Meine entfernte Verwandte, die Kwien von Engelland, war gestern Abend untröstlich unpässlich, und deshalb hatte sie mir ihren Sitzplatz bei den Wie-Ei-Pis überlassen. Und deshalb musste ich ja wohl oder übel zur Tschö-Feier gehen, gell?
Und es hat sich bewahrheitet, was ich von meiner Mischpoke auf der Insel schon immer gewusst hatte, aber nie so recht beweisen konnte: Die Brieeeten sind nicht nur hoffnungslos old fashioned, sondern auch nekrophil. Oder könnt ihr mir erklären, warum einige der Knödeljodler gar nicht mehr unter den Lebenden waren? Dschonn Lännen gurgelte aus dem Jenseits Imädschinn ( ham wa jemacht, Dschonn!), und der charismatische Fräddie Mörkjurie kam uns mit seinen böhmischen Dörfern ziemlich spanisch vor. Nur et Kaballjeh hat nicht mitgesungen wie damals in Barzel Ona. Dabei is sie doch ein so wunderbahrer Soprano ( neiiiiin, sie ist nicht bei der Mafia!).
Aber als diese unsäglichen Speis Görls im Taxi ins Stadion fuhren ( können die eigentlich gar nicht mehr zu Fuß gehen? Gut, die Frau Bäckhäm ist ja magersüchtig, die bricht wahrscheinlich in der Mitte auseinander, wenn sie sich zu viel bewegt, aber die anderen...). Diese Gewürzdrosseln waren überflüssig wie ein Furunkel am Allerwertesten. Die können ja nich mal singen! Aber die Autochthonen waren schwer begeistert. Engländer eben.
Drollig war ja auch, dass dieser putzige Parforceritt durch den BritPop der letzten 400 Jahre viele ehemals berühmte Bänds auf den Stadionrasen geworfen hat. Ob sie nun singen wollten oder nicht. Manche konnten auch gar nicht mehr. Singen nämlich. Der Rodscher Dolltrie von den Huuuh hatte seine schwere Not, Töne zu finden und vor allem in der Kehle zu halten. Aber die bunten Lichtorgeln, die diese Darbietungen aufgehübscht haben, die erinnerten schwer an den Reichsparteitag, in Nürnberg.
Und weil die Brieeeten ja so skurril sind, durfte natürlich der Erich Eidel nicht fehlen! Und was hat er gemachte? Genau, immer auf die helle Seite des Lebens geguckt. Is ja auch ein feiner Zug von ihm, sogar am Kreuze hängend immer nur positiv zu denken. Das kann auch nicht jeder. Ich jedenfalls... nicht. Und wo war eigentlich Ädäll? Die Modelzicken Kate und Naomi waren jedenfalls kein Ersatz für et Ädällsche.
Dann gegen Ende kamen die Cariocas. Die haben der glotzenden Fernsehwelt Brasselsilien vorgestellt. Ein Samba tanzender Straßenkehrer, heiße Rio- Miezen im Karnevalstanga, ne Fadosängerin und--- Peleeeeeeeee, looking younger than ever! Die haben sozusagen die telegenen amuse-gueules serviert, um uns Appetit auf die Spiele von Rio de Janeiro zu machen. Ganz ohne auf kulturelle Zombies zurückzugreifen.
Morgen melde ich mich bei der VHSan. Bis 2016 muss ich Samba tanzen können.
Text: cassandra2010
Images: wikicommons
Publication Date: 08-13-2012
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