Der Vampir
an meiner Seite
Ich bin ein Vampir“, sagte der wunderschöne Junge lächelnd neben mir.
„Wie bitte?“, fragte ich ungläubig. „Soll das ein Scherz sein?“
„Nein. Ich meine es ernst Debbie. Du solltest wissen, in was für einer Gefahr du schwebst, wenn du in meiner Nähe bist.“
Fassungslos und mit offenem Mund starrte ich ihn an und konnte so gar nicht glauben, was er da eigentlich gerade eben gesagt hatte.
Es hörte sich so unwirklich an und doch hatte ich ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache.
Irgendetwas in mir sagte, dass er die Wahrheit aussprach.
‚Nein, nein, nein’, schaltete ich mich. ‚Das ist unmöglich! Es gibt keine Vampire!’
Wenn er wirklich ein Vampir war, so wie er behauptete, wo waren dann bitte die scharfen Eckzähne, die ein Vampir immer haben musst? Und warum bitte fiel er nicht über mich her um mein köstliches Blut zu trinken? Oder roch ich etwa nicht gut?’
Einen Moment dachte ich wirklich darüber nach, ob es an meinem Duft lag und ob er seine Zähne nur vor mir verbarg.
Aber schnell verdrängte ich diesen irrsinnigen Gedanken.
‚Pah. Wer es glaubt. Vampir? Was für ein Unfug. Adam musste einfach lügen! Anders konnte ich es mir sonst nicht erklären.’
Ich wollte und konnte diesem Mann das einfach nicht glauben, dass es wirklich diese Geschöpfe der Nacht gab.
‚Und was ist, wenn ich mich irre?’, fragte ich mich plötzlich und sah ihn ängstlich aus dem Augenwinkel an, bevor ich die Tatsache dann doch aussprach.
„Es gibt keine Vampire! Diese Wesen existieren nur in Büchern!“
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass er mir jetzt zustimmen würde und das alles nur ein dummer Scherz von ihm war, doch nichts geschah.
Eine unangenehme Stille breitete sich im Wagen aus und mich beschlicht ein ungutes Gefühl, sodass ich den Blick von ihm abwand und einfach nach draußen auf die Straße starrte.
In diesem Moment spürte ich seinen kühlen Blick auf mir, der immer voller Arroganz und Einbildung strotzte.
„Bist du sicher?“, fragte er herablassend und gelangweilt, so als würde es ihn nicht interessieren, was ich von dem ganzen hielt.
‚Arschloch?’, dachte ich sauer.
Seine ständigen Gefühlsschwankungen gingen mir schon auf die Nerven.
Wenn es ihm doch so egal war, warum sagte er mir das ganze dann überhaupt?
Mein Leben ist so schon nicht einfach.
Da brauche ich nicht noch jemanden, der es darauf anlegt, es durcheinander zu bringen.
‚Was soll ich jetzt bitte über das alles denken? Konnte ich dem ganzen überhaupt glauben schenken oder war das nur ein blöder Scherz und er wollte mich auf den Arm nehmen?’
Es war zwar nicht Adams Art, aber was wusste ich schon groß über diesen Jungen? Nichts!
„Ich frage dich nur noch einmal! Bist du sicher das es keine Vampire gibt’s?“
Eine dunkle Drohung schwang dieses Mal in der Frage mit, die mich erschrocken zurück weichen ließ, sodass ich mich jetzt ängstlich gegen die Tür presste.
Doch um aus einem fahrenden Auto zu springen hatte ich einfach nicht genug Mut.
„Du bist kein Vampir“, sagte ich mit zittriger Stimme und sah ihm dabei in seine silberblauen Augen.
„Ach nein?“
„Es gibt keine verdammten Vampire“, wiederholte ich für mich, um mich so beruhigen zu können, doch es half nichts.
Seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und seine Augen wurden dunkler bis sie ganz schwarz waren.
Aufmerksam fixierten seine Augen mich.
„Wie kann ich dir verständlich machen, dass ich wirklich gefährlich bin und du dich lieber von mir fern halten solltest?“, fragte er mich ernst und seine Gesichts war ausdruckslos.
Ich antwortete nicht sofort sondern sah ihn nur mit großen Augen an.
„Ich soll mich von dir fern halten?“, fragte ich ihn gereizt. „Du sagst mir, dass ich mich von dir fern halten soll? Sag mal spinnst du eigentlich? Wer ist denn der jenige, der sich immer in meiner Nähe aufhält und sich als meinen großen Beschützer ausgibt? Ich bestimmt nicht! Also sag nie wieder, dass ich es bin, die nicht von dir loskommt?“
Giftig blickte ich den scheiß Vampir an oder was auch immer er zu sein schien.
„Du bist selber Schuld.“
„Warum bin ich jetzt Schuld daran, dass du wie ein Wachhund an mir klebst?“
„Wenn du nicht ständig in Gefahr geraten würdest, dann würde ich auch nicht auf dich aufpassen müssen.“
„Keiner hat dich darum gebeten mein Beschützer zu sein. Ich komme ganz gut alleine klar. Kapiert? Auf deine Hilfe verzichte ich liebend gern.“
„Ich bin für dich verantwortlich und du brauchst meine Hilfe, sonst wärst du jetzt schon längst tot!“
„Kann schon sein. Dann müsste ich aber wenigstens deine Nähe nicht mehr ertragen. Und verantwortlich bist du ganz sicher nicht für mich!“
„Du bist die Freundin, der Freundin meines besten Freundes Dante und deshalb bin ich für dich verantwortlich. Ich glaube nicht, dass deine Freundin sehr glücklich darüber wäre, wenn du getötet wirst. Also solltest du dich lieber an mich halten, sonst wird es schon bald sehr ungemütlich für dich Debbie!“
Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken, als seine düstere Drohung mich erreichte.
‚Warum war mir nie aufgefallen, dass eine solch gefährliche Präsenz von ihm ausging?’
Er war am Anfang wirklich nett gewesen, als er mich damals vor dem Sturz bewart hatte.
‚Wer hätte gedacht, dass er ein solches Arschloch sein konnte oder eher ein solches war!’
„Du kannst mir nicht drohen?“, erwiderte ich dann trocken, um ihm zu zeigen, dass ich mich nicht einschüchtern ließ.
„Und warum nicht? Hast du noch immer nicht begriffen, dass ich dir hoch überlegen bin? Du kannst mir nicht entkommen und du solltest wirklich lieber das tun, was ich von dir verlange!“
„Und wenn nicht?“, fragte ich herausfordernd und sah ihn abwartend an.
Er seufzte erschöpft, doch dann lächelte er mich plötzlich amüsiert an.
Seine Eckzähne wurden plötzlich länger, bis sie wie spitze, sehr scharfe Dolche aus seinem Oberkiefer ragten.
Erschrocken keuchte ich auf und wich so abrupt zurück, dass ich schmerzhaft mit dem Rücken an der Autotür landete.
Ich biss die Zähne zusammen und merkte wie ich kaum noch Luft bekam, denn ein dicker Kloß saß in meinem Hals und erschwerte mir das Schlucken.
„Glaubst du mir jetzt?“, fragte er ruhig und sah mir dabei tief in meine Augen, die vor Angst geweitet waren.
Ich brachte nur ein nicken zu Stande.
Er hatte von Anfang an die Wahrheit gesagt.
‚War das jetzt ein Grund Angst vor ihm zu haben?’, fragte ich mich selbst, als ich sah, wie er sich mir langsam näherte. ‚Ja, es war ein Grund!’, beantwortete ich mir meine eigene Frage panisch.
Sofort erwachte ich aus meiner Starre und fing laut zu schreien an.
Wild herum fuchtelnd versuchte ich den Vampir von mir zu schieben, doch genauso gut konnte ich gegen eine Wand drücken, denn er rührte sich kein Stück.
„Bleib bloß weg von mir du dreckiger Blutsauer und konzentrier dich lieber auf die Straße. Ich hab keine Lust bei einem Autounfall zu sterben und dann auch noch so jung!“
Genervt zog er sich auf seine Sitzhälfte zurück und brachte den Wagen, dann am Rande der Straße zum stehen.
Mein erster Gedanke war Flucht, doch dazu war ich nicht in der Lage, den mein Körper war noch immer ziemlich versteift.
Langsam beugte er sich wieder vor und drückte mit seiner muskulösen Brust gegen meine Handflächen.
Warum fühlte diese sich an und ich konnte deutlich seinen Herzschlag spüren.
Überrascht hielt ich kurz inne und sah ihn an, ehe ich wieder zu mir kam und ihn von mir drückte.
„Komm mir nicht zu nahe du verdammtes Arschloch!“, schrie ich ihn wieder an.
Traurig sah er mich an, jedoch wich er nicht zurück.
„Bitte hab keine Angst!“
‚Was erwartete der Kerl eigentlich von mir? Nicht das ich Angst hätte, denn die ist längst verpufft, aber das er auch noch nach der ganzen Aktion erwartete, dass ich ihm Vertrauen schenkte, war mir echt ein Rätsel.’
Bis eben hatte dieser verfluchte Vampir mir noch gedroht und jetzt tat er ein auf lieb oder wie?’
Das machte mich sauer.
Wütend funkelte ich Adam aus schmalen Augen an und nahm mir fest vor, es ihm nicht so leicht zu machen.
Diese Sache mit dem Vampirzeugs hatte er mir die ganze Zeit verschwiegen gehabt und daraus ein großes Geheimnis gemacht, deshalb würde er schon sehen was er davon hatte.
Die anderen waren sicher auch alles Vampire.
Dante war sicher auch so ein Blutsauger, wenn er mit Adam befreundet war.
Ob es wohl Whitney schon mit ihrem Freund wusste oder tappte sie noch immer im Dunkeln.
„Stellst du es dir wirklich so leicht vor Adam? Du bist schließlich ein Vampir und hast es mir so viele Monate verschwiegen und lieber ein großes Geheimnis daraus gemacht. Und nun bittest du mich keine Angst zu haben? Weißt du was, ich habe längst keine Angst mehr vor dir, aber ich werde es dir trotzdem nicht so einfach machen. Wie soll ich dir überhaupt noch vertrauen, wenn du mir die ganze Zeit nur etwas vorgemacht hast? Du hast mich belogen!“, schrie ich aus vollem Leib.
Plötzlich hielt er mir mit einer Hand den Mund zu und sah mich dabei eindringlich an.
Sein Gesicht war dem meinem so nahe und die Eckzähne waren noch in ganzer Länge zu sehen.
Da bekam ich es wieder mit der Angst zu tun und wollte wieder losschreien, doch seine Hand verdeckte noch immer meinem Mund, so das kein Laut entweichen konnte.
Ängstlich starrte ich auf die langen Fänge, die mit Leichtigkeit meine Haut durchstechen konnten und merkte, wie mir der kalte Schweiß ausbrach.
Tränen stiegen mir in die Augen und einen Schluchzer konnte ich auch nicht mehr unterdrücken.
Mein Körper begann vor Angst zu zittern.
„Ssch“, versuchte er mich zu beruhigen und nahm mich sanft in den Arm, doch sofort verkrampfte ich mich.
„Hab keine Angst Debbie. Ich werde dir nichts tun. Das könnte ich niemals. Dafür mag ich dich einfach zu sehr!“
Ich konnte nicht glauben, dass er das gesagt hatte und dachte eher daran mich verhört zu haben, also ging ich nicht weiter darauf ein.
Es fühlte sich nur so gut in seinen Armen, dass ich mich sogar langsam entspannen konnte.
Langsam löste ich mich wieder von ihm und musste krampfhaft schlucken, als ich wieder seine viel zu langen Eckzähne erblickte.
Erst jetzt bemerkte der wunderschöne Junge, dass ich die ganze Zeit dort hin gestarrt hatte.
Entschuldigend lächelte er mich an und dann wurden seine Eckzähne auch schon kürzer, bis sie wieder in seinem Oberkiefer verschwunden waren.
„So jetzt brauchst du auch wirklich keine Angst mehr vor mir zu haben. Ich werde dir nichts tun. Du hast mein Wort darauf. Wie gesagt, ich hab dich dafür einfach zu gern, als das ich dir etwas antun könnte.“
Ich nickte nur einmal kurz zur Bestätigung, da ich nichts darauf erwidern wollte, denn für mich waren es leere Worte.
Nichts würde mir Gewissheit darüber geben, dass es wirklich so war.
Adam war nun einmal ein Vampir.
Und ich konnte und wollte ihm nicht mehr vertrauen.
Ich dachte in diesem Augenblick noch einmal darüber nach, wie es überhaupt dazu kam, dass ich jetzt mit diesem verrückten und total arroganten Vampir in einem Auto saß.
Es war eine lange Geschichte, die uns beide irgendwie doch verbannt.
Aber eigentlich war es mehr Schicksal, dass wir uns beide begegnet sind.
Jedenfalls kam es mir immer mehr so vor.
Wäre ich damals an diesem einen Abend nicht in diesem verdammten Club aufgetaucht, so wäre ich Adam auch nie begegnet.
Das alles war allein die Schuld von Whitney, meiner aller besten Freunden, denn sie hatte mich an jenem Tag dazu überredet mit ihr in den angesagtesten Club der ganzen Stadt New Jersey zu gehen und ich hatte mich dazu auch noch überreden lassen.
Am besten war es, wenn ich einfach noch mal alles durchging, auch wenn es mir bei meinem Problem nicht weiterhelfen würde.
Wenigstens konnte ich so für den Augenblick vergessen, dass der Vampir noch immer neben mir saß.
Das aufeinander Treffen
Es war bereits Freitagabend und ich wusste, was mir heute bevor stand.
Ich war mit meiner aller besten Freundin Whitney verabredet.
Sie hatte für diesen Abend etwas ganz besonderes geplant., denn sie wollte mich tatsächlich auf eine Party zerren, die in dem besagtesten Club der ganzen Stadt statt finden würde.
In dem Club ‚Blue Water’ war schon immer ziemlich viel los gewesen, was ich weniger leiden konnte, da ständig gedrängelt und geschuppst wurde.
Aber ich konnte dem verrückten Mädchen einfach nichts ausschlagen, also hatte ich unfreiwillig zugesagt und konnte es noch immer nicht glauben.
Am liebsten würde ich mich drücken, aber das konnte ich Whitney unmöglich antun.
Irgendjemand musst schließlich auf sie aufpassen, dass sie keine Dummheiten machte und dafür war leider immer ich zuständig gewesen.
Ich war von uns beiden die Vernünftige.
Während sie offen und ziemlich aufgedreht war, war ich eher schüchtern, zurückhalten und ziemlich still.
Es kam selten vor, dass ich Fremden gegenüber ziemlich unfreundlich war und ihnen die Meinung sagte, die mir oft auf der Zunge lag, denn dafür war eher Whitney da.
Sie hatte mir bis jetzt immer geholfen, wenn ich mit jemanden aneinander geraten war.
Unschlüssig stand ich nun vor meinem Schrank und starrte gedankenverloren in den Spiel, während ich nebenbei verschiedene Outfits ausprobierte.
Doch am Ende konnte ich mich für keins so richtig entscheiden.
Mein Kleiderschrank war so gut wie leer und alle Sachen lagen verstreut in meinem Zimmer.
Es war zum verrückt werden, denn ich konnte mich einfach nicht entscheiden was ich anziehen sollte oder geschweige den welche dieser Sachen man am besten auf einer Party wie der bevorstehenden tragen sollte.
Ich fand alles sah irgendwie gut aus und das brachte mich schon langsam zum verzweifeln.
Dann war da auch noch die Frage ob ich eine Jeans oder doch lieber einen Minirock anziehen sollte, obwohl es doch nicht ganz meine Liga war.
Aber was tat man nicht alles für die beste Freundin.
Schließlich wollte ich mich ja nicht blamieren, wenn ich da so auftauchte wie immer.
Schminken tat ich mich nie.
Das einzige was ich bei mir betonte, waren meine blaugrauen Augen.
Der Rest war mir egal.
Ich war noch nie ein Mädchen gewesen, dass sich besonders stylte, um den ganzen Typen zu gefallen, die gerne auf meinen Hintern starrten.
Da fiel mein Blick plötzlich auf meine Lieblingsjeans, die ganz in schwarz war.
Dazu würde ich dann das süße rote Top anziehen und die schwarze Jeansjacke, die als einzigste Jacke noch im Schrank hing.
Schnell lief ich in mein angegrenztes Badezimmer und zog mich da schnell um und schminkte mir dann noch meine Augen.
Meine dunkelblonden, gelockten Haare ließ ich mir über die Schultern fallen, denn sie reichten mir schon fast bis zur Taille.
Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel.
Ich sah wirklich gut aus, wenn ich bedachte, wie ich sonst immer ausgesehen hatte.
Meine dünnen, langen Beine steckten jetzt in den engen Jeanshosen, dazu die hohe schwarze Stiefel High Heels, während meine runden Brüste jetzt, durch den roten Stoff deutlich zur Geltung kamen, was ich gar nicht gerne sehen konnte und dann noch mein Po, der nur so aus der Jeans stach.
Alles in allem war ich jetzt ziemlich aufgestylt.
So konnte das ja noch etwas werden mit der Party in Blue Water.
Ich hoffe nur, dass ich völlig unscheinbar wirken würde und das mich niemand bemerkte.
Ein kurzer Blick auf die Wanduhr in meinem Zimmer, verriet mir, dass ich mich beeilen musste, wenn ich Whitney nicht warten lassen wollte.
Schnell packte ich meine kleine Handtasche, wo ich mein Handy, mein Portemonnaie und den Schlüssel verstaut hatte und dann verließ ich auch schon das Haus.
Meine Mutter war nicht zuhause, also hatte ich ihr einfach einen Zettel mit einer Nachricht da gelassen, dass ich mit Whitney unterwegs war und vielleicht sogar bei ihr Schlafen würde, wenn es zu spät werden sollte.
Schließlich war Whitney zwei Jahre älter als ich.
Sie war schon neunzehn, während ich noch süße siebzehn war.
Und was mit meinem Vater war, darüber wollte ich nicht groß nachdenken.
Ich wusste nur, ich hatte diesen Mann nie kennen gelernt, aber man kann schließlich nicht alles im Leben haben.
Damit hatte ich mich abgefunden und kennen lernen wollte ich diesen Mann, den man meinen Vater nannte, niemals.
Langsam lief ich zur Bushaltestelle, die nur wenige Meter von unserem Haus entfernt war.
Lange musste ich nicht warten, da kam auch schon der Bus.
Ich nahm den Linienbus Richtung Lichtenstein, um dann an der vierten Station Lichtenstern auszusteigen.
Von hier war es nicht mehr weit bis zum Club Blue Water, wo Whitney sicher schon ganz ungeduldig auf mich wartete.
Etwas unsicher machte ich mich auf den Weg.
Es waren höchstens ein paar Meter, die ich zu gehen hatte.
Schon jetzt hörte ich deutlich die Musik, die lautstark aus dem Club drang.
Und wieder einmal fragte ich mich, warum ich mich eigentlich darauf eingelassen habe und nicht einfach ‚Nein’ sagen konnte.
Schon von weitem konnte ich Whitney mit ihrem dunklen schwarzem Haar und den lila Strähnen darin sehen.
Sie war nicht alleine, sondern ein Mann stand neben ihr und sie unterhielte sich wohl ziemlich angeregt.
Ich drehte mich wieder um und wollte schon davon gehen, aber da kamen plötzlich mehrere Jugendliche auf mich zu.
Einer von ihnen sah mich schon ziemlich widerlich an, sodass ich mich schnell umdrehte und auf dem schnellsten Weg zum Club ging.
„Hey Süße?“, hörte ich sie hinter mir rufen. „Lust auf ein bisschen Spaß.“
Wütend über ihre Worte drehte ich mich halb zu ihnen um.
„Vergisst es Jungs. Ich werde weder heute noch an irgendeinem anderen Tag mit euch Spaß haben. Ihr seit mir nicht fein genug. Also lasst euch in Zukunft nicht mehr in meiner Nähe blicken oder ihr werdet es bereuen.“
In diesem Moment war ich etwas überrascht von mir, dass ich ihnen in einer solchen Situation drohen konnte ohne Angst zu haben.
Mit einer eleganten Bewegung wand ich mich wieder um und ging weiter.
Kaum war ich in Sichtweite, da kam Whitney auch schon lächelnd auf mich zu und nahm mich ganz fest in den Arm, was ich selber nur zu gern erwiderte.
„Hast du lange auf mich warten müssen?“, fragte ich etwas schuldbewusst, trotz das ich wusste, dass sie wohl in sehr netter Gesellschaft war.
„Nein überhaupt nicht“, antwortete Whitney lächelnd und ihre Augen strahlten dabei, sowie ich es eigentlich immer nur dann bei ihr sah, wenn sie sich bis über beide Ohren in jemanden verliebt hatte, was bei ihr ziemlich oft vorkam.
Sie hatte sich doch nicht etwa wieder verliebt?
Das letzte Mal als das passiert war, da wurde sie sehr verletzt, sodass ich sie nur noch traurig und weinend vor fand.
Wer war es dieses Mal, der ihr wohl möglich wieder das Herz brechen würde?
Doch nicht etwa dieser seltsame Mann, der direkt hinter ihr stand und mir ein freundliches Lächeln zuwarf?
„Du bist zwar zu spät Debbie,“, hörte ich meine Freundin sagen, „aber erstens ist das nichts neues und zweitens war ich in einer sehr netten Gesellschaft!“
Whitney zeigte hinter sich, wo der großgewachsene junge Mann stand, der sich kein bisschen von der Stelle bewegte, als wäre er da festgeklebt.
Er konnte höchstens zwanzig sein, also ein Jahr älter als sie und er hatte kurzes, sehr dunkles Haar, dass schon fast schwarz wirkte, aber noch einen leichten Schimmer braun trug. Und seine Haut war ziemlich bleich, was sie undurchdringlich wirken ließ.
Mit einer kurzen Handbewegung zeigte meine verrückte Freundin, dass er zu uns kommen sollte und erst da setzte er sich wirklich in Bewegung.
Mit wenigen Schritten war er bei uns und blieb direkt neben Whitney stehen, sodass wir uns gegenüberstanden.
Er war wirklich schön, aber trotzdem nicht ganz in meiner Liga.
„Hallo. Ich bin Dante“, stellte er sich mir mit einer melodischen und sehr verführerischen Stimme vor, während seine Augen in meine blickten.
Sie waren Moosgrün und ziemlich eindringlich, sodass ich meinen Blick schnell abwandte, um mich nicht in ihnen zu verlieren.
„Ich bin Debbie“, stellte ich mich dann vor, damit es nicht unhöfflich wirkte.
Aber irgendwie war mir das alles nicht so ganz geheuer, denn er strahlte eine dunkle, sehr gefährliche Aura aus.
Ich konnte es ziemlich deutlich spüren, aber ich ließ mir dennoch nichts anmerken.
„Deine Freundin hat schon ziemlich viel über dich erzählt, sodass es mir vorkam, als würde ich dich selber schon länger kennen, als ein paar Minuten.“
„Ach hat sie das?“, fragte ich jetzt aufmerksam und warf Whitney einen flüchtigen Blick zu. „Was hat sie denn so erzählt?“
Dante sah nachdenklich in die Ferne, als wäre er weit weg und nicht hier, bevor er mich dann wieder ansah und zu sprechen begann.
„Sie meinte du bist klug, wunderschön und verständnisvoll. Das du immer für alle und jeden da bist. Eine Freundin wie du es bist, gibt es nur selten.“
„Das hat sie gesagt?“
Er nickte nur einmal kurz und sah mich dann ernst an.
„Ich kann natürlich nicht alles bestätigen was Whitney mir erzählt hat“, sagte er dann freundlich. „Aber das du schön bist, stimmt wohl, dennoch bist du nicht mein Typ.“
„Du meiner auch nicht Dante“, erwiderte ich grinsend, was er sogleich erwiderte.
„Wollen wir rein gehen?“, fragte Whitney neben uns zitternd.. „Mir ist schon ganz kalt und ich spüre kaum noch meine Beine.“
„Ist ja auch kein Wunder meine Süße, wenn du im Herbst einen Minirock trägst“, entgegnete ich lächelnd und war unglaublich froh, dass ich mich für eine Jeans entschieden hatte.
„Du hattest doch sicher auch überlegt gehabt einen Rock anzuziehen, also sei nicht so gemein Debbie. Ich konnte doch nicht wissen, dass es heute so kalt sein würde. Gestern war es immerhin wärmer als heute.“
„Ist ja gut. Ich hatte wirklich vorgehabt ein Minirock anzuziehen. Aber Gott sei dank hab ich es nicht gemacht, sonst würde ich jetzt auch frieren. Außerdem stehen mir die Röcke nicht so gut wie dir Whitney.“
Meine Freundin hackte sich bei Dante ein und zog ihn mit sich zum Eingang des Clubs, während ich ihnen still und etwas unsicher folgte.
Das war das erste Mal, dass ich eine Party wie diese Besuchte.
Um ehrlich zu sein, war ich noch nie irgendwo feiern gewesen.
Weder bei Freunden noch in irgendeinem Club.
Meine Mutter hatte immer Angst gehabt, dass mir irgendetwas passieren würde. – Angst das man mich vergewaltigte und dann umbrachte, so wie man es oft in den Nachrichten zu hören bekam.
Ich war dem Wunsch meiner Mutter immer nach gegangen, aber dieses Mal hatte meine Freundin mich tatsächlich überreden können mit zu kommen.
Dabei hatte ich mich mit Händen und Füßen gewehrt und versucht ihren Hundeblick zu ignorieren, aber am Ende hatte ich dann doch verloren und zu meinem Entsetzen ‚Ja’ gesagt.
Na und nun war ich dabei mich zu amüsieren.
War ich das denn wirklich?
Oder würde ich einfach nur hilflos irgendwo rum stehen und das Geschehen aus sicherer Entfernung ansehen?
Aber kaum das wir den Club betreten hatten, wusste ich, dass ich mitten im Geschehen sein würde, denn der Club war erstaunlich voll, sodass ich aufpassen musste nicht angerempelt zu werden.
Ich weiß jetzt nur zu gut, warum ich nie auf solche Veranstaltungen gehen wollte.
Ein leichter Stoß von hinten ließ mich stolpern, jedoch konnte ich mich auf den Beinen halten, was an ein Wunder grenzte, wenn ich bedachte, dass ich auf hohen High Heels stand, die so gar nicht meine Schuhwahl waren.
Aber was tat man nicht alles, um attraktiv zu wirken?
Als ich sicher war, dass ich einen sicheren Stand hatte, sah ich wieder nach vorne und bekam sogleich einen Schreck, denn Whitney und Dante waren nicht mehr da.
Ich hatte sie aus den Augen verloren und in dieser Menge würde es schwer sein, sie wieder zu finden, denn es war ziemlich dunkel und einfach zu überfüllt.
Und zu meinem Bedauern kam auch noch meine Größe hinzu, die gerade Mal süße einsfünfundsechzig betraf.
Na ja mit den High Heels vielleicht etwas über siebzig.
Ich seufzte genervt auf und versuchte mich sogleich durch die Menge zu schlagen, aber es half nicht viel, denn sehr weit kam ich dadurch auch nicht.
Je mehr ich versuchte mich durch die Menschenmenge zu drängen, um so mehr wurde ich auf die Tanzfläche geschoben, bis ich genau in der Mitte von ihr stand und Licht auf mich fiel.
‚Das hat mir jetzt auch noch gefehlt!’, dachte ich ziemlich gereizt.
Überall um mich herum waren zuckende Körper, die zum Rhythmus der Musik tanzten, was mir so überhaupt nicht gefiel.
Verloren blickte ich mich nach Whitney und Dante um und hoffte sie in dem Chaos zu entdecken.
„Na Süße“, erklang eine tiefe, raue und etwas kratzige Stimme hinter mir. „Lust auf ein kleines Tänzchen?“
Als ich die Stimme wieder erkannte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Was wollte dieser Mistkerl bloß von mir?
Hatte meine Ansagte ihm vor dem Club nicht gereicht?
„Was willst du?“, knurrte ich sauer und total gereizt von der ganzen Sache, die ich mir einzig und allein wegen meiner Freundin antun musste und drehte mich dann zu ihm herum.
Ein blondhaariger Mann Mitte zwanzig stand vor mir und lächelte mich mit einem hinterhältigen Lächeln an, dass mir davon schlecht wurde.
Seine Haare waren kurz geschnitten und er hatte einen drei Tagebart.
Die Kleidung war durchgeschwitzt, was man sofort roch, denn ein strenger Geruch ging von ihm aus, was mir das Würgen bereitete.
„Ich will ein bisschen Spaß mit dir“, erwiderte und packte mich am Arm.
Mit einem Ruck zog er mich an sich und legte seine Lippen auf die Meinen.
Erschrocken wich ich zurück und schubste ihn von mir.
Es war ein solcher Stoß, dass ich selber nach hinten stolperte und den Halt verlor.
Ich drohte dabei zu Boden zu stürzen, doch bevor etwas passieren konnte, fing mich jemand auf.
Vor Angst hatte ich meine Augen zusammen gekniffen, sodass ich mit dem aller Schlimmsten rechnette.
Meine Befürchtung war, dass mich dieser schmierige Kerl aufgefangen hatte, der mir eben seine widerlichen Lippen aufgedrückt hatte.
„Bist du in Ordnung?“, fragte mich jemand mit einer melodischen und sehr tiefen Stimme, dass ich ihr gerne noch länger gelauscht hatte.
Überrascht darüber öffnete ich meine Augen und sah in wunderschöne moosgrüne Augen, die mich besorgt musterten.
„Ja, glaub schon“, erwiderte ich stirnrunzelnd und sah zu dem Jungen, der mich bis eben noch mit einem festen Griff festgehalten hatte.
„Würdest du bitte meine Freundin loslassen?“, hörte ich ihn wirklich fragen.
„Sie ist also deine Freundin?“, hörte ich meinen Retter fragen.
„Ja. Würdest du sie also loslassen oder muss ich nachhelfen?“, sagte der Mistkerl.
„Ach wirklich?“, hörte ich den Fremden spöttisch fragen und ein arrogantes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, aber er gehorchte und stellte mich vorsichtig auf meine Beine, jedoch schlang er einen Arm um meine Taille. „Ich glaube nicht, dass sie deine Freundin ist!“
„Und warum nicht?“
„Du willst mir doch wohl nicht etwa meine Freundin ausspannen?“
Als ich das hörte fiel mir die Kinnlatte runter.
Hatte ich gerade richtig gehört?
Wütend darüber, dass er gerade vor seinen ganzen Freunden bloß gestellt wurde, die hinter ihm standen und das Geschehen interessiert verfolgten, kam der blondhaarige auf uns zu.
Ängstlich drückte ich mich noch enger an den Fremden und versuchte Abstand zu dem Angreifer zu gewinnen.
So mutig ich eben auch gewesen war, jetzt hatte ich definitiv Angst.
„Hab keine Angst“, flüsterte mir jemand mit sanfter Stimme ins Ohr und ich merkte, wie kühle Lippen über mein Ohr, meinen Hals hinab glitten und dann wieder hoch. „Ich werde dich beschützen, solange du meine Hilfe brauchst. Das ist ein Versprechen!“
Ich nickte nur und sah gerade so, wie eine Hand auf mich zugeschossen kam, doch ehe sie ihr Ziel erreichte wurde dir abgewehrt.
Neben dem Mistkerl, der mich genötigt hatte, standen jetzt zwei ziemlich großgewachsene Männer, die sich zum verwechseln ähnlich sahen.
Beide hatten sie blondes, verzotteltes Haar, breite schultern, eine ziemlich muskulöse Brust und dunkle Kleidung.
Sie waren auch ziemlich groß gewachsen und strahlten eine unglaubliche dunkle Präsens aus.
Ein kurzes Nicken zu uns und dann packten sie den jungen Mann und seine Freunde vor uns.
Gemeinsam steuerten sie mit ihnen auf den Ausgang zu, der zugleich auch der Eingang war und dann waren sie auch schon aus meinem Blickfeld verschwunden.
„Wo werden sie jetzt hingebracht?“
„Sie werden aus dem Club geworfen und bekommen für den Rest ihres Lebens Hausverbot. Hier wird es nicht geduldet, dass junge Mädchen gegen ihren Willen zu etwas gezwungen werden. Die beiden Männer eben, waren Mitarbeiter und zugleich auch Freunde von mir. Dimitrijus und Duncan sind für die Sicherheit der Menschen in diesem Club zuständig und passen auf, dass nichts passiert.“
„Ich danke dir für deine Hilfe, aber jetzt muss ich leider weiter, denn ich muss meine Freundin finden. Man sieht sich sicher“, erwiderte ich und löste mich aus seinen Armen ohne ihn noch einmal anzusehen, weil ich Angst hatte, mich vielleicht doch noch in seinen klaren, sehr tiefen Augen zu verlieren, die mir das Gefühl gaben, dass sie in meine Seele sehen konnten.
„Warte!“, hörte ich ihn hinter mir sagen und dann griff eine kühle Hand nach mir.
Mit einer geschmeidigen Drehung, drehte er mich zu sich um.
Mir stockte der Atem, als ich ihn erblickte.
Ich brachte kein ton mehr heraus, sondern konnte ihn nur anstarren, denn er war so wunderschön.
Kein Wort der Welt hätte ihn jemals beschreiben können.
Seine Haare waren lang, schwarz und zu einem Zopf hinten im Nacken zusammen gebunden.
Einzelne Strähnen seines Haars hatten sich gelöst und fielen ihm jetzt ins Gesicht.
Er war ziemlich muskulös und fast zwei Köpfe größer als ich, trotz meiner hohen Absätze.
Dante war wenn ich darüber nachdachte zwei Köpfe größer als ich und überrate somit auch den Fremden.
Seine Haut hatte die gleiche Blässe, wie du von Dante oder bildete ich es mir einfach nur ein und es lag an dem Licht des Clubs, dass ich dieser Annahme war?
Aber alles in allem war er eine atemberaubend gutaussehender junger Mann, der mich schon fast um meinen Verstand brachte.
„Ich kann wirklich nicht bleiben. Meine Freundin sucht mich bestimmt schon überall. Es tut mir leid. Es war aber schön dich kennen zu lernen.“
Und damit wandte ich mich wieder um, bereit zum gehen, doch der Fremde ließ wohl nicht locker, denn eine kühle Hand ergriff aufs neue die meine.
Er zog mich mit einer sanften, sehr geschmeidigen Umdrehung zu sich heran und blickte dann tief in meine Augen, was mich zum dahin schmelzen brachte.
„Darf ich um diesen Tanz bitten?“, fragte er so verführerisch und schenkte mir dabei ein schüchternes, aber atemberaubend schönes Lächeln.
Mit großen Augen sah ich ihn an und konnte darauf nichts erwidern, so überrascht war ich von seinen Worten und konnte nur dem Klang seiner Stimme lauschen.
Zu schön war es an seiner Brust geschmiegt in diese stechend grünen Augen zu Blicken, die mich zu verzaubern schienen.
Ich konnte unmöglich glauben, dass das alles wirklich passierte.
Es war alles zu schön um wirklich wahr zu sein. Und doch war es so!
In diesem einen Augenblick war ich zu nichts mehr fähig.
Und für den Moment hatte ich auch vergessen, dass ich eigentlich meine Freundin Whitney suchen musste.
Doch es dauerte nur sehr kurz an, ehe ich den Kopf schüttelte und wieder in die Realität zurück kehrte.
„Ich... ähm... ich kann nicht!“, stotterte ich als Antwort und wusste gleich, dass er das als Ausrede nicht annehmen würde.
„Warum nicht?“, fragte er mir einer rauen, sehr tiefen Stimme, die mir ein seltsames Kribbeln verursachte, das sich in meinem Bauch ansammelte. „Es ist nur ein einziger Tanz, als Dankeschön für die Rettung eben. Tu mir doch bitte diesen Gefallen!“
„Ich... ich kann trotzdem... nicht. Es...es geht einfach... nicht. Ich... ähm... ich kann nämlich leider nicht... tanzen“, stotterte ich weiter drauf los und seufzte erschöpft.
Beschämt über die Tatsache, dass ich gerade einem wildfremden Mann gestanden hatte, dass ich einfach nicht tanzen konnte, brachte mich dazu rot anzulaufen und meinen Blick zu senken.
Eigentlich kam es so gut wie nie vor, dass ich wegen jemanden rot wurde.
Es sollte eigentlich mehr eine Ausrede sein nicht mit ihm tanzen zu müssen, doch es war noch nicht einmal gelogen.
Ich hatte das Tanzen leider nie gelernt, da meine Mutter nur selten zuhause war und daher bin ich dem auch immer gerne aus dem Weg gegangen.
Wer hätte wissen können, dass ich jemandem begegne, der keine Ausflüchte akzeptierte und als ich in die Augen des Fremden sah, wusste ich, dass es einfach kein Entkommen mehr gab.
Er schüttelte nur leicht den Kopf und sah mich dann eindringlich an.
„Seien wir doch ehrlich. Du willst dich nur heraus reden, aber ich akzeptiere kein ‚Nein’ von dir. Also erweise mir doch bitte die Ehre. Ich bin mir sicher, dass du eine wunderbare Tänzerin bist. Es würde mich sehr erfreuen mit einer so bezaubernden Frau tanzen zu dürfen!“
Als er so sprach, da hätte man fast meinen können, dass er aus dem achtzehnten Jahrhundert stammt, was mich zum schmunzeln brachte.
Er war ein scharmanter und höfflicher Mann.
Ich lächelte nur etwas unbeholfen ohne etwas auf sein Kompliment zu erwidern und trat dann etwas näher zu ihm heran, so das unsere Körper sich jetzt nicht nur berührten sondern aneinander schmiegten.
Dieser Abend sollte in diesem Moment einfach nicht enden, zu schön war der Moment mit meinem geheimnisvollen Unbekannten.
Eigentlich würde ich ihn zu gerne nach seinem Namen fragen, doch ich verdränge diesen Drang, da es einfach zu schön ist, diese gemeinsame Zeit mit ihm.
Er bleibt in diesem Augenblick der geheimnisvolle Mann, der mir in dieser Nacht seine ganze Aufmerksamkeit schenkte, obwohl ich nicht begriff, warum es ausgerechnet mich trifft. – Warum er sich für mich zu interessieren scheint.
Ich war weder hässlich, noch besonders hübsch. – Einfach nur durchschnittlich und doch gab er mir heute das Gefühl, dass ich zum ersten Mal, richtig begehrt wurde.
Nicht nur körperlich sondern auch seelisch. – Das er zu schätzen wusste, was für ein Mensch ich wirklich bin.
Er gab mir das Gefühl, dass er in mein Inneres sehen konnte und sah, dass ich große Angst hatte jemanden an mich heran zu lassen, außer meine beste Freundin Whitney und meine Mum. – Zu oft wurde ich von Männern verletzt, die nicht mehr als nur den Sex mit mir haben wollten und mich danach wieder fallen gelassen hätten.
Doch jetzt war es anders.
Es war, als hätte uns das Schicksal an diesem Abend zusammen geführt. – Als wären wir für einander gemacht, doch das war eher unwahrscheinlich.
Zu schön war alles, als das es wirklich passieren konnte.
Ich blickte zu ihm hoch, sah ihm in seine tiefen, sehr stechenden grünen Augen und konnte gerade so erkennen, wie er dem DJ kurz zu nickte, ehe er sich wieder mir zu wand.
Die Musik verstummte daraufhin, ehe das Lied enden konnte und ein neues begann.
Zuerst war ich am überlegen, wie dieses Lied überhaupt hieß, ehe mir ein Licht aufging und ich erkannte, dass es „When I look at You“ von Miley Cirus war.
Und ich wusste, dass dieses Lied nur uns gehörte.
Er legte meine linke Hand auf seine rechte Schulter, seine rechte Hand wanderte zu meinem Rückrat, wo sie liegen blieb, während er mit seiner anderen Hand die meine umschloss.
Einen kurzen Augenblick schloss ich meine Augen, um es zu genießen, dass er mich so berührte und dann zärtlich an sich drückte und seine Lippen an mein Ohr legte.
„Du bist wunderschön“, flüsterte er und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe er mir ein verschmitztes, sehr charmantes Lächeln schenkte und mir zuzwinkerte.
Es fühlte sich so unglaublich gut an und richtig in seinen Armen zu liegen, sich von ihm so berühren zu lassen, als würde ich ihn schon eine Ewigkeit kennen.
Dieses Gefühl brachte mich dazu, alles andere um mich herum in diesem Augenblick zu vergessen, selbst die dunkle Präsens, die von ihm ausging, nahm ich nicht wahr.
Der Moment gehörte uns, dass konnte ich deutlich in mir spüren. – Es war, als wären nur wir auf dieser Tanzfläche.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, denn er führte mich perfekt, sodass ich keine Angst haben musste etwas falsch zu machen und ihm wohl möglich auch noch auf die Füße zu treten oder ihn gemeinsam mit mir zu Fall zu bringen.
Und überall wo ich nur hinsah, machten uns die Leute Platz, als hätte man sie darum geben.
Das alles ging so lange, bis sich ein kleiner Kreis um uns bildete, der uns genug Raum zum Tanzen bot.
In diesem Moment, der anscheinend wirklich nur für uns bestimmt zu sein schien, konnte ich wirklich einmal ich selbst sein, mich dem Fremden hingeben und meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn richten.
Aber ich wusste, dass es niemals ewig halten würde.
Ich wusste, dass sich nach diesem einen Lied unsere Wege trennen würden.
‚Ob ich ihn dann jemals wiedersehen werde?’, fragte ich mich traurig und seufzte innerlich auf. ‚Ich glaube nicht!’, beantwortete ich dann meine eigene Frage.
Doch ehe ich traurig darüber sein konnte, verdrängte ich diesen Gedanken wieder.
Wir wirbelten anmutig herum, machten gezielte Tanzschritte und mir kam es so vor, als würde ich schon mein Leben lang tanzen und schmiegte mein Gesicht bei jeder Gelegenheit, die er mir bot, an seine Brust.
Er roch so fantastisch, nach Wald, Minze und nach etwas mir unbekannten.
Ich überlegte, was es sein könnte, doch ich kam einfach nicht darauf, also beschloss ich es, einfach fallen zu lassen und mir irgendwann anderes den Kopf darüber zu zerbrechen.
Sein Duft hüllte mich ein, umgab mich und machte mich ganz benommen. – Ließ mich einfach nicht mehr klar denken.
Nach so vielen Jahren der Trauer, schaffte er etwas, was bis jetzt kein anderer vor ihm geschafft hatte, außer meiner besten Freundin Whitney und zwar, dass ich wieder lächelte und meine Augen vor Glück und Zufriedenheit strahlten.
Das erste Mal hatte ich wirklich das Gefühl richtig gewollt zu werden. - Ich so genommen wurde, wie ich wirklich bin.
Und ausgerechnet er, der mir doch eigentlich so fremd ist, brachte mich zum lächeln.
„Darf ich dir mal etwas sagen?“, fragte er mich ganz dicht an meinem Ohr, sodass ich leichte Gänsehaut bekam und mich ein Kribbeln erfasste.
Ich nickte nur, ohne ein Wort heraus zu bekommen.
Erwartungsvoll sah ich in seine Augen, die mich aufmerksam musterten und ein Funkeln lag in ihnen, was ich jedoch nicht deuten konnte.
„Ein Lächeln steht dir viel besser, als wenn du traurig drein blickst. Du solltest es öfters tun.“
Mein Lächeln wurde noch intensiver und ich lief bei seinen Worten rot an und blickte verlegen zur Seite.
Seitdem ich wusste, dass mich andere Jungs niemals so sahen, wie ich es mir wünschte, sondern nur als Objekt ihrer Begierde, hatte ich aufgehört zu lächeln, wenn mir ein Mann zu nahe kam, denn ich wurde einfach zu oft verletzt.
Ich bin damals auch nur knapp einer Vergewaltigung entkommen.
Außer meiner lieben Freundin Whitney, wusste davon niemand.
Vor allem meine Mutter nicht.
Aber heute Abend hatte sich etwas in mir verändert und ich begann mich langsam in diesen atemberaubend gutaussehenden Mann zu verlieben, der mir das Gefühl gab etwas ganz besonders zu sein.
Mich bei ihm einfach fallen zu lassen.
Mein Lächeln war immer eine Fassade gewesen, die meine Trauer und den tiefen Schmerz dahinter verbergen sollte und eigentlich wusste auch keiner, dass die Freude am Leben in mir gestorben war.
‚Woher also wusste der Fremde es?’, fragte ich mich irritiert und sah ihn mit großen Augen an. ‚Er konnte unmöglich davon wissen!’
„Jeder blinde kann sehen, dass du nicht glücklich bist mein Schöne. Es war offensichtlich, dass es dir nicht gut geht. Ich kann es spüren. Du bist oft verletzt worden und hast kein großes Vertrauen anderen Menschen gegenüber, aber das ist okay. Lass deine Trauer nicht zu und vergesse deine Vergangenheit. Denk einfach an das hier und jetzt. An deine Zukunft, die rosiger sein wird. Vertrau mir. Ich werde dich nicht wie andere Männer behandeln. Du bist ein zu schöne und einzigartige Frau um dir so etwas anzutun.“
Mit offenen Mund starrte ich ihn an, da ich ganz genau wusste, dass ich die Frage niemals laut ausgesprochen hatte.
Er jedoch sah mich nur mit schiefem Kopf an und lächelte.
Seine Augen fingen dabei an zu Funkeln und mich zu fixieren.
Immer wieder drehte er mich schwungvoll um 360 Gerade, ehe er mich wieder fest in seine Arme schloss und keine anstallten machte mich loszulassen.
Und während wir so tanzten beugte er sich immer wieder über mich und kam mit seinem Gesicht dem meinen näher, doch küssen tat er mich nicht.
Er schenkte mir nur ein strahlendes Lächeln und seine Augen funkelten in der Dunkelheit geheimnisvoll, da in diesem Augenblick die Beleuchtung sich schlagartig verdunkelte und nur noch die Discokugel und die Neonlichter Licht spendeten.
Ich konnte kaum glauben, wie gut ich mit seiner Führung tanzen konnte.
Man merkte mir nicht an, dass ich das eigentlich so überhaupt nicht konnte.
Es war seltsam, denn obwohl ich diesen Fremden überhaupt nicht kannte, fing ich an ihn mit jeder Sekunde, die wir tanzten mehr zu mögen.
Doch es vergingen nur wenige Minuten, ehe die letzten Töne unseres Liedes verklangen und wir wieder in die wirkliche Realität zurück kehrten. - Die Realität, wo solche Momente niemals passieren würden.
Wo alles trostlos und ohne sinn war.
Ich würde wieder in meine Trauer versinken und mich fragen, ob ich ihn jemals wieder sehe. – Den Mann der mich zum Lächeln brachte und mir zum ersten Mal das Gefühl gab, wirklich mein Wesen zu begehren und mich wirklich so zu sehen wie ich war.
Er sah, was sonst niemand sah. – Dass ich traurig war und mein Lächeln nur eine Fassade war, um meine wirklichen Gefühle zu verbergen.
Nur Whitney hatte davon gewusst. – Meine einzige Freundin, der ich vertrauen konnte.
Der Fremde drehte mich noch ein aller letztes Mal, ehe er sich über mich beugte und mich so in seinen Armen hielt, dass es einfach kein Entkommen gab, wenn ich es wirklich vorgehabt hätte.
Ich genoss den Moment viel zu sehr, als das ich an Flucht denken konnte.
Seine Augen sahen in die meinen und sein Blick war so intensiv, dass ich weg schauen musste.
Da erblickte ich plötzlich meine Freundin Whitney, wie sie mit Dante und noch ein paar anderen, die ich jedoch nicht kannte, an einem Tisch etwas Abseits der Tanzfläche saß und sich angeregt mit ihnen unterhielt.
Sie lachten und schienen so vertraut mit einander.
Erst jetzt erinnerte ich mich wieder, dass ich vorgehabt hatte, sie zu suchen, es aber vergessen hatte, was kein Wunder war, nachdem ich mich endlich mal so frei gefühlt hatte, wie noch nie zuvor.
Doch ich sah jetzt auch, dass Whitney etwas besorgt drein blickte und besorgt nach jemanden Ausschau hielt.
Und erst nach wenigen Sekunden dämmerte es mir, dass ich dieser Jemand war.
Whitney hatte die ganze Zeit nach mir gesucht und da wusste ich auch, dass es nicht nur wenige Minuten sein konnte, die ich nun schon hier auf der Tanzfläche verbrachte.
Plötzlich legten sich kühle Lippen an mein Ohr, was mir eine leichte Gänsehaut verursachte und ich vor Erregung zu zittern begann.
„Es war wunderschön mit dir“, flüsterte der Fremde und zog mit seinen Lippen eine warme Spur bis zu meiner Wange, ehe er mir einen zärtlichen Kuss drauf hauchte.
Langsam zog er mich wieder auf die Beine, jedoch ließ er mich keineswegs los.
Einen Moment überlegte ich, ob ich noch etwas Zeit mit ihm verbringen sollte, doch dann erinnerte ich mich wieder daran, dass Whitney schon ganz nervös auf mich wartete und wahrscheinlich dachte, dass mir etwas passiert ist.
„Ich muss jetzt leider wirklich gehen“, sagte ich mit fester Stimme und endlich in die Realität zurück gekehrt. „Meine Freundin fragt sich sicher schon wo ich solange bleibe. Es war wirklich schön mit dir und ich danke dir für den wunderschönen Tanz, aber jetzt muss ich leider wirklich. Machs gut.“
Und damit befreite ich mich aus seinen Armen, schenkte ihm noch einmal ein trauriges Lächeln, da ich wusste, dass ich ihn wohl nie wieder sehen würde und ging davon.
Hinter mir hörte ich den Fremden noch rufen „Ich hab zu danken“ und wunderte mich darüber, dass es in dem Lärm nicht untergegangen war.
Schnell versuchte ich mir einen Weg durch die immer noch tanzende Menge zu bannen, als ich erneut von hinten angerempelt wurde.
Der Stoß war so doll, dass ich mein Gleichgewicht verlor und drohte der Länge nach zu stürzen.
Ängstlich kniff ich meine Augen zusammen und wartete auf den Aufprall, als mich zwei starke Hände an meinen Armen packten und mich wieder auf die Beine zogen.
Etwas überrascht und verwirrt drehte ich mich zu meinem Retter um und meine Augen wurden größer, sowie meine Kinnlade herunter klappte, als der Fremde von eben plötzlich vor mir stand und ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen hatte.
Seine Augen blitzten kurz auf und ich hatte das Gefühl, dass sich Verlangen und Sehnsucht in ihnen wieder gespiegelt hatte.
„So sieht man sich also wieder“, erklang seine samtig weiche, sehr verführerische Stimme.
Ich schüttelte ganz leicht, unmerklich den Kopf und hoffte, dass er das nicht gesehen hatte, da ich so versuchte wieder zur Besinnung zu kommen.
„Sieht wohl so aus. Danke übrigens für ein weiteres Mal deiner Rettung.“
„Kein Problem. Aber um es nicht auf ein drittes Mal ankommen zu lassen, sollte ich dich lieber begleiten. Was hältst du von dem Vorschlag?“, fragte er mich und schenkte mir ein atemberaubendes Lächeln, dass seine Augen strahlen ließ.
Doch ehe ich antworten konnte, tauchten hinter dem Fremden die beiden schwarz gekleideten Typen auf, die meine gesamte Aufmerksamkeit bekamen.
‚Wie waren noch einmal ihre Namen gewesen?’, fragte ich mich im Stillen, während sie immer näher kamen.
Mir entging es nicht, dass sie mich aufmerksam und sehr eindringlich musterten.
Und es schien ihnen durch aus bewusst zu sein, dass ich es bemerkt hatte, dennoch machten sie einfach weiter ohne meinen Blick groß zu beachten.
Ich knurrte leise und blickte die beiden zornig an.
Verwundert über meine Reaktion, drehte der Fremde sich halb um und blickte die beiden an, ehe er zu grinsen begann.
Und auch die beiden anderen hatten ein seltsames Grinsen auf den Lippen und warfen mir anzügliche Blicke zu, als wollten sie damit irgendetwas ausdrücken.
Doch ich wurde nicht wirklich schlau daraus.
Da fielen mir ihre Namen plötzlich wieder ein. – Dimitrijus und Duncan.
„Guten Abend ihr beiden“, sprach der eine mit der Narbe überm Auge.
„Was gibt es Dimitrijus?“, fragte mein fremder Freund und sein Blick lag dabei die ganze Zeit auf mir, als wollte er mich im Auge behalten und verhindern, dass ich mich unbemerkt davon schlich.
„Es gibt nächste Woche bei Lord Dascher einen Tanzball zu Ehren seiner Tochter Lillyed.“
„Was ist der genau Anlass der ganzen Sache? Schließlich wissen wir beide doch, dass der Lord immer etwas bestimmtes damit beabsichtigt!“
„Die Verlobung von Prinzessin Lillyed mit ihrem Gaten Glen Woodsen!“
„Ach, haben sie das Bündnis endlich gewagt!“, sagte mein Fremder mit einem spöttischen und ziemlich arroganten Tonfall, aber schien sich doch auch wirklich für die beiden zu freuen, dass sagte mir sein aufrichtiges Lächeln, das jedoch nicht lange wehrte.
„Unsere Aufgabe bestand darin, deinen Geschwistern, sowie unseren gemeinsamen Freunden ausrichten zu lassen, dass ihr alle herzlichst eingeladen seit“, erwiderte der andere, der demnach Duncan sein musste. „Du kannst deine Freundin auch gerne mitbringen, auch wenn sie nur ein Mensch ist.“
Duncan sah mich verschmitzt an und zwinkerte mir kurz zu.
Verwirrt blickte ich ihn an und ein fragender Blick entstand in meinem Gesicht.
Angestrengt zog ich meine Augenbrauen zusammen um mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er es gemeint haben könnte ‚Auch wenn sie nur ein Mensch ist’.
‚Ich meine was hätte ich sonst sein sollen, wenn kein Mensch?’, fragte ich mich im Stillen und wurde aus den Worten einfach nicht schlau.
„Sie ist nicht meine Freundin Duncan“, entgegnete der Fremde mit einem freudlosen Lächeln und warf mir dann einen sehnsuchtsvollen Blick zu, den ich jedoch nicht deuten konnte.
‚Was hatte das ganze zu bedeuten?’, fragte ich mich. ‚War da mehr zwischen uns, als ich mir selber eingestehen wollte?’
„Du kannst sie aber trotzdem gerne mitbringen. Musst dann aber jedoch gut auf sie aufpassen“, erwiderte Dimitrijus ernst und schenkte mir dann ein freundliches Lächeln.
„Ich kann leider nicht kommen“, verließen die Worte meinen Mund, ehe ich über das Gesprochene nachdenken konnte.
„Warum?“, fragten alle drei gleichzeitig und durch bohrten mich regelrecht mit ihren Blicken.
Ich musste darüber irgendwie lächeln, ehe ich meinen Blick senkte um keinem von ihnen in die Augen sehen zu müssen, da ich mich so schon schlecht fühlte eine Einladung abzulehnen, die man mir freundlicher weise gegeben hatte.
„Es geht einfach nicht!“ ‚Es wäre falsch!’, fügte ich in Gedanken hinzu.
Andererseits würde meine Mutter es nicht erlauben, da war ich mir sicher.
Aber das mussten sie jetzt nicht wissen, denn es war ohne Bedeutung.
Ich würde nicht auf den Ball gehen und damit hatte sich die Sache auch schon.
„Ist es, weil du glaubst nicht tanzen zu können?“, fragte mein schöner Fremde mich.
Statt einer Antwort schüttelte ich nur den Kopf.
„Denn ich kann dir sagen, du tanzt außergewöhnlich. Als würdest du nie etwas anderes getan haben. Bitte tu mir den gefallen und begleite mich.“
„Es tut mir leid, aber ich kann nicht. Ich muss jetzt wirklich gehen!“
Damit bewegte ich mich langsam von ihm weg, um es mir nicht doch noch anders zu überlegen und ‚Ja’ zu sagen, denn es wäre ein Fehler.
„Wie ist dein Name?“, rief er mich schon fast verzweifelt hinterher.
„Debbie“, brachte ich noch so hervor, ehe ich in der Menge verschwand.
Ich hatte keine Ahnung, ob er mich verstanden hatte, aber es war egal, denn wir würden uns ohne hin nie wieder sehen.
Das Schicksal hatte uns zusammen geführt, aber gleichzeitig wieder voneinander getrennt.
Sofort nachdem ich mich von ihm gelöst hatte, steuerte ich auf den Tisch zu, an dem meine Freundin mit Dante saß.
Etwa zittrig blieb ich direkt vor ihr stehen und sah sie noch etwas benommen und verwirrt von dem ganzen Geschehnis auf der Tanzfläche an, da ich jetzt nicht mehr glauben konnte, dass es wirklich passiert war.
„Wo warst du so lange?“, fragte Whitney aufgebracht, kaum das sie mich zu Gesicht bekam. „Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht!“
„Auf der Tanzfläche!“, antwortete ich knapp um das Zittern aus meiner Stimme zu halten.
Mit großen Augen starrte meine Freundin mich an, da sie genau wusste, dass ich das Tanzen schon immer gehasst habe.
Ihre Augenbrauchen zogen sich leicht zusammen und sie musterte mich aus zusammen gekniffenen Augen, da sie auch ganz genau wusste, dass ich ihr etwas verheimlichte.
„Jetzt sieh mich doch nicht so an“, entgegnete ich etwas kleinlaut. „Ja, ich war auf der Tanzfläche und das unfreiwillig. Es gibt dazu nichts weiter zu sagen.“
‚Außer das ich mit dem unwiderstehlichsten Mann weit und breit getanzt habe!’, dachte ich in Gedanken, sprach es aber nicht laut aus.
„Sicher Debbie? Ich habe dich mit einem Kerl tanzen sehen. Ziemlich innig tanzen sehen!“
„Ach das? Das war nichts weiter. Er hat einfach nicht locker gelassen, also hatte ich leider keine andere Wahl.“
„Sei ehrlich! Es hat dir doch gefallen oder etwa nicht?“
„Ja, aber auch nur weil er gut führen kann und ich keine Angst haben musste etwas falsch zu machen, wie ihm auf die Füße treten“, beantwortete ich ihre Frage und verdrehte meine Augen, da ich vor Whitney echt nichts verheimlichen konnte.
„Willst du dich nicht zu uns setzen Debbie?“, fragte Dante und lächelte mir zu. „Ein Platz ist noch frei, wenn du mein Angebot also annehmen willst, denn mein Freund Adam scheint in der Menschen Menge verloren gegangen zu sein.“
Alle fingen bei diesen Worten an zu lachen, was ich irgendwie nicht verstand, aber vielleicht hatte ich einfach etwas verpasst.
Wortlos folgte ich Dantes Angebot und ließ mich auf den freien Platz neben einem Mädchen sinken mit langem schwarzen Haar und hellblauen Strähnen darin.
Ihre Augen hatten die Farbe von Moosgrün, so wie die von Dante und meinem fremden Schönling und sie hatte eine schlanken, zierlichen Körper und weibliche Kurven, die durch das rote Kleid, das sie trug, betont wurden.
Ich seufzte leise und konnte nicht verhindern wieder an ihn zu denken.
Doch ich musste es. – Ich musste ihn vergessen, nicht länger daran denken, denn es war vergänglich und würde auch nicht wieder geschehen.
„Hey“, begrüßte mich das Mädchen neben mir. „Ich bin Sylvia Dark, die kleine Schwester von unserem verschwundenen Adam.“
Sie lächelte mich freundlich an.
„Debbie“, stellte ich mich vor und blickte einmal in die Runde, ehe ich meinen Blick wieder senkte.
„Ach und dass hier neben mir ist niemand anderes, als mein Freund Darren.“
Sie zeigte mit einer Handbewegung auf den Jungen neben sich.
Er hatte schwarzes, sehr langes Haar, das er sich hinten zu einem Zopf zusammen band, seine Augen hatten ebenfalls die Farbe von Moos und sein Oberkörper, sowie seine Arme waren ziemlich muskulös.
Als ich ihn so betrachtete, bekam ich einen Schreck und wäre fast vom Stuhl gefallen.
Er ähnelte ziemlich stark meinem Fremden und mir stiegen die Tränen in die Augen.
Ich musste ein paar Mal blinzeln und stark gegen die Tränen ankämpfen.
Whitney sah mich etwas verwundert und besorgt zu gleich an.
Mein Herz raste wie verrückt und mit großen Augen starrte ich Darren an, der einfach nur ruhig da saß und sich über mein Verhalten wunderte.
Erst nach einem weiteren Moment hatte ich endlich die Gewissheit und beruhigte mich wieder.
Es war nicht der Fremde von vorhin, was mir Ehrleichterung verschaffte.
Ich wusste selber nicht so ganz, was eigentlich mit mir los war.
„Alles okay mit dir Debbie?“, fragten mich alle gleichzeitig.
Ich nickte nur etwas benommen und musste erst wieder um Fassung ringen.
„Sicher?“, fragte Sylvia neben mir. „Du bist auf einmal so blass geworden. Bist du sicher das alles in Ordnung ist?“
„Ja. Darren hat mich nur an jemanden erinnert, das ist auch schon alles.“
„Verstehe. Hast du diesen jemand gemocht?“, fragte sie weiter.
„Irgendwie schon. Ich kannte ihn nicht lang genug um das beurteilen zu können. Sagen wir mal so, ich habe angefangen ihn gern zu haben.“
„Und was ist geschehen?“
„Ich bin in die Realität zurück gekehrt, anstatt meine Träume leben zu lassen, wenn es doch zu schön war, als wenn es jemals wahr werden kann. Ich habe ihn gehen lassen, könnte man sagen und die Erinnerung mit mir genommen.“
„Meinst du nicht, dass du ihn irgendwann wieder sehen wirst? Ich bin mir sicher, dass er dich nicht so leicht gehen lassen wird, wenn es ihm etwas bedeutet hat.“
Ich schüttelte nur den Kopf darüber. „Ich denke nicht!“, entgegnete ich noch.
„Tut mir für dich wirklich leid Debbie“, sagte Sylvia mitfühlend und legte mir einen Arm um die Schulter.
„Ach ist nicht weiter tragisch. Ich bin es gewohnt, ständig Niederlagen einzustecken.“
„Das ist nicht schön. Ich weiß aber was du meinst. Bei mir hat es auch lange gedauert ehe ich Darren kennen gelernt habe. Und nun gibt er mir den Halt, den ich brauche.“
Sie lächelte mir aufmunternd zu und schmiegte sich dann an die Brust von ihrem Freund.
„Seit ihr nur zu viert hier oder kommen noch mehr Freunde von euch?“, fragte ich und sah mich nebenbei um, doch ich erkannte sonst niemanden, der sich diesem Tisch näherte.
„Ja“, antwortet Dante auf meine Frage und sieht mich dabei an, während meine Freundin regelrecht an ihm hängt, was ihm jedoch nichts auszumachen scheint, den sein Arm ist um Whitneys Hüfte gelegt und sie sitzt schon halb auf seinem Schoss, was mich ein bisschen stutzen lässt.
Aber nun weiß ich, wer meiner Freundin diese leuchtenden Augen machte, die mir sagen, dass sie sich wieder einmal verliebt hat.
Ich frage mich nur, wie lange das alles halten wird.
Hoffentlich wird Dante ihre Gefühle erwidern und sie nicht wie alle anderen Arschlöcher verletzen und dann wie eine heiße Kartoffel fallen lassen.
„Eigentlich sind wir viel mehr, aber die anderen wollten heute nicht mitkommen und machen sich stattdessen lieber einen schönen Abend zu Hause vor dem Fernseher. Wir sehen sie später. Wenn ihr also noch mit kommen wollt, dann könnt ihr es gerne tun“, sprach Dante weiter und sah dabei meine Freundin liebevoll, schon fast zärtlich an.
Scheint so, als müsste ich mir um die beiden keine weiteren Sorgen machen.
War nur noch mein Glück, dem ich irgendwie selber im Weg stand.
Ich hätte ihn vielleicht haben können, doch ich bin regelrecht vor ihm davon gelaufen.
„Seit ihr alle jeden Freitag hier oder ehr selten?“, fragte ich weiter.
„Wir sind so gut wie jeden Freitag hier, ansonsten nutzen wir den Samstag dazu“, grinste Dante mich breit an.
„Und wie alt seit ihr alle?“, stellte ich die Fragen weiter und kam mir langsam ziemlich blöd dabei vor.
Ich war doch sonst auch nie so, also warum ausgerechnet heute?
„Du stellst ziemlich viele Fragen Debbie. Das ist echt unglaublich“, entgegnete Sylvia lachend und blickte dann zu meiner Freundin.
„Ist das immer so bei ihr Whitney oder ist es heute einfach nur eine Ausnahme?“
„Eigentlich ist sie nie so. Das überrascht mich selber, dass sie mit euch spricht, als wenn ihr euch schon lange kennt. Ich kenne meine Freundin eigentlich schüchtern und total zurück haltend.“
„Davon merkt man überhaupt gar nichts“, bemerkte sie lachend und sah mich dabei freundschaftlich an.
Irgendwie mochte ich die drei schon jetzt, obwohl ich sie gerade erst kennen gelernt habe.
Und doch zerbrach ich mir den Kopf darüber, wo dieser Adam von ihnen geblieben ist.
Es bereitete mir ein ungutes Gefühl im Magen und gleichzeitig ein Kribbeln.
Ich hatte das unscheinbare Gefühl, dass es mein Unbekannter war, nachdem ich immer wieder unauffällig die Tanzfläche abgesucht habe, ohne jedoch ihn erblicken zu können.
Vielleicht war er aber auch schon weg, dann würde meine Vermutung nicht eintreffen.
War er wohl der geheimnisvolle Adam?
Konnte das möglich sein, dass mein Fremder und dieser Adam ein und die selbe Person waren?
Es würde alles zutreffen, den Sylvia hatte erstaunliche Ähnlichkeit mit ihm und er war zu der Zeit nicht anwesend, die ich mit dem Fremden getanzt habe.
Und während ich immer mehr darüber nachdachte, kam es mir wahrscheinlicher vor, dass ich recht hatte und er war es wirklich.
„Und werdet ihr mir nun euer Alter verraten?“, fragte ich lächelnd, als ich wieder in die Gegenwart zurück gekehrt war und zog dabei eine Augenbraue hoch.
„Klar. Es ist kein Geheimnis“, sagte Sylvia lässig.
„Dante ist einundzwanzig, Darren ist neunzehn und ich bin achtzehn. Somit die jüngste von uns vieren.“
„Und was ist mit Adam? Wie alt ist er?“, fragte ich plötzlich, ehe ich es verhindern konnte.
Wie dumm konnte ich nur sein?
Sie sollten doch nichts davon merken, dass ich einen Verdacht hegte!
So würde ich mich aber verraten.
Ich versuchte mir daher nichts anmerken zu lassen und tat völlig gleichgültig.
Es war schließlich nicht sicher, ob ich recht behalten würde.
Das mit der Abwesenheit von Adam könnte auch nur ein Zufall sein und musste nicht gleich bedeuten, dass er während dessen mit mir getanzt hatte.
Schließlich war er nach einer halben Stunde noch immer nicht da.
Was mich nur dazu brachte betrübt drein zu blicken und die Hoffnung auf ein Wiedersehen aufzugeben.
Überrascht über meine Neugier dem Fremden gegenüber sahen mich die anderen alle an, selbst meine beste Freundin Whitney, die so etwas nun gar nicht von mir gewohnt war.
Ich hatte mich seit einigen Jahren für keinen Jungen mehr interessiert.
Egal wie sexy und gutaussehende er auch war.
„Mein lieber Bruder ist neunzehn, so wie Darren auch, doch er ist dennoch der ältere von beiden. Warum diese Neugier?“
„Das ist keine Neugier!“, wehrte ich es ab. „Es hat mich nur interessiert, da ihr von euch sprecht, aber nicht von ihm.“
„Kennst du Adam etwa?“, fragte Sylvia jetzt total wachsam und sah mich dabei aufmerksam und eindringlich an.
Und auch die anderen schienen sich etwas anzuspannen und ungeduldig auf meine Antwort zu warten, was ich so überhaupt nicht verstehen konnte.
Was war auf einmal mit den anderen los.
Verwirrt blickte ich in die Runde und gab murmelnd ein ‚Nein’ von mir ehe ich Sylvia fragend anblickte.
„Es ist besser so, wenn du dich von ihm fern hältst. Du ersparst dir dann eine menge Kummer und Schmerz.“
„Warum? Was ist mit ihm?“
„Er hat einen ziemlich miesen Charakter. Ist so gut wie immer schlecht drauf, dazu noch arrogant und ziemlich eingebildet. Du solltest ihm also besser aus dem Weg gehen.“
Und da erstarb die letzte Hoffnung in mir, als ich das hörte.
Adam war nicht mein Fremder, den ich so verzweifelt versuchte wiederzusehen, dass ich mich schon verzweifelt an das letzte bisschen Hoffnung klammerte, dass nun entgültig erloschen ist.
„Warum sagst du mir das Sylvia. Er ist dein Bruder. Es hört sich so an, als würdest du mich vor ihm warnen wollen und verhindern, dass ich in seine Nähe kommen. Verstehe ich das richtig oder habe ich irgendetwas vergessen?“
„Nein, Sehe es eher als Warnung vor ihm. Es ist immer noch dir überlassen, wie du dich entscheidest. Aber du musst wissen, dass ich meinen Bruder zu gut kenne, als das ich dich nicht vor ihm warne, falls du tatsächlich seinem Charme erliegen solltest. Adam hat es noch nie mit einem Mädchen ernst gemeint. Traurig, aber dennoch wahr. Sie waren noch nie mehr, als ein Spielzeug für ihn gewesen. Hab ein bisschen Spaß mit ihnen, tob dich an ihnen aus und lass sie dann wieder fallen“, erwiderte Sylvia ernst und angewidert darüber, wie ihr Bruder zu sein schien. „Lass dich also bitte niemals mit ihm ein! Ich will meine kürzlich gefundene Freundin wegen ihm nicht verlieren. Denn wenn er dich verletzt, dann wirst du dich von uns abwenden und das will ich auf keinen Fall.“
„Das wird nicht passieren. Mach dir deswegen also keine Sorgen. Ich denke ohne hin nicht das er mein Typ sein wird“, sagte ich und musste mich zu einem Lächeln zwingen, dass meine Tränen verdrängen sollte.
‚Adam war nicht Er. Ich wollte ihn und keinen anderen. Den Jungen, der mich so nahm, wie ich bin. – Sah, dass es mir alles andere als gut ging, dass mein Lächeln nur gespielt war.
„Wenn man vom Teufel spricht“, sagte Dante lächelnd.
„Was?“, fragte ich etwas irritiert.
„Da kommt er schon Süße. Dreh dich lieber nicht um. Er ist wütend.“
„Und warum?“
„Ein Fremder sitzt auf seinem Fall. Na ja. Eher eine Fremde.“
Und da dämmerte es mir.
Schlagartig krümmte mein Magen sich zusammen und ein dicker Kloß saß in meiner Kehle.
Das war nicht gut.
Aber vielleicht würde ich ja mit ihm reden können, sodass es zu keinem Streit kommt.
Ich drehte mich zu Adam um und erstarrte Augenblicklich.
Fassungslos starrte ich den Jungen an, denn er war niemand anderes als mein unbekannter Tänzer, der schnurstracks auf uns zu kam, jedoch hatte er mich noch nicht erkannt oder er hatte es, aber für ihn war es alles ohne Bedeutung gewesen.
Als ich daran dachte, versetzte es mir einen leichten Stich durchs Herz.
Tränen schimmerten in meinen Augen.
Das hatte mir gerade noch gefehlt, wegen einem Idioten, wie ihm zu weinen, der sich einen Spaß mit mir erlaubt hatte.
Blinde Wut stieg in mir auf.
„Oh nein!“, stöhnte ich und drehte mich wieder hastig zu den anderen um.
„Was ist mit dir?“, fragten die anderen besorgt. „Geht es dir nicht gut? Du bist so blass Debbie!“
„Nein. Es ist wegen Adam. Das ist der Kerl von dem ich euch vorhin erzählt habe. Der, mit dem ich vorhin getanzt habe. Er ist es. Ich glaube mir wird gleich ganz schlecht.“
„Das tut mir leid für dich Süße“, sagte Sylvia bedauernd.
„Es war so schön gewesen. So in seinen Armen zu liegen. Adam hatte mir ein Gefühl gegeben, was sonst keiner mir geben konnte und nun muss ich erfahren, dass es niemals wieder so sein kann, wie in diesen einen Moment des Zusammenseins.“
„Du solltest ihn vergessen. Die Sache zwischen euch vergessen, denn es wird unmöglich ein treffen. Adam hat es nicht ernst gemeint.“
Ich nickte nur traurig und versuchte nicht weiter über diese Sache nachzudenken.
Sylvia hatte recht.
Es war von Anfang an zu schön gewesen, als das es wahr sein konnte.
„Hallo Adam“, begrüßten die anderen ihn, während ich nur schweigend da saß und mein Gesicht abwandte.
Ich würdigte ihn keines Blickes, sondern versuchte ihn einfach nur zu ignorieren.
Ein Knurren erklang hinter mir und verursachte mir eine Gänsehaut, doch ich rührte mich nicht, sondern blieb ruhig auf dem Stuhl sitzen.
„Was macht diese Fremde auf meinem Stuhl?“, fragte Adam aufgebracht und mit einem bedrohlichen Knurren.
Alle zuckten zusammen, ich jedoch blieb unbeeindruckt von seiner Wut.
„Wie könnt ihr es wagen?“, fragte er weiter mit einem arroganten Ton.
„Adam beruhig dich wieder!“, zischte Sylvia ihn zornig an und sah mich dann mitleidig an.
„Nein. Ihr wisst nur zu gut, dass ich es nicht leider kann, wenn mein Platz von einem unbedeutenden Sterblichen besetzt wird.“
Ich spürte seinen Blick auf mir, wie er mich zu durchbohren schien.
„Was ist nun? Wirst du freiwillig gehen oder soll ich dir Beine machen Weib?“, sprach er mich an und berührte mich an der Schulter
Wut stieg in mir hoch und brachte mich zum kochen.
Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? So mit mir oder seinen Freunden zu reden?
Er ist schließlich weg gegangen, also soll er sich nicht so aufspielen!
Zornig blickte ich Adam an.
„Debbie?“, fragte er mich erstaunt und sein Blick wurde weicher und nachsichtiger.
„Spar dir dein Debbie. Du bist ein arrogantes Arschloch. Lern erst einmal, etwas freundlicher zu sein, denn so wie du dich gerade benimmst, ist alles andere als nett!“, fauchte ich ihn an und schüttelte seine Hand ab, die noch immer auf meiner Schulter ruhte. „Nimm deine Hand da weg oder du wirst mich kennen lernen. Was glaubst du eigentlich wer du bist, dass du dich hier so aufspielen kannst Arschloch? Es war eben wirklich alles nur Fassade. Du hast mir eben nur etwas vorgespielt!“
Wütend stand ich auf und funkelte ihn an, der Schmerz spiegelte sich kurz in meinen Augen wieder, ehe er erlosch und blanke Wut zum Vorschein kam.
„Nein Debbie. So ist es nicht!“, sagte er und versuchte mich zur Vernunft zu bringen, in dem er mich in den Arm nahm, so wie er es beim Tanzen getan hat.
Für einen kurzen Augenblick ließ ich es sogar zu, doch dann kam ich wieder zu mir.
„Lass mich los du verdammter Bastart. Du kannst mich mal. Ich wollte ohne hin jetzt gehen, also kannst du deinen Platz gerne wieder haben, denn auf deine Anwesenheit verzichte ich nur zu gerne. Deine Freunde hatten wirklich Recht, was deinen Charakter angeht. Du bist echt nicht zu ertragen mit deiner arroganten, selbstgefälligen Art. Ich kenne dich zwar nicht Adam, aber eins kann ich dir mit Sicherheit sagen. Ich kann dich nicht leiden!“
Schmerz funkelte in seinen Augen, ehe er sich gleichgültig und arrogant gab.
Und ohne ihn noch einmal zu Wort kommen zu lassen, ging ich einfach davon.
Ich brauchte jetzt unbedingt frische Luft, sonst würde ich gleich zusammen brechen.
Es war schwer für mich gewesen ihm gegenüber so kalt und feindselig zu sein, nachdem ich eine andere Seite von ihm gesehen habe. – Eine Seite die falsch gewesen ist.
Diese Erkenntnis musste ich jetzt erfahren, auf eine schmerzhafte Weise.
Adam sah mich überrascht und wütend zu gleich an. – Wütend darüber, dass ich ihn vor allen anderen bloß gestellt hatte.
Noch nie hatte es jemand gewagt so mit ihm um zugehen.
Und noch nie eine Frau.
Damit hatte er wohl nicht gerechnet.
Ich mag zwar zerbrechlich sein und ziemlich verletzlich, doch ich habe vor langer Zeit gelernt mich zur Wehr zu setzen, wenn es darauf ankam.
Bis jetzt hatte Whitney es immer für mich getan, doch heute Abend war ich jemand anderes.
Eine Frau, die sich nichts gefallen lässt.
Schon gar nicht von jemanden wie Adam, der glaubt mich behandeln zu können, wie es ihm gerade in den Kram passt.
Ich war aber auch selbst etwas überrascht, wie sicher ich war und dass ich ihm meine Meinung sagen konnte, ohne unsicher dabei zu wirken.
Doch wenn ich jetzt so darüber nachdenke, wollte ich selbst nicht glauben, dass Adam mir nur etwas vorgespielt hat.
Und obwohl er seltsam reagiert hat, als ich ihm das an den Kopf warf – es sogar verneint hatte – konnte ich dennoch nichts anderes glauben als das, was Sylvia mir nun einmal über ihn erzählt hatte.
Er spielte nur mit den Frauen!
Zielstrebig steuerte ich auf den Ausgang zu, denn ich hielt es wirklich keine Minute länger hier drin aus.
Ich war wohl wirklich nicht mehr ich selbst gewesen, als ich Adam so angeschrieen habe.
Denn jetzt fühlte ich mich plötzlich hilflos, verletzlich und total hintergangen.
Jetzt, wo ich alleine war, liefen mir einzelne Tränen über die Wange und ich musste leise vor mich hin schluchzen.
Ich war wohl doch nicht ganz so stark, wie ich manchmal wirkte.
Kaum dass ich draußen war, atmete ich die Luft gierig ein und versuchte mich wieder zu beruhigen.
Langsam tastete ich nach meiner Wimperntusche um mich zu vergewissern das sie nicht verlaufen war und ich hatte Glück.
Noch mehr Pech an diesem Abend kann ich echt nicht gebrauchen.
Und obwohl ich eben nicht ich selbst gewesen war, hatte es doch ganz gut getan, der Wut freien lauf zu lassen.
Ich lasse so nicht mit mir reden, damit er das mal wusste.
Mag sein das ich nicht ganz so selbstbewusst wie Whitney bin oder wohl möglich Sylvia, aber ich habe dennoch meinen Stolz und kann mich durchaus zur Wehr setzen, wie man es ja gesehen hat.
Bei dem Gedanken musste ich kurz grinsen und dann dachte ich wieder an Adam.
In seinem Blick lag tiefer Schmerz und Verzweiflung, die ich selber nicht verstand.
Er hätte doch langsam merken müssen, wer vor ihm gesessen hatte, auf seinem Platz.
Aber er hatte es nicht getan und nun musste er mit den Konsequenzen leben.
Ich würde mich von ihm fern halten und alle guten Erinnerungen an den Tanz vertreiben.
Nun war ich wieder das Mädchen, was ich zuvor gewesen bin.
Verletzt, enttäuscht und distanziert.
Mein Lächeln war nun entgültig gestorben und auch er würde es nicht wieder zurück holen können, den er hatte mich zu tiefst getäuscht.
Ich verbrachte einige Minuten hier draußen an der frischen Luft, ehe Whitney sich zu mir gesellte und mich besorgt ansah.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie leise und nahm mich dann ganz fest in den Arm.
„Ich glaube schon Whitney. Aber ich weiß nicht. Irgendwie fühle ich mich seltsam. Als wäre ich plötzlich ein anderer Mensch. Ich tue Dinge, die mein früheres Ich nie getan hätte. Und das macht mir ehrlich gesagt Angst!“, gestand ich meiner Freundin und blickte sie dabei ernst und etwas verloren an.
„Du brauchst dich nicht zu fürchten, denn du hast endlich gelernt die zu verteidigen. Adam hat dich mehr oder weniger Angegriffen, indem er so mit dir gesprochen hat. Aber du müsstest dumm sein, wenn du es dir von einem wie dem gefallen lässt. Ich finde dich echt unglaublich. – Und dass was du getan hast. Wie du mit ihm gesprochen hast.“
„Ich fühle mich dadurch etwas schlecht.“
„Warum?“
„War ich nicht etwas zu hart zu ihm?“
„Keineswegs. Er hat es nicht anders verdient.“
„Ich kann es aber immer noch nicht fassen, was ich da eigentlich gesagt habe. In diesem einen Moment hab ich mich so stark und voller Kraft gefühlt, dass sogar meine Unsicherheit wie weggewischt war. Das war so unglaublich und schwer zu begreifen für mich!“
„Das kann ich mir gut vorstellen. Mir wären vor Überraschung fast die Augen raus gefallen“, erwiderte meine Freundin lächelnd und drückte mich etwas enger an sich.
„Wo sind jetzt eigentlich die anderen?“
„Die sind noch drin und warten da auf uns. Sie waren ganz irritiert als du so plötzlich davon gerauscht bist, nachdem du Adam deine Meinung gesagt hast. Und der Gute wird sich jetzt auch benehmen. Das war ihm wohl eine Lehre gewesen. Was sagst du dazu, wenn du wieder mit rein kommst und dich zu den anderen setzt?“
„Ist in Ordnung. Ich komme gleich wieder zu euch an den Tisch. Und wegen dem Idioten Adam mache ich mir nicht die geringsten Sorgen. Er ist mir herzlich egal. Ich musste einfach nur raus um mich abzureagieren. Mehr auch nicht!“
„Nein. Ich finde wir sollten beide gemeinsam rein gehen. Ich kenne dich schon viel zu gut. Nicht so dass du mir also doch noch davon läufst wenn ich dich jetzt wieder alleine lasse!“
Wir lachten beide auf.
Da hatte sie wohl Recht.
Immer wenn so etwas passierte, da hab ich mich am Ende immer wieder zurückgezogen, weil mir das ganze einfach zu unangenehm gewesen ist.
„Na gut“, seufzte ich dann ergeben, „dann gehen wir eben gemeinsam zu den anderen in den Club zurück!“
„Ach ja und ehe ich es vergesse. Das Platzproblem haben wir jetzt auch ganz einfach gelöst. Es war unnötig sich deswegen zu streiten. Aber so ist Adam nun einmal. Er wird immer ganz schnell sauer und es ist nur schwer ihn wieder zu beruhigen. Meinten jedenfalls die anderen, als du gerade eben draußen gewesen bist. Natürlich hat Adam das nicht gepasst, dass man über ihn sprach, aber komischerweise war er trotzdem leise geblieben!“
Sie grinste mich vergnügt an.
‚Glaubte sie etwa, dass ich etwas damit zutun hatte?’, fragte ich mich jetzt, doch schüttelte gleich darauf den Kopf. ‚Das kann unmöglich sein!’
Gemeinsam betraten wir nun wieder das ‚Blue Water’ und gesellten uns auch sofort wieder zu den anderen, die uns anlächelten kaum, dass sie uns erblickt haben.
„Was war denn los gewesen. Wir dachten alle schon, dass du abgehauen bist“, sagte Dante grinsend.
„Echt?“, fragte ich unschuldig.
„Ja!“, meinte Sylvia lächelnd.
„Ach so. Nein. Wo denkt ihr hin. Ich hatte doch gar keinen Grund dazu!“
Aus dem Augenwinkel sah ich kurz zu Adam, ehe ich meinen Blick dann wieder ganz schnell von ihm abwandte.
Und wie ich befürchtet hatte, war mein Platz genau neben ihm.
‚Ich hab immer so ein verdammtes Glück!’, dachte ich sarkastisch, aber eigentlich war es mir schon klar gewesen.
Diese Befürchtung war mir schon draußen gekommen, als mich Whitney wieder rein gebeten hatte und ich musste auch noch einwilligen und wieder mit kommen.
Das hatte ich nun davon.
Langsam und nur widerwillig setzte ich mich auf den freien Platz neben ihm.
Das einzige erträgliche dran war, dass Darren auf meiner rechten Seite saß und Sylvia auf seinem Schoß hatte.
Ich drehte mich leicht zu den beiden und ignorierte Adam dabei erfolgreich.
Dennoch, obwohl ich ihn nicht mehr sehen konnte, spürte ich seinen Blick immer wieder auf mir, doch das interessierte mich nicht weiter.
Stattdessen drehte ich ihm vollkommen meinen Rücken zu und unterhielt mich angeregt mit seiner Schwester Sylvia.
Der Abend verlief ohne weitere Zwischenfälle und ging noch bis spät in die Nacht hinein.
Wir verstanden uns alle super und ich hatte es sogar geschafft mich nicht noch einmal mit Adam zu streiten.
Was wahrscheinlich daran lag, dass ich mich strikt weigerte mit ihm auch nur ein einziges Gespräch anzufangen, da ich keinerlei Interesse hegte diesen Mistkerl noch näher kennen zu lernen, nachdem was die anderen mir alles über ihn erzählt hatten.
Und auch so wie er mir gegenüber war, hatte ich gleich gewusst, dass zwischen uns einfach zwei viel zu große Welten liegen.
Es würde nur wieder Streit zwischen uns geben, wenn ich mich noch einmal auf ihn einlassen würde, also entschied ich mich einfach dafür, mich ganz von ihm fern zu halten.
Doch das würde sich schwieriger gestalten, als gedacht, da meine Freundin sich scheinbar sehr gut mit Dante verstand, der auch noch der beste Freund von Adam sein musste.
Das konnte ja noch etwas werden.
Na ja, eigentlich waren ja alle ganz nett, bis auch eine Ausnahme.
Ich sah auf meine Uhr und konnte nicht glauben, was ich sah.
„Mist!“, fluchte ich verärgert, denn es war schon ein Uhr in der Früh.
Meine Mutter würde mich umbringen, wenn sie wüsste, dass ich noch so spät unterwegs bin.
So lange war ich noch nie von Zuhause weg geblieben.
Und doch fühlte es sich toll an, endlich einmal die Zeit vergessen zu können.
Doch ich sollte mich dennoch lieber auf den Weg machen, damit meine Mutter sich keine Sorgen machte, auch wenn ich ihr gesagt hatte, dass ich noch mit Whitney unterwegs sein würde und mit ihr einen Mädchenabend machen wollte.
Wie gerne wäre ich noch länger geblieben.
Leise seufzend erhob ich mich vom Stuhl und sah in die Runde.
Sie waren alle so nett und ich wollte mich wenigstens noch von ihnen verabschieden, wenn ich schon gehen musste.
„Was ist los Debbie?“, fragte Sylvia mich überrascht und zog dabei eine Augenbraue hoch.
Ich sah sie traurig an und senkte leicht den Kopf.
„Ich muss jetzt leider gehen! Man sieht sich bestimmt mal wieder!“
Und damit drehte ich mich um und ging auf den Ausgang zu, als mich eine warme Hand noch leicht streifte und mir einen warmen Schauer über den Rücken jagte, doch ich drehte mich nicht mehr um, denn ich wusste wem diese warme Hand eben gehörte.
Kurz bevor ich durch die Tür gehen konnte, hörte ich Whitney hinter mir immer wieder etwas unverständliches rufen, bis sie nahe genug war um es zu verstehen.
„Warte!“, schnaufte sie atemlos und kam neben mir zum stehen.
Keuchend beugte sie sich leicht nach vorne und stützte ihre Hände auf den Knien ab.
Sie musste wohl durch den ganzen Club gelaufen sein und ich wusste wie miserabel ihre Kondition war und dann auch noch auf hohen Absätzen, das könnte glatt tödlich sein.
Ich drehte mich leicht zu ihr und sah sie dabei abwartend an.
‚Was sie wohl von mir wollte?’
„Ich komme mit dir Debbie. Ich will nicht, dass du alleine gehen musst. Nicht so dass dir noch etwas passiert!“
„Es wird nicht besser wenn du mitkommst. Du brauchst meinetwegen nicht schon zu gehen. Bleib und amüsier dich mit den anderen. Ich hab es ja nicht weit bis zur Bushaltestelle Whitney. Es sind nur ein paar Stationen bis zu mir!“
„Ich kann mich nicht amüsieren, wenn ich mit der Gewissheit hier sitze, dass du gerade alleine nach Hause fährst. Was ist wenn dir unterwegs etwas passiert? Ich könnte mir das nie verzeihen.“
„Mach dir nicht so viele Sorgen. Es wird schon nichts passieren!“
„Sei dir da lieber nicht so sicher Debbie. Deine Freundin hat Recht“, entgegnete Dante ernst. „Wir kommen einfach mit euch, da wir mit dem Auto hier sind. Dann können wir euch nämlich gleich nach Hause fahren.“
Er lächelte mir zu und zwinkerte.
Ich musste darüber nur grinsen, doch ich entschied mich dennoch nicht gleich sofort, sondern ging die einzelnen Alternativen durch und musste dann selber feststellen, dass es vielleicht doch besser war mit den anderen gemeinsam sich auf den Weg zu machen.
Es war einfach zu spät, als dass es klug von mir war wirklich alleine Heim zu fahren.
„Also gut“, gab ich mich dann endlich geschlagen. „Dann lasst uns gehen!“
Ich drehte mich wieder um und ging jetzt eiliger auf den Ausgang des Clubs zu, während die anderen mir folgten.
Kaum war ich draußen, hielt ich inne, da ich ja weder wusste mit was für einem Auto sie hier waren, noch wo sie geparkt hatten.
Es standen in dieser Straße eigentlich nur drei schwarze Ferraris nur wenige Meter vom Club entfernt.
‚Ob das wohl deren Wagen waren?’, fragte ich mich insgeheim und hoffte es sehr.
Ich hatte nämlich einen Fabel für schnelle Autos.
„Geh weiter Debbie“, sagte Dante sanft hinter mir.
Leicht irritiert blickte ich zu ihm nach hinten und sah noch, wie Whitney sich bei ihm eingehackt hatte, als er mich auch schon nach vorne schob.
Genau auf die schwarzen Wagen zu.
‚Oh mein Gott’, dachte ich ungläubig.
Es waren ihre Autos.
Sie hatten also tatsächlich viel Geld, wenn sie sich solche Sportwagen leisten konnten.
Und dann auch noch drei Stück von ihnen.
Es war schnell entschieden wer mit wem fuhr, sodass ich am Ende das Glück hatte mit Adam allein in einem Auto zu sitzen.
Ich starrte stur aus dem Seitenfenster um ihm ja nicht in die Augen sehen zu müssen, denn ich spürte, wie er mir immer wieder einen Seitenblick zuwarf.
„Ich unterbreche deine Tagträumereien ja nur ungern, aber würdest du mir endlich sagen wo ich hin fahren muss?“ Schließlich ist es ja noch nicht so, dass ich schon weiß wo du wohnst!“, sagte er in einem leicht gereizten Tonfall und doch schien er sich dabei zu bemühen gelassen zu bleiben.
Doch anstatt ihm zu antworten blickte ich weiterhin stur aus dem Fenster.
Ich hatte keine Lust ihm irgendeine seiner Fragen zu beantworten, denn schließlich war ich sauer. – Nicht nur sauer, sondern ich hasste diesen Kerl neben mir.
Dabei kannte ich ihn ja kaum. – Gerade einmal ein paar Stunden.
Es widerstrebte mir mit ihm zu reden.
Er war nicht mehr als ein arroganter Mistkerl, den ich spätestens nach unserer zweiten Begegnung im Blue Water nicht mehr leiden konnte.
Und er hatte es mir noch nicht einmal besonders schwer gemacht.
„Würdest du mir jetzt bitte meine Frage beantworten?“, fragte er nun wütend und sah mich dabei mit einem zornigen Blick an, beidem mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter lief.
Doch ich sah ihn einfach nur ruhig an.
„Nein!“, erwiderte ich knapp und verschränkte die Arme vor der Brust.
Sollte er doch selber sehen wie er klar kam, da ich ihn nicht darum gebeten hatte mich nach Hause zu fahren!
Ich hätte mich von Dante einfach nicht überreden lassen dürfen, dann wäre dass alles ganz sicher nicht passiert!
Aber es half jetzt auch nichts darüber nachzudenken was ich hätte nicht tun sollen und was doch.
Eins wusste ich aber mit Sicherheit.
Ich würde ihm ganz sicher nicht sagen wo ich wohnte.
„Jetzt sag schon!“, forderte er mich barsch auf und schien schon sichtlich gereizt zu sein, doch das war nicht mein Problem.
„Fahr einfach den anderen nach!“, knurrte ich genervt. „Ich übernachte heute einfach bei Whitney. Das macht die Sache etwas leichter!“
„Du scheinst mir nicht zu trauen. Hab ich Recht?“
„Um ehrlich zu sein. Nein! Ich vertraue dir wirklich nicht. Warum sollte ich das auch tun? Du bist ein mieser Idiot!“
„Das sah aber vor ein paar Stunden noch anders aus. Du lagst in meinen Armen und hast dich mir vollkommen hingegeben. Du hast mir vertraut. Warum jetzt nicht mehr?“
„Ja, dass stimmt wohl. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich auch noch nicht, was für ein großer Lügner du doch bist. Du hast mit mir gespielt.“
„Nein!“, sagte er entschieden und schüttelte dabei mit dem Kopf. „Ich hab nicht mit dir gespielt!“
„Doch das hast du!“, keifte ich ihn an.
Seufzend schüttelte er erneut den Kopf, doch sagte nichts mehr.
„Also gut, dann fahren wir eben den anderen nach“, erwiderte er dann noch resigniert.
Die anderen waren schon mit ihren Autos vor gefahren, als Adam auch schon aufs Gaspedal trat und den anderen Autos hinterher jagte.
Erschrocken entfuhr ein kleiner Aufschrei meiner Kehle, während ich mich verängstigt und total panisch am schwarzen Ledersitz festkrallte um ja nicht auf den Schoß von Adam zu rutschen.
Der Kerl fuhr wie ein Irrer durch die fast leeren Straßen, nur um die anderen noch einzuholen und denen dann auch noch fast ins Hinterheck zu fahren.
‚Nie wieder würde ich zu diesem Verrückten ins Auto steigen!’, sagte ich mir in Gedanken, als wir auch schon vor Whitneys Haustür angelangt waren.
Hecktisch schnallte ich mich los und sprang regelrecht aus dem Wagen, ehe Adam noch irgendetwas sagen konnte, da er seinen Mund schon geöffnet hatte.
Überrascht sahen die anderen mich an.
„Wie konntet ihr mir das nur antun?“, fragte ich total aufgelöst und zitterte ganz leicht vor Aufregung am Körper. „Der Kerl fährt wie ein Verrückter! Wolltet ihr mich etwa umbringen!“
„Ach komm Debbie“, sagte Sylvia mitfühlend und legte mir einen Arm um die Schulter. „So schlimm war es doch auch nicht. Auch wenn Adam ein ziemlich großes Arschloch ist, so kann ich trotzdem nur sagen, dass er dafür mit Autos umso besser umgehen kann. Er ist ein exzellenter Fahrer.“
Ich nickte nur leicht benommen und folgte Whitney, die schon mit Dante vorgegangen war.
„Guten Nacht meine Schöne“, hörte ich Dante noch leise sagen, als ich näher kam. „Wir sehen uns dann sicher morgen!“
Dann wandte er sich mir zu, lächelte mich kurz an und ging dann langsam wieder zu seinem Auto.
Auch die anderen verabschiedeten sich noch und stiegen dann ebenfalls ein, ehe sie davon fuhren.
Nur Adams Wagen blieb noch für den Augenblick stehen.
Und obwohl die Scheiben getönt waren, konnte ich seinen Blick deutlich auf mir spüren.
Ein warmer Schauer lief mir den Rücken hinunter, als ich mich wieder an unseren gemeinsamen Tanz erinnerte.
„Kommst du Debbie?“, hörte ich die Stimme meiner Freundin leise an mein Ohr dringen.
Leicht benommen schüttelte ich den Kopf und drehte mich dann einfach um, ehe ich mit leicht unsicheren Schritten in den Hausflur trat und ohne noch einmal einen Blick nach draußen zu werfen die Tür hinter mir schloss.
Diese Nacht schlief ich leicht unruhig, da mir immer wieder diese Bilder von ihm durch den Kopf jagten und heiße Schauer auf meiner Haut hinterließen.
Irgendetwas war seltsam an ihm gewesen.
Er hatte so geheimnisvoll gewirkt. – So anziehend und doch auch mit einer Spur Gefahr, die ich nicht verstand.
Ich wusste schon jetzt, dass sich seit diesem Abend so einiges in meinem Leben verändern würde. Doch wie groß diese Verändern sein würde, dass konnte ich jetzt beim besten Willen nicht sagen. Aber ich wusste, dass es nichts gutes sein würde.
Eine innere Stimme warnte mich vor dem, was heute geschehen ist.
Sie flüsterte mir zu, dass Adam gefährlich war. – Dass ich mich von ihm fern halten sollte, wenn mir mein Leben lieb war.
Und diese Erkenntnis verunsicherte mich.
Ich war verwirrt und wusste nicht, was dass alles zu bedeuten hatte.
Aber schon bald würde ich es heraus finden.
Das sagte mir mein Gefühl.
Text: Copyright by Cassedy
Publication Date: 11-19-2010
All Rights Reserved
Dedication:
Ich witme dieses Buch meinem kürzlich verstorbenen Kaninchen und all den jenigen, die meine Bücher so gerne lesen