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Vorwort

 

Der Rosenkranz ist ein altes und in den Augen vieler etwas angestaubtes Gebet. Wie kommt ausgerechnet ein ehemaliger Protestant dazu, in der heutigen Zeit eine Rosenkranzbetrachtung zusammenzustellen?

Papst Benedikt XVI. hatte vom 11. Oktober 2012 bis zum 24. November 2013 ein „Jahr des Glaubens“ ausgerufen. Ich wollte daran teilhaben und bot in unserer Gemeinde einen Glaubenskurs auf der Basis von „Mein Gott und Walter“ an. Eine Freundin meinte, ich solle den Kurs unbedingt der Mutter Gottes anvertrauen, dann könne gar nichts mehr schief gehen.

Ich nahm mir also vor, ein Jahr lang jeden Tag einen Rosenkranz zu beten. Dazu musste ich erst einmal herauskriegen, was der Rosenkranz eigentlich ist und wie man ihn betet. Eine Internet-Recherche förderte einiges zu Tage. Schließlich fand ich auch eine Sammlung von Bibelstellen zu den einzelnen Geheimnissen.

Daneben ging es mir wie Dominikus, dass mir die zehnmalige Wiederholung zu langweilig erschien. Somit wandelte ich den Rosenkranz dahingehend ab, dass statt einem Gesätz mit zehn Gegrüßet seist du Maria“ die sich alle auf ein Geheimnis beziehen, ich fünf betete und jedem „Gegrüßet seist du Maria“ ein neues Geheimnis zuordnete. Somit beinhaltete das erste Gesätzchen die fünf freudenreichen Geheimnisse, das zweite die lichtreichen, das dritte die schmerzhaften, das vierte die glorreichen und das fünfte die trostreichen Geheimnisse. Dies ergab mit insgesamt fünf Mal fünf „Gegrüßet seist du Maria“ zwar nur quasi einen halben Rosenkranz, ließ sich aber in der Zeit meiner Bahnfahrt von Arbeit nach Hause beten.

Ich habe tatsächlich ein Jahr lang jeden Tag diesen halben Rosenkranz gebetet und der Glaubenskurs, der ein halbes Jahr im wöchentlichen Rhythmus lief, bewegte alle Teilnehmer und schenkte manchen neuen Anfang im Glauben.

Ich betrachtete in meinem täglichen halben Rosenkranz das Leben Jesu von der Verkündigung bis zu seiner Wiederkehr am Ende der Zeiten. Schon bald bemerkte ich, dass ich jedes Mal auf eine Gefühls-Achterbahn geschickt wurde: Von der Freude über die Geburt über die Angst und Trauer in seinem Leiden bis hin zur Gewissheit, dass er uns auch heute noch begleitet.

Nach und nach setzten sich Gedanken zu den einzelnen Geheimnissen in meinem Kopf fest, die immer klarer wurden. Ich sammelte diese Gedanken und begann sie aufzuschreiben. Ich gab meine gesammelten Gedanken zwei Priestern zu lesen und sie ermutigten mich, auch anderen diesen Zugang zum Rosenkranz zur Verfügung zu stellen.

So ist dieses kleine Büchlein entstanden und ich hoffe, dass es dich ermutigt den Rosenkranz als einen lebendigen Weg wahrzunehmen, der uns hin zu Jesus Christus führt.

 

Ich wünsche allen, die dieses Büchlein zur Hand nehmen Gottes reichen Segen.

 

Michael Moos

 

Die Legende vom Rosenkranz

 

In einer Stadt lebte einmal ein Schüler namens Dominikus. Er hatte zwar gute Anlagen, war aber faul und träge. Dies führte dazu, dass er nichts lernte, so sehr ihn auch sein Lehrer verprügelte. Er hatte sich ganz den weltlichen Genüssen ergeben, aber trotz aller Verderbtheit eine löbliche Angewohnheit beibehalten: Er pflegte nämlich der Mutter Gottes jeden Tag einen Kranz von Blumen zu flechten und ihr Haupt damit zu bekrönen.

Eines Tages verspürte der junge Mann die Anregung, in ein Karthäuserkloster einzutreten. Alle Angehörigen und Freunde redeten ihm zu. Er änderte sein Leben von Grund auf und trat schließlich in das Kloster ein. Dort hatte er nun einen ausgefüllten und arbeitsreichen Tagesablauf.

Einige Zeit später ging er an einer Marienstatue vorbei und sein alter Brauch fiel ihm ein, den er unter den jetzigen Bedingungen schon lange nicht mehr hatte ausführen können. Der Gedanke, Maria nicht mehr in der gewohnten Form verehren zu können, bedrückte ihn so sehr, dass er überlegte, das Kloster zu verlassen. Das Klosterleben bot ihm keine Möglichkeit, täglich die notwendigen Blumen zu suchen, um einen Kranz daraus zu flechten.

Er fragte seinen Beichtvater, was er tun solle. Sein Beichtvater gab ihm auf, dass er die Rosen durch das Gebet "Gegrüßet seist du Maria" ersetzen solle.

Der junge Mönch folgte dem Rat, fand aber das vielmalige Wiederholen des gleichen Gebetes langweilig. Er begann damit, jedem "Ave Maria" eine Szene aus dem Evangelium dazuzugeben. Am Ende waren es insgesamt fünfzig Szenen und sie umfassten das ganze Leben von Jesus.

Einige Zeit später musste der junge Mönch in Ordensangelegenheiten verreisen. Unterwegs stieg er an einer Waldlichtung vom Pferd, um seine täglichen Ave Maria zu beten. Zwei Räuber, die ihm heimlich gefolgt waren und es auf sein Pferd abgesehen hatten, lauerten verborgen im Gebüsch und beobachteten ihn. Auf einmal sahen sie eine wunderschöne Frau neben dem Mönch. Sie pflückte eine Rose nach der anderen von seinem Mund. Die Rosen wand sie zu einem herrlichen Kranz, setzte sich diesen hernach auf ihr Haupt und verschwand.

Die Räuber stürzten auf den Mönch zu und fragten ihn, wer denn die schöne Frau gewesen sei, die ihm die Rosen vom Mund gepflückt habe. Er aber wusste nichts von einer solchen Frau, da nur die Räuber die wundersame Gestalt gesehen hatten. Dann begriff Dominikus, dass es Maria gewesen war, und voll Freude lobte und dankte er der heiligen Jungfrau und Gott. Anschließend predigte er den Räubern von der Gnade Christi, die schon bei ihm wirksam gewesen und heute die beiden Räuber bekehren wolle. Auf seine Worte hin und durch das Wunderzeichen überzeugt, bereuten die Räuber ihr sündiges Leben. Sie folgten Dominikus in sein Kloster und wurden selbst zwei gute und fromme Mönche.

 

Die Geschichte des Rosenkranzgebetes

 

Seit den Anfängen des Christentums wird besonders von den Wüstenvätern und den Nachahmern ihrer Aszese die Reihung von Gebeten, vor allem des „Vater Unser“, berichtet. Zum Zählen der Gebetseinheiten benutzten sie unter Anderem geknotete Schnüre.

Die Wiederholung des „Vater Unser“ als Ersatz für das Psalmenbeten, das den Leseunkundigen meist nicht möglich war, führte zu einer Gesamtzahl von 150 Wiederholungen entsprechend der Zahl Psalmen.

Ab dem 11. Jh. wurde das „Ave-Maria“ (Gegrüßet seist du, Maria) immer mehr zu einem volkstümlichen Gebet. Im 13./14. Jh. entstehen gereimte Grußgebete an Maria, deren Strophen gern mit Ave beginnen.

Der Trierer Karthäuser Dominikus von Preußen (+ 1460) fasste die Ereignisse des Lebens Jesu in 50 Schlusssätzen ("clausulae") zusammen, die sich an den ersten Teil des "Gegrüßet seist du, Maria" anschlossen. Der zweite Teil des „Gegrüßet seist du Maria“ war zu jener Zeit noch nicht üblich.

Die Geheimnisse wurden in der Folge auf insgesamt 15 reduziert. Sie sind in der heutigen Gestalt um 1483 in Süddeutschland nachgewiesen und seit 1600 allgemein üblich. Sie umfassen die freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse. Durch die Gliederung der Gebetsreihung in Zehnergruppen entsteht schließlich der heutige Rosenkranz. Die Beifügung der drei „Gegrüßet seist du Maria“ mit dem Gebet um die drei göttlichen Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) erwuchs aus der nachtridentinischen Frömmigkeit. Daneben

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Publisher: BookRix GmbH & Co. KG

Publication Date: 11-02-2015
ISBN: 978-3-7396-2144-9

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