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Erinnerungen aus früher Kindheit


gittarina 

Mein neues Zuhause

Herbst 1948 – ich bin 4 ½ Jahre alt

Ich gehe an der Hand meiner Mutter eine mir fremde Straße in Berlin entlang und wir halten vor einem Haus mit einem kleinen Vorgarten an. Gehen hinein und hoch ins zweite Stockwerk. 

In meiner Augenhöhe ein goldglänzender Löwenkopf, in seinem Maul hängt so ein halbrundes bewegliches Teil, mit dem man gegen die Tür klopfen kann. Doch ich darf leider nicht klopfen, es sei zu laut, meine Mutter schließt die Tür auf und ich sehe einen Steinhaufen und zwei dicke Balken bis zur Decke. Dahinter eine Tür, durch die wir durchgehen.

„Das ist Dein neues Zuhause“, sagt sie, „und das ist Dein neuer Pappi!“ Der Mann sitzt in einem Sessel, ich schaue ihn kurz an, werde aber abgelenkt durch ein dickes Ofenrohr, das vom Ofen in einem großen Bogen durch das Oberlicht nach draußen führt. Kann kaum meinem Blick davon lösen, bis der Mann aufsteht und zu mir kommt – irgendetwas an ihm quietscht beim Laufen.

Und ich wundere mich schon wieder: er gibt mir seine linke Hand. Ich hatte gelernt, dass man immer das rechte Händchen geben muss. Ich schaue nach seiner rechten Hand, die hängt an seinem Arm ganz gerade runter und hat einen dunkelbraunen Handschuh an. Irgendwie war mir dieser Mann nicht geheuer und überhaupt: wieso mein neues Zuhause? Ich hatte doch ein Zuhause bei meinem Papa, Tante Gisela und Oma Ricarda. Und hier gefiel es mir überhaupt nicht, alles so klein, dunkel und hässlich.

Meine Mutter zeigte mir weitere Räume: Küche, Bad, Toilette und den langen Flur, den wir uns mit den anderen Leuten hier teilen mussten, aber daran erinnere ich mich nicht mehr. Nur meine Couch im Schlafbereich, der vom Wohnzimmer abgeteilt war, die sehe ich noch genau vor mir. Sie stand quer am Fußende der Doppelbetten und mein Blick fiel, wenn ich nicht einschlafen konnte, auf den großen dunklen Schlafzimmerschrank. Dort wuchsen Pilze, kleine lange Stiele mit hellbraunen Pilzhütchen drauf. Das fand ich spannend und ich habe sie gezählt – allabendlich.



mondkatz

Helligkeit, Langeweile, ich bin alleine

Das ist eine von meinen ersten Erinnerungen. Schätze, ich war da nicht älter, als ein paar Monate, vielleicht ein halbes Jahr alt. Meine Mutter hatte eine Menge im Haushalt zu tun und hat mich dann tagsüber im Schlafzimmer abgelegt.

Ob ich nicht gestört werden sollte, oder ob sie keine Störung wollte, kann ich nicht sagen. Da lag ich nun in meinem Bettchen und starrte an die Decke, weil ich auf dem Rücken lag. Diese Decke war hell. Mehr gab es da nicht für mich. Nichts zu sehen, nichts zu hören, keiner, mit dem ich mich unterhalten konnte. Klar, da langweilt man sich, auch wenn man noch so winzig ist.


*****


salzburg

Meine erste Erinnerung ist traurig

In unseren gemeinsamen Wohnraum unseres Hauses stand in der Mitte ein Sarg.

Darin lag ein wunderschönes Mädchen mit langen schwarzen Haar und lächelte. So sah ich sie, meine große Schwester (20 Jahre). Eine kleine Erhöhung war, wo der Sarg drauf stand. Eine Stufe stieg ich hinauf und sagte zu ihr:" Du bist so schön wie Schneewittchen" ich wusste ja nicht, was ihr passiert ist. Sie lag in einer mit Spitzen umrandeter Seidendecke in einen offenen Sarg.

Ich blieb eine Zeit stehen, dann bekam ich Angst. Meine Mutter saß auf einen Stuhl und weinte. Warum sind ihre Haare weiß, die waren doch schwarz? Neben ihr saß mein Vater mit einen erstarrten Gesicht.

Ich weinte, ich wurde allein gelassen. Um mich kümmerte sich niemand. So ein Gefühl habe ich heute, wenn ich daran denke. Ich stand unter Schock. Ich erinnere mich nur an diesen Teil, was dann passierte weiß ich nicht mehr.


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susymah

...meine erste Erinnerung! Ich sitze im warmen Sonnenschein, der durch ein kleines Dachfenster kommt, auf dem Fußboden inmitten des kleinen Kinderzimmers, das ich mir mit meinen beiden großen Schwestern teile (es passten nur unsere Betten, ein Schrank und eine Wickelkommode rein) und versuche verzweifelt, meine pinken Lieblingssocken selbstständig anzuziehen. Ein bisschen ungeduldig, denn ich habe etwas ganz besonderes vor!

Ich bin ganz aufgeregt, denn unser Vermieter hat uns Kindern an einem Kirschbaum in dem riesigen Garten hinter dem Haus eine Schaukel angebracht und ich darf als Erste darauf schaukeln.

Ich erinnere mich, wie ich auf der Schaukel sitze und schaukle... das hat so viel Spaß gemacht, dass ich, glaube ich, den ganzen Tag darauf verbracht habe. Ich schaue in den blauen Himmel und sehe die Sonne durch das rosagrüne Blätter-Blütendach über mir hindurch funkeln. Ich war immer ein ganz ruhiges, zurückhaltendes Kind, aber wenn ich mich ins Spielen oder wie hier ins Schaukel vertieft habe, dann konnte ich das ganze Viertel unterhalten, ohne es zu merken. Beim Schaukeln habe ich lautstark das neue Lied, das meine große Schwester aus der Schule mitgebracht und mir grob übersetzt hatte, gesungen.

"Mein Pony is over the ocean,
my Pony is over the sea,
my Pony is over the ocean,
so come back and bring it to me
Bring back, bring back,
bring back my Pony to me, to me
Bring back, bring back,
bring back my Pony to me."

Ich weiß noch, dass ich in den Himmel schaute und darüber nachdachte, was für ein trauriges Lied das war, das mich selber auch traurig machte... irgendwie tat mir das Pony so alleine auf der anderen Seite vom See so leid. Ich habe es mir mit braunem Fell und schwarzer Mähne vorgestellt.
... erst viel später habe ich mitbekommen, dass es in dem Lied gar nicht um ein Pony geht....

 

katerlisator

 

Wo ist mein Ball?

Natürlich geht es bei diesem Bild nicht um Fußball, wie ich in "Mein Leben verlief nicht immer gleichmäßig" geschrieben habe. Vielmehr war mein Lieblingsball auf unerklärliche Weise weggeschwommen - und das im Kinderplantschbecken. 

Das Freibad ist offiziell das "Kleefelder Bad" - so nennt es aber hier niemand - schon gar nicht in Kleefeld. Stattdessen nannten und nennen es alle "Annabad" nach dem benachbarten Annateich, der wiederum im Hermann-Löns-Park liegt. Dort gibt es eine wunderbare alte Bockwindmühle, die zur Zeit restauriert wird.

 

anarosa

Das Leben tut weh...

Es ist grauer Morgen, Mama hält mich auf dem Arm, sie hat mich gerade hoch gehoben. Mir ist bewusst, dass ich ins Bett gemacht habe und schäme mich sehr, weil ich doch schon so groß bin (wie groß?). Ich fühle mich sehr schlecht, aber nicht deswegen, sondern vielmehr aus einem anderen Grund. Ich will nichts. Ich will gar nichts. Ich will einfach nichts fühlen, weil das Fühlen so weh tut, ich will nicht da sein.

Aus der Sicht der Erwachsenen kann ich es jetzt erklären, was es war – ich wollte nicht leben. Damals als Kind war es unbeschreiblich schlimm. Ob ich geweint habe, kann ich nicht sagen. Sehe nur noch sehr klar den nassen Busch draußen unter dem Fenster, die Regen-Tropfen auf den Scheiben, eine bunte Raupe, die bewegungslos auf einem Zweig hängt … Auch das tut unendlich weh. Das Leben tut weh.

 

tempika

 

Der Inbegriff meiner kleinen Welt...

 

...war 67 Meter lang und 6,95 Meter breit. 

Es war das Größte für uns Kinder, im Kanal zu schwimmen. 

 

Mit einem Rettungsring um den Bauch, oder einem aufgepumpten Fahrradschlauch um die Brust gewickelt sprangen wir vom Gangbord in den Kanal.

Manchmal schwammen wir auch im Gangbord, wenn das Schiff tief genug und über Eich beladen worden war. Dann schwappte das Wasser dahin, wo wir laufen konnten, von vorn nach hinten. Natürlich nur unter den Argusaugen meiner Mutter, die auch diese Bilder geschossen hat.


Früh übt sich, was ein richtiger Schiffer werden will und fängt schon mal an, das Deck zu säubern. Da mein Vater als erstes lieber einen Sohn gehabt hätte, nannte er mich Seppel und ich trug auch die ersten Jahre nur manchmal ein Kleid. Ansonsten waren Blaumann und Lederhosen mein Outfit.

Im Bug des Schiffes, bei der Matrosenfamilie hielt ich mich besonders gerne auf. Christel, die Frau des Matrosen, machte die besten Reibepfannkuchen der Welt.

Es war glaube ich die glücklichste Zeit, mit meinem Eltern auf dem Schiff zu sein. Das einzige was nicht so gut war: man durfte nicht überall hin und rennen schon mal gar nicht. Aber Abends, dann legten wir an und dann gingen wir an Land und da sind wir dann gelaufen und haben alles nachgeholt.

Noch heute habe ich den Teergeruch in der Nase von den Holzluken, den Geruch des Maschinenraums , den Geruch des Wassers und wusstet ihr, das der Rhein ganz anders riecht als die Mosel oder der Main?.
Erinnerungen, die solange man lebt, bleiben.

 

rangerwoman


Meine erste Erinnerung...

...hat beileibe nichts mit strahlendem Sonnenschein zu tun. Eher mit einem Regenwölkchen, das sich in mein Bettchen verirrt hatte. 

Klartext: ich hatte eingenässt. Meine Mama ist nicht da, ich sitze in diesem nassen Bettchen...mein Papa lässt mich den ganzen Tag darin, die feuchte Bettdecke hängt über dem Gitter... Da kommt der Nachbar zu meinem Vater und sie sitzen und unterhalten sich und ich schaue zu ihnen und sitze in diesem nassen Bettchen...ich muss ca. 3 Jahre alt sein, denn das Gitterbett steht noch in der alten Wohnung, wo Stube und Schlafzimmer ein Raum sind (als wir umzogen war ich ca. 4-5 Jahre alt)


 

sandwich

Wiesenroller


Einer meiner schönsten Erinnerungen
die saftigen Sommerwiesen,
und es gibt nichts Schöneres
als sich den Wiesenabhängen runter rollen zu lassen
mit geöffneten Augen,
um danach liegen zu bleiben
und die Seele baumeln zu lassen.
Nun bin ich in einer Stadt aufgewachsen,
die umgeben ist von Bergen Wiesen und Wäldern.
Und so mancher kommt von weit her,
um hier seinen verdienten Urlaub zu machen.
Unseren Kinder ist heutzutage
oft sehr schnell langweilig,
denn auch all die elektronischen Errungenschaften
der heutigen Zeit können nicht mithalten
mit einem Tag in Mutter Natur.

 

 

smurf2039

Gruselig!

Meine erste Erinnerung reicht zurück an einen Tag im August, drei Monate vor meinem dritten Geburtstag. An jenem Tag heirateten meine Eltern. Ich war noch nicht einmal drei und ich fand die ganzen Menschen, die alle gleichzeitig bei uns waren und den Tumult echt riesig. Bis zu einem bestimmten Moment. Es war der Augenblick, in dem ich mit auf die Hochzeitsfotos sollte, da erblickte ich ihn. 

Den Fotografen und ich bekam Angst. Wenn ich euch sage, warum ich Angst bekam, dann lacht ihr euch bestimmt scheckig. Aber ich hatte lange mit diesem Problem zu kämpfen. Ich denke, es handelt sich eher um eine Aversion, die ich hatte und die ich nach wie vor ein wenig hege. 

Der Fotograf, ein etwas dickerer Mann mit Brille, hatte eine Glatze! Oh mein Gott, das war furchtbar für mich. Ich weiß nicht wieso, aber die Tatsache, dass der Mann keine Haare auf dem Kopf hatte und mich durch die Kamera fokussierte, war der blanke Horror. 

Bis zu jenem Tag war es mir egal, ob jemand keine Haare hatte, denn ich war noch nie in die Aufmerksamkeit eines Mannes mit Glatze geraten. Aber an dem Tag war das sehr übel. Es gibt kein Bild, auf dem ich in die Kamera gucke. Entweder saß ich unter Mamas Rock oder wende den Blick ab. 

Es hat sich inzwischen gebessert und ich bin keine drei mehr und weiß, dass manche Menschen einfach unter Haarausfall leiden und es kein Zeichen von Bosheit sein muss, wenn man keine Haare hat, aber damals dachte ich, dass Menschen ohne Haar böse sein müssen. 

Ich weiß nicht, ob ich damals zu viele Bösewichte in Cartoons gesehen hatte, die kahl waren, aber ich hatte diese abnormale Idee, dass es den Charakter wiederspiegelt und das der nicht gut sein kann. Heute kann ich selbst nur darüber lachen!


*****

enya2853

Stinkhafen und Schlosspark

Ein ganzes Jahr lebte ich bei meinen Großeltern an der Nordsee, bis meine Mutter einen Kindergartenplatz in Frankfurt gefunden hatte und ich auch alt genug war, diesen zu besuchen. Ich habe kaum noch Erinnerungen an dieses Jahr, aber der Geruch des Hafen ist mir heute noch in der Nase, immer wieder verstärkt durch spätere Besuche.
Wenn das Wetter es zuließ, ging Oma jeden Tag mit mir spazieren.
"Wo möchtest du heute hin, Enya?", fragte sie.

Meist lautete meine Antwort: "Zum Stinkerhafen. Aber du musst das Taschentuch mitnehmen." Ich war fasziniert von den Fischkuttern, die dort anlegten, zahlreiche Kisten wurden ausgeladen, in denen sich unzählige Krabben tummelten. Dem starken Fischgeruch begegnete ich mit sehr gemischten Gefühlen. 

Ich hielt mir immer ein blütenweißes Taschentuch von Oma vor die Nase, das mit Kölnischwasser (4711) getränkt war.


Aber zwischendrin füllte ich kurz meine Nase mit diesem Fischgeruch und meinte dann: "Puh, das stinkt. Wie schön!" Nach dem Besuch des "Stinkhafens" gingen Oma und ich oft in den Schlosspark, eine grüne Oase in der kleinen Stadt. Ich erinnere mich gut, dass ich hier frei laufen durfte, ohne dass Oma meine Hand festhielt. Das fand ich schön. 

Auf dem Heimweg machten wir meist Halt in einem Kaffeegeschäft. Hier erinnere ich wieder an den Geruch. Es roch nach den frischen Kaffeebohnen. Der Ladenbesitzer, für mich Onkel Hinrich, gab mir jedes Mal ein kleines Stück Schokolade, das ich sofort in den Mund steckte.

Anschließend putzte Oma mir diesen immer mit dem vorher so blütenweißen Taschentuch und wir verließen das Geschäft nicht, ehe ich wieder fein sauber war.

Diese Erinnerungen sind für mich sehr schön, positiv besetzt. Alles andere, das in diesem Jahr geschah, besonders sehr viele Krankheiten, ist nicht mehr in meinem Gedächtnis und das ist wohl auch gut so.

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helgas.

Die Kindheit

Es war eine richtig gute Zeit und es sind ausschließlich glückliche Tage gewesen, wenn auch meine Mutter immer sagt, ich wäre oft und ernsthaft krank gewesen, so dass sie Sorge hatte, mich durchzubringen. Das ist mir überhaupt nicht bewusst. Meine Kinderkrankheiten habe ich nur sehr verschwommen in Erinnerung und schmerzhaft schon gar nicht.

Ich bin ein Nachkriegskind, das zweite (meine Schwester war aus erster Ehe), in schlechten Zeiten geboren, ob ich gewollt war, ist fast zu bezweifeln, denn meine Eltern heirateten als ich bereits unterwegs war und es ging ihnen finanziell nicht sehr gut, was allerdings das Schicksal der meisten Menschen damals war. Man musste sich größte Mühe geben, um die Familie satt und gekleidet zu bekommen. Meine Mutter war bereits dreißig Jahre und hatte keine Arbeit, bzw. keinen Babysitter, war also Hausfrau, hatte eine Menge Probleme zu meistern.

Ich bemerkte davon natürlich nichts und genoss eine schöne Kindheit.

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ruedipferd

Ich erinnere mich...

... da war ich noch sooo klein, wie auf dem Dreirad mit Oma.

Aber das andere Bild, auf dem meine Oma und mein großer Bruder zu sehen sind, ist dasjenige, um welches es geht. Ich war wohl gerade mal zwei oder zweieinhalb Jahre jung, als es aufgenommen wurde. Und: Ich saß hinter den beiden im Zimmer und habe gebrüllt wie am Spieß, weil ich nicht mit aufs Bild durfte. Junge, war ich sauer. Nichts konnte mich mehr beruhigen. Es war aber auch eine Gemeinheit, findet ihr nicht auch? So fotogen wie ich damals war!!


Die nächste Erinnerung ist dann mein dritter Geburtstag. Ich sehe es noch wie heute vor mir, als meine Mutter mit einer Kinderpost die Treppe herunter kam. Und dann ging es los, mit dem Stempeln und Karten schreiben. Alles musste danach seine Ordnung haben. Vielleicht bin ich deshalb auch Finanzbeamter geworden.
Am selben Tag bat ich meine Mutter, sie möge doch in Zukunft "Peter" zu mir sagen, ich wäre von nun an ein kleiner Junge. Das war gleichzeitig der Beginn meiner Transsexuellen Leidensgeschichte.

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dahlia437

Meine neuen Schuhe

Schon als Kind hatte ich es schwer mit den Eltern. Eines Tages hatschte ich mit Mama zum Einkaufen.
Es war am Vormittag. Hatte relativ neue Schuhe an. Als wir wieder zu Hause waren, zeigte ich Mama immer wieder die Schuhe. Ich konnte noch nicht sprechen.
Mama meinte: “Ja, das sind Deine neuen Schuhe!“ So ging das ein paar Mal. Ich war verzweifelt.

Am Nachmittag kam Oma. Juhu! Sofort rannte ich zu ihr. Meine letzte Hoffnung!!! Zeigte ihr meine Schuhe.
Oma, leider verwandt mit Mama, sagte auch: „Ja, das sind Deine neuen Schuhe, die kenne ich doch schon!“
So ein Mist! Diese Family kannst für nix verwenden! Dabei fuhr sie mit der Hand in die Schuhe rein.
„Ach, da ist ja ein Papier drinnen!“ Gott sei Dank!!! Na, endlich!!

Mama brach in Lachen aus. Na, super, begriffsstutzig, und nun noch auf meine Kosten lustig machen!!!
„Ach, so! jetzt verstehe ich erst, warum sie mir immer ihre Schuhe gezeigt hatte! Sie hat den ganzen Weg zum Einkaufen und wieder retour, mit dem Papier in den Schuhen gehen müssen!“
Kinderfüße können sich so einrollen, dass das geht, ein Erwachsener hätte das nicht können.
Seit damals hab ich so kleine Füße. Gott sei Dank hat Oma mich gerettet.

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 tempika 

 

 Seppel oder Renate?

Ich bin fast immer in Lederhosen rumgelaufen und ich musste ja auch mal zum Friseur zum Haare schneiden. Meine Mutter hat mich in einem Friseurgeschäft abgegeben und ist einkaufen gegangen. Der Friseur fragte mich wie ich heiße und da ich eine Lederhose an hatte meinte ich – wie mein Vater dann auch immer zu mir sagte - "Seppel".

Der Friseur befand, dass ich für einen Seppel aber nicht die richtige Frisur hätte und machte mir den schönsten Herrenschnitt den es gab. Mutter fiel aus allen Wolken und der Friseur meinte, man könne doch einen Jungen nicht mit solchen Haaren rumlaufen lassen. Meine Mutter wandte sich mir zu und fragte:

"Wie heißt du, wenn du ein Kleidchen anhast. Wahrheitsgemäß sagte ich: " Renate"
Dem Friseur war‘s peinlich, meinem Vater hat‘s gefallen.

Hier war ich etwa 5 Jahre alt und eins der wenigen Kinderbilder auf denen ich im Kleid zu sehen bin. Ich hab das Ding gehasst wie die Pest, meine Kleidung war die Lederhose, mal ganz abgesehen davon, mit Kleid durfte ich mich nicht schmutzig machen.

 




 

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anneschreibt

Meine erste Erinnerung

Ich bin etwa drei Jahre alt und werde von zwei betagten Nachbarinnen betreut, seit ich ein Baby bin. Sie sind damals schon siebzig und vierundsiebzig Jahre alte Schwestern. Eigentlich sind sie „nur“ meine Tagesmütter, aber die Beziehung ist sehr eng und liebevoll.

Ihre Arbeitsteilung ist über die Jahre immer die gleiche geblieben. Die ältere, Cilly, schon damals nicht mehr gut zu Fuß, kocht und wäscht, die jüngere, Nanna, erledigt alle Gänge: zum Einkaufen, zur Bank und sehr wichtig zum Friedhof. Es gibt ja so viele Gräber zu pflegen...

Wir wohnen damals in einer Etagenwohnung - zu allem Überfluss ein Eckhaus – sie wird von zwei verkehrsreichen Straßen umtost. Deshalb liebe ich es, mit Nanna auf den Friedhof zu gehen. Wir fahren erst Bus, weil der Friedhof weit außerhalb der Stadt liegt, dann müssen wir noch durch den riesigen Friedhof laufen, bis wir zu „unseren“ Gräbern kommen. 

Für mich ist der Friedhof wie ein Park. Alles ist grün und ruhig. Wenn ich an ihn denke, habe ich den Geruch von feuchter Erde, Buchsbaumbüschen und verwelkten Blumen in der Nase. Amseln zwitschern. Ich helfe Nanna schwere Metallgießkannen tragen. Zupfe ein bisschen Unkraut mit, sage den anderen Grabpflegern, auch meist ältere Frauen, „guten Tag“.

In meiner Erinnerung scheint immer die Sonne, es ist Sommer und warm. Ich sitze auf einer Bank und lasse meine Beine baumeln. Der Friedhof ist für mich ein wunderbarer Ort, mein kleines Stück vom Paradies.

 

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katerlisator

 

Fan wider Willen

Mein Bruder Hans-Joachim kam mit seinem Freund Werner spontan auf die Idee, mir eine Perücke aufzusetzen und die Platten in die Hand zu drücken. Offenbar hat mir das aber damals missfallen. 

Im Hintergrund sieht man meine Spielzeugeisenbahn. Eisenbahnen und allgemein Schienenfahrzeuge liebe ich noch heutzutage, allerdings im Großformat.



Das Foto ist im Jahre 1966 entstanden. Auch wenn es nicht so ausschaut: die entsprechende Musik hat mich später begeistert. 

 

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achtsamkeit

 Unser Kaufmannsladen

Zu Weihnachten hatten mein Bruder und ich einen Kaufmannsladen unterm Tannenbaum.

Sofort fingen wir natürlich damit an zu spielen.

Meine Mutter hatte fast alles in liebevoller Kleinarbeit gebastelt und genäht.

Natürlich enthielten diverse Schachteln auch Süßigkeiten.

Und wir hatten natürlich keinen Respekt vor der Arbeit, sondern plünderten den Kaufmannsladen noch am Heilig Abend komplett.


 

Imprint

Text: alle genannten Autoren
Images: Archivbilder/dreamstime.com/thumblarge_138/1176344196ev589x.jpg
Publication Date: 04-26-2012

All Rights Reserved

Dedication:
Ein Gemeinschaftswerk der Gruppe "Biografisches" mit gittarina, mondkatz, salzburg, susymah, katerlisator, anarosa, tempika, rangerwoman, sandwich, smurf2039, enya2853, helgas, ruedipferd, dahlia437, anneschreibt, achtsamkeit

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