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Reichtum allein macht nicht glücklich!









„Viele Menschen verachten den Reichtum, aber wenige sind stark genug, darauf zu verzichten.“



Anatole France







Gestern, vor genau 17 Jahren, erblickte ich die Welt und meine Eltern gaben mir den Namen- Clara Magdalena Charlotte Maria. Sie standen sehr auf ausgefallene- und einzigartige Sachen, deswegen auch dieser Name. Trotzdem wurde ich von meinen Freunden nur Clara genannt oder wenn sie den Namen vergessen hatten, war ich dann eben- Blondie.
Aber schlimmer war es, wenn meine Eltern mich bei Feiern mit Verwandten, Bekannten oder Geschäftsleuten, mit meinem richtigen, 4-stelligen Namen riefen oder den Anderen vorstellten.
Ich versuchte dann nicht darauf zu reagieren, aber es gelang mir nicht.
Niemand konnte sich seinen Namen aussuchen, auch nicht so eine- reiche Prinzessin, wie ich auch genannt wurde, aber das kam dann mehr aus den Mündern von den ganzen Neidern aus meiner Schule.
Blond war ich, darum hieß ich an manch Sommertagen, wenn ich meine Sonnenbrille auf setzte auch mal- Paris Hilton. Ich versuchte das kalt zu lassen.
Genau.
Auf der Privatschule, auf der ich zuerst war, war es normal, jeden Monat oder gar jede Woche ein neues Handy zu bekommen und es war auch normal, das größte Haus aus dem Stadtteil zu besitzen, mit Pool.
Außerdem war es Pflicht vom Babysitter aus der Schule abgeholt zu werden, in einem der größten und besten Autos, die in der Garage des Vaters standen.
Es musste nicht unbedingt der Babysitter machen, es konnte auch der Familien Chauffeur tun, falls er nicht gerade die Mutter zum Friseur oder Kosmetiker brachte.
Hauptsache man wurde nicht von den Eltern abgeholt, denn dann wurden die unter- Normalverdiener ab gestempelt oder unter die, die nichts zutun hatten.
Aber sobald man im Stadtbus mitfuhr, musste man die Schule wechseln, denn dann wollte keiner mehr was mit einem zutun haben-, man wäre dann dreckig und arm.
Einmal fuhr ich nämlich mit, weil ich unbedingt mal so einen Bus von innen sehen wollte. Irgendwer hatte das dann auch gesehen und es wurde, wie auch auf normalen Schulen es der Fall war, weiter erzählt.
Ich wechselte daraufhin freiwillig die Schule. Aber nicht wieder auf eine Privatschule, sondern auf eine normal Staatliche. Meine Eltern waren damit zwar nicht einverstanden, aber Ich wollte es eben unbedingt und so konnte ich auch meinen Willen durchsetzen.
Am Anfang war es auch richtig cool auf der neuen Schule, bis jemand heraus fand, dass ich reich war. Dann wollte natürlich jeder mit mir befreundet sein, aber ich wusste, wer zu meinen richtigen Freunden gehörte, nämlich die, die auch vorher, bevor jeder vom Reichtum wusste, mit mir befreundet waren.
Jenny, Lisa, Anne, Paul und Max.
Sie waren ganz normale Leute, die in keinem Haus wie ich wohnten, sondern in Mietswohnungen von einem Hochhaus. Sie hatten mehrere Geschwister, manche von ihnen auch getrennte Eltern. Sie trugen keine Marken Klamotten, drückten sich nicht so vornehm, wie ich es gelernt hatte, aus. Außerdem hatten sie Haustiere, viele Hunde, Katzen, Meerschweine oder Hasen. Nicht jede Mutter oder jeder Vater meiner Freunde hatte Arbeit. Aber trotzdem waren sie glücklich und nett!
Das waren meine 5 einzigen, aber wahren Freunde.
Sie achteten nicht auf Geld, sondern auf den Charakter des Anderen. Sie nannten mich Clara oder eben auch Blondie. Aber nicht wie die Anderen- Paris Hilton, reiche Prinzessin oder Clara Magdalena Charlotte Maria.
Sie waren die Besten!
Sie trösteten mich sogar, als mich der amerikanische Austauschschüler, der bei uns, für ein halbes Jahr wohnte, verarscht hatte. Ich war mit Ihm 5 Monate zusammen, ich mochte sein Deutsch mit diesem amerikanischen Akzent. Das fand ich damals total süß und ich war unsterblich in ihn verliebt. Aber am Tag der Abreise sagte er, er hätte mich auch nur wegen des Geldes geliebt, außerdem war er mir fremd gegangen.
Ich wusste gar nicht mehr, wie lange ich in meinem viel zu großen und modern eingerichteten Zimmer saß und meine 40 Kissen, die mein Bett dekorierten, nass geheult hatte. Es wurde auch nicht besser, als meine Mutter mit mir extra nach Mailand flog, natürlich im privaten Flugzeug, und wir dort ordentlich shoppen gingen. Nach der Aktion mussten wir sogar mein Ankleidezimmer weiter ausbauen. Aber es tröstete mich nicht. Mir ging es damals richtig schlecht.
Ich konnte ja eigentlich jeden Jungen aus der Schule haben, auch die aus der Oberstufe, aber sie wollten alle nur das Geld. Das merkte ich immer wieder. Dann beschloss mein Vater, dass er mir den Mann fürs Leben aussuchte. Das ging so wohl im Thailandurlaub schief, als auch in Dubai, Australien und bei der Fußball WM in Südafrika. Ich wehrte mich einfach mal!
Gestern hatte ich eine große Party geschmissen, weil ich ja Geburtstag hatte. Es war eine Poolparty. Eingeladen waren alle aus der Schule. Am Ende war dann auch die ganze Schule da, der Garten überfüllt, der Pool kurz davor zu über schwämmen. Unser Hauspersonal schaffte es, alle aus dem Haus zubekommen, bevor meine Eltern wieder da waren. Trotzdem sahen sie das aus einander genommene Haus und ich bekam Hausarrest.
Das schöne Haus. Ja!
Ich hasste dieses Haus mit 10 Schlafzimmern und 5 Bädern. Einer Garage mit 8 verschiedenen, teuren Autos. Der große Pool im Garten. Der gepflegte Rasen. Die viel zu moderne Küche, die keiner wusste zu verwenden, außer dass Hauspersonal. Die Flachbildschirmfernseher in jedem Raum, sogar in den Bädern. Die gefliesten Böden und Wände hasste ich mit am Meisten. Alles blitzte und glänzte. Kein Staub, kein Müll, kein Chaos, nichts, alles sauber und dafür war auch nur das Hauspersonal verantwortlich. Das Esszimmer mit der langen Tafel und den 10 Stühlen daran. Wir waren doch nur zu 3.!!!
Außerdem hasste ich den Stadtteil in dem wir wohnten. Oder sollte ich besser Dorf sagen? Hier war nichts. Keine Hochhäuser, keine Supermärkte, nichts. Nur teure Häuser und ein Freibad. Ein total dreckiges, versifftes Freibad, dessen Wasser voller Algen und anderem Grünzeug war. Meine Freunde gingen da sogar manchmal baden, das fand ich schrecklich. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, auch rein zugehen…
Auch wenn ich so sein wollte wie sie, normal und nicht so spießig!

Wie gesagt, ich müsste jetzt eigentlich Zuhause sitzen und mich schämen, genau so, wie es meine Eltern verlangten. Aber ich hatte kein Interesse.
Das Leben war doch scheiße!
Reichtum allein macht einfach nicht glücklich.
So stand ich nun hier. Hier auf einem 10 Meter hohen Turm. Wackelig auf den Beinen. Hinter mir laute Stimmen, Rufe. Unter mir Wasser, tiefes Wasser. Vielleicht auch gefährliche Dinge im Wasser. Dinge, an denen man sich verletzen könnte. Sich das Genick brechen oder so.
Aber es war mit jetzt egal!
Alles war einfach egal und auch sinnlos. Ich wollte nicht mehr diese Clara Magdalena Charlotte Maria sein. Diese reiche Prinzessin. Die Blonde. Die dumme Paris Hilton.

Meine Lieblingsfarbe war rosa.
Ich hasste Sushi und Lady Gaga.
Ich war blond und ein Einzelkind.
Meine Nägel waren zu perfekt rosa lackiert und passten zu gut zum rosa Haarband, was meinen Dutt zu gut sitzen ließ.
Auch die Kette mit dem Anhänger aus Brasilien saß zu perfekt an meinem Hals.
Mein rosa iPhone lag Zuhause und ich hatte die Rechnung ins Minus telefoniert.
Jetzt war mir alles egal.
Einfach alles.
Es war eh sinnlos.
Ich wollte einfach so sein wie alle Anderen, normal.
Noch ein letztes Mal schaute ich zurück, zu den rufenden Menschen hinter mir, ich grinste sie einfach frech an und vergaß all mein gutes Benehmen, was ich von meinen Eltern gelernt bekommen hatte. Dann streckte ich meinen Mittelfinger in die Höhe, machte einen Schritt vor und ließ mich fallen.
„Fickt euch doch alle!!!“ Hörte ich mich schreien. Aber es war egal.
Ich fiel und fiel, …bis ich ins eiskalte, versiffte Wasser mit grünen Algen, in dem meine Freunde bereits schwammen, des Dorfschwimmbades eintauchte…

Ende der Kurzgeschichte


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Publication Date: 08-01-2011

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