Es war der 21. Dezember und Winfried wartete verzweifelt auf den erlösenden Anruf der Eltern, dass sie an Weihnachten zurückkämen.
Sein Vater hatte geschäftlich in den Vereinigten Staaten zu tun und seine Mutter hatte ihn begleitet. „Wir wissen nicht genau, wie lange es dauern wird, aber ich mache so schnell, wie es geht und wir versuchen alles, damit wir an Weihnachten wieder zu Hause sind. Du bleibst so lange hier bei Oma Hermine“. Das waren die letzten Worte des Vaters, ehe das Taxi sie abholte und zum Flughafen brachte. Nun waren es nur noch drei Tage bis Heiligabend und noch immer wartete er vergebens auf den Anruf, dass sie es doch noch schafften.
Da! Endlich klingelte das Telefon und Oma Hermine ging an den Apparat. Winfrieds Herz klopfte bis zum Hals und den Worten der Oma nach zu urteilen, war das der Anruf, auf den er so lange gewartet hatte. „Das ist ja fantastisch, Winfried wartet doch schon so sehr auf euch. Wann? Morgen geht der Flieger? Wie? Die Verbindung ist sehr schlecht, wann kommt ihr an? Am 23. um 11:45 Uhr? Ja wunderbar, wir werden euch am Flughafen abholen. Bis dann.“
JA!!! Sie kommen zurück und sie sind sogar noch vor Heiligabend da! Winfried machte einen Luftsprung vor Freude. Er war so aufgeregt, dass er die ganze Nacht kein Auge zu machte.
Winfried hatte die Stunden gezählt und vor Aufregung kaum geschlafen und so gut wie nichts gegessen. Nun waren es nur noch wenige Stunden, bis sie landen würden. Oma Hermine hatte den Frühstückstisch gedeckt und schaltete den Fernseher ein. Das war bei ihr Standard, denn Oma Hermine lebte ja normalerweise allein, und wenn sie beim Frühstücken die Morgensendungen sah, dann wurde ihr die Einsamkeit nicht so bewusst.
Oma Hermine hatte gerade ihr Ei aufgeschlagen, als die Nachrichtensendung begann. Sie wurde leichenblass und ließ das Frühstücksei auf den Teller fallen. „...Es erreichte uns gerade eine aktuelle Meldung. Eine Passagiermaschine sendete etwa 200 Km vor der Küste den Mayday Notruf, nachdem zwei Triebwerke ausgefallen waren. Danach brach der Funkkontakt zu Flug US 307 ab. Die Flugsicherungsbehörde geht davon aus, dass die Maschine mit 338 Passagieren an Bord, ins Meer gestürzt sei. Die Küstenwache und die Marine sind im Einsatz, haben jedoch kaum Hoffnung, Überlebende bergen zu können ...
“
Winfried sah ängstlich zu seiner Großmutter herüber. „Flug US 307? Aber das ist doch hoffentlich nicht ...“ Winfried wagte es nicht, diesen Satz zu vollenden. Oma Hermine jedoch nickte kraftlos, „doch Winfried, es ist die Maschine“. Winfried spürte, wie
Publisher: BookRix GmbH & Co. KG
Text: Martín A. Floessner
Images: Corinna Illig und Jutta Hermann-Huppertz
Publication Date: 11-12-2012
ISBN: 978-3-95500-752-2
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