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Bruno Domingo ging nur seiner Frau zuliebe mit in die sonntägige Messe. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Mehr ältere Menschen als jüngere. Und die Jüngeren wurden entweder zum mitgehen gezwungen oder in die Materie herein geboren. Bruno und seine Frau Angelina nahmen in der 3ten Reihe von vorne Platz. Neben ihnen saßen alte Damen. Domingo fühlte sich unwohl. Soviel Scheinheiligkeit für nichts und wieder nichts.
Es gibt keinen Gott, Jesus, heiligen Geist oder was auch immer – dachte er sich.
Die Leute standen auf und fingen an zu singen als die Orgel die ersten Töne von (Eine feste Burg ist unser Gott) spielte. Seine Frau reichte ihm ein Gesangsbuch. Er schlug irgendeine Seite auf und bewegte stumm seine Lippen mit. Der Pfaffe erschien und die Messdiener folgten ihm mit ernster Miene. Das erinnerte Bruno an eine Entenmutter, die durch die Gegend stolziert und ihre Jungen, ihr treudoof hinter her watscheln. Er lachte innerlich. Der Pfarrer und die Messgehilfen nahmen ihre Plätze ein. Das Lied neigte sich dem Ende zu. Die Orgel stoppte.
„Liebe Gemeinde...“, sprach der Pfarrer als wie aus dem Nichts die Kirchentür aufflog und jemand in die Kirche rannte.
Groß, dünn, schwarzhaarig, vollbärtig, Turban auf. Alle drehten ihren Kopf. Der Vollbärtige sprintete auf den Pfaffen zu, nockte ihn mit einem rechten Haken aus und fiel zu Boden. Der Schwarzhaarige ging zum Mikrofon und sagte in gebrochenem Deutsch: „Ich haben Bombe am Korper. Es machen PENG wenn ihr nicht machen was ich willen.“

Die Wörter hallten durch die ganze Kirche. Die Leute bekamen Angst. Einer der Messdiener viel in Ohnmacht. Ein Moment der Stille kehrte ein. Zwei ältere Frauen aus der letzten Reihe versuchten aus der Kirche zu fliehen aber bemerkten das die Tür von außen verrammelt war.
„Ihr nicht noch mal versuchen! Sonst machen PENG!“, sprach er durchs Mikro.
Ein Mann Mitte 40 von vorne fragte: „Was wollen Sie?“
„Ich stellen hier der Fragen. Nichts du. Kapiert? Du seien ruhig.“
Der Fanatiker drehte sich kurz rum, schaute auf die riesige Jesus Figur die hinter ihm an der Wand hing und schüttelte den Kopf. Er klopfte aufs Mikrofon, räusperte sich und sprach:
„Ich wollen erst mal Wein. Du haben Wein hier?“
Ein Messgehilfe brachte ihm Wein. Er nahm einen langen Schluck aus dem goldenen Becher und wusch sich mit einer Hand den Mund ab.
„Das seihen billiger Wein. Ich nicht mögen.“, sagte er während er seine Jacke aufriss und die Bombe zeigte.
Alle waren geschockt. Der Pfaffe kam langsam wieder zur Besinnung, stand vom Boden auf und tastete seine Wange ab.
„Du hinsetzen Mann des Kirche!“
„Aber...“, konnte der Pfarrer noch aussprechen als er einen zweiten Haken verspürte der ihn wieder zu Boden gehen ließ.

Bruno war früher Amateur Boxer gewesen (29 Kämpfe gewonnen und nur einen verloren). Er dachte sich – irgendjemand muss doch was tun.
Während der Schwarzbärtige mehr Wein trank (den er nicht mochte), weiter belanglose Sachen in gebrochenem Deutsch predigte, bückte er sich und krabbelte über die Füße der Anderen zum rechten Ende der Reihe. Die ganze Reihe 3 und seine Frau Angelina schauten ihn verdutzt an. Hätten sie ihn gehindert, hätte es den Fanatiker bestimmt auf die Palme gebracht. Der Schwarzhaarige zündete sich eine Zigarette an und das nahm Bruno als seine Chance war. Er erhob sich, rannte wie ein 100 Meterläufer auf ihn zu und schlug ihn mit 3 Schlägen K.O. (3mal auf die Nase). Er fiel wie ein nasser Sack zu Boden, landete auf den Pfaffen (der gerade sein Bewusstsein wieder erlangte) und dadurch wieder ausgenockt wurde. Die Menschen waren zu einem Teil erleichtert, zum anderen Teil immer noch in Sorge, denn die Bombe war immer noch präsent.

Bruno zog den Fanatiker vom Pfarrer weg und brach ihm beide Arme (das er nicht – wenn er zu Bewusstsein kommt – die Bombe zünden könnte).
„Sollen wir ihm nicht auch noch beide Beine brechen?“, rief ein Mann aus Reihe 6.
„Gute Idee!“, erwiderte Domingo.
Bruno brach ihm beide Beine. Ein knackendes Geräusch hallte durch die Kirche.
„Was machen wir nun?“, fragte jemand aus Reihe 9.
„Keine Ahnung!“, erwiderte eine Frau aus Reihe 16.
„Ist vielleicht aus Versehen ein Bombenexperte anwesend?“, fragte ein junger Mann aus Reihe 13.
Es herrschte einen Moment lang Stille als auf einmal sich die Tür öffnete. 20 schwerbewaffnete Polizisten stürmten herein. Die Menschen verließen voller Panik ihre Plätze und rannten nach draußen. 3 Polizisten und 13 Menschen wurden dabei tot getrampelt. Bruno wollte zu seiner Frau gehen als es mächtig rumpste. Ein lauter Knall, eine große Explosion, Feuer und herumfliegende Trümmer, die Kirche fiel in sich zusammen.

Am darauffolgenden Tag stand in den Zeitungen. Terror in der Kirche. Ali Vaasteg Di Saalaami sprengte sich in einer Kirche in die Luft und riss mindestens 20 Leute mit in den Tod... (3 Zeilen weiter) – Die Kirchensteuer wird ab Februar erhöht.

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Text: (c) 2010
Publication Date: 01-15-2010

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