Thomas West
Alte Leichen
Ein Jesse Trevellian Roman
Teil 4 von 5
In der Serie „Jesse Trevellian“ erschienen bislang folgende Titel (ungeachtet ihrer jeweiligen Lieferbarkeit auf allen Portalen):
Alfred Bekker: Killer ohne Namen
Alfred Bekker: Killer ohne Skrupel
Alfred Bekker: Killer ohne Gnade
Alfred Bekker: Killer ohne Reue
Alfred Bekker: Killer in New York (Sammelband)
Thomas West: Rächer ohne Namen
Thomas West: Gangster Rapper
Thomas West: Richter und Rächer
Thomas West: Die zur Hölle fahren
Thomas West: Alte Leichen
Weitere Titel folgen
Ein CassiopeiaPress E-Book
© Serienrechte „Jesse Trevellian“ by Alfred Bekker
© 2000 des Romans by Author
© 2013 der Digitalausgabe by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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*
Es wurde dunkel. Das Eiscafé füllte sich mit lärmendem Publikum. Ted saß auf Kohlen. Kurz nach neun war es inzwischen. Er nippte an seiner zweiten Cola. Der Kellner bedachte ihn schon mit missbilligenden Blicken. Ted bestellte ein drittes Glas und bezahlte gleich.
Keinen Augenblick zu früh, denn kurz darauf löste sich eine kleine, rundliche Männergestalt aus dem zweihundert Meter entfernten Eingang der Schachkneipe. Im Licht der Straßenbeleuchtung erkannte Ted seinen Psychotherapeuten. Er faltete die Zeitung zusammen und stand auf.
Eng an die Hauswand gedrückt lief er Dr. Levington hinterher. Der Mann schwankte ein wenig, vermutlich hatte er sich nicht mit Cola oder Kaffee aufgehalten. Ted hatte noch immer keine Idee, wie er es anstellen sollte.
Bis auf siebzig, achtzig Schritte näherte er sich Levington. Selbst wenn der sich umdrehen sollte - es war zu dunkel, um auf die Entfernungen Gesichter und erkennen zu können.
Nicht viele Passanten waren unterwegs, aber die Straße war auch nicht gerade menschenleer. Ted scheute vor einem Angriff zurück. In der Tasche seiner Lederjacke hielt er das Stilette umklammert.
Bald bog Levington um die Straßenecke, hinter der die Subway-Station lag. Als Ted die Ecke erreichte, verschwand seine kleine Gestalt gerade hinter der Brüstung vor dem Rolltreppenschacht.
Fluchend lief Ted zur Rolltreppe. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als noch einmal in der gleichen Bahn wie Levington nach Flatbush zurückzufahren.
Die Rolltreppe trug ihn hinunter. Ted klappte den Kragen seiner Jacke hoch. Er bedauerte es, keine Kappe aufgesetzt zu haben, die er sich ins Gesicht ziehen konnte. Sollte Levington ihn erkennen, würde er unweigerlich Verdacht schöpfen.
Der Bahnsteig schob sich in Teds Blickfeld. In Gedanken ging er den Weg von der Station in Flatbush bis zum Haus des Psychiaters durch. Alle Straßen, Hauseingänge und Gassen. Der Weg führte am Prospect Park vorbei. Dort werd' ich's tun... Eine andere Möglichkeit sah er nicht. Dort werd ich ihn ins Gebüsch zerren...
Ted hielt den Atem an, als er die Rolltreppe verließ: Ein einziger Mann stand auf dem Bahnsteig! Dr. Levington! Auch auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig kein Mensch zu sehen! Ted blickte zurück. Niemand war ihm auf der Rolltreppe gefolgt, niemand betrat sie, keine Schritte von der Straße her...
Er überlegte nicht lange. Schnell ging er auf den Psychiater zu. Der drehte sich um und erkannte ihn. "N'abend, Ted - was treibt Sie in die Gegend?" Seine Stimme klang nicht unbeteiligt wie sonst, er lächelte sogar. Keine Spur von Misstrauen auf seinem fleischigen Gesicht. Ted schlug zu, ohne auszuholen.
Levington stürzte auf den Boden. Ted ging neben ihm in die Knie. Diesmal holte er aus. Seine Faust traf Levington an der Schläfe, dessen Kopf prallte auf die Bahnsteigfliesen.
Ted packte ihn und zerrte ihn aus der Mitte des Bahnsteiges weg zum Eingang des Schachts. Von fern hörte er das Rauschen der Bahn. Er holte sein Stilette aus der Tasche, ließ die Klinge herausspringen und schnitt Dr. Levington die Kehle durch...
Einen Augenblick lauschte er nach allen Seiten - keine Schritte, keine Stimmen, nur das anschwellende Rauschen aus dem Tunnel. Blitzschnell griff er in die Innentasche von Dr. Levingtons Jackett. Er fand die Brieftasche. Die Dollarscheine, die er auf die Schnelle tasten konnte zog er heraus.
Steck die Brieftasche zurück in die Jacke, befahl ihm seine innere Stimme. Er tat es. Seine Hand wollte sich in die Außentasche bohren, um den Hausschlüssel des Psychiaters zu stehlen. Sei nicht blöd, sagte seinen innere Stimme, lass in drei Teufels Namen den verdammten Schlüssel dort wo er ist...
Das Rauschen verwandelte sich zu ohrenbetäubendem Dröhnen. Ein Lichtkegel schob sich an der Tunnelwand entlang auf Ted und den toten Dr. Levington zu. Ted sprang auf und spurtete zur Rolltreppe.
Stimmen von der Straße oben. Eine Gruppe von sechs oder sieben Halbwüchsigen betrat die Rolltrepp fast gleichzeitig mit ihm. Er wandte ihnen den Rücken zu.
Unten bremste die U-Bahn und stoppte. Türen öffneten sich, vereinzelte Menschen stiegen aus, dann schob sich Bahn und Bahnsteig aus Teds Blickfeld.
Er bückte sich und tat, als müsste er seine Schnürsenkel neu knoten. Auf der Gegenrolltreppe glitten die Stimmen der Halbwüchsigen vorbei.
Oben angekommen sprang Ted auf und rannte in die Dunkelheit...
*
Der Bridge-Club traf sich wöchentlich in einem Gemeindesaal der Methodistenkirche von Queens. Das wunderte mich etwas, wusste ich doch von meiner seligen Tante, dass die alten Methodisten Kartenspielen für Sünde hielten. Aber gut - die Zeiten ändern sich, und die Methodisten offensichtlich auch.
Wir parkten neben einem silbergrauem Kombi auf dem Parkplatz neben der schlichten Kirche. Sechs PKWs standen dort. "Auf ein Neues", sagte Milo, als wir ausstiegen.
Er sagte das, weil es bereits das zweite Mal war, dass wir nach Queens fuhren, um den sogenannten Bridge-Club zu besuchen und zum Fall 'Kathleen Hershel' zu vernehmen. Am Freitagabend in der Woche zuvor waren wir vor verschlossenen Türen gestanden. Wegen Todesfall fällt der Bridge-Club heute aus, hatte ein handgeschriebener Zettel an der Tür verkündigt.
"Diesmal haben wir mehr Glück." Donna deutete auf die erleuchteten Fenster des Gemeindehauses. In einem gemütlichen, ganz mit hellem Holz ausgekleideten Saal trafen wir sechs Frauen an. Sie saßen an einem runden Tisch. Vier spielten Karten - eben Bridge - zwei schauten zu.
"Am vergangenen Freitag haben wir uns wegen Kathleen nicht getroffen", erklärte uns eine der Frauen, offensichtlich so eine Art Clubleiterin. Eine drahtige Person in auffallend elegantem Hosenanzug und teurem Schmuck an Fingern, Ohren und um den Hals.
Sie hatte schwarzgefärbtes Haar, mochte Mitte sechzig sein und stellte sich als Christel Burger vor. "Und heute fehlen zwei Frauen." Sie senkte die Stimme. "Schon wieder ein Mord, stellen Sie sich das vor..."
"Wir sind vom FBI, Mrs. Burger." Ich zeigte ihr meine Dienstmarke. "Wir wissen Bescheid. Das heißt: Wir sind wegen dem Mord an Kathleen Hershel hier." Langsam dämmerte mir, was die Frau da eben gesagt hatte. "Von was für einem
Publisher: BookRix GmbH & Co. KG
Text: Alle Rechte der Digitalausgabe bei AlfredBekker/CassiopeiaPress, www.AlfredBekker.de
Images: Steve Mayer
Publication Date: 02-06-2014
ISBN: 978-3-7309-8123-8
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