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Rahab

Auf dem Weg von Ägypten nach Kanaan
ist’s mit bloßer Tapferkeit gar nicht getan.

 

Auch nicht tatenlos einzig auf Gottvertraun
soll der Fromme und Beter die Zukunft erbaun.

 

Zwei Spione schickt Josua vor Israel her,
die erkunden ab Schittim die Gegenwehr.

 

Wie steht’s über dem Jordan? Was denkt man und tut?
Sind die Städte gerüstet, die Menschen voll Mut?

 

Nach dem Streifzug durchs fruchtbare Jordanland,
der Aufklärungstrupp sich bei Rahab einfand.

 

In Jericho hatt’ die ein öffentlich’ Haus,
dahin gingen Männer - befriedigt heraus.

 

In der Herberg’ der Spione wurden Betten gericht’,
schon bekam der Stadtkönig den Abwehrbericht.

 

Er schickt seine Wachleut’ zum Hurenhaus:
“Die Fremden sind Feinde. Lief’re sie aus.“

 

Ihr energisches Klopfen vertrieb die Gesucht
auf’s Flachdach, da endet im Flachs drin die Flucht.

 

Im Haufen der Stengel verbirgt sie die Frau,
geht endlich zur Tür, stellt die Unschuld zur Schau.

 

"Geliebte und städtische Obrigkeit,
die Gäst’ war’n zum Essen vor kurzer Zeit.

 

Als das Stadttor sollt’ schließen beim Einbruch der Nacht,
haben sie sich auf die Socken gemacht.

 

Ich kann ja nicht wissen wohin sie gegangen,
doch wenn ihr euch sputet, werd’t ihr sie fangen.

 

Die getricksten Schergen vertrauten der Hur’
und warfen sich auf die falsche Spur.

 

Sie suchten hinab bis zum Jordanfluss,
fanden den Feind nicht und litten Verdruss.

 

Die Kundschafter harren in ihrem Versteck
als Rahab vermeldet: „Die Jäger sind weg.

 

Ich sag euch, warum ich für Israel bin.
Der Herr, euer Gott bringt, wo er will euch hin.

 

Er hat euren Weg durch das Schilfmeer gebahnt,
zeigt sich mächtig, wie keiner von uns es erahnt.

 

Dieses Land ist fest euch als Volk zugesprochen.
Jedweden Widerstand hat Gott gebrochen.

 

Unser Mut ist dahin, wir sind ängstlich, gelähmt,
unsre Könige ratlos, die Priester beschämt.

 

Der Herr, euer Gott beherrscht Himmel und Erde,
mein Haus sei sein eigen, dass Heil uns noch werde.

 

Mit all meinen Lieben hänge ich mich ihm an.
Gebt mir euren Schutz, wie ich euch hab’ getan.

 

Wenn dies Land wird erobert, müsst ihr uns erretten.
Seid besorgt, dass uns nicht eure Leute dann töten.“

 

Die Kundschafter sind von der Rahab berückt.
Ihr Zeugnis für Gott hat sie richtig entzückt.

 

"Wir beschwör’n eure Sicherheit, treu wie ihr seid.
Niemand von Israel tut euch ein Leid.

 

So du uns nicht reinlegst, gilt unser Versprechen.
Nur ein Verrat könnt’ den Schutzbund zerbrechen.“

 

Das Haus, das die Hure in Jericho hielt,
in das die Spione hinein wie gezielt,

 

lag günstig, als hätten sie’s danach gesucht,
ermöglicht den Männern die heimliche Flucht.

 

Es war an die Stadtmauer angebaut,
was praktisch, weil so es sich leichter abhaut.

 

Am Strick raus zum Fenster und runter ganz fix,
hübsch leise, dann merken die Wächter auch nix.

 

Bevor sie sich trennten gab Rahab den Rat:
“Nehmt nicht gleich zum Jordan den kürzesten Pfad.

 

Auf all diesen Wegen sucht man euch zur Zeit.
S’ Gebirge ist sichrer und gar nicht so weit.

 

Wenn in rund drei Tagen die Häscher zurück,
könnt ihr dann, vertrauend auf Gott statt auf Glück,

 

den Heimweg euch wagen zum eigenen Zelt.
Das Zögern bringt Schutz und es kost’ nicht die Welt.“ -

 

"Ich hör’ wieder deutlich, du bist Gott ganz treu,
darum ich von Herzen dir schwöre auf’s Neu:

 

Du wirst mit den Deinen beim Angriff verschont.
Sorg’ nur dafür, dass dann die Sippe hier wohnt.

 

Wer nicht hier zu Hause, beim Sturm auf die Stadt,
ist dann ohne Geleit, weil er unsres nicht hat.

 

Halte fest am Entschluss für den Herrn, unsern Gott,
so verlässt er dich auch nicht am Tag deiner Not.“

 

Rahabs rettendes Fenster wird heimlich markiert.
Als Bezeichnung ein knallrotes Seilstück fungiert.

 

Wer es weiss findet danach die Stelle, das Haus
wo die Kundschafter flohen aus Jericho raus.

 

Die Spione verbrachten drei Tag’ im Versteck
im Gebirge, dann waren die Suchtruppen weg.

 

Ohne weit’re Gefahr fanden sie sich bald ein
bei den eigenen Leuten im Lager daheim.

 

Da erstatteten erst mal die Späher Bericht,
erzählten Josua ihre ganze Geschicht’.

 

Und die endeten sie mit dem Urteil gesamt:
"Gott gibt diesen Landstrich in unsere Hand.

 

Die Bevölkerung ist längst aus Furcht wie gelähmt.
Was der Herr schon getan, hat den Mut ihr gezähmt.

 

Alle reden vom starken Arm Gottes, des Herrn,
gegen den sich bislang keine Truppe konnt’ wehr’n.

 

Rut

Elimelech und Noomi
fassten den Mut,
zogen mit ihren Jungen,
mit Hab und mit Gut
vom heiligen Betlehem
hin nach Moàb,
lieber lebend im Heidenland
als rein im Grab.

 

Sie flohn stracks vor dem Hunger,
der in Juda grassiert,
zu den Nachbarn im Ausland,
wies auch heute passiert.
Diese Zeit in der Fremde
beendet die Not,
kostet Tränen und Schweiß,
aber gibt ihnen Brot.

 

Machlon und Kiljon,
die Knaben der beiden,
die wuchsen nicht schlecht auf
unter den Heiden.
Sie lernten, was recht ist,
schon früh durch die Alten,
auf den Schöpfer der Welt
große Stücke zu halten:

 

"Unser Herr und Gebieter
sieht uns liebevoll an.
Er will gern uns erhalten,
bleiben wir an ihm dran.
Gott wird einmal beenden,
gleich was uns auch bedrück.
Nach Bedrängnis und Kampf
kehrt die Freude zurück.“

 

So erzogen die Eltern
die Söhn im Vertrauen,
setzten sich dafür ein,
auf die Zukunft zu bauen.
Eine Zukunft mit Gott,
der den Vätern schon gut
und den Müttern seit Alters
gegeben den Mut.

 

Doch Vertrauen und Mut
wurden arg strapaziert.
Viel zu früh hier die Noomi
den Mann schon verliert.
Elimelech verstirbt,
lässt als Witwe zurück
seine traurige Frau,
unverzagt noch zum Glück.

 

Noomis Jungs schlagen Wurzeln
im heidnischen Land.
Durch die Orpa und Rut
werden sie hier verwandt.
Rund zehn Jahre hält an
die gesellige Zeit.
Dann bringt wieder der Tod
Noomi Kummer und Leid.

 

Beide, Machlon und Kiljon,
sinken früh schon ins Grab.
Wie die Sichel den Halm
haut das Sterben sie ab.
Ach, Noomi bejammert
ihr Schicksal, sie weint,
weil der schutzlosen Frau
nichts mehr sinnvoll erscheint.

 

"Was soll ich noch am Leben?
Was geschieht nun mit mir?
Jetzt bin ich ganz allein -
früher waren wir vier.“
Doch die Töchter,
sie halten zur Mutter, seht an,
obwohl die für die Zwei
nichts mehr einbringen kann.

 

Noomi ziehts weg von Moab,
sie will schnell wieder rein.
Im judäischen Hochland
soll’s besser jetzt sein.
Gott, der Herr,
stoppt den Hunger im Heimatgebiet,
weshalb Noomi für sich
eine Chance dort sieht.

 

Ungefragt ziehen Orpa
und Rut mit der Alten.
Sie gehören zusammen
und bleiben bei ihr.
Doch die Noomi kann das
nur für Aberwitz halten:
“Ihr seid Besseres wert,
als zu trauern mit mir.

 

Ihr seid jung und gesund.
Euch stehts Leben noch offen.
Lasst mich gehn und versucht
einen neuen Beginn.
In Judäa gibt es für euch
gar nichts zu hoffen.
Bleibt zu Hause in Moab,
da ist noch was drin.

 

Gott, der Herr, soll euch segnen
mit reichlichem Lohn
für die Liebe und Treue,
die von euch gekommen.
Aber jetzt kehrt ihr um,
ist doch Grenzland hier schon.
Ich muss nichts weiter sagen,
ihr habt es vernommen.“

 

Doch die Töchter sind nicht gleich
bereit sich zu fügen.
Erst nach weiterem Zureden
weicht die Orpa.
Tränenfeucht macht sie kehrt,
fast von Noomi vertrieben.
Aber Rut stellt sich stur:
"Ich bleib unbedingt da.

 

Wohin immer du gehst
folge ich dir bestimmt.
Wo du bleibst
ist auch mein Aufenthalt.
Meine Zukunft ist längst schon
auf Juda getrimmt
und mein Herkommen
läßt mich nun kalt.

 

Er, der Schöpfer, der Herr
seines Volks und der Welt,
ist mein Gott.
Ich bin sein Kind wie du.
Der die Erd und den Himmel
in seiner Hand hält,
hat mein Wort und mein Leben dazu.

 

Ich will leben wo du lebst
und sterben bei dir,
in dem Land
deiner Mütter und Ahnen.
Keine Macht dieser Welt
kann uns trennen, wenn wir
uns den Weg
quer durch Not und Nacht bahnen.“

 

Noomi zuckt mit den Schultern.
Sie meint’s ja nur gut.
Doch die Tochter
läßt sich nicht verjagen.
Und so gehen die Zwei,
Noomi und ihre Rut,
Hand in Hand,
woll’n was kommt tapfer tragen.

 

So kamen sie nach Betlehem,
das Städtchen auf der Höh.
Und weil sie dort noch jeder kennt,
verspürt die Noomi Weh.
Aus jedem Fenster, jeder Tür
ruft’s: "Lieblich“, ihren Namen.
Doch nennt sie „Bitter“, „Mara“, sich
als wär sie schon beim Amen.

 

Als sie das Land in Hungersnot
verließ mit Mann und Söhnen,
empfand sie reicher sich als jetzt
beim Heimweg unter Stöhnen.
Sie ging mit männlichem Geleit,
nichts, meint sie, sei geblieben,
gedenkt der Frau nicht neben ihr,
die Männer wert ist sieben.

 

"Mich hat der Herr des Glücks beraubt,
mit Keulen mich geschlagen.
Er tritt mich, die am Boden liegt.
Ich leide alle Plagen.
Seht doch, wie elend ich jetzt bin.
Gott kennt scheints kein Erbarmen.
Ganz schutzlos muß ich leben hier,
als Ärmste unter Armen.“

 

Es war gerade Erntezeit.
Die Gerste galts zu schneiden,
drum bittet Rut: "Laß mich aufs Feld,
dass wir nicht Hunger leiden.
Das Recht der Armen nütze ich
und lese auf an Ähren,
was bei den Schnittern runterfällt.
Sie werden mirs nicht wehren.“

 

Als Noomi ihr Erlaubnis gibt,
erhoffen beide Frauen,
dass irgendwer sich gnädig zeigt.
Sie wolln auf Größe bauen.
Doch kommt es besser.
Rut gelangt auf eines Boas Güter,
der ist den Witwen nah verwandt,
fast schon für sie der Hüter.

 

Der Mann entdeckt die Frau den Tag,
sieht ihren Fleiß beim Sammeln.
Sie bückt sich nach dem kleinsten Halm,
lässt keine Frucht vergammeln.
Der Vorarbeiter sagt Boás:
"Dies Mädchen kennt kein Schonen.“
Das imponiert dem Bauern sehr.
Er will die Rut belohnen.

 

Drum fordert er die Tüchtige
gleich auf, nicht mehr zu weichen.
Sie möcht’ zu keinem andern geh’n.
Sein Feld müsst’ für sie reichen.
Die Schnitter hier, die werden sie
nicht ver- und nicht bedrängen.
Rut soll sich fühlen wie zu Haus,
an seine Leut’ sich hängen.

 

Rut fand den Mann ganz zauberhaft.
Sie sinkt vor ihm zur Erde.
“Was liegt dir an mir, edler Herr?
Du schaffst, dass satt ich werde.“
Boas gibt gerne ihr zurück:
“Wir rühmen deine Güte,
die du an Noomi hast gezeigt.
Gott dich dafür behüte!

 

Du kamst zu einem fremden Herrn,
verlassen von den Deinen.
Nun soll dir viel vergolten sein
im Namen dieses Einen.
Du suchtest seinen Schutz und Schirm,
den wollen wir dir geben.
So wie du Noomi Nähe schenkst,
beschützen wir dein Leben.“

 

"O Herr,“ erwiderte da Rut,
"du machst mich überglücklich.
Ich bin ja nichts in dieser Welt
und große Sorge drückt mich.
Drum muntert mich dein Reden auf.
Es läßt mich wieder hoffen.
Nach schweren Zeiten scheint es mir,
als stünd der Himmel offen.“

 

Der Boas blieb beim Reden nicht,
es folgen gleich auch Taten.
Rut legt er Essen, Trinken vor.
Der Bauer mimt den Paten.
Die Ackerleute mühen sich,
dass sie viel Ähren findet.
So hat es Boas angesagt:
"An unser Land sie bindet.“

 

Als Rut am Abend trennt das Stroh
von Gerstenkorn mit Spelzen,
hat sie ein Tuch gescheffelt voll,
kann’s auf den Rücken wälzen.
Sie wurde offen unterstützt,
das sieht die Schwiegermutter.
Sie strahlt und freut sich mit der Rut:
"Jetzt ist alles in Butter.

 

Ich war verzweifelt, klagte bitter,
doch Gott ist größer als mein Herz.
Er hat gesorgt für uns bereits
als ich noch wühlte tief im Schmerz.
Was ist geschehen? Wer will dich
und mich so liebevoll bedenken?“
“Herrn Boas hat es so gefall’n,
uns seine große Gunst zu schenken.“

 

"Gesegnet sei er von dem Gott
der Lebenden und Toten.
Der hat in ihm uns Lieb und Güt
und neue Gnad geboten.
Der Boas ist verwandt mit uns,
auf ihn möchte ich bauen.
Er tut bestimmt noch mehr für dich.
Ihm können wir vertrauen.“

 

"O ja, er hat zu mir gesagt:
'Halt dich zu meinen Knechten.
Die ganze Erntezeit hindurch
sind sie für dich die Rechten.’
Die Knecht und Mägde achten mich,
sie zeigen viel Respekt
und haben mir, sieh nur die Frucht,
manch Gabe zugesteckt.“

 

Solang man Gerst und Weizen schnitt,
ging Rut mit dem Gesinde
von Boas, dessen Sorge war,
dass sie auch recht viel finde.
Rut säumte keinen einz’gen Tag
der Arbeit in der Hitze,
so legte sie den Vorrat an,
der ihr und Noomi nütze.

 

Als die Erntezeit vorüber,
plante Noomi für die Rut
wie die Schwiegertochter wieder
leben könnt vom eig’nen Gut.
“Ich will, dass das Mannsbild handelt,
dass der Boas wird aktiv.
Wenn er zupackt, dann verwandelt
er in grade, was noch schief.

 

Willst du wirklich auf mich hören,
dem vertrauen, was ich sag,
werden wir dazu gehören,
hat ein Ziel der Arbeit Plag.“
“Ich werd tun, was du bedachtest“,
sichert ihr die Rut gleich zu.
“Mach dich schick, du übernachtest
bei dem Boas, da staunst du.“

 

Noomi schickt die Frau, die junge,
in das Bett vom alten Herrn.
Rut verbietet ihrer Zunge
Widerspruch, der lag nicht fern.
Denn, wenn das Manöver schief geht,
weiß sie - hier im ganzen Land
diesbezüglich rauher Wind weht -
gibt ihr niemand mehr die Hand.

 

Boas worfelt dieser Tage,
abends geht es dann hoch her,
schläft bei den Getreidehaufen,
Bauch ist voll und Kopf recht schwer.
Ziemlich spät, um Mitternacht,
schreckt er auf und er entdeckt,
dass da, duftend voller Pracht,
was unter der Decke steckt.

 

"Meine Güte,“ ringt der Beste
schwer um Fassung, nüchtern gleich,
“wer ist denn bei mir im Neste,
fühlt sich an so warm und weich?“
“Ich bins, Rut. Ich brauche Hilfe.
Schütze mich, sei du mein Halt.
Werde du für mich Gehilfe,
Witwen ist die Welt zu kalt.“

 

"Liebe Rut, du bist ein Schätzchen,
dass du nicht nach Frischfleisch strebst.
Gerne böt ich dir ein Plätzchen,
kenn den Fleiß, mit dem du lebst.
Du hast aller Welt bewiesen,
dass du zuverlässig bist.
Ich will gerne für dich handeln,
wenn nichts mehr im Wege ist.

 

Doch es gibt einen Verwandten,
der vor mir dir nahesteht.
Morgen frag ich den Bekannten,
ob er auf sei`m Recht besteht.
Nimmt er dich, so sei die Seine.
Deine Stellung bessert sich.
Will er nicht, dann wirst du Meine.
Das Gesetz erfülle ich."

 

Beide ruhten bis zum Morgen,
wachten auf vor Tau und Tag.
Dennoch war es Boas Sorgen:
“Dass nur niemand sehen mag,
Rut hat hier bei mir geschlafen.
Dies wär kontraproduktiv.
Bei den bürgerlichen Schafen
falsch Gerücht durchs Dorf gleich lief.“

 

Boas packt von dem Getreide
sechs gehäufte Scheffel ein,
Rut, gepflegt und voll Geschmeide,
kommt mit dem Geschenkten heim.
Dort erwartet Noomi dringend
den Bericht von ihrem Kind.
Sie will wissen ob nun zwingend
neue Zeiten näher sind.

 

"Wenn der Mann sich so verhalten,
kannst du fest darauf vertraun:
Er wird heute noch gestalten,
was die Zukunft soll erbaun.
Boas gibt sich erst zufrieden
wenn das Nötige vollbracht.
Dir und mir ist nun beschieden,
was uns endlich glücklich macht.“

 

Boas, dessen Herz in Flammen,
holt den Konkurrenten bei,
zieht zehn Zeugen sich zusammen,
dass das Recht gesichert sei.
Dann führt er in Noomis Namen
die Verhandlung über Rut.
Denen, die zum Richtplatz kamen,
redet er von Land und Gut:

 

"Elimelechs einstge Güter
sind zu haben im Verkauf.
Du bist Erster, bist der Hüter,
ich folg in der Ordnung drauf.
Willst du nehmen, was zu haben,
zahle aus, dann ist es dein.
Willst du nicht, so kann ich sagen,
darf es meine Sache sein.“

 

Gerne möchte dieser Landwirt
weitres Land, ein größres Teil,
sowas immer intressant wird,
selten bietet wer was feil.
Doch, so muss der Ärmste hören,
auch die Pflicht erhalten bleibt.
Rut als Frau würd ihn nicht stören,
aber er ist wohl beweibt.

 

"Das wird mir dann doch zu teuer,“
meint das schlaue Bäuerlein,
“s’ist mir auch nicht ganz geheuer.
Erben könnten sich entzwein.
Hier, nimm von mir Brief und Siegel,
gerne ich verzichtet hab.
Jedem Zweifler sei’s ein Zügel,
was ich unter Zeugen gab.“

 

So reicht er dem Boas einen
seiner gut gebrauchten Schuh.
Diesem wills als Glück erscheinen
und die Zeugen stimmen zu.
“Alles, was den früh Verstorbnen
einst gehörte, nehme ich
und erhalt mit dem Erworbnen
ihre Namen fürsorglich.“

 

Jeder nickt, bestärkt den Handel:
“Heute ist ein guter Tag.
Euch beschere dieser Wandel
allen Segen, ohne Frag.
Kinder, Güter, Lebensjahre
sollen euch beschieden sein.
Deine Frau, die Schöne, Wahre,
bringe dir viel Ruhm hinein.

 

Hoch soll man dein Haus bald preisen
durch der jungen Edlen Kraft.
Sie vermehr in weiten Kreisen
was dich froh und glücklich macht.
Was die Ahnen einst begonnen,
was von alters her bekannt,
werde von euch selbst gewonnen,
Heil und Fried euch zugewandt.“

 

Übers Jahr die Noomi schwenkte
einen muntren Enkelsohn,
den die Rut dem Boas schenkte.
Darin zeigt sich Gottes Lohn.
Rut liebt Noomi ohne Wanken.
Treu hielt sie zum Volk des Herrn.
Das wollt ihr der Schöpfer danken.
So macht es der Himmel gern.

 

Obed nennen sie den Jungen,
der die Ahnenreih ergänzt.
Mit ihm wird schon angesungen David,
der als König glänzt.
Was der Herr im Himmel dachte,
als er diesen Weg beschritt?
Keine Ahnung! Doch er lachte
und wir freun uns alle mit. 

Imprint

Text: Foto: Maja
Publication Date: 07-30-2010

All Rights Reserved

Dedication:
Allen Kindern dieser Welt

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