh.,.... ja ,…..klar.“ Er stand auf und ging zur Tür, drehte sich nochmal um und sah mich an. Ich hätte ihn am liebsten festgehalten, damit ich dem, was jetzt kommen würde, aus dem Weg gehen konnte. Ich hoffte inständig, dass er Jake nicht noch über den Weg laufen würde. Die anderen waren völlig ahnungslos, sie hatten nicht mitbekommen, was sich vorhin abgespielt hatte. Wortlos schloss er die Tür.
Embry stand noch immer im Zimmer und sah mich an. Meine Kehle schnürte sich zu. Er schaltete den Fernseher aus und setzte sich zu mir aufs Bett. Er nahm meine Hand und schob den Ärmel nach oben. Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingern über den dunkelblauen, fast violetten Handabdruck. Das Gefühl der Willenlosigkeit und das Verlangen flammte bei dem Anblick erneut in meinem Gedächtnis auf. Dann nahm er meine andere Hand und schob auch den Ärmel zur Seite, er bot dasselbe grauenvolle Bild von Jakes Leidenschaft. Embry schüttelte den Kopf, doch sah er mich nicht an. Ich stand kurz davor, loszuheulen. Doch wäre ich Schläge wert. Die wichtigsten Menschen in meinem Leben machte ich todunglücklich, kränkte und verletzte sie zutiefst und ich wäre diejenige, die heulte. Wie erbärmlich. Er holte tief Luft, dann sah er mich an. In diesem Moment fasste ich den Entschluss, Embry nur das Nötigste zu erzählen. Ich wollte ihn nicht unnötig leiden lassen.
“Ist dir klar, worauf du dich einlässt?“ Sein Blick war jetzt nicht mehr verständnisvoll. Nein, ich hatte keine Ahnung, ich hatte mich auf nichts eingelassen, ich wurde gar nicht gefragt. Es passierte einfach, Jake nahm sich was er wollte. Ohne ein Wort zu verlieren schüttelte ich nur den Kopf. Ich wusste nicht, ob es was bringen würde, wenn ich mich rechtfertigte, für Außenstehende war es nicht nachzuvollziehen. Es war selbst für mich nicht nachvollziehbar oder dass ich es mit Worten hätte erklären können.
„Warum er? Du hast dich so dagegen gewehrt, du wolltest nicht, dass er zurück kommt!“ Emrby hatte mit jedem Wort Recht. Es war immer noch Wunschdenken, dass Jake La Push verlassen würde und Normalität ihren Weg zurück finden würde.
„Liebst du ihn?“ Seine Aussage ließ mich bitter auflachen, Jake und Liebe, es waren zwei so gegensätzlich Dinge, dass man es kaum in einem Satz aussprechen konnte. Jakes Gier, Macht, Rücksichtslosigkeit, besitzergreifend, das waren Dinge, die der Wahrheit entsprachen und mir federleicht über die Lippen kämen. Umso mehr ich mich gegen Jake wehrte, so mehr spornte ich ihn damit an. Ich konnte Embry keine Antworten auf seine Fragen geben. Seine nächste Frage jagte mich gnadenlos in den Zwiespalt und die Verzweiflung. Es war als würde eine Hand mein Herz greifen und es Stück für Stück zerquetschen. „Was ist mit Jared?“
Ich holte tief Luft, schloss die Augen und sah sein liebes Gesicht vor mir. Er und Jake hassten sich abgrundtief, es brauchte nur einen Funken und die beiden würden gnadenlos aufeinander losgehen. „Er sollte wissen, was Sache ist.“ Entsetzt sah ich ihn an. „Embry, nein,“ Ich flehte ihn an. „Findest du nicht, dass es das Mindeste ist?“ Seine Stimme wurde lauter. Das wäre es, aber dachte ich jetzt weniger daran, dass ich Jared verlieren würde, was für mich an eine Katastrophe grenzen würde, sondern viel mehr an das Zusammenleben aller. Er würde keine Möglichkeit ungenutzt lassen, es Jake heimzuzahlen. Sie wären wie zwei Kampfhähne, denen man nicht den Rücken kehren könnte, ohne dass sie sich an die Gurgel gingen. Jared war niemand, der sich leichtfertig verliebte. Aber wenn er es tat, dann mit allem was er hatte, er würde durch die Hölle gehen, wenn es nötig wäre und ich war auf dem besten Weg, ihn non-stop dorthin zu befördern. Ich sah mich gezwungen, Embry von der kleinen Auseinandersetzung in der Küche zu erzählen. Aber verlor ich kein Wort über Jakes Kaltschnäuzigkeit, dass er nicht davor zurück schreckte, mich in die Enge zu, treiben in der Gegenwart der anderen.

Embry verstand meine Sorge, auch war er der Ansicht, dass man bei Jake mit Worten nicht weit käme. Er schlug vor, Sam ins Vertrauen zu ziehen, doch das war das letzte, was ich wollte. Sam verstand sich mittlerweile so gut mit Jake, dass ich nicht sicher wusste, ob er mir uneingeschränkten Glauben entgegen bringen würde. Wenn er an mir zweifelte, würde Jake seine Chance wittern und ihn mit seiner charmanten Art davon überzeugen, dass es nicht der Wahrheit entspräche oder er drehte den Spieß um, so das er das Opfer wäre.
„Ich krieg' das in den den Griff.“ Entschlossen sah ich ihn an. Er zog die Augenbrauen zusammen und wie es schien, konnte er meinen Worten eben so wenig Glauben schenken wie ich, aber uns gingen die Möglichkeiten aus. „Ich weiß nicht, Ley.“ Er dachte darüber nach, aber wohl war ihm dabei nicht. „Bleib einfach in meiner Nähe oder in seiner.“ Bittend sah ich ihn an. Ich konnte darauf vertrauen, dass Embry Stillschweigen bewahrte, wenn ich jetzt in Jakes Gegenwart wäre, mit dem Wissen, dass Embry gewahr wurde, fühlte sich der Gedanke daran anders an. Nicht besser, nicht schlechter, nur anders. Er sah, wie ich versuchte stark zu sein, doch sah er auch wie es mich quälte.

Ich wollte mich fürs Bett fertig machen, schnappte meine Tasche, öffnete die Tür und ließ sie offen stehen. Ich ging ins Bad, zog mich um, putzte meine Zähne und bändigte meine Haare mit einem Zopf. Langsam öffnete ich die Badtür und trat einen Schritt hinaus. Doch bevor ich einen weiteren tat, sah ich Jake, der die Treppe hinauf kam. Ich erstarrte und konnte meinen Blick nicht abwenden. Er bewegte sich grazil, selbstsicher und dieses Lächeln umspielte seine vollkommenen Lippen. Grade noch schwor ich Widerstand, dann tauchte er auf, alle guten Vorsätze fielen von mir ab, wie unnötiger Ballast. Jetzt glich sein Näherkommen fast dem Anschleichen einer Katze. Er pirschte sich an seine Beute. Meine Tasche rummste auf den Boden, das ließ Embry aus dem Zimmer sehen. Jake blieb stehen und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. Ein herablassend bedauerlicher Ausdruck legte sich auf sein Engelsgesicht.

„Ley.“ Sprach Embry mich an. Ich reagierte nicht, jetzt sah Embry mit eigenen Augen, was ich mit Worten nicht erklären konnte. Dass allein Jakes Anwesenheit reichte, um mich zu fesseln. „Ley!“ Seine Stimme wurde lauter und sein Ton schärfer. Überlegen grinste Jake, es war das nächste Level für ihn, Embry wusste Bescheid und war hilflos. Jake schien kranken Gefallen daran zu finden, dass es selbst Embry schwerfiel, mich von ihm loszueisen. Dann war es wie Erwachen, einen Moment musste ich meine Gedanken sortieren, ich sah Embry an. Er hielt mir seine Hand entgegen. Etwas zögerlich ergriff ich sie, er zog mich ins Zimmer und schloss die Tür. Fassungslos standen wir uns gegenüber.

„Jetzt weiß ich, was du meinst.“ Seine Stimme war nur ein Zischen. Es fühlte sich an, als würde Jakes Anziehung immer stärker. Noch war es, als umkreisten wir einander wie Planeten, die sich langsam aber stetig näherten, doch wie lange würde der Einschlag noch auf sich warten lassen und was für verheerende Auswirkungen würde er mit sich bringen? Langsam ging ich zum Bett und kuschelte mich hinein. Embry verließ das Zimmer. Ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte. Doch hoffte ich, er würde nichts Dummes tun. Meine Gedanken kreisten wieder um das, was ich wollte und das, was ich am liebsten aus meinem Leben verbannt hätte.

Embry kam zurück, bewaffnet mit Wasserflaschen. Er schloss hinter sich die Tür und verriegelte sie. Wie es aussah, traute er Jake auch alles zu. Wortlos stellte er alles ab. Entledigte sich, bis auf T-Shirt und Boxershorts, seiner Klamotten und legte sich neben mich ins Bett. Wir starrten beide an die Decke. Er löschte das Licht und drehte mir den Rücken zu. Seine Reaktion ließ tief blicken, doch konnte ich ihn gut verstehen. An seiner Atmung hörte ich, dass er noch lange wach lag. Doch als er schon Stunden schlief, lag ich noch immer wach.

Chapter 6



Chapter 6

Es fühlte sich an, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen. Meine Lider waren schwer und mein Kopf fühlte sich an, als waberte dichter Nebel um mein Hirn.
Ich sah aus dem Fenster, der Himmel war nach wie vor grau, doch das Heulen des Windes hatte nachgelassen. Langsam drehte ich meinen Kopf, ich war allein. Müde raffte ich mich auf und öffnete die Tür. Von unten war lautes Gemurmel zuhören. Wenig motiviert ging ich Treppe hinunter.

Paul, Quil und Seth saßen im Wohnzimmer. Es sah aus, als würden sie auf irgend etwas warten. „Guten Morgen, Sonnenschein.“ Strahlte Seth mich an. Für mich war seine Laune viel zu gut. Schlapp hob ich eine Hand und schlich weiter in die Küche. Als ich sie betrat, bereute ich es direkt. Embry und Jake standen, mit einigem Abstand zueinander, an die Arbeitsplatte gelehnt, Sam stand vor ihnen, sie unterhielten sich. Im ersten Moment sah es aus wie eine Verschwörung.
Ich versuchte mir nichts anmerken zulassen, nahm mir eine Tasse aus dem Schrank und goss mir Kaffee ein. „Na, Ley. Du siehst aus, als hättest du nicht gut geschlafen.“ Begrüßte mich Sam. Ich drehte mich um und lehnte mich neben Embry an die Arbeitsplatte. „Hab ich auch nicht.“ Murmelte ich und ließ den Kopf sinken.
Einfach nur neben Embry zu stehen war seltsam. Sonst dauerte es nur Sekunden bis er meine Hand nahm, einen Arm um mich legte oder mir wenigstens ein Lächeln schenkte. Ich sah ihn an, sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
Ich betete, das Jakes, kranker Plan, Embry und mich zu entzweien nicht aufging, doch wenn ich mir Embry ansah, befürchtete ich Schlimmstes. Wenn es so weit kommen sollte, könnte ich für nichts mehr garantieren.
Auch die drei sahen aus als wollten sie gleich los. „Werde dann mal noch
Werkzeug einpacken.“ Sagte Sam und war im Begriff zu Gehen. „Ich glaube, Jake wollte dir helfen.“ Knurrte Embry und warf Jake einen bitterbösen Blick zu. Jake biss die Zähne zusammen, die Muskeln seiner Arme waren bedrohlich angespannt, er folgte Sam widerwillig. An der Tür drehte er sich noch mal um, er wusste, dass Embry mich von ihm fernhalten wollte. Herablassend sah er auf Embry, dann schweifte sein Blick zu mir. Das überhebliche Grinsen umspielte seinen Mund, er kniff mir ein Auge zu. „Ich krieg' dich. Früher oder später.“ Mit diesen Worten verließ er die Küche. Es klang weniger wie eine Drohung sonder eher wie eine Feststellung, derer er sich gewiss war und ich auch.
Fassungslos sah ich ihm nach, jetzt brauchte er sich nicht mehr zurückhalten, wenn Embry in meiner Nähe wäre. Ich hörte wie Embry geräuschvoll die Luft einsog. Doch ließ er sich nicht auf Jakes krankes Spiel ein. Mein Blick wanderte zu Embry, der sich kopfschüttelnd eine Hand vors Gesicht hielt. „Wir fahren jetzt zu Charlie. Durch den Sturm ist ´n Baum auf sein Haus gefallen.“ Mir fiel ein Stein vom Herzen, als er mit mir sprach. „Konnte Sam überzeugen, das Jake mit muss, hätte keine ruhige Minute, wenn er hier bleiben würde.“ Zwar war er noch immer ziemlich reserviert, aber er sorgte sich und versuchte mir den Rücken freizuhalten, was ein gutes Zeichen war.

„Danke“. Flüsterte ich, nur zu gern hätte ich ihn umarmt, es war das erste Mal, dass ich mir nicht sicher war ob er es wollte. Er sah mich an. „Habe gestern noch kurz mit Jared gesprochen.“ Meine Augen weiteten sich und mein Magen zog sich zusammen, er sah wie nervös ich wurde. Sein Blick wurde weich. „Nicht über Jake.“ Erleichtert atmete ich aus. „Er hat was auf dem Herzen, doch das wird er dir selber sagen.“ Ich erinnerte mich, dass er gestern Abend schon einen Anlauf gewagt hatte, bevor Embry ihn unterbrach und bat uns allein zu lassen.
Mir fiel auf das ich Jared nirgendwo gesehen hatte. „Wo ist er?“ Immer noch ziemlich geknickt sah ich Embry an.
„Die alte Schnarchnase liegt noch im Bett. Der hat sich heute noch nicht blicken lassen.“ Er musste grinsen.
„Embry, kommst du?“ Rief Sam von der Haustür. Für einen kurzen Moment nahm er meine Hand. „Bis später.“ Er verließ die Küche. Wie es schien, war nicht alles verloren, wir würden uns wieder zusammen raufen, so hoffte ich und er könnte über meine Schwäche hinwegsehen. Ich stellte die Tasse zur Seite und fragte mich, was Jared mir unbedingt sagen musste. Doch bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen würden, wollte ich erst mal duschen gehen, vielleicht wäre er wach, wenn ich fertig wäre.
Mit gemischten Gefühlen ging ich durchs Wohnzimmer und schlurfte die Treppen hinauf. Ich holte meine Tasche und verschwand im Bad. Nach dem das Wasser der Dusche langsam warm wurde, sah ich mich im Spiegel an. Ums Make-up würde ich heute nicht drum herum kommen, tiefe Ringe zierten meine Augen. Ich sah schrecklich aus. Nachdem ich das festgestellt hatte, entledigte ich mich meiner Klamotten und stellte mich unter die Dusche. Angenehm warm lief das Wasser über meine Haut, es verscheuchte für den Moment die schwierigen Gedanken und es ging mir besser. Nachdem ich angezogen war, versuchte ich mich mit Hilfe des Make-ups wieder menschlich aussehen zulassen. Das Ergebnis war zufriedenstellend. Ich sammelte meine Klamotten zusammen und brachte sie in Embrys Zimmer. Mittlerweile war es fast elf und von Jared keine Spur. Dann kam ich zu dem Entschluss nachzusehen ob alles in Ordnung war. Kurz drauf stand ich vor seiner Tür.

****Embry´s Sicht****
Wir waren fast bei Charlie, ich saß vorne neben Sam. Jake saß hinter mir, ich konnte es nicht haben, wenn ich ihn nicht im Auge hatte. Als Sam heute morgen fragte, ob die anderen und ich mit ihm zu Charlie fahren würden, hatte Jake sich vornehm zurückgehalten. Das wäre eine willkommene Gelegenheit für ihn gewesen und Ley wäre ihm schutzlos ausgeliefert. Ich verstand nicht, warum er so eine Macht über sie besaß und warum sie nicht eher zu mir gekommen war. Doch es war wie es war und ich musste sie schützen, so gut ich konnte. Wenn es mich auch hart getroffen hatte, dass ich es auf diesem Weg erfahren musste, so liebte ich sie nach wie vor.

Sam parkte den Wagen und wir stiegen aus. Ich ließ Jake links liegen, Hauptsache, er war hier. Wenn er auch ´ne tierische Fresse zog und es ihm gehörig gegen den Strich ging. So wie es schien, hatte er sich ein bisschen Spaß an diesem Vormittag vorgenommen, vorzugsweise mit Ley.
Charlie kam aus dem Haus, man sah ihm an, das er sich über Hilfe freute. Er begrüßte uns und wir gingen ums Haus. Es war schon ein schräges Bild, wie dieser riesige Baum an das Haus gelehnt lag. Charlie ging rein und holte zwei ziemlich altersschwach aussehende Kettensägen. Paul brachte die Leiter und ich schnappte mir eine der Sägen. Wir kletterten auf das Dach und machten uns an die Arbeit. Ich hörte wie Sam unten die andere Säge anwarf. So alt wie die Dinger waren, so laut waren sie auch. Seth und Quil warteten, dass wir die Äste hinunter warfen, um sie mit einer Handsäge klein zu machen. Hätte Charlie einen Karmin, hätte er Brennholz für die nächsten zwei Jahre.
Wir hatten schon einiges geschafft, die Säge verstummte, der Tank war leer. Ich kletterte runter um ihn zufüllen. Sam stand neben der anderen Säge. „Wie, schon Pause?“ Grinste ich. Sam lachte. „Ne, die hat alle Viere von sich gestreckt, die is' hin. Jake ist gerade los und holt meine.“ 'Verdammte Scheiße', fluchte ich innerlich, doch konnte ich mir von Sam nichts anmerken lassen. „Hat einer sein Handy dabei?“ Bölkte ich los. Sam sah mich etwas überrascht an. „Mir ist da grad' was eingefallen.“ Wand ich mich heraus. Paul Stimme ertönte vom Dach. „Ja, hier schnapp'.“ Er warf mir sein Handy zu. Ich ging ein paar Schritte, so dass niemand das Gespräch mitbekäme. Dann wählte ich Jareds Nummer. „Der gewünschte Gesprächspartner ist zur Zeit....“ War alles was ich zu Ohren bekam. Hektisch wählte ich jetzt Leys Nummer, doch auch da ging nur die Mailbox dran. Wäre es mein Handy gewesen, hätte ich es wutentbrannt durch die Gegen gefeuert. Nur war ich mir sicher, Paul würde es mir ziemlich übelnehmen..
Das durfte nicht wahr sein, jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass Jared bei ihr wäre und er und Jake sich nicht gegenseitig was auf die Mappe hauten. Ich befürchtete Jared würde den Kürzeren ziehen, Jake war ein ziemlicher Kanten, der vor nichts zurückschrecken würde.
*******Embry´s Sicht Ende******


Langsam öffnete ich die Tür, im Zimmer war es so dunkel, dass meine Augen einen Moment brauchten, ehe sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich lehnte die Tür an, schlich zum Bett und hockte mich davor. Schemenhaft erkannte ich sein Gesicht, es war total entspannt. Es beruhigte mich das er hier war. Ich war gerade im Begriff, wieder zu gehen.
„Ley?“ Er klang völlig verschlafen, müde grinste er mich an. Er war so niedlich. „Hey, ich wollte dich nicht wecken.“ Flüsterte ich und fuhr mit meiner Hand über seine Wange. Genießerisch schloss er die Augen. „Es ist selten, dass ich so etwas Schönes vor Augen habe wenn ich wach werde. Daran könnte ich mich gewöhnen.“ Mein Herz tat einen Sprung. Er wäre die richtige Entscheidung. Er liebte bedingungslos, er war beschützend, aufrichtig, fürsorglich, ehrlich, treu, er war jemand mit dem ich mein Leben und alles was es beinhaltete, teilen könnte. Wir kannten uns schon so lange, oft habe ich ihn angesehen und fand, wir würden uns unschlagbar ergänzen. Es waren nicht nur seine inneren Werte, die ich zu schätzen wusste. Ich liebte es, wenn er mich anlächelte, wenn sich diese kleine Falte auf seiner Stirn bildete, wenn er nachdachte, seine wunderschönen Augen, die so eine Tiefe hatten, in denen man sich verlieren und treiben lassen konnte. Es waren nur Kleinigkeiten, die ihn für mich perfekt machten.
Er nahm mein Gesicht in seine Hände, es war, als zögerte er einen Moment, dann berührten sich vorsichtig sich unsere Lippen. Ich seufzte, bei ihm fühlte ich mich sicher. Langsam zog er mich zu sich. Er war unglaublich warm, doch brannte diese Wärme nicht, sie legte sich beschützend um mich und gab mir das Gefühl von Geborgenheit. Vorsichtig fuhr er über meine Wange, zu meinem Nacken, aber packte er nicht zu, er stützte ihn sanft. Er war zaghaft und liebevoll. Eine wohlige Gänsehaut jagte über meinen Körper. Jede seiner Berührung ließen mir wissen, dass er mich respektierte, er würde nichts tun was ich nicht wollte. Er machte es mir einfach, mich auf ihn einzulassen. Seine Hände fuhren über meinen Rücken. Er sah mich an und lächelte dieses unbeschreibliche Lächeln. Langsam setzte ich mich auf seine Hüften und zog ihm sein T-Shirt über den Kopf. Meine Hände glitten über sein breite warme Brust gefolgt von meinen Lippen. Leise hörte ich seine Seufzer. Er zog mich an sich, wo immer seine Hände mich berührten, war es wie ein Nachhall, es war meine Haut würde all seine sanften Berührungen aufsaugen und festhalten. Seine Hände glitten meine Seiten entlang und langsam schob er mein Oberteil hoch. Mit einer eleganten Handbewegung landete es vor dem Bett. Er umschlang meine Mitte und wir drehten uns, jetzt bestimmte er das Tempo, was ich ihm nur zu gerne überließ. Wieder trafen sich unsere Blicke. „Küss' mich.“ Hauchte ich, es wurde unbeschreiblich. Er war über mir, mit jeder Bewegung, Berührung spürte ich seine Leidenschaft, es ließ meinen Körper vor Verlangen beben. Auch ließ er mich die Dinge vergessen, die ihm das Herz brechen würden. Wann auch immer das wäre, jetzt wollte ich ihn, er war meine Sonne, die mir Leben einhauchte. Nie fühlte ich mich lebendiger. Nie konnte ich mich jemanden so hingeben wie ihm. Ich gab ihm alles was ich hatte und bekam mehr zurück, als ich es mir hätte erträumen können.

Ich lag in seinen Armen und wünschte mir, ich könnte die vergangenen Tage ungeschehen machen. Er hatte es nicht verdient, dass er so grausam verletzt würde. Noch war er ahnungslos, doch konnte ich fast mit Gewissheit sagen, würde er es erfahren, würde es alles zwischen uns ändern, das machte mir Angst. Ich ertappte mich, wie ich tatsächlich einen Gedanken daran verschwendete, mit Jake zu reden. Doch sah ich sein Gesicht vor mir, überlegen grinsend, wie er es Jared wissen lassen würde. Er würde sich an seinem Leid weiden. Wer sich auf Jakes Spielchen einließ, hatte schon verloren, bevor es richtig anfing. Mit Jake darüber reden zu wollen, wäre genau so sinnvoll wie Topfschlagen auf einem Minenfeld, irgendwann würde einem alles um die Ohren fliegen.
Ich betrachtete Jareds Gesicht, seine gebräunte Haut, glatt und ebenmäßig. Seine Augen, die immer ein kleines Lachen umspielten. Sein Mund, wohlgeformt und einladend. Er genoss noch immer die vergangenen Momente. Jetzt bemerkte er, wie ich ihn an sah. Ich hatte völlig aus den Augen verloren, weshalb ich zu ihm gegangen war. Glückselig lächelte er mich an. Doch sah er, das mich etwas beschäftigte. Ich suchte nach den richtigen Worten, um auf keinen Fall das, was sich zwischen uns entwickelte, zu zerstören. Doch eigentlich hatte ich das schon getan. Meine Hand ruhte auf seiner Brust, ich bettete meinen Kopf darauf und legte ihn schräg. Wartend sah er mich an.

„Was wolltest du mir gestern sagen?“ Ich befürchtete die Stimmung zu ruinieren, aber jetzt ließ ich es darauf ankommen. Sein Lächeln blieb beständig, er küsste meine Wange, seine Lippen verharrten. Tief holte ich Luft und schloss die Augen. „Ich liebe dich.“ Flüsterte er. Normalerweise hatte mich dieser Satz in Jubelschreie ausbrechen lassen. Doch jetzt fühlte es sich noch mehr danach an, das ich diejenige war, die ihn rücksichtslos in den Abgrund stieß. Ich schluckte meine Tränen hinunter, öffnete die Augen und sah ihn an. Damit ich nichts sagen würde, was ihn im Nachhinein noch schlimmer verletzen würde, legte ich meine Lippen auf seine. Es war die einzige Antwort, die zeigte wie ich für ihn empfand. Er schien damit mehr als zufrieden. So sehr ich seine Nähe genoss brauchte ich jetzt einen Moment für mich. „Bin gleich wieder bei dir.“ Flüsterte ich, schnappte mir sein T-Shirt und zog es an. Es ging mir bis knapp über den Hintern. Ich ging zur Tür und öffnete sie, bevor ich hinaus ging drehte ich mich noch mal zu ihm. Mit einer hochgezogenen Augenbraue grinste er. Ihm gefiel was er sah. Lachend schloss ich die Tür, dreht mich um und wollte ins Bad.
Es war ein Schlag in den Magen, erschrocken krümmte ich mich und riss die Augen auf. Jake stand mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt und musterte mich mit einer Mischung aus Mitleid und Arroganz. Ich zog Jareds T-Shirt weiter über meine Oberschenkel, Jakes abschätziger Gesichtsausdruck wandelte sich und er grinste. Wieso war er hier, sollte er nicht mit den anderen bei Charlie sein? Langsam setzte er sich in Bewegung und ging um mich herum, bis er hinter mir stand. Ich merkte an der von ihm ausgehenden Wärme, dass er nah war, zu nah. Arrogant flüsterte seine samtene Stimme, dass es mich zucken ließ. „Jetzt weißt du, was du an mir hast.“ Langsam schloss ich die Augen um das Zittern meiner Hände unter Kontrolle zubringen. Erinnerungen der ersten Nacht mit Jake schossen mir durchs Gedächtnis, ich hörte seine Stimme, wie sie meinen Namen flüsterte.
Ich suchte Halt und stützte mich an der Wand ab, fast ließ es mich erneut in die Knie gehen. Mit einer Hand fuhr er um meine Seite, sie brannte wie flüssiges Eisen. „Zum Glück bin ich nicht nachtragend.“ Seine Stimme glich dem Gesang von Sirenen, fast unwiderstehlich lockte sie mich, würde ich ihr folgen, wäre ich verloren. Verführerisch glitt seine Hand von meiner Hüfte, seine brennende Wärme wich. Ohne hinzusehen wusste ich, das er gegangen war. Jetzt da ich allein war, zwang es mich in die Knie, doch war es nicht die Willenlosigkeit. Sondern der Gedanke an Jared. Es konnte gar nicht schlimmer kommen. Ich hatte ihn an Messer geliefert, unwiderruflich. Ich betete, dass er nicht aus dem Zimmer kam, um zu sehen wo ich bliebe. Meinen Kopf lehnte ich resignierend an die Wand und holte ein paar mal tief Luft, bis sich mein Herz und mein Atem normalisiert hatten. Tränen bahnten sich ihren Weg, langsam aber sicher ließ es mich verzweifeln. Mit geschlossenen Augen kauerte ich auf dem Boden, ich sprach mir Mut zu und hoffte der Tag würde kommen, an dem ich mich gegen Jake auflehnen könnte. Es ihm vielleicht sogar heimzuzahlen, doch noch war ich nicht soweit.

Ich rappelte mich hoch und ging zurück, vor der Tür strich ich mir die letzten Tränen von den Wangen. Langsam öffnete ich sie, Jared stand in Boxershorts vor dem Bett und schloss sein Handy ans Ladekabel. Als er mich sah, lächelte er, dann wurde sein Blick besorgt. „Ist alles okay“? So wie es aussah, war ich nicht annähernd so ein guter Schauspieler wie Jake. Ich begann meine Klamotten einzusammeln und zog mich an. „Alles okay.“ Lächelte ich gequält und hoffte, ich wäre einigermaßen überzeugend. „Sicher?“ Sein Blick wurde skeptisch. Ich presste die Lippen aufeinander und nickte. Bevor er misstrauisch wurde versuchte ich abzulenken. „Stimmt es, dass Sam heute grillen wollte?“ Etwas verwundert sah er mich an. „Ja.....“
„Zum Glück regnets nicht mehr.“ Mein Lachen klang bitter und es schmerzte in meiner Kehle.

Sam war der Hardcore-Griller vor dem Herrn. Es gab quasi kein Wetter was ihn davon abbringen konnte, so wie heute. Der Himmel war grau in grau und es waren keine fünfzehn Grad, doch über solche Lappalien konnte er nur schmunzeln.

Etwas verwirrt zog Jared die Augenbrauen hoch. Mein Bluff schien aufzufliegen. Er kannte mich zu gut, langsam näherte er sich. “Ist irgendwas gewesen, was ich nicht mitbekommen habe?“ `Himmel Herr Gott, JA! Rette und beschütze mich!´ Alles in mir schrie.
„Habe ich was falsch gemacht?“ Seine Augen nahmen einen schrecklich traurigen Ausdruck an.
Mein Gewissen stach auf mich ein, mit einer scharfen, heißen Klinge, die in den Feuern der Hölle geschmiedet wurde. Ich konnte es nicht fassen, er suchte tatsächlich den Fehler bei sich.
Der Tag würde kommen, an dem ich Jake gegenüberstehen würde, er hätte neben Luzifer auf seinem Thron Platz genommen, um uns würde das Fegefeuer tosen, begleitet von grauenhaften Schmerzensschreien und armen Seelen, die sich darin wanden, sie würden mir auf die Schulter klopfen und mich für meine herausragende Leistung beglückwünschen.

„Nie könntest du etwas falsch machen. Für mich bist du perfekt.“ Ich befürchtete, meine Stimme würde versagen, um seinem Blick auszuweichen, tat ich einen letzten Schritt und legte meinen Kopf an seine Brust. In Gedanken entschuldigte ich mich tausendfach. Meine Stimmung schwankte von, ´Wir werden alle sterben´ bis hin zu ´Hurra doch nicht´. Es war kaum auszuhalten. Er legte seine Wange auf meinen Kopf, verstohlen sah ich auf. Ich hatte ihn nicht verdient.

„Hast du schon gefrühstückt?“ Brummte er. Fester drückte ich ihn an mich und schüttelte den Kopf. „Dann wird’ s Zeit.“ Er küsste meine Stirn, die ich ihm mit geschlossenen Augen entgegen streckte. Schweren Herzens lockerte ich meine Umarmung, schnell zog er sich an, dann schnappte er meine Hand und zog mich hinter sich her. Auf der Treppe sprang ich auf seinen Rücken und er trug mich Huckepack in die Küche, setzte er mich auf der Arbeitsplatte ab und widmete sich dem Kühlschrank. Es ließ mich grinsen, als ich sah, was er sich alles auf den Arm lud. Elegant rutschte ich von der Arbeitsplatte und fischte mir eine Cola aus dem Kühlschrank. „Wann hast du das letzte gegessen? Vor drei Tagen?“
Breit grinste er. „Kommt hin.“ Dann ging ich ins Wohnzimmer und warf mich auf die Couch. Noch bevor er sich dazu setzte, hatte ich den Fernseher angeworfen und zappte durch die Programme. Mir war kalt und ich schnappte mir die Decke, die über der Lehne hing. Jared kam ins Wohnzimmer, die Hände voll, nach dem Motto ´Lieber riskieren alles fallen zulassen, anstatt zweimal zugehen´. Sein Blick war hochkonzentriert und wanderte von einer Hand zur anderen. Leise kicherte ich, auch er grinste und geriet fast ins Straucheln. Doch schaffte er es unbeschadet zum Wohnzimmertisch. Ich zog die Beine an und er ließ sich neben mich fallen. Zufrieden strahlte er und fing an zu broten.
Es lief irgend eine langweilige Soap, immer wieder wanderte mein Blick zu Jared. Es war nicht nur, dass mit ihm alles so einfach war, wie atmen, ich brauchte ihn, wie die Luft zum atmen. Sein Wesen, seine Art, er war so liebevoll, fürsorglich und beschützte was er liebte. Wenn es nötig wäre bis aufs Blut.
Nachdem er all' seine angeschleppten Fressalien vertilgt hatte, sah er mich an. „Is' voll unbequem, Fernsehen im Sitzen.“ Jetzt grinste er. Ich legte den Kopf schräg und wartete. Er stand auf. `Ja ha, Fernsehen im Stehen ist mal was ganz anderes`, dachte ich mir, es ließ mich grinsen.
„Ich hab da 'ne Idee. Rutsch' mal ein Stück.“ Ich drückte mich an die Rückenlehne des Sofas, er platzierte sich vor mich und legte seinen Arm um mich. Jetzt lag ich bequem auf seiner Brust und konnte die Beine lang machen. „Deine Ideen sind nicht immer schlecht.“ Kicherte ich und warf die Decke über ihn. Er zog eine Augenbraue hoch und lächelte. Das typische Jared Lachen. Ich reckte ihm meine Lippen entgegen, er ließ seine folgen und ich seufzte hingebungsvoll. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es so schlecht um uns stand, wäre es der perfekte Moment, ihm zu sagen, dass auch ich ihn liebte. Ich kuschelte meinen Kopf auf seine breite Brust und schob ihm die Fernbedienung rüber.
Es war warm, es war gemütlich, ich fühlte mich sicher und geborgen. Eine ganze Zeit folgte ich dem Geschehen im Fernsehen, bis er mich in den Schlaf säuselte.

Das Geräusch der Haustür weckte mich. Schwer ließen sich meine Augen öffnen. Jared hatte sich zu mir gedreht, sein Arm ruhte auf meiner Hüfte, wir lagen fast Nase an Nase. Sein Gesicht war entspannt, er schlief. Verzückt von seinem anbetungswürdigem Anblick strich ich über seine Wange. Müde sah er mich an. „Hey, Beautiful.“ Murmelte er leise. Ich schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln, das er erwiderte.
Dann aber beschlich mich das Gefühl des Beobachtetwerdens. Langsam drehte ich meinen Kopf und da standen sie, alle versammelt. Paul grinste breit, „Na, konntet ihr euch endlich dazu durchringen, wurde aber auch Zeit.“ Für ihn war es abzusehen, dass wir uns füreinander entscheiden würden. Jared grinste und schloss genießerisch wieder die Augen. Und ja, die Entscheidung war gefallen.
Embry´s Gesicht wandelte sich von nervös zu, ´Gott sei Dank´.
Paul ging in die Küche, Sam, Seth und Quil folgten ihm, doch vorher schenkten sie mir ihr zustimmendes Grinsen. Mein Blick wanderte von Embry, der noch immer vor dem Sofa stand, zu Jake, der ein Stück entfernt an der Haustür lehnte.
Hasserfüllt sah er auf Jared. Schützend legte ich meinen Arm um ihn und funkelte Jake an. Embry schaute zwischen uns hin und her, dann platzierte er sich so, dass Jake uns nicht mehr sah. Mit den Lippen formte ich das Wort ´Danke´. Er lächelte. Ich hörte wie Jake schnaufte, er hasste, was er sah und ich wusste, er würde es nicht einfach hinnehmen, dann verließ er das Wohnzimmer und ging zu den anderen.
Das Unbehagen kehrte zurück und ließ mich tief Luft holen. Ich befürchtete, sein Spielchen würde nie dagewesene Dimensionen annehmen. Was mich Kopf und Kragen kosten könnte. Er bekam nicht das, was er wollte und es verhieß für uns nichts Gutes. Sein Blick ließ mich wissen, er würde bekommen was er wollte. Es war eine andere Art der Kampfansage.

„Jared.“ Rief Sam aus der Küche. Doch der tat so, als hörte er ihn nicht, er robbte lieber noch näher zu mir und schloss fest seine Arme um mich. Mein Gesicht lag an seiner Brust, er roch so gut. „Jared!“ Sam wurde lauter.
„Hmmmm.“ Brummte er und ahnte, das es mit der Ruhe und der vertrauten Zweisamkeit vorbei wäre. „Jetzt auf 'ner einsamen Insel, du, ich und alle Zeit der Welt.“ Flüsterte er. Ich hätte mir nichts Schöneres vorstellen können, fest umschlossen ihn jetzt auch meine Arme, selbst wenn er hätte aufstehen wollen, hätte er es nicht ohne weiteres geschafft. Sam sah um den Türrahmen, er grinste, als er uns so da liegen sah. „Ihr seid ja wirklich niedlich, aber wir haben Hunger, kannst du schon mal den Grill anwerfen?“

Jared holte tief Luft. „Wir sollten auf jeden Fall nachher da weiter machen, wo wir jetzt aufhören.“ Seine Wange ruhte auf meiner. „Unbedingt.“ Hauchte ich hingebungsvoll. Ein letzter atemberaubender Kuss und er stand auf. Embry wollte ihm helfen, Jared schnappte sich seine Jacke und die beiden verschwanden nach draußen. Gedankenverloren sah ich ihnen nach.
„Ley, kannst du den Salat machen?“ Wieder rief Sam aus der Küche. „Aye, Aye Captain.“ Bölkte ich zurück. Obwohl Jake in meiner Nähe war, ging es mir ziemlich gut. Jareds Liebesgeständnis beflügelte und bestärkte mich. Ich stand auf und ging im Stechschritt in die Küche. Als ich vor Sam stand, salutierte ich und zog ein blödes Gesicht. Leise hörte ich Seth hinter mir kichern, ich drehte mich zu ihm und kniff ein Auge zu, postwendend sah ich wieder Sam an. „Dir geht’ s echt zu gut.“ Lachte er. `Jared sei Dank´, dachte ich und versuchte, Jake zu ignorieren, dennoch spürte ich seine Blicke. Ich kramte aus dem Kühlschrank was ich brauchte, legte mir alles zurecht und fing an. „Ich werd mal duschen gehen.“ Gähnte Quil. „Nicht, wenn ich schneller bin.“ Lachte Seth, die beiden rannten wie von der Tarantel gestochen los und polterten die Treppe hoch. Grinsend schüttelte ich den Kopf. Durch das geöffnete Fenster hörten wir Jared und Embry draußen lachen und dann fluchen. „Was machen die denn da?“ Murmelte Sam und war im Begriff zu gehen, Paul folgte ihm. Meine Zuversicht schwand zusehends. Rettend wollte ich sie noch in ein Gespräch verwickeln, doch sie war schon nicht mehr in Sichtweite.

Jetzt sah ich starr auf, das Gemüse welches ich kleinschnippelte. Jake packte die Chance beim Schopf und kam näher. Ich wurde etwas hektisch. Er lehnte sich an die Arbeitsplatte neben mich und sah mich finster an. „Bis zu einem gewissem Maß kann ich teilen, aber du übertreibst, Ley.“ Flüsterte er. Ich stellte meine Arbeit ein, meine Hände zitterten und ich hatte Angst mir in die Finger zuschneiden. „Warum nur zweite Wahl, wenn du die Erste haben kannst? Sei nicht dumm.“ Sanft strich er mir die Haare aus dem Gesicht. Tief holte ich Luft und sah ihn an. Er neigte sein Gesicht weit zu mir. Seine Lippen waren nur einen Hauch von meinen entfernt. Der finstere Ausdruck wich, er sah freundlich aus. Ein verzauberndes Lächeln umspielte seinen schönen Mund und seine strahlend weißen Zähne kamen zum Vorschein. Es war fast als stände man vor einem Hundewelpen, den man einfach lieben musste. Seine Augen strahlten, wie er mich jetzt an sah, hätte er locker das Cover irgend eines Hochglanz- Magazins zieren können. Es war überwältigend und engelsgleich. Das war eine Seite an Jake, die ich nicht kannte, es war ein anderer Jake. Erst war ich ziemlich überrascht. Nur war ich mir sicher, Jake würde alle Register ziehen um zu bekommen was einem anderen gehörte. Ich fragte mich, wie viele Level es in seinem Spiel gab, würde das Ende noch lange auf sich warten lassen? Als er mich so anlächelte, fiel es mir verdammt schwer zu widerstehen. Jakes Aussehen überstieg das klassische Schönsein, es war nicht in Worte zufassen. Ein Stück reckte ich mich und kam seinem Gesicht noch näher. Ich lächelte. „Ich bin nicht dumm.“ Hauchte ich. Sanft schmiegte ich mein Wange an seine und seufzte. Mit meiner Hand fuhr ich über seinen Hals zu seiner Brust. Sein Atem wurde schneller. „Niemals würde ich mich mit dem Zweitbesten zufriedengeben.“ Leise stöhnte ich, seine Hände fuhren um meinen Rücken und drückten mich an ihn. Geräuschvoll sog ich die Luft ein. Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Aus dem Grund habe ich Jared gewählt.“

Sein Griff wurde starr, ich fühlte, wie er jeden Muskel anspannte. Und da war sie, die neunköpfige Hydra die wie von Sinnen um sich biss. Er war dabei die Kontrolle zu verlieren. Seine Hände krallen sich in meine Seiten, ich biss die Zähne aufeinander, es tat höllisch weh, doch von mir war kein Mucks zuhören, still ertrug ich es. Es hätte mir klar sein müssen dass er eine Abfuhr nicht mit Würde hinnähme. „Spiel' kein Spiel, was du nicht gewinnen kannst.“ Zischte er. Wie es schien konnte er mit Ablehnung nicht umgehen. Ich hatte etwas getan, was ich nicht für möglich hielt und vielleicht besser gelassen hätte. Ich lehnte mich gegen ihn auf, und da ich schon dabei war, mir mein eigenes Grab zu schaufeln, setzte ich noch einen drauf. Mit einer Hand fuhr ich in seinen Nacken und packte in seine Haar. Fest zog ich seinen Kopf nach hinten, ich spürte seine Gegenwehr. „Du willst spielen?“ Zischte ich, seinem Gesicht ganz nah. „Dann lass' uns spielen!“ Ich ließ seinen Kopf los und stieß ihn weg.
Da war der alte Jacob wieder, auch das finstere Lachen fand seinen Weg zurück. Schnell ging er einen Schritt auf mich zu, griff meinen Kopf und zog mich zu sich, fest presste er seine Lippen auf meine. Dann sah er mich an, drohend, gierig, fest entschlossen als Sieger die Arena zu verlassen. „Mögen die Spiele beginnen.“ Grollte er, ließ von mir ab und verschwand. Ich wusste nicht, was mir jetzt blühen würde. Nie hätte ich vor ihm meine Ruhe, auch nicht, wenn ich mich auf sein Niveau herabgelassen würde. Das Adrenalin schoss durch meinen Körper, wenn ich auch verlieren würde, fühlte es sich in diesem Moment verdammt gut an. Ich hoffte es war der erste Schritt, ihm seine Macht zu entziehen.

Ich sortierte mich und widmete mich erneut dem Gemüse, doch jetzt hackte ich darauf ein, ich stellte mir vor, es wäre Jake.
„Das wehrt sich nicht mehr, du brauchst es nicht nochmal zu töten.“ Grinste Embry um den Türrahmen. Das Messer fiel mit einem leisen Klirren auf das Brett, ich tat einen großen Schritt auf Embry zu, ohne zu fragen, ob es ihm recht wäre, schloss ich meine Arme um ihn. „Bitte verzeih' mir. Ich kann es nicht ertragen, wenn du böse mit mir bist.“ Flüsterte ich. Erlösend legten sich seine Arme um mich. „Du weißt, dass ich dich liebe und es immer tun werde.“ Er sprach ganz leise. Fester drückte ich mich an ihn und dankte Gott, das ich ihn hatte. Es waren Schritte zuhören.
„Du weißt schon, dass das der Falsche ist.“ Grinste Jared über Embrys Schulter. Embry kicherte leise. Ich sah auf und legte Jared meine Hand auf die Wange. Es bedurfte keiner Worte. Sam lief durch die Küche. “Gruppenkuscheln?“ Lachte er, ging zum Kühlschrank und holte das Grillfleisch. „Bevor ihr mich zwingt mitzumachen, sehe ich mal zu, das es was zwischen die Zähne gibt.“ Ich sah in die beiden schönsten Gesichter, die mein Leben ausmachten, doch als ich sie ansah wurde mir auch bewusst, dass ich jeden Moment mit ihnen genießen musste, nicht wissend wann meine Welt dem Untergang geweiht war und einer von ihnen sich abwenden würde.

Die beiden halfen mir bei dem Salat, so oft wie ich unterbrochen wurde, würde es ewig dauern bis er fertig wäre, aber da wir jetzt zu dritt fleißig waren, ging es ruckzuck.
Wir schnappen uns alles, was wir brauchten und gingen raus. Auf dem Weg scheuchten wir noch Paul von der Couch, der todmüde aussah, uns aber bereitwillig folgte. Sam frönte seiner Leidenschaft, er stand natürlich am Grill und schien hochzufrieden. Seht und Quil stolperten hinter uns her und lachten sich über irgendwas kaputt. Ich fand es schweinekalt und wollte mir eine Jacke von zu Hause holen, doch da ich Jake nirgendwo sah, wollte ich nicht allein gehen. Jared wollte ich nicht fragen, aus Angst, Jake würde ihn wissen lassen, was meine dunkle Seite die letzten Tage, so getrieben hatte. Bittend sah ich Embry an. „Was ist?“ Fragte er mit in Falten gelegter Stirn. Noch bevor ich antworten konnte, fiel Sam mir ins Wort. „Wir können essen. Kann mal einer Jake holen? Der ist drüben.“
„Aber gerne doch.“ Knurrte Jared und stand von der Bank auf, auf der er grade erst Platz genommen hatte. Etwas irritiert über seinen Ton sahen die anderen ihn an. Embry warf mir einen beschwichtigenden Blick zu. „Ich geh schon.“ Sagte er. Ich wusste, er tat es nur mir zuliebe. Doch allein wollte ich ihn nicht gehen lassen. „Warte, ich komm mit.“ Rief ich und lief ihm nach. Als ich ihn eingeholt hatte, hakte ich mich bei ihm unter. Jetzt hatten wir ein paar Meter Zeit, uns ungestört zu unterhalten.

„Ist er dir auf die Pelle gerückt?“ Embrys Blick blieb geradeaus gerichtet. Er sprach von Jakes vorzeitiger Rückkehr heute Vormittag. „Sagen wir es so, er hat mich wissen lassen, dass er da war.“ Ich wollte ihn nicht unnötig beunruhigen, auch wollte ich ihm nicht auf die Nase binden, dass Jared und ich miteinander beschäftigt waren. Ich hatte keine Ahnung, was Jake alles mitbekommen hatte, aber es war so viel, dass er sich einen Reim drauf gemacht hatte. Der Gedanke war echt schräg, Jared und ich leidenschaftlich ineinander verworren und Jake, der vor dem Zimmer im Flur herumlungerte. Das war total krank und abgefahren. Der Gedanke schüttelte mich.
Ich öffnete die Haustür, an der Embry stehen blieb. Schnell lief ich in mein Zimmer, schnappte mir eine Jacke und zog sie an. Den ersten Schritte hatte ich getan und wollte zurück, als ich mich um drehte um zu sehen wo ich hinlief, stand Jake in meiner Tür. Er ließ wirklich nicht die kleinste Möglichkeit aus, mich in die Enge zu treiben. Doch zwischen uns hatte sich etwas verändert.

Schritt für Schritt ging er auf mich zu. Aber machte ich nicht wie sonst Anstalten, zurückzuweichen. Solange noch ein bisschen Sicherheitsabstand zwischen uns lag, konnte ich ihm widerstehen, mit Embry in meiner Nähe konnte nicht viel passieren und ich war versucht, 'ne dicke Lippe zu riskieren. Eine Augenbraue zog ich hoch und musterte ihn, so ein Verhalten kannte er von mir nicht. Sein Gesicht war nahe zu ausdruckslos, ich konnte nicht wie sonst darin lesen. Das war eine Sache, die mich zusehends beunruhigte, doch ließ ich es mir nicht anmerken. Kurz vor mir blieb er stehen, seine Hand näherte sich und ergriff meine. Er schob meinen Ärmel hoch und fuhr mit seinen Finger sanft über die blauen Flecken. Irritiert sah ich auf seine Hand, die unglaublich vorsichtig über mein Gelenk strich. „Es tut mir leid.“ Flüsterte er. Meine Augen weiteten sich. Hatte er sich gerade entschuldigt? Entsetzt sah ich ihn an und Wut stieg in mir hoch. Ich riss meine Hand los. „Wag' es nicht, dich dafür zu entschuldigen.“ Fauchte ich. Er zerstörte in diesem Moment das Bild was ich von ihm hatte. Es sah ihm nicht ähnlich, um Verzeihung bittend zu Kreuze zu kriechen. Er sollte gefälligst der verführerische Arsch bleiben, der er war, so könnte ich ihn wenigstens hassen.
„Tu das nicht.“ Noch immer klang meine Stimme hart, doch ihr Unterton ließ Zweifel zu. Sein Blick ruhte auf mir und es war nichts von der Gier und dem schwarzen, lodernden Feuer in seinen Augen zusehen. Ich stürmte an ihm vorbei, er versuchte nicht mich aufzuhalten. Wutschnaubend ging ich schnellen Schrittes durch die Haustür an Embry vorbei, der mir etwas verwirrt hinterher sah. Ich hörte noch wie er Jake rief. Doch ich wartete nicht einen Moment, ich wollte in die Arme dessen, den ich liebte. „Ich liebe ihn, ich liebe ihn....“ Es war, als wollte ich mich selbst davon überzeugen, dass ich Jared liebte, obwohl das gar nicht nötig war, ich wusste, dass ich ihn liebte. Jake war gerissen, doch sein Schachzug war so leicht zu durchschauen, dass es mich zweifeln ließ, ob es noch Spiel oder Aufrichtigkeit war. Wieder hatte er es geschafft, dass ich mir wegen ihm den Kopf zerbrach, dabei sollte er mir egal sein.

Die anderen waren schon fleißig am Spachteln, ich setzte mich neben Jared auf die Bank. Von der Seite sah er mich an, ich tastete nach seiner Hand und hielt sie fest. Er fühlte, dass ich ihn brauchte, einen Arm legte er um mich, mit dem anderen aß er weiter. Ich drückte mich an ihn und merkte, wie die Wut abebbte. Meinen Kopf legte ich an seine Schulter und neigte mein Gesicht zu ihm. Embry kam vor Jake bei uns an und setzt sich neben mich.
Manchmal wäre es mir das Liebste, einfach abzuhauen und alles hinter mir zu lassen. Aber wäre ich dann nicht nur Jake los, sondern müsste ich auch auf Jared und Embry verzichten. Sie waren es, die mich hier hielten, ohne sie könnte ich nicht sein. Mit geschlossenen Augen saß ich an Jared gelehnt und genoss seine Wärme, leise summte ich vor mich hin, so konnte ich fast alles um mich ausblenden. Ich wünschte mich auf die einsame Insel, von der Jared vorhin sprach. Nur er und ich, der Gedanke wurde immer verlockender. Vielleicht sollten wir für ein paar Tage wegfahren, das wir Ruhe und Zeit füreinander hatten. Einfach ein bisschen die Küste entlang, Oregon sollte eine atemberaubende Landschaft mit Traumstränden haben, aber auch Los Angeles könnte eine willkommene Abwechslung bieten. Diesem Gedanken nachhängend, wollte ich es ihm später vorschlagen, um zu hören was er davon halten würde. Er unterhielt sich mit Sam, mit einem Ohr an seiner Brust war seine Stimme noch tiefer und brummender. Es klang fast wie das beruhigende Schnurren einer Katze.

Der Tag neigte sich dem Ende, langsam wurde es dunkel und kälter. Wir begannen aufzuräumen. Ich räumte die Teller zusammen und griff nach einem der letzten Gläser, die noch auf dem Tisch standen, im dem Moment hatte Jake dieselbe Idee und unsere Hände berührten sich. Mein Kopf fuhr hoch und ich sah ihn an. Er lächelte und sah unvergleichlich schön aus. Wenn er das tat, stieg die unbändige Wut Stück für Stück. Es ließ mich zweifeln, ohne das ich es wollte und verwirrte mich. Nahm seine Macht eine andere Form an? War ich zu blind um es zu erkennen? Seine Hand lag über meiner, als er sie langsam weg zog, strich er sanft über meine. Es ließ mich schaudern. Diese Sanftheit, passte nicht zu ihm, wie auch dieses Lächeln. Ich musste mich sammeln, dann drehte ich mich um und ging zur Haustür. Doch drehte ich mich noch mal um, noch immer stand er da. Sein Gesichtsausdruck hatte fast etwas Flehendes. Mein Bild von ihm zerfiel und versuchte, sich neu zu sortieren. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an, doch konnte ich nicht glauben, was meine Augen mir weismachen wollten. Ich wollte es nicht zulassen, ich wollte ihn nicht mit anderen Augen sehen und wandte mich ab.

In der Küche stellte ich alles ab, Embry räumte es in die Spülmaschine. Ich blieb neben ihm stehen, ich wollte ihm nicht nochmal begegnen. „Du warst vorhin ganz schön ruhig, ist alles in Ordnung?“ Fragte er über die Maschine gebeugt. Mit der Hand strich ich ihm über den Rücken. „Es ist alles gut.“ Versicherte ich ihm, auch wenn es nicht so war. Doch machte er sich, weiß Gott, schon genug Sorgen.

Ich schlich die Treppe hoch und gähnte, ging in Embrys Zimmer, holte meine Tasche und macht mich fürs Bett fertig. Die anderen unterhielten sich, leise hörte ich ihr Gemurmel als ich zurück ins Zimmer ging. Ich stellte meine Tasche zur Seite und ließ mich aufs Bett fallen und sah an die Decke, meine Augen schlossen sich wie von allein.
Ich fühlte etwas Warmes an meinem Bauch und öffnete langsam die Augen. Noch immer lag ich wie umgefallen. Jared war über mich gebeugt und lächelte mich an. “Hey, Beautiful.“ Hauchte er „Das sieht nicht bequem aus wie du liegst.“ Flüsterte er und kam näher. Ich war froh, dass er da war und ich lächelte müde zurück. Meine Arme schlang ich um seinen Hals und versank in der Tiefe seiner Augen. Warm und sanft berührten sich unsere Lippen. In diesem Kuss lag so viel Liebe, dass es fast greifbar war. Eine Träne stahl sich aus meinen Augen und mein Herz wog tonnenschwer, nie war ich verletzbarer als in diesem atemberaubenden Moment, der nie enden sollte. Ich wollte ihn nicht verlieren, ich liebte ihn, ich liebte ihn verzweifelt.

Seine Lippen ließen von mir ab, doch konnte ich die Augen nicht öffnen, ohne dass sich weitere Tränen ihren Weg suchten. Ich versuchte, sie zu unterdrücken und mein Brustkorb bebte. Ich spürte seine Hand, die vorsichtig die Tränen auffing und beruhigend über meine Wange fuhr. Doch wie sollte ich mich beruhigen, wissend, dass ich ihn verlieren würde und unsere Zeit erbarmungslos ablief. Die Verzweiflung schwappte wie eine riesige Welle über mich und ließ mich tief Luft holen, dass ich ihr standhalten konnte. Ich wusste nicht ob ich noch mal die Chance bekommen würde, langsam öffnete ich meine Augen. Sein Blick ruhte liebevoll auf mir. „Ich liebe dich.....“ Hauchte ich. Ihm war anzusehen, wie nah es ihm ging. Vorsichtig schob er seine Arme unter meinen Rücken und hob mich hoch. Fest schloss er mich in seine beschützenden Arme, die mir das Gefühl gaben, alles würde gut werden. Ich drückte ihn so fest an mich, dass es sich anfühlte, würde ich loslassen, fiel ich in einen bodenlosen Abgrund, in dem mich nichts als Dunkelheit erwartete. Leise schluchzte ich und schmiegte meine Wange an seine. „Ich liebe dich so sehr.“ Weinte ich leise.
In dieser Nacht wich er nicht mehr von meiner Seite.

Chapter 7



Chapter 7

Als ich erwachte, waren die Emotionen der letzten Nacht allgegenwärtig. Ohne die Augen zu öffnen wusste ich, er war da. Ich lag an ihn gelehnt und schützend lag sein Arm über meiner Seite. Vorsichtig griff ich seine Hand und zog sie näher zu meinem Herzen, in dem er seinen Platz gefunden hatte. Ich schloss die Augen, genoss seine Wärme, so lange sie mir zuteil wurde und er für mich da war. Er gab mir alles, was man einem anderen Menschen nur geben konnte. Seine Selbstlosigkeit macht ihn für mich zu dem schönsten Geschenk, das ich je bekam.
Leise stöhnte er, ich lehnte meinen Kopf an seine Brust. Ich liebte den Klang seiner Stimme, seinen beruhigenden Herzschlag, wenn er seinen Arm um mich legte, wenn er mich einfach nur ansah und ich in seinem Blick lesen konnte, dass ich die Eine für ihn war. Er war ein Geschenk des Himmels. Noch gehörte mir sein ganzes Vertrauen und seine Aufrichtigkeit.
Ich versuchte, die erneut aufkommende Traurigkeit in der Tiefe meines Seins zu verstecken.

Er legte seine Wange auf meine. „Guten Morgen.“ Brummte er. Langsam schloss ich die Augen und sog seine Wärme auf. „Hey.“ Flüsterte ich.
„Geht es dir wieder besser?“ Nuschelte er, als er meine Wange küsste. Ich hatte ihm meine Tränen der letzten Nacht nicht erklärt, aber er drängte mich auch nicht. Das war eine von seinen wunderbaren Eigenschaften, er zweifelte nicht an mir, obwohl er uneingeschränktes Recht dazu besaß. Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht und ich nickte. „Mit dir an meiner Seite könnte es gar nicht anders sein.“ Ich drehte mein Gesicht zu ihm, damit ich ihn betrachteten konnte.“Erinnerst du dich noch an deine Worte von gestern?“ Lächelte ich und versuchte ihn abzulenken. Und da war sie, die kleine Falten auf seiner Stirn, wenn er nachdachte. Jetzt drehte ich mich ganz zu ihm, um keinen Moment zu verpassen. „Dass ich dich liebe?“ Sicher war er nicht, ob es das war was ich meinte. „Das ist es nicht, doch kann ich es nicht oft genug hören.“ Einen flüchtigen Kuss hauchte ich auf seine vollkommenen Lippen. Er lächelte, aber die Falte auf seiner Stirn blieb und er überlegte weiter.
„Brauchst du ´n Tipp?“ Grinste ich. Er nickte und lächelte schuldbewusst. „Einsame Insel.“ Mit diesen Worte kuschelte ich mich an ihn. Leise seufzte er. „Ja, ich erinnere mich, das wäre zu schön.“
„Lass uns ein paar Tage weg fahren, egal wohin, einfach nur weg, du und ich.“ Murmelte ich an seiner Brust. Er versuchte mich anzusehen. Mit einem Auge blinzelte ich ihn an und sah, dass sein Grinsen immer breiter wurde. „Da hättest du Lust zu?“
„Es ist das Einzige, was ich möchte, ich möchte Zeit nur mit dir verbringen.“ Ich wurde etwas schwermütig.
„Dann machen wir das.“ Wild fing er an mein Gesicht zu küssen, es ließ mich laut lachen und seine Worte beflügelten mich. „Hast du dir schon Gedanken gemacht, wo es hin gehen soll, wann wir los wollen und wie lange?“ Murmelte er an meinem Hals. „Die Küste entlang, heute, ein paar Tage.“ Kicherte ich noch immer.
“Wow, du willst es aber wissen, hast du dir da schon länger Gedanken drüber gemacht?“ Überrascht sah er mich jetzt an. „Nicht wirklich.“ Strahlte ich.
„Dann haben wir ja noch ein bisschen was zu erledigen.“ Er ließ von mir ab und marschierte ins Bad. Doch bevor er das Zimmer verließ, drehte er sich noch mal um und kniff mir ein Auge zu.
Jetzt sprang auch ich aus dem Bett, der Morgen hätte nicht besser beginnen können. Ich zog mich an und wartete, dass Jared im Bad fertig wurde. Ich fragte mich, wo Embry die Nacht abgeblieben war und ging zu Jareds Zimmer. Langsam öffnete ich die Tür, es war totenstill. Sein Anblick ließ mich grinsen, er schlummerte friedlich. Leise schloss ich sie wieder und ging zurück, die Badtür wurde aufgerissen, aus der Jared fröhlich pfeifend heraus spazierte. Im Vorbeigehen hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn. „Werde mal runter, mit Sam reden, wegen dem Wagen.“
Grinsend nickte ich und ging ins Bad. Ich ertappte mich, wie ich leise vor mich hin sang. Der Gedanke, dass Jared und ich ein paar Tage nur für uns haben sollten, machte mich euphorisch. Nachdem ich im Bad fertig war packte ich meine Klamotten in die Tasche, die ich zu Hause gegen neue austauschen musste. Dann machte ich mich auf den Weg nach unten. Sam und Jared saßen im Wohnzimmer.
„Einen wunderschönen guten Morgen.“ Trällerte ich und sah Sams verwunderten Blick, da ich sonst eher der Typ Morgenmuffel war. „Morgen, Ley.“ Weiter ging ich in Küche und holte mir einen Kaffee, um dann an Jareds Seite sitzend Sam zu überzeugen, dass wir den Wagen bekamen.

Mit großen Kulleraugen sah ich Sam an. „Biiiiitte.“ Jammerte ich herzzerreißend. An seinem Gesicht konnte ich sehen, dass wir ihn überzeugt hatten, er musste es nur noch aussprechen. Dann endlich gab er sich geschlagen. „Von mir aus.“
Ich fiel Sam um den Hals. „Ich danke dir.“ Natürlich handelte er sich damit einen dicken Schmatzer auf die Wange ein, Sam konnte nicht wissen, dass er mir im gewissen Maße das Leben rettete, auf jeden Fall für die nächsten Tage. Er zog eine Grimasse, auch Jared hauchte ich einen Kuss auf die Stirn. „Werde dann mal meine Tasche packen gehen.“ Meine gute Laune war kaum auszuhalten. „Bis gleich.“ Als ich an der Tür stand, hörte ich Sam. „Bist du sicher, dass du das aushälst?“ Kicherte er leise. Ich drehte mich und wartete mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, was Jared antworten würde. Er drehte sich zu mir. „Könnte mir nichts Schöneres vorstellen.“ Mein Grinsen verschwand, in seinem Gesicht konnte ich lesen, dass er ernst meinte, was er sagte. Mit den Lippen formte ich die Worte, ´Ich liebe dich´. Dann trat ich zur Tür hinaus.
Das Wetter wurde besser, gelegentlich lugte die Sonne durch die Wolken, auch regnete es nicht.Als ich wieder vor mich hinsingend den kurzen Weg nach Hause lief, traf es mich wie einen Blitz. ´Verdammte Scheiße´, ich hatte Jake völlig vergessen, so freute ich mich über Jareds und meine Zeit zu zweit, jetzt stand ich hier in meinem kurzen Hemd. Tief holte ich Luft und war zuversichtlich, dass ich unbeschadet aus der Sache wieder heraus käme. Würde ich zurück gehen und jemanden bitten mitzukommen, würde es die anderen bestimmt komisch gucken lassen, auch wenn Jared mitgekommen wäre. Die Gefahr war zu groß, das Jake es ihn wissen ließ oder die beiden sich an den Hals springen würden, also musste ich da alleine durch.

Ich angelte den Schlüssel aus meiner Hosentasche, langsam öffnete ich die Tür und lugte um sie herum. Es war still, entweder schlief er noch oder er war, ´weiß der Henker wo´, vielleicht Hundewelpen ins kochendes Wasser werfen. Schleichend trat ich ein und schloss die Tür so leise es ging, einen Moment wartete ich, ob sich etwas tat, doch die Stille blieb. Geräuschvoll atmete ich aus und ging zu meinem Zimmer. Ich öffnete meine Zimmertür, in meinen Gedanken saß ich schon mit Jared im Auto und freute mich auf unbeschwerte Tage. Konnte ich meinen Augen trauen?
Jake schlief in meinem Bett. Wie krank war das? Und wie sollte ich jetzt noch unbemerkt meine Tasche neu packen können? Innerlich fluchte ich, dass es einem die Haare zu Berge stehen ließ. Ich tat einige Schritte zurück ins Wohnzimmer, öffnete meine Tasche und warf die schmutzigen Sachen auf den Boden, um nur so viel Zeit in meinem Zimmer verbringen zu müssen wie nötig. Als ich vor meinem Kleiderschrank stand, zog ich ganz vorsichtig an den Türen, doch war ein leises Knarren nicht vermeidbar. Mein Blick eilte zwischen Jake und dem Schrank hin und her, leise brummelte er vor sich in und drehte sich mit dem Gesicht zu mir. Was es noch ein bisschen nervenaufreibender machte. Endlich hatte ich die Türen geöffnet. Schnell suchte ich die Sachen zusammen, die ich brauchte, auf Zehenspitzen tippelte ich zurück ins Wohnzimmer, um alles zu verstauen. Jetzt brauche ich nur noch Unterwäsche, die in meinem Nachttisch war. Wieder schlich ich ins Zimmer zurück, hockte mich neben das Bett und öffnete so langsam wie möglich die Schublade. Jake lag keine Armlänge von mir entfernt. Ich kramte in der Schublade und suchte nach etwas nettem, was Jared gefallen könnte, ich wurde fündig. Langsam schob ich sie wieder zu, mein Blick war auf Jake geheftet, ich hoffte er hatte so einen gesunden Schlaf, dass er das leise Schaben des Holzes nicht hörte.
Als ich Jake betrachtete, wie er schlafend da lag, sein Gesicht entspannt und unmenschlich schön aussah, kribbelte es mich in den Fingern, mit meiner Hand darüber zufahren. Nichts war von seiner Gier und seinem Hass zu sehen. Ihn so wahrzunehmen war ungewohnt, er war engelsgleich, wenn auch sein Charakter die Ausgeburt des Bösen war.
Noch einen Moment verharrte ich vor dem Bett um ihn einfach nur anzusehen. Gedankenverloren starrte ich ihn an und fand es bedauerlich, dass er war, wie er war. Sein Erscheinungsbild und Jareds Charakter, ihm würden die Mädels reihenweise zu Füßen liegen und ich wahrscheinlich auch, dann sogar freiwillig. Doch wollte ich keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Kurz wandte ich meinen Blick ab und begutachtete die Wäsche, die ich in Händen hielt. Da würde ich jemandem eine Freude machen, der Gedanke ließ mich lächeln. Als ich wieder aufsah, erstarrte das Lachen auf meinen Lippen. Seine wunderschönen dunkelbraunen Augen sahen mich ausdruckslos an, man konnte fast meinen, er hatte aufgegeben. Ich konnte mich nicht bewegen und wollte es nicht. Keine Ahnung, wie viel Zeit verging, in der wir uns ansahen. Dann hob er langsam seine Hand und strich über meine Wange, es fühlte sich ungewohnt vertraut an, ich empfand fast so etwas wie Mitleid für ihn. Sanft, warm, fast liebevoll ruhte seine Hand an meiner Wange, ich schloss die Augen und legte meine Hand auf seine. Es ließ mich tief Luft holen, ein kleiner Seufzer kam über meine Lippen. Warum konnte er nicht ein Freund sein, warum war er der Feind? Ich wünschte ich hätte es ändern können. Auch brannte seine Berührung nicht mehr, sie war befremdlich warm. Es war, als hätte er sein Feuer, seine brennende Leidenschaft und seine unbändige Wildheit verloren. Langsam öffnete ich meine Augen und wusste, dass ich jetzt nicht mehr mit derselben Euphorie La Push hinter mir lassen könnte, sie mischte sich mit Wehmut.
Meine Hand glitt von seiner, sein Ausdruck war unverändert. Langsam erhob ich mich, doch blieb ich nach vorgebeugt, so dass seine Hand noch einen Moment länger verharren konnte. Jetzt folgte seine andere Hand, sanft fast scheu, hielt er mein Gesicht in Händen. Doch konnte ich nicht einen Moment in seinem Gesicht lesen, was in ihm vorging. Er kam näher, bis unsere Nasen sich fast berühren, aber er hielt mich nicht fest, er überließ es mir, wie weit es gehen durfte. Ich wusste nicht ob er so kaltschnäuzig war, dass er seine Gefühle an und ausschalten konnte, er reif für Hollywood war oder der unwahrscheinliche Fall eingetreten war und in ihm doch etwas Liebenswertes ruhte. Ein kleines Stück wich ich zurück und er ließ mich. Dabei hatte ich fest damit gerechnet, dass er zu Ende brachte, was er begann. Sein Blick nahm einen bittenden, fast flehenden Ausdruck an. In meinem Inneren brach ein uralter Kampf aus, er war so alt wie die Menschheit. Gut gegen Böse.
Ich war hin und her gerissen, er bot an, mir die Entscheidung abzunehmen und näherte sich erneut. Ich tat, was ich nicht hätte tun sollen, ich wich nicht zurück. Unsere Lippen berührten sich, es war als würde er mich zum erste Mal küssen. Vertraut und aufregend zugleich, fremd und doch bekannt, verwirrend und doch wissend. Ich senkte meinen Kopf und er sah mich an. Es war falsch und dass würde es keinem von uns einfacher machen. Erneut legte ich meine Hände auf seine und schob sie vorsichtig von mir. Nahm die Wäsche, die vor mir auf dem Boden lag und ging, ohne zurückzusehen. Im Wohnzimmer stopfte ich sie in die Tasche und ließ ihn hinter mir.

Gedankenverloren ging ich den Weg zurück, das bedrohliche Gefühl, welches mich immer beschlich, wenn ich nur an Jake dachte, wurde dünner und dünner, ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Selbst wenn er sich von Grund auf ändern würde, was ich immer noch für Wunschdenken hielt, gäbe es doch nie eine reelle Chance, was ihn und mich betraf, es sei, ich wollte anderswo ein neues Leben beginnen. Ich rutschte von einer aussichtslosen Situation in die Nächste. Hin und her gerissen, von zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Ich hoffte, die Zeit mit Jared, würde mich in meiner getroffenen Entscheidung bestärken, auch käme es einer Erlösung gleich, wenn Jake aus meinem Leben verschwinden würde und er mich nicht jedes Mal auf ein neues in einen Zwiespalt trieb. Ich versuchte die Gedanken zu verwerfen.

Froh, wieder bei den anderen zu sein, trat ich ein. Sie hatten sich alle in der Küche versammelt, so wie es aussah, hatte Jared schon die frohe Kunde verbreitet und sie redeten wie wild auf ihn ein, wo die beste, schönste oder schnellste Strecke lang ging. Sie hingen mit den Köpfen über einer Karte und zeichneten mit den Finger serpentinenartige Linien darüber. Der Anblick ließ mich grinsen, sie waren alle so vertieft, dass keiner von ihnen mitbekam, wie ich die Küche betrat. Jared hatte seine Tasche schon gepackt, sie stand neben dem Türrahmen. Es ließ mich wieder einmal verwundert den Kopf schütteln, mit wie wenig Klamotten, Männer auskamen. Gegen meine Tasche, war seine ein Täschchen.
Embry war der erste der den Kopf drehte und mir ein Lächeln schenkte, kurz hob ich die Hand und lächelte zurück. Sein Grinsen wurde breiter und er kam zu mir, legte seinen Arm um meine Schulter. „Es ist das Beste, was du machen kannst. Macht euch ein paar schöne Tage.“ Er küsste meine Stirn. Mit geschlossenen Augen genoss ich seine Zuneigung. Ich legte meine Wange an seine.
„Du musst mir einen Gefallen tun.“ Flüsterte ich, so das nur er es hören konnte. „Alles was du möchtest.“ Auch er sprach ganz leise. „Hab ein Auge auf Jake.“ Ich wusste, was ich von ihm verlangte und wie sehr es ihm widerstrebte, doch hatte ich ein ganz mieses Gefühl, wenn ich an Jake dachte, auch hätte ich niemand anderen darum bitten können. „Ich kann es nicht erklären, aber....... tu' es einfach. Ich bitte dich, mit ihm stimmt was nicht.“ Meine Stimme war flehend.
Ich hörte wie er tief Luft holte. „Ley, natürlich stimmt mit ihm was nicht, er ist völlig durchgeknallt. Vergiss' ihn einfach, denk an dich und Jared. Jake hat dich genug gequält.“ Noch war seine Stimme weich und sanft, wie ich sie kannte. „Hilf mir, ihn zu vergessen, hab' ein Auge auf ihn, dann kann ich ruhigen Gewissens fahren. Bitte Embry.“
Er knurrte, der Gedanke gefiel ihm nicht, was ich zu gut nachvollziehen konnte. „Du brauchst nachts nicht neben seinem Bett sitzen oder mit ihm Händchen halten. Hab nur ein Auge auf ihn.“ Meine Worte hörten sich wie Gebettel an.
„Aber nur, wenn du mir verspricht, die nächsten Tage keinen Gedanken an ihn zu verschwenden.“ Seine Stimme hatte diesen zischenden Unterton, der mich wissen ließ, wie sehr es ihm widerstrebte, es mir zu versprechen.
„Danke, mein Herz.“ Ich schlang meine Arme um ihn, schnaufend erwiderte er es. „Ich liebe dich.“ Flüsterte ich an seine Brust gedrückt. „Ich weiß.“ Stöhnte er.

So wie es aussah, hatten sie genug auf Jared eingeredet, die Route stand und eigentlich konnte es los gehen. Er strahlte mich an. „Auf geht’ s.“ In der einen Hand hatte er unsere Taschen und mit der anderen nahm er meine Hand. Natürlich wurden wir mit Eskorte zum Wagen begleitet, als wir aus der Tür traten, wurden alle noch einmal herzlich gedrückt. Embry war der Letzte, in dessen Arme ich mich warf, fest drückten wir einander. Wenn es auch nur ein paar Tage waren, er würde mir schrecklich fehlen, noch nie waren wir von einander getrennt. Ich sah ihn an. „Was werde ich ohne dich machen?“ Es ließ ihn grinsen. „Du hast den besten Ersatz, den ich mir für dich wünschen könnte.“ Auf Zehenspitzen stehend reckte ich ihm meine Lippen entgegen, sanft küsste er mich. Jared lief lachend an uns vorbei. „Sie wird dich wahrscheinlich fünfhundert Mal am Tag anrufen.“ Ich grinste. „Das könnte passieren.“ Dann sagte ich mich von Embry los und folgte Jared zum Wagen. Noch einmal drehte ich mich zu ihnen um, da sah ich wie Jake aus dem Haus kam.
Er sah wie Jared die Taschen ins Auto lud. Sein Gesicht nahm einen entsetzten Ausdruck an. Zum Abschied hob ich eine Hand, doch er starrte mich an, es sah aus als sei er nicht in der Lage, irgendeine Regung an den Tag zu legen. Sein Ausdruck war schwer zu ertragen, es war ein stiller Vorwurf, wie ich gehen konnte und ihn zurück ließ. Jared sah mich an und folgte meinen Blick. Seine Stimme klang etwas reserviert. „Steig ein, Beautiful.“ Ich riss mich von Jakes bemitleidenswertem Anblick los und öffnete die Beifahrertür. Für einen Moment dachte ich an seine neugewonnene scheue Sanftheit, sein flehendes Gesicht, bevor er mich küsste, es wollte mich einfach nicht los lassen. Jared saß hinter dem Steuer und wartete, dass ich endlich einsteigen würde. Geräuschvoll atmete ich aus und nahm neben ihm Platz.
Er startete den Wagen und fuhr los. Ich lehnte mich nach vorn und sah sie im Seitenspiegel kleiner werden. Etwas wehmütig blieben meine Gedanken noch eine Zeit in La Push.

Mittlerweile hatten wir gute zwei Stunden Fahrt hinter uns und das selbe an Zeit noch einmal vor uns. Wir waren auf dem Weg nach Seaside in Oregon, ließ Jared mich wissen. Als ich die auseinandergefaltete Karte verwirrend vor mir hin und her drehte, hörte ich wie Jared kicherte. Diese Dinger waren für mich ein Buch mit sieben Siegeln, ich hatte vor Wochen schon mal erwähnt, dass ein Navi eine Spitzenerfindung sei. Doch außer Gelächter und mitleidigen Blicken hatte ich von den Jungs nicht viel geerntet. Wie waren noch Pauls Worte, „So was braucht ein richtiger Mann nicht.“ Er saß wahrscheinlich mit einem Kompass in der Hand hinter dem Steuer. Dieser Gedanke ließ mich grinsen.
Die Wolken wurden dünner und die Sonne bahnte sich ihren Weg. Immer wieder wanderte mein Blick zu Jared, ich betrachtete sein geliebtes Profil. Er bemerkte, dass ich ihn ansah und ein kleines Lächeln umspielte seinen perfekten Mund. Für einen Moment löste er seinen Blick von der endlos scheinenden Straße, seine unsagbar schönen Augen strahlten mich an. Es war ein gutes Gefühl, hier zu sein, mit ihm und es fühlte sich definitiv richtig an. Er legte seine Hand auf mein Bein, sie war so warm, dass mir einen wohliger Schauer über den Rücken lief. Es ließ mich lächeln und sanft fand meine Hand auf seiner Ruh. Es war einer dieser Tage, an denen man kilometerweit hätte fahren können, nur um des Fahrenswillen, ohne Ziel.

Ich lehnte meinen Kopf an die Stütze und schloss die Augen, im Radio haucht AJ Rafael seine alles überragende Schmusenummer ´Mess we´ve made´, es gab kein anderes Lied, welches Jake und mich besser hätte beschreiben können. Würden die anderen erfahren, was uns verband, würden wir auch nichts als Chaos hinterlassen. Sein Verhalten gab mir nach wie vor Rätsel auf. Es ließ die Vermutung zu, dass er sich im Wandel befand, da er vielleicht endlich seine Grenzen gefunden hatte, verstand und akzeptierte, dass ich und Jared füreinander gemacht waren und für ihn und mich nie eine wirkliche Chance bestand. Oder er war eine gespaltene Persönlichkeit, der Gedanke war angsteinflößend, denn dann wäre er unberechenbar gefährlich, die dritte Vermutung, über die ich mir den Kopf zerbrach, es war alles nur ein perfekt inszeniertes Schauspiel. Doch war die erste Überlegung die, an der ich am liebsten festhalten würde. So anziehend seine bedrohliche, wilde, starke, dunkle Seite auf mich wirkte und ich mich ihm nicht entziehen konnte, so wusste ich nicht, wie es wäre, wenn er liebenswert, fast verletzlich wäre. Hass ist ein so starkes, leidenschaftliches Gefühl, was ich ihm gegenüber in der letzten Zeit mehr als einmal empfand. Doch vielleicht könnte sich dann so etwas wie eine Freundschaft entwickeln, wenn er sich in jemand anderen verwandeln würde.
Ich saß neben meiner Zukunft, doch meine Gedanken hingen in der Vergangenheit. Mein Blick wanderte aus der Seitenscheibe, es war ein grandioser Ausblick, das Meer, weit und sehnsuchtserweckend, die Sonne brach sich auf den sanften Wellen und ließ es glitzern wie einen riesigen Diamanten. Meinen Blick ließ ich schweifen, es war anbetungswürdig, tief holte ich Luft und versuchte mein Gefühle zu sortieren. Die nach den heutigen Geschehnissen mehr und mehr durcheinander gerieten, aber keinen Zweifel in mir weckten,

Ich rutschte auf dem Sitz in und her und sah Jared verkniffen an. „Da vorne ist das Schild, ist nicht mehr weit.“ Belustigt über mein Verhalten kicherte er. Er bog auf den Rastplatz und hatte noch nicht ganz gehalten, da riss ich bereits die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Als wäre der Teufel hinter mir her, rannte ich zu den Toiletten. Literweise Wasser und eine mehr stündige Autofahrt vertrugen sich überhaupt nicht. Es gab kaum etwas Schlimmeres, wenn man musste, aber weit und breit keine Erlösung in Sicht war. Ein paar Minuten später trat ich aus dem doch ziemlich schmuddeligen Toilettenhäuschen. Erleichtert atmete ich aus. Jared stand vor dem Wagen und reckte sich. Leichtfüßig joggte ich zurück. „Na, geht’s jetzt besser?“ Lachte er. Nickend und breit grinsend legte ich meine Arme um seine Mitte. Er betrachtete mich, sein Blick ruhte liebevoll und vertraut auf mir. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, stellte mich auf die Zehenspitzen und zog ihn noch ein Stück zu mir. Unsere Lippen berührten sich, mein Bauch begann zu kribbeln, obwohl wir uns schon so lange kannten, war nach wie vor von Routine nichts zu spüren, in keinem Moment empfand ich ihn als selbstverständlich, es war, als würden wir uns noch einmal kennenlernen. Das Gefühl der Verliebtheit machte sich erneut breit und versuchte, andere Empfindung zu verdrängen. Seine Lippen fühlten sich warm und weich an, sanft und liebevoll fanden sie meine wieder und wieder. Es ließ mich seufzen. War er an meiner Seite, war Jake vergessen, doch war es umgekehrt leider genau so. Ich war nie jemand, der sich im Leben nicht entscheiden konnte, ich wusste immer was ich wollte, aber noch viel mehr wusste ich, was ich nicht wollte. Bis zu dem Tag, als Jake wieder in La Push aufschlug und alle meine Ziele und Vorhaben über den Haufen warf. Nie befand ich mich in so einem unüberbrückbaren Zwiespalt wie zwischen den beiden. Licht und Schatten.
Jareds Hände strichen langsam und verführerisch meinen Rücken entlang, bis zu meinem Po, fest griff er zu. Sanft fuhr ich mit meinen Fingernägeln über seinen breiten Rücken, ich fühlte wie es ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Es ließ mich unter seinen Lippen grinsen. „Es wäre besser, du würdest weiterfahren, kann mich im Moment nicht so gut konzentrieren.“ Nuschelte er. Ich ließ von ihm ab, ging ums Auto und nahm hinter dem Steuer Platz. Einen Augenblick stand er noch vor dem Wagen, holte tief Luft und musste sich einen Moment sortieren. Leise lachte ich in mich hinein. Dann warf er sich neben mich auf den Sitz und grinste breit.

„Da war das Ortseingangschild.“ Machte ich Jared drauf aufmerksam. Der mit der Karte kämpfte und mir immer mehr die Sicht nahm. „Jared, ich seh' gleich nix mehr.“ Vorsichtig schob ich seinen Arm zu Seite. Er murmelte irgend etwas vor sich hin. Es war eine Mischung aus kleinen Flüchen und Überlegungen, wo wir jetzt wohl grade waren. „Ja, ja aber ein Navi ist total über.“ dachte ich.
„Ja, fahr' mal da vorne links.“ Noch immer hing er mit dem Kopf in der Karte. Artig gehorchte ich und bog ab. Doch als wir nach keinen hundert Metern in einer Sackgasse standen, sah ich ihn an und musste lachen. Wieder drehte er die Karte hin und her. „Versteh ich nicht.“ Er sah sich um. Ich legte den Rückwärtsgang ein und wendete.
Jetzt waren wir wieder auf der Straße, von der wir kamen. „Du musst hier links.“ Rief er, als wir schon fast an einer anderen Straße vorbei waren. Schnell zog ich 'rum, ohne zu blinken. „Äh, ich meinte rechts.“ Kam es etwas kleinlaut vom Beifahrersitz. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an. „Du bist dir sicher?“ Erkundigte ich mich vorsichtshalber. Wieder hielt er sich die Karte vors Gesicht. Mit einem Stöhnen warf ich mich in den Sitz. „Vielleicht sollten wir irgendwen fragen?“ Das Gesicht von Jared sprach Bände, es ließ mich lachen. „Wir finden das schon.“ Er war von seinen Worten völlig überzeugt.
Nach gut einer herumgegurkten Stunde standen wir in einer Seitenstraße, ich hatte resigniert den Kopf auf dem Lenker liegen und hoffte auf eine göttliche Eingebung oder auf Jareds Einsicht, doch irgendwo nachzufragen. Langsam ging es auf den Abend zu und ich hatte keine Lust, eine weitere Stunde damit zu verbringen, die Seitenstraßen von Seaside zu erkunden. Auf der anderen Straßenseite ging ein älteres Paar vorbei, ohne weiter auf Jareds grandiose Orientierung zu hoffen, sprang ich aus dem Wagen, lief 'rüber und ließ mir den Weg erklären.

Es dauerte keine Viertelstunde und ich hielt auf dem Parkplatz der kleinen Pension, die Jared im Sinn hatte. Triumphierend sah ich ihn an. Er knirschte leise mit den Zähnen. Grinsend klopfte ich auf sein Bein, zog den Schlüssel ab und stieg aus. Er schnappte sich die Taschen und wir checkten ein.
Es war ein kleines schönes Zimmer mit uneingeschränktem Meerblick, es war traumhaft. Ich stand auf dem Balkon und bewunderte den Sonnenuntergang. Jared wühlte in seiner Tasche, keine Ahnung was er suchte, ich erschrak, als er plötzlich hinter mir stand und seine Arme um mich legte. Er küsst meine Wange, ich schloss die Augen, legte meine Hände auf seine und meinen Kopf an seine Brust. Seine Lippen verharrten, doch es fühlte sich komisch an. Ich öffnete die Augen, sah ihn an und folgte seinem ertappten Blick. Einen Balkon weiter stand ein altes Ehepaar, die uns anlächelten und zunickten. „Flitterwochen?“ Rief der Mann herüber. Ich musste mich beherrschen, dass ich nicht laut los lachte. „Noch nicht.“ Rief Jared zurück und ich hörte an seiner Stimme, dass es ihm nicht anders ging. Wieder sah ich ihn an, grinsend verdrehte er die Augen und schwebte nahezu ins Zimmer. Jetzt war ich allein den Blicken unserer Nachbarn ausgesetzt. Der Mann grinste vielsagend, als würde er nur darauf warten, dass heute Nacht richtig die Post abging. 'Jaaaa, ich muss gehen.' Dachte ich und trat Schritt für Schritt den Rückzug an.
Erst als ich die Tür geschlossen hatte, prustete ich los. „Die machen sich auf eine schlaflose Nacht gefasst.“ Lachte Jared. „Gut so.“ Grinste ich. Er lag auf dem Bett, ich schmiss mich auf ihn und fing an, wild und übertrieben sein Gesicht zu küssen. Lauthals begann er zu stöhnen. „ Oohh, jaaaa, Ley. Gib's mir!“ Laut lachte ich und versuchte, ihn zum Schweigen zubringen indem ich meine Hand fest auf seinen Mund presste. „Die schmeißen uns raus, noch ehe die erst Nacht um ist.“ Kicherte ich leise. Vorsichtig hob ich meine Hand und hoffte, er blieb ruhig. Ich konnte in seinem Gesicht lesen, dass er nur zu gerne noch mal losgelegt hätte, er biss sich auf die Lippe und schluckte es hinunter. Mein Kinn legte ich auf seine Brust und sah ihn verliebt an. „Ich liebe dich.“ Kam er mir zuvor. Ich robbt ein Stück höher und küsste ihn. „Ich liebe dich mehr.“ Flüsterte ich. Unter meinen Worten schloss er die Augen und lächelte zufrieden. Und wie ich ihn liebte.
Langsam rollte ich mich von ihm und blieb auf dem Rücken neben ihm liegen. Von der ganzen Fahrerei war ich ganz schön geschafft. Leise knurrte sein Magen. „Sollen wir noch irgendwo was essen gehen?“ Fragte ich mit geschlossen Augen, auch hätte ich nichts dagegen gehabt einfach liegen zu bleiben. „Sonst muss ich dich auffressen.“ Mit einer schnellen Bewegung rollte er sich jetzt auf mich und biss mir sanft in den Hals. Es ließ mich kichern.
Wir rafften uns auf und verließen die Pension. Arm in Arm schlenderten wir die Hauptstraße entlang und hielten Ausschau, wo wir etwas zu essen bekommen könnten.
Unser Abendessen beschränkte sich dann auf Hotdogs und Cola. Ich sah Jared an wie müde er war, zurück gingen wir am Strand entlang und genossen noch ein bisschen die frische Luft. Müde schleppten wir uns die Treppen zu unserem Zimmer rauf. Kaum das wir drin waren, verschwand ich im Bad und machte mich fertig fürs Bett. Keine fünf Minuten später stand ich wieder im Zimmer und zog wir meine Schlafklamotten an. Jared grinste mich mit Augen in halb-acht-Stellung an. Dann verschwand er im Bad. Ich zog die Vorhänge der Balkontür zu und kuschelte mich ins Bett. Bis auf das Rauschen des Wasserhahns im Bad war es angenehm ruhig. Ich merkte wie ich langsam in den Schlaf glitt, doch bevor er mich komplett mit sich riss, merkte ich noch, wie sich Jared hinter mich legte. Geräuschvoll atmete er aus, küsste meine Wange. Einen seiner Arme schob er unter meinen Kopf den anderen legte er um mich. Es war ein wunderbarer Moment, ich war glücklich, keine Zweifel, keine Gewissensbisse. Alles andere war so weit weg, hier gab es nur uns, das war alles, was zählte.

Chapter 8



Chapter 8

Es war ein großartiges Gefühl zu wissen, dass ich nicht aufstehen musste, aber könnte, wenn ich es wollte. Müde drehte ich mich auf den Rücken und ließ die Augen geschlossen. Ich horchte in mich, alles war gut, ich war zufrieden.
Mit einer Hand tastete ich neben mich, nach seinem immer unglaublich warmen Körper. Nachdem meine Hand den Rand der anderen Bettseite erreicht hatte, fragte ich mich wo er sein mochte. Doch gab es mir keinen Anlass zur Sorge, er würde wieder auftauchen. Diesem Gedanken nachhängend döste ich erneut weg.

Als ich dieses Mal zu mir kam, war die Müdigkeit nicht mehr so bleiern. Geräuschvoll streckte ich mich, langsam öffnete ich die Augen. Einige Sonnenstrahlen stahlen sich an dem dicken Vorhang der Balkontür vorbei und ließen mich wissen, dass wir schönstes Wetter hatten. Ich setzte mich auf und grinste vor mich hin. Hätte mich irgendwer sehen können, hatte man denken können, ich wäre etwas debil.
Dann schwang ich mich aus dem Bett, zog die Vorhänge auf, ein strahlend blauer Himmel kam zum Vorschein, dann ging ich duschen. Nachdem ich fix und fertig war, nahm ich mir vor Embry anzurufen. Jetzt, da Jared nicht hier war, konnte ich ungestört mit ihm sprechen. Ich schnappte mir das Handy und drückte die Kurzwahl. Es dauerte nur ein paar Sekunden bis ich seine geliebte Stimme hörte. „Hey Kleiner, wie geht’s dir?“ Trällerte ich. „Hey, Sonnenschein, alles bestens und bei euch?“ Wir plauderten über belangloses Zeug. Wie das Wetter war und die Fahrt, natürlich musste ich Embry wissen lassen, wie fabelhaft Jared mit Stadtplänen umgehen konnte, er lachte schallend. Doch brannte mir eine Frage auf der Seele, Embry merkte wie ich herumdruckste. „Ley, es ist alles in Ordnung. Bei allen von uns.“ Er musste ihn nicht namentlich erwähnen. Es beruhigte mich, dass es keine Hiobsbotschaft gab. „Du hast mir was versprochen.“ Erinnerte er mich. „Ja, ich weiß und jetzt werde ich auch keinen weiteren Gedanken verschwenden.“ Versprach ich. Aber wusste er, wie ich, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Wir verabschiedeten uns und ich versprach, mich morgen wieder zu melden.

Auf dem Bett sitzend sah ich verträumt dem Fenster. Embrys Worte zogen in meinem Kopf ihre Bahnen. ´Allen ging es gut´, es bestärkte mich und ich hoffte, alles richtig gemacht zu haben. Ich ließ das Handy in meine Hosentasche gleiten und verließ das Zimmer. Langsam schlenderte ich die Treppen hinunter. In der kleinen Empfangshalle kam mir das alte Ehepaar entgegen. Mit einem kleinen Nicken grüßte ich sie.
„Falls Sie Ihren Mann suchen, der ist am Strand.“ Drängte sich der Mann auf. „Danke.“ Etwas verwirrt sah ich ihn an und musste grinsen. ´Ihr Mann´, das hörte sich an. So wie es aussah war sein Gedächtnis nicht mehr das Beste. Na ja, nach seinem Aussehen zu urteilen war es auch schon seit über hundert Jahren im Einsatz. Gott, was war ich fies.

Ich machte mich auf den Weg zum Strand, er war voll mit Menschen. Keine Ahnung, was heute hier los war, ich stellte mich auf die Zehenspitzen um etwas sehen zu können, vergebens. Dann blieb mein Blick an einem kleinen Plakat hängen. Das ließ mich wissen, dass irgendeine Surfweltmeisterschaft statt fand. Stöhnend warf ich den Kopf in den Nacken. Ich surfte auch gerne, keine Frage, doch wusste ich, dass Jared auf so was total abfuhr und es mit großer Wahrscheinlichkeit an einem Wunder gleich käme, ihn heute hier wegzubekommen. Ich spielte auch gerne Halma, aber deswegen würde ich mir noch lange keine Weltmeisterschaftsaustragung davon antun. Doch musste ich ihn jetzt erst einmal finden. Bevor ich mich durch die Menge schlug, versuchte ich ihn anzurufen. Nachdem gefühlten fünfhundertsten Mal gab ich auf. Leicht genervt sah ich mich um und hoffte, Fortuna hatte ein Einsehen mit mir, vielleicht würde er mir über den Weg laufen, oder ich würde ihn irgendwo entdecken. Ich ging los und ließ meinen Blick schweifen.

Nach über einer Stunde hatte ich die Schnauze voll, leicht angesäuert setzte mich auf eine Bank und sah mir das Spektakel von Weitem an. Dann schloss ich die Augen, legte den Kopf in den Nacken und ließ mir die Sonne auf den Pelz scheinen. Es war zu schade um die schöne Wäsche, die ich eingepackt hatte, doch so wie es aussah, würde sie wohl nicht zum Einsatz kommen. ´Chance vertan´.
Ich hing meinen Gedanken nach, bis mich eine fremde Stimme aufsehen ließ. „Ist hier noch frei?“ Fragte sie freundlich. Ich blinzelte und hielt mir die Hand über die Augen, dass ich was erkennen konnte. Es war der typische Surferanblick, bis zum Bauch heruntergeklappter Wetsuit, braun gebrannt, von der Sonne verblichene, längere Haare und blaue Augen, er hätte nicht klischeehafter aussehen können. „Yap.“ Antwortet ich flapsig und widmete mich wieder meinem Sonnenbad. „Ich bin Alex.“ Störte er mich wieder. Ich sah ihn an und er hielt mir grinsend seine Hand entgegen. Ich grinste genervt zurück und schüttelte sie. „Ley.“ Sagte ich knapp und hoffte, jetzt meine Ruhe zuhaben. „Du bist nicht von hier.“ Mutmaßte er, ich wusste, er würde mich doch nicht in Ruhe lassen. Wahrscheinlich war jeder zweite, der hier herumlief, nicht von hier. War echt ´n super einfallsreicher Anmachspruch.
„La Push.“ Bemerkte ich kurz. „Und du surftst auch?“ Nervte er mich weiter. Ich sah an mir herunter, „Ne, ich sitzt auf 'ner Bank.“ Innerlich brüllte ich los vor Lachen und biss mir auf die Lippe. Ich konnte kaum unfreundlicher werden, doch er ließ sich nicht entmutigen und nervte mich ausdauernd weiter. „Bist du allein hier?“ Ja sicher, ich fuhr allein über zweihundert Meilen, um in Seaside auf einer Bank zu sitzen und mich mit blöden Fragen nerven zulassen , Himmel Herr Gott, ich wünschte Jared würde jetzt auftauchen.
Es war als hätte er mein Flehen erhört.
„Hey, Beautiful.“ Ertönte tief seine samtene Stimme und er baute sich in voller Größe vor uns auf. Er war beeindruckend, es machte mich schon stolz, dass er mein war. „Hey.“ Säuselte ich zuckersüß. Alex wich die Farbe aus seinem braun gebrannten Gesicht. „Ja, ich muss dann mal wieder.“ Mit diesen Worten machte er sich schleunigst vom Acker. Jared setzte sich neben mich und grinste. „Kaum lässt man dich allein, kommen die Wölfe.“
Meine Wut über ihn war fürs erste verflogen und ich grinste ihn an. „Hast du mal auf dein Handy gesehen?“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er mich an und griff in seine Hosentaschen. „Oh, das hab ich gar nicht mit.“ Stöhnend fasste ich mir an den Kopf, dann sah ich ihn wieder an. „Was machen wir heute Schönes?“ Er suchte nach den richtigen Worten. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an. „Is' grad Pause.“ Mit einer nickenden Kopfbewegung zeigte er zum Strand. „Aber geht in ´ner halben Stunde weiter.“ Ich schloss die Augen, wieder stöhnte ich laut und legte den Kopf in den Nacken. „Ach, komm schon.“ Redete er auf mich ein, legte seinen Arm um mich und zog mich näher. „Ist das erste Mal, dass wir live dabei sind.“ Versuchte er mich milde zustimmen. „Weißt du was, mach, was du willst. Denn genau das werde ich jetzt auch machen.“ Ich stand auf und ließ ihn zurück, ohne mich noch einmal umzusehen. Hui, war ich sauer, ich hatte mir dass alles ein bisschen anders vorgestellt. Erst ging ich schnellen Schrittes, dann erstreckte sich vor mir die Einkaufsmeile von Seaside, jetzt wusste ich wie ich den Nachmittag herum kriegen würde. Jedes Geschäft nahm ich mit und bummelte seelenruhig die Straße entlang, auf der einen Seite hin, auf der anderen zurück. Das gefiel mir wesentlich besser als Jareds Freizeitgestaltung, mit jedem Geschäft stieg meine Laune. Mittlerweile hatte ich einiges an Taschen über den Armen hängen. Zum guten Schluss gönnte ich mir noch ein riesiges Eis.
Langsam trat ich den Heimweg an, der Strand war um einiges leerer. Jetzt sammelten sich langsam die Feierwütigen, um dieses Spektakel hochleben zulassen. Von weiten sah ich Jared, der ein paar Badenixen um sich gescharrt hatte. Ein Stück ging ich weiter, an der nächsten Bank stellte ich meine Taschen ab und setzte mich. Weiter genoss ich mein Eis und sah mir an, was er da veranstaltete. Eines der Mädels schien Gefallen an ihm zu finden, was ich ihr noch nicht mal übelnehmen konnte. Er war schon 'ne Schnitte. Übertrieben lachte sie über das, was auch immer er erzählte und legte ihre Hand auf seinen Rücken oder berührte ihn sonst wie. Er hatte so ein Glück, dass das Wort Eifersucht nicht in meinem Wortschatz vorhanden war. Ich fand es ziemlich amüsant, dass mit anzusehen, auch freute ich mich jetzt schon über ihre angezickten Gesichter, wenn ich gleich bei ihnen aufschlagen würde. Doch erst wollte ich in Ruhe mein Eis essen. Ich aß, sah zu und lachte in mich hinein. Gott, hatte ich Nerven.
Ich zog das Band aus meinen Haaren, so dass sie mir verführerisch in langen Wellen über die Schultern fielen, noch einmal schnell aufgelockert. Dann nahm ich meine Taschen und machte mich auf den Weg, mit einem atemberaubenden Hüftschwung schwebte ich grazil auf sie zu. Ein überlegenes Lächeln umspielte meine Lippen. Je näher ich kam, um so mehr zog ich ihre neidischen Blicke auf mich, innerlich triumphierte ich. Hinter Jared stellte ich leise meine Taschen ab. „Hey, Großer.“ Begrüßte ich ihn und wand mich unter seinem Arm durch. Breit grinsend sah ich in die Runde, die mittlerweile gar nicht mehr so fröhlich aussah, bis auf Jared, der sich wie ein kleines Kind freute. „Hey, Beautiful.“ Er legte seine Arme um mich und küsste mich. Ich dachte, die eine Schnalle würde explodieren. „Wo warst du den ganzen Nachmittag?“ Flüsterte er und küsste meinen Hals. „Shoppen.“ Trällerte ich. „Aber du hast ja mittelmäßigen Ersatz gefunden.“ Grinste ich. Jetzt sah er mich an. „Als könnte dich jemand ersetzen.“ Wieder küsste er mich, um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen. „Wir gehen dann mal.“ Piepste eine von den Mädels. „Hoffentlich bis bald.“ Grinste ich sie katzenfreundlich an. Huhu, hätten Blicke töten können, hätte es ganz schlecht für mich ausgesehen.

„Du bist doch nicht eifersüchtig.“ Lächelte Jared. „Du solltest mich besser kennen.“ Hauchte ich zurück. „Habe hier in paar Jungs kennengelernt, die meinten, wir sollten uns heute Abend auf jeden Fall noch mal sehen lassen, die würden dich gerne kennenlernen. Hättest du Lust?“ Mit seinen großen brauen Augen sah er mich an, mit dem Blick, könnte er mich auch um eine Nieren bitten, ich würde sie mir an Ort und Stelle selbst entfernen. „Ja klar, können wir machen, aber ich muss erst duschen.“ Ich verlor mich in seinen Augen. „Ich hab ´n Mordshunger. Okay, erst duschen, dann gehen wir noch irgenwo schön was Essen und dann können wir ja noch mal hier vorbei schauen.“ Er war so niedlich, wenn er Pläne schmiedete.
„Ich liebe dich.“ Mit einem Satz sprang ich in an, wie aus dem ´Eff- Eff` schnappte er mich, als würden wir den ganzen Tag nichts anderes machen, meine Beine schlang ich um ihn und nahm sein Gesicht in meine Hände. Liebevoll legte ich mein Lippen auf seine und hörte ihn seufzen, meine Hände wanderten um seinen Hals und ich drückte ihn fest an mich. „Ich liebe dich.“ Flüstere er zurück. Dann ließ er mich runter, nahm meine Taschen und wir gingen zu unserer Pension. Was ein Glück, dass ich vorher Shoppen war, quasi hatte ich das perfekte Outfit für heute Abend.

Als wir im Zimmer waren, verabschiedete ich mich direkt ins Bad und duschte. Ins Handtuch gewickelt ging ich ins Zimmer, um mir meine Sachen zu holen. Jared sah interessiert zu, wie ich die schwarze Spitzenunterwäsche aus der Tasche zog. Mit einer hochgezogenen Augenbraue grinste er mich an. Ich kniff ihm ein Auge zu und ging zurück ins Bad. Zog mich an, schminkte mich und föhnte meine Haare zu einer Lockenpracht. Zurück im Zimmer stand ich vor Jared. „Nimmst du mich so mit?“ Grinste ich. Mich zierte eine ziemlich kurze schwarze Hose und ein schwarzes Tanktop mit einem granatenmäßigen Ausschnitt. Ich sah, wie er schlucken musste. „Das deute ich jetzt mal als ein ´Ja´.“ Lachte ich. Er stand auf und kam zu mir. „Du siehst wunderschön aus.“ Hauchte er und küsste verführerisch meinen Hals. Tief holte ich Luft und atmete geräuschvoll aus. „Wenn du heute Abend noch irgendwo hin willst, dann hör auf damit, bevor es kein Halten mehr gibt.“ Stöhnte ich leise. Schweren Herzens riss er sich los und musste jetzt wahrscheinlich erst einmal kalt duschen. Ich setzte mich aufs Bett und machte mir den Fernseher an. Doch war Jared innerhalb kürzester Zeit fertig. Ich schnappte mir noch meine Tasche, die ich natürlich passend zu den anderen Klamotten neu errungen hatte. Er nahm meine Hand, abgesehen davon, dass er echt scharf aussah, roch er auch noch unbeschreiblich gut. Einen Moment zog ich es in Betracht, doch lieber hier bleiben zu wollen. Aber er zog mich durch die Tür hinter sich her.

Wir fanden ein nettes kleines Restaurant, es hatte die großen Glasfronten weit aufgeschoben, dass man fast draußen saß. Die Luft war sommerlich mild und der Himmel sternenklar. Es war unglaublich romantisch. Jared hing mit dem Kopf in der Speisekarte, wenn er sonst auch nicht so gut mit Karten konnte, damit kam er zurecht.
Wir gaben unsere Bestellung auf. Er nahm meine Hand und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Es war das erste Mal, dass ich etwas ohne Ärmel trug und ich hatte nicht mehr an die Blessuren meiner Handgelenke gedacht. Für einen Moment wurde mir schlecht. Vorsichtig fuhr er mit den Fingern über die Schatten, die sich rundherum zogen, zum Glück waren sie nicht mehr so dunkelblau wie zu Anfang. „Was hast du denn gemacht?“Fragte er und sah mich leicht entsetzt an.
„Du weißt doch, wie ungeschickt ich manchmal bin.“ Versuchte ich mich raus zu winden und lächelte verlegen. Er gab sich mit der Antwort zufrieden und bohrte nicht weiter nach.
Es dauerte nicht lange und der Kellner trabte mit unserem Essen an. So wie es schien, hatte Jared wirklich ordentlich Hunger. Nachdem er seinen Teller leer gefegt hatte, knöpfte er sich noch den Rest von mir vor und natürlich musste auch ein Dessert noch dran glauben. Ich hatte das Gefühl, noch ein Bissen und mein Hosenknopf würde durch die Luft schießen und Menschen verletzten. Nachdem er auch dass vernichtet hatte, schien er ziemlich zufrieden. Wir blieben noch ein bisschen sitzen und unterhielten uns. Die Musik vom Strand hörten wir bis hierhin. Da schien richtig was los zu sein. Jared sah verträumt in mein Dekolleté. „Möchtest du doch lieber aufs Zimmer?“ Grinste ich und beugte mich noch ein bisschen weiter nach vorne. Damit wäre ich überaus einverstanden.
„Wir sollten nur kurz ´Hallo´sagen und dann ab ins Bett.“ Er grinste vielversprechend. Wir zahlten und machen uns auf den Weg zum Strand. Die Musik wurde immer lauter, der DJ hatte es richtig drauf. Mit dem Hintern zur Musik wackelnd lief ich neben Jared her, der es sich nicht nehmen lassen konnte und zugriff. „Mr. Cameron, ein bisschen mehr Beherrschung.“ Tadelte ich ihn gespielt und sah ihn verführerisch an. Er grinste und ich konnte in seinem Gesicht lesen, wonach ihm der Sinn stand.
Es waren eine Menge Leute da, er nahm meine Hand und bahnte sich einen Weg durch die Masse, bis hin zu einer Gruppe, die so etwa in unserem Alter waren, vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Sie begrüßten Jared als würden sie sich schon ewig kennen, ja, Surfen verband. Ich trat aus Jareds Schatten, er legte seinen Arm um mich und stellte mich vor. Ich lächelte nickend in die Runde, auch ich wurde herzlich begrüßt. Abgesehen von den Mädels, die ich vorhin am Strand ein bisschen dumm hab da stehen lassen, fand sich noch ein bekanntes Gesicht. Alex gehörte auch zu besagter Gruppe. Er grinste mich an.
Sie kamen ins Gespräch, ich stand fast ein bisschen verloren daneben. Ich zupfte an Jareds Arm. „Ich hol' uns was zu trinken.“ Er nickte und küsste mich. Dann machte ich mich auf zur Bar, es war ätzend voll und es dauert ewig bis ich endlich am Tresen stand und dann nochmal genau so lange, bis ich bestellen konnte.
„Hey, schöne Frau, so schnell trifft man sich wieder.“ Alex tauchte hinter mir auf. „Kann das wahr sein.“ Murrte ich, nach wie vor fand ich ihn nervig. „Und wie gefällt es dir hier?“ Wieder bombardierte er mich mit dummen Fragen, er raffte es einfach nicht, dass ich mich mit ihm nicht unterhalten wollte. „Hmm, is' toll.“ Murmelte ich und sah desinteressiert weg. Endlich kamen die Getränke, ich bezahlte, schnappte sie mir und sah zu, dass ich wegkam.
Ich schaffte es tatsächlich heil durch die Menge und hielt Jared seinen Becher hin. „Danke, Beautiful.“ Lächelte er. Es dauerte keine fünf Minuten und Alex stand neben mir, genervt verdrehte ich die Augen und ihm den Rücken zu. Natürlich rempelte er mich tanzenderweise an. Ich drehte mich zu ihm. „Kannst du tanzen?“ Schrie ich ihm über die laute Musik entgegen. Mit einem freudigen Grinsen nickte er mir zu. „Dann tanz' ab.“ Fauchte ich wenig charmant. Er schien so perplex und tat, was ich ihm entgegen schrie.
Dann stellte Jared mir Tané und Yuna vor, die beiden schienen wirklich nett und wir waren auf einer Wellenlänge.
Der Abend wurde feuchtfröhlich. Nach dem dritten Bier war ich bei bester Laune, da ich sonst nie etwas trank, hatte es innerhalb kürzester Zeit durchschlagenden Erfolg. Auch brauchte ich nichts mehr holen, es wurde uns von allen Seiten gereicht. Yuna und ich tanzten wie die Wilden und wir ließ nicht einen Song aus. Es wurde ausgelassen gefeiert.

Um kurz zu verschnaufen, stellten wir uns zu den anderen. Ich hatte schon ordentlich einen in der Krone und stand an Jared gelehnt. Plötzlich sah Yuna mich ganz komisch an und kam näher. Ich dachte, sie wollte mir was sagen und reckte ihr den Kopf entgegen. Noch bevor ich irgendwie reagieren konnte, nahm sie meinen Kopf in ihre Hände und sie legte ihre Lippen auf meine, leidenschaftlich küsste sie mich. Nicht, dass sie nicht hübsch war, aber ich stand nicht auf Mädels. Wäre ich nicht so voll gewesen, hätte ich ihr wahrscheinlich ordentlich einen gegönnt. Doch hatte sie mich so überrumpelt, dass ich gar nicht reagieren konnte. Die um uns herum standen, fingen laut an zu gröhlen. Sie ließ von mir ab, grinste mich an, wandte sich um und verschwand in der Menge. Überrascht drehte ich mich zur Jared, der mich genau so ansah wie ich ihn. „Okay, jetzt will ich auf Zimmer.“ Stammelte er und sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
Was ging hier ab? Jetzt war ich davon überzeugt, dass wir nicht so ganz auf einer Wellenlänge waren. Doch dann kam mir ein anderer Gedanke in mein umnebeltes Hirn. Ich sah Jared an und dann Tané. Der Jared auf eine Art und Weise ansah, das ich mich vor Lachen hätte schütteln können. Jared folgte meinem Blick, ich dachte, ihm würde das Bier aus dem Gesicht fallen. „Jaaa, wir sind dann mal weg.“ Rief er nur, packte meine Hand und zog mich hinter sich her. Tané hätte sich überschlagen, wenn er in Erwägung gezogen hätte, durchzuziehen, was ihm ins Gesicht geschrieben stand. Ich hielt mir vor Lachen den Bauch, Jareds panischer Blick war zum Schreien komisch.

Selbst als wir auf den Stufen zu unserem Zimmer waren, hatte ich mich noch nicht beruhigt, mittlerweile hatte ich schon Bauchschmerzen vor lachen. Jedes Mal wenn ich Jared ansah, schüttelte mich der nächste Lachanfall. Ich versuchte mich zu beherrschen, damit ich nicht die ganze Pension zusammen lachte. Jetzt, da wir weit genug weg waren, wurde auch sein Grinsen wieder breiter. Endlich standen wir vor unserer Tür, Jared schloss auf. Prustend taumelte ich an ihm vorbei.
Mit geschlossenen Augen, an die Wand gelehnt, atmete ich gegen den nächsten Lach-Kollaps an. Dann fühlte ich Jareds warme Hände, wie sie meine Seiten entlang fuhren. Tief holte ich Luft und lehnte meinen Kopf gegen die Wand. Seine Lippen fuhren meinen Hals entlang. Leise ließ es mich stöhnen und ich krallte meine Nägel in seinen Rücken und dann ging im wahrsten Sinne des Wortes die Post ab. Wenn er sonst sanft und liebevoll war, so lernte ich jetzt seine wilde Seite kennen, die mir mehr als gefiel. Diese Nacht hätte an Leidenschaft nicht überboten werden können, er entlockte mir Geräusche, die selbst mir fremd waren und das in einer Lautstärke, die auch unseren Nachbarn beste Unterhaltung bot. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie sich danach eine Zigarette angesteckt hätten.

Chapter 9



Chapter 9

Mein Schädel dröhnte, es fühlte sich an, als hätte mich mit voller Fahrt ein Bus überrollt. Ich warf meine Hand auf die andere Seite, laut klatschte sie auf Jareds nackten Rücken. Huch, sollte gar nicht so fest sein. Er stöhnte.
„Du lebst noch.“ Stellte ich mit heiserer Stimme fest. „Geht so.“ Seine Stimme klang nicht besser. Er drehte seinen Kopf zu mir. „Du siehst aus, wie ich mich fühle.“ Brummte er wenig charmant, schloss die Augen und grinste. „Hmmm, du mich auch.“ Knurrte ich und drehte ihm den Rücken zu. Mit einem Finger fuhr er über meine Wirbelsäule, es schüttelte mich. „Was machen wir heute Schönes?“ Wir sahen aus wie zwei ungemachte Betten, ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde zerspringen und Jared übernahm schon mal die Freizeitgestaltung.
„Sterben wäre 'ne Alternative.“ Stöhnte ich leise und wollte nur Ruhe und schlafen. Ich hörte ihn kichern, er robbte an mich heran und küsste meine Schulter. Mit einer Hand tätschelte ich seine Wange, doch ließ ich die Augen geschlossen. Mein Kopf tuckerte im Rhythmus meines Herzschlags.
Ich raffte mich auf und wickelte mich in die Decke, torkelte zu meiner Tasche und fischte mir Kopfschmerztabletten heraus. Dann eierte ich weiter ins Bad. Zwei der Tabletten, warf ich mir in den Mund und hängte mich unter den Wasserhahn, mit einem großen Schluck Wasser würgte ich sie durch den Hals. Dann sah ich mich im Spiegel an. 'Ach du Scheiße', entfuhr es mir. 'Ich kenn' dich nicht, aber ich wasch' dich trotzdem', dachte ich und musste kichern, doch wurde es direkt mit einem stechenden Schmerz bestraft. Meine Ellenbogen stützte ich auf den Rand des Waschbeckens und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich hoffte, die Tabletten würden schnell helfen. Dann ging ich duschen und betete, dass die Welt danach schmerzfrei wäre. Angenehm lief das Wasser über meine Haut, die Tür wurde geöffnet. „Raus Jared!“ Bölkte ich sofort los, jetzt brauchte ich mal fünf Minuten meine Ruhe. Knurrend schloss er die Tür von außen.
Als ich aus der Dusche stieg, trocknete ich mich ab, wickelte mich erneut in die Decke und ging zurück ins Zimmer. Vor dem Bett stehend ließ ich mich fallen und blieb liegen, wo ich war. Der Tag danach hätte von mir aus abgeschafft werden können. Allmählich wurden die Schmerzen erträglich. Jared beugte sich über mich und begann mein Dekolleté zu küssen. Ich legte meine Hand auf seine Gesicht und schob ihn von mir. „Vergiss' es.“ Murmelte ich mit geschlossenen Augen. Er lachte, sein sonniges Gemüt war unverwüstlich, dann verschwand er ins Bad. Leise litt ich vor mich hin und döste weg.
Ein furchtbar lautes Geräusch ließ mich zusammen zucken, es dauerte einen Moment, bis ich kapierte, dass es mein Handy war. Meinem Kopf ging es besser, ich reckte mich und nahm das lärmende Ding vom Nachttisch. „Hmmmm.“ Knurrte ich. „Ohhh, was ist denn mit dir passiert?“ Hörte ich Embrys fröhliche Stimme. „Frag nicht.“ Krächzte ich und wunderte mich, warum er anrief. „Ist irgendwas passiert?“ Mit geweiteten Augen saß ich jetzt im Bett und mein Herz beschleunigte sich. „Ganz ruhig, Ley. Es ist alles in Ordnung.“ Geräuschvoll atmete ich aus und ließ mich wieder nach hinten fallen, zu allem Überfluss stieß ich mir den Kopf am Nachttisch. Ich fluchte wie nichts Gutes. Jared kam aus dem Bad. „Was machst du?“ Ich hielt mir den Kopf und fluchte weiter vor mich hin, jetzt etwas leiser.“Embry, ich ruf dich später zurück.“ Presste ich durch meine aufeinander gebissenen Zähne. Genervt warf ich das Handy auf den Nachttisch und zog mir die Decke über den Kopf.

„Ich hab Hunger.“ Maulte Jared und zog mir die Decke weg. „Gib sie wieder her.“ Zischte ich, aber da war kein Rankommen mehr. Ich gab mich geschlagen, quälte mich hoch und zog mich an. Dann angelte ich meine Sonnenbrille aus der Tasche, damit nicht jedem gleich auffiel, dass ich aussah wie das Leiden Christi. „Wie spät ist es?“ Gähnte ich, als hinter Jared die Treppen hinunter stolperte. „Zeit fürs Mittagessen.“ Trällerte er, warum war er nur so schrecklich gut gelaunt? Als wir an der Rezeption vorbeischlichen, überkam mich das dumme Gefühl, wir würden von sämtlichen Anwesenden angestarrt. Jared drehte sich zu mir und ich konnte an seinem Gesicht sehen, dass er genau so empfand, doch ließ es ihn kichern. Ich rückte meine Sonnenbrille zurecht, legte einen Schritt zu und schob Jared vor mir her. Gott, war mir dass peinlich, so wie es aussah hatten wir letzte Nacht tatsächlich die ganze Pension unterhalten.

Grell schien mir die Sonne ins Gesicht, trotz Brille kniff dich die Augen zusammen. Ich hakte mich bei Jared ein und wir steuerten auf den nächsten Starbucks zu. Kaffee, ich brauchte ganz dringend Kaffee und hoffte, dass meine Laune damit besser wurde. Nachdem Jared die halbe Kühltheke leer gekauft hatte, gingen wir zum Strand. Schnaufend ließ ich mich in den warmen Sand fallen und nippte an meinem Vanilla Latte. Ich quatschte Jared ein Sandwich ab, das er ein bisschen widerwillig hergab. Nachdem ich etwas im Magen hatte, mein Kopf das Schmerzen eingestellt hatte, ging es mir fast wieder gut.
Wir lagen im Sand, mein Kopf ruhte auf seinem Bauch, leise warfen sich die Wellen an den Strand und auch der restliche Geräuschpegel hielt sich in Grenzen. Von den Menschenmassen, die sich hier gestern noch tummelten, war nicht mehr viel übrig. Faul herum zu liegen war dann doch eher nach meinem Geschmack, meine Gedanken schweiften nach La Push.

Embry fehlte mir, seine liebe herzlich Art, sein beruhigendes Lachen, seine warmen Arme, auf die immer Verlass war, in die ich flüchten konnte, wenn die Welt über mir zusammenbrach. Es machte sich fast so etwas wie Heimweh breit. Auch dachte ich an Jake, wenn er mir nicht fehlte, so musste ich doch an ihn denken. Ich drehte mich auf die Seite und sah aufs Meer, Jared legte seine Hand auf meine Seite und begann, sie zu streicheln. Seine Hände waren unbeschreiblich warm, es genießend schloss ich die Augen und musste unweigerlich an die vergangene Nacht denken. So hatte ich ihn noch nie erlebt, leidenschaftlich fordernde Begierde, unbändige Wildheit, es war der Wahnsinn. Ein verschmitztes Lachen umspielte meinen Mund. Tief holte ich Luft und ließ die letzte Nacht wieder und wieder Revué passieren. Doch je öfter ich diese Bilder vorbei ziehen ließ, um so mehr veränderte sich sein Gesicht, es morphte zu Jakes. Ich tat, was ich nicht hätte tun sollen und verglich die beiden, was ich selber ziemlich schäbig von mir fand. Wenn sie sich, was das Körperliche betraf, kaum überbieten konnten, so machte Jake für mich einen anderen Reiz aus.
Ich drehte mich zu Jared, einen Arm hatte er unter dem Kopf, seine Augen hatte er geschlossen. Ich beugte mich über ihn und küsste seine Wange, meine Lippen verharrten und es ließ ihn lächeln. Es war als wollte ich mir meine Gefühle für ihn bestätigen. Vorsichtig lehnte ich mich an ihn, meine Arme lagen auf seiner breiten Brust und ich sah ihn an. Er schob seine Sonnenbrille hoch. „Ist alles okay?“ Mein Herz wog unglaublich schwer in diesem Moment. Konnte es möglich sein, das man einen Menschen mehr liebte als sein eigenes Leben, aber einen anderen mehr als sein eigenes Leben begehrte? Der Zwiespalt tat sich auf, es war als würde ich an den Armen in die entgegengesetzte Richtungen gerissen. Ich sah Jared an und nickte, in diesem Moment hätte ich keinen Ton hinaus bekommen. Es tat mir unsagbar leid, was ich ihm angetan hatte, auch wusste ich nicht, ob ich ihm noch Schlimmeres antun würde. Sie waren in gewisser Weise beide ein Teil von mir. Der gute liebenswerte Teil, mit dem man gerne Zeit verbrachte, bei dem man sich geborgen und geliebt fühlte, der Sicherheit gab. Doch wehe die Dunkelheit legte sich. Alles Gute war verbannt, es war nicht mehr existent, ich wurde zu jemand anderen, gewissenlos, eiskalt, egoistisch. Es fühlte sich an, als wollte ich zwei Magneten, die sich von einander abstießen, mit aller Gewalt zusammen führen. Meine ganze Kraft brachte ich auf. Doch würde ich diejenige sein, die daran zerbrach? Wusste ich, was ich wollte? In gewisser Weise schon. Ich liebte Jared, das stand außer Frage, ich brauchte ihn. Jedes Mal wenn Jake mir zu nahe kam, quälte mich mein schlechtes Gewissen Jared gegenüber, es trieb mich in die Verzweiflung. Doch dachte ich an Jakes und meine erste Nacht, sie stellte alles in den Schatten, aber nicht weil es in irgendeiner kranken Weise besser war, nein, weil es verboten war.
Wieder legte ich meinen Kopf auf seinen Bauch, ich wollte darüber nicht länger nachdenken, doch konnte ich es nicht abstellen, wie eine endlos Schleife zogen sie ihre Bahnen. Leise fing ich an zu summen, das half meistens, mich abzulenken. Mir fiel ein, dass ich Embry noch anrufen wollte, ich rappelte mich hoch. Jared sah mich an. „Wohin?“ „Telefonieren.“Antwortete ich knapp, angelte mein Handy aus der Tasche und lief ein Stück den Strand entlang. Erst in sicherer Entfernung drückte ich die Kurzwahl. Doch so wie es aussah, hatte Embry sein Handy nicht dabei. Ich nahm mir vor, es später noch einmal zu versuchen. Langsam spazierte ich weiter, wieder drifteten meine Gedanken ab. Manchmal machte es mich so wütend, dass ich hätte losschreien können. Embry wünschte ich an meine Seite, seine Arme liebten mich bedingungslos, ihm konnte und brauchte ich nichts vormachen, ich konnte ich sein. Tief sog ich die Luft ein, warm schwappten die Wellen über meine Füße. Zudem ohnehin schon vorhanden Chaos in meinem Kopf gesellte sich der Gedanke, wie es weiter gehen sollte. Musste ich eine Entscheidung treffen oder sollte ich die Strategie des Abwartens bevorzugen? Musste ich einen von ihnen aufgeben und wenn ich es täte, wäre es von Erfolg gekrönt? Ohne Jake zu sein wäre nicht leicht, aber wahrscheinlich einfacher zu ertragen, mein Herz hing nicht an ihm, es war nur eine abgedrehte kranke Zuneigung, die aber so stark war, dass ich ihr bis jetzt nie widerstehen konnte. Nur würde Jared erfahren, was ich ihm bis jetzt wenig glorreich verheimlichen konnte, hätte ich alles verloren. Ich war so verdammt egoistisch.
Ich erschrak, als Jared mich aus meinen Gedanken riss, er joggte auf mich zu. Sein Gesicht strahlte, mit jeder kleinen Liebeserklärung, ob ausgesprochen oder mit Blicken sagend, quälte mich meine Zerrissenheit.
„Ich weiß, was wir heute noch machen können.“ Rief er mir entgegen, kurz vor mir blieb er stehen. Ich sah zu ihm auf und die Traurigkeit meiner Augen blieb ihm nicht verborgen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und sein Blick wurde besorgt. „Was ist mit dir?“ Seine tiefe Stimme brummte samten und seine Hand fand an meiner Wange Ruh. Ich kämpfte mit mir, ihm nicht entgegen zu schreien, wie wenig ich ihn verdient hatte. Um doch im nächsten Moment ewige Liebe zu schwören. Seinem Blick konnte ich nicht länger standhalten und sah aufs Meer. „Es ist alles …....“ Meine Stimme war nur ein Flüstern. „ ….gut.“ Doch klang es so halbherzig, dass ich es mir selbst nicht abgenommen hätte. Mit seiner Hand drehte er mein Gesicht zu seinem. „Das sieht aber nicht so aus.“ In seinem Blick lag so viel Liebe, Hoffnung und Zuversicht. Sollte ich ihm jetzt und hier das Messer ins Herz jagen oder doch lieber darauf vertrauen, dass Jake es irgendwann für mich übernahm.
„Jared......“ Meine Stimme zitterte und ich war den Tränen nah. Aber ich brachte den Mut nicht auf, ich war so jämmerlich und redete mich heraus. „Ich hab' ein bisschen Heimweh.“ Log ich. Seine Miene hellte sich auf und lächelnd drückte er mich an sich. „Wenn du möchtest, können wir morgen zurück fahren.“ Fest schlang ich meine Arme um ihn. Er war so unsagbar warm. „Weißt du, was super gegen Heimweh hilft?“ Grinste er. Jetzt sah ich ihn wieder an und schüttelte mutlos den Kopf. „Ablenkung, komm mit.“ Er nahm meine Hand und zog mich langsam hinter sicher her.

Ehe ich mich versah, standen wir vor einem Laden, der Fahrräder verlieh. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich Jared skeptisch an. „Das hast du nicht wirklich vor!“ Sein Grinsen wurde breiter, er nickte und verschwand im Laden. Keine zwei Minuten später hielt ich den Lenker eines Mountainbikes in Händen. „Na los, schwing' dich drauf.“ Rief Jared mir aufmunternd zu und trat schon ordentlich in die Pedale. Ich dachte, die letzte Nacht hätte Sport für die nächsten Wochen überflüssig gemacht. Doch dem war nicht so, ich schwang mich auf den Drahtesel und fuhr ihm hinterher.

Das Gelände wurde immer steiler und ich brach mir ordentlich einen ab. „Sag mal, ist das dein Ernst?“ Keuchte ich Jared hinterher. Ich hörte, wie er laut lachte. Meine Waden fühlten sich an wie brennende Steine und meinen Po hatte ich gefühlstechnisch schon vor ein paar Meilen hinter mir gelassen. Wenn das seine Art von Ablenkung für mich war, so fielen mir tausend andere Dinge ein, die nicht so schweißtreibend gewesen wären. Aber es war erfolgreich, ich dachte weder an Jake noch an La Push oder was für ein schrecklicher Mensch ich war. So quälte ich mich weiter hinter ihm her, diesen grauenhaften Berg hinauf. Ich zählte die Umdrehungen der Pedalen und versuchte, nicht nach vorn zu sehen, damit mich die Steigung nicht noch mehr entmutigte. Ich glotzte nach unten und trat stehend in die Pedalen, obwohl ich mittlerweile im ersten von gefühlten dreihundert Gängen fuhr, kam es mir nicht leichter vor und ich kam auch nicht besser von der Stelle. Aber da ich mir auch nicht die Blöße geben wollte, das Rad zu schieben, setzte ich alles daran, dass ich irgendwie vorwärts kam.

Mittlerweile ging es auf den Abend zu, die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen und wir hatten gemeinsam diesen Berg bezwungen. Keuchend hielt ich neben Jared. Die Aussicht, die sich uns bot, war umwerfend. Ich ließ das Rad fallen und ging näher an den Abgrund. Es war atemberaubend, der Himmel war in ein dunkles Orange getaucht, welches die Umgebung aussehen ließ wie in einem Traum, es schien unwirklich schön. Jared trat neben mich, ihm war anzusehen, dass es ihn genau so beeindruckte. Dann sah er zu mir. Im sanften Licht der untergehenden Sonne funkelten seine Augen wie dunkler Bernstein. Liebevoll lächelte er mich an. Er griff in seine Hosentasche. „Das ist für dich, Beautiful.“ Mit seiner anderen Hand griff er meine. Er legte ein wunderschönes silbernes Armband um mein Handgelenk, welches durch die dunklen Schatten meiner Haut noch mehr funkelte. Mit großen Augen sah ich ihn an. „Damit du immer an mich denkst.“ Er lächelte. Ich betrachtete es, ein kleiner herzförmiger Anhänger zog mein Augenmerk auf sich. Vorsichtig nahm ich ihn in die Finger. Eine filigrane Gravur zierte ihn. „Que Quowle.“ Leise flüsterte ich diese Worte, es war unsere Muttersprache. „Bleib für immer bei mir.“ Hauchte Jared die gravierten Worte und in dem er es aussprach, war es ein Versprechen, das wir uns gaben. Tränen füllten meine Augen, ich sah ihn an, still bahnten sie sich ihren Weg. Vorsichtig strich er sie von meinen Wangen. „Jetzt und für immer.“ Flüsterte er, sein Gesicht war meinem ganz nah. Meine Hände legte ich auf seine Wangen und meine Stirn an seine. „Jetzt und für immer.“ Wiederholte ich seine Worte mit zitternder Stimme. In diesem Moment schwor ich Jake ab.
Ich hatte gefunden, wonach andere ihr Leben lang vergebens suchten, eine verwandte Seele, die sie liebte. In diesem Moment wurde mir bewusst, was mir zuteil wurde. Sanft fanden sich unsere Lippen. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, dieser Kuss schmeckte bittersüß. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte ihn an mich, er tat es mir gleich und hob mich hoch. Kontrolliert atmete ich ein und aus, damit ich nicht anfing zu schluchzen. „Danke.“ Hauchte ich noch immer überwältigt. „Ich liebe dich.“ Flüsterte er. Nie hätte ich die Gefühle, die in diesem Moment über mich herein brachen, erklären können. Es war nicht länger Jared allein, der am Abgrund stand, ich nahm meinen Platz neben ihm ein. Wenn, würden wir zusammen fallen, es gab nicht mehr ihn und mich. Es gab nur noch uns. Was ihn verletzen würde, würde mich verletzen. Es fühlte sich an, als würde alles ineinander verschwimmen, es war in keinster Weise mehr zu unterscheiden, wer wer war. Wir waren eins.
Seine Wärme umgab mich wie einen Schutzschild. Niemand hätte in unsere kleine heile Welt eindringen können.
Langsam verschwand der orangefarbene Feuerball hinter dem Horizont, mit dem letzten schwindenden Schimmer erstrahlte der sternenklare Nachthimmel über unseren Köpfen und wurde Zeuge einer nie dagewesenen Liebe, aufopfernd, respektierend, stark, liebevoll, und so wie ich hoffte, alles verzeihend.
Eine lange Zeit hielten wir einander fest. Die zwei kleinen Worte, die dieses Armband zierten, hatte eine Bedeutung, dessen Größe nicht in Worte gefasst werden konnten. Er hatte mir seine Seele zu Füßen gelegt, er verschrieb sich mir, mit allem was er war und hatte. Sein uneingeschränktes Vertrauen, sein Urvertrauen ruhte auf mir. Alle Zweifel die mich quälten, waren erloschen, es würde keinen anderen mehr geben, selbst wenn es noch so verlockend und reizvoll wäre, ich würde ihm entsagen. Er war der Eine, der mir die Kraft geben würde, zu widerstehen. Er würde alles für mich sein. In keinem Augenblick war ich von meinen Gefühlen überzeugter.
Langsam lockerte ich meine Umarmung, in seinen Augen spiegelte sich der Mond und verlieh ihnen einen unbeschreiblichen Glanz. Mit meinen Händen fuhr ich über seine Brust um im nächsten Moment meinen Kopf an ihn zu schmiegen. Beruhigend vernahm ich das regelmäßige Schlagen seines Herzens. Geräuschvoll atmete ich aus, wissend ich würde so lange an seiner Seite bleiben, bis diese geliebte Melodie für immer verstummen würde.
Ich wollte nicht von hier weg, hier schien mir alles so klar. Das Chaos in meinem Kopf hatte sich gelichtet, ich konnte klar denken ohne den schwarzen Schleier, der sich über alles legte.
Ein Stück ließen wir den Abgrund hinter uns und setzten uns vor einen Felsen, an ihn gelehnt nahm Jared meine Hand, führte sie zu seinen Lippen und küsste sie. Dann hielt er sie ganz fest.
Ich legte meinen Kopf auf seinen Schoß, langsam begann er ihn zu streicheln und spielte mit meinen Haaren, ich schloss meine Augen und genoss jeden Moment, den wir hier waren und würden wir diesen Ort erst wieder verlassen, wenn die Sonne die schützende Nacht verscheucht hätte. Es war ein Ort des Friedens und der Stille, doch war diese Stille in keinem Moment unangenehm, sie brachte Klarheit und fügte zusammen, was zusammen gehörte.

Chapter 10



Chapter 10

Let the party start

Müde öffnete ich meine Augen, noch immer ruhte mein Kopf in Jareds Schoß, schützend lag sein Arm über meiner Seite. Der Himmel färbte sich, die Sonne trat ihren Siegeszug an. Ich drehte mich zu ihm, sein Kopf war gegen den Felsen gelehnt. Doch sah ich ihm an, dass er nicht schlief, er döste vor sich hin. Als Jared merkte, dass ich mich bewegte, öffnete er seine Augen und sah mich an. Er lächelte und ließ mich wissen, dass alles gut war. Langsam setzte ich mich auf, gähnend hielt ich mir meine Hand vor den Mund. „Hast du überhaupt geschlafen?“ Flüsterte ich. Er schüttelte den Kopf, doch sah man es ihm nicht an. Ich küsste seine Wange, dann schmiegte ich mich an ihn. Seinen Arm legte er um mich und wir bewunderten den Sonnenaufgang, dann machten wir uns auf den Weg zurück.

Der Rückweg war um einiges einfacher, da es so gut wie nur bergab ging. Mein Blick wanderte wieder und wieder zu diesem wunderschönen silbernen Armbad. Welches Worte zierten, die so weitreichend waren, dass sie meine Sicht auf das Leben veränderten, noch immer hallten sie in meinen Ohren, süß wie der Gesang von Engeln. Es ließ mich lächeln. Als ich wieder aufsah, musste ich mit Schrecken feststellen, dass Jared ordentlich in die Eisen ging, um einem Schlagloch auszuweichen, haarscharf kam ich hinter ihm mit quietschenden Reifen zum Stehen. Er drehte sich zu mir. „Hast du geträumt?“ Grinste er. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, etwas verlegen nickte ich.
Jetzt war es nicht mehr weit, nach gut zehn Minuten waren wir zurück in der Stadt, unbeschadet. Wir gaben die Räder zurück, auf dem Weg zur Pension nahm ich Jareds Hand und sah zu ihm auf. Etwas zwischen uns hatte sich verändert, ich konnte es nicht benennen, es war als wüssten wir wie der andere fühlte, die Verbindung zu ihm war stärker denn je. Obwohl er die Nacht kein Auge zugetan hatte, war seine Stimmung bestens, immer wieder wanderte sein Blick zu mir und es ließ mich wissen, wie glücklich er war und wie gut es ihm ging.
Wir standen vor unserer Zimmertür, ich wartete, dass er aufschloss. Jared drehte sich zur mir, seine Arme schlossen sich so fest um mich, dass das Luftholen zum Problem wurde. „Ja.....red.....“ Keuchte ich leise. „Lu.....ft!“ Es ließ ihn kichern und seine Umarmung lockerte sich, so dass ich es auch genießen konnte. Tief atmete er ein und brummte leise vor sich hin. Meine Hand fuhr um seinen Nacken, meine Wange schmiegte ich an seine, er roch verführerisch gut und ich schloss die Augen. Es war einer dieser Momente, die viel zu schnell ein Ende fanden, aber selbst die Ewigkeit würde nicht genug Zeit dafür bieten.
Er ließ von mir, doch bevor er aufschloss, schenkte er mir ein verliebtes Lächeln.
Obwohl die vergangene Nacht kurz und weltverändernd war, fühlte ich mich nicht müde. Im Gegenteil, es gab selten Tage, an denen ich mich so unsagbar gut fühlte. Jared öffnete die Tür und ließ mir ganz gentleman-like den Vortritt. Ich sah auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand, es war noch früher Morgen. Dann öffnete ich Balkontür und trat hinaus, langsam füllte sich die Welt mit Leben. Jared rumpelte im Bad, ich sah zurück ins Zimmer, er kam bepackt mit seinen und meinen Sachen aus dem Bad. „Was hast du vor?“ Fragte ich etwas überrascht und sah ihn mit großen Augen an. Bepackt wie er war, blieb er stehen und überlegte. „Wollten wir nicht nach Hause?“ Ich hatte völlig vergessen, dass ich gestern Heimweh für meine Traurigkeit vorgeschoben hatte. Doch die Tage, die wir hier hatten, hatten genügt um zu lernen, was offensichtlich war. Nickend ging ich auf ihn zu und nahm ihm ein paar Sachen ab. Dann packten wir noch den Rest, innerhalb kürzester Zeit waren wir fertig.
Er schnappte sich die Taschen und hielt mir seine Hand entgegen, ich ergriff sie, langsam führte ich sie zu meinen Lippen, schloss die Augen und küsste sie. Als ich aufsah, entzog er sie mir, doch nur um mich an sich zu drücken, sanft küsste er meine Stirn und ich hörte ihn flüstern, mit voller Überzeugung. „Für immer.“ Meine Gedanken schweiften zurück zur letzten Nacht, mit einer Hand umfasste ich das Armband, es fühlte sich an als würde die Wärme der letzten Nacht davon ausgehen. Ich sah ihn an und nickte.
Wir verließen das Zimmer und standen kurz darauf an der Rezeption, um unsere Rechnung zu begleichen. Der junge Mann, der dahinter stand, grinste. „Wir hoffen, es hat Ihnen bei uns gefallen.“ Er kniff uns ein Auge zu. Er schien einer von denen gewesen zu sein, die unser lautstarkes Übereinanderherfallen mitbekommen hatte. Grinsend wanderte mein Blick zu Jared, der nickend und lachend in seinem Portmonee kramte. Wir wünschten ihm noch einen schönen Tag und gingen zum Auto. Breit grinsend lief ich neben Jared her. Wie man den Menschen doch im Gedächtnis blieb. Er verstaute die Taschen und ging zur Fahrerseite. „Lass' mich fahren.“ Bat ich ihn. „Du hast die letzte Nacht nicht ein Auge zugetan.“ Meine Argumente überzeugten ihn und er warf mir den Schlüssel zu.

Wir ließen Seaside hinter uns. Keine Meile nach dem Ortsausgangsschild, vernahm ich leises Schnarchen vom Beifahrersitz. Ich sah rüber, sein Kopf lag an die Scheibe gelehnt, seine Arme waren vor seiner breiten Brust verschränkt. Dieses Bild strahlte so einen Frieden aus, sanft fuhr ich mit meiner Hand über sein Bein, nur um ihn zu fühlen. Leise säuselte das Radio vor sich hin. Die hier verbrachten Tage erfüllten mich mit einem unglaublich beruhigenden Gefühl. Auch fürchtete ich mich nicht davor, Jake wieder gegenüber zu treten, mit ihm hatte ich ein für alle Mal abgeschlossen. Es war, als hätte ich die Stärke und das Vertrauen in mich selbst wieder gefunden. Meile für Meile ließen wir hinter uns, ohne Pause fuhr ich durch und Jared holte den Schlaf nach, der dringend nötig war. Meine Stimmung war euphorisch, ich freute mich auf zu Hause, ich freute mich auf Embry. Langsam wurde die Gegend wieder bekannter, hibbelig rutschte ich auf dem Sitz hin und her. Zu Hause wusste keiner, dass wir auf dem Weg waren, es sollte eine kleine Überraschung werden.

Leise singend bog ich in die vertraute Straße, die uns schnurstracks nach Hause brachte. Von weitem sah ich Sams Haus. Ich parkte den Wagen und zog den Schlüssel ab. Jared schlummert noch immer wie ein Baby, es sah auch nicht danach aus, als hätte er vor, diesen Zustand zu ändern. Leise öffnete ich die Tür und stieg aus. Tief inhalierte ich den mir bekannten und geliebten Geruch. Ich holte die Taschen aus dem Kofferraum und durch das Zuschlagen der Klappe erlangte Jared das Bewusstsein wieder. Müde sah er sich um und reckte sich. Neben seiner Tür stehend sah ich durchs Fenster, er suchte mich auf der anderen Seite. Vorsichtig klopfte ich vor die Scheibe, er zuckte zusammen und sah mich mit großen Augen an. Sein Anblick ließ mich grinsen. Ich stellte die Taschen ab und öffnete seine Tür. „Hey Großer, ausgeschlafen?“ Flüsterte ich. Der Schrecken auf seinem Gesicht wandelte sich und ließ ihn verschlafen lächeln. Ich küsste ihn und noch immer müde legte er seinen Kopf gegen mein Dekoletté. Geräuschvoll atmete er aus. „Warum hast du mich nicht eher geweckt?“ Murmelte er. „Warum sollte ich? Es kann doch eh' immer nur einer fahren.“ Ich legte meine Hände um seinen Kopf und drückte ihn sanft an mich. Mit Dackelaugen sah er mich an und ich ließ mich hinreißen und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, was ihn zufrieden lächeln ließ. Müde stieg er aus und baute sich neben mir auf, lauthals reckte er sich. Wir setzten uns in Bewegung.

Schon vor dem Haus hörten wir Gelächter. Ich grinste Jared an, er zuckte mit den Schultern. Leise öffnete ich die Tür. Doch mit dem ersten Bild, was sich mir bot dachte ich, hier läuft irgendetwas verkehrt. Embry saß mit Jake im Wohnzimmer, sie zockten Playstation und so wie es aussah, waren beide bester Laune und hatten Spaß. Mein Grinsen verschwand in Sekunden. Dass war etwas, womit ich niemals gerechnet hatte. Jared schob sich an mir vorbei und ließ die Taschen fallen, was die beiden aufsehen ließ. Embry sah Jared und dann mich an. „Hey, ihr seid wieder da.“ Seine Freude war aufrichtig. Mit schnellen Schritten ging er auf mich zu, schlang seine Arme um mich und wirbelte mich durch die Luft. Misstrauisch versuchte ich ihm ein Lächeln zu schenken. Jared sah Jake mit bösem Blick an, doch der lächelte, als könnte ihn kein Wässerchen trüben. Sam und Seth kamen die Treppe hinunter und Jareds Mine wandelte sich. Freudig begrüßten sie einander.
Noch immer drückte Embry mich an sich. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“ Flüsterte er. „Ich glaube, es wurde auch höchste Zeit.“ Ich sprach ganz leise, doch blieb meine Blick misstrauisch auf Jake geheftet. Der sich langsam von der Couch erhob und auf uns zu ging. „Darf ich auch mal?“ Grinste er zuckersüss. Embry ließ von mir ab und trat tatsächlich ein Stück zur Seite, er ließ es zu, entsetzt sah ich ihn an. Jake breitete seine Arme aus, vorsichtig umschlossen sie mich. „Wenn du dich schon nicht verabschiedet hast, bekommst du wenigstens eine ordentliche Begrüßung.“ Flüsterte Jake. Erstarrt stand ich da und sah Embry mit aufgerissenen Augen an. Doch sein Blick blieb nach wie vor entspannt, was mich völlig aus der Bahn warf, von ihm wanderte mein Blick zu Jared. Ich befürchtete Schlimmstes, doch stand er mit dem Rücken zu uns und bekam es nicht mit. Er schwärmte den anderen von der Surfweltmeisterschaft vor. Embry wandte uns den Rücken zu und gesellte sich zu den anderen. Ich empfand Jakes Umarmung als total unangenehm, am liebsten hätte ich ihn von mir geschoben. „Konnte es gar nicht erwarten, dass du wieder kommst.“ Hauchte er und seine Lippen waren mir zu nah. Jetzt kämpfte ich mich aus seinen Armen, wir waren doch nur knapp drei Tage weg, was war hier passiert? Ich sah Jake an und mir fehlten tatsächlich die Worte. Weiter fröhlich grinsend stand er vor mir. Langsam, ohne den Blick von ihm abzuwenden ging ich zu den anderen. Sam schwang einen Arm um meine Schultern und küsste meine Wange, einen Arm legte ich um seine Hüfte und er drückte mich leicht an sich. „Schön, dass ihr wieder da seid.“ Lächelnd ruhte sein Blick auf mir. Auch ich versuchte zu lächeln, doch es war mir nie schwerer gefallen. Ich sah Jared an, mit Händen und Füßen erzählte er völlig begeistert von dem Erlebten. Erst jetzt, bei seinem Anblick, kehrte das gute Gefühl zurück.

Mittlerweile hatten sich auch Quil und Paul eingefunden und begrüßten Jared per Handschlag, ich wurde in gewohnter Manier gedrückt und geküsst. Jake stand jetzt auch dabei. Es machte den völlig abgedrehten Eindruck, als würde er dazu gehören. Was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. So wie es aussah, war ich die einzige die dieses Szenario beunruhigte. Lauthals unterhielten sie sich und auch Jake mischte jetzt mit, es störte ihn kein Stück, dass Jared ihn weitestgehend ignorierte. Ich fand das alles so schräg, dass ich mich entschloss, nach Hause zu gehen und meine Tasche auszupacken. Ich zupfte an Jareds Shirt. „Bin mal auspacken.“ Flüsterte ich. Er nickte und küsste mich liebevoll, dann widmete er sich wieder den anderen. Ich schnappte meine Tasche, in der geöffneten Tür drehte ich mich noch mal um. Jared kniff mir ein Auge zu, geräuschvoll atmete ich aus und freute mich auf die kommende Nacht. Mit der Tasche über der Schulter lief ich nach Hause. Seit ich aus dem Auto gestiegen war, hatte ich nicht einen Moment das Gefühl angekommen zu sein, alles war anders, es fühlte sich falsch und heuchlerisch an. Embry machte mir Sorgen, wieso verstand er sich plötzlich so gut mit Jake? Zwar wusste Embry, dass zwischen mir und Jake was abging, doch hatte ich nie mit einem Wort erwähnt, wie weit es gegangen war. Aber er wusste, was Jake für ein unmöglicher Arsch war, ich wollte nicht glauben, dass er sich von Jake so blenden und einlullen ließ. Embry war sonst nicht auf den Kopf gefallen, er war eher misstrauisch, als dass er alles und jedem eine Chance einräumte. Er war nicht der Embry, den ich vor drei Tagen verlassen hatte, es machte mir Angst. Noch vor kurzem hätte ich bei meinem Leben geschworen, dass er Jake nie eine Chance geben würde. Zurecht wie ich fand. Auch war Jakes Freundlichkeit für mich immer noch ein Zeichen, auf der Hut zu sein. Oder tat ich ihm Unrecht? Ich nahm mir vor, dass alles mit Vorsicht zu genießen und dem Frieden erst einmal nicht zu trauen.

Ich öffnete die Tür, doch selbst als ich ins Wohnzimmer trat, blieb das Gefühl des Angekommenseins aus. Jakes Parfum hing in der Luft, es war, als würde es für mich hier keinen Platz mehr geben. Es fühlte sich alles andere als gut an. Es ließ mich tief Luft holen und ich verlor tatsächlich einen Gedanken daran, Jake das Haus zu überlassen, obwohl es seit Jahren mein geliebtes Zuhause war. Sollte ich aufgeben, des lieben Friedens Willen?
Langsam öffnete ich die Tür meines Zimmers, so wie es aussah hatte Jake die letzten Nächte hier verbracht, sogar seine Klamotten lagen überall verstreut. Es machte mich wütend, dass er so wenig Respekt hatte. Ich ließ meine Tasche fallen und sammelte seine Sachen zusammen, ich war nur froh, dass Jared das nicht sah, er hätte Jake bei lebendigem Leib gehäutet und mir wäre es recht gewesen. Im hohen Bogen warf ich sein Zeug in sein Zimmer, sie regneten auf alles nieder, was herumstand. Leise vor mich hin schimpfend begann ich mein Bett frisch zu beziehen, denn selbst das Kopfkissen roch nach seinem Parfum. Es war, als hätte er sein Revier markiert. Ich dachte, es wäre vielleicht gut und würde es einfacher machen, wenn Jake sich änderte, doch da ich das Gefühl nicht ganz los wurde, dass es nicht ehrlich war, dass er alle verarschte, machte es mich immer wütender. Jetzt warf ich meine Anlage an und drehte sie bis hinten auf, ´Linkin Park´ schrien mir ´In the End´ entgegen. Wäre meine Anlage nicht schon an ihrem Maximum angekommen, hätte ich noch weiter aufgedreht. Lauthals sang ich mit und versuchte meine Wut, die nie dagewesene Ausmaße annahm, in den Griff zu bekommen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich explodieren würde.
„Ley!“ Hörte ich jemanden meinen Namen schreien. Wutschnaubend drehte ich mich um. Embry sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Mach' das mal leiser!“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust, sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an und machte keine Anstalten, seinem Wunsch nachzukommen. Schnellen Schrittes ging er durch mein Zimmer und übernahm es selbst.
„Was ist los mit dir?“ Raunzte er mich an. „Das sollte ich dich fragen.“ Ich schrie ihn regelrecht an. Etwas erstaunt sah er mich jetzt an. Doch dann zog eine Bewegung in der Tür meine Aufmerksamkeit auf sich. Jake stand in den Rahmen gelehnt und sah mich an. Meine Augen funkelten abgrundtief böse, wäre Embry nicht als Zeuge hier, wäre ich ihm an die Gurgel gegangen. Tief atmete ich ein und aus, schloss die Augen, damit ich nicht die Kontrolle über mich verlor, ich stand so kurz davor. Einen Schritt tat ich zur Tür und schlug sie mit voller Wucht vor Jakes Nase zu. Embry sah mich immer noch kopfschüttelnd an. „Was in Himmelsnamen ist mit dir los?“ Fuhr ich ihn an. „Seit wann seid ihr beiden so dicke?“ Jetzt schwang Verzweiflung in meiner Stimme. „Jake ist gar nicht so verkehrt.“ Ruhig redete Embry auf mich ein und kam näher. Ich konnte nicht glauben was ich hörte. „Er hat sich geändert, die letzten Tage waren wirklich friedlich und wir sind gut miteinander ausgekommen.“ Ich starrte Embry an und ließ mich auf Bett fallen. Langsam schüttelte ich den Kopf, dass konnte nicht sein, dass er es schaffte, Embry auf seine Seite zuziehen. „Hör auf.“ Flüsterte ich, doch riss seine Lobeshymne auf Jake nicht ab. „Embry, HALT DIE KLAPPE.“ Jetzt schrie ich. Es fühlte sich so grauenhaft an. Embry und mich zu entzweien aufgrund meiner Zuneigung Jake gegenüber, wäre eine Sache. Aber das Embry ihn mochte und aufgrund dessen ihm den Rücken stärkte, traf mich mit voller Härte. Embrys Blick wurde eiskalt. „Ich bin alt genug und schaffe es, meine Freunde selbst auszusuchen.“ Entsetzt sah ich ihn an. Es fühlte sich an, als würde er mir ein Messer ins Herz bohren, hatte er ihn einen Freund genannt? „Richtig.“ Stellte ich tonlos fest. Jetzt grub sich die Wut wieder an die Oberfläche. „Und du bist alt genug, um auf die Schnauze zu fallen.“ Zischte ich. Doch tat es mir unglaublich weh, tatenlos dabei zusehen zu müssen. Mein Hass Jake gegenüber wuchs ins Unermessliche. Die Kälte, die zwischen Embry und mir herrschte, war fast fühlbar. „Ich bin nicht hierher gekommen, um mich von dir belehren zulassen. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass wir heute ALLE zusammen ins Kino wollen.“ Als er seinen Satz beendet hatte, drehte er sich um, öffnete die Tür und verschwand, ließ sie offen stehen und mich verletzt zurück. Ich starrte zur Tür hinaus und konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Dann trat Jake zurück in den Rahmen, sein Gesicht war erst ausdruckslos, fast mitleidig, doch dann fand das dämonische Grinsen seinen Weg. Es war, als würde ich dem Teufel persönlich ins Gesicht sehen. Sein Spiel war nicht vorbei, er war auf dem besten Wege, mich zu vernichten. Wenn jetzt selbst meine verwandte Seele mir den Rücken kehrte und ihm Vertrauen entgegenbrachte, was für Möglichkeiten blieben mir noch?
Erst ließ es mich verzweifeln, doch hatte ich nicht mehr viel zu verlieren. Unbändige Wut kroch in mir hoch, ich sprang auf, fast rannte auf ihn zu. Sein Grinsen wurde immer triumphierender. Mit beiden Händen schubste ich ihn, wenig beeindruckt tat er einen Schritt zurück. Jetzt war ich außer mir.“Was für ein kranker Psychopath bist du !?“ Schrie ich ihn an, meine Stimme überschlug sich und so gut es ging, baute ich mich vor ihm auf, entschlossen, nicht einen Schritt zurück zu weichen. „Wütend mag ich dich noch lieber.“ Grollte seine Stimme und er ging drohend ein paar Schritte auf mich zu, nahm mein Gesicht in seine Hände und presste seine Lippen auf meine, dass es fast an Gewalt grenzte. Ich zappelte und versuchte mein Gesicht zu befreien, er ließ von mir ab, aber nur um mich zuschnappen und an sich zudrücken, je mehr ich mich wehrte um so fester drückte er zu, dass es mir fast die Luft nahm. Meine Kraft verließ mich, jetzt gab er meinen Mund frei. Mein Blick konnte verachtender nicht sein. „Ich hasse dich.“ Keuchte ich voller Inbrunst. „So soll es sein.“ Seine tiefe Stimme grollte drohend. „Solange du mich hasst, empfindest du etwas für mich, mehr will ich nicht.“ Das Grollen wich, jetzt klang es fast wie eine Entschuldigung. „Lass mich sofort los.“ Zischte ich mit neu gewonnener Luft. „Sonst was...?“ Meine Drohung schien ihn zu belustigen. „Willst du mir wieder den Rücken zerkratzen? Ich hätte nichts dagegen.“ Mit seinen Lippen fuhr er meinen Hals entlang. Der Hass in meinem Blick ließ alles verschwimmen, es fühlte sich an, als würde mir eine Ader im Kopf platzen, tief atmete ich ein und aus, noch immer hielt er mich in seinem eisernen Griff und sah mich an. „An deiner Stelle würde ich heute Nacht kein Auge zu tun. Es sei denn, Du hast deine Tür abgeschlossen.“ Zischte ich, jetzt mit geschlossenen Augen. „Keiner von uns beiden wird heute Nacht ein Auge zu tun.“ Aus seinem Mund klang es wie eine Prophezeiung, die in die Zielgerade einlief. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich aus seinem Klammergriff winden sollte, ich drehte den Kopf weg, damit er nicht wieder auf die Idee kam, mich zu küssen. In mir brodelte es, der Tag der Abrechnung würde kommen. Doch wusste ich weder wann, noch wie es aussehen würde. Er hatte Grenzen überschritten und war eindeutig über das Ziel hinausgeschossen.
Das Klopfen an der Tür kam einer Erlösung gleich. „Wie schade.“ Flüsterte er bedauernd und ließ mich los. Ich war versucht nach ihm zu treten, aber wollte ich nicht noch tiefer sinken. Auf der Hacke drehte ich um, ging in mein Zimmer und knallte die Tür, ohne abzuwarten, wer an der Haustür war. Jetzt klopfte es an meiner Zimmertür. „Nein.“ Bölkte ich noch immer wütend. Nichts desto trotz öffnete sie sich und Jared steckte den Kopf hinein, etwas verwundert sah er mich an. „Soll ich wieder gehen?“ Fragte er etwas unsicher.
Meine Wut verpuffte und mir fiel ein Stein vom Herzen, sein geliebtes Gesicht zu sehen. Ich schüttelte den Kopf, er trat ein, schloss die Tür und kam näher. Mit zwei langen Schritten war ich bei ihm und warf mich in seine Arme, fest drückte ich ihn an mich. „Das nenn' ich mal 'ne Begrüßung.“ Lachte er. Wenn er wüsste, dass er genau im richtigen Moment hier aufgeschlagen war und mich vor Schlimmerem bewahrte. „Hast du schon gehört, wir wollen gleich ins Kino.“ Seine Stimme war so fröhlich und unbekümmert. „Hmmm.“ Murmelte ich, am liebsten hätte ich ihn und mich wieder ins Auto gesetzt und wäre so weit weg gefahren wie es nur ginge. Mich beschlich ein ganz mieses Gefühl wenn ich an diesen Abend dachte. Aber Jared freute sich so, da wollte ich es ihm nicht verderben. Dann war es, als wäre ihm noch etwas eingefallen. „Sag' mal, weißt du was mit Embry los ist? Der hat vielleicht 'ne Laune.“ Ich zuckte die Schultern und ging nicht weiter darauf ein, schnappte mir ein paar Klamotten und war dabei mich um zuziehen, nahm meine Jacke und verließ mit Jared das Zimmer. Jake musste kurz vor uns gegangen sein, wir sahen ihn noch bei Sam im Haus verschwinden. „Der is' über wie 'ne Schüppe Dreck.“ Knurrte Jared. „Wie recht du hast.“ Knurrte ich zurück. Er legte seinen Arm um mich und ich schmiegte mich bereitwillig an seine Seite. Er war alles, was mir noch blieb.
Ich wollte gerade die Tür öffnen, als Jared mich nochmal zurück zog. Er grinste mich an, zog mich noch näher und beugte sein Gesicht zu mir. Tief sah er mir in die Augen, die ich kurz drauf schloss um ihm meine Lippen entgegen zu recken, sanft begegneten mir seine, was aber mit jedem Aufeinandertreffen leidenschaftlicher wurde. In dem Moment, als ich ihm auf dem Arm sprang und meine Beine um ihn schlang, öffnete sich die Tür. Für den ersten Moment konnten wir nicht voneinander lassen. Doch erstarrten Jareds Lippen und ich folgte seinem Blick. Jake stand in der Tür und musterte uns abfällig. „Gibts 'n Problem?“ Grollte Jared, noch immer hielt er mich fest. „Noch nicht.“ Knurrte Jake zurück. Seine Worte ließen mich zusammenzucken. Hasserfüllt folgten ihm unsere Blicke, er ging zum Wagen, jetzt folgten die anderen. Embry würdigte mich keines Blickes und ging Jake hinterher. Sein Verhalten verletzte mich zusehends mehr, doch ich konnte nur den Kopf über seine Naivität schütteln. Jared ließ mich runter und wir gingen hinter Quil und Seth her, die wild diskutierten, welchen Film wir uns ansehen würden. Mein Blick suchte Sams, er sah mich an und lächelte. Er schenkte mir ein bisschen das Gefühl von Normalität, etwas gequält lächelte ich zurück und kroch hinter Seth her ins Auto. Paul quetschte sich an Jared vorbei und schmiss sich neben mich auf den Sitz. Jared schnaufte und setzt sich nach vorne zu Sam. Embry sah schräg hinter mir und sah aus dem Fenster, soviel konnte ich aus dem Augenwinkel erkennen, neben ihm saß Quil und dann Jake.
Sam fuhr los, jetzt hatten wir eine geschlagenen Stunde Fahrt vor uns, bis wir in Port Angeles wären. Ich hatte das Gefühl, man könnte die Stimmung in diesem Auto mit dem Messer schneiden, es war erstickend. Konzentriert sah ich an Paul vorbei aus dem Fenster. Langsam wurde es dunkel, ich wollte mich nach vorne zu Jared lehnen, als jemand eine Strähne meiner Haare festhielt und es fies wehtat. Ich hielt mir den Kopf und drehte mich um. Embry hatte den Kopf an Fenster gelehnt, seine Augen waren geschlossen, Quil war mit seinem Handy beschäftigt und Jake grinste mich dreckig an. Er konnte es nicht lassen, immer musste er noch einen drauf setzten, ich hatte so die Schnauze voll. Wenig ladylike hielt ich ihm ein bisschen versteckt den Mittelfinger hin, es musste ja nicht jeder mitbekommen. Sein Grinsen wurde breiter, er zog eine Augenbraue hoch und nickte schäbig. Er schaffte es, mich in Sekunden auf tausend zubringen. Am liebsten hätte ich mich über die Bank geworfen und ihm das Gesicht zerkratzt. Ich nahm meine Haare zusammen und legte sie über meine Schulter, dann beugte ich mich nach vorn und legte meine Arme um Jareds Sitz, so lagen sie auf seiner Brust. Er lächelte und küsste meine Wange. Ich hörte Jake husten, bis es fast in einem Würgen endete. Mittlerweile war ich so weit, ich hätte ihn mit einem Kugelschreiber oder einem Löffel töten können. So gut es ging versuchte ich, ihm weder Angriffsfläche noch Aufmerksamkeit zu schenken. Trotz allem fühlte es sich an, als würde diese Fahrt ewig dauern. Sam fing an sich leise mit uns zuhalten, was alles etwas auflockerte. Am liebsten wäre ich Jared auf den Schoss gekrochen, mit Jake im Nacken war es kein Spaß.

Sam fuhr auf den Parkplatz und wir stiegen aus. Wir machten uns auf den Weg zum Kino, Jake lief mir in die Hacken, ganz aus Versehen natürlich. Würde ich mich weiter so über ihn aufregen hätte ich spätestens in drei Tagen ein anständiges Magengeschwür, einen Hirnschlag oder wahlweise einen Herzinfarkt. Mit seinen Blicken hätte ich wahrscheinlich leben können, aber dass er mich körperlich immer mehr und mehr anging, das konnte ich nicht ertragen. Im Kino angekommen sammelten sie sich vor der Programmtafel um zu beratschlagen, welcher Film es sein sollte, mir war es völlig egal, eigentlich wollte ich gar nicht hier sein. Viel lieber hätte ich mich mit Jared irgendwo verschanzt.
Natürlich entschieden sie sich für typisches Männer-Gemetzel, 'Immortal- Krieg der Götter', mit einer romantischen Komödie hätte ich auch kaum rechen können. Nachdem wir die Karten in Händen hielten, stellten sie sich für Popcorn und Getränke an, Jared wollte mir was mitbringen, so setzte ich mich auf eine der Bänke und wartete. Die anderen waren bei bester Laune, doch Embry sah ich an, wie sehr es an ihm nagte, doch ging er mir aus dem Weg, wo es nur ging. Ich hoffte, er würde zur Besinnung kommen und Jakes krankes Spielchen durchschauen, früher oder später.
Jake schlenderte auf mich zu und setzte sich ungefragt zu mir, ich war gerade im Begriff aufzustehen als ich seine Absicht erkannte, fest zog er an meinem Arm und ich fiel wieder zurück auf die Bank. „War das vorhin eine Einladung für heute Nacht?“ Flüsterte er und spielte auf meine kleine Mittelfingergeste an. „Jake, geh', bevor ich mich vergesse.“ Flüsterte ich möglichst leise, dass niemand es mitbekam. Jared drehte sich zu uns, den Jake in keinem Moment aus den Augen ließ, jetzt gab er meinen Arm frei und ich konnte mich vom Acker machen. Bewaffnet mit allem, was man für einen Kinobesuch brauchte, betraten wir den Saal und suchten unsere Plätze. Ich betete zu Gott, dass ich nicht neben Jake sitzen musste, denn ich hatte eine tödliche Waffe bei mir, einen Strohhalm, so würde er wahrscheinlich der Erste sein, der tödlich durch einen Strohhalm verletzt werden würde. Aber Fortuna war gnädig mit mir, so saß Jake am anderen Ende, ich atmete erleichtert aus. Zwar war dieser Film jetzt nicht einer, der mich brennend interessierte, aber so konnte ich entspannt vor mich hin dösen, ohne einen Blutdruck von über zweihundert. Langsam ließ ich mich in den bequemen Sitz gleiten, noch bevor der Film anfing, legte Jared seinen Arm um mich und die Welt war für mich wieder in Ordnung. Ich kuschelte mich an ihn und klaute sein Popcorn, grinsend küsste er meine Wange.

Nach fast zwei Stunden Götter- Krieg, Hauen, Stechen und Totmachen lief der Abspann. Ich begann auf meinem Sitz hin und her zu rutschen. Ein Liter Cola in zwei Stunden Kino forderte seinen Tribut. Ich sah die Reihe entlang, ob sie sich nicht langsam erheben wollten, aber sie blieben sitzen. „Ich muss. Bin gleich wieder da.“ Mit verkniffenen Blick sah ich Jared an, er lachte und nickte. Eilig stand ich auf und fädelte mich zwischen die anderen Leute. Zum Glück musste ich auf der Toilette nicht anstehen, das hätte sonst böse geendet.
Als ich wieder heraus trat, standen die anderen schon vor dem Saal und warteten. Jared hielt mir meine Jacke entgegen. „Und meine Tasche?“ Fragend sah ich ihn an. „Hattest du eine mit?“ Überrascht sah er mich an. Ich verdrehte die Augen und joggte in den Saal zu unseren Sitzen, zum Glück war sie noch da. Ich drückte gegen den Griff der Saaltür und im selben Moment wurde sie von der anderen Seite aufgezogen. Wie sollte es anders sein. Jake stand vor mich. Genervt sah ich ihn an und wollte gerade meine Ärmel runter schieben, um meine Jake anzuziehen. Da fiel Jake das Armband auf. Er griff meine Hand und sah es sich genauer an, erst belächelte er es, was mich ziemlich sauer machte, aber dann fiel seine Blick auf den Anhänger und er las die Worte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, sein Griff wurde fester.
Er kannte die Bedeutung dieser Worte, wie weitreichend sie waren und so wie es aussah, machte es ihn fuchsteufelswild. Er funkelte mich an, holte Luft und wollte etwas sagen, doch wollte ich nichts von ihm hören, mit aller Kraft entriss ich ihm meine Hand und legte einen Schritt zu. Schnell zog ich meine Jacke an, ich sah die anderen in einiger Entfernung, sie waren gerade im Begriff das Kino zu verlassen. Jake holte auf, hielt mich am Arm fest und riss mich herum. „So wirst du immer nur eine zweitklassige Hure bleiben.“ Zischte er. Das Maß war voll, das musste ich mir nicht von ihm sagen lassen, meine Wut schwappte über wie in einem zu vollen Glas. Es war wie im Affekt. Jetzt verstand ich die Menschen, die aus einer Situation heraus töteten. Ich ballte meine Faust und sie schnellte in sein Gesicht. Ich traf ihn volle Breitseite und er hatte damit nicht gerechnet. Ein lautes Knacken ließ mich wissen, dass es im nächsten Moment echt schmerzhaft werden würden, denn ging das Knacken nicht von seinem Wangenknochen aus, sondern von meiner Hand, doch war es die Genugtuung, die ich in diesem Moment mehr als brauchte.

Noch ehe ich meine Hand wieder unter Kontrolle hatte, durchzuckte mich der Schmerz. Hilfesuchend sah ich zu den anderen, beugte mich nach vorn und hielt meine Hand. Jareds Blick sprach Bände, er sah so aus als wollte er seinen Augen nicht trauen, was sich gerade ereignete, auch Paul, Sam und Embry hatten meinen Ausraster mitbekommen und sahen verwundert in meine Richtung. Jake rieb sich die Wange, doch belächelte er meinen Versuch, ihm weh zu tun. Jared joggte auf uns zu, sein Blick war stinkwütend, kurz bevor er uns erreicht hatte. Musste Jake noch einen drauf setzen. Er grinste Jared an. „Und, hat sie dir auch so den Rücken zerkratzt?“ Entsetzt sah ich Jake an, er hatte es getan, er hatte mich vernichtet. Er hat mir alles genommen, was mein Leben ausmachte. Lachend wand er sich ab und wollte gehen .Jared stand mir gegenüber. Ich sah, wie er über Jakes Worte nachdachte. Ich konnte fast sehen wie ihm das Bild vom Strand mit Jakes geschundenem Rücken durch sein Gedächtnis zuckte und ich sah, wie sehr es ihn traf, er sah mich völlig entsetzt an und schüttelte den Kopf. Ich konnte fast hören, wie sein Vertrauen mir gegenüber zerbrach oder war es doch sein Herz? Aber so wie das pure Entsetzen in seine Augen trat, schob der Wunsch des Tötens sich davor.
Jake hatte uns noch nicht ganz den Rücken gekehrt, als Jared herumfuhr und ihm so eine gönnte, dass er fast ins Taumeln geriet und das Knacken, was ich jetzt vernahm, ging definitiv nicht von Jareds Hand aus. Es war Jakes Kiefer. Es dauerte einen Moment, bis er kapierte wie ihm geschah und dann gab es kein Halten mehr, sie gingen auf einander los wie die Berserker. Es war, als hätten beide nur auf so eine Chance gewartet. Noch ehe die anderen zur Stelle waren, hagelte es Faustschläge. Ich versuchte, dazwischen zugehen, doch schubste Jared mit ziemlich unsanft zur Seite, damit ich nicht noch etwas abbekam. Obwohl ich es mehr als verdient hätte. Paul versuchte, Jared zur Seite zu schieben, Sam und Embry versuchten, Jakes Arme festzuhalten, doch legten alle beide Bärenkräfte an den Tag, dass fast niemand damit fertig wurde. Seth und Quil standen mit offenen Mündern daneben und konnten nicht glauben, was sie sahen. Wieder und wieder versuchten die anderen, sie auseinander zu bekommen, aber sie waren wie von Sinnen. Mittlerweile hatte Jake eine anständige Platzwunde über dem Auge und Jared an der Lippe, doch selbst das konnte sie nicht stoppen.
Ich stand hilflos daneben, ich war machtlos, ich hatte verloren was ich liebte, davon war ich überzeugt. Noch nie hatte ich vorher so einen Ausdruck in Jareds Augen gesehen. Genau so gut hätte ich ihm selber das Genick brechen können, wäre aufs Selbe hinausgelaufen. Jetzt besann sich Seth und half Paul, Jared wegzuzerren. „Seid ihr von allen guten Geister verlassen!?“ Brüllte Sam los. Er und Embry schafften Jake nach draußen. Während Paul und Seth versuchten, Jared zu beruhigen. Ich war versucht, mich in Luft aufzulösen. Wutschnaubend sah Jared Jake hinterher, ich hätte wetten können, dass sie noch nicht miteinander fertig waren. Schuldbewusst sah ich Jared an. Aus seinem Blick sprach der blanke Hass, seine Hände waren blutverschmiert. Was hatte ich ihm nur angetan. Jetzt sah er mich an, doch konnte ich seinem Blick nicht standhalten, ich schloss die Augen und senkte den Kopf. „Was war los?“ Hörte ich Paul keuchen, der noch ordentlich außer Atem war. Als ich wieder aufsah, kapierte ich, dass die Frage an mich gerichtet war. Ich schüttelte den Kopf und setzte mich langsam in Bewegung. Als ich vor dem Kino stand sah ich, wie sie Jake ins Auto verfrachteten. Meine Hand tuckerte und tat grauenhaft weh, langsam nahm sie eine bläuliche Färbung an und wurde zusehends dicker. Quil joggte an mir vorbei zurück ins Kino. „Das kann ja 'ne spaßige Fahrt werden.“ Geräuschvoll atmete ich aus und ging zum Wagen. Jakes Blick war noch immer rasend vor Wut. Ihn hatten sie hinten eingepfercht und Embry saß neben ihm und sein Blick bat mich um Verzeihung, ich nahm Platz und drehte meinen Kopf nach vorn, jetzt hatte ich andere Probleme. Quil kam zurück und quetschte sich zu Embry und Jake. In einiger Entfernung sah ich die anderen kommen. Jared parkten sie vorne neben Sam, Paul und Seth setzten sich neben mich. Die Türen schlossen sich, bis auf das schwere Atmen war nichts zuhören.
Dann ergriff Sam das Wort. „Was war los?“ Seine Stimme klang ruhig, aber todernst. Niemand verlor ein Wort. Erst sah er Jared an, der aus der Seitenscheibe guckte, dann wanderte sein Blick zur mir, auch ich sah zum Fenster hinaus und selbst Jake, die alte Petze, hielt seine Klappe und verlor kein Wort. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er mich vor den Ahnungslosen als Schlampe dargestellte hätte. „Gut, wie ihr meint.“ War alles was Sam dazu sagte, aber ich wusste nicht ob das Thema damit durch war. „Dann fahren wir jetzt ins Krankenhaus.“ Knurrte er. Es ließ Jared schnaufen. „Irgendwelche Einwände?“ Sam sah Jared an, aber er sah nach wie vor aus dem Fenster und schüttelte kurz den Kopf. Sam startete den Wagen und fuhr los. Erst herrschte Totenstille im Auto. Bis Jake „Pussy“ von der Rückbank fauchte. Ich hatte keine Ahnung, ob er mich oder Jared damit meinte. Aber Jared war derjenige, der reagierte. Er schwang sich durch die Sitze, um erneut auf Jake loszugehen. Halb lag er über Paul und mir und griff an uns vorbei nach hinten, Jake kam ihm nur zu gerne entgegen. Ein paar Mal musste ich echt den Kopf einziehen, dass ich nicht Jareds Ellenbogen abbekam. Paul und ich versuchten, ihn wieder nach vorn zuschieben. Er hatte Kraft, dass war nicht zu glauben, dabei hatte ich immer gedacht, wenn es mal so weit kommen sollte, würde er den Kürzen ziehen, aber dem war nicht so. Erst als Sam in die Eisen ging, schafften es Paul und ich, ihn wegzuschieben. Jetzt platzte Sam der Kragen. „Wenn ihr nicht auf der Stelle mit dieser Kinderkacke aufhört, lauft ihr nach Hause!“ Immer noch schnaubend vor Wut setzte Jared sich wieder nach vorne. „Schnall' dich gefälligst an.“ Raunzte Sam und Jared gehorchte.
Keine zehn Minuten später hielt er auf dem Parkplatz des Krankenhauses. Wir stiegen aus, die anderen waren darauf bedacht, dass Jake und Jared sich nicht zu nah kamen. In der Notaufnahme meldete Sam sie an. Aber wir mussten noch in der Wartehalle Platz nehmen. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Wir saßen alle in einer Reihe, Jake an dem einen Ende, Jared am anderen und Sam tigerte hin und her, sollte auch nur einer der beiden auf die Idee kommen, sich den anderen noch einmal vorzuknöpfen, würde er ihnen zuvor kommen.
Ein Pfleger betrat die Halle. „Jacob Black, bitte.“ Jake stand auf und Sam begleitete ihn. Keine fünf Minuten später wurde Jared aufgerufen. Der Pfleger sah meine Hand, die Farbe und die Schwellung war jenseits von Gut und Böse. „Das sollten wir uns auf jeden Fall ansehen.“ Bestand er. „Kommen Sie gleich mit.“ Gesenkten Hauptes schlich ich Jared hinterher. Er brachte uns ins Behandlungszimmer und verließ es mit den Worten, „Der Doc ist gleich bei Ihnen.“ Dann schloss er die Tür.
Ich sah Jared an, sein schönes Gesicht hatte ordentlich was abbekommen. Er setzte sich und starrte vor sich auf den Boden, wenn er mich wenigstens angeschrien hätte, aber er ignorierte mich und würdigte mich keines Blickes, was ich als viel schlimmer empfand. Würde er mich anschreien, würde ich wissen, dass er noch etwas für mich empfand, doch so war er undurchschaubar für mich. Es war meine gerechte, unausweichliche Strafe. Es kam mir vor, als würden wir eine gefühlte Ewigkeit hier sitzen. Endlich kam der Doc. Erst knöpfte er sich Jared vor, da er um einiges schlimmer aussah. Seine Lippe musste genäht werden und so wie es sich anhörte, schien auch seine Nase gebrochen. Nachdem seine Lippe zusammen geflickt war, widmete der Doc sich mir. „Oh oh.“ sagte er, als er sich meine Hand ansah. „Die müssen wir röntgen.“ Er nahm mich mit in ein Nebenzimmer, keine zwei Minuten später war ich wieder zurück, kurz drauf kam der Doc mit dem Bild und klemmte es an die Wand, schaltete das Licht an. Selbst ich als Laie sah, wo sie gebrochen war. „Na, Sie machen aber keine halben Sachen.“ Murmelte er. „Dreifach gebrochen. Das haben wir nicht oft. Ist ihnen da ein Truck drüber gefahren? Die muss auf jeden Fall in Gips.“ Genervt schloss ich die Augen. „Ich schicke jemanden.“ Und er verschwand. Obwohl Jared schon durch war mit seinen Untersuchungen, blieb er. Eine Schwester kam und gipste meine Hand ein, als sie fertig war, verließen Jared und ich das Zimmer, auch Jake war schon wieder zurück, man sah dass die Platzwunde über seinem Auge auch genäht wurde. Er sah aus, als hätte er Mumps, so wie es schien, war sein Kiefer tatsächlich gebrochen, doch dann hörte ich, wie Sam sagte, dass er nur angebrochen wäre. ´Schade´, dachte ich und frage mich, ob es erfolgreich wäre, wenn er nochmal einen drauf bekäme. Dafür würde ich auch eine zweite Gipshand in Kauf nehmen.
Verpflastert und zusammengeflickt machten wir uns auf den Weg zum Auto. Auf der Rückfahrt verlor keiner ein Wort, auch blieben Jake und Jared da, wo sie waren. Die Stunde zog sich wie Kaugummi.
Endlich hatten wir es geschafft, Sam parkte den Wagen. Wir stiegen aus, die anderen waren schon ein Stück vor, da fasste ich sanft um Jareds Arm und hielt ihn fest. Ich wollte auf Knien vor ihm rutschen und ihm sagen, wie unglaublich leid es mir tat. Kurz sah er mich an, der Schmerz und die Enttäuschung, die aus seinen Augen sprach, trafen mich so hart als hätte man es mir angetan. Es ließ mich zusammenzucken. Mein Herz zog sich zusammen, ich fühlte seinen Schmerz. Auch fühlte ich in diesem Moment, wie wir den Abgrund hinunter stürzten, der näher jagende Boden kam auf uns zu und wir drohten zu zerschellen.
Er wandte sich von mir ab, entzog mir seinen Arm und folgte wortlos den anderen. Ich sah ihm nach und mein Selbsthass wuchs mit jedem Meter, den er sich von mir entfernte. Mit hängendem Kopf ging ich nach Hause. Jake hatte die Tür nur angelehnt, ihm war klar, dass meine Zeit bei den anderen abgelaufen war und ich wieder hier schlafen musste. So sehr mich Jareds Anblick verletzte und mir zusetzte, ich war nicht in der Lage zu weinen, noch nicht. Zu groß war die Wut auf Jake. Ich knallte die Haustür, ging in mein Zimmer und knallte auch diese Tür. Dann ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte an die Decke, hätte ich geahnt wie dieser Tag enden würde, wäre ich aus Seaside nie zurückgekehrt.

Meine Zimmertür öffnete sich, ich starrte weiter an die Decke und schenkte dem keine Beachtung. Langsam kam Jake näher und setzt sich neben mich aufs Bett, ich drehte ihm den Rücken zu. Es fühlte sich an, als hätte ich keine Kraft mehr. Dreist wie er war, legte er seine Hand auf meine Seite, als wollte er mich trösten über das Desaster, was er angezettelt hatte.. „Nimm sie weg, sonst beiße ich sie dir ab!“ Zischte ich. „Jetzt steht uns nichts mehr im Weg.“ Flüsterte er. War das zu glauben? „Wenn ich dir mit dem Gips einen mitgebe, glaub' mir, dann hat dein Kiefer es hinter sich.“ Knurrte ich weiter. Doch machte er keine Anstalten, mein Zimmer zu verlassen. Ich fuhr hoch und schlug seine Hand weg, dann stand ich auf auf ging zu meinem Schrank, suchte mir Schlafklamotten zusammen, verschwand im Bad und schloss ab. Wenn nötig, würde ich hier schlafen. Nachdem ich fertig fürs Bett war, öffnete ich leise die Tür und sah um den Türrahmen in mein Zimmer. Zum Glück war er weg, schnellen Schrittes trat ich ein und verschloss die Tür hinter mir. Ich löschte das Licht und legte mich ins Bett. Sobald ich die Augen schloss, sah ich Jared Gesicht vor mir, das von einem nie dagewesenen Schmerz erzählte. Es quälte mich und ließ mich verzweifeln, doch war es das, was ich verdient hatte. Ich hatte ihm Schlimmstes angetan, nie könnte ich es wieder gut machen, davon war ich überzeugt.

Chapter 11



Chapter 11

Die Nacht dauerte ewig. Doch selbst als das Licht die Nacht vertrieb, fühlte es sich nicht anders an. Das Wetter spiegelte mein Inneres wieder, es war grau, wolkenverhangen und windig. Ich hatte nicht eine Minute geschlafen und fühlte mich, als wäre ich einer der schrecklichsten Menschen auf Erden. Zum fünfhundertsten Mal drehte ich mich auf die Seite und fuhr mit den Finger über das Armband. Welches mir meine Schande immer klarer und deutlicher vor Augen führte. Schlapp setzt ich mich auf die Bettkante, die Wut über mich und Jake war noch wie in der ersten Minute spürbar. Meine Hand tuckerte und tat weh, doch durch diesen Schmerz wurde der andere erträglich.
Ich raffte mich auf und zog mich an, was mit nur einer Hand echt zum Problem wurde. Ich scheiterte am Hosenknopf meiner Jeans, wutentbrannt rupfte ich sie wieder runter und mit einem lauten „Ahhhh“ feuerte ich sie in Ecke, griff erneut in den Schrank, mit einer Jogginghose ging es besser. Dann schlurfte ich ins Bad, wusch mich und putze mir die Zähne, alles dauerte länger als gewohnt, schlussendlich versuchte ich mir einen Zopf zu machen. Selbst als ich nur eine Fingerspitze der eingegipsten Hand zur Hilfe nehmen wollte, durchzuckte mich der Schmerz und ich ließ alles fallen. Eine Hand hielt ich mir vors Gesicht und atmete tief ein und aus. Ich schwankte sekündlich zwischen abgrundtiefer Traurigkeit und kurz vorm Explodieren stehen. Jedes Mal wenn meine Gedanken abschweiften, sah ich Jareds Gesicht, wie ihm Jakes Worte klar wurden. Es war als hielte ich ihm eine Waffe an den Kopf und in dem Moment als er verstand was Jake aussprach, drückte ich ab. Es kam für mich nicht wirklich überraschend, es war klar, dass Jake es irgendwann raus hauen würde, es war der lang befürchtete Einschlag. Auf der einen Seite war es gut, dass es gesagt wurde, so hatte Jake nicht länger ein Druckmittel gegen mich in der Hand. Doch die Art wo, wie und durch wen Jared es erfahren musste, war nicht die feine englische Art. Meine Feigheit war zum Kotzen und somit verdiente ich, was mich jetzt ereilte.
Mit hängendem Kopf ging ich in die Küche, versuchte Kaffee zu kochen und brach mir anständig einen ab. Dann aber doch erfolgreich, mit dem Kaffee in der Hand ging ich ins Wohnzimmer und machte den Fernseher an. Normaler Weise wäre ich jetzt rüber zu Sam und den anderen gegangen. Doch sollte ich es mir fürs erste aus dem Kopf schlagen. Ich wollte Jared nicht unnötig quälen und hoffte, dass wenn ich ihm Zeit und Ruhe gab, er mir irgendwann vielleicht, nicht verzeihen konnte, aber meine Anwesenheit für ihn ertragbar wäre. Ich klammerte mich an meine Tasse, sah aus dem Fenster und hörte wie Jake aus seinem Zimmer kroch. Ich schenkte ihm keine Beachtung, es war meine gerechte Strafe, dass ich mit ihm das Haus teilen musste. Als er aus dem Bad kam, warf er sich neben mich auf die Couch.
„Hey Blauauge.“ Flüsterte er. Mit verachtendem Blick sah ich ihn an. „Wer ist hier das Blauauge?“ Sein Gesicht schimmerte in sämtlichen Farben des Regenbogens. „Du siehst aus, als hättest du gestern endlich mal das bekommen, was du verdienst hast.“ Meine Stimme klang tonlos, sein Anblick brachte mir nicht die Genugtuung, die ich erhofft hatte, der Preis, den ich dafür zahlen musste, war einfach zu hoch. Er sah mich an und nickte. „Du bist es wert.“ Kopfschüttelnd wanderte mein Blick erneut zum Fenster und ich ging darauf nicht ein, es wäre sinnlos. Seine Anwesenheit war für mich nahezu unerträglich, ich stand auf und zog meine Schuhe an, kämpfte mich in meine Jacke, doch am Reißverschluss scheiterte ich erneut. „Ich helf' dir.“ Jake stand schon und trat einen Schritt auf mich zu. Mit meiner gesunden Hand hielt ich ihn auf Abstand. „DU.....hast mir schon genug geholfen.“ Böse funkelte ich ihn an. Sein Blick wurde verständnislos, es machte den Eindruck, er war überzeugt, mir einen Gefallen getan zu haben. Ich ließ die Jacke offen, trat zur Tür hinaus und knallte sie hinter mir zu. Ohne zu wissen wo ich hin wollte oder sollte, ging ich zum Strand. Nie hatte ich mich so schrecklich verloren gefühlt, in meinen Gedanken versunken ging ich ein Stück, ich fing an zu laufen, jetzt rannte ich, als könnte ich allem davonlaufen. Nach der Hälfte des Strandes war ich völlig außer Atem, ich ließ mich in den Sand fallen. Dann brach es über mich herein, jetzt da ich allein war, endlich konnte ich weinen, um dass was ich verloren glaubte, was mir schrecklich fehlte, in dessen Arme ich mich sehnte. Das Schluchzen schüttelte mich, doch riss es nicht ab. Wir waren gefallen und mit einem nicht erklärbaren Schmerz aufgeschlagen. Abgesehen, dass ich mir sehnlichst wünschte, alles ungeschehen zum machen, wäre der Tod die Erlösung, nach dem mein Herz verlangte. Mit jeder vergangen Minute wog es schwerer, es zog sich zusammen, um mit jeder Lockerung zu zerspringen. Ich umklammerte meine Beine, vergrub das Gesicht und wippte langsam vor und zurück. Noch immer wurde ich von weiteren Schluchzern geschüttelt. Ich hatte es verdient, so wie ich jetzt fühlte, geschah mir recht. Tiefer versank ich in meinen Selbsthass. Doch hatte sich die unbändige Wut gelegt, bleierne Trauer lag auf meiner Seele und machte das Atmen zusehends schwerer, sie schien mich zu erdrücken.

Wie aus dem Nichts legten sich unerwartet warme Arme um meine Schultern, mit tränennassen Augen sah ich auf und nahm verschwommen Embrys mitfühlendes Gesicht wahr. Es waren keine Worte nötig, rettend warf ich meine Arme um seinen Hals und ab da gab es kein Halten mehr. Fest drückte er mich an sich und hielt mich zusammen. „Verzeih mir.“ Flüsterte er. Ich konnte nicht antworten, leise weinte ich vor mich hin. Sanft und beruhigend wog er mich hin und her. Lange Zeit hielt er mich fest und war mein Embry, den ich liebte und mehr denn je brauchte. Allmählich versiegten die Tränen, doch nicht weil die bleierne Traurigkeit ertragbarer wurde, es waren keine Tränen mehr da, die ich hätte vergießen können. Seine Umarmung lockerte sich und ich lehnte mich erschöpft an seine Schulter.
„Wie geht’s ihm?“ Meine Stimme klang heiser und ich hätte mir die Frage wahrscheinlich auch selbst beantworten können, doch fragte ich ihn trotzdem. Embry sah mich an, sein Blick ließ nichts Gutes hoffen. Er schüttelte nur den Kopf. „Kann ich es irgendwann wieder gut machen?“ Wenn ich mir auch diese Frage hätte selbst beantworten können, so musste ich es doch los werden. „Ich weiß es nicht.“ Flüsterte Embry, ich hatte damit gerechnet, nur ist es etwas anderes, ob man es sich dachte oder ein anderer es aussprach, es hatte fast etwas Endgültiges. Wenn ich mir Embry ansah, bestätigte es meine schlimmsten Befürchtungen. Es schien, als gäbe es für mich keinen Weg zurück. Ich schloss die Augen und atmete langsam ein und aus. Müde gähnte ich, die durchmachte Nacht hatte Spuren hinterlassen. „Hast du überhaupt schlafen können?“ Fragte Embry. Ich schüttelte den Kopf und sah aufs Meer, dunkle Wolken waren im Anmarsch und zogen eilig auf uns zu. „Vielleicht solltest du versuchen, ein bisschen Schlaf nachzuholen.“ Murmelte er und nahm meine Hand. Ich sah zu, wie er sie sanft streichelte. „Du hast wahrscheinlich Recht.“ Flüsterte ich. Er raffte sich auf und zog mich hoch. Wir machten uns auf den Weg zurück, erschöpft und totmüde taumelte ich neben ihm her. Erst als er seinen Arm um mich legte, konnte ich einigermaßen geradeaus laufen. Als wir um die Ecke bogen, konnten wir die Häuser sehen, mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Ich sah, wie Jake aus dem Haus kam und stöhnte laut. Fast im selben Moment, als er die Haustür schloss, öffnete sich Sams Haustür und Jared trat heraus. Beim seinem Anblick erinnerte mich mein Herz, wie schlecht es ihm ging, meine Hände zitterten. Doch wurde mir erst jetzt bewusst, was im Begriff war sich zu wiederholen.
Es war fast, als hätte man den Knall hören können, als Jake und Jareds Blicke sich trafen. Embrys Arm glitt von meiner Schulter, er war auf alles gefasst, angespannt aufs Allerschärfste, wenn es nötig wäre würde er einen Sprint hinlegen. Jake tat entschlossen einen Schritt auf Jared zu und sagte etwas, was ich nicht verstehen konnte. Als Jared den ersten Schritt tun wollte, öffnete sich die Haustür erneut, zum Glück war es Sam, er sah Jared, schien seinen Blick richtig zu deuten, dann sah er um die Ecke der Tür, wie Jake auf ihn zukam. Sam packte Jared und beförderte ihn in einer affenartigen Geschwindigkeit zurück ins Haus. Dann kam Sam raus und sprach kurz mit Jake. Embry war anzusehen wie die Anspannung von ihm abfiel. Jake drehte wieder um und ging zurück, sein Blick blieb für einen Moment an uns hängen, doch unbeirrt ging er wieder ins Haus.
„Jared hat tolle Arbeit geleistet.“ Flüsterte ich und spielt auf Jakes Gesicht an. Embry kicherte. „Stimmt.“ Etwas verunsichert trat er von einem Fuß auf den anderen. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. „Ich würde dich nur zu gerne mitnehmen nach Hause.“ Sagte er leise. „Ist schon okay.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. Es wäre keine gute Idee, es war einfach noch zu früh für ein Aufeinandertreffen, ohne die Möglichkeit der Flucht. „Mach' dir um mich keine Sorgen, kümmere dich lieber um ihn.“ Sanft strich ich über Embrys Arm, schenkte ihm ein gequältes Lächeln und machte mich auf den Weg nach Hause.

Ich öffnete die Tür, schoss meine Schuhe in die Ecke und entledigte mich meiner nassen Jacke. Ich war versucht mich auf der Couch nieder zulassen, von Jake war nicht zusehen, doch würde es nur Minuten dauern, bis er sich wieder aufdrängen würde und ich war einfach zu müde, um mich zu wehren. Seine Widerstandskraft war zermürbend, er war gegen jede Ablehnung die von mir ausging, völlig resistent. War das seine Taktik, wollte er mich so kleinkriegen?
Müde entschloss ich mich dann doch für mein Bett. Ich schloss die Tür, krabbelte in mein Bett und zog mir die Decke bis an die Ohren. Dieses Mal dauerte es nur Minuten bis mich Schlaf erlöste.

Ich hatte keine Ahnung wie lange ich geschlafen hatte, das Wetter war so düster, dass ich daran nicht fest machen konnte wie spät es war. Mit dem Gesicht lag ich zur Wand, doch der Trauer zum Trotz, fühlte ich mich jetzt beschützt, es war wunderbar warm und ich war fast versucht, erneut einzunicken, als mich genau dieses Gefühl misstrauisch werden ließ. Langsam drehte ich meinen Kopf und was ich sah, hätte mich fast ausrasten lassen. Als wäre es das Normalste der Welt, lag Jake hinter mir, er schien auch zu schlafen. Seine selbstverständliche Dreistigkeit war nicht mehr zu überbieten.
Langsam setzte ich mich auf, dann kniete ich mir vorsichtig vor ihn hin. Eine meiner Hände positioniert ich an seiner Schulter, die andere an seiner Hüfte. Ich hoffte der Schmerz in der Gipshand würde sich in Grenzen halten. Jetzt nahm ich alle meine Kraft zusammen und beförderte ihn aus dem Bett, mit einem lauten Rumsen landete er ziemlich unsanft auf dem Boden der Tatsachen und riss die Augen auf. Ich biss meine Zähne zusammen, da das Pochen doch schlimmer war als befürchtet. Ziemlich angesäuert sah Jake mich an. „Was soll das?“ Knurrte er. „Das könnte ich dich fragen.“ Zischte ich zurück und atmete noch immer gegen den Schmerz an. „Stell' dich nicht so an, hab mich doch nur zu dir gelegt, deine Klamotten haste ja noch an.“ Seine Stimme klang etwas schuldbewusst, aber in keinem Fall reumütig. „Ich habe dich aber nicht darum gebeten.“ Böse funkelte ich ihn an, kletterte aus dem Bett und ging in die Küche. Ich sah in den Kühlschrank, gähnende Leere. Bis auf ein paar Dosen Cola war da nix mehr drin. Wenn Jake mich nicht zu Tode quälen würde, würde ich den Hungertod sterben, das waren Aussichten.

Es klopfte an der Tür, schnellen Schrittes eilte ich hin. Sam sah mich ernst an. „Könnt ihr beiden bitte mal rüber kommen.“ Bat er. Ich nickte, er drehte sich um und verschwand. Mir wurde schon ein bisschen anders bei dem Gedanken, doch zog ich meine Schuhe an und schnappte meine Jacke. „Ey! Trab an, wir sollen rüber kommen.“ Brüllte ich wenig charmant in Jakes Richtung. Er kam aus meinem Zimmer und hielt sich den Rücken, so wie es aussah hatte er sich bei dem kleinen Salto aus dem Bett weh getan, 'gut so' freute es mich. Ohne auf ihn zu warten, warum sollte ich auch, machte ich mich auf den Weg, mit jedem Schritt ging es mir schlechter. Vor Sams Haus angekommen blieb ich stehen und versuchte, mich auf dass, was mich erwarten würde vorzubereiten. Ein letztes Mal holte ich tief Luft und öffnete die Tür. Sam und Jared saßen im Wohnzimmer, Jared hatte die Arme vor der Brust verschränkt, nicht ein Mal sah er auf, er starrte nur vor sich hin. Wieder war ich versucht mich vor seine Füße zuwerfen und um Verzeihung und Gnade zu flehen. Leise schloss ich die Tür.
„Setz' dich.“ Sams Stimme klang ganz ruhig. 'Aber wohin?', dachte ich. Da es keine gute Idee wäre, wenn Jake neben Jared sitzen würde, nahm ich neben ihm Platz. Tief holte ich Luft und merkte dass mein Herz schneller schlug. Nervös friemelte ich an dem Reißverschluss meiner Jacke. Endlich traf auch Jake ein, der etwas steif ging. „Oh, Rückenschmerzen?“ Fragte Sam. „Hab mich irgendwie verlegen.“ Knurrte Jake und warf mir einen bösen Blick zu, es ließ mich grinsen. Aus dem Augenwinkel sah ich wie sich Jareds Armmuskeln bei Jakes Anblick, anspannten. Es fühlte sich so schrecklich an neben Jared zu sitzen, wissentlich, wie sehr es ihm widerstrebte. Jake ließ sich langsam neben Sam nieder, so, und jetzt wären wir alle da. Sam stützte seine Arme auf die Knie, einen Moment überlegte er. Mir wurde mit jedem Moment unwohler und hätte ich was im Magen gehabt, hätte ich im hohen Bogen gekotzt. Tief holte er Luft, „Wegen gestern.“ Begann er. „Da keiner von euch mit der Sprache 'raus will, habe ich einfach mal Eins und Eins zusammen gezählt.“ Durchdringend sah er mich an. „Aber eigentlich soll es mir egal sein, es geht mich nichts an. Doch so etwas wie gestern, will ich nie wieder erleben, geschweige denn dazwischen gehen müssen.“ Jetzt machte sein Blick die Runde. „Falls es doch der Fall sein sollte, wird es Konsequenzen haben. Für alle von euch. Nur damit dass klar ist.“ Seit ich Sam kannte, ging von ihm eine Autorität aus, die ich bei sonst noch bei niemanden, den ich kannte, erlebt hatte. Somit war keiner versucht, Wiederworte zu geben. Wir nickten brav vor uns hin. „Das war schon alles.“ Sam erhob sich, verließ das Wohnzimmer und ging in die Küche. Konnte die Situation noch ätzender werden? Jared und Jake zogen es jetzt vor, sich mit Blicken zu töten, nette Abwechslung.
Ich war gespannt ob Sams Worte gefruchtet hatten, stand auf verließ das Wohnzimmer und ging ihm nach mit dem Plan, den Kühlschrank zu plündern. Doch als ich ihn öffnete bot sich hier fast dasselbe leergefegte Bild. Mit hilfesuchendem Blick wand ich mich zu Sam. „Ich weiß, wir müssen einkaufen.“ Er rieb sich mit einer Hand durch Gesicht, ihm war anzusehen, dass die Auseinandersetzung der beiden an ihm nagte und er sich Sorgen machte. Ich nickte, sah ich ihn an und schnappte mir einen der letzten Äpfel, ließ ihn in der Jackentasche verschwinden und wollte gehen. Wieder im Wohnzimmer sah ich dass Jake weg war, doch Jared saß noch immer da.
Ich haderte mit mir, konnte ich es wagen, mich zu entschuldigen und ihn wissen lassen, wie unsagbar leid es mir tat, um Verzeihung bitten wäre zu viel verlangt. Schuldbewusst sah ich ihn an und endlich erhob er seinen Blick und sah auch mich an. Binnen Sekunden, jagten mir Tränen in die Augen. Es lag zu viel Enttäuschung in seinem Blick, so dass es mich zusammen zucken ließ. Ihn so zusehen traf mich zutiefst. Ich war mir sicher, dass ich nichts hätte sagen können, was es besser gemacht hätte. So flüsterte ich nur leise, “Wenn ich könnte, würde ich es ungeschehen machen.“ Bevor die Tränen wie Sturzbäche über meine Wange liefen, ging ich schnellen Schrittes zur Haustür und schloss sie leise hinter mir. Dann ließ ich ihnen freien Lauf und sein Schmerz zwang mich in die Knie. Ich hielt mir zitternd die Hände vors Gesicht und schluchzte laut, es brach über mich herein und ich konnte es nicht aufhalten. Ich fühlte mich so hilflos, weder hatte ich ein Zuhause welches mir Schutz bot, noch eine Möglichkeit, die Liebe meines Lebens um Vergebung zu bitten. Der Regen prasselte auf mich nieder und durchweichte meine Klamotten in Minuten. Kraftlos rappelte ich mich hoch, ich hatte keine Ahnung, wo ich hin sollte oder was ich machen könnte. So musste ich doch wieder in die Höhle des Löwen. Langsam schlich ich nach Hause.

Jake saß vor dem Fernseher, kraftlos schlurfte ich an ihm vorbei und wollte in mein Zimmer, die letzten Tränen wischte ich weg, ich wollte aufgeben, es fühlte sich alles so schrecklich an. „Ley.“ Hörte ich ihn ruhig sagen. Ich blieb stehen, doch mein Blick blieb geradeaus gerichtet. Er stand auf und ging auf mich zu. Vorsichtig fuhr er mit seiner Hand über meinen Arm, ich schloss die Augen und es ließ mich zucken. Tief holte ich Luft. Er fasste mich vorsichtig bei den Schultern und drehte mich zu sich. „Sieh' mich an.“ Bat er mich mit ungewohnt sanfter Stimme. War ich tatsächlich so verzweifelt, dass ich mich von meinem schlimmsten Widersacher trösten lassen wollte?
Langsam hob ich meinen Kopf und sah ihn mit vorwurfsvollem Blick an. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich in Erwägung gezogen, dass Jake ein schlechtes Gewissen hatte. Doch ich war mir sicher, er hatte nie eines besessen. Er hob seine Hand, zögernd näherte sie sich meinem Gesicht. Kurz bevor sie meine Wange berührte, drehte ich meinen Kopf zur Seite. „Wenn es deine Absicht war, dass ich dich hasse.“ Traurig sahen ihn meine großen blauen Augen jetzt wieder an und ich legte den Kopf schräg. „Dann hast du erreicht, worauf du gnadenlos hin gearbeitet hast. Es gibt nichts und niemanden auf der Welt, den ich mehr hasse und verachte als dich.“ Mit den letzten Worten schloss ich meine Augen wieder, die Traurigkeit kroch in mir hoch. Mit meinen Worten traf ich voll ins Schwarze. Doch klang meine Stimme ganz ruhig, fast gleichgültig, ich rastete nicht aus oder schrie ihn an, die Leidenschaft konnte ich beim besten Willen für ihn nicht mehr aufbringen.
Seine Hände glitten über meine Arme, hinunter zu meinen Händen. „Du empfindest nicht nur Hass für mich.“ Flüsterte er, aber in seiner Stimme klangen Zweifel. Doch nicht nur seine Stimme gestand sich Zweifel ein, auch sein Blick, jetzt spielte er kein Theater mehr. Er ließ mich hinter die Fassade von Jacob Black sehen. Würde ich außen vor lassen, was er mir angetan hatte, könnte ich vielleicht Mitleid mit ihm haben. „Du gehörst zu mir.“ Flüsterte seine tiefe Stimme fast liebevoll. Langsam schüttelte ich den Kopf. „Jake,... dass habe ich nie und werde es auch nie.“ Es fühlte sich an als könne ich ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit ihm führen. Er sah mich an, in seinen Augen konnte ich lesen wie sehr es ihn traf, als ich es aussprach. Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, nahm ich vorsichtig sein Gesicht in meine Hände. „ Bitte versteh' es endlich.“ Langsam Wort für Wort sprach ich es aus und hoffte, er würde es endlich begreifen. „Ich empfinde nichts für dich. Geschweige den dass ich dich lieben könnte.“ Sein Atem wurde schwer und er schloss die Augen, so sah ein verzweifelter Jacob aus. Doch wehrte er sich gegen meine Worte. „Das glaube ich nicht.“ Seine Stimme zitterte, es tat mir leid, dass ich es ihm so direkt sagte. Doch ich hoffte, er hatte ein Einsehen. „Bitte Jake, du kannst mir nicht nehmen was ich liebe und dich dann als Ersatz anbieten. Wer möchte schon gerne zweite Wahl sein.“ Ich versuchte ihm vor Augen zuführen, wie unschön es wäre. „Ich wäre gerne deine zweite Wahl.“ Sein verzweifelter Versuch, dass ich ihn in Erwägung ziehen würde, selbst als Ersatz, zeigte mir dass er nicht aufgeben konnte, es war fast als flehte er um meine Zuneigung. Da ich ein Gewissen besaß, meldete es sich, doch nicht, dass ich Jakes Flehen nachgeben sollte, es wäre falsch, dass zu tun. „Du bist es wert, geliebt zu werden, aber kann nicht ich diejenige sein.“ Langsam glitten meine Hände von seinem Gesicht. Er fing sie auf, seine schönen dunkelbraunen Augen und sein geschundenes Engelsgesicht zeigten mir das erste Mal seine aufrichtigen Gefühle und es tat mir leid, ihn so zu sehen. Jetzt empfand ich Mitleid für ihn.
Er legte meine Hände um seinen Hals und beobachtete mich genau. Fest hielt ich seinem Blick stand, als er fast sicher war, dass ich ihm meine Hände nicht entziehen würde, wanderten seine meine Seiten entlang und umschlossen mich. Näher zog er mich zu sich. „Mach' es dir nicht unnötig schwer.“ Flüsterte ich. Ganz langsam neigte er sein Gesicht zu mir. „Du machst es uns unnötig schwer.“ Hauchte er und war mir so nah, dass ich seine Verzweiflung fast fühlen konnte. Seine perfekten warmen Lippen waren nur einen Hauch von mir entfernt.
Was tat ich hier? War ich von allen guten Geistern verlassen? Entsetzt über mich selbst ließ ich meine Arme von seinen Schultern gleiten und trat einen Schritt zurück. Er war nicht bereit zu akzeptieren, wie die Dinge nun mal waren. „Ley.“ Flüsterte er. „Lass deinen wahren Gefühlen nur einmal freien Lauf. Ich weiß, du empfindest etwas für mich.“ Da seine Umarmung mich noch nicht frei gegeben hatte, zog er mich langsam wieder näher. Ich begann zu überlegen, was wäre wenn. Was wäre wenn Jared mir tatsächlich nie verzeihen könnte, ihm gehörte meine aufrichtige Liebe. Könnte ich Jake einen Platz einnehmen lassen, den selbst er nicht verdient hätte, der sogar unter seiner Würde wäre, als ungeliebter Lückenbüßer, nur um nicht allein zu sein, könnte ich so egoistisch sein? Ich horchte in mich, empfand ich wirklich nichts für ihn? Oder war es die Liebe zu Jared, die alles andere ausblendete? Es war nur ein Augenblick des Zweifelns, doch war ich am falschen Ort, mit einer Person, die es voll ausnutzen würde. Vorsichtig drückte er mich an sich, fuhr mit einer Hand in meine Haare und drehte meinen Kopf zu sich. „Nur einmal.“ Hauchte er und näherte sich erneut. Dann durchfuhr es mich wie einen Blitz, wollte ich ihm wieder die Macht geben, etwas gegen mich in der Hand zu haben?
Noch bevor er seine Lippen auf meine legen konnte, schob ich ihn von mir. Es hatte nicht viel gefehlt und ich hätte mich hinreißen lassen, aus Mitleid. Jetzt spielte ich das was-wäre-wenn-Spiel noch einmal anders herum. Was wäre wenn, Jared mir doch irgendwann verzeihen könnte, dann wäre ich in derselben Situation wie vor ein paar Tagen. Das war es nicht wert. Jakes Blick wurde misstrauisch. Fester schob ich ihn weg und schüttelte den Kopf. „Nein,.....nein.“ Flüsterte ich. Er versuchte mich festzuhalten und sein Griff war so eisern, wie ich es von ihm kannte. „Du kannst es nicht erzwingen.“ Verzweifelt versuchte ich mich heraus zu winden. „Kann ich nicht?“ Wenn seine Stimme immer noch sanft war, so machten mir seine Worte Angst. Mit großen Augen sah ich ihn an und stellte die aussichtslosen Versuche, mich zu befreien, ein. Ich hoffte inständig, dass er es nicht auf einen Versuch ankommen lassen wollte, denn dann würde ich mit wehenden Fahnen untergehen, kräftemäßig war er mir haushoch überlegen. Grinsend sah er mich an. „Nein Jake, das würdest du nicht tun.“ Versuchte ich beschwichtigend auf ihn einzureden. Wenn er nicht mit Worten bekäme was er wollte, würde er sich mit Gewalt nehmen? So hatte ich es noch nie gesehen, hatte ich jetzt eine Wahl die keine wäre?
„Wenn du das tatsächlich in Erwägung ziehen solltest, muss du La Push danach verlassen, ich würde keine Möglichkeit auslassen, dich töten zu wollen.“ Wieder wand ich mich aussichtslos in seinen Armen. „Darauf sollte ich es ankommen lassen.“ Flüsterte er und küsste meinen Hals. Grade hatte ich noch Mitleid mit ihm und jetzt wollte er erzwingen, was ich ihm nicht freiwillig gab. „Hör' auf.“ Meine Stimme wurde lauter. „Jake, hör auf!“ Wieder und wieder versuchte ich ihn wegzudrücken und sein Gesicht wegzuschieben. Seine eiserne Umarmung ließ von mir ab, jetzt schnappte er meine Hände, die zu verhindern versuchten, dass er mich weiter küsste. „Jake, lass den Scheiß!!“ Ich ging in die Knie, doch zog er mich an den Händen hoch. Meine Gipshand pochte grauenhaft, als er mich wieder hochzog hatte ich das Gefühl, er würde sie mir abreißen. Ich schrie auf, ich kniff die Augen zu und biss die Zähne aufeinander, dass ich den Schmerz irgendwie aushalten konnte. Aber da Jake ein netter Sadist war, drückte er mich an die Wand und stellte sein Knie zwischen meine Beine, dass ich nicht mehr nach unten ausweichen konnte und er mich so nicht mehr an den Händen hochziehen brauchte. Seine Großzügigkeit kannte keine Grenzen. Die Wahl, die keine war, wägte ich in Bruchteilen von Sekunden ab. Ich würde mich weiter wehren und würde es unweigerlich darauf hinaus laufen, dass er sich nahm was er wollte oder ich würde drauf einsteigen, um im passenden Moment die Flucht zu ergreifen. Ich schloss die Augen, hörte auf mich zu wehren und holte tief Luft.
Als Jake merkte, dass ich es aufgab, waren seine Hände nicht mehr eisern, sie wurden sanfter, wie seine Küsse. Einen kurzen Moment ließ er von mir ab und sah mich an. Langsam näherte ich mich seinem Gesicht und legte meine Hände auf seine Wangen, sanft legte ich meine Lippen auf seine. Alles in mir sträubte sich, doch ihn ließ es seufzen. „So ist es gut.“ Flüsterte er. Ich hoffte, er würde mich nicht durchschauen. Meine Hände strichen über seine breite Brust, hinunter zu seinem Bauch, sie glitten unter sein Shirt, wieder hinauf zu seinem Rücken. Sanft strichen sie auf und ab. Es gefiel ihm. Meine Verzweiflung wandelte sich in Wut, als ich ihn leise stöhnen hörte. Er wurde immer fordernder. Ich biss ihm in die Lippe und er drückte mich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Wand, mit einem stöhnenden Geräusch wich die Luft aus meinen Lungen, jetzt krallte ich meine Fingernägel in seinen Rücken, ich wollte ihm weh tun. Doch so schien es nicht anzukommen. Er packte meine Beine und zog mich hoch. Ich schwor mir, dass er es bitter bereuen würde. Meine Hände fuhren hoch und ich griff fest in seine Haare. Sein Stöhnen wurde lauter. Wie ich ihn hasste. Er hielt mich fest und war auf dem Weg in sein Zimmer. Verdammte Scheiße, jetzt wurde es richtig ernst. Er warf mich aufs Bett, mit bösem Blick sah ich ihn an und schob mich weiter nach hinten. Von seinem Shirt entledigte er sich schon mal vorsichtshalber, dann folgte er mir. Er kniete über mir und seinen Ausdruck konnte ich nicht deuten. Dann stürzte er auf mich , ich musste überzeugender sein und mich mehr ins Zeug legen, dass ich die Oberhand gewann. Ich legte die grandioseste Schauspielnummer hin. Verlangend küsste ich ihn und zog ihn zu mir, voller gespielter Begierde flüsterte ich seinen Namen, wieder und wieder krallte ich meine Nägel in seinen Rücken, ich drückte ihm mein Gesicht entgegen, seinen Arm zog ich herum und schob ihn erst zur Seite, dann nach unten, dass ich jetzt über ihm war. Auf seinen Hüften nahm ich Platz, noch immer war ich über ihn gebeugt. Oh ja, da fuhr er voll drauf ab. Seine Hände wanderten meine Seiten entlang und krallten sich hinein, fest drückte er mich auf sich, mit geschlossen Augen beschleunigte sich sein Atem, dann griff er mein Oberteil und zog es mir über den Kopf. Jetzt, da er etwas in Händen hielt, das nicht an mir festgewachsen war, witterte ich meine Chance, nur ich musste verdammt schnell sein, noch mal würde ich so eine Möglichkeit nicht bekommen. Ich sprang auf, aber Jake reagierte schnell, eigentlich dachte ich, er wäre so in Ekstase, dass er einen Moment brauchte ehe er kapierte, was abging. Ich stolpert über seine Beine und landete unsanft vor dem Bett, er schnellte vor und griff mein Bein, ohne zu überlegen trat ich seine Hand weg, rappelte mich schnellstens wieder hoch und rannte zur Tür, die zum Glück auf war, wie ein Blitz jagte ich um die Ecke, aus dem Augenwinkel sah ich wie Jake aufsprang. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, auch meine Zimmertür stand auf. Bis zur Haustür hätte ich es nicht geschafft, auf dem Stück hätte er mich eingeholt. So schoss ich in mein Zimmer, knallte die Tür zu und verriegelte sie. Ich hörte wie Jake davor schlug und hoffte, sie würde standhalten. Mein Puls raste und ich keuchte vor mich hin. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte, ich war quasi gefangen.

Mit zittrigen Händen angelte ich ein neues Oberteil aus meinem Schrank und zog es an. Ich konnte noch nicht mal Embry anrufen, mein Handy war in meiner Jackentasche und die lag unerreichbar im Wohnzimmer und mit einem Besuch konnte ich nicht rechnen, da er Jared beistand. Ich wünschte mir eine Machete unter mein Kopfkissen, ohne zu überlegen würde ich sie einsetzten, auch befand sich sonst nichts in meinem Zimmer, was einer brauchbaren Waffe gleich käme. So konnte ich nur abwarten und hoffen. Ich hielt den Atem an und lauschte, ob sich vor der Tür irgendwas tat. Auch hätte ich in den Versucht gewagt durchs Fenster abzuhauen, doch fand Sam es einst sicherer, wenn ein paar Gitter sie zieren würden. So viel dazu. Vor der Tür herrschte trügerische Ruhe. Leise fluchte ich vor mich hin und zerbrach mir den Kopf, wie ich aus er Nummer heil raus kam, doch wollte mir nichts einfallen. Was mich zusehends beunruhigte war, dass ich noch nicht mal etwas zu Trinken in meinem Zimmer hatte. Auch wusste ich nicht ob die anderen Jake zum Essen holen würden, es könnte sein, dass Sam es tunlichst vermeiden wollte, dass Jake und Jared aufeinander treffen. Jetzt war ich davon überzeugt, dass es nicht schlimmer werden konnte.

Seit zwei Stunden saß in meinem Verlies. Es klopfte, erschrocken sah ich auf und hielt die Luft an. Wieder klopfte es, ich hatte keine Ahnung, ob es Jake oder die Rettung war. Auch bekam ich keinen Ton hinaus. „Ley.“ Vernahm ich Jake Stimme, es war fast als würde er meinen Namen singen. „Na komm schon, du kannst nicht ewig da drin bleiben.“ Erinnerte er mich an meine aussichtslose Situation. Meine Atmung wurde immer flacher, dass ich mitbekam was sich vor der Tür tat. „Ley, zeitweise hat es dir doch gefallen.“ Zeitweise? Es machte mich so wütend, dass ich wirklich mit dem Gedanken spielte die Tür zu öffnen, um es auf einen Kampf, auf Leben und Tod ankommen zulassen. Wäre auch nicht ich diejenige die mit dem Leben davon kommen würde, so würde ich keinesfalls kampflos untergehen. Mit den Händen stützte ich meinen Kopf und es ließ mich schnaufen.

Mittlerweile war es schon seit Stunden dunkel draußen und keiner von den anderen ließ sich blicken. Ich war todmüde und nickte immer wieder ein. Noch immer saß ich auf dem Fußboden vor meinem Schrank und ließ die Tür nicht aus den Augen. Würde ich einschlafen, war ich mir nicht sicher, ob es ein folgenschwerer Fehler wäre. Es war so spät, dass ich mit Hilfe von außen nicht mehr rechnen konnte, ich hatte grauenhaften Durst und musste aufs Klo. Wie weit würde ich in meinem verzweifelten Versuch gehen, Jake von mir fernzuhalten? Seit Stunden hatte ich nichts mehr vor der Tür gehört. Meine Lider waren so unglaublich schwer, ich wollte sie nur einen Moment ausruhen und schloss sie.

Chapter 12



Chapter 12


Mein Nacken schmerzte, noch immer lag mein Kopf auf den Knien, erschrocken fuhr ich hoch und mein Herz raste. Ich war tatsächlich eingeschlafen, noch etwas verwirrt sah ich mich im Zimmer um. Die Tür war nach wie vor geschlossen, das beruhigte mich etwas. Es war schon hell draußen. Ich quälte mich hoch, reckte mich, sortierte meine steifen Knochen und schlich zu Tür, ich hielt die Luft an und horchte angestrengt. Nichts war zu hören, ich hatten einen Geschmack im Mund, der irgendwo zwischen eingeschlafenen Füßen und Spüllappen dümpelte, auch der Durst nahm jetzt eine nicht länger aushaltbare Dimension an. Sollte ich es wagen, die Tür zu öffnen? Die Angst war groß, aber der Durst war größer, ich schloss die Augen, tief holte ich Luft. Dann drehte ich ganz langsam den Schlüssel in der Tür, gespannt wie ein Flitzebogen wartete ich einen Moment und hoffte, sie würde nicht von außen geöffnet werden. Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter, nahezu lautlos öffnete ich sie.
Es beruhigte mich für den Moment, dass er nicht davor stand. Jetzt streckte ich den Kopf hinaus, ich dachte, mein laut hämmerndes Herz würde mich verraten, es pochte in meinen Ohren, dass ich befürchtete, mir würde anderes entgehen. Ich sah um die Ecke des Rahmen, ein Stück schreckte ich zurück und es ließ mich schaudern. Jake lag auf der Couch, ich hoffte inständig, dass er schlafen würde. Auf leisen Sohlen schlich ich hinaus, doch knarrte der alte Holzboden unter meinen Füßen. Für einen Moment verharrte ich in meiner Position und sah zu Jake, noch immer waren seine Augen geschlossen, sein Gesicht schien völlig entspannt, er musste schlafen. Leise atmete ich aus und schlich weiter. Vorsichtig nahm ich meine Schuhe und zog sie an, was mit der Gipshand länger dauerte. Doch endlich hatte ich es geschafft, dann nahm ich noch meine Jacke von der Garderobe. Innerlich triumphierte ich schon, noch ein paar Schritte und ich hätte es geschafft. Ein letztes Mal drehte ich mich um, um sicher zu gehen, dass er noch immer schliefe. Entsetzt erstarrte ich, zwar lag er immer noch auf der Couch, aber er sah mich an. Verräterischer Weise wanderte mein Blick zur Tür, nur um abzuschätzen, ob ich es schaffen könnte. Aber noch bevor ich ihn wieder ansehen konnte, sprang er auf, stellte sich zwischen mich und den rettenden Ausgang, zum Glück lag immer noch eine gewisse Entfernung zwischen uns. Bis in mein Zimmer würde ich es nicht mehr schaffen und was würde es bringen. Wenn ich vorhin schon dachte, mein Herz würde wie verrückt rasen, so setzte es jetzt noch einen drauf. Ich erwog den Plan von gestern Abend in die Tat umzusetzen. Einen Kampf auf Leben und Tod, was hatte ich zu verlieren.
Mit misstrauisch bösem Blick beobachtete er mich. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und richtete mich auf, mit abwertenden Blick sah ich ihn an. Immer wieder sprach ich mir in Gedanken die Worte 'nicht kampflos aufgeben' zu. Langsam ging ich rückwärts, um ihn ein bisschen aus seiner Reserve zu locken, damit er, so wie ich hoffte, die Tür frei geben würde, riskierte ich 'ne dicke Lippe. „Ist gestern nicht so ganz nach Plan verlaufen.“ Auch wenn ich in einer Situation war, in der ich es mir nicht leisten konnte, arrogant zu sein, tat ich es zum Trotz. Ein bisschen kniff er die Augen zusammen, ihm war anzusehen, dass er mich am liebsten zerfleischen würde, da ich ihn wieder einmal daran erinnerte, dass er nicht bekam, was er sich fest vorgenommen hatte. Mit dem Rücken stieß ich gegen die Wand, lehnte mich lässig dagegen und verschränkte die Arme. Völlig abwertend und arrogant sah ich ihn an. „Du hast es einfach nicht drauf.“ Stichelte ich mit gelangweilter Stimme weiter. Seine Armmuskeln spannten sich an, er rang um Fassung, ich konnte hören wie er kontrolliert aus und ein atmete, er stand kurz vor dem Platzen. Langsam näherte er sich, ich blieb wo ich war und mein arrogantes Grinsen wurde breiter, auch wenn ich innerlich den Heldentod starb, ließ ich mir nichts anmerken. Ich hatte einen guten Lehrmeister, was die Schauspielerei betraf. Es fühlte sich an, als würde sich mein Herz durch meine Ohren verabschieden.
„Du wirst dich gleich selbst davon überzeugen können, wie ich es drauf habe.“ Knurrte er drohend. Nach wie vor hielt ich die Fassade aufrecht, wenn es auch mit jedem Schritt, den er näher kam, schwieriger wurde. Ohne hinzusehen musste ich mir überlegen, wie ich ihm gleich am besten, durch die Lappen gehen wollte. Wenn ich meinen Blick von ihm abwenden würde, würde ich mich verraten. „Erspar' mir die Enttäuschung.“ Mit bedauernder Miene schüttelte ich den Kopf, ich trieb es echt auf die Spitze, dass ich seine Männlichkeit anzweifelte, natürlich wusste ich es besser. Langsam, fast beiläufig, tat ich ein paar Schritte zur Seite. Wenn er mir gestern schon Angst machte, so überbot er es heute um Längen. Mittlerweile war er schon ein ganzes Ende von der Tür weg und kam mir zu nah, jetzt musste etwas passieren, sonst würde er seine Drohung war machen und ich müsste dran glauben. Ein, zwei kleine Schritte machte ich noch auf ihn zu, dann sprang ich zur Seite und rannte, was meine Beine hergaben. Ich hatte den Türknopf schon in der Hand und halb gedreht, doch waren meine Hände nass geschwitzt, dass ich abrutschte. Noch bevor ich einen zweiten Versuch starten konnte, griff er in meine Haare und riss mich nach hinten. Ich biss die Zähne zusammen und kniff die Augen zu. Scheiße tat das weh! Ich hatte voll verkackt, die einzige Chance die ich hatte, hatte ich vermasselt. Noch immer stand er hinter mir, hielt mich an meinen Haaren und zog meinen Kopf fest nach hinten, langsam senkte er seine Gesicht zu mir, mit einem triumphierenden Grinsen.
„Du darfst entscheiden, wo ich dich von meinen Qualitäten überzeugen werde.“ Knurrte er und fuhr mit seiner Zunge über meine Lippen. „Wie großzügig.“ Fauchte ich mit immer noch aufeinandergebissenen Zähnen, meine Hand fuhr nach hinten, ich wollte ihm weh tun, doch verfehlte sie ihr Ziel, bemitleidenswert belächelte er meinen Versuch. Er griff um meine Mitte, hob mich hoch und war im Begriff, in sein Zimmer zu gehen. Als es an der Tür klopfte, ich holte gerade Luft um loszubrüllen, als er mir in Windeseile seine Hand auf den Mund presste. Ich wand mich wie ein Aal in seinen Armen und riss mit meiner gesunden Hand an seinem Arm, es war für mich unbegreiflich, wie man so viel Kraft haben konnte. Diese Chance durfte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Wieder klopfte es. „Ley? Jake? Seid ihr da?“ Hörte ich Sams rettende Stimme. Da er meine Haare jetzt nicht mehr festhielt und ich mir nicht anders zu helfen wusste, schlug ich ihm meinen Hinterkopf ins Gesicht. Für nur eine Sekunde lockerte er seinen Griff, ich hörte wie er gegen den Schmerz atmete. Doch reichte die eine Sekunde.
„SAM!“ Rief ich laut, es reichte, dass er wusste, ich wäre da, somit musste Jake von mir lassen. Sein Griff lockerte sich so schnell, dass ich mit einem dumpfen Knall auf den Boden fiel. Erschrocken sah ich zu ihm auf, er tat einen Schritt über mich und ging seelenruhig in sein Zimmer, als wäre das alles nicht passiert. Mein Blick folgte ihm und mir war klar, dass ich nicht mehr hier hin zurück könnte und wollte, solange Jake hier auf mich lauern würde, bis er endlich bekäme, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Wieder klopfte es. „Ley? Ist alles in Ordnung.“ Hörte ich Sam.
Schnell rappelte ich mich auf, stürmte zur Tür und riss sie auf. Noch nie in meinem Leben war ich so froh sein Gesicht zusehen. Völlig abgekämpft stand ich in der Tür. „Was ist los?“ Fragte er mit überraschtem Gesicht. „Bin ich froh dich zu sehen.“ Ein paar letzte Schritte tat ich auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. „Ley, was ist passiert?“ Seine Stimme klang besorgt. Ich verlor kein Wort, ich musste erst mit Embry sprechen, bevor Sam etwas erfahren sollte. Mein Griff lockerte sich, jetzt sah ich ihn an. „Freue mich nur, dich zusehen.“ Ich wusste, dass ich wenig überzeugend klang. Überlegend sah er mich an. „Du bist dir ganz sicher?“ Schnell nickte ich und lenkte ab. „Hast du drüben noch Kaffee?“ Sein Blick wurde immer verwunderter. „Wenn auch sonst nicht mehr viel in den Schränken ist, aber den habe ich immer.“ Wieder rang ich mir ein gequältes Lächeln ab. „Auch für mich?“ Er musterte mich mich. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ Jetzt wanderte sein Blick zur noch offenen Tür ins Haus. „Hmmm.“ Knurrte ich, warf die Tür zu, schwang meinen Arm um seine Taille und zog ihn mit. So nahm ich lieber Jareds enttäuschte Blicke in Kauf, die mir das Herz brachen, als Jake meine Seele zu verkaufen. Super, ich konnte wählen zwischen Pest und Cholera .

Ich schlich hinter Sam ins Haus, Paul und Seth saßen am Esstisch. Überglücklich, jetzt hier zu sein, handelten sich beide einen flüchtigen Kuss auf die Wange ein. Überrascht sahen sie mich an. „Alles klar bei dir?“ Fragte Paul überrascht. „Yap.“ Antwortete ich knapp und folgte Sam in die Küche. Mit schnellen Schritten ging ich zum Wasserhahn, drehte ihn auf und hing mich darunter, gierig trank ich. Er holte eine Tasse aus dem Schrank und goss mir Kaffee ein. „Stimmt was mit eurem Wasser drüben nicht?“ Er legte die Stirn in Falten und wartete auf eine Antwort. Doch ich hing immer noch am Wasserhahn und zuckte nur kurz mit den Schulter. „Wir fahren jetzt einkaufen, brauchst du noch irgendwas?“ Es beunruhigte mich, dass sie weg wollten. Ich drehte das Wasser ab und hatte eine Sorge weniger. „Ist Embry wach?“ Fragte ich mit leichter Panik in der Stimme. „Ley, was ist los mit dir? Irgendwas ist doch?“ Sam war noch nicht fertig mit dem Thema. „Bring' mir Schokolade mit.“ Quasselte ich völlig aus dem Zusammenhang gerissen, um abzulenken. Er kam näher und versuchte, mir in die Augen zusehen, doch wich ich seinem Blick aus. Zum Glück marschierte Quil in die Küche und unterbrach Sams Versuch, doch noch etwas aus mir heraus zu bekommen. Mit meinem Kaffee flüchtete ich ins Wohnzimmer.
„Schläft Embry noch?“ Fragend sah ich Paul an. Er nickte und betrachtete mich nachdenklich. „Hast du irgendwas?“ Stand mir auf die Stirn geschrieben, was für eine Tortur hinter mich gebracht hatte? „Is' alles okay.“ Tat ich es ab und ließ mich auf die Couch fallen, hier fühlte ich mich sicher. Die Angst der letzten Stunden fiel von mir ab, wäre ich allein, würde ich weinen. Doch wenn ich es in ihrer Anwesenheit täte, wären meine jämmerlichen Versuche, es fürs erste zu verheimlichen, für die Katz' gewesen.
„Wir sind dann mal weg.“ Sagte Sam und im Vorbeigehen legte er mir eine Hand auf die Schulter. Meine Unterlippe bebte verräterisch, gequält versuchte ich zu lächeln. Die anderen verabschiedeten sich und folgen Sam. Seth war der letzte, als die Tür sich hinter ihm schloss, konnte ich die Maske fallen lassen. Tief drückte ich mich in die großen Kissen des Sofas, schloss meine Augen und dicke Tränen kullerten still über meine Wangen. Tief atmete ich ein und aus, damit ich nicht schluchzen musste. Ich stellte den Kaffee weg und rollte mich auf dem Sofa zusammen. Mein Leben wurde zusehends unerträglicher, immer wenn ich dachte es kann nicht schlimmer werden, wurde ich eines Besseren belehrt. Nur hier fühlte ich mich beschützt, noch immer hingen meine Gedanken in der vergangen Nacht, darüber nickte ich ein.

In meinen Träumen machte ich dass alles noch einmal durch. Als mich jemand schüttelte, riss ich die Augen auf, schützend hielt ich die Hände vor mein Gesicht und schob mich nach hinten. Schlaftrunken dauerte es einen Moment, ehe ich wusste wie mir geschah. Embry stand über mich gebeugt und sah mit entsetztem Blick auf mich nieder. „Was hat er dir getan?“ Flüsterte er. Ich versuchte klar zu denken. „Was?“ Fragte ich etwas verstört. „Jake, was hat er dir getan?“ Fragte er erneut. Überrascht, dass er etwas zu wissen schien, setzte ich mich auf und sah, dass Jared aus der Küche kam. Mein Herz zog sich bei seinem Anblick zusammen.
„Wie kommst du darauf?“ Noch immer waberte dichter Nebel um mein Hirn. „Du hast im Schlaf gesprochen!“ Jetzt setzte er sich zu mir und sah mich durchdringend an. Mein Blick wurde entsetzt. „Was habe ich gesagt?“ Gehetzt sah ich zwischen ihm und Jared hin und her, nicht wissend ob und wenn, was Jared mitbekommen hatte. „Das muss ich nicht wiederholen, es war sehr informativ.“ Embry nahm meine Hand, erschrocken über die Berührung zuckte ich im ersten Moment. „Das lässt tief blicken.“ Bemerkte er. Wieder wanderte mein Blick zu Jared, der noch immer in der Küchentür stand, mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er mich an. Er schien zu warten, dass ich Embrys Frage beantwortete. Würde ich in seiner Anwesenheit erzählen, was mich letzte Nacht ereilt hat, wäre er, ohne dass ich hätte ausreden können, auf dem Weg zu Jake. Ob es Konsequenzen hageln würde oder nicht. Wenn ich es mir auch noch so sehr wünschen würde, dass Jared ihn durch den Wolf drehte, so sollte ich es doch tunlichst vermeiden. Es wäre Sams Aufgabe, zu entscheiden, wie es weiter gehen sollte. Mein Blick wanderte wieder zu Embry, dann sah ich aus dem Fenster. „Nicht jetzt.“ Flüsterte ich. Jared kam näher und setzte sich auf das andere Sofa, sein Blick blieb auf uns geheftet. Ich schloss die Augen, lehnte mich an Embry, verzweifelte langsam vor mich hin und wünschte mich in Jareds Arme, die zum Greifen nah waren, aber doch unerreichbar weit entfernt.

Dann ergriff Jared das Wort. „Ley..... weißt du noch, als wir in Ocean Shores waren.“ Überrascht und hoffnungsvoll, dass er mit mir sprach, sah ich ihn mit großen Augen an, lauschte jedem seiner Worte und nickte. „Als wir an der Bar standen.“ Wieder nickte ich. „Dass du mir Bescheid sagen sollst, falls er dir auf die Pelle rückt.“ Sein Blick wurde weich. Ich sah, dass es ihm schwer fiel, mit mir zu reden. Wieder konnte ich nur nicken. „Daran hat sich nichts geändert.“ Seine Stimme war beruhigend tief wie immer. Er war so großmütig, wie konnte er, nach allem was ich ihm angetan hatte, daran immer noch festhalten und mich beschützen wollen. Alles in mir schrie und bäumte sich auf. Sein Anblick schnürte mir die Kehle zu. Wenn ich uns nicht alle ins Chaos stürzen wollte, sollte ich meine Klappe halten, bis ich mit Embry allein gesprochen hatte. Abwartend sah er mich an, doch ich senkte nur den Blick und verlor kein Wort. Er wollte mich schützen und ich ihn, doch damit jagten wir uns gegenseitig in den Wahnsinn. Ich brauchte frische Luft, ich musste nachdenken, ich musste allein sein, ohne Blicke die mich aufforderten zu sagen, was ich noch nicht sagen konnte.
„Ich muss hier raus.“ Flüsterte ich, stand auf und ging nach draußen. Es war kaum zu ertragen mit Jared in einem Raum zu sein, so auf Abstand, wo ich doch nichts mehr wollte, als mich in seine beschützenden Arme zu werfen und um Vergebung zu betteln. Es regnete in Strömen, trotzdem zog es mich an den Strand. Schweren Herzen schleppte ich mich dort hin. Nass wie ich war, stand ich auf zitternden Beinen im Sand und sah aufs Meer hinaus, friedlich und unendlich weit lag es vor mir. Dann schloss ich die Augen und tat, was ich immer tat um mich zu beruhigen, leise sang ich vor mich hin, ´Without you´ von AJ Rafael, das ich in Gedanken Jared widmete, meine Tränen liefen unaufhaltsam.

wake up feel the air that im breathin
i cant explain this feeling that im feelin
i wont go another day without you
hold on i promise its gets brighter
when it rains i'll hold you even tighter
i wont go another day without you

this is me tonight
no more games and no more lies
and i know its right
cuz of the way you look into my eyes
and when i hold you tight
the worries dissapear im glad ur in my life

Der Text drückte alles aus, was ich für ihn fühlte. Ich schlang meine Arme um mich, damit ich mich irgendwie zusammen halten konnte. Es nahm Ausmaße an, die nicht mehr schulterbar waren, nie war ich der Verzweiflung so nah. Ich hätte alles getan und alles gegeben, wenn Jared mir hätte vergeben könnte. Ihn liebte ich mehr als mein Leben, mehr als alles andere auf der Welt, was mir immer klarer war, doch nie wieder würde er seine warmen starken Arme um mich legen, nie wieder würde sein Blick mich wissen lassen, wie sehr er mich liebte, nie wieder würde ich die Augen öffnen und sein wunderschönes schlafendes Gesicht dicht vor meinem sehen, nie wieder würde er mir nah sein und mir das Gefühl von Geborgenheit schenken. Nie wieder könnte ich ihn mein nennen. So bewusst wie es mir in diesem Moment wurde, war es fast zu grausam um es auszuhalten.
Ich hatte alles aufs Spiel gesetzt und alles verloren.
Mit der letzten leise gesungen Zeile wandte ich mich zum Gehen, um mich meinem Schicksal zu ergeben. Mit gesenktem Kopf hatte ich erst ein paar Schritte getan, wieder wischte ich die Tränen von meinem Gesicht, langsam hob sich mein Blick, dann kam es mir vor wie ein Traum, den ich nie zu träumen gewagt hätte. Verunsichert blieb ich stehen.

Da stand er und sah mich an, mein Herz meldete sich mit Schmerz, laut ließ mich sein Anblick schluchzen, dann tat ich ein paar Schritte auf ihn zu, ich sehnte mich so schrecklich nach ihm. Erst stand er nur da, sein Blick in meine Richtung gewandt, doch jetzt, da auch er mir langsam mit zögerndem Schritt entgegen ging, wurde ich schneller. Doch konnte ich in keinem Moment aufhören zu weinen. Ein Stück von ihm entfernt blieb ich stehen und sah ihn an. Sein Blick flehte mich an, es sprach so unglaubliches Leid aus seinen Augen. Ich dachte, mein Herz machte seine Drohung war und würde zerspringen. Er sah wie ich litt und wie sehr es mich quälte, meine Hände zitterten und mein Herz raste. Dann breitete er erlösend seine Arme aus, ein paar letzte Schritte, bevor sie sich warm und beschützend um mich legten, ich schloss die Augen, es war die Erlösung, die Gnade, von der ich nicht zu träumen wagte, aber die mich hoffen ließ.
„Es tut mir unsagbar leid.“ Weinte ich leise und drückte mich fest an ihn. Mein Kopf lag an seiner breiten Brust und ich fühlte wie sie bebte. Ich sah zu ihm auf und sah, wie Tränen sich still ihren Weg bahnten. Das war zu viel, es ließ mich in die Knie gehen. „Ich flehe dich an, verzeih' mir.“ Mit bittendem Blick nach oben gewandt, kniete ich vor ihm. Ehe ich mich versah, kniete er neben mir. „Tu das nicht.“ Flüsterte er leise und zog mich zu sich. Fest schlang ich meine Arme um seinen Hals und seine gewohnte Wärme umgab mich, so fühlte es sich an, wenn man angekommen war. Wieder und wieder flüsterte ich.“ Ich liebe dich. Ich kann nicht ohne dich sein.“ Ganz fest drücke er mich an sich, als wollte auch er mich nie mehr gehen lassen. „Für immer, Beautiful.“ Flüsterte er leise und küsste sanft meine Wange, er berief sich auf das Versprechen was wir uns gaben, welches ich um mein Handgelenk trug, wieder schloss ich die Augen. Jeden Moment, den er mir seine Aufmerksamkeit schenkte, sog ich in mir auf, dass, falls es nötig wäre und uns etwas trennen sollte, ich mich an jede Kleinigkeit erinnern könnte. Er lockerte seine Umarmung und nahm mein Gesicht in seine großen Hände, mit den Daumen wischte er meine Tränen weg. Langsam näherte sich sein Gesicht, sanft, fast zögerlich und scheu berührten seine Lippen die meinen, es war nicht in Worte zu fassen wie viel Wahres in diesem Kuss lag. Auf ein Neues veränderte es mein Sicht auf das, was uns verband. Dann sah er mich an, sein Blick war jetzt ernst. Ich fürchtete was mich erwartete, doch was er auch verlangen oder fordern würde, mit allem wäre ich einverstanden. „Du wirst nicht eine weitere Nacht in dem Haus verbringen.“ Erleichtert schloss ich meine Augen und legte meine Hände auf seine, dann nickte ich vorsichtig. Der Regen wurde stärker und rann über mein Gesicht. Im Traum hätte ich nicht daran geglaubt, dass er über seinen Schatten springen könnte. Doch bewies es wieder einmal mehr, wie sehr er mich liebte und wie sehr ich ihn liebte. „Dass mit Jake........“ Begann ich mit wiedergefundener dünner Stimme, ich wollte ihm begreiflich machen dass es weder etwas mit Liebe noch mit anderen Gefühlen zu tun hatte, ich wollte mich ihm erklären, damit nichts Unausgesprochenes mehr zwischen uns stehen würde, doch die vergangene Nacht wollte ich ihm nicht zumuten, dass müsste Sam klären.
Er schloss die Augen, senkte den Kopf und schüttelte ihn. „Nicht, Ley.“ Flüsterte er. „Wird es sonst nicht ewig zwischen uns stehen?“ Vergewisserte ich mich mit zweifelnder Stimme. „Nichts könnte je von so großer Bedeutung sein, dass es zwischen uns stehen könnte.“ In dem er es aussprach, warf ich mich ihm erneut an den Hals. „Nichts auf dieser Welt könnte ich mehr lieben als dich.“ Hauchte ich und schmiegte meine Wange an seine. Mit mir in den Armen stand er auf und trat den Weg nach Hause an, bereitwillig schmiegte ich mich an seine breite Brust. Vorsichtig fuhr ich mit den Fingern über sein geschundenes Gesicht, welches lange nicht so schlimm aus sah wie das von Jake. Noch immer konnte ich nicht glauben, wie großmütig er war und dass er mir tatsächlich verzeihen wollte.

Vor Sams Haus ließ er mich aus seinen Armen gleiten, er öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt. Embry war nirgends zusehen. Jetzt ging er vor, die Treppe rauf zu seinem Zimmer. Da wir beide nass bis auf die Haut waren und ich nichts zum Wechseln dabei hatte, bekam ich Couchklamotten von ihm. Sie waren zwar an allen Enden zu groß und zu lang, aber was spielte es für eine Rolle. Nachdem ich umgezogen war, zurrte ich das Band der Jogginghose fest und setzte mich auf seine Bettkante. Er kam aus dem Bad und stand in der Tür, er lächelte sein süßestes Jared- Lächeln. Bei seinem Anblick schmolz ich dahin, ich wäre Wachs in seinen Händen. Auch mir rang es ein kleines Lächeln ab. Langsam kam er näher und hielt mir seine Hand entgegen, ich ergriff sie und er zog mich vom Bett zu sich heran. Langsam legte er meine Arme um seinen Hals, etwas musste ich mich auf die Zehenspitzen stellen, noch immer lächelte er und ich liebte dieses Lächeln. Ich hatte keine Ahnung, was er vorhatte, näher schob er mich an sich und legte seine Hände um meine Taille. Zögerlich senkte er seinen Kopf und ließ nicht einen Moment seinen Blick von mir, verführerisch hauchte er mir einen Kuss auf die Wange, weiter wanderten seine Lippen hinab zu meinem Hals. Er war alles, was ich wollte. Etwas legte ich den Kopf schräg und schloss die Augen, tief ließ es mich Luft holen. Weiter küsste er sanft meinen Hals, bis sich unsere Lippen fanden, es ließ mich seufzen. Warm, sanft, liebevoll, wunderbar bekannt. Seine großen Hände glitten hinunter zu meinem Po, er fasste zu und hob mich hoch. Mit meinen Händen nahm ich sein Gesicht und legte meine Stirn an seine. Nach wie vor waren meine Augen geschlossen, es war unbeschreiblich ihn einfach nur zu fühlen. Alles was ich mit meinen Sinnen wahrnahm war Jared, er war überall, er war alles.

Ohne Vorwarnung öffnete sich seine Zimmertür. Jareds Kopf fuhr herum, wir sahen in Sams leicht verwundertes Gesicht. „Oh, wollte nicht stören.“ Er war schon wieder im Begriff die Tür zu schießen. „Du störst nicht, komm rein.“ Bat Jared ihn und ich glitt langsam von seinen Hüften. „Ley wird erstmal hier bleiben.“ Jetzt machte Jared es offiziell. Nickend sah Sam uns an. „Ist wahrscheinlich das Beste.“ Sagte er und ahnte, dass Jake das Problem war. Ohne dass ich es vorher mit Jared geklärt hatte, überfiel ich Sam. „Würdest du mit mir kommen, meine Sachen holen?“ Bittend sah ich ihn an, mit Sam an meiner Seite hoffte ich, dass Jake sich am Riemen reißen würde, wenn er mitbekäme, dass seine ganze miese Tour für'n Arsch war und es ihn seinem Ziel kein Stück näher gebracht hatte.
„Dann sollten wir dass jetzt tun. Jared, würdest du bitte die anderen fragen, was sie essen möchten und dann schon mal bestellen?“ Jared nickte, Sam verließ das Zimmer. Ich begann die viel zu langen Hosenbeine ein Stück hochzukrempeln. „Bist du sicher, dass ich nicht mitkommen soll?“ Besorgt sah er mich an. „Ich möchte dich nicht im Gefängnis besuchen müssen, weil du Jake den Hals umgedreht hast.“ Mit einem Lächeln versuchte ich der sonst unausweichlichen Wahrheit den Schrecken zu nehmen und zog meine Schuhe an. Einen Moment überlegte er und nickte. Mit einem schnellen Kuss verabschiedetet ich mich von ihm und joggte Sam nach. Unten angekommen hörte ich Jared rufen. „Was möchtest du essen?“ Es ließ mich grinsen und ich sah zur Treppe hinauf, an der er auftauchte. „Keine Ahnung, entscheid' du.“ Lächelnd nickte er. „So, dann lass uns mal.“ Rief Sam, der schon an der Tür stand. Schnellen Schrittes folgte ich ihm, und war froh, dass er mich begleitete, trotzdem fühlte es sich an als wäre ich auf dem Weg zur Schlachtbank. Später wollte ich ihn wissen lassen, was Jake sich geleistet hatte.

Sam öffnete die Tür und ging vor. Jake war in seinem Zimmer und er sollte bloß bleiben, wo er war, mich beschlich ein schrecklich bedrückendes Gefühl, wir gingen in mein Zimmer. Unter dem Bett zog ich eine riesige Reisetasche hervor, die beklemmenden Gefühle würden schlimmer, Sam setzte sich auf mein Bett, seine Anwesenheit machte es erträglich, schnell packte ich sämtliche meiner Klamotten ein und was ich sonst noch fand. Nachdem dass erledigt war, ging ich mit der Tasche über der Schulter ins Bad, um auch noch da die letzten Dinge einzupacken. Ich stellte die Tasche ab und hockte mich davor, jetzt war sie so voll, dass ich sie kaum zubekam. Als ich den Kopf hob, erschrak ich, Jake stand in der Tür und sah mich fragend an. „Was machst du da?“ Mit seinem Fuß trat er vor die Tasche, sein Blick war eiskalt. „Wonach sieht es denn aus?“ Knurrte ich. „Nach einem schlimmen Fehler.“ Zischte er und in seinen Augen flackerte ein irrer Glanz. Ich gab auf, den Reißverschluss schließen zu wollen, ich wollte nur noch weg, stand auf und versuchte mich an ihm vorbei zu schieben. Er drückte mich gegen den Türrahmen und kam mir zu nah, erneut flackerte die Angst in mir auf und wurde mit jedem Moment unerträglicher. Verachtend lachte er.
„Hat der Schlappschwanz dir deinen Ausrutscher verziehen?“ Ohne dass ich ihn rufen musste, erschien Sam in meiner Zimmertür und sah Jake mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Es reicht, Jake.“ Seine Stimme war so tief und drohend, dass sie sogar einen Grizzly in die Flucht geschlagen hätte. Überrascht über Sams Anwesenheit trat Jake einen Schritt zurück und gab mich frei. Schnell sah ich zu, dass ich von ihm weg kam und rettete mich an die sichere Seite von Sam. Rachsüchtig sah er mir nach, ich konnte davon ausgehen, dass er mit mir noch nicht fertig war. Doch jetzt hatte Sam mehr denn je mitbekommen und endlich ließ es ihn erkennen, wie Jake wirklich war, dass er sich nicht verändert hatte und später würde ich dem ganzen die Krone aufsetzten, doch ließ es mich erschaudern. „Lass' uns gehen.“ Schob Sam mich vor sich her, ohne einen Blick zurück verließ ich mein Zuhause. Sam nahm mir die Tasche ab und wir machten uns auf den Weg in mein neues Zuhause.

Ich war noch nicht ganz im Haus, als mein Blick suchend, fast ein bisschen panisch, nach Embry Ausschau hielt. Gedankenverloren kam er die Treppe hinunter, Jared hing in der Küche am Telefon und versuchte dem Angestellten der Pizzeria, begreiflich zu machen, was er von ihm wollte. Er schien unserer Sprache nicht mächtig, wieder und wieder leiert Jared den Zettel mit der Bestellung hinunter, den er in Händen hielt. Es ließ mich grinsen, er hatte eine Engelsgeduld. Schnellen Schrittes ging ich Embry entgegen. „Komm' mit.“ Flüsterte ich und zog ihn an der Hand hinter mir her, die Treppe wieder hinauf. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Sam uns nach sah, er wusste, dass etwas im Busch war. In Embrys Zimmer waren wir ungestört, er schloss die Tür hinter sich. Gespannt was jetzt kommen würde sah er mich an. Auf seinem Bett nahm ich Platz und suchte nach den richtigen Worten. Embry sah, wie schwer es mir fiel, das auszusprechen und griff mir helfend unter die Arme. „Er ist dir auf die Pelle gerückt.“ Stellte er fest. Tief holte ich Luft.
„Schlimmer.“ Embry zog die Augenbrauen zusammen, sein Blick war eine Mischung aus Mitleid und Verachtung. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Er setzte sich zu mir und fuhr mir tröstend über die Schulter. Obwohl Embry mehr wusste als alle anderen, fiel es mir so unglaublich schwer, es auszusprechen. Doch wenn es je einen Menschen in meinem Leben gegeben hatte, vor dem ich mich weder in falsche Scham hüllen musste, noch mich zu verstellen brauchte, dann war es er. „Er wollte sich nehmen, was ich ihm nicht geben wollte.“ Mit verzweifeltem Blick sah ich ihn an und fühlte die Ohnmacht, Jake ausgeliefert zu sein, auf ein Neues. Ohne dass ich ins Detail gehen musste, verstand Embry. „Er wollte oder hat?“ Angewidert und entsetzt über diesen Gedanken, ruhte sein Blick auf mir. „Er wollte.“ Flüsterte ich mit dünner Stimme und meine Hände zitterten. „Und was hat ihn davon abhalten können? Sein Gewissen?“ Bei dem letzten Satz lachte er bitter und schüttelte wieder den Kopf. „Beim ersten Mal meine Schnelligkeit und beim zweiten.......“ Weiter kam ich nicht. „Beim Zweiten?!“ Embry Stimme wurde lauter, er konnte nicht glauben was er hörte und ich merkte, wie er um Fassung rang. Ich sah zu Boden und nickte, ich zerbrach mir den Kopf, ob ich es hätte abwenden können, wenn ich anders reagiert hätte, doch wäre es egal gewesen, was ich gesagt oder getan hätte, Jake war nun mal Jake. Er schüttelte den Kopf. „Wie konnte ich nur so blind sein.“ Verurteilte er sich selber. „Ley, es tut mir so Leid, wie konnte ich nur an dir zweifeln.“ Fest nahm er mich in die Arme. „Ich liebe dich.“ Flüsterte ich als Antwort auf seine Entschuldigung, es war erleichternd, dass es raus war, doch was würde mich erwarten. „Jetzt verstehe ich auch, warum du es in Jareds Gegenwart nicht aussprechen wolltest. Er wird ihn töten wollen.“ Embry wurde klar, dass Jared, wenn er davon erfahren würde, an seine Grenzen ginge, er würde kämpfen bis aufs Blut, er beschützte was er liebte, bedingungslos.
„Nichts desto trotz wird es Zeit, dass Sam erfährt was für ein kranker Irrer er ist. Das alles muss ein Ende finden.“ Kam er mir zuvor. So nickte ich nur, noch immer drückten wir einander fest. Aber wie würde dieses Ende aussehen, was würde dieses Ende für mich, für alle von uns bedeuten. Indem klopfte es an der Tür, die sich dann auch ohne Aufforderung öffnete. Ich saß mit dem Rücken zur Tür und sah nicht, wer es war. „Ley.“ Hörte ich Sams tiefe Stimme und es ließ mich zucken. Der Zeitpunkt war gekommen, um auszusprechen was viel zu lange unter dem Deckmantel des Schweigens vor sich hinschwelte. Embrys Arme glitten von meinem Rücken, er war im Begriff zu gehen. Seine Hand hielt ich fest und sah ihn hilfesuchend an. „Soll ich bleiben?“ Flüsterte er mit liebevoller Stimme. „Bitte.“ Flehte ich und er nahm wieder an meiner Seite Platz. Sam ließ die Tür offen stehen und kam langsam näher, sein Blick war verständnisvoll, fast tröstend, er setzte sich auf die andere Seite neben mich und sah mich an. „Irgendwas stimmt doch nicht mit dir, Ley. Schon bevor ihr nach Seaside gefahren seid, wurde ich das dumme Gefühl nicht los, dass dich irgendwas bedrückt und dann noch die Keilerei im Kino und deine völlig abgekämpfte Erscheinung heute morgen. Was ist los? Ich mach mir echt Sorgen!“ Hilfesuchend wanderte mein Blick zu Embry und er nahm mir ab, was mir nur schwer über die Lippen wollte, er ließ Sam wissen was abging. Entsetzt über die Dinge die er erfuhr, schüttelte er den Kopf, es machte ihn fassungslos, doch tadelte er mich nicht einen Moment, warum ich mich ihm nicht eher anvertraut hatte, auch zweifelte er es nicht an. „Gehe ich recht in der Annahme, dass Jared von dem, was sich zuletzt abgespielt hat, nichts weiß?“ Ein kraftloses, gequältes „Ja“, kam über meine bebenden Lippen. Noch bevor Sam etwas sagen konnte, trat Jared in den Rahmen der geöffneten Tür, sein hasserfüllter Blick ließ uns wissen, dass er mehr mitbekommen hatte als uns dreien lieb war.
Es war wie ein Schlag in den Magen, er legte den Kopf schräg und sah mich an, sein Blick wandelte sich, ich konnte darin lesen, wie sehr es ihm leid tat, dass er nicht an meiner Seite war und mich beschützt hatte, was ich ertragen musste und es sah aus, als würde er sich die Schuld dafür geben. Doch dann besann er sich auf den, der es mir angetan hatte, der Hass trat in einer nie dagewesenen Form zurück in seine Augen. „Jared.“ Mit lauter Stimme wollte Sam ihn wieder zur Besinnung bringen, doch indem legte Jared einen Sprint hin. Ich hörte, wie er die Treppe runter schoss. Im Affenzahn jagten Sam und Embry ihm nach. „Jared!“ Rief Sam, aber für ihn gab es kein Halten mehr. „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ Fluchte ich leise vor mich hin und versuchte, mit ihrem Tempo Schritt zu halten, was mir bei Gott nicht leicht fiel. Sam war als erster im Wohnzimmer. „Paul!“ Rief er, der sich etwas irritiert umsah, aber ohne zu fragen aufsprang und ihm blind folgte. Sie jagten durch die geöffnete Haustür. So schnell ich konnte rannte ich ihnen nach. Sam legte eine Geschwindigkeit an den Tag, die einem Geparden glich, Jared hatte etwas Vorsprung, er rannte über die Wiese zum Haus und hatte schon den Türknopf in der Hand. Aber Sam erwischte ihn noch rechtzeitig und schob ihn von der Tür weg, mit mäßigem Erfolg. Jared wehrte sich, er wollte Genugtuung, er wollte Gerechtigkeit, er wollte Rache. Von dem Krach, den sie veranstalteten, tat Jake das Dümmste was er hätte tun können, er öffnete die Tür. Um Haaresbreite verfehlte ihn Jareds Faust, die so einen Schwung drauf hatte, dass man es fast zischen hörte, Jared stemmte sich gegen Sam, der ganz schön zu kämpfen hatte, ihn in Schach zu halten. Doch jetzt war Embry zur Stelle und kurz drauf Paul. „Lass' mich nur einmal, Sam. Danach können wir ihn im Wald verscharren.“ Bölkte Jared und versuchte weiter, sich zu befreien.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue belächelte Jake ihn. „Sie gehört mir.“ Flüsterte Jake so leise grinsend, dass nur Jared es mitbekam. Jake kannte keine Grenzen, er wusste nie, wann es besser war aufzuhören. Ich war mir sicher, würden sie von Jared lassen, würde er seine Drohung wahr machen. Als er im Kino auf Jake los ging, fand ich es schon krass, aber dass war Kindergarten im Gegensatz zu dem, was jetzt los war. Er wollte Jake nicht verletzten, nein, er hatte die ernsthafte Absicht ihn abzumurksen. Dann fiel Jakes Augenmerk auf mich. Das arrogante Lachen wich, abgrundtiefer Hass dominierte sein Gesicht, sein Blick durchbohrte mich. Mein Herz legte bei seinem drohenden Anblick einen Schlag zu. Da die anderen damit beschäftigt waren, Jared davon abzuhalten, ihn zu töten, ging er seelenruhig auf mich zu, wenn auch die anderen da waren, beruhigte es mich ins keinster Weise. Er besaß die Kraft und könnte mir in Sekunden das Genick brechen. Jetzt war er derjenige, der nichts mehr zu verlieren hatte, Sam wusste Bescheid und seine Zeit hier war abgelaufen.
Ich wich vor ihm zurück, sein Schritt wurde schneller, seine Hand schnellte hoch und legte sich wie eine Schraubzwinge um meine Hals. „Jake!“ Schrie Sam, doch würde er seine Position aufgeben, würde Jared voll durchziehen. Für Jake war ich diejenige, die alles zerstört hatte, ich hatte seine Pläne durchkreuzt und er war nicht der Typ, der eine Niederlage so wegstecken würde. Entweder bekam er was er wollte oder es würde keiner bekommen. Jake drückte ganz langsam, aber sicher, zu. Ich versuchte mich zu wehren, was bei ihm aber noch nie von Erfolg gekrönt wahr. Nach Luft japsend keuchte ich seinen Namen. Erst hielt er mich am langen Arm, doch jetzt zog er mich schnell an sich. Er wusste nicht wie viel Zeit ihm blieb. Sein Ausdruck wandelte sich in Bruchteilen einer Sekunde, von hasserfüllt zu liebevoll, fast um Verzeihung bittend. Sein Engelsgesicht sah so unschuldig aus, seine Augen strahlten eine nie dagewesene Wärme aus. „Töte was du liebst.“ Flüsterte er mit Samtstimme. Ich schloss die Augen und machte meinen Frieden mit ihm, auch hörte ich auf mich zu wehren. Wir befanden uns in einer falschen Zeit, am einem falschen Ort, im einem falschen Leben, anderswo wären wir vielleicht glücklich miteinander geworden. Es machte mich so unsagbar traurig, er liebte mich so sehr, dass er nicht ertragen konnte, dass ich sie nicht erwiderte, schlimmer noch, dass ich die Liebe meines Lebens gefunden hatte und es nicht er war.
Einige Male fuhr ich mit meiner Hand beruhigend über seinen Arm. Sanft küsste er meine Wange. Weiter schlossen sich seine Finger um meinen Hals und meine Knie gaben nach. Ich hörte wie Jared meinen Namen rief, doch klang er zu weit weg. Mein Herz dröhnte mir in den Ohren und ich dachte daran, wenn ich Jake einfach nachgegeben hätte, was er mehr als alles andere wollte, wäre es nie soweit gekommen. Wäre es besser unglücklich zu leben als mit gutem Gewissen, richtig entschieden zu haben, zu sterben?
Dann fiel ich und versuchte ein letztes Mal Luft zu holen, tatsächlich füllten sich meine Lungen. Es ließ mich husten und ich riss die Augen wieder auf. Ich lag im Gras und war entsetzt, wie weit Jake gehen wollte, Liebe hin oder her. Embry hatte sich auf ihn geworfen. Nur war es vorauszusehen, dass er gegen Jake keine Chance hatte. Jetzt tat ich das Dümmste, dass ich hätte tun konnte, ich rappelte mich auf und rannte. Es war der Willen zu leben, der mich dazu trieb. Ich hörte Sam und dann Jared meinen Namen schreien. Doch rannte ich weiter, ich hatte das erste Mal in meinem Leben Todesangst. Kurz bevor ich in den Wald kam, sah ich kurz über meine Schulter, mit zusammengekniffenen Augen blieb ich für einen Moment stehen. Jake hatte Embry so eine verpasst dass er umfiel, entsetzt hielt ich mir eine Hand vor den Mund, ich hoffte es hatte ihn nicht zu schlimm erwischt. Dann suchte Jake mit seinem Blick die Umgebung ab, blieb an mir hängen und dann gab er Gas. Das alles spielte sich in Sekunden ab.
Ich sah, wie er auf mich zu wetzte, jetzt ließen Sam und Paul von Jared, sie wollten Jake davon abhalten zu Ende zubringen, was er begonnen hatte. Die Angst kroch erneut in mir hoch und umschloss mein Herz mit eisernen Griff, ich rannte weiter. Mein Herz raste und mein Atem war so keuchend laut, dass ich nichts anderes mehr hören konnte. Ich rannte im wahrsten Sinne des Wortes um mein Leben, so schnell wie ich war hätte ich sämtliche Olympia- Sprinter hinter mir gelassen. Über sämtliche Baumstämme, die im Weg lagen, sprang ich hinweg, ich war nie wirklich sportlich und meine Lunge ließ es mich wissen, sie brannte und tat unglaublich weh. Aber die Angst trieb mich immer weiter und schneller in den Wald. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich noch so weiter rennen konnte, auch wusste ich nicht ob die hereinbrechende Dunkelheit Fluch oder Segen war. Wenn ich mich in der Dunkelheit verstecken konnte, so konnte er es auch.
Bis jetzt hatte ich nicht einmal mehr hinter mich gesehen, nur merkte ich jetzt deutlich, dass ich langsamer wurde, auch hatte ich das Gefühl, meine Lungen könnten den Sauerstoff nicht mehr aufnehmen. Ich musste mich einen Moment erholen und kauerte mich keuchend hinter einen breiten Baum, noch immer pochte mein Herz unerträglich schnell. Jetzt, da ich kurz Zeit hatte, sah ich mich um, doch die Gegend war mir völlig fremd. In meiner Panik war ich im wilden Zick- Zack durch den Wald gerannt und hatte jetzt keine Ahnung, wo ich war oder von wo ich gekommen war. Allmählich beruhigte sich mein Atem, doch meine Lungen taten noch immer weh. Auch wusste ich nicht, ob ich den Weg zurück suchen sollte, ich hatte Angst, Jake genau in die Arme zu laufen. Jetzt da ich es konnte, hielt ich die Luft an und horchte, nichts, aber auch gar nichts war zu hören. Es war, als wäre der Wald ausgestorben. Bevor ich mich weiter in unbekanntem Gebiet durchschlagen würde, entschloss ich, erstmal zu bleiben, wo ich war, um abzuwarten.

Noch immer saß ich hinter dem Baum, es kam mir vor wie eine kleine Ewigkeit, meine Arme umschlangen meine Beine und ich wippte langsam vor und zurück. Mittlerweile war es so dunkel, dass ich den Wald nur noch schemenhaft erkennen konnte. Es war so kalt, dass ich zitterte und nur das leise Klappern meiner Zähne zuhören war. Die ganze Zeit war ich angespannt und horchte in den Wald. Es war nicht zu fassen, was passiert war. Wenn ich auch grauenhafte Angst vor Jake hatte, so tat er mir abgrundtief leid. Wie verzweifelt musste er sein, diesen Weg zugehen. Wie musste er empfinden, dass er mich lieber tot wüsste, als von mir abgelehnt zu werden. Meine Welt wurde aus ihren Angeln gehoben, es fühlte sich an, als würde es keinen Weg zurück geben.
Ich überlegte, ob ich sitzen bleiben sollte bis die Nacht vorbei war, doch wurde die Kälte unerträglich. Langsam, bedacht leise stand ich auf, meine Arme und Beine waren von der Kälte ganz steif und schmerzten, als ich sie streckte. Wieder schlang ich die Arme um meinen Oberkörper, in der Hoffnung es würde mich etwas wärmen. Langsam tat ich einen Schritt nach dem anderen, um nicht zu fallen und verräterischen Krach zumachen. Die dichten Baumkronen ließen kaum zu, dass das fahle Licht des Mondes mir meinen Weg vereinfachte. Immer dichter wurde der Wald und den Weg, den ich mir bahnte, schwieriger. Auch entschloss ich mich, nicht einen Weg zurück zu suchen. Ich hatte zu große Angst, dass Jake mich vor den anderen finden würde und zu Ende brachte, was für ihn das Richtige zu sein schien. Nur langsam kam ich voran, immer wieder blieb ich stehen, horchte und hoffte, mir würde nichts entgehen, was mich vielleicht das Leben kosten könnte. Als ich das letzte Mal stehen blieb, hörte ich in weiter Ferne die schallende Brandung des Meeres, das sollte mein Ziel sein. Jetzt, da ich in etwa wusste, wo ich hin wollte, beschleunigte sich mein Schritt, ich wurde unachtsam und stolperte. Mit einem lauten Knacken gaben die morschen Äste unter meinem Gewicht nach.
Am liebsten hätte ich laut losgeflucht, doch so endete es nur in einem Schnaufen. Ich raffte mich wieder auf und hielt mir die Rippen, Gott, tat dass weh! Wieder achtsamer setzte ich meinen Weg fort, nach und nach lichtete sich der Wald, es wurde einfacher. Ich ließ die letzte Reihe an Bäumen hinter mir, dann schlug mir ungeschützt der kalte Wind, der vom Meer kam, entgegen. Etwas kniff ich die Augen zusammen, der Wind war so beißend, dass er mir Tränen in die Augen trieb. Näher ging ich an den Abgrund und sah hinunter, es ging bestimmt acht Meter in die Tiefe. Ich sah nach links und rechts, ob sich dort ein Weg auftun würde, der mir bekannt wäre, der mich nach Hause bringen würde. Ich zitterte und der Wind wurde unerträglich. Ich war versucht, in den schützenden Wald zurückzukehren. Als ich etwas vernahm. Angespannt starrte ich in den Wald, in die Richtung aus der ich kam. Es war so leise, dass ich nicht wusste, ob es nur in meinem Kopf war. Allmählich, nach und nach wurde es lauter, er war ein leises Knacken, bis ich erkannte, dass es einen Rhythmus hatte, es waren Schritte. Mit schreckgeweiteten Augen starrte ich in die Dunkelheit des Waldes, die Angst durchfuhr mich und machte es mir unmöglich, mich zubewegen. Jetzt sah ich eine Bewegung, doch je mehr ich mich konzentrierte, Genaueres zu erkennen, umso mehr verschwamm das Bild vor meinen Augen. Einen kurzen Moment, nicht länger als eine Sekunde, schloss ich sie und hoffte, danach klarer sehen zu können.

Als ich sie wieder aufriss, tat er den Schritt aus der Dunkelheit des Waldes und das Mondlicht ließ mich ihn erkennen. Mein schwarzer Engel hatte mich gefunden. Im Licht des Mondes sah er nicht nur unmenschlich schön aus, er sah übernatürlich aus, als wäre er nicht von dieser Welt. War er mein Todesengel? War ich an dem Punkt im Leben angekommen, vor dem sich jedes menschliche Wesen fürchtete? Meine Kehle schnürte sich zu, meine Atmung raste und mein Herzschlag war jenseits des Möglichen. Schleichend, grazil, mit geschmeidigen Bewegungen, die einer Raubkatze glichen, setzte er sich in Bewegung, es sah aus als würde er jeden Schritt, den er auf mich zutat, genießen. Meinen Blick konnte ich nicht von ihm nehmen, auch war seiner auf mich geheftet. Einige Meter war er noch von mir entfernt, wegzulaufen war sinnlos. Ich schloss die Augen und hoffte, er würde mich nicht unnötig leiden lassen. Still und unaufhaltsam liefen Tränen über meine Wangen. Seine warme Hand berührte mein Gesicht, es ließ mich zurückschrecken.
„Ley.“ Flüsterte er sanft und einladend. Mit seiner Hand hob er langsam meinen Kopf, ich öffnete die Augen und sah ihn an. Selbst wenn ich mich in diesem Moment für ihn entschieden hätte, nur um mit dem Leben davon zukommen, er würde mir keinen Glauben mehr schenken, den Joker hatte ich verspielt. Leise schluchzend holte ich Luft. „Schhh, schhh.“ Versuchte er mich zu beruhigen. Mit dem unausweichlichem Ende vor Augen sieht man anders auf das Leben. Sein Gesicht neigte sich zu meinem. „Habe ich dir je gesagt, dass ich dich liebe?“ Flüsterte er. Nie hatte er es ausgesprochen, jetzt war es, als wollte er es mich wissen lassen, bevor er es zu Ende brachte. Ich schüttelte langsam den Kopf und sah ihn mit großen Augen an. Noch ein Stück näherte er sich. „Ich liebe dich.“ Hauchte er, seine Stimme klang nie überzeugter. Etwas reckte ich ihm mein Gesicht entgegen und ließ ihn hören, was er sich sehnlichst wünschte. „Ich liebe dich.“ Hauchte ich und stellte mir vor, es wäre Jared, dem ich diese innigsten Worte zuflüsterte, somit klang in ihnen wahre, aufrichtige Liebe, wenn sie auch nicht Jake galt. Doch so wie ich die Worte aussprach, versetzen sie meinem Herz einen Stich. Vielleicht könnte ich ihm so seine Entscheidung schwerer machen oder gar ins Wanken bringen. Er schloss die Augen, als wollte er diesen Moment nicht verstreichen lassen. „Endlich gestehst du es dir ein.“ Er schien von meinen Worten überzeugt und zog mich sanft an sich heran, nahm meine Hände und legte sie um seinen Hals, seine Berührungen brannten schmerzhaft. Wenn mir die Chance gegeben würde, wie weit würde ich in meinem verzweifelten Versuch, an meinem Leben festzuhalten, noch gehen? Wahrscheinlich bis zum Äußersten, doch dann tat sich ein ganz anderer Weg für mich auf, den ich noch nie ernsthaft in Erwägung gezogen hatte, zu gehen. Langsam wand ich mein Gesicht von ihm ab und sah zum Abgrund. Sanft küsste er meine ihm zugewandte Wange. Wieder brannte es, doch war es nicht das leidenschaftliche Brennen, von dem ich einst nie genug bekam, es war einfach nur quälend. Meine Hände glitten über seine breiten Schultern, über seine starken Arme, langsam griff ich um meinen Rücken, nahm seine Hände und hielt sie in meinen. Einen Schritt tat ich zurück, erst sah ich auf seine großen Hände, dann wanderte mein Blick und begegnete seinem, er war liebevoll, als hätte er endlich bekommen, was ihm zustehen würde. Ich betrachtete ihn und lächelte, dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen, um ihm ein bisschen näher zu sein. „Vielleicht....... in einem anderen Leben.“ Flüsterte ich. Jetzt ließ ich die Hände sinken, seine glitten aus meinen. Ihm war anzusehen, wie er über meine Worte nachdachte, doch noch machten sie für ihn keinen Sinn. Schritt für Schritt ging ich zurück. Er schien es nicht für nötig zu erachten, mich festzuhalten, davonlaufen könnte ich ihm nicht. Noch durchschaute er mein Vorhaben nicht. Meine Chancen standen fünfzig fünfzig. Noch ein paar Schritte.
„Ley, komm zurück.“ Seine Stimme klang besorgt. Ich senkte meinen Kopf, der nächste Schritt würde die Entscheidung bringen. Ich hatte keine Angst mehr, es lag in meinen Händen, ich war nicht mehr ausgeliefert, jetzt entschied ich. Meinen Blick hob ich, jetzt hatte ich ich die Macht, ihm zu nehmen, was er liebte und jetzt hatte ER keine Wahl. Ich lächelte, sein Blick wurde entsetzt. „.......in einem anderen Leben werde ich dein sein.“ Flüsterte ich. Mit dem letzten Schritt trat ich mich mit Schwung ab. Ich fiel in die Dunkelheit, die einer Erlösung glich. Ich hörte noch, wie er voller Entsetzen und Verzweiflung meinen Namen schrie. Dann tauchte ich in das eiskalte Wasser, es stach wie Millionen Nadeln auf meiner Haut, doch war es leichter zu ertragen als Jakes quälend brennende Berührung.

Ich kämpfte mich an die Oberfläche, laut schnappte ich nach Luft, die Brandung war stark, ich musste versuchen nach links zu schwimmen, da hatte ich von oben, in einiger Entfernung, einen Strand erkennen können, im Mondlicht hob er sich hell von der restlichen Umgebung ab. Noch konnte ich mich nicht darüber freuen, dass ich diesen Sprung überlebt hatte, ich hätte genau so gut auf einem der unzähligen Felsen landen können, die ringsherum aus dem Wasser ragten. Die Kälte des Wassers machten meine Bewegungen zusehends langsamer und vor allem mühsamer. Ich quälte mich voran, wenn Jake mir das Leben nicht genommen hatte, so würde ich alles daran setzten, dass es das kalte Wasser auch nicht schaffen würde. Wieder und wieder dachte ich an Jared und es spornte mich gnadenlos an. Was musste er jetzt aushalten, er hatte keine Ahnung wo ich war oder ob ich noch lebte. Es musste für ihn die Hölle sein, also sollte ich mich mal nicht so anstellen. Ich würde es schaffen, einen Weg zu ihm zu finden. Jetzt konnte ich den Strand sehen, es war nicht mehr weit. Mittlerweile fühlte ich meine Beine nicht mehr und das Gefühl in meinen Armen wurde auch weniger. Das Salzwasser brannte in meinen Augen, aber unermüdlich holte ich mit den Armen aus und schob mich vorwärts. Ich fühlte ein Schaben an meinen Knien, es war der Meeresboden. Kraftlos krauchte ich aus dem Wasser und ließ mich keuchend in den Sand fallen. Wäre ich nicht so kraftlos und unterkühlt, hätte ich in Jubelschreie ausbrechen können. Einen Moment wollte ich mir geben, ehe ich versuchen wollte aufzustehen, ich war nicht überzeugt, dass meine Beine mich tragen würden. Ich zitterte, schloss die Augen und sammelte die letzten Kräfte. Langsam rollte ich mich auf die Seite und richtete mich auf, unter der Anstrengung zitterten meine Arme und dem Adrenalin sein Dank, merkte ich die Schmerzen der Gipshand nicht.
Es dauerte einige Zeit, dann stand ich auf wackligen Beinen, die sich anfühlten, als würden sie nicht mir gehören. Es war, als würde ich das Laufen neu lernen, mit staksigen Schritten lief ich den Stand entlang, aber mit jedem Schritt kehrte das Gefühl zurück in meine Beine. Als ich am Ende des Strandes angekommen war, drehte ich mich um, ich wollte sicher gehen, dass Jake nicht irgendeinen Weg hierher gefunden hatte. Zum Glück war von ihm nichts zusehen. Ich bog um die Ecke und mich beschlich das Gefühl, schon mal hier gewesen zu sein, so schnell meine Beine mich trugen lief ich weiter. Es wurde immer bekannter, ich war schon mal hier, jetzt wusste ich wo ich lang musste, um nach Hause zu kommen. Ich musste nochmal durch den Wald, doch hatte ich jetzt einen Trampelpfad, dem ich folgen konnte, dass machte es um einiges einfacher. Jetzt war es nicht mehr der Waldboden, der das Laufen zusehends schwieriger machte, es waren meine Beine die immer schwerer wurden, ich merkte wie meine Kraft schwand.

Ich trat aus dem Wald, jetzt konnte ich nicht mehr rennen, ich war zu erschöpft, schwer wie Betonklötze zog ich meine Beine hinter mir her. Von weitem konnte ich die Häuser sehen, alles fiel von mir ab und es ließ mich schluchzen. Als jemand ein Stück von mir entfernt aus demselben Wald schoss. Ich traute mich nicht genauer hinzusehen, aus Angst, es könnte Jake sein.
„Ley?!“ Hörte ich die mir bekannte Stimme, jetzt, da ich mich in Sicherheit wusste, versagten meine Beine und stellten ihren Dienst ein. Embry jagte auf mich zu. Ich lag auf den Knien, stützte mich mit den Armen vom Boden ab und schluchzte herzzerreißend. „Ach du Scheiße.“ Hörte ich ihn leise. Ich musste ganz schrecklich aussehen, entsetzt sah er mich an. Doch er verlor keine weiteren Worte, langsam hob er mich hoch und ging schnellen Schrittes nach Hause. Es fühlte sich so vertraut an, in seinen Armen zu liegen, immer noch hob und senkte sich mein Brustkorb viel zu schnell. Ich schloss meine Augen und drückte mich an ihn, nass und dreckig wie ich war, ich fror wie noch nie in meinem Leben. Mit einem Fuß trat er vor die Tür, die schnell geöffnet wurde. „Oh mein Gott.“ Hörte ich Seth, langsam öffnete ich meine Augen und sah zu ihm. Er starrte mich an, bis Embry ihm Anweisungen gab, Decken heranzuschaffen. Er setzte sich mit mir in den Armen auf das Sofa, langsam und beruhigend wog er mich hin und her. Seth polterte die Treppen hinunter, die Arme voll Decken und wickelte sie um Embry und mich, die Wärme, die von ihm ausging, ließ meine Lider schwer werden, noch immer zitterte mein ganzer Körper. Nachdem wir eingemummelt waren, hörte ich noch wie Embry sagte, dass Seth Sam anrufen sollte. Meinen Kopf ließ ich ein bisschen nach hinten sacken und betrachtete mit kleinen Augen Embrys Profil, ich war so unsagbar dankbar, dass er es war, der mich fand. Ein bisschen döste ich vor mich hin, sobald ich drohte einzuschlafen, riss ich mich mit einem Zucken zurück. Embry hörte nicht auf mich zu wiegen, meine eiskalte Hand legte ich auf seine Brust, selbst durch sein Shirt spürte er die Kälte und es ließ ihn schaudern. Leise telefonierte Seth in der Küche, ich hörte ihn, doch verstand ich nichts, von dem was er sagte. Ich musste mich nur so lange wach halten bis Jared hier wäre, dann wäre alles gut. Seth kam zurück.“Sie sind gleich da.“ Flüsterte er. „Ob er sie erwischt hat?“ Fragte Seth wieder leise, so wie es aussah, gingen sie davon aus, dass ich schlief. „Wenn er sie erwischt hätte, hätten wir sie wahrscheinlich morgen in der Pathologie identifizieren können und sie wäre nicht hier.“ Flüsterte Embry. „Meinst du, er wäre so durchgeknallt?“ Seth konnte Embrys Worten kaum Glauben schenken. „Ich habe gesehen, wie er seine Hand um ihren Hals gelegt und zugedrückt hat. Ja, so durchgeknallte ist er. Er gehört eingesperrt!“ Zwar flüsterte Embry immer noch, aber seine Wut wurde mit jedem weiteren Wort spürbarer. „Den anderen ist er nicht über den Weg gelaufen, meinst du, er wird zurückkommen?“ Seth ließ nicht locker. „Wenn ihm sein Leben lieb ist, wird er es tunlichst vermeiden, sich hier nochmal blicken zulassen. Ich dachte, Jared würde ausflippen, so wie vorhin habe ich ihn noch erlebt. Er war dem Wahnsinn nah, so außer sich war er vor Sorge. Er dachte, er würde sie nie wiedersehen. Wenn Jake sein Vorhaben zu Ende gebracht hätte, dann hätten Jared und ich ihn gefunden! Da sei dir sicher.“ Seine Stimme klang so entschlossen, dass ich es in keinem Moment anzweifelte. Fest kuschelte ich mich an ihn und seine Umarmung ließ mich wissen, wie sehr er mich liebte. „Aber wo soll er hin, er hat doch sonst niemanden.“ Bohrte Seth weiter. „Das ist mir ziemlich egal, hätte ihm etwas daran gelegen hier zu bleiben, dann hätte er nie so weit gehen dürfen.“ Langsam nervten ihn Seth Fragen.

Ich lauschte ihren Worten und kämpfte weiter gegen die bleierne Schwere, die mich tiefer ziehen wollte. Ich konnte nicht einschätzen wie viel Zeit vergangen war, als ich hörte, wie sich die Haustür öffnete. „Das darf nicht wahr sein.“ Vernahm ich Pauls völlig entsetzte Stimme. „Wenn ich den in die Finger kriege, mache ich ihn lang.“ Flüsterte er wutschnaubend. Es war eine quälende Anstrengung, die Augen zu öffnen. Jared stand ein Stück entfernt und sah mich an, der Schmerz in seinen Augen ließ sie mich kurz wieder schließen. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch hielten mich die Decken an Embry gedrückt. Er begann, uns auszuwickeln, langsam erhob ich mich, die entsetzen Blicke trafen mich von allen Seiten. Einen Schritt tat ich auf Jared zu, meine Beine taten so unglaublich weh. Ihm war anzusehen, dass er nicht glauben konnte, was er sah. Meine Klamotten waren immer noch klamm und teilweise auch zerfetzt, ich war dreckig wie Sau, auch hatte ich Kratzer im Gesicht und an den Händen. Ich bot ein Bild des Jammers.

Entsetzt hielt er sich die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. Ich sah, wie sehr es ihn traf, mich so zusehen. Langsam und kraftlos streckte ich ihm meine Hand entgegen. Einen Schritt tat er auf mich zu, noch immer schüttelte er ungläubig den Kopf, ich schloss die Augen und es ließ mich schluchzen. Dann ergriff er sie, jetzt umschlossen mich seine Arme und fest drückte er mich an seinen unglaublich warmen Körper. Er beugte sich ein Stück nach vorn, griff unter meine Beine, hob mich hoch und ging mit mir zu Treppe. Vorsichtig trug er mich nach oben, öffnete seine Zimmertür und trat ein. Jetzt sah er mich an und küsste meine Wange, ich schloss die Augen und holte tief Luft. Langsam und ganz vorsichtig stellte er mich auf meine Beine, noch immer zitterte ich wie verrückt. Es tat mir schrecklich leid zu sehen, wie es ihn quälte, wie es ihn mitnahm und leiden ließ. Er griff mein dreckiges Oberteil und zog es mir langsam über den Kopf, sein Blick blieb an meinen Rippen hängen, die ein riesiger blauer Fleck zierte. Erschrocken starrten er und ich darauf, es sah aus, als hätte mich jemand ganz übel verprügelt, zaghaft fuhr er mit den Fingern darüber, er war fassungslos. Er half mir Schuhe, Socken und Hose auszuziehen, dann schlug er das Bett auf, bei jedem Schritt, den ich tat hatte ich das Gefühl, es bohrten sich Messer in meine Beine, ich blieb stehen und holte tief Luft, das Bett schien unerreichbar weit weg für mich.
Nach ein paar Schritten konnte es Jared nicht mehr mit ansehen, nahm mich erneut in seine Arme, trug mich zum Bett rüber und legte mich vorsichtig hinein. Die ganze Zeit verloren wir kein Wort. Kraftlos legte ich meinen Kopf aufs Kissen, mein Blick folgte ihm, ich hatte Angst er würde das Zimmer verlassen, doch jetzt entledigte er sich seiner Klamotten bis auf den Boxershort. Er stand vor dem Bett, sein Blick blieb wieder an meinen blauen Rippen hängen. Dann legte er sich zu mir, erst betrachtete ich sein wunderschönes Gesicht, das in den letzten Stunden um Jahre gealtert schien, es lag so viel Sorge in seinem Blick. Mit meiner Hand fuhr ich über seine Wange, seine Schulter, seinen Arm. Er so warm und seine Haut unglaublich weich, glatt und er roch so gut. Vorsichtig strich er über meine Rippen bis hin zu meiner Hüfte. „Ich dachte........ ich würde dich nicht wiedersehen.........lebend.“ Flüsterte er und es ließ ihn tief Luft holen, die Qualen, die er durchlitten hat, schwangen in jedem seiner Worte mit. Er würde nie erfahren, wie haarscharf wir daran vorbei geschlittert waren. Die Angst um mich war in seiner Stimme zuhören, warum sollte ich ihn unnötig quälen. Ich versuchte zu schützen, was ich liebte, andere hielten das anders. Meine Gedanken schweiften zurück, kurz bevor ich von der Klippe sprang. Die Angst, die ich dort empfand, wie weit sie mich getrieben hat, langsam ergriff sie erneut Besitzt von mir. Ich sah Jakes Gesicht, wie zufrieden, fast glücklich er schien, als ich ihm Worte zuflüsterte, die er nicht verdient hatte. Auch mutmaßte ich, wie es gelaufen wäre, wenn ich anders reagiert hätte, wenn ich nicht gesprungen wäre oder ihm gesagt hätte, was er hören wollte. Ich war mir fast sicher, er hätte mich getötet, wahrscheinlich wäre es für ihn eine Tat der Gnade gewesen.
Jetzt legte ich meine Hand gegen Jareds Brust, die leicht bebte. Näher rückte ich an ihn heran, dass seine Wärme mir eine angenehme Gänsehaut über den Rücken jagte. Das genießend schloss ich einen Moment die Augen. „Ich liebe dich.“ Flüsterte er mit erstickter Stimme. Jetzt sah ich ihn wieder an und was ich sah, machte mich unglaublich traurig. „Ich liebe dich mehr.“ Flüsterte ich mit heiserer Stimme, hob meinen Kopf, küsste die einzelnen Tränen von seinen Wangen und strich mit meiner Hand drüber. Liebevoll ruhte mein Blick auf ihm, sachte schob er seinen Arm unter meine Taille und zog mich ganz nah, dass seine warme Haut mich überall berührte. Ich umschlang ihn mit meinen Armen und meine Wange ruhte an seiner. Mit einer Hand griff ich hinter mich und warf die Decke über uns. Sanft hauchte ich kleine Küsse an seinen Hals, wieder fühlte ich das Beben seiner Brust. Still fanden Tränen ihren Weg, es traf mich, dass er so unbeschreiblich litt. Langsam wanderten meine Lippen zu seiner Schulter, fester drückte er mich an sich. In dieser Nacht braucht er mehr Trost und Halt als ich.

Chapter 13



Chapter 13

Keuchend schreckte ich hoch, mit aufgerissenen Augen starrte ich in die Dunkelheit, die alles umgab. Jake verfolgte mich in meinen Träumen, kurz bevor er, wo auch immer auftauchte, beschlich mich ein unbeschreibliches Gefühl der Angst, es war, als bekäme man eine Waffe an den Kopf gehalten und es war der Moment, bevor sie abgedrückt wurde, dieses Gefühl ließ mich in meinem Traum wissen, er war da.

Langsam beruhigte ich mich etwas, doch fürchtete ich erneut einzuschlafen. Leise hörte ich Jareds gleichmäßig ruhigen Atem. Ich glitt wieder ins Kissen, das Zittern kehrte zurück, doch war es nicht länger die Kälte, die es auslöste, es war die Angst. Ich suchte seine Hand, die ich rettend umklammerte. Kalter Schweiß stand auf meiner Stirn und wieder brannten meine Lungen wie nach dem Sprint. Trotz der Angst und der Anspannung holte mich die Erschöpfung erneut ein, auch wenn ich mich noch so dagegen wehrte, wurden meine Lider schwerer. Leise murmelte ich vor mich hin und versuchte mich wach zuhalten. „Es ist alles okay.“ Leise und beruhigend vernahm ich Jareds Stimme dicht neben mir, sein Arm wanderte um mich und er zog mich näher. Meine Nase berührte seine Brust und seine Wärme vermittelte mir mehr denn je das Gefühl von Sicherheit, das machte es mir einfacher, mich zu ergeben.

Es fühlte sich an, als säße ein Nashorn auf meiner Brust, dass Ein- und Ausatmen war unglaublich anstrengend, jeder Atemzug wurde von einem rasselnden Geräusch untermalt. Langsam öffnete ich meine Augen, es war schon hell draußen, doch das dumpfe Licht ließ mich wissen, dass es kein sonniger Tag werden würde. Ich drehte meinen Kopf zu Seite, er war so schwer und fühlte sich an, als wäre er aus Blei, mein Blick wanderte zum Wecker, es war früher Vormittag. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich allein war und es fühlte sich schrecklich an. Langsam quälte ich mich hoch, als ich auf der Bettkante saß, wurde mir schwindelig, einen Moment verharrte ich und wartete mit geschlossenen Augen, bis es besser wurde. Langsam stand ich auf, noch immer schmerzten meine Beine, doch war es nicht mehr so schrecklich wie gestern. Ich schlich zu Jareds Schrank, die Klamotten von gestern schien er schon entsorgt zu haben, auf jeden Fall waren sie nicht mehr hier, mit einem knarrendem Geräusch öffnete ich die Türen. Wieder überkam mich der Schwindel, wankend hielt ich mich mit einer Hand fest und versuchte nicht zu stürzen, mit der anderen zog ich mir eine Jogginghose und ein Shirt raus. Meine eigentliche Absicht war es, erst zu duschen, aber ich war mir nicht sicher, ob ich es bis dahin schaffen würde. Mein Atem war unnormal laut, ich sah zurück zum Bett und versuchte mir auszurechnen, wie viele Schritte es wären, bis ich es wieder erreicht hätte.
Noch bevor ich den Versuch starten konnte, öffnete sich langsam die Tür und Jared steckte den Kopf hinein, mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er auf das leere Bett. Dann sah er mich immer noch wankend am Schrank stehen. Die Tür flog auf und er war so schnell neben mir, dass ich nicht mitbekam, wie er einen Schritt tat. Sein Arm wanderte unter meinen durch und er stützte mich. „Was hast du vor?“ Flüsterte er liebevoll, doch war in jedem seiner Worte die Sorge zu hören. „Ich muss ganz dringend duschen.“ Meine Stimme war kratzig und heiser, ich hörte mich an als hätte ich 'ne Woche durchgefeiert, geraucht und gesoffen, viel schlimmer war, dass ich mich auch so fühlte.

„Ich weiß nicht, ob dass so eine gute Idee ist.“ Zwar klangen Zweifel in seiner Stimme, doch war sie liebevoll wie zuvor. „Du scheinst heute nicht so standfest zu sein.“ Es entlockte mir ein bellendes Lachen, welches in einem grauenhaften Husten endete. „Das hört sich nicht gut an. Vielleicht sollte es sich ein Doc mal anhören.“ Jetzt holte ich tief Luft und Jared hörte das rasselnde Geräusch, seine Augen weiteten sich. „Das wird sich ein Doc ansehen!“ Bestimmte er mit fester Stimme. „Alles was du willst, aber ich muss erst duschen.“
Ich hatte kaum die Kraft, dass meine Stimme ihn überzeugen konnte. „Du kippst gleich aus den Latschen.“ Versuchte er mich von meinem Vorhaben abzubringen. „Von mir aus, aber erst wenn ich sauber bin. Kannst dich ja neben die Dusche stellen.“ Zwar meinte ich es nicht ernst, doch er nahm mich beim Wort. „Unter der Bedingung könnte ich mich drauf einlassen.“ Es ließ mich knurren. Embry erschien in der Tür, zwar stand ich nur in Unterwäsche auf Jared gestützt, aber bei ihm störte es mich nicht. Mitleidig sah er mich an. „Wie geht’ s dir?“ Fragte er. „Geht so.“ Ich versuchte, ihm ein Lächeln zu schenken, doch merkte ich selbst wie es sich mehr und mehr zu einer Grimasse verzog, dann gab ich es auf. „Könntest du ihre Tasche holen?“ Bat Jared ihn. Kurz nickte er und verschwand. Jared verfrachtete mich zurück aufs Bett, als Embry wieder da war, stellte er sie neben mich, ich begann zu wühlen. Es dauerte nicht lange, bis ich in Händen hielt, was brauchte. Damit ich nicht halbnackt über den Flur musste, wickelte Jared mich in eine Decke und trug mich zum Bad. Auch wenn ich geschlafen hatte, die Erschöpfung wurde nicht besser.
Vorsichtig stellte er mich wieder hin, ich wartete, dass er ging, er schloss die Tür, aber nicht hinter sich. Er wollte mir aus der Decke helfen. „Jared.“ Zickte ich ihn ein bisschen an. „Wir haben 'ne Abmachung. Sonst bringe ich dich wieder zurück.“ Ich hatte keine Kraft, mich gegen ihn zu wehren, er meinte es nur gut und sorgte sich. Stöhnend warf ich den Kopf nach hinten und gab ihm nach. „Ach, ich hab noch was vergessen.“ Fiel ihm ein und eilig marschierte er aus dem Bad. Etwas verwundert sah ich ihm nach und dachte, ob er jetzt Schwimmflügel besorgte, damit ich nicht ertrank. Ich stellte das Wasser an, damit es schon mal warm wurde, drehte mich um und sah in den Spiegel. „Ach du Scheiße.“
Entfuhr es mir, einige fiese Kratzer zierten mein Gesicht und ich sah aus, als hätte ich eine Tarnbemalung, mein Gesicht war richtig dreckig. Es schüttelte mich, kein Wunder, dass Jared mich so mitleidig angesehen hatte, dann zog ich meine Unterwäsche aus und stieg in die Dusche. Meine eingegipste Hand hielt ich raus, obwohl der Gips nicht mehr weiß, sondern schlammfarben war. Es war gar nicht so einfach, die Hand hinaus zuhalten und trotzdem Wasser abzubekommen. Ich hörte, wie die Tür wieder geöffnet wurde. „Alles gut bei dir?“ Fragte Jared. Ich knurrte vor mich hin und versuchte mit einer Hand das Duschgel zu öffnen. Leise fluchte ich, da dass alles nicht so klappte wie ich es mir vorstellt hatte. „Nicht erschrecken.“ Kicherte er über mein Geschimpfe. Irgendwas schob er über meinen Gips, dann wickelte er etwas oberhalb des Gipses um meinen Arm. „Vielleicht geht es so besser.“ Noch immer lachte er. Ich zog meinen Arm hinter den Vorhang, und musste auch kichern. Er hatte einen Müllbeutel drüber gezogen und mit Klebeband zugezurrt.
Ich erinnerte mich, vor gut zwei Jahren musste er sich mit einem komplett eingegipsten Arm herumschlagen, es war ein echt heißer Sommer, jeden Tag waren wir am Stand und er saß auf seinem Handtuch und konnte nur zusehen, wie wir uns im Wasser abkühlten. Not machte erfinderisch.
Wenn ich meine Finger nicht gebrauchen konnte, so klemmte ich das Duschgel zwischen meinen Bauch und meinen Arm, es ging um einiges leichter.“Danke, mein Herz.“ Trällerte ich heiser. „Jederzeit wieder.“ Seine Stimme klang fröhlich, dann fing er an zu pfeifen.
„Brauchst du Hilfe? Also, ich würde mich freiwillig und völlig selbstlos anbieten. Vielleicht kann ich dir zu Hand gehen.“ Er giggelte vor sich hin. Ein Stück schob ich den Vorhang zur Seite und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Ja, nicht so wie du jetzt denkst.“ Verteidigte er sich gespielt, dann setzte er nach. „Obwohl...!“ Sein Grinsen wurde breiter. „Zu spät, Mr.Cameron, bin schon so gut wie fertig.“ Schnell wusch ich das Shampoo aus meinen Haaren, wenn seine Idee auch sehr einladend klang und ich einen kurzen Moment darüber nachdachte. Enttäuscht schnaufte er. Nach dem Handtuch tastend fuhr meine Hand um den Vorhang, als Jared ihn langsam aufzog und sein Blick mich wissen ließ, dass ihm gefiel was er sah. In der einen Hand hielt er, wonach ich suchte, doch hielt er es so weit weg, dass ich nicht dran kam. „Mir ist kalt.“ Bibberte ich vor mich hin. „Und ich bin so schön warm.“ Versuchte er mich mit einem verführerischem Lächeln zu überzeugen. Sein Gesichtsausdruck ließ mich lachen, doch wandelte es sich wieder in diesen bellende Husten. Das Spitzbübische wich aus einem Gesicht und Sorgenfalten umspielten seine Stirn. Schnell wickelte er das Handtuch um mich und hob mich aus der Dusche.
„Aber abtrocknen darf ich mich allein?“ Fragend sah ich ihn an. „Aber nicht abschließen. Falls was ist.“ Sein Blick war bittend. Jetzt stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste seine Wange, er war wirklich unbeschreiblich warm. „Versprochen.“ Lächelte ich. Schweren Herzens ließ er mich allein.
Ich trocknete mich ab und cremte mich ein. Als ich in meine Lieblingscouchklamotten schlüpfte und mir die dicken Socken anzog, ging es mir ein bisschen besser, zwar war ich immer noch schlapp, aber der Schwindel war besser, nicht weg, aber besser. Ich kämmte meine Haare und versuchte mir einen Zopf zu machen, was mit einer Hand ein aussichtsloses Unterfangen war. Ich dachte nicht darüber nach und rief Jared, der wie ein Verrückter in Bad schoss, weil er dachte, es wäre etwas passiert. Mit großen Augen sah er mich an. Meine Unachtsamkeit tat mir leid, ich wollte ihm nicht so einen Schrecken einjagen. „Geht' s dir nicht gut?“ Von oben bis unten sah er mich an, und drehte mich sogar um meine eigene Achse. „Kannst du mir ´n Zopf machen?“ Gab ich etwas kleinlaut von mir. „Ich?!“ Verwundert sah er mich an. Dann völlig locker und cool. „Gibt nix, was ich nicht kann.“ Er kniff mir ein Auge zu und schnalzte. Leise kicherte ich in mich hinein und war schon gespannt, wie ich gleich aussehen würde. Mit lässigem Schritt stellte er sich neben mich. „Dann brauchte ich jetzt was........ zum zusammentüddeln.“ Sein Blick suchte die Ablageflächen nach etwas Brauchbarem ab, dann blieb er an dem Klebeband hängen. Ich fing an zu kichern und hoffte, dass es nicht sein Ernst wäre. Er presste die Lippen aufeinander, konzentriert ließ er den Blick schweifen. Ich hob meine Hand und hielt ihm ein Haarband entgegen. „Das sieht gut aus.“ Grinste er und stellte sich hinter mich. Er fing an zu machen und zu tun, zu zuppeln und zu ziepen. Ich schloss die Augen und hielt mir lachend meine Hand davor. „Ja, ja, lach' ruhig. Du wirst dich gleich wundern.“ Tadelte er mein Gekicher. „Das befürchte ich auch.“ Wieder ließ es mich kichern.

Ich hatte keine Ahnung, warum er so lange brauchte, zweimal drum gewickelt und gut, wäre normalerweise 'ne Sache von zwei Sekunden. „Kann ich mich noch setzen?“ Zärgerte ich ihn. „Lohnt nicht, fertig.“ Langsam drehte ich mich zu ihm. Etwas entsetzt sah er mich an. „Von hinten sah das irgendwie besser aus.“ Jetzt lachte er lauthals. Ich traute mich kaum in den Spiegel zu sehen, überwand mich dann aber und ja, ich hätte es lassen sollen. Würde ich morgens mit dem Staubsauger über meine Kopf gehen, würde es nicht anders aussehen. Gespielt strafend sah ich ihn an, er versuchte, sich das Lachen zu verkneifen aber prustete immer wieder los. Ich stapfte aus dem Bad die Treppe hinunter. „Huch, was ist passiert? Heute mit Strom gekämmt?“ Lachte Paul. Immer noch prustend polterte Jared die Treppe herunter. „Hast du das verbrochen?“ Lachte Paul und sah Jared an. Der sich feixend den Bauch hielt. „Embry.“ Rief ich verzweifelt.
Indem öffnete sich die Haustür und Sam und Seth kamen herein. Seth brach sofort in schallendes Gelächter aus. „Oh, ist es windig oben?“ Fragte Sam und ging breit grinsend an mir vorbei. Jetzt fehlte nur noch Quil, dann hätten alle einmal herzlich gelacht. „Embry!!!“ Rief ich wieder voller Verzweiflung. Jetzt sah er aus der Küchentür und konnte sich nur unter schwersten Qualen das Lachen verkneifen. Ich zog 'ne Schnute. „Hilfe!!!“ Langsam ging ich zu ihm und drehte ihm den Rücken zu. Er entwirrte meine Haare und nach noch nicht mal einer Minute sah ich auf dem Kopf wieder aus wie ein Mensch und nicht wie ein lebendes Nest. „Danke.“ Knurrte ich, lehnte mich an ihn und strafte die anderen mit bösen Blicken. Jetzt schüttelte mich wieder diese ätzende Husten. Embry legte seine Arme um mich. Überlegend sah er mich an, seine Hand wanderte zu meiner Stirn. „Du hast Fieber.“ Sagte er im inbrünstigen Ton der Überzeugung. Ich war zwar schlapp und müde, doch fühlte ich mich nicht krank, bis auf den Husten. „Wo ist das Thermometer?“ Fragte er Sam. „Ich hol' s,“ Sam verschwand nach oben.
Embry bugsierte mich ins Wohnzimmer, verfrachtete mich auf die Couch und deckte mich zu. „Du bist die beste Mama.“ Grinste ich ihn an, er grinste zurück und ging wieder in die Küche, wo Mamas ja meistens waren. Seth setzte sich zu mir. „Wie geht’ s dir?“ Fragte er und fuhr mit der Hand über meine Beine. „Bis gerade dachte ich, eigentlich ganz gut.“ Sam kam mit dem Thermometer zurück und bohrte es in mein Ohr. „Aua.“ Beschwerte ich mich. „Stillhalten.“ Ermahnte er mich. Mit einem dummen Gesicht schielte ich Seth an. Der natürlich wieder losgeierte. Endlich das erlösende Piepsen. „Oh.“ War alles was Sam von sich gab. „Was heißt 'Oh'?“ Mischte Jared jetzt mit. „Sie hat vierzig Grad Fieber.“ Erschrocken sahen sie mich an. „Tut dir irgendwas weh?“ Fragte Jared etwas hilflos und kam näher. Ich horchte in mich, nee, eigentlich nicht, dann schüttelte ich den Kopf und war über dass Resultat selber etwas erschrocken. „Ich geh jetzt duschen und dann fahren wir zum Arzt.“

Entschied Jared, küsste mich und eilte die Treppen hinauf. Seth saß noch immer neben mir und sein Blick ließ mich wissen, dass er etwas loswerden oder wissen wollte. „Was gibt ’s, Kleiner?“ Tiefer kuschelte ich mich in die Kissen und zog die Decke höher, ich war immer noch ganz schön geschafft. Er holte Luft und sah dann zu Sam, der ihn mit einem Blick warnte, dass er ja nichts Falsches fragen oder sagen sollte. Dann hielt er inne. „Nee, is' nichts.“ Weiter fuhren seine Hände über meine Beine, meine Lider wurden unter seinen Streicheleinheiten schwer. Tief holte ich Luft und seufzte, ich schloss die Augen und war froh, dass sie hier bei mir waren.

„Hey, mein Herz.“ Flüsterte Jareds Stimme, sie war mir ganz nach und klang schrecklich besorgt. Doch war da noch ein anderes Geräusch. Müde öffnete ich meine Augen, was ich in Jareds Stimme hören konnte, spiegelte sich auch in seinem Gesicht. Wieder war da dieses Geräusch, es hörte sich an wie eine schnurrende Katze. Meine Lider waren schwer, ich fühlte mich völlig erschlagen und mein Kopf tat weh. Jetzt hörte ich genauer hin, mit jedem Atemzug den ich tat, war das Schnurren zuhören. Kurz schloss ich die Augen wieder, ich wollte weiter schlafen. „....müde....“ Murmelte ich vor mich hin. Ich merkte, wie erneut Fieber gemessen wurde, jetzt aber um einiges sanfter als beim ersten Mal. Es piepste und kurz drauf hörte ich Jared geräuschvoll ausatmen. Irgendwer schien jetzt neben ihm zu stehen.“Es ist besser, der Doc würde hierher kommen.“ Hörte ich ihn flüstern. Ich vernahm Pauls Stimme.“Ach du Scheiße. Ab wie viel wird’ s kritisch?“ Wieder quälte ich mich die Augen aufzumachen, Jared schien auf dem Weg zum Telefon.

Mein Blick blieb an Paul hängen, der mir ein gequältes Lächeln schenkte, dann setzte er sich zu mir und tätschelte meine Hand. Seine Hand fühlte sich angenehm kühl an. Langsam ergriff ich sie und führte sie zu meiner Stirn, immer wieder wendete ich sie und es war eine Wohltat. So gut wie es mir vorhin noch ging, umso schlechter fühlte ich mich jetzt. Nachdem seine Hand nicht mehr die angenehme Kühle ausstrahlte, tastete ich nach seiner anderen, bereitwillig legte er sie direkt auf meine heiße Stirn und es ließ mich seufzen. Jared kam aus der Küche und fluchte leise vor sich hin. „Was ist?“ Fragte Paul. Jared schnaufte genervt. „Er kommt dann im Laufe des Nachmittages.“ Müde wanderte mein Blick zwischen den beiden hin und her. Dann stand Paul auf und nahm auch seine schöne kühle Hand mit. „Ich fahr' zu Apotheke, dass wir wenigstens etwas gegen das Fieber bekommen.“ Er klopfte Jared auf die Schulter, schnappte sich den Autoschlüssel und verschwand. Ratlos stand Jared vor dem Sofa und sah mich etwas verzweifelt an. Ich schloss die Augen und reckte ihm meine Hand entgegen, dann merkte ich, wie er sich zu mir legte. „Du glühst richtig.“ Stellte er entsetzt fest. „Ich bin meine eigene Sonne.“ Murmelte ich heiser. Er legte seine Arme um mich und ich kuschelt mich an seine breite Brust. Immer noch schnurrte die Katze in meiner Brust mit jedem Atemzug. In seinen Armen holte mich erneut die Erschöpfung ein.

Das Geräusch von Schritten holte mich langsam zurück, doch ließ ich meine Augen geschlossen und hoffte, ich würde gleich wieder einschlafen. Noch immer lag ich an Jared gekuschelt, seinem Herzschlag lauschend, ich merkte, wie er sich den Hals verdrehte. „Er muss nochmal hier gewesen sein.“ Flüsterte Sam leise. Ich merkte, wie Jared sich anspannte. „Wie kommst du darauf?“ Flüsterte Jared zurück, mit meinem Ohr an seiner Brust brummte seine Stimme angenehm tief. „Sein Zimmer ist leer.“ Knurrte Sam jetzt. In diesem Moment wurde mir bewusst über wenn sie sprachen. Eine Gänsehaut jagte über meinen fiebergeplagten Körper. Den Gedanken, dass er so nah war, ohne dass wir es mitbekamen, fand ich unerträglich. Mir fiel mein Traum von letzter Nacht wieder ein und selbst als ich schon wach war, hielt mich dieses grauenhafte Gefühl weiterhin gefangen. Ich hoffte, dass es nichts damit zu tun hatte, dass er in der Nähe war. War es vielleicht so etwas wie mein eigener Alarm?

Langsam drehte ich mich auf den Rücken. Ihre Unterhaltung verstummte. Sanft hauchte Jared mir einen Kuss auf die Wange, es rang mir ein kleines Lächeln ab. „Hast du gut geschlafen?“ Murmelte er, mit seinen Lippen noch immer an meiner Wange. Ich öffnete meine Augen, dann nickte ich. „Was hast du Wildes geträumt?“ Flüsterte er. Mit kleinen Augen sah ich ihn an. „Keine Ahnung.“ Krächzte meine Stimme, würde es mir nicht so schlecht gehen, wäre ich alarmiert. „Du hast irgendwas von einer Klippe und einem anderen Leben gemurmelt.“ Er lächelte mich an, er hatte ja keine Ahnung. „Hmm...., Fieberträume.“ Tat ich es ab. Es klopfte an der Tür und Sam öffnete. „Gott sei Dank.“ Hörte ich Jared, der mehr wusste als ich. Paul war wieder da und hatte den Doc im Schlepptau. Jared erhob sich und machte Platz. Freundlich begrüßte er mich und begann direkt mit seinen Untersuchungen, wieder einmal Fieber messen, Zunge rausstrecken, abhören, er drückte an meinen Lymphknoten am Hals herum und zwischen durch machte er „Hmh“ oder „Aha“ , es war sehr informativ. Noch mal hörte er sich meine Lunge an. „Genau kann ich es nicht sagen, entweder eine schwere Bronchitis, aber ich tippe eher auf eine Lungenentzündung.“ Er strich sich mit der Hand über seinen Bart und schien zu überlegen. „Das Beste wäre, ich schreibe Ihnen eine Einweisung.“ Entsetzt fuhr mein Blick von Jared zu Sam, entgeistert schüttelte ich den Kopf. „Gibt es noch eine andere Möglichkeit?“ Ruhig wie ich ihn kannte, wandte Sam sich an ihn. „Ich könnte ihr hier einen Antibiotika-Tropf legen, aber wenn es ihr morgen nicht wesentlich besser geht, führt kein Weg daran vorbei.“ Die Stimme des Arztes klang ernst. Ich liebte Sam dafür, dass er alles daran setzte, dass ich hier bleiben könnte.
Der Doc kramte in seiner Tasche, holte heraus, was er brauchte, desinfizierte meinen Handrücken und packte die Kanüle aus. Jareds Augen wurden groß, er hatte kein Problem mit Blut, selbst wenn es viel war, auch wenn irgendwas genäht werden musste, aber wehe dem es ging um Spritzen, da war bei ihm Feierabend. Auch an dem Abend als er und Jake sich verdroschen hatten, wenn bei ihm etwas genäht werden musste, was früher öfters der Fall war, dann ohne Betäubung, er war schon hart im Nehmen. Der Doc setzte die Spitze an, sie glitt unter meine Haut, irgendwie fand ich, dass Jared etwas grün aussah. „Jared? Alles gut?“ Krächzte ich heiser vor mich hin und hatte die Befürchtung, er würde jeden Moment umfallen. „Bin gleich wieder da.“ Seine Stimme klang auch irgendwie komisch, im Affenzahn flitzte er die Treppe hoch, als man kurz drauf die Klospülung hörte, wusste ich was Sache war. Es ließ mich grinsen, er war ein Typ wie ´n Baum, aber so kleine Dinge wie Spritzen machten ihn fix und fertig. Ein bisschen blass um die Nase eierte er die Treppe wieder herunter, aber grün fand ich ihn immer noch. „Geht' s wieder?“ Fragte ich mitleidig, Jareds Aussehen ließ Sam grinsen, „Er schlägt sich tapfer.“ Sam klopfte ihm auf die Schulter. Etwas gequält grinste Jared. Der Tropf lief, so wie es aussah schien Jared vorhin am Telefon auch dafür gesorgt zuhaben, dass ich einen neuen Gips bekam. Abgesehen von der Farbe roch man, dass ich damit durch den Pazifischen Ozean gekrault war.

Der Gips war erneuert, aber der Tropf war noch nicht mal halb leer. „Wenn der durchgelaufen ist, kann die Kanüle entfernt werden und wenn es morgen nicht besser ist, müssen Sie ins Krankenhaus.“ Durchdringend sah er mich an. Doch für den Fall, dass es nicht nötig wäre, stellte er noch ein Rezept für ein weiteres Antibiotikum aus, zum Glück in Tablettenform. Sonst hätte Jareds Magen ein paar schlimme Tage vor sich. Er wünschte mir gute Besserung und verabschiedete er sich. „Dann werde ich nochmal zur Apotheke fahren.“ Schnaufte Paul. Sam, Embry und Quil schlossen sich ihm an. „Auf was hat mein Schatz Hunger?“ Embry hing über die Rückenlehne des Sofas und lächelte mich an. „Wenn ich ehrlich sein soll, auf gar nichts.“ Er holte tief Luft. „Du musst aber was essen.“ Belehrte er mich. „Guck', ich krieg' heute Flüssignahrung.“ Grinsend hielt ich die Hand mit der Kanüle hoch. Er verdrehte die Augen. „Ley!!“ „Ja, ja schon gut.“ Einen Moment dachte ich nach, doch gab es wirklich nichts, wofür ich hätte töten können. Resigniert sah ich ihn an. „Bring' irgendwas mit.“ Er grinste, beugte sich über mich, küsste meine Stirn und sie verschwanden. Jared saß auf der anderen Couch, solange sich die Nadel in meiner Hand befand, hätte ich mich grazil in Spitzenwäsche vor ihm räkeln können, er wäre mir nicht einen Schritt zu nah gekommen. Damit die Zeit nicht zu lang wurde, macht er den Fernseher an. Immer wieder wanderte mein Blick zu ihm. Mit verträumten Blick sah er zum Fernseher, doch schien er mit seinen Gedanken ganz woanders. „Ich liebe dich.“ Flüsterte ich heiser und lächelte ihn an. „Ich liebe dich mehr.“ Grinste er.

Jetzt waren die anderen schon fast eine Stunde weg und der Tropf war durch. „Kannst du mir mal helfen?“ Bat ich Jared, der mittlerweile in der Waagerechten lag. Er stand auf und kam ein Stück näher. „Was soll ich machen?“ Fragte er. „Die muss raus.“ Ich hielt ihm meine Hand hin, die ich ein bisschen bog, so dass die Nadel unter der Haut hervorstach. Seine Augen wurden groß, ich hätte es ja selbst gemacht, doch mit der Gipshand war dass mal so gar nicht drin. „SETH!!!“ Bölkte Jared los. Lachend schüttelte ich den Kopf. „Häää?“ Kam aus der ersten Etage. „KOMM. RUNTER. SOFORT.“ Irritiert über den Ton, den Jared an den Tag legte, schlich er ein bisschen misstrauisch die Treppen hinunter. Er sah uns an. „Und jetzt?“ Fragte er. „Da.“ Fasste Jared sich kurz und zeigte auf mich. Wieder hielt ich die Hand hoch. „Würdest du mir helfen?“ Bat ich ihn. Er belächelte Jared. „Ja klar.“ Seth kam näher und setzte sich auf die Kante. Jared verzog sich direkt in die Küche, ich war mir sicher, einmal kotzen war genug. Vorsichtig lockerte er das Pflaster, dass die Nadel da hielt wo sie war, er schnappte sich einen der Tupfer, die auf dem Tisch lagen, packte ihn aus, zog die Nadel aus meiner Hand und drückte den Tupfer drauf. Er machte das mit einer Souveränität, dass man meinen könnte, er machte es täglich.
„Manchmal ist er schon 'ne kleine Memme.“ Flüsterte Seth und grinste. „Meine Lieblings- Memme.“ Flüsterte ich zurück und kniff ihm eine Auge zu. „Ey du Held, is' fertig.“ Foppte er Jared, der um den Rahmen der Küchentür sah. Seth nahm die Sachen mit und bracht sie in Küche. Leise hörte ich, dass Jared sich bedankte. Seth marschierte wieder nach oben. Jetzt da ich die Nadel los war, kam er wieder näher. „Endlich.“ Schnaufte er und nahm seinen Platz neben mir ein. Seine Arme lagen wunderbar warm um mich und ich konnte mich schön an ihn kuscheln. Ich liebte diese Momente, in denen er nur für mich da war. Ihm war anzumerken, wie sehr es ihn vorhin gestört hatte, dass er sich mir nicht so nähern konnte wie er gerne wollte. Es fühlte sich an, als wären nur Sekunden vergangen, als die anderen nach Hause kamen. „Essen.“ Trällerte Embry. Eilig legte ich meinen Arm um Jared, dass er nicht auf die dumme Idee kam aufzustehen, es war gerade so schön. Im Gegenteil, er robbte noch ein bisschen näher und kroch mit unter meine Decke. Es ließ mich seufzen und ich schloss selig die Augen.

„Gleich ist es kalt.“ Rief Sam, sie saßen schon alle Tisch. Für die Jungs gab es Pizza, doch da Embry mich besser kannte, gab es für mich etwas vom Chinesen. Er hatte es auf den Wohnzimmertisch gestellt. Aber viel lieber wollte ich noch ein bisschen Jareds Wärme genießen. Er schnaufte. „Hilft alles nix.“ Etwas genervt stand er auf und setzte sich zu den anderen. Auch ich schnappte die Pappschachtel, etwas aß ich und ein bisschen stocherte ich drin herum.

Es war schon dunkel draußen, alle Mann saßen wir vor dem Fernseher, an Jared gelehnt hatte ich den anderen Platz gemacht. Noch immer schnurrte die Katze in meiner Brust, aber wie ich fand, nicht mehr ganz so schlimm. Gelegentlich konnte Jared es sich nicht verkneifen und ließ ein leises „Miau“ über seine Lippen. Grinsend bekam er dann einen von mir in die Seite. Was ihn nicht im Geringsten davon abhielt. Er sah mich an. „Bett?“ Flüsterte er. Müde sah ich ihn an und nickte. Er stand auf und zog mich hoch, meine Beine fühlten sich immer noch ein bisschen wie Pudding an. Wir wünschten den anderen eine gute Nacht und schlichen die Treppen hoch, ich ging vor ihm her, gelegentlich piekste er mir mit dem Finger gegen den Po. Ich sah über meine Schulter, mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an. Er grinste.
Nebeneinander zähneputzend standen wir im Bad. „Geht´s dir besser?“ Nuschelte er mit Zahnbürste im Mund und strich mit seiner Hand über meinen Rücken. „Ein bisschen.“ Murmelte ich zurück.
Im Zimmer hockte ich mich neben meine Tasche und suchte Schlafsachen zusammen. „Werde morgen mal ein bisschen Platz im Schrank machen.“ Diese Worte zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht. Nachdem ich umgezogen war, kroch ich zu ihm ins Bett und kuschelte mich an ihn. Wenn ich auch den Großteil des Tages verschlafen hatte, so brauchte es nicht lange, bis ich wieder wegdriftete.

Zitternd wurde ich wach und mein Herz raste. Im ersten Moment war ich von der Angst wie gelähmt. Tief holte ich Luft und hoffte, es würde gleich besser. Zwar hatte ich nicht von Jake geträumt, aber das Gefühl war nach wie vor da. Als es sich selbst nach Minuten nicht gebessert hatte, war es wie eine schreckliche Gewissheit. Ich erinnerte mich an die letzte Nacht, da hatte es auch Besitz von mir ergriffen und als Sam erzählte, dass Jake die Nacht hier gewesen sein musste, konnte ich Eins und Eins zusammen zählen. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett, ich wollte Jared nicht unnötig wecken, vielleicht war es alles nur dummer Zufall. Langsam ging ich zum Fenster, meine Hände zitterten. Es kostete mich schon einiges an Überwindung, meinen Blick aus dem Fenster schweifen zulassen. Denn würde ich entdecken, was ich nicht in meiner Nähe wissen wollte, hätte ich kein Auge mehr zu tun können. Durch den wolkenverhangenen Himmel war es ziemlich düster.

Ganz langsam von links nach rechts suchte mein Blick in der Dunkelheit, um nichts zu übersehen. Mehr als einmal suchte ich die Umgebung ab. „Was machst du da?“ Hörte ich Jareds verschlafene Stimme. „Geht´s dir nicht gut?“ Ein letztes Mal, bevor ich ihm antwortete, konzentrierte ich mich erneut. Da ich nichts sah, was meine Angst hätte erklären können, tat ich es ab. Es war nur ein Gefühl, keine Vorahnung. Ich drehte mich um und krabbelte wieder ins Bett. „Ist alles gut.“ Versicherte ich ihm. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass Jared mit mir sprach, doch merkte ich jetzt deutlich wie das Gefühl schwächer wurde, als würde sich die Gefahr entfernen.

Chapter 14



Chapter 14

Irgendwas patschte unsanft auf mein Gesicht und blieb liegen. Es ließ mich leise knurren. Müde blinzelte ich, die Sonne durchflutete das Zimmer und ich sah, was mich geweckt hatte, ich schielte es quasi an. Jared hatte sich umgedreht und dabei hatte ich seine Hand abbekommen. Müde drehte ich mich auf die Seite und ihm den Rücken zu, seine Hand rutschte von meinem Gesicht. Ich hoffte, er würde mich nicht öfter so wecken, könnte mit der Zeit ungesund werden, da es meine Laune nicht unbedingt steigerte. Tief holte ich Luft und das Schnurren in meiner Brust war nur noch ein leises Rauschen, der Gedanke, dass ich so wie es aussah, ums Krankenhaus herum käme, vertrieb den Unmut über Jareds unsanfte Streicheleinheiten. Um ganz sicher zu gehen, wäre das Thermometer von Nöten, angestrengt überlegte ich, wo ich es gestern zuletzt gesehen hatte. Dann war ich mir sicher, es müsste noch im Wohnzimmer liegen.
Kurz drehte ich mich noch mal zu Jared. Sein Gesicht war völlig entspannt und wunderschön. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, ganz sanft fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über seine Wange. Selbst im Schlaf ließ es ihn seufzen und mich lächeln. Einen Moment blieb ich liegen und bewunderte ihn, ich hätte es nicht besser treffen können. Er war perfekt für mich, seine fürsorgliche, liebevolle, beschützende Art. Er tat alles für mich. Er war die Liebe meines Lebens. Wenn ich jetzt voller Inbrust an den dachte, der alles in meinem Leben war, der mich unsagbar glücklich machte, so schweiften meine Gedanken unweigerlich zu dem, der mir mein Leben nehmen wollte. Zwar war er die Gedanken nicht wert, doch fragte ich mich was aus ihm werden würde, wo er untergekommen war und ob ich ihn das letzte Mal in meinem Leben gesehen hatte. Auch beschäftigte mich die Frage, ob Sam irgendwas unternehmen wollte, er war so etwas wie sein Vormund. Ich wusste nicht, ob ich Sam darauf anhauen sollte. Mir war klar, dass es für Jake kein Zurück mehr gab und ich konnte mir auch gut vorstellen, dass Sam ihn nicht mehr hier haben wollte, so hoffte ich. Es wäre ja kaum noch einer sicher. Doch nach wie vor lastete die Verantwortung auf Sam, er musste sich überlegen, ob und wie es weitergehen sollte. Wenn Jake sich anderweitig in die Scheiße reiten würde, wäre Sam der Dumme. Wieder dachte ich an Sam und meine wilde Unterhaltung, als er mir offenbarte, dass Jake hierher zurückkommen würde. Mit dem Wissen von heute hätte er anders entschieden, nur jetzt war es wie es war und er musste das Beste daraus machen. Gedankenverloren begann ich Jareds Hand zu streicheln und kleine Muster darauf zu malen.
„Hey Beautiful.“ Brummte er mit geschlossenen Augen und lächelte. „Hey.“ Hauchte ich zurück und küsste sanft seine Wange, was sein Grinsen breiter werden ließ. „Wieso bist du schon wach?“ Fragte er und reckte sich geräuschvoll. „Du hast mich liebevoll wach gepatscht.“ Grinste ich. Er öffnete die Augen und sah mich fragend an. „Nicht so wichtig.“ Tat ich es ab und wollte mich erheben. „Hier geblieben.“ Presste er durch die Zähne, beugte sich nach vorn, griff mit einem Arm um meine Taille und zog mich zurück. Fest drückte er mich an sich und warf die Decke über uns, mit dem Rücken an ihn gelehnt lachte ich.
„Wie geht’ s dir heute?“ Murmelte er und küsste meinen Hals. „Besser, glaub' ich. Wollte gerade das Thermometer holen und mal sehen, was das meint.“ Unter seiner Zuwendung schloss ich die Augen, reckte ihm meinen Hals entgegen und fand, dass das Fiebermessen und die Welt ruhig warten konnte. Er war so unglaublich warm, noch etwas fester schmiegte ich mich an ihn, seine Hand fuhr über meinen Bauch bis zu meinem Oberschenkel, er brummte und seine Lippen erkundeten weiter meinen Hals, seufzend drehte ich mein Gesicht zu ihm und konnte es kaum erwarten, dass seine Lippen die meinen fanden. Als er mir seine Hand auf die Stirn legte. „Ich glaub' nicht, dass du noch Fieber hast.“ Etwas irritiert sah ich ihn an. „Häää?“ Ich bot ihm gerade alles was ich war und hatte und er legte mir die Hand auf die Stirn und mutmaßte über meine Temperatur? Es ließ in kichern, dann verpasste er mir einen dicken Schmatzer und drückte mir dabei die Nase platt. Ich verdrehte die Augen, rollte mich auf den Bauch und ließ mein Gesicht schnaufend ins Kissen fallen. Das hatte ich mir anders vorstellt und jetzt stand er auch noch auf. Konnte das wahr sein! „Ich geh' mal Kaffee kochen.“ Trällerte er fröhlich, ließ die Tür offen stehen und ging zur Treppe. „Ja, ja, lass' mich ruhig hier liegen, kümmer' dich nicht um mich. Wird gleich schon wieder gehen.“ Murmelte ich in mein Kissen, wieder hörte ich ihn lachen.

Ein paar Minuten gönnte ich mir noch, sonst würde ich in der Küche über ihn herfallen. Jetzt drehte ich mich auf den Rücken und streckte alle Viere von mir. Mit geschlossenen Augen versuchte ich wieder runterzukommen. „Guten Morgen.“ Sang Embrys fröhliches Stimmchen. Mein Gott, hatten die alle so gute Laune? Mit einem Auge sah ich zur Tür und hob eine Hand. „Geht´s dir besser?“ Fragte er und sah um den Rahmen. „Glaub' schon.“ Antwortete ich knapp, setzte mich auf und schenkte ihm ein Lächeln. Dann raffte ich mich auf, hakte Embry ein und wir gingen nach unten. Jared rödelte in der Küche herum, ich marschierte schnellen Schrittes ins Wohnzimmer und schnappte mir das Thermometer. Jared sah um den Türrahmen. „Und?“ Fragte er. „Was macht das Fieber?“ Mit dem Thermometer im Ohr drehte ich mich zu ihm. „Gleich wissen wir mehr.“ Grinste ich, doch wie mich mein Gefühl wissen ließ, dürfte ich keines mehr haben. Es piepst und ein Blick auf die Anzeige ließ mich wissen, es war nur leicht erhöht, damit konnte ich leben. „Alles gut.“ Strahlte ich. „Und damit das so bleibt, wirf dir mal eine ein.“ Er hielt die Tabletten hoch.
Ich machte mich auf den Weg zu ihm, holte mir ein Glas aus dem Schrank und hielt es unter den Wasserhahn. Embry stand an die Arbeitsplatte gelehnt und schlürfte seinen Kaffee. Dann holte ich die Tabletten aus der Schachtel. „Wie soll ich die durch den Hals kriegen? Die sind so groß wie ein Mäusebaby!“ Beschwerte ich mich und sah die beiden entsetzt an. Doch außer einem Schulterzucken brachten sie nicht viel zustande. „Augen zu und durch.“ Sagte Jared. Das half mir gewaltig weiter. Tapfer würgte ich sie mir durch den Hals, doch brauchte ich mehrere Anläufe, ehe sie unten war.
Lauthals gähnend schlurfte Sam die Treppe runter. „Morgen.“ Murmelte er, noch völlig verschlafen. Mein Blick ruhte auf ihm, dann sah ich etwas verstohlen zwischen den dreien hin und her, ich fasste den Entschluss ihn auf Jake anzusprechen. Bis jetzt hatte mich keiner von ihnen auf die Stunden angesprochen, die ich durch den Wald gehetzt war. Doch war es kein Desinteresse ihrerseits, sie warteten, dass ich es ansprechen würde. Seth hatte gestern schon einen Versuch gewagt, doch hatte Sam es mit Blicken unterbunden. Bis auf Jared würde es hier jeden brennend interessieren. Jared war ein bisschen anders, es würde ihn an seine Grenzen bringen, wenn er wüsste, was ich mit gemacht hätte und viel schlimmer war es, dass Jake mich quasi so weit brachte und ich es vorgezogen hatte mein Leben selbst zu beenden. Doch als ich auf der Klippe stand, war es wie sonst auch, Jake ließ mich Jared vergessen, doch war es dieses Mal nicht, weil ich ihn mehr wollte als alles andere, nein, weil ich mit dem Tod vor Augen doch lieber selber entscheiden wollte, wie es mit mir zu Ende gehen sollte. Nicht einen Gedanken verschwendete ich in diesem Moment an Jared und nahm damit in Kauf, dass seine schlimmsten Befürchtungen wahr würden. Die Nacht, nachdem ich wieder zu Hause war, war echt hart, er tat mir so unsagbar leid, wenn seine Arme mich verloren hatten, tasteten sie schnell nach mir, immer wieder musste er sich vergewissern, dass ich da war. Ich war mir sicher, dass diese Stunden, als er nicht wusste wo ich war oder ob ich noch lebte, für ihn schlimmer waren als für mich, die eine Entscheidung traf, die niemals hätte verziehen werden können, wenn sie ans Licht käme.

Ich haderte mit mir, sollte ich warten bis ich mit Sam allein war oder sollte ich es in Anwesenheit der anderen ansprechen. Embry sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an, er merkte, dass irgendwas in mir vorging und auf ihn war Verlass. „Lass' uns ins Wohnzimmer gehen.“ Sagte er zu Jared. Ich schenkte ihm ein Lächeln, ich war mir sicher, so im Ansatz konnte er meine Gedanken lesen. Jared zuckte mit den Schulter und folgte ihm. Dann stellte ich mich zu Sam, damit ich nicht so laut reden musste.
„Sam?“ Flüsterte ich. „Hmmm.“ Murmelte er leise. „Was wird aus Jake?“ Er sah mich an, sein Gesicht war erst ausdruckslos. „Diese Frage hätte ich von dir am allerwenigsten erwartet.“ Ich presste die Lippen aufeinander und nickte. Tief holte er Luft, wand den Blick von mir und starrte vor sich hin. „Ich habe keine Ahnung.“ Schnaufte er, ihm war anzusehen, dass er sich schon mehr als einmal den Kopf darüber zerbrochen hatte. Ich wollte es Sam einfacher machen und traf in Sekunden eine Entscheidung, die es wahrscheinlich wert gewesen wäre, eine Nacht drüber zu schlafen.
„Er hätte das Haus für sich.“ Sams Kopf schnellte zu mir. „Was?“ Zischte er möglichst leise, doch ihm war anzusehen wie ungehalten er war. „Das meinst du nicht ernst!“ Knurrte er weiter. „Versteh' mich nicht falsch.“ Hauchte ich und merkte, wie sich mir die Kehle zuschnürte. „Ich denke dabei an dich, nicht an Jake. Du bist es, dem ich es einfacher machen möchte. Wenn es auch nur vorübergehend wäre. Ich werde mich nicht querstellen. Entscheiden musst du.“ Meine Hand legte ich auf seine, wieder starrte er vor sich hin und schüttelte den Kopf. Doch war es nicht, dass er mein Zugeständnis ablehnte, es war viel mehr, dass er nicht wusste, wie er entscheiden sollte. Ich wollte jetzt keine Antwort von ihm, ich wollte ihn einfach nur wissen lassen, dass es ertragbar wäre, für eine Zeit, auf keinen Fall wollte ich in seiner Haut stecken. Damit hatte es sich für mich erledigt, die anderen wissen zu lassen wie weit Jake gehen wollte, denn damit würde ich, wenn auch nur der Hauch einer Chance bestünde, es Sam leichter zu machen, wäre es damit erledigt.

Noch ehe ich diesen Gedanken zu Ende bringen konnte, beschlich mich die grauenhafte, lähmende Angst aus meinen Träumen. Etwas panisch sah ich mich um. „Was ist mit dir?“ Sagte Sam und sah mich fragend an. Zaghaft klopfte es an der Tür, es ließ mich zusammenzucken. Ich hörte, dass sie geöffnet wurde, dann Stille. Bis ich ein bedrohliches Knurren vernahm, was in einem Kampfschrei endete. Embry bölkte Jareds Namen, dann Sams. Was in Himmelsnamen war da los? Sam und ich tauschten kurz Blicke aus und wir sahen zu, dass wir ins Wohnzimmer kamen. Entsetzt blieb ich stehen. Embry versuchte Jared in Schach zu halten, der wie eine Furie versuchte sich zur Haustür hinaus zu kämpfen. Durch den Krach eilte Paul die Treppe herunter, sofort erkannte er, dass er hier gebraucht wurde und half Embry. Ich hörte nur wie Embry zischte, „Du hast Nerven, hier aufzutauchen.“ Embrys Gemüt war um einiges sanfter und friedfertiger als Jareds. Sie schoben Jared zur Seite, der sich wehrte wie ein Berseker und so ließ er mich sehen, wer dort war. Meine panische Angst erklärte sich, Jareds Reaktion nach zu urteilen hätte mir klar seine müssen, wer es war.

Jake stand vor der Tür, mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern, völlig abgekämpft, mit tiefen Ringen und rot geränderten Augen. Es war nichts mehr von dem unwiderstehlichen Verführer übrig. Langsam hob er den Kopf, sah an den anderen vorbei und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er eine Erscheinung. Fassungslos und überrascht sah er mich an. „Du lebst!?“ Flüsterte er heiser, sein Anblick und seine Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken. Ich versuchte, das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. Jetzt folgten die Blicke der anderen und in ihnen war das Entsetzen über Jakes Worte zu lesen. Ihm war nicht klar, dass er sich gerade sein eigenes Grab schaufelte. Selbst Jared stellte seinen Versuch ein, ihn töten zu wollen. Sam besann sich und nutzte den Moment der Überraschung, er ging zur Tür hinaus und schloss sie hinter sich.
Noch immer sahen Embry, Jared und Paul mich fragend an, doch dann ließen ihre Gesichter mich wissen, was die eine Frage war, die sie sich stellten. Was war in den Stunden passiert? Embry konnte ich ansehen, dass er eine Ahnung hatte, seine Mundwinkel verzogen sich nach unten und er schüttelte den Kopf, ließ von Jared ab, ging an mir vorbei zur Treppe, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Jared und Paul sahen jetzt völlig verstört aus. Ich schloss die Augen und holte tief Luft, konnte es nicht wenigstens einmal nach Plan laufen und nicht jedes mal in einem Desaster enden? Auf der Hacke drehte ich um, mein Schritt wurde schneller. „Ley!“ Rief Jared mir nach. Wieder einmal zog die Schlinge des Unausgesprochenen sich fester um meinen Hals. Oben an der Treppe angekommen, rief er mich erneut und holte mich ein, griff etwas ruppig nach meinem Arm und hielt mich fest. Sein Blick war eine Mischung aus Misstrauen und Angst, vor dem, was er von mir zu hören bekäme.

„Was ist passiert?“ Fragte er mit fester Stimme. Wenn ich mir auch vorgenommen hatte ihn genau davor zu schützen, geriet meine Selbstbeherrschung ins wanken. Es war egal, was ich tat oder was nicht, es war grundsätzlich das Falsche, jedes mal ist es bis jetzt nach hinten losgegangen. Kaum dass Jake auftauchte, stand meine Welt wieder kurz vor dem Zusammenbruch. Wut stieg in mir hoch, wenn auch Jared der Falsche war, der sie jetzt abbekommen würde. „Du willst wissen, was passiert ist?!“ Zischte ich ihn an, Tränen der Wut bahnten sich ihren Weg. Über meinen Ton, den ich an den Tag legte, zog er eine Augenbraue hoch. „Ich bin genauso ein rücksichtsloses Monster wie Jake.“ Fauchte ich und schlug seine Hand weg , die immer noch meinen Arm in festem Griff hielt. Ich sah, wie er über diese Worte nachdachte, dann holte er Luft und wollte etwas sagen. Doch ließ ich ihn nicht. „Es ist ganz egal, was du jetzt sagst und versuche es mir nicht auszureden, ich weiß es besser.“ Noch immer fauchte ich wie eine angriffslustige Katze. „Verdammte Scheiße, Jared! Ich bin von einer Klippe gesprungen, meine Chancen standen fünfzig fünfzig, ob ich es packen würde oder nicht und ich habe nicht einen Moment daran verschwendet wie du damit zurecht kommen würdest, wenn es schief gegangen wäre.“
Es tat mir unsagbar leid, was ich ihm jetzt fast entgegen schrie. Sein Blick wurde fassungslos, er schüttelte den Kopf, aber seine Stimme war ganz ruhig. „Was war der Grund, der dich dazu getrieben hat?“ Vereinzelt kullerten Tränen über meine Wangen, ich senkte den Kopf und schloss die Augen. „Ist das nicht egal?“ Wollte ich Jake nicht die letzte Chance auf ein normales Leben nehmen? Oder was war der Grund, dass ich wieder einmal alles aufs Spiel setzte? Weder hatte Jared verdient, dass ich es ihm verschwieg, noch hatte Jake es verdient, dass ich es für mich behielt. Damit waren wir wieder beim Thema, was ich auch tun oder nicht tun würde, es wäre das Falsche.
„Sag es.“ Sein Ton wurde schärfer und sein Blick verständnisloser. Tief ließ es mich Luft holen. „Es würde nichts mehr ändern.“ Paul stand unten an der Treppe und hatte alles mit bekommen. „Du wirst deine Gründe gehabt haben.“ Sagte er ruhig. Ich sah ihn an. „Richtig, Gründe die ich mir selbst eingebrockt habe, es war meine eigene Gier, die ich nicht unter Kontrolle hatte und die mich gewissenlos handeln ließ! Mehr als einmal!“ Die Wut über mich selbst kochte erneut hoch. Jared wusste im Ansatz was ich meinte, doch Paul war ziemlich ahnungslos und verstand nichts. Schnaufend wand ich mich zum Gehen, steuerte geradewegs auf Jareds Zimmer zu und knallte die Tür hinter mir. Eilig zog ich mich an. Es war Zeit für ein paar klärende und deutliche Worte, mit Sam als Deckung im Rücken. Nach keiner Minute war ich fertig und auf dem Weg nach draußen. Jared kam aus der Küche, „Ley, bitte warte.“ Wutschnaubend riss ich die Tür auf, Sam stand mit Jake ein Stück entfernt. „Ley!“ Rief Jared wieder, blieb dann aber in der Tür stehen und sah mir nach.

Entschlossen ging ich auf die beiden zu. „Sam, auf ein Wort.“ Ich hatte einen Ton drauf wie ein Feldwebel. Wenn ich die beiden auch unterbrach, so kam Sam meiner unsanften Aufforderung nach. Immer noch entgeistert sah Jake mich an. Er hatte nie schlimmer ausgesehen. „Ich muss mit ihm reden, aber ich bitte dich, bleib' in der Nähe.“ Für mehr Erklärungen hatte ich keine Zeit, ich musste meine Wut nutzen. „Alles klar.“ Sam war mehr als überrascht, da ich sonst nicht solche Gefühlsausbrüche an den Tag legte. Jetzt drehte ich mich zu Jake, der ein ganzes Stück weg stand und machte mich auf den Weg zu ihm. Mit dem nötigen Sicherheitsabstand blieb ich stehen. „Was fällt dir ein?“ Fauchte ich. Ein paar Schritte tat er auf mich zu. „Das könnte ich dich fragen.“ Flüsterte er liebevoll. „Warum bist du gesprungen? Ich dachte, ich hätte dich verloren.“ Er kam immer näher und ich wich langsam zurück. „Warum ich gesprungen bin? Jake, du warst es, der mich dazu getrieben hat.“ Immer noch war ich außer mir, doch hatte ich meine Stimme soweit im Griff, dass die anderen nicht verstanden, was wir sprachen. Die ganze Zeit ging er langsam auf mich zu und dann streckte er die Arme nach mir aus. „Es tut mir leid, aber ich wollte nie, dass so etwas passiert, ich habe die schlimmsten zwei Tage meines Lebens hinter mir. Ich dachte, du seist tot. Es ist nicht in Worte zufassen, wenn man verloren glaubt was man über alles liebt.“ Aus dem Augenwinkel sah ich, dass es Jared nervös machte, dass Jake mir so nah kam, er trat von einem Fuß auf den anderen, dennoch blieb er wo er war.
Jakes Worte klangen voller Schmerz und Verzweiflung, was meine Wut fast gänzlich zunichte machte. „Jake.“ Presste ich durch die Zähne, schloss die Augen und versuchte, sie erneut herauf zu beschwören. Seine Hand berührte meine, ganz zaghaft. „Sam!“ Rief Jared, er fand es wäre an der Zeit, dass Sam einschreiten würde, doch blieb er wo er war und wartete ab. Jake ignorierte Jared total. „Was ich in dieser Nacht sagte, war mein Ernst, ich liebe dich.“ Jetzt sah ich Jake wieder an. „Bitte.“ Flüsterte er. Ich zog meine Hand weg, wenn er auch ein Bild des Jammers bot, so hatte ich nach wie vor Angst vor ihm und mit meiner schwindenden Wut wurde sie größer. Wieder tat ich ein paar Schritte zurück. „Es tut mir leid, du solltest dir nur endlich eingestehen, wie du für mich empfindest.“ Versuchte Jake sich gerade bei mir zu entschuldigen, dass er mich in Todesangst versetzt hatte? Fassungslos schüttelte ich den Kopf und bereute mein Zugeständnis, das ich Sam gegenüber in Worte fasste. Es war der Wunsch, dass er sich aufrichtig änderte, aber es war so aussichtslos, als wollte man einem Schwein das Fechten beibringen.

„Das war nicht aufrichtig von mir, du hast es erzwungen.“ Ich drehte mich um und wollte gehen, er ergriff meinen Arm und hielt mich fest. Mein Kopf fuhr herum und mit schreckgeweiteten Augen sah ich ihn an. „Du und ich, wir wissen dass es aufrichtig war.“ Flüsterte er voller Überzeugung. Jetzt hatte Jared genug, er joggte auf uns zu. Jake wandte seinen Blick von mir und sah Jared böse an, als wäre nicht mehr ich diejenige, die seine Pläne durchkreuzte, sondern er. „Denk' nicht mal dran.“ Knurrte ich, jetzt da ich Jared in Gefahr wusste, war die Wut wie aus dem Nichts wieder da. Auch Sam kam näher. „Lass' sie los.“ Grollte Jared, der jetzt neben mir stand. Noch immer hielt Jake meinen Arm fest. Meine andere Hand drückte ich gegen Jareds Bauch, der zum Zerreißen angespannt war und ich versuchte, ihn nicht noch näher kommen zu lassen. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt, wie Jake. „Jared, nicht.“ Flüsterte ich und sah ihn flehend an. Ich sah, wie er mit sich haderte, dann nahm er meine Hand von seinem Bauch und umschloss sie mit seiner. Jake schnaufte wütend. „Jake, lass' sie los.“ Ruhig redete Sam auf ihn ein, damit es nicht eskalierte und Jake tat, was er sagte. Widerwillig ließ er meinen Arm los und Jared zog mich mit sich. Aber nicht zurück zum Haus, er steuerte auf den Strand zu. Ohne Fragen zu stellen folgte ich ihm bereitwillig.

Er setzte sich in den Sand und zog mich zu sich, dass ich auf seinem Schoß Platz nahm, mein Gesicht zu ihm gewandt. Einen Moment überlegte er, holte tief Luft, dann sah er mich an. „Du weißt, dass ich dich liebe.“ Nickend ruhte mein Blick auf ihm. „Und ich weiß, dass du mich liebst.“ Ruhig sprach er weiter, diese Worte aus seinem Mund zu hören, ließen nach wie vor meinen Bauch kribbeln. Wieder ließ es mich nicken, ich hatte keine Ahnung worauf er hinaus wollte.
„Erzähl mir, was passiert ist.“ Sanft strich seine Hand über meine Wange, es ließ mich die Augen schießen und tief Luft holen. Wissend, es würde ihn an seine Grenzen bringen, aber wenn er darauf bestand, so wie es aussah wollte er nicht geschützt werden. Wieder sah ich ihn an. „Du weißt, dass ich es nicht wieder zurücknehmen kann?“ Meine Stimme klang brüchig, denn ich war mir nicht sicher ob es ihn, mich oder uns weiterbringen würde. „Doch musst du mir eins versprechen.“ Vielleicht war es unmöglich, was ich von ihm verlangte, aber sonst würden wir uns im Kreis drehen. Er nickte, sein Blick war beherrscht.
„Du wirst nicht wieder auf Jake los gehen.“ Er biss sich auf die Unterlippe. „Ganz gleich, was du erfahren wirst, versprich es mir.“ Ihm war anzusehen, dass er mit Schrecken erwartete, was ich ihm offenbaren würde. „Ich weiß nicht, ob ich mein Versprechen nicht vielleicht brechen würde.“ Antwortete er ruhig. „Warum nimmst du ihn in Schutz? Hat er das verdient?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nicht ihn nehme ich Schutz, du bist es, der mir am Herzen liegt. Jake ist der letzte, der Schutz nötig hätte.“ Mein Blick wanderte zum Meer, doch Jared drehte mein Gesicht wieder zu ihm, dass ich ihn ansah. „Soweit es mir möglich ist verspreche ich es.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das reicht nicht.“ Flüsterte ich, ich kannte ihn zu gut, sein aufbrausendes Gemüt, wenn bestimmte Grenzen überschritten würden. „Unter den Umständen kann ich dir nur die Light- Version erzählen.“ Es tat mir leid, dass ich ihn zwang, es mir zu versprechen, doch wollte ich nicht, dass die Umstände noch unhaltbarer wurden, insofern das überhaupt noch möglich war. Er schnaufte und schüttelte den Kopf. Dann sah er mich mit festem Blick an. „Ich verspreche es.“ Seine Stimme klang missmutig und knurrig. Etwas kniff ich die Augen zusammen und beobachtete ihn. Dann ließ ich ihn wissen, was sich in den Stunden abspielte und ich war mir sicher, er wünschte sich zeitweise, dass er nie danach gefragt hätte.

In seinem Gesicht war jedes Gefühl zu lesen, Entsetzen, Mitleid, Wut, Hass, Fassungslosigkeit, Verzweiflung, Trauer und zum Schluss Erkenntnis. Ich erzählte es in jedem Detail, so wie er es wollte. Für mich war es auch kein Spaziergang, wieder und wieder schoben sich die Bilder in mein Gedächtnis, diese grauenhafte Angst, die Verzweiflung und ich musste mir mehr als einmal das Schluchzen verkneifen. Damit ich es ihm nicht noch schwerer machte.
Er konnte es nicht verstehen, dass Jake sich leisten konnte was er wollte und ich ihn doch nicht rückhaltlos an Sam auslieferte. Doch seine nächste Frage ließ mich erstarren. „Empfindest du etwas für ihn?“ War das seine logische Schlussfolgerung, auf die Dinge, die ich ihn gerade wissen ließ? „Was?“ Es entsetzte mich, wie er darauf kam. „Er tut dir Schlimmstes an und doch lieferst du ihn nicht endgültig ans Messer. Immer lässt du ihm eine Möglichkeit, dass lässt die Vermutung zu, dass du ihn nicht loslassen kannst.“ Entsetzt sah ich ihn an, seine Worte führten mir vor Augen, dass es genau so war. „Ich behaupte nicht, dass du ihn liebst oder so was.“ Angewidert über diesen Gedanken verzog er das Gesicht. „Aber irgendwas ist zwischen euch, wenn es mir auch noch so gegen den Strich geht. Sieh' es mal objektiv.“ Wenn man den Grundgedanken aus Jareds Worten entnahm, war es derselbe, den Jake mir immer einzureden versuchte. Für jeden, der die ganze Geschichte erklärt bekam, schien es einleuchtend, nur ich sträubte mich dagegen wie verrückt. Das konnte und wollte ich mir nicht eingestehen.
„Warum sagst du so etwas?“ Noch immer starrte ich ihn entsetzt an. „Ich zähle eins und eins zusammen. Du räumst ihm eine Chance nach der anderen ein. Du gibst ihn nicht auf.“ Sein Blick war auf eine verwirrende Weise verständnisvoll. „DICH liebe ich. Jake macht mir Angst.“ Stammelte ich fassungslos. „Ich weiß. Klar macht er dir Angst, er setzt die Gesetze außer Kraft, die Erdanziehung verlagert sich.“ Jetzt lächelte er. Wenn für ihn die Geschehnisse so einleuchtend waren und die Erkenntnis so klar vor ihm zu liegen schien, verstand ich nicht, warum es ihn so wenig beunruhigte. Ich dagegen war gerade etwas kopflos und wusste nicht, was ich denken, fühlen oder sagen sollte. Seine Worte brachten mich zum Nachdenken, mir schossen die Momente durch den Kopf als Jake nett, scheu, fast liebenswert war, in denen ich mich nur schwer von ihm losreißen konnte. Wie sanft seine Hand meine berührte, als er sich zu mir gelegt hatte, ich wach wurde und mich beschützt fühlte, wie glücklich er aussah als ich ihm vorheuchelte, dass ich ihn liebte, ´In einem anderen Leben`, schoss es mir durch den Kopf, in einem anderem Leben, wäre ich wahrscheinlich nicht so abweisend zu ihm. Aber was würde es jetzt an dieser Situation ändern? Wollten sie mich in Stücke schneiden und auslosen, wer was bekam?
Noch immer war Jareds Blick verständnisvoll. „Wenn es für dich so offensichtlich zu sein scheint, kannst mir mal bitte verraten, warum du so ruhig bist?“ Zickte ich ihn an, doch war es gar nicht böse gemeint, ich war völlig verunsichert über das, was er sagte und konnte nicht verstehen, warum er so reagierte. „Weil ich es doch nicht ändern könnte. Sollte ich dich anschreien? Oder es dir zum Vorwurf machen? Ich sehe doch, dass du es dir nicht eingestehen willst, soll ich dich noch unnötig quälen?“ Mit seiner Hand fuhr langsam und beruhigend über meinen Arm. Wie konnte er so verständnisvoll sein, das fand ich völlig unpassend und für ihn untypisch. Ich hätte es verdient, angeschrien zu werden und ja, er sollte mir alles vorwerfen, was ich ihm zugemutet hatte, es wäre nur gerecht, wenn es mich noch mehr quälen würde.
„Was wäre, wenn ich es mir eingestehen würde?“ Ich versuchte, ihn zu provozieren, damit er endlich anfangen würde zu kämpfen und der Jared wäre, den ich kannte. „Du müsstest eine Entscheidung treffen.“ Sagte er leise. „Aber das habe ich bereits, ich habe mich entschieden.“ Meine Stimme klang so verzweifelt. „Manchmal triff man die falschen Entscheidungen.“ Er war die Ruhe selbst. Zweifelte er an meinen Gefühlen für ihn? Tief holte er Luft. „Weißt du, was ich mir wünsche?“ Sein Blick ging an mir vorbei, zum Meer. Fragend sah ich ihn an. „Dass du glücklich wirst.“ Seine ehrliche Aufrichtigkeit war unerträglich. „Aber das bin ich.“ Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, nahm ich sein Gesicht in die Hände. „Ley, tu mir einen Gefallen, lass' mich außen vor. Denk noch mal über alles nach. Versuch', es als Außenstehender zu betrachten, du wirst sehen, dass es anders ist, nicht so wie du es dir versuchst einzureden. Tu es, für uns. Wenn du dann immer noch der felsenfesten Überzeugung bist und ich mich geirrt habe, dann werde ich mich für meine Worte entschuldigen.“ Ich konnte nicht glauben was ich hörte, es machte mich sprachlos. Sanft küsste er meine Wange und schob mich vorsichtig von seinem Schoß in den Sand, dann stand er auf und ging.

Fassungslos über seine Worte, seine Zugeständnisse, seine Großzügigkeit, seinen Großmut sah ich ihm nach, bis er aus meinem Sichtfeld verschwunden war. Warum schienen andere mehr über mein Gefühlsleben zu wissen als ich selbst? Er benahm sich nicht wie der Jared, den ich kannte und es machte mir Angst. Er stellte mir kein Ultimatum, er ließ mir Raum und bat mich, darüber nachzudenken. Jederzeit wäre es okay, zurückzukehren und genau dass verwirrte mich. Brauchte ich überhaupt Zeit, um über Dinge nachzudenken, die nicht der Rede wert waren, immer tat ich es ab. Ernsthaft hatte ich mir nie die Frage gestellt, weil ich Jared als meine Zukunft sah, daran ließ ich nie einen Zweifel zu. Mein Blick schweifte über das Meer, als könnte es mir mit seiner unsagbaren Weite eine Antwort an den Strand spülen.
Ich horchte in mich, es war wie in kleiner Punkt auf meiner Seele, der anfing zu flattern wie ein Schmetterling. Der gefangen war, dem nicht die Chance gegen wurde, sich in seiner vollen Schönheit zu zeigen. Es war genau dieses Flattern, was ich in der hinterste Ecke meines Seins versteckte und mir verbot, es zuzulassen. Dem ich nie eine Möglichkeit einräumte, weil es zu abwegig war, es wäre zum Scheitern verurteilt. Doch war ich es, die es vorverurteilte, niemand anderes. Ich wollte es nicht zulassen, ich wollte Jared lieben. Wenn ich jetzt tat worum er mich bat und ich die Liebe zu ihm ausblenden würde, ihn außen vor ließe, was würde geschehen?
Ich hatte Angst, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, was wäre, wenn es alles verändern würde? Wenn ich mir doch Empfindungen eingestehen müsste, die ich für unmöglich hielt, die für mich abwegig und grotesk waren. Ich wollte an Jared festhalten, allein schon dass er mir die Möglichkeit gab, alles zu überdenken, dass er mich nicht verurteilte, dass ihm mein Glück am Herzen lag, mehr als alles andere und er mich gehen lassen würde, machte ihn zu etwas ganz Besonderem. Aber wenn ich mir so sicher war, dass ich für Jake gar nichts empfand, warum musste ich dann hier sitzen und darüber nachdenken? Hätte ich Jared nicht schon vorher vom Gegenteil überzeugt, wenn ich mir so sicher wäre?
Ich legte den Kopf auf meine Knie, schloss die Augen und wippte langsam vor und zurück. Alles fühlte sich schlagartig anders an, weder besser noch schlechter, nur anders. In Gedanken verbannte ich Jake aus meinem Leben um mir vorzustellen wie es ohne ihn wäre, dasselbe tat ich mit Jared. Aber ich konnte Jared nicht aus meinem Leben verbannen, er war so mit meinem Leben verwoben, er war immer schon da, solange ich mich zurück erinnern konnte. Wie lange hatte ich ihn heimlich angehimmelt und ihm verstohlenen Blicke zugeworfen und jetzt da ich hatte, was ich mir insgeheim lange wünschte, konnte ich es nicht einfach annehmen und ihn glücklich machen, so wie er es verdient hätte.
Die Erkenntnis kam, doch machte sie es nicht ein bisschen klarer oder deutlicher, sie verbreitete nur noch mehr Chaos. Jared hatte erreicht, dass ich erkannte, was ihm schon klar zu sein schien. Doch verbarg sich mir der Sinn, was sollte es ändern. Vielleicht.......nein, ich empfand etwas für Jake, doch war es nichts im Vergleich dazu, was Jared für mich bedeutete.

Ohne aufzusehen wusste ich, dass er da war, ich vernahm seinen Duft, jetzt beschlich mich auch nicht mehr diese Angst, es war die Erkenntnis, die mir die Angst nahm. Tief holte ich Luft, hob den Kopf und sah ihn an. Er saß neben mir, hatte seine Arme auf die angewinkelten Knie gelegt und sah aufs Meer. Mein Blick folgte seinem, stumm saßen wir nebeneinander und es war okay. Ich konnte mich nicht zweiteilen, ich konnte es nicht beiden recht machen. Galt es, ein gutes Herz zu brechen?
„Warum bist du zurückgekommen?“ Flüsterte ich. Ich konnte fühlen, dass er mich jetzt ansah. „Es war so ein Gefühl.“ Brummte seine samtene Stimme. Ich nickte und sah weiter aufs Meer. Der Schmetterling in mir versuchte, sich ans Licht zu kämpfen, jeder Flügelschlag machte es mir schwerer, doch noch wehrte ich mich dagegen. Ich wandte mein Gesicht zu ihm, unsere Blicke trafen sich. Er lächelte vorsichtig. „Wo soll das hinführen, Jake?“ Ich versuchte sämtliche Emotionen, die durch mich jagten, zu unterdrücken. „Wenn wir es nicht versuchen, werden wir es nie erfahren.“ Flüsterte er leise. Nur wenn ich es versuchen würde und es wäre die Hölle, was dann? Was, wenn es mir vor Augen führen würde, dass ich ohne Jared nicht leben könnte. Ich war nicht bereit so ein Risiko einzugehen oder Jared so etwas zu zumuten. Ich wusste was ich hatte, er war beständig, aufopfernd, verlässlich, verzeihend. Gegen was würde ich es eintauschen? Ich wusste es nicht.
„Was wärst du für mich?“ Die Verzweiflung nagte an mir. „Alles.“ Er sprach es so selbstverständlich aus, ohne einen Moment überlegen zu müssen. „Versuche nicht alles zu sein, sei ein Freund. Nicht mehr und nicht weniger.“ Noch immer ruhte unsere Blicke aufeinander. Das kleine Lächeln wich aus seinem Gesicht und es nahm einen mitleidigen Ausdruck an. „Wie sollte ich ein Freund sein können?“ Fragte er. Dann sprach er aus, was der kleine Schmetterling in mir mich schon vorher wissen ließ. „Freunde empfinden anders für einander.“ Ich sah wieder aufs Meer. „Ich weiß.“ Hauchte ich und wippte langsam wieder vor und zurück. Warm stiegen die Tränen hoch und liefen lautlos über. Tröstend hielt er mir seine Hand hin, einen Augenblick sah ich sie an und zögernd legte ich meine in seine. Sanft und warm umschlossen seine Finger sie und er hielt sie einfach nur fest. Unaufhaltsam bahnten sich meine Tränen ihren Weg. Mein Kopf ruhte auf meinen Knien und ich sah ihn an.
„Ich kann ihm nicht das Herz brechen, Jake.“ Flüsterte ich. Er sah mich an und nickte. „Ich weiß.“ Seine Stimme war ruhig, als hätte er mit dieser Antwort gerechnet. Er zog mich näher und beförderte mich auf seinen Schoß, ließ meine Hand los und fuhr mit seinen Händen über mein Gesicht. „Du hast so ein großes Herz, lieber würdest du selbst vor die Hunde gehen.“ Hauchte er, nahm mein Gesicht in seine Hände und legte seine Stirn an meine. Auch meine Hände fanden seine Wangen, er war warm und seine Haut ganz weich. Er küsste meine Stirn, seine Lippen verharrten, seine Hände glitten von meinem Gesicht und legten sich um mich, langsam zog er mich näher und hielt mich in seinen starken Armen. Meine Arme legte ich um seinen Hals und nie war er mehr Freund als in diesem Moment. Es fühlte sich wie ein Abschied an. Leise ließ es mich schluchzen und noch etwas fester drückte er mich an sich, tief holte er Luft, sein Atem zitterte. „In einem anderen Leben......?“ Fragte er leise und ich fühlte wie sein Brust bebte. „........werde ich dein sein.“ Vervollständigte ich unter Tränen seinen Satz, seine Wange ruhte vertraut an meiner. „Ich liebe dich.“ Hauchte er. „Ich weiß.“ Flüsterte ich und wusste, ich fühlte wie er. „Er wird gut auf dich aufpassen.“ In seiner Stimme war der Verlust zuhören. Er gab mich frei. So wie ich dem kleinen Schmetterling in mir die Freiheit schenkte und Jake eingestand, dass er mir etwas bedeutete. „Es tut mir Leid.“ Weinte ich. Seine Umarmung lockerte sich, liebevoll sah er mich an. „Das weiß ich.“ Er versuchte, seinen Schmerz zu verstecken. Ich schloss die Augen, ein letztes Mal berührten sich unsere Lippen und es fühlte sich an wie das erste Mal. So sehr ich ihn aus meinem Leben verbannen wollte, um so mehr würde ich jetzt um ihn trauern. Um eine Liebe, die unter einem unheilvollem Stern geboren wurde und unter diesem auch ihr Ende fand. Wir waren keine schwarzen Engel, wir waren für einander bestimmt, nur war unsere Zeit noch nicht gekommen. Ich hoffte, dass uns irgendwann die Chance gegeben würde, für den anderen das zu sein, was er sich sehnlichst wünschte.
Schweren Herzens erhob ich mich, sanft griff er meine Hand. Sein Blick machte es mir so unsagbar schwer ihn zurück zulassen, mit dem Wissen, er wäre ein Teil von mir. Ich fragte mich, ob es für ihn immer so schwer war, wenn er mich sah. Jetzt konnte ich uns mit seinen Augen sehen, er war nicht das Monster, nie ist er es gewesen. Die Rolle war mir auf den Leib geschneidert. Er führte meine Hand zu seinen Lippen, schloss die Augen, es war nur für eine Sekunde der Flügelschlag des Schmetterlings zu spüren. Meine Hand glitt aus seiner und ich ließ ihn zurück. Die Last auf meinen Schulter wog tonnenschwer, nicht ein einziges Mal sah ich zurück.

Jared wartete vor dem Haus, als ich ihn sah, beschleunigte sich mein Schritt. Ich blieb meiner Entscheidung treu, wenn es mir auch schwerer denn je fiel, aber es war die richtige, er war der Richtige.

An diesem Tag sah ich Jacob zum letzten Mal.

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Publication Date: 11-26-2011

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